new flugbooteundder kriegaufdenozeanen 1939bis1945 · 2017. 3. 16. · db-240,welches später...

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Eine Vought OS2U Kingfisher der amerikanischen Marine hebt zu einem Überwachungsflug im Pazifikraum ab. Flugboote und der Krieg auf den Ozeanen 1939 bis 1945 Bisher kaum gewürdigt: 30 Flugboote und der Krieg auf den Ozeanen 1939 - 1945

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Page 1: New Flugbooteundder KriegaufdenOzeanen 1939bis1945 · 2017. 3. 16. · DB-240,welches später zumBomberJer-2 weiter entwickelt wurde, 1940 seinen Erstflug absolvierte undam11. August

Eine Vought OS2U Kingfisher deramerikanischen Marine hebt zu einemÜberwachungsflug im Pazifikraum ab.

Flugboote und derKrieg auf den Ozeanen1939 bis 1945

Bisher kaum gewürdigt:

30 Flugboote und der Krieg auf den Ozeanen 1939 - 1945

Page 2: New Flugbooteundder KriegaufdenOzeanen 1939bis1945 · 2017. 3. 16. · DB-240,welches später zumBomberJer-2 weiter entwickelt wurde, 1940 seinen Erstflug absolvierte undam11. August

Flugboote und Schwimmerflugzeuge leisteten einen wichtigen Beitragzur Kriegführung aller Marinekräfte im ZweitenWeltkrieg. Sie flogen alsU-Boot-Jäger, Transporter und sogar als Jagdflugzeuge, ihre Entwicklungund Einsätze werden selten erwähnt. Dr. Arnold Harvey

31Flugboote und der Krieg auf den Ozeanen 1939 - 1945

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Flugplatz Santos Dumont bei Rio de Janeiro, war Sergio Schoorals einziger Pilot vor Ort. Plötzlich riss ein Offizier der U.S. Navydie Tür zum Aufenthaltsraum auf und schrie: „Da draußen istein U-Boot. Fliegt hin und holt es euch!“ Schnoor erreichtemit seiner Hudson und drei weiteren Besatzungsmitgliedernan Bord die Position nach etwa 20 Minuten Flug. Die Marinerumkreiste das U-Boot noch immer und schoss gelegentlich ausihren Bordwaffen.

Schnoor war überrascht, die Mariner dort vorzufinden:„Als ich eintraf, sah ich die Mariner, von deren Anwesenheitich keine Ahnung hatte. Sie schoss auf das U-Boot, doch ichwollte als Erster angreifen. Wir flogen an und öffneten denBombenschacht, wir hatten vorher die Waffen überprüft und

brachten uns jetzt im leichten Steigflug in eine Linie mit demU-Boot.“ Gerade in diesem Augenblick scheint die U-Boots-Besatzung die richtige Tiefe zum Abtauchen gefunden zuhaben. Sekunden später fielen zwei Wasserbomben etwa 50Meter seitwärts des Bootes und explodierten. Die Bordwaffender Hudson bestrichen den Turm und trafen dort einige Mat-rosen. Bei einem zweiten Anflug nahm die Hudson wieder denTurm unter Feuer. Dann flog die Maschine zur Küste zurück.

Während die Mariner weiter oben das U-Boot umkreisteerschien eine Catalina mit dem Kennzeichen FAB 02, welcheeigentlich einen Konvoi in der Nähe sichern sollte. Der Copi-lot Alberto Torres, der die Catalina flog, erinnert sich: „ Wirhatten die Koordinaten feindlicher Aktivitäten erhalten. Das

Schwer bewaffnet rollt eineLockheed Harpoon zum Start.

Die im August 1944 inFortaleza aufgenommeneVentura trägt unter jederTragfläche vier Schienenfür Luft-Boden-Raketen.

54 Brasiliens U-Boot-Jäger

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hieß U-Boote. Als wir eintrafen, sahen wir es schon aus einerHöhe von 1200 Metern. Das Wetter war gut. Das Boot lag querzu uns, doch als wir in den Sinkflug übergingen, drehte es mitdem Bug zu uns. Ich sah eine lange orange Flamme aus derBugkanone kommen und versuchte auszuweichen, ohne höherals 100 Meter zu kommen. Dann hielt ich die Maschine gerade,um einen genauen Abwurf der Bomben zu ermöglichen. Dieletzten 200 Meter legten wir aus allen Rohren feuernd zurück.Wir warfen drei Wasserbomben über dem Bug des U-Bootesab. Sie waren auf zwölf Meter Wassertiefe eingestellt, dies wardas Maximum, was das Boot beim Tauchen erreichen konnte.“Eine Bombe fiel dicht am Ziel, die anderen weiter dahinter. DasU-Boot hörte auf zu tauchen. Beim zweiten Anflug fielen dieBomben so dicht, dass das Boot fast aus dem Wasser gehobenwurde. Die vierte Wasserbombe explodierte genau über demHeck, welches schwer beschädigt wurde. Das Boot begannschnell zu sinken.

