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Neue Märkte – Neue Chancen
Ein Wegweiser für deutsche Unternehmer
Pakistan
Herausgegeben von:
Islamische Republik PakistanAmtssprache: Urdu, Englisch
Hauptstadt: Islamabad
Fläche: 796.095 km²
Einwohnerzahl: 193,6 Mio.
Währung: Pakistanische Rupie (PKR)
Zeitzone: UTC+5
BIP/Einwohner: 1.427,6 US$
Bevölkerungswachstum: 2,0%
Bevölkerungsdichte: 243,2 Einwohner/km²
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
Friedrich-Ebert-Allee 40 53113 Bonn T +49 228 44 60-0 F +49 228 44 60-17 66
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April 2017
Bildnachweise (v.v.n.h.): 1 SAKhanPhotography/ istock.com 2 bouybin/Shutterstock.com 3 MisoKnitl/istock.com 4 habibshad/istock.com 5 micheldenijs/istock.com 6 Thomas Koehler/ photothek.net 7 Asianet-Pakistan/ Shutterstock.com 8,9 Thomas Imo/photothek.net 10 Shumaila_Ahmed/ istock.com
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Mweru-see
Bangweulu-see
Kariba-Talsperre
Tanganjikasee
Turkana-See
Kongo
Golf von Oman
Indus
Yamuna
ARABISCHES MEER
Kaspisches Meer
Persischer Golf
0 100 200 Km
Paki
stan
Paki
stan
Wirtschaftsdaten
Außenhandel 2015/16
Ausfuhren: 24,1 Mrd. US$ (-4,0%
gegenüber 2013/14), darunter Textilien
(13,7 Mrd. US$); pflanzliche Rohstoffe
(3,1 Mrd. US$); Felle (1,2 Mrd. US$);
verarbeitete Nahrungsmittel (1,0 Mrd.
US$); chirurgische Geräte (379 Mio. US$)
Hauptabnehmerländer:
USA (4,0 Mrd. US$); VR China
(2,3 Mrd. US$); Afghanistan (1,7 Mrd. US$); Großbritannien (1,6 Mrd. US$)
Einfuhren: 41,3 Mrd. US$ (-0,9% gegenüber 2013/14), darunter Erdöl (12,8 Mrd. US$);
Maschinen/Elektrotechnik (5,4 Mrd. US$); Textilien/Stoffe (2,5 Mrd. US$); Eisen/Stahl
(2,3 Mrd. US$); organische Chemikalien (2,0 Mrd. US$); Kunststoffe (1,7 Mrd. US$)
Hauptlieferländer: VR China (7,0 Mrd. US$); Singapur (4,0 Mrd. US$); Saudi-Arabien
(3,3 Mrd. US$); Kuwait (2,2 Mrd. US$); Indien (1,4 Mrd. US$); Japan (1,4 Mrd. US$)
Deutsche Einfuhr 2015: 1,4 Mrd. Euro (+12,0% gegenüber 2014), davon Texti lien/
Bekleidung 81,7%; Rohstoffe 2,8%; Mess- und Regeltechnik 2,7%; Nahrungs-
mittel 2,6%; Metallwaren 0,9%; Sonstige 9,3%
Deutsche Ausfuhr 2015: 1,0 Mrd. Euro (+26,4% gegenüber 2014), davon
Maschinen 37,3%; chemische Erzeugnisse 23,4%; Elektronik 6,0%
Geschäftsumfeld
Hermes Länderkategorie: 7
Ease of Doing Business 2017: 144 von 190 Ländern
Corruption Perceptions Index 2015: 117 von 168 Ländern
Weiterführende Informationen im Webwww.gtai.de/pakistan-ueberblickwww.gtai.de/pakistan-daten
DAS LAND IM ÜBERBLICK / WIRTSCHAFTSDATEN
Das Land im ÜberblickGemessen an der Einwohnerzahl ist die Islamische Republik Pakistan das sechst
größte Land der Erde und nach Indonesien der zweitgrößte islamisch geprägte
Staat der Welt. Pakistan grenzt im Westen an den Iran und Afghanistan, im Norden
an China und im Osten an Indien. Im Süden erstreckt sich eine – mit Ausnahme
der Hafenstadt Karachi – dünn besiedelte Küste zum Arabischen Meer. Im Norden
Pakistans erheben sich Hochgebirge bis über 8.000 m, im Westen und Südwesten
liegt das trockene Hochland von Belutschistan. Im Osten schließt das fruchtbare
Industiefland an, in dem mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt. Pakistan wurde
1947 im Zuge der Teilung BritischIndiens als »neue Heimat der indischen
Muslime« gegründet. Seitdem stand das Land dreimal unter Militärdiktaturen, zu
letzt 1999–2008 unter General Pervez Musharraf. Zwischen 2008 und 2013 war zum
ersten Mal eine zivile Regierung eine volle Legislaturperiode lang an der Macht.
