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DIE ZEITSCHRIFT FÜR AUSLANDSCHWEIZER APRIL 2006 / NR. 2 Die Schweizer Bauern vor einer ungewissen Zukunft Der neue Schweizer Film befindet sich im Aufwind Armut in der Schweiz und wie sie bekämpft werden könnte

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D I E Z E I T S C H R I F T F Ü R A U S L A N D S C H W E I Z E R

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Die Schweizer Bauern vor einer ungewissen Zukunft

Der neue Schweizer Film befi ndet sich im Aufwind

Armut in der Schweiz und wie sie bekämpft werden könnte

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Pro Jahr verschwinden 2000 Bauernhöfe

Die Schweizer Bauern haben Angst, Existenzangst. Deshalb demonstrierten letzten November über 10 000 Bäuerinnen und Bauern aus allen Landesteilen auf dem Berner Bundesplatz gegen die «aktuellen Entwicklungen in der Landwirtschafts-

politik». Die Bauern fürchten einen Abbau der Subventionen und die Konkurrenz von billi-gen Landwirtschaftsprodukten aus dem Ausland. Dabei müssen viele Bauern bereits heute von ihren Reserven leben, wie der Präsident des Schweizerischen Bauernverbandes die Lage drastisch schildert.

Man glaubt den statistischen Zahlen kaum: Jedes Jahr gehen in der Schweiz 2000 Bauern-höfe ein, das sind fünf pro Tag. Während 1990 noch 93 000 landwirtschaftliche Betriebe ge-zählt wurden, waren es im letzten Jahr nur noch 65 000. Gleichzeitig hat sich die Zahl der Be-schäftigten von 253 000 auf 190 000 verringert. Und der Abbau geht weiter: Mit der Agrarreform 2011 sollen weiter täglich fünf bis zehn Höfe verschwinden.

Vier Milliarden Franken Subventionen erhalten die Schweizer Bauern jedes Jahr aus der Bundeskasse. Zu viel, sagen Wirtschaftsverbände, Ökonomen und Politiker und fordern struk-turelle Veränderungen, das heisst weniger, aber grössere Betriebe, die so günstig produzieren könnten wie die ausländische Konkurrenz in den USA oder in der EU. Doch das ist nicht so einfach, wie unsere Titelgeschichte zeigt. Zudem haben die Bauern eine wichtige Aufgabe als Landschaftsgärtner zu verrichten.

Auch die zunehmende Armut und die damit verbundene Sozialhilfe ist auf der politischen Bühne immer wieder ein Thema. Walter Schmid, Rektor der Hochschule für soziale Arbeit

und Präsident der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe, skizziert im Gespräch mit der «Schweizer Revue», wie die Armut in der Schweiz wirkungsvoll gelindert werden könnte. Als früherer langjähriger Chef des Amtes für Jugend- und Sozialhilfe der Stadt Zürich ist er mit der Materie bestens vertraut. Er fordert vor allem Ergänzungsleistungen für junge Familien, damit deren Kinder anständig aufwachsen und aus-gebildet werden können, sowie für Berufstätige, deren Einkommen un-ter dem Existenzminimum liegt. Es sei eine Schande, dass es heute in der reichen Schweiz Arbeitnehmer gebe, deren Einkommen nicht zum

Leben reiche. Schmid kritisiert weiter, dass die Sozialpolitik in der Schweiz unter einer «in-tellektuellen Blockade» leide, die zeitgemässe und wirkungsvolle Lösungen in der Sozialhilfe verhindere.

Auch ein Schweizer Film hat in letzter Zeit viel zu reden gegeben: «Grounding». Zu tau-senden strömte das Publikum in die Kinos, um die teils fi ktive, teils dokumentarische Nach-erzählung der letzten Tage der Swissair auf der Leinwand zu sehen. Michael Steiners Film löste kontroverse Diskussionen aus, da er der Grossbank UBS und deren Präsidenten Marcel Ospel die Schuld am Swissair-Grounding gibt und Mario Corti, den letzten CEO der Swissair, mit weisser Weste darstellt. Der Schweizer Film befi ndet sich dank Michael Steiner wieder im Aufwind. Nach dem viel gelobten Film «Mein Name ist Eugen» hat Steiner mit «Grounding» bereits den zweiten Kassenschlager produziert. Wer ist der Regisseur, der dem Schweizer Kino die beiden grössten Erfolge der letzten Jahre beschert hat? Alain Wey hat den 36-jährigen Zürcher Michael Steiner porträtiert und sich mit ihm über seine neuen Projekte unterhalten. Das Fazit: Der Schweizer Film hat die Agonie überwunden, er lebt wieder und ist qualitativ so gut, dass er wieder Chancen hat, auch im Ausland zur Kenntnis genommen zu werden. HEINZ EC KER T

Heinz Eckert

5Briefkasten

5Gehört: Blues aus der Schweiz

7Gesehen: Alles Bahnhof

8Schweizer Bauern haben Angst

12Heimwehklänge aus dem Kuhstall

Regionalnachrichten

13Die Session im Bundeshaus

14Offi zielle EDA-Informationen

16Der neue Schweizer Film im Aufwind

18Armut in der Schweiz

20ASO-Informationen

22Schweiz – Mekka der Billigfl ieger

23 In Kürze

Titelbild: Renzo Blumenthal – Ökobauer und Mister Schweiz 2005: Sinnbild für die moderne LandwirtschaftFoto: Keystone

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IMPRESSUM: «Schweizer Revue», die Zeitschrift für die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer, erscheint im 33. Jahrgang in deutscher, französischer, italienischer, englischer und spanischer Sprache in 21 regionalen Ausgaben und einer Gesamtaufl age von über 380 000 Exemplaren. Regionalnachrichten erscheinen viermal im Jahr.■ REDAK TION: Heinz Eckert (EC), Chefredaktor; Rolf Ribi (RR), Alain Wey (AW), Gabriela Brodbeck (BDK), Auslandschweizerdienst EDA, CH-3003 Bern, verantwortlich für die «Offi ziellen EDA-Informationen». Aus dem Bundeshaus berichtet René Lenzin (RL). Übersetzung: CLS Communication AG ■ POS T ADRESSE: Herausgeber/Sitz der Redaktion/Inseraten-Administra-tion: Auslandschweizer-Organisation, Alpenstrasse 26, CH-3006 Bern, Tel. +4131356 6110, Fax +4131356 61 01, PC 30-6768-9. Internet: www.revue.ch ■ E - M A I L : [email protected] ■ DRUC K: Zollikofer AG, CH-9001 St.Gallen. ■ ADRESS ÄNDERUNG: Bitte teilen Sie Ihre neue Adresse Ihrer Botschaft oder Ihrem Konsulat mit und schreiben Sie nicht nach Bern. Einzelnummer CHF 5.– ■

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5B R I E F K A S T E N

Blues in 1000 Metern Höhe. Würde man nach zwei Schwei-zer Bluesmen im Höhenfl ug fragen, trügen sicherlich Napo-leon Washington aus La Chaux-de-Fonds und der Berner Hank Shizzoe den Sieg davon. Beide sind mit tiefer Stimme ausgestattete Gitarrenvirtuosen mit besonderem Sinn für aussergewöhnliche Melodien. Sie sind Vertreter eines farben-prächtigen, zeitgenössischen Blues, der sich in qualitativer Hinsicht mit demjenigen der ganz Grossen dieses Genre jen-seits des Atlantiks messen kann. Napoleon Washington hat kürzlich sein zweites Album Homegrown herausgebracht, das er in New York aufnahm. Er spielt seit seinem zwölften Lebensjahr Gitarre und hat auch schon ein recht abenteuer-liches Leben hinter sich. Von den New Yorkern Gary Setzer (Bruder von Brian) & The Roostabouts wurde er für Tourneen in Amerika (1991, 92 und 95) engagiert. Mit seiner alten Bluesformation, «The Crawling Kingsnake», zog er durch Eu-

ropa und die Vereinigten Staaten. Mit Beginn des neuen Jahrtau-sends debütierte Napoleon Washington als Solist mit seiner berühm-ten «Steel Guitar». Als Instrumentalist, der seinesgleichen sucht, erntete er mit seinem ersten Album Hotel Bravo allgemeine Zu-stimmung. Ein aussergewöhnliches Konzert, das 2004 gefi lmt wurde, wird zu einem der originellsten Werbeträger überhaupt: «The Washington Theater» ist ein virtuelles Kino im Internet, in dem jedermann den Bluesman bei der Arbeit entdecken kann – ganz einfach unter www.napoleonwashington.com.

Ode an die «Seerosen». Organische Atmosphären, hypnotisie-rende Stimmungen, intime Balladen – das alles zeichnet das zweite traumhafte Album der Gruppe «Water Lily», 13th Floor, aus. Die sechs Walliser sind keiner Stilrichtung zuzuordnen, sondern schaf-fen vielmehr ein Universum, das irgendwo zwischen Rock, Trip-Hop, Pop und Folk hin- und herschwebt und eine besondere Vorliebe für psychedelische Stimmungen zeigt. Fesselnde Melodien, Musiker voller Inspiration, ein Sänger, der mal mit kristallklarer, mal mit gequälter Stimme singt – all das macht «Water Lily» zu einem erst-klassigen Anwärter auf einen Exportschlager. Die auf der Schwelle zum Jahr 2000 gegründete Gruppe hatte sich auf den Schweizer Bühnen bereits einen guten Ruf erarbeitet, als sie 2002 ihr erstes Opus «Aphasie» auf den Markt brachte. Ein Jahr später erhielt Wa-ter Lily (auf Deutsch «Seerose») den Preis «Nouvelles Scènes» des Radiosenders Couleur 3. Für ihr neues Album sicherte sich die Gruppe die Dienste des berühmten englischen Produzenten Teo Mil-ler (Placebo, Robert Plant usw.). Ihr Werk 13th Floor endet mit einem ethno-psychedelischen Stück, das von einem mitreissenden Didgeridoo getragen wird und uns zu einer aussergewöhnlichen Reise einladen möchte. www.waterlily.ch

Bestes Orchester für Trauermusik. «The Dead Brothers»? Der Name des Genfer Quartetts hat sicher schon für Stirnrunzeln ge-sorgt, doch hinter dieser Namengebung steckt eine gehörige Por-tion Ironie. «The Dead Brothers» haben sich selbst zum besten Trau-ermusikorchester des Jahrhunderts erklärt und mischen als solches eine Unmenge von Stilen: Gipsymusik, Swing, Jazz, Rock ’n’ Roll, Folk und Country. Ihre Devise dabei lautet: Die Musik soll festlich sein. Mit Banjo, Posaunen, Trompete, Akkordeon und Gitarre nehmen sie sich ein Universum vor, das sich ebenso komisch wie makaber gibt. Ihr viertes Album, Wunderkammer, zeugt von ihrer musikalischen und sprachlichen Vielseitigkeit – gesungen wird auf Englisch, Französisch und Deutsch. «The Dead Brothers» haben sogar noch einen Song von Marlene Dietrich ausgegraben («Wenn ich mir was wünschen dürfte», 1936), den sie gekonnt adaptiert und mit einer Melodie von Nino Rota kombiniert haben.www.voodoorhythm.com/dead.html AL AIN WEY

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GlückwunschAls kürzlich eingebür-gerter, im Ausland wohnhafter Schweizer möchte ich mich ganz herzlich bei der «Schwei-zer Revue» bedanken – sie stellt eine meiner wichtigsten Verbin-dungen zur Schweiz dar. Ich gra-tuliere Ihnen zur Aufmachung der Dezemberausgabe, zu den Farben der Frontseite und zum Poster des Weihnachts markts vor dem Kloster von Einsiedeln. All diese Faktoren machen die «Schweizer Revue» zu einer äus-serst anschaulichen und dynami-schen Zeitschrift.FACUNDO M. SIMES L ANFRANC HI,

CÓRDOBA , ARGENTINIEN

Schritt für SchrittIch fand Ihren redaktionellen Beitrag in der Dezemberausgabe mit dem wunderschönen Bild des Weihnachtsmarktes und dem Kloster Einsiedeln im Hinter-grund sehr erfrischend. Die ganze Ausgabe schien perfekt – bis ich auf den Beitrag von Hans-peter Kriesi stiess. Darin ist ein-mal mehr die typische Haltung der wissenschaftlichen Elite wie-dergegeben. Diese Leute wissen alles – und wir hier draussen wer-den als in der Wildnis lebende Trottel und Schwachköpfe abge-tan. Glauben Sie mir, dass die direkte Demokratie noch lange bestehen bleibt und ich vom fer-nen San Diego aus an jedem ein-zelnen Referendum teilnehmen werde! In Bezug auf den ganzen Rest der «Schweizer Revue» kann ich dagegen nur sagen: Machen Sie weiter so!MAX WIR TH, S AN DIEGO, US A

Anbau von GM-Agrarpfl anzenVielen Dank für Ihren Bericht in der Dezemberausgabe zum Refe-rendum vom 27. November 2005 über den Anbaustopp von GM-Agrarpfl anzen. Obwohl ich so weit weg von der Schweiz lebe und wir hier nur wenig Medien-berichterstattung zu diesem Thema haben, habe ich an der Abstimmung teilgenommen. Da-her bin ich sehr dankbar für die detaillierte Nachberichterstat-

tung über die Ergeb-nisse. Hier in Vermont kämpfen wir schon seit längerem – bisher leider ohne Erfolg – für ein Anbauverbot von GM-

Agrarpfl anzen. Ein Gesetz zur Saatkennzeichnung wurde verab-schiedet, bei dessen Durchset-zung es allerdings noch hapert. Eine weitere Gesetzesvorlage, die Landwirte vor Klagen durch GM-Saatguthersteller schützen soll, wird derzeit noch beraten. Wir hatten schon viel mit der Verseuchung organischer Pfl an-zen durch Genmanipulation zu tun. Ausserdem werden immer mehr Berichte über die Gesund-heitsrisiken beim Genuss von GM-Agrar pfl anzen bekannt. Und trotzdem verlaufen unsere Versuche, die Menschen in Bezug auf diese Themen wachzurütteln, sehr oft enttäuschend. Aus die-sem Grund war es sehr erfreulich, an einer Abstimmung mit einem so positiven und viel verspre-chenden Ergebnis teilzunehmen.S YLVIA DAVA TZ, HAR TL AND,

VERMONT, US A

Frühling des Schweizer Fussballs Ich gratuliere Heinz Eckert für seinen Leitartikel und die Dop-pelseite «Köbi Kuhn» und möchte fast sagen, dass die 1910 gegründete Union Sportive Suisse de Paris (USSP) nicht erst den Aufruf des Schweizerischen Fussball-Verbands (SFV) ge-braucht hat, um junge Talente aufzustöbern …

Der berühmteste Schweizer Internationale, der zur USSP ge-hörte, war Aaron Pollitz. Er spielte 23 Mal in der National-mannschaft und insbesondere im Finale Uruguay–Schweiz (3:0) bei den Olympischen Spielen von 1924 in Paris. Hoffen wir, dass uns das junge dynamische «Team von Freunden» unter der Leitung von Köbi Kuhn bei der WM in Deutschland ebenso begeistert wie neulich in Bern. «Hopp Schwiiz»!MAR TIN S TREBEL, PRÄSIDENT DER

USSP, L A VARENNE S T-HIL AIRE,

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Weihnachtsmärkte:Seit 30 Jahren in der Schweiz

Radio-Legende:Das Echo der Zeit ist 60 Jahre alt

Direkte Demokratie:Grosse Verantwortung für Politiker

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DEZEMBER 2005 / NR . 6

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Verena und Hans Stucki, Getreidebauern, Schlosswil BE.

