resorption von tetanusgift durch den darm

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II60 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. i. JAHRGANG. Nr. 2 3 3. JUNI ~922 beschr/inkt zu er!dgren, zumM W. WI~ICIiARDT 1) nachweisen konnte, dab auch Streptokokken durch abiurete alkohol- w/iBrige Organextrakte sich in ihrer fermentativen T/itig- keit steigern, d. h. aktivieren lassen. Es w/ire auch m6glich, dab es sich ghnlich wie bet dem D'HER~LLEschen VIRUS 2) um einen Vorgang handelt, der mit einer unter dem EinfluB des Aktivators in der Kultur eintretenden Mutation yon Bakterien zusammenh/ingt und damit zum Auftreten der /fir die Giftwirknng optimalen 13edingungen fiihrta). Stets ist aber hierf/ir nach unseren Untersuchungen (Kojig.~.) das Vorhandensein yon Kohlenhydraten (Traubenzucker) n6tig. Es liegt gewiB nahe, diese Befunde zur Erkl/irung mancher in der menschlichen Pathologie so h/iuiig vorkommenden Symptome heranzuziehen. Denn wenn wir sehen, dab Darm- bakterien unter dem Einflusse von Aktivatoren akut an/ das Nervensystem wirkende giftige Substanzen vermehrt zu bilden verm6gen, deren Wirkung nach Dialyse bzw. Filtration sich verst/irkt /iugert, so kann man sich die Frage vorlegen, ob ein solcher Vorgang nicht bet den so h/iufigen sogenannten Darmautointoxikationen eine Rolle spielt. Es sind das die F/ille, wo nach einem Di/itfehler oder bet Obstipa- tion schwere St6ruugen des Allgemeinbefindens sowie Haut- symptome (Urticaria, Ekzem) eintreten, ohne dab vom Darm selbst aus besondere Reizungserscheinungen vorliegen. Auch die Tatsache, dab solche Zust/inde oft lange andauern, wiirde damit fibereinstimmen, daB, wenn eiumal Aktivierung eingetreten ist, der Aktivator sich immer automatisch er- neuert. Es wfirden dann diese Zust/i.nde so aufzufassen sein, dab es sich nicht um eigeutliche hakteriologische Neuinfek- tione, also um das Hineingelangen fremder t3akterien in den Darm handelt, sondern dab infolge der aus irgendwelchen Ursaehen eingetretenen Aktivierung nunmehr /ihnliche Vor- g/inge in der Darmfiora sich einstellen, wie wir sie in der Kul- tur beobachten, Dadurch wiirde der in solchen Fgllen fast ausnahmslos zu erhebende normale bakteriologische 13efuud auf der Kulturplatte trotz bestehender, auf den Intestinal- tractus hinweisender Intoxikationserscheinungen erkl~irt sein. Ebenso w/ire es danu klar, dab in solchen F/illen die mecha- nische Entiernung der Darmingesta, welche als Aktivator die eigentliche Ursache darstellen, weft bessere Ergebnisse erzieleu muB als der Versueh, durch eine immer problemati- sche Darmdesinfektion auf die Darmbakterien direkt wirken zu wollen. Die obeu erw/ihnte _~hnlichkeit des bet der Akti- vierung vermehrt auftretenden, ohne Inkubation wirkenden Giftes mit dem Anaphylatoxin 1/if3t ferner an die in ihrem Wesen noch so dunklen anaphylaktischen Krankheits- gruppen denken, bet denen toxische ,,Reizstoffe" die aus- 15sende Rolle spielen. Also jene Krankheitsbilder, die yon ]~PPINGER und HEss 3) als Vagotonie, yon CZERNY a!s exsudative Diathese, yon den franz6sischen Autoren als Arthritismus be- zeichnet wurden, und auf deren Zusammenhang mit Abbau- produkten einverleibter EiweiBmolekiile in jiingster Zeit, besonders die FR. ~0LLERsche 4) Schule [KdiMMERERb), THANNHAVSER] hinweisen. Abet, wie sehon erw/ihnt, stud diese Erw/igungen yon uns nur als eine heuristische Theorie fiir die Klinik gedacht. Experimentell k6nnte sie leicht geprfift werden, indem man einerseits F~eees yon gesunden Personen, anderer- seits solche yon Individuen, die an St6rungen leiden, deren Ursache in Abbauprodukten yon Ingesta (chronische Obsti- patton, Colitis, intestinale St6rungen der Kinder, anaphylak- tische Syndrome) zu vermuten stud, durch DE HAi~xsche Filter filtriert, das Filtrat zu Darmbakterien (Colt, 13utyricus) in Traubenzuckerbouillon zusetzt und beobachtet, ob und welche F/icesfiltrate eine Aktivierung der Giftproduktion in den Kulturen hervorruft. Da uns dieses Untersuchungs- material bzw. geeignete Patienten nicht zug/inglich stud, m6chten wir diese Anregung geben, wobei wir naturgem/i[3 nicht voraussagen k6nnen, ob sich im menschlichen Darm ~) W. WEICHARDT, F[iinch. reed. Woehensehr. 