Bevor U-199 vollständig unter der Meeresoberfläche ver-schwunden war, gelang es einigen Besatzungsmitgliedernins Wasser zu springen. Die Mariner und die Catalina warfenjeweils Schlauchboote über den im Wasser treibenden Män-nern ab. Zwölf Besatzungsmitglieder konnten später gerettet

werden, 49 hatten ihr Leben verloren. Alberto Torres: „Wirkreisten über dem Männern des gesunkenen U-Bootes. Selt-samerweise banden die Männer die abgeworfenen Schlauch-boote zusammen und begannen zu rudern. Da ich Deutschspreche, morste ich mit einer Lampe, sie sollten nicht rudern,ein Schiff würde kommen, um sie zu retten. Zuerst gab es keineReaktion, dann hörten sie auf zu rudern.“ Zwei Stunden späterwurden die Schiffsbrüchigen von einem amerikanischen Ten-der aufgefischt.

Einsätze bis zum KriegsendeDurch die steigenden Verluste wurde dem deutschen U-Boot-Kommando vor Augen geführt, dass die Küstengewässer vorBrasilien gefährlich geworden waren. Im August konnte hiernur ein Frachter versenkt werden, im September gerade zwei.Mit der „Campos“ durch U-170 am 23. Oktober ging das letz-te Schiff des Jahres 1943 verloren. Am 30. Oktober flog dieCatalina FAB 01 Begleitschutz für einen Konvoi, Pilot LeutnantSchnoor erinnert sich: „Wir starteten zu einem normalen Ein-satz zur Begleitung eines Konvois. Als wir den Konvoi das ersteMal umrundeten, sahen wir entfernt etwas Verdächtiges. DieBesatzungwurde alarmiert undmachte die Bomben scharf. Die

DieWeiterentwicklung derVentura wurde als Harpoonbezeichnet.

Eine brasilianischeHarpoonwar in den USAverblieben und diente dortWirtschaftsvertretern undMilitärs als Reisemaschine.

55Brasiliens U-Boot-Jäger

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derAutordavonaus,dassdieBewaffnungbeidieserMaschineentferntwurde. Vielleicht einAnzeichen für einenbegonnenenUmbau.

Der Sprengstoffträger aus der Me 262 wurde noch in einemanderen Mistel-Gespann als untere Komponente verplant. Seit 1943wurde aus der Flugbombe Fieseler Fi 103 (V-1) bei den Henschel-Flugzeugwerken in Berlin-Schönefeld eine bemannte Version entwi-ckelt. Lastenseglerpiloten, die bei ihren Einsätzen nur eine geringe

Überlebenswahrscheinlichkeithatten, kamennachdenverheerendenBombenangriffen auf Hamburg im Juli und August 1943mit der Ideeheraus, sich mit mindestens 3,5 Tonnen Sprengstoff gefüllten Flug-zeugen bewusst auf wichtige gegnerische Ziele stürzen zu wollen. InErmangelung eines geeigneten anderen Flugzeugs wurde die Fi 103zur „Reichenberg“ Re IV, der bemannten Bombe, umgebaut. Dochdie dort eingebaute Sprengladung von nur 800 kg verhinderte nach

Oben: Junkers sollte den Ara­do­Mistel­SprengstoffträgerE 377a (siehe rechte Seite)

fertigungsreif machen, kamaber stattdessen mit dereigenen Ju 268 heraus.

In der Mitte eine Version mitPilot – landläufig als Selbst­opferflieger interpretiert,

möglich wäre aber auch eineSchulmaschine.

72 Mistel-Flugzeuge der Luftwaffe

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Meinung der Selbstopferpiloten (SO) eine entscheidendeWirkung imZiel. Dazu kam, dass die Reichenberg nicht selbst starten konnte, vonveraltetenHeinkelHe111indieLuftgetragenwerdenmussteundnachdemAbsetzennurnocheinegeringeReichweitehatte.

Dem Kampfgeschwader 200 unterstellt, suchten die SO-FliegernachAlternativen.OberstleutnantWernerBaumbach,KommodoredesKG 200, gab auf einer Besprechungmit dem Luftwaffenführungsstabam10. Januar1945an,dasGeschwader suchegegenwärtignacheinerAblösung für die Reichenberg durch eine bemannte Mistel als SO-Gerät. Eine Kombinationder Reichenberg Re IV,mit der die SO-Pilotenja schon Schulflüge unternommen hatten, und der Sprengstoff-262scheint da die Lösung gewesen zu sein. Als Kombination eigenstart-fähig, in der Luft schneller als die Reichenberg allein und mit größe-rer Reichweite, brachte die 262/Reichenberg-Mistel gemeinsam mitbeiden Flugzeugen fünf bis sechs Tonnen Sprengstoff ins Ziel. Bis aufeine Zeichnung dieser Kombination ohne nähere Erklärungen, liegendemAutor keineDokumente vor. Anfangder 1950er-Jahre erschien inder Illustrierten „Revue“ eine Serie über deutsche Geheimwaffen, dieoffenbar aus guten Quellen schöpfen konnte. Dort wurde die Mistel262/Reichenberg ineiner künstlerischenDarstellungvorgestellt.

