r. putz, ,r. pabst. sobotta. atlas der anatomie des menschen. band 1: kopf, hals obere extremität....

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Ann Anat 190 (2008) 88—94 BUCHBESPRECHUNGEN R. Putz, R. Pabst. Sobotta. Atlas der Anatomie des Menschen. Band 1: Kopf, Hals obere Extre- mita ¨t. Band 2: Rumpf, Eingeweide, untere Ex- tremita ¨t. 22., neu bearbeitete Aufl., Elsevier Urban & Fischer Verlag, Mu¨nchen, ISBN 3-437- 41941-2, 3-437-41951-x, 2006 (Pro Band: 69,95 EURO, Bd. 1: 432 Seiten, 1070 Abb.; Bd. 2: 400 Seiten, 914 Abb.). Die aktuelle Auflage des Atlas der Anatomie des Menschen ist an die neue Approbationsordnung angepasst worden. Dies wurde durch zahlreiche illustrative Bezu ¨ge zwischen klinischen Themen und den jeweiligen anatomischen Gebieten realisiert. Die Struktur der Ba ¨nde wurde zwar nicht gea ¨ndert aber eine einfachere Orientierung durch die Ver- wendung von Farbsymbolik ist nunmehr mo ¨glich. Bestimmte didaktisch sinnvoll voneinander ab- grenzbare Regionen wurden Farben zugeordnet und die entsprechenden oberen Ra ¨nder der Seiten gefa ¨rbt. Hierdurch wurde der Atlas etwas gro¨ßer. Die Muskeltabellen findet der Leser nicht mehr in den Atlasba ¨nden, sondern in kompakter und mehr- farbiger Darstellung in dem mitgelieferten 76seiti- gen Begleitheft, das ebenfalls die Tabellen u ¨ber Nervenplexus und Hirnnerven sowie ein Register entha ¨lt. Das besondere an diesen neuen Muskelta- bellen sind kleine Bilder, die konsequent von jedem Muskel angefertigt wurden und ihn in dem jeweili- gen topografischen Zusammenhang hervorheben. Eine gesonderte Muskelvarianten-Tabelle wa ¨re auch sehr nu ¨tzlich gewesen. Im Atlas findet der Leser außerdem direkte Bezu ¨ge zu den Nummern der Muskeltabellen, so dass Ursprung, Ansatz, Funktion und die Innervation parallel mit der entsprechenden Tabelle gelernt werden ko¨nnen. Im Band 1 ist das Kiefergelenk umfangreicher illustriert worden, die Lymphabflusswege des Kopfes sind deutlicher herausgearbeitet worden, die N. facialis-La ¨hmung einer Patientin wurde fotografisch wiedergegeben allerdings ohne dass klar wird, was der Unterschied zwischen der peripheren und zentralen La ¨hmung ist und die Trigeminusa¨ste sind sinnvoll in einer schematischen Farbabbildung wiedergegeben. Die muskula¨re Auf- ha ¨ngung des Zungenbeins ist in einer neuen Abbildung dargestellt. Ein klinischer Bezug zur Struma nodosa wird ausfu ¨hrlich mit einem Patient- enbild, einem CT-Bild und einer aufwendigen Rekonstruktion illustriert. Neu hinzugekommen sind auch Abbildungen zu den Plexus, aus denen nun farblich hervorgeht, aus welchen Segmenten sich bestimmte Nerven zusammensetzen. Gut gelungen sind die neuen Abbildungen zu den Kopfganglien und der Bezug bzw. Verlauf von Nerven unterschiedlicher ‘‘Informationsqualita- ten’’. Die Projektionsgebiete des Thalamus auf den Cortex cerebri sind nun auch farblich herausgestellt worden ebenfalls eine lobenswerte Neuerung, wie auch die nun illustrierte somatoto- pische Gliederung der Capsula interna. Das Ru ¨ckenmark ist halbschematisch mit Markscheiden- fa ¨rbungen abgebildet und bestimmte La ¨hmungsty- pen infolge Ru ¨ckenmarksscha ¨digung sind schematisch dargestellt worden. Waidma ¨nnisches findet der Leser nicht nur in Form von Tannenzapfen- und Eichel-Metaphern bei der schematischen Darstel- lung der Gelenke, sondern auch durch einpra ¨gsame Rotwild-Koniferen-Romantik bei der grafischen Er- la ¨uterung der Sehbahn. Das Gleichgewichtsorgan ist in einer neuen Abbildung funktionell anatomisch wiedergegeben; ebenso finden sich Neuerungen bei der Ho¨r- und Gleichgewichtsbahn, leider ohne bis in die prima ¨ren kortikalen Gebiete zu reichen. Ebenso wie der erste Band wurden auch zahl- reiche Erweiterungen am zweiten Band vorgenom- men, wie z.B. eine schematische Schnittdarstellung der Leistenbru ¨che. Die Oesophagus- und Meckel- Divertikel sind illustriert worden und die Gliederung des Mediastinums ist, in einer kleinen schema- tischen Farbabbildung zu finden. Bestimmte schwerversta ¨ndliche Gebiete wie das untere Sprunggelenk, die funktionelle Anatomie des Schultergelenkes, der Peripharyngealraum und der ra ¨umliche Aufbau der Basalganglien ko¨nnen noch verbessert oder erweitert werden. Ob farbige Pedogramme unterschiedlicher Fußformen in einem Atlas der Anatomie geho¨ren, mag dahingestellt sein. Dafu ¨r wa ¨ren mehr und vielleicht system- atische horizontale Schnitte, z.B. Plastinationssch- nitte, im Vergleich mit MR- und CT-Schnittbildern sinnvoll. Auch diese Auflage des Sobotta ist bahnbrechend und wird sich auf dem sich verdichtenden Markt der ARTICLE IN PRESS www.elsevier.de/aanat