19-,2 , Nr. 4. ~I BORDET u. CIUCA, CpL rend. des s6anees de Ia soe. de biol. I92o, Nr. 28 und GILDEMEISTER, Berl. Mill. Wochensehr. I921 , Nr. 46. a) Die Vagotoaie 191o. 4) F. v. MI~LLER, Miineh. reed. Woehensehr. 1922. ~) Ibidem Nr. 15. /thnlichorg/inge abspielen wie unter den relativ einfachen von uns gew/ihlten Bedingungen der kfinstlichen Kultur. (Aus dem Kaiser Willvelm-Institut /i~r experimentelle Therapie, Berlin-JDahtem. ) RESORPTION VON TETANUSGIFT DURCH DEN DARM. Von W. DIETRICH. Vor einiger Zeit erschienen aus dem Institut Pasteur i~ den Annales 1) eine IReihe von Arbeiten yon ]~ESRtgDKA fiber Versuche, Tiere durch orale ]Einverleibung yon abget6teten Bakterienaufschwemmungen gegen Ruhr, Typhus und Para- typhus zu immunisieren. Durch Vorbehandlung mit Gatte war es ]~tgSIZEDKA gelungen, auf oralem Wege I~aninchen eine so hohe Immunit~it gegen die genannten Krankheitserreger zu verleihen, dab sie die IO--2ofach t6d!iche Dosis intraven6s glatt vertrugen. BESREDKA nimmt an, dab durch die Galle die oberfl/ichlichen Darmepithelien gesch/idigt werden, der Impistoff so die Lymphdrfisenhaufen der Darmwand treffe und es auI diese Weise zn einer Gewebsimmunit/it des Darmes komme, eine Auffassung , in der er auch dadurch best/irkt wurde, dab sich im Serum. seiner Versuchstiere nur geringr agglutinatorische Werte gegen Ruhrbacillen fanden. In der Hoffnung, dutch die BESREDKAsche Methode eine~ neuen, einfacheren Weg der Schutzbehandlung gegen die ge- nannten Darminfektionen zu linden, habe ich im Kaiser Wilhelm-Institut die Versuche nachgepriifs und konnte sie hinsichtlich ihrer Ergebnisse voll best/itigen. 13emerken m6chte ich jedoch gleich, dab die gehegten Hoffnungen, zu einer Schutzbehandlung gegen Ruhr, Typhus usw. an/ diese Weise zu gelangen, durch die Erfahrungen der Tierversuche sehr gering geworden stud, well die Methode nnzuverl/issig wurde oder versagte, sobald man mit Ganzparasiten arbeitete, d. h. mit Keimen, yon denen einige wenige geniigen, um Tiere krauk zu machen (z. ]3. M/iusetyphus bet M/iusen). Typhus und Ruhr sind fiir den Mensehen aber Ganzparasiten2). Auch die Auffassung BESREDKAS, dab es sich um eine reine Gewebsimmunit/it handele, erschien mir wenig wahr- scheinlich, da sich bet den mit Typhus und Paratyphus oral behandelten Tieren recht erhebliehe Agglutinationstiter er-- Tabelle I. Erhalten d, Sehlundsonde Bezeiehnung ] am 9./i2. der Tiere_ I I~orUhr [ I, Uhr nachm. [ _ Ergebnisse ' I 1 Serie I i o,4 o,4Tet.Toxin Maus I: IO. XII. vorm. L/~hmung K0pf rot! Galle Lig. ; hinten bds., abends t I = 4oooDos.~ Maus 2: IO. XII. vorm. L/Lhmung hinten bds., abends typ. Teta- : nus, 11./12. J" aufgefunden ] Maus 3: io. Xll. leicht krank, ! I I. XlI. • Tetanus, 12. XII. t aufgef. Serie 2 ' 0,4 0, 4 NaCi 16. XII. leben Kopf blaui Galle o,4Tet.Toxin Serie 3 0,4 16. XII. leben Rticken NaC1 = 4ooooDs. rot i Serie 4 0,4 [o 4Tet Toxii R eken i G lIo 4oo;oD . 16. XII. eben blau ] ; [ gleichzeitig I/5 o AE Tet. Antiserum Zu ]eder Serie wnrden 3 M/~use von je 15 g Gewicht benutzt. Galle = frische IRindergalle. Tet. Toxin = Tet. Trockentoxin Frankfurt. Dos. "~ = o,ooi mg~ (5 Tage). ) Ann. de l'Inst. Pasteur i919, S. 3Ol, 557 ~. 884. ~) W~hrend der Niedersehrift dieser Arbeit erscbien jedoehin den Ann. de l'Inst. PasteUr x922, H. 2, eine Ver6ffentliehung yon VAILLANT, der bel ether TyphusepidemieL'~ Frankreich mit oraler Verabfolgnngyon Galle-Typhusvacclngiinstige Erlolge erziell: haben will; Best~itigungbleibt jedoch abzuwarten,