Der verfassungsgemäße demokratische Machtwechsel bei den Parlamentswahlen
im Mai 2013 wurde international als Zeichen demokratischer Stabilisierung
ge wertet. Dennoch steht die pakistanische Regierung weiterhin vor immensen
Herausforderungen. Dazu zählen unter anderem die Bedrohung durch Ex tre
mismus und Terrorismus, Naturkatastrophen sowie dringend benötigte soziale
und wirtschaftliche Reformen.
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Bruttoinlandsprodukt (Veränderung in %, real)
2013
0
2
4
6
8
10
3,7 4,1 4,04,7 5,0
20142015
20162017*
*Schätzung Quelle: Internationaler Währungsfonds
Paki
stan
Wirtschaftsstruktur und PerspektivenPakistan zählt mit einer geschätzten Einwohnerzahl von 193,6 Mio. zu den bevöl
kerungsreichsten Ländern der Welt. Die Wirtschaft ist nach dem Nachbarn
Indien die zweitgrößte Südasiens. Pakistans Bruttoinlandsprodukt ist von rund
35 Mrd. US$ Anfang der 1980er Jahre auf knapp 280 Mrd. US$ gestiegen. Das
Wirtschaftswachstum hat sich laut IWF in den letzten drei Jahren von real 4,1%
auf 4,7% leicht beschleunigt. Durch eine konsequente Reformpolitik und mit
Hilfe eines IWFMilliardenkredits will die Regierung die Weichen für eine
moderne, wachstumsstarke Wirtschaft stellen. Pakistans künftige Wirtschafts
entwicklung wird vor allem davon abhängen, ob die Hoffnungen auf weitere
Verbesserungen von Sicherheitslage, Stromversorgung und öffentlichen
Finanzen erfüllt werden. Pakistans Wirtschaftsstruktur hat sich in den letzten
Jahrzehnten stark verän dert. Der Beitrag der Agrarwirtschaft ist stark zurück
gegangen, während der Dienst leistungssektor kräftig zulegte. Zentrale Segmente
sind Han del, Trans port, Lager und Kommunikation. Der Beitrag der verar
beitenden Industrie ist dagegen nur leicht gestiegen. Zu den wichtigsten Wirt
schaftszwei gen zählt die exportorientierte Textilindustrie, stark positioniert
ist Pakistan aber auch bei der Herstellung chirurgischer Instrumente aus Metall.
WIRTSCHAFTSSTRUKTUR UND PERSPEKTIVEN / INVESTITIONSKLIMA UND –RISIKEN
Quelle: Pakistan Bureau of Statistics
Anteil der Wirtschaftssektoren am BIP (in %; 2014)
Investitionsklima und -risikenPakistan ist mit seiner großen Bevölkerung, einem hohen Anteil junger Men schen
und einer wachsenden Mittelschicht ein potenziell attraktiver Absatzmarkt.
Für deutsche Unternehmen steht in Pakistan meist das Liefergeschäft im Fokus.
Das Land ist vergleichsweise offen für ausländische Investitionen, dennoch bleibt
es ein schwieriges Umfeld für ausländische Investoren. Zu den größten Hemm
nissen zählen die Sicherheitslage, die mangelhafte Stromversorgung und ein ins
gesamt schwieriges Geschäftsumfeld. Unternehmensvertreter beklagen bei
spielsweise den schwachen Schutz geistiger Eigentumsrechte, eine lang wierige
Rechtsdurchsetzung, inkonsistente Steuergesetze oder die Bürokratie. So rangiert
Pakistan im Doing Business Report 2017 der Weltbank auf Rang 144 von 190 Län
dern. Trotz anhaltender Schwierigkeiten hat sich das Investitionsklima in den
letzten beiden Jahren aufgehellt. Die Sicherheitslage hat sich merklich ver bessert
und in der Folge ist auch das Vertrauen der Unternehmerschaft ge wachsen.
