Öwf newsletter april/mai 2010

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April/Mai 2010 ÖWF Newsletter Monatliche Information des Österreichischen Weltraum Forums. ÖWF-Redaktion & Impressum Leitung: Mag. Daniela Scheer, Stellvertretung: Olivia Haider Technik: Olivia Haider, Harald Fuchs,, Martin Knoflach Input & Leserbriefe an: [email protected] Newsletter An-/Abmeldung: http://www.oewf.org/cms/newsletter.phtml ÖWF-Website: http://www.oewf.org

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Im aktuellen Newsletter berichten wir von der Yuris Night 2010 und stellen die Überraschungsgewinnerin des Polarstern-Preises 2010 vor. Außerdem stellen wir Ihnen den Space Shuttle Simulator vor und haben interessante Veranstaltungtipps für Sie.

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Page 1: ÖWF Newsletter April/Mai 2010

April/Mai 2010

ÖWF Newsletter Monatliche Information des Österreichischen Weltraum Forums.

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INHALT Das Österreichische Weltraum Forum dient u. a. als Kommunikationsplattform zwischen Raumfahrtenthusiasten, Experten und der nächsten Generation von Weltraumspezialisten. Wir fördern eine sachliche Meinungsbildung in Weltraum-Angelegenheiten und vermitteln die "Faszination Weltraum" in Zusammenarbeit mit anderen weltraumbezogenen Einrichtungen.

Überraschungssiegerin Polarsternpreis 2010

3

Weltraumpionier Yuris Night 2010

3

Simulationsprinzessin Aouda Workshop

5

Himmelsbeobachter „Eye in the Sky“ Wettbewerb

6

Sternengucker Astronomie versus Astrologie

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Computerspieler Space Shuttle Mission

9

Wettbewerbe und Ausschreibungen

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Veranstaltungen

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In Memoriam Hannes „Capitano“ Mayer

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POLARSTERNPREIS 2010 VERGEBEN! Maria Pflug-Hofmayr erhält die Trophäe "Menschen, die für den Weltraum begeistern" erhalten diese Auszeichnung des Österreichischen Weltraum Forums, welche 2010 zum zweiten Mal vergeben wird. Weltraumredakteurin. Parabelfliegerin. Freizeitastronomin. "Maria Pflug-Hofmayr verkörpert jene Art von Weltraum-enthusiasten, die mit unglaublichem Engagement das Abenteuer Weltraum kommunizieren. Sie gehört zu den aktivsten Raumfahrt- und Astronomiebegeisterten in Österreich" meint Alexander Soucek, Stellvertretender ÖWF Obmann und diesjähriger Preispate. Maria Pflug-Hofmayr war die Chefredakteurin des Wissens-magazin Star Observer. In den letzten fünf Jahren gründete Maria Pflug-Hofmayr nicht nur die Internet-Plattform Der Orion, arbeitete als Fernsehjournalistin für das Okto.tv Magazin Supernova und übersetzt täglich das "Astronomy Picture of the Day" sondern organisierte heuer schon zum zweiten Mal die Yuris Night in Wien.

Preisträgerin Maria Pflug-Hofmayr mit ÖWF-Vorstand Gernot Grömer

Olivia Haider von der Polarstern-Preis Jury: "Die Entscheidung für den heurigen Preisträger fiel dieses Mal sehr knapp aus. Die beiden anderen Finalisten hätten definitiv auch den Preis verdient. Letzen Endes ausschlaggebend war neben der Kontinuität ihrer Arbeit vor allem auch die Hebelwirkung ihrer Weltraumbegeisterung." Der Preis wurde in Wien im Rahmen der Yuris Night anlässlich des Jahrestages von Yuri Gagarins erstem Raumflug feierlich übergeben und ist mit 800,00 € Euro und einer eigens angefertigten Trophäe dotiert. Das Österreichische Weltraum Forum gratuliert! Yuri's Night 2010 Der 12. April ist vielleicht für einen Großteil der Menschen ein Tag wie jeder andere. Nur wenige wissen, auf der Straße angesprochen, welches Ereignis es an diesem Tag zu feiern gibt, aber denen bedeutet dieser Tag dafür umso mehr. Am 12. April brach der Kosmonaut Juri Gagarin als erster Mensch in den Weltraum auf und kehrte heil wieder zur Erde zurück. Rund um den Globus wird dieses Ereignis inzwischen gefeiert. Am 12. April, dem "Cosmonaut's Day" oder "Yuri's Night", wurden 2010 stolze 222 Parties in 67 Ländern gefeiert. In Österreich fand Yuri's Night dieses Jahr im Museumsquartier statt, den uns die Künstler-gruppe monochrom freundlicherweise zur Verfügung stellte. Die Besucher, die an diesem Abend dem strömenden Regen trotzten, wurden mit einem recht exklusiven Programm belohnt.

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YURI’S NIGHT 2010 In seinem Film "Orphans of Apollo" interviewte der Produzent Michael Potter einige der Drahtzieher im MirCorp-Projekt und schilderte die Geschehnisse rund um die geplante Kommerzialisierung der Raumstation MIR. Dieses Vorhaben wirbelte eine Menge Staub auf, auch wenn die MIR schließlich doch zum Absturz gebracht wurde. Für Yuri's Night in Wien stellte Michael Potter den Film zur Verfügung und beantwortete im Anschluss in einer Skype-Konferenz Fragen des Publikums.

