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01/2018 unisono Zeitschrift des Sächsischen Chorverbandes e.V. Zur Situation der musischen Ausbildung an den Schulen in Sachsen ONLINE-BEILAGE

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01/2018

unisonoZeitschrift des Sächsischen Chorverbandes e.V.

Zur Situation der musischen Ausbildung an

den Schulenin Sachsen

ONLINE-BEILAGE

Anfang März sorgten Pläne des Sächsischen Kultus- und des Finanzministeriums für Proteste, der Freistaat wolle ab dem Schuljahr 2019/20 den Musik-, Kunst- und Sportunterricht kürzen. Inzwischen nahm das Kultusminis-terium die Pläne zurück, die sächsische Staatsregierung verabschiedete ein Handlungsprogramm »Nachhaltige Sicherung der Bildungsqualität in Sachsen«.

In diesem Programm heißt es nun:

SCHULE & MUSIK

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Zu unserer Berichterstattung in der Ausgabe 1/2018 der »unisono«. Zeitschrift des Sächsischen Chorverbandes e.V.« können Sie auf diesen Seiten die wörtlichen Statements des Staatsministeriums für Kultus sowie der Schulpolitiker der im Sächsischen Landtag vertretenen Parteien nachlesen. Der Sächsische Chorverband wandte sich nach Bekanntwerden der Kürzungspläne für die Fachbereiche Musik, Kunst und Sport an die Fachpolitiker und bat sie um eine Positionierung.

Aus dem Handlungsprogramm »Nachhaltige Sicherung der Bildungsqualität in Sachsen« Punkt 3.4 Überarbeitung der Lehrpläne und Stundentafeln

Neue Lerninhalte wie beispielsweise Digitalisierung, Medienbildung und politische Bildung verlangen eine fächerübergrei-fende Lehrplanüberarbeitung, die sich in den Stundentafeln niederschlagen wird. Mit einer Stundentafelüberarbeitung wird deshalb die im bundesweiten und erst recht europäischen Vergleich überdurchschnittlich hohe Stundenlast der Schülerin-nen und Schüler verringert und Raum hierfür geschaffen. Gleichzeitig wird so auch zusätzliches Lehrerarbeitsvolumen zur Absicherung des Unterrichts gewonnen. Die Lehrpläne und Stundentafeln werden zum 1. August 2019 überarbeitet. Ziel ist eine Absenkung des Unterrichtsvolumens um 4 Prozent bei gleichzeitiger Einhaltung der KMK-Standards (Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz – d. Red.). In die Stundentafelüberarbeitung sollen alle Fächergruppen einbezogen werden.

www.bildung.sachsen.de/blog/wp-content/uploads/2015/08/Handlungsprogramm.pdf

Angehende Musiklehrer forderten vor dem Kultus- und Finanzministerium in Dresden die Rücknahme der Kürzungspläne. Foto: Doc Winkler

Sorgte für Aufregung mit Kürzungsplänen in den Fächern Musik, Kunst und Sport – und nahm die Pläne dann zunächst zurück: Kultusminister Christian Piwarz. »unisono« fragte beim Kultusminister in Dresden nach. Doch leider beantwortete er die Fra-gen nicht selbst. Seine Pressestelle lehnte eine direkte Beantwortung durch den Minister trotz unserer Bitte ab. Wir können daher nebenstehend lediglich die Einlassungen seines Ministeriumssprechers wiedergeben. Foto: Ronald Bonss

Mit nachfolgenden Fragen wand-te sich »unsiono« im Auftrag des Präsidiums des Sächsischen Chor-verbandes an den Kultusminister des Freistaates Sachsen, Christian Piwarz. Für den Staatsminister antwortete dessen Sprecher Dirk Reelfs auf unsere Fragen.

Warum hielt der Minister gerade die Kür-zung von Schulstunden in den Fächern Musik, Kunst und Sport für opportun? Warum zog er die Kürzung in diesen Fä-chern in Betracht und brachte sie in die Diskussion?

Es handelte sich nicht um eine Ent-scheidung von Kultusminister Piwarz, sondern um Überlegungen seiner Vor-gänger. Eine Entscheidung oder gar ei-nen Beschluss hat es bis zum heutigen Tag nicht gegeben.

Welchen Stellenwert misst der Minister diesen »weichen« Schulfächern für die Persönlichkeitsentwicklung, der Heraus-bildung sozialer Kompetenzen und nicht

BESONDERE FÄCHER, DIE DIEPERSÖNLICHKEIT FÖRDERN, GIBT ES NICHTKultusminister Piwarz überlässt seinem Sprecher die Antworten auf die »unisono«-Fragen

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SCHULE & MUSIK

ICH WÜNSCHE MIR EINE STARKE UNTERSTÜTZUNG DES CHORGESANGS IN POLITIK UND GESELLSCHAFTChristian Wulff, Präsident des Deutschen Chorverbandes