Neue Strahler-MistelnBei Arado wollte man, um die Flugleistungen eines Mistelgespannesmöglichst vorteilhaft zu gestalten, einen sehr strömungsgünstigenSprengstoffträger neu konstruieren. Mit einem rotationssymmetri-schenschlankenTropfenrumpfund trapezförmigenTragflächensolltederHochdeckerE377 fastdieLängedesArado-DüsenbombersAr234haben.AlsBaumaterial sollteweitestgehendHolzVerwendungfinden.Ohne Triebwerke würde dieser Gleiter entweder eine herkömmliche1800-kg-Bombe inder Spitze tragenoder einen speziell konstruiertenSprengkopf. Als Variante E 377a würden zwei Strahltriebwerke BMW003 für zusätzlichenAntrieb sorgen.Damit auf ein Fahrwerk verzichtetwerden kann, erfolgte der Start mit dem oben aufsitzenden Leitflug-zeugmitdemauchvonMesserschmittgenutztenRheinmetall-Borsig-Startwagen.Bei einerVersionwürdeeineHeinkelHe162VolksjägeralsLeitflugzeug fürdenSprengstoffträgermit BMW-Triebwerkendienen.

Mitderzweisitzigenundvierstrahligen AradoAr234CalsLeitflug-zeugwürdedieE377danneineandereMistelbilden.HierbrauchtederBombenträger über keine Triebwerke zu verfügen. Da Arado kaumnoch Kapazitäten frei hatte, wurde Junkers umHilfe gebeten. Es kam,wieeskommenmusste: JunkerskonntesichmitdemEntwurfvonAra-donichtanfreundenundbeganneinAlternativ-Konzeptzuentwickeln.Damitwar die ganzeArbeit, die Arado investiert hatte, vergebens. Am21.Dezember1944wurdeJunkerszwarmit„Entwicklung,KonstruktionundBauvonMistelgespannennachArado-Entwurf“beauftragt.Dochdie Junkers-Alternative mit dem Tarnnamen „Holzschuh“ war schonernsthaft imGespräch: Für „je 20Holzschuhe für 234 und 162 sowie je6Trägerflugzeuge234und162 stehtBefehl nochaus“.

JunkerserarbeiteteeinenkomplettneuenEntwurf fürdenSpreng-stoffträger. Bei der als Ju 268 bezeichneten Maschine wurde auf denStartwagen verzichtet. Der hölzerne Mitteldecker hatte ein eigenesBugradfahrwerk. Der Start wurde durch sechs Feststoffraketen unter-stützt. NachdemAbhebenwurdendiese unddas Fahrwerk abgewor-

Ursprünglich war der Einsatzdes Leitflugzeugs He 162mit der Arado E 377a ge-plant, wurde dann aber imFebruar 1945 zu Gunsten derKombination mit der Ju 268fallengelassen.

Rechts: KeinenäherenAngabengibt es zum Siebel-Patentdieser Sprengstoff-MistelmitFeststoffraketen. Die obereAusführung sieht eher nacheinemWasserfahrzeug aus.

Unten: Der Volksjäger HeinkelHe 162 sollte in großenStückzahlen gebaut werden.

Foto:U.S.AirForce

73Mistel-Flugzeuge der Luftwaffe

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rung bei der Gestaltung von Flugzeugen als sinnlos“ bezeich-nete, wurde seine Gruppe aufgelöst und Roberto Bartini dieweitere Arbeit an Militärflugzeugen untersagt.

Als Mitglied im Präsidium des Allunionsrats für Aerody-namik von 1932 bis 1935 publizierte er daraufhin zahlreicheSchriften zu technischen Problemen, schrieb aber auchArbeiten über die Grundlagen der Physik und über Elemen-tarteilchen.

Bartinis Wirken in der sowjetischen ZivilluftfahrtNach dem Ausscheiden aus dem militärischen Flugzeugbauwechselte Bartini zum Forschungsinstitut der ZivilluftflotteNII GWF. Durch die Unterstützung des damaligen Chefs derLuftstreitkräfte, Pjotr Baranow, konnte Bartini im Nowo-sibirsker Werk Nr. 240 als Hauptkonstrukteur eingesetztwerden, wo er das Experimentalflugzeug Stal-6 entwickelte.Am 7. Oktober 1933 erzielte der Testpilot Andrej Jumaschewmit der unbewaffneten Maschine eine Geschwindigkeit von420 km/h (zum Vergleich: der Jäger I-16 von Polikarpowerreichte zu dieser Zeit maximal 360 km/h), woraufhin dieLuftstreitkräfte die weitere Erprobung übernahmen.

