regionalforschung in der geographie und interdisziplinäre area studies nach dem cultural turn: eine...

Upload: henning-fueller

Post on 06-Jul-2018

214 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

  • 8/16/2019 Regionalforschung in der Geographie und interdisziplinäre area studies nach dem cultural turn: eine Einführung

    1/6

    Geographische Zeitschrift, Band 102 · 2014 · Heft 1 · Seite 1–6© Franz Steiner Verlag, Stuttgart

    Regionalforschung in der Geographie und interdisziplinärearea studies nach dem cultural turn: eine Einführung

    GEORG GLASZE, HENNING FÜLLER, SHADIA HUSSEINI DE ARAUJO undBORIS MICHEL, Erlangen

    Regionen stellen sich aus der Perspektive einer Geographie nach dem cultural turn vor allem als Raum-konstruktionen dar. Davon unbenommen fungieren zumindest traditionell „regionale Schwerpunkte“ und„Regionalkompetenz“ in der geographischen Forschung als Forschungsorientierung und Garant für einen

    adäquaten Feldzugang. Im Zuge einer Renaissance der area studies wird aktuell auch interdisziplinär eineDebatte um einen produktiven Regionenbegriff jenseits überkommener eurozentrischer (Welt-)Regionengeführt. Bislang ist diese Debatte allerdings noch kaum in den Austausch mit der Regionalforschung sowieneueren theoretischen Ansätzen in der Sozial- und Kulturgeographie gebracht worden. Die Einleitung unddie drei Beiträge dieses Themenheftes möchten Impulse für einen solchen Austausch bieten.

    Schlüsselwörter: Kultur- und Sozialgeographie, Regionale Geographie, Länderkunde, area studies, culturalturn

    Regional geography and interdisciplinary area studies beyond the cultural turn:an introduction

    Geography beyond the cultural turn is inclined to understand regions merely as social or discursive constructs.Notwithstanding ”regional specialisation” and “intimate regional knowledge“, at least traditionally, playan important role in geography. Regional descriptors are still used to frame research questions and regionalknowledge is considered to facilitate access to empirical data. Part of a current renaissance of area studiesis a debate on a more procedural concept of regions beyond static (and often Eurocentric) denominators.However, this debate is still sparsely connected with regional geography and recent theoretical debates insocial and cultural geography. This introduction and the three contributions of this special issue want togive some impulses for such exchanges.

     Keywords: cultural and social geography, regional geography, area studies, cultural turn

    1  Das Ende der Länderkunde

    Die Geographie ist traditionell eng mit der(vergleichenden) Erforschung unterschied-licher (Welt-)Regionen verknüpft. Von wenigenAusnahmen abgesehen, wurden in der länder-kundlichen Geographie des späten 19. und 20.Jahrhunderts Regionen als gegeben und nicht alsErgebnisse von Regionalisierungen begriffen.Allerdings gilt in der Geographie die Dominanz

    deskriptiv-länderkundlicher Ansätze seit den

    Diskussionen im Nachgang des Kieler Geo-graphentages 1969 als überwunden. ZahlreicheAutoren kritisierten in den 1960er und 1970erJahren die traditionelle, länderkundlich orien-tierte Geographie dafür, dass diese beschreibendund nicht erklärend sei, sowie vielfach implizitgeodeterministisch und holistisch argumentierthabe. Damit sei sie gesellschaftlich irrelevantsowie wissenschaftstheoretisch kaum begründ-bar (Hard 1969; 1972; Bartels 1968; Bahrenberg

    1972; zusammenfassend Wardenga 2006 und

  • 8/16/2019 Regionalforschung in der Geographie und interdisziplinäre area studies nach dem cultural turn: eine Einführung

    2/6

    2  Georg Glasze, Henning Füller, Shadia Husseini de Araujo und Boris Michel

    für die englischsprachige Geographie Barnes2011). Als Alternative wurde von Seiten desraumwissenschaftlichen Paradigmas prokla-miert, dass Regionen nicht Ausgangspunkt

    von Beschreibungen seien, sondern Ergebniswissenschaftlicher Analyse distanzräumlicherRelationen (bspw. Bartels 1968).

