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5 Rele vanz der Sprac hspi elk onze ptio n Wittgen steins aus der linguistischen Sicht ie beiden Ansätze, die wir bisher behandelt haben, stellten jeweils einen V ersuch dar, Wit tgens teins sprac hphilo sophis che Über legun gen für ein einziges Gebiet der linguistischen Semanti fruchtbar zu machen ! für die le"ialische Semanti# $ie %robleme, die diese Ansätze zu l&sen 'er suchten, sind fast ausnahmslos diesem einen Gebiet zuzuordnen# $ie häu(gsten )eferenzen in *ezug auf Wittgensteins Spätwer bildeten daher )egelbegri+, riterien, *edeutung als Gebrauch, -amilienähnlicheiten, ja sogar das 'on der .inguisti etwas abseits liegende %ri'atsprachenargument# $ie Anwendungsm&glicheiten der Schlüsselonzepte 'on Wittgenstein ! Sprachspielbegri+ und Sprachspielmethode ! haben wir je doch auf Grund der disziplinären /inschränung aum noch disutiert# $ $abei ist es in *ezug auf die Sprach sp iele ebenso sinn'o ll 'on der linguistischen An wendungsm&glich eit zu sprechen, wie etwa im -all des )egelb egri+ s oder der -amilienähnli ch eiten# Wie wir im 0# apitel gesehen haben, liegen der Sprachspielmethode Wittgensteins trotz der philosophischen und sprachr itischen -untion auch linguistisch rele'ante 1mpli ationen zu gr unde2 1n den Sprach spielen 345, 305, 365, 375 gi ng es darum, wie die Verständigung über Sprache in einem bestimmten 8andlungszusammenhang 34,0,65 und einer bestimmten .ebensform 36,75 erfolgt, in 395 und 3:5 wurde 'ielmehr schon die Wortbedeutun g und die *eziehu ng zw ischen den Verwendungsweisen einzelner W&rter einer natürlichen Sprache 3 voraussagen, verstehen5 behandelt, in 3;5 und 3<5 wurden die =&glicheiten der sprachlichen *ezugnahme auf die temporalen >usammenhänge thematisiert# Sieht man 'om (ti'en?primiti'en 8andlungsonte"t und den philosophischen?sprachritischen 1ntentionen ab, befasst sich Wit tgenstein mit nichts ander em als mi t den -ragest ell ungen, die nicht weit über den eigentlichen 1nteressenb er eich der linguistischen Semanti hinausgehen# $arüber hinaus lässt sich schon an den zitierten Sprachspielen leicht sehen, dass für Wittgenstein die -rage nach der Wortbedeutung oder den )egeln nicht 'on der übergeordneten -rage nach den Sprachspielen und der .ebensf orm zu trennen ist# Auf diese Weise ergeben sich mindestens zwei Gründe, um die linguistische )ele'anz der Sprachspiel onzeption zu untersuchen2 4# Selbst innerhalb der Grenzen der le"i alischen Semanti se tz t eine Gebrauchstheorie der Wortbedeu tung die *eschäfti gung mit den übergeor dneten /inheiten der Sprachspiele 'oraus# 4

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8/18/2019 Rohfassung der Dissertazion

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5 Relevanz der Sprachspielkonzeption Wittgensteinsaus der linguistischen Sicht

ie beiden Ansätze, die wir bisher behandelt haben, stellten jeweils einenVersuch dar, Wittgensteins sprachphilosophische Überlegungen für eineinziges Gebiet der linguistischen Semanti fruchtbar zu machen ! für die

le"ialische Semanti# $ie %robleme, die diese Ansätze zu l&sen 'ersuchten, sindfast ausnahmslos diesem einen Gebiet zuzuordnen# $ie häu(gsten )eferenzen in*ezug auf Wittgensteins Spätwer bildeten daher )egelbegri+, riterien,*edeutung als Gebrauch, -amilienähnlicheiten, ja sogar das 'on der .inguistietwas abseits liegende %ri'atsprachenargument# $ie Anwendungsm&glicheitender Schlüsselonzepte 'on Wittgenstein ! Sprachspielbegri+ undSprachspielmethode ! haben wir jedoch auf Grund der disziplinären

/inschränung aum noch disutiert#

$

$abei ist es in *ezug auf die Sprachspiele ebenso sinn'oll 'on derlinguistischen Anwendungsm&glicheit zu sprechen, wie etwa im -all des)egelbegri+s oder der -amilienähnlicheiten# Wie wir im 0# apitel gesehenhaben, liegen der Sprachspielmethode Wittgensteins trotz der philosophischenund sprachritischen -untion auch linguistisch rele'ante 1mpliationenzugrunde2 1n den Sprachspielen 345, 305, 365, 375 ging es darum, wie dieVerständigung über Sprache in einem bestimmten 8andlungszusammenhang34,0,65 und einer bestimmten .ebensform 36,75 erfolgt, in 395 und 3:5 wurde'ielmehr schon die Wortbedeutung und die *eziehung zwischen den

Verwendungsweisen einzelner W&rter einer natürlichen Sprache 3voraussagen,verstehen5 behandelt, in 3;5 und 3<5 wurden die =&glicheiten der sprachlichen*ezugnahme auf die temporalen >usammenhänge thematisiert# Sieht man 'om(ti'en?primiti'en 8andlungsonte"t und den philosophischen?sprachritischen1ntentionen ab, befasst sich Wittgenstein mit nichts anderem als mit den-ragestellungen, die nicht weit über den eigentlichen 1nteressenbereich derlinguistischen Semanti hinausgehen# $arüber hinaus lässt sich schon an denzitierten Sprachspielen leicht sehen, dass für Wittgenstein die -rage nach derWortbedeutung oder den )egeln nicht 'on der übergeordneten -rage nach denSprachspielen und der .ebensform zu trennen ist#

Auf diese Weise ergeben sich mindestens zwei Gründe, um die linguistische)ele'anz der Sprachspielonzeption zu untersuchen2

4# Selbst innerhalb der Grenzen der le"ialischen Semanti setzt eineGebrauchstheorie der Wortbedeutung die *eschäftigung mit denübergeordneten /inheiten der Sprachspiele 'oraus#

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0# -ür eine Semanti, die sich mit den wortübergreifenden /inheiten derSprache beschäftigt, ist die -rage nach der )olle des %hänomens, dieWittgenstein als @Sprachspiel bezeichnet, noch zu lären#4

Ausgehend 'on diesen Gründen wird uns in diesem apitel die linguistische

)ele'anz 'on @Sprachspielen beschäftigen# $abei werden die folgenden -ragenfoussiert2

a5 1nwieweit ist das Sprachspiel'erfahren Wittgensteins linguistischumsetzbarB .ässt sich ein analoges Verfahren zur semantischen AnalCseder natürlichen Sprachen entwicelnB Dnd wenn ja, 'on welcher -orm derAnalogie soll man ausgehenB Wie produti' wird das entsprechendeVerfahren seinB

b5 Wie lässt sich das Sprachspielonzept aus der linguistischen %erspeti'ezuordnenB Gibt es 3zum heutigen Stand5 die analogen linguistischEsemantischen =ethoden und Fheorien, die die ähnlichen -ragestellungen

behandelnBc5 1nwieweit rele'ant ist das Sprachspielonzept für die .inguisti generellB

Auf welche Weise ann das %hänomen Sprachspiel aus der linguistischen%erspeti'e 'erstanden werdenB

>ur *eantwortung dieser -ragen werden zunächst die bereits realisiertenlinguistischen Anwendungs'ersuche des Sprachspielbegri+s und derSprachspielmethode untersucht# *esprochen werden zwei Anwendungen2 4# dieAnwendung des Sprachspielbegri+s in der %ratischen Semanti 'on 8ans ürgen8eringer 34H;7 und 4H;;5I 0# die Anwendung des Sprachspiel'erfahrens 'on ai

*uchholz 34HH<a und 4HH<b52 8eringer bezieht den Sprachspielbegri+ in diesemantischen 1nterationsanalCse ein# *uchholz 'ersucht, die *edeutungeinzelner Ausdrüce durch den )ücgri+ auf die (ti'en Sprachspiele im SinneWittgensteins zu erläutern#

$er zweite, weit umfassendere Feil dieses apitels bezieht sich auf die -ragen@b und @c2 auf die -ragen nach der linguistischen >uordnungsm&glicheit und)ele'anz der Sprachspielonzeption# >u diesem >wec wird zunächst die )olleder Sprachspiele in der semantischen onte"tanalCse am *eispiel einesdiplomatischen Gesprächs disutiert# 8erangezogen werden dabei zusätzlichzwei Fheorien2 die onte"tbezogene *edeutungstheorie *ronislaw =alinowsis