»Wir haben eine große Chortradition in Deutschland. Viele unserer Chor-sängerinnen und Chorsänger sind im Kindes- und Jugendalter mit dem Singen in Gemeinschaft in Kontakt gekommen. Ich wünsche mir schon daher eine starke Unterstützung des Chorgesangs in Politik und Gesell-schaft. Musik und Chorgesang helfen insbesondere, junge Persönlich-keiten zu entwickeln, ihnen für das gesellschaftliche Zusammenleben wichtige Werte zu vermitteln. Darüber sollte man nicht leichtfertig hin-weggehen. Ich würde mir wünschen, dass man bei der Überarbeitung neuer Stundentafeln an den Schulen die persönlichkeitsfördernden und bildungspolitischen Aspekte der musischen Fächer berücksichtigt. Ich bin mir sicher, dass Musiklehrer an den Schulen, Chorleiter und Interes-senverbände wie der Sächsische Chorverband dazu als Gesprächspartner gern den Verantwortlichen zur Seite stehen.«

Christian Wulff. Foto: Doc Winkler

zuletzt für die (gesellschafts)politische Bil-dung junger Menschen im Freistaat bei?

Die Persönlichkeitsentwicklung ist überfachliches Ziel und Aufgabe al-ler Fächer. Eine Unterscheidung von Fächern, die eine Persönlichkeitsent-wicklung mehr fördern als andere, gibt es aus fachlicher Sicht nicht. „Die schulische Bildung soll zur Entfaltung der Persönlichkeit der Schüler in der Gemeinschaft beitragen. Diesen Auf-trag erfüllt die Schule, indem sie den Schülern insbesondere anknüpfend an die christliche Tradition im euro-päischen Kulturkreis Werte wie Ehr-furcht vor allem Lebendigen, Nächs-tenliebe, Frieden und Erhaltung der Umwelt, Heimatliebe, sittliches und politisches Verantwortungsbewusst-sein, Gerechtigkeit und Achtung vor der Überzeugung des anderen, beruf-liches Können, soziales Handeln und freiheitliche demokratische Haltung vermittelt, die zur Lebensorientie-rung und Persönlichkeitsentwicklung sinnstiftend beitragen“, so steht es im Sächsischen Schulgesetz.

Leipzig wird 2020 Gastgeber des Deut-schen Chorfestes sein. Damit wird das Chorfest erstmals im Osten Deutschlands stattfinden und zudem im 30. Jahr der Deutschen Einheit nach Sachsen kommen. Ein wichtiger Bestandteil der Chorszene in Deutschland sind die Kinder- und Schul-chöre. Singen im Kinder- und Schulalter wird auch von dem neuen Präsidenten des Deutschen Chorverband, Bundespräsident a. D. Christian Wulff, als wichtiges Unter-pfand für den Erhalt der Gesangstradition in Deutschland gesehen. Wird das Sächsi-sche Kultusministerium die Schulchöre und das Musizieren in den nächsten Jahren überhaupt unterstützen und fördern? Wie wird das Ministerium dies tun? In Schulen wird von weniger GTA-Mitteln gesprochen, die jährlich zur Verfügung stehen.

Die musisch-künstlerische Bildung wird in Sachsen als Aufgabe der ge-samten Schule verstanden. Sie tritt im Unterricht aller Fächer, ausdrücklich in den Fächern Kunst und Musik, im fächerverbindenden Unterricht sowie in zahlreichen fakultativen Angeboten in Erscheinung.

Schulchöre sind ein Bestandteil der vielen außerunterrichtlichen musi-kalischen Angebote an sächsischen

Schulen. Neben Schülerbands, Mu-sicalgruppen, Tanz- und Instrumen-talensembles gibt es auch zahlreiche Chöre. In den Schulen wird eigenver-antwortlich und am Bedarf der Schü-ler entschieden, ob und wenn ja, wel-che musikalischen Angebote bestehen.

Die Pluralität der kulturellen An-gebote in den Schulen hat sich in den vergangenen 25 Jahren deutlich er-höht. Chöre sind nicht mehr die ein-zige Möglichkeit, um musikalischen Interessen und Neigungen nachzu-gehen. Die Zahl der Schulchöre wird statistisch nicht erfasst, gleichwohl wissen wir von Befragungen, dass an einer Vielzahl von Schulen Chöre exis-tieren, so verfügt zirka jede zweite Schule demnach über einen Chor.

Ihrer Aussage, im Freistaat Sachsen würden GTA-Mittel gestrichen, müs-sen wir widersprechen. Das Gegenteil ist der Fall: Die Mittel für Ganztags-angebote wurden erhöht. So standen im Jahr 2016 22,4 Mio. EUR zur Ver-fügung, im Jahr 2017 25,4 Mio. EUR und 2018 stehen 26,1 Mio. EUR zur Verfügung. Wie im Handlungspro-gramm »Nachhaltige Sicherung der Bildungsqualität in Sachsen« nach-

zulesen ist, stehen ab dem 1. August 2019 für GTA jährlich noch 13,5 Mil-lionen Euro mehr zur Verfügung.

