p. poindron, p. piguet, e. förster, new methods for culturing cells from nervous tissues, vol. 1...

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Ann Anat 188 (2006) 391—392 BUCHBESPRECHUNG P. Poindron, P. Piguet, E. Fo¨rster, New Methods for Culturing Cells from Nervous Tissues, vol. 1 (Series Editor: P. Poindron), S. Karger Verlag, Basel, ISBN 3-8055-7831-8, 2005 (X+128 Seiten, 50 Abb. davon 17 in Farbe, 5 Tabellen, 70,00 h, 98,00 sFr, 89,25 US$). Diese Monografie ist die erste der sog. BioValley Monographs. BioValley steht fu ¨r ein geografisches Gebiet, das die nord-westliche Schweiz, Baden- Wu ¨rttemberg und das Elsass umfasst. Hier hat sich eine ’’ kritische Masse’’ von Neurowissenschaftlern in Universita ¨ten und Firmen herausgebildet, die gemeinsame Projekte durchfu ¨hren, um die neu- ralen Mechanismen zahlreicher Erkrankungen des Nervensystems zu verstehen und zu beeinflussen. Bernd Dallmann ist der Pra ¨sident der BioValley Forschungsgemeinschaft und Philippe Poindron ver- wirklichte die Idee eines trinationalen Publikations- organs in Form der BioValley Monographs, in deren ersten Band Poindron, Piguet und Fo¨rster als Editoren fungieren. Das Thema dieses Bandes sind neue Zellkultur- methoden fu ¨r Nervengewebe, die in 8 Beitra ¨gen dargestellt werden. Hippokampale Schnittkulturen werden von der Freiburger Arbeitsgruppe beschrie- ben. Die Beschreibung des Verfahrens wird mit sehr guten Abbildungen veranschaulicht. Anwendungen in der Schnittkultur, wie Tracttracing der enthor- inalen Fasern mit Biocytin und Darstellung der Einzelzell-Morphologie in Kombination mit whole- cell patch-clamp recording sind in gut nachvoll- ziehbarer Form wiedergegeben. Auf die Pra ¨para- tion und Kultivierung einzelner Neuronen gehen Gonthier und Mitarbeiter aus Straßburg ein. Wachs- tumssubstrate wie Laminin und Poly-L-Lysin werden genau dargestellt und auf die Markierung von Zellen mittels PKH26 eingegangen. Die Fluoreszenz-im- munhistochemische Identifizierung von Dendriten und Axonen sowie die Analyse deren Wachstums- verhaltens mittels Videomikroskopie wird genauer beschrieben und ist sehr scho¨n illustriert worden. Ein besonders umfangreicher Beitrag von Wyart et al. aus dem Institut fu ¨r Physik der Louis Pasteur Universita ¨t in Straßburg stellt eine neue Technik zur Kontrolle der Entwicklung von neuralen Netz- werkarchitekturen in vitro dar. Der entscheidende Vorteil eines solchen gezu ¨chteten in vitro Netz- werkes liegt in der Mo ¨glichkeit, sa ¨mtliche Neuro- nen simultan neurophysiologisch zu analysieren. Derartige strukturierte Netzwerke lassen sich mit Hilfe der Photolithografie-Technik erzeugen, womit Neurone genau positioniert werden ko¨nnen und Axone sich nur entlang bestimmter Axen auswach- sen. Die Herstellung von Masken, die Kultivierung von Pyramidenzellen des Rattenhippocampus und deren Ableitung werden sehr genau beschrieben. U ¨ ber den Methodenteil hinaus pra ¨sentieren die Autoren Ihre Ergebnisse bzgl. der Positionierung von Neuronen in unterschiedlichen Architekturen und vergleichen die Elektrophysiologie von zufa ¨llig verteilt gewachsenen Pyramidenzell-Kulturen mit denen einer lithographisch determinierten Kultur. Schließlich zeigen die Autoren, dass es eine Beziehung zwischen der Geometrie bzw. dem Verteilungsmuster von kultivierten Neuronen und deren neurophysiologischer Aktivita ¨t gibt, womit ein Beweis fu ¨r die Behauptung position determines function erbracht wird. Die Arbeitsgruppe von Hofmann et al. aus Freiburg bescha ¨ftigt sich u.a. mit organotypischen Kulturen der Ratten-Retina und beschreibt das methodische Vorgehen der Explantation, Kultivier- ung, immunhistochemischen Identifikation und Quantifizierung in einem sehr gut lesbaren Beitrag mit qualitativ hochwertigen Abbildungen. Die Kleinhirnschnittkultur-Technik wird von Kapfham- mer aus Basel vorgestellt und mit einer eindrucks- vollen Immunfluoreszenz-Kolokalisation fu ¨r Calbindin und NeuN dokumentiert. Eine weitere Methode zur Kultivierung des Hippocampus, nun jedoch von dissoziierten hippokampalen Neuronen, wird von Rigato aus Freiburg derart dargestellt, dass die Methode auf der Grundlage dieses Bei- trages auch in anderen Labors etabliert werden ko¨nnte. Spezielle Neurone, na ¨mlich Motoneurone, effizienter zu kultivieren als dies in konventionellen Methoden geschieht, beschreibt die Arbeitsgruppe von Guettier-Sigrist aus Straßburg. Von der Zelli- dentifikation u ¨ber die Pra ¨paration und Kultivierung ARTICLE IN PRESS www.elsevier.de/aanat doi:10.1016/j.aanat.2005.08.004