Für positive Stimmung sorgt zudem das Megaprojekt China-Pakistan Economic
Corridor (CPEC), das in den nächsten Jahren chinesische Investitionen in Höhe
von 46 Mrd. US$ ins Land bringen soll. Auch im Stromsektor sind einige vielver
sprechende Projekte in der Planung oder Durchführung.
Weiterführende Informationen im Webwww.gtai.de/pakistan-wirtschaftsstrukturwww.gtai.de/pakistan-investitionen
Land-/Forst-/FischwirtschaftGroß- und EinzelhandelHerstellung von WarenTransport /Lager/KommunikationAllgemeine öffentliche DienstleistungenSonstige
Land-/Forst-/FischwirtschaftGroß- und EinzelhandelHerstellung von WarenTransport /Lager/KommunikationAllgemeine öffentliche DienstleistungenSonstige
Energie und Erneuerbare EnergiePakistans Stromsektor ist in desolatem Zustand. Mehrstündige Stromausfälle –
geplant und ungeplant – sind an der Tagesordnung und drücken das Bruttoinlands
produkt um schätzungsweise 2 bis 3 Prozentpunkte. Die Kraft werks kapa zitäten
sind zu niedrig, die Stromerzeugung erreicht nur die Hälfte der in stallierten
Kapazität, die Netzverluste sind extrem hoch und die Versorgung der Thermal
kraft werke mit Öl und Gas ist unzureichend. Kraftwerksbetreiber und Strom
verteiler haben erhebliche finanzielle Probleme. Seit dem Antritt der neuen
Regierung im Jahr 2013 ist Bewegung in den Stromsektor gekommen; milliarden
schwere Investitionen sind geplant oder bereits in der Umsetzung. Mit einer
schnellen Lösung des Energieproblems ist jedoch angesichts des Ausmaßes des
Defizits nicht zu rechnen. Der Stromsektor leidet vor allem unter der sogenannten
»circular debt«, einer Kettenverschuldung, die Produktion und Investitionen
lähmt. Ende 2015 betrugen die offenen Forderungen laut Pakis ta nischer Zentral-
bank rund 6,2 Mrd. US$. Die meisten Stromerzeuger produzieren wegen der
Liquiditätsengpässe trotz der hohen und weiter steigenden Nach frage stark unter
halb ihrer Kapazitäten. Teilweise fahren sie die Produktion sogar weiter zurück.
Verschärft wird die Situation durch Effizienzverluste, die unter anderem durch
veraltete Anlagentechnik oder marode Leitungen entstehen. Die Stromversorgung
ENERGIE / ERNEUERBARE ENERGIE
hat sich zuletzt leicht verbessert, allerdings nicht signifikant. Positiv wirken sich
vor allem etwas geringere Leitungsverluste aus. Pakistan profitiert zudem von
den niedrigen Ölpreisen, da es bei Öl und Gas in hohem Maße auf Importe ange
wiesen ist. In der Folge sind die Kosten der Stromer zeugung auf Basis fossiler
Brennstoffe gesunken und auch für die Konsumenten wurde Strom billiger. Der
positive Effekt der niedrigen Öl preise auf die »circular debt« hält sich allerdings
in Grenzen. Auch an der angebotenen Strommenge hat sich deshalb kaum
etwas verändert. Der Pakistanischen Zentralbank zufolge stieg die Stromerzeugung
im Finanzjahr 2015 um nur 1,6% und war damit deutlich geringer als der
geschätzte Nachfrageanstieg. In den nächsten Jahren sollen dem Vernehmen nach
neun Kohlekraftwerke, fünf Windparks, drei Wasserdämme und ein Solarpark
mit einer Kapazität von zusammen 16.600 MW entstehen. Die geplanten Projekte
eröffnen auch Lieferchancen für deutsche Technikanbieter. Die Finanzierung
der Projekte ist jedoch teilweise noch nicht geklärt. Pakistan möchte private In
ves toren aus dem In und Ausland gewinnen und den Stromsektor privatisieren.
