position und beschaffenheit des foramen palatinum majus
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Diplomarbeit
Position und Beschaffenheit des Foramen palatinum majus und ihre
zahnärztlich-chirurgische Bedeutung
eingereicht von Alexander Koinegg
Mat.Nr.: 9611859
zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Zahnheilkunde
(Dr. med. dent.)
an der Medizinischen Universität Graz
ausgeführt am Institut für Anatomie unter der Anleitung von
Prof. Dr. Andreas H. WEIGLEIN
Graz, am Unterschrift
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde
Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet und die, den benutzten
Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen, als solche kenntlich gemacht habe.
Graz, am Unterschrift
Danksagungen
Zu großem Dank verpflichtet bin ich meinem Doktorvater Herrn Univ.-Prof. Andreas
Weiglein für seine fachlich und vor allem menschlich großartige Unterstützung während der
Erstellung dieser Diplomarbeit.
Widmen möchte ich diese Diplomarbeit meinen Eltern, Alexander und Christine, die durch
ihre Unterstützung mein Studium überhaupt erst ermöglichten.
Außerdem danke ich meinen Geschwistern, Gerhard und Kerstin und ganz besonders meiner
Patentante Hannelore und Manfred Vezonik für ihren Beistand.
Zusammenfassung Ziel: Diese Untersuchung hatte zum Ziel, die Lage des Foramen palatinum majus
anatomisch darzustellen und zu analysieren, um in der zahnärztlichen Chirurgie Eingriffe in
dieser Region unter Schonung der Arteria palatina und des Nervus palatinus durchführen zu
können.
Diese Erkenntnis ist von großer Bedeutung, um damit verbundene Komplikationen,
insbesondere bei Durchtrennung der Arteria palatina zu vermeiden. Explizit angeführt muß
diese Arterie vom elastischen Typ werden, da sie bei einer vollständigen Spaltung in den
Canalis palatinus retrahiert und die Blutung nur nach kieferchirurgischem Aufsuchen im
Canalis palatinus und setzen einer Ligatur gestillt werden kann.
Material und Methoden: Diese anatomische Untersuchung wurde an 200 bezahnten
Schädeln beiderlei Geschlechts (117 weibliche und 83 männliche Individuen) im Alter von 48
bis 102 Jahren am Anatomischen Institut Graz, Österreich durchgeführt. Die Lage und der
Durchmesser des Foramen palatinum majus wurde mit Hilfe einer Schublehre (Zürcher
Modell), auf den zehntel Millimeter genau, vermessen.
Die als Bezugspunkte herangezogenen anatomischen Strukturen waren die Fissura palatina
mediana und der Abgang des Processus alveolaris maxillae, sowie der Mittelpunkt des
Foramen palatinum majus.
Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigten einen mittleren Abstand des Mittelpunktes des
Foramen palatinum majus von der Fissura palatina mediana (Strecke A) von 15,8 mm. Die
Strecke zwischen Mittelpunkt des Foramen und Abgang des Processus alveolaris vom
Palatum (Strecke B) betrug im Mittel 2,8 mm. Das arithmetische Mittel des Anteils von
Strecke B an der Strecke AB betrug 15,9 %, das entspricht circa einem Sechstel.
Weiters wurde der transversale und longitudinale Durchmesser des Foramen palatinum majus
bestimmt, wobei ersterer bei 2,8 mm, zweiterer bei 4,3 mm lag.
Die Beschaffenheit des nach vorne weisenden, an den meisten Schädeln sich als Sulcus
darstellenden, Bereichs zur Aufnahme der Arteria und des Nervus palatinus erwies sich als
sehr variabel: Die morphologische Bandbreite lag zwischen einer kaum ausmachbaren
Vertiefung bis zu tiefen Sulci. In 1,25% der Fälle zeigte sich sogar eine vollständige,
hauchdünne, in sagittaler Ausdehnung nur 2 bis 3 mm starke knöcherne Umfassung ohne
Korrelation zum Bezahnungszustand.
Konklusion: Die Ergebnisse bestätigen, dass, aufgrund der Variabilität der knöchernen
Umfassung des Sulcus, bei chirurgischen Eingriffen die Darstellung und die, dadurch erst
mögliche, Schonung der Arteria palatina obligat ist.
Abstract
Goal: The goal of this study was to visualize and determine the exact position of the
foramen palatinum in order to perform accurate vessel, as well as nerve sparing incisions in
dental surgery. This knowledge is of great importance to avoid damage of the descending
palatine artery and the greater palatine nerve.
Material and Methods: This anatomical study was performed in 200 dentate skulls at
the Institute of Anatomy in Graz, Austria. The position and diameter of the greater palatine
foramen was measured accurate to a tenth of a millimeter using a sliding caliper (Zurich
version).
The anatomical points of reference were the mid sagittal suture, the alveolar process of
maxilla and the central point of the greater palatine foramen.
Results: The greater palatine foramen was found to be located at 15,8 mm from the mid
sagittal suture (length A) and 2,8 mm from the alveolar process (length B) on average. The
ratio between length B and length AB was 15,9%, this approximated a sixth.
Further on its transversal and longitudinal diameters were found to lie at 2,8 and 4,3 mm.
The study of the hard palate directly anterior of the greater palatine foramen revealed a wide
array of anatomical variations. It showed shallow sulci as well as thin bony channels without
any correlation to dentate or edentulous.
Conclusion: The results confirm that in this area surgical interventions should only be
done after anatomical dissection and visualization.
Inhaltverzeichnis
1. Einleitung ..................................................................................................... 1
1.1 Palatum durum ............................................................................................ 2
1.1.1 Maxilla ..................................................................................... 3
1.1.2 Os palatinum ............................................................................ 7
1.2 Palatum molle............................................................................................ 10
1.2.1 Musculus tensor veli palatini ................................................. 10
1.2.2 Musculus levator veli paltini.................................................. 10
1.2.3 Musculus palatoglossus ......................................................... 10
1.2.4 Musculus palatopharyngeus................................................... 10
1.2.5 Musculus uvulae .................................................................... 11
1.3 Die Kaumuskeln, Musculi masticatorii..................................................... 12
1.3.1 Musculus masseter ................................................................. 12
1.3.2 Musculus temporalis .............................................................. 12
1.3.3 Musculus pterygoideus lateralis............................................. 13
1.3.4 Musculus pterygoideus medialis............................................ 14
1.4 Innervation des Oberkiefers ...................................................................... 19
1.4.1 Nervus trigeminus ............................................................... 19
1.4.1.2 Nervus maxillaris ................................................................ 22
1.4.1.2.1 Ramus meningeus ................................... 23
1.4.1.2.2 Nervi pterygopalatini .............................. 23
Nervus nasopalatinus.............................. 25
1.4.1.2.3 Nervi palatini .......................................... 25
Nervus palatinus major........................... 25
Nervi palatini minores ............................ 25
1.4.1.2.4 Nervus zygomaticus................................ 26
1.4.1.2.5 Rr. alveolares sup. posteriores ................ 26
1.4.1.2.6 Nervus infraorbitalis ............................... 26
1.5 Die arterielle Versorgung des Oberkiefers................................................ 33
1.4.1 Systematik der Astabgabe der Arteria carotis externa........ 34
1.4.1.1 Ventral verlaufende Äste .................................................... 36
1.4.1.2 Medialer Ast........................................................................ 39
1.4.1.3 Dorsalwärts verlaufende Äste ............................................. 39
1.4.1.4 Endäste ................................................................................ 41
1.4.1.4.1 Arteria temporalis superficialis............... 41
1.4.1.4.2 Arteria maxillaris .................................... 41
Arteria palatina descendens.................... 45
2. Material und Methoden ............................................................................ 48
3. Ergebnisse .................................................................................................. 48
4. Diskussion................................................................................................... 50
5. Konklusion ................................................................................................. 51
6. Literaturverzeichnis.................................................................................. 52
1. Einleitung [1-4]
Der Gaumen bildet das Dach der Mundhöhle. Man unterscheidet einen harten und einen
weichen Gaumen, Palatum durum und molle. Die derbe, blasse Schleimhaut ist vorne fest an
der Unterlage verankert, seitlich geht sie in das Zhnfleisch über. Sie trägt in der Mitte der
Verbindungslinie der beiden Eckzähne eine kleine Erhebung, die Papilla incisiva, die die
Lage des Foramen incisivum anzeigt. Anterior findet man Plicae palatinae transversae,
unverschiebliche, derbe Schleimhautfalten, nach posterior wird die Mucosa dünner, weicher
und rötlicher. Hier liegt eine starke Schicht von Schleimdrüsen, Glandulae palatinae,
zwischen Periost und Schleimhaut. Das Hauptaugenmerk dieser Diplomarbeit liegt, wie eingangs erwähnt, auf der Lage und
Beschaffenheit des Foramen palatium majus und den dort austretenden Nervus palatinus
major (aus dem Nervus maxillaris und dem Ganglion pterygopalatinum) und Arteria
palatina major (aus der Arteria palatina descendens). Beide gelangen durch das Foramen
palatinum majus etwa auf Höhe des 3. Molaren zum harten Gaumen, verlaufen nahe dem
Alveolarfortsatz, Processus alveolaris, dicht am Knochen und versorgen den harten Gaumen
bis auf das Zahnfleisch der Schneidezähne und die Umgebung der Papilla incisiva, die vom
Nervus nasopalatinus innerviert werden. Die Nervi paltini minores und die Arteriae palatinae
minores treten durch die gleichnamigen Kanäle zum weichen Gaumen und zur Tonsilla
palatina, der Gaumenmandel.
Abbildung 1. Gaumen (Quelle: Sobotta Atlas der Anatomie)
1
1.1 Palatum durum (Harter Gaumen)
Das Palatum durum bildet knöchern das Dach der Mundhöhle, Cavitas oris, und ist
phylogenetisch betrachtet nur bei Mammalia vollständig ausgebildet. Der Gaumen wird in
den vorderen 2 Dritteln von der Maxilla (Processus palatini), im hinteren Drittel vom Os
palatinum (Laminae horizontales) gebildet, die sich in der Sutura palatina mediana und der
Sutura palatina transversa vereinigen. Die Laminae horizontales tragen seitlich das Foramen
palatinum majus und die Foramina palatina minora. Median, anterior des Endes der Sutura
mediana, liegt das Foramen incisivum. Dorsal an den harten Gaumen schließen die Processus
pterygoidei (Keilbeinflügel) an, die die Nasenhöhle dorsal und lateral begrenzen.
Abbildung 2 Palatum durum beim Erwachsenen (Quelle: Sobotta Atlas der Anatomie)
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Abbildung 3 Canalis palatinus major, Maxilla, Os palatinum. (Quelle: Sobotta Atlas der Anatomie)
1.1.1 Maxilla (Oberkiefer)
Die beiden Oberkieferknochen stellen die knöcherne Grundlage des Mittelgesichts dar, wobei
Größe, Ausprägung und Stellung die Form des Gesichts determinieren.
An der Maxilla unterscheidet man einen hohlen Corpus (Körper), der den Sinus maxillaris,
die größte der Nasennebenhöhlen enthält, und 4 Fortsätze:
1.1.1.1 Processus palatinus Die beiden Gaumenfortsätze bilden die vorderen 2 Drittel des Palatum durum, indem sie
horizontal vom Körper abgehen und sich in der Sutura palatina mediana vereinigen. Dadurch
entsteht eine schmale Leiste, Crista nasalis, die sich nach vorne in die Spina nasalis anterior
fortsetzt. Anterior findet sich bei Neugeborenen und Kindern in den ersten Lebensjahren,
selten bei Erwachsenen, eine Sutura incisiva, die das Os incisivum (Praemaxilla, Os Goethei)
begrenzt. Das Os incisivum trägt die oberen Schneidezähne (Dentes incisivi) und läuft nach
dorsal dreicksartig aus, wobei die Spitze im Foramen incisivum zu liegen kommt. Dieses
stellt die Mündung des Canalis incisivus, der Nasen- und Mundhöhle miteinander verbindet
und Nervus nasopalatinus und Vasa nasopalatina führt. Nach dorsal gehen sie mit den
Laminae horizontales ossis palatini in der Sutura transversa eine Verbindung ein.