In Zusammenarbeit mit dem sibirischen Forschungsins-titut SNII schuf Bartini zwei weitere Flugzeuge. Zum einen,als Konkurrenzmuster zur Tupolew PS-35, das Schnellver-kehrsflugzeug Stal-7, welches am 28. August 1939 unter demKommando von Schebanow eine Durchschnittsgeschwindig-keit von 404,94 km/h auf der Strecke Moskau–Swerdlowsk–Sewastopol–Moskau erreichte und damit einen Weltrekordfür diese Flugzeugklasse aufstellte. Doch weder die Stal-7noch die PS-35 gingen in Serie. Grund war wohl die zu gerin-ge Passagierkapazität. Das zweite Flugzeug war die DAR, einFernaufklärer für den Einsatz in der Arktis, der auf Anregungund in Zusammenarbeit mit dem Polarflieger Boris Tschuch-nowski entstand. In Anlehnung an Dorniers Wal entstand einSchwimmerflugzeug als Ganzmetallkonstruktion, angetrie-ben von zwei 860 PS starken Hispano-Suiza-Motoren, die,über der Tragfläche angebracht, ihre Leistung an je eine Zug-und Druckschraube abgaben. Das Flugzeug sollte in der Lagesein, sowohl von Land als auch vomWasser aus zu starten undbis zu 20 Stunden in der Luft zu bleiben. Im Frühjahr 1937begann die Erprobung der DAR unter dem Kommando vonTschuchnowski, sie dauerte bis 1940, aber letztendlich wurdeauch dieses Flugzeug nicht in Serie gebaut.

Darüber hinaus half Bartini gemeinsam mit Schawrowdas Fotoflugzeug Sch-5 zu entwickeln, welches sowohl vomWasser als auch von Land aus operieren konnte. Mit WladimirJermolajew entwarf er das Projekt das LangstreckenflugzeugDB-240, welches später zum Bomber Jer-2 weiter entwickeltwurde, 1940 seinen Erstflug absolvierte und am 11. August

Bartini-Entwurf des zweimotorigen Transportflug-

zeugs T-117 aus demJahr 1945.

Rechts: Ein Blick in den Lade-raum der T-117 und daruntereine mögliche Beladevariantemit einem Lastkraftwagen.

Während seiner Inhaftierungentwarf Bartini 1942 den

strahlgetriebenen Abfang-jäger R-114. Unten ist ein

Modell des Flugzeugs zu sehen.

T-117

R-114

80 VTOL-Amphibium WWA-14

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1941 bereits im Bestand des 420. Fernbomber-Regiments aneinem Bombenangriff auf Berlin teilnahm. Bartini konnte anden weiteren Arbeiten an seinem Projekt nicht teilnehmen,da er am 14. Februar 1938 im Zuge der großen Repressalienals „Volksfeind“ verhaftet wurde.

Stalins Dank für Bartinis SchaffenUnter der erfundenen Beschuldigung, Spionage für Musso-lini zu betreiben, wurde Bartini angeklagt, zu zehn JahrenLagerhaft verurteilt und ihmwurden die Bürgerrechte für fünfJahre aberkannt. Mit einer Reihe anderer prominenter Wis-senschaftler und Konstrukteure arbeitete er bis 1947 im Kon-struktionsbüro 29 des NKWD, welches demGeheimdienstchefund späteren Innenminister Lawrenti Berija unterstand.

Im SibNIA in Nowosibirskschuf Bartini das ProjektA-57, einen strategischenÜberschallbomber, derjedoch erst nach seinerRehabilitierung von Zybin imOKB-256 experimentell er-probt wurde. Die Arbeiten andiesemMach-2+-Flugzeugwurden 1959 eingestellt.

Ein Modell der A-57

A-57

Flugzeugentwürfe von Roberto Bartini

Stal-6 Stal-7 DAR T-117 A-57

Zweck Versuchsmuster Transporter Fernaufklärer Transporter Waffenträger

Antrieb1 x CurtissConqueror

2 x 100A2 x Hispano-

Suiza2 x Asch-73 5 x NK-10B

Leistung 1 x 680 PS 2 x 760 PS 2 x 860 PS 2 x 400 PS 5 x 24 000 kp

Spannweite 9,00 m 23,00 m 27,40 m 35,00 m 31,50 m

Länge 6,90 m 16,00 m 19,00 m 25,50 m 71,30 m

Flügelfläche 13,80 m2 72,00 m2 100,00 m2 128,70 m2 745,00 m2

Startmasse 1176 kg 7000 kg 7200 kg 26 400 kg 200 000 kg

Geschwindigkeit 420 km/h 415 km/h 240 km/h 449 km/h 3000 km/h

Gipfelhöhe 8000 m 9700m 5500m 6450m 23 000 m

Reichweite - - 2000 km 1480 km 6500 km

Erstflug 8. Juni 1934 September 1936 Frühjahr 1937 Projekt Projekt

81VTOL-Amphibium WWA-14

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Diese Sonderkonstruktionsbüros wurden noch vor demKrieg durch die Staatssicherheitsorgane eingerichtet, um ins-besondere die Entwicklung des Militär-Industrie-Komplexeskonzentriert voran zu treiben. Die Wissenschaftler und Kons-trukteure kamen vorsorglich hinter Gitter, die Weisung an dieBewacher aber lautete: „…schafft ihnen die bestmöglichenBedingungen und gebt ihnen alles, was ihr Herz begehrt,aber lasst sie nicht laufen….“. Dort arbeitete er am Projekt103, der späteren ANT-58, die zum berühmten KampfflugzeugTupolew Tu-2 wurde.