Stargast des Abends war der Astronaut Gerhard Thiele, der 2000 an der Mission STS-99 mit dem Spaceshuttle Endeavour teilnahm und lange Zeit das Astronautenzentrum der ESA in Köln leitete. Noch lange nach dem Ende des offiziellen Teils war Gerhard Thiele mit Gästen in intensive Gespräche verwickelt.

Wer Lust hatte, der konnte sich an diesem Abend ein Stückchen Weltraum mit nach Hause nehmen, denn unter den Gästen waren auch zwei Buchautoren, die ihre Werke signierten. Der "Science Buster" Heinz Oberhummer präsentierte sein Buch "Kann das alles Zufall sein", in dem er leicht verständlich und unterhaltsam den Aufbau unseres Universums erklärt. Gerhard Hertenberger warb für "Aufbruch in den Weltraum", wo er auf sehr unterhaltsame Art die Stern- und Schreckens-stunden der russischen Raumfahrt bis zum Ende der Sowjetunion schildert.

Kein leichtes Unterfangen, war doch alles, was vor dem Fall des Eisernen Vorhangs geschah, von strengster Geheimhaltung begleitet. Wer keine Gelegenheit hatte dabei zu sein, kann die Bücher und den Film auch im Internet bestellen: „Aufbruch in den Weltraum“ (Kichern inklusive) „Kann das alles Zufall sein?“ (Versteht jeder!) Text: Maria Pflug-Hofmayr Fotos: Daniela Scheer

„Orphans of Apollo” (14,93 gut investierte Dollar!) http://www.amazon.com/Orphans-Apollo-Tom-Clancy/dp/B002HJHGUO/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s= dvd&qid=1272318686&sr=8-1

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ÖWF PolAres: Aouda.X

6. AOUDA Workshop im Hotel POLISINA bei Würzburg Anfang April traf sich das Entwicklerteam des PolAres Simulations-Raumanzuges im 4-Sterne Hotel bei Würzburg. Auf Vermittlung von Vanessa Fillafer sponserte das Management ein verlängertes Wochenende inklusive exquisiter Verpflegung und Wellness. Jan Klauck, Entwickler von Testszenarien für Aouda.X, beschrieb den mehrtägigen Workshop treffend als: “…eine gute Mischung aus produktivem Arbeiten und Entspannung“.

Lockerungsübungen helfen den Beteiligten in stundenlangen Meetings konzentriert zu bleiben.

Besprochene Themen waren unter anderem die Planung zukünftiger Feld-Tests in Permafrost und Wüsten-gebieten innerhalb des nächsten Jahres. Hauptaugenmerk lag hierbei auf dem nächsten Outdoor Test, der Mitte Mai vor dem SUIT-LAB in Innsbruck stattfindet. Geplant sind etwa Dauerlauftest, Einüben einer präzisen Funksprache, Handling eines Quad-Bikes, sowie Probeentnahmetechniken.

„Aouda ist eine komplexe Maschine: Mit jedem dieser Experimente sammeln wir wichtige Erfahrungswerte die sowohl unser Handling als auch unser Verständnis für Aouda verbessern und uns unserem Ziel näher bringen“, kommentierte Stefan Hauth von OBDH. Wie aus Lilly Daisy wurde und welche Rolle Marvin dabei spielt. Was wie eine Telenovela klingt, beschreibt einige Schlüsselelemente mit denen sich das OBDH Team beschäftigt. Lilly war die alte Version des Aouda „Gehirns“, welche nun durch eine kompaktere Platinenversion, genannt Daisy, ersetzt wurde. Die Steuerungssoftware hierfür nennt sich MARVIN (Mars Analogue Research Versatile Information Network), welches Eva und Stefan Hauth entwickeln. I2C-bus, Toradex-Prozessoren, FPGA-Nodes, Pic, I-bus und Spannungskonverter sind nur wenige der Begriffe die unseren Workshopalltag prägten. Vier Tage voll produktiver Diskussionen, eingehender Analysen und entwicklungs-technischer Überlegungen, vor allem aber auch vier Tage Entspannung, gemütliche Pokerrunden mit Cocktails und Morgensport im über-dimensionierten Hotelpool.

Spiel, Spass und Space. ÖWF-Style.

Text: U. Luger, D. Föger, Vanessa Fillafer. Fotos: Valentin Fillafer

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„Eye in the Sky“

SCHÜLERWETTBEWERB

Deine Chance auf einen Exklusiv-Besuch bei der Europäischen Weltraumbehörde in Rom! Worum geht es? Erdbeobachtung mit Satelliten zählt zu den wichtigsten Instrumenten im Umweltschutz – ob es um Landnutzung, Ölpest-Früherkennung, Klimadaten oder die Überwachung von Industrieabgasen geht. Wir wollen DEINE Ideen hören, was der „Blick von Oben“ für die Menschen bedeutet. Wir suchen zu ausgewählten Satellitenbildern Deinen Slogan oder Kurztext als Hommage an unseren blauen Planeten sowie als Botschaft an die Menschen, wie wertvoll und schützenswert unsere Erde ist.

Was gibt es zu gewinnen?