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Abbildung 4 Maxilla (Quelle: Sobotta Atlas der Anatomie)
Abbildung 5 Harter Gaumen, Palatum durum; Kieferhöhle, Sinus maxillaris, untere Nasenmuschel und Concha nasalis inferior. (Quelle: Sobotta Atlas der Anatomie)
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1.1.1.2 Processus alveolaris (Alveolarfortsatz) Der Zahnbogen, Arcus alveolaris, trägt die Zahnfächer, Alveoli dentales, die in spongiösen
Knochen eingebettet sind und durch Scheidewände, Septa interalveolaria, voneinander
getrennt werden. Innerhalb eines Zahnfachs werden für mehrwurzelige Zähne weitere
Unterteilungen durch die Septa interradicularia geschaffen. An den Außenflächen wölben die
Zahnwurzeln den Knochen zu den Juga alveolaria vor. Über dem Alveolarfortsatz liegt der
funktionell wichtige Basalbogen, der den Kaudruck aufnimmt und weiterleitet. Die Bögen
beider Seiten werden durch die Gaumenfortsätze, Processus palatini, miteinander verbunden.
1.1.1.3 Processus zygomaticus (Jochfortsatz) Der Processus zygomaticus nimmt nach lateral die Verbindung mit dem Jochbein auf, das den
Oberkiefer mit dem Stirnbein und Schläfenbein verbindet. Hinten grenzt die Maxilla an den
Processus pterygoideus des Keilbeins und zeigt hier einen flachen Vorsprung, den Tuber
maxillae.
1.1.1.4 Processus frontalis (Stirnfortsatz) Der Processus frontalis geht nach vorne und oben vom Corpus maxillae ab und legt sich an
das Stirnbein an. Hier beteiligt er sich, mit einer hinter der Crista lacrimalis anterior
gelegenen Eindellung, an der Bildung der Fossa sacci lacrimalis, Tränensackgrube. Außerdem
bildet er zusammen mit dem Os lacrimale, Tränenbein, die Tränenfurche, Sulcus lacrimalis,
und mit der Concha nasalis inferior den Canalis nasolacrimalis.
1.1.1.5 Corpus maxillae
Am Corpus maxillae unterscheidet man 4 Flächen:
Facies anterior
Facies nasalis
Facies orbitalis
Facies infratemporalis
Die Vorderfläche des Oberkiefers, Facies anterior, ist an der medialen Seite so gestaltet, dass
sie die vordere Nasenöffnung, Apertura piriformis, bildet. Kurz oberhalb des Processus
alveolaris, im Bereich der Dentes canini, zeigt die vordere Wand eine leichte Vertiefung,
Fossa canina. Oberhalb der Fossa canina findet sich das variabel geformte und häufig
asymmetrisch angelegte Foramen infraorbitale, aus dem der Nervus infraorbitalis austritt. Er
verläuft im Canalis infraorbitalis, der am Boden der Orbita mit dem Sulcus infaorbitalis
beginnt.
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Abbildung 6 Corpus maxillae, mediale Orbitawand (Quelle: Sobotta Atlas der Anatomie)
Der Kanal liegt in der oberen Wand des Oberkiefers, Facies orbitalis, die mit einer dünnen
Knochenlamellle gegen den Sinus maxillaris abgegrenzt ist. Der hintere abgestumpfte Rand
der Facies orbitalis begrenzt zusammen mit dem großen Keilbeinflügel die Fissura orbitalis
inferior.
Die der Nasenhöhle zugewandte Facies nasalis trägt am isolierten Knochen den weiten
Hiatus maxillaris. Seine Öffnung wird durch die Lamina perpendicularis des Gaumenbeins,
den Processus maxillaris der unteren Nasenmuschel, den Processus uncinatus und der Bulla
ethmoidalis zu einem sichelförmigen Spalt, Hiatus seminularis, eingeengt.
Der Sinus maxillaris besitzt einen konkaven Boden, an dessen tiefster Stelle die Wurzel des
ersten Molaren, Dens molaris I, liegt und ist häufig in sogenannte Underwoodsche Septen
unterteilt. Die Alveole des Eckzahns, Dens caninus, liegt in der Regel vor dem Sinus,
während die Alveolen der folgenden Zähne sehr enge räumliche Beziehungen zum Sinus
haben.Daraus resultiert, dass Sinusitiden sowohl rhinogene, als auch dentogene Ursachen
haben können.
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Die hintere Fläche des Oberkiefers, Facies infratemporalis, sieht gegen die
Flügelgaumengrube und besitzt an ihrem Tuber maxillae mehrere kleine Foramina alveolaria
zum Eintritt der Zahnnerven, die in den Canales alveolares zu den Zähnen gelangen.
1.1.2 Os palatinum
Das Gaumenbein liegt zwischen Maxilla und Processus pterygoideus ossis sphenoidalis. Es
besteht aus 2 zueinander beinahe rechtwinkelig eingestellten Platten, der Lamina horizontalis,
die das hintere Drittel des Palatum durum bildet und der vertikalen liegenden, Lamina
perpendicularis, die zusammen mit Maxilla, Os ethmoidale und der Concha nasalis inferior
die laterale Nasenwand bildet.
Abbildung 7 Maxilla, Os palatinum. (Quelle: Sobotta Atlas der Anatomie)
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Die Lamina horizontalis grenzt anterior in der Sutura palatina transversa an den Processus
palatinus der Maxilla und endet posterior mit der Spina nasalis, an ihr findet man:
Crista nasalis: Knochenkamm, zu dem sich die mediane Gaumennaht dorsalwärts erhebt.
Spina nasalis posterior, hinterer Nasenstachel: Fortsetzung der Crista. Foramen palatinum
majus: Mündung des Canalis palatinus major am hinteren Rand des harten Gaumens in Höhe
des Weisheitszahnes.
Die Lamina perpendicularis, eine dünne, vertikal stehende Platte legt sich vorne an den
Oberkiefer und deckt dabei einen Teil der Öffnung des Sinus maxillaris, wobei ein besonderes
Knochenplättchen, der Processus maxillaris, über den Rand der Öffnung hängt. Hinten legt
sich die Lamina perpendicularis an den Flügelfortsatz des Os spenoidale.
Crista conchalis: Eine waagrechte Leiste an der inneren, gegen die Nasenwand gerichtete
Fläche zur Anlagerung der Concha nasalis inferior. Eine entsprechende Leiste für die mittlere
Muschel liegt darüber, Crista ethmoidalis.
Incisura sphenopalatina: Ausschnitt am oberen Rand der Lamina perpendicularis, der durch
den Körper des Os sphenoidale zum Foramen sphenopalatinum geschlossen wird. Das
Foramen führt von der Nasenhöhle in die Flügelgaumengrube, Fossa pterygopalatina.
Sulcus palatinus major: Eine Längsfurche auf der Außenfläche der vertikalen Platte. Sie wird
durch den Oberkiefer zum Canalis palatinus major geschlossen.
Canalis palatinus major: Steigt an der Außenfläche der vertikalen Lamelle nach abwärts und
mündet am Gaumen mit dem Foramen palatinus majus. Die Canales palatini minores zweigen
sich von ihm ab, durchsetzen den Processus pyramidalis und münden an dessen Basalflächen
mit den Foramina palatina minora.
Der Processus pyramidalis erstreckt sich nach hinten unten, legt sich an das hintere Ende des
Alveolarfortsatzes und ragt zwischen die beiden Lamellen des Flügelfortsatzes des Keilbeins
und hilft so die Fossa pterygoidea zu bilden. Er ist durchbohrt von den Canales palatini
minores, die in den Foramina palatina minora münden.
Der Processus orbitalis ist nach vorne und leicht nach lateral gerichtet und schaltet sich
zwischen Oberkiefer, Siebbein und Keilbeinkörper ein. Der gegen das Siebbein gerichtete
Teil ist zur Bedeckung einer Siebbeinzelle ausgehöhlt. Eine Fläche erreicht die Orbita in ihrer
hinteren und medialen Ecke, eine zweite wendet sich gegen die Fossa pterygopalatina.
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Processus sphenoidalis: Der hintere Fortsatz liegt hinter der Incisura sphenopalatina und legt
sich der Unterfläche des Keilbeinkörpers an.
Abbildung 8 Maxilla, Os palatinum. (Quelle: Sobotta Atlas der Anatomie)
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1.2 Palatum molle (Weicher Gaumen)
Die Grundlage des weichen Gaumens wird von der Gaumenaponeurose gebildet, in die die
Gaumenmuskeln einstrahlen. Der M. tensor veli palatini und der M. levator veli palatini
bilden gleichzeitig die seitliche Wand des Nasopharynx, wobei sie die oberen
Schlundschnürer ergänzen. Von unten und lateral her strahlen die Muskeln des vorderen und
hinteren Gaumenbogens, der M. palatoglossus und der M. palatopharyngeus, in den
weichen Gaumen ein. In Längsrichtung verläuft der M. uvulae bis zur Spitze des Zäpfchens.
1.2.1 Musculus tensor veli palatini
Er ist Spanner und Heber des Gaumensegels, entspringt 1. ventrolateral von der Tube an der
Schädelbasis (von der Wurzel des Processus pterygoideus bis zur Spina ossis sphenoidalis), 2.
vom Knorpel der Tube, 3. vom mebranösen Teil der Tube.Der Muskel steigt konvergierend
abwärts bis zur Höhe des Hamulus pterygoideus. Hier biegt seine Sehne um den Hamulus
pterygoideus herum und strahlt medial in die Aponeurose ein, die am Hinterrad des harten
Gaumens befestigt ist. Innervation: V/3
1.2.2 Musculus levator veli palatini
Der Gaumenheber, führt das Gaumensegel nach oben an die Pharynxwand heran. Er
entspringt 1. von der Unterfläche der Felsenbeinpyramide, 2. von der knorpeligen Tube. Er
wendet sich ab- und medianwärts und strahlt oberhalb des Hamulus pterygoideus schräg in
den weichen Gaumen aus. Innervation: IX
1.2.3 Musculus palatoglossus
Der Gaumenzungenmuskel, bildet die muskulöse Grundlage des vorderen Gaumenbogens,
des Arcus palatoglossus, kommt vom weichen Gaumen und strahlt bogenförmig in den
seitlichen Zungenrand aus. Er ist eine Art Schließmuskel des Isthmus faucium, der Enge
zwischen Mundhöhle und Schlund. Innervation: IX
1.2.4 Musculus palatopharyngeus
Der Muskel gehört dem Gaumen und dem Schlund an, verengt, hebt und verkürzt den
Pharynx beim Schluckakt und bildet die Grundlage des hinteren Gaumenbogens, des Arcus
palatopharyngeus. Er entspringt von der Aponeurose des Palatum molle und angrenzendem
Knochen (Hamulus, Lamina medialis processus pterygoidei), tritt in die seitliche
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Schlundwand ein, in der er dorsalwärts bis zur Raphe und abwärts bis zum Hinterrand des
Schildknorpels verläuft. Innervation: IX
1.2.5 Musculus uvulae
Der Zäpfchenmuskel, entspringt von der Gaumenaponeurose nahe der Spina nasalis posterior
und strahlt in die Spitze des Zäpfchens aus. Die Innervation ist unsicher.
Abbildung 9 Gaumenmuskulatur (Quelle: Sobotta Atlas der Anatomie)
Die Wirkung der Gaumenmuskeln:
Der Tensor hebt den weichen Gaumen bis zur Horizontalen und verspannt ihn der Quere
nach. Von dieser Stellung aus kann ihn der Levator weiter heben, da er nicht an ein
Hypomochlion gebunden ist. Durch Hebung und Querverspannung des Gaumensegels und
gleichzeitige Kontraktion des oberen Schlundschürers (Passavantscher Ringwulst) wird die
Nasenhöhle fest gegen die Cavitas oris abgeschlossen. Der Levator fixiert durch seine Lage
die Tube und ermöglicht dem Tensor, der auch vom membranösen Teil entspringt, das Öffnen
der Tube . So findet beim Schlucken auch eine Durchlüftund der Tuben und dadurch der
Druckausgleich im Mittelohr statt. Der M. uvulae verkürzt und versteift das Zäpfchen.
11
Im weiterer Folge wird nur auf die unmittelbar benachbarte Kaumuskulatur eingegangen, um
den Rahmen dieser Diplomarbeit nicht zu sprengen.
1.3 Die Kaumuskulatur, Musculi masticatorii
Die Kaumuskulatur ist ein Abkömmling des 1. Kiemenbogens und wird demzufolge vom
Nervus mandibularis inneviert. Sie wirkt ausschließlich auf das Kiefergelenk und ermöglicht
die Bewegung des Unterkiefers gegen den Oberkiefer, sowie den Schluckakt.
