open for e-cooperation: hochschule - unternehmenspraxis

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  • 8/14/2019 Open for E-Cooperation: Hochschule - Unternehmenspraxis

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    Publiziert in: Apostolopoulos, N.; Mussmann, U.; Rebensburg, u.a. (Hrsg.): Grundfragen MultimedialenLehrens und Lernens E-Kooperation und E-Praxis. Tagungsband der GML 2010 vom 11.-12. Mrz inBerlin. S. 14-18

    Open (e-)Cooperation - Ein Erfahrungsbericht zu Formen der Zusammenarbeit von Hochschullehre und Unternehmenspraxis

    Prof. Dr. Andrea Back, Universitt St. Gallen, Competence Network Business 2.0 IWI-HSG

    Offene Kultur in der Zusammenarbeit von Hochschule und Praxis ist etabliert

    Dass Unternehmen und Hochschule eine Kultur pflegen, die offen fr Kommunikation undZusammenarbeit in Lehre, Forschung und Dienstleistung ist, hat eine lange Tradition. Beispiele - nicht nurin den Wirtschaftswissenschaften - sind Gastvortrge und Praxisfallstudien in der Lehre bis hin zuProjektseminaren, in denen die Studierenden Beratungsleistungen im Dialog mitUnternehmensvertretern erbringen. Praktikanten bzw. Werkstudierenden-Pltze werden vonUnternehmen oft mit Aufgabenstellungen verbunden, die Studierende dann in Bachelor- undMasterarbeiten vertiefen. Schliesslich sind in der Forschung Konsortialprojekte verbreitet, in der sicheine oder mehrere akademische Organisationen und verschiedene Unternehmensvertreterzusammentun, um ber lngere Zeit an einem umfassenden Forschungsthema gemeinsam zu arbeiten.

    Die Web-2.0-Innovationen bringen eine (R)evolution der Offenheit in der Zusammenarbeit mit sich

    Die Web-2.0-Anwendungen hufig wird auch von Social Media gesprochen - beruhen auf Prinzipien,die eine neue Qualitt und neue Formen der Offenheit darstellen. Begriffe wie Open Source, OpenAccess, Open Innovation und Open Co-Development belegen, dass wir es mit einer regelrechtenOpenness-Bewegung zu tun haben. In weiteren durch das Web 2.0 populr gewordenen Begriffen wieCollective Intelligence, Crowdsourcing und Communities wird deutlich, dass die Architektur desPartizipation, in der die neueren Nutzungsformen des Web 2.0 gestaltet sind, sowohl die ffnung vonKommunikations- als auch von Collaboration-Prozessen betrifft. Diese ffnung hat innovativenCharakter, teils von disruptiver Qualitt, d.h. bestehende Praktiken werden in Frage stellt. ZumSchwerpunktthema E-Kooperation und E-Praxis im Kontext von Lehren und Lernen passt es deshalbgut, das Augenmerk einmal darauf zu richten, wie diese Openness (R)Evolution der Web-2.0-Bewegungdie etablierten Formen der Zusammenarbeit von Hochschule und Unternehmen verndern oder durchNeuerungen bereichern kann.

    E-Kooperation gestaltet sich durch Offenheit 2.0 anders und auch besser?

    Vernderungen mssen sich der Frage stellen, ob sie Probleme lsen oder zu Verbesserungen fhren. Inden Wirtschaftswissenschaften misst man gerne die Steigerung der Performance. Wir knnten die

    http://www.gml-2010.de/index.htmlhttp://www.gml-2010.de/index.htmlhttp://www.gml-2010.de/index.htmlhttp://www.gml-2010.de/index.html
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    Frage diesbezglich herausfordernd so formulieren: Fhrt die neue Offenheit zu Hochleistungslernenauf Gegenseitigkeit? Nur, wie messen wir Leistung beim Lehren und Lernen, wann sprechen wir vonHochleistung? Antworten darauf werden entsprechende Forschungsprojekte bringen, sobald einReifestadium erreicht ist, welches aber noch nicht abzusehen ist.

