prof. dr. andré fringer, mscn 1 & prof. dr. habil. ulrich otto 2

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Analyse ehrenamtlicher Tätigkeiten zur Entlastung pflegender Angehöriger: eine Mixed Methods Studie Prof. Dr. André Fringer, MScN 1 & Prof. Dr. habil. Ulrich Otto 2 1 Institut für Angewandte Pflegewissenschaft (IPW-FHS), 2 IFSA-Kompetenzzentrum Generation (CCG-FHS) FHS St.Gallen, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Ausgangslage • Unabhängig von ideellen Motiven (1,2,3,4) oder unter- schiedlichen Gratifikationsarten, werden zuneh-mend auch qualitätssichernde und gesundheits- öko-nomische Gesichtspunkte mit dem Ehrenamt in Ver-bindung gebracht (5,6) . • Bei pflegebezogenen Freiwilligentätigkeiten treffen menschliche, fachliche Anforderungen und Bela-stungen sowie Versorgungsbedürfnisse der Gesell-schaft aufeinander (7) . • Eine scharfe Trennung zwischen professionellen Tä-tigkeiten und informeller Unterstützung pflegebe- dürftiger Menschen in der häuslichen Pflege und in Bezug zu den Konzepten von Social Support (siehe Abb. 1) ist nicht möglich. Abb. 1: Definitionen der vier Social Support Arten • Aus diesem Grund ist es notwendig, das Aufgaben- und Tätigkeitsspektrum der Freiwilligen zu analysie-ren, um deren Bedeutsamkeit für die beteiligten Ak-teure darstellen zu können. Ziel und Fragestellung Welche Tätigkeiten werden von den Freiwilligen wie häufig durchgeführt? Welche Bedeutung haben die Tätigkeiten für die Freiwilligen? Methodik Design: • Sequential Explanatory Mixed Methods Design (quan qual) (8; 9). Datenerhebung: • Dokumentationsanalyse von n=80 Leistungsneh-mern; Vier Leitfadengestützte Gruppen- interviews mit n=19 freiwilligen Helferinnen (10; 11) . Im Schnitt dauerten die Interviews 93 Minuten. Datenanalyse: Quantitativ (quan): deskriptiv, Identifikation von Gruppenunterschieden (Chi-Quadrat, exakter Test nach Fischer, Mann- Whitney-U Test) Qualitativ (qual): Open Coding, Categorization, Abstraction, Code- Relations (12, 13) . Den größten Anteil an Verrichtungen nehmen die er-sten fünf Tätigkeiten ein, die von den Freiwilligen gelei- stet wurden (Rangfolge): 1. Gespräche führen (1‘700/29.2%) 2. Essen und Getränke reichen (1‘070/18.4%) 3. Spaziergänge, Bewegungen (681/11.7%) 4. Vertretungen in Abwesenheit (592/10.2%) 5. Vorlesen (582/10%) Alle weiteren Tätigkeiten sind weniger häufig ausge-prägt dokumentiert worden. Tab. 1 zeigt die Verteilung der Tätigkeiten nach Anzahl der Nennungen sowie An-zahl an qualitativen Codes. Die Tätigkeit Mobilisieren, Lagern wurde den qualitativen Interviews ge-nannt. Tab. 1: Nennungen und Anteil Tätigkeiten in Dokumentationsanalyse und Codes Die Testung von Gruppenunterschieden bzgl. Diagnose-stellung oder Gender ist fast unauffällig. Nur für Ge- spräche führen und Vertretung in Abwesenheit konn-ten tendenziell höhere Werte aufseiten der Männer identifiziert werden, deren Testung jedoch nicht signifi-kant war. Ergebnisse zweite Studienphase (qual): Durch die qualitative Datenanalyse konnte ein umfas-sendes Bild über alle 12 Tätigkeiten generiert werden. Zur Strukturierung wurden die Codes den Kategorien „Bedeutung der Tätigkeit “, Komplexität und Heraus-forderung sowie Outcomeszugeordnet. Beispielhaft wird nachfolgend die Tätigkeit Gespräche führen skiz-ziert dargestellt: Bedeutung: Gespräche führen heisst, die Führung aktiv zu übernehmen. Man ist verpflichtet zuzuhö-ren, was in manchen Fällen mit Aushalten müssen beschrieben wurde. Über die Gespräche lernt man sich kennen und nimmt zunehmend Anteil am Le-ben Anderen. ist insbesonde-re bei bettlägerigen und immobilen Tätigkeit der ersten Wahl. Komplexität Herausforderung: Freiwillige und tastend Themen suchen und anregen sowie z.B. bei Aphasie Hilfsmittel wie eine ABC-Tafel einsetzen. Tab. 2 zeigt, wie die Codes über das Ergebnis der Tätig-keit Gespräche führen den in Abb. 1 angegebenen vier Social Support Arten zugeordnet wurden. Tab. 3: Anteil Tätigkeiten an Arten von Social Support Gespräche führen hat somit einen hohen Anteil an appraisal (37.5%) und emotional Support (42.5%). Die Zuordnung der Interviewaussagen zu den Outcomes konnte für neun der insgesamt zwölf Tätigkeiten durch- geführt werden, wie die Tab. 3 zeigt. Neben den Aus-sagen zur Bedeutung und Herausforderung kann so die Tragweite der Tätigkeiten in Bezug auf Social Support dargestellt werden. Code Relations: Die Analyse der Code-Relations für Gespräche führen ergab ein differenziertes Bild darüber, wie diese mit anderen Tätigkeiten in Bezug auf Social Support inter- agieren (siehe Abb. 2). Abb. 2: Code-Relations zu Gespräche führen (Code-Nähe max 2 Zeilen) Diskussion: • Neben der Häufigkeit konnte die Komplexität der Tä-tigkeiten erstmalig