1.3.1.1 Musculus masseter
Der M. masseter, Kaumuskel, bedeckt als viereckiger Wulst den Ramus mandibulae von
außen und besteht aus zwei Teilen, einer oberflächlichen Pars superficialis und einer tiefen
Pars profunda. Die Pars superficialis entspringt an den vorderen zwei Dritteln des
Unterrandes des Arcus zygomaticus, verläuft nach unten dorsal und setzt am Angulus
mandibulae an der Tuberositas masseterica an. Dieser Teil macht bei bilateraler Kontraktion
einen Kieferschluss, sowie eine Protrusion und bei unilateraler Kontraktion eine Laterotrusion
zur kontralateralen Seite
Die tief liegende, senkrecht verlaufende Pars profunda ist nur dicht vor dem Kiefergelenk
sichtbar und nimmt ihren Ursprung am hinteren Drittel des Unterrandes und an der
Innenfläche des Jochbogens. Sie verläuft nach unten, kreuzt die Fasern der Pars superficialis
und setzt an der Außenfläche des Ramus mandibulae bis hin zum Processus coronoideus an.
Funktion: Retraktion des Unterkiefers
Innervation: Nervus massetericus
1.3.1.2 Musculus temporalis
Der Schläfenmuskel, ist ein paariger und fächerförmiger Muskel, der in der Fossa temporalis,
von der Facies temporalis der Squama ossis temporalis und von der Fascia temporalis
profunda entspringt. Dieser Muskel wird erst nach Entfernung und Abtragung des Jochbogens
sichtbar. Er inseriert mit einer kräftige Sehne am Processus coronoideus (muscularis) und an
der Innen- und Vorderseite des Ramus mandibulae. Aufgrund des Faserverlaufes
unterscheidet man einen anterioren, medialen und posterioren Teil mit daraus resultierenden,
unterschiedlichen Funktionen. Der anteriore Teil hat eine kraniale Zugrichtung, dadurch
schließt sich der Unterkiefer, der mediale Teil bewirkt durch seine dorsokraniale Zugrichtung
12
die Schließung des Mundes und eine Retraktion. Der posteriore Teil hat eine dorsale
Zugrichtung und ist ein reiner Retraktor.
Innervation: Nn. temporales profundi
Abbildung 10 M. temporalis (Quelle: Sobotta Atlas der Anatomie)
1.3.1.3 M. pterygoideus lateralis
Er ist der äußere Flügelmuskel, entspringt zweiköpfig, 1. mit einem oberen Kopf, Caput
superius, von der Facies und Crista infratemporalis, der Ala major ossis sphenoidalis und 2.
mit einem unteren Kopf, Caput inferius, von der Außenfläche der Lamina lateralis des
Processus pterygoideus ossis sphenoidalis. Die Fasern ziehen nahezu horizontal nach hinten,
wobei ersterer an der Gelenkskapsel und dem Diskus articularis inseriert und letzterer in der
Fovea pterygoidea des Collum mandibulae endet. Der M.pterygoideus lateralis wirkt bei allen
Bewegungen der Mandibula mit und gilt als Führungsmuskel für das Kiefergelenk, vor allem
bei der Öffnungsbewegung .
Funktion: Öffnungsbewegung, ziehen des Discus articularis in eine cranioventrale Position
bei der Schließbewegung, Latero- und Mediotrusion und Protrusion.
Innervation: Nervus pterygoideus lateralis
13
1.3.1.4 M. pterygoideus medialis
Der innere Flügelmuskel, entspringt in der Fossa pterygoidea des Processus pterygoideus, an
der medialen Fläche der Lamina lateralis des Processus pterygoideus und am Tuber maxillae
und setzt an der Tuberositas pterygoidea, an der Innenfläche des Angulus mandibulae an.
Funktionell ist der M. pterygoideus medialis ein Synergist des M. masseter und geht mit ihm
am Unterrand der Mandibula über einen Sehnenstreifen eine Verbindung ein. Beide umfassen
so die Mandibula mit einer Muskelschlinge. Funktion: Adduktion, Laterotrusion und
Protrusion.
Innervation: Nervus pterygoideus medialis
Abbildung 11 Mm. pterygoidei (Quelle: Sobotta Atlas der Anatomie
14
Abbildung .12 M pterygoideus medialis und Kaumuskelschlinge (Quelle: Prometheus)
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1.4 Die Innervation des Gaumens Der Gaumen wird von 3 Nerven sensibel innerviert, die allesamt Endäste des Nervus
maxillaris, einem der 3 Hauptäste des Nervus trigeminus (V) darstellen:
Abbildung 13 Die sensible Innervation des Gaumens (Quelle: Sobotta Atlas der Anatomie)
1.4.1 Der Nervus trigeminus Der N. trigeminus, der dreigeteilte Nerv, ist sensibel (Radix sensoria) und motorisch (Radix
motoria). Er tritt am Seitenrand der Brücke (Pons) aus, durchbohrt nahe der Spitze der
Felsenbeinpyramide die Dura mater und bildet das Ganglion trigeminale (Gasseri), wobei das
Ganglion in einem mit Liquor cerebrospinalis gefüllten Raum, dem Cavum trigeminale
(Meckel), zu liegen kommt.
Von seinem vorderen Rand strahlen die großen Äste des Nervs aus.
Nervus ophtalmicus V1
Nervus maxillaris V2
Nervus mandibularis V3
16
Der N. trigeminus führt in drei starken sensiblen Hauptästen afferente Fasern aus dem
Gesicht. In einem schwächeren, motorischen Anteil ziehen mit dem 3. Trigeminusast
efferente Fasern hauptsächlich zu Kaumuskeln und Teilen des Mundbodens. Zahlreiche Reflexe vermittelt der N. trigeminus mittels seiner afferenten Schenkel aus seinem
weiten Innervationsgebiet.
Beim Hornhautreflex führt die Berührung der Cornea zum Verschluß der Lidspalte. Efferenter
Schenkel des Reflexes ist der N. facialis. Die Aufhebung des Kornealreflexes zeigt bei
einigen Narkosemitteln die für eine Operation ausreichende Narkosetiefe an.
Einen Tränenreflex kann eine Reizung der vom N. ophthalmicus versorgten Schleimhäute in
Gang setzen. Efferenter Schenkel sind parasympathische Fasern des N. intermedius zur
Tränendrüse.
Als Saugreflex bezeichnet man die durch Berühren der Mundöffnung beim Neugeborenen
auslösbaren Saugbewegungen.
Ein Nasenreflex mit Pulsverlangsamung kann durch Manipulation der Nasenschleimhaut über
den N. vagus als efferenten Schenkel ausgelöst werden.
Beim Masseterreflex führt das Beklopfen des Kinns zur Kontraktion der Kaumuskulatur
(efferenter Schenkel über den N. mandibularis).
Von Lähmungen des N. trigeminus sind die über den gelähmten Ast vermittelten Reflexe
betroffen:
bei Ausfall des Hornhautreflexes (Berühren der Cornea führt zum Verschluß der Lidspalte)
erleidet das Auge durch Abwehrmangel Schäden. Die Lähmung des N. mandibularis hat die
Kaumuskellähmung zur Folge. Sehr viel häufiger als Lähmungen sind äußerst schmerzhafte
Reizungserscheinungen von meist einzelnen Trigeminusästen (Trigeminusneuralgien).
Der N. trigeminus verläßt das Gehirn mit etwa 50 sensiblen und motorischen Wurzelfäden an
der Grenze von Brücke und mittlerem Kleinhirnstiel. An der Impressio trigemini der
Felsenbeinspitze durchbohrt er die Dura und tritt in das Cavum trigeminale (Cavum Meckeli),
eine Tasche zwischen Periost und harter Hirnhaut, die das sensible Ganglion trigeminale
aufnimmt, das von den Ausläufern der weichen Hirnhaut umgeben wird.
Um die zahlreichen Aufzweigungen des Nerven anschaulich zu machen, werden diese in ihrer
Abfolge von proximal nach distal, im Hinblick auf die sensiblen Anteile also entgegen der
Richtung der Erregungsleitung der meisten Äste, beschrieben.
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Das Ganglion trigeminale (Ganglion semilunare, Gasseri). ist etwa 20 mm lang, 5 mm breit, 3
mm dick und halbmondförmig. Es liegt so im Cavum trigeminale, dass der konkave Rand
zum Gehirn, der konvexe zum Gesicht hin gerichtet ist.
Das Ganglion trigeminale enthält die sensiblen Perikarya für die afferenten Fasern des N.
trigeminus (ausgenommen die Afferenzen aus der Kaumuskulatur, deren pseudounipolare
Ganglienzellen machen den Mittelhirnkern des N. trigeminus aus). An das Ganglion
trigeminale sind außerdem noch Gruppen von vegetativen Ganglienzellen angelagert, die den
drei Hauptästen zugeordnet sind.
Die Radix sensoria, die afferente Wurzelfasern divergierend zum konkaven Rand des
Ganglion führt, setzt sich jenseits des Ganglion trigeminale in die drei Hauptäste des N.
trigeminus fort: N. ophthalmicus
N. maxillaris und
N. mandibularis,
die am konvexen Rand das Ganglion verlassen.
Die Radix motoria zieht mit efferenten Fasern unten medial am Ganglion vorbei und legt sich
dem 3. Hauptast an.
Jeder Hauptast gibt vor der weiteren Aufteilung rückläufig einen sensiblen Ast zu den
Hirnhäuten (R. recurrens) ab.
Jeder Hauptast teilt sich in drei sensible Endäste, einen für die Schleimhaut der
Eingeweidehöhlen des Kopfes, einen zweiten, durch einen Knochenkanal verlaufenden, für
die vordere Gesichtshaut und einen dritten für die seitliche Gesichtshaut. Mit dem dritten
Hauptast verlaufen zusätzlich als vierter Endast die Fasern der Radix motoria.
An den Hauptästen des N. trigeminus sind parasympathische Ganglien angesiedelt, deren
präganglionäre Fasern aus anderen Hirnnerven herstammen. Dem N. ophthalmicus ist das
Ganglion ciliare zugeordnet (präganglionäre Fasern aus dem N. oculomotorius), am N.
maxillaris liegt das Ganglion ptery-gopalatinum (präganglionäre Fasern aus dem N.
intermediofacialis) und an Ästen des N. mandibularis liegen das Ganglion submandibulare
(präganglionäre Fasern aus dem N. intermediofacialis) und das Ganglion oticum
(präganglionäre Fasern aus dem N. glossopharyngeus).
18
1.4.1.1 Nervus ophthalmicus Der N. ophthalmicus ist rein sensibel, versorgt die Haut der oberen Gesichtsetage der Stirn,
der medialen und lateralen Augenwinkel und des Nasenrückens, die Cornea, die Schleimhaut
von Sinus frontalis, Cellulae ethmoidales und vorderem Teil der Nasenhöhle, sowie die Dura
der vorderen Schädelgrube und des Tentorium. Er betritt durch die Fissura orbitalis superior
die Orbita.
Seine Hauptäste R. tentorii
N. lacrimalis
N. frontalis
N. nasociliaris
Abbildung 14 N. ophtalmicus (Quelle: Sobotta Atlas der Anatomie)
R. tentorii
Der Ast für die Dura entspringt intrakraniell im Verlauf des N. ophthalmicus in der Wand des
Sinus cavernosus. Er zieht rückläufig, angelagert an den N. trochlearis, zum Tentorium
cerebelli und zur Falx cerebri und innerviert die Wände der Sinus petrosus superior,
transversus und rectus.
Der N. ophthalmicus gibt ferner, noch in der Wand des Sinus cavernosus, je ein Ästchen an
N. oculomotorius, N. trochlearis und N. abducens und empfängt aus dem Plexus caroticus
internus Sympathikusfasern.
19
Der N. ophthalmicus zieht unter dem N. trochlearis durch die Fissura orbitalis superior in die
Orbita. Zuvor teilt er sich noch in seine drei Endäste, in N. lacrimalis, N. frontalis und N.
nasociliaris.
N. lacrimalis
Der N. lacrimalis läuft oben an der lateralen Wand der Orbita über den M. rectus lateralis
hinweg nach vorne in die Gegend der Tränendrüse und teilt sich hinter dieser in einen oberen
Ast, den sensiblen Anteil des N. lacrimalis, und in einen unteren Ast, den R. communicans
cum nervo zygomatico. Der obere Ast dringt durch die Tränendrüse, an die er feine Zweige
abgibt, und innerviert anschließend die Conjunctiva, die Haut am lateralen Augenwinkel und
am Oberlid.
Der R. communicans cum nervo zygomatico, der untere Ast, zieht an der seitlichen Wand der
Orbita absteigend dem N. zygomaticus entgegen und führt von diesem parasympathische,
postganglionäre Fasern aus dem Ganglion pterygopalatinum und sympathische,
postganglionäre Fasern aus dem Plexus caroticus externus dem N. lacrimalis zu. Diese
verlassen den N. lacrimalis nach kurzer Strecke wieder und treten zur Tränendrüse.