Der Hauptpreis ist eine zweitägige Reise für Dich und eine Begleitperson nach Frascati bei Rom, in das Zentrum der europäischen Erdbeobachtung bei der European Space Agency: DEIN exklusiver Blick in das ESA European Space Research Institute mit Expertengesprächen, der Blick in ein Satellitenkontrollzentrum plus ein Tag in Rom zu deiner freien Verfügung. Die Gewinner/innen werden darüber hinaus zur Fair Play World (http://www.fairplayworld.com) im Linzer Stadion am 23. Juni 2010 eingeladen.

Wie funktioniert es? Details und Teilnahmebedingungen findest du unter: http://erdbeobachtung.oewf.org Einsendeschluss ist der 20. Mai 2010.

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ASTRONOMIE-UMFRAGE Die Astronomie im Meinungsbild der Vorarlberger Bevölkerung Vorliegende Studie, durchgeführt im Auftrag von Dr. Mag. Robert Seeberger von den Vorarlberger Amateurastronomen, befasst sich mit den Beziehungen der Vorarlberger zur Astronomie. Da in der Volksmeinung oftmals Verwechslungen mit der Disziplin Astrologie auftreten, beschäftigt sich die Studie auch mit diesem Thema. Wissen zu astronomischen Belangen ist verbesserungsfähig. Den Begriff „Astronomie“ können immerhin 57% der Vorarlberger richtig deuten (z.B. Himmels –, Sternkunde). 15% verwechseln diese Disziplin jedoch mit der Astrologie. Skeptisch ist die Einstellung zur ersten bemannten Mondlandung, zumal gerade nur 2/3 diese für authentisch halten. Im Vergleich misstrauischer sind in dieser Hinsicht jüngere Leute und Angehörige der Oberschicht sowie Absolventen höherer Schulen. Was astronomische Belange angeht, so nimmt der Wissensstand mit zunehmenden Einkommens- und Bildungsniveaus stetig und deutlich zu. Besser Bescheid wissen auch in der Regel Männer im Vergleich zu Frauen. 49% der Vorarlberger halten „Astronomie“ für (sehr) interessant. Astronomische Themen, für die man sich interessiert, sind die Sterne (13%), der Mond/Monde (9%), Finsternisse (8%), Sonne (8%), Wetter/Meteorologie (7%), Umlaufbahnen verschiedener Himmels-körper (7%). Interessant in diesem Zusammenhang, dass 14% auch Astrologie (Horoskop) nannten, also diese beiden Disziplinen verwechseln. Was das spezielle Interesse an „Astronomie“ angeht, präferieren 33% eher die praktische Sternbeob-achtung (Fernrohr) und 18% vehementer theoretische Fragen, z.B. Schwarze Löcher. 24% sind für beides, 21% für nichts davon, 4% ohne Standpunkt. Auf die Frage, welche sonstige Wissenschaften Interesse finden: 10% Medizin/Gesundheit, 8% Technik/Technologie, 7% Sport, 6% Psychologie, 6% Wirtschafts- bzw. Sozialwissenschaften, 6% Naturwissenschaften. Hohe Akzeptanz astronomischer Angebote. Als Antwort auf die offene Frage nach den Wünschen hinsichtlich der Errichtung astronomischer Angebote bzw. Einrichtungen könnten sich einige der Befragten eine eigene Sternwarte bzw. sogar ein Vorarlberger Planetarium vorstellen. 18% würden solche Angebote – vorausgesetzt es gäbe sie - mehrmals im Jahresablauf nutzen, 22% einmal im Jahr; in der Summe 40% zumindest einmal jährlich; 34% zu besonderen Anlässen, 11% seltener als alljährlich. Nur 1/9 gar nicht, 4% ohne Meinung. Dies zeigt ein beachtenswertes Interesse und Nutzungsverhalten. Voraussetzungen einer erfolgreichen Absatz- und Marketingpolitik: Die Hebung der Attraktivität der Disziplin „Astronomie“ , was letzten Endes auch eine Verbesserung der Akzeptanz bedeutet, geschieht aufgrund vorliegender Erkenntnisse am besten durch eine Erhöhung der Bekanntheitsgrade bzw. Verbesserung des astronomischen Wissens der Bevölkerung – beispielsweise über Nutzung der Medien. Auch die Verbesserung des astronomischen Angebots bzw. von Einrichtungen sind wesentliche Schritte in diese Richtung. Die Institutionalisierung einer Sternwarte (Planetarium) oder ähnlicher Ausstattungen, wenn sie im hohen Maße von der Bevölkerung auch angenommen werden, erleichtert dieses Unterfangen außerordentlich. Nur wenn man Sinn und Nutzen für die Bevölkerung eines Landes bzw. einer Region erfolgreich kommunizieren kann, wird man in der Öffentlichkeit wahrgenommen!