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Schweizer Bauern haben AngstSo drastisch wie die Landwirtschaft hat kein anderer Wirt-schaftszweig in unserem Land seine Strukturen verändert. Dennoch geraten die Bauern immer wieder in die Kritik von Politikern und Ökonomen. Im Schweizervolk hat die bäuerli-che Tradition jedoch einen Rückhalt. Von Rolf Ribi

Man muss die Statistik zweimal lesen: Jeden Tag verschwinden im Schweizer Land fünf Bau-ernhöfe. Das sind im Jahr gegen 2000 bäuerli-che Betriebe im Mittelland, im Hügelgebiet und in der Bergregion. An einem Tag müssen also fünf Bauernfamilien aufgeben und zuse-hen, wie Hab und Gut, Tiere und Geräte an den Meistbietenden verkauft werden. Trauer und Tränen stehen im Gesicht von Bauersleu-ten, deren Vorfahren meist seit Generationen den Hof bestellt haben.

«Zu wenig rasch und zu wenig mutig» ver-laufe der Strukturwandel in der Landwirt-schaft, betont der Wirtschaftsverband Econo-miesuisse immer wieder. Die hiesige Agrarwirtschaft sei zu klein strukturiert und zu wenig produktiv. Die Schaffung grösserer Be-triebe sei «von zentraler Bedeutung». Ein Frei-handelsvertrag mit der Europäischen Union für alle landwirtschaftlichen Produkte sei «die einzige zukunftstaugliche Perspektive».

Sarkastisch drückte sich die «Neue Zürcher Zeitung» aus: «Bauer sein ist kein Schicksal. Niemand ist gezwungen, auf ewige Zeit Bauer zu bleiben.»

Wohl kein anderer Wirtschaftszweig in un-serem Land kennt einen so radikalen Struktur-wandel wie die Landwirtschaft. Die Zahl der Bauernbetriebe sank von rund 93 000 im Jahr 1990 auf 65 000 im vergangenen Jahr – das sind 30 Prozent weniger. In der gleichen Zeit ver-minderte sich die Anzahl der Beschäftigten von 253 000 auf rund 190 000 – immerhin 25 Pro-zent weniger. Aber damit nicht genug: Mit der Agrarreform 2011 werden in den nächsten Jah-ren jeden Tag fünf bis zehn Bauernfamilien auf-hören müssen. Das würde gemäss Manfred Bötsch, Direktor des Bundesamtes für Land-wirtschaft, bedeuten, «dass innert zehn Jahren 15 000 bis 20 000 Bauernhöfe aufgegeben wer-den». Sein Kommentar: «Die von der Land-wirtschaft geforderten Abbauschritte sind so hoch, wie dies in der Industrie noch nie der Fall war.»

Druck von innen …Für den andauernden Strukturwandel in der Schweizer Landwirtschaft gibt es starken inne-ren und äusseren Druck. «Hausgemacht» sind

folgende Fakten: Nur drei Prozent aller Be-schäftigten arbeiten heute noch in der Land-wirtschaft. Mit ihrem Einsatz in Feld und Stall tragen sie nur ein Prozent zur Wertschöpfung in der Volkswirtschaft bei. Dazu kommt noch der Wert der gemeinwirtschaftlichen Leistun-gen gemäss dem Auftrag in der Bundesverfas-sung, wie die sichere Versorgung des Volkes mit Nahrungsmitteln, die Pfl ege der Kulturland-schaft und die dezentrale Besiedlung. Dennoch steht im Agrarbericht 2005 des zuständigen Bundesamtes: «Die Landwirtschaft zählt heute nicht mehr zu den bedeutendsten Wirtschafts-zweigen.»

Was aber die Ausgaben des Bundes für die Landwirtschaft und Ernährung betrifft, steht dieser Sektor an fünfter Stelle. Fast vier Milli-arden Franken oder 7,8 Prozent der Bundes-ausgaben gingen 2004 an die Landwirtschaft – im Jahr 1990 waren es noch drei Milliarden gewesen. Der grösste Brocken mit 2,5 Milliar-den Franken entfi el auf die so genannten Di-rektzahlungen, also Entgelte an die Bauern für die Pfl ege der Landschaft und für ökologischen Anbau. Mit knapp 0,8 Milliarden unterstützte der Staat die Produktion und den Absatz in der Milch- und Viehwirtschaft sowie den Pfl anzen-bau. Weitere 0,7 Milliarden fl ossen in Export-subventionen, Investitionskredite, Landwirt-schaftsschulen oder Familienzulagen. Noch eine andere Zahl: Mehr als 70 Prozent der bäu-erlichen Einkommen stammen aus der Bundes-kasse – gemäss der Organisation für wirtschaft-

liche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ein internationaler Spitzenwert.

Fast vier Milliarden Franken Bundeshilfe bei nur einem Prozent Beitrag der Landwirtschaft zur Volkswirtschaft – dieser Vergleich ruft manche Kritiker auf den Plan. Wenn im eidge-nössischen Parlament die Bundesfi nanzen ge-kürzt werden oder wenn in der Welthandelsor-ganisation WTO der globale Freihandel angestrebt wird, gelten die Bauern mit ihren Forderungen als «Störenfriede». Wirtschafts-verbände und Ökonomen fordern weniger Subventionen und dafür den raschen Umbau der Landwirtschaft zu grösseren, marktfähigen Betrieben. «Ich stelle in der Schweiz einen Grundtenor fest, der eine Sonderstellung der Landwirtschaft innerhalb der Volkswirtschaft immer mehr in Frage stellt», sagt Professor Bernard Lehmann, Leiter des Instituts für Agrarwirtschaft der ETH Zürich.

… und Druck von aussenFür eine strukturelle Anpassung der Landwirt-schaft gibt es auch handfesten Druck von aus-sen. Wenn multilaterale Verhandlungen in der Welthandelsorganisation oder bilaterale Frei-handelsverträge mit den USA oder der Euro-päischen Union anstehen, ziehen über der Landwirtschaft dunkle Wolken auf. Denn die Öffnung der Grenze für ausländische Agrargü-ter, der Abbau der inländischen Marktstützung und der Exportverbilligung haben Folgen für die bäuerlichen Einkommen. «Insgesamt dürf-ten die WTO-Massnahmen die Landwirt-schaft rund zwei Milliarden Franken kosten», schätzt Bundesamtsdirektor Bötsch. «Verluste in diesem Ausmass würden alle Anstrengungen zunichte machen, welche die Landwirtschaft seit einem Jahrzehnt unternommen hat», sagt Jacques Bourgeois, Direktor des Schweizeri-schen Bauernverbandes.

Die laufende WTO-Runde ist klar die grösste Herausforderung für die Landwirt-schaft. Aber auch mit den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union stehen folgen-schwere Verhandlungen an.

Ein Freihandelsabkommen mit den USA würde den Export von Industriegütern «made in Switzerland» begünstigen. Aus der Sicht der Landwirtschaft hätte der Freihandel mit den USA gemäss dem früheren Bundesamtsdirek-tor Hans Burger «schwer wiegende Nachteile»: Die Einkommen in unserer Landwirtschaft würden um 1,2 Milliarden Franken fallen, der geografi sch weit entfernte amerikanische Markt und die dortigen Konsumgewohnheiten machen die Marktbearbeitung schwierig, das mit Antibiotika und Hormonen produzierte US-Fleisch samt den genveränderten Produk-ten sind hier zu Lande nicht erwünscht. Das sieht Jean-Daniel Gerber, Staatssekretär im

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Verena Aebersold, Gemüsebäuerin, Treiten BE.Leo Elleberger, Biobauer, Günsberg SO. Jean-François Maye, Weinbauer, Chamoson VS.

fl ehender Hilferuf an die hohe Politik im Bun-deshaus?

Die schwierige Lage der Landwirtschaft zeigt sich bei den bäuerlichen Einkommen. Gemäss der Forschungsanstalt Agroscope ver-diente 2004 eine Familienarbeitskraft 39 700 Franken. Dies entspricht einem monatlichen Arbeitsverdienst von 3300 Franken (das ist der Mindestlohn einer Kassierin bei der Migros). Beim so genannten Vergleichslohn zeigt sich, dass in der Talregion 38 Prozent, in der Hü-

gelregion 51 Prozent und im Berggebiet 60 Prozent der Familienarbeitskräfte weniger verdienen als in vergleichbaren Berufen in Industrie und Dienstleistungen. Vor allem im Berggebiet gehören manche Bauernfamilien zu den «Working Poor» – sie verdienen trotz ihrem Arbeitseinsatz nicht genug zum Le-ben.

Das landwirtschaftliche Einkommen je Be-trieb lag 2004 bei 60 400 Franken. Im Schnitt der letzten drei Jahre waren es 55 600 Franken gewesen. Die jährlichen Einkommen schwan-ken mit den Verkäufen der Produkte und den erhaltenen Direktzahlungen. Weil fast 70 Pro-zent aller Bauernfamilien nicht mehr allein aus der Landwirtschaft leben können, suchen sie nach einem zusätzlichen Verdienst - er im Win-ter am Skilift oder mit Waldarbeit für die Ge-meinde und sie als Lehrerin oder am Postschal-ter im Dorf. Im Schnitt kamen so 21 500 Franken Nebenverdienst dazu, was ein mittle-res Gesamteinkommen von 82 000 Franken je Betrieb ergab - nämlich 93 100 Franken im Tal, 76 900 Franken in der Hügelregion und 68 800 Franken im Berggebiet.

Das landwirtschaftliche Einkommen hat Fol-gen für die Zu- oder Abnahme des Eigenkapi-tals. Im Jahr 2004 verzeichneten 27 Prozent der Tal-, 28 Prozent der Hügel- und 30 Prozent der Bergbetriebe eine negative Eigenkapitalbil-dung, also einen Kapitalverzehr. Das heisst, diese Bauernfamilien leben von der Substanz, ihnen fehlen die Mittel für Neu- und Ersatzin-

Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartement, anders: «Der amerikanische Markt umfasst 270 Millionen Konsumenten. Das böte den Schwei-zer Bauern neue Absatzchancen, zum Beispiel für Käse und biologische Produkte.»

Die Öffnung der Grenzen für landwirt-schaftliche Produkte gegenüber Europa er-scheint in einem günstigeren Licht. Im kauf-kräftigen Markt von 400 Millionen Menschen mit ähnlichen Konsumgewohnheiten haben Qualitätsprodukte dank dem intakten «Swiss

quality»-Image gute Preis- und Absatzchancen Bei einem freien Handel mit Agrargütern wird erwartet, dass sich die inländischen Produkti-onskosten und Produktpreise auf das europäi-sche Niveau einpendeln. Damit werden die Ex-portchancen für schweizerische Produkte besser. Für die Landwirtschaft ist die europäi-sche Marktöffnung sehr hart, ihre Einkom-menseinbusse wird auf 1,5 Milliarden Franken geschätzt. Für Hansjörg Walter, den Präsiden-ten des Schweizerischen Bauernverbandes, steht fest: «Die Liberalisierung des Welthan-dels ist unaufhaltsam.»

Bescheidene BauerneinkommenDie Bauern spüren den wachsenden Druck von innen und von aussen. Mehr als 10 000 von ih-nen marschierten am vergangenen 17. Novem-ber mit Treicheln und Transparenten durch die Strassen der Hauptstadt. Angeführt von den Fahnen der kantonalen Organisationen zogen die Männer und Frauen mit ernsten Gesich-tern und bedächtigen Schrittes zum Bundes-platz. «Stoppt die Wirtschaftsmanager und Po-litiker, welche die Landwirtschaft zum Sündenbock machen», rief eine Bäuerin. «Wer den ganzen Tag krampft, ohne dafür anständig bezahlt zu werden, hat für die hohen Saläre und neoliberalen Parolen der Manager kein Ver-ständnis», schimpfte ein Bauer. Als zum Schluss alle Treicheln zu einem lauten Stakkato ansetz-ten, geriet der Aufmarsch der Bauern zu einer machtvollen Demonstration – oder war es ein

vestitionen. Bei rund 40 Prozent aller Betriebe wird die fi nanzielle Lage als «bedenklich» be-urteilt.

Der politische Druck auf die Landwirtschaft ruft nach drastischen Reformen im Bauern-land: bei den Produktionskosten, bei der Marktbearbeitung, bei den Schutzzöllen an der Grenze, bei der staatlichen Marktstützung, bei der Exportverbilligung und bei der Einkom-menshilfe an die Bauern.

Teure ProduktionsmittelOb Futtermittel oder Saatgut, Traktoren oder Geräte, Düngemittel oder Pestizide, Brenn- oder Treibstoffe oder der Tierarzt - Schweizer Bauern beziehen den grössten Teil ihrer Pro-duktionsmittel von auswärts. Allein ein Viertel dieser Vorleistungen betrifft die Futtermittel aus in- und ausländischen Mühlen. Im Situati-onsbericht 2005 des Schweizerischen Bauern-verbandes steht schwarz auf weiss, wie viel un-sere Landwirte dafür mehr bezahlen müssen als die Bauern im europäischen Ausland: Wenn das EU-Preisniveau 100 beträgt, sind es für Saat- und Pfl anzengut 300, für Dünge- und Bodenverbesserungsmittel 140, für Pfl anzen-behandlungs- und Schädlingsbekämpfungsmit-tel 125, für Futtermittel 300, für Tierarzt und Tierarzneimittel 127, für Bauinvestitionen 136.

Den Hauptgrund für die Kostenunterschiede sieht Eduard Hofer, Vizedirektor des Bundes-amtes für Landwirtschaft, im Verhalten der in-ternationalen Anbieter. Diese richten ihre Ver-kaufspreise nach dem Preisniveau und der Kaufkraft in einem Land. Mit ihren Verteilplä-nen verhindern sie zudem, dass zum Beispiel deutsche Händler zu deutschen Preisen in die Schweiz liefern können. Daneben gibt es an-dere Gründe für die höheren Kosten bei uns, so das dichtere Verteilnetz und der kleinere Ab-satzmarkt.

Die markant höheren Preise für Produkti-onsmittel sind auch dem Preisüberwacher Ru-dolf Strahm aufgefallen. Nach seiner Meinung

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DER T ALB AUER■ Ulrich Ineichen ist Talbauer im aargauischen Boswil. Sein Gutsbe-trieb umfasst 112 Hektaren und gehört zu den grössten des Lan-des. Der «Sentenhof» gleicht ein wenig der Southfork-Ranch in der amerikanischen Fernseh-Kultserie «Dallas». Der Grossbauer hat zwei Angestellte und sechs Traktoren. Im topmodernen Stall mit Frei-laufgehege ist Platz für 60 Kühe und Kapazität für 400 000 Kilo Milchproduktion im Jahr, gemol-ken wird computergesteuert. Vor sechs Jahren stellte Ineichen auf biologischen Landbau um. Mit sei-nem Hof erzielt er 700 000 Fran-ken Umsatz, davon sind 170 000 Franken staatliche Direktzahlun-gen für die Bewirtschaftung der Fläche und für die Bioproduktion. Seinen Stundenlohn beziffert er auf 35 Franken. Ineichen ist stolz auf die Produktivität seines Gross-

betriebes. Er selber kann sich eine Fünf-Tage-Woche und Ferien leis-ten. (Quelle «Beobachter») RR

DER HÜGELB AUER■ Gottfried Grünig und seine Frau Silvia bewirtschaften im berni-schen Säriswil einen typischen Schweizer Bauernbetrieb von 17 Hektaren und 16 Kühen, zehn Käl-bern und Rindern, acht Mutter-schweinen, einem Eber, zwölf Hühnern und einem Traktor. Sei-nen Hof könnte er ohne die staat-liche Hilfe von rund 36 000 Fran-ken im Jahr, ein Fünftel des Betriebsertrages, nicht durch-bringen. Die staatliche Direkthilfe erhält er, weil er den Boden be-wirtschaftet, die Wiesen extensiv nutzt, in der Hügelzone lebt, die Tiere besonders artgerecht hält und 107 ökologisch wertvolle Hochstammbäume pfl egt. Die Bauernfamilie hat Schulden – der

Umbau des Stalls und des Jauche-lochs hat eine halbe Million Fran-ken gekostet. Die Bäuerin arbeitet nebenher in einem Pfl egeheim. So kommt die Familie auf ein Ein-kommen von 53 000 Franken. Dass der Bauer trotz einem 14-Stunden-Tag nicht einmal sechs Franken Stundenlohn erzielt, bedrückt ihn. Heute würde Gottfried Grünig nicht mehr Bauer werden wollen. Seinen Hof verkaufen kann er nicht – weil sonst 100 000 Franken Liquidationssteuern fällig wür-den. (Quelle «Beobachter») RR

DER BER GB AUER■ Martin Herrmann und seine Frau Christine sind Bergbauern in Lauenen im Berner Oberland. Hier führen sie auf 21 Hektaren Boden einen reinen Milchbetrieb mit zehn Kühen, sechs Rindern, drei Kälbern, sieben Mutterschafen und einem Kleintraktor. Im Som-

mer sind die Bauersleute drei Monate auf der Alp – im vergange-nen Sommer mit 77 Kühen und Rindern, einem Stier und 18 Schweinen. Vom Staat erhalten sie Direktzahlungen von 70 800 Franken, gut ein Drittel des Betriebsertrages. Ihr Gesamtein-kommen von 85 000 Franken erreichen sie dank Nebenbeschäf-tigungen – er am Skilift und sie als Babysitterin in Hotels. Ein Arbeitstag dauert von fünf Uhr in der Früh bis zehn Uhr abends. Im Sommer auf der Alp produzieren sie über vier Tonnen Alp- und Hobelkäse. Das Ehepaar Herrmann kann sich keinen anderen Beruf vorstellen. Dass sie Direkthilfe vom Staat erhalten, ist für sie selbstverständlich. «Wir pfl egen die Landschaft, und ohne uns Bauern gäbe es da oben keine Tiere mehr.» (Quelle Beobachter)

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geben die Bauern bei der Beschaffung der Pro-duktionsmittel eine Milliarde Franken jährlich zu viel aus. Er empfi ehlt den Landwirten ein «Kostenmanagement». Das zuständige Bundes-amt solle dafür sorgen, dass die Landwirtschaft zu Preisvergleichen und alternativen Bezugs-möglichkeiten kommt. Der Preisüberwacher verlangt zudem direkte Importe der Landwirte, so für Pfl anzenschutzmittel und Tierarzneien. «Die Senkung der Beschaffungskosten wird zur Überlebensfrage für die Betriebe.» Aber auch die Bauern können noch einiges selber tun – durch die gemeinsame Benützung von Maschi-nen und Traktoren oder durch die Zusammen-führung von Nachbarhöfen.