N. frontalis
Der Nerv zieht in der Mitte unmittelbar unter dem Dach der Orbita über dem M. levator
palpebrae superioris stirnwärts. Etwa in der Mitte der Orbita teilt er sich in den starken N.
supraorbitalis und in den dünnen N. supratrochlearis auf. Der starke N. supraorbitalis
innerviert mit dem R. lateralis und dem R. medialis die Haut der Stirn und des Oberlids, die
Conjunctiva und die Stirnhöhlenschleimhaut.
Der R. lateralis zieht durch die Incisura supraorbitalis (Foramen supraorbitale), der R.
medialis durch die Incisura frontalis zur Stirnhaut. Beide Äste durchbohren den M. orbicularis
oculi, den M. corrugator glabellae und den M. frontalis und breiten sich aufsteigend in der
Stirnhaut bis zur Scheitelgegend aus. Ein absteigender Ast zieht jeweils zur Haut des
Augenlides und zur Conjunctiva. Zweige zu Stirnbein und Periost verlassen den Ast beim
Durchtritt durch die Inzisur. Der N. supratrochlearis folgt dem Oberrand des M. obliquus
superior zur Trochlea und teilt sich an deren medialer Seite in einen oberen und einen unteren
Zweig.
Der obere Zweig verläßt die Orbita über der Trochlea, durchbohrt den M. orbicularis oculi
und den M. frontalis und endigt mit Zweigen zum oberen Augenlid, zur Haut der
Nasenwurzel und zur Stirnhaut. Der untere Zweig zieht von der Trochlea abwärts und
20
verbindet sich regelmäßig mit dem N. infratrochlearis aus dem N. nasociliaris. Von der
Nervenschlinge entspringen feine Zweige für die Haut und die Conjunctiva des nasalen
Augenwinkels.
N. nasociliaris
Der N. nasociliaris zieht, gemeinsam mit den Nn. oculomotorius und abducens, durch den
Ursprung des M. rectus medialis und dann zur medialen Wand der Orbita, wobei er zwischen
oberem und unterem Ast des N. oculomotorius über den N. opticus kreuzt.
Die Äste des N. nasociliaris:
Der R. communicans cum ganglio ciliari, der die Radix nasociliaris des Ganglion bildet, führt
über Nn. ciliares breves am Ganglion ciliare vorbei afferente Fasern aus dem Augapfel. Die
Nn. ciliares longi, zwei lange Zweige, führen afferente Fasern aus Cornea, Iris und Corpus
ciliare sowie Sympathikusfasern zum M. dilatator pupillae.
Der N. ethmoidalis posterior tritt durch das Foramen ethmoidale posterius aus der Orbita zur
Schleimhaut der Keilbeinhöhle und der hinteren Siebbeinzellen. Der N. ethmoidalis anterior,
der eine Endast, gelangt durch das Foramen ethmoidale anterius vorübergehend unter die
Dura der vorderen Schädelgrube, er zieht anschließend mit Rr. nasales durch die Lamina
cribrosa zur Haut und Schleimhaut der Nase.
Der R. nasalis externus des N. ethmoidalis anterior läuft durch den Sulcus ethmoidalis des
Nasenbeins, dann zwischen Os nasale und Nasenknorpel zur äußeren Haut von Nasenrücken
und Nasenspitze. Rr. nasales interni innervieren die Nasenschleimhaut vor den Muscheln und
im vorderen Septumbereich.
Rr. nasales laterales treten zur Schleimhaut der seitlichen Nasenwand, Rr.nasales mediales
zum vorderen und mittleren Septumbereich.
Der N. infratrochlearis, der andere Endast des N. nasociliaris, zieht unter dem M. obliquus
superior an der medialen Wand der Orbita zur Trochlea und teilt sich hier in einen oberen und
unteren R. palpebralis. Der R. palpebralis superior verbindet sich mit dem N. supratrochlearis
und läuft zum oberen Augenlid, der R. palpebralis inferior versorgt den Tränensack, die
Caruncula lacrimalis, und sendet auch Zweige zur Haut am medialen Augenwinkel.
21
1.4.1.2 Nervus maxillaris Der N. maxillaris, der zweite Ast des N. trigeminus, ist rein sensibel und innerviert nach
Abgabe eines Astes zur Dura mater die Haut der mittleren Gesichtsetage einschließlich
Unterlid und Oberlippe, die Bindehaut des unteren Augenlides, die Schleimhäute des hinteren
Bereichs der Nasenhöhle, Cavum nasi, des oberen Teils der Wange und der Kieferhöhle,
Sinus maxillaris, sowie das Zahnfleisch und die Zähne des Oberkiefers.
Der N. maxillaris zieht unten in der Seitenwand des Sinus cavernosus zum Foramen rotundum
und durch dieses in die Fossa pterygopalatina. Hier teilt sich der Nerv in drei Äste
: Nn. pterygopalatini (Rr. ganglionares)
N. zygomaticus
N. infraorbitalis,
um anschließend als N. infraorbitalis über die Fissura orbitalis inferior, den Canalis
infraorbitalis am Boden der Augenhöhle und durch das Foramen infraorbitale das Geschicht
zu erreichen.
Abbildung 15 N. maxillaris (Quelle: Sobotta Atlas der Anatomie)
Noch vor seinem Eintritt in die Fissura orbitalis superior gibt er einige Rami alveolares
superiores posteriores für die Versorgung der Molaren ab. In seinem weiteren Verlauf gibt er
den Ramus alveolaris superior medius für die Prämolaren und mehrere Rami alveolares
superiores anteriores für den Eckzahn und die Schneidezähne ab.
Die Nerven verlaufen in feinen Knochenkanälchen und bilden am Boden der Kieferhöhle den
Plexus dentalis superior
22
1.4.1.2.1 Ramus meningeus (medius)
Der Ast verläßt den N. maxillaris bereits vor seinem Eintritt in das Foramen rotundum. und
innerviert die Dura im Ausbreitungsgebiet des vorderen Astes der A. meningea media.
1.4.1.2.2 Nervi pterygopalatini (Rr. Ganglionares)
Zwei oder mehr kurze Äste, treten in der Fossa pterygopalatina aus dem N. maxillaris zum
ihnen angelagerten Ganglion pterygopalatinum. Die sensiblen Anteile der Rr. ganglionares
ziehen anschließend am Ganglion pterygopalatinum vorbei durch die Ein- und Ausgänge der
Fossa pterygopalatina in alle Richtungen nach vorne, lateral, medial, hinten und nach unten,
teils unter Mitnahme vegetativer Fasern aus dem Ganglion pterygopalatinum.
Dem Nervus maxillaris schließen sich:
1. parasympathischen Fasern vom Ganglion pterygopalatinum kommend an. Sie stammen von
Nervenzellen des Nucleus salivatorius superior, spalten sich in ihrem Verlauf im Ganglion
geniculatum vom Nervus facialis (VII) ab und ziehen mit dem Nervus petrosus major und
dem Nervus canalis pterygoidei zum Ganglion pterygopalatinum, wo sie auf das
postganglionäre Neuron verschaltet werden.
Von hier aus gelangen sie vor allem über folgende Äste des Nervus maxillaris zu ihren
Erfolgsorganen:
Rami orbitales, Rami nasales posteriores superiores laterales, Nervus nasopalatinus, Nervus
palatinus major, Nervi palatini minores und via Nervus zygomaticus und Nervus lacrimalis
zur Tränendrüse.
2. sympathische Fasern an:
Die sympathischen Fasern aus dem Ganglion pterygopalatinum sind postganglionär und
stammen aus dem Ganglion cervicale superius, vom dem sie über den Plexus caroticus
internus, den Nervus petrosus profundus und schließlich den Nervus canalis pterygoidei
hierher gelangen. Sie ziehen zusammen mit den parasympathischen Fasern zur Tränendrüse.
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Abbildung 16 Ganglion pterygopalatinum (Quelle: Sobotta Atlas der Anatomie)
Rr. orbitales
2-3 dünne Äste ziehen nach vorne durch die Fissura orbitalis inferior in die Orbita und von
hier aus durch Knochenkanälchen und durch kleine Öffnungen in der Sutura
sphenoethmoidalis in die Schleimhaut der hinteren Siebbeinzellen und der Keilbeinhöhle und
zur Optikusscheide.
Rr. nasales posteriores superiores laterales
6-10 Äste gelangen nach medial durch das Foramen sphenopalatinum an die laterale
Nasenwand zur oberen und mittleren Nasenmuschel, zur Schleimhaut der hinteren
Siebbeinzellen und zum oberen Pharynx.
Rr. nasales posteriores superiores mediales
Meist ziehen 2-3 feine Zweige medialwärts durch das Foramen sphenopalatinum zur
Schleimhaut im oberen Bereich des Nasenseptums.
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Nervus nasopalatinus (incisivus,Scarpae)
Der Nervus nasopalatinus ist der größte und längste Ast der Rami nasales posteriores
superiores aus dem Ganglion pterygopalatinum bzw. dem Nervus maxillaris. Er gelangt durch
das Foramen sphenopalatinum, das die Nasenhöhle mit der Fossa pterygopalatina verbindet,
zusammen mit der Arteria und Vena sphenopalatina in den Meatus nasi superior. Von dort
zieht er entlang des Nasendachs, vorbei an der Mündung des Sinus sphenoidalis, durch die
Nasenhöhle. Er läuft dann zwischen dem Periost und der Nasenschleimhaut im Sulcus
nasopalatinus schräg nach kaudal über das Septum nasi. Über den Boden der Nasenhöhle
gelangt er durch den Canalis incisivus, zusammen mit dem Nerven der Gegenseite, zum
harten Gaumen und versorgt dort die palatinale Seite des Alveolarfortsatzes und die
anhängende Mundschleimhaut hinter den oberen Schneidezähnen. Außerdem kommuniziert
er mit dem Nervus palatinus major.
1.4.1.2.3 Nervi palatini
Der R. pharyngeus läuft durch ein laterales Foramen palatinum minus nach hinten zur
Schleimhaut der Tonsilla palatina und der Pars nasalis des Rachens.
Der N. palatinus major zieht aus der Fossa pterygopalatina kommend, zusammen mit der
Arteria palatina, abwärts durch den Canalis palatinus major und tritt durch das Foramen
palatinum majus zum harten Gaumen. Er teilt sich in wenige Zweige, die in den Sulci palatini
nach vorne verlaufen und die Schleimhaut des harten Gaumens sowie das Zahnfleisch
versorgen und am Foramen incisivum mit dem N. nasopalatinus anastomosieren.
Die Rr. nasales posteriores inferiores verlassen den N. palatinus major im Canalis palatinus
major und treten durch den Knochen zur Schleimhaut der unteren Muschel und des mittleren
und unteren Nasenganges.
Nn. palatini minores, mehrere feine Zweige, ziehen durch gleichnamige Knochenkanälchen
in der Umgebung des Canalis palatinus major abwärts und durch die Foramina palatina
minora zur Schleimhaut des Palatum molle und der Tonsilla palatina.
25
1.4.1.2.4 Nervus zygomaticus
Er tritt durch die Fissura orbitalis inferior unten an die seitliche Wand der Orbita, wo er eine
Verbindung mit dem R. communicans cum nervo zygomatico des N. lacrimalis eingeht und
parasympathische postganglionäre Fasern für die Tränendrüse, die dem N. zygomaticus zuvor
aus dem Ganglion pterygo-palatinum zufließen bezieht.
Anschließend tritt der N. zygomaticus durch das Foramen zygomaticoorbitale in das Os
zygomaticum und teilt sich in seine beiden Endzweige, den R. zygomaticotemporalis und den
R. zygomaticofacialis auf.
Der R. zygomaticotemporalis gelangt durch das Foramen zygomaticotemporale der Facies
temporalis des Jochbeins in die Schläfengrube, durchbohrt den M. temporalis und die Fascia
temporalis und innerviert den vorderen Bereich der Schläfenhaut. Der R. zygomaticofacialis
zieht durch das gleichnamige Loch zur Gesichtsfläche des Jochbeins, durchbohrt den M.
orbicularis oculi und versorgt die Haut in der Wangengegend, wobei er sich mit Zweigen des
N. facialis verbindet.
1.4.1.2.5 Rami alveolares superiores posteriores
Meist gehen 2 vom Stamm vor dem Eintritt in die Augenhöhle ab, ziehen am Tuber maxillae
abwärts und gelangen durch die Foramina alveolaria zum lateralen, hinteren Teil der
Kieferhöhlenschleimhaut und bilden mit dem mittleren und vorderen Ast den Plexus dentalis
superior, aus dem sie die 3 Molaren und das Zahnfleisch des Oberkiefers versorgen.