Die GTA-Mittel werden den Schul-trägern oder Schulfördervereinen für die Gestaltung von Ganztagsangebo-ten als zweckgebundene pauschalierte Zuweisungen für ihre Schulen ausge-reicht. Diese können eigenverantwort-lich über die Art und den Umfang ihrer Ganztagsangebote entscheiden. Im Rahmen dieser Förderung können auch Schulchöre finanziert werden. Grundsätzlich werden an sächsischen Schulen mit Ganztagsangeboten mu-sisch-künstlerische Angebote flächen-deckend vorgehalten.

Eine im Rahmen der wissenschaft-lichen Begleitung und Evaluation der Förderung der Ganztagsangebote im Freistaat Sachsen durch die TU Dres-den im Schuljahr 2015/16 durchge-führte Befragung hat ergeben, dass an allen sächsischen Schulen die mu-sisch-künstlerischen und die sport- und bewegungsorientierten Angebote am weitesten (jeweils ca. 93%) verbrei-tet sind.

(Die Fragen stellte Uwe Winkler.)

SCHULE & MUSIK

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Unter großem medialen Interesse übergaben die Initiatoren der Demonstration »Singen für Bildung« vor dem Kultusministerium eine Petition an Kultusminister Piwarz.

Foto: Doc Winkler

werden. Deshalb stellt sich die Frage, ob ich persönlich diesem Vorschlag zu-stimmen werde, nicht wirklich.

In der Zwischenzeit ist aber wohl auch die Äußerungen des Kultusmi-nisters deutlich geworden, dass es sich

SCHULE & MUSIK

Zunächst einmal möchte ich Ihre Dar-stellung korrigieren, es handele sich bei der von Ihnen benannten An-passung der Stundentafel um eine Maßnahme, die lediglich den Zweck verfolgt, Lehrstellen einzusparen. Vielmehr geht es darum, die sehr hohe stundenmäßige Belastung an säch-sischen Schulen, entsprechend der Vorgaben der Kultusministerkonfe-renz, etwas zu senken und sächsische Schüler zu entlasten. Schließlich bildet Sachsen unter allen Bundesländern bislang den Spitzenreiter, was den quantitativen Arbeitsumfang an den Schulen angeht.

Der Beginn der Diskussion um die Reduzierung der Stundentafel, um die Unterrichtsstunden für die Schü-lerinnen und Schüler zu reduzieren, reicht nun schon fast zwei Jahre zu-rück. Umgesetzt wurde diesbezüglich von der ehemaligen Ministerin Frau Kurth bisher nichts. Der jetzt bekannt gewordene Vorschlag bezüglich Sport, Musik und Kunst stammt noch aus der Zeit von Frau Kurth und ist lediglich eine Möglichkeit, ein gewisses Maß an Absenkung in der Wochenstundenzahl

zu erreichen. Ich war selbst in den Ver-handlungen zum jetzigen Handlungs-programm (Lehrermangel) dabei und habe damit auch selbst mitbekommen, dass sowohl Staatsminister Piwarz wie auch Staatsminister Haß diesen Vor-schlag als eine von vielen Möglich-keiten dargelegt haben. Dass eine Ab-senkung der Stundentafel notwendig ist, darin waren wir uns mit der SPD, insbesondere auch mit der sich jetzt so empörend äußernden Frau Friedel von der SPD einig.

Wir waren uns auch einig, dass wir gemeinsam schauen werden, was sinn-voll und machbar ist, auch wenn die ei-gentliche Entscheidung darüber nicht dem Sächsischen Landtag und den Ab-geordneten zusteht.

Wir haben rein rechtlich mit diesen Entscheidungen nichts zu tun, was auch gut so ist. Entscheiden werden hier entsprechende fachliche Kommis-sionen, an denen insbesondere auch Lehrer und Eltern beteiligt sind. Ich halte es auch nicht für sinnvoll, wenn Politiker im Landtag entscheiden wür-den, welche Unterrichtsfächer in wel-chem Umfang in den Schulen gehalten

IN WELCHEM GESAMTKONTEXT SICH SPORT, KUNST UND MUSIK WIEDERFINDEN, BLEIBT ABZUWARTENPatrick Schreiber, Vorsitzender des Ausschusses für Schule und Sport im Sächsischen Landtag

Patrick SchreiberFoto: Christoph Reichelt

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Nach der Veröffentlichung der Kürzungspläne für die Unterrichtsstunden Musik, Kunst und Sport aus dem Sächsischen Kultus- wie aus dem Finanzministerium und der nachfolgenden Rücknahme der Pläne durch das Kultusministerium, bat »unisono« die Fachpolitiker im Sächsischen Landtag um eine Einschät-zung der Situation und ihre Haltung zu den Plänen. Dazu stellten wir den Bildungspolitischen Sprechern der Landtagsfraktionen und dem Vorsitzenden des Ausschusses für Schule und Sport im Sächsischen Landtag nachfolgende Fragen.

1. Wie steht Ihre Fraktion zu den in die Diskussion gebrachten Plänen des Sächsischen Kultusministeriums? Werden Sie diese Pläne mittragen? Was werden Sie ggf. tun, um diesen Kürzungen entgegenzutreten oder Änderungen im Sinne dieser Fächer zu bewirken?