Auch an dem Projekt I-110, welches von Dmitri Tomasche-witsch als fortschrittlicher Jagdbomber erarbeitet wurde, war

Bartini beteiligt. Pjotr Stefanowski führte mit der MaschineEnde 1942 den Erstflug durch. Trotz ausgezeichneter Leis-tungen ging das Flugzeug aufgrund der angespanntenKriegslage nicht in den Serienbau. In Omsk, wohin währenddes Krieges das ZKB-29 evakuiert wurde, erhielt Bartini denAuftrag, einen strahlgetriebenen Abfangjäger zu entwerfen.Es entstand das Projekt R-114, ein einsitziges Kampfflugzeugals Abfangjäger mit vier Raketentriebwerken zu je 300 kpSchub, welche vom ebenfalls inhaftierten Walentin Gluschkoentwickelt wurden. Das Flugzeug sollte mit gepfeilten Trag-flächen und Grenzschichtsteuerung eine Geschwindigkeitvon Mach 2 erreichen. Doch die Projekte waren zu futuristischund wurden nicht realisiert.

Im Jahr 1944 erarbeitete Bartini detaillierte Konstrukti-onspläne für ein fortschrittliches Transportflugzeug T-107 mitzwei Motoren Asch-82. Auch dieser Flugzeugentwurf wurdenicht gebaut, da bereits der Serienbau der Iljuschin IL-12beschlossen war. Weitere Entwürfe Bartinis von 1945, wie diezweimotorigen Transportflugzeuge T-108 und T-117, bliebenebenfalls nur Projekte.

Kennzeichnend für das Schaffen Bartinis im sowjetischenFlugzeugbau ist überhaupt, dass er kühne Projekte entwickel-te, die entweder nie realisiert, oder von anderen Konstruk-teuren verwirklicht wurden. 1947 wurde Bartini aus der Haftentlassen und begann seine Tätigkeit im Konstruktionsbürovon Georgi Berijew in Taganrog. Erst nach Stalins Tod wurdeer 1956 rehabilitiert und konnte nun auch wieder an Geheim-projekten des Flugzeugbaus mitarbeiten.

Bartini schlug 1963 ein senk-recht startendes Amphibiumvor, das im OKB von Berijew inTaganrog gebaut werden soll-te, hier die Dreiseitenansicht

des Projektes WWA-14.

Unten: Zunächst wurde anModellen die zweckmäßigsteKonfiguration ermittelt, dererste Entwurf MWA-62 mitnur einemMarschtriebwerk.

WWA-14

82 VTOL-Amphibium WWA-14

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Bartini in der sowjetischen LuftfahrtforschungNach seiner Haftentlassung arbeitete Bartini zunächst imOKB-49 von Georgi Berijew in Taganrog an verschiedenenEntwürfen für Transport- und Kampfflugzeuge, die jedoch ausverschiedenen Gründen nicht realisiert wurden. 1952 wurdeer nach Nowosibirsk abkommandiert und zum Abteilungslei-ter im Forschungsinstitut für Luftfahrt (SiBNIA) ernannt. Dortarbeitete Bartini an Studien zur Grenzschichtsteuerung beiUnter- und Überschallgeschwindigkeiten und entwarf dasProjekt T-203, einen strategischen Überschall-Bomber mit derBezeichnung A-57.

Das Projekt wurde zunächst abgelehnt und erst nachseiner Rehabilitierung konnte Bartini im OKB-256, welchesvon Pawel Zybin geleitet wurde, an dem Fluggerät weiterarbeiten. Auf die Frage, warum er nach all den Ungerechtig-keiten und Demütigungen weiter für die Sowjetunion arbeite,antwortete Bartini: „Mussolini hätte mir 20 Jahre Gefängnisaufgebrummt, Väterchen Stalin nur die Hälfte und dafürbin ich ihm dankbar“. Von der A-57 sollte im Flug der stra-tegische Bomber RS bzw. der schwere gelenkte FlugkörperS-30 starten. Zur Erforschung dieses Verfahrens, bei dem dieGeschwindigkeit von Mach 3 erreicht werden sollte, wurdeeine verkleinerte Version als NM-1 gebaut und erfolgreicherprobt.

Im Zuge von Kürzungen in der Verteidigungsindustriewurde 1959 das OKB-256 geschlossen und die Arbeiten amProjekt eingestellt. Daraufhin kehrte Bartini wieder nachTaganrog zu Berijew zurück und arbeitete dort im Entwurfs-büro an weiteren Entwürfen für Transportflugzeuge mit Start-massen bis 320 Tonnen. Doch Bartini reizte viel stärker derBau von Amphibienflugzeugen und so entwarf er das Projekteines senkrecht startenden Amphibiumsmit der BezeichnungWWA-14.

Die Entwicklung des WWA-14Im November 1965 begann Bartini mit der Umsetzung sei-ner Idee im Werk Nr. 31 unter der Anleitung des Chefkon-strukteurs Wiktor Birjulin. Zunächst wurden zwei Modellemit der Bezeichnung M-62, bzw. MWA-62 zum Studium derMotorisierung, der konstruktiven Gestaltung und aerody-namischen Formgebung gebaut. Das Ziel war, ein Fluggerätzu bauen, das unter Ausnutzung des Bodeneffekts auf undüber dem Wasser operieren konnte. Die Bezeichnung WWAist die Abkürzung von „Wertikalno-Wslotnaja Amfibija“, alsovertikal startendes Amphibium. Die Zahl 14 basierte auf derAbsicht, neben zwei Marschtriebwerken Solowjew D-30Mmit je 6800 kp Schubkraft, zwölf Hubtriebwerke vom TypRD36-35PR mit je 4400 kp aus dem Rybinsker Motorenwerkeinzubauen. Am 11. November 1965 fassten der Ministerratder UdSSR und das ZK der KPdSU den Beschluss über den Bau

des WWA-14 mit der Aufforderung, bereits nach anderthalbJahren solle mit der Flugerprobung begonnen werden.