Eine andere Rechnung macht das Bundes-amt für Landwirtschaft: Würden die europäi-schen Bauern 15 vergleichbare landwirtschaft-liche Erzeugnisse produzieren und verkaufen, erzielten sie nur 54 Prozent des Erlöses ihrer Schweizer Kollegen (in Amerika gar nur 47 Prozent). Der Abstand der Produzentenpreise zwischen Europa und der Schweiz hat sich aber in den letzten zehn Jahren um 28 Prozent ver-kleinert. Haben die Schweizer Konsumenten davon profi tiert? Mitnichten, denn sie zahlten für einen vergleichbaren Korb von Lebensmit-teln 25 Prozent mehr.

Dass die hiesigen Konsumenten von den Op-fern der Bauern nicht profi tieren, liegt an den Margen der verarbeitenden Industrie und des Einzelhandels. «Die Lebensmittelpreise rich-ten sich in der Regel nicht nach den Produzen-tenpreisen. Die Margen der nachgelagerten In-dustrie und der Grossverteiler sind viel grösser

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als im Ausland. Hier besteht Reformbedarf», fordert Bauernverbandsdirektor Bourgeois.

Bessere VermarktungReformen stehen nicht nur auf der Kostenseite an, sondern auch bei der Vermarktung land-wirtschaftlicher Erzeugnisse. «Wir können den Wettbewerbsdruck auf internationaler Ebene durch qualitativ hoch stehende Schweizer Pro-dukte auffangen», erklärte Bundesrat Joseph Deiss. Bei der Absatzförderung biete der Bund «Hilfe zur Selbsthilfe» an. Gute Chancen sieht der Wirtschaftsminister für ökologisch nach-haltige Produkte und für Erzeugnisse mit einer klaren geografi schen Herkunft: «Nicht einfach Trockenfl eisch, sondern Trockenfl eisch aus Graubünden oder aus dem Wallis, nicht ge-wöhnlicher Käse, sondern Greyerzer.» Mit sol-chen Produkten «lassen sich höhere Preise lö-sen, weil sie auf Vertrauen und Sicherheit beruhen».

Ein Erfolgserlebnis kann der Käseexport be-reits vorweisen. Die Schweiz hat am Käsemarkt der Europäischen Union bereits einen Anteil von fast ein Prozent. Das entspricht einem Viertel der schweizerischen Milchleistung. Er sei «stolz darauf, wenn heute 45 Prozent der deutschen Konsumenten den Schweizer Käse zu den besten der Welt zählen», sagte Bundes-rat Deiss. Im Juni 2007 wird der Käsehandel gegenüber der Europäischen Union vollstän-dig geöffnet.

«Die Marktpräsenz in der Schweiz und in Eu-ropa muss gestärkt werden», weiss auch Bau-ernverbandsdirektor Bourgeois. Und: «Die

Marketingstrategie ist noch mehr auf Herkunft und Produktionsmethoden auszurichten.» Mit Qualitätsprodukten und besonderen Auszeich-nungen etwa für Erzeugnisse aus dem Bergge-biet soll der Absatz gefördert werden.

Viele Bauern sind beim Direktverkauf ab Hof von Gemüse und Obst, Fleisch und Käse, Milch und Eiern, Most und Wein bereits initi-ativ geworden. Sie entdecken Marktnischen für neue Produkte, lassen schottische Hochland-rinder grasen, pfl anzen Melonen statt Kartof-feln, backen Bauernbrot und gewinnen Öl von Sonnenblumen, laden zum Bauernfrühstück und zu Ferien auf dem Bauernhof.

Schutzzölle, Markt- und ExporthilfeSeit langem schützt der Staat die heimischen Bauern vor der ausländischen Konkurrenz –mit Einfuhrzöllen und Einfuhrmengen. Es sind happige Wertzölle, die auf die Einfuhrpreise geschlagen werden: 47 Prozent bei Kirschen, 59 Prozent beim Weisswein, 64 Prozent beim Hartkäse, 145 Prozent bei Äpfeln, 170 Prozent beim Zucker, 183 Prozent bei Tomaten, 273 Prozent beim Rindsfi let, 556 Prozent bei der Butter und sagenhafte 1019 Prozent für Pou-letschenkel. Ein Drittel aller Agrarprodukte aus dem Ausland wird mit Zöllen von mehr als 100 Prozent künstlich verteuert. Gewisse aus-ländische Produkte dürfen nur in kleinen Men-gen eingeführt werden, wie zum Beispiel fri-sche Milch. Und Blumenkohl, Karotten, Äpfel oder Birnen werden nur dann zur Einfuhr frei-gegeben, wenn das inländische Angebot klein ist.

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Louis Suter, Obstbauer, Hünenberg ZG. Sepp Haas, Mutterkuhhalter, Ohmstal LU. Andreas Binswanger, Schweinezüchter, Tägerwilen TG.

muss angehoben werden (wovon viele Klein-bauern im Berggebiet und in der Bioproduk-tion betroffen wären), die Direktzahlungen verhindern den Strukturwandel und sie führen zu übermässigen Kontrollen auf den Höfen.

Bauernkultur ist Volkskultur«Wir wollen und wir werden an den produkti-onsunabhängigen Direktzahlungen festhalten», sagte Bundesrat Deiss. Zudem müsse der Strukturwandel «sozialverträglich» ablaufen.

Er weiss, dass drei von vier Bauernhöfen, be-sonders im Hügel- und Berggebiet, ohne die Lohnzahlungen vom Staat nicht überleben würden.

Der Bundesrat hat dabei des Volkes Meinung hinter sich: Gemäss einer Univox-Umfrage ist für 91 Prozent der Schweizerinnen und Schwei-zer die Landschaftspfl ege wichtig oder sehr wichtig, 97 Prozent sind für eine umweltge-rechte Bewirtschaftung, 87 Prozent für eine tierfreundliche Haltung, 70 Prozent wollen die Berglandwirtschaft besonders fördern. Nur 23 Prozent der Befragten (mit sinkender Ten-denz) sind bereit, einen Teil der Bauernbe-triebe zu opfern. Aber auch das: Für 51 Prozent der Eidgenossen verursacht die Agrarpolitik zu hohe Kosten.

Noch eine Antwort aus dieser Umfrage: Die «Pfl ege der bäuerlichen Lebensweise» halten drei von vier befragten Schweizerinnen und Schweizern für wichtig. Das ist schon fast eine Liebeserklärung an den Bauernstand und seine Traditionen. Der Kolumnist Frank A. Meyer meint sogar: «Die Bauern, wie wir sie kennen und mögen, machen die Schweiz reich. Die Frage nach der Zukunft der Landwirtschaft ist die Frage nach der Zukunft der Schweiz.»

DOKUMENTATION: Agrarbericht 2005 (und frühere) des Bundesamtes für Land-wirtschaft (www.blw.admin.ch) Situationsbericht 2005 (und frühere) des Schweizerischen Bauernverbandes (www.bauernverband.ch) Hauptbericht 2004 von Agroscope FAT Tänikon (www.fat.ch) Landwirtschaftlicher Informations-dienst LID (www.lid.ch) Zeitungen und Zeitschriften: Dokumentationszentrum Zug (www.doku-zug.ch)

für, dass sie die im Artikel 104 der Bundesver-fassung verlangten Aufgaben erfüllen: die sichere Versorgung der Bevölkerung mit Nah-rungsmitteln, die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen, die Pfl ege der Kulturland-schaft und die dezentrale Besiedlung des Lan-des.

Für diese «öffentlichen» Leistungen zu Guns-ten des Gemeinwohls erhalten die Bauern und ihre Familien rund 2,5 Milliarden Franken im Jahr aus der allgemeinen Bundeskasse. Davon

sind zwei Milliarden allgemeine Direktzahlun-gen für die Nutzung und Pfl ege von Wiesen und Feldern, vor allem im Hügel- und Bergge-biet. Ökologische Direktzahlungen von 0,5 Milliarden sollen Anreiz geben für besondere naturnahe Leistungen – wie ökologischen An-bau, extensive Produktion von Getreide, bio-logischen Landbau und eine besonders artge-rechte Haltung von Nutztieren.

Direktzahlungen als Lohn für die Bauern gibt es erst seit 1992. Agrarpolitik in der Eidge-nossenschaft war früher stets auch Ernährungs- und Wehrpolitik. In der Anbauschlacht im Zweiten Weltkrieg wurden die Bauern zu Hel-den der Unabhängigkeit. Die «alte» Agrarpoli-tik garantierte den Bauern Preise, Absatz und Einkommen. Die Stützung der Produzenten-preise führte indes zu Überproduktion, stei-genden Kosten und unwirtschaftlichen Struk-turen. Erst 1996 mit der deutlichen Annahme des Verfassungsartikels durch das Volk wurde die «neue» Agrarpolitik möglich. Zur Produk-tion von Nahrungsmitteln trat fortan die Pfl ege des öffentlichen Gutes Umwelt.

Klar, dass die Rechnung «2,5 Milliarden Fran-ken Direktzahlungen an 65 000 Bauernbe-triebe» nicht ohne Kritik bleibt. Und die lau-tet so: Das Verfassungsziel der dezentralen Besiedlung kann die Landwirtschaft allein nicht erreichen, für manche Direktzahlungen fehlt ein klarer Leistungsauftrag, statt an die Erträge sind die Zahlungen an die Fläche gebunden, die Schwelle für den Bezug von Direktzahlungen

Dieser «Grenzschutz» in Form von Zöllen und Zollkontingenten ist das wichtigste Instru-ment zur Unterstützung der inländischen Fleischproduktion und des heimischen Pfl an-zenbaus. Jeder Abbau des Grenzschutzes würde die Importprodukte verbilligen, den Absatz heimischer Erzeugnisse erschweren und damit die bäuerlichen Einkommen schmälern. Klar, dass dieser helvetische Protektionismus dem globalen Freihandel widerspricht. «Der Abbau des Grenzschutzes ist mittel- bis langfristig un-

ausweichlich», sagt Bundesrat Deiss. «Ich gehe davon aus, dass der Grenzschutz für die Schwei-zer Landwirtschaft in den nächsten 10 bis 15 Jahren auf das Niveau in der Europäischen Union gesenkt wird», meint der ETH-Profes-sor Bernard Lehmann. Es sei überhaupt «eine Illusion, beim gegebenen Grenzschutz die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft si-chern zu wollen», erklärt Rudolf Walser vom Wirtschaftsverband Economiesuisse.

Mehr Markt und mehr Wettbewerb in der Landwirtschaft will der Bundesrat mit seiner «Agrarpolitik 2011» erreichen. Kernelement der Strategie ist die schrittweise Aufhebung der heutigen Marktstützung und der Exportver-billigung, verbunden mit höheren Direktzah-lungen an die Bauern. So wird zum Beispiel die inländische Marktstützung für Butter halbiert und die Exportsubvention für Käse nach Über-see gestrichen. Der Wegfall der Marktstützung und die Streichung der Exportverbilligung ma-chen rund 600 Millionen Franken frei, die den Bäuerinnen und Bauern als Direktzahlungen zugute kommen sollen. Das passt der «Neuen Zürcher Zeitung» gar nicht: «Die richtige Ant-wort auf die Einbussen ist ein rascherer Struk-turwandel und nicht noch mehr Geld aus dem Staatssäckel.»

Staatslohn für die BauernDas wichtigste Instrument der Schweizer Agrarpolitik sind die so genannten Direktzah-lungen. Sie sind das Entgelt an die Bauern da-

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«Buureradio? Was, das gibt’s?» So reagieren Schweizerinnen und Schweizer noch häufi g, wenn man sie auf den jüngsten und wohl unge-wöhnlichsten «Radiosender» des Landes an-spricht. Seit 28. Dezember 2005 verbreitet die virtuelle Station ihr Programm weltweit über Internet (www.buureradio.ch): Volkstümliches, Jodellieder, Ländler, Blasmusik, Countryklänge rund um die Uhr. Dazwischen gibts etwa zwan-zig Wort-Magazinbeiträge (Agrar- und Markt-news, Beratung, Bundespolitik, Landtechnik, Schwingermagazin, Landjugend, Talk im Stall mit «Buureradio»-Gründer und Chefredaktor, Nationalrat Toni Brunner, und einem Gast) für das Publikum in Stadt und Land. Auch Tren-

diges wie «Bauer sucht Frau/Frau sucht Bauer» oder Tipps aus Grossmutters Küche wird ge-sendet.

Mehr als eine Million Breitband-Internet-nutzer (mindestens 200 Kilobit pro Sekunde; entspricht ADSL) in der Schweiz und rund um den Globus können das dank Sponsoren und Werbung von zwei Dutzend ehrenamtlich tä-tigen Redaktoren mit einem Jahresbudget von 500 000 Franken produzierte «buureradio.ch» in CD-Qualität frei empfangen. Für vorerst drei Jahre ist der Betrieb fi nanziell gesichert.

Kaum auf Sendung, schickten die ersten Aus-landschweizerinnen und Auslandschweizer be-geisterte E-Mails. Nach der Abschaffung von

Schweizer Radio International wurden die «Heimatklänge aus dem Kuhstall» innert Tagen zum Geheimtipp unter Ausgewanderten. Der erste Gratulant meldete sich aus Ságújfalu in Ungarn («Endlich mal etwas Bodenständiges aus der Schweiz»). Hörer in Holland, Thailand («Toll, in der Ferne so nah der Heimat zu sein») oder Indien und Kanada sowie Australien und Florida, Texas und Pennsylvania (USA) ent-deckten als Nächste die Ländlerquelle. Hun-derte von Komplimenten wie «Huärä guät» oder «This is great» aus allen Kontinenten häuften sich innert 48 Stunden auf Brunners Arbeitstisch.