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Page 1: R. Putz, ,R. Pabst. Sobotta. Atlas der Anatomie des Menschen. Band 1: Kopf, Hals obere Extremität. Band 2: Rumpf, Eingeweide, untere Extremität. 22., neu bearbeitete Aufl. (2006)

ARTICLE IN PRESS

Ann Anat 190 (2008) 88—94

www.elsevier.de/aanat

BUCHBESPRECHUNGEN

R. Putz, R. Pabst. Sobotta. Atlas der Anatomiedes Menschen. Band 1: Kopf, Hals obere Extre-mitat. Band 2: Rumpf, Eingeweide, untere Ex-tremitat. 22., neu bearbeitete Aufl., ElsevierUrban & Fischer Verlag, Munchen, ISBN 3-437-41941-2, 3-437-41951-x, 2006 (Pro Band: 69,95EURO, Bd. 1: 432 Seiten, 1070 Abb.; Bd. 2: 400Seiten, 914 Abb.).

Die aktuelle Auflage des Atlas der Anatomie desMenschen ist an die neue Approbationsordnungangepasst worden. Dies wurde durch zahlreicheillustrative Bezuge zwischen klinischen Themen undden jeweiligen anatomischen Gebieten realisiert.Die Struktur der Bande wurde zwar nicht geandertaber eine einfachere Orientierung durch die Ver-wendung von Farbsymbolik ist nunmehr moglich.Bestimmte didaktisch sinnvoll voneinander ab-grenzbare Regionen wurden Farben zugeordnetund die entsprechenden oberen Rander der Seitengefarbt. Hierdurch wurde der Atlas etwas großer.

Die Muskeltabellen findet der Leser nicht mehr inden Atlasbanden, sondern in kompakter und mehr-farbiger Darstellung in dem mitgelieferten 76seiti-gen Begleitheft, das ebenfalls die Tabellen uberNervenplexus und Hirnnerven sowie ein Registerenthalt. Das besondere an diesen neuen Muskelta-bellen sind kleine Bilder, die konsequent von jedemMuskel angefertigt wurden und ihn in dem jeweili-gen topografischen Zusammenhang hervorheben.Eine gesonderte Muskelvarianten-Tabelle wareauch sehr nutzlich gewesen. Im Atlas findet derLeser außerdem direkte Bezuge zu den Nummernder Muskeltabellen, so dass Ursprung, Ansatz,Funktion und die Innervation parallel mit derentsprechenden Tabelle gelernt werden konnen.

