nutzflächendichte im tiroler raumordnungsgesetz

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DI Martin Schönherr Geyrstraße 55 Seite 1 6020 Innsbruck 14.5.2011 Nutzflächendichte Martin Schönherr Mit Inkrafttreten der Novelle zum Tiroler Raumordnungsgesetz Mitte 2011 wird neben Baumassen- und Bebauungsdichte ein neuer Parameter zur Bebauungsplanung eingeführt. Die Nutzflächendichte. Die Intention von technischer Seite her ist es, dem Planer eine Festlegung in die Hand zu geben, die es ihm erlaubt, im Bebauungsplan zumindest theoretisch vorzugeben, welche Bevölkerungsdichten erreicht werden. Die Nutzflächendichte erfasst nämlich nur die Räume, die integraler Bestandteil der jeweiligen Wohn/Arbeitseinheiten sind, nicht jedoch Stiegehäuser u.ä. Abb. 1, Photo Schönherr, Den Zentralraum zeichnen stellenweise hohe erreichte Dichten aus. Welche Nutzflächendichten stecken dahinter? Hier die Siedlungsgebiete in Amras (in Bildmitte, beim Haus mit Krüppelwalmdach, soll die künftige Endstation der Straßenbahnlinie 3 gebaut werden. Leider gibt es noch keine Zielwerte, die vorgeben werden, sodass es angezeigt ist, hier Diskussionsgrundlagen zu schaffen, damit nicht ins Blaue Festlegungen getroffen werden.

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Tiroler Raumordnungsgesetz 2011NutzflächendichteAnwendung

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Page 1: Nutzflächendichte im Tiroler Raumordnungsgesetz

DI Martin Schönherr Geyrstraße 55 Seite 1 6020 Innsbruck 14.5.2011

Nutzflächendichte

Martin Schönherr

Mit Inkrafttreten der Novelle zum Tiroler Raumordnungsgesetz Mitte 2011 wird neben Baumassen- und Bebauungsdichte ein neuer Parameter zur Bebauungsplanung eingeführt. Die Nutzflächendichte.

Die Intention von technischer Seite her ist es, dem Planer eine Festlegung in die Hand zu geben, die es ihm erlaubt, im Bebauungsplan zumindest theoretisch vorzugeben, welche Bevölkerungsdichten erreicht werden. Die Nutzflächendichte erfasst nämlich nur die Räume, die integraler Bestandteil der jeweiligen Wohn/Arbeitseinheiten sind, nicht jedoch Stiegehäuser u.ä.

Abb. 1, Photo Schönherr, Den Zentralraum zeichnen stellenweise hohe erreichte Dichten aus. Welche Nutzflächendichten stecken dahinter? Hier die Siedlungsgebiete in Amras (in Bildmitte, beim Haus mit Krüppelwalmdach, soll die künftige Endstation der Straßenbahnlinie 3 gebaut werden.

Leider gibt es noch keine Zielwerte, die vorgeben werden, sodass es angezeigt ist, hier Diskussionsgrundlagen zu schaffen, damit nicht ins Blaue Festlegungen getroffen werden.

Page 2: Nutzflächendichte im Tiroler Raumordnungsgesetz

DI Martin Schönherr Geyrstraße 55 Seite 2 6020 Innsbruck 14.5.2011

Ausgangslage, beobachtet Situation

Betrachten wir Innsbruck, eine stellenweise hochverdichtete Stadt. Der Raum um die Pradlerstraße / Deffreggerstraße gehört zu einem der dichtesten besiedelten Bereiche im Stadtraum (ca. 5000 Einwohner im 300m Umfeld1)

Abb. 2: Photo Schönherr, Blick von der Hungerburg nach Pradl, rechts die Pradlerkirche, links die Pradlerstraße, undeutlich erkennbar die Kreuzung Deffreggerstraße bei sog. „Scharfen Eck“. So sieht eine Nutzflächendichte von insgesamt ca. 1,4 aus. Bemerkenswert ist das dieser Teil Pradl sich trotzdem durch eine relative gute Wohnqualität auszeichnet. Städtische Dichte müsse nicht ungesund sein.

Es ergibt sich somit, dass auf 28,2734 ha 5000 Menschen leben.