1.4.1.2.6 Nervus infraorbitalis
Der Nerv setzt den Verlauf des Stammes fort, zieht, begleitet von gleichnamigen Gefäßen,
durch die Fissura orbitalis inferior am Boden der Augenhöhle in den Sulcus und Canalis
infraorbitalis und durch das Foramen infraorbitale zur Haut der mittleren Gesichtsetage.
Endäste des N. infraorbitalis im Gesicht: Rami palpebrales inferiores
Rami nasales externi
Rami nasales interni
Rami labiales superiores
Die Nn. alveolares superiores versorgen mit hinteren, mittleren und vorderen Zweigen, die
einen Zahnplexus bilden, die Zähne des Oberkiefers sowie die Kieferhöhle, das Zahnfleisch
und die benachbarte Wangenschleimhaut.
26
Rr. alveolares superiores posteriores, meist zwei Äste, entspringen vor dem Eintritt in die
Fissura orbitalis superior. Sie ziehen am Tuber maxillae abwärts in die Foramina alveolaria
der Facies infratemporalis des Oberkiefers, zur Schleimhaut der seitlichen hinteren Wand der
Kieferhöhle, zu den Molaren und ihrem bukkalen Zahnfleisch.
Der R. alveolaris superior medius verläßt den Nerven im Sulcus infraorbitalis und gelangt in
der seitlichen Wand der Kieferhöhle zu den Prämolaren. Die Rr. alveolares superiores
anteriores entspringen erst nach Austritt des N. infraorbitalis aus dem Foramen infraorbitale.
Sie ziehen durch den Knochen rückläufig zu den Front- und Eckzähnen. Der Plexus dentalis
superior, das von den Rr. alveolares superiores gespeiste Nervenfasergeflecht, breitet sich im
Knochen über den Zahnwurzeln aus und entsendet Rr. dentales superiores zu den einzelnen
Zahnwurzeln und Rr.gingivales superiores zum Zahnfleisch.
Rr. palpebrales inferiores ziehen nach Austritt des N. infraorbitalis durch das Foramen
infraorbitale zum Unterlid.
Rr. nasales externi treten zur äußeren Haut des Nasenflügels, Rr. nasales interni innervieren
die Haut des Nasenvorhofs, Rr. labiales superiores versorgen Haut und Schleimhaut der
Oberlippe.
Abbildung 17 Nervus maxillaris (Quelle: Sobotta Atlas der Anatomie)
27
1.4.1.3 Nervus mandibularis Der N. mandibularis innerviert die Haut der unteren Gesichtsetage einschließlich Unterlippe
und Ohr sowie einen Hautstreifen vor dem Ohr, die Schleimhaut der Zunge und des Mundes
im Bereich des Unterkiefers und dessen Zähne. Der motorische Anteil des N. mandibularis
versorgt die Kaumuskeln, Muskeln des Mundbodens und des weichen Gaumens. Die
sensiblen und die motorischen Anteile vermischen sich in den einzelnen Nerven nur
geringfügig; so führt z.B. die motorische Portion für die Kaumuskeln einen geringen Anteil
sensibler Fasern für die Wangenschleimhaut (im N. buccalis), und der sensible Nerv für die
Zähne des Unterkiefers einen Anteil motorischer Fasern (Fasern des N. mylohyoideus) für
Muskeln des Mundbodens.
Der N. mandibularis zieht unter der Dura mater durch das Foramen ovale zur Fossa
infratemporalis zwischen M. pterygoideus lateralis und M. pterygoideus medialis und teilt
sich hier in seine motorischen Äste sowie seine drei sensiblen Hauptnerven:
N. auriculotemporalis
N. alveolaris inferior
N. lingualis
Abbildung 18 N. mandibularis (Quelle: Sobotta Atlas der Anatomie)
28
R. meningeus (n. mandibularis)
Er verläßt den N. mandibularis am Planum infratemporale und läuft, gemeinsam mit der A.
meningea media, durch das Foramen spinosum in die mittlere Schädelgrube zurück. Er
innerviert die Dura im Ausbreitungsgebiet der Arterie, Ästchen ziehen zur Schleimhaut der
Keilbeinhöhle und, durch die Fissura petrosquamosa, zur Schleimhaut der Cellulae
mastoideae.
Die motorischen Kaumuskelnerven, die Nn. massetericus, temporales profundi, pterygoideus
lateralis und pterygoideus medialis verlassen den N. mandibularis unmittelbar unter dem
Foramen ovale, die Äste verlaufen in divergierende Richtungen.
Der N. massetericus zieht über den M. pterygoideus lateralis hinweg durch die Incisura
mandibulae mit den gleichnamigen Gefäßen zum M. masseter. Sensible Zweige innervieren
die Kapsel des Kiefergelenkes. Die Nn. temporales profundi meist zwei Äste, laufen auf dem
Planum infratemporale zum M. temporalis.
Ein hinterer Ast zieht über dem M. pterygoideus lateralis zum hinteren Anteil des M.
temporalis, er entsendet auch Nervenfasern zur Kapsel des Kiefergelenkes. Ein vorderer Ast
zieht über oder durch den M. pterygoideus lateralis zum vorderen Muskelanteil des M.
temporalis.
Der N. pterygoideus lateralis, häufig eine kurze Strecke mit dem N. buccalis verbunden,
innerviert den gleichnamigen Muskel.
Der N. pterygoideus medialis meist mehrere kurze Ästchen, löst sich medial aus dem
Nervenstamm, zieht am Ganglion oticum vorbei (oder durchbohrt es) und tritt zum M.
pterygoideus medialis.
In der Nähe des Ganglion oticum entspringen der N. musculi tensoris veli palatini und der N.
musculi tensoris tympani. Der R. communicans cum nervo pterygoideo mediali verbindet den
Nerven mit dem Ganglion oticum. Der N. musculi tensoris veli palatini zieht als motorischer
Ast am Ganglion oticum vorbei zum M. tensor veli palatini nach vorne; der Nerv kann auch
aus dem N. pterygoideus medialis entspringen.
Der N. musculi tensoris tympani, ein motorischer Nerv, gelangt, nach hinten medial
aufsteigend, am Ganglion oticum vorbei zum M. tensor tympani; der Nerv kann auch an der
Innervation des M. pterygoideus medialis beteiligt sein.
Der N. buccalis, ein senibler Ast für Haut und Schleimhaut der Wange und bukkales
Zahnfleisch in der Gegend des 1. Molaren, verläßt den N. mandibularis gemeinsam mit den
29
motorischen Ästen für die Kaumuskeln; häufig löst er sich erst vom N. pterygoideus lateralis
ab. Die Schleimhautfasern des langen Astes durchbohren, gemeinsam mit der gleichnamigen
Arterie, den M. buccinator, der vom N. facialis motorisch innerviert wird.
N. auriculotemporalis
Der N. auriculotemporalis umgreift unter dem Foramen spinosum die A. meningea media mit
zwei Wurzeln, zieht dann hinter dem Collum mandibulae zur Seite und verläuft unter der
Ohrspeicheldrüse, unmittelbar vor dem Ohr und hinter der A. temporalis superficialis
aufsteigend, zur Haut der hinteren Schläfengegend und des Ohres. Ein Zweig zieht zur
Kiefergelenkskapsel. Der Nerv führt eine kurze Strecke parasympathische Fasern aus dem
ihm benachbarten Ganglion oticum, die er über meist zwei Rr. communicantes (cum nervo
faciali) zur Weiterleitung an die Ohrspeicheldrüse dem N. facialis überträgt. Hinter dem
Kiefergelenk verlassen die ersten Äste den Nerven.
Der N. meatus acustici externi, häufig zwei Ästchen, tritt an der Grenze zwischen
knöchernem und knorpligem äußerem Gehörgang in die Knorpelwand ein und innerviert
deren Haut.
Die Rr. membranae tympani, Ausläufer des oberen Gehörgangsnerven, innervieren das
Trommelfell.
Rr. parotidei führen sensible Fasern sowie postganglionäre vegetative Fasern aus dem
Ganglion oticum für die Ohrspeicheldrüse.
Über Rr. communicantes cum nervo faciali gelangen postganglionäre vegetative Fasern aus
dem Ganglion oticum in den N. facialis, der sie zur Ohrspeicheldrüse leitet.
Nn. auriculares anteriores ziehen hinter der A. temporalis superficialis vorbei zur Haut der
Vorderfläche der Ohrmuschel.
Rr. temporales superficiales, die Endäste des N. auriculotemporalis, innervieren oberhalb des
Jochbogens die Haut der hinteren Schläfengegend vor und über dem Ohr.
Der N. lingualis, sensibler Nerv für Zunge, Schleimhaut und Zahnfleisch am Boden des
Cavum oris proprium, führt eine Strecke weit parasympathische prä-, später postganglionäre
Fasern sowie Geschmacksfasern für die vorderen zwei Drittel der Zunge. Die
parasympathischen Fasern und Geschmacksfasern stammen aus dem Intermedius-Anteil des
N. facialis, sie treten als Chorda tympani von hinten oben in den N. lingualis ein.
30
N. lingualis
Er zieht zwischen M. pterygoideus lateralis und M. pterygoideus medialis, hinter der A.
maxillaris und medial vor dem N. alveolaris inferior, abwärts. Er verläuft zwischen
Vorderfläche des M. pterygoideus medialis und Mandibula im Bogen oberhalb der
Unterkieferdrüse auf die Oberseite des M. mylohyoideus an die Außenseite des M.
hyoglossus. In Höhe des mittleren Molaren liegt der Nerv unmittelbar unter der Schleimhaut.
Seitlich der Zunge unterkreuzt der N. lingualis den Ductus submandibularis von lateral nach
medial und strahlt dann am Seitenrand der Zunge in die Schleimhaut ein.
Rr. isthmi faucium verlassen den Nerven, noch bedeckt vom M. pterygoideus medialis, und
ziehen zur Schleimhaut der Schlundenge und zur Gaumentonsille.
Rr. communicantes cum nervo hypoglosso, seitlich auf dem M. hyoglossus gelegen, führen
dem N. hypoglossus sensible Fasern zu.
Der R. communicans cum chorda tympani entsteht bei der Verbreiterung der in den N.
lingualis von hinten einstrahlenden Fasern der Chorda tympani. Der N. sublingualis geht am
Hinterrand der Glandula sublingualis vom N. lingualis ab, zieht an der lateralen Seite der
Drüse nach vorne und strahlt seitlich von dieser in die Schleimhaut des Mundbodens und in
das Zahnfleisch des Cavum oris proprium im Bereich der vorderen Zähne ein.
Rr. linguales führen sensible und Geschmacksfasern der vorderen zwei Drittel der
Zungenschleimhaut.
Rr. ganglionares leiten sekretomotorische Fasern, die der N. lingualis über die Chorda
tympani aus dem N. intermediofacialis erhält, zum Ganglion submandibulare.
N. alveolaris inferior
Der Nerv ist der stärkste Ast des N. mandibularis, führt sensible Fasern für die Zähne des
Unterkiefers und deren bukkales Zahnfleisch, für die Schleimhaut der Unterlippe und für die
Haut von Unterlippe und Kinn. Motorische Fasern treten zum Mundboden.
Der N. alveolaris inferior zieht zwischen den Mm. pterygoideus lateralis und medialis
abwärts, liegt dabei
N. alveolaris inferior zieht zwischen den Mm. nterygoideus lateralis und medialis abwärts,
hegt dabei hinter und lateral vom N. lingualis und gelangt zwischen dem Unterkiefer und dem
Lig. sphenomandibulare zum Foramen mandibulare. Zusammen mit der A. und V. alveolaris
inferior verläuft der Nerv im Unterkieferkanal, versorgt die Molar- und Prämolarzähne und
tritt mit dem größeren Teil seiner Fasern als N. mentalis durch das Foramen mentale; der
31
schwächere Anteil des Nerven verläuft im Canalis mandibulae weiter und versorgt den
Eckzahn und die Schneidezähne. Vor dem Eintritt in das Foramen mandibulare entläßt der
Nerv den N. mylohyoideus.
Das Foramen mandibulae, das den N. alveolaris inferior aufnimmt, liegt beim Erwachsenen
etwa 2 cm hinter und 1 cm oberhalb der Krone des 3. Mahlzahns (Orientierung für die
Leitungsanästhesie).
Der N. mylohyoideus, der motorische Anteil des N. alveolaris inferior, zweigt vor Eintritt des
Nerven in den Canalis mandibulae ab und läuft, anfangs noch vom M. pterygoideus medialis
bedeckt, im Sulcus mylohyoideus des Unterkiefers auf der Unterfläche des M. mylohyoideus,
begleitet von der A. submentalis, nach vorne. Der Nerv innerviert den M mylohyoideus und
den vorderen Bauch des M. digastricus. Hinter dem Kinn können dünne sensible Zweige zur
Haut unter dem Kinn abzweigen.