Im Band 1 ist das Kiefergelenk umfangreicherillustriert worden, die Lymphabflusswege desKopfes sind deutlicher herausgearbeitet worden,die N. facialis-Lahmung einer Patientin wurdefotografisch wiedergegeben – allerdings ohne dassklar wird, was der Unterschied zwischen derperipheren und zentralen Lahmung ist – und dieTrigeminusaste sind sinnvoll in einer schematischenFarbabbildung wiedergegeben. Die muskulare Auf-hangung des Zungenbeins ist in einer neuenAbbildung dargestellt. Ein klinischer Bezug zur

Struma nodosa wird ausfuhrlich mit einem Patient-enbild, einem CT-Bild und einer aufwendigenRekonstruktion illustriert. Neu hinzugekommensind auch Abbildungen zu den Plexus, aus denennun farblich hervorgeht, aus welchen Segmentensich bestimmte Nerven zusammensetzen. Gutgelungen sind die neuen Abbildungen zu denKopfganglien und der Bezug bzw. Verlauf vonNerven unterschiedlicher ‘‘Informationsqualita-ten’’. Die Projektionsgebiete des Thalamus aufden Cortex cerebri sind nun auch farblichherausgestellt worden – ebenfalls eine lobenswerteNeuerung, wie auch die nun illustrierte somatoto-pische Gliederung der Capsula interna. DasRuckenmark ist halbschematisch mit Markscheiden-farbungen abgebildet und bestimmte Lahmungsty-pen infolge Ruckenmarksschadigung sind schematischdargestellt worden. Waidmannisches findet derLeser nicht nur in Form von Tannenzapfen- undEichel-Metaphern bei der schematischen Darstel-lung der Gelenke, sondern auch durch einpragsameRotwild-Koniferen-Romantik bei der grafischen Er-lauterung der Sehbahn. Das Gleichgewichtsorganist in einer neuen Abbildung funktionell anatomischwiedergegeben; ebenso finden sich Neuerungen beider Hor- und Gleichgewichtsbahn, leider ohne bis indie primaren kortikalen Gebiete zu reichen.

Ebenso wie der erste Band wurden auch zahl-reiche Erweiterungen am zweiten Band vorgenom-men, wie z.B. eine schematische Schnittdarstellungder Leistenbruche. Die Oesophagus- und Meckel-Divertikel sind illustriert worden und die Gliederungdes Mediastinums ist, in einer kleinen schema-tischen Farbabbildung zu finden.

Bestimmte schwerverstandliche Gebiete wie dasuntere Sprunggelenk, die funktionelle Anatomiedes Schultergelenkes, der Peripharyngealraum undder raumliche Aufbau der Basalganglien konnennoch verbessert oder erweitert werden. Ob farbigePedogramme unterschiedlicher Fußformen in einemAtlas der Anatomie gehoren, mag dahingestelltsein. Dafur waren mehr und vielleicht system-atische horizontale Schnitte, z.B. Plastinationssch-nitte, im Vergleich mit MR- und CT-Schnittbildernsinnvoll.

Auch diese Auflage des Sobotta ist bahnbrechendund wird sich auf dem sich verdichtenden Markt der

Page 2: R. Putz, ,R. Pabst. Sobotta. Atlas der Anatomie des Menschen. Band 1: Kopf, Hals obere Extremität. Band 2: Rumpf, Eingeweide, untere Extremität. 22., neu bearbeitete Aufl. (2006)

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BUCHBESPRECHUNGEN 89

Anatomie-Atlanten durchsetzen. Studierenden derMedizin und der Biowissenschaften kann der Atlasnachdrucklich empfohlen werden. Nur nebenbei seierwahnt, dass auch Fachkolleginnen und Fachkolle-gen von der aktuellen Auflage profitieren und esinzwischen als selbstverstandlich betrachtet wer-den kann, dass diese oder eine altere Auflage des

Atlas genauso wie Pinzette und Skalpell zu unseremHandwerkszeug gehoren.

Oliver SchmittRostock, Germany

E-mail address: [email protected]

10.1016/j.aanat.2005.11.004

P.A. Jaizzo (Hrsg.), Handbook of Cardiac Ana-tomy, Physiology and Devices. Humana Press,Totowa, NJ, USA, ISBN: 1-588-29-443-9, 2005(470 S., US$175.00)

Das Buch ist ein Gemeinschaftswerk von 44Autoren, vorwiegend Klinikern und Wissenschaft-lern der kardiologischen Forschungsgruppen an derUniversitat von Minnesota in Minneapolis.

