notiz über den gegensatz von matt und glanz

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569 X. Noth iiber den Gegensatz von Matt und Glant; con H. Schriider. Unter Glans versteht man bekanntlich die durch regelma- fsigc Reflexion auf glatten Oberflschen entstehende, inehr oder weniger vollkommene, Spiegelung des Lichts. Die Bedingung der Wabrnehinuug des Glanzes ist immer, dafs das Object zwischen dein Auge und der Lichtquelle sich befinde, und man weifs, dab der Glauz um so inteusiver ist, je schiefer das Liclit auf eine glatte OberflHcbe ein- fdllt. - Matt uennt man die Oberflficlien, welche wegen der Feinheit ihrer Unebenheiten an jedcr Stelle eine spie- gellide Reflexion des Lichts nicht zulassen. Soweit liegt die Sache in Jedermanns Wissee. Icli finde jedoch uir- geiids ein eigeuthiiinliches Verhalten matter Oberfllchen hervorgehoben, welches mir lieufig aufgcfallen ist, und ei- uen directen Gegensatz zu der Ersclieinung des Glanzes bildet. Es ist dasselbe fur die optische Wirkung nament- licb aller opaken, pulverf6rmigeu Farbstoffe uicht ohne Bedeutung, und fiir dic Farbenlehre vielleicht von IU- t eresse. Wean man eine matte, opake Oherfltiche, z. B. eiue pulverformige Farbe, zwischen die Licbtquelle und das Auge halt, und in schiefer Richtung betrachtet, so lagert sich ein Schuften, ein Grau fiber der Farbe ab, welches um so tie- fer wird, je schiefer die Beleuchtung ist. Befindet sich hingegeu das Auge swischen der matten OberflBcbe und der Lichtquetle, oder auch hinter der Licbtquelle, und man betrachtet die Flirche bei schiefer Beleuclitung , so lagert sich weirses Licht auf der Farbe ab; dieselbe erscbeiiit um so heller, je schiefer die Beleucbtuug ist. Pulverige Farben erschcinen daher mit sehr verscbie- deneu Ntiancen, je nachdem sie betrachtet werden. In der Lage, in welcher bei glatten Oberflachen der Glanz ein- treten wiirde, erscheinen sie im Gegeusatz hiervon dunkel

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Page 1: Notiz über den Gegensatz von Matt und Glanz

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X. Noth iiber den Gegensatz von Matt und Glant; con H. Schri ider .

U n t e r Glans versteht man bekanntlich die durch regelma- fsigc Reflexion auf glatten Oberflschen entstehende, inehr oder weniger vollkommene, Spiegelung des Lichts. Die Bedingung der Wabrnehinuug des Glanzes ist immer, dafs das Object zwischen dein Auge und der Lichtquelle sich befinde, und man weifs, dab der Glauz um so inteusiver ist, je schiefer das Liclit auf eine glatte OberflHcbe ein- fdllt. - Matt uennt man die Oberflficlien, welche wegen der Feinheit ihrer Unebenheiten an jedcr Stelle eine spie- gellide Reflexion des Lichts nicht zulassen. Soweit liegt die Sache i n Jedermanns Wissee. Icli finde jedoch uir- geiids ein eigeuthiiinliches Verhalten matter Oberfllchen hervorgehoben, welches mir lieufig aufgcfallen ist, und ei- uen directen Gegensatz zu der Ersclieinung des Glanzes bildet. Es ist dasselbe fur die optische Wirkung nament- licb aller opaken, pulverf6rmigeu Farbstoffe uicht ohne Bedeutung, und fiir dic Farbenlehre vielleicht von IU- t eresse.

W e a n man eine matte, opake Oherfltiche, z. B. eiue pulverformige Farbe, zwischen die Licbtquelle und das Auge halt, und in schiefer Richtung betrachtet, so lagert sich ein Schuften, ein Grau fiber der Farbe ab, welches um so tie- fer wird, j e schiefer die Beleuchtung ist. Befindet sich hingegeu das Auge swischen der matten OberflBcbe und der Lichtquetle, oder auch hinter der Licbtquelle, und man betrachtet die Flirche bei schiefer Beleuclitung , so lagert sich weirses Licht auf der Farbe ab; dieselbe erscbeiiit um so heller, je schiefer die Beleucbtuug ist.