    Heute kann die Kultur- und Sozialgeographieals eine dezidiert multiparadigmatische Sozial-und Kulturwissenschaft gelten. Trotz teilweisegrundlegender konzeptioneller Differenzensind sich diese Ansätze insofern einig, als sieRegionen nicht – wie die traditionellen Ansätze

     – als gegeben, sondern als hergestellt betrachten.

    Darüber hinaus lassen sich weitere Unterschiedeerkennen. Während die Länderkunde daraufabzielte, durch eine integrative Betrachtung vonphysisch- sowie humangeographischen Faktorenrelativ homogene Regionen zu definieren, dieseterritorial voneinander abzugrenzen, und dabeiauf hierarchische Skalierungen zurückgriff,werden Regionen in aktuelleren Ansätzen viel-fach als territorial entgrenzt, als heterogen, alsrelational und als multiskalar konzeptualisiert.Dies spiegelt sich auch in den Beiträgen des

    Themenheftes wieder (zu aktuellen Konzeptuali-sierungen von Region siehe ansonsten beispiels-weise Pike 2009, zur scale-Debatte der 1990erJahre und den daran kritisch anschließendenAnsätzen um flache bzw. site-Ontologien siehedie Beiträge in Wissen et al. 2008).  Ferner wurde im Zuge der Rezeption des cul-tural turn in der deutschsprachigen Geographieseit den 1990er Jahren das Bewusstsein für dieGemachtheit von Regionen weiter geschärftund die Vielfalt, Mehrdeutigkeit und Wider-sprüchlichkeit von Raumkonstruktionen betont.Die konzeptionelle und empirische Debatte inweiten Teilen der neueren Kultur- und Sozial-geographie seit Mitte der 1990er Jahre bemühtsich ausdrücklich darum, räumliche und dabeigerade auch regionale Essentialisierungen zuhinterfragen. Regionen – als Kategorien vonPolitik, Wissenschaft oder Alltag – werden dabeikonzeptualisiert als Resultate gesellschaftlicherund wissenschaftlicher Deutungskämpfe, Inte-

    ressen und Verflechtungen und damit als Ergeb-

    nisse sozialer Praktiken (Wardenga/Miggelbrink1998).

    Neben der theoretisch-konzeptionellen Über-windung länderkundlicher Ansätze kann auch

    die empirisch begründete Ablehnung länder-kundlicher Ansätze durch Benno Werlen als in-nerfachlich weitgehend akzeptiert gelten: NachWerlen sind realistische Regionenkonzepte, wiesie im Landschaftsparadigma angelegt sind, spä-testens zur Beschreibung „räumlich entankerter“Gesellschaften in der Spätmoderne nicht mehradäquat (1999).

    2 Die Renaissance der Area Studies

    Der Idee von (Welt-)Regionen wird in der neue-ren Sozial- und Kulturgeographie mit kritischerDistanz begegnet. Allerdings hat sich formalteilweise eine Strukturierung der Hochschuldis-ziplin nach (Welt-)Regionen tradiert. Dies drücktsich etwa in der Benennung von Lehrstühlen,Professuren und Forschungsschwerpunkten aus.Auch mehrere Arbeitskreise der wissenschaftli-chen Geographie sind entlang eines regionalen

    Zuschnitts organisiert – bspw. „AK Norda-merika“, „AK Zentraleuropa“, „AK Subsaha-risches Afrika“, „AK Südostasien“. Trotz derinnerfachlichen Debatte über die Problematiksolcher Regionenkonzepte wurde diese regio-nale Organisation von Forschung in den letztenJahrzehnten kaum konzeptionell begründet undinsgesamt wenig diskutiert.

    Außerhalb der Geographie werden traditio-nelle Konzepte von (Welt)Regionen wieder zu-nehmend zur Organisation von Wissensproduk-tion herangezogen. Nach dem Ende des KaltenKrieges und der Wiedervereinigung werden inder bundesdeutschen Wissenschaftspolitik seitEnde der 1990er Jahre interdisziplinäre areastudies bzw. Regionalstudien gestärkt und ge-fördert (Wissenschaftsrat 2007)1, die oftmals auftraditionellen Konzepten von (Welt-)Regionenaufbauen. Darüber hinaus nutzen zahlreicheUniversitäten im Zuge der Studienreformen imBologna-Prozess Ideen einer kulturräumlich-

    regionalen Gliederung der Welt als Klammer für

  • 8/16/2019 Regionalforschung in der Geographie und interdisziplinäre area studies nach dem cultural turn: eine Einführung

