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  • Bei der klinischen Aufarbeitung von Nierenerkrankungensollten die Struktur und die Funktion der Niere getrennt eva-luiert werden, da diese oft nicht in einem klaren Zusammen-hang stehen. Strukturelle Vernderungen der Nieren werdenv. a. mittels bildgebender Verfahren oder einer Nierenbiop-sie diagnostiziert. Fr die Diagnose einer funktionellenStrung der Nieren werden verschiedene Labortests einge-setzt. So kann die glomerulre Funktion mittels einfacheroder aufwndigerer Tests (z. B. Bestimmung von Harnstoffund Kreatinin im Serum bzw. Bestimmung der glomerulrenFiltrationsrate, GFR) berprft werden. Zur Untersuchungder tubulren Funktion wird am hufigsten das spezifischeGewicht des Harns gemessen.

    In diesem ersten Teil werden die verschiedenen Labortestszur Untersuchung der Nierenfunktion praxisnah diskutiert.Auerdem wird die Harnanalyse ausfhrlich besprochen.

    1 Urinanalyse

    1.1 Entnahme und Handhabung der Probe

    Die Resultate einer Urinanalyse werden von verschiedenenFaktoren wie der Entnahmeart des Harns, dem Zeitpunktder Entnahme, der Gabe von Medikamenten und derAufbewahrung der Probe beeinflusst. Je nach Ziel derHarnanalyse knnen diese Faktoren eine wichtige Rollespielen. Ist man z. B. am spezifischen Gewicht interessiert,so ist die Art der Harnentnahme unwesentlich, whrend derZeitpunkt (wie lange nach Wasseraufnahme) von groerBedeutung ist.Jede Art der Harnentnahme hat Vor- und Nachteile. Einspontan gewonnener Harn hat z. B. den Vorteil, dass er imGegensatz zu Zystozentese- oder Katheterharn nicht miteiner iatrogen bedingten Hmaturie assoziiert ist. Will maneine Kultur durchfhren, ist ein spontan gewonnener Harnhingegen nicht die optimale Probe.Im Idealfall findet die Entnahme vor der Gabe von Medika-menten oder Flssigkeiten statt. Die Analyse sollte inner-halb von 60 Minuten nach der Entnahme erfolgen. Ist die sofortige Untersuchung nicht mglich, sollte dieProbe maximal 12 Stunden im Khlschrank aufbewahrt wer-

    Nierenkrankheiten bei Hund und KatzeTeil 1: Harnanalyse und Beurteilung der Nierenfunktion

    den. Lngere Transportzeiten mssen bei der Interpretationdes Untersuchungsergebnisses bercksichtigt werden.Bevor eine gekhlte Probe analysiert wird, sollte sie wiederRaumtemperatur haben. Fr die Suche nach Kristalleneignet sich eine frische, nicht gekhlte Probe am besten, daeine Khlung die in vitro Bildung von Kristallen begnstigt.

    1.2 AnalysemethodenHarnteststreifenDie verschiedenen Reaktionszonen auf dem Streifen solltenmit einer adquaten Menge Urin benetzt werden und zeit-lich wie angegeben abgelesen werden. Die Felder frLeukozyten, Nitrit, spezifisches Gewicht und Urobilinogenliefern bei Hund und Katze keine zuverlssigen Resultateund sollten demnach ignoriert werden.

    RefraktometerDas spezifische Gewicht (SG) des Harnes wird mit einemRefraktometer gemessen. Verschiedene Materialien wie

    DiagnosticUpdate

    Unter Nierenerkrankungen versteht man einen pathologischen Prozess, welcher eine oderbeide Nieren betrifft und die makroskopische oder histologische anatomische Struktur derNiere verndert. Dieser Prozess kann zu funktionellen Anomalien fhren (Niereninsuffizienzoder akutes/chronisches Nierenversagen).

    November 08

  • Zellen, Kristalle, Mukus und Bakterien beeinflussen dasspezifische Gewicht; sie fhren zu einer berschtzung.Dieser potentielle Fehler kann vermieden werden, wennman das SG des berstandes nach Zentrifugation desHarnes misst (Zellen etc. bleiben im Sediment).

    SedimentuntersuchungDer Urin wird mit 1000-1500 U/min fr 5 Minuten zentrifugiertund nativ oder gefrbt untersucht. Mit einer Frbung kn-nen Zellen besser beurteilt werden. Es sollte jedoch be-rcksichtigt werden, dass Frbelsungen Kristalle bildenoder mit Mikroorganismen kontaminiert sein knnen. DerNachweis von Bakterien oder Kristallen in einer gefrbtenProbe sollten deshalb immer im Nativprparat berprftwerden.

    1.3 Interpretation der Befunde

    1.3.1 Physikalische Eigenschaften

    Spezifisches GewichtMit dem SG evaluiert man die Fhigkeit der Nierentubuli,Wasser fr den Krper zu erhalten und konzentrierten Urinzu produzieren.Die Menge jeder Substanz im Urin muss in Relation zumSG interpretiert werden. Ein Proteinwert von 4+ in einemHarn mit einem SG von 1.010 entspricht einer strkerenProteinurie als 4+ Proteine in einem Harn mit einem SG von1.045. Es muss ebenfalls bercksichtigt werden, dass einestarke Proteinurie und Glukosurie das SG erhhen. Ver-schiedene Substanzen fhren zu einem niedrigeren SG:wichtige Beispiele sind Flssigkeitsinfusionen, Glukokorti-koide, Diuretika, Antikonvulsiva sowie stark proteinredu-ziertes oder salziges Futter.Das SG ist ein wenig sensitiver Parameter zur Diagnoseeiner Niereninsuffizienz, da die tubulre Dysfunktion erst zueinem erniedrigten SG fhrt, wenn die Nierenfunktion um2/3 reduziert ist. Im Vergleich dazu manifestiert sich eineglomerulre Dysfunktion in Form einer Azotmie (erhhteHarnstoff- und Kreatininwerte) noch spter, nmlich erstdann, wenn die Nierenfunktion um 3/4 reduziert ist.

    Bei azotmischen Patienten wird das SG des Harns zu Hilfegenommen, um die Azotmie in eine prrenale, renale oderpostrenale Form einzuteilen. Bei einer prrenalen Azotmieerwartet man einen gut konzentrierten Harn (>1.035 beimHund und >1.040 bei der Katze). Eine renale Azotmie isttypischerweise mit einem tiefen spezifischen Gewichtassoziiert. Eine Ausnahme dazu bilden manche azotmi-schen Katzen, welche trotz einer auf 25 % der Normreduzierten Nierenfunktion ein SG von >1.035 aufweisenknnen. Dies kommt jedoch selten vor. Bei einer postre-nalen Azotmie kann das SG des Harns variabel sein undandere Kriterien mssen fr die Diagnosestellung herange-zogen werden.Bei einem hydrierten Tier kann in Abhngigkeit von derWasseraufnahme sporadisch jeder SG-Wert normal sein.

    Ein SG >1.030 beim Hund und >1.035 bei der Katze ist einBeweis dafr, dass die Nierentubuli einen gut konzentriertenHarn produzieren knnen. Liegt das SG zwischen 1.013 und 1.029 (Hund) bzw. 1.034(Katze), ist der Harn nicht gut konzentriert. Dies kann nachFlssigkeitsaufnahme/-zufuhr normal sein, ist aber beieinem dehydrierten Tier pathologisch. Ursachen dafr kn-