Es gliedert sich in 4 Teile und 33 Kapitel. JedesKapitel schließt mit einer Liste von

’’References ’’

aus anerkannten Standardwerken und neuerenOriginalarbeiten zum Thema.

Im Teil 1’’Introduction ’’(9 Seiten) wird betont,

dass sich das Buch vorwiegend an Medizinstudie-rende, Arzte in Weiterbildung und Medizintechnikerbzw. –ingenieure wendet.

Im Teil 2’’Anatomy ’’ (100 Seiten) werden die

Herzentwicklung, die Anatomie der Brustwand, desMediastinum, des Herzens und der Pleurahohlenbesprochen.

Die Anatomie des Herzens selbst wird auf 30Seiten dargestellt. Die besondere Anatomie desHerzens einiger Labortiere wird gestreift. Diearteriellen und venosen Eigengefaße des Herzens,das vielfaltige Instrumentatium zu ihrer Katheteri-sierung und die marktublichen Nahrlosungenwerden vorgestellt. Im Kapitel

’’Pericardium ’’

werden vor allem die Mechanik und Hamodynamikdes Herzbeutels sowie die Formen der Perikardio-tomie und die Bedeutung des Herzbeutels bei in-vitro-Transplantation beschrieben.

Der Teil 3’’Physiology ’’(etwa 130 Seiten) befasst

sich mit der Herzmuskelzelle unter experimentellenBedingungen, dem Erregungsbildungs- und Reizlei-tungssystem, dem autonomen Nervensystem, denHerz- und Gefaßrezeptoren und der Signalubertra-gung, verschiedenen Formen von Myokardschaden,der Wirkung von Narkotika auf Herzfunktion undBlutdruck, den Herztonen, dem EKG, dem Energies-toffwechsel des normalen und kranken Herzens, derEchokardiographie und dem MRI des Herzens.

Der Teil 4’’Devices and Therapies ’’beschreibt

zunachst die Anfange und den aktuellen Zustand

der experimentellen und klinischen Kardiologie inden Vereinigten Staaten.

Vorgestellt werden u.a. moderne Behandlungs-konzepte von Arrhythmien und Herzinsuffizienz wieDefibrillierung, Schrittmacherimplantation, Bypass-operation und Verfahren der Kardioplegie.

Ein eigenes Kapitel beschaftigt sich mit Herz-klappenersatzverfahren und der Korrektur vonScheidewandefekten, mit neueren (minimal invasi-ven) Behandlungsmethoden unter Anwendung derMinithoracotomie und mit von Robotern gesteuer-ten endoskopischen Verfahren, mit die Herzkam-mern ersetzenden Pumpen, den sog. Kunstherzenund schließlich mit der Stammzelltransplantationzur Neubildung von Herzmuskelgewebe.

Das letzte Kapitel befasst sich mit kunftigenForschungsansatzen in der Kardiologie: mit derGenforschung und ihrer moglichen Bedeutung furdie Fruherkennung und Behandlung von Herzer-krankungen und mit den vielfaltigen diagnostischenund therapeutischen Verfahren der Kardiologie imNotfalleinsatz.

Dieses gut bebilderte Handbuch ist ubersichtlichangeordnet und verstandlich geschrieben. Es wen-det sich vor allem an den praktisch tatigenKardiologen. Zahlreiche Hinweise auf bestimmteFirmen und deren Produkte sind landesublich.Einige Autoren erlauben sich, mit einem gewissenStolz darauf hinzuweisen, dass die eigene Arbeits-gruppe das eine oder andere Gerat oder Verfahrenentwickelt hat.

Positiv hervorzuheben sind die zahlreichen medi-zinhistorischen Angaben. Dabei sind allerding vieleFalschschreibungen der deutschen Titel der Origi-nalarbeiten von His, Tawara, Aschoff oder Moncke-berg argerlich.

Storend wirkt, dass der Abdruck zahlreicherBilder aus Netters Atlanten von eingeschrankterQualitat ist und dass die Groß- bzw. Kleinschreibun-gen von Termini oder Bildbeschriftungen nichtkonsistent sind (z.B. eustachian, thebesian, aorticValve). Die Nomina anatomica sind nicht immerlogisch abgekurzt (z.B. anterior interventricularartery als LAD) oder entsprechen nur den alteren