Der Plexus dentalis inferior, ein sensibles Nervenfasergeflecht zur Innervation der Zähne und
des bukkalen Zahnfleisches des Unterkiefers, ausgenommen das Zahnfleisch um den 1.
Molaren, entsteht im Canalis mandibulae aus Zweigen des N. alveolaris inferior.
Aus dem Plexus ziehen Rr. dentales inferiores zu den einzelnen Zähnen und Rr. gingivales
inferiores zum Zahnfleisch des Unterkiefers.
Der N. mentalis, ein großes Bündel sensibler Fasern des N. alveolaris inferior, verläßt den
Canalis mandibulae durch das Foramen mentale, bedeckt vom M. depressor anguli oris, und
innerviert die Haut von Kinn und Unterlippe sowie die Schleimhaut der Unterlippe:
Rr. mentales ziehen zur Haut des Kinns, Rr. labiales inferiores treten in die Haut und
Schleimhaut der Unterlippe ein.
Das Ganglion oticum, ein plattes, 3-4 mm großes parasympathisches Ganglion, liegt dicht
unter dem Foramen ovale an der medialen Seite des N. mandibularis, lateral vom M. tensor
veli palatini.
32
1.4 Die arterielle Versorgung des Oberkiefers
Aus dem Arcus aortae entspringen in der Regel drei große Gefäße:
Truncus brachiocephalicus
A. carotis communis sinistra
A. subclavia sinistra
Der Truncus brachiocephalicus teilt sich in Höhe der Articulatio sternoclavicularis dextra in
A. carotis communis dextra und A. subclavia dextra. Links entspringt die A. carotis
communis unmittelbar aus dem Aortenbogen. Die A. carotis communis teilt sich in die A.
carotis interna und die A. carotis externa circa auf Höhe des 3. und 4. Halswirbels. Die A.
carotis interna zieht ohne Astabgabe durch den Canalis caroticus in die Schädelhöhle und
versorgt Gehirn, Auge und Innenohr.
Die A. carotis externa steigt kranialwärts dorsal vom Ramus mandibulae bis zum Collum
mandibulae, wo sie in ihre beiden Endäste Arteria maxillaris und Arteria temporalis zerfällt.
Abbildung 19 Die arterielle Blutversorgung des Kopfes (Quelle: Sobotta Atlas der Anatomie)
33
Arteria carotis communis Die A. carotis communis geht rechts in Höhe des rechten Sternoklavikulargelenkes aus dem
Truncus brachioeephalicus, links aus der Höhe des Aortenbogens hervor. Sie durchläuft im
Gefäß-Nerven-Strang des Halses, gemeinsam mit der Vena jugularis interna
(lateral) und dem N. vagus (dorsal zwischen beiden Gefäßen), umhüllt von der Vagina
carotica, die Halsstrecke von ihrem Ursprung bis zu ihrer Aufgabelung, ohne in der Regel
Äste abzugeben. In Höhe der Prominentia laryngea gabelt sie sich in der Bifurcatio carotidis
in A. carotis externa (medial vorne) und A. carotis interna (lateral hinten). Karotisgabel und
Anfang der A. carotis interna sind zum Sinus caroticus erweitert. In der Karotisgabel liegt als
chemosensitives Organ (Chemorezeptor) das Glomus caroticum. Die A. carotis interna, die
keine extrakraniellen Äste abgibt, zieht in den Karotiskanal. Die A. carotis externa dagegen
teilt sich alsbald auf.
Varietäten. Die A. carotis communis sinistra entspringt etwa bei jedem Zehnten gemeinsam
mit dem Truncus brachiocephalicus aus dem Aortenbogen oder aus dem Truncus bra-
chiocephalicus. Sehr viel seltener geht sie aus einem linken Truncus brachioeephalicus oder,
gemeinsam mit der rechten Arterie, über einen Truncus bicaroticus aus der Aorta hevor. Die
A. carotis communis dextra entspringt gelegentlich allein oder gemeinsam mit der der
Gegenseite direkt aus der Aorta. Die A. carotis communis teilt sich meist in der Höhe
zwischen Querfortsatz des 3. Halswirbels und Unterrand des 4. Halswirbels. Selten liegt die
Teilung in Höhe des Unterrandes des 5. Halswirbels oder in Höhe des 2. Halswirbels.
Zwischen links und rechts kann eine Differenz bis zur Höhe eines Halswirbels bestehen.
1.4.1 Systematik der Astabgabe der Arteria carotis externa
Die Carotis externa versorgt den Kopf mit Ausnahme des Gehirns, des Augenhöhleninhaltes,
der Stirn und des vorderen Teiles der Nasenhöhle
1.4.1.1 Ventral verlaufende Äste:
A. thyroidea superior: R. infrahyoideus
R. sternocleidomastoideus
A. laryngya superior
R. cricothyroideus
34
A. lingualis R. suprahyoideus
A. sublingualis
Rr. Dorsales linguae
A. profunda linguae
A. facialis A. palatina ascendens
A. submentalis
A. labialis inferior et superior
A. angularis
1.4.1.2 Medialer Ast:
A. pharyngea ascendens
1.4.1.3 Dorsalwärts verlaufende Äste:
A. occipitalis
Rr. Sternocleidomastoidei
A. auricularis posterior
1.4.1.4 Endäste:
1.4.1.4.1 A.temporalis superficialis:R. parotidei
A. transversa faciei
Rr. auriculares anteriores
A. zygomaticoorbitalis
A. temporalis media
1.4.1.4.2 A. maxillaris
Pars mandibularis: A. auricularis profunda
A. tympanica anterior
A. meningea media
A. alveolaris inferior
Pars pterygoidea: A. temporalis profunda anterior
A. temporalis profunda posterior
A. masseterica
Rr. pterygoidei
A. buccalis
35
Pars pterygopalatina: A. alveolaris superior posterior
A. infraorbitalis > Aa. alveolares superiores ant.
A. palatina descendens
A. canalis pterygoidei
A. sphenopalatina
Die A. carotis externa zieht aus dem Trigonum caroticum, bedeckt vom M. stylohyoideus und
dem hinteren Bauch des M. digastricus hinter dem Unterkieferast in die Fossa
retromandibularis, tritt in die Parotisloge ein und verläuft in der Glandula parotidea aufwärts.
Sie verzweigt sich auf ihrem Weg durch das Trigonum caroticum und die Glandula parotidea.
Ihre Äste ziehen zu Hals und Gesicht, sie versorgen den größten Teil des Schädels und der
Dura mater. In Höhe des Collum mandibulae teilt sich die Arterie in ihre beiden Endäste, die
Arteria maxillaris für die tiefe Gesichtsgegend und die Arteria temporalis superficialis für die
Schläfengegend.
1.4.1.1 Ventral verlaufende Äste
Die A. thyroidea superior entspringt in der Regel als 1. Ast nahe der Karotisgabel dicht
unterhalb des großen Zungenbeinhorns vorne aus der A. carotis externa. Die Arterie zieht im
Bogen abwärts zu oberem Pol und Vorderfläche der Schilddrüse. Sie gibt auf diesem Weg
Äste zum Kehlkopf, zu den umgebenden Muskeln und zur Schilddrüse ab.
Varietäten: Die A. thyroidea superior ist unterschiedlich stark, sie kann die entsprechend
schwächere Arterie der Gegenseite oder die A. thyroidea inferior teilweise oder ganz
vertreten. Jede 5. A. thyroidea superior geht aus der Karotisgabel, jede 10. (links häufiger als
rechts) noch tiefer direkt aus der A. carotis communis ab.
Äste der Arteria thyroidea superior:
Der R. infrahyoideus vereinigt sich vor dem Zungenbeinkörper mit dem der Gegenseite, und
der R. sternocleidomastoideus zieht zum gleichnamigen Muskel.
Die A. laryngea superior durchbohrt, gemeinsam mit dem N. laryngeus superior, bedeckt vom
M. thyrohyoideus, die Membrana thyrohyoidea und tritt zur Schleimhaut der oberen
Kehlkopfhälfte und zu den Kehlkopfmuskeln.
Varietäten: Die A. laryngea superior entspringt in etwa 10% der Fälle direkt aus der A. carotis
externa. Selten kann sie auch aus der A. lingualis oder mit dieser und der A. thyroidea
superior aus einem gemeinsamen Truncus thyrolingualis hervorgehen. Die Arterie tritt nicht
36
selten durch ein Loch des Schildknorpels (Foramen thyroideum) oder, seltener, zwischen
Schild- und Ringknorpel in den Kehlkopf.
Der R. cricothyroideus, mit dem der Gegenseite auf dem Lig. cricothyroideum verbunden,
zieht zum gleichnamigen Muskel und gibt Äste zur Innenwand des Kehlkopfes ab.
Die Rr. glandulares sind starke Endäste zur Schilddrüse. Der R. glandularis anterior und der
R. glandularis lateralis verzweigen sich vorne und seitlich am Drüsenkörper, der R.
glandularis posterior tritt zum oberen Drüsenpol.
Die A. lingualis entspringt in Höhe der A. pharyngea ascendens aus der Vorderwand der A.
carotis externa und dringt hinter der Spitze des großen Zungenbeinhorns, bedeckt vom M.
hyoglossus, in die Zunge ein. Zwischen diesem und dem M. genioglossus zieht die Arterie in
stark gewundenem Verlauf nahe der Zungenunterfläche zur Zungenspitze. Die A. lingualis
gibt folgende Äste ab:
Der R. suprahyoideus der A. lingualis anastomosiert am oberen Zungenbeinrand mit dem der
Gegenseite und mit dem R. infrahyoideus der A. thyroidea superior.
Die A. sublingualis entspringt am Vorderrand des M. hyoglossus und läuft zwischen M.
mylohyoideus und Glandula sublingualis nach vorne. Sie versorgt Drüse, benachbarte
Muskeln, Schleimhaut und Zahnfleisch und hat durch den Mundboden hindurch Verbindung
zur A. submentalis.
Rr dorsales linguae ziehen zum Zungengrund und Zungenrücken.
Die A. profunda linguae, der Endast, verläuft zwischen M. genioglossus und M. ligitudinalis
inferior unter die Zungenspitze, wo sie mit der Arterie der Gegenseite anastomosiert.
Varietäten: Die A. lingualis entspringt in etwa 20% gemeinsam mit einer anderen Arterie über
einen gemeinsamen Stamm aus der A. carotis externa, am häufigsten mit der A. facialis
(Truncus linguofacialis), selten mit der A. thyroidea superior (Truncus thyrolingualis), oder
noch seltener, mit beiden Gefäßen zusammen. Die A. sublingualis ist variabel stark, sie kann
aus der A. facialis hervorgehen und durch den M. mylohyoideus treten. Aus der A. lingualis
zweigen nicht selten die A. submentalis oder die A. palatina ascendens ab.
37
Die A. facialis entspringt aus der A. carotis externa vorne unmittelbar über der A. lingualis.
Sie zieht medial vom hinteren Bauch des M. digastricus unter die Glandula submandibularis
und vor dem Ansatz des M. masseter über den Unterrand der Mandibula (Pulswelle tastbar!)
ins Gesicht, läuft in starken Schlängelungen, die der Erweiterung der Wangentasche
Rechnung tragen, zunächst zur Mundwinkelgegend, dann zum medialen Augenwinkel.
Varietäten: Stärke und Ausbreitung der A. facialis variieren erheblich. Sie kann (selten) unter
dem Kinn enden oder nur bis zur Oberlippe reichen. In diesem Fall sind die Gesichtsäste der
A. ophthalmica oder die Zweige der A. transversa faciei entsprechend stärker ausgebildet. Die
Arterie entspringt in etwa 18% gemeinsam mit der A. lingualis aus einem Truncus
linguofacialis.
Äste der A. facialis: Die A. palatina ascendens steigt zwischen M. styloglossus und M.
stylopharyngeus an der Seitenwand des Schlundes senkrecht zum Gaumensegel auf, versorgt
dieses und gibt Äste an Tonsilla palatina, Ohrtrompete und umliegende Muskeln ab. Die
Arterie wird oft durch Zweige der A. pharyngea ascendens ersetzt.
Varietäten: Die A. palatina ascendens entspringt zumeist aus der A. facialis, nicht selten auch
aus der A. carotis externa, seltener dagegen aus der A. pharyngea ascendens, der A. lingualis
oder aus der A. occipitalis.
Der R. tonsillaris zieht seitlich an der Schlundwand hoch, durchbricht diese und gibt Zweige
an die Tonsilla palatina und den Zungengrund ab. Der Ast entspringt nicht selten aus der A.
palatina ascendens.