    Als Ausgangspunkt fr die weiteren Ausfhrungen sollen deshalb einige grundlegende berlegungengengen. Mit dem Informationstechnik-Einsatz 1.0 verbindet man Automatisierung, d.h. auch den Ersatzmenschlicher Ttigkeit durch computergesttzte Anwendungen. Bei den Web-2-0-Anwendungenerkennt man eher die Entfesselung und Aktivierung menschlicher Mitarbeit als deren Weg-Rationalisierung; ein Unternehmer, F. Roebers, formulierte ber seine Enterprise-2.0-Kultur: Unser Wiki-Intranet beseitigt die Barrieren der Mitarbeit 1. Daran wird deutlich, wie wenig Web-2.0-Anwendungen alsAutomaten, als selbstlaufende Softwaremaschinen zu verstehen sind, sondern als Zusammenspiel vonMensch Technik Organisation. Wir widmen uns deshalb der Betrachtung, wie und welche neuenFormen der (Zusammen)Arbeitsorganisation angesichts der Tatsache entstehen, dass der Mensch sichdem Wesen nach nicht ndert, die Technik - das E bzw. das Web - sich dagegen rasant entwickeln.

    Der Schwerpunkt der Betrachtung bei den folgenden Beispielen liegt also darauf: Wie ist E-Kooperationim Kontext von Lehre und Lernen innovativ organisiert und lebendig, weil das Zusammenspiel vonmenschlichem Verhalten und neuen Technologien funktioniert?

    Wissen ber E-Kooperation und E-Praxis in 2.0-Kultur gewinnt man durch Ausprobieren

    Im Web 2.0 gilt unter dem Prinzip Perpetual Beta, dass man Anwendungen frh in die Welt setzt,kontinuierlich weiterentwickelt und ergnzt (Innovation in Assembly), falls sie sich als erfolgreicherweisen. Man hlt sich nicht mit einem langwierigen Entwurfs- und Evaluationsprozess bis zur

    vermeintlich fertigen, perfekten e-Anwendung fern von den Anwendern auf. Die Anbieter bringen eine E-Anwendung heraus und schauen was passiert; d.h. der experimentelle Prototyp wird ins offene Internet,in die freie Wildbahn ausgesetzt und bleibt nicht hinter Laborwnden eingesperrt.

    Im Geist dieser Haltung sind auch die im folgenden vorgestellten Beispiele fr E-Kooperation 2.0 und E-Praxis 2.0 im Umfeld von Lehre und Lernen zu verstehen: Es sind noch holzschnittartig gebaute Modellefr sptere ausgereiftere Varianten der E-Kollaboration-Praktiken, an denen Erfahrungen im Feldgesammelt werden. Besonderes Augenmerk liegt darauf, das Neue und disruptiv Innovative an derZusammenarbeitspraxis und ihren Ergebnissen an der praktischen Umsetzung anschaulich zu machen.Die Projektbeispiele stammen aus dem Wirkungskreis der Vortragenden; sie erheben somit keinen

    Anspruch auf Vollstndigkeit hinsichtlich der denkbaren Zusammenarbeitspraktiken. Die noch jungenProjekte sollen eine Diskussion anregen, wie weit die "Openness R(E)olution" greift und angreift sowiewo die 2.0-Neuerungen nicht kreativ zerstren, sondern mit den eingangs genannten bewhrtenKooperationsformen eine Verbindung mit dem Charakter einer kontinuierlichen Weiterentwicklungeingehen.

    1 http://www.business20.ch/2008/07/25/wiki-als-intranet-so-raumt-man-hurden-fur-die-mitarbeit-aus-dem-weg-teil-1-von-9/

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    Beispiele fr E-Kooperation und E-Praxis in 2.0-Kultur

    Es liegt in der Natur des Web, dass Anwendungen fr sich selbst sprechen. Da die Websites offenzugnglich sind, lassen sich die Projektbeispiele durch das Aufsuchen der genannten Websites studieren.Das Neuartige, die Bauprinzipien und Wirkmechanismen, kann man nicht durch Anlesen lernen, sondernnur durch Erleben, indem man sich als Nutzer verhlt. Zum reinen Lesen der Websites muss noch etwashinzukommen: Das Nutzen ist ein Lernprozess, der gewisse Zeit in Anspruch nimmt. Zum Beispiel kannman das Online-Lexikon Wikipedia nur in seinem innovativen Charakter erfassen, wenn man dieseWebsite nicht nur ber eine gewisse Zeit als Lesende/r nutzt, sondern diese auch insbesondere alsMitautor kennen gelernt hat 2.

    Die Projektbeispiele gliedern sich nach Kernaufgaben in der Wissensvermittlung: In der Lehre sind diesvor allem die Lehrveranstaltungen und die Weiterbildungs-Seminare. Wissenskommunikation findet aberauch durch von der Academia organisierte Fachzeitschriften statt und mittels Publikation von

    Fachbchern.