34H065 und der onte"tualisierungsansatz 'on ohn # Gumperz 34H<0, 4HH05#AnschlieJend wird auf die >usammenhänge zwischen den Sprachspielen unddem 'erstehensrele'anten Wissen 3nach *usse 4HH45 eingegangen# $abei wirdam *eispiel eines Gleichnisses aus dem neuen Festament analCsiert, ob undinwieweit die Sprachspiele auf die Krganisation des 'erstehensrele'antenWissens /inLuss nehmen# $anach beschäftige ich mich schon mit der genauen

4 Aus der sprachphilosophischen %erspeti'e &nnten wir auJerdem 'on einem weiterenGrund sprechen2 1m >usammenhang seiner Sprachspielmethode beschäftigt sichWittgenstein unter anderem mit den linguistisch rele'anten -ragestellungen und bietetausgehend seiner =ethode eine bestimmte Sichtweise der %robleme 3@Art und Weise, die

Welt zu sehen5# 1n diesem Sinne wären die Sprachspiele nicht nur als einesprachphilosophische onzeption, sondern als eine =ethode interessant#

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linguistischen >uordnung des Sprachspielonzepts# $er Sprachspielbegri+ Wittgensteins wird mit den anderen sprachphilosophischen und linguistischenonzepten 'erglichen, die ebenfalls auf die sprachlichen 8andlungen und8andlungszusammenhänge *ezug nehmen# Ausgehend 'on diesem Vergleichwird das Sprachspielonzept Wittgensteins mit dem *egri+ @interacti'e frames

3Fannen?Wallat 4HH65 und dem )ahmenbegri+ 'on Go+man 30MMM?4H;75 und*ateson 34H<75 in Verbindung gesetzt# >um Schluss erfolgt 3ausgehend 'on der'orangehenden theoretischen >uordnung5 eine -allstudie am *eispiel dere'angelischElutherischen %redigtte"te# >u methodischen >wecen wird dabeiauch der medienwissenschaftliche -ramingansatz in Anlehnung an $ahinden30MM:5 herangezogen# Dm die linguistische )ele'anz des %hänomens Sprachspieldeutlich zu machen, wird im )ahmen der Studie der -rage nachgegangen, ob undinwieweit die /rwartungsstruturen des übergeordneten Sprachspiels 3@%redigt5den Aufbau und das Vorommen bestimmter 1nterpretationsrahmen in den%redigtte"ten beeinLussen#

5.1 Anwendungen des Sprachspielkonzepts und desSprachspielverfahrens in der Linguistik 

1m Vergleich zu der Gebrauchstheorie der Wortbedeutung und dem )egelbegri+ 

hat die Sprachspielonzeption und Emethode Wittgensteins in der .inguistiseltene Anwendung gefunden# So lassen sich spärlich die linguistischen Arbeitennennen, in denen die Anwendungsm&glicheit des Sprchspielgedanensüberhaupt disutiert wird# Noch seltener st&Jt man auf die Versuche, dasSprachspielonzept Wittgensteins in die linguistische %ra"is umzusetzen#/ntsprechend ist der Sprachspielbegri+ selbst bisher aum als einen terminustechnicus der .inguisti etabliert worden#

Angesichts der enthusiastischen Wittgensteinrezeption in derSprachwissenschaft im )ahmen der @pragmatischen WendeO und angesichts der

wichtigen )olle, die das Sprachspielonzept in Wittgensteins Sprachphilosophiespielt, scheint ein solcher =angel am 1nteresse etwas 'erwunderlich zu sein#/inige Gründe dafür lassen sich jedoch leicht nennen2

4# $ie =ethode der übersichtlichen $arstellung, die Wittgenstein in seinemSpätwer 'erwendet sowie und die darauf basierendenSprachspielbeschreibungen sind alles andere als leicht nach'ollziehbar#ennzeichnenderweise sieht Gloc 30MMM260;5 in seinem .e"ionartiel zum

Sprachspielbegri+ gerade die 8äu(geit der Sprachspielbeschreibungen alseinen entscheidenden Schwachpunt 'on *rown *oo Wittgensteins# Feilenwir diese =einung Glocs oder nicht, setzt das Verständnis der

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Vorgehensweise Wittgensteins 'iele onte"tuelle Vorenntnisse 'oraus, dieüber die Grenze der etablierten linguistischen -achbereiche und/rwartungsstruturen weit hinausgehen# AuJerdem 'erwendet Wittgensteinseinen Sprachspielbegri+ auf eine 'age und sehr unterschiedliche Weise Emanchmal im Sinne eines 8andlungsmusters und manchmal als Analogie

zu einzelnen sprachlichen Fätigeiten oder zur gesamten menschlichenSprache# $as wirt zusätzlich 'erwirrend und 'erhindert, OSprachspielO alseinen linguistischen *egri+ zu 'erwenden#

0# $ie Sprachspiele Wittgensteins beziehen sich in allen ihren .esarten auf diesprachlichen 8andlungen, 8andlungsomple"e oder 8andlungsmuster# -ürdie %ragmalinguisten jedoch, die die Fraditionen der Sprechattheoriefolgten 3und das gilt für die meisten %ragmalinguisten5, bestandgrundsätzlich einen *edarf auJer dem OSprechatO einen weiteren *egri+ für die sprachlichen 8andlungen einzuführen# >umal das

*egri+sinstrumentarium der Sprechattheorie Austinscher und Searlescher%rägung 'iel larer de(niert war, als der Srpachspielbegri+ 'onWittgenstein#0

6# $ie linguistische Semanti, eines der >ielgebiete der linguistischenAnwendung des Sprachspielonzepts, ist traditionell eher eine le"ialischeSemanti gewesen# $ie meisten Standardwere der Semanti beschäftigensich 'orwiegend mit den wortsemantischen oder satzsemantischen-ragestellungen# >u den Fraditionen der linguistischen Semanti geh&rtebenfalls, dass die onte"tbezogenen -ragestellungen eher dem Gebiet der

%ragmati überlassen werden# $iese %räferenzen lieJen zu wenig Spielraumübrig, um sich im )ahmen der linguistischen Semanti mit derSprachspielonzeption Wittgensteins zu beschäftigen#

$iese und 'ielleicht noch einige weitere Gründe sorgten dafür, dass dielinguistischen Anwendungs'ersuche der Sprachspielonzeption relati' leicht zuüberblicen sind#6

0 1n diesem >usammenhang ist bei der AnalCse der linguistischen Wittgensteinrezeption

eine *esonderheit der )ezeptionsgeschichte zu beachten2 $ie pragamatische Wende inder .inguisti geht zurüc in erster .inie auf die K"forder sprachanalCtische %hilosophie,'or allem auf die Sprechattheorie zurüc und nicht diret auf die SprachspielonzeptionWittgensteins# Wittgensteins Sprachspielbegri+ wurde für die .inguisten erst wegen derpragmatischen Wende beliebt und nicht umgeehrt 3Wittgensteins Sprachsphilosophiehat die pragmatische Wende beliebt gemacht5# $ie linguistische *eschäftigung mit demSprachspiel'erfahren erfolgte daher meist aus der %erspeti'e der Sprechattheorie# Sode(niert beispielsweise )obering 30MM02<75 die Sprachspiele in %D 06 den )ücgri+ auf@1lloutionäre räfte#

6 Dnter @Anwendung 'erstehe ich eine tatstächliche Anwendung in der %ra"isder SprachanalCse# /ine reLe"i'e *eschäftigung mit der Sprachspielonzeptiongeh&rt nicht in diesen >usammenhang# Sonst wäre @leicht zu überblicen ein

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.eicht zu überblicen bedeutet noch nicht, dass sich in den linguistischenArbeiten eine Anwendungen oder *ezüge zur Sprachspielonzeption feststellenlassen# $er *egri+ Sprachspiel fand bereits seit langem einen wenn auch etwasschwachen /inzug in die semantischen $isussionen und Ansätze# Verwendetwird er zur /rlärung bestimmter linguistischer %hänomene oder als ein Vorschlag

zur /rweiterung bisheriger *eschreibungsansätze der %ragmati# So bezieht sich*usse auf den Sprachspielbegri+ im >usammenhang mit seinen Überlegungenüber das 'erstehensrele'ante Wissen# $as Wissen über die Sprachspiele seigenauso wie das -ramewissen ein FCp des Wissens, welcher das Verstehen dersprachlichen PuJerungen erm&gliche 3*usse 4HH42 4765#7  .e'inson stellt dieSprachspiele dem -ramebegri+ gleich# /r bezieht sich auf die Sprachspiele im>usammenhang der $isussion um die Sprechattheorie# .e'inson schlägt 'or,den Sprachspielbegri+ in die %ragmati einzuführen und sich näher mit dem%hänomen Sprachspiele und -rames zu beschäftigen, da die Sprechattheorie einzu begrenztes 1nstrumentarium zur Verfügung stelle, um das -untionieren der

sprachlichen 8andlungen deutlich zu machen 3'gl# .e'inson 0MMM2 6M95# $abei'erwendet .e'inson dafür in der %ra"is die -achbegri+e wie 1nterationstCpenund -rames, nicht aber den Sprachspielbegri+#