    3/6

    Regionalforschung in der Geographie: eine Einführung 3

    die Lehrorganisation (und vereinzelt auch dieForschungsorganisation). Dabei werden oftmalsin dezidiert interdisziplinär-heterogenen Curri-cula die jeweiligen vordefinierten Weltregionen

    aus unterschiedlichen disziplinären Perspektivenbetrachtet und zudem entsprechende Sprach-kompetenzen vermittelt.2 Das damit verbundeneVersprechen an die zukünftigen Absolventenlautet: „Regionalkompetenz“ in einer globali-sierten Welt.

    Im Kontext dieser Renaissance interdiszipli-närer area studies haben sich aber auch Diskussi-onen entwickelt, die parallel zur Kritik an einemländerkundlichen Regionenbegriff in der Geo-

    graphie laufen und darauf abzielen, die Idee der(Welt)Region kritisch zu hinterfragen, aber auchalternative Konzepte zu entwerfen und dement-sprechend Forschung und Wissensvermittlunganders zu organisieren (Wesley-Smith/Goss2010; Szanton 2010; Schramm 2008; Mirsepassiet al. 2003; Slocum/Thomas 2003; Miyoshi/Harootunian 2002; Morris-Suzuki 2000; Jackson2003). Aufgegriffen werden diese Debatten bei-spielsweise in interdisziplinär und transregionalkomparativ angelegten Projekten im Süd-Süd

    Vergleich, die der Forderung nach Vergleichen jenseits der tradierten Hierarchien folgen (Ro-binson 2011, s. bspw. das AFRASO-Projekt ander Universität Frankfurt, www.afraso.org;), mitAnsätzen einer auf die Provinzialisierung Euro-pas gerichteten Geschichtsschreibung oder derNutzung hybrider und prozesshafter Raum- undRegionenbegriffe (Chakrabarty 2010; Holbig2013).

    3 Die Rolle der Geographie

    Die Geographie ist bislang mit wenigen Ausnah-men nur peripher an der Renaissance der areastudies und den neueren konzeptionellen Über-legungen in diesem Themenfeld beteiligt. DieseZurückhaltung ist einerseits sicherlich durch dieDistanzierung zur Länderkunde, die kritischenDebatten über ihre Probleme sowie die De-konstruktion des Konzeptes (Welt)Region zu

    erklären. Andererseits ließe sich argumentieren,

    dass gerade die Geographie vor dem Hintergrundder langjährigen Fachdebatte um die Konzepti-onalisierung von Räumen und der ausgeprägtenSensibilität für die Fallstricke „räumelnden“

    Denkens einen konstruktiven Beitrag zu denaktuellen Diskussionen der area studies leistenkann. Umgekehrt denken wir aber auch, dassgerade neuere Ansätze der Kultur- und Sozial-geographie von den konzeptionellen Debatteninnerhalb der area studies  profitieren können.Nicht zuletzt werfen Kritiker den neueren An-sätzen der Kultur- und Sozialgeographie ja nichtohne Grund vor, teilweise „empirisch dünn“ zusein und in ihrer Theorie- und Empirieanlage

    (entgegen dem eigenen Beteuern) eurozentrischeZüge aufzuweisen (Jackson 2003, 43).Vor diesem Hintergrund möchte das vorliegendeThemenheft einen Beitrag zur interdisziplinärenDiskussion leisten, indem konzeptionelle Über-legungen zur Raum- und Regionalforschungaus der Sozial- und Kulturgeographie in diearea studies  eingespeist werden sollen. Dabeiwird – über Ideen von Transregionalität undkomparative Ansätze hinaus, die sich zurzeit inden neuen Diskussionen der area studies großer

    Beliebtheit erfreuen – gezeigt, auf welche WeiseKonzepte wie Diskurs, Gouvernementalität undAssemblage sowie place und Territorialität fürdie Debatten fruchtbar gemacht werden können.Gleichzeitig will das Themenheft einen Anstoßfür die Sozial- und Kulturgeographie sein, sichkritisch an den interdisziplinären Diskussionenzur interdisziplinären Regionalforschung zu be-teiligen und Impulse aus der raumtheoretischenFachdebatte aktiver in die interdisziplinärenDiskussionen einzubringen (ähnlich das Plädo-yer von Sidaway 2013).