erfasst werden. Gespräche führen ist die zentrale Tätigkeit in der häuslichen Unterstützung durch Freiwillige. • Freiwillige füllen somit eine Lücke, die professionelle Berufe aufgrund von Zeitvorgaben als Tätigkeiten verloren haben (7) . • Der Anteil an appraisal und emotional Support ist stark ausgeprägt und zeigt, welche Verantwortung die Freiwilligen im häuslichen Setting übernehmen. Limitation: Die Ergebnisse geben einen Einblick in die Kom-plexität ehrenamtlicher Tätigkeiten. • Die Ergebnisse sind nur bedingt Tätigkeiten Anzahl Nennungen Anteil Nennungen Anzahl qual. Codes Anteil qual. Codes Gespräche führen 1‘700 29,2% 146 24,3% Essen und Getränke reichen 1‘070 18,4% 100 16,7% Spaziergänge, Bewegung 681 11,7% 54 9% Vertretung in Abwesenheit 592 10,2% 38 6,3% Vorlesen 582 10% 65 10,8% Ausflüge, Begleitung 280 4,8% 25 4,2% Gemeinsame Spiele 258 4,4% 57 9,5% Toilettengang 217 3,7% 27 4,5% Hilfestellung (z.B. Kochen) 171 2,9% 46 7,7% Handarbeit, Basteln 111 1,9% 12 2% Entspannende Übungen 96 1,7% 7 1,2% Musizieren, singen 59 1% 7 1,2% Mobilisieren, Lagern 16 2,6% Gesamt N=5‘817 100% N=600 100% Informational Support beinhaltet Schulung, Anleitung und Beratung des Anderen (Peterson & Bredow, 2008). Instrumental Support beinhaltet Entlastung, Unterstützung, Beistand sowie Pflege und Beobachtung des Bedürftigen (Peterson & Bredow, 2008; Dychtwald, 1999) Emotional Support beinhaltet Empathie, Anteilnahme, Ermutigung, Förderung, Zuspruch, Anregung und erhöht das Selbstwertgefühl des Anderen (Peterson & Bredow, 2008; Green & Burleson, 2003) Appraisal Support bestätigt die Handlungen, Entscheidungen und Aktionen sowie Aussagen des Anderen (Peterson & Bredow, 2008). Social Suppor t N Ergebnisse Gespräche führen informationa l Support 2 • Freiwillige beraten Angehörige • Freiwillige geben Empfehlungen den Pflegebedürftigen instrumental Support 6 • Gespräche müssen vorbereitet werden • Hilfsmittel verwenden z. B. bei Taubheit, Fremdsprache, Trachealkanüle • Mit Grenzen umgehen müssen z. B. wenn man keine Anhaltspunkte hat • … appraisal Support 15 • Jedes Mal was Neues von der Familie hören • Viel aus der Vergangenheit erzählt bekommen • Gespräche haben den Charakter von Biografiearbeit • … emotional Support 17 • Verpflichtet sein zuzuhören • Private und intime Gespräche führen • Familiengeheimnisse austauschen – aus dem Leben erzählen • Sensible und tastend Themen suchen und anregen • Mit Grenzen umgehen müssen (Betroffenheit) • Sich selbst reflektieren müssen • Dem Betroffenen das Gefühl geben nicht zur Last zu fallen • Betroffene wieder aufbauen und Mut machen • Erzählen, Reden, Lachen • … informationa l Support instrumental Support appraisal Support emotional Support Gespräche führen 5% 15% 37,5% 42,5% Essen / Getränke 76,9% 7,7% 15,4% Vorlesen 54,5% 36,4% 4,5% Gemeinsame Spiele 71,4% 28,6% Spaziergänge Bewegungen 50% 27,8% 22,2% Hilfestellun gen 88,9% 11,1% Vertretung in Abwesenheit 100% Toilettengan g 100% Ausflüge, Begleitungen 87,5% 12,5% Gespräch e führen Vorles en Gemein -same Spiele Spazie r- gänge Beweg. Hilfe- stellu ng Vertre -tung in Abwese n-heit Toilet ten- gang Hand- arbeit , Bastel n inf.S instr.S appr.S – N=6 emot.S inf.S instr.S appr.S – N=36 emot.S – N=4 in f.S in str . S ap pr. S N = 4 emot. S – N= 4 inf.S instr.S appr.S – N=6 emot.S inf.S instr.S – N=4 a ppr.S emot.S – N=4 inf.S instr.S appr.S – N=4 emot.S – N=8 inf.S instr.S appr.S – N=8 emot.S Referenzen: 1. Clary EG, Snyder M, Ridge RD et al. (1998): Understanding and assessing the motivations of volunteers: a functional approach. J Pers Soc Psychol 74:1516- 1530 2. Claxton-Oldfield S, Wasylkiw L, Mark M et al. (2011): The Inventory of Motivations for Hospice Palliative Care Volunteerism: A Tool for Recruitment and Retention. Am J Hosp Palliat Care 28:35-43 3. Omoto AM, Snyder M (1995): Sustained helping without obligation: motivation, longevity of service, and perceived attitude change among AIDS volunteers. J Pers Soc Psychol 68: 671-686 4. Vecina Jiménez ML, Chacón Fuertes F, Sueiro Abad MJ (2010): Differences and similarities among volunteers who drop out during the first year and volunteers who continue after eight years. Span J Psychol 13: 343-352 5. Müller S, Rauschenbach T, Otto U (1992): Vom öffentlichen und privaten Nutzen des sozialen Ehrenamtes. In: Müller S, Rauschenbach T (Hg) Das soziale Ehren amt. Juventa, Weinheim u.a. 2. Aufl. S. 223-242 6. Schulz-Nieswandt F, Köstler U (2011): Bürgerschaftliches Engagement im Alter. Kohlhammer, Stuttgart FHS St.Gallen Prof. Dr. André Fringer, MScN (BScN, RN) Institut für Angewandte Pflegewissenschaft (IPW-FHS) Rosenbergstrasse 59, Postfach 9001 St.Gallen, Schweiz Tel. +41 71 226 15 52 [email protected]