/ine etwas breitere Anwendung (ndet der Sprachspielbegri+ in derlinguistischen $ialoganalCse im )ahmen der $isussion um die /rweiterung derSprechattheorie# Wunderlich 34H;<, 4H;H5 und -rane 34HHM5 bezeichnen die1nterationsseQuenzen und !tCpen als Sprachspiele im Sinne eines erweitertenSprechatbegri+s# $abei 'erwenden sowohl Wunderlich als auch -rane@Sprachspiel als einen Seundärbegri+ zu den weiteren entsprechenden*egri+en der 1nterationsforschung z#*# %aarseQuenzen und $ialogstruturen, so

dass man 'on einer tatsächlichen Anwendung weder in methodischer noch inwissenschaftspratischer 8insicht aum reden ann#

Anders bei 8eringer 34H;7 und 4H;<5, der den Sprachspielbegri+ im )ahmender pratischen Semanti ebenfalls im Sinne einer 1nterationseinheit 'erwendet#1n seinen früheren Weren gibt es eine formale *eschreibung 'onSprachspielstruturen, aber auch eine empirische AnalCse der$ialogommuniationen mit dem >ugri+ auf den Sprachspielbegri+#9  =it derAnwendung 'on Wittgensteins @Sprachspiel'erfahren beschäftigt sich auJerdemai *uchholz 34HH<a und b5# /r 'ersucht ausgehend 'on Wittgensteins Spätwereine fachübergreifende =ethode an der Grenze 'on Semanti und %ragmati zu

falsch gewählter Ausdruc, denn es gibt 'iele linguistische Arbeiten, in denen derSprachspielbegri+ Wittgensteins im theoretischen onte"t wird 3z#*# Wiegand4HHH, *usse 4H<;, eller 4HH9,5

7 Näheres über *usses Ansatz zum 'erstehensrele'anten Wissen im Abschnitt9#6#4#

9 $arüber hinaus (nden sich di'erse -ormalisierungs'ersuche der einfachenSprachspiele in Gloning 34HH:5 und )obering 30MM05# edoch &nnen dieseAnsätze im -olgenden aufgrund der forschungspratischen /inschränung nichtbehandelt werden

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erarbeiten# 1m -olgenden werden wir uns mit diesen Ansätzen ausführlicherbeschäftigen#

5.1.1 Sprachspiele in der „Praktischen Seantik!

$en *egri+ @Sprachspiel (nden wir an mehreren Stellen in beidenVer&+entlichungen zum %rogramm einer @%ratischen Semanti 38eringer 4H;7,8eringer et al# 4H;<5, an welchem neben 8eringer auch andere .inguistenmitgewirt haben2 Günther Rhlschäger, )ainer Wimmer und *runo Strecer# $ie@%ratische Semanti 'erdient für den Gesamtzusammenhang unserer Arbeiteine besondere Aufmersameit2 Sie stellt eine erste linguistische onzeptionendar, die sich e"plizit an den Sprachau+assungen Wittgensteins orientiert# Gleicham Anfang der @/inführung in die pratische Semanti de(nieren die Autoren

ihre >ielsetzung und ihr Selbst'erständnis unter anderem auch ausgehend 'onWittgensteins Spätwer# $er Grundgedane der pratischen Semanti sei ausdem Versuch entstanden, „Ansätze aus der sprachanalytischen Philosophie undbesonders der Spätphilosohie Wittgensteins für die Linguistik ethodischfruchtbar zu achen!  3ebd#, S# ;5# /ntsprechend (nden wir im /inzelnen nebenden Sprachspielen auch andere Fhemen und *egri+e, die uns aus WittgensteinsSpätwer 'ertraut sind2 das Gebrauchsonzept der *edeutung, )egelbegri+,.ebensform# $iese WittgensteinEKrientierung schlägt sich bereits in der ersten*edeutungsde(nition im Vorwort nieder2

 $ie *edeutung eines sprachlichen >eichens ennen heiJt wissen, wie es verwendetwerden ann, d# h# wie man mit ihm handeln ann, welche Regeln f"r seinen#e$rauch gelten#− $as Verstehen sprachlicher 8andlungen beruht auf der enntnis 'on Regeln#− =iJ'erstehen ist gew&hnlich darauf zurüczuführen, daJ die

ommuniationspartner nach unterschiedlichen Regeln handeln#− Wenn wir die *edeutung eines sprachlichen >eichens beschreiben wollen,

müssen wir seinen >usammenhang innerhalb einer sozialen Le$ensforberücsichtigen# 3ebd#5 3Alle 8er'orhebungen 'on mir, $#G#5

$abei mert man an dieser *edeutungsde(nition teilweise auch einige =ermale

und *esonderheiten, die später für 'iele linguistischen Wittgensteinrezeptionenennzeichnend sein werden2 Wittgensteins *egri+e und Sprachau+assungenwerden 'orwiegend aus der %erspeti'e der sprachanalCtischen %hilosophie bzw#der Sprechattheorie Searlscher %rägung rezipiert# $as hat zur -olge, dass die)olle der )egeln in den Vordergrund tritt und das )egelwissen als eineausschlaggebende und e"hausti'e Voraussetzung für das Verständnis dersprachlichen PuJerungen betrachtet wird# Wie wir wissen, ist diese)egelorientierung auch für andere linguistischen )ezeptionen ennzeichnend2Dnter anderem interpretiert auch )udi eller die )olle 'on )egeln in der*edeutungsonstituierung auf die gleiche Weise2 „Was Wittgenstein "#$ schreibt 

ist dies% &ie 'edeutung eines Wortes L einer Sprache L besteht in seiner (ebrauchs)eise innerhalb von L* Wenn du )ei+t, )ie ein Wort ver)endet )ird,

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)enn du die egel seines (ebrauchs in der Sprache L beherrschst, )ei+t dualles, )as es zu )issen gibt  3eller 4HH92 :95#

/s lässt sich durchaus einwenden, dass die )olle 'on )egeln in beiden -ällenetwas überschätzt wird# =an ann sich mit eben diesem /inwand auf dieSprachau+assungen im Spätwer Wittgensteins berufen# /rinnern wir uns daran,

dass Wittgenstein zur /rläuterung des *edeutungsphänomens nicht nur denGebrauchsE und )egelbegri+ 'erwendet, sondern auch die *egri+e @riterienund @SCmptome  3Näheres über diese *egri+e im Abschnitt 4#4#05# NachWittgenstein &nnen die de(nierenden riterien einer )egel 3riterium5 selbstmehrere SCmptome 31mpliationen bzw# Seundärerscheinungen5 aufweisen# $ie>usammenwirung 'on riterien und SCmptomen &nnen wir sehr gut amfolgenden *eispiel sehen# $as Wort „-utter! bezieht sich auf die %erson, diemindestens ein ind zur Welt gebracht hat# Kder relational gesehen ist für eine%erson jene %erson @=utter, die diese zur Welt gebracht hat# /in ind zur Weltgebracht haben, Gebärmutter seinT wäre entsprechend das de(nierende

riterium zur Anwendung des Wortes @=utter# Nach unserem Weltwissenimpliziert dieses riterium aber fast wie selbst'erständlich mehrere SCmptome2$ass z#*# diese %erson ein =utterE1nstint hat und dass sie sich um ihr indümmert bzw# geümmert, es erzogen hat# 1m Sprachgebrauch gibt es nachWittgenstein mehrere *elege, wenn man die W&rter manchmal nur auf Grund 'onSCmptomen und weniger oder gar nicht mehr auf Grund 'on riterien 'erwendet3*l*, S# 6;5# $ie SCmptome eines riteriums 3einer )egel5, die in gewissen -ällengebrauchsrele'ant werden &nnen, lernt man dabei nicht immer durch denSprachgebrauch2 $ass die =ütter in der )egel @=utterinstint haben3entwiceln5 und sich um ihre inder ümmern, ist eine )egel innerhalb der

Sprache .# $aher bedeutet @allein eine )egel zu ennen nicht notwendig, dass@ich alles weiJ, was es zu wissen gibt# Auch über die des *edeutungsbegri+s inder @%ratischen Semanti ann man etwas Phnliches einwenden2 $ie=iss'erständnisse allein auf das unterschiedliche )egelwissen zurüczuführen,fällt manchmal zu urz# $ie =iss'erständnisse auf Grund 'on SCmptomen oderanderen /rscheinungen als )egelriterien wären nichts Dngew&hnliches#

Allerdings hat die 'erstärte )egelorientierung eine spürbarredutionistischen Nachwirungen auf das Gesamtonzept und die Arbeitsweiseder pratischen Semanti# $ie /inschränung mit dem Wort @gew&hnlich und die/rwähnung des .ebensformbegri+s weist darauf hin, dass bei der