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Page 1: P. Poindron, P. Piguet, E. Förster, New Methods for Culturing Cells from Nervous Tissues, vol. 1 (Series Editor: P. Poindron), S. Karger Verlag, Basel, ISBN , 2005 (X+128 Seiten,

ARTICLE IN PRESS

Ann Anat 188 (2006) 391—392

doi:10.1016/j.

www.elsevier.de/aanat

BUCHBESPRECHUNG

P. Poindron, P. Piguet, E. Forster, New Methodsfor Culturing Cells from Nervous Tissues, vol. 1(Series Editor: P. Poindron), S. Karger Verlag,Basel, ISBN 3-8055-7831-8, 2005 (X+128 Seiten,50 Abb. davon 17 in Farbe, 5 Tabellen, 70,00 h,98,00 sFr, 89,25 US$).

Diese Monografie ist die erste der sog. BioValleyMonographs. BioValley steht fur ein geografischesGebiet, das die nord-westliche Schweiz, Baden-Wurttemberg und das Elsass umfasst. Hier hat sicheine

’’kritische Masse’’ von Neurowissenschaftlern

in Universitaten und Firmen herausgebildet, diegemeinsame Projekte durchfuhren, um die neu-ralen Mechanismen zahlreicher Erkrankungen desNervensystems zu verstehen und zu beeinflussen.Bernd Dallmann ist der Prasident der BioValleyForschungsgemeinschaft und Philippe Poindron ver-wirklichte die Idee eines trinationalen Publikations-organs in Form der BioValley Monographs, in derenersten Band Poindron, Piguet und Forster alsEditoren fungieren.

Das Thema dieses Bandes sind neue Zellkultur-methoden fur Nervengewebe, die in 8 Beitragendargestellt werden. Hippokampale Schnittkulturenwerden von der Freiburger Arbeitsgruppe beschrie-ben. Die Beschreibung des Verfahrens wird mit sehrguten Abbildungen veranschaulicht. Anwendungenin der Schnittkultur, wie Tracttracing der enthor-inalen Fasern mit Biocytin und Darstellung derEinzelzell-Morphologie in Kombination mit whole-cell patch-clamp recording sind in gut nachvoll-ziehbarer Form wiedergegeben. Auf die Prapara-tion und Kultivierung einzelner Neuronen gehenGonthier und Mitarbeiter aus Straßburg ein. Wachs-tumssubstrate wie Laminin und Poly-L-Lysin werdengenau dargestellt und auf die Markierung von Zellenmittels PKH26 eingegangen. Die Fluoreszenz-im-munhistochemische Identifizierung von Dendritenund Axonen sowie die Analyse deren Wachstums-verhaltens mittels Videomikroskopie wird genauerbeschrieben und ist sehr schon illustriert worden.