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Hand-arbeit, Basteln. Vorlesen. inf.S i nstr.S appr.S – N=6 e mot.S. inf.S i nstr.S appr.S – N=8 e mot.S. Gespräche führen. Gemein-same Spiele. Toiletten-gang. inf.S i nstr.S appr.S – N=36 emot.S – N=4. inf.S instr.S appr.S – N=4 emot.S – N=8. - PowerPoint PPT Presentation

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Page 1: Prof. Dr. André Fringer, MScN 1  & Prof. Dr. habil. Ulrich Otto 2

Analyse ehrenamtlicher Tätigkeiten zur Entlastungpflegender Angehöriger: eine Mixed Methods Studie

Prof. Dr. André Fringer, MScN1 & Prof. Dr. habil. Ulrich Otto21 Institut für Angewandte Pflegewissenschaft (IPW-FHS), 2 IFSA-Kompetenzzentrum Generation (CCG-FHS)

FHS St.Gallen, Hochschule für Angewandte Wissenschaften

Ausgangslage• Unabhängig von ideellen Motiven(1,2,3,4) oder unter-

schiedlichen Gratifikationsarten, werden zuneh-mend auch qualitätssichernde und gesundheits-öko-nomische Gesichtspunkte mit dem Ehrenamt in Ver-bindung gebracht (5,6).