2. In einer Sachverständigenanhörung im Ausschuss Schule und Sport im August letzten Jahres wurden Sie als Fachpolitiker seitens der Sachverständigen über die Wichtigkeit und Dringlichkeit insbesondere auch des Musizierens und Singens an den Schulen unterrichtet. Welchen Stellenwert haben die damals dargebrachten und von Ihnen begrüßten Argumente der Sachverständigen heute? Wie stehen Sie vor dem Hintergrund des aktuellen Vorstoßes des Kultusministers zu der damals protokollierten Dringlichkeit, dem Musikunterricht und der Lehrerausbildung in diesem Fach einen höheren Stellenwert beizumessen?

Die Antworten der Mitglieder des Sächsischen Landtages lesen Sie in den einzelnen Beiträgen.

SCHULE & MUSIK

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WIR SPRECHEN ÜBER EINE KÜRZUNG ÜBER ALLE FÄCHERLothar Bienst, Bildungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Sächsischen Landtag und Vorsitzender des Arbeitskreises für Schule und Sport

Das öffentlich gewordene Arbeits-papier, das die Stundenkürzung allein bei Musik, Kunst und Sport sieht, ist hinfällig. Für uns steht die gesamte Stundentafel zur Disposition. Vom Grundsatz wollen wir zwar nicht an die Kernfächer heran. Wir werden sie uns aber anschauen und prüfen, was in-haltlich überaltert ist. Das werden wir mit allen Fächern tun, also auch mit Musik, Kunsterziehung und Sport. Die Diskussion in den Arbeitskreisen ist angelaufen. Wir wollen zügig arbeiten, denn wenn man die Stundentafel ver-ändert, dann müssen auch die Lehr-pläne geändert werden. Wir haben die Diskussion in den Arbeitskreisen dazu begonnen. Ich denke, wir haben bis Fe-bruar/März kommenden Jahres klare Bilder, wie die Stundentafel aussehen wird. Wir sprechen von einer Kürzung der Stundentafel um vier Prozent – und zwar über alle Fächer hinweg.

Lothar Bienst

IMPRESSUM

Chefredaktion: Dr. Uwe Winkler (V. i. S. d. P.)[email protected]

Redakteure der Teilverbände:Matthias Queck (LCV)[email protected] A. Pillep (MBC)[email protected] Hauffe (OSCV)[email protected] Günther(WSCV)[email protected] Kienert (SCV)[email protected]

Satz und Layout:Doc Winkler MediaServicesBaderberg 2 • 01662 MeißenTel.: (03 521) 459 11 66Fax.: (03212) 8924263Druck: Druckerei Dämmig, Chemnitz

Für unverlangt eingesandte Manu-skripte, Fotos, Materialien übernimmt die Redaktion keine Haftung. Die Redaktion behält sich die sinnwahrende Kürzung von Beiträgen vor. Nachdruck oder fotomechanische Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit Zustimmung der Redaktion. Mit Namen des Ver-fassers veröffentlichte Artikel stellen

nicht unbedingt die Meinung des Präsidiums oder der Redaktion dar.

»unisono« kann zum Preis von 10 Euro für 4 Ausgaben abonniert werden. Wenden Sie sich dazu bitte schriftlich an die Geschäftsstelle des SCV (Bahnhofstr. 1, 09669 Franken-berg/Sa.). Das Abonnement ist bis spätestens sechs Wochen vor dem jeweiligen Redaktionsschluss schrift-lich kündbar.

Fotonachweis Titelseite: Junge Schulmusiker demonstireren vor dem Sächsischen Kultusministe-rium. Foto: Doc Winkler

tatsächlich nur um EINEN möglichen Vorschlag gehandelt hat und dass in dieser Frage rein gar nichts beschlossen ist. Auch, dass dieser Vorschlag nicht geeignet war, um ihn so einfach in die Öffentlichkeit hinauszuposaunen.

Die Änderungen zur Stundentafel sollen mit dem Schuljahr 2019/20 in Kraft treten. Bis dahin werden jetzt insbesondere auch auf Grundlage des neuen Schulgesetzes die Vorschläge erarbeitet. Das Ziel besteht darin, die Unterrichtsbelastung der Schüler um vier Prozent zur reduzieren. Sie kön-nen versichert sein, dass wir diesen Prozess natürlich mit großer Aufmerk-sam verfolgen und uns auch soweit wie rechtlich möglich dazu einbringen werden.

Sie haben sicherlich auch mitbe-kommen, dass wir beispielsweise bei den Themen digitale und politisch/gesellschaftliche Bildung einen gro-ßen Nachholbedarf haben und dass das Fach Gemeinschaftskunde künftig bereits ab Klasse 7 gelehrt werden soll. Dies halte ich persönlich für sehr ver-nünftig.