Rr. glandulares, kleine Ästchen, gelangen zur Glandula submandibularis und zu benachbarten
Lymphknoten.
Die A. submentalis verläuft an der Unterfläche des M. mylohyoideus, dem N. mylohyoideus
benachbart, bis zum Kinn. Sie gibt Zweige an Glandula submandibularis und M.
mylohyoideus (Anastomose mit der A. sublingualis). Ein oberflächlicher Endzweig erreicht
häufig über Unterrand und Vorderseite des Kinns und über die Muskeln hinweg die
Unterlippe.
Die Arteria labialis inferior und A. labialis superior entspringen, bedeckt vom M. orbicularis
oris, mit unterschiedlichem Abstand unterhalb und oberhalb des Mundwinkels aus der A.
facialis, ziehen in geschlängeltem Verlauf schleimhautnahe in den Muskeln von Ober - und
Unterlippe nach vorne zur Mitte und verbinden sich mit Arterien der Gegenseite zu einem
Gefäßring.
Die A. labialis inferior besitzt Anastomosen mit der A. submentalis und, durch das Foramen
mentale, mit der A. alveolaris inferior. Die A. labialis superior gibt zur Nasenscheidewand
38
den R. septi nasi ab und steht in Verbindung mit A. infraorbitalis, A. transversa faciei und A.
buccalis. Ein R. lateralis nasi zieht seitlich in die Nase.
Als A. angularis endet die A. facialis im medialen Augenwinkel. Sie hat über die A. dorsalis
nasi Verbindung mit der A. ophthalmica in der Orbita.
1.4.1.2 Medialer Ast
Die A. pharyngea ascendens, einziger Ast, der aus der medialen Wand der A. carotis externa
hervorgeht, entspringt meistens oberhalb des Abgangs der A. thyroidea superior. Das dünne
Gefäß steigt an der seitlichen Pharynxwand medial vom M. stylohyoideus und hinterem
Bauch des M. digastricus bis zur Schädelbasis auf.
Die A. pharyngea ascendens gibt Äste zur Rachenwand, zur Paukenhöhle und zur harten
Hirnhaut sowie Zweigchen zu den tiefen prävertebralen Halsmuskeln ab.
Varietäten: Die A. pharyngea ascendens ist nicht selten ein Ast der A. occipitalis, seltener der
A. facialis. Gelegentlich entspringt die Arterie als 1. Ast der A. carotis externa aus der
Bifurcatio carotidis.
Rr. pharyngeales, häufig zwei, versorgen die Schlundwand; variable Äste dringen zur Tuba
auditiva und zur Tonsilla palatina vor.
Die A. tympanica inferior zieht durch den Canaliculus tympanicus, begleitet vom N.
tympanicus, zur medialen Wand der Paukenhöhle.
Die A. meningea posterior, der Endast, verläuft seitlich an der A. carotis interna vorbei durch
das Foramen jugulare (gelegentlich auch durch das Foramen lacerum, den Canalis caroticus
oder den Canalis hypoglossalis) zu Dura und Diploe der hinteren Schädelgrube.
1.4.1.3. Dorsalwärts verlaufende Äste
Die A. occipitalis entspringt dorsal in Höhe der A. facialis aus der A. carotis externa. Die
Arterie läuft unter dem hinteren Bauch des M. digastricus in den Sulcus a. occipitalis an der
Innenseite des Warzen fortsatzes und zieht, bedeckt von den Mm. splenius und longissimus
capitis, zum Hinterhaupt. Sie duchbohrt dabei am medialen Rand des M. splenius den
Ursprung des M. trapezius. Die Arterie anastomosiert in der Kopfschwarte mit Zweigen der
A. auricularis posterior und der A. temporalis superficialis
Varietäten: Die A. occipitalis entspringt nicht selten mit der A. auricularis posterior
gemeinsam über einen Truncus occipitoauricularis aus der A. carotis externa.
39
Aste der A. occipitalis: Der R. mastoideus tritt durch das Foramen mastoideum zur Dura der
hinteren Schädelgrube, zur Diploe und zu den Cellulae mastoideae.
Der R. auricularis verläuft unter dem Ansatz des M. sternocleidomastoideus zur Hinterfläche
der Ohrmuschel.
Rr. sternocleidomastoidei, meist zwei kleine Ästchen, ziehen zum gleichnamigen Muskel.
Sie können durch eine eigene Arterie ersetzt werden. Ein (inkonstanter) R. meningeus zieht
gelegentlich durch das Foramen parietale zur Dura.
Der R. descendens verläßt die Arterie unter dem M. splenius capitis und versorgt, absteigend,
die benachbarten Muskeln. Verbindungen bestehen zu Zweigen der A. vertebralis und der A.
cervicalis profunda.
R. occipitales durchbohren den M. trapezius und breiten sich über dem Hinterhaupt in der
Kopfschwarte aus.
Die A. auricularis posterior, die zweite dorsal aus der A. carotis externa entspringende
Arterie, zieht unter der Glandula parotidea über den M. stylohyoideus hinweg auf dem
Warzenfortsatz hinter die Ohrmuschel. Außer Zweigen an benachbarte Muskeln gibt die
Arterie folgende Äste ab:
Die A. stylomastoidea begleitet den N. facialis durch das Foramen stylomastoideum in den
Canalis facialis und gelangt durch den Hiatus canalis n. petrosi majoris zur Dura; zuvor gibt
sie die A. tympanica posterior zum Mittelohr ab.
Die A. tympanica posterior läuft aus dem Canalis facialis mit der Chorda tympani zum
Trommelfell und entsendet Rr. mastoidei in die Cellulae mastoideae und den R. stapedialis
zum M. stapedius.
Der R. auricularis versorgt die Rückseite und, mit perforierenden Zweigen, teilweise auch die
Vorderseite der Ohrmuschel sowie die Ohrmuskeln.
Der R. occipitalis verbindet sich auf dem Warzenfortsatz mit Zweigen der A. occipitalis, ein
R. parotideus zieht zur Ohrspeicheldrüse.
40
1.4.1.4 Endäste
1.4.1.4.1 Arteria temporalis superficialis
Die A. temporalis superficialis, der oberflächliche, schwächere Endast der A. carotis externa,
tritt zwischen Kiefergelenk und äußerem Gehörgang, bedeckt von der Glandula parotidea,
über die Wurzel des Jochbogens auf die Fascia temporalis.
Äste der A. temporalis superficialis:
Rr. parotidei treten zur Ohrspeicheldrüse, Rr. auriculares anteriores ziehen zur Vorderfläche
der Ohrmuschel, zu den vorderen Ohrmuskeln und zum äußeren Gehörgang.
Die A. transversa faciei verläuft, anfänglich von der Glandula parotidea bedeckt, unterhalb
des Jochbogens horizontal über den M. masseter; sie wird von Ästen des N. facialis begleitet.
Die Arterie gibt Zweige zur Glandula parotidea und den Gesichtsmuskeln ab.
Die A. zygomaticoorbitalis läuft oberhalb des Jochbogens, annähernd parallel zur A.
transversa facialis, über die Fascia temporalis zum M. orbicularis oculi am seitlichen
Augenwinkel.
Die .A. temporalis media durchbohrt dicht über dem Jochbogen die Fascia temporalis, zieht in
den Sulcus a. temporalis mediae und gibt Zweige zum M. temporalis und benachbarten
Periost ab.
R. frontalis und R. parietalis, die Endaufzweigungen der Arterie, treten oberhalb des
Jochbogens auf der Fascia temporalis fast rechtwinkelig auseinander. Der R. frontalis zieht
nach vorne zum M. orbicularis oculi und Venter frontalis sowie zur benachbarten Galea
aponeurotica und Haut mit Anastomosen zur Gegenseite und zu den Aa. supraorbitalis und
supratrochlearis. Der R. parietalis läuft nach hinten zur Scheitelgegend mit Verbindungen zur
Gegenseite und zu den Aa. auricularis posterior und occipitalis. R. frontalis und R. parietalis
sind untereinander gewöhnlich ebenfalls durch einen Gefäßbogen verbunden. Das
ausgedehnte Arteriennetz der Kopfschwarte wird mithin von mehreren Arterien der Stirn-,
Schläfen - und Hinterhauptsgegend gespeist.
1.4.1.4.2 Arteria maxillaris
Das Gefäß versorgt Ober- und Unterkiefer, die Kaumuskulatur, den Gaumen, die Nase und
die Dura mater des Schädels. Sie stellt den stärkeren Endast der Arteria carotis externa dar
und verläuft zwischen Innenfläche des Ramus mandibulae und dem Ligamentum
sphenomandibulare (Pars mandibularis), dann auf dem Musculus pterygoideus lateralis (Pars
pterygoidea) schräg nach oben und median zur Fossa pterygopalatina (Pars pterygopalatina)
41
Die Äste der Pars mandibularis treten fast alle in Knochenkanäle ein:
A.auricularis profunda
A. tympanica anterior
A. meningea media
A. alveolaris inferior
Die Pars pterygoidea versorgt die Kaumuskulatur:
A. temporales profundae
A. masseterica
A. buccalis
Die Äste der Pars pterygopalatina treten wieder fast alle in Knochenkanäle ein:
A. alveolaris superior posterior
A. infraorbitalis (Äste an die Aa. alveolares superiores anteriores)
A. palatina descendens
Die A. maxillaris zweigt von der A. carotis externa beinahe rechtwinkelig zur Mitte ab und
tritt hinter dem Unterkieferast in die Fossa infratemporalis. Anschließend zieht die Arterie
zwischen M. temporalis und M. pterygoideus lateralis und über, oder durch den M.
pterygoideus lateralis in die Tiefe. Man unterscheidet im Verlauf der A. maxillaris drei
Abschnitte. Der erste liegt hinter dem Ramus mandibulae, der zweite zwischen den
Kaumuskeln und der dritte Abschnitt in der Fossa pterygopalatina.
Pars mandibularis
Die Äste des ersten, retromandibulären Abschnittes gelangen durch Knochenkanäle zum
Unterkiefer, zum Ohr sowie zur Dura und zu den Knochen der mittleren Schädelgrube.
Die A. auricularis profunda, ein schwacher Ast, gibt Zweige zum Kiefergelenk sowie, durch
die vordere Wand der Pars tympanica des Schläfenbeines, zum äußeren Gehörgang und zur
äußeren Schicht des Trommelfells.
Die A. tympanica anterior gibt einen Zweig zum Kiefergelenk ab und zieht dann durch die
Fissura petrotympanica, die Chorda tympani begleitend, in das Mittelohr (Anastomosen mit
der A. tympanica posterior aus der A. stylomastoidea). Die A. alveolaris inferior zieht,
42
gemeinsam mit dem N. alveolaris inferior, zwischen M. pterygoideus medialis und Ramus
mandibulae in den Canalis mandibulae. Sie gibt Rr. dentales und Rr. peridentales an Zahn,
Zahnfleisch und Knochen des Unterkiefers. Der R. mylohyoideus zweigt vor Eintritt der A.
alveolaris inferior in den Canalis mandibulae von dieser ab, zieht mit dem gleichnamigen
Nerv in den Sulcus mylohyoideus der Mandibula und tritt von unten in den M. mylohyoideus
und in den vorderen Bauch des M. digastricus ein.
Der R. mentalis, ein starker Seitenzweig der A. alveolaris inferior, verläßt den Kanal
gemeinsam mit dem N. mentalis durch das Foramen mentale, versorgt Kinn und Unterlippe
teilweise und anastomosiert mit Zweigen der A. submentalis und der A. labialis inferior.
Die A. meningea media, eine starke Arterie, tritt, begleitet vom rückläufigen R. meningeus
des N. mandibularis, medial vom M. pterygoideus lateralis durch das Foramen spinosum in
die mittlere Schädelgrube, wo sie sich, nach unterschiedlich langem Verlauf, an der
Innenfläche der seitlichen Schädelbasis und der Schädelkalotte in den vorderen und hinteren
Ast aufteilt. Diese versorgen den größten Teil der harten Hirnhaut und der anliegenden
Schädelknochen. Perforierende Zweige können bis zu den äußeren Weichteilen des Schädels
vordringen. Die Äste der A. meningea media verlaufen extradural in Knochenfurchen.
Zerreißungen der A. meningea media führen zu ausgedehnten Blutungen zwischen
Schädelknochen und Dura mater, die hierbei vom Knochen abgehoben wird (ein künstliches
Spatium epidurale entsteht). Das epidurale Hämatom kann über die Duravorwölbung (meist
im Laufe von 2 Tagen zunehmend) erheblichen Druck auf das Gehirn ausüben.
