relevant - oekb startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/oekb... · relevant 3/2016 2 inhalt...

36
Indonesien: Der Insel-Riese und sein Obama LÄNDERREPORT 26 Das Magazin der Oesterreichischen Kontrollbank Gruppe #3/2016 relevant 24 Geppert GmbH: Haller Turbinen im Himalaya EXPORT CHAMPIONS 20 Der neue OeKB-Vorstand Helmut Bernkopf im Gespräch INTERVIEW WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Quell des Wachstums

Upload: vantram

Post on 16-Aug-2019

227 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

Indonesien: Der Insel-Rieseund sein Obama

LÄNDERREPORT 26

Das Magazin der Oesterreichischen Kontrollbank Gruppe #3/2016

relevant24

Geppert GmbH: Haller Turbinen im Himalaya

EXPORT CHAMPIONS20

Der neue OeKB-Vorstand Helmut Bernkopf im Gespräch

INTERVIEW

WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER

Quell des Wachstums

Page 2: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

Relevant 3/2016www.oekb.at

2 INHALT

Quell des Wachstums

WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER

Schlechter Zugang zu Wasser bedroht Menschen nicht nur direkt, sondern hemmt auch die wirtschaftliche Entwicklung. Gefragt sind daher Investitionen in die Infrastruktur, zukunfts-weisende Technologien und Maßnahmen gegen Verschwendung. Ab Seite 6

12 LAND UNTER Überfl utungen verursachen massive Zerstörungen,

doch kurzfristig steigt oft das Wirtschaftswachstum.

15 QUIZ: WIE VIEL WASSER ... ... benötigt man für die Herstellung von Autoreifen,

Rindfl eisch und T-Shirts? Die Antwort ist komplex.

16 WASSERKRAFT: GRÜNER STROM ODER ROTE KARTE? Umweltfreundlich oder nicht – Wasserkraftwerke

können beides sein. Jeder Einzelfall muss deshalb geprüft werden.

19 IMPULS FÜR DIE KLIMA- UND WASSERWIRTSCHAFT Exportprojekte, die Klimaschutz oder Wasser-

Infrastruktur stärken, erhalten besondere Konditionen.

WISSENSWERTES

20 INTERVIEW Der neue OeKB-Vorstand

Helmut Bernkopf im Gespräch

23 KAPITALMARKT SERVICES Transparenz bei Fonds-Besteuerung

24 EXPORT CHAMPIONS Geppert: Haller Turbinen im Himalaya

TRENDS26 LÄNDERREPORT Indonesien: Der Insel-Riese

und sein Obama

30 INNOVATION Trinkgläser im Turbo-Tempo

32 OeKB GESCHÄFTSKLIMA-INDEX MOE Rumänien und Bulgarien:

kein Paarlauf am Ostbalkan

36 MÄRKTE IM FOKUS Iran und Namibia

EINBLICK34 GLEICH UMS ECK Die Hofburg: Im Zentrum der Macht

35 PERSÖNLICH Neue Namen, neue Funktionen

WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER

Page 3: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

www.oekb.at

3EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser,

in der Vergangenheit haben Rohstoffe Österreich immer wieder Wohlstand beschert: das Salz des Salzkammerguts etwa oder das Eisen des Erzbergs. Schwaz in Tirol war eine Zeit lang Welthaupt-stadt des Silberabbaus. Heute gelten wir nicht als rohstoffreich. Doch die für die Wirtschaft wichtigste Ressource überhaupt sprudelt zum Glück in großen Mengen von selbst aus unseren Bergen: Wasser.

Wo es keinen niederschwelligen, zuverlässigen Zugang zu Wasser gibt, hat die Wirtschaft kaum eine Chance, in Schwung zu kom-men. Denn Landwirtschaft und Industrie können sich ohne gesi-cherte Wasserversorgung nicht entwickeln. Umgekehrt richtet ein Zuviel an Wasser ebenfalls großen volkswirtschaftlichen Schaden an. Aber gehen wir nicht schon vorab zu sehr ins Detail – auf den folgenden Seiten erfahren Sie aus verschiedensten Blickwinkeln, warum Wasser ein zentraler Wirtschaftsfaktor ist.

Wie Sie vielleicht bemerkt haben, begrüßen wir Sie heute als neues Vorstandteam: Der OeKB-Vorstand besteht nun aus Helmut Bernkopf und Angelika Sommer-Hemetsberger. Wir beide werden künftig die Unternehmensgruppe leiten. Mehr darüber fi nden Sie im Interview ab Seite 20.

Eine anregende Lektüre wünschen Ihnen

Helmut Bernkopf Angelika Sommer-HemetsbergerVorstand der Oesterreichischen Kontrollbank AG

IMPRESSUM

Medieninhaber und Herausgeber: Oesterreichische Kontrollbank Aktiengesellschaft, 1010 Wien, Am Hof 4Tel.: +43 1 531 27-2859;E-Mail: [email protected]., relevant.oekb.atChefredaktion: Peter Gumpinger, BA, Ingeborg Köck. Redaktionsteam: Mag. (FH) Barbara Bogner, Dr. Peter Gaspari, Mag. Nadja Gutmann, Mag. Gerhard Kinzelberger, Mag. (FH) Doris Klein, Mag. Wilhelm Schachinger, Mag. Gero Sodia, Mag. Barbara Steurer, Heinz Wachmann, MSc. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dieser Ausgabe: Mag. Gerald Mayer, Christina Mayr, Mag. Wolfgang Schwarzbauer, Mag. (FH) Judith Piplics, Mag. Anton Steff ko, MMag. Agnes Streissler-Führer, Mag. Charlotte Thell, Katja Titulski. Fotos: OeKB/PAGE SEVEN (S. 3), Siemens AG, München/Berlin (S. 4), Michael Krebs (S. 20, 22), Geppert GmbH (S. 24, 25), Forma Glas (S. 30), CA Immo/OTS (S. 32), Christina Häusler (S. 35), Tata Syufl ana/AP/picturedesk.com (S. 28), DEDI SAHPUTRA/EPA/picturedesk.com (S. 29); shutterstock.com: Milan Portfolio (S. 5), Marnix Foeken (S. 26), Cocos.Bounty (S. 27), Andreas Hie (S. 28), Ozgur Guvenc (S. 34); Illustrationen Coverstory: Anika Reissner (1/2, 6/7, 8/9, 10,12/13,14, 15, 16/17, 19.Konzeption, redaktionelle Mitarbeit, Grafi k, Produktion: Egger & Lerch GmbH, Vordere Zollamtsstraße 13, 1030 Wien, www.egger-lerch.at; Artdirektion & Layout: Anika Reissner.Hersteller: Grasl Druck & Neue Medien GmbH, Bad Vöslau; Verlags- und Herstellungsort: Wien

Grundlegende Richtung des periodischen Mediums: Information für Stakeholder der OeKB Gruppe zu Wirtschaftsthemen – insbesondere Außenwirtschaft, Kapitalmarkt, Kreditversicherung, Finanzdaten, Wirtschaftsinformation, Entwicklungspolitik, Nachhaltigkeit und Informationstechnologie.

Page 4: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

Relevant 3/2016www.oekb.at

4 AKTUELL

Mit sechs Linien und 175 Kilometern Streckenlänge plant Riad das derzeit größte Metroprojekt der Welt. Zwei der Linien stattet Siemens als Teil eines Konsortiums mit Metrozügen, Elektrifizierung sowie Signal- und Kommunikationstechnik für den fahrer-losen Betrieb aus. Den Auftrag aus Saudi-Arabien im Wert von 1,5 Milliarden Euro erhielt das Unternehmen 2013, heuer stellte Siemens erstmals das neue Metrofahrzeug der Öffentlichkeit vor. Die Fertigung der Züge erfolgt im Siemens-Werk in Wien- Simmering. Die Drehgestelle kommen aus dem Siemens-Werk in Graz.

„Dieser Auftrag unterstreicht einmal mehr die internationale Ausrichtung unseres Wiener Werks und die industriepolitische Bedeutung dieses Standorts“, sagt Arnulf Wolfram, Leiter Mobility Siemens Österreich. Der erste Zug wurde bereits im Klima-Wind-Kanal des Rail Tec Arsenals (RTA) in Wien getestet, im Anschluss starteten die Tests im Prüf- und Validationcenter in Wegberg-Wildenrath in Nordrhein-Westfalen.

Siemens liefert insgesamt 74 Metrofahrzeuge vom Typ Inspiro. Die aus Aluminium gefertigten Züge fahren auf Normalspur und können eine Geschwindigkeit von bis zu 90 Stundenkilometern erreichen. Die 2- und 4-teiligen Züge sind auf die klimatischen Verhältnisse der Region ausgelegt. Dazu gehört eine größere Klimaanlage, die auch bei extremer Hitze ausreichende Kühlleistung liefert. Ferner werden die Fahrzeuge mit speziellen Elementen versehen, um das Eindringen von Sand zu vermindern.Die OeKB unterstützt Siemens Österreich bei diesem wichtigen Projekt mit einer Exportgarantie.

Siemens präsentiert neue Metro für Riad

Züge werden in Wien gefertigt, Drehgestelle in Graz

Page 5: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

www.oekb.at

5AKTUELL

Bessere Deckung

Um Österreichs Wirtschaft im internationalen Wettbewerb zu stärken, setzt die OeKB in Abstimmung mit dem Bundes-ministerium für Finanzen Exportimpulse. Die jüngsten Maßnahmen in diesem Bereich sind drei Verbesserungen bei der Deckungspolitik: Erstens wurden die Absicherungs-möglichkeiten in einigen interessanten Ländern (zum Beispiel Ägypten, Belarus und Sri Lanka) deutlich ausge-weitet. Zweitens gilt in besonders risikoreichen Ländern der OECD-Länderkategorie 6 und 7 künftig eine höhere politische Deckungsquote. Ab sofort können Exporteure, Auslandsinvestoren und Banken in diesen Ländern mit einer politischen Deckungsquote von bis zu 99 % statt bisher 98 % rechnen. Für Projekte in politisch stabileren Märkten sowie bei Soft Loans werden in der Regel weiterhin 100 % der politischen Risiken gedeckt sein. Drittens erweitern elf Länder und Gebiete in der Karibik und im Pazifik, von Aruba bis Vanuatu, die Liste der Deckungsrichtlinien.www.oekb.at/laender

Haben Sie schon einen LEI?Regulatorische Vorgaben auf internationaler und EU-Ebene führen dazu, dass immer mehr Finanzdienstleister und Unternehmen einen Legal Entity Identifier (LEI) benötigen. Mit diesem Code sind sie weltweit eindeutig identifizierbar.

Welche Unternehmen ab wann einen LEI haben müssen, und wie einfach dieser beantragt werden kann, erfahren Sie an einem Nachmittag: Die OeKB und WM Datenservice aus Frankfurt laden zu einer kostenlosen Informations-veranstaltung in den OeKB Reitersaal, am Montag, dem 7. November 2016, von 14 – 17:15 Uhr. Mehr Infos und Anmeldung auf www.oekb.at

Neue Funktion in der Online-Meldestelle

Die OeKB CSD GmbH benötigt zwingend die jeweils aktuellen, durch die FMA bewilligten Fondsbestim-mungen. Diese können nun besonders einfach übermittelt werden. Seit 7. September gibt es dafür im Übermittlungs- und Hinterlegungssystem für Anlageinformationen („UeHS“) eine neue und kostenlose Funktionalität. Damit lassen sich Dokumente wie Prospekte, Prospektänderungen und Informationen gem. § 21 Abs. 1 AIFMG einfach an die OeKB CSD GmbH weiterleiten und sind dann für unterschiedliche Zwecke bei den Unternehmen der OeKB Gruppe hinterlegt.

Aktuelle Studien

Was Exportgarantien wert sind Das WIFO berechnete, welche Bedeutung Export garantien für die österreichische Wirtschaft haben. Im ersten Schritt schätzte das WIFO dazu den erwarteten Exportausfall nach einer Einstellung der Neuzusagen: Dieser beträgt 1,6 Milliarden Euro. Daraus abgeleitet wurde, dass das Bruttoinlandsprodukt um 0,6 % sinken und etwa 30.000 Arbeitsplätze verloren gehen würden. Analysiert wurde auch die Internationalisierung von Wertschöpfungsketten: Der inländische Wertschöpfungsanteil österreichischer Exporte be-findet sich im Sinken, für einzelne Exportprodukte liegt er bereits unter dem derzeit erforderlichen Mindestanteil für eine Exportgarantie. Manche Länder hoben als Reaktion darauf den Mindest-anteil bereits vollständig auf. http://bit.ly/ RELEVANT316_2Aktionsplan für Finanzplatz ÖsterreichProf. Christian Keuschnigg von der Uni St. Gallen, bekannt als ehemaliger Leiter des IHS, unter-suchte im Rahmen einer Studie den Finanzplatz Österreich und stellte einen Zehn-Punkte-Plan auf: Der Experte fordert, dass die heimische Börse auf-gewertet und die Bankenlandschaft gestärkt wird, um Unternehmen einen guten Kapitalzugang zu gewährleisten. Die Umsetzung des Planes würde nach Keuschniggs Berechnungen mittelfristig das Wirtschaftswachstum um 0,5 Prozentpunkte pro Jahr erhöhen. http://bit.ly/RELEVANT316_3

BARBADOS in der Karibik ist ab sofort in der Liste der Deckungsrichtlinien angeführt.