Der IWF und die Asian Development Bank unterstützen Projekte mit einem
Milliardenkredit und Hilfspaketen. Im Rahmen des Wirtschaftskorridors CPEC will
auch die VR China einige Stromprojekte umsetzen.
Weiterführende Informationen im Webwww.gtai.de/pakistan-energie
Paki
stan
Stromerzeugungskapazität (2014/2015*: 24.829 MW)
Kohle/Öl/Gas, IPPWasserkraft, öffentlichKohle/Öl/Gas, öffentlichK-ElectricAtomenergieErneuerbare EnergienWasserkraft, IPP
Kohle/Öl/Gas, IPPWasserkraft, öffentlichKohle/Öl/Gas, öffentlichK-ElectricAtomenergieErneuerbare EnergienWasserkraft, IPP
*Finanzjahr 1.7.2014 bis 30. Juni 2015; IPP= Independent Power Producer; Quelle: Ministry of Planning, Development & Reform
Agrarwirtschaft und NahrungsmittelverarbeitungPakistans Nahrungsmittelindustrie steckt noch in den Kinderschuhen – entspre
chend hoch ist aber auch das Wachstumspotential. Das Land verfügt über einen
großen Agrarsektor, doch nur ein sehr kleiner Teil der Produktion wird weiterver
arbeitet und Lebensmittel werden noch überwiegend unverpackt angeboten.
Der Trend geht aber hin zu verarbeiteten und verpackten Produkten. Wenn sich
der Markt weiterentwickelt, eröffnet dies auch Absatzchancen für deutsche
Maschinenhersteller, denn die erforderliche Technik für die Lebensmittelproduk
tion und verpackung wird oft importiert. Deutschland zählt hierbei zu den
führenden Lieferländern. Analysten erwarten in den nächsten Jahren einen kräf
tigen Anstieg der ProKopfAusgaben für Nahrungsmittel, wenn auch ausgehend
von einer geringen Basis. Mehrere Faktoren begünstigen den Nachfrageanstieg:
unter anderem steigende Einkommen, eine junge Bevölkerung, sich verändernde
Lebensgewohnheiten, wachsendes Gesundheitsbewusstsein und die zunehmende
Urbanisierung. Ferner haben Super und Hypermärkte, die sich vor allem in
den Großstädten schnell ausbreiten, die Kaufgewohnheiten nachhaltig verändert.
Die Produkte internationaler Hersteller in den Regalen der Supermärkte unter
scheiden sich kaum von denen in anderen Ländern. Viele lokale Erzeugnisse wer
den dagegen nach wie vor in wenig ansprechenden Verpackungen angeboten,
AGRARWIRTSCHAFT /NAHRUNGSMITTELVERARBEITUNG
Grundnahrungsmittel wie Reis, Mehl und Hülsenfrüchte oft sogar unverpackt.
Aber auch pakistanische Lebensmittelhersteller legen zunehmend Wert auf
attraktive Verpackungen. Ferner steigt mit der Verbreitung von FastfoodKetten
der Bedarf an Einwegverpackungen. Qualitativ hochwertige Verpackungs
materialien werden üblicherweise importiert; dem Vernehmen nach erfüllen lokal
hergestellte Materialien meist nicht die Auflagen zur Lebensmitteltauglichkeit.
Multinationale Lebensmittelhersteller und pakistanische Anbieter im oberen
Preissegment importieren Verpackungsmaterialien deshalb in der Regel. Für die
Mehrheit der Lebensmittelhersteller ist aber nach wie vor der Preis und nicht
die Qualität das entscheidende Kaufkriterium. Dies wird sich wohl erst ändern,
wenn die Einhaltung der Lebensmittelrichtlinien konsequent durchgesetzt wird.
Ob wohl die Nachfrage nach verpackten Lebensmitteln deutlich steigt, ist der
Markt für diese Produkte insgesamt noch recht klein. Der große Preisunterschied
zwischen verpackten und unverpackten Lebensmitteln dämpft das Wachstum.