Ich bestreite nicht die Bedeutung der Fachbereiche Sport, Kunst und Musik für die Entwicklung junger Menschen. Mir persönlich sind insbesondere die Fächer Sport und Musik für die Entwicklung von Kindern sehr sehr wichtig. In welchem Gesamtkontext sich das dann alles wiederfinden wird, bleibt jetzt abzuwarten und muss in-tensiv diskutiert werden.

Wie Sie sicherlich auch mitbekom-men haben, werden wir auch im Be-reich der Ganztagsangebote eine Men-ge zusätzlicher Mittel (13,5 Millionen Euro pro Jahr) aufbringen. Dies soll aus meiner Sicht nicht ersetzend für irgendetwas sein, aber ich denke die Kombination aus Unterricht und Ganztagsangebot bringt für alle einen Gewinn.

Sie können ebenso versichert sein, dass die in der Sachverständigenan-hörung im Landtag zum Thema Schul-chöre geäußerten Argumente wei-terhin gelten und in der Diskussion selbstverständlich eine Rolle spielen.

Herausgeber:Sächsischer Chorverband e.V.Geschäftsstelle:Bahnhofstraße 109669 Frankenberg/SachsenTel: (037206) 880 143Fax: (037206) 894 191Mail: [email protected]: www.s-cv.de

Wir halten die einseitige Fokussie-rung auf die persönlichkeitsbildenden Fächer Musik, Kunst und Sport für falsch. Und gleichzeitig eine Reduzie-rung der Stundentafel für richtig und wichtig. Gerade auf den weiterführen-den Schularten Oberschule und Gym-nasium ist das Unterrichtsvolumen der Schülerinnen und Schüler zu hoch. Hier stehen pro Woche 32 bis 35 Un-terrichtsstunden im Stundenplan. Oft kommt noch ein Schulweg von einer halben oder dreiviertel Stunde dazu. Und nachmittags Hausaufgaben. Wir verlangen damit den Schülern eine 40-/50-Stunden-Woche ab, die so manchen Erwachsenen krank macht. Und es bleibt zu wenig Zeit für Freun-de, für Hobbys, für Abenteuer draußen und nicht zuletzt auch für »Langewei-le«. Aus der Hirnforschung wissen wir, wie wichtig auch all diese Dinge für die Entwicklung der Persönlichkeit sind.

Herr Kultusminister Piwarz hat in seiner Regierungserklärung betont: Wer die Stundentafel reduzieren will, der muss auch klar sagen, welche Fä-cher dann gekürzt werden sollen. Da hat er Recht, und ich sage das auch immer sehr deutlich: Wir müssen an die Hauptfächer ran. Das heißt: Ma-thematik und Deutsch. Ich will es am Beispiel Mathematik etwas genauer verdeutlichen. Nimmt man sich hier den Lehrplan für die Oberschule und schaut mal von hinten nach vorn (also beginnend in Klasse 10 bis hinunter in die fünf) die Stoffgebiete und vor allem die dazugehörigen Unterrichts-stunden an, dann fällt auf: Gegenüber der Geometrie, die in den Klassen-stufen 5 bis 10 insgesamt 265 Unter-richtsstunden im Lehrplan ausmacht, treten Stoffbereiche wie Bruch- und Prozentrechnung sowie »Mathematik im Alltag« mit 186 Stunden unverhält-nismäßig dahinter zurück. Bei diesen Anteilen wundert es mich auch nicht, wenn die Wirtschaft zu dem Schluss kommt, dass junge Azubis »nix kön-nen«, denn in den meisten Ausbil-

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SCHULE & MUSIK

WIR MÜSSEN AN DIE HAUPTFÄCHER RAN,DAS HEISST AN MATHEMATIK UND DEUTSCHSabine Friedel, Sprecherin für Bildungspolitik der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag

Sabine FriedelFoto: Julian Hoffmann

dungsberufen spielen Bruch- und Pro-zentrechnung eine weitaus größere Rolle als geometrische Analysen ...

Die Bildungsstandards der Kultus-ministerkonferenz schreiben einen solchermaßen hohen Anteil der Geo-metrie auch überhaupt nicht vor. Die »Leitidee Raum und Form« ist viel-mehr eine von fünf hier formulierten Leitideen, die Leitidee »Funktionale Zusammenhänge« eine zweite. Die übrigen drei haben mit Geometrie nichts zu tun. Ich fürchte, hier war bei der Lehrplanerstellung in Sach-sen im Jahr 2004 die Ausgewogenheit der Lehrplankommission nicht ganz gewährleistet und die akademischen Vertreter in stärkerer Position als jene aus Wirtschaft und Gesellschaft. Das führt dazu, dass die Anwendbarkeit des zu vermittelnden Wissens weniger wichtig wird als die fachwissenschaft-liche Herleitbarkeit.

Wir fordern seit Langem, dass das Kultusministerium Lehrplankommis-sionen einberuft, die Lehrpläne im Licht der künftigen Anforderungen einer digitalisierten Gesellschaft über-arbeitet und dann das Stundenmaß reduziert. Wie formulierte es der Vor-standsvorsitzende der AliBaba Group Jack Ma so schön: „Wir können Kin-dern nichts beibringen, was Maschi-nen besser können." Und befragt, was Schulen stärker unterrichten sollten: „Sport, Musik, Malerei, Kunst (….) Werte, Teamwork, Mitgefühl. So stel-len wir sicher, dass Menschen unter-schiedlich sind. Alles, was wir lehren, muss unterschiedlich von Maschinen sein.“ (Zitiert nach http://www.zeit.de/2018/12/bildung-schule-chancen-gleichheit-digitalisierung).