*edeutungsanalCse auJer dem @)egelfolgen auch andere Aspete der*edeutungs'ermittlung nicht unberücsichtigt bleiben# So wird in weiterenAbschnitten das =iss'erständnis unter anderem durch das mangelndegemeinsame Wissen erlärt 38eringer et al# 4H;<2 4M6E4M95# /"plizit ommt dem)egelbegri+ im .aufe beider Arbeiten zur pratischen Semanti trotzdem immer

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eine absolute interpretati'e )olle zu#: /s gibt eine Stelle in diesen Arbeiten, andenen diese )olle e"plizit relati'iert wird#;

Soweit zur )olle 'on )egeln in der %ratischen Semanti# Auf die)egelau+assung der pratischen Semanti werden wir im -olgenden nichtausführlicher eingehen, da sie sich 'on den traditionellen linguistischen

1nterpretationen des Wittgensteinschen )egelbegri+s nicht star unterscheidetund da der 'orliegende Abschnitt die Sprachspiele und nicht die )egelnthematisiert# /s sei nur zusammenfassend darauf hingewiesen, dass derSprachspielbegri+ in der pratischen Semanti mit )ücgri+ auf dentraditionellen )egelbegri+ 'erwendet wird, ohne jedoch weitere >usammenhängewie @.ebensform, @onte"t oder @das gemeinsame Wissen auJer Acht zulassen#

Nun ommen wir zur zentralen -rage dieses Abschnitts2 Wie wird der *egri+ Sprachspiel in der %ratischen Semanti angewendetB

$as Sprachspielonzept Wittgensteins wird in der %ratischen Semanti 'orallem im begriUichen Sinne aufgegri+en, weniger aber im methodischen undinterpretati'en Sinne einer @übersichtlichen $arstellung# Auf einenmethodischen Aspet wird nur Lüchtig hingewiesen2 $ie SprachspieleWittgensteins seien @weniger ompliziert als unsere Dmgangssprache und dazu

: >war wird in der @/inführung in die pratischen Semanti das falscheVerständnis auch auf das mangelnde gemeinsame Wissen zurücgeführt# edochwird auch dies mit den )egeln in Verbindung gebracht# @=iss'erständnisse&nnen durch Verschiedenheit des gemeinsamen Wissens entstehen# Solche

=iss'erständnisse sind natürlich bedingt durch die Verschiedenheit der )egeln#$enn das gemeinsame Wissen ist 'erzahnt mit den )egeln, insofern *edingungen

 Feile der )egeln sind# 38eringer et al# 4H;<2 4M05# Streng genommen tri+t auchdiese Annahme nicht zu# Wenn etwa A behauptet @ hat mich wie eine =utterbehandelt und * weiJ nicht, wie A 'on behandelt wurde, liegt das=iss'erständnis nicht an der Dnterschiedlicheit 'on )egeln, sondern anDnterschieldlicheit 'on erwartbaren 1mpliationen, die A und * demde(nierenden riterium des Wortes =utter 3zur Welt bringenT5 zuschreiben# $iese1mpliationen müssen aber nicht notwendig Feile noch *edingungen der )egelnsein#

; /ine )elati'ierung der )olle 'on )egeln (ndet erst spät in den Arbeiten 'on*runo Strecer, einem der Autoren der %ratischen Semanti, statt# /r distanziertsich 'on den oben beschriebenen Ansichten sehr star, indem er eine regelfreieSemanti 'orschlägt, die statt )egeln nach Analogien, =ustern und%räzedenzfällen ausgerichtet ist# $ie -ormulierung 'on )egeln sei nach Strecerimmer unangemessen, denn unserem Sprechen liege @nur ein nach rücwärtsgewandtes Sehen 'on Analogien, %räzedenzen, h&chstens =ustern zugrunde,die sich in @prädiati'e und atemporale )egeln nicht umwandeln lieJen 3Strecer4H<72 7:5# /ine interessante und 'iel umstrittene Ansicht, die im -olgenden nichtweiter disutieren wird, da sie schon über den >usammenhang der linguistischenWittgensteinrezeption hinausgeht#

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geeignet, @/insichten in diese zu geben 38eringer 4H;72 0M5# $ie Sprachspielestellen nach 8eringer auJerdem ein %aradigma dar, das die wirlichenSprachspiele der Dmgangssprache erlären 3ebd#5# /ine e"plizite Frennungzwischen den interpretati'en, methodischen Sprachspielonstrutionen und denSprachspielen der Dmgangssprache wird in der %ratischen Semanti nicht

'orgenommen# Auch in der %ra"is wird auf die Sprachspielmethode bzw# auf dieSprachspiele als %aradigma aum zurücgegri+en# Wenn bei einer onretenSprachanalCse der @%ratischen Semanti der *egri+ @Sprachspiel 'orommt,dann im rein phänomenbezogenen Sinne2 im Sinne eines %hänomens, zuwelchem @die 8andlungen des PuJerns 'on Sätzen, das Verstehen des %artnersund das 8andeln der beiden %artner geh&ren 3ebd#5# $ie methodischen>usammenhänge zwischen der Sprachspielonzeption Wittgensteins und der@%ratischen Semanti bestehen lediglich in der Sichtweise der sprachlichen8andlungen# 8eringer übernimmt 'on Wittgenstein die Spielanalogie und dieAnsicht, sprachliche 8andlungen als @abgeschlossene /inheiten zu betrachten#

$iese Übernahme hat dabei auch eine methodische Gültigeit2

$er methodische Wert der *etrachtung einer Sprache als Spiel ann deshalb geradedarin bestehen, daJ die Abgeschlossenheit der Sprache beachtet, sozusagen eine*etrachtung 'on innerhalb gefordert wird# Von auJen m&gen die 8andlungen irrational,omisch, spielerisch erscheinen, aber im Spiel hat alles seinen Sinn 3ebd# S# :;5

$ie Analogie Sprache↔Spiele hat insofern eine methodische )ele'anz, als diesprachlichen 8andlungen mittels gleicher -orschungsfragen untersucht undbeschrieben werden &nnen wie die Spiele2

• Welche 8andlungen werden ausgeführtB• Wer führt die 8andlungen ausB• Wie werden die 8andlungen ausgeführtB• Dnter welchen *edingungen &nnen die 8andlungen ausgeführt werdenB• Womit werden die 8andlungen ausgeführtB• Welche /rgebnisse haben die 8andlungenB 3ebd# S# :H5

1nteressanterweise bezieht sich der Sprachspielbegri+ der @%ratischenSemanti trotz der @Abgeschlossenheitsforderung nicht lediglich auf dieisolierten Sprechate, sondern auch auf die gesamte 1nteration# Wenn also die)egeln eines Sprachspiels beschrieben werden, dann nicht nur die onstituti'en)egeln für einen Sprechat, sondern auch die )egeln als Feile der gesamten

1nterationsgrammati# 1n dieser 8insicht hat die pratische Semanti Vieles mitdem Ansatz der erweiterten Sprechate und $ialoganalCse 'on Wilhelm -rane3-rane 4HHM5 gemeinsam#

1n der @/inführung in die pratische Semanti38eringer et al# 4H;;5< werden dieSprachspiele aus zwei %erspeti'en untersucht2 Aus der historischEdiachronen

< $ie AnalCse 'on Sprachspielen erfolgt auch in der ersten Ver&+entlichung zur@%ratischen Semanti 38eringer 4H;75# 8ier 'ersucht 8eringer ausgehend 'onder mathematischen Spieltheorie -ormalismen für 'erschiedeneommuniationsspiele E @-ragespiel 3ebd# S# 4H0E0M05, @*ehauptungsspiel 3ebd#S# 0M0E04M5 zu entwiceln# $iese Spiele und entsprechende AnalCsemethodenwerden im -olgenden ausgelammert bleiben, da die -ormalisierung derSprachspiele nicht das Fhema des 'orliegenden Abschnitts ist#

H

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%erspeti'e und aus der sCnchronen %erspeti'e im Sinne einer onretenempirischen 1nterationsanalCse# Nachfolgend wird ein urzer Überblic überdiese beiden AnalCsetCpen gegeben#

.*/*/*/ Sprachspiele aus historischer Perspektive% &ie (eschichte eines

0or)urfsspiels$ie diachrone Dntersuchung wird am *eispiel @der Geschichte desVorwurfsspiels 'orgenommen# AnalCsiert werden die Sprachspiele desVorwerfens im mittelhochdeutschen Sprachgebrauch#