«Gemacht» wird das bodenständige Musik-programm mit modernster Internet- und Strea-mingtechnologie von der Digital Media Distri-bution AG (DMD2) in Uetendorf bei Thun. Dort lagern auf den Musikservern zehntau-sende von «Konserven» aller Sparten in bester Stereoqualität. Davon sind rund 6000 Volks-musiktitel eigens für «buureradio» digitalisiert. Durchschnittlich 20 000 Zuhörer sind täglich auf Empfang, jeder achte im Ausland. Tagesak-tuelle Nachrichten in schriftlicher Form gibt’s auf der Homepage. Das Radio, das keine Studios hat und Sitzungen per Internet durch-führt, hat offensichtlich eine Marktlücke ent-deckt, wie Brunner sagt: «Weil die traditionel-len Radios kaum Volkstümliches senden, bringt man uns so grosses Interesse entgegen. Wir sind überwältigt!» Dabei hat Toni Brunner doch nur realisiert, was sein Vater Johannes anregte. «Volkstümliches mit Informationen» fehlte dem Toggenburger Landwirt bei der Arbeit im Stall. Andern offensichtlich auch. Mittags gibt’s dazu dank Internetradio noch die National-hymne, und um Mitternacht läuten Kirchen-glocken aus der Heimat den Tag aus. Andern-tags erklingt als erster musikalischer Beitrag immer das Lied «En gschänktä Tag» von Adolf Stähli.

DIE KÖPFE HINTER DER IDEE■ SVP-Nationalrat Toni Brunner (32) aus Ebnat-Kappel (SG), Chef-redaktor und Geschäftsführer. 1995 zog der damals 21-jährige Junglandwirt als jüngster Volks-vertreter ins Parlamentsgebäude in Bern ein. Brunner moderiert in seinem Kuhstall auf dem Hundsrü-cken das «Stallgespräch» (Talk) mit Gästen aus Stadt und Land: «Ich will mit buureradio.ch viel Spass erleben und viele Leute glücklich machen.»■ FDP-Nationalrat Peter Weigelt (50) aus St. Gallen, Geschäftsfüh-

rer. Der Wirtschafts- und Kommu-nikationsberater gehört seit elf Jahren dem Nationalrat an. Zuvor politisierte er als St. Galler Ge-meinderat (1988-90) und Kan-tonsrat (1990-96).■ Alt SVP-Nationalrat Jakob Freund (60) aus Bühler (AR), Prä-sident des Verbandes Schweizer Volksmusik, betreut das Volksmu-sikmagazin. Der Grossen Kammer gehörte der bodenständige Volks-vertreter von 1995 bis 2003 an. Seine Hobbys: Internetsurfen am PC, Hackbrettspielen, Appenzeller Streichmusik, Reisen, Sport und Jassen.

■ Renzo Blumenthal (30) aus Vella (GR), Meisterlandwirt, mode-riert das Wunschkonzert. Blumen-thal wurde am 30. April 2005 schlagartig bekannt, als er in Zürich unter 16 Bewerbern zum Mister Schweiz gewählt wurde. Mit seinen Eltern bewirtschaftet er einen Biohof im Lugnez. «Natür-lich und bodenständig» sieht er sich. Die andere Seite: Er liebt Pop und Rock. Barcelona ist seine Lieb-lingsstadt, Ferien verbringt er am liebsten auf Rhodos und Zypern. ■ Tanja Gutmann (29) aus Lu-zern, gelernte SBB-Betriebsdispo-nentin und Miss Schweiz 1998,

moderiert das spezielle Ausland-schweizer-Wunschkonzert (Wün-sche nimmt sie entgegen unter www.buureradio.ch). Als Schau-spielerin, Model und Moderatorin führt Tanja Gutmann ein ziemlich unstetes Leben zwischen der Schweiz und Deutschland. Auch als Sozialpädagogin könnte sich die fünfsprachig ausgebildete Schauspielerin die Zukunft vor-stellen. Buureradio? «Meine Grosseltern und mein Vater waren Bauern, und die ersten zehn Lebensjahre verbrachte ich auf einem Bauernhof», erklärt Tanja diese Affi nität.

Heimatklänge aus dem KuhstallAls Internetradio buureradio.ch Ende Dezember letzten Jahres auf Sendung ging, war das Netz bereits nach wenigen Sendeminuten überlastet. Und der Erfolg hält an: Bis zu 20 000 Zuhörerinnen und Zuhörer werden täglich registriert, und die Einträge im Gästebuch zeigen, dass buureradio.ch in der ganzen Welt gehört wird. Von Peter Amstutz

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Toni Brunner, Chefredaktor und Nationalrat.

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Eingliederung vor Rente Die Invalidenversicherung (IV) ist hoch verschuldet, weil die Zahl der Renten in den letzten Jahren massiv angestiegen ist. Nun hat der Nationalrat eine Reform verabschiedet, die darauf abzielt, Behinderte zurück in die Arbeitswelt zu führen. Gleichzeitig wird der Zugang zur IV erschwert. Die Linke lehnt das Projekt ab. Von René Lenzin

Im Jahr 2005 erhielten rund 290 000 Personen eine Rente der schweizerischen Invalidenver-sicherung. Das sind 125 000 oder 75 Prozent mehr als noch 1990. Jedes Jahr schreibt die IV ein Defi zit von gegen zwei Milliarden Franken. Ende 2005 beliefen sich ihre Schulden auf fast acht Milliarden. Hätte der Bund nicht zweimal Überschüsse aus der Kasse der Erwerbsersatz-ordnung in die IV transferiert, wären es gar noch vier Milliarden mehr. Weil die Renten aus dem gleichen Topf bezahlt werden wie die AHV, bedrohen diese Defi zite die Alters- und Hinterbliebenenvorsorge: Ohne Gegenmass-nahmen verfügte die AHV in wenigen Jahren über keine fl üssigen Mittel mehr.

Bereits mit der 4. IV-Revision hat die Poli-tik versucht, auf diese negative Entwicklung zu reagieren. Dank einer strengeren Zulassungs-praxis und einer Überprüfung von ärztlichen Zeugnissen durch spezialisierte Ärzte ist es

immerhin gelungen, die Zahl der Neurenten in den Jahren 2004 und 2005 zu senken. Aber unter dem Strich nimmt der Rentenbestand immer noch zu, weil die IV nach wie vor mehr Zu- als Abgänge verzeichnet. Besonders Be-sorgnis erregend ist, dass immer mehr junge Menschen mit psychischen Erkrankungen eine Rente beantragen. Deshalb hat der Bundesrat dem Parlament bereits kurz nach der 4. die 5. IV-Revision unterbreitet. In der Frühjahres-session hat sich der Nationalrat als Erstrat mit dem Geschäft befasst.

Früherkennung und IntegrationAls Ziel hat sich der Bundesrat gesetzt, die jähr-liche Zahl der Neurenten gegenüber dem Re-kordjahr 2003 um mindestens 20 Prozent zu senken. Zu diesem Zweck soll die IV den ei-gentlich längst verankerten Grundsatz «Ein-gliederung vor Rente» endlich in die Tat um-setzen. Sie hat dazu ein Früherkennungssystem einzurichten. Dieses soll krankgeschriebene Personen mit einer Tendenz zu chronischer Er-krankung so früh erfassen, dass sie im besten Fall ihren Arbeitsplatz behalten und im zweit-besten so therapiert oder umgeschult werden, dass sie wieder arbeitsfähig werden. Heute kommen Langzeitkranke häufi g erst nach ei-nem Jahr mit der IV in Kontakt und sind be-reits derart angeschlagen, dass eine Rückkehr in die Arbeitswelt sehr schwierig ist. Teil die-ses Früherkennungssystems ist es, dass Ange-hörige, Arbeitgeber, Ärzte und Taggeldversi-

Am 21. Mai stimmen Volk und Stände über einen Bildungsrah-menartikel in der Bundesverfas-sung ab (siehe auch «Schweizer Revue» 1/06). Mit diesem Arti-kel schlagen Bundesrat und Par-lament eine einheitliche Rege-lung der Ausbildung von der ersten Klasse bis zum Uni-Ab-schluss vor. Diese Harmonisie-rung trägt der kantonalen Ho-heit im Bildungswesen insofern

Rechnung, als sie dem Bund nur subsidiäre Kompetenzen erteilt: Er darf erst von oben verordnen, wenn die Kantone die gemein-sam vereinbarten Ziele nicht freiwillig umsetzen.

Für die obligatorische Schule sieht die neue Bestimmung das gleiche Schuleintrittsalter, die gleiche Schulpfl icht, die gleiche Dauer und die gleichen Ziele der einzelnen Schulstufen sowie die

gegenseitige Anerkennung der Abschlüsse vor. Für die Hoch-schulen haben Bund und Kan-tone gemeinsame Organe zu schaffen, welche die Studien-stufen, die Übergänge und die Anerkennung der Abschlüsse harmonisieren. Weiter kann der Bund neu Grundsätze im Bereich der Weiterbildung festlegen.

Der Verfassungsartikel ist praktisch unbestritten. Der Nati-

onalrat hat die Vorlage mit 176 zu 3 Stimmen verabschiedet, der Ständerat mit 44 zu 1. Die Kan-tone waren nicht nur in die Erar-beitung der Vorlage involviert, sondern begrüssen das Vorhaben ausdrücklich. 22 von 26 Kan-tone haben dem Wortlaut des neuen Verfassungsartikels zuge-stimmt. (RL)

cherer die betroffenen Kranken bei der IV anmelden können.

Bestehen Chancen, dass diese Personen die Arbeit schnell wieder aufnehmen können, lei-tet die IV in Absprache mit dem Arbeitgeber Frühinterventionsmassnahmen ein. Das kann eine Anpassung des Arbeitsplatzes oder ein Funktionswechsel innerhalb des Betriebs sein. Bei schwierigeren Fällen verfügt sie Eingliede-rungsmassnahmen, zum Beispiel eine medizi-nische Behandlung, eine Psychotherapie oder eine Umschulung. Diese Massnahmen dauern maximal ein Jahr. Die Betroffenen haben eine Mitwirkungspfl icht. Verweigern sie sich, kann ihnen die IV die Taggelder kürzen. Für ihre neuen Aufgaben muss die IV zusätzliches Per-sonal anstellen. Doch der Bundesrat geht da-von aus, dass die Einsparungen mittelfristig grösser sind als diese Investitionen.

Schuldentilgung ist nicht geregeltMit diesen Bemühungen um eine bessere Integ-ration von Behinderten geht ein erschwerter Zugang zu IV-Renten einher. Es hat nur noch einen Rentenanspruch, wem Eingliederungs-massnahmen nicht zugemutet werden können. Um die IV zusätzlich zu entlasten, hat der Na-tionalrat im Einklang mit dem Bundesrat aus-serdem Sparmassnahmen beschlossen. Gestri-chen hat er die laufenden Zusatzrenten für Ehepartner sowie den Karrierezuschlag. Das ist eine prozentuale Rentenerhöhung für Per-sonen, die vor dem 45. Lebensjahr invalid wer-den. Diese Beschlüsse gingen der Ratslinken zu weit, weshalb sie das Gesetz ablehnt. Zumal der Rat die Arbeitgeber nicht mit einer Quotenre-gelung verpfl ichten will, auch wirklich Arbeits-plätze für Behinderte anzubieten.

Noch nicht gelöst ist die Frage der Entschul-dung. Der Bundesrat hatte vorgeschlagen, die Lohnabzüge um 0,1 Prozent und die Mehr-wertsteuer um 0,8 Prozent zu erhöhen, um das fi nanzielle Gleichgewicht der IV wieder herzu-stellen. Aber die bürgerliche Mehrheit des Na-tionalrats will über zusätzliche Mittel erst re-den, wenn die Reform unter Dach ist.

ABS TIMMUNGS V ORSC HAU

Bundesrat Pascal Couchepin äussert sich anlässlich der Debatte zur IV-Sanierung im März 2006.

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recht wahrzunehmen. Dies ent-spricht einer markanten Zu-nahme von rund 10 000 Auslandschweizern oder von über 10 Prozent seit Ende 2004. Die Statistik kann unter www.eda.admin.ch/asd, Rubrik «Pu-blikationen», eingesehen werden.

Abstimmen leicht gemacht!Ihre politische Stimmgemeinde stellt Ihnen vor dem Abstim-mungstermin die Abstimmungs-unterlagen in der von Ihnen be-stimmten Amtssprache zu. Dies sind grundsätzlich:■ Erläuterungen des Bundesra-tes zu den einzelnen Abstim-mungsvorlagen,■ je nach kantonaler Rechts-ordnung ein neutrales amtliches Stimmkuvert der Stimmge-meinde,

■ ein Zustellkuvert (amtliches Rücksendekuvert) für die Rück-sendung,■ die Abstimmungszettel für die einzelnen Vorlagen.

Bitte beachten Sie, dass ge-wisse Kantone spezielle Kuverts zur Verfügung stellen.

Ist das Zustellkuvert gleichzei-tig Ihr Stimmrechtsausweis, so muss es vor dem Retournieren unterschrieben werden.

Sollte das Zustellkuvert nicht gleichzeitig als Stimmausweis gelten, erhalten Sie von Ihrer Stimmgemeinde zusätzlich zum Zustellkuvert einen separaten Stimmausweis. Legen Sie diesen dem Zustellkuvert bei und sen-den Sie dieses mit Ihrem ausge-füllten Stimmzettel an Ihre Stimmgemeinde zurück.

Je nach Kanton und Ge-meinde bestehen verschiedene Abstimmungsmodalitäten:■ Sie haben von Ihrer Stimm-gemeinde ein neutrales amtli-ches Stimmkuvert erhalten. Le-gen Sie den Abstimmungszettel ins amtliche Stimmkuvert, ver-schliessen Sie es im amtlichen Rücksendekuvert und retournie-ren Sie dieses;■ Sie haben von Ihrer Stimm-gemeinde kein neutrales amtli-ches Stimmkuvert erhalten. In diesem Fall legen Sie den Ab-stimmungszettel offen ins Zu-stellkuvert und senden es ver-schlossen an Ihre Stimm-gemeinde;■ in einigen Kantonen können Sie – falls Ihre Gemeinde kein neutrales amtliches Stimmku-vert zur Verfügung stellt - ein neutrales Kuvert benützen. Wo ausdrücklich verlangt, beschrif-ten Sie es mit «Stimmkuvert». Verschliessen Sie es im amtlichen Rücksendekuvert und senden Sie es an Ihre Stimmgemeinde zurück.

Die Stimmabgabemodalitäten werden durch die kantonale Ge-setzgebung festgelegt; es gibt 26 verschiedene Regelungen! Wir empfehlen Ihnen deshalb, die In-struktionen Ihrer Stimmge-meinde genau durchzulesen. So tragen Sie dazu bei, dass Ihre

Stimme voll zählt. Bei Fragen zum Abstimmungsvorgang wenden Sie sich direkt an Ihre Stimmgemeinde.

Wenn Sie Ihre Adresse ändern, melden Sie dies Ihrer Schweizer Vertretung (Botschaft oder Konsulat), bei der Sie angemel-det sind.

Biometrie im Schweizer Pass ab September 2006

Frühestens ab September 2006 wird neben dem Schweizer Pass 03 der elektronisch lesbare Pass 06 ausgestellt. Er kostet CHF 250.– und ist nur fünf Jahre gültig.

Der Pass mit elektronisch lesba-ren Daten, kurz: «Pass 06», wird im Rahmen eines maximal fünf Jahre dauernden Pilotprojektes des Bundes ausgestellt. Er unter-scheidet sich äusserlich kaum vom Pass 03. Nur ein internatio-nal anerkanntes Symbol für elekt-ronisch lesbare Daten auf der Einband-Vorderseite unterschei-det ihn vom Pass 03 – und die Tatsache, dass der Einband selbst dicker und härter ist. Im Innern dieser Seite befi ndet sich näm-lich ein Chip, auf dem all die Da-ten gespeichert sind, die auch im Pass abgedruckt sind. Dazu ge-hört auch die Fotografi e des Passinhabers in einem herkömm-lichen digitalen Datei-Format (jpeg). Die Daten können von speziellen Lesegeräten aus kur-zer Distanz gelesen werden, so-fern diese über den dazu nötigen elektronischen Schlüssel verfü-gen.