Doch es war nicht einfach, Kooperationspartner zu finden,da alle namhaften Flugzeugbauer eigene, dringende Aufga-ben gestellt bekommen hatten. Mit dem Einsatz amerikani-scher atomgetriebener U-Boote war eine neue Bedrohungsla-ge entstanden. Deshalb sollten schnellstens Fluggeräte zumAufspüren und zur Bekämpfung von Unterwassereinheitenentwickelt werden. Berijew entwarf die Be-12, Mil den Hub-schrauber Mi-14, für den Langstreckeneinsatz entstand dieIljuschin IL-38 und bei Tupolew die Tu-142. Ende 1966 gelanges schließlich mit dem Stellvertretenden Chefkonstrukteurdes Hubschrauberwerks Nr. 938 in Uchta, W. Birgulin, undseinem Mitarbeiter M. Simonow, geeignete Fachleute fürdie Entwicklungsarbeiten zu gewinnen. Gerade wegen derdringenden Aufgabenstellung fand auch das Projekt WWA-

Unten: Als Marschtriebwerkewurden zwei SolowjewD-30M ausgewählt.

Ganz unten: An einemSystemtrainer übte dieBesatzung des WWA-14die Steuerung.

Links: Bartini (links) mitseinem Partner G. S. Panatowund zwei Mitarbeitern beiden EntwurfsberatungenRechts: Dieses Modell zeigtschon die künftige Gestaltungdes WWA-14.

83VTOL-Amphibium WWA-14

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vom Mittelmeer aus ein. Obwohl die meisten Militäraktionenvon Bodentruppen durchgeführt wurden, schossen von Syrienunterstützte Verbände eine A-7E und eine Grumman A-8 mitschultergestützten Raketen ab. Der Pilot der A-7, CommanderEdward Andrews, konnte seine getroffene Maschine noch bisüber das Meer manövrieren und sich dort herausschießen.Er wurde von einem Fischerboot gerettet. Die Besatzung derGrumman hatte weniger Glück. Der Pilot wurde getötet undder verwundete Navigator von syrischen Truppen gefangen-genommen. Soweit bekannt, flogen die A-7 über dem Libanonkeine Bombenangriffe.

Im Oktober 1983 schickten die USA Truppen zur Invasionder kleinen Karibikinsel Grenada vor der Küste Venezuelas.Zum Anlass genommen wurden der Bau eines großen Flug-hafens und die Anwesenheit kubanischer Truppen. Währendder Operation „Urgent Fury“ flogen die A-7E der Staffeln VA-15und VA-87 von Bord der „USS Independence“ aus. Auch die

Nationalgarde hatte einige A-7D zur Deckung der Truppenabgestellt.

Nachdem die Luftverteidigung von Libyen im Frühjahr1988 Boden-Luft-Raketen gegen zwei über der Großen Syrtepatrouillierende amerikanische F-14-Jäger abgefeuerte hatte(ohne diese zu treffen), starteten A-7 der „USS Saratoga“ zueinem Vergeltungsschlag. Sie schossen mit HARM-Raketenauf die Stellungen, diese Flugkörper suchen sich gegnerischeRadaranlagen als Ziel.

Während der Operationen „Desert Shield“ 1990 und „DesertStorm“ 1991 im Irak wurden die beiden Navy-Staffeln VA-46 undVA-72 A-7E von der „USS John F. Kennedy“ eingesetzt. Für Tief-angriffe wurden hier aber bevorzugt die A-10 genutzt. Die A-7flogen bei Tag und Nacht und warfen verschiedene laser- oderfernsehgesteuerte Präzisionsbomben ab. Freifallende Bomben,Gleitbomben und HARM-Anti-Radar-Flugkörper wurden sel-tener benutzt. Teilweise flogen die A-7 auch als Lufttanker für

Eine typische Angriffsforma-tion, welche Flugzeugträgerin den späten 1960er- und

1970er-Jahren in den Einsatzschickten. Von Bord der „USSConstitution“ sind zwei A-7als Angriffsflugzeuge, eine

RA-5C für elektronischeGegenmaßnahmen undeine R-4 Phantom alsJagdschutz gestartet.

Zwei A-7D der U.S. Air Forcebei einem Patrouillenflug

über den Vereinigten Staaten.

Foto:U.S.Navy

98 A-7 Corsair II

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Eine A-7D der U.S. Air Force mit der Registrierung 69-6238.Diese Maschine flog bei der 511. Tactical Fighter Squadron(TFS) des Geschwaders 354. Tactical Fighter Wing (TFW).

