nr. 100 juni / juli 2013 issn 1439-8362 federwelt · woche im storydepartment einer daily soap und...
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Federwelt – Zeitschrift für Autorinnen und Autoren –
NR. 100 Juni / Juli 2013ISSN 1439-8362
6,50 EUR
Textküchen-Special:Exposés verfassen
Nina Kreutzfeldt zumE-Book-Markt
Selbstmarketing fürMidlist-AutorInnen
Akkordarbeit imStorydepartment
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0 7 . – 0 9 . J U N I 2 0 1 3
Dramaturgie für Prosaautoren D O Z E NT I N Iris Leister (Schriftstellerin undDrehbuchautorin)
1 4 . – 1 6 . J U N I 2 0 1 3
Kinder- und Jugendbuchautor – Vom Manuskript zum Verlag. EinstiegsseminarD O Z E NT E N Alexandra Rak und Ralf Schweikart
0 6 . – 0 8 . S E PT E MB E R 2 0 1 3
Vom Manskript zum Verlag – wie bietet manAutoren erfolgreich ein Manuskript an? D O Z E NT Dr. Uwe Heldt (Literaturagent;www.mohrbooks.com)A NME L D E S C HL US S 18. August 2013
0 7 . – 1 2 . J U L I 2 0 1 3
Der Schwedische Krimi: Morden im Norden.D O Z E NT I N Dr. Christel Hildebrandt (Übersetzerin schwedischer Krimis; Literatur-wissenschaftlerin)
1 5 . – 2 1 . J U L I 2 0 1 3
Romanwerkstatt in SchwedenD O Z E NT I N Hiltrud Baier (freie Autorin; Studienleiterin für die Schule des Schreibens in Hamburg)
3 0 . S E PT E MB E R – 0 4 . O K TO B E R 2 0 1 3
Das Drehbuch zum Film D O Z E NT E N Christian Mertens, Bartosz Werner(Autoren und Regisseure) A NME L D E S C HL US S 06. September 2013
0 4 . – 0 6 . O K TO B E R 2 0 1 3
Bauanleitung für einen Krimi D O Z E NT Jürgen Kehrer (Autor/Krimiautor;www.juergen-kehrer.de) A NME L D E S C HL US S 13. September 2013
0 8 . – 1 0 . N OV E MB E R 2 0 1 3
Radio-Feature leicht gemachtD O Z E NT Michael Lissek (Autor, Regisseur, Pro-duzent von Radiofeatures) A NME L D E S C HL US S 18. Oktober 2013
1 7 . – 1 9 . JA N UA R 2 0 1 4
Die Macht der Stimme –Sprich aus, was in Dir stecktD O Z E NT Sven Görtz (Autor und Hörbuchsprecher)A NME L D E S C HL US S 17.12.2013
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Runde Geburtstage sind toll: Man kann die Champagner-korken knallen und sich feiern lassen. Zurückblicken und sich darin sonnen, was man geschafft hat. Nach vorne schauen und sich fragen, wohin die Reise gehen soll. Das alles machen wir in diesem Heft, der – tatatata! – 100. Ausgabe.
Ein Geburtstagsgeschenk haben wir natürlich auch. Pünktlich zur Jubiläumsausgabe hat unser Layouterduo (das wir auf Seite 46 vorstellen) ein Logo für die Federwelt entworfen: eine Feder inmitten unserer (runden) Welt. Wir sind gespannt, wie es Ihnen gefällt!
Aber natürlich dreht sich nicht alles um die Federwelt – die Federwelt dreht sich um Sie, um Themen, die Sie beschäftigen. In der Textküche widmen sich un-sere Schreibprofis der Frage, wie man gute Exposés ver-fasst. Wolfgang Ehrhardt Heinold hat die E-Book-Ex-pertin Nina Kreutzfeldt interviewt. Titus Müller, der die Federwelt gründete, stellt Marketingstrategien für Midlist-Autoren vor. Die Autorin Kathrin Lange (Mül-lers Nachfolgerin) berichtet von den Tücken, ein Prequel zu schreiben. Bettina von Kleist porträtiert in ihrer Serie „Liiert mit einer Autorin“ Peter Asmussen. Irene Rumler erzählt, was sie LektorInnen in ihren Semina-ren beibringt. Mit Jens Schleicher verbringen wir eine Woche im Storydepartment einer Daily Soap und erle-digen dort gemeinsam mit „Plotsäuen“ den Abwasch. Und zwischendurch servieren Ihnen Michael Rossié, Goetz Buchholz und die Krimifrauen Brigitte Glaser und Gisa Klönne in ihren Kolumnen Expertenwissen vom Federfeinsten.