� Von dieser Fläche sind ca.10 ha öffentliche Bereich, wie Straße und Grünanlagen (nicht Innenhöfe)

� Nehmen wir weiters an, pro Person steht Nutzfläche von 45 m² zur Verfügung 2

1 Erhebung aus Volkszählungsdaten, z.B. Regionalbahn, Maßnahmenstudie, Schlussbericht Raumplanung April 2007

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DI Martin Schönherr Geyrstraße 55 Seite 3 6020 Innsbruck 14.5.2011

Einer Grundfläche von 182734 m² steht somit 225.000 m² Wohnnutzfläche gegenüber

Es ergibt sich somit eine Nutzflächendichte bezogen auf die reine Wohnnutzfläche von 1,23

Analyse

Es gibt natürlich die Möglichkeit, das auch analytisch anders herum zu rechnen, indem man versucht, Blockgröße, Bauhöhe, Sonnenstand Nutzflächenverluste durch Beschattung in den tieferen Geschossen u.Ä. zu berücksichtigen und dann hochzurechnen, welche Nutzflächendichten erzielt werden können. Interessant bei einer solchen Berechnung ist jedenfalls, dass die stärksten Steigerungen bei der Nutzflächendichte in den ersten fünf Geschossen stattfinden. Dort werden Werte von 1,25 erreicht, die sich in den folgenden 16 Geschossen nur mehr auf 1,7 erhöhen.

Abb.2.: , Berechnung – Schönherr, Die graphische Darstellung des Ergebnisses einer solchen Analyse für eine Blockbebauung, wie in Pradl, zeigt eine Art Sättigungskurve. Die untere Kurve ist die Nutzflächendichte NFD in Abhängigkeit zur Bauhöhe (in 3m Schritten – entspricht somit einer üblichen Geschoßhöhe). Die Nettobaumassendichte(Baumasse zu Grundfläche) verläuft natürlichsinngemäß. Bei dieser Berechnung wurde übrigens ein Sonneinfallswinkel von 20° angenommen, um auch im W inter eine gute Wohnqualität zu gewährleisten.

Diese errechneten Werte können allenfalls noch um c.a. 1/8 erhöht werden, da bei diesen Berechnungen wie erwähnt, Bereiche mit schlechter Standortgunst für Wohnen (Erdgeschoß-Wohnung Schattseite) abgezogen wurden.

2http://www.statistik.at/web_de/statistiken/wohnen_und_gebaeude/bestand_an_gebaeuden_und_wohnungen/hauptwohnsitz-wohnungen/019986.html, tatsächlich liegt im Raum Innsbruck die Nutzfläche pro Person im durchschnitt bei ca. 43 m²; ich bin also mit meinen Annnahme auf der sicheren Seite http://www.statistik.at/web_de/statistiken/wohnen_und_gebaeude/bestand_an_gebaeuden_und_wohnungen/hauptwohnsitz-wohnungen/index.html

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DI Martin Schönherr Geyrstraße 55 Seite 4 6020 Innsbruck 14.5.2011

Es ergibt sich somit folgenden Empfehlung für die F estlegung von Nutzflächendichten „NFD M“:

Einfamilienhausbau

NFD M 0,2-0,3 sowie NFD H 0,5 Das bedeutet min. 45-70 Einwohnern / ha

Verdichteter Flachbau (Einfamilienhäuser, verdichtet)

NFD M 0,5-0,7 sowie NFD H 1,1 Das bedeutet: min. 110 – 150 Einwohner / ha

Geschoßwohnbau, vorzugsweise in Wohnblocks

MFD M 1,0 sowie NFD H 1,3 Das bedeutet min. 220 Einwohner / ha

Höhere Werte als 1,5 für Nutzflächendichten sind auch für den Ballungsraum jedenfalls nicht flächig sondern nur punktuell festgelegt geeignet!

Als Faustformel für die Ermittlung der Bevölkerungsdich te aus der Nutzflächendichte wird folgende Berechnung vorgeschlagen:

Nutzflächendichte * 10000 / Wohnfläche pro Person = Einwohner pro Hektar

Bei 45m² Wohnfläche pro Person ergeben sich somit 22 Einwohner / Hektar3 je 0,1 Nutzflächendichte.

3 Um sich das optisch vorzustellen können: Ein Fußballfeld in voller Bespielung (68/105 Meter, 22 Personen) entspräche einer Nutzflächendichte von etwa 1/3 über 0,1.