    4 Die Beiträge des Heftes

    Die drei Beiträge vertiefen die skizziertenProblemstellungen. Julia Verne und Martin Do-evenspeck kritisieren in ihrem Beitrag die Vor-stellung, es handele sich bei Regionalforschungund area studies um ein theoriearmes Projekt,

    das auf die Beiträge einer neueren Kultur- und

  • 8/16/2019 Regionalforschung in der Geographie und interdisziplinäre area studies nach dem cultural turn: eine Einführung

    4/6

    4  Georg Glasze, Henning Füller, Shadia Husseini de Araujo und Boris Michel

    Sozialgeographie angewiesen sei, um kultur-und gesellschaftstheoretisch satisfaktionsfähigzu werden. Eine solche Perspektive, so argu-mentieren sie, ist nicht zuletzt Ergebnis einer

    unzureichenden Rezeption jüngerer Beiträge ausregionalwissenschaftlicher Forschung. Vielmehrperpetuiere die Annahme theoriearmer area stu-dies und Regionalforschung in der Geographiedie Vorstellung einer akademischen Arbeitstei-lung zwischen Theoriebildung in den Zentrenund empirischen Studien in der Peripherie. Vordiesem Hintergrund präsentieren Verne undDoevenspeck jüngere Beiträge interdisziplinärerAfrikastudien und eine kritische Evaluation

    dessen, was in Forschung und Lehre „‚Afrika-geographen‘ heute eigentlich machen“. Dabeibeurteilen sie weniger die regionale Ausrichtungals Problem der Afrikastudien, als vielmehreine weiterhin hegemoniale Orientierung aufEntwicklungsparadigmen.

    Judith Miggelbrink diskutiert, inwiefern„Konzepte wie Diskurs, Gouvernementalitätund Assemblage, die vor allem im Rahmender Neuen Kulturgeographie […] angestoßenund aufgegriffen wurden, neue Impulse für

    eine geographische Analyse des Regionalengeben können“. Sie plädiert dafür, zukünftignoch stärker über Untersuchung von Regionenals (geo-)politische Topoi der Kommunikationhinauszugehen und stellt die Potenziale vonAnsätzen heraus, die Region vom Konzept derAssemblage her denken.  Annika Mattissek formuliert am Beispiel vonWaldpolitik in Thailand im Kontext aktuellerKlimapolitik Ansätze einer konstruktivistischenRegionalforschung. Ausgehend von Masseys

     place-Begriff und der mit diesem verbundenenDualität von Vernetzung und Territorialisie-rung wird ein konstruktivistischer Blick aufdie Komplexität lokaler Kontexte gerichtetund demonstriert, dass diese Perspektive in derLage ist, lokale Machtverhältnisse und derenhistorischen Kontextbedingungen zu verstehen

     – nicht zuletzt, weil auf die Vorstellung vorde-finierter Regionen verzichtet wird.

    Vor dem Hintergrund, dass bislang kaum eine

    konzeptionelle Auseinandersetzung zwischen

    der neueren Kultur- und Sozialgeographie undder Renaissance der area studies stattgefundenhat (für die englischsprachige Debatte stellt einAufsatz von Sidaway 2013 eine bemerkens-

    werte Ausnahme für dar), hoffen wir mit diesenThemenheft erste Schritte für einen solchenAustausch zu entwickeln.3 

     Literatur

    Bahrenberg, G. (1972): Räumliche Betrachtungs-weise und Forschungsziele der Geographie. In:Geographische Zeitschrift 60(1), 8-24.

    Barnes, T. (2011): From region to space. Part I. In:Agnew, J.A. und Duncan, J.S. (Hrsg.): The Wi-ley-Blackwell Companion to Human Geography.Malden, MA: Wiley-Blackwell, 146-160.

    Bartels, D. (1968): Die Zukunft der Geographie alsProblem ihrer Standortbestimmung. In: Geogra-phische Zeitschrift 56(2), 124-142.