Nicht zu vergessen Stephan Waldscheidt und Dr. Erika von Eichkamp-Luchterfisch, die meint, es sei an der Zeit, das Geheimnis um ihre Identität zu lüften, und Federwelt-Interna ausplaudert. O-Ton der Frau Doktor aus der Kummerecke: „Im Jubiläumsheft ... ant-worte ich auf ungefragte Fragen und solche, die wir in der Federwelt noch nicht veröffentlicht haben.“ (Erika, musste das wirklich sein?)
Hereinspaziert, hereingelesen in diese Ausgabe! Und wie immer: viel Spaß beim Lesen und beim Schreiben!
Sandra UschtrinHerausgeberin
ARTIKEL & INTERVIEWSHappy Birthday – Die 100ste Ausgabe 4–6
Federwelt-Chronik 7E-Books unter die Lupe genommen (Teil 3)
Interview mit Nina Kreutzfeldt 8–11Ein Prequel als Marketing-Experiment 12–13Schreiben für Daily Soaps und Telenovelas (Teil 3):
Akkordarbeit im Storydepartment 14–17Liiert mit einem Autor (Folge 3): Peter Asmussen 34–36Selbstmarketing, für Midlist-Autoren ein Muss 37–39LektorInnen-Wissen – Interview mit Irene Rumler 40–43Rätselautor Manfred Stock 44–45Künstlerduo Carola Vogt und Peter Boerboom 46–47
TExTKüchE mit Gasch & co.Folge 9: Exposés verfassen (Belletristik) 18–25
Textprofis: Hans Peter Roentgen, Rouven Obst und Gregor Ohlerich (Obst & Ohlerich) 21Zutatenliste 26–28
REZENSIONENDigest 62–63Der Dreischneuß – Zeitschrift für Literatur 66
KOLUMNENRezitationskurs von Michael Rossié: Lampenfieber II 13Impulsbar: Schauplätze erkunden 29Reich werden mit Goetz Buchholz: E-Books 39Die Kummerecke 47Waldscheidt: Der Autorenrächer 48–49Glaser, Klönne und der Krimi:
Der Funke, der Feuer entfacht 50
PROSAAutorenträume 51Thomas Friedt / Horst-Werner Klöckner 51–55
LyRIKAndreas Noga 56–61Klassiker des Monats: Rainer Maria Rilke 61
AUSSERDEMTerminkalender 30–33Impressum, Kurzmeldungen 64–65
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Inhalt
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Happy Birthday!
Die 100ste Ausgabe. Vital sieht die Jubilarin aus, immer schöner, farbiger, unverwechselbarer wurde sie im Laufe der Jahre. Eine Fachzeitschrift für Autorinnen und Autoren, neben TextArt das einzige Magazin seiner Art im deutschsprachigen Raum.
Wie er auf den Titel Federwelt kam, hinter dem Un kundige womöglich ein Fachblatt für Geflügelzüch ter vermuten, habe er vergessen, erzählt Titus Müller. Nicht aber, dass er zögerte, die Erstausgabe zu nummerieren, als er die Zeitschrift 1998 als 20Jähriger aus der Taufe hob. Vielleicht war die Nr. 1 ja eine Eintagsfliege. Doch die Publikationsmöglichkeit für junge Autoren sprach sich schnell herum, bald sprengten die Einsendungen das 40seitige Heft.