Die Entscheidungen über Lehrpläne und Stundentafeln liegen ausschließ-lich beim Kultusministerium. Wir ha-ben kein Mitspracherecht, sondern können uns nur »beratend« äußern. Das tun wir mit ganzer Kraft. Und ha-ben außerdem dieses Thema mit vor-

gestellten Handlungsprogramm auf-genommen.

Wir werden uns weiter dafür ein-setzen, dass nicht Sport, Musik und Kunst bei dieser Stundentafelüberar-beitung reduziert werden, sondern die übertriebenen fachwissenschaftlichen und nicht alltagstauglichen Lerninhal-te in den Hauptfächern.

Einen höheren Stellenwert der mu-sischen Ausbildung über die Stun-dentafel erreichen zu wollen, halte ich für keinen geeigneten Weg. Aber schon heute sind viele Schulen dank guter Ganztagsangebote ganz hervor-ragende Stätten umfassender musi-scher Ausbildung. Wir haben mit dem Handlungsprogramm auch aus diesem Grund die GTA-Mittel noch einmal deutlich erhöht, insgesamt stehen jetzt rund 40 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung, das ist doppelt so viel wie im Jahr 2014.

he Parlaments-Drucksachen 6/556, 6/557, 6/558 und 6/ 559) Im Grund-schulbereich werden 60 Prozent des Kunst- und Musikunterrichts nicht mehr von Fachlehrern und -lehrerin-nen unterrichtet. Phasenweise werden in verschiedenen Klassenstufen nur halbe Stunden für Kunst und Musik unterrichtet, und die aktuelle Stun-dentafel enthält eine Wahlmöglichkeit zwischen Kunst und Musik.

Kulturelle Bildung umfasst - wie alle Bildung - die vor- und die schulische, die außerschulische und die Erwachse-nenbildung. Dessen eingedenk plädie-ren wir aus systematischen Gründen für die Zuordnung kultureller Bildung zum schulischen Bereich. Warum? Den Grundstein für die kulturelle Bildung legen Kindergärten und Schulen. Vor allem die Schule ist eine Bildungsein-richtung, die das Leben Heranwach-sender nachhaltig und lange prägt. Kulturelle Bildung wird hier sowohl fächerübergreifend als auch fachspe-zifisch vermittelt. Der Tendenz, den Fachunterricht in Musik und Kunst an den Schulen aus Kostengründen zu reduzieren, widersetzen wir uns.

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Die Linke begrüßt eine Modernisie-rung der sächsischen Lehrpläne. Das ist längst überfällig und bietet auch Spiel-raum für eine Änderung der Stunden-tafel. Große Zweifel haben wir jedoch am Motiv des Kultusministers. Seine Pläne, die Stundentafel zu kürzen, dienen wohl eher dazu, den Lehrer-mangel zu kaschieren. Dies geschieht auf einem administrativen Weg, ohne mit den Betroffenen, den Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern und den Lehrkräften darüber gesprochen zu haben. Das lehnen wir ab.

Ausgerechnet der Unterricht in Kunst und Musik soll noch weiter re-duziert werden. Ab dem Schuljahr 2019/20 sollen in den fünften Klassen die Fächer Kunst und Musik um eine Wochenstunde verringert werden. Da-mit verstärkt der Kultusminister den Trend, Kunst und Musik (kulturelle Bildung) ganz in den Ganztagsbereich zu verlagern und den Fachunterricht weiter abzubauen. Das halten wir für völlig inakzeptabel. Musik und Kunst sind ein zentraler Bestandteil von All-gemeinbildung und für die Persönlich-keitsentwicklung von großer Bedeu-tung. Ihren besonderen Platz haben beide Fächer in der Schule. Die erhoff-te Personalreserve wird sich ohnehin nicht einstellen, weil schon jetzt das Fachpersonal fehlt. Und beim Unter-richtsausfall rangieren Kunst und Mu-sik ganz vorn.

Die Linke wird die Kürzungsabsich-ten im Musik- und Kunstunterricht zum Thema im Sächsischen Land-tag machen. Ein entsprechender An-trag mit dem Titel: „Kulturelle Bil-dung in sächsischen Schulen stärken – künstlerischen Fachunterricht ab-sichern“ befindet sich im parlamen-tarischen Geschäftsgang. (Siehe Par-laments-Drucksache 6/2988). Eine Streichung der Stundentafel ohne vor-herige Änderung der Lehrpläne, rich-tet nur Chaos im Unterricht an.