    Bundesministerium für Bildung und Forschung(BMBF) (2011): Förderrichtlinien zur Fortfüh-rung des Förderschwerpunktes Stärkung undWeiterentwicklung der Regionalstudien (area stu-

    dies). http://www.bmbf.de/foerderungen/16467.php (26.5.2014).Chakrabarty, D. (2010): Europa als Provinz. Per-

    spektiven postkolonialer Geschichtsschreibung.Frankfurt am Main: Campus.

    Cumings, B. (1997): Boundary Displacement: AreaStudies and International Studies during and afterthe Cold War. In: Bulletin of Concerned AsianScholars 29, Jan.-March, 6-26.

    Hanson, S. (2009) The contribution of area studies.In: Landman, T. und Robinson, N. (Hrsg.): SageHandbook of Comparative Politics. London: Sage

    Publications, 159-174.Hard, G. (1969): Die Diffusion der „Idee der Land-

    schaft“. Präliminarien zu einer Geschichte derLandschaftsgeographie. In: Erdkunde XXIII(4),249-264.

    Hard, G. (1972): „Landschaft“ - Folgerungen auseinigen Ergebnissen einer semantischen Analyse.In: Landschaft + Stadt 2, 77-89.

    Holbig, H. (2013): Regionen als Prozesse. Asienbe-zogene Area Studies an den Schnittstellen kultur-und sozialwissenschaftlicher Selbstreexion. In:

    Frankfurt Working Papers on East Asia 7, 1-31.

  • 8/16/2019 Regionalforschung in der Geographie und interdisziplinäre area studies nach dem cultural turn: eine Einführung

    5/6

    Regionalforschung in der Geographie: eine Einführung 5

    Jackson, P. (2003): Space, Theory, and Hegemony:The Dual Crises of Asian Area Studies and Cul-tural Studies. In: Sojourn 18(1), 1-41.

    Mirsepassi, A. et al. (2003): Localizing knowledge

    in a globalizing world. Recasting the area studiesdebate. Syracuse, NY: Syracuse University Press.

    Miyoshi, M. und Harootunian, H.D. (Hrsg.) (2002):Learning places. The afterlives of area studies.Durham, NC: Duke University Press (Asia-Pa-cic).

    Morris-Suzuki, T. (2000): Anti-Area Studies. In:Communal/Plural: Journal of Transnational &Cross-Cultural Studies 8(1), 9-23.

    Pike, A. (2009): Introduction. In: Pike, A. (Hrsg.):Whither Regional Studies? Abingdon: Routledge,1-6.

    Robinson, J. (2011): Comparisons: colonial or cos-mopolitan? In: Singapore Journal of TropicalGeography 32(2), 125-140.

    Schramm, K. (2008): Leaving area studies behind:the challenge of diasporic connections in the eld

    of African studies. In: African and Black Diaspo-ra: An International Journal 1(1), 1-12.

    Sidaway, J. (2013) Geography, Globalization, andthe Problematic of Area Studies. In: Annals ofthe Association of American Geographers 103(4),984-1002.

    Slocum, K. und Thomas, D. (2003): RethinkingGlobal and Area Studies: Insights from Caribbe-anist Anthropology. In: American Anthropologist 105(3), 553-565.

    Szanton, D.L. (Hrsg.) (2010): The politics of knowl-edge. Area studies and the disciplines. Berkeley:University of California Press.

    Wardenga, U. (2006): Raum- und Kulturbegriffe inder Geographie. In: Dickel, M. und Kanwischer,D. (Hrsg.): TatOrte. Neue Raumkonzepte didak-tisch inszeniert. Münster: LIT Verlag, 21-50.

    Wardenga, U. und Miggelbrink, J. (1998): ZwischenRealismus und Konstruktivismus: Regionsbe-griffe in der Geographie und anderen Humanwis-senschaften. In: Wollersheim, H.-W. et al. (Hrsg.):Region und Identikation. Leipzig: Leipziger

    Universitätsverlag, 33-46.Werlen, B. (1999): Regionalism and Political Society.

    In: Embree, L. (Hrsg.): Schutzian Social Science.Berlin: Springer, 1-22.