Steigende Neben und Energiekosten machen es den Anbietern schwer, die Preise
zu senken. Euromonitor warnt zudem vor einer Krise im Energiesektor, welche die
Preise weiter erhöhen könnte.
Weiterführende Informationen im Webwww.gtai.de/pakistan-agrarwirtschaft
Paki
stan
Bekleidungs- und TextilindustriePakistan zählt zu den großen Produktionsstandorten für die Bekleidungs und Tex
tilindustrie weltweit. Aber die internationale Konkurrenz verschärft sich von
Jahr zu Jahr. Auf den TopPositionen rangieren Länder wie Bangladesch, Sri Lanka,
Indien oder die VR China. Die meisten Unternehmen in Pakistan haben seit
Jahren nicht signifikant investiert. Stromengpässe und die prekäre Sicherheits
lage haben die Produktion und Investitionstätigkeit gehemmt. Die Branche muss
ihre Maschinenparks modernisieren, um ihre Produktivität und Wertschöpfung
zu er höhen und wettbewerbsfähig zu bleiben. Mit einer jährlichen Ernte von
rund 13 Mio. Ballen ist Pakistan der viertgrößte Baumwollproduzent weltweit.
Zudem werden etwa 600.000 t Kunstfaser pro Jahr hergestellt. In Pakistan wird die
gesamte Wertschöpfungskette von der Faseraufbereitung bis zum Endprodukt
abgedeckt. Trotz dieser guten Ausgangslage werden vorwiegend einfache Pro dukte
hergestellt. Die Fertigungstiefe der meisten Hersteller ist gering. Nur schätz
ungsweise 40 Unternehmen sind vertikal voll integriert und decken alle Stufen der
Produktion in Eigenregie ab. Die internationale Konkurrenz ist jedoch ins be son
dere bei einfachen Produkten stärker geworden. Zu den wichtigsten Exportgütern
Pakistans zählen Handtücher und Bettwäsche, also Produkte mit einer geringen
Weiterverarbeitungstiefe. Bekleidung und Schuhe machen nur etwas mehr als
BEKLEIDUNGS- UND TEXTILINDUSTRIE
die Hälfte der Exporte der Branche aus. Zudem handelt es sich hier bei meist um
Artikel im stark umkämpften unteren Preissegment. Das Investitions klima
hat sich stark aufgehellt und Pakistans Textil und Bekleidungs hersteller könnten
die ausstehenden Investitionen angehen. Positiv wirkt sich neben der verbesserten
Sicherheitslage im Land vor allem auch der neue GSP Plus (Generalised System
of Preferences) Status Pakistans in der EU aus. Dieser erlaubt dem Land, Waren
zu einem niedrigeren Zollsatz oder sogar gänzlich zollbefreit in die EU zu liefern.
Die Textil und Bekleidungsindustrie profitiert besonders von dem Abkommen,
da der Sektor fast 80% der pakistanischen EUExporte liefert. Die Regierung
erhofft sich durch GSP Plus einen Anstieg der Exporte des Sektors um 1 Mrd. US$
pro Jahr. Ein Anziehen der Investitionstätig keit würde auch neue Absatzchancen
für deutsche Hersteller von Textilmaschinen eröffnen. Denn in Pakistan werden
nur relativ einfache Maschinen gefertigt. HighEndTechnik wird in der Regel
importiert. Besonders dynamisch soll sich die Nachfrage nach Textil druck und
Färbereimaschinen, Spannrahmen und anderer Veredelungstechnik entwickeln.
Deutschland ist nach der VR China und Japan drittgrößtes Lieferland von Textil
maschinen nach Pakistan.