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ASTROLOGIE-UMFRAGE Bedeutung der Astrologie. Gemäß 28% beeinflusst die Stellung von Sternen oder Planeten das eigene Leben / Schicksal (sehr) stark, für 67% wenig (gar nicht), 5% weiß nicht. Für 16% ist die Wiedergabe von Horoskopen in Printmedien bzw. Rundfunk (sehr) wichtig, 13% mittel, 69% wenig oder gar nicht. Horoskope sind für Frauen bedeutsamer als für Männer, auch mit zunehmendem Alter steigt deren Relevanz. Menschen mit höheren Einkommens- und Bildungsniveaus sind solchen Weissagungen gegenüber grundsätzlich skeptischer eingestellt. Interessierte können die gesamte Studie auf www.Robert-Seeberger.at nachlesen. Astronomie versus Astrologie Beim Thema Astrologie scheiden sich die Geister der Sternfreunde. Einer großen astrologieverliebten Mehrheit in der Bevölkerung steht eine kleine, fast verbissen gegen Horoskope ankämpfende Minderheit unter den Astronomen gegenüber. Halten die einen die Sterndeuterei für ein harmloses Vergnügen oder gar für eine essenzielle Lebenshilfe, würden die anderen selbige am liebsten auf den Index setzen. Woher stammt die Emotionalität mit der diese Auseinandersetzung geführt wird? Fragt man unvoreingenommen auf der Straße nach dem Unterschied zwischen Astronomie und Astrologie, stößt man auf weit verbreitete Ahnungslosigkeit. Viele Passanten können mit den beiden Begriffen nicht viel anfangen geschweige denn sie erklären.

Horoskope hingegen kennen die meisten Menschen und lesen diese auch. Vor allem um den Jahreswechsel herum kann ein Horoskop in einem Magazin die Auflage erheblich steigern. Diese Art der Sterndeuterei stößt aber nicht nur bei wissenschaftlich Interessierten auf Skepsis und Ablehnung. Selbst in den Kreisen mancher Astrologen ist man empört, denn mit einem aufwändig erstellten individuellen Horoskop hat das ihrer Ansicht nach nichts zu tun. Die Steigerung – astrologische Beratung via Hotline oder TV-Talkshow – finden auch sie höchst unseriös.

Die fast fanatische Ablehnung auf Seiten der Astronomen lässt sich vielleicht durch eine Abwertung der Wissenschaften in der öffentlichen Wertschätzung erklären. Während den Universitäten die Forschungsgelder gekürzt werden und es kaum mehr möglich ist, als Wissenschaftler seinen Lebensunterhalt zu bestreiten – eine Situation, unter der auch die Lehre leidet -, blüht und gedeiht das Geschäft mit der Kaffeesudleserei. Astrologiekurse werden nicht mehr nur von Privatpersonen oder Astrologieschulen angeboten, sondern sogar an so renommierten Einrichtungen wie dem Wirtschaftsförderungsinstitut. Der Start eines solchen Kurses in Wien rief eine solche Welle des Protestes hervor, dass er nach einmaligem Durchlauf wieder eingestellt wurde. In Niederösterreich wird jedoch weiterhin Astrologie am Wifi gelehrt. Die Astronomie-TV-Sendung SuperNova hat in ihrer aktuellsten Sendung versucht die Standpunkte der Astronomen und Astrologen aufzuzeigen. Die Sendung ist in Kürze im Internet abrufbar: http://okto.tv/supernova, http://www.youtube.com/SuperNovaModerator Maria Pflug-Hofmayr

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Space Shuttle Mission Martin Knoflach testet einen erfolgreichen Shuttle-Missionssimulator

Am 31. Dezember 2007 kam mit „Space Shuttle Mission 2007“ ein völlig neuer, einzigartiger Shuttle-Simulator auf den Markt. SSM2007 ist das Ergebnis der Arbeit eines engagierten Teams von Weltraum-Enthusiasten und auf Basis von S3 entstanden – einem als Freeware vertriebenen Space Shuttle Simulator. Als die Pläne für einen professionellen und realistischen Shuttle Simulator ehrgeiziger wurden, war klar, dass SSM2007 zu einem kommerziellen Produkt werden musste, um dem Aufwand der Ressourcen gerecht zu werden.

STS 128: Shuttle an der ISS angedockt Schließlich wurde SSM2007 zu einem Projekt von Exciting Simulations, einer „Entertainment-Brand“ von Simsquared LTD, einem Unternehmen das sich auf Virtual Reality Anwendungen spezialisiert hat. Dieser Simulator hat es bereits 3 mal auf das DVD Cover des „BBC Sky at Night“ Astronomie-magazins geschafft und mehrere 5/5 Wertungen unterschiedlichster Flugsimulationsmagazine und Websites erhalten.

Seit ich im Jahre 1998 “Apollo 18 Simulator“ auf dem PC gespielt hatte, habe ich die Weiten des Internets nach Shuttlesimulatoren durchsucht und hatte das Glück, S3 und damit schlussendlich auch den SSM2007 Simulator zu finden. Seit Oktober 2007 bin ich nun Moderator des deutschsprachigen Forums und seit vergangenem Jahr auch aktiv im Entwicklungsprozess als Beta-Tester eingebunden. Mein dadurch gewecktes Interesse an Weltraumtechnik bewog mich dann auch, auf der Herbstmesse 2009 die Ausstellung des ÖWF zu besuchen. Diese begeisterte mich derart, dass ich mich entschloss, dem ÖWF beizutreten.