    Wesley-Smith, T. und Goss, J.D. (Hrsg.) (2010):Remaking area studies. Teaching and learningacross Asia and the Pacic. Honolulu, Hawaii:

    University of Hawaii Press.Wissen, M. et al. (Hrsg.) (2008): Politics of Scale.

    Münster: Westfälisches Dampfboot.Wissenschaftsrat (2007): Empfehlungen zu den Re-

    gionalstudien (area studies) in den Hochschulenund außeruniversitären Forschungseinrichtungen.In: Wissenschaftsrat (Hrsg.): Empfehlungen undStellungnahmen 2006, Band III, Köln.

    Autoren und AutorinProf. Dr. Georg Glasze, FAU Erlangen-Nürnberg, Institut

    für Geographie, Wetterkreuz 15, 91058 Erlangen, E-Mail:[email protected]. Henning Füller, FAU Erlangen-Nürnberg, Institut fürGeographie, Wetterkreuz 15, 91058 Erlangen, E-Mail:[email protected]. Shadia Husseini de Araújo, FAU Erlangen-Nürnberg,Institut für Geographie, Wetterkreuz 15, 91058 Erlangen,E-Mail: [email protected]. Boris Michel, FAU Erlangen-Nürnberg, Institut fürGeographie, Wetterkreuz 15, 91058 Erlangen, E-Mail:[email protected]

    1 Die historischen Wurzeln der interdisziplinären area studies liegen in der Hochphase des europäischen Kolo-nialismus Ende des 19. Jahrhunderts. Insbesondere in den Zentren der großen Kolonialmächte Frankreich undGroßbritannien entstanden Forschungseinrichtungen, die Wissen über außereuropäische Weltregionen erarbeitenund vermitteln sollten. Zahlreiche Institute für Regionalstudien in Europa lassen sich auf entsprechende Wurzelnzurückführen. Der Begriff area studies ist eng verknüpft mit dem Ausbau der Regionalstudien an US-amerikanischenUniversitäten in der Phase nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und vor dem Hintergrund des Bedarfs nach„regionaler Kompetenz“ im Zuge der Neuordnung der Welt im Kalten Krieg. In fast allen nordamerikanischenUniversitäten entstanden interdisziplinär organisierte Zentren für area studies (Cumings 1997). Einige wenigeZentren für Regionalstudien an deutschen Universitäten entstanden in den 1960er und 1970er Jahren nach diesemVorbild (Wissenschaftsrat 2007, 11ff.). Seit 2008 fördert das Bundesforschungsministerium im Programm „Stärkungund Weiterentwicklung der Regionalstudien (area studies)“ die Stärkung und Weiterentwicklung interdisziplinärerarea studies an deutschen Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Explizites Ziel ist, „dass

    die Fernkompetenz Deutschlands in Bezug auf verschiedene Weltregionen gezielt weiterentwickelt wird.“ (BMBF2011). Auch in den englischsprachigen Sozial- und Kulturwissenschaften zeichnet sich eine neue Diskussion über

  • 8/16/2019 Regionalforschung in der Geographie und interdisziplinäre area studies nach dem cultural turn: eine Einführung

    6/6

    6  Georg Glasze, Henning Füller, Shadia Husseini de Araujo und Boris Michel

    die Relevanz und Zukunft der interdisziplinären area studies ab (Mirsepassi et al. 2003; Hanson 2009; Sidaway2013).

    2 Entsprechende neue interdisziplinäre BA- und MA-Studiengänge wurden bspw. etabliert an den UniversitätenPassau, Köln, Göttingen und Leipzig, der HU Berlin, der FAU Erlangen-Nürnberg sowie zahlreichen weiterenStandorten. Derzeit lassen sich in Deutschland etwas mehr als 100 „regional“ organisierte Studiengänge wählen,von African Studies an der Universität Leipzig bis hin zu Zentralasienstudien an der HU Berlin.

    3 Die Beiträge beruhen auf Vorträgen im Rahmen der Tagung „Neue Kulturgeographie VIII“ im Januar 2010 amInstitut für Geographie der FAU Erlangen-Nürnberg. Themenschwerpunkt der Tagung war die „Regionalforschungnach dem cultural turn“. Das Programm der Tagung ist dokumentiert auf der Internetseite http://kulturgeographie.org/nk-viii/ (16.5.2014).