Den Pass 06 benötigen Sie, wenn Sie nach dem 26. Oktober 2006 (so genannter Biometrie-Stichtag) in oder durch die USA reisen möchten und noch keinen Pass 03 besitzen, der vor diesem Datum ausgestellt worden ist. Wenn Sie noch keinen Pass 03 besitzen, diesen aber noch recht-zeitig vor dem Stichtag wollen, empfehlen wir Ihnen, den Pass so schnell wie möglich zu bestel-len. S

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Auslandschweizer-statistik 2005 erschienen

Die «Fünfte Schweiz» wächst konstant. Erstmals nehmen sogar mehr als 100 000 Stimm-berechtigte ihre politischen Rechte wahr.

Bei den schweizerischen Bot-schaften und Konsulaten waren Ende Dezember 2005 634 216 Schweizer immatrikuliert. Ge-genüber Dezember 2004 hat die Zahl der Auslandschweizer damit um 11 159 Personen oder 1,8 Prozent zugenommen. Seit 1990 ist die Auslandschweizer-gemeinde um rund 180 000 Per-sonen angewachsen. 451 534 Auslandschweizer (71,2 Prozent) verfügen über die doppelte Staatsangehörigkeit.

Als Wohnsitzland werden Län-der der Europäischen Union be-vorzugt (383 548 oder knapp 60,5 Prozent, vgl. Tabelle). Die grösste Auslandschweizerge-meinschaft befi ndet sich in Frankreich (169 437), weitere grosse Kolonien sind in Deutsch-land (71 115), Italien (46 327), Grossbritannien (26 441), Spa-nien (22 041) und Österreich (13 207) zu fi nden.

Ausserhalb Europas wohnen die meisten Auslandschweizer in den USA (71 773). Aus der Sta-tistik geht ausserdem hervor, dass rund 59 Prozent oder 283 105 Personen im Ausland Frauen sind. Die Zahl der Män-ner beträgt 201 999 (41,65 Pro-zent), während sich jene der Per-sonen unter 18 Jahren auf 145 504 (23 Prozent) beläuft.

Von den 485 104 stimmbe-rechtigten Auslandschweizern haben sich 105 212 (oder 21,69 Prozent) bei den schweizeri-schen Vertretungen registrieren lassen, um ihr Stimm- und Wahl-

Frankreich: 169 437Deutschland: 71 115Italien: 46 327Grossbritannien: 26 441Spanien: 22 041Österreich: 13 207Niederlande: 6 856Belgien: 6 787Schweden: 4 435Griechenland: 3 145Dänemark: 2 801Portugal: 2 767Ungarn: 1 651Finnland: 1 423Irland: 1 339Tschechische Republik: 1 091Luxemburg: 956Polen: 563Zypern: 433Slowenien: 289Slowakische Republik: 210Malta: 149Estland: 35Litauen: 23Lettland: 27Total: 383 548

Europa 395 397OzeaAfrAmerika 163 122A sie

Europa: 395 397Ozeanien: 27 229Afrika: 18 017Amerika: 163 122Asien: 30 451

Auslandschweizer in EU-Staaten

Auslandschweizer weltweit

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Auslandschweizer haben den Antrag bei der für sie örtlich zu-ständigen Schweizer Vertretung (Botschaft oder Konsulat) im Ausland einzureichen. Dies gilt auch für den elektronisch lesba-ren Pass 06, der frühestens ab September 2006 ausgestellt wird. In der Vertretung zahlen Sie künftig einen ersten Teil der Ge-bühr, CHF 200.–. Damit Sie den Pass 06 erhalten, müssen Sie als nächsten Schritt eines der acht Biometrie-Erfassungszent-ren im Ausland (oder in der Schweiz) aufsuchen. Machen Sie dies im Ausland frühestens einen Arbeitstag und spätestens 30 Ar-beitstage nachdem Sie den An-trag eingereicht haben. Die Ver-tretungen, die die Rolle eines Erfassungszentrums im Ausland ausüben, liegen in Paris, Frank-furt, London, Toronto, São Paulo, Hongkong, Sydney und Mexiko-City (das im letzten Jahr bestimmte Erfassungszentrum in New York wurde nach einer Neubeurteilung durch Mexiko-City ersetzt; weitere Informatio-nen über die Erfassungszentren fi nden Sie in der «Schweizer Re-vue» 4/05).

Sind Sie bei einer dieser Ver-tretungen immatrikuliert, kon-taktieren Sie rechtzeitig Ihre Vertretung, bevor Sie zur Erfas-sung der biometrischen Daten

erscheinen. In den Erfassungs-zentren werden Sie fotografi ert und müssen auch die restlichen CHF 50.– der Passgebühr ent-richten. Nach 60 Tagen wird Ih-nen der Pass 06 zugestellt oder Sie holen diesen bei Ihrer Ver-tretung ab.

Wichtig für Pässe und Identi-tätskarten: Die Daten in Ihrem Ausweis beruhen auf den Anga-ben in den schweizerischen Zi-vilstandsregistern (z. B. Geburts-register, Eheregister etc.). Bevor Sie ein Gesuch für einen neuen Ausweis einreichen, versichern Sie sich deshalb, dass alle Zivil-standsänderungen (z. B. Na-mensänderung durch Heirat) rechtzeitig bei Ihrer Schweizer Vertretung gemeldet worden sind oder werden. Bis die Ein-träge in den schweizerischen Zi-vilstandsregistern aktualisiert sind, können mehrere Monate verstreichen. Dieser Umstand kann die Ausstellung des Aus-weises erheblich verzögern.

Das zuständige Bundesamt für Polizei publiziert zum «elektro-nisch lesbaren Pass 06» ein Falt-blatt mit allen wichtigen Infor-mationen. Sie können dieses voraussichtlich ab April 2006 kostenlos bestellen beim:

Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL), Vertrieb Publi-kationen, CH-3003 Bern

Fax: +41 (0)31 325 50 58www.bbl.admin.ch/bundes-

publikationen.Weitere Informationen zum

Pass 06 sind erhältlich unter:– [email protected]– www.schweizerpass.ch– Hotline: +41 800 820 008

Schweizerisches Wirtschafts-wachstum fördernDas Initiativkomitee «Schluss mit der Verhinderungspolitik Schweiz» c/o FDP des Kantons Zürich hat die eidgenössische Volksinitiative «Verbandsbe-schwerderecht: Schluss mit der Verhinderungspolitik – Mehr Wachstum für die Schweiz!» lan-ciert.

Die Volksinitiative will einen neuen Artikel 30 a über das Ver-bandsbeschwerderecht in der schweizerischen Bundesverfas-sung (BV) verankern. Das Ver-bandsbeschwerderecht in Ange-

legenheiten der Umwelt und Raumplanung soll ausgeschlos-sen werden, wenn in der Sache bereits Volks- oder Parlaments-entscheide vorliegen.

Der Ausschluss des Verbands-beschwerderechts hat zum Ziel, das schweizerische Wirtschafts-wachstum anzukurbeln und Ar-beitsplätze zu schaffen und zu schützen.

Sie können die Initiative noch bis zum 16. Mai 2006 unter-zeichnen.

V OLK SINITIA TIVENFolgende Volksinitiativen sind seit der letzten Ausgabe neu ein-gereicht worden:■ «Für eine vernünftige Finan-zierung der Gesundheitspolitik»; bis 24. Juli 2007■ «Nicht erneuerbare Energien statt Arbeit besteuern»; bis 24. Juli 2007■ «Gegen Tierquälerei und für einen besseren Rechtsschutz der Tiere (Tierschutzanwalt-Initia-tive)»; bis 31. Juli 2007

Unter der Seite www.admin.ch/ch/d/pore/vi/vis10.html können Sie die Unterschriften-bogen der hängigen Initiativen herunterladen.

URNENGANG:■ Eidgenössische Volksabstim-mung vom 21. Mai 2006Bundesbeschluss vom 16. De-zember 2005 über die Neuord-nung der Verfassungsbestim-mungen zur Bildung■ Daten der nächsten Abstim-mungen 2006: 24. September / 26. November

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Der neue elektronische «Pass 06» wird mit solchen Geräten gelesen werden können.

VERANT WOR TLIC H FÜR DIE

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16 D E R N E U E S C H W E I Z E R F I L M

Winkelried – «Braveheart» der Eidgenossen Michael Steiner, Träger des Schweizer Filmpreises und Regisseur des drittgrössten Schweizer Kassenerfolgs («Mein Name ist Eugen», 2005), bringt nun den Erfolgsfi lm «Grounding – Die letzten Tage der Swissair» in die Kinos. Der Rhythmus und Reiz des Films lassen für Filmkunst «Made in Switzerland» Gutes hoffen. Von Alain Wey

Lebt der Schweizer Film? Seit Beginn des neuen Millenniums kann man getrost antwor-ten: Ja – mehr denn je. Die eidgenössischen Filme füllen die heimischen Kinosäle sogar bes-ser als manche amerikanische Grossproduk-tion. Michael Steiner gehört zur neuen Gene-ration von Regisseuren, die attraktives, populäres und rentables Schweizer Kino ma-chen. Im Januar gewann er mit seinem dritten Film «Mein Name ist Eugen» den Schweizer Filmpreis, der im Rahmen der Solothurner Filmtage verliehen wurde. Dort kündigte er auch gleich seinen neuen Kinofi lm an: «Groun-ding – Die letzten Tage der Swissair» – ein Wirtschaftsthriller mit hohem Spannungs-tempo. Mit über 200 000 Besuchern in vier Wochen war dieser Film ein Hit. Angesichts des brisanten Themas spricht man sogar vom «ge-wagtesten Film in der Geschichte der schwei-zerischen Filmkunst». Der Züricher Regisseur darf sich die Hände reiben. Er hat die Zutaten für einen schweizerischen Film gefunden, der in der Schweiz Erfolg hat. Michael Steiner ar-

beitet in seinem Filmstudio, der Kontrapro-duktion AG in Zürich, im Konzert mit Dreh-buchautoren, Technikern und Musikern. Begegnung mit einem «Autodidakten der Re-giekunst mit Wurzeln in der Popkultur».

Journalist, Pressefotograf, dann Regisseur für Condor Film in Zürich. Der heute 36 Jahre alte Michael Steiner drehte 1991 mit 22 Len-zen seinen ersten Kinofi lm. «Die neue Gene-ration Schweizer Filmemacher arbeitet mit an-deren Mitteln, anderen Inhalten und anderen Erzählweisen, sowohl bezüglich Skript als auch von der Bild- und Szenengestaltung her», er-läutert der Erfolgsregisseur. «Ich habe den Ein-druck, dass der Filmerfolg mehr von den Dreh-buchautoren abhängt als von den Regisseuren

– also von Leuten wie Michael Sauter und sei-nem Partner David Keller.» Ein Blick auf die Erfolgsbilanz von Sauter: Er schrieb die Dreh-bücher «Achtung, fertig, Charlie!» (560 514 Kinobesuche), «Mein Name ist Eugen» und «Grounding», also die grössten Schweizer Ki-noerfolge der letzten Jahre.

Der wirtschaftliche Erfolg eines helvetischen Films in der Schweiz hängt von seiner Fähig-keit ab, die Eidgenossen zu begeistern. «Am wichtigsten ist zunächst, auf dem lokalen Markt Erfolg zu haben und zu beweisen, dass die Leute ins Kino kommen, wenn man einen guten Film dreht. In erster Linie kommt es dabei auf das Thema an. ‹Eugen› und ‹Groun-ding› sind eindeutig auf den schweizerischen Markt ausgerichtet. Die Themen dieser Filme wurzeln im Gedächtnis der Eidgenossen: Die Krise der Swissair ebenso wie die Geschichte von Eugen. Letztere beruht bekanntlich auf ei-nem Buch, das man in der Deutschschweiz in der Schule gelesen hat. Man erkennt sich als Schweizer wieder und kann sich identifi zieren.» Die helvetischen Klischees, deren sich «Mein Name ist Eugen» bedient, lässt die Leute über sich selbst lachen. «Was ‹Grounding› angeht», staunt Michael Steiner, «so hat der Film jeden Besucher aufgebracht, den ich getroffen habe. Er hat bei den Leuten die Wut über den Ver-lust der Swissair wieder hochkommen lassen.

Regisseur Michael Steiner - Shootingstar des Schweizer Films.

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Alle wollten die nationale Fluggesellschaft be-halten …»

Diese Analyse trifft auch auf die zwei gröss-ten helvetischen Kinokassenschlager zu: «Die Schweizermacher» (940 103 Besucher, 1978) und «Achtung, fertig, Charlie!» (560 514 Besu-cher, 2003). «‹Die Schweizermacher› behan-delte ein für die Eidgenossen wichtiges Thema, die Einwanderung – aber nicht als Drama, was nicht funktioniert hätte, sondern als Komödie. ‹Achtung, fertig, Charlie!› ist aus anderen Grün-den gut gelaufen. Der Film war die erste wirk-liche Komödie in Schweizerdeutsch und für ein junges Publikum gemacht. Für den lokalen Markt ist es entscheidend, Filme in Schweizer-deutsch zu drehen.»

Steiner freut sich über den neuen Schwung der schweizerischen Filmkunst: Der Publi-kumserfolg ist so viel wert wie die beste Finan-zierung durch Staat und Wirtschaft. Für «Mein Name ist Eugen» hat das Team um Michael Steiner eine Premiere realisiert und konnte sich auf einen starken Partner aus der Privat-wirtschaft als Koproduzenten stützen – die Mobiliar-Versicherung. «Ohne diesen Partner hätten wir den Film nicht fi nanzieren können (Budget: 6 Millionen Franken), die staatlichen Hilfen hätten nicht ausgereicht.» Die Suche nach privaten Investoren charakterisiert Stei-ners Ansatz: Neben dem Bundesamt für Kul-tur, dem Kanton, der Stadt Zürich und dem Schweizer Fernsehen DRS fi nanzierten gut 30 weitere Sponsoren den Film «Grounding», da-runter die schweizerischen Unternehmen Amag, Migrol und Bally sowie die japanische Sharp und das US-amerikanische Unterneh-men Reebook.

Ein Film über ein schweizerisches Ge-schichtsereignis? Steiner hat bereits mit dem Gedanken gespielt. «Ich würde gern einen Film über Winkelried drehen – den Soldaten, der sich in der Schlacht bei Sempach (1386) in die feindlichen Lanzen stürzte, um eine Bresche in die österreichischen Reihen zu schlagen. Das ist mein ehrgeizigstes Projekt in der Schweiz. Die Story würde mit der Schlacht bei Morgar-ten beginnen und mit der bei Sempach enden. So im Stil von ‹Braveheart› – das wäre super. Aber es wären enorme Gelder nötig, und ich glaube nicht, dass ich den Film früher als in etwa zehn Jahren drehen könnte. Ich schätze das Budget auf 30 Millionen Franken. Es müsste eine internationale Produktion sein, da es unsinnig wäre, einen so aufwändigen Film nur für die Schweizer Kinos zu machen. Ich bräuchte ausländische Partner, die von Anfang an garantierten, dass der Film in ganz Europa und in Amerika herauskäme.» Hoffen wir für die Filmfreunde aller Welt und insbesondere in der Schweiz, dass dieses Grossprojekt eines Ta-ges verwirklicht wird.