Page 6: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

www.oekb.at

6

www.oekb.at

Page 7: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

www.oekb.at

7WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER

Industrie und Energiewirtschaft

Haushaltswasser

Bewässerung und Viehwirtschaft2000

OECD Welt20002050 2050

0

1.000

4.000

2.000Mrd

. Kub

ikm

eter

5.000

3.000

6.000

WASSERVERBRAUCH WELTWEIT (Quelle: UNO)

W asser ist nicht nur die Grundlage des Lebens, sondern auch der Wirtschaft. Vor allem die Landwirtschaft und für

die wirtschaftliche Entwicklung grundlegende Industrien sind in hohem Maß von einer guten Wasserversorgung abhängig – und sie stehen bekanntlich am Anfang der Wertschöpfungskette. Die OECD schätzt, dass weltweit rund 500

Milliarden US-Dollar an Wirtschaftspotenzial auf-grund wasserbezogener Risken verlorengehen.

Die Nachfrage nach Wasser wird in den kommen-den Jahrzehnten noch zunehmen: Laut OECD wird der weltweite Wasserverbrauch zwischen 2000 und 2050 um 53 Prozent ansteigen, und dies, obwohl der Verbrauch in den OECD-Ländern sogar tendenziell sinken wird. In Österreich liegt der Pro-Kopf-Verbrauch an Wasser bei rund 165 Litern täglich, in den USA sind es über 200 Liter. In den Schwellen- und Entwicklungsökonomien, die derzeit deutlich niedrigere Werte aufweisen, wird insbesondere der Wasserverbrauch der

Quell des WachstumsROHSTOFF NUMMER 1 Schlechter Zugang zu Wasser bedroht Menschen nicht nur direkt, sondern hemmt auch die wirtschaftliche Entwicklung. Gefragt sind daher Investitionen in die Infrastruktur, zukunftsweisende Technologien und Maßnahmen gegen Verschwendung.

www.oekb.at

Industrie und Energiewirtschaft

Bewässerung und Viehwirtschaft

>

Page 8: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

Relevant 3/2016www.oekb.at

1990 2015

Zugang zu Wasserleitung 2,6 4,2

Zugang zu anderer Form verbesserter Wasserversorgung 1,4 2,4

kein Zugang zu verbesserten Quellen 1,3 0,7

Weltbevölkerung 5,3 7,3

8

>

ZUGANG ZU WASSER Angaben in Milliarden Menschen (Quelle: UNO)

Industrie und der Energiewirtschaft den Progno-sen zufolge stark steigen. Gleichzeitig sinkt die Menge des verfügbaren Süßwassers pro Kopf: 1962 gab es pro Kopf weltweit 13.000 Kubik-meter, heute sind es nur mehr 6.000 Kubikmeter.

Quellen alleine reichen nichtOb Menschen ausreichend mit sauberem Wasser versorgt werden, hängt allerdings nicht nur von den Wasserreserven, sondern auch von der zur Verfügung stehenden Infrastruktur ab. So hat etwa Brasilien zwölf Prozent der weltweiten Wasservorkommen, dennoch ist die Wasser-versorgung in den brasilianischen Städten sehr mangelhaft.

In den vergangenen Jahren wurden hier große Fortschritte gemacht. Während 1990 gerade drei Viertel der Weltbevölkerung Zugang zu trinkba-rem Wasser hatten, sind es 2015 knapp mehr als 90 Prozent. Rund drei von fünf Menschen haben dabei Zugang zu Leitungswasser, viele

andere zu weiteren Formen verbesserter (sanitär geschützter) Wasserversorgung. Dennoch leben noch immer fast 700 Millionen Menschen ohne Zugang zu einer verbesserten Wasserquelle. Und 1,8 Milliarden stehen vor dem Problem, dass ihre Wasserquellen verschmutzt sind, mit dem Eff ekt, dass Durchfallerkrankungen nach wie vor eine der häufi gsten Ursachen für Kindersterblichkeit sind: 675.000 Kinder sterben jährlich weltweit an Durchfall. Lohnende InvestitionenIn die Wasserinfrastruktur muss immer wieder investiert werden, um zu verhindern, dass sie sich mit der Zeit verschlechtert. Auch dies stellt gerade für ärmere Regionen ein erhebliches Problem dar: Laut dem Weltwasser Assessment Report der UNO sind in urbanen Regionen Wasserverlustraten durch Lecks von 50 Prozent keine Seltenheit. In ländlichen Gebieten fehlen überhaupt oft Geld, Treibstoff oder Ersatzteile, um die Wasserversorgung aufrechtzuerhalten.

Dabei wären die Investitionen in die Infrastruktur für die Entwicklung von höchstem Nutzen: Die WHO hat errechnet, dass jeder Dollar, der weltweit in Trinkwasserversorgung investiert wird, den doppelten Return hat – und jeder Dollar, der in die Abwasserentsorgung fl ießt, sogar den 5,5-fachen.

Page 9: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

www.oekb.at

9

>

Wasserkrisen als große Bedrohung40 Prozent der Weltbevölkerung leiden min-destens einen Monat pro Jahr unter Wasser-knappheit. Dabei ist diese nicht nur ein Thema für Entwicklungsökonomien: Elf Prozent der europäischen Bevölkerung kennen Wasserknapp-heit, im Sommer mehr als im Winter. 20 Prozent der mediterranen Bevölkerung leben unter dauerhaftem Wasserstress. Kein Wunder also, dass der Global Risk Report des Weltwirtschafts-forums schon seit geraumer Zeit Wasserkrisen als eines der höchsten mittelfristigen globalen Risiken einschätzt.

Neben klimatischen Faktoren und inadäquatem Abwassermanagement bedroht dabei vor allem die übermäßige Trinkwasserentnahme (über der natürlichen Nachfüllungsrate) lokale und regio-nale Gesellschaften und Wirtschaftssysteme. In Österreich werden jährlich knapp sieben Prozent der erneuerbaren Wasserressourcen verbraucht, in Island und Norwegen sind es weniger als ein Prozent, in Deutschland immerhin 30 Prozent, in den Niederlanden 96 Prozent. Hier ist rasch die Grenze der Nachhaltigkeit erreicht.

System fördert VerschwendungEine Möglichkeit der Steuerung kann die Verrechnung darstellen. In vielen Ländern gibt es Flatrates für die Wasserversorgung, so auch in einigen europäischen Staaten. Es wird ein Pauschalpreis gezahlt, unabhängig vom tatsäch-lichen Verbrauch. Dies führt zu Verschwendung: Eine Studie der Europäischen Umweltagentur EEA kommt zu dem Schluss, dass bei mengen-unabhängigen Preisen der Verschwendungsgrad bei 30 Prozent liegen dürfte: Während der

WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER

Wasserkrisen als große Bedrohung40 Prozent der Weltbevölkerung leiden min-destens einen Monat pro Jahr unter Wasser-knappheit. Dabei ist diese nicht nur ein Thema für Entwicklungsökonomien: Elf Prozent der europäischen Bevölkerung kennen Wasserknapp-heit, im Sommer mehr als im Winter. 20 Prozent der mediterranen Bevölkerung leben unter dauerhaftem Wasserstress. Kein Wunder also, dass der Global Risk Report des Weltwirtschafts-forums schon seit geraumer Zeit Wasserkrisen als eines der höchsten mittelfristigen globalen Risiken einschätzt.

Neben klimatischen Faktoren und inadäquatem Abwassermanagement bedroht dabei vor allem die übermäßige Trinkwasserentnahme (über der natürlichen Nachfüllungsrate) lokale und regio-nale Gesellschaften und Wirtschaftssysteme. In Österreich werden jährlich knapp sieben Prozent der erneuerbaren Wasserressourcen verbraucht, in Island und Norwegen sind es weniger als ein Prozent, in Deutschland immerhin 30 Prozent, in den Niederlanden 96 Prozent. Hier ist rasch die Grenze der Nachhaltigkeit erreicht.

System fördert VerschwendungEine Möglichkeit der Steuerung kann die Verrechnung darstellen. In vielen Ländern gibt es Flatrates für die Wasserversorgung, so auch in einigen europäischen Staaten. Es wird ein Pauschalpreis gezahlt, unabhängig vom tatsäch-lichen Verbrauch. Dies führt zu Verschwendung: Eine Studie der Europäischen Umweltagentur EEA kommt zu dem Schluss, dass bei mengen-unabhängigen Preisen der Verschwendungsgrad bei 30 Prozent liegen dürfte: Während der

WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER

Page 10: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

Relevant 3/2016www.oekb.at

10

Trinkwasserkonsum relativ preisunabhängig ist, ist der Verbrauch für Schwimmbecken oder Gartenbewässerung höchst preissensitiv. Auch die Bevölkerung wünscht sich, dass Wasser entsprechend der verbrauchten Menge bezahlt wird: Mehr als 80 Prozent sind laut Eurobarome-ter dieser Meinung.

Ein zweiter Steuerungshebel ist der Preis. Dass eine sinnvolle Infrastruktur- und Preispolitik wirkt, zeigt das Beispiel Dänemarks: Zwischen 1993 und 2004 wurden die Preise um mehr als die Hälfte erhöht und es wurde in die Infrastruktur investiert. Der Wasserverbrauch pro Person wurde damit um 20 Prozent auf 125 Liter pro Tag reduziert, einer der niedrigsten Werte in der entwickelten Welt. Ähnliche Erfahrungen wurden in Ungarn und in Deutschland gemacht.

Bei der Preisgestaltung ist natürlich Fingerspitzen -gefühl gefragt, damit die Kosten für Wasser für Einkommensschwächere keine übermäßige

Wofür wird Wasser genutzt?

Nur ein Bruchteil des vorhandenen Wassers wird als Trinkwasser verwen-det. International gesehen fl ießen große Anteile in die Bewässerung, aber auch in die Strompro-duktion – zum Beispiel in die Kühlung thermischer Kraftwerke. In den USA werden etwa 40 Prozent des Süßwassers zur Ener-giegewinnung verwendet, in Europa sind es 20 Prozent. Betrachtet man den Wasserverbrauch in Österreich, so sieht man, dass etwa 70 Prozent des in die Wasserversorgung eingespeisten Wassers von den privaten Haushal-ten genutzt werden. Auf Industrie, Landwirtschaft und alle anderen Nutzer entfallen zusammen nur 18 Prozent, 12 Prozent sind Verluste. Nur sieben Prozent gehen in die Agrarwirtschaft, europa-weit werden 44 Prozent des Trinkwassers dafür verwendet. Die privaten Haushalte wiederum nut-zen einen großen Anteil für die Klospülung, auch fürs Duschen und Baden wird viel Wasser verbraucht.

>

HAUSHALTSVERBRAUCH in Österreich

WC Dusche Badewanne Waschmaschine

Wasserhähne Geschirrspüler Gießwasser außen Außenbereich Pool

Page 11: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

www.oekb.at

1111

Belastung darstellen. Das ist sicher mit ein Grund, warum die Gebühren für öffentliche Wasserversorgung oft nicht kostendeckend sind: Eine UN-Studie kam zu dem Ergebnis, dass von 132 Städten weltweit, auf allen Entwicklungs-niveaus, 39 Prozent nicht in der Lage sind, die Betriebs- und Erhaltungskosten über Gebühren zu finanzieren. In Südostasien und dem Maghreb deckte dabei keine einzige Stadt die Kosten der Wasserversorgung komplett über Gebühren.

Technologie bietet AntwortenEin weiterer Schlüssel zu verbesserter Wasserver-sorgung liegt in der modernen Technik: Zeitgemä-ße Entsalzungs- und Wasseraufbereitungsanlagen können angebotsseitig Engpässe lösen, mehr Effizienz bei Wasserentnahme und wassersparen-de Innovationen bei den Verbrauchern lassen die Nachfrage sinken. Wie bei allen Umwelttechnolo-gien gilt daher, dass die globalen Marktvolumen stark steigen werden, insbesondere auf den außereuropäischen Märkten.

Darin liegt auch eine Chance für die öster-reichische Exportwirtschaft: Österreichische Umweltunternehmen sind zwar schon jetzt sehr exportstark, Außenwirtschaftsstudien belegen aber, dass sie noch zu sehr auf den europäischen Markt ausgerichtet sind. Vor allem die Wasser-technologieunternehmen sind traditionell stark auf den Inlandsmarkt ausgerichtet und haben erst in letzter Zeit ihre Exportaktivitäten deutlich gesteigert. π

ca. 8 Mrd. Euro

davon Hydrotechnologie- unternehmen: knapp 10 %

UMSATZ ÖSTERREICHISCHER UMWELTTECHNOLOGIE-UNTERNEHMEN

WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER

Das Wiener Ingenieurbüro ÖSTAP plant Wasserinfrastruktur wie Brunnen, Leitungssysteme und Kanalnetze. Geschäftsführer Christoph Gierlinger berichtet über seine Erfahrungen am Balkan und in Tansania.