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Page 1: Resorption von Tetanusgift Durch den Darm

I I 6 0 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . i. J A H R G A N G . N r . 2 3 3. JUNI ~922

b e s c h r / i n k t zu er !dgren, zumM W. WI~ICIiARDT 1) n a c h w e i s e n k o n n t e , d a b a u c h S t r e p t o k o k k e n d u r c h a b i u r e t e a lkohol - w/iBrige O r g a n e x t r a k t e s ich in i h r e r f e r m e n t a t i v e n T/i t ig- ke i t s te igern , d. h. a k t i v i e r e n lassen. Es w/ire a u c h m6gl ich, d a b es s ich ghn l i ch wie bet d e m D 'HER~LLEschen VIRUS 2) u m e inen V o r g a n g h a n d e l t , de r m i t e iner u n t e r d e m Einf luB des A k t i v a t o r s in de r K u l t u r e i n t r e t e n d e n M u t a t i o n y o n B a k t e r i e n z u s a m m e n h / i n g t u n d d a m i t z u m A u f t r e t e n de r /fir die G i f t w i r k n n g o p t i m a l e n 13edingungen fiihrta). S te t s i s t abe r hierf / i r n a c h uns e r en U n t e r s u c h u n g e n (Kojig.~.) das V o r h a n d e n s e i n yon K o h l e n h y d r a t e n ( T r a u b e n z u c k e r ) n6t ig .