1m ersten Anlauf beschäftigt sich 8eringerH mit der sCntatischen Dmgebungund Verwendung 'on Verben, die im struturellen und semantischen>usammenhang mit dem modernen hochdeutschen @'orwerfen stehen2@'orwerfen, @rüegen, @strXfen# %roblematisch ist jedoch, dass alle diese Verben'on der Verwendung her 'om modernen @'orwerfen abweichen und nur bedingtmit einer Vorwurfshandlung in *eziehung zu setzen sind# So bedurfte @'orwerfen

im =ittelhochdeutschen nur einer Ausati'ergänzung, während dasentsprechende Verb im Neuhochdeutschen einen $assESatz regiert2

345 /r warf mir 'or der cronen bYch 3ebd# S# ;M5#

Selten omme auch eine Verwendung mit einem eingeleiteten $assESatz 'or, jedoch sei hier @'orwerfen nicht im Sinne eines Vorwurfes in *ezug auf die'orangegangene 8andlung zu 'erstehen# =it einer 8andlung, die die)eationsalternati'en wie @bestreiten, @sich entlasten und @sich entschuldigenbewirt, hatten wir beim =ittelhochdeutschen @Vorwerfen eher nicht zu tun 3ebd#S# ;45# =indestens fehlen die *elege, denen eindeutig zu entnehmen wäre, dassdas @'orwerfen im heutigen Sinne eines Vorwurfsates 'erwendet wird# $ie*ezüge auf eine Vorwurfshandlung seien erst in den späteren Fe"tbelegen 3ausdem ahr 470M5 aufzu(nden2

305 1ch habe 'on =artino 'ernommen, das sC euch 'orwerfen mit rede dasgelt, das mir gesanth ist#

365 Gnädige richter, ### eh ich des widerthails fürwurf angreife, will mich'onn&ten sein# 3ebd# S# ;0E;65

Auch @rüegen und @strXfen beziehen sich indiret auf die Vorwurfshandlung#@)üegen wurde zusammen mit einem Ausati'objet und einer

%räpositionalergänzung gebraucht2375 der tieu'el, der tagelichen ruocte die liute 'or gotte 3ebd# S# ;75#

$as @rüegen bezeichnete Phnliches wie das deutsche Verb @tadeln undbedurfte im Gegensatz zum Vorwerfen einer propositionalen /rgänzung mit

H Autor des apitels über die Sprachspiele 3ap# 7#5 und die ohärenz in derommuniation 3ap <#5, auf welche im -olgenden *ezug genommen wird, istausschlieJlich 8ans ürgen 8eringer# $eswegen werde ich im -olgenden nur8eringer erwähnen, jedoch mit dem *ewusstsein, dass die *ezugsmonographiemehrere Autoren hat und dass es m&glich ist, dass die einzelnen Ansichten undStandpunte teilweise auch in >usammenarbeit mit diesen Autoren entstandensein &nnten#

4M

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einem Nebensatz# Auch @strXfen bezeichnete eine sprachliche 8andlung 3imSinne 'on tadeln, zurechtweisen, 'gl# dazu 8ennig 0MM;2 6405, wies aber eine'om modernen Verb @Vorwerfen unterschiedliche Strutur und*edeutungsnuancen auf#

Aus dieser Dnterschiedlicheit zwischen der mittelhochdeutschen und

neuhochdeutschen Verwendung schlieJt 8eringer nicht auf dieDnterschiedlicheit der Sprachspiele des Vorwerfens# $enn @sein %latz imVorwurfsspiel hätte aber ein ganz anderes Wort als *ezeichnung des gleichenAtes einnehmen &nnen 38eringer et al# ebd# S# ;65# $a aber dazu 3dass es z#*#zur *ezeichnung des Vorwerfens im =ittelhochdeutschen bestimmte %hrasen undAusdrüce dienten5 eine eindeutigen *elege 'erfügbar sind, sei dieDntersuchung der sCntatischen Dmgebung und Verwendung 'on einzelnenW&rtern nicht ausreichend, um die *esonderheiten des Vorwurfssprachspiels im=ittelalter zu ermitteln# >ur angemessenen Dntersuchung müsse auch der weiteonte"t der damaligen .ebensform berücsichtigt werden# >u diesem >wec

analCsiert 8eringer ein 'erwandtes Sprachspiel @*eweisen in einer Abart desVorwerfens Z[\, der Anlage 'or Gericht, zu welchem die ]uellen @reichlichLieJen#

Als eine ]uelle dienen die mittelalterlichen deutschen Gesetze, in denen unteranderem auch erläutert wird, wie der Angelagte seine Dnschuld zu beweisenhat# Ausgehend 'on diesen /rläuterungen4M stellt 8eringer fest, dass es für das*eweissprachspiel im =ittelalter andere /rwartungen und %ratien galt als in dermodernen >eit# So sei damals beispielsweise das *eweisen in den Gerichten jenach dem AusmaJ der Anlage bzw# der Straftat durch einen /id 3@bew^sen mitder hant5 oder durch einen Autoritätsbeweis mit einer bestimmten Anzahl 'on

/idhelfern m&glich# /in )itter, der 'on einem *auer wegen Verletzung des-riedens angelagt wurde, onnte etwa durch einen einfachen /id seine Dnschuldbeweisen# $arüber hinaus analCsiert 8eringer auch andere %ratia und andereArten 'on /idbeweisen, die zum *eweissprachspiel geh&rten# $iesen werden wiraus den %latzgründen nicht detailliert nachgehen &nnen#

Nun stellt sich die -rage, was diese unterschiedlichen %ratia in einem=irodisurs rechtlicher Auseinandersetzungen mit der Dntersuchung derGeschichte 'on Sprachspielen und der semantischen AnalCse zu tun hat#8eringer selbst gibt darauf eine eindeutige Antwort# /ine Antwort liegt jedochsehr nahe# >war tri+t der /inwand zu, dass die einzelnen %ratien in einem

=irodisurs eine 'ollständigen Ausünfte darüber geben &nnen, wie dieVorwurfsE und *eweishandlungen tatsächlich ausgeführt wurden# Wir &nnen z#*#aufgrund aus den heute e"otisch wirenden )echtspratien nicht schlieJen, obim Alltag die /ide und Autoritätsbeweise eine gr&Jere )olle spielten als die/'idenzenI ob es sich mit diesen *eweisarten lediglich um die Normen ging oderauch um die allgemeinen /rwartungen, die ihre Wurzeln in der alltäglichenommuniation hatten# Was wir jedoch wissen &nnen, ist die erwartbare1nterationsstrutur in einem bestimmten onte"t# $ie enntnis dieser Struturenist dabei semantisch 3auch im )ahmen einer le"ialischen Semanti5 rele'ant#

4M Wie bei @'orwerfen untersucht 8eringer zunächst auch die sCntatischeDmgebung des Wortes @bew^sen mit der gleichen =ethoden 3ebd# S# ;:E;<5# $ie/rgebnisse dieser AnalCse werde ich aus %latzgründen auslammern#

44

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$enn nur diese enntnis erm&glicht uns etwa, die Ausdrüce wie sa mot ma Z[\'ntswera 3sich freischw&ren5 und @bew^sen mit der hant 3*eweis durch den/id, indem man die 8and hochhebt5 angemessen zu 'erstehen# Nicht zuletzterm&glicht aber die )eonstrution 'on Sprachspielen und der erwartbaren1nterationsstrutur, auch die ohärenz zwischen 'erschiedenen

1nterationspaaren herzustellen, z#*# die ohärenz zwischen solchen8andlungspaaren2 1n einem mittelalterlichen Gericht wird eine Anlage'orgelesen, ein )itter habe den -rieden eines *auern 'erletzt# $er )itter hebtanschlieJend seine 8and hoch und führt ein /idritual aus#

Soweit sind wir zu einer weiteren wichtigen -ragestellung derSprachspielanalCse geommen2 Wie wird die ohärenz zwischen den'erschiedenen >ügen eines Sprachspiels hergestelltB =it dieser -ragestellungbeschäftigt sich 8eringer im )ahmen der sCnchronen AnalCse desVorwurfssprachspiels, die im nachfolgenden Abschnitt dargestellt wird#

.*/*/*1 0or)urfssprachspiele aus der synchronen Perspektive%0or)urfsinteraktion i ahen der 2aushaltsdebatte des deutschen 'undestags$en Aufbau einer Vorwurfsommuniation beschreibt 8eringer auf Grund derAufzeichnung einer *undestagsdebatte zum Fhema 8aushalt#44 $ie $ebatte wirdmit einer ritischen *emerung 'om $DEAbgeordneten ürgen Wohlrabeer&+net, der mehrere Vorwürfe zum Ausdruc bringt2 dass für die )eisen 'onh&heren *eamten zu 'iel Geld ausgegeben worden sei, dass den pensionierten*eamten Geld als >ubrot zur %ension bezahlt werde und dass die GegenparteiS%$ die Schlüsselposition in *onn mit Sozialdemoraten besetze# AnschlieJendmeldet sich der ehemalige -inanzminister 'on S%$, der sich mit diesen Vorwürfen

angesprochen fühlt und es entfaltet sich eine breite $isussion mit den weiterenVorwürfen und 'erschiedenen Vorwurfsreationen#