Auf der Basis South Carolina war die A-7D der 157. TFS der169. Tactical Fighter Group stationiert. Die Corsair II derNationalgarde trug die Registrierung 72-0258.

A-7D (69-6223) der Nationalgarde auf dem StützpunktPuerto Rico. Das Flugzeug gehörte zur 198. TFS der 156 TFG.

Bei der Air National Guard flog diese A-7Dmit derRegistrierung 73-0993 im Jahr 1974 bei der 335. TFW

4Grafiken:SreckoBradicwww.sreckobradic.com

99A-7 Corsair II

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StefanWunderlin: X 63, Der Schweizer Kampfjet P-16Ich habe mich außerordentlich gefreut, in Ihrer Zeitschrift den Schwei-zer P-16 vorgestellt zu finden und gratuliere dem Autor Rolf Wurster zurRecherche und zur Bildauswahl.

Bild auf Seite 98 unten: Dies ist der vierte Prototyp, später mit X-HB-VACzivil immatrikuliert. Durch die Plattformleiter teilweise verdeckt, ist die Zahl04 zu erkennen, das militärische Kennzeichen war J-3004.

Bild auf Seite 100, unten links: Sie erwähnen, dass unter dem Cockpit einVerbandssymbol angebracht ist. In Wirklichkeit ist es das von den Flug- undFahrzeugwerken Altenrhein modifizierte Firmenlogo. Da der P-16 in derSchweiz als„Erdkampfflugzeug“ eingesetzt werden sollte, wären unter ande-rem Panzer als Ziele in Frage gekommen. Dieser Umstand ist immodifiziertenFirmenlogo dargestellt: ein Raubvogel, der den Panzer in die Fänge nimmt.Vergleichen Sie in den beigefügten Bildern das traditionelle Firmenlogo mitdemmodifizierten, auf dem vierten Prototyp aufgemalten Abzeichen.

Hans Guth: Erste Flugplätze mit fester PisteIchmöchte gernewissenwelcher europäische Flugplatz (Flughafen) als erstereine Hartpiste hatte.

Leider haben wir keine eindeutige Antwort ermitteln können. In Fragekommen kann ein Flugplatz auf den schottischen Orkney-Inseln, der wegendes dort ständig niedergehenden Regens etwa 1930 eine feste Piste erhielt.Andere Quellen halten den Flugplatz Paris-Le Bourget für den ersten in Europamit befestigter Startbahn. Bestimmt fände sich bei weiterer Suche auch nochein möglicher anderer Flugplatz.

Sicher sind sich die Historiker aber beim ersten Flugplatz derWelt mit festerPiste: Der Flugplatz „Ford Airport“ in Dearborn, Michigan in den USA, behaup-tet, die erste Betonpiste der Welt besessen zu haben. Eingerichtet wurde derPlatz 1924 und die Piste wurde 1928/29 betoniert. Auch das erste Flugplatzho-tel der Welt, der erste amerikanische Linienverkehr und Luftpostdienst sollenhier eingerichtet worden sein. Das erste Passagierterminal der USA stand hier,

es wurde vom bekannten Industrie-Architekten Albert Kahn entworfen. Seit1947 findet aber kein Flugbetrieb mehr auf dem Ford Airport statt. Das Flug-platzgelände gehört jetzt zur Ford-Autofabrik.

Klaus Aßmann: X 63, Mistel-Großbomben der LuftwaffeIch habe Ihren Artikel über die Mistel mit großem Interesse gelesen. Bisherkonnte ich noch nie soviel Neues darüber erfahren. Einige Fragen bleibennoch, vielleicht können Sie mir weiterhelfen:

Das Leitflugzeug ist auf den Fotos manchmal mit eingezogenem undmanchmal mit ausgefahrenem Fahrwerk zu sehen. Die meisten Bilder zeigendie Kombination am Boden mit ausgefahrenem Fahrwerk. Wurde es nacherfolgreichem Start eingezogen? Ging das überhaupt mit dem nach außen(Bf 109) bzw. nach innen (Fw 190) einziehbarem Fahrwerk?

Zur Überführung wurde anstelle der Sprengladung eine „Notkanzel“angeflanscht. War dies auch bei Schulungsmisteln der Fall? Für die S1 bliebdie Kanzel fest angebaut, aber elektrisch vom Jäger aus gesteuert. Verlief dieÜberführung ohne aufgesetztes Leitflugzeug (unbemannt?) oder mit ihm,wie auf Seite 60 durch Holzbaur beschrieben? Weshalb wurden neben Startsauch Landungen geübt?

UweW. Jack:Nachden jetzigenErkenntnissen startetenund flogendieMistelkom-binationen immer mit eingezogenen Fahrwerk der oben aufgesetzten Jagdflug-zeuge. Am Boden dagegen wurden die Fahrwerke vom deutschen Wartungsper-sonal zur Überprüfung der Funktion gelegentlich aus- und wieder eingefahren.

Bei Bildern, die nach der Eroberung durchUS-Truppen entstanden, könnte dasFahrwerkauchdurchneugierige „Besucher“ imCockpit versehentlichausgefahrenworden sein. Teilweise sind auchdie Kabinenhaubender Fw190abgeworfen. Diesist ebenfalls häufig auf Beutefotos von DüsenjägernMe 262 zu sehen. Die großenroten Hebel zumNotabwurf der Kabine und die großen Schalter für das Fahrwerkverlockten scheinbar, einmal daran zu ziehen.