„In Afrika schätzt man das Wasser noch mehr“

Wo im Ausland sind Sie aktiv und in welcher Form?Wir treten meistens als Subunternehmer von Rohrlieferanten auf – so sind wir auch zu einem ersten Soft-Loan-finanzierten Projekt in Bosnien gekommen. Später haben wir dort und in Albanien weitere Aufträge bekommen, aktuell läuft die Einreichung für unser erstes Projekt im Kosovo. Wir haben zum Beispiel das Hauptrohr der Kanalisation einer Stadt geplant oder die Wassernetze mehrerer Ortschaften. Derzeit planen wir außerdem die Hauptwasserleitun-gen für eine Provinzhauptstadt in Tansania.

Wie gut ist die vorhandene Infrastruktur in diesen Ländern?In den Balkanländern sind Systeme der Wasserversorgung vorhan-den, aber oft seit dem Zerfall Jugoslawiens nicht gewartet worden und jetzt am Ende der Lebensdauer angelangt. Bei der Entsorgung und in ländlichen Regionen ist man einen Schritt weiter hinten. Kläranlagen gibt es fast nur in größeren Städten. In Tansania geht es primär darum, das Netz an Wasserentnahmestellen in den Ortschaften auszubauen. Am Land kostet es die Frauen oft mehrere Stunden täglich, Wasser zu holen. In den Städten werden Wasserleitungen immer öfter auch bis ins Haus verlegt – aber man kann nicht generalisieren.

Existiert das Bewusstsein, dass sich Investitionen lohnen?Ja – in Afrika schätzt man das Wasser noch mehr als am Balkan. In Bosnien oder Albanien sehen die Leute oft nicht, was es wert ist. Dort ist der Pro-Kopf-Verbrauch teilweise höher als in Österreich, weil es nur eine pauschale Gebühr gibt und nicht nach Verbrauch verrechnet wird. Sie waschen auch die Straße mit Trinkwasser.

Warum setzt man dort auf österreichische Unternehmen?Dadurch, dass die Netze bei uns schon älter sind, bringen wir viel Erfahrung mit und können Fehler, die hier passiert sind, dort von vornherein vermeiden. Produkte wie Rohre sind zwar aus Österreich teurer, aber haben bessere Qualität – und das zahlt sich aus, wenn man dann erst nach 50 statt nach zehn Jahren wieder sanieren muss. Und es ist sehr hilfreich, dass wir dank der Services der OeKB auch die Finanzierung vermitteln können.

Page 12: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

Relevant 3/2016www.oekb.at

12

Überschwemmungen sind neben Stürmen die häufi gsten Elementarschadenursachen. Rund ein Drittel der volkswirtschaftlichen Schäden aus Naturkatastrophen sind weltweit auf Hochwasser zurückzuführen, hat der international agierende Rückversicherer Munich Re erhoben. Und die Aussichten sind alles andere als rosig: Rund um den Globus ist immer häufi ger mit Überschwem-mungskatastrophen zu rechnen. Noch gut in Erinnerung sind die Bilder der Überschwemmun-gen in Louisiana vom August 2016, bei denen 13 Menschen starben und mindestens 60.000 Häuser beschädigt wurden.

Auch Österreich ist diesbezüglich keine Insel der Seligen. „Bereits heute stellen Überschwem-mungen eines der ökonomisch bedeutendsten Klima- bzw. Wetterrisiken hierzulande dar“, sagt Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds. Mit entsprechenden Folgen: Laut der vom Klima- und Energiefonds in Auftrag gegebenen COIN-Studie („COIN - Cost of Inaction: Assessing the Costs of Climate Change for Austria“), die erstmals die Auswirkungen des Klimawandels in Österreich erhoben hat, werden sich die Schadensummen extremer Hochwasser-ereignisse durch Klimawandel und Vermögens-zuwächse künftig vervielfachen (siehe Grafi k rechts). Denn zum einen hatten Menschen noch nie so umfangreichen und wertvollen Besitz, zum anderen befi nden sich in den Keller- und Erdge-schoßzonen von Häusern heute nicht mehr nur Lagerräume, sondern auch Steuerungszentralen für Lift-, Heizungs- oder Klimaanlagen.

Schäden in MilliardenhöheEs sind also nicht nur die humanitären, sondern auch die wirtschaftlichen Folgen enorm: Gebäude und Infrastruktureinrichtungen sind zerstört, Felder überfl utet, Ernten vernichtet, Produktions-anlagen stehen still. Die teuerste Flutkatastrophe aller Zeiten ereignete sich nach Angaben von

Land unterWASSERSCHADEN Es ist paradox: Überfl utungen verursachen massive Zerstörungen, doch sie kurbeln kurzfristig das Wirtschaftswachstum an. Erst auf den zweiten Blick erkennt man den Schaden, den sie Volkswirtschaften zufügen.

Page 13: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

www.oekb.atwww.oekb.at

13

Munich Re im Herbst 2011 in Thailand, als mehrere Provinzen unter Wasser standen: Sie verursachte Schäden in Höhe von 43 Milliarden US-Dollar. Die vielen kleinen und mittleren, oft lokalen Überschwemmungen, die sich tagtäglich irgendwo auf der Erde ereignen, steuern dabei über die Jahre mindestens denselben Schadenbe-trag bei wie solche Großereignisse.

Die wirtschaftlichen Folgen solcher Naturka-tastrophen sind allerdings erstaunlich. „Beim Hochwasser 2002 ist der österreichischen Volks-wirtschaft ein Schaden von rund 2,2 Milliarden Euro entstanden“, berichtet Ulrich Schuh, For-schungsvorstand des Wirtschaftsforschungsinsti-tuts EcoAustria. Trotzdem bescherte die Naturka-tastrophe der heimischen Wirtschaftsleistung ein Wachstum von etwa 0,5 Prozent. „Das ist auf die Ausgaben für den Wiederaufbau zurückzu führen“, sagt der Experte. Schließlich wurden zerstörte Häuser und Betriebsgebäude, Produktionsanlagen und Infrastruktureinrichtungen wieder aufgebaut beziehungsweise neu errichtet.

Zweiter Blick nötigDass Überschwemmungen deshalb gut für die Wirtschaft sind, wäre aber ein Trugschluss. „Netto erhöhen klimabedingte Extremereignisse zumindest kurzfristig vielfach das BIP, während erst langfristig etwa auch der verlorengegan-gene Kapitalstock mindernd durchschlägt“, ist Höbarth überzeugt. Auch Schuh meint, dass

>

2013

0,9 3,7

6,7

2050 2100

20

41

GEBÄUDESCHÄDEN BEI JAHRHUNDERTHOCHWASSER (Quelle: COIN, BMI)

Bis zum Jahr 2100 könnten die Schäden eines Jahrhunderthochwassers in Öster-reich auf 41 Milliarden Euro steigen. Ein sofortiges Bauverbot in Zonen, die von 200-jährlichem Hochwasser betroff en sein können, würde die drohenden Schäden halbieren.

WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER

>

■ tatsächlicher Schaden

■ drohende Schäden ohne sofortiges Bauverbot

■ drohende Schäden mit sofortigem Bauverbot

Page 14: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

Relevant 3/2016www.oekb.at

14

>

Unternehmen bleiben daher zumindest auf einem Teil der Schäden sitzen. Üblicherweise gar nicht versichert sind Infrastruktureinrichtungen der öf-fentlichen Hand wie Straßen, Bahnlinien, Brücken oder die Wasserversorgung.

In ärmeren Ländern bleibt der kurzfristige BIP-Anstieg oft aus, weil die materiellen Schäden aus Mangel an fi nanziellen Mitteln nicht behoben werden können – was zu dauerhaftem Wohl-standsverlust führt. Negative Langfrist-Eff ekte zeigen sich auch bei anderen wichtigen makroökonomischen Größen wie der Staatsver-schuldung oder dem Außenhandel. Eine umfangreiche Weltbank-Studie aus dem Jahr 2011 zeigte auf, wie sich „große“ Naturkatas-trophen in Schwellenländern auf die Pro-Kopf Staatsverschuldung auswirken: Demnach kommt es innerhalb von fünf Jahren zu einer signifi kanten Erhöhung der Schuldenlast um fast 30 Prozent.

Prävention rechnet sichPositiv beurteilen die beiden Experten die oftmals auf Überfl utungen folgenden Investitionen in Präventionsmaßnahmen, wie etwa Hochwasser-schutzbauten. Diese wirken sich nicht nur auf die Wirtschaft positiv aus, sondern verringern auch nachweislich Schäden: So lag die Schadenssum-me bei der letzten großen Flut in Österreich im Jahr 2013 aufgrund der zuvor gesetzten Hoch-wasserschutzmaßnahmen nach Angaben Schuhs „nur“ bei rund 900 Millionen Euro. „Investitionen in Schutzbauten, aber vor allem auch in den Klimaschutz, zahlen sich defi nitiv aus“, betont auch Höbarth. π

DIE TEUERSTEN ÜBERSCHWEMMUNGEN 1980–2015, inklusive durch Überschwemmungen verursachte Erdrutsche sowie Sturzfl uten (Datenquelle: Munich Re, NatCatSERVICE, 2016)

Datum Region Schäden in Mrd. US-$ (Originalwerte)

Todesopfer

Herbst 2011 Thailand 43,0

Sommer 1993 USA (Mittlerer Westen) 21,0

Sommer 1998 China (z. B. Jangtse) 16,5 3.600

August 2002 Mitteleuropa (u. a. Österreich) und Moldawien

16,5 39

Juli/August 1995 Nordkorea 15,0 68

Unternehmen bleiben daher zumindest auf einem Teil der Schäden sitzen. Üblicherweise gar nicht versichert sind Infrastruktureinrichtungen der öf-

3.600

39

15,0 68

WASSERKAPRIOLEN IM VERGLEICH

Flussüberschwemmungen werden durch andauernden ausgiebigen Niederschlag oder durch Schneeschmelze verursacht und betreff en immer wieder dieselben Bereiche in Flussnähe. Da das Wasser lange wirkt, können hohe Schäden entstehen. Dauerhafter und temporärer Hoch-wasserschutz hilft, die Auswirkungen gering zu halten.

Sturmfl uten bringen ungewöhnlich hohe Wasserstände an der Küste, ver-ursacht durch Windstau und hohe Wellen. Sie verursachen potenziell sehr hohe Schäden – verstärkt durch Salzwasser und Wellenkräfte –, betreff en aber nur relativ schmale Küstenstreifen. Durch Deiche und Evakuierungs-pläne lässt sich vorsorgen.

Sturzfl uten entstehen meist durch lokalen Starkregen oder Gewitter und können praktisch jeden beliebigen Ort treff en, auch fernab von Gewäs-sern. Sie sind sehr häufi g, der Schaden jedes Einzelereignisses ist aber vergleichsweise gering. Er entsteht primär durch die mechanische Wirkung des schnell fl ießenden Wassers. Prävention schaff t ausreichende Drainage.

„die Volkswirtschaft und die Gesellschaft durch Überschwemmungen ärmer werden“. Dass liege vor allem daran, dass der Anteil der versicherten Schäden bei Überschwemmungen in der Regel relativ gering ist. Nach Angaben von Munich Re verursachten große Überfl utungen in den 1990er-Jahren volkswirtschaftliche Schäden von fast 250 Milliarden US-Dollar, die Versicherungs-schäden betrugen aber nur 9 Milliarden. „Selbst wenn es eine Versicherung gibt, ist der Schaden meist nicht zur Gänze gedeckt“, sind sich Schuh und Höbarth einig. Das gelte auch dann, wenn der Katastrophenfonds einspringt. Private und

Page 15: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

15WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER

WIE VIEL WASSER ...benötigt man für die Herstellung verschiedener Waren?

a) 4,6 Liter b) 160 Liter c) 458 Liter d) 2.500 Liter e) 7.850 Liter f) 15.415 Liter

Die Zahlen im Quiz stammen aus dem Buch „Your Water Footprint“ von Steven Leahy (2014).

Wissen Sie, wie viel Wasser für welches Produkt benötigt wird? Ordnen Sie die Güter dem Wasserverbrauch zu!

Die Aufl ösung fi nden Sie auf Seite 35. Wenn Sie falsch getippt haben, ärgern Sie sich nicht – womöglich liegen Sie mit Ihrer Schätzung näher an der Realität als die hier angegebenen Werte. Bei der Berechnung des „Was-ser-Fußabdrucks“ gibt es eine Vielzahl von Variablen, wodurch sich enorme Diff erenzen in der Herstellung ergeben. Rechnet man nur den Wasserverbrauch der eigentlichen Produktion oder auch den, der in den Aus-gangsstoff en steckt? Wie kalkuliert man verschmutztes Wasser ein?