Es l ieg t gewiB nahe , diese B e f unde zur E r k l / i r u n g m a n c h e r in de r m e n s c h l i c h e n P a t h o l o g i e so h/ iu i ig v o r k o m m e n d e n S y m p t o m e he r anzuz i ehen . D e n n w e n n wir sehen , d a b D a r m - b a k t e r i e n u n t e r d e m Ein f lusse v o n A k t i v a t o r e n a k u t a n / das N e r v e n s y s t e m w i r k e n d e gif t ige S u b s t a n z e n v e r m e h r t zu b i l d e n v e r m 6 g e n , d e r e n W i r k u n g n a c h Dia lyse bzw. F i l t r a t i o n s ich v e r s t / i r k t / iugert , so k a n n m a n s ich die F rage vor legen, ob e in so lcher V o r g a n g n i c h t bet den so h/ iuf igen s o g e n a n n t e n D a r m a u t o i n t o x i k a t i o n e n eine Rol le spielt . Es s ind das die F/ille, wo n a c h e i n e m Di/ i t fehler oder bet Obs t i pa - t ion schwere S t 6 r u u g e n des A l l gem e i nbe f i ndens sowie H a u t - s y m p t o m e (Ur t i ca r ia , E k z e m ) e in t r e t en , ohne d a b v o m D a r m se lbs t aus b e s o n d e r e R e i z u n g s e r s c h e i n u n g e n vor l iegen. A u c h die T a t s a c h e , d a b solche Zus t / inde of t l ange a n d a u e r n , wii rde d a m i t f i be re ins t immen , daB, w e n n e iuma l A k t i v i e r u n g e i n g e t r e t e n ist, de r A k t i v a t o r sich i m m e r a u t o m a t i s c h er- neuer t . Es wf i rden d a n n diese Zust/i .nde so au fzu fa s sen sein, d a b es s ich n i c h t u m e igeu t l i che hak te r io log i sche Neu in fek - t ione , a l s o u m das H i n e i n g e l a n g e n f r e m d e r t3ak te r ien in den D a r m h a n d e l t , s o n d e r n d a b infolge de r aus i r g e n d w e l c h e n U r s a e h e n e i n g e t r e t e n e n A k t i v i e r u n g n u n m e h r / ihnl iche Vor- g/inge in de r D a r m f i o r a s ich e ins te l len, wie wir sie in der Kul - t u r b e o b a c h t e n , D a d u r c h wi i rde der in so lchen Fg l len f a s t a u s n a h m s l o s zu e r h e b e n d e n o r m a l e bak te r io log i sche 13efuud auf der K u l t u r p l a t t e t r o t z be s t ehende r , au f den I n t e s t i n a l - t r a c t u s h inwe i sende r I n t o x i k a t i o n s e r s c h e i n u n g e n erkl~irt sein. E b e n s o w/ire es d a n u klar , d a b in so lchen F/ i l len die m e c h a - n ische E n t i e r n u n g de r D a r m i n g e s t a , welche als A k t i v a t o r die e igen t l i che U r s a c h e dars te l len , wef t bessere E r g e b n i s s e erzieleu muB als der Versueh , d u r c h eine i m m e r p r o b l e m a t i - sche D a r m d e s i n f e k t i o n au f die D a r m b a k t e r i e n d i r e k t w i rken zu wollen. Die obeu e rw/ ihn te _~hnlichkeit des bet de r Ak t i - v i e r u n g v e r m e h r t a u f t r e t e n d e n , ohne I n k u b a t i o n w i r k e n d e n Gif tes m i t d e m A n a p h y l a t o x i n 1/if3t f e rner a n die in i h r e m W e s e n noch so d u n k l e n a n a p h y l a k t i s c h e n K r a n k h e i t s - g r u p p e n denken , bet d e n e n tox i sche , ,Re izs to f fe" die aus- 15sende Rol le spielen. Also jene K r a n k h e i t s b i l d e r , die yon ]~PPINGER u n d H E s s 3) als Vagoton ie , yon CZERNY a!s e x s u d a t i v e Dia these , yon den f r anz6s i schen A u t o r e n als A r t h r i t i s m u s be- ze ichne t wurden , u n d auf de ren Z u s a m m e n h a n g m i t A b b a u - p r o d u k t e n e i n v e r l e i b t e r EiweiBmoleki i le in j i ings te r Zeit , be sonde r s die FR. ~0LLERsche 4) Schule [KdiMMERERb), THANNHAVSER] h inweisen . Abet , wie sehon e rw/ ihn t , s tud diese E r w / i g u n g e n yon uns n u r als eine heu r i s t i s che Theor i e fiir die Kl in ik gedach t . E x p e r i m e n t e l l k 6 n n t e sie l e i ch t geprf i f t werden , i n d e m m a n e inerse i t s F~eees yon g e s u n d e n Per sonen , a n d e r e r - sei ts solche yon I n d i v i d u e n , die a n S t 6 r u n g e n leiden, de ren U r s a c h e in A b b a u p r o d u k t e n yon I n g e s t a (chron ische Obst i - pa t ton , Colitis, i n t e s t i n a l e S t 6 r u n g e n der Kinder , a n a p h y l a k - t i sche S y n d r o m e ) zu v e r m u t e n stud, d u r c h DE HAi~xsche F i l t e r f i l t r ier t , das F i l t r a t zu D a r m b a k t e r i e n (Colt, 13utyricus) in T r a u b e n z u c k e r b o u i l l o n zus e t z t u n d b e o b a c h t e t , ob u n d welche F / ices f i l t r a te e ine A k t i v i e r u n g de r G i f t p r o d u k t i o n in den K u l t u r e n h e r v o r r u f t . D a uns dieses U n t e r s u c h u n g s - ma te r i a l b z w . gee igne te P a t i e n t e n n i c h t zug/ ingl ich stud, m 6 c h t e n wir diese A n r e g u n g geben, wobei wir naturgem/i[3 n i c h t v o r a u s s a g e n k6nnen , ob sich i m m e n s c h l i c h e n D a r m