Weiterführende Informationen im Webwww.gtai.de/pakistan-textilwirtschaft
Pakistans Exporte von Textilien, Bekleidung und Schuhwaren (in Mio. US$)
SITC Produktgruppe 2014 2015 Veränderung 2015/2014
65 Textilien 9.077 8.232 -9,3
84 Bekleidung 4.991 5.023 +0,6
26 Textilfasern 308 199 -35,5
85 Schuhe 132 117 -11,6Quelle: UN Comtrade
Paki
stan
Medizintechnik Der Medizintechnikmarkt in Pakistan ist für ein Land mit 193 Mio. Ein wohnern
klein – wächst aber stetig. Die Gesundheitsversorgung weist gravierende Mängel
auf, der Nachholbedarf ist groß. Die Gesundheitsausgaben pro Kopf sind mit
37 US$ (2015/16) im internationalen Vergleich sehr gering. Der Staat trägt nur
etwa 30% der Gesundheitsausgaben, den Rest zahlen die Patienten aus der
eigenen Tasche. Die Anbieter von Medizintechnik stellen sich auf eine wachsende
Nachfrage in Pakistan ein. Geplante Investitionen in den Krankenhausausbau
und die Einführung einer staatlichen Krankenversicherung für ärmere Haushalte
könnten die Nachfrage ankurbeln. Zudem steigt die medizinische Nachfrage
von Seiten wohlhabender Pakistani, die Schwierigkeiten haben, Visa für Be hand
lungen im Ausland zu erhalten. Profitieren würden wegen der hohen Import
abhängigkeit vor allem ausländische Hersteller. Die Nach frage nach Medizin tech
nik wird zu 90% über Importe gedeckt. Eine Ausnahme bilden chirurgische
Instrumente aus Stahl, für die Pakistan selbst einer der führenden Produktions
standorte weltweit ist. Zu den Hauptlieferländern von Medizin technik zählen
die USA, die VR China, Japan und Deutschland. In Pakistan gibt es drei Anbieter
von Gesundheitsleistungen: den Staat, Nichtregierungs organi sationen (NGO)
und private Anbieter. Die Behandlung in staatlichen Einrichtungen ist kostenlos,
MEDIZINTECHNIK
allerdings gelten diese zumeist als schlechter ausgestattet. Experten kritisieren
die mangelhafte Regulierung des Privatsektors. Der Weltgesundheitsorganisation
(WHO) zufolge leistet er mit 70 bis 80% den Großteil der Gesundheitsversor
gung. Der Markt ist stark fragmentiert. Die WHO schätzt die Anzahl privater Ge
sund heitseinrichtungen auf 20.000. Das Gros ist in der Hand kleiner privater
Investoren aus dem sogenannten unorganisierten Sektor. Die wenigsten davon
können sich teure Technik leisten. Es gibt allerdings auch große und moderne
private Kranken häuser. Studien bescheinigen privaten Einrichtungen im Schnitt
eine bessere Qualität als staatlichen Häusern – außer in der Hauptstadt
Islamabad. Als füh render privater Gesundheitsdienstleister gilt die Aga Khan
Foundation. Private Investoren und NGOs sind die treibende Kraft hinter der Mo
dernisierung der Ge sundheitsversorgung. Wichtigster Geldgeber unter den
ausländischen Ent wicklungsorganisationen dürfte USAID sein. Auch die deutsche
KfW Entwicklungs bank bezuschusst den Sektor jährlich mit rund 10 Mio. Euro.
Etwa ein Drittel davon fließt in die Beschaffung von Technik. Die KfW schreibt
international aus und veröffentlicht die Ausschreibungen auf der Plattform
www.gtai.de. Daneben berät die Deutsche Gesellschaft für Inter nationale Zusam-
men arbeit (GIZ) pakistanische Behörden bei der Entwicklung des Gesundheits
systems.