Für Stahl fi nden sich beispielsweise Schätzungen von 620 bis 2.300.000  Liter pro Tonne: Die eigentliche Pro-duktion benötigt nicht viel Wasser. Im verbrauchten Koks steckt schon wesentlich mehr. Noch einmal weit in die Höhe getrieben wird der Wert, wenn man den „grauen“ Wasser-Fußabdruck einbezieht: jene Menge Wasser, die man zum Beispiel benötigen würde, um das mit Cadmium verschmutzte Wasser aus der Erzaufbereitung so weit zu verdünnen, dass es wieder Trinkwasserqualität hat.

Aber auch wenn die Rechenweise klar ist, lassen sich keine allgemeingültigen Werte eruieren: Für die Her-stellung von Weizen benötigt man etwa in Westeuropa nur ein Drittel der weltweiten Durchschnittsmenge an Wasser. In einem österreichischen Semmerl steckt daher viel weniger Wasser als in einem Gebäckstück aus einer trockeneren Weltgegend, wo stark be wässert werden muss.

Beton1 kg

Banane1

Satz Autoreifen (4 Stück)

1

synthetischer Kautschuk

1 kg

T-Shirt (Baumwolle)1

Rindfl eisch1 kg

www.oekb.at

Page 16: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

Relevant 3/2016www.oekb.at

16

Ein Sechstel des weltweiten Strombedarfs wird durch Wasserkraftwerke gedeckt – deutlich mehr als beispielsweise durch Kernkraft und doppelt so viel wie durch alle anderen regenerativen Energiequellen gemeinsam. Doch an der Frage, wie umweltfreundlich Wasserkraft wirklich ist, scheiden sich die Geister.

Die Vorzüge von Wasserkraftwerken sind nicht von der Hand zu weisen: Sie verbrauchen keine Ressourcen, es entstehen keine schädlichen Emissionen, und die Produktion ist gut vorher-sagbar und in Sekundenschnelle steuerbar. Speicherkraftwerke wirken wie riesige Batterien: Aus Regenfällen im Sommer wird Heizenergie für den Winter. Pumpspeicherkraftwerke sind zudem ein wichtiger Stabilisator für Stromnetze: Da immer gleich viel Energie ins Netz eingespeist

Grüner Strom oder rote Karte?

WASSERKRAFT Umweltfreundlich oder nicht – Wasserkraftwerke können beides sein. Bevor die OeKB die Absicherung von Exporten österreichischer Unternehmen befürwortet, prüft sie die Projekte auf Herz und Nieren.

werden muss, wie entnommen wird, schalten sie bei Bedarf auf Pumpbetrieb um.

Wo Licht ist, ist auch SchattenDoch es gibt auch Nachteile, die lange Zeit unterschätzt oder kleingeredet wurden – an erster Stelle die ökologischen Auswirkungen: Wasserkraftwerke können das Grundwasser der Umgebung verändern, eine Gefahr für Fische darstellen, dem Fluss Treibgut und nährstoff -reichen Schlamm entziehen ... Wie „grün“ der Strom eines Wasserkraftwerks ist, hängt deshalb maßgeblich davon ab, was getan wird, um die Umweltverträglichkeit zu gewährleisten.

Die Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie der EU sind streng – sie führten unter anderem dazu, dass heimische Kraftwerksbetreiber viele

Hinweis: Werfen Sie einen Blick auf Seite 24: Der diesmal vor-gestellte „Export Champion“ ist ein auf Kleinwasserkraft-werke spezialisiertes Unternehmen – die Geppert GmbH aus Hall in Tirol.

Page 17: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

www.oekb.at

17

Millionen Euro in Fischwanderhilfen investierten. Nationale Regelungen außerhalb der EU sind oft viel lockerer, und ob ihre Einhaltung kontrolliert und Verstöße geahndet werden, steht wieder auf einem anderen Blatt. Wenn österreichische Beiträge zu einem Projekt über die OeKB ab-gesichert oder fi nanziert werden sollen, startet daher ein Prüfprozess. „Jeder Exportantrag, egal wie groß oder klein, wird bezüglich Umwelt-, So-zial- und Menschenrechtsaspekten gescreent“, erklärt Christian Hanzlik von der OeKB.

Internationale StandardsLangfristig fi nanzierte Wasserkraftwerke erwartet in Folge entsprechend den Vorgaben von OECD und Finanzministerium prinzipiell eine sehr eingehende Betrachtung. „Das inkludiert zum Beispiel eine unabhängige Umweltverträg-lichkeitsstudie, die überprüft, ob internationale Standards eingehalten werden“, sagt Hanzlik. Neben ökologischen werden dabei auch gesellschaftliche Auswirkungen evaluiert: Sind Umsiedelungen nötig? Gibt es Enteignungen? Sind Kulturgüter in Gefahr? ...

Nach der Analyse wird ein Maßnahmenkatalog erstellt, wie Hanzlik berichtet. Die Prüfung, aber auch das spätere Monitoring passieren oftmals unter Zuhilfenahme unabhängiger Consultants – bei großen Vorhaben macht sich auch die OeKB selbst vor Ort ein Bild.

Rote Karten sind rarMeistens fi nden die Verfahren ein positives Ende. „Mittlerweile können die Exporteure

Österreichischer Ökostrom

Das Thema Wasserkraft beschäftigt die OeKB Gruppe nicht nur, wenn es um Exporte geht: Sie spielt auch bei der Abwicklung von Ökostrom-För-derungen für inländische Erzeuger eine zentrale Rolle: Die OeKB hält 12,5 Prozent an der OeMAG, der zentralen Ansprechstelle für alle Fragen der Ökostromabwicklung in Österreich. Diese wickelt unter anderem die staatliche Investitions- und Tariff örderung für Wasserkraftanlagen ab. Einen geförderten Einspeisetarif kann man zum Beispiel für neue oder revitalisierte Kleinwasserkraftanlagen unter zwei Megawatt beantragen: Wird eine Förderung zugesagt, kommen die Betreiber 13 Jahre lang in den Genuss der geförderten Abnahme des Ökostroms durch die OeMAG. Bei der Verrechnung dieser Vergütungen kommt die OeKB erneut ins Spiel: Abgerechnet wird nämlich durch die OeKB Energiemarkt Services – das gilt nicht nur für Kleinwasserkraft, sondern auch für sonstige geförderte Ökostromanlagen von Biomasse über Photovoltaik bis Windkraft.

WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER

>

Österreichischer Ökostrom

Das Thema Wasserkraft beschäftigt die OeKB Gruppe nicht nur, wenn es um Exporte geht: Sie spielt auch bei der Abwicklung von Ökostrom-För-derungen für inländische Erzeuger eine zentrale Rolle: Die OeKB hält 12,5 Prozent an der OeMAG, der zentralen Ansprechstelle für alle Fragen der Ökostromabwicklung in Österreich. Diese wickelt unter anderem die staatliche Investitions- und Tariff örderung für Wasserkraftanlagen ab. Einen geförderten Einspeisetarif kann man zum Beispiel für neue oder revitalisierte Kleinwasserkraftanlagen unter zwei Megawatt beantragen: Wird eine Förderung zugesagt, kommen die Betreiber 13 Jahre lang in den Genuss der geförderten Abnahme des Ökostroms durch die OeMAG. Bei der Verrechnung dieser Vergütungen kommt die OeKB erneut ins Spiel: Abgerechnet wird nämlich durch die OeKB Energiemarkt Services – das gilt nicht nur für Kleinwasserkraft, sondern auch für sonstige geförderte Ökostromanlagen von Biomasse über Photovoltaik bis Windkraft.

Das Thema Wasserkraft beschäftigt die OeKB Gruppe nicht nur, wenn es

Page 18: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

www.oekb.at Relevant 3/2016

18

einschätzen, wie hoch die Chance auf eine Genehmigung ist“, meint Christian Hanzlik. Dass es auch anders laufen kann, zeigte aber das Beispiel Ilisu-Staudamm: Bei dem türkischen Großvorhaben wurden vereinbarte Auflagen nicht erfüllt, weshalb Österreich (aber auch Deutschland und die Schweiz) schließlich keine Exportabsicherung gewährte.

Die Auflagen für Exportgarantien tun dem internationalen Erfolg österreichischer Was-serkraft-Zulieferer jedenfalls keinen Abbruch. Statistisch ist der Sektor zwar schwer zu fassen – schließlich inkludiert er verschiedenste Firmen, vom Planungsbüro bis zum Turbinen-bauer –, es ist jedoch unbestritten, dass er ein wichtiger Pfeiler des Außenhandels ist. „Neben den Großen wie Andritz Hydro sind auch sehr viele kleinere Betriebe aktiv“, bestätigt Hanzlik. Deren Exportquoten liegen oft weit über 90 Prozent.

>

18.200 MW

Drei-Schluchten-Talsperre (heutige Leistung)

791 MW

Maltakraftwerke (heutige Leistung)

78 MW

Kraftwerk an den Niagara-Fällen (1895)

1.345 MW

Hoover Dam (1939)

Vom Wasserrad zur Rekordjagd

Schon zu biblischen Zeiten wurde die Energie des Wassers genutzt, um zum Beispiel Getreide zu mahlen. Die ersten Wasserkraftwerke, die elektrische Energie erzeugten, wurden in den 1880ern errichtet – wenige Jahre später erreichten die stärksten Anlagen schon über 100.000 Pferdestärken. Einen wertvollen Beitrag zur Weiterentwicklung leistete Viktor Kaplan mit der nach ihm benannten Turbine (1913). Im 20. Jahrhun-dert wurden die Kraftwerke immer größer: Ende der 1930er war jenes am weltberühmten Hoover Dam bei Las Vegas mit 1.345 Megawatt das leistungsstärkste der Welt. Das ist deutlich mehr, als heute Österreichs Rekordhalter, die Malta-kraftwerke, leisten, aber nicht einmal ein Zehntel der 2013 fertiggestellten Drei-Schluchten- Talsperre in China.

Page 19: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

www.oekb.at

19

Damit es keinen Konditionenwettlauf bei der staatlichen Exportunterstützung gibt, gilt unter den Mitgliedsländern der OECD ein „Gentle-men’s Agreement“. Die Vereinbarung regelt, wie Exportkredite öff entlich unterstützt werden dürfen – sei es durch eine Finanzierung aus öff entlichen Mitteln oder durch eine staatliche Exportkredit-versicherung. Besondere Erfordernisse spezieller Produktklassen werden in „Sektorenabkommen“ berücksichtigt. Solche Abkommen gelten zum Beispiel für Flugzeuge, Schiff e oder Kraftwerke. Die österreichische Wirtschaft profi tiert von zwei der Sektorenabkommen besonders stark: jenem für Eisenbahninfrastruktur und jenem für „Erneuer-bare Energien, Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel sowie Wasserprojekte“.

Längere Laufzeiten, fl exible RückzahlungZentrale Vorzüge in der Exportunterstützung,

Impuls für die Klima- und WasserwirtschaftEXPORTKONDITIONEN Um globale Umweltherausforderungen zu meistern, genießen Exportprojekte aus den Bereichen Erneuerbare Energien, Klimaschutz sowie Wasserinfrastruktur besondere Vorzüge bei Exportgarantien und -fi nanzierungen.

die sich aus diesem Abkommen ergeben, sind eine verlängerte Kreditlaufzeit (bis zu 18 Jahren), fl exiblere Modalitäten bei der Rückzahlung sowie teils auch erhöhte deckungsfähige Kostenanteile. Diese Vorzüge genießen neben Sonnen-, Wind- und Wasserkraft zum Beispiel auch Projekte in den Be-reichen Abfallverbrennung, Fernwärme, Intelligente Stromnetze sowie Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung.

Die Unternehmen aus diesen Branchen leisten in Österreich einen bemerkenswerten volkswirt-schaftlichen Beitrag – alleine der Wirtschaftsbe-reich Erneuerbare Energien erzielte 2013 einen Umsatz von 6,3 Milliarden Euro und beschäftige fast 40.000 Menschen – und weisen eine beträcht-liche Exportquote auf. Durch die weltweit steigen-de Nachfrage nach klimafreundlichen Technologien ist auch das Wachstumspotenzial beachtlich. π

WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER

Impuls für die Klima-

Page 20: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

Relevant 3/2016www.oekb.at

20 INTERVIEW

HELMUT BERNKOPF wurde 1967 in Wien geboren. An der WU Wien schloss er ein Studium der Handelswissenschaften ab. Danach war er als Manager in der Bank Austria bzw. UniCredit tätig, unter ande-rem in England, Rumänien und Russland. Als Head of Commercial Banking und Mitglied des Vorstandes vertrat Bernkopf in den vergangenen Jahren die UniCredit Bank Austria AG im Aufsichtsrat der OeKB.