Ein besonders umfangreicher Beitrag von Wyartet al. aus dem Institut fur Physik der Louis PasteurUniversitat in Straßburg stellt eine neue Technik

aanat.2005.08.004

zur Kontrolle der Entwicklung von neuralen Netz-werkarchitekturen in vitro dar. Der entscheidendeVorteil eines solchen gezuchteten in vitro Netz-werkes liegt in der Moglichkeit, samtliche Neuro-nen simultan neurophysiologisch zu analysieren.Derartige strukturierte Netzwerke lassen sich mitHilfe der Photolithografie-Technik erzeugen, womitNeurone genau positioniert werden konnen undAxone sich nur entlang bestimmter Axen auswach-sen. Die Herstellung von Masken, die Kultivierungvon Pyramidenzellen des Rattenhippocampus undderen Ableitung werden sehr genau beschrieben.Uber den Methodenteil hinaus prasentieren dieAutoren Ihre Ergebnisse bzgl. der Positionierungvon Neuronen in unterschiedlichen Architekturenund vergleichen die Elektrophysiologie von zufalligverteilt gewachsenen Pyramidenzell-Kulturen mitdenen einer lithographisch determinierten Kultur.Schließlich zeigen die Autoren, dass es eineBeziehung zwischen der Geometrie bzw. demVerteilungsmuster von kultivierten Neuronen undderen neurophysiologischer Aktivitat gibt, womitein Beweis fur die Behauptung position determinesfunction erbracht wird.

Die Arbeitsgruppe von Hofmann et al. ausFreiburg beschaftigt sich u.a. mit organotypischenKulturen der Ratten-Retina und beschreibt dasmethodische Vorgehen der Explantation, Kultivier-ung, immunhistochemischen Identifikation undQuantifizierung in einem sehr gut lesbaren Beitragmit qualitativ hochwertigen Abbildungen. DieKleinhirnschnittkultur-Technik wird von Kapfham-mer aus Basel vorgestellt und mit einer eindrucks-vollen Immunfluoreszenz-Kolokalisation furCalbindin und NeuN dokumentiert. Eine weitereMethode zur Kultivierung des Hippocampus, nunjedoch von dissoziierten hippokampalen Neuronen,wird von Rigato aus Freiburg derart dargestellt,dass die Methode auf der Grundlage dieses Bei-trages auch in anderen Labors etabliert werdenkonnte. Spezielle Neurone, namlich Motoneurone,effizienter zu kultivieren als dies in konventionellenMethoden geschieht, beschreibt die Arbeitsgruppevon Guettier-Sigrist aus Straßburg. Von der Zelli-dentifikation uber die Praparation und Kultivierung

Page 2: P. Poindron, P. Piguet, E. Förster, New Methods for Culturing Cells from Nervous Tissues, vol. 1 (Series Editor: P. Poindron), S. Karger Verlag, Basel, ISBN , 2005 (X+128 Seiten,

ARTICLE IN PRESS

BUCHBESPRECHUNG392

sowie Quantifizierung (Zellzahlung und Morphome-trie) werden alle Methoden nachvollziehbar und gutillustriert dargestellt. Auf einen weiteren speziel-len Zelltyp geht das Team von Laporte et al.,ebenfalls aus Straßburg, ein. Es handelt sich umMikrogliazellen, deren Kultivierung und Analysemittels Phagozytose-Assay, RT-PCR und Nitrit-Assay,erfolgt.

Dieser erste Band der neuen Monografie-Seriebeeindruckt durch hervorragend ausgearbeiteteaktuelle Beitrage uber neurale Zellkulturen, die in

nachvollziehbarer Weise konkrete Laborschrittedarstellen, interessante Ergebnisse prasentierenund auf Trends in der neuralen Zellkulturforschungeingehen. Empfohlen werden kann dieser Bandjeder Arbeitsgruppe, die Methoden neuraler Zell-kulturen etablieren mochte.

Oliver SchmittRostock, Germany

E-mail address: [email protected]