Varietäten: Die A. meningea media entspringt meist lateral vom Abgang der A. alveolaris
inferior, weniger häufig medial davon und seltener auf gleicher Höhe mit diesem. Sie gibt
zuweilen die A. lacrimalis ab. Die A. meningea media oder ihr R. frontalis können in seltenen
Fällen aus der A. ophthalmica hervorgehen.
Äste der A. meningea media: Eine A. pterygomeningea (R. meningeus accessorius) kann vor
Eintritt der Arterie ins Foramen spinosum aus der A. meningea media oder direkt aus der A.
maxillaris abgehen. Der Ast gibt Zweige an die Mm. pterygoidei, die Muskeln des weichen
Gaumens und an die Tuba auditiva ab und kann mit einem Endästchen durch das Foramen
ovale zum Ganglion semilunare und zu der umgebenden Dura treten.
Der R. petrosus zweigt unmittelbar nach Eintritt der Arterie in die mittlere Schädelgrube ab,
er anastomosiert durch den Hiatus canalis n. petrosi majoris mit der A. stylomastoidea.
43
Die A. tympanica superior entspringt in gleicher Höhe wie der R. petrosus und zieht mit dem
N. petrosus minor in die Paukenhöhle. Andere Zweige dringen durch die Fissura
petrosquamosa bis zu den Cellulae mastoideae vor.
Der R. frontalis, vorderer Endast der A. meningea media, tritt in Beziehung zur vorderen
Schädelgrube, die Knochenrinne der Arterie kann im Bereich des kleinen Keilbeinflügels zu
einem Loch geschlossen sein.
Vom R. frontalis zieht der R. orbitale durch die Fissura orbitalis superior in die Orbita. Er
kann durch einen R. anastomoticus (cum a. lacrimali) mit der A. lacrimalis verbunden sein.
Der R. parietalis, hinterer Endast, verzweigt sich an der Innenfläche von Scheitelbein und
Hinterhauptbein.
Pars pterygoidea
Die Äste des zweiten, intermuskulären, Abschnittes ziehen zu den Kaumuskeln und zum M.
buccinator.
Die A. masseterica tritt lateralwärts durch die Incisura mandibulae zum M. masseter, begleitet
vom N. massetericus.
Die Aa. temporales profundae anterior und posterior ziehen aufwärts zur Fossa temporalis
und in die tiefen Teile des Schläfenmuskels. Rr. pterygoidei versorgen die gleichnamigen
Muskeln.
Die A. buccalis läuft nach vorne abwärts zum M. buccinator, zu benachbarten
Gesichtsmuskeln und zur Wangenschleimhaut, begleitet vom sensiblen N. buccalis. Die
Arterie anastomosiert mit Ästen der A. facialis und A. transversa facialis.
Pars pterygopalatina
Die Äste des dritten, hinter dem Tuber maxillae und in der Fossa pterygopalatina gelegenen
Abschnittes gelangen zu ihren Ausbreitungsgebieten durch die nach vorne, medial, unten und
hinten gerichteten Ausgänge der Fossa pterygopalatina
Die A. alveolaris superior posterior entspringt, oft gemeinsam mit der A. infraorbitalis,
einzeln oder mit mehreren Ästen, am Tuber maxillae. Die Äste laufen um das Tuber maxillae
zur Seite und abwärts zur Facies infratemporalis hinter dem Processus zygomaticus. Die
meisten Äste treten durch Foramina alveolaria in den Oberkiefer ein und ziehen als Rr.
dentales und Rr. peridentales in Knochenkanälchen zu den Prämolaren und Molaren und zum
44
Knochen des Oberkiefers, zum palatinalen Zahnfleisch und zur Schleimhaut der Kieferhöhle.
Einzelne Äste verlaufen auf der Außenfläche der Maxilla zum Periost, zum bukkalen
Zahnfleisch und zur Wangenschleimhaut.
Die A. infraorbitalis tritt nach vorne durch die Fissura orbitalis inferior zum Boden der Orbita,
senkt sich in den Sulcus und in den Canalis infraorbitalis ein und erreicht durch das Foramen
infraorbitale, begleitet vom N. infraorbitalis, das Gesicht. Die Arterie versorgt die
umgebenden Weichteile und anastomosiert mit Ästen der benachbarten Gesichtsarterien.
Die Aa. alveolares superiores anteriores verlassen die A. infraorbitalis im Canalis
infraorbitalis und ziehen in Kanälchen als Rr. dentales und Rr. peridentales zu den Schneide -
und Eckzähnen, zum Oberkieferknochen, zum palatinalen Zahnfleisch und zur Schleimhaut
der Kieferhöhle. Die vorderen und hinteren oberen Alveolararterien anastomosieren
miteinander.
A. palatina descendens
Die A. palatina descendens entsendet in den Canalis palatovaginalis den feinen R. pharyngeus
zur Pharynxschleimhaut. Dann verläuft sie gemeinsam mit vom Nervus maxillaris und aus
dem Ganglion pterygopalatinum stammenden Fasern durch den Canalis palatinus major
zwischen dem Os palatinum und der Maxilla nach kaudal und erscheint am Foramen
palatinum majus auf der Knochenoberfläche des Gaumens und wird hier Arteria palatina
genannt. Im Canalis palatinus major gibt die Arterie kleinere Äste ab, die durch den Canalis
palatinus minor nach kaudal zum weichen Gaumen gelangen, um die Schleimhaut und die
Gaumentonsille zu versorgen. Sie anastomosieren mit der Arteria palatina ascendens. Das
Gefäß läuft dann häufig in einem Sulcus an der medialen Basis des Alveolarkamms nach
anterior in Richtung des Canalis incisivus.
Der Endast der Arterie zieht durch den Canalis incisivus nach superior und anastomosiert mit
der Arteria sphenopalatina. Weitere Äste ziehen zur Gaumenschleimhaut und zur Gingiva.
Die A. canalis pterygoidei zieht durch den gleichnamigen Kanal zum Schlund, zur Tuba
auditiva und zur Paukenhöhle.
Die A. sphenopalatina verläuft durch das Foramen sphenopalatinum zum hinteren Teil der
Nasenhöhle (Aa. nasales posteriores laterales et septi)
45
Die Aa. palatinae minores gelangen, begleitet von den Nn. patatini posteriores, durch
Foramina palatina minora zur Muskulatur und Schleimhaut des weichen Gaumens und zur
Gaumentonsille. Dort bilden sie Anastomosen mit der A. palatina ascendens aus der A.
facialis und mit Zweigen der A. pharyngea ascendens.
Die A. sphenopalatina zieht medianwärts durch das Foramen sphenopalatinum in die
Schleimhaut der Nasenhöhle und teilt sich auf in Aa. nasales posteriores laterales für die
Schleimhaut des hinteren Anteils der lateralen Wand der Nasenhöhle, für die Schleimhaut der
Stirn und Kieferhöhle und der Siebbeinzellen, und in Rr. septales posteriores für die
Schleimhaut der Nasenschieidewand mit einem langen unteren Ast, der durch den Canalis
incisivus mit der A. palatina major anastomosiert.
Die A. canalis pterygoidei zieht nach hinten durch den gleichnamigen Kanal zur Tuba
auditiva und ihrer Umgebung. Die Arterie kann auch aus der A. palatina descendens
hervorgehen.
Abbildung 20 Arteria maxillaris (Quelle: Sobotta Atlas der Anatomie)
46
Abbildung 21 Arteria maxillaris (Quelle: Sobotta Atlas der Anatomie)
47
2. Material und Methoden
Diese anatomische Untersuchung wurde an 200 bezahnten Schädeln beiderlei Geschlechts
(117 weibliche und 83 männliche Individuen) im Alter von 48 bis 102 Jahren am
Anatomischen Institut Graz, Österreich durchgeführt.
Die Lage und der Durchmesser des Foramen palatinum majus wurde mit Hilfe einer
Schublehre (Zürcher Modell), auf den zehntel Millimeter genau, vermessen. Die als
Bezugspunkte herangezogenen anatomischen Strukturen waren die Fissura palatina mediana
und der Abgang des Processus alveolaris maxillae vom Palatum, sowie der Mittelpunkt des
Foramen palatinum majus.
Abbildung 22 Schublehre Zürcher Modell
48
3. Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigten einen mittleren Abstand des Mittelpunktes des Foramen palatinum
majus von der Fissura palatina mediana (Strecke A) von 15,8 mm. Die Strecke zwischen
Mittelpunkt des Foramen und Abgang des Processus alveolaris vom Palatum (Strecke B)
betrug im Mittel 2,8 mm. Das arithmetische Mittel des Anteils von Strecke B an der Strecke
AB betrug 15,9 %, das entspricht circa einem Sechstel.
Weiters zeigte sich eine variable Form des Foramen palatinum, in 86% schlitzförmig bis
längsoval, in 14% rund und sich nach cranial trichterförmig verjüngend. Der transversale und
longitudinale Durchmesser des Foramen palatinum majus wurden bestimmt, wobei ersterer
bei 2,8 mm, zweiterer bei 4,3 mm lag.
Die Beschaffenheit des nach vorne weisenden, an den meisten Schädeln sich als Sulcus
darstellenden, Bereichs zur Aufnahme der Arteria und des Nervus palatinus erwies sich als
sehr variabel:
Die morphologische Bandbreite lag zwischen einer kaum ausmachbaren Vertiefung bis zu
tiefen Sulci. In 1,25% der Fälle zeigte sich sogar eine vollständige, hauchdünne, in sagittaler
Ausdehnung nur 2 bis 3 mm starke knöcherne Umfassung ohne Korrelation zum
Bezahnungszustand.
49
Abbildung 23 Palatum mit Meßstrecken (Quelle: Sobotta Atlas der Anatomie)
Pfeile links (von oben nach unten): Maxilla, Proc. palatinus Sutura palatina mediana Sutura palatomaxillaris Proc. alveolaris maxillae Foramen palatinum majus Proc. pyramidalis ossis palatini Pfeile unten (von links nach rechts): Choana Lamina horizontalis ossis palatini Foramina palatina minora Pfeile rechts (von oben nach unten): Dentes incisivi Dens caninus Dentes praemolares Dentes molares Sulcus palatinus major
50
Die Häufigkeitsverteilung der knöchernen Umfasssung (10-100[%]) der Anfangsstrecke der Arteria palatina in %
0%
5%
10%
15%
20%
25%
3,50% 1,75% 13% 12% 23,75% 15,75% 8,75% 6% 7,50% 5,50% 1,25% 1,25%
10 15 20 25 30 40 50 60 70 80 90 100
51
4. Diskussion Im Gegensatz zu anderen Autoren [5-12], die Absolutwerte der Distanzen des Foramen
palatinum von der Sutura palatina mediana und dem Hinterrand des Palatum durum
vermaßen, wurden in dieser Untersuchung die Relation zwischen der Distanz des Foramen
palatinum majus vom Abgang des Processus alveolaris und dem Abstand der Sutura palatina
mediana vom Abgang des Processus alveolaris bestimmt.
Die Vorteile dieser Methode liegen in der Berücksichtigung der Gaumenform und der
klinischen Umsetzbarkeit, da der Abstand des Foramen palatinum majus zum Hinterrand des
Palatum durum klinisch kaum nachvollziehbar ist.
52
5. Konklusion
Durch die Ergebnisse dieser Untersuchung lässt sich die, auch in Lehrbüchern häufig
vertretene, Lehrmeinung widerlegen, dass die Anfangsstrecke der Arteria palatina außerhalb
des Canalis palatinus immer in einem tiefen Sulcus verläuft und in diesem Bereich auch
durch eine Schnittführung, rechtwinkelig zum Verlauf, nicht verletzt werden kann. Der
Grund dafür ist die Variabilität der knöchernen Umfassung des Sulcus, wodurch eine
eindeutige Voraussage nicht möglich ist.
Um eine Schädigung des Gefäß-Nervenstranges durch zahnärztlich-chirurgische Eingriffe
auszuschließen, ist es von enormer Wichtigkeit, Kenntnis über die Lage des Foramen
palatinum majus zu besitzen, insbesondere bei operativen Zahnextraktionen,
Weisheitszahnentfernungen, Tumorexcisionen und der Applikation eines Lokalanästhetikums.
Um die Komplikation der Durchtrennung und folgenden Retraktion der Arteria palatina, die
zum elastischen Typ gezählt wird, in den Canalis palatinus major zu vermeiden, sind palatinal
vertikale Entlastungsschnitte kontraindiziert, respektive ist bei Eingriffen im Bereich des
Foramen palatinum majus die Darstellung und dadurch erst mögliche Schonung der Arteria
palatina obligat.
53
6. Literaturverzeichnis
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