«MEIN N AME IS T EUGEN»

Die Adaptierung des Buchs «Mein Name ist Eu-gen» von Klaus Schädelin wurde der dritte Kinofi lm von Michael Steiner. Er er-zählt die Abenteuer von vier kleinen Jungen in der Schweiz der 60er-Jahre. Schelmenstücke ohne Ende und Zoff mit den Eltern trei-ben Eugen und Wrigley dazu, Bern den Rücken zu kehren und, mit einer geheimen Karte in der Tasche, in Zü-rich auf Schatzsuche zu ge-hen. Wrigley hat die Karte im Keller gefunden und will ih-ren Eigentümer auffi nden: Fritzli Bühler, der in Zürich leben soll. Auf dem Wege treffen die Jungs zufällig auf eine Gruppe Pfadfi nder, de-nen sie sich zunächst auf ih-rer Reise ins Tessin an-schliessen. Per Velo büchsen sie aus und nehmen gleich noch ihre Freunde Eduard und den etwas widerwilligen Bäschteli mit. Das gemein-same Abhauen bleibt den El-tern nicht lange verborgen. Sie machen sich sogleich auf den Weg, um ihre Ausreisser wieder einzusammeln. Wie ein Märchen erzählt, aber ge-spickt mit modernen Gags, lockte «Mein Name ist Eu-gen» über 538 000 Besucher in die Kinos. Der Film war 2005 Dritter auf der eidge-nössischen Kinohitliste, hin-ter «Madagaskar» (686 027 Besucher) und «Harry Pot-ter» (612 000).

www.eugen-fi lm.ch

EINE PRODUKTION DER KONTRAPRODUKTION AG IN KOPRODUKTION MIT C-FILMS AG SOWIE SCHWEIZER FERNSEHEN DRS TELECLUB UND IMPULS HOME ENTERTAINMENT "MEIN NAME IST EUGEN" MANUEL HÄBERLI JANIC HALIOUA DOMINIC HÄNNI ALEX NIEDERHÄUSERBEAT SCHLATTER MIKE MÜLLER MONIKA NIGGELER PATRICK FREY SABINA SCHNEEBELI JÜRG LÖW STEPHANIE JAPP STEFAN GUBSER CASTING SIMONE HÄBERLING RUTH HIRSCHFELD PRODUKTIONSLEITUNG MERET NORA BURGER MASKE JAKOB PEIER KOSTÜME PASCALE SUTER

SZENENBILD GERALD DAMOVSKY MONICA ROTTMEYER SCHNITT TOBIAS FUETER GISELA WEIBEL TON HUGO POLETTI MUSIK ADRIAN FRUTIGER KAMERA PASCAL WALDER DREHBUCH MICHAEL SAUTER CHRISTOPH FREY MICHAEL STEINER NACH DEM GLEICHNAMIGEN BUCH VON KLAUS SCHÄDELIN (THEOLOGISCHER VERLAG ZÜRICH) KOPRODUZENT PETER-CHRISTIAN FUETER PRODUZENT ANDI HUBER REGIE MICHAEL STEINER

MIT UNTERSTÜTZUNG VON BUNDESAMT FÜR KULTUR STADT & KANTON ZÜRICH STADT & KANTON BERN KULTURFONDS SUISSIMAGE

«GR OUNDING–DIE LETZTEN T AGE DER S WISS AIR»

Auf der Grundlage des Bu-ches «Swissair, Mythos & Grounding» des Bilanz-Chef-redaktors René Lüchinger und der von Michael Steiner durchgeführten Befragung von Zeugen der Ereignisse zeichnet der Film «Groun-ding» die letzten Tage der nationalen, überschuldeten Fluggesellschaft nach, die zahlungsunfähig wurde und schliesslich am 2. Oktober 2001 von den Gläubigern am Boden festgenagelt wurde. Die «Dokudichtung» vereint reale Personen mit fi ktiven Figuren, Archivdokumente des Fernsehens der Deutsch-schweiz mit Seifenoperele-menten. «Es musste einfach eine dramatische Linie ein-gebaut werden, damit die Op-fer des Grounding gezeigt werden konnten», erläutert Michael Steiner. «Ich hätte den Film nicht gedreht, wenn mich das Debakel nicht selbst so extrem aufgebracht hätte. Bis 2002 konnte ich einfach nicht glauben, dass es keine Swissair mehr gibt. Ich dachte, sie würde wieder auferstehen. Man konnte doch nicht die beste Flugge-sellschaft der Welt in der Ver-senkung verschwinden las-sen. Ich war der Ansicht, das wäre nicht möglich – und so ging es wohl auch den meis-ten anderen Schweizern.»

www.groundingfi lm.ch

«ZU GERN WÜRDE IC HEINMAL MIT AL PACINO DREHEN»

Welches sind Ihre cineasti-schen Einfl üsse? «Weit gefä-chert. Bei ‹Grounding› bin ich sicherlich von Michael Mann beeinfl usst worden, bei ‹Eugen› kamen Inspirati-onen mehr aus der Richtung Jaco Van Dormael (‹Toto der Held›, ‹Am achten Tag›) und Jean-Pierre Jeunet (‹Die fa-belhafte Welt der Amélie›).»

Welche Genres mögen Sie besonders? «Mafi afi lme. Wenn ich das Material hätte, würde ich gern einen drehen, der in der Schweiz spielt. Beispielsweise ‹Scarface› auf ‹Züridütsch›.»

Haben Sie ein Regie-Idol?«Wahrscheinlich Michael Mann, der die Serie ‹Miami Vice› gedreht hat. Sein bester Film: ‹Heat›. Aber auch ‹Der Insider›. Ich bin aber auch ein Fan von Francis Ford Cop-pola, Sergio Leone (‹Spiel mir das Lied vom Tod›, ‹Es war einmal in Amerika›) und Martin Scorsese wegen seiner Mafi afi lme.»

Welchen Film würden Sie gern einmal drehen?«Ich würde gern das Leben von Wernher von Braun ver-fi lmen. Das hat noch keiner getan. Der Mann, der für Deutschland die Rakete er-funden und für die Amerika-ner die Mondrakete entwi-ckelt hat. Seine Biografi e ist faszinierend: Er wollte als Kind den Mond erkunden – und hat diesen Traum schliesslich realisiert.»

Mit welchem Schauspieler würden Sie gern einmal dre-hen? «Al Pacino.»

Bild oben: Hanspeter Müller-Drossaart als Mario Corti in «Grounding».

Bild links: Publikumsrenner «Mein Name ist Eugen».S

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«Es fehlt am politischen Willen, die Armut zu bekämpfen» Ob es eine Million oder nur 600 000 Arme in der Schweiz gibt, die Armut wächst jedes Jahr und wird zu-nehmend zum Problem für das Land. Wie die Armut politisch bekämpft werden müsste, erklärt Walter Schmid, Präsident der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe, im Gespräch mit der «Schweizer Revue». Interview Heinz Eckert

«Schweizer Revue»: Die Zahlen der Cari-tas haben aufgeschreckt: Gibt es tatsächlich eine Million Arme in der Schweiz?

Walter Schmid: Was Armut bei uns be-deutet, kann nicht mathematisch exakt defi niert werden. Eine Million scheint mir zu hoch; da sind auch alle Bezüger von Zu-satzleistungen inbegriffen, die zwar be-scheiden leben, aber nicht arm sind. 600 000 stimmen mit der Wirklichkeit eher überein. Zahlen sind jedoch nicht so wichtig. Ob es 500 000 oder eine Million sind, ist zweitrangig. Wichtig ist, dass die Armut im Land zum Thema wird.

Wie werden diese Zahlen ermittelt?Man nimmt üblicherweise das durch-

schnittliche Einkommen eines Landes und zählt diejenigen zu den Armen, die nur 50 Prozent oder weniger davon ver-dienen. So kommt man auf minimal 2500 Franken für Einzelpersonen und auf 4500 Franken für eine vierköpfi ge Familie, die zum Leben oberhalb der Armutsgrenze notwendig sind.

Vermutet man bezüglich Armut eine grosse Dunkelziffer?

Es ist sehr schwierig, die Armut landesweit statistisch zu erfassen, da das Sozialwesen kan-tonal und teilweise sehr unterschiedlich gere-gelt ist. Zudem hat es auf Bundesebene lange Zeit auch kein grosses Interesse an einer statis-tischen Erhebung der Armut gegeben. Das soll sich nun ändern. Eine Sozialhilfestatistik wird noch in diesem Jahr veröffentlicht. Was die Dunkelziffer betrifft, so geht man davon aus, dass etwa 40 Prozent der potenziellen Sozial-hilfebezüger keine Hilfe beanspruchen und sich ohne öffentliche Fürsorge über Wasser zu hal-ten versuchen.

Ist das vor allem eine schweizerische Erschei-nung?

Es kann sein, dass mehr Schweizer den Gang aufs Sozialamt fürchten, als das im Ausland der Fall ist. Das hängt auch damit zusammen, dass die Fürsorge von den Gemeinden geregelt ist und jeder Gang auf das Sozialamt – vor allem

auf dem Land – einer starken Sozialkontrolle unterstellt ist. Bei einem nationalen Versiche-rungssystem wäre die Zahl der Sozialhilfebe-züger wohl grösser; deshalb ist bei uns auch die Dunkelziffer wohl höher als anderswo.

Gilt Armut in der Schweiz immer noch als Schande?

In einem so reichen Land wie der Schweiz ist es schon stigmatisierend, arm zu sein. In einem Land mit grosser Armut ist es einfacher, arm zu sein, da die Armen dort das Schicksal mit vielen anderen teilen können. Bei uns wird Ar-mut nach wie vor mit persönlichem Versagen gleichgesetzt. Diese Einstellung gestaltet auch den Kampf gegen die Armut schwierig. Tatsa-che ist, dass die meisten Menschen nicht aus ei-gener Schuld arm geworden sind.

Wie hat sich die Defi nition von Armut mit der wirtschaftlichen Entwicklung verändert?

Vor 80 Jahren wurde die Armut in der

Schweiz noch mit Kalorienzahlen defi niert, das heisst, man legte fest, wie viele Kalorien ein Mensch täglich zum Überleben braucht. Heute gehört schon das Telefon zur Grundausstat-tung, vielleicht auch eine Waschmaschine, in Amerika mit seinen grossen Distanzen sogar ein Auto. Die Bedürfnisse sind von Land zu Land und von Gesellschaft zu Gesellschaft unter-schiedlich. Aber früher wie heute ist Armut mit einem sehr bescheidenen Leben gleichzuset-zen.

Wie hat sich die Armut in der Schweiz entwickelt?

Das Bild der Armut ist sehr stark davon abhängig, wie eine Gesellschaft damit um-geht. Bis zum Zweiten Weltkrieg war bei uns wie auch in anderen Ländern die Al-tersarmut ein grosses Problem. Seit der Einführung der AHV und vor allem der Ergänzungsleistungen konnte bei uns die Altersarmut weitgehend beseitigt werden. AHV und Ergänzungsleistungen sorgen heute dafür, dass hunderttausende im Al-ter nicht verarmen. Auch alte Menschen ohne Geld können daher den Lebensa-bend in einem Heim verbringen, das unter Umständen 7000 Franken im Monat kos-ten kann. Das sind grosse sozialpolitische Errungenschaften, die hoffentlich auch weiterhin bestehen bleiben.

Heute ist es die Arbeitslosigkeit, die Armut erzeugt. Was kann dagegen getan werden?

Es stellt sich tatsächlich die Frage: Wie geht ein Land mit dem Risiko um, dass tausende im erwerbsfähigen Alter keine bezahlte Arbeit mehr fi nden und nicht in der Lage sind, ihre Existenz fi nanziell zu

sichern? Sicher ist, dass wir heute nur ein un-genügendes Instrumentarium haben, um das Problem zu lösen. Der Staat soll beispielsweise nicht ins Lohngefüge eingreifen und auch keine eigenen Arbeitsplätze bereitstellen, die das Ge-werbe konkurrenzieren könnten.

Fehlt es in der Schweiz an sozialpolitischem Engagement?

Es fehlt am politischen Willen, die zuneh-mende Armut zu bekämpfen. Wir haben zwar viele Sozialwerke, aber jedes Sozialwerk wird isoliert betrachtet, und bei den Revisionsvor-haben geht es meistens um das Erreichen von Sparzielen oder um Besitzstandwahrungen. Aber man fragt sich nie, ob die Massnahmen über das Ganze gesehen auch tauglich sind, Ar-mut zu bekämpfen und einen sozialen Aus-gleich zu schaffen. Und genau diese Frage sollte im Zentrum stehen. Ein Beispiel: Bei der Inva-lidenversicherung geht es nicht nur darum, Be-hinderten eine Rente zu bezahlen, sondern sie

Walter Schmid, Präsident der Schweiz. Konferenz für Sozialhilfe.

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sollten nach Möglichkeit auch in einen Arbeits-prozess integriert werden können. In der Dis-kussion geht es fast immer nur um mehr oder weniger Geld. Fast nie wird über die sozialpo-litischen Ziele gesprochen, die mit dem Geld erreicht werden sollen.

Warum fehlt dieses umfassende Engagement? Ist der Druck noch zu wenig gross?

Unsere sehr freie Marktwirtschaft hat Rah-menbedingungen, die es schwer machen, ge-wisse sozialpolitische Ziele zu verwirklichen. Wir fi nden beispielsweise kaum Formen, um beschränkt einsatzfähige Menschen für die Ge-sellschaft und die Wirtschaft nutz- und ge-winnbringend einzusetzen. Auf diese Tatsache kann das Problem im Prinzip reduziert werden. Die Politik ist in der Ideologie gefangen, dass der Wirtschaft keine weiteren Aufl agen mehr gemacht werden dürfen und sich der Staat um-gekehrt nicht als Konkurrent des freien Unter-nehmertums betätigen soll. Hinzu kommt die internationale Konkurrenz. Man kann national nicht einmal entsprechende Versuche starten ohne zu riskieren, dass Arbeitsplätze ins Aus-land verschoben werden. Der Handlungsspiel-raum ist für die nationale Sozialpolitik sehr eng geworden.

Wenn die Armut weiter zunimmt, wird sie doch bestimmt auch zu einem politischen Problem?

Es gibt Stimmen, die das immer wieder prog-nostizieren und sagen, irgendeinmal gebe es einen Knall. Das glaube ich nicht. Die Schweiz ist so reich, dass es nicht zu diesem Knall kom-men wird. Selbst in sehr armen Ländern wie Rumänien führt die Armut nicht zur Revolu-tion. Und so weit wie in Rumänien sind wir noch lange nicht.

Wie viel trägt die persönliche Verschuldung zur Armut bei?

Diese Frage hat verschiedene Aspekte. Ei-nerseits ist der Konsum in unserer Gesellschaft ein Statussymbol – eine Verlockung vor allem für Jugendliche zum Schuldenmachen - , ande-rerseits wird es den Jungen sehr leicht gemacht, sich zu verschulden. Viele haben so hohe Schul-den, dass sie nie mehr in der Lage sein werden, diese abzubauen. Vielfach verschulden sich Menschen auch in der Absicht, keine Sozialhil-feempfänger zu werden. Diese Schulden ge-fährden auch die sozialen Netze, denn wer sich auch bei allen Verwandten und Freunden ver-schuldet hat, meidet alle Kontakte. Damit geht jede soziale Stabilität verloren. Es ist deshalb wichtig, vor allem mit den Jungen präventiv zu arbeiten und immer wieder auf die Gefahren aufmerksam zu machen, die eine zunehmende Verschuldung mit sich bringt. Die erleichter-ten Kleinkreditgeschäfte sind wohl nicht schuld

an der Armut, aber sie beschleunigen ihr Ent-stehen.

Ist die Armut in der Schweiz ein Problem oder eine normale Erscheinung?

Selbstverständlich ist die Armut ein Prob-lem für die Schweiz, und vor allem deshalb, weil sie laufend wächst. Sie nimmt zwar nicht mehr so schnell zu wie in den letzten paar Jah-ren, aber sie erfasst immer noch laufend mehr Menschen. Und das bei wachsendem Wohl-stand. Während die Reichen immer mehr Geld verdienen, wird der Sockel der Armut immer grösser. Dabei öffnet sich die Schere immer weiter, der Druck geht von oben nach unten, die Tendenz geht immer mehr in Richtung Aus-grenzung.

Und schuld daran ist der immer kleiner wer-dende Arbeitsmarkt bei steigenden Gewinnen der Unternehmen?