• Bei pflegebezogenen Freiwilligentätigkeiten treffen menschliche, fachliche Anforderungen und Bela-stungen sowie Versorgungsbedürfnisse der Gesell-schaft aufeinander (7).

• Eine scharfe Trennung zwischen professionellen Tä-tigkeiten und informeller Unterstützung pflegebe-dürftiger Menschen in der häuslichen Pflege und in Bezug zu den Konzepten von Social Support (siehe Abb. 1) ist nicht möglich.

Abb. 1: Definitionen der vier Social Support Arten

• Aus diesem Grund ist es notwendig, das Aufgaben- und Tätigkeitsspektrum der Freiwilligen zu analysie-ren, um deren Bedeutsamkeit für die beteiligten Ak-teure darstellen zu können.

Ziel und Fragestellung• Welche Tätigkeiten werden von den Freiwilligen wie

häufig durchgeführt? Welche Bedeutung haben die Tätigkeiten für die Freiwilligen?

MethodikDesign:• Sequential Explanatory Mixed Methods Design

(quan qual)(8; 9).

Datenerhebung:• Dokumentationsanalyse von n=80 Leistungsneh-

mern; Vier Leitfadengestützte Gruppen-interviews mit n=19 freiwilligen Helferinnen (10; 11). Im Schnitt dauerten die Interviews 93 Minuten.

Datenanalyse:• Quantitativ (quan): deskriptiv, Identifikation von

Gruppenunterschieden (Chi-Quadrat, exakter Test nach Fischer, Mann-Whitney-U Test)

• Qualitativ (qual): Open Coding, Categorization, Abstraction, Code-Relations (12, 13).

Ethik:Die Studie wurde im Vorfeld durch eine unabhängige Ethikkommission geprüft und bewilligt. Die informierte Zustimmung wurde von allen Beteiligten im Vorfeld eingeholt. Alle Daten wurden irreversible anonymisiert.

Ergebnisse erste Studienphase (quan):Die Dokumentationsanalyse ergab, dass bei den 80 Lei-stungsempfängern durch die 24 Freiwilligen insgesamt 5‘817 Tätigkeiten in einem Jahr erfasst wurden.

Den größten Anteil an Verrichtungen nehmen die er-sten fünf Tätigkeiten ein, die von den Freiwilligen gelei-stet wurden (Rangfolge):

1. Gespräche führen (1‘700/29.2%)2. Essen und Getränke reichen (1‘070/18.4%)3. Spaziergänge, Bewegungen (681/11.7%)4. Vertretungen in Abwesenheit (592/10.2%)5. Vorlesen (582/10%)

Alle weiteren Tätigkeiten sind weniger häufig ausge-prägt dokumentiert worden. Tab. 1 zeigt die Verteilung der Tätigkeiten nach Anzahl der Nennungen sowie An-zahl an qualitativen Codes. Die Tätigkeit Mobilisieren, Lagern wurde nur in den qualitativen Interviews ge-nannt.

Tab. 1: Nennungen und Anteil Tätigkeiten in Dokumentationsanalyse und Codes

Die Testung von Gruppenunterschieden bzgl. Diagnose-stellung oder Gender ist fast unauffällig. Nur für Ge-spräche führen und Vertretung in Abwesenheit konn-ten tendenziell höhere Werte aufseiten der Männer identifiziert werden, deren Testung jedoch nicht signifi-kant war.

Ergebnisse zweite Studienphase (qual):Durch die qualitative Datenanalyse konnte ein umfas-sendes Bild über alle 12 Tätigkeiten generiert werden. Zur Strukturierung wurden die Codes den Kategorien „Bedeutung der Tätigkeit“, „Komplexität und Heraus-forderung“ sowie „Outcomes“ zugeordnet. Beispielhaft wird nachfolgend die Tätigkeit Gespräche führen skiz-ziert dargestellt:• Bedeutung: Gespräche führen heisst, die Führung

aktiv zu übernehmen. Man ist verpflichtet zuzuhö-ren, was in manchen Fällen mit Aushalten müssen beschrieben wurde. Über die Gespräche lernt man sich kennen und nimmt zunehmend Anteil am Le-ben des Anderen. Gespräche führen ist insbesonde-re bei bettlägerigen und immobilen Menschen die Tätigkeit der ersten Wahl.