~) W. WEICHARDT, F[iinch. reed. Woehensehr. 19-,2 , Nr. 4. ~I BORDET u. CIUCA, CpL rend. des s6anees de Ia soe. de biol. I92o, Nr. 28 und GILDEMEISTER, Berl. Mill. Wochensehr. I921 , Nr. 46. a) Die Vagotoaie 191o. 4) F. v. MI~LLER, Miineh. reed. Woehensehr. 1922. ~) Ibidem Nr. 15.

/ thnl ichorg/ inge absp i e l en wie u n t e r d e n r e l a t i v e i n f a c h e n v o n uns gew/ ih l ten B e d i n g u n g e n der k f ins t l i chen K u l t u r . (Aus dem Kaiser Willvelm-Institut /i~r experimentelle Therapie, Berlin-JDahtem. )

R E S O R P T I O N V O N T E T A N U S G I F T D U R C H D E N D A R M .

Von

W. DIETRICH.

Vor einiger Zei t e r sch ienen aus d e m I n s t i t u t P a s t e u r i~ den A n n a l e s 1) eine IReihe von A r b e i t e n yon ]~ESRtgDKA f iber Versuche , Tiere d u r c h orale ]Einver le ibung yon a b g e t 6 t e t e n B a k t e r i e n a u f s c h w e m m u n g e n gegen R u h r , T y p h u s u n d P a r a - t y p h u s zu i m m u n i s i e r e n . D u r c h V o r b e h a n d l u n g m i t Gat te wa r es ]~tgSIZEDKA gelungen, auf o r a l e m W e g e I ~ a n i n c h e n e ine so h o h e I m m u n i t ~ i t gegen die g e n a n n t e n K r a n k h e i t s e r r e g e r zu ver le ihen , d a b sie die I O - - 2 o f a c h t6d! iche Dosis i n t r a v e n 6 s g l a t t v e r t r u g e n . BESREDKA n i m m t an, d a b d u r c h die Gal le die ober f l / ich l ichen D a r m e p i t h e l i e n gesch/ id ig t werden , d e r

�9 I m p i s t o f f so die L y m p h d r f i s e n h a u f e n de r D a r m w a n d t re f fe u n d es au I diese Weise zn e iner G e w e b s i m m u n i t / i t des D a r m e s k o m m e , eine Auf fa s sung , in der er a u c h d a d u r c h b e s t / i r k t wurde , d a b s ich i m Serum. se iner Ver suchs t i e r e n u r ger ingr a g g l u t i n a t o r i s c h e W e r t e gegen R u h r b a c i l l e n f anden .

In der Hoffnung, dutch die BESREDKAsche Methode eine~ neuen, einfacheren Weg der Schutzbehandlung gegen die ge- nannten Darminfektionen zu linden, habe ich im Kaiser Wilhelm-Institut die Versuche nachgepriifs und konnte sie h i n s i c h t l i c h i h r e r E r g e b n i s s e voll bes t / i t igen . 13emerken m 6 c h t e ich j e d o c h gleich, d a b die g e h e g t e n Hof fnungen , zu e iner S c h u t z b e h a n d l u n g gegen R u h r , T y p h u s usw. a n / d iese Weise zu gelangen, d u r c h die E r f a h r u n g e n der T i e r v e r s u c h e sehr ger ing geworden stud, well die M e t h o d e nnzuver l / i s s ig wurde oder versag te , soba ld m a n m i t G a n z p a r a s i t e n a r b e i t e t e , d. h. m i t Ke imen , yon d e n e n einige wenige geni igen, u m Tiere k r a u k zu m a c h e n (z. ]3. M/ iu se typhus bet M/iusen). T y p h u s u n d R u h r s ind fiir den M e n s e h e n abe r Ganzparas i t en2) .