Ausgehend 'on dieser $isussion 'ersucht 8eringer die Vorwurfsreationen bzw#die Strategien der Sprecher, mit den Vorwürfen umzugehen, in einen larstruturieren )ahmen einzufassen# 8eringer unterscheidet 9 )eationstCpen, diezusammen mit einem er&+nenden Vorwurfsat eine ohärente seQuenzielle -olgeergeben#40  $as Vorwurfsspiel mit dem /r&+nungsat und den 'on 8eringerdi+erenzierten )eationstCpen sind im *aumdiagramm 3Abb# 9#45 untenabgebildet#

44 $ie $ebatte stammt aus dem ahr 4H;7# $er 'ollst&ndige Fe"t ist auf denSeiten 47:E47H der =onographie 38eringer et al# 4H;<5 zu (nden# $ie genauen]uellenangaben werden im *uch jedoch nicht genannt#

40 $ie lassi(ation 8eringers bezieht sich hauptsächlich auf den Fe"t der*undestagsdebatte und dient lediglich zur Vorführung seiner 8erangehensweise#$ie lassi(ation muss deswegen nicht e"hausti' sein# Ausführliche$arstellungen der Vorwurfsinteration (nden sich unter anderem in _-ritz 4H;9`0;I

40

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Abbildung9#4

Vorwurfshandlung und)eationsalternati'ennach2 8eringer et al# 4H;<249<E49H

Nachfolgend werde ich alle 9 )eationstCpen urz erläutern2

*/SF)/1F/N2 $er 8andlung des *estreitens geht eine *ehauptung 'oraus# Sie isteine isolierte 8andlung und steht im >usammenhang einer bestimmten Abfolge#1n dem 'on 8eringer behandelten *eispielste"t wird auf die als Vorwurf 'erstandene *ehauptung Wohlrabes reagiert, indem die *ehauptung als einefalsche zurücgewiesen, ein Gegenbeispiel genannt und nach einem weiteren*eweis der *ehauptung gefordert wird# $er *eweis wird anschlieJend 'on einem%arteiollegen Wohlrabes 3Schr&der5 'orgebracht# $ie seQuenzielle Abfolge der8andlung der beschriebenen Vorwurfsommuniation sieht folgendermaJen aus3Abb# 9#052

Abbildung 9#02 SeQuenzielle Abfolge einerVorwurfshandlung# Nach 8eringer et al# 4H;<2 47H

NK)= ANG)/1-/N2 Am *eispiel derVorwurfsreation @NK)= ANG)/1-/N ommt8eringer zum Schluss, dass man sich zur8erstellung der ohärenz nicht nur an derAussage orientiert, sondern auch am Weltwissen, ander enntnis der .ebensform undsozialer on'entionen# 1n unserem -all geht der Sprecher nicht nur auf die*ehauptung ein, sondern er setzt 'oraus, dass erstens der Vorwerfende diebehauptete Fatsache schlecht (ndet, und dass es zweitens eine Norm gibt, die es

erm&glicht, die Fatsachen als gut oder schlecht zu bewerten 3'gl# ebd# S# 4975# 1m*eispielsorpus 8eringers bezieht sich der Abgeordnete Schmidt auf einenVorwurf, den pensionierten *eamten werde zusätzlich Geld als >ubrot bezahlt#

46

VK)W/)-/N

NK)= ANG)/1-/N /NF.ASF/ /NFS8D.$1

 

*/SF)/1F/N

  DNS%/>1-1S8/)/AF1KN/N

A wirft * 'or, daJ S#

* bestreitet, daJ S#

A beweist, daJ S#

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Schmidt bestreitet nicht, dass die *ezugsperson zusätzlich zur )ente ein weiteres/inommen erhält# -ür Schmidt ist diese Fatsache '&llig in Krdnung, da derAngesprochene als @internationalisierter *eamter immer noch einen $ienstausübt, so dass er seinen .ohn 'erdientermaJen beommt 3>ur Strutur des)eationstCps s# Abb# 9#65#

$ie )eation des @Normangreifens setzt als einen nachfolgenden At die=odi(ation des Vorwurfes 'oraus ! im Dnterschied zum )eationstCp des*estreitens, in dem ein *eweis zum 'orgeworfenen Sach'erhalt erwartet undthematisiert wird 3'gl# ebd# S# 49;E49<, zum Vergleich 'on beide )eationstCpens# Abb# 9#65# $enn NK)= ANG)/1-/N bezieht sich nicht auf den 'orgeworfenenSach'erhalt, sondern auf den bewertenden Feil des Vorwurfs# 1m *eispielste"t8eringers (ndet tatsächlich eine solche -ortsetzung zum )eationstCp NK)=ANG)/1-/N statt# $er Abgeordnete Schr&der 3$D5 präzisiert den Vorwurf seines%arteiollegen 3Wohlrabe52 /r habe nicht 'or, die Verdienste 'on angesprochenenpensionierten *eamten zu @schmälern 3ebd# S# 47<5#

Abbildung 9#62*/SF)/1F/N 's# NK)=ANG)/1-/N# SeQuenzielleAbfolgen Nach 8eringer et

al# 4H;<2 49;

Weitere m&gliche )eationen auf das Vorwerfensind /NFS8D.$1G/N und /NF.ASF/N#/NFS8D.$1G/N ommt im *eispielsorpus8eringers nicht 'or, da dies in der 8aushaltsdisussion strategisch

ungerechtfertigt wäre# *ei /NF.ASF/N gesteht man die Fat, die als schlecht oderungeeignet zu bewerten ist, man @entlastet sich aber '&llig oder teilweise 'onder /igen'erantwortung, indem man z#*# die =oti'ation nennt, die einemVerantwortlichen unm&glich gemacht haben, eine schlecht zu bewertende Fat zu'erhindern 3z#*# &rperliche Schwäche, mangelnde *erechtigung, eine h&hereNorm etc#5#

DNS%/>1-1S8/ )/AF1KN/N sind nach 8eringer solche, die sich nichtnotwendig aus der 'orangegangenen 8andlung ergeben# $azu geh&renVerständnisfragen, Gegen'orwurf, Anzweifeln, ob der Vorwerfende dazuberechtigt ist, bzw# eine richtige %erson ist, um einen Vorwurf zu äuJern, ob der

Vorwurf selbst @recht am %latze ist etc# 3ebd# S# 49H5#Alle diese )eationstCpen stehen zwar in einem regelhaften ohärenten

>usammenhang mit dem /r&+nungsat, sie stellen aber Alternati'en dar,

47

A wirft * 'or, daJ S#

* bestreitet, daJ S# * bestreitet, daJ esschlcht sei, daJ S

A beweist, daJ S#A beweist, daJ S#

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zwischen denen sich der Sprecher zu entscheiden hat# =an ann nicht mehrere)eationstCpen gleichzeitig wählen# =&glich sei im .aufe der 1nteration jedoch@die nicht gewählte Alternati'e später nachzuholen 3ebd# S# 4:05# $abei geltenin *ezug auf die Vorwurfsreationen bestimmte /inschränungen2 /inige)eationstCpen seien inompatibel zueinander, einige &nnen dagegen einander

ergänzen# So seien beispielsweise die beiden )eationen /NFS8D.$1G/N und*/SF)/1F/N un'erträglich zueinander, denn es ergebe sich ein sinn'oller>usammenhang, wenn man sich zunächst entschuldigt und dann den Vorwurf bestreitet oder umgeehrt# /NF.ASF/N und /NFS8D.$1G/N wie NK)=ANG)/1-/N und */SF)/1F/N &nnen hingegen eine ohärente )eihenfolgeergeben 3'gl# ebd# S# 4:75# $iese >usammenhänge zwischen den 'erschiedenen)eationstCpen werden unten abgebildet 3Abb# 9#75# $ie Verträglicheit wirddabei durch eine ununterbrochene .inie geennzeichnet, die Dn'erträglicheit !durch eine .inie mit zwei nach innen gerichteten %feil'erweisen#

Abbildung 9#72 Gegenseitige*ezüge 'on Vorwurfsreationennach 8eringer et al# 4H;<2 4:7

Nachdem wir die 'erschiedenen )eationstCpenerläutert und das Verhältnis zwischen diesen gelärtwurde, &nnen wir nun zur zentralen -rage in der

Vorwurfsdisussion 8eringers ommen2 Wie wird eine ohärenz zwischen'erschiedenen Aussagen aufgebaut, so dass die erstere als einen Vorwurf und dienachfolgende als eine )eation auf diesen aufgefasst wirdB Was macht eineVorwurfsdisussion ohärentB Wie und woran lässt sich das erennenB