Hundert Exemplare tackerte er im preiswertesten Copyshop Berlins zusammen; den Qualitätssprung zur gedruckten Version (Verkaufspreis zwei Mark) sub ventionierte sein Bafög. Entschädigt wurde er durch den ideellen Gewinn, berichtet der gebürtige Leipziger. Nach seinem Germanistik, Geschichts und Publizistikstudium selbst Autor zu werden, war noch nicht sein Ziel. Schreiben habe ihn jedoch schon damals so fasziniert, dass er seine Zeitschrift auch als Türöffner ansah, „um tiefer in ein Metier einzudringen“ und sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Wie schnell er den Ruf des Profis hatte, amüsiert ihn noch heute. „Mit so einem Projekt wird man plötzlich sehr ernst genommen. Einmal fragte jemand an, ob er bei mir ein Volontariat machen könne. Dass da einer in seiner Studentenbude ein Heft zusammenstellt, konnte sich niemand vorstellen. Alle glaubten, ich hätte Ahnung, aber die Ahnung stellte sich erst durch die Federwelt ein.“
Learning by doing: Titus Müller beherzte es gründlich. Nach seiner Magisterarbeit über die Anleitung zum Romanschreiben veröffentlichte er mit 24 Jahren seinen ersten historischen Roman, dem seither nahezu jährlich ein weiterer folgt.
Immer mehr verlagerte er auch in der Federwelt das Gewicht von Kurzprosa und Lyrik zu Einblicken in das Handwerk des Schreibens und Hinweisen auf Ausschreibungen von Literaturwettbewerben und Stipendien. „Praktische Artikel waren auch für mich wichtig. Ich stand als Autor am Anfang und habe begierig mitgelernt.“ Um in einer Zunft von Einzelkämpfern den Austausch zu fördern, organisierte er regelmäßige Treffen und war 2002 Mitbegründer von „Quo Vadis“, einer Vereinigung für Autoren, die sich mit historischen Stoffen befassen. Einmal monatlich moderiert der bekennende Christ und bescheidene Literaturpreisträger auf dem Hope Channel die monatliche Literatursendung „Auserlesen“. Doch sein Erfolg schütze ihn nicht gegen chronische Selbstzweifel, die viele Autoren kennen. „Jeden Morgen raunt mir eine böse Stimme zu: ,Dir wird nichts einfallen. Und wenn doch, will es keiner lesen.‘ Eine ProfiSchwimmerin sagte einmal, das Schwerste am täglichen Schwimmtraining sei, ins Wasser zu steigen. Wenn ich erst einmal im Schreiben drin bin, vergesse ich alles um mich herum. Wenn es hakt, hat das immer einen sachlichen Grund. Eine Figur ist zu passiv oder die Spannung ist raus, weil keine Frage für den Leser offen ist, ich habe mich verirrt in der Handlung oder das eigentliche Thema vergessen.“
2002 folgte eine Zäsur: Kathrin Lange löste Titus Müller ab und übernahm bis 2005 die Leitung. Seitdem auch sie sich ganz dem Schreiben historischer Romane und – preisgekrönter – Jugendliteratur widmet, ist Sandra Uschtrin die Herausgeberin. Vor acht Jahren wanderte deshalb der Redaktionssitz von Niedersachsen nach München.
Eine Hand in der Tasche, die andere energisch in die Hüfte gestemmt, so begrüßt die heute 53Jährige im Editorial älterer Ausgaben die etwa 2500 Abonnenten. Statt vor den Türmen der Frauenkirche ist sie nun vor dem Nymphenburger Kanal abgelichtet,
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Uschtrin Titus Müller mit ein: „Wir sind beide Menschen, die die Ärmel hochkrempeln und sagen: ,Jetzt mache ich mal.‘“ Im Unterschied zu ihren beiden Vorgängern plane sie jedoch nicht, selbst ein Buch zu verfassen; gerade die Vielfalt der Aufgaben, von der Artikelakquise bis zum Heftversand, reize sie. „Ich sage immer: Das Einzige, was ich nicht tue, ist Bäume pflanzen und daraus Papier herstellen.“
Ihr Arbeitspensum lässt sich unschwer ermessen. Alle zwei Monate ein neues Heft, seit 2006 im Großformat und Vierfarbdruck: Das bedeutet, jährlich sechsmal 60 Seiten zu füllen. Doch die Themen gehen ihr nicht aus. „Geheimnisse zu lüften, ich liebe das.“ Ideal, wenn Neugier plus Seriosität die Triebfeder sind. Interviews mit Literaturagenten, Drehbuch und Hörspielautoren, Fragen an Lektoren und Übersetzer und Auskünfte von Buchhändlern und PresseExperten geben Einblick in die Medienbranche und enthalten nützliche Informationen für eine Zielgruppe, die zu klein ist, um in den Feuilletons ausreichend berücksichtigt zu werden.