MON1 zeigt den Dockingadapter der ISS mit ausgerichteter Dockingeinheit des Shuttles

SSM2007 zielte auf ein recht kleines Userfeld ab, dem Realismus und Detailtreue wichtig sind. Und die User sollten nicht enttäuscht werden! Sämtliche Procedures (Prelaunch ab T-1 Stunde 50 Minuten, Liftoff, Ascent, On-Orbit, Öffnen der Ladebucht, RMS Manöver, EVAs, Docking und Undocking, Deorbit, Reentry und Landing) waren damals bereits integriert. Seitdem ist das Team rund um den Simulator darum bemüht, den Realismus weiter zu erhöhen. Beispiel: Außenbordeinsatz während STS 128

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Space Shuttle Missions-Simulator

In monatlichen (gratis) Updates, wurden immer mehr Systeme und Procedures eingepflegt, so dass man heute mit dem ServicePack 5.1 einen Status erreicht hat, der weit über das hinausgeht, was man sich von einem Computerspiel erwartet. So wurden beispielsweise der komplette Annäherungsflug zu einem Objekt im Weltraum mittels des Line of Sight Systems realisiert, Endanflug und Docking entsprechend TORVA (Name für die Prozedur des Endannäherungsfluges zur ISS mit Andocken) und Abdocken inklusive Flyaround Manöver. Heads Up Display des Shuttles während des Endanfluges Einmal angedockt, muss man mit Hilfe der Astronauten Material aus der Ladebucht zur ISS und wieder retour bringen, mit dem RMS Arm Module und Pallets an die Raumstation andocken.

Außenbordeinsätze sind ebenso implementiert, und laufen ähnlich einer echten Shuttle Mission ab. Folglich muss man die Astronauten an die historisch korrekten Positionen bewegen, um den Missionsfortschritt zu gewährleisten. Auch bei der Landung wurde akribisch versucht, so nah als möglich an die Realität heranzukommen. Stimmt der Gleitpfad für den Wiedereintritt etwa nicht, oder die Geschwindigkeit, führt dies unweigerlich zum Abbruch der Mission. Auch ein Abweichen vom Kurs durch Seitenwinde muss vom Spieler ausgeglichen werden. Shuttle mit eingefangenem Hubble-Teleskop am Roboterarm

Aber natürlich sind nicht nur ISS Missionen enthalten. Das Spektrum der Missionen umfasst auch Hubble-Service-Missionen, bei denen man Hubble mit dem Arm einfangen und auf die FSS (Flight Support System) setzen muss, sowie Missionen zum Aussetzen und/oder Einfangen von Satelliten. Dabei wurde sehr darauf geachtet, soweit es der Aufwand zulässt, so nahe als möglich an den Checklists der NASA dran zu bleiben. So gibt es beispielsweise die so genannte „Grapple Reference Card“, die getreu der NASA die Grapplepositionen in XY und Z Koordinate angeben, sowie die Ausrichtung des „End Effectors“ (Endstück des Roboterarmes) über Pitch, Yaw und Roll. Diese komplexe Aufgabe mithilfe eines Joysticks (RHC) oder Tastatur zu meistern erfordert viel Geduld und Geschick. Auch fühlt man sich wie ein echter Astronaut am RHC, da man diese Prozeduren genauso gut vom Inneren des Shuttles steuern und über MON1 und MON2 überwachen kann.

3D-Cockpitansicht mit Sicht auf den HAC (Heading Alignment Cylinder) am Monitor ganz rechts

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Space Shuttle Missions-Simulator

Shuttle kurz vor der Landung

Es sind auch viele der GPC (Shuttlehauptcomputer) Modes in der Simulation enthalten, so dass man auch direkt in die Systeme des Shuttles eingreifen kann. So werden etwa Kurskorrekturen, Lageänderungen und Bremsmanöver über die GPC Pads per Tastenkombinationen eingegeben, OMS-Triebwerke (Orbital Manouvering System) gesteuert, die Art wie sich die RCS (Reaction Control System) Triebwerke verhalten usw… Spielt man SSM2007, hat man im Orbit sämtliche implementierten Systeme zur Verfügung und kann in den einzelnen SPECs (eine Art Programmteil der Shuttlecomputer) Änderungen vornehmen. Ganz so als ob man mit dem Shuttle zu Testzwecken im All wäre.

Wem das alles zu kompliziert ist, der kann sich im Easy-Mode mithilfe gelber blinkender Dreiecke „führen“ lassen. Trotzdem kann man bei zu langsam durchgeführten Operationen die Mission zum Scheitern bringen. Der Endanflug und die Landung muss der User wie in Wirklichkeit über den HAC (Heading Alignment Cone/Circle) per Hand durchführen, der über eine Kurve die exakte Ausrichtung des Shuttles auf der Landebahn steuert. Dabei kann der User entscheiden ob er zum Beispiel Seitenwinde während des Endanfluges möchte oder nicht. Auch ist der HUD (Heads up Display, eine Hilfsvorrichtung zum Halten des Kurses sowie Anzeige über Höhe und Geschwindigkeit) im Spiel integriert, mit dem Pilot und Commander den wohl am schwersten zu fliegenden Segelflieger der Welt sicher wieder auf die Erde zurückbringen können. Auch wenn der Simulator noch nicht alle Systeme zu hundert Prozent implementiert hat, so bietet er Interessenten dennoch die Möglichkeit, sich mit Checklisten, Art und Weise des Shuttles, sowie mit der Vorgehensweise die die NASA in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat vertraut zu machen, und sich ein klein wenig als Astronaut zu fühlen. Auch verspürt man ein bisschen Stolz, wenn man das Shuttle sicher zum Stillstand gebracht hat. Im Dezember 2010 soll dann der Nachfolger SSM2010 erscheinen, bei dem etwa das Umlegen der Schalter nicht nur über 2D Panels erfolgen soll, sondern in einem virtuellen 3D Cockpit. Auch bisher unveröffentlichte neue Features werden enthalten sein.