Weiterführende Informationen im Webwww.gtai.de/pakistan-gesundheit
Markt für Medizintechnik in Pakistan (2015; in Mio. US$; Schätzungen)
Lokale Produktion* 370,2
Import 345,8
Export 352,4
Marktvolumen 363,6
*rechnerisch: Marktvolumen plus Export minus ImportQuellen: UN Comtrade; BMI Research; GTAI
Paki
stan
GeschäftspraxisEine langfristige und erfolgreiche Geschäftsbeziehung mit pakistanischen Part nern
setzt eine solide Beziehungsebene voraus. Pakistanis bevorzugen es, mit Personen
zusammenzuarbeiten, die sie kennen und denen sie vertrauen. Es ist daher
unumgänglich, Zeit für ein ausgiebiges Kennenlernen einzuplanen. Das Ge schäft
liche steht dabei zu Beginn nicht im Vordergrund und sollte erst im späteren
Verlauf angesprochen werden. Von Fragen nach Familienstand oder Anzahl der
Kinder sollte man sich nicht irritieren lassen – diese dienen zur besseren
Einordnung des Partners und signalisieren ehrliches Interesse. Insgesamt wird aus
ländischen Geschäftsleuten großes Verständnis entgegen gebracht, wenn sie mit
den lokalen Gepflogenheiten nicht vertraut sind. Einige grund legende Regeln gilt
es jedoch zu beachten. So wird großer Wert auf formelle Kleidung gelegt, denn
diese dient dazu, dem Gegenüber Respekt zu erweisen. Männer sollten Anzüge
tragen und auf Ohrringe oder bunte Brillengestelle verzichten. Frauen sollten
möglichst wenig Haut zeigen und keine kurzen Röcke, ärmellosen Oberteile oder
eng anliegende Kleidung tragen. Im Umgang mit Geschäftspartnern des anderen
Geschlechts ist Zurückhaltung bei Körper und Blickkontakt geboten. Englisch ist
neben Urdu Amtssprache in Pakistan. Die meisten Pakistanis sprechen gutes
Englisch, ein Dolmetscher ist zumindest in den großen Städten nicht notwendig.
GESCHÄFTSPRAXIS / EINFUHRVERFAHREN
EinfuhrverfahrenZollanmeldungen zur Einfuhr in Pakistan werden in der Regel im elektronischen
Verfahren »WeBOC« (Web Based One Custom) der pakistanischen Zollverwaltung
getätigt. Gemäß der Zollordnung müssen Kopien von Handelsrechnung und
Pack liste an der Warensendung bzw. in dem Beförderungsmittel angebracht
werden. Vor allem im Schiffstransport sowie beim Grenzverkehr zu Afghanistan
und dem Iran empfiehlt es sich, zusätzlich ein Ursprungszeugnis mitzuführen.
Die Einfuhrzollsätze liegen zwischen 3% (für die Mehrzahl der Maschinen und
Anlagen) und 20% (z. B. für kosmetische Erzeugnisse oder Kühlschränke). Für Kraft
fahrzeuge und KfzTeile gelten höhere Zollsätze von bis zu 100%. Neben dem
Ein fuhrzoll werden als Abgaben grundsätzlich ein Zusatzzoll (1%), Schutzzölle für
bestimmte Waren (10%, u. a. für ElektroHaushaltsgeräte), ImportUmsatz steuer
(17%) sowie eine Quellensteuer zur Einkommensteuer mit einem Steuersatz
von 6% für Unternehmen erhoben. Für Waren, die für bestimmte Projekte (z.B.
Solarkraftwerke, Fertigung von Mobiltelefonen) benötigt werden, bestehen Zoll
begünstigungen und befreiungen. Die zurzeit geltenden Einfuhrverbote
und beschränkungen sind im aktuellen »Import Policy Order« der Regierung ent
halten. So besteht beispielsweise ein absolutes Einfuhrverbot für alkoholische
Getränke. Gebrauchte Maschinen und Ausrüstungen dürfen grundsätzlich unter
Vorlage eines Tauglichkeitsnachweises von Industrieunternehmen einge führt
werden. Für ca. 100 Warensorten ist eine Konformitätsbewertung durch die Nor
men behörde PSQCA vorgeschrieben.
Weiterführende Informationen im Webwww.gtai.de/pakistan-geschaeftspraxiswww.gtai.de/pakistan-einfuhrverfahren
Importprozess Karachi Südasien OECD high income
Importzeit in Stunden 276 222 13
Importkosten in US$ 1.743 993 141
Quelle: Doing Business Report 2017; Importzeit und –kosten enthalten von der Weltbank zum weltweiten Vergleich festgelegte Vorgänge.
Paki
stan
Förder- und BeratungsmöglichkeitenDeutsche Unternehmen werden beim Schritt nach Pakistan durch vielfältige
Angebote der Bundesregierung unterstützt.
Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG)
Die DEG bietet langfristige Finanzierungen für Investitionsprojekte in Entwick
lungs und Schwellenländern (Garantien, Darlehen, Mezzaninfinanzierung,
Beteiligungskapital). Zudem fördert sie Machbarkeitsstudien und finanziert
investitionsbegleitende Maßnahmen. www.deginvest.de
Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
Die GIZ berät zu wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen und ver
mittelt den Zugang zu internationalen sowie lokalen Netzwerken. Sie bietet
unter anderem Fachexpertise zu nachhaltigem Lieferkettenmanagement und zur
Umsetzung von Umwelt und Sozialstandards im Textilsektor. www.giz.de
KfW Entwicklungsbank
Unternehmen können sich als Exporteur von Lieferungen und Leistungen oder
als Berater an den Projekten der Entwicklungszusammenarbeit beteiligen. Über
das Teilnahmeverfahren informiert die KfW Entwicklungsbank. www.kfw.de
FÖRDER- UND BERATUNGSMÖGLICHKEITEN
sequa gGmbH
Zu den Schwerpunkten der sequa gehören berufliche Bildung und Capacity
Building für Kammern und Verbände. Sie fördert u.a. Kammer und Verbands
partnerschaften sowie Berufsbildungspartnerschaften. Die sequa wird von
den vier Spitzenverbänden BDA, BDI, DIHK und ZDH sowie von der GIZ getragen.
www.sequa.de
develoPPP.de
Mit develoPPP.de fördert das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammen -
arbeit und Entwicklung (BMZ) das Engagement der Privatwirtschaft dort, wo unter
nehmerische Chancen und entwicklungspolitischer Handlungsbedarf zusam men
treffen. Bis zu 50% (max. 200.000 €) der Projektkosten werden durch BMZMittel
getragen, auf Wunsch erhalten Unternehmen auch fachliche Unterstützung.
Projekte, die das Potenzial haben, einen herausragenden entwick lungspolitischen
Nutzen zu erzielen, können als Strategische Entwicklungspartnerschaften
umfangreicher gefördert werden. www.developpp.de
Multilaterale Geber
Germany Trade & Invest informiert über Projekte und Ausschreibungen für
Consulting, Lieferungen oder Bauleistungen, die von internationalen Finanzier
ungsinstitutionen finanziert werden. Große Geber in Pakistan sind vor allem
die Weltbank, die Europäische Union und die Asiatische Entwicklungsbank.
www.gtai.de/projekte-ausschreibungen
Euler Hermes AG
Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) vergibt die
Euler Hermes AG staatliche Exportkreditgarantien für Waren und Dienstleistungs
exporte nach Pakistan. Diese sichern wirtschaftliche und politische Risiken des
Zahlungsausfalls wirksam ab. www.agaportal.de
Weiterführende Informationen im Webwww.gtai.de/pakistan-foerdermoeglichkeiten
Paki
stan
Paki
stan
Kontaktadressen in Deutschland Botschaft der Islamischen Republik Pakistan Schaperstraße 29 10719 Berlin T +49 30 212 44-0 F +49 30 212 44-210 E [email protected] www.pakemb.de
Germany Trade & Invest (GTAI) Villemombler Straße 76 53123 Bonn T +49 228 24993-0 E [email protected] www.gtai.de
Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Dag-Hammarskjöld-Weg 1-5 65760 Eschborn T +49 6196 79-0 F +49 6196 79-11 15 E [email protected] www.giz.de
Förderberatung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) E [email protected] www.foerderdatenbank.de
Agentur für Wirtschaft & Entwicklung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) T +49 3072 6256-80 E [email protected]
iXPOS – Das Außenwirtschaftsportal der Bundesregierung www.ixpos.de
KONTAKTADRESSEN IN DEUTSCHLAND / IN PAKISTAN
Kontaktadressen in Pakistan Botschaft der Bundesrepublik Deutschland Ramna 5, Diplomatic Enclave Islamabad Pakistan T + 92 51 227 9430-35 E [email protected] www.pakistan.diplo.de
Landesbüro der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH House No. 25, Street 55 F-7/4 Islamabad Pakistan T + 92 51 111 489-725 E [email protected] www.giz.de
Deutsch-Pakistanische Industrie- und Handelskammer 2nd Floor, Plot 7-E 9th Zamzama Commercial Lane Phase 5, D.H.A. Karachi Pakistan T +92 21 35 37 15 88 E [email protected] www.gpcci.com.pk
Büro der KfW F-7/4, Street 55, House 23 Islamabad Pakistan T +92 51 265 63-779 F +92 51 265 63-80 E [email protected]