Viele Artikel widmen sich stilistischen und dramaturgischen Kunstgriffen. Wie zieht man Leser sofort in den Bann? Wie heben sich Erzählstimmen voneinander ab? Wie gelingen lebensnahe Dialoge und mitreißende Sexszenen? Serien wie die eines Verlegers
die Arme verschränkt – im Alltag vermutlich eine höchst seltene Pose.
Ein Jahreskalender, Merkzettel und eine GrossoGebietskarte für Deutschland pflastern die Wände ihres sonnigen Büros in ihrer kleinen Wohnung in Nymphenburg, in dem wir uns zu dritt auf herbeigeholten Sitzgelegenheiten um einen Teetisch gruppieren. In den Regalen stapeln sich Aktenordner, Verpackungsmaterial und Jahrgänge der Federwelt. Der Haken an der Decke stammt aus der Zeit, als dort der Boxsack ihrer beiden mittlerweile erwachsenen Söhne hing. Lachend berichtet Sandra Uschtrin, wie erstaunt Anrufer häufig reagierten, wenn sie gleich am Telefon sei: „Ich höre oft: ,Spreche ich jetzt mit Frau Uschtrin? Sind Sie es selber?‘“ Aber auch sie hatte hochtrabende Vorstellungen von der personellen Grundausstattung und dem Repräsentationscharakter eines Verlages, als eine Anzeige in der Süddeutschen Zeitung ihr den beruflichen Einstieg brachte.
Damals, in den 80erJahren, hatte Reinhold von Grafenstein für seinen kleinen Theaterverlag eine Praktikantin gesucht. Gemeinsam mit ihm entwickelte sie das „Handbuch für Autorinnen und Autoren“. Nach Auslandsjahren mit ihrer Familie in Südkorea übernahm die Literatur und Zeitungswissenschaftlerin auf Grafensteins Anraten die Herausgabe und Aktualisierung des Handbuchs und gründete dafür einen eigenen Verlag. Durch das Standardwerk wurde der Uschtrin Verlag zur Institution. Trotzdem habe sie sich lange nicht getraut, sich Verlegerin zu nennen. „Ich habe gesagt: Ich habe einen kleinen Verlag und gebe ein Buch heraus.“
Eine Verlegerin ohne Auto, ohne Fernseher und ohne Handy. Warum sollte sie auch noch beim Einkaufen online sein, wenn man sie von „9 bis 19 Uhr“ auf ihrem Festnetz erreichen könne? Als sie vom Umgang mit Herausforderungen spricht, bezieht Sandra
Drehbuch & Roman schreibenAutor, Lektor oder Dramaturg werden
Zertifizierte Weiterbildungen (auch online) und Coaching für Unterstützung beim Schreiben und beim Einstieg in den Beruf. Kleine Gruppen, individuelle Betreuung und erfolgreiche Absolventen. Infos und Fördermöglichkeiten unter: www.skript-akademie.de
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vermitteln Insiderwissen und klären darüber auf, dass eine Cashcow nicht auf der Weide grast.
In Ausgabe 70 widmet sich ein Special „Blind sein – blind schreiben“ der Brailleschrift. Vom Villacher Literaturpreis bis zum Brieftaubengeschichtenwettbewerb weist der Terminkalender auf Abgabedaten, Stipendien und Förderungen hin. Ein Blick hinter die Kulissen wirft ein Licht auf die undurchschaubaren Auswahlkriterien der Jury in Klagenfurt. Zu den festen Rubriken gehört die „Textküche“. Von den ideenreichen Layoutern Carola Vogt und Peter Boerboom im Konterfei mit Kochmütze bestückt, veranschaulichen und erläutern Lektorinnen und Lektoren anhand eines Manuskriptes ihre Arbeit. In den amüsanten, mitunter ketzerischen Kolumnen wetzt unter anderen Stephan Waldscheidt die Feder.