Page 21: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

www.oekb.at

„Erfolgreich sind wir dann, wenn unsere Kunden es sind“

21

Sie sind seit zwei Monaten Vorstand in der OeKB. Was sind Ihre ersten Eindrücke?Ich habe die OeKB schon davor als Mitglied des Aufsichtsrates näher kennengelernt. Aber es ist dann doch eine andere Perspektive, wenn man operativ im Unternehmen tätig ist. Die ersten Wochen in dieser Rolle haben mir bestätigt, dass hier überaus professionell gearbeitet wird – das Team ist sehr kommittiert und motiviert.

Was ist für Sie der größte Unterschied der OeKB zu einer Kommerzbank? Die OeKB befindet sich aus meiner Sicht in einer Art Dreieck: Auf der einen Seite steht die österreichische Wirtschaft, speziell die Exportwirtschaft. Sie zu unterstützen ist unsere zentrale Aufgabe. Auf der zweiten Seite stehen die Banken, die auch gleichzeitig Eigentümer sind. Und auf der dritten Seite steht der Staat in Form des Finanzministeriums, der als Haftungs-geber Risiken übernimmt. Die OeKB muss für alle Seiten ein kompetenter Partner sein, sie bildet die Schnittstelle.

Was bedeutet diese Sonderstellung als Spezial institut für die Arbeit der OeKB?Es gibt keine zweite Bank, die idente Services anbietet. Man muss deshalb sehr aufpassen, dass man hier nicht in die Denke verfällt, man stünde nicht im Wettbewerb. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns auf dieser scheinbar komfortablen Position nicht ausruhen, sondern hungrig bleiben und Dienstleistungen auf höchs-tem Niveau bieten.

Die Wirtschaftsentwicklung ist derzeit ver-halten. Schmälert das den Erfolg der OeKB? Die OeKB spürt Veränderungen in der Stimmung speziell in den Export Services sehr unmittelbar, weil hinter unseren Geschäften ja immer ein kon-kretes Projekt stehen muss – eine Bestellung, ein Investment im Ausland ... Von diesen Projekten gibt es natürlich in Zeiten, in denen die Wirtschaft nicht richtig wächst, weniger. Den Erfolg der OeKB darf man allerdings nicht nur an der Zahl der Ge-schäfte, die wir abschließen, messen: Erfolgreich sind wir dann, wenn unsere Kunden es sind, wenn wir die Wirtschaft bestmöglich unterstützen. Je schwieriger das wirtschaftliche Umfeld ist, desto wichtiger ist die OeKB, desto wichtiger ist es, dass wir nahe an den Kunden sind und ihnen helfen, die möglichen Projekte auch umzusetzen.

Sehen Sie Zeichen für einen baldigen Aufschwung?In den letzten Monaten zeigen sich vermehrt Licht blicke. Wir bekommen sehr viele Anfragen, haben mehr in Aussicht stehende Geschäfte in der Pipeline als in vorangegangenen Perioden. Wir hoffen nun natürlich, dass unsere Partner, die Unternehmen, möglichst viele Aufträge gewinnen und wir dadurch die Chance bekommen, sie mit unseren Produkten zu unterstützen.

Was wünschen sich die Unternehmen von der Finanzindustrie bzw. der OeKB?Wenn man die Frage so stellt, wird die Antwort in Bezug auf Finanzierungen immer „billiger und längere Laufzeit“ sein. Da müssen wir >

FÜHRUNGSWECHSEL Seit August ist Helmut Bernkopf Mitglied des Vorstandes der OeKB. Lesen Sie hier darüber, wie er die Rolle der OeKB Gruppe sieht und wie diese zum Wachstum der österreichischen Wirtschaft beitragen soll.

Page 22: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

www.oekb.at

22 INTERVIEW

Relevant 3/2016

konkurrenzfähig sein und entsprechende Konditi-onen anbieten können, keine Frage. Aber was an der OeKB besonders geschätzt wird, geht darüber hinaus: Wir bringen Know-how über Risiken in aller Herren Länder und Entwicklungen dieser Märkte mit. Dadurch und durch unsere Erfahrung können wir geplante Projekte verstehen, analysieren und den Unternehmern hilfreiche Rückmeldungen zu ihren Plänen geben.

Sie gelten als jemand, der viel von Besuchen bei Firmen vor Ort hält. Warum ist Ihnen das wichtig?Man lernt dabei nicht nur sehr viel über das einzelne Produkt oder den Geschäftszweig des jeweiligen Unternehmens, sondern man bekommt auch ein gutes Gefühl für das Umfeld. Persönliche Besuche helfen natürlich auch, die Machbarkeit von Projekten und Investitionen, die diese Unternehmen tätigen, besser einzuschätzen und die Menschen kennenzulernen, die dahinterstehen. Mir ist es immer schwer gefallen, rein vom Schreib-tisch aus anhand von ein paar Zahlen ein Geschäft komplett zu verstehen und richtig zu beurteilen.

Sie widmen sich im Vorstand schwerpunkt-mäßig den Export Services. Sehen Sie einen Bedarf, das Angebot der OeKB zu verändern?Die Wirtschaft ist sehr dynamisch, und dem-entsprechend müssen wir immer wieder unsere

Produktpalette optimieren. Zum Beispiel sind unsere Produkte derzeit stark an österreichische Wertschöpfung gekoppelt, während in der globalen Wirtschaftswelt von heute ein Handelsgut oft sehr viele Fertigungsschritte in verschiedenen Ländern durchläuft. Neben der Wertschöpfung sollte man deshalb andere relevante Aspekte miteinbeziehen, wie Standorterhalt und damit die Arbeitsplatzsi-cherung in Österreich. Ich bin überzeugt, dass das auch der Gesetzgeber berücksichtigen wird. Der rechtliche Rahmen sollte so adaptiert werden, dass unser Angebot auch künftig dem Bedarf der Wirt-schaft entsprechen kann. Da sollten wir Exportför-dersystemen anderer Länder nicht nachstehen.

Die OeKB Gruppe erfüllt neben den Services für die Exportwirtschaft eine sehr breite Palette an Aufgaben, von Entwicklungsfinan-zierung bis zur Meldestelle für den Kapital-markt. Ist das strategisch sinnvoll?Es ist vielleicht nicht auf den ersten Blick ersicht-lich, aber all unsere Services haben ein gemeinsa-mes Ziel: Sie tragen dazu bei, dass die Wirtschaft wachsen kann. Das gilt sowohl für die Export Services als auch für die Kapitalmarkt Services, den Bereich des Clearings für den Energiehandel und Töchter wie die Entwicklungsbank. Hier gibt es also durchaus eine strategische Klammer. Wir wol-len weiterhin in all diesen Bereichen gute Services bieten und verfolgen intensiv die Entwicklungen in der jeweiligen Nische.

Was würden Sie gerne am Ende Ihrer ersten Vorstandsperiode sagen können? Am liebsten, dass die OeKB und ihre Partner gemeinsam mit der heimischen Wirtschaft wieder Zuwächse erzielen konnten. Aber auch wenn die Konjunktur verhalten bleibt, will ich sagen können, dass wir die Wirtschaft bestmöglich unterstützt haben, indem wir Dienstleistungen und Produkte noch effizienter gestaltet haben. Das schaffen wir nur, indem wir immer wieder unsere eigenen Prozesse optimieren und uns sehr nahe am Kunden bewegen. π

WEITERENTWICKELN will Bernkopf die Ser-vices der OeKB Gruppe: wirtschaftliche Rahmen-bedingungen und Kunden-bedürfnisse verändern sich laufend.

>

Page 23: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

www.oekb.at

23KAPITALMARKT SERVICES

Transparenz bei Fonds-Besteuerung

Die Besteuerung von Einkünften aus Kapitalver-mögen (KESt), auch solche aus Investmentfonds, wurde mit dem Budgetbegleitgesetz 2011 neu geregelt. Am 6. Juni 2016 trat nun nach umfas-senden Vorarbeiten eine Verordnung in Kraft, die einen einheitlichen, qualitativ hochwertigen Standard der Meldung, der Ermittlung und der Veröffentlichung von steuerrelevanten Daten zu Fonds begründet.

Das Budgetbegleitgesetz 2011 änderte unter anderem die Systematik, nach der Investment-fonds besteuert werden. Daraus ergab sich die dringliche Forderung nach einer einheitlichen und allgemeinen Verfügbarkeit der für Kreditinstitute und Anleger notwendigen Steuerdaten von Investmentfonds. Diese Forderungen erfüllen das Investmentfondsgesetz 2011 und das Immobili-en-Investmentfondsgesetz. Sie regeln, dass die Daten bei der Oesterreichischen Kontrollbank, die die Funktion der Meldestelle gemäß KMG inne hat, gemeldet, von dieser die ertragsteuer-liche Behandlung errechnet und veröffentlicht werden. Die Veröffentlichung der Steuerdaten zu Fonds erfolgt auf www.profitweb.at.

Ablöse für ÜbergangslösungWelche Form die Meldungen dieser steuerrele-vanten Daten haben müssen und in welcher Form das Ergebnis der Berechnung – die ertragsteuer-liche Behandlung – veröffentlicht wird, regelt die nun in Kraft getretene Fonds-Melde-Verordnung 2015 (FMV 2015) vom 24. Juni 2015. Die FMV 2015 trägt den Anforderungen des Gesetzge-bers nach einer umfassenden Darstellung der steuerlich relevanten Daten Rechnung.

FONDS-MELDE-VERORDNUNG Seit Juni veröffentlicht die OeKB steuerrelevante Daten zu Investmentfonds in neuer Form.

Die FMV 2015 folgte auf die Fonds-Melde-Verord-nung (BGBl. II Nr. 96/2012) aus dem Jahr 2012, die als Übergangslösung konzipiert worden war. Dieses Projekt bedurfte umfassender Vorarbeiten, die durch weitere laufende Gesetzesänderungen (insbesondere AIFMG, AbgÄG 2014 usw.) zuneh-mend komplexer wurden. π

VON DER MELDUNG ZUR VERSTEUERUNG

1. Die steuerlichen Vertreter der Fonds melden die steuerrelevanten Daten zu Investmentfonds entsprechend den Vorgaben der FMV 2015 auf automatisiertem Weg an die OeKB. Die OeKB nimmt die steuerrelevanten Daten für die Berechnung der ertragsteuerlichen Behandlung (KESt) bei Investmentfonds entgegen, hat aller-dings keine inhaltliche Prüfungskompetenz – die Richtigkeit der Meldung liegt in der Verantwortung der steuerlichen Vertreter.

2. Auf Basis der Ermittlungsvorgaben, die seitens des BMF gemäß § 1 Abs. 2 der FMV 2015 zur Verfügung gestellt werden, führt die OeKB die Berechnungen durch.

3. Die OeKB veröffentlicht auf www.profitweb.at Informationen wie 

• die KESt der gemeldeten Daten für unter-schiedliche Anlegerkategorien,

• die Ertragsdaten und • die gemeldeten Daten selbst.

4. Auf Basis der Daten erfolgt der Steuerabzug bei den depotführenden Banken.

Page 24: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

BHUTAN als Ziel einer Lieferung war für

den jungen Guntram Geppert eine Erfahrung

fürs Leben.

Relevant 3/2016www.oekb.at

24

Haller Turbinen im HimalayaGEPPERT GMBH Seit 120 Jahren produziert und installiert das Tiroler Unternehmen Kleinwasserkraft-anlagen und deren Bestandteile. Im Einsatz sind die Tiroler Turbinen in aller Welt – selbst in Bhutan.

Mit Wasser lässt sich Energie erzeugen, ohne es dabei zu verbrauchen: Dieses Vorteils war sich auch Guntram Geppert, Geschäftsführer des gleichnamigen Familienunternehmens, von jungen Jahren an bewusst. So wie schon bei seinem Vater, Großvater und Urgroßvater dreht sich heute auch in seinem Leben alles um die Kraft des Wassers.

„Die Kunden meines Urgroßvaters waren Schutz-hütten, Bauernhöfe und kleine Betriebe in der Umgebung“, berichtet Geppert. Heute, nach 120 Jahren Firmengeschichte, ermöglichen Turbinen aus Hall in Tirol den Betrieb von mittlerweile über 4.000 Wasserkraftanlagen weltweit. Aber es war nicht immer leicht: „In den 1950er-Jahren hat man größere Kraftwerke der Landesgesellschaften

und Gemeindewerke aufgebaut. Dadurch wurden die kleinen Anlagen immer weiter zurückge-drängt“, so Geppert. Die 80er- Jahre brachten einen Aufschwung, danach ging es wieder bergab: Die Marktpreise fielen und die Kraftwerksbetrei-ber mussten ihre Anlagen in die Netze der großen Energieversorger ein spei sen. Erst ab dem Jahr 2000 gewann die Wasserkraft wieder an Attrak-tivität: „Durch die Ökostrom-Zertifikate wurden erneuerbare Energien in Österreich bewusst in den Vordergrund gespielt“, so Geppert. Der Boom hielt leider nicht lange an – 2004 ließ er hierzulan-de schon wieder nach.