    1. Offene Lehrveranstaltungen fr Unternehmensvertreter als Dozierende und Lehrmaterial-Empfehlendea) Wissensblog www.business20.ch mit Video-Interviews zu Fachinhaltenb) Offener Klassenverband in einer Microblogging-Community : Twitter Begegnung mitaltbekannten Lernsituationen (Vortrag an der Learntec 2010 - siehehttp://www.slideshare.net/andreakback )

    2. Community-Plattformen als fr Zaungste offenes Weiterbildungs-Seminar: Emerging Course-and Alumni Platform http://hsg-business20.ning.com

    3. Offene Fachzeitschrift fr Fallbeispiele, Meinung und Dialog: WissensWert Blog Carnival www.wissenscarnival.org

    4. Offen fr Co-Creation im Entstehungsprozess von Fachbchern: Mit Wiki-Software und inWiki-Kultur entstandene Bcher (Forschungsprojekt Web-2.0-Wege zum Fachbuch)

    5. Offene Gruppen- und Teamarbeitsrume im Web fr die Zusammenarbeit von Studierenden,Dozierenden und Unternehmensvertretern (z.B. 37signals Basecamp , Google Sites ,Yahoo!Groups , Zimbra , Zoho, )

    Fazit und Thesen fr die Diskussion

    2 http://www.business20.ch/2008/08/01/wie-vom-donner-geruhrt-vom-wiki-selbstregelungsmechanismus-teil-2-von-9/

    http://www.business20.ch/http://www.business20.ch/http://www.business20.ch/http://www.slideshare.net/andreakbackhttp://www.slideshare.net/andreakbackhttp://hsg-business20.ning.com/http://hsg-business20.ning.com/http://hsg-business20.ning.com/http://www.wissenscarnival.org/http://www.wissenscarnival.org/http://www.wissenscarnival.org/http://hsg-business20.ning.com/http://www.slideshare.net/andreakbackhttp://www.business20.ch/
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    Die Web-2.0-Bewegung ist mit einer Openness-(R)Evolution verbunden. Sie bringt neue Formen der E-Kollaboration und E-Praxis auch im Verhltnis von Hochschule und Praxis hervor, die zu den bewhrtenhinzukommen, diese aber auch erneuern werden. Die in der 2.0-Kultur gestalteten Formenunterscheiden sich hinsichtlich der Werthaltungen und Gestaltungsprinzipien, der Prozesse und Rollender Beteiligten so stark von herkmmlichen webbasierten Zusammenarbeitsformen, dass disruptive

    Innovation vorliegt. Etablierte Ordnungen und Hierarchien brechen auf und bislang klare Grenzen vonOrganisationseinheiten werden stark durchlssig. Kontroverse Einstellungen zu geistigem Eigentum(Copyright/Plagiat, Gratis-Kultur) prallen aufeinander. Wie die Leistung und Qualitt von Lehre undLernen dadurch beeinflusst werden, was als Vernderung und wie gemessen werden kann, sindFragen, die als Forschungsthema im Fluss bleiben. In frhen Phasen des Technologie-Lebenszyklus siehtsich die Forschung besonders dem Anspruch gegenber, die Phnomene nicht nur empirisch-deskriptivzu erfassen, sondern auch Aktionsforschung zu betreiben. Dem in der Wirtschaftsinformatik verbreitetenDesign-Research-Ansatz gemss werden interdisziplinr Erkenntnisse erarbeitet, die fr die Gestaltungund das Management der Anwendungssysteme als soziale Systeme - mit den Komponenten Mensch-Technik-Organisation und Vernderung ntzlich sind.

    Einstiegsliteratur zu Web-2.0-Kollaboration und Praxis in Unternehmen

    Back, A.; Gronau, N.; Tochtermann, K. (Hrsg.): Web 2.0 in der Unternehmenspraxis. Grundlagen,Fallstudien und Trends zum Einsatz von Social Software. 2. Aktualisierte Auflage, Mnchen: Oldenbourg2009.

    Aktuelle Fallstudien (Deutsch und neuerdings auch Englisch): Enterprise 2.0 Fallstudiennetzwerkwww.e20cases.org

    http://www.e20cases.org/http://www.e20cases.org/http://www.e20cases.org/