• Komplexität bzw. Herausforderung: Freiwillige müs-sen sensibel und tastend Themen suchen und anregen sowie z.B. bei Aphasie Hilfsmittel wie eine ABC-Tafel einsetzen.

Tab. 2: Codes zu Gesprächen führen in Bezug zu Social Support

Tab. 2 zeigt, wie die Codes über das Ergebnis der Tätig-keit Gespräche führen den in Abb. 1 angegebenen vier Social Support Arten zugeordnet wurden.

Tab. 3: Anteil Tätigkeiten an Arten von Social Support

Gespräche führen hat somit einen hohen Anteil an appraisal (37.5%) und emotional Support (42.5%). Die Zuordnung der Interviewaussagen zu den Outcomes konnte für neun der insgesamt zwölf Tätigkeiten durch-geführt werden, wie die Tab. 3 zeigt. Neben den Aus-sagen zur Bedeutung und Herausforderung kann so die Tragweite der Tätigkeiten in Bezug auf Social Support dargestellt werden.

Code Relations:Die Analyse der Code-Relations für Gespräche führen ergab ein differenziertes Bild darüber, wie diese mit anderen Tätigkeiten in Bezug auf Social Support inter-agieren (siehe Abb. 2).

Abb. 2: Code-Relations zu Gespräche führen (Code-Nähe max 2 Zeilen)

Diskussion:• Neben der Häufigkeit konnte die Komplexität der Tä-

tigkeiten erstmalig erfasst werden.• Gespräche führen ist die zentrale Tätigkeit in der

häuslichen Unterstützung durch Freiwillige.• Freiwillige füllen somit eine Lücke, die professionelle

Berufe aufgrund von Zeitvorgaben als Tätigkeiten verloren haben (7).

• Der Anteil an appraisal und emotional Support ist stark ausgeprägt und zeigt, welche Verantwortung die Freiwilligen im häuslichen Setting übernehmen.

Limitation:• Die Ergebnisse geben einen Einblick in die Kom-

plexität ehrenamtlicher Tätigkeiten.• Die Ergebnisse sind nur bedingt übertragbar.

Fazit:• Freiwilligentätigkeit bedeutet neben einem Bezie-

hungsaufbau häufig, die Initiative zu ergreifen.• In Bezug zu den vier Social Support Arten wird deut-

lich, dass die Entlastung von Angehörigen zu einer Belastung von Freiwilligen führen kann.

Tätigkeiten Anzahl Nennungen

Anteil Nennungen

Anzahl qual. Codes

Anteil qual. Codes

Gespräche führen 1‘700 29,2% 146 24,3%

Essen und Getränke reichen 1‘070 18,4% 100 16,7%

Spaziergänge, Bewegung 681 11,7% 54 9%

Vertretung in Abwesenheit 592 10,2% 38 6,3%

Vorlesen 582 10% 65 10,8%

Ausflüge, Begleitung 280 4,8% 25 4,2%

Gemeinsame Spiele 258 4,4% 57 9,5%

Toilettengang 217 3,7% 27 4,5%

Hilfestellung (z.B. Kochen) 171 2,9% 46 7,7%

Handarbeit, Basteln 111 1,9% 12 2%

Entspannende Übungen 96 1,7% 7 1,2%

Musizieren, singen 59 1% 7 1,2%

Mobilisieren, Lagern 16 2,6%

Gesamt N=5‘817 100% N=600 100%

Informational Support beinhaltet Schulung, Anleitung und Beratung des Anderen (Peterson & Bredow, 2008).

Instrumental Support beinhaltet Entlastung, Unterstützung, Beistand sowie Pflege und Beobachtung des Bedürftigen (Peterson & Bredow,

2008; Dychtwald, 1999)

Emotional Support beinhaltet Empathie, Anteilnahme, Ermutigung, Förderung, Zuspruch, Anregung und

erhöht das Selbstwertgefühl des Anderen (Peterson & Bredow, 2008;

Green & Burleson, 2003)

Appraisal Support bestätigt die Handlungen, Entscheidungen und

Aktionen sowie Aussagen des Anderen (Peterson & Bredow, 2008).