Auch die Auffassung BESREDKAS, dab es sich um eine reine Gewebsimmunit/it handele, erschien mir wenig wahr- scheinlich, da sich bet den mit Typhus und Paratyphus oral behandelten Tieren recht erhebliehe Agglutinationstiter er--

Tabelle I.

Erhalten d, Sehlundsonde Bezeiehnung ] am 9./i2.

der Tiere_ I I~orUhr [ I , Uhr nachm. [ _ Ergebnisse

' I 1

Serie I i o,4 o,4Tet.Toxin Maus I: IO. XII . vorm. L/~hmung K0pf r o t ! Galle Lig. ; h i n t e n bds., abends t

I = 4oooDos.~ Maus 2: IO. XII . vorm. L/Lhmung hinten bds., abends typ. Te ta -

: nus, 11./12. J" aufgefunden ] Maus 3: io. Xll. leicht krank, !

I I. Xl I . • Tetanus, 12. XII . t aufgef.

Serie 2 ' 0,4 0, 4 NaCi 16. XII . leben

Kopf blaui Galle o,4Tet.Toxin Serie 3 0,4 16. XII . leben Rticken NaC1 = 4ooooDs.

ro t i Serie 4 0,4 [o 4Te t Toxii R eken i G lIo 4oo;oD . 16. XII. eben blau ]

; [ gleichzeitig I/5 o AE Tet. Antiserum

Zu ]eder Serie wnrden 3 M/~use von je 15 g Gewicht benutz t . Galle = frische IRindergalle. Tet. Toxin = Tet. Trockentoxin Frankfur t . Dos. "~ = o,ooi mg~

(5 Tage).

�9 ) Ann. de l'Inst. Pasteur i919, S. 3Ol, 557 ~. 884. ~) W~hrend der Niedersehrift dieser Arbeit erscbien jedoeh in den Ann. de l'Inst. PasteUr x922, H. 2, eine Ver6ffentliehung yon VAILLANT, der bel ether Typhusepidemie L'~ Frankreich mit oraler Verabfolgnng yon Galle-Typhusvaccln giinstige Erlolge erziell: haben will; Best~itigung bleibt jedoch abzuwarten,

Page 2: Resorption von Tetanusgift Durch den Darm

3. J U N I I 9 2 - ~ K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . I. J A H R G A N G . Nr. 2 3 II61

Tabelle II.

Kan. Nr. Vom I i i . / i . IO Uhr v o r m . . I2./I . Serum12"]1' I3 . /L Gewicht lO . / i . - - i1 . / i . I d. Schlundsonde 12 Uhr mi t tags gepriift auf 12 Uhr mi t tags

Nr.Ii5 Hungern 930 g I

Nr. I I6] 900 g

io,o Galle . . . . 2 Stunden darnach ~o,o nicht karbol. Di Ser. = 25ooAE

Hungern io,o 13olfill . . . . 2 Stunden darnach io,o nicht karbol. DiSer. = 25oo AE

6,o Blut entnommen

6,0 Blur entnommen

~ /~00 AE

AE

1/~00 AlE AlE

In t r aku tane Reakt ion

13./I. xS.]l. 17./1.

R i q R i q r i R i q RIq r i R i q RIn r in

R i q RIq RIN i q RIN RIN

R i q RIN RIN

6,o Blur entnommen

6,0 Blur entnommen

In t r aku tane Reakt ion

~4./I. 16.# . ] iS./1.