Eine wichtige Ursache liegt bestimmt bei den fehlenden Arbeitsstellen. Hinzu kommt aber auch, dass wir keine Familienpolitik haben, die Gegensteuer geben kann. Wir brauchen eine Familienpolitik, die Familien mit kleinsten und kleinen Einkommen hilft, ihre Kinder auf-zuziehen und auszubilden. Bei uns geht der grösste Teil der Sozialausgaben in die Alters-hilfe. Andere Länder machen es genau umge-kehrt und investieren mehr in die Familienpo-litik.

Woran krankt denn unsere Sozialpolitik?Die Politik ist in Denkschemata gefangen,

die sie für ein Umdenken fast immun machen. Was bringt zum Beispiel die Debatte zur Erhö-hung des Rentenalters? Absolut nichts, solange

es keine Möglichkeit gibt, die älteren Men-schen auch noch sinnvoll in der Arbeitswelt einzusetzen. Zuerst müssen doch sinnvolle Be-schäftigungsmodelle verwirklicht werden.

Wie sieht Ihre sozialpolitische Dringlichkeitsliste aus? Was müsste unbedingt in Angriff genommen und umgesetzt werden?

Das Erste, das dringend eingeführt werden müsste, wären Ergänzungsleistungen für ein-kommensschwache Familien. Damit könnte mit wenig Geld viel Positives bewirkt werden. Dabei sollte nicht ergründet werden, was die Betreffenden alles falsch gemacht haben. Ih-nen muss vielmehr geholfen werden, damit ihre Kinder anständig aufwachsen können. Auch sollten die heute so schlechten Ausbildungsbei-träge verbessert und die Chancen der Jungen erhöht werden. Dann müssten unbedingt mehr Arbeitsmöglichkeiten geschaffen werden, und zwar für Alte und für Junge. Und schliesslich müssten Zusatzleistungen für Werktätige ein-geführt werden, die mit ihrem Lohn nicht auf das Existenzminimum kommen.

Warum haben es diese Forderungen so schwer, umgesetzt zu werden?

Es gibt nicht nur in unserem Land intellek-tuelle Blockaden, vor allem, wenn es um Wirt-schafts- und Sozialpolitik geht. Die herrschen-den Gesetze der geltenden Wirtschaftsordnung werden als gottgegeben betrachtet. Dabei sind sie lediglich eine mögliche Spielform für die Gestaltung des wirtschaftlichen und sozialen Lebens. Diese Eindimensionalität des Denkens verhindert fortschrittliche, zeitgemässe und wirkungsvolle Lösungen für viele dringende Probleme.

C ARIT AS: EINE MILLION ARME ■ Die Zahl der Caritas liess Anfang Jahr aufhorchen: 1 Million Arme soll es in der Schweiz geben. Die Caritas orientierte sich bei ihrer Hochrechnung an den Ar-mutsrichtlinien der Schweize-rischen Konferenz für Sozial-hilfe (Skos) und bezieht sich auf Zahlen des Bundesamtes für Statistik. Dieses schätzt (anhand der Anzahl Working-Poor-Haushalte 2003), dass rund 230 000 Kinder von Ar-mut betroffen sind. Bei den 19- bis 64-Jährigen sind ge-mäss Caritas 600 000 Menschen arm und bei den Rentnern 200 000. Kinder,

Mittelalterliche und Rentner zusammengezählt ergeben so die geschätzte Zahl von einer Million Armen. Genaueres wird man noch dieses Jahr er-fahren, wenn das Bundesamt für Statistik erstmals die ge-samtschweizerische Zahl der Sozialhilfeempfänger publi-ziert.

DIE AUFG ABEN DER SKOS■ Angefangen hat die Skos als «Armenpfl egekonferenz» im Jahre 1905. Das Forum entwickelte sich zur «Schwei-zerischen Konferenz für öf-fentliche Fürsorge», die in den Sechzigerjahren erstmals «Richtlinien zur Unterstüt-

zung in der Fürsorge» heraus-gab. Diese Sköf-Richtlinien wurden in der Fachwelt rasch zu einer massgeblichen Grösse für die Ausgestaltung und Bemessung der Sozial-hilfe. Als Fachverband lebt die Skos von den Erfahrungen und der aktiven Mitarbeit der in der Sozialhilfe Tätigen. Be-hördenmitglieder von Ge-meinden und Städten bilden aus diesem Grund einen wich-tigen Teil der Mitglieder.Ihre Weiterentwicklung ist heute ein Eckpfeiler der Ver-bandstätigkeit.Die Skos-Richtlinien tragen zu einer einheitlichen Praxis in der Anwendung der Sozialhilfe in der ganzen Schweiz bei.S

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84. Ausland-schweizer-Kongress:Ein Kongress im Zeichen der KulturVom 18. bis 20. August fi ndet im Kongresszentrum Basel der 84. Auslandschweizer-Kon-gress statt. Da in der Stadt am Rhein Kultur und Wirtschaft seit langem Hand in Hand gehen, hat die ASO für den diesjährigen Kongress das stets aktuelle Thema «Partner-schaft zwischen Wirtschaft und Kultur» ausgewählt.

«Erst schauen, dann reden» – so lautet die Devise des diesjährigen Kongresses, der zu einem guten Teil der Entdeckung jener Orte gewidmet ist, denen Basel seine internationale Bekanntheit ver-dankt: seinen Museen und seiner Industrie. Seit je ist an den Ufern des Rheins das eine untrennbar mit dem anderen verbunden. Die Pharmakonzerne, denen Basel seine blühende Industrie verdankt, erkannten schon bald, dass ihr Ansehen auch von der Unterstüt-zung der zahlreichen Institutio-nen dieser kulturellen Hochburg

Europas abhing. Die private För-derung führte zur Gründung von heute so klingenden Institu-tionen wie dem Museum für Ge-genwartskunst, dem Tinguely-Museum, der Fondation Beyeler sowie dem Schaulager, wo Künstler in Gebäuden von Ar-chitekten wie Herzog & De Meuron oder Renzo Piano ihre Werke ausstellen können. Basel hat im Verhältnis zu seiner Grösse nicht nur die grösste Mu-seumsdichte, sondern auch die meisten multinationalen Kon-zerne. Die Partnerschaft zwi-schen Wirtschaft und Kultur hat in Basel eine lange Tradition. Be-reichernde Museumsbesuche und interessante Referenten werden dies illustrieren.

Der Auslandschweizer-Kon-gress beginnt am Freitag, 18. Au-gust, mit der Sitzung des Aus-landschweizerrats im Rathaus von 9.00 bis 12.00 Uhr. Nach der Mittagspause wird die Sitzung bis 17.00 Uhr fortgesetzt. Der Abend ist dann der offi ziellen Eröffnung des Kongresses im Kongresszentrum mit der Auf-führung der musikalischen Er-zählung Mountains Don’t Move gewidmet. An der Vollversamm-

lung vom Samstagmorgen wird Bundesrat Christoph Blocher zu den Auslandschweizerinnen und Auslandschweizern reden. Am Nachmittag können wahlweise Schaulager, Fondation Beyeler, Museum der Kulturen, Kunst-museum und Antikenmuseum besucht werden. Der Abend ist für das Bankett im Festsaal der «Messe Basel» reserviert. Um dem Thema des Kongresses voll gerecht zu werden, steht der Sonntag noch einmal ganz im Zeichen der Museumsbesuche. Weitere Informationen über den 84. Auslandschweizer-Kongress fi nden Sie unter www.aso.ch.

Gastfamilien gesuchtÜber tausend Auslandschwei-zer genossen in den letzten 14 Jahren die Gastfreund schafteiner Schweizer Familie. Gast-familien und Gäste wurden von Swiss Ping Pong angeworben, vermittelt und betreut. Ende 2006 fi ndet das Begegnungs-projekt Swiss Ping Pong einen würdigen Abschluss. Die ASO bedankt sich bei allen Beteilig-ten und führt das Projekt in neuer Form weiter.

Am Ursprung des Projektes stand die 700-Jahr-Feier der Eid-genossenschaft 1991. Zu diesem Anlass sollten möglichst viele Auslandschweizer eingeladen werden, um an den Feierlichkei-ten teilnehmen zu können. Die Frauenorganisationen liessen sich gewinnen, diese Idee umzu-setzen und gleichzeitig Begeg-nungen zwischen In- und Aus-landschweizern zu ermöglichen. Die Frauen erklärten sich bereit, Auslandschweizer bei sich zu Hause aufzunehmen. Kost und Logis wurde von den Gastgebern zur Verfügung gestellt.

Aus diesem einmaligen Ereig-nis wurde ein spannendes Pro-jekt. Auslandschweizer nutzten auch nach dem Geburtstag die Gelegenheit, die Schweiz zu be-suchen und gleichzeitig Schwei-zer ganz privat kennen zu lernen. Swiss Ping Pong war geboren.

Das Begegnungsprojekt fand im Stapferhaus Lenzburg ein Zu-hause und eine kompetente und erfahrene Leitung. 14 Jahre lang suchte Brigitte Fuchs, die Projekt-leiterin des Stapferhauses, Fami-lien in der Schweiz, die bereit wa-ren, Gäste bei sich aufzunehmen. Sie vermittelte den Gastgebern passende Gäste aus aller Welt und ermöglichte so zahlreiche blei-bende Freundschaften.

Einen neuen Ansturm von Gäs-ten hat Swiss Ping Pong seit der Einführung der Bildungsangebote für Jugendliche zu bewältigen. Die jungen Auslandschweizer be-suchen einen Sprachkurs, schnup-pern an den Universitäten oder nehmen an einem Seminar teil.

Sie werden seit sechs Jahren ebenfalls in Schweizer Familien untergebracht. Und es werden im-mer mehr, die an diesen Jugendan-geboten teilnehmen und eine Un-terkunft suchen. Die Jugendlichen schätzen den Einblick in eine Schweizer Familie sehr, und die Familien äussern sich positiv über den frischen Wind, der durch den Gast aus dem Ausland ins traute Heim weht.

Das Stapferhaus Lenzburg hat den strategischen Entscheid ge-fällt, das Projekt Swiss Ping Pong nicht mehr weiterzuführen. Als Kultureinrichtung, welche Aus-stellungen im In- und Ausland or-ganisiert und Projekte und Bil-dungsangebote in den Bereichen Kulturvermittlung, Soziokultur und Kulturmanagement als Grundpfeiler seiner Tätigkeit an-sieht, passt Swiss Ping Pong nicht mehr ins Konzept.

Die ASO ist bereit, in die Lü-cke zu springen und ab Oktober 2006 die Arbeit von Swiss Ping Pong im Rahmen der Jugendange-bote zu leisten. Ausserdem möch-ten wir mit den Jugendangeboten auch in der französischen Schweiz Fuss fassen. Es sind also Partner und Gastfamilien in der Welsch-schweiz gesucht. Die ASO hofft, möglichst viele Freunde von Swiss Ping Pong aus dem enormen Netzwerk der Vergangenheit übernehmen zu können.

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8 4. AUSL ANDSC HWEIZER-KONGRESS, B ASELBitte schicken Sie mir die Unterlagen zum 84. Auslandschweizer-Kon-gress (bitte in Blockschrift ausfüllen)Name: Vorname:Strasse/Nr: PLZ/Ort: Land: Tel: Fax: E-Mail:

Bitte den ausgefüllten Talon vor dem 30. Mai 2006 zurücksenden an: Auslandschweizer-Or-ganisation, Kongress, Alpenstrasse 26, Postfach, CH-3006 Bern, E-Mail: [email protected]. Aus organisatorischen Gründen sind die Fristen dieses Jahr kürzer. So läuft die Anmelde-frist für den Auslandschweizer-Kongress Ende Juni ab. Das Anmeldeformular befi ndet sich in den Kongress-Unterlagen, die Sie mit dem oben stehenden Talon bestellen können. Sie können die Kongress-Unterlagen auch elektronisch bestellen unter: [email protected]. Bitte Ihre Postadresse nicht vergessen.

Beliebt bei Einheimischen und Gästen: Der Tinguely-Brunnen in Basel.

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Die Jugend trifft sich in der SchweizDer Jugenddienst der ASO bietet auch diesen Sommer ein vielfältiges Angebot, um einen Ferien- oder Bildungsaufent-halt in der Schweiz zu verbrin-gen. Wir möchten Beziehungen schaffen: Beziehungen zu un-serem Land, zu Schweizerin-nen und Schweizern und zu Auslandschweizern auf der ganzen Welt.

Rund 160 Jugendliche erwartet der Jugenddienst diesen Sommer allein in den beiden Sommer-Camps. Wir organisieren unver-gessliche Aktivferien mit Teil-nehmern aus über 40 Ländern. Wir bieten die Möglichkeit, neue Sportarten kennen zu lernen, und bewegen uns in der atembe-raubenden Bergwelt des Berner Oberlandes. Auch für Leute, die weniger Bewegungsdrang ver-spüren, bieten wir Alternativen in unseren Camps. Workshops in gestalterischen Tätigkeiten, im elektronischen oder im musikali-schen Bereich. Wir wollen Spass haben in einer Gruppe mit Gleichaltrigen.

Die Daten:Sommer-Camp 1 in Kandersteg: 16.7. – 28.7.2006Sommer-Camp 2 in Kandersteg: 30.7. – 11.8.2006Schweiz mobil: Die Walliser Bergwelt: 21.8. – 27.8.2006

In den Ferien die Zukunft planen?Unser Programm «Bildungsplatz Schweiz» richtet sich an Jugend-liche, die sich für eine Ausbil-dung in der Schweiz interessie-ren oder einfach einmal in eine Schweizer Universität oder ei-nen Ausbildungsplatz in einem Schweizer Wirtschaftszweig reinschauen möchten. Wir bera-ten euch individuell und zeigen euch Möglichkeiten auf, sich in der Schweiz bilden zu lassen.

In den Ferien etwas lernenIn den zweiwöchigen Sprachkur-sen können Auslandschweizer

Deutsch oder Französisch ler-nen. In unserem Workshop the-matisieren wir die Beziehung zwischen Wirtschaft und Kultur am Beispiel Basel. Mit einer Teilnahme an der Eidgenössi-schen Jugendsession erlebt ihr die direkte Demokratie der Schweiz hautnah. Unsere aufge-schlossenen Gastfamilien er-warten euch und lassen euch teilhaben am schweizerischen Alltag.

Auskünfte und Informatio-nen zu den genannten Angebo-ten wie immer unter

Auslandschweizer-Organisation, Jugenddienst, Alpenstrasse 26, 3006 Bern, Tel.: ++41 (0)31 356 61 00Fax.: ++41 (0)31 356 61 [email protected], www.aso.ch

Haben Sie schon einmal Schnee gesehen?Am zweiten Tag unseres Win-terlagers in Hasliberg (27.12.2005 – 5.1.2006) hole ich am Flughafen in Zürich Kloten einen zwölfjährigen Bolivianer ab, der den Anschlussfl ug in Miami nicht geschafft hat und somit 24 Stunden später als die 47 anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer ins Lager star-ten möchte. Nachdem ich ihn aus dem UM-Schalter (Unac-companied minor) herausge-lotst habe, nehmen wir die her-ausfordernde Aufgabe in Angriff, uns mit seinem Gepäck durch den von Menschen wim-melnden Flughafen zum Abfahrts perron unseres Zuges zu schlängeln. Sobald wir aus

der tageslichtlosen Unterwelt des Flughafenbahnhofs auftau-chen, entdeckt der Junge den weissen Hauch Schnee, der über allem liegt. Er gerät völlig aus dem Häuschen. «Is this snow?» fragt er mich ohne den Blick von dem Faszinosum abzuwenden. Eindrücklich, einem Kind zuzu-sehen, wenn es zum ersten Mal in seinem Leben Schnee sieht. Er macht Riesenaugen und kann es kaum glauben, ebenso wie er über die vielen Graffi ti staunt, die sich farbenfroh auf allen er-denklichen Stellen in Gleisnähe präsentieren.