Die ersten Exporte führen nach Südasien Die logische Konsequenz des schwankenden Energiemarkts in Österreich war für die Gep-perts der Export: Die ersten größeren Projekte führten in den 1990er-Jahren gleich tausende Kilometer gen Osten – nach Nepal und Bhutan. Dort erbaute man Kraftwerke, die von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit mitfinanziert worden waren. Guntram Geppert, damals noch Student, leitete im Jahr 1995 die Montage in Bhutan. Die elf Wochen, die er dort verbrachte, waren eine einzigartige Erfahrung mit vielen unerwarteten Situationen. „Wir hatten unseren Seetransport über Indien, und alle

EXPORT CHAMPIONS export champion

s

Page 25: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

GUNTRAM GEPPERT leitet die Firma, die sein Urgroßvater gründete.

KLEINKRAFTWERKEin aller Welt arbeiten mit

den Anlagen des Tiroler Familienunternehmens.

www.oekb.at

25

unsere Teile hätten in Containern über die Grenze nach Bhutan gebracht werden sollen. Aber an der Grenze erfuhren wir, dass indische LKWs nicht in Bhutan fahren durften. So mussten wir einen Kran und bhutanische LKWs organisieren und alles umladen“, erzählt Geppert. Er lernte, mit Herausforderungen wie dieser zurechtzukommen. „Es ist wichtig, improvisieren zu können. Ab und zu ärgert’s einen, aber es gibt auch viele unter-haltsame Momente“, so der Geschäftsführer in vierter Generation.

Derzeit macht der Exportanteil des Unterneh-mens 70 Prozent aus. Geppert’sche Anlagen werden etwa in Italien, Griechenland und vor allem der Türkei und in der benachbarten Schweiz betrieben. „Außerdem versuchen wir gerade, in Lateinamerika und Südostasien Fuß zu fassen. Erst vor Kurzem konnten wir einen Auftrag für zwei Anlagen in Chile fixieren – ein guter Markt-einstieg!“, berichtet Geppert.

Über kulturelle Unterschiede und höhere GewaltenWas die größten Herausforderungen im Ex-port-Business seien? „Oft werden Projekte einfach gestoppt, weil es Einsprüche gibt, und wir bleiben auf halbfertigen Anlagen sitzen und

müssen warten, bis sich alles geregelt hat. Aber auch Naturereignisse wie Hochwasser oder Hangrutsche können den Bau unterbrechen oder unmöglich machen“, so Geppert. Dazu kommen juristische und kulturelle Eigenheiten: So sei das Arbeiten am Samstag in einzelnen Kantonen der Schweiz verboten, während man in der Türkei jeden Tag der Woche nutzen kann. In Bhutan musste damals wegen wichtiger Feste mehrere Tage lang pausiert werden: „Da ging dann gar nichts“, erinnert sich Geppert – heute kann er darüber schmunzeln.

Ein Unternehmen mit einem derart hohen Exportanteil ist natürlich auch an entsprechen-den Absicherungen interessiert. „Wir sind sehr zufrieden mit unserer Zusammenarbeit mit der OeKB. Durch das Ausweichen auf Exportmärkte ist für uns der Umsatz stabiler und kalkulierba-rer geworden und wir können einfach besser planen“, meint der Tiroler Geppert, der fest davon überzeugt ist, dass die Wasserkraft „vielleicht nicht kurzfristig, aber mittelfristig“ eine große Zukunft hat: „Fossile Energieträger sind be-schränkt und die Nuklearenergie kann schwere Schäden anrichten. Daher glaube ich, dass nur erneuerbare Energieträger die Welt nachhaltig mit Strom versorgen können.“ π

Page 26: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

Relevant 3/2016www.oekb.at

26

Der Insel-Riese und sein „Obama“INDONESIEN Die viertgrößte Bevölkerung der Welt, eine wachsende Mittelschicht, jede Menge Rohstoffe: Indonesien würde wohl florieren, wären da nicht Bürokratie und Korruption. Ein reformfreudiger Präsident will diese beseitigen.

Die entlegene Provinz Papua dagegen ist größer als Deutschland, beheimatet aber nicht einmal drei Millionen Menschen. Fast 90 Prozent der Bevölkerung sind Muslime, der Rest überwiegend Christen. Der Hinduismus hat sich nur auf der Insel Bali gehalten – der historische hinduistische und buddhistische Einfluss (siehe rechts) ist allerdings noch deutlich sichtbar.

Wirtschaft und Bevölkerung wachsenIndonesiens Wirtschaft wächst kontinuierlich. Seit 2010 lag das Wachstum immer über fünf Prozent,

Mehr als 5.000 Kilometer Luftlinie trennen Indo-nesiens westlichste Stadt, Banda Aceh, von der östlichsten, Jayapura. Österreich ist von China, Kanada oder dem Kongo weniger weit entfernt als diese beiden Städte voneinander. Und zwischen den Städten liegen 17.500 Inseln, mehr als die Hälfte davon bewohnt, von 260 Millionen Men-schen, die rund 700 Volksgruppen angehören und mehr als 300 verschiedene Sprachen sprechen. Das Zentrum Indonesiens ist die Insel Java: Kaum größer als Island, aber fast vierhundertmal so dicht besiedelt, mit 145 Millionen Einwohnern.

TEE, KAFFEE, KAKAO: Indonesien ist einer der größten Produzenten der

Zutaten für Heißgetränke.

LÄNDERREPORT

wirtschaftsr

egio

n

INDONESIEN

Page 27: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

www.oekb.at

auch für heuer wird diese Größenordnung erwartet. Und das in einem schwierigen Umfeld, wie Indonesiens Botschafter in Wien, Rachmat Budiman, betont: „Die Wirtschaft hat sich resilient gezeigt gegenüber dem Abschwung an internationalen Börsen, fallenden Ölpreisen und dem gebremsten Wachstum Chinas.“ Was auf den ersten Blick gut aussieht, muss allerdings in Relation zur wachsenden Bevölkerung gesehen werden. Clemens Machal, der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Jakarta, sagt dazu: „Um genug Jobs zu schaffen, bräuchte man vermut-lich sieben Prozent.“

Produziert und exportiert werden in erster Linie Primärgüter: Indonesien ist weltgrößter Palmöl-produzent und gehört zu den größten Herstellern von Naturkautschuk, Kakao, Kaffee und Tee. Zudem werden diverse Bodenschätze abgebaut: Öl, Gas, Kohle, Gold, Kupfer ... „Das Land hat eigentlich alles“, sagt Machal, „und die Ressour-cen sind auch über die Inseln verteilt.“ Dennoch wird das Potenzial bisher nicht ausgeschöpft: „Selbst ist Indonesien dazu technologisch nicht in der Lage, und für ausländische Investoren ist es nicht attraktiv genug.“ Das liege mit an der

Rohstoffpreisentwicklung und der sinkenden Nachfrage aus China. Andere Gründe dagegen sind hausgemacht.

Indonesischer „Obama“ bemüht sichGroße Hemmschuhe der wirtschaftlichen Ent-wicklung sind Bürokratie, Korruption und man-gelnde Rechtssicherheit. Die aktuelle Regierung hat diese Herausforderungen erkannt. Präsident Joko Widodo, genannt Jokowi, ist seit 2014 an der Macht, erinnert optisch ein wenig an Barack Obama und gilt als Reformer. Er ist der erste Staatschef, der nicht aus dem alten Establish-ment kommt und hat sich Entbürokratisierung und den Kampf gegen Korruption als große Ziele gesetzt. „Er bemüht sich sehr“, kommentiert Machal, wobei mitschwingt, dass Widodo dabei auf Widerstand trifft. Er hat keine große Partei hinter sich, was die Vorhaben erschwert.

Botschafter Budiman verweist darauf, dass Indonesien „zuletzt zahlreiche steuerliche und finanzielle Reformen umgesetzt hat. Neue Sektoren wurden für internationale Investoren geöffnet und die Geschäftsfreundlichkeit durch einen nationalen One-Stop-Service erhöht.“

17.500 INSELN hat Indonesien. Touristisch erschlossen ist nur ein Bruchteil.

Weite Teile Indonesiens haben eine gemeinsame Geschichte: Sumatra und Java waren ab etwa 700 nach Christus Teil eines großen buddhistischen Königreichs, bevor sich um 1300 das hinduistische Reich Majapahit etablierte, das zu seinen Glanzzeiten fast das gesamte heutige Indonesien und Malaysia umfasste. Ab dem 15. Jahr-hundert drangen arabische Händler vor, die den Islam mitbrachten. Erste europä-ische Eindringlinge waren Portugiesen, die aber schon im 17. Jahrhundert von Niederländern abgelöst wurden. Deren Kolonie wuchs laufend, und ab 1908 umfasste Niederlän-disch-Indien das gesamte spätere Indonesien. Im Zweiten Weltkrieg besetz-ten die Japaner zwischen-zeitlich das Land, in den Wirren danach vertrieben Unabhängigkeitskämpfer unter Sukarno die nieder-ländischen Kolonialisten. 1949 wurde Indonesien unabhängig und Sukarno Präsident. Ihm folgte 1967 der brutale, aber vom Westen geduldete rechtsgerichtete Diktator Suharto. Erst 1998 wurde er zum Rücktritt gedrängt und es gab erstmals freie Wahlen.

KÖNIGE, KOLONIALISTEN, DIKTATOREN

27

>

Page 28: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

Relevant 3/2016www.oekb.at

28 LÄNDERREPORT

Mehr Geschäftsfreundlichkeit hätte das Land auch dringend nötig: Zuletzt lag es im Ease of Doing Business Index der Weltbank nur auf Rang 109 von 189. Tatsächlich adressiert ein im Frühjahr präsentiertes Maßnahmenpaket alle zehn in diesem Index enthaltenen Indikatoren. Ein Unternehmen zu gründen soll etwa künftig nur mehr 10 statt 47 Tage dauern, Steuererklärungen können online abgegeben werden, die Gebühren für Grunderwerb werden reduziert.

Hürden weg, Hürden her Jedoch sind nicht alle Reformen Widodos freund-lich gegenüber ausländischen Unternehmen: So wurden etwa neue Einfuhrbeschränkungen festgelegt, ein strenges Halal-Kennzeichnungs-gesetz erlassen und der Arbeitsmarktzugang bleibt auch nach Gesetzesänderungen stark reguliert. Zu sehen ist das vor dem Hintergrund der ASEAN-Mitgliedschaft Indonesiens: In diesem asiatischen Wirtschaftsbündnis werden immer mehr Hürden abgebaut, gleichzeitig versucht Indonesien, durch protektionistische Maßnahmen nationale Interessen zu schützen. Mit der EU besteht kein Freihandelsabkommen – Verhand-lungen laufen.

Bekleidung für Österreich, Maschinen für IndonesienDie Handelsbilanz mit Österreich war in den letzten Jahren ausgewogen. In jede Richtung

>

PLUS/MINUS

+ riesiger Markt+ wachsende Mittelschicht+ intensiver

Infrastruktur-Ausbau+ potenziell hohe

Gewinnmargen

- viel Bürokratie- Korruption und

Vetternwirtschaft- anhaltender

Protektionismus- bescheidene

Ausbildungsstandards

JOKO WIDODO gilt nicht zuletzt aufgrund seines Aussehens als „indonesischer Obama“.

Tourismus ist eine der dynamischsten BranchenDer Botschafter Indonesiens in Österreich, Rachmat Budiman, im Kurzinterview.

Woran lässt sich die positive Entwick-lung Indonesiens ablesen? In den vergangenen Jahren zeigen alle Faktoren des Human Development Index eine klar positive Entwicklung: Lebenserwartung, Ausbildungsjahre und Pro-Kopf-Einkommen. Auch die Zahl der Menschen in Armut ist zurückgegangen.

Was macht Indonesien für ausländische Unternehmen attraktiv? Wir haben bereits jetzt die viertgrößte Mittelklasse der Welt, und ihre Kaufkraft wird deutlich steigen. Die Wirtschaft stellt nicht mehr nur Grunderzeugnisse her, sondern auch immer mehr verarbeitete Güter. Das Wachstum ist konstant und die Inflation mit rund 6 Prozent überschaubar.

Welche Rolle spielt der Tourismus?Er ist eine der dynamischsten Branchen und eine wichtige Quelle für Devisen. 2015 gab es einen Rekord von 10,4 Millio-nen internationalen Ankünften – und jeder Besucher gibt im Schnitt mehr als 1.100 US-Dollar aus.Tourismus ist auch ein Türöffner für andere wirtschaftliche Aktivitäten: Geschäftsleute aus aller Welt lernen auf ReisenIndonesien und seine Produkte kennen, und immer wieder ergeben sich daraus neue Geschäfte. Davon profitieren nicht nur touristische Zentren wie Bali und Yogyakarta, sondern auch andere Regio-nen Indonesiens.