R i q RIn ] t i n Riqq RIN I R---TN R i RIN ] RIN

R i q RIN RIN R i q RIN RIN R i q RIN RIN

Kan. Nr. 115 hatte nach 24Stunden in i ,o Ser. 1/~ 0 AE, also bei :o,o Gesamtblutmenge z AE, d. i. t/2500 der eingefiihrten Menge, vom Darm aus nach Gallevorbereitu~g in das Blur tibertreten lassen.

r = R6tung; i = Infiltrat; q = Quaddel; n = Nekrose. GroBe Buchstaben bedeuten starke, kleine Buchstaben schwache Reaktion.

gaben. Wir nahmen vielmehr an, dab es sich auch bei dieser Art der Immnnisierung um echte hnmorale Immunit / i t han- dele und dab die Galle lediglich die Resorption der Antigene vom Darm her begiinstige. Zur Stfitze dieser Ansicht ver- suchten wir hochmolekulare EiweiBstofie, die wit nach vor- angegangenem Gallefriihstfick Versuehstieren mit Schhnd- sonde einverleibten, im Serum dieser Tiere nachzuweisen. Die zun/ichst hierzu herangezogenen Methoden der Eiweil3- anaphylaxie und Pr/izipitation ergaben keine einheitlichen Resultate. Ich ging daher dazu fiber, an weil3en M/iusen Teta- nusgift vom Darm aus mittels Ga!le zur Resorption zn bringen. Die Tiere erhielten zu diesem Zwecke 2 Stunden vor der Gift- verabfolgung 0, 4 ccm reine Rindergalle mit Schlundsonde. Wie die Tabelle zeigt, werden also recht erhebliche Gift- mengen yon dem mit Galle vorbehandelten Darm resorbiert, wgihrend eine Gi]tresorption vom normalen Darm sich in diesen Versuchen nieht nachweisen liefi. Um nun einen Anhalt zn erhalten, welche Quantit/Lten zur Resorption gelangen, stellte ich Versuche an Kaninchen mit Diphtherie-Antitoxin an und versuchte nachher, die resorbierten Mengen nach der R6NER- schen Int racutanmethode ~) zn bestimmen. Es wnrde selbst- verst~indlich nichtkarbolisiertes Pierdeserum als Anti toxin. benutzt, da ja bereits OT'ro und BLUMENT~AL 2) gezeigt haben, dab durch Carbolzusatz ebenfalls eine Resorption yon un- ver~ndertem Serum seitens des Darmes ausgel6st wird. Die in der Tabelle aufgefilhrten Werte sind nicht in alien F/illen derartiger Versnche gleichhoch ermittel t worden. 13ei /tlteren Tieren konnte nut etwa ~/5000 der per os verabfolgten Antitoxineinheiten im Serum nachgewiesen werden. 13el ganz jungen Tieren fanden sich dagegen gelegentlich such ohne Gallenvorbehandlung Spuren des verabfolgten EiweiBes, die jedoch ~/i0000 der oral gegebenen Menge niemals iiberstiegen.

Wghrend bisher derGalle nur die Funktion zugeschrieben wnrde, dab sie fiinlniswidrig, peristaltikanregend, fettemul- sionierend und aktivierend auf den Pankreassaft wirke, t r i t t in unseren Versuchen eine neue -EigensehaJt hervor, die fibrigens nicht nnr der Galle, sondern such einem Tell der Gallensalze zukommt. So konnten wir ghnliche Resultate mit Desoxychols~ure, desoxycholsaurem Natron, glycocholsaurem Natron ulid taurocholsaurem Natron erzielen, gleichgiilfig, ob die Versnche peroral oder rektal angestellt wurden. Die Galle bef6rdert also die Resorption groBer Molekfile, so dab diese Eigenschaft bei der Deutung der 13ESREDKAschen Ergebnisse nach der Richtung einer histogenen Darmimmuni- ta t wohl zu berficksiehtigen ist. (Aus dem Kaiser Wilhelm- Inst i tut ]iir experimentelle Therapie, Berlin-Dahlem.)

U N T E R S U C H U N G E N U B E R BIOLOGISCHE U N T E R - SCHIEDE IM V E R H A L T E N DES BLUTES.

V o n

KJ. voN OETTINGEN.