Die Feder? Einmal habe sie überlegt, erzählt Sandra Uschtrin, den anachronistischen Titel zu ändern, verwarf es aber wieder: „Es ist ein schöner, griffiger Name.“ Eindeutige Verbesserungen packt sie zügig an. Seit Heft 89 wird die Federwelt auf Recyclingpapier gedruckt, seit 2009 erscheinen in der Rubrik Prosa nur noch Texte, die einen „praktischen Mehrwert“ bieten. Zur verstärkten Profilschärfung als Fachzeitschrift werden künftig nicht mehr belletristische Titel, sondern nur noch für Autoren relevante Fachbücher rezensiert; auch die Tage der LyrikRubrik sind
gezählt. Homestorys über SchriftstellerInnen oder „LifestyleInterviews“ lehne sie ohnehin ab. Denn warum würde einer porträtiert und ein anderer nicht?
Wie gut sie selbst das Handwerk beherrscht, weiß jeder, der für die Federwelt schreibt. Ihrer Redaktion entgeht kein schiefes Wort, behutsam macht sie Vorschläge statt zu belehren. Während sie sich im Gespräch häufig temperamentvoll in Details verliert, verbindet sie im Editorial pointiert professionelle Interessen mit grundsätzlichen Lebensfragen.
Hundert Euro kann sie für die erste Druckseite zahlen, 25 Euro für jede weitere. „Ich kann nicht im Handbuch sagen: Leute, macht den Mund auf, langt ordentlich zu und dabei selber nichts zahlen“, erklärt sie, weshalb sie von ihrem schmalen Etat wenigstens dieses Honorarvolumen abzweigt. Ihren eigenen Stundenlohn rechnet sie sich besser nicht aus. Doch für weite Urlaubsreisen habe sie sowieso keine Zeit und modische Eleganz würde vom PC eh nicht gewürdigt. Ihre immer wieder durchschimmernde positive Einstellung erklärt Sandra Uschtrin mit dem Vorbild ihres Vaters, der eine Werbeagentur für Anzeigen hatte: „Wenn wir an der Ostsee einen total verregneten Sommer hatten und alle lieber in den Süden fuhren, sagte er: ,Prima, dann werden sie im nächsten Jahr jedenfalls ordentlich inserieren.‘“
Lieber würde sie freilich sonntags mal radeln, schwim men gehen oder in einen Krimi versinken als säumige Abonnenten an die Jahresgebühr von 36 Euro zu erinnern, „Manchmal weiß ich nicht: Ist jemand so berühmt? Oder kenne ich den Namen so gut, weil ich mehrmals Mahnungen schickte?“ Damit sie notfalls finanzielle Engpässe überbrücken kann, machte sie parallel zu ihrem Einstieg als Verlegerin noch eine Ausbildung zur Altenpflegerin. „Ich wollte Spielgeld für mein Handbuch haben“, erklärt Sandra Uschtrin, als sei es das Normalste der Welt, sich derart unprätentiös gegen die Wechselfälle des Lebens zu wappnen.