Wir wissen uns hier einig mit dem Deutschen Kulturrat, der in einer

Resolution vom März 2015 auf die künstlerischen Fächer als einen „un-verzichtbaren Teil des schulischen Bil-dungsauftrags“ hingewiesen hat. Die Grundlage für die künstlerischen Fä-cher „bildet der Pflichtunterricht, der von akademisch ausgebildeten Kunst-, Musik- und Theaterlehrern erteilt wer-den muss. Dieser Unterricht muss in allen Schulformen und -stufen mit mindestens zwei Stunden pro Fach in den Stundentafeln erteilt werden.“ So-weit der Deutsche Kulturrat.

Um den Lehrerinnen und Lehrern den nötigen pädagogischen Freiraum für die Unterrichtsgestaltung zu ge-ben, halten wir Rahmenlehrpläne für das geeignete Instrument.

Eine Lehrplanform soll unserer Auf-fassung nach ein weitläufiges Orientie-rungskonzept bieten, das einen sehr allgemeinen Rahmen für die Freiheit im Klassenzimmer setzt. Man spricht deswegen auch von Rahmenplänen. Hier ist der pädagogische Spielraum für die Lehrkräfte weiter gefasst als in der bislang üblichen Lehrplanform. Der Grad an Verbindlichkeit ist ge-ringer. Rahmenpläne folgen einem relativ offenen Planungsmodus. Die Mitgestaltung des Unterrichts durch die Schülerinnen und Schüler sowie Eigenständigkeit und Selbstregulation spielen in ihnen eine große Rolle. Lern-ansprüche und Schülerorientiertheit werden als nahezu gleichwertig be-trachtet. Der Unterricht ist von vorn-herein stärker projektbezogen und handlungsorientiert angelegt. Rah-menpläne verzichten auf eine detail-lierte Prozessplanung des Unterrichts. Das Arbeiten mit Rahmenlehrplänen ermöglicht auch pädagogisch sinnvolle Änderungen an der Stundentafel.

Die Linke verfolgt seit Jahren mit großer Sorge die Tendenz, den Fach-unterricht in Musik und Kunst an den Schulen aus Kostengründen zu reduzieren. Das belegen meine Klei-nen Anfragen zur „Absicherung des Kunst- und Musikunterrichts“. (Sie-

AUSSERSCHULISCHE ANGEBOTE SIND KEIN ERSATZFÜR DEN REGULÄREN SCHULUNTERRICHTCornelia Falken, Bildungspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Sächsischen Landtag

Cornelia FalkenFoto: Agentur DIG/Trialon

Schulen brauchen ausreichend und gut ausgebildete Musik- und Kunstpädago-gen. Es besteht die Gefahr, Kunst und Musik (kulturelle Bildung) ganz in den Ganztagsbereich zu verlagern.

Außerschulische Einrichtungen kultureller Bildung sind kein gleich-wertiger Ersatz für den regulären Schulunterricht, weil letzteren alle He-ranwachsenden besuchen. Außerschu-lische Angebote an kultureller Bildung treten zu den schulischen hinzu, sie ergänzen und erweitern die kulturelle Bildung in der Schule.

Der Deutsche Kulturrat warnt in der bereits zitierten Resolution: „Sie sind kein Ersatz für die künstlerischen Schulfächer“ und „dürfen nicht als Vor-wand für eine Reduzierung der Stun-dentafel missbraucht werden“. Einer solchen „Vereinnahmung von außer-schulischen Aktivitäten“ widerspricht der Kulturrat ausdrücklich.

Kulturelle Bildung ist stets auch eine Frage der angemessenen Personalaus-stattung. Aus schulischer Sicht sind die Ganztagsschulen besonders geeignete Einrichtungen der kulturellen Bildung. Die Betonung liegt auf Ganztagsschu-

le, nicht auf den Ganztagsangeboten. In einer Ganztagsschule werden Vor- und Nachmittagsunterricht pädago-gisch sinnvoll miteinander verbunden, Schulen mit Kultureinrichtungen und örtlichen Bildungsträgern vernetzt und Künstler und Kulturschaffende als Vermittler systematisch einbezogen.

Insofern erweist sich kulturelle Bil-dung auch als ein Mittel der Schulent-wicklung: Angebote der kulturellen Bildung, vom Kunstunterricht bis zum Musiktheaterprojekt, bieten beson-dere Möglichkeiten, die Qualität von Schule und Unterricht weiter zu entwi-ckeln: Künstlerische Aktivitäten unter Einbeziehung von Eltern, außerschu-lischen Kooperationspartnern und in Zusammenarbeit mit Schulen anderen Schulen können unzeitgemäße Zeit-, Raum- und Unterrichtsstrukturen der Schule aufbrechen und zur Verände-rung der Schulstrukturen im Sinne des Gemeinschaftsschulprojektes der Linken beitragen. Dabei sollen weitere Bereiche der kulturellen Bildung (z.B. Tanz, Medien, Zirkus, Ausstellungen und Museen) einen stärkeren Stellen-wert in der Schule erhalten.