Page 29: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

www.oekb.at

29

flossen Waren im Wert von etwas über 200 Mil-lionen Euro. Die größten Import-Posten aus österreichischer Sicht sind Bekleidung, Schuhe, elektronische Komponenten, Zinn und Kautschuk. Exportiert werden vor allem Maschinen, gefolgt von Spezialpapier und Pappe sowie medizini-schen Instrumenten. „Indonesien ist nicht der erste Markt in Südostasien, den österreichische Unternehmen ansteuern“, kommentiert der Wirt-schaftsdelegierte Machal das eher bescheidene Maß der Exporte.

Rund 35 österreichische Firmen unterhalten in Indonesien Niederlassungen, sagt Machal. „Da-neben gibt es noch einige von Österreichern be-triebene Hotels, Pensionen und Tauchschulen auf Bali und anderen Inseln.“ Zumeist handelt es sich bei den Niederlassungen um Vertriebsstandorte, aber nicht nur: Lenzing betreibt in Indonesien das weltgrößte Viskosefaserwerk. Sehr aktiv sind unter anderem Waagner Biro (lieferte bereits über 1.000 Stahlbrücken), der Wasserkraft-Zulieferer Andritz Hydro sowie Starlinger, ein Produzent von Anlagen zur Erzeugung gewebter Kunststoffsäcke und für Kunststoff-Recycling.

Präsenz vor Ort lohnt sichBereits seit Ende der 1970er liefert Starlinger nach Indonesien, seit rund zehn Jahren betreibt man ein Büro vor Ort. „In Spitzenjahren ist Indonesien eines unserer Top-5-Exportländer“, berichtet Markus Geson von Starlinger. „Nach

dem Präsidentenwechsel haben viele unserer Kunden etwas abgewartet, aber heuer ziehen die Aufträge wieder an.“ Man mache dabei in Indonesien überwiegend positive Erfahrungen, sagt Geson: „Um die 90 Prozent der Exporte verlaufen völlig reibungslos. In den vielen Jahren hat es sich aber schon mehrfach bewährt, dass wir Geschäfte über die OeKB absichern.“

In ihren Hinweisen für Unternehmen, die nach Indonesien schielen, sind Machal und Geson einig: Es lohne sich, möglichst viele Informationen einzuholen – allgemeine und solche über den Geschäftspartner. Generell dauere vieles länger als bei uns: „Man muss hartnäckig und geduldig sein“, sagt Machal. Und last but not least: Ein Vertreter vor Ort ist unerlässlich. „Am besten ein eigenes Büro, aber zumindest ein guter Partner“, rät Geson. Und Machal ergänzt: „Von China aus kann man den Markt nicht erfolgreich bearbeiten – und auch von Singapur aus funktioniert es nur eingeschränkt, zu wichtig sind lokale Netzwerke und ständige Marktpräsenz.“

FETTE GESCHÄFTE macht Indonesien mit dem umstrittenen Palmöl: Es ist weltgrößter Exporteur.

Lebenserwartung72,5 Jahre

Human Development IndexRang 110 (von 188)

Geburtenrate 2,15 Kinder/Frau

256 Millionen EINWOHNER

INDONESIEN IN ZAHLEN

859 Mrd. US-$ absolut,pro Kopf 3.350 US-$

BIP

4,8 % BIP-WACHSTUM

6,4 % INFLATION

Jakarta

Quelle: CIA World Factbook, Zahlen für 2015

Page 30: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

Relevant 3/2016www.oekb.at

30 INNOVATION

Trinkgläser im Turbo-Tempo

Nur 17 Mitarbeiter hat die Firma Forma Glas – aber in ihrer Nische zählt sie zur Weltspitze: Der Anlagenbauer produziert Maschinen, mit denen zum Beispiel Trinkgläser und Geschenkartikel wie Vasen oder Schalen gefertigt werden können. Die Exportquote liegt bei 100 Prozent, große Abnehmermärkte sind unter anderem China und Tschechien.

Forma Glas investiert viel in die Entwicklung, die sowohl inhouse als auch mit Partnern durchge-führt wird. 2014/2015 brachte man die neueste Generation einer Produktionslinie für Trinkgläser auf den Markt. „Die Anlage ist extrem vielseitig“, erklärt Geschäftsführer Gerhard Steinberger: „Mit ihr können sie gezogene Stiele, runde Stiele, eckige Bodenplatten, besonders hohe Artikel bis zu 300 mm Höhe und vieles mehr herstellen.“ Für gezogene Kelche beispielsweise brauche man mit Maschinen der Mitbewerber zwei Anlagen. „Bei uns macht das eine.“ Neben der Vielseitigkeit be-eindruckt auch das Tempo: Bis zu 60.000 Kelche pro Tag stellt die Kombination aus Stielpresse und Blasmaschine her. „Das schaffen andere Anbieter bei weitem nicht“, meint Steinberger.

GLAS-PRODUKTIONSLINIE Im oberösterreichischen Neukirchen an der Enknach stellt das kleine Unternehmen Forma Glas Maschinen für die Glasindustrie her. Die neueste High-Speed-Generation hängt die Konkurrenz ab.

Neue LasertechnologieBevor man ein fertiges Glasprodukt in Händen hält, ist noch ein weiterer Arbeitsschritt nötig: Die geblasenen Gläser sind an der Oberseite noch geschlossen und müssen gekappt werden. Das sowie die Fertigung des Randes geschieht per Laser – war aber bisher mit einer beträchtlichen Produktion von Ausschuss verbunden. Die jüngste Lasermaschine von Forma Glas schafft hier eine deutliche Verbesserung und ist außerdem dafür ausgelegt, die 60.000 Gläser täglich aus dem vorigen Produktionsschritt weiterzuverarbeiten. „Durch eine neue Lasertechnologie konnten wir den Ausschuss deutlich reduzieren, von acht bis zehn Prozent auf zwei bis drei“, berichtet Steinberger.

EIN MULTITALENT Die jüngste Maschine kann eine Vielzahl an Produkten

erzeugen.

Page 31: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

www.oekb.at

31

NDTEILE VON GLAS* * Kalk-Natron-Glas, die mit Abstand

häufi gste Sorte

71–75 % Quarzsand

12–16 % Natron

10–15 % Kalk

0–7 % andere Stoff e BESTABESTA

GLASRECYCLINGGlasverpackungen werden zu einem großen Anteil aus Altglas hergestellt – nämlich bis zu

70 %

90 %bei Grünglas

bei Braunglas

60 %bei Weißglas

26 kg Altglas pro Personwurden 2014 in Österreich in privaten Haushalten gesammelt.

1.400 °C sind ungefähr nötig, um die Ausgangsstoff e zu schmelzen und Glas herzustellen. Zum Vergleich: Ein Holzkohlegrill erreicht gerade einmal 500 °C.

60.000 Stielgläser oder 75.000 Becher pro Tag kann eine Maschine der neuesten Generation von Forma Glas produzieren.

5,1 Millionen Quadratmeter Bauglas(z. B. für Fenster und Glastüren) wurden 2015 in Österreich verkauft. Damit könnte man den kompletten Stadtstaat Monaco unter ein doppelt verglastes Dach stellen.

Page 32: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

32

BUKAREST Das Geschäftsklima in Rumänien ist seit

drei Jahren besser als jenes in Bulgarien.

www.oekb.at

OeKB GESCHÄFTSKLIMA-INDEX MOE

Seit knapp zehn Jahren sind Rumänien und Bulga-rien Mitglieder der Europäischen Union. Die beiden Nachbarstaaten sind wie auch andere Länder Mittelosteuropas ehemalige Transformationsländer und meisterten auf dem Weg zur EU-Mitgliedschaft ähnliche Herausforderungen. Ihre Entwicklung verlief dennoch unterschiedlich, wie auch ein Blick auf den OeKB Geschäftsklima-Index MOE zeigt.

Rumänien und Bulgarien konnten seit dem EU-Beitritt 2007 durch die engere Verflechtung ihrer Wirtschaftsräume mit der EU deutliche Stabili-sierungseffekte, vor allem in den Außenbilanzen, erzielen. Handels- und Leistungsbilanzdefizite im zweistelligen Bereich wurden bis 2015 reduziert, Wirtschaftsreformen vorangetrieben und Handels- und Investitionsbedingungen verbessert. Unmit-telbar nach ihrem Beitritt kämpften beide Länder mit harten internationalen Rahmenbedingungen. Bulgarien war durch den vorangegangenen Sparkurs während der internationalen Finanzkrise zunächst besser aufgestellt, Rumänien musste von Beginn an mit einem nationalen Konjunkturpro-gramm und der Unterstützung des Internationalen

LANGFRISTIGE ENTWICKLUNG DES GESCHÄFTSKLIMAS IN RUMÄNIEN UND BULGARIEN

Kein Paarlauf am Schwarzen Meer

geschäftsklim

a-index mo

e EXPORTE

Relevant 3/2016

Währungsfonds alle Kräfte bündeln, um die Krise bewältigen zu können.

Relativ hohe WachstumsratenBeide Volkswirtschaften erholen sich trotz Schuldenkrise und der schwachen Konjunktur-entwicklung in Europa relativ gut. Sowohl Bulgarien als auch Rumänien verzeichnen seit 2010 relativ hohe Wachstumsraten. Insbesondere bei Rumäni-en zeigt sich der Vorteil eines großen Binnenmark-tes und der dadurch niedrigeren Abhängigkeit von Exporterlösen. Dennoch gelingt es nur allmählich, an die Wirtschaftsleistung des Vorkrisenniveaus anzuschließen. Seit 2009 entwickelt sich das Geschäftsklima in Rumänien und Bulgarien tenden-ziell im Einklang mit jenem der Gesamtregion. In Rumänien verbesserte sich die Situation der Betei-ligungen schneller als in der Region insgesamt, und Bulgarien konnte letztlich wieder zur Gesamtregion aufschließen. Auch im ersten Halbjahr 2016 entwickelte sich das Geschäftsklima in Bulgarien etwa im Gleichklang mit der Region. Aufgrund der eingeleiteten Reformen in Rumänien verbesserte sich der Saldo des Geschäftsklima-Index seit 2012

Page 33: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

www.oekb.at

33

OeKB GESCHÄFTSKLIMA-INDEX MITTELOSTEUROPA (MOE)

Die Research Services der Oesterreichischen Kontrollbank führen viermal im Jahr eine Erhebung unter rund 400 Headquarters durch, die von Österreich aus insgesamt 1.900 MOE-Unternehmensbeteiligungen steuern. Im Fokus stehen die Erfahrungen, Einschätzungen und Erwartungen dieser global aktiven Unternehmen hinsichtlich Konjunktur- und Geschäftsentwicklung in der Region. Verdichtet und strukturiert ergeben sich daraus zahlreiche Frühindikatoren, die detaillierte Analysen und Prognosen zu zwölf Ländern Mittelosteuropas und zehn Branchen erlauben.

Details und Bestellung von Berichten: http://bit.ly/RELEVANT313_1 oder bei Wolfgang Schwarzbauer, Tel. +43 1 531 27-2566, wolfgang. [email protected]

Weitere I nformationen zu Rumänien und Bulgarien: Charlotte Thell, Tel. +43 1 531 27- 2618, [email protected]

und entwickelte sich besser als jener der Gesamt-region, in Bulgarien hingegen verbesserte sich das Geschäftsklima im selben Zeitraum nicht.

Rumänien derzeit überdurchschnittlichZwischen 2012 und 2014 kam es in Rumänien weder zu einer Verbesserung noch zu einer Ver-schlechterung der Performance der Beteiligungen, die von Österreich aus gesteuert werden. Die Lage in Bulgarien verschlechterte sich deutlicher und konnte sich erst allmählich wieder verbessern. Seit Mitte 2014 bewegt sich der Saldo der aktuellen Geschäftslage der Niederlassungen in Bulgarien in etwa im Gleichklang mit jenem der Region insgesamt, während die aktuelle Performance rumänischer Betriebe sichtbar überdurchschnittlich gesehen wird. Auch bei den Geschäftserwartungen sind die Direktinvestoren in Rumänien seit 2011 konstant optimistischer als in Bulgarien.

Expansionsstimmung abgeflautAnhand der Zahl der Neuinvestitionsprojekte in beiden Ländern sowie der Region zeigt sich ganz klar, dass die Expansionsstimmung, die bis 2007/08 angehalten hatte, nach der Krise deutlich abgeflaut ist. Dies gilt im Speziellen auch für die beiden Länder. Aktuell beläuft sich die Zahl der geplanten Markteintritte in Rumänien auf zwei, während im Falle Bulgariens kein einziger geplant ist. Anfang 2007 waren noch 33 bzw. 17 Markt-eintritte angedacht.