Bei den Schulmisteln wäre es überflüssiger Aufwand, die Kabinensektion derJu 88 abnehmbar zu gestalten. Diese blieb fest mit dem Rumpf verbunden. Aberdie Steuerglieder für eine Kontrolle der Ju 88 vom oben aufgesetzten Jagdflug-zeug aus wurden installiert.

Bei Überführungsflügen flogen der Bombenträger Junkers Ju 88 und dieLeitmaschine getrennt. Dadurch wurden das Fahrwerk der Ju 88 und die Nervender Überführungspiloten geschont. Die Junkers wurde dazu mit der Notkanzelanstelle des Sprengkopfes versehen. Die Besatzung bestand dann aus zweiMann. Ich habe Siegfried Holzbaur gesprochen, er schilderte mir den Flug nachPeenemünde zur ersten Erprobungmit demSprengkopf so, dass er diesen Flug imCockpit der Bf 109 durchgeführt habe, die auf der Ju 88 aufgesetzt war, um etwaszusätzliche Flugzeit mit dem Gespann zu haben. Es ist zu vermuten (wir habendarüber nicht gesprochen), dass die Junkers nicht unbemannt war, sondern wiespäter üblich zwei Mann Besatzung hatte.

Die Landung eines kompletten Schulgespanns erfolgte nur dann, wenn dieAbsprengung nicht funktionierte. Das Landemanöver wurde dann wahrschein-lich von der Besatzung der Junkers durchgeführt.

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Foto:StefanWun

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Das zum „Panzerjäger“ abgewandelte Firmenlogo auf der P-16

Diese beiden Mistel-Kombinationen zeigen nach der Eroberung durch amerikanische Truppen das gleicheBild: Die Fahrwerke der Fw 190 sind ausgefahren und die Kabinenhauben im Notwurf abgeworfen.

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Page 14: New Flugbooteundder KriegaufdenOzeanen 1939bis1945 · 2017. 3. 16. · DB-240,welches später zumBomberJer-2 weiter entwickelt wurde, 1940 seinen Erstflug absolvierte undam11. August

Martin Frauenheim: X 63, Mistel-Großbomben der LuftwaffeAnlässlich meines Vortrages über Mistel-Flugzeuge auf dem Flugplatz Diep-holz bekam ich vor drei Jahren ein Fragment einer Mistel-Strebe geschenkt.Fotos des Objektes lege ich hier bei.

Es soll sich umeinen„Stahlholm”einer gesprengten Bf 109 in Nordhausenhandeln, an dem sich noch der Rest eines Sprengbolzen befindet. Da das Teilerheblich „angegammelt“ war, habe ich mich entschlossen, es zu sandstrah-len und zu lackieren.

Ein anderer Sprengbolzen einer Ju 88 wurden vor Jahren von uns gefun-den. Der Bodenfund ist aber leider völlig verrostet. Der Aufbau des Ganzenist der Abbildung aus der Bedienungsanleitung der Mistel 2 zu entnehmen.

Petra Beick: Uhr für Luftwaffen-FunkerMein Vater, Klaus Herde, war Funker bei der ehemaligen Luftwaffe. Von ihmhabe ich eine Uhr geerbt, die er während seines Dienstes benutzt hat. Sie istjetzt in einem Holzgehäuse eingebaut. Wäre es möglich, nähere Angaben zudieser Uhr herauszufinden?

Damit beim Funkverkehr möglichst übereinstimmende Zeitangaben verwendetwurden, erhielten alle Funkstationen der Wehrmacht eine sehr genau gehendesogenannte „Stationsuhr“.DasHolzgehäuse istnochoriginal, formgleicheGehäuseaus Bakelit-Kunststoff oder Metall wurden auch verwendet.

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Ein Familien-Erinnerungsstück: Die Stationsuhr. Hinten ist das Baujahr 1937, die Muster-Bezeichnung derLuftwaffe Fl.25591 und die Werknummer 1812 eingeprägt – und das Ganze ist sogar mit dem Prüfstempelder Luftfahrt-Bauaufsicht versehen.

Die Anschluss-Pfanne für den Kugelbolzen der Ju 88 an einer Bf 109 mit einem Teil des Holmes.

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Von unten (von der Ju 88) aus gesehen, ist die Pfanne ein Teil der Bf 109, darin steckt abernoch das abgesprengte Kugelende des Trägers. Also hat sich diese Bf 109 wahrscheinlichin der Luft von ihrer Ju 88 getrennt und wurde dann nach der Landung gesprengt.

Die Pfanne (oben) ist Teil des Leitflugzeugs, die Kugel mit der Überwurfmutter Teil des Trägers der Ju 88.Die Abbildungen stammen aus dem Handbuch für Mistel-Flugzeuge.

Stark verrostet: Das obere Ende eines Trägers mit der Überwurfmutter,welche die Gelenkkugel in der Pfanne des Leitflugzeugs fixierte.

Abb

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