Die Stundentafel ausgerechnet in Mu-sik, Kunst und Sport zu kürzen, also Fächern, die die Persönlichkeitsent-wicklung fördern und den Bewegungs-mangel ausgleichen, halten meine Fraktion und ich für falsch. Von daher werden wir diese Pläne unter keinen Umständen mittragen. Öffentlichkeit herzustellen ist hier sehr wichtig.

In der aktuellen Situation, in der das Kultusministerium für die Be-setzung offener Stellen verstärkt auf Seiteneinsteiger zurückgreifen muss, gibt es Rückmeldungen aus den Lan-desämtern, dass Seiteneinsteiger mit einer Hochschulausbildung im Bereich Kunst und Musik sich weitaus pro-blemloser in ihren Aufgabenbereich integrieren, als das für andere Fächer gilt. Hier mit einem Einsparpotential

DIE KÜRZUNG IN MUSIK, KUNST UND SPORT HALTEN WIR FÜR FALSCHKarin Wilke, Schulpolitische Sprecherin der AfD-Fraktion im Sächsischen Landtag

an Lehrern zu argumentieren, halte ich für unredlich.

Singen und Musizieren hat einen hohen Stellenwert in der frühkindli-chen und Schulbildung, es unterstützt die Bildung von Gemeinschaftsgefühl und Respekt für den anderen und schafft eine Verbindung zu den kultu-rellen Traditionen unseres Landes.

Viele Kinder haben keine Möglich-keit, außerhalb der Schule künstleri-schen und musikalischen Aktivitäten nachzugehen. Umso dringlicher ist es, dies innerhalb der Schule zu ge-währleisten. Es kann nicht sein, dass die Staatsregierung ein gutes Projekt wie Jeki »Jedem Kind ein Instrument« unterstützt und ausweiten will, gleich-zeitig aber den regulären Musikunter-richt zurückfährt.

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SCHULE & MUSIK

Karin WilkeFoto: Marco Klinger

Die Künste, allen voran die Musik, tragen – insbesondere bei Kindern – Wesentliches zur Persönlichkeits-entwicklung bei. Daniel Barenboim, Generalmusikdirektor der Deutschen Staatsoper in Berlin, Dirigent und ein erstklassiger Pianist, bekräftigt die Be-deutung einer „Erziehung durch und mit Musik“ mit den Worten: „Natür-lich lernen die Kinder Musik. Aber durch Musik lernen sie Dinge über und für das Leben: Disziplin, Leidenschaft, Zeiteinteilung, alles was der Mensch braucht.“ (Zitiert aus Freitag vom 12. Mai 2006, S. 3) Das Spielen eines Mu-sikinstrumentes weckt die Freude am Musizieren und die Geselligkeit. Es för-dert, insbesondere dann, wenn es ge-meinsam mit anderen Kindern erfolgt, die kognitiven, motorischen, kreativen und sozialen Fähigkeiten, stärkt die Sinnlichkeit und Wahrnehmungsfähig-keit. Das belegen sowohl empirische Studien als auch verschiedene musik-pädagogische Projekte. Und je früher mit der musikalischen Erziehung be-gonnen wird desto besser.

Aus Sicht der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ist es richtig, dass die Lehrplä-ne und Stundentafeln einer kritischen Betrachtung unterzogen werden.

Dabei geht es zum einen um die Re-duzierung der Unterrichtsbelastung, aber auch um die Frage, welche Inhal-te und auch Methoden in einer Schule des 21. Jahrhunderts wichtig sind.

Zu oft wurden neue Inhalte einfach zusätzlich in Lehrpläne eingearbeitet, eine Entschlackung aber fand nicht statt. Wir erwarten, dass bei einer sol-chen Überprüfung pädagogischer und didaktischer Sachverstand zu Rate ge-zogen und die betroffenen Gruppen (SchülerInnen, Eltern, LehrerInnen) einbezogen werden. Eine pauschale, fast willkürlich anmutende Streichung

ES MUSS PÄDAGOGISCHER UND DIDAKTISCHER SACHVERSTAND ZU RATE GEZOGEN WERDENPetra Zais, Sprecherin für Bildungspolitik der Fraktion Bündnis90/Die Grünen im Sächsischen Landtag

einzelner Fächer oder Stunden ist für uns jedoch nicht zielführend – schon gar nicht, wenn damit eigentlich das Ziel verfolgt wird, die Folgen des Leh-rermangels abzufedern.

Dass gerade die »Nebenfächer« Mu-sik, Kunst und Sport Opfer des Rot-stifts werden sollen, ist für uns nicht tragbar. Kindertageseinrichtungen und Schulen sind herausragende Orte kultureller Bildung.

Das Unterrichtsangebot in den künstlerisch-ästhetischen Fächern muss deshalb weiterhin – und besser als bisher – abgesichert werden.

Petra ZaisFoto. Dirk Hanus

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SCHULE & MUSIK

Ein unliebsames Ständchen brachten am Morgen des 8. März etwa hundert Dresdner Musikstudenten Kultusminister Piwarz vor seinem Haus. Sie protestierten mit ihrem »Singen für Bildung« gegen die Streichungspläne beim Unterrichtsangebot. Foto: Doc Winkler