8eringer zufolge reichen die ohäsionsmittel gar nicht aus, um die ohärenz in

einem Fe"t bzw# Gespräch zu erennen# $en PuJerungen und PuJerungsfolgenan sich sei nicht zu entnehmen, ob sie ohärent sind# ohärent seien 'ielmehr@bestimmte Verständnisse oder Verständnism&glicheiten 'on Fe"ten 3ebd# S#4:05# Dm ein ohärentes Verständnis zu erzielen, müsse man in erster .inie auf das 8intergrundswissen zurücgreifen# 1n bestimmten -ällen &nne diesesWissen sehr spezi(sch sein und z#*# auf das enge gemeinsame Wissen derGesprächsbeiteilgte beziehen 3'gl# ebd# S# 4:6E4:75# 1st die ohärenz aus derSicht des Sprechers durch das 8intergrundswissen des 8&rers nicht '&llig zugewährleisten, seien bestimmte .ücen in der ohärenz 'orhanden# 1n diesem-all werden nach 8eringer bestimmte sprachliche =ittel als ohärenzmacher

eingesetzt2 z#*# @dabei fällt mir ein, @damit assoziiere ich#

49

/NF.ASF/ NK)= ANG)/1-/N

/NFS8D.$1 

*/SF)/1F/N

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.*/*/*3 Schlussbeerkungen zu den Sprachspielen der Praktischen Seantik $ie %ratische Semanti E besonders in der letzten -assung 38eringer et al# 4H;;5E stellt uns das interessante *eispiel einer 8erangehensweise zur Verfügung, wiedie tatsächlich gespielten Sprachspiele untersucht und analCsiert werden &nnen#An einer -ülle 'on *eispielen aus dem =ittelhochdeutschen sowie aus der

gegenwärtigen deutschen Sprache wird gezeigt, dass sich die AnalCse 'onSprachspielen nicht auf die *eschreibung der 1nterationsstrutur zu beschränenist# 1n der %ratischen Semanti wurde deswegen 'ersucht ! nicht ohne *ezügeauf Wittgensteins Sprachspielmodell E eine *etrachtungsweise 'orzuführen, @dienicht isolierte 8andlungen ansetzt, sondern 8andlungen jeweils in>usammenhängen und letztlich .ebensformen begreift 3ebd# S# 4975# $ie -ragenach dem Verständnis und nach der ohärenz in der 1nteration E so einer derwichtigsten, jedoch nicht eindeutig genug belegten Schüsse und /renntnisse der%ratischen Semanti E ann ohne den )ücgri+ auf die .ebensform und das8intergrundswissen über die Sprachspiele nicht erlärt werden#

>ur weiteren Verwendung in der AnalCse 'on Sprachspielen bzw#1nterationsformen sollte die 8erangehensweise der %ratischen Semanti jedochweitgehend erweitert werden# /rgänzend &nnte man darauf hinweisen, dass diete"tsemantischen und Egrammatischen =ittel zur *ildung der1nterationsohärenz doch eine bestimmte )olle in den oben angeführten

 Fe"te"emplaren spielen ausgedrüct durch 'erschiedene deitische Verweise auf den 'orangehenden *eitrag 3@diesen Vorwurf5# >weitens sollte die Annahme [email protected] weiter di+erenziert werden2 $ie ohärenz wird nicht nurdurch das gemeinsame fatische Wissen der Ateure hergestellt, sondern dieenntnisse über das Sprachspiel des Vorwerfens &nnen grundsätzlich

ohärenzbildend in einer Vorwurfsinteration wiren# $as Sprachspiel desVorwerfens erzeugen auch bestimmte Struturen 'on /rwartungen, die die>uordnung 'on 'erschiedenen PuJerungen erm&glichen und einen1nterpretationsrahmen für den Gesamtzusammenhang zur Verfügung stellen#Nach einem Vorwurf werden PuJerungen erwartet, die als )eationen auf denVorwurf zu interpretieren sind# $ies hat zur -olge, dass selbst die PuJerungen als)eationen auf den Vorwurf 'erstanden werden, die inhaltlich nichts mit der'orangehenden PuJerung zu tun haben# $as wäre z#*# der -all, wenn A einenVorwurf äuJert, der *eschuldigte anschlieJend zum -enster hinausschaut und'on der Wetterlage spricht# 1n den meisten -ällen wird auch diese 8andlung nicht

als =iss'erständnis des Vorwurfes gedeutet, sondern als einen At, den Vorwurf als sinnlos und irrele'ant erscheinen zu lassen# $ie )ezipienten 'ersuchen, beide8andlungen in einen sinn'ollen >usammenhang zu bringen, obwohl äuJerlichein >usammenhang zu bestehen scheint#

Somit wäre ein weiterer zu erwartender Schritt der SprachspielanalCse,herauszu(nden, wie genau das Wissen über die Sprachspiele auf dieohärenzbildung in der 1nteration wirt, bzw# welche )olle dieses Wissen zur1nterpretation der sprachlichen PuJerungen im )ahmen eines bestimmtenommuniationstCps spielt# $ieser Schritt erfolgt in der %ratischen Semanti

 jedoch nicht# An dessen Stelle treten die Versuche auf, die Sprachspiele 3als

1nterationsformen5 ausgehend 'on der Spieltheorie auf dem deduti'en Weg zuformalisieren 3-rageEAntwortESpiel, WarumESpiel5# =it der AnalCse und /'aluationdieser -ormalisierungs'ersuche werden wir uns jedoch im -olgenden nicht mehr

4:

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beschäftigen, da die -ormalisierbareit der Sprachspiele, wie bereits in der/inleitung begründet wurde, nicht zum Dntersuchungsgegenstand der'orliegenden $issertation geh&rt#46 

5.1.% Sprachspielseantik von &uchholz$as Sprachspielonzept Wittgensteins bezieht sich nicht nur auf die sprachlichen8andlungsphänomene, sondern es steht auch für eine bestimmteVorgehensweise, durch den )ücgri+ auf die erfundenen, 'ereinfachtenommuniationsformen die larheit in die philosophischen %robleme zu bringen#.ässt sich eine solche =ethode auch auf die linguistischen -ragestellungenübertragenB ann man tatsächlich die @primiti'en Sprachspiele im )ahmen einersemantischen AnalCse anwendenB Welche sprachlichen /inheiten &nnen mitdiesem Verfahren untersucht werden und welche /rgebnisse lassen sich ausdieser Dntersuchung erwartenB

Auch wenn es angesichts des (ti'en haraters 'on WittgensteinsSprachspielen eine solche Anwendung schwer 'orstellbar ist, sind diese -ragenbesonders im >usammenhang mit der linguistischen Wittgensteinrezeptiondurchaus berechtigt# Khne ein Anwendungsbeispiel wäre es aber unm&glich, einelare Antwort auf diese -ragen zu (nden#

*islang gibt es nur einen einzigen Versuch in der Semanti, die diret auf dieSprachspielmethode Wittgensteins zurücgeführt werden ann# $er Versuchwurde 'or mehr als 4; ahren 'on ai *uchholz  während seines-orschungsaufenthalts am *ergener Wittgensteinarchi' unternommen# *uchholzhatte zum >iel, die Sprachspielbeschreibungen nach dem Vorbild 'onWittgenstein in die semantische AnalCse der natürlichen Sprache einzubeziehen#.eider müssen wir aber schon 'orläu(g bemeren, dass auJer dem Anspruch, diephilosophische =ethode auf die natürliche Sprache anzuwenden, dieser Versuchnur wenig mit der Sprachwissenschaft zu tun hat#

 Frotz dieser 'orab angeündigten Schwäche lohnt es sich, mit dem Ansatz 'on*uchholz zu beschäftigen# Dnd zwar aus 0 Gründen2

4# *uchholz ist der einzige, der sich mit den Anwendungsm&glicheiten der3eigentlichen5 Sprachspielmethode Wittgensteins beschäftigt hat#

0# $urch die AnalCse 'on *uchholz 1nterpretation der Sprachspielmethode

lässt sich auf die %robleme aufmersam machen, die mit der linguistischenDmsetzung dieser =ethode einhergehen#

*uchholz nennt seinen Ansatz, der auf das Sprachspielmodell Wittgensteinszurücgeht, @Sprachspielsemanti# $iese *ezeichnung muss aber nicht darüberhinwegtäuschen, dass es sich um eine ausgearbeitete semantische Fheorie oder=ethode handelt, die mit den Sprachspielbeschreibungen operiert# $afür ist der

46 Aus demselben Grund werden im -olgenden andere spieltheoretische Ansätzewie @Game Fheoretical Semantics 'on 8intia et al# und die dialogische .ogider /rlanger Schule nicht behandelt# Nicht behandelt werden auJerdem die-ormalisierungs'orschläge 'on Sprachspielen 'on Gloning 34HHM5 und )obering30MM05#