    nen eine Niereninsuffizienz, aber auch viele andereKrankheiten sein, welche mit einer PU/PD assoziiert sind.Isosthenurie entspricht einem SG von 1.008 - 1.012 unddamit der Konzentration des glomerulren Filtrates, einemHarnfiltrat, welches von den Tubuli noch nicht modifiziertwurde. Ein isosthenurischer Harn kann bei einem Patienten,der gerade Wasser getrunken oder Flssigkeit bekommenhat, ein normaler Befund sein. Bei einem dehydriertenPatienten ist es ein abnormaler Befund. Isosthenurie kannbei Patienten mit einer Niereninsuffizienz oder bei solchenmit einer Erkrankung mit PU/PD beobachtet werden. Hundemit einem chronischen Nierenversagen haben, im Vergleichzu Katzen, die Tendenz in einem frheren Stadium derErkrankung einen isosthenurischen Harn zu produzieren.Tatschlich ist es fr Katzen unblich, einen isosthenur-ischen Harn aufzuweisen, bevor sie das Stadium IV eineschronischen Nierenversagens erreicht haben.Bei einer Hyposthenurie ist das SG 1.030). Bei der Interpretation einerBilirubinurie bei Hunden wird das SG mitbercksichtigt: ein2+ Urin-Bilirubin ist bei einem SG von 1.040 klinisch deut-lich weniger relevant als bei einem SG von 1.020. DieNierenschwelle fr Bilirubinausscheidung ist bei der Katzeneun Mal hher als beim Hund, daher ist jede Bilirubinuriebei der Katze klinisch bedeutend. Ursachen fr eineBilirubinurie sind Hmolyse, Lebererkrankungen, extrahe-patische Gallenwegsobstruktionen, Fieber oder lngerbestehende Anorexie.

    GlukoseDie Glukose, welche im glomerulren Filtrat vorhanden ist,wird im proximalen Nierentubulus fast vollstndig reabsor-biert und ist daher normalerweise im Urin von Hunden undKatzen nicht vorhanden. Eine Glukosurie tritt auf, wenn dieBlutglukose-Konzentration die Nierenschwelle berschreitet(175 - 225 mg/dl beim Hund und 250 - 350 mg/dl bei derKatze), wie z. B. bei Diabetes mellitus, bei Gabe vonglukosehaltigen Flssigkeiten sowie bei der Katze auch beiStress oder Aufregung. Weitere Ursachen fr eine Gluko-surie sind Erkrankungen der Nierentubuli, wie sie bei einerakuten (seltener chronischen) Niereninsuffizienz, bei einerprimren renalen Glukosurie oder beim Fanconi-Syndromvorkommen. Eine persistierende Glukosurie prdisponiertdie Patienten fr eine Cystitis, welche nicht immer imSediment erkennbar ist. Tatschlich wirkt die Glukose alsosmotisches Diuretikum und verursacht die Bildung von

  • groen Volumina verdnnten Harnes. Weie Blutzellen undBakterien werden somit ebenfalls verdnnt und im Licht-mikroskop mglicherweise nicht mehr erfasst. Um eineHarnwegsinfektion auszuschlieen, ist bei einer persistieren-den Glukosurie eine Harnkultur erforderlich.

    KetonkrperKetonkrper sind kleine organische Suren, die in sehr klei-nen Mengen produziert werden, wenn Fettsuren kataboli-siert werden, um Energie zu produzieren. Sie sind im Urinvon gesunden Hunden, die eine ausgewogene Ernhrungbekommen, nicht zu finden. Werden alternative Energiequel-len bei Trchtigkeit oder bei Erkrankungen mit einem ab-weichenden Kohlenhydratmetabolismus (Diabetes mellitus,renale Glukosurie) bentigt, wird kompensatorisch vermehrtFett abgebaut. Auch bei lngerem Fasten, Glykogenspei-cherkrankheiten, Diten mit tiefem Kohlenhydratgehalt undFieber besteht ein erhhter Fettkatabolismus. Eine erhhteProduktion von Ketonkrpern wird zuerst als Ketonurie ent-deckt. Die hufig verwendeten Harnteststreifen erkennenverschiedene Ketonkrper, jedoch nicht das -Hydroxybu-tyrat, welches bei Hunden und Katzen am hufigsten vor-kommt. Wie die Glukosurie verursacht auch die Ketonurieeine osmotische Diurese (siehe oben). Die Ausscheidungvon Ketonkrpern im Harn fhrt gleichzeitig zu einemVerlust von Natrium und Kalium. Aus diesem Grund solltenbei diesen Patienten die Serumelektrolyte kontrolliert wer-den.

    HmMi