Der Zug bringt uns immer weiter in die winterliche Schweiz hinein. Je näher wir un-serem Ziel in Hasliberg kommen,

The World & Swiss leader in corporate and adult English language training is now offering English speaking business professionals

Swiss Franchise OpportunitiesWith 11 centres already open since 1986, we are ready to develop Zurich,Basel, Bern, Luzern and Wallis from September 2006. An existing centre in the Swiss French region is also available. Interested parties should contact [email protected]

desto tiefer versinkt die Land-schaft im Schnee und umso be-eindruckter ist der kleine Gast. Im gut beheizten Doppelstock-Zug von Zürich-Flughafen nach Luzern fällt es noch nicht so auf, sobald wir aber in der kleinen Brünig-Hasliberg-Bergbahn sit-zen, wird offenkundig, dass ich mit einem Jungen aus wärmeren Gefi lden unterwegs bin. Er schlottert am ganzen Körper und wir holen Handschuhe und Schal aus seinem riesigen Koffer, den wir im Vorraum platziert ha-ben. Er kennt sich wohl noch nicht so aus mit diesen Klei-dungsstücken, schliesslich helfe ich ihm beim Anziehen der selbst gestrickten Wärmespender. Nach der gut zweieinhalbstündi-gen Fahrt kommen wir endlich im menschenleeren Lagerhaus an. Alle sind auf die Piste ausge-fl ogen.

Bald schon wird er sich einge-lebt haben und die ersten zwan-zig Male im Schnee gelandet sein beim Versuch, Herr über zwei schwierige Bretter zu werden. Seine grossen, von dunklen Wimpern umrandeten Augen und das Glänzen darin beim An-blick des Schnees werde ich so schnell nicht vergessen.

Traumhaftes Wetter im Neujahrslager auf dem Hasliberg.

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Schweiz wird zum Mekka der Billigfl iegerBilligairlines erobern die Schweiz. Auf den Flughäfen in Basel und Genf besteigen bereits um die 30 Prozent aller Passagiere die Günstigfl ieger. Im Europageschäft reagiert die Swiss mit Dumpingpreisen auf die Billigkonkurrenz. Von Lorenzo Vasella

Noch nie in der Geschichte der zivilen Luft-fahrt war Fliegen so günstig. Wer früh genug bucht, kann zu absoluten Dumpingpreisen in ganz Europa herumjetten. Den so genannten Billigairlines sei Dank. Von der Schweiz aus fl iegen allein die Maschinen von «easyJet» und «Helvetic Airways» über 50 Ferien- und Busi-nessdestinationen an. Vor fünf Jahren waren es kaum ein Dutzend. Zudem steuern immer mehr Billigfl ieger von ausländischen Basen aus Schweizer Flughäfen an.

Diesen rasanten Aufschwung verdanken die Low-Cost-Airlines unter anderem zwei Ereig-nissen. Zum einem schaffte das Grounding der «Swissair» im Oktober 2001 viel Platz im Schweizer Luftraum. Swiss International Air-lines, die Nachfolgerin des gestrandeten Nati-onalstolzes, hat sich vielerorts zurückgezogen. Das Vakuum füllen die Billigairlines. Zum an-deren trat im Juni 2002 das Bilaterale Luftver-

kehrsabkommen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union in Kraft. Damit war es ausländischen Gesellschaften ab sofort erlaubt, von der Schweiz aus nicht nur die Heimatlän-der, sondern auch Drittländer anzufl iegen.

Vor allem der «Euro Airport» in Basel/Mul-house profi tiert gewaltig von der jungen Bran-che. Fast 30 Prozent der 3,3 Millionen Flug-gäste bestiegen im vergangenen Jahr einen Günstigfl ieger. Letztere bezeichnet Flughafen-sprecherin Vivienne Gaskell als «einen Teil der Gesamtstrategie». Die Low-Cost-Airlines seien für den Euro Airport ein «wichtiger Wachstumstreiber». Allein 2005 hätten die Pas-sagierzahlen um 30 Prozent zugelegt. Damit nähert sich der trinationale Flughafen wieder den Spitzenzahlen vor dem Swissair-Groun-ding, als 3,8 Millionen Passagiere von Basel aus fl ogen. Vor allem easyJet trägt zum rasanten Wachstum bei. Denn seit 2004 hat die engli-

POR TEMONN AIE ODER SC HWEIZER KREUZ?■ Früher schlug das Herz des Schweizers noch höher, als man auf fremden Flughäfen Heckfl ossen mit dem Schweizer Kreuz entdeckte. Ein Stück Heimat – so schien es – war zum Greifen nahe. Doch wie sieht es heute aus? Ist den Schweizern immer noch wichtig, ob sie mit einer helvetischen Airline fl iegen oder schauen sie doch eher aufs Geld? Dieser Frage ging die «Schweizer Revue» mit Hilfe einer Umfrage der Fachzeitschrift «Schweizer Touristik» (ST) auf den Grund.■ Seit mehr als einem Jahrzehnt befragt die ST jeden Sommer über 1000 Pauschalreisende am Flughafen Zürich über ihre Reisegewohn-heiten. Dabei kommen auch die Kosten für die Reise sowie die Wahl der Airline zur Sprache. Die Umfrage zeigt: Der Preis spielt seit jeher

eine wichtige Rolle. Auffallend ist, dass im Jahre 2001 vor dem Swiss-air-Grounding immerhin mehr als 20 Prozent der Befragten nicht son-derlich auf den Preis achteten. Zwei Jahre später waren nur noch knapp sieben Prozent dieser Meinung. Im vergangenen Jahr sagten wieder fast zwölf Prozent, der Preis sei ihnen «nicht wichtig».■ Während die Preissensibilität seit dem Grounding zugenommen hat, sank die Bedeutung, mit welcher Airline man fl iegt. Im Jahr 2000 schaute noch gut die Hälfte aller Befragten auf die Heckfl osse. Fünf Jahre später war es nur noch 37,5 Prozent wichtig, welche Airline sie ans Ziel bringt. Damit lässt sich die Tendenz feststellen, dass der Schweizer Flugpassagier zu Lasten des Anbieters mehr und mehr dem Geldbeutel Beachtung schenkt.

sche Billigairline drei ihrer orangen Flieger auf dem Euro Airport stationiert. Im Frühjahr kommt ein weiterer hinzu.

Auch auf dem «Geneva International Air-port» betreibt der Branchen-Leader eine Ba-sis. Dort fl iegen sogar 35 Prozent der knapp zehn Millionen Passagiere «low-cost». Die Genfer stellen den Discountern der Luftfahrt sogar ein spezielles Terminal zur Verfügung, das nur den notwendigsten Service bietet. Da-mit können die Romands die Flughafentaxe auf unter zwanzig Franken pro Passagier drücken. Wie von Sprecher Philippe Roy zu erfahren war, plant der Geneva International Airport zudem, den heutigen Charterfl ughafen aus dem Jahre 1949 zu renovieren. Zurzeit würde das Projekt jedoch von der «Air France» blo-ckiert.

Denn traditionelle Airlines wie die Swiss fürchten die Konkurrenz der Billigairlines. Die grösste Schweizer Luftfahrtgesellschaft – heute eine Tochter der deutschen Lufthansa - ist nicht mal mehr auf ihrem Heimathafen Zürich Kloten sicher. Zwar konnte sie easyJet vor zwei Jahren an den Rhein vertreiben, doch Helvetic Airways bedient von Zürich aus bereits rund 20 Destinationen. Im Frühling werden fünf wei-tere hinzukommen. Die Swiss reagierte mit ei-ner neuen Tarifstruktur. So bietet sie nun – wie ihre Konkurrenz aus dem Billigsegment – fl e-xible Preise an: Je früher man bucht, desto günstiger wird der Flug. So sind Swiss-Tickets heute bei speziellen Aktionen bereits für unter 100 Franken erhältlich.

Ob die Swiss mit dieser Strategie Erfolg ha-ben wird, bezweifelt Aviatikexperte Sepp Mo-ser. Denn im Gegensatz zu den Low-Cost-Air-lines würde die Swiss mit den tiefen Preisen Geld verlieren. Grund: «Fluggesellschaften wie easyJet fl iegen mit weit geringeren Kosten als traditionelle Airlines, da sie sich auf das Basis-produkt – den Transport von A nach B – be-schränken.» Swiss-Sprecher Dominik Werner kann der Billigkonkurrenz jedoch auch etwas Gutes abringen: «Die Low-Cost-Airlines spre-chen ein Publikum an, dass früher nie gefl ogen wäre.» Und irgendwann würde sich auch die-ses vielleicht mehr Komfort wünschen.

easyJet und andere Billigairlines machen der Swiss das Leben schwer.

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Weltwirtschaftsforum in DavosWas treibt die Menschen zum Weltwirtschaftsforum (WEF)? «Sex und China», antwortete die Zeitung «Le Temps». Von den insgesamt 240 Diskussionsrun-den hatte der Runde Tisch zum Thema Sex und Business am meisten Zulauf. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, glänzten die grossen Politiker durch Ab-wesenheit. Folglich füllte das WEF die Titelseiten der Tages-zeitungen mit den eingeladenen Stars: den Sängern Bono (U2) und Peter Gabriel sowie den Schauspielern Angelina Jolie, Brad Pitt und Michael Douglas.

Fifa bestraft HuggelNach den Zwischenfällen bei der Begegnung Schweiz–Türkei in Istanbul am 16. November ver-gangenen Jahres hat die Diszipli-narkommission der Fifa nun ihr Urteil gefällt. Die türkische Elf muss die nächsten sechs «Heim-spiele» unter Ausschluss der Öf-fentlichkeit auf neutralem Bo-den austragen. Daneben wurden der Schweizer Benjamin Huggel sowie die Türken Alpay und Emre Belozoglu mit einer Sperre für sechs Spiele belegt. Diese Entscheidung hat zur Folge, dass der Schweizer Internationale nicht an der Weltmeisterschaft teilnehmen darf.

Euro 2008 und das Thema SicherheitDie Sicherheitskosten für die Fussball-Europameisterschaft 2008 sind für die Schweizer Be-hörden von 10 auf mehr als 60 Millionen Franken angestiegen. Der Verteidigungs- und Sport-minister Samuel Schmid erläu-terte, dass die erste Schätzung vor den Attentaten in New York erfolgt sei und die neu geltenden Sicherheitsstandards seitdem nicht wieder gelockert worden wären.

Cailler mit neuem LookAngesichts der starken Konkur-renz möchte Nestlé Schweiz ihre Marken verjüngen. Nestlé-Che-fi n Nelly Wenger, Ex-Generaldi-rektorin der Expo.02, hat diese

Verjüngungskur angeordnet, die zunächst die Schokoladenmarke Cailler betrifft. Hierfür hat sie den französischen Architekten und Gestalter des Monoliths der Expo.02, Jean Nouvel, gebeten, das Produktdesign zu moderni-sieren. Langfristig möchte Nestlé Schweiz mindestens zwölf Neuheiten pro Jahr bei Cailler auf den Markt bringen.

Schwindel erregende ZahlenBei der UBS jagt ein Rekord den nächsten. Gegenüber 2004 konnte die Nummer eins der Schweizer Banken einen Anstieg ihres Nettogewinns um 75% auf 14,029 Milliarden Franken ver-zeichnen. Die Crédit Suisse Group hat ihrerseits ebenfalls ein Rekordergebnis angekündigt: Sie meldete einen Nettogewinn von 5,850 Milliarden Franken, der damit um 4% über dem Vor-jahresergebnis liegt.

VogelgrippeDas Schweizer Federvieh hüpft seit Mitte Februar nicht mehr im Freien herum. Wie schon im Oktober vergangenen Jahres hat der Bundesrat Richtlinien zum Schutz des Gefl ügels vor Vogel-grippe verabschiedet. Das Ge-fl ügel wird in abgedeckten Ge-hegen gehalten, damit keine Wildvögel eindringen können. Das Virus H5N1 ist in Frank-reich, etwa hundert Kilometer von der Schweizer Grenze ent-fernt, entdeckt worden. Weitere tote Wildvögel und Virenträger sind in Italien, Deutschland und in Griechenland aufgefunden worden. Gefahr droht zudem von Wandervögeln aus Afrika, die im Frühjahr die Schweiz er-reichen werden.

Fax aus ÄgyptenDie Veröffentlichung eines ver-traulichen Dokuments der Schweizer Geheimdienste in der Presse hat für Wirbel unter der Kuppel des Bundeshauses ge-sorgt. Das elektronische Abhör-system des Verteidigungsde-partements hat ein Fax abgefangen, das das ägyptische Aussenministerium an seine Bot-

schaft in London gesandt hat. Inhaltlich geht es um die Exis-tenz von geheimen CIA-Gefäng-nissen in Europa, doch ist die Echtheit des Dokuments nicht bewiesen worden.

MedaillensegenDie Olympischen Spiele in Tu-rin meinten es gut mit den Schweizer Athleten. Bruno Ker-nen und Martina Schild konnten sich Bronze bzw. Silber in der Abfahrt holen. Ambrosi Hoff-mann aus Graubünden gewann die Bronzemedaille im Super-G. Im Bereich Ski-Akrobatik waren die Sprünge von Evelyne Leu Gold wert. Im Skeleton gewann die Bernerin Maya Pedersen-Bieri Gold und der Zürcher Gregor Stähli Bronze. Beim Snowboardcross, einer neuen olympischen Disziplin, holte sich die Bernerin Tanja Frieden olympisches Gold. Der Snow-

boarder Philipp Schoch konnte den Parallel-Riesenslalom der Herren vor seinem Bruder Si-mon gewinnen, während bei den Damen Daniela Meuli siegreich war. Stéphane Lambiel voll-brachte eine Glanzleistung und errang die Silbermedaille im Eis-kunstlauf. Im Zweierbob trug das Duo Martin Annen und Beat Hefti die Bronzemedaille davon. Und im Curling gewann das Schweizer Team von Mirjam Ott die Silbermedaille.

SwissmetalIn Reconvilier (JU) streiken die Mitarbeiter von Swissmetal zum zweiten Mal in gut einem Jahr. Sie protestieren gegen die von der Unternehmensleitung ge-

planten Umstrukturierungen. Mehr als 10 000 Demonstranten aus dem gesamten «Arc juras-sien» haben die Streikenden (über 300) unterstützt. Der Wirtschaftsminister Joseph Deiss appellierte an die Unter-nehmensleitung von Swissmetal und die Gewerkschaft Unia, Ver-handlungen aufzunehmen.

Bundesfi nanzenDie Konten der Eidgenossen-schaft sorgen für Überraschung. 2005 musste in Bern nur mit ei-nem Defi zit in Höhe von 100 Millionen Franken anstelle der budgetierten 1,8 Milliarden Franken gerechnet werden. Diese Verbesserung ist auf einen Rückgang der Ausgaben um mehr als 1,1 Milliarden Franken und einen Anstieg der Einnah-men um 600 Millionen Franken zurückzuführen. Und darin sind die Sondereinnahmen noch nicht enthalten: 7 Milliarden Franken Erlös aus dem Verkauf des Goldes der SNB sowie 1,4 Milliarden Franken Erlös aus dem Verkauf der Swisscom-Ak-tien. Der Haushalt sollte damit schon 2007 wieder ausgeglichen sein.

LuftverschmutzungsrekordIm Laufe des Januars und Febru-ars haben die Konzentrationen der gesundheitsschädlichen Feinstaubpartikel in der Luft bis-her in der Schweiz noch nie da gewesene Spitzenwerte erreicht. Das Nabel-Messnetz ermittelt kontinuierlich die Luftver-schmutzung, wobei der Grenz-wert bei 50 Mikrogramm pro Kubikmeter liegt. In den Schwei-zer Grossstädten wurde der zu-gelassene Schwellenwert mitun-ter um das bis zu Vierfache überschritten. Nach einem Ap-pell des Umweltministers Mo-ritz Leuenberger haben zwölf Kantone auf ihren Autobahnen eine Geschwindigkeitsbeschrän-kung von 80 km/h eingeführt. Letztlich haben der Wetterum-schwung und der Wind die Luft «gereinigt». Dennoch werden Präventivmassnahmen ergriffen werden. AL AIN WEYS

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