Bereits jetzt kann man innerhalb des Shuttles umherfliegen. Und dem-nächst wird es weitere spannende und lang ersehnte Neuerungen für Weltrauminteressenten geben bzw. für alle, die wie ich seit der Kindheit davon träumten Astronaut zu werden. Folgende Missionen sind bereits jetzt enthalten: STS 1,8,41C,51A, 26,27,32,31, 47, 88, 96,93, 103, 99, 98, 100, 121, 116, 117, 122, 124, 125, 128, 130 sowie die fiktive STS 401 Rettungsmission und der ARES1-X Testflug. Website (engl.): www.space-shuttle-mission.com

Ares 1-X während des Aufstiegs in die Erdumlaufbahn

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Wettbewerbe für Kinder und Jugendliche

Space Explorer International: Fitness Challenge Astronomie Wien beteiligt sich an einem internationalen Schul-klassenwettbewerb für Kinder von 8-10 Jahren in Kooperation mit ESA, NASA und den Raumfahrtorganisationen aus Spanien, Italien, Deutschland, Russland und Holland. Wir suchen engagierte und sportbegeisterte Lehrkräfte, die mit ihrer Schulklasse an diesem außergewöhnlichen Wettbewerb teilnehmen wollen. An Hand von vorbereiteten Turnübungen und einer von der NASA und ESA entwickelten Unterrichts-stunde vermitteln Sie den Kindern Spaß an Bewegung und Sport und bringen Ihnen die Bedeutung gesunder Ernährung näher. Details: http://www.ffg.at/content.php?cid=29&sid=433

Bis Herbst 2010 wählen wir die teilnehmenden Schulklassen aus. Zur Startveranstaltung laden wir die TeilnehmerInnen im Jänner 2011 ins Planetarium Wien ein (vielleicht ist auch ein Astronaut dabei!). Die Abschlussveranstaltung mit Gewinnerprämierung im Planetarium Wien findet dann im Anschluss ca. im März/April 2011 statt. Bitte schreiben Sie uns kurz, warum Sie an dem Wettbewerb teilnehmen möchten. Die Schulklassen mit dem besten Fitness-Slogan und Team-Namen werden ausgewählt. Anmeldung: Bis Ende Juni 2010 an [email protected]

Wissenschaftswoche für Jugend-liche zum Thema „Zukunftswelten“ 8.-14. August 2010 Interesse für Wissenschaft und Forschung wecken und gemeinsam in „Zukunftswelten“ aufbrechen, das will das erste Uni Camp der Universität Innsbruck, das in Zusammen-arbeit mit dem aut. architektur und tirol veranstaltet wird. Eine Wissenschaftswoche lang können Jugendliche zwischen 16 und 19 Jahren zusammen mit WissenschafterInnen der Uni Innsbruck forschen und neue Welten erkunden.

„Jump into Science“ ist eine Aufforderung, sich mit Haut und Haar auf Wissenschaft und Forschung einzulassen: Wie sieht der Supercomputer der Zukunft aus? Was ist ein micro-compact-home? Wann entsteht die Mondstation am Aitken-Becken? Die Jugendlichen können sich je nach Interesse für einen von fünf Workshops anmelden: * Archäologie - Zurück in die Zukunft (Institut für Archäologie) * Informatik - Informatik ist überall. Wo bist DU? (Institut für Informatik) * Biologie - Beobachtungen von heute, Ideen von morgen (Grüne Schule im Botanischen Garten) * Architektur – Borderlife (aut. architektur und tirol, Institut für Gestaltung.studio1) * Astrophysik - Jenseits des Erdorbits (Österreichisches Weltraum Forum) Details: http://jungeuni.uibk.ac.at/unicamp

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Ausschreibungen

Zero-G Airbus A300 (ESA photo)

Students in microgravity (ESA photo)

Fly your Thesis! 2011 call for proposals ESA’s Education Office is again offering European students the flights of a lifetime with the third call for proposals for the 'Fly your Thesis!' programme. This exciting programme enables university students to fly their experiments in microgravity in a series of parabolic flights on the Airbus A300 Zero-G aircraft. 'Fly your Thesis!' requires each team of students to design a scientific or technology experiment to be performed in microgravity, as part of their master's or PhD thesis or research programme. Interested teams should register on ESA's Education Office's Projects Portal and upload their outline proposals using the letter of intent template, by 12 July 2010. A letter of endorsement from a professor or academic supervisor is required. Proposals by teams from ESA's Cooperating States are also encouraged. In a new move, medical research proposals will now be accepted under certain conditions. For Details: http://www.esa.int/esaCP/SEMNRKF098G_index_0.html

Opportunity for a qualified Austrian applicant to receive a scholarship for ISU SSP in Strasbourg 2010 The International Space University is given funding from industry and government agencies to help support SSP students who are unable to cover all of their tuition fees. This aid is available to selected applicants, and covers a portion of their fees. It is paid directly to ISU by the sponsoring organization.