Obwohl der GKI darauf hindeutet, dass sich Rumänien in den vergangenen zehn Jahren besser entwickelt hat als Bulgarien sowie die Gesamtre-gion insgesamt, wäre Feierstimmung verfrüht, da die MOE-Region insgesamt im Vergleich zu den 2000er-Jahren an Dynamik eingebüßt hat. Zusätz-lich scheinen einige Probleme, mit denen beide Länder zu kämpfen haben, auch hausgemacht. So belasten beispielsweise Rückschläge bei der Umsetzung von Reformen und erhebliche Struk-turdefizite im Verwaltungs- und Justizsektor das Geschäftsklima in beiden Ländern. Zudem könnten die instabilen Regierungskonstellationen der letz-ten Jahre Direktinvestoren zum Teil verunsichert haben. Das weckt Zweifel, ob in näherer Zukunft die Dynamik der Vorkrisenjahre wiederkehren wird.

-40

-20

0

20

40

60

80

H*1:

2007

2007

/320

07/4

2008

/1

2009

/1

2010

/1

2011

/1

2012

/1

2013

/1

2014

/1

2015

/1

2016

/1

MOE BGR ROM

Geschäftsklima

Page 34: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

GLEICH UMS ECK34

Es war eine bescheidene mittelalterliche Burg, die 1278 in Wien stand, als einige Kilometer nord-westlich im Marchfeld eine riesige Ritterschlacht tobte: Rudolph I. besiegte den böhmischen König Ottokar II. und begründete damit die Herrschaft der Habsburger in Österreich. Dass die viertürmige Burganlage mit Graben im Laufe der Zeit zu einem der prunkvollsten Bauten der Welt heranwachsen sollte, ahnte damals noch niemand.

Dieser älteste Teil der Hofburg ist heute als Schweizertrakt bekannt. Von der Straße aus ist er nicht zu sehen: Er liegt im Herzen des feudalen Komplexes mit seinen 240.000 Quadratmetern – das entspricht der Fläche von 30 Fußballfel-dern – 18 Trakten, 19 Höfen und 2.600 Räumen. Bis die Hofburg solch ein kleines Universum wurde, das zu Spitzenzeiten rund 5.000 Menschen beherbergte – und zahlreiche Tiere wie die Pferde der Spanischen Hofreitschule –, vergingen aber Jahrhunderte. Denn nach dem Auszug Rudolphs I. sollte es 300 Jahre dauern, bis Ferdinand I. sich der Burg annahm und erste bauliche Verände-rungen an dem Gebäude einbrachte, die seinen Aufstieg begründeten.

Zeitreise für KunstliebhaberSeine habsburgischen Nachfolger taten es ihm gleich. Quer über die Epochen entstanden neue Trakte, Säle und Flügel. Gotik, Renaissance, Barock – für Kunstliebhaber fühlt sich ein Spa-ziergang durch die historischen Bauten an wie eine Zeitreise durch die Geschichte der Baustile mit vielen Zwischenstopps. Wo früher die Ferdi-nands, Maximilians oder Karls von Habsburg ihre Schlachtpläne ausarbeiteten und Bälle feierten, sind heute neben Museen, Bibliotheken oder

Im Zentrum der MachtDIE HOFBURG Heute ist sie eine große Touristenattraktion, doch jahrhundertelang wurde von hier aus das Land regiert. Bald erlebt die Hofburg diesbezüglich eine Renaissance: Das Parlament zieht ein.

dem Sitz des Bundespräsidenten unter anderem auch Konferenzräume und eine Dependance des Bundeskanzleramts untergebracht.

Wenn 2017 die Sanierung des Parlamentsgebäu-des beginnt, werden Nationalrat und Bundesrat für rund drei Jahre eine vorübergehende Heimat in der Hofburg fi nden: Sie sollen ihre Plenarsit-zungen im Redoutensaal abhalten, der für diesen Zweck adaptiert wird. So wird die Hofburg nach rund einem Jahrhundert wieder zu jenem Ort, an dem die wichtigsten Entscheidungen des Landes getroff en werden. Und nach langer Zeit wird sie auch noch einmal ausgebaut – wenn auch nur vorübergehend: Als Arbeitsräume werden den Parlamentariern drei provisorische Pavillons dienen, die im Bibliothekshof und auf dem Heldenplatz errichtet werden.

GLEICH UMS ECK34

www.oekb.at Relevant 3/2016

Page 35: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

www.oekb.at

35PERSÖNLICH

NEUE NAMEN, NEUE FUNKTIONEN

Neues Führungsteam im Treasury der OeKB Mit 1. Juli 2016 hat ANISH GUPTA die Leitung der Abteilung „ Treasury“ übernommen. ELISABETH SCHNEIDER unterstützt ihn in dieser Funktion als Stellver-treterin. Gupta und Schneider sind seit über 15 Jahren in der OeKB in diesem Bereich beschäftigt, Gupta seit 2013 als stellvertretender Abteilungsleiter. Die Abteilung „Treasury“ ist für Funding und Asset Liability Management der Bank zuständig und betreut die Investor Relations-Agenden der OeKB.

Neues aus der OeEB Bereits während ihres Wirtschafts-rechtsstudiums (Bachelor-, Master- sowie Doktoratsstudium; WU Wien) sammelte CAROLINE GÜTZER durch diverse Praktika erste Be-rufserfahrung. Nach einer Anstellung bei EY Law im Bereich Merger & Acquisitions und Gesellschaftsrecht, wechselte sie im November 2013 zu Weber Rechtsanwälte, wo sie zusätzlich noch im Banken- und Kapitalmarktrecht tätig war. Im April 2015 absolvierte sie die Rechtsan-waltsprüfung mit sehr gutem Erfolg. Seit letztem Jahr verstärkt sie als Legal Adviser das Team der OeEB, wo ihr Schwerpunkt auf neuen Rechts-entwicklungen liegt.

NUR EIN BRUCHTEIL der Hofburg ist vom Hel-denplatz aus sicht-bar – sie reicht vom Bundeskanzleramt bis zur Staatsoper.

AUFLÖSUNG DES QUIZ VON SEITE 15 a) Beton, b) Banane, c) Kautschuk, d) T-Shirt, e) Autoreifen, f) Rindfl eisch

TOURISTISCHE HÖHEPUNKTE

Der Schweizertrakt entspricht dem Herzstück der Alten Burg und ist damit der älteste Teil der Hofburg. Er ist Sitz der Schatzkammer, wo man die Kaiserkronen und andere Kostbarkeiten bestaunen kann. Außerdem beherbergt er die Hofburgkapelle, in der an Sonntagen die Wiener Sänger-knaben als Weiterführung der Hofmusik Messen gestalten.

Geistige Nahrung fi ndet man in der Nationalbibliothek mit ihrem barocken Prunksaal, der Heimat des kostbaren Habsburger Bücherschatzes ist. Auch heute noch kann man darin lesen und daraus lernen. Die öff entlich zugänglichen Kaiserappartements erzählen darüber, wo Sisi und Franz ihre Nachtruhe genossen, Gäste empfi ngen und offi zielle Diners veranstalteten. Auch das Sisi-Museum gewährt private Einblicke in den Alltag der Monarchin – 300 persön-liche Gegenstände von Fächer über Polterabendkleid bis zur Totenmaske werden dort liebevoll präsentiert.

Große Teile der Spanischen Hofreitschule sind in der Stallburg untergebracht. In der Albertina, dem südlichsten Teil der Hofburg, fi ndet man eine der bedeutendsten grafi -schen Sammlungen der Welt sowie das Österreichische Filmmuseum: Das Kino zeigt bevorzugt Retrospektiven österreichischer und internationaler Filmemacher. König-liche Mehlspeisen werden im Café Hofburg serviert.

Page 36: relevant - OeKB Startseiteab3c54c1-37a3-4ad6-a4fd-a2c9e990eb61/OeKB... · Relevant 3/2016 2 INHALT Quell des Wachstums WIRTSCHAFTSFAKTOR WASSER Schlechter Zugang zu Wasser bedroht

36

RISIKO

Namibia

* geschätzt

IranCHANCE

MÄRKTE IM FOKUS

BIP: +5,7 % (2015), für 2016 werden +3,2 % prognostiziertStaatshaushalt: Budgetdefizit 2015 (–5,5 % des BIP) mit leicht steigender Tendenz für 2016 (–5,6 %) Leistungsbilanz: negative Leistungs- und Handelsbilanz (2015*: –12,9 bzw. –22,9 % des BIP). Bei der Leistungsbi-lanz dürfte es heuer zu einer Verschlechterung auf –17,5 % des BIP kommen. Die Devisenreserven befinden sich weiter-hin auf sehr niedrigem Niveau (1,9 Monate Importdeckung).Auslandsverschuldung: mit 52,7 % des BIP (2016*) relativ hoch und in den vergangenen Jahren stark steigend; die Schuldendienstrate liegt bei rd. 4 % der Exporterlöse.Wirtschaftliche Situation: Rund 50 % der Exporte entfallen auf den Bergbau (insbesondere Diamanten, Kupfer, Uran), das wirtschaftliche Rückgrat des Landes. Auch nach der Unabhängigkeit (1990) besteht eine enge Bindung und starke wirtschaftliche Abhängigkeit zu Südafrika. Fallende Einnahmen aus der südafrikanischen Zollunion SACU (rund ein Drittel der Staatseinnahmen) ließen die Staatsverschul-dung zuletzt deutlich ansteigen. Positiv sind hingegen das insgesamt gute Investitionsklima sowie eine für das südliche Afrika sehr gut ausgebaute Transportinfrastruktur.Politisches Risiko: Bis dato eher gering; steigende soziale Konflikte sowie die Versuche, eine seit Jahren geplante Landreform endlich durchzuführen, könnten jedoch zu Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen führen. Die extreme politische Vormachtstellung der Südwest-afrikanischen Volksorganisation (SWAPO) wurde durch die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen 11/2014 (über 80 % der Stimmen) bestätigt. Größte politische Herausfor-derungen sind das ineffiziente Bildungssystem, die Bekämp-fung von HIV (über 14 % der Bevölkerung sind infiziert), die hohe Arbeitslosigkeit (offiziell knapp unter 30 %, inoffiziell deutlich höher) sowie die steigende Kriminalität und Armut.Aktuelle Länderkategorie: 4 von 7 – mittleres RisikoDeckungspolitik der OeKB: Deckung ohne Einschränkungen Deckungsquote für politische Risiken: 100 %

BIP: +1,5 % (2015/16), +4,3 % für 2016/17 prognostiziertStaatshaushalt: Einnahmen aus dem Erdöl- und Erdgassektor machen rd. 40 % der Budgeteinnahmen aus; aufgrund des niedrigen Ölpreises und des noch unter dem Niveau vor den Sanktionen liegenden Fördervolumens Budgetdefizite zwischen 2 und 3 % des BIP Leistungsbilanz: kontinuierliche Überschüsse in Handels- und LeistungsbilanzAuslandsverschuldung: mit 2 % des BIP sehr gering; die Schuldendienstrate liegt bei rd. 1 % der Exporterlöse.Wirtschaftliche Situation: Die iranische Volkswirt-schaft wird von der Erdöl- und Erdgasindustrie dominiert, unterliegt daher auch den Marktschwankungen in diesem Bereich. Der Abschluss des Nuklearabkommens und die Aufhebung der Sanktionen Anfang 2016 haben die mittel-fristigen wirtschaftlichen Aussichten deutlich verbessert; allerdings stellen die weiter bestehenden US-Sanktionen vor allem im Finanzierungsbereich ein großes Hemmnis dar. Durch die jahrelangen internationalen Sanktionen sehr hoher Investitionsbedarf in allen Bereichen der Wirtschaft. Die Inflationsrate, die 2013 noch bei 40 % lag, ist rückläufig; Wechselkurs nach erheblicher Volatilität in der Vergangen-heit deutlich stabilisiert, Vereinheitlichung der unterschied-lichen Wechselkurse und Übergang zu „managed floating“ angestrebt. Große Herausforderung ist die Schaffung von Arbeitsplätzen; Ausbildungsniveau ist im Allgemeinen gut.Politisches Risiko: Die Lösung des Atomkonfliktes war ein wichtiger Erfolg für Präsident Hassan Rohani; die Parla-mentswahlen im Februar 2016 stärkten ihn entsprechend. Steigende Ungeduld im Iran, weil die wirtschaftlichen Vorteile, die durch das Atomabkommen erwartet wurden, nur sehr schleppend eintreten. Nächste Präsidentenwahlen finden im Juni 2017 statt. Bestrebungen, den regionalen Einfluss auszudehnen.Aktuelle Länderkategorie: 6 von 7 – hohes RisikoDeckungspolitik der OeKB: Deckung mit Einschränkun-gen. Es sind bankmäßige Sicherheiten erforderlich.Deckungsquote für politische Risiken: 99 %

Weitere I nformationen zu Iran: Gerhard Kinzelberger, Tel. +43 1 531 27-2617, [email protected]

Weitere I nformationen zu Namibia: Gerald Mayer, Tel. +43 1 531 27-2247, [email protected]