Glücklicherweise ist es eine Erfolgsgeschichte, die ihrem Tatendrang Schubkraft verleiht. Auch wenn sie vorerst den Traum vom öffentlichen Verkauf der Federwelt in Zeitungskiosken begrub, steuert sie zuversichtlich an, die derzeitige Auflage von 3000 zu verdoppeln. Eine neue Webseite ist in Planung, ihr hoher Anspruch verlockt namhafte AutorInnen zur Mitarbeit. Noch immer sei es ein besonderer Moment, wenn sie die aktuelle Ausgabe in Händen halte, erzählt Sandra Uschtrin. Sie mache sich einen Tee, bei schönem Wetter setze sie sich auf den Balkon und läse das Heft von A bis Z noch einmal durch: „Ich weiß ja, Autoren lesen ihren Beitrag zuerst. Ich stelle sie mir dabei vor.“
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Sandra Uschtrin und Titus Müller. Foto: Bettina von Kleist
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Heft 100, Juni 2013: Der „Digest“ erscheint ein letztes Mal. In Zukunft rezensiert die Federwelt nur noch (Fach-)Bücher, die für AutorInnen beruflich re-levant sind. Zugleich sind die Tage für die Lyrik-Ru-brik gezählt. Ab der Dezemberausgabe veröffentli-chen wir keine Gedichte mehr. Die Federwelt schärft damit ihr Profil. Sie ist nicht länger „auch“ Literatur-zeitschrift. Sondern zu hundert Prozent Fachzeitschrift für Autorinnen und Autoren – happy birthday!
Federwelt-ChronikIm März 1998 erscheint die erste Ausgabe der Feder-welt: Sie wiegt 51 Gramm und kostet 2 DM zuzüg-lich 3 DM Porto. Gründer und Herausgeber der Zeit-schrift ist der damals 20-jährige Titus Müller. Das 40-seitige Heft im Format A5 lässt der junge Autor in einer Stückzahl von 85 Schwarz-Weiß-Kopien in ei-nem Berliner Copyshop herstellen. Heft 1 beinhaltet Bilder, Gedichte, Kurzprosa und ein Interview mit der Lektorin Christina Deniz und dem Autor Andreas Holz. Unter „Literaturnews“ gibt es einen Hinweis auf das „Handbuch für Autorinnen und Autoren“ aus dem Uschtrin Verlag.
Ab März 2002 (bis Herbst 2004) kooperiert die Federwelt mit dem Bundesverband junger Autorin-nen und Autoren e.V. (BVjA). Die Auflage klettert auf 800 Exemplare.
2002 übernimmt Kathrin Lange die Leitung der Federwelt; der Redaktionssitz wechselt von Berlin nach Söhlde, Niedersachsen. Kathrin Lange, damals freie Verlagsherstellerin, schreibt heute Jugendbücher und historische Romane.
Seit Februar 2005, Heft 50, erscheint die Feder-welt im Uschtrin Verlag, München. Mit dabei sind der Chefredakteur Bjørn Jagnow, der Lyrikredakteur An-dreas Noga, die Prosaredakteurin Sabine Hartmann und Marc Halupczok, der die Rezensionen in der Ru-brik „Digest“ schreibt.
2006 macht die Federwelt einen großen Sprung: Mit der Oktoberausgabe, Heft 60, ändert sich ihr Er-scheinungsbild. Das Magazin wird im jetzigen, grö-ßeren Format gedruckt, und zwar vierfarbig. Statt 48 oder 52 Seiten hat die Zeitschrift nun 60 Seiten. Neue Druckerei ist Printec Offset in Kassel, die ab sofort auch die Einlieferung der Hefte bei der Post besorgt. Chefredakteurin wird die Herausgeberin und Verle-gerin Sandra Uschtrin. Das Layout übernimmt eine Grafikdesign-Studentin. Der Abopreis klettert von 19,50 auf 27 Euro.
2009 ändert sich das Prosakonzept: Es erscheinen nur noch Texte, die einen „praktischen Mehrwert“ bieten und die die Redaktion selbst akquiriert, etwa die Siegertexte des Federwelt-Jurypreises oder Texte von Autorenvereinigungen, die sich auf diese Weise in der Rubrik „Prosa“ vorstellen.
Seit Februar 2010, Heft 80, layouten Carola Vogt und Peter Boerboom die Federwelt.
Seit August 2011, Heft 89, verwenden wir Papier, das mit dem Blauen Engel zertifiziert wurde.
Februar 2012 erscheint erstmals die „Textküche“, ein 10-seitiger Praxisteil, den Anke Gasch betreut. Gleichzeitig legt die Federwelt an Umfang zu. Sie hat nun 68 Seiten, wiegt 167 Gramm und hat eine Druckauflage von 3.000 Exemplaren.
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