The International Space University provides graduate-level training to the future leaders of the emerging global space community at its Central Campus in Strasbourg, France, and at locations around the world. In its two-month Space Studies Program and one-year Masters program, ISU offers its students a unique Core Curriculum covering all disciplines related to space programs and enterprises – space science, space engineering, systems engineering, space policy and law, business and management, and space and society. SSP10 Applicants need to apply online on the ISU website: http://www.isunet.edu

Stellenausschreibungen der Galileo Supervisory Authority * Market Development Officer AD6-7 (Frist: 11/05/2010) * Market Development Project Officer - FG IV (Frist: 11/05/2010) * Executive Director - AD14 (Frist: 21/05/2010) Nähere Informationen: http://www.gsa.europa.eu/go/gsa/careers

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Veranstaltungen

Raketen und Planeten Veranstalter: VHS & Junge Uni Innsbruck Ort: Universität Innsbruck, Technik Datum: 15. Mai 2010 Beginn: 09:00 - 12:00 Uhr Graphik: Puschnig

Benefits of satellite navigation for Urban Mobility

Final Programme - International GUF Workshop Dedicated to the use of GNSS services in urban mobility.

1/2 day workshop, time for questions and discussion, evening cocktail. Official workshop language: English

Date: 2nd June 2010 Venue: Delegation of Prague to the EU in Brussels

Participation at the workshop is free of charge. For more detailed information on the workshop please see:

http://www.spacedepartment.cz/GUF

Weltumwelttag Thema: ÖWF "Eye in the Sky" Abschlussevent und Start von Passepartout IV Datum: 5. Juni 2010 Ort: Linz

Die Konzertpianistin Elena Misirkova, Kulturbot-schafterin der Republik Mazedonien, gibt auch heuer mehrere "Galileo-Klavierkonzerte". Diese werden von der Europäischen Kommission veranstaltet und organisiert durch die GNSS Supervisory Authority (GSA) und das Anwendungszentrum für Satelliten Navigation Oberpfaffenhofen (D), unterstützt durch die European Space Agency (ESA) sowie das Kulturministerium der Republik Mazedonien und das Österreichischen Kulturforum Brüssel.

Galileo Konzert in Graz: 10. Juni 2010 - TU Graz

Galileo Konzert in Salzburg: Herbst 2010

Tagesaktuelle internationale Neuigkeiten: http://news.oewf.org

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In Memoriam: Hannes „Capitano“ Mayer Es gibt nicht viele Menschen, deren Hobby die Pflanzengattung Bryophyllum ist und die gleichzeitig kulinarische Besonderheiten wie das „Afghanische Gulasch“ erfunden haben. Genau genommen gibt es nur einen Menschen, der sich selbst so ein besonderes Universum geschaffen hat: Hannes Mayer. Doch damit nicht genug. Auch die wunderbare Welt der Urzeitkrebse (Artemia), die Astronomie, das Internet, die Seefahrt, alte Münzen, römische Geschichte und Quantenphysik sind seine Leidenschaften. Seine kunterbunte Webseite ist wie ein Kaleidoskop seiner unglaublichen Interessen und Leidenschaften. Seine erste Aktion im Internet war laut eigenen Angaben „der FTP-Transfer eines Bildes der Kometen-Kollision mit Jupiter“ im Jahr 1994. Eigentlich ist Hannes Mayer der „Captain“. So kennen ihn die meisten, und so verkannten ihn die meisten. Woher das alter ego „Captain“ kommt, weiß ich gar nicht mehr, aber es ist ja auch nicht wichtig. Als mich der Kapitän, die lange hagere Gestalt mit den langen Haaren, das erste Mal vor ein paar Jahren in Rom besucht, putzt er zunächst ungefragt – als Dank für Kost und Logis – unsere gesamte Wohnung von oben bis unten, kocht das Abendessen und schenkt uns ein Einsteiger-Set zur Aufzucht von Artemia Salina. Die beiden Glanzpunkte dieses Rom-Besuches aus seiner Sicht sind: der Kauf einer Kapitäns-Mütze an der Strandpromenade von Ostia und die Entdeckung, dass es im italienischen Supermarkt eine Zahnpasta namens „Capitano“ gibt. Von dem Moment ist er dann sowieso nur mehr der „Capitano“, nicht mehr der „Captain“. Mit der weiß-goldenen Mütze besucht er mich am nächsten Tag in der ESA und stellt sich sogar meinem Chef als „Capitano“ vor. Meine Kollegen erinnern sich alle an ihn. Dem Capitano zuzuhören ist immer angenehm für mich, erstens weil er dauernd etwas zu erzählen weiß, zweitens weil es selten langweilig wird. Ich mag die Mischung aus oberösterreichischem Einschlag und Weltgewandtheit. Er erfindet den „tele-garten“, den er mit Internet-Freunden aus der ganzen Welt beharkt. Er kommuniziert mit amerikanischen Münzsammlern und besucht sizilianische Salinen-Besitzer auf der Suche nach neuen Krebserln. Er hat eine so freundliche Art. Mit den Italienern spricht er Italienisch, obwohl er es noch gar nicht kann. Kaum zurück in Salzburg, lernt er es an der Volkshochschule. Neugierig wie es sich für einen Kapitän gehört. In seinem Geldbörsel hat er echte antike Münzen, die er mir zeigt und erklärt. Seinetwegen fange ich beinahe an, Münzen zu sammeln. Nach Italien kommt er immer mit seinem roten Kapitäns-Cabrio, das auf den ersten Blick ein Ferrari, beim näheren Hinschauen aber ein Mazda ist. Er hat Musik im Autoradio, die mir gefällt. Am nächsten Tag habe ich die CD als Geschenk, und sie nennt sich „Captain’s Mischung“. Capitano ist tatsächlich eine Mischung. Er ist ÖWF-Mitglied, er hat genauso wie wir die Liebe zu den Sternen entdeckt, als er noch ein Kind war, das an Höhe nicht weit über ein Teleskopstativ hinauskommt. Er hilft im Missions-Kontrollzentrum mit im legendären AustroMars-Jahr 2006. Er kommt zur Weltraum-Party mit einem Trichter aus Aluminium am Kopf und wie immer gut aufgelegt. Ein sanfter, seltsamer Riese ist der Capitano. Dass er persönliche Probleme hat, weiß ein kleiner Kreis von – so nenne ich uns mal – Freunden. Hilfe zu geben ist sehr kompliziert. Mal geht es besser, dann schlechter. Capitano ist ein Meister des Verstellens unter der Kapitänsmütze. Für diesen Sommer möchte ich ihn endlich wieder nach Rom einladen; ich mache mir nur Sorgen, woher ich eine neue Aufzucht Urzeitkrebse nehmen soll, weil mir die von ihm geschenkten leider eingegangen sind. Aber das hat sich plötzlich, einfach so im Frühling, erübrigt. Der Capitano ist mit 34 Jahren gestorben, weil er vielleicht ein bisserl zu anders war für unsere Mainstream-Welt. Das geht mir nahe. Aber ich weiß, was ich jetzt machen werde: Ich gehe in den GS-Supermarkt, in dem er für sein „Afghanisches Gulasch“ so gern eingekauft hat, und kaufe mir die Zahnpasta Marke „Capitano“. Ich glaub das gefällt ihm. - Alexander Soucek