Pulverige Farben erschcinen daher mit sehr verscbie- deneu Ntiancen, je nachdem sie betrachtet werden. In der Lage, in welcher bei glatten Oberflachen der Glanz ein- treten wiirde, erscheinen sie im Gegeusatz hiervon dunkel

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uud ins Graue spielend; befindet sich aber das Auge hin- ter der Lichtquelle, oder zwischen der Lichtquelle und dem Object, also in einer Lage, in welcher glatte Flticheu am wenigsten erleuchtet gesehen werden , so erscheiuen die matten Farben am hellsten und ins Weifse spielend. Die eigeiithiiinliche Furbung tritt ain intensivsten bei senkrech- ter Betrachtuug der Fkche hervor, in welcher sich weder jcnes Grau, iioch jenes weifse Licht lnit der Farbe mischt. Eudlich ist der erwahnte Contrast urn so auffallender, je heller die betrachtete Farbe an sich ist; deun an sicli dunkle Farbcii werden durch das sich auflagernde Grau in der er- sten Stellung weiiiger anffallend abgeduukelt und es lagert sich in der zweiteii Stellung weniger weifses Licht ,auf, weil sic davon iiur einen geringeren Theil reflectiren. Wird eiiie matte Farbe in farbigem Liclit betrachtet, so spielt sie in der ersteii Lage ebeufalls ins Graue, in der zweiten ebenfalls ins Helle mit der Nuance, die der Farbe der Lichtquelle eutspriclit, weiiii sie dieselbe tiberhaupt zu re. flectiren geeiguet ist.

Die Erklaruiig dieser Erscheinuiigen ergiebt sich so ein- fach , dafs sie leicbt theoretisch vorausgesehen merdcn kiinnen.

Es stelle in uebeiistehender Figur a b die matte Ober- fllche vor, deren feine Un- ebenbeiteii bier in grofsem Mafsstabc angedeutet sind, c d die Richtung des einfal- \\\\ 8 leiiden Lichtes, so werdeii

alle Unebenheiten der Flache auf der Seite, von welcher das Licht kommt, erleuchtet scyn, auf der Hinterseite aber im Schatteu liegen. Betracbtet das Auge nun diese Flzche so, dafs es sich zwischen ihr und der Lichtquelle befindet, in schiefer Richtung, so sielit es vonugsweise uur die er- leuchtete Seite der Unebeuheitcii; die Farbe spielt also ins Helle. Liegt aber die Fliicbe zwischen der Licbtquelle uud dem Auge, so sieht dasselbe voniigsweise nur die Schat- tetiseite der Unebeulieited, und die Farbe verdunkelt sich,

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oder scheiot mit Grau gemischt. Bei scbiefer Beleucbtuog und senkrechter Betrachtung sieht das Auge gleichmtfsig die erleuchtete Seite und die Schattenseite der Unebenhei- ten, und folglich den mittleren Farbenton.

1st die Substanz der matten Flacbe nicht opak, sondern durchsichtig oder durchscheinend , so kommt iiattirlich die Wirkuiig des durchgelassenen Lichts auf der Schattenseite der Unebenheiteii mit in Betracht, und die Contraste fin- den nicht inehr in der angeftihrten Ordiiung statt.

Mannheim deu 1. October 1849.

XI. Drchung cler Polarisatlbnseberir? cler strahlen- den W&me ditrch Mugnatismus; con den HH.

F. de la Prooosluye urid P. Dcsains. (Ann. de chiin. el de p h p . Ser. I l l . T. XXVM p . 232.)

K i i r z e Zeit oach Hrn. Fa r a d a y ’ s glgnzender Entdeckung der Drehiing der Polarisationsebene des Lichts durch Mag- iietismiis zeigte Hr. W a r t m a n n an, dafs er denselben Versuch mit strableuder Warme gemacht habe ’ ). Es tra- ten ibm viele praktiscbe Schwierigkeiten eotgegen. Er be- nulzte die Wlirme einer Lainpe und polarisirte sie partiell, in- dem er sie durch zwei gegeneinander rechtwinkliche Glim- mersiiuleii ,gelien liefs. Die Elektromagnete und ein Steia- salzcylinder waren zwischen diesen SYuleii, also dein thermo- elektrischeu Apparat sehr nahe, aufgestellt. Das Galvanometer dagegen stand in grorser Ferne, urn es vor der Wirkung der Elektromagnetc. zu schiitzen; allein daraus entstand eine bedeutende Vergr6,lserung in der Liioge der Kette und eine Verriiigerung der Einpfindlichkeit.

Trotz aller dieser Uebelstlnde, die er vollstriiidig aii-

gegebeii, aber nicht zu ctitferoen vermocht hatte, glaubte I ) L’Insti/uf KO. 644 vom 6. Mai 1846 (knn. Bd. 71, S. 473. P.)