Social Support

N Ergebnisse Gespräche führeninformational Support

2 • Freiwillige beraten Angehörige • Freiwillige geben Empfehlungen den Pflegebedürftigen

instrumentalSupport

6 • Gespräche müssen vorbereitet werden• Hilfsmittel verwenden z. B. bei Taubheit, Fremdsprache, Trachealkanüle• Mit Grenzen umgehen müssen z. B. wenn man keine Anhaltspunkte hat• …

appraisalSupport

15 • Jedes Mal was Neues von der Familie hören• Viel aus der Vergangenheit erzählt bekommen• Gespräche haben den Charakter von Biografiearbeit• …

emotionalSupport

17 • Verpflichtet sein zuzuhören• Private und intime Gespräche führen• Familiengeheimnisse austauschen – aus dem Leben erzählen• Sensible und tastend Themen suchen und anregen• Mit Grenzen umgehen müssen (Betroffenheit)• Sich selbst reflektieren müssen• Dem Betroffenen das Gefühl geben nicht zur Last zu fallen• Betroffene wieder aufbauen und Mut machen• Erzählen, Reden, Lachen• …

informational Support

instrumental Support

appraisal Support

emotional Support

Gesprächeführen 5% 15% 37,5% 42,5%

Essen /Getränke 76,9% 7,7% 15,4%

Vorlesen54,5% 36,4% 4,5%

Gemeinsame Spiele 71,4% 28,6%

Spaziergänge Bewegungen 50% 27,8% 22,2%

Hilfestellungen88,9% 11,1%

Vertretung in Abwesenheit 100%

Toilettengang100%

Ausflüge, Begleitungen 87,5% 12,5%

Gespräche führen

Vorlesen

Gemein-same Spiele

Spazier-gänge

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Vertre-tung in

Abwesen-heit

Toiletten-gang

Hand-arbeit,

Basteln

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inf.Sinstr.Sappr.S – N=4emot.S – N=8

inf.Sinstr.S

appr.S – N=8

emot.S

Referenzen:1. Clary EG, Snyder M, Ridge RD et al. (1998): Understanding and assessing the motivations of volunteers: a functional approach. J Pers Soc Psychol 74:1516-15302. Claxton-Oldfield S, Wasylkiw L, Mark M et al. (2011): The Inventory of Motivations for Hospice Palliative Care Volunteerism: A Tool for Recruitment and Retention. Am J Hosp Palliat Care 28:35-433. Omoto AM, Snyder M (1995): Sustained helping without obligation: motivation, longevity of service, and perceived attitude change among AIDS volunteers. J Pers Soc Psychol 68: 671-6864. Vecina Jiménez ML, Chacón Fuertes F, Sueiro Abad MJ (2010): Differences and similarities among volunteers who drop out during the first year and volunteers who continue after eight years. Span J Psychol 13: 343-3525. Müller S, Rauschenbach T, Otto U (1992): Vom öffentlichen und privaten Nutzen des so zialen Ehren am tes. In: Mül ler S, Rau schen bach T (Hg) Das soziale Eh ren amt. Juventa, Wein heim u.a. 2. Aufl. S. 223-2426. Schulz-Nieswandt F, Köstler U (2011): Bürgerschaftliches Engagement im Alter. Kohl ham mer, Stuttgart7. Fringer A (2010): Pflegenden Angehörigen ehrenamtlich helfen. Bürgerschaftliches Enga ge ment im Spannungsfeld öffentlicher Interessen. Tectum, Marburg8. Creswell, J. W., & Plano Clark, V. L. (2011): Designing and conducting mixed methods research (2nd ed.). Los Angeles: SAGE Publications.9. Pluye, P., Gagnon, M.-P., Griffiths, F., & Johnson-Lafleur, J. (2009): A scoring system for appraising mixed methods research, and concomitantly appraising qualitative, quantitative and mixed methods primary studies in Mixed

Studies Reviews. International Journal of Nursing Studies, 46(4), 529–546. … weitere Literatur beim Verfasser erhältlich …

FHS St.GallenProf. Dr. André Fringer, MScN (BScN, RN)

Institut für Angewandte Pflegewissenschaft (IPW-FHS)Rosenbergstrasse 59, Postfach

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