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In Memoriam: Hannes „Capitano“ Mayer Es war irgendwann im Spätherbst 1991, am Linzer Froschberg, mitten in der Nacht, in der Sternwarte der Linzer Astronomischen Gemeinschaft: durch einen schmalen Kuppelspalt kann man im Dunkeln das Teleskop erahnen, dass in die Tiefen des Weltraums späht. Das was etwas ungewöhnlich anmutet, ist die überlaute Musik (ich glaube, mich an „Queen“ erinnern zu können), die eher auf eine exzessive Fete hinweist, als auf astronomische Beobachtungen. Im Kuppelinneren pressen abwechselnd Capitano und ich unsere Augen gegen das Okular, die Kälte die durch uns dringt, geflissentlich mit stoischer Geduld ignorierend, im Visier: Der Mond, so klar, so hell, so verheißungsvoll. Das ist meine erste Erinnerung an Capitano, und irgendwie sind es genau solche Nächte wie jene vor fast zwanzig Jahren, die manchmal ein ganz besonderes Band zwischen Menschen schaffen. Das gemeinsame Zittern vor Kälte hinter dem Teleskop mit dem unausgesprochenen „Is-ma-egal-ich-will-beobachten“-Gefühl, von den Zukunftsplänen, in Wien Elektrotechnik studieren zu wollen, sofern man denn überhaupt einmal die unglaublich scheinende Hürde der Matura schaffen sollte. Und irgendwie sind wir dann erwachsen geworden, Capitano hat es nach Salzburg verschlagen, wir reden manchmal über Autos, seltener über Frauen, immer aber über Computerhardware, Software-Kniffe, und dann die Krebschen, das Salz aus Cervia und dass der nächste Italienurlaub ohnehin schon längst überfällig ist. Und als ich Capitano zum ersten Mal in seiner Salzburger Wohnung besuche, beeindruckt er mich mit einem selbstgekochten Abendessen, bei dem Jamie Oliver neidisch geworden wäre. Und genau das ist er auch: Ein Mensch, der sich plötzlich den verschiedensten Dingen hingibt, mit unglaublicher Liebe zum Detail, einem starken Drang zum Ausprobieren und seiner unverwechselbaren liebenswerten Mitteilsamkeit.

Und während dem goldenen AustroMars-Jahr 2006 ist er fast immer im Mission Control Center in Salzburg, auf der Webcam sehen wir ihn von Utah aus mit dem aberwitzigen Aluminiumfolien-Helm, ich sehe noch genau das „Capitano“-Holzschild bei einem Flight-Controller Arbeitsplatz. Bei den Passepartout-Ballonstarts ist er es, der die Idee hat, die Krebseier als biologische Nutzlast mitfliegen zu lassen um die Schlüpfrate hinterher zu bestimmen und auch ein kleines Paper dazu zu schreiben. Und als Willi meint, dass wir eventuell Probleme

bekommen könnten, in den ersten Kilometern den Ballon zu tracken, entschließt sich Capitano spontan, ein kleines Zielfernrohr zu kaufen und damit die Nachverfolgung des Ballons zu ermöglichen. Und jetzt ist er nicht mehr. Und ich habe das Gefühl, dass unser Planet gerade ein Stückchen grauer geworden ist. Ein bisschen leiser. Du fehlst uns, Capitano. Aber wir, deine Freunde, wir tragen ein bisschen von dir in uns weiter. Gernot Grömer

“Though my soul may set in darkness, It will rise in perfect light,

I have loved the stars too fondly To be fearful of the night”

Sarah Williams

* * * Hannes wurde im engsten Familienkreis in Leonding beigesetzt.