In friiheren Untersuchnngen von SACHS nnd mir 3) war gezeigt worden, dab der beschleunigten Senknngsgeschwindig- *) Zeitschr. f. Inamunittitsforsch u. exp. Therap. , Orig., 3. 19o9. 3) Zeitschr. f. Immunit~tsforsch. u. exp. Therap. , Orig., 28. 1919. s) H. SACHS u. KJ. VON O E T T I N G E N , Miinch. reed. Wochenschr. 192I , Nr. 12, KJ . VON OETTINGEN, Biochem. Zeitschr. !18, 67. z92I.

keit der roten Blutk6rperchen parallel Plasmaver/inderungen gehen, die sich in einer leichteren Koagnlierbarkeit bzw. leich- teren Fgllbarkeit dartun und ant eine erh6hte Labilit~t der Eiweigk6rper des 131ntplasmas zu beziehen sind. Ich habe nun in Fortsetzung der friiheren Versnche die Unterschiede des Blutes, die sich insbesondere in der Schwangerschaft, bei Geschwfilsten und Infektionskrankheiten in dem oben be- zeichneten Sinne ergeben, such auf anderem Wege zu prfifen gesuchtl). Dabei zeigte sich, dab gerinnnngsf6rdernde Ein- flfisse ant Citratplasma entsprechende Differenzierungen er- lauben. Ich habe y o n den Schlangengiften das Daboiagift herangezogen, indem ich je o, 5 ccm Citratplasma unter Zusatz von o,2 ccm I - - o , I proz. Daboiagiftl6sung fiber Nacht im 13rntschrank stehen lieB. Dabei blieb Nengeborenenplasma vollkommen ungeronnen, das Plasma normaler Erwachsener zeigte nur geringgradige oder gar keine Gerinnung, w/~hrend Schwangerenplasma test geronnen war. Man erhgilt also auch bei Benutzung des DaboiagiJtes die gleichen Untersehiede zwischen Schwangeren-, Normal- und Neugeborenenplasma wie bei den _Fdllungsrealctionen.

In /ihnlicher Weise babe ich das Verhalten des Citrat- plasmas bei Zusatz yon Calciumchlorid gepriift. Unter den befolgten Versuchsbedingungen (o, 5 ccm Citratplasma + i ccm Calciumchloridl6sung) wirkten mittlere Calciumchlorid- konzentrationen (1/~--1/8%) optimal. Auch hierbei ergaben sich nun deutliche Unterschiede, die allerdings entgegen- gesetzter Art waren, als man sie yon vornerein erwarten konnte. A m schnellsten war niimlieh Neugeborenenplasma Jest geronnen (etwa nach lO--15 Minuten), wgihrend Normal- plasma und Schwangerenplasma eine verzSgerte Gerinnung auJ- wiesen, das letztere in st~rkstem Grade. Bei l~Lngerem Stehen verwischten sich diese Unterschiede allerdings zugunsten des normalen und Schwangerenplasma, die schliel31ich immer eine festere Gerinnung aufwiesen als das Neugeborenenplasma. Das wird am deuflichsten, wenn man die Versuche mit hin- reichend verdfinntem Plasma ausfiihrt. Unter diesen Be- dingungen ergibt sich wieder leichtere Gerinnbarkeit des Schwangerenplasmas gegeniiber dem Neugeborenenplasma. Der raschere Eint r i t t der Gerinnung im hinreichend kon- zentrierten Neugeborenenplasma erkl/irt sich wohl such durch die verschiedene Beschaffenheit des Fibrinogens, mag man ihre Merkmale in quanti tat iven oder quali tat iven Differenzen suchen.

DaB jedenfalls die Eigentfimlichkeiten, die insbesondere das Schwangerenplasma auszeichnen, nicht allein in einer quanti tat iven Fibrinogenvermehrnng gesncht werden miissen, ergibt sich einerseits aus seknnds Faktoren, die, wie z. t3. die Temperatnr, die Plasma~l lbarkei t nnd die 131utk6rperchen- senkung beeintlussen, andererseits aber aus der Tatsache, dab die erh6hte Labilit~t, die die 131utfliissigkeit in der Schwangerschaft besitzt, bis zu einem gewissen Grade sich such im Serum widerspiegelt, wie das schon die leichtere Fgllbarkeit de r Globulinfraktion im Serum beweist. Auch die st~rkere agglutinatorische Wirkung gegenfiber Bakterien,

~) Die ausfiihrliche Arbeit erscheint in der Zeitschr- f. Geburtsh. u. Gyn~koL