4;

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Dmfang der zugrunde liegenden theoretischen Arbeit zu napp# Dns stehen nurzwei Arbeiten 'on *uchholz zur Verfügung, die das Sprachspiel'erfahrenthematisieren2 /ine =onographie?$issertation @Sprachspiel und Semanti undein Aufsatz leineren Dmfangs @die SCstematisierungsm&glicheiten desSprachspiel'erfahrens in der .inguisti, beide im ahr 4HH< 'er&+entlicht#

$anach hat *uchholz seine Arbeit an seinem Sprachspielansatz aufgegeben, waszum Feil mit seiner nichtElinguistischen aademischen .aufbahn zu tun habenmag47, zum Feil auch ! das wird unten gezeigt ! sehr wahrscheinlich mit derDmsetzbareit der Vorgehensweise selbst# 1n 4HH<a beschäftigt sich *uchholznicht nur mit dem Sprachspiel'erfahren, sondern auch mit mehreren, bishergängigen semantischen und pragmatischen Ansätzen wie etwa dersprechattheoretischen Semanti 'on =eggle, sowie der SprechattCpologie 'onAustin und Searle, der modelltheoretischen Semanti, der -ramesemanti 'on=ar'in =insC u'm# Alle Ansätze unterzieht er einer empirischen %rüfung in*ezug auf ein Fe"tmaterial# Nach einer AnalCse und Überprüfung der behandelten

semantischen Fheorien ommt er zur Ansicht, dass aum eine 'orhandenesemantische Fheorie mit dem zu beschreibenden %hänomen zurechtommt#$iese .üce &nnte seiner =einung nach durch die Sprachspielmethodegeschlossen werden2 @Wittgensteins Sprachspielansatz 4insbesondere seine5inzelbeschreibungen6 sind erste 5leente einer -ethode, die die 7luft z)ischender tatsächlichen 'edeutung von 8eichen i alltäglichen (ebrauch und der abstrakten &arstellung von 8eichen in den unterschiedlichen'edeutungstheorien überbrücken kann*! ! so heiJt es im au+ällig optimistischenSchlussabsatz seiner =onographie# 1n seinem Aufsatz 3*uchholz 4HH<b5beschäftigt sich *uchholz schon onreter mit der pratischen Anwendung und

nach seinem Verständnis auch der SCstematisierung der Sprachspielmethode# $ieSprachspiele dienen nun als ein Verfahren der WortE und in gewisser 8insichtauch SatzE und Fe"tsemanti#

Dm die methodischen Vorschläge 'on *uchholz angemessen reonstruieren zu&nnen, brauchen wir einen Überblic über die 'orangehende $isussion zu densemantischen Fheorien in *uchholz 4HH<a# $eswegen werden wir, be'or wir unsmit seiner Anwendung 'om Sprachspiel'erfahren auseinandersetzen, zunächstauf zwei -ragestellungen eingehen2

47 ai *uchholz arbeitet seit 0MMM als wissenschaftlicher =itarbeiter und ab 0MMHals %rofessor für unstE und $esignwissenschaft an 'erschiedenen deutschenDni'ersitäten# =it der .inguisti 'erbindet ihn lediglich sein Studium der)omanisti und der Sprachphilosophie# Seine =onographie @Sprachspiel undSemanti, mit der er promo'iert hat, geh&rt mindestens auf der oziellen /benein den -achbereich 3Sprach5philosophie, nicht in den der .inguisti, obwohl die

 Fhemen, die er behandelt hat, linguistische -achenntnisse 'oraussetzen#Ausgehend 'on diesen 8intergründen muss die mangelnde linguistische-achterminologie, sowie falsche onte"tualisierung linguistischer-ragestellungen, die an mehreren Stellen seiner $issertation auftaucht, nicht'erwundern# $eswegen werde ich im -olgenden der fachlichen undterminologischen %räzisierung weniger Aufmersameit schenen undstattdessen auf die )ealisierbareit der methodischen Vorschläge onzentrieren#

4<

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4# Was genau *uchholz den semantischen Ansätzen 'orwirft, die er analCsierthat#

0# Wie er den Sprachspielbegri+ Wittgensteins 'ersteht#

.*/*1*/ Lücken der 'edeutungstheorien nach 'uchholz 

$ie /inwände gegen die 'on ihm analCsierten *edeutungstheorien fasst *uchholzam /nde seiner $issertation 34HH<a5 zusammen# Nach seiner Au+assung bleibe'on den Fheorien meist unberücsichtigt2

3i5 Wie sie auf beliebige -älle anzuwenden sind#3ii5 Wie groJ der Anteil an der gesamten *edeutungsstrutur ist, den sie jeweils

beschreiben &nnen#3iii5 Welcher Nutzen für das .eben 3z#*# beim Verstehen unterschiedlicher

.ebensäuJerungen, beim .ernen einer fremden Sprache oder in alltäglichen,politischen, wissenschaftlichen und philosophischen Argumentationen5 'onihnen zu erwarten ist# 3ebd# S# 4H<5#

/s liegen somit laut *uchholz .ücen 'or, die sowohl die .eistungsfähigeit 3i,iii5 als auch die %hänomenangemessenheit der Fheorien 3ii5 betre+en# $iese/inwände scheinen ohne den Fe"tzusammenhang allerdings sehr 'age zu sein#$er /inwand 3i5 ist auJerdem ohnehin problematisch2 Von einer linguistischen=ethode muss man nicht erwarten, dass sie auf beliebige 3sprachliche5 -älleanwendbar ist# Vielmehr ist es 'on Vorteil, wenn im )ahmen einer Fheorie oder=ethode der Anwendungsbereich lar formuliert wird# 1st das nicht der -all, sobesteht eine Überprüfung der Fheorie darin, aufzuzeigen, für welche -älle sie sicheignet und für welche E nicht# Dmfasst eine Fheorie über die Sprache oder

ommuniation nicht alle sprachlichen oder ommuniationsprobleme, bedeutetdas nicht, dass sie eine .üce aufweist#Was genau aber *uchholz unter der @.üce 'ersteht, lässt sich an seinen

Anwendungen der *edeutungstheorien ablesen# $a das Spetrum der Fheorien,die er behandelt hat, sehr 'ielfältig ist, m&chte ich nur auf *uchholz AnalCse dersprechattheoretischen Semanti eingehen# Dnter diesem Stichwort behandelt erdie pragmatische *edeutungstheorie 'on Georg =eggle 34H<;5 und dieWortbedeutungstheorie 'on Alston 34H:75# AuJerdem ommen die traditionellenSprechattCpologien 'on Austin und Searle in -rage#

Dm die /inwände 'on *uchholz besser nach'ollziehen zu &nnen, fasse ich nun

die Schwerpunte der sprechattheoretischen Semanti3en5 zusammen2 Allesprechattheoretischen *edeutungstheorien reisen um die Sprecherintention#$ie Sprecherintention zu ermitteln, ist ein Ausgangspunt für das Verstehen undder semantischen AnalCse sprachlicher PuJerungen# Selbst die Wortbedeutungwird als ein *eitrag zur 1lloution ! dem intentionalen At E 'erstanden 3Alston,4H:72 6<5#

=eggle, der eine Notation für die sprechatbezogene *edeutungsbeschreibung'orgeschlagen hat, führt in seinem -ormalismus neben der 8aupt'ariable der1ntention auch Dnter'ariablen wie S%)/8/), 8R)/), S1FDAF1KNSF%, FDN,G.AD*/N, WK../N, sowie der beabsichtigte Sach'erhalt ein# /ine Variable gibtes sogar für die Sprachgemeinschaft, die als @%K%D.AF1KN 3%5 notiert wird# =itdieser Variable deutet =eggle auf die SCsteme 'on )egeln hin, die unter den=itgliedern einer Sprachgemeinschaft die Verständigung erm&glichen#

4H

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*uchholz sieht als einen %luspunt dieser, dass sich durch diese @das Spetrumder m&glichen 1nterpretationen und der propositionale Gehalt deutlich aufzeigenlieJen# %roblematisch (ndet er jedoch, dass =eggle eine laren riterien zur-üllung 'on Variablen zur Verfügung stelle, was für @onrete -älle unm&glichmache, @die *edeutungszuweisungen 'orzunehmen# $ies zeigt *uchholz am

*eispiel der AnalCse des folgenden $ialogabschnitts zwischen a'ier %erez deuellar und Saddam 8ussein 3Fe"t 452

'e(t 1) Ausschnitt aus dem ins -ranz&sische übersetzten $ialogprotooll zwischendem iraischen %räsidenten Saddam 8ussein und DNKESeretär a'ier %erez de uellaram 40# Dnd 46# anuar 4HH4# Ver&+entlicht mit dem Fitel „La derni9re rencontre!,  in2 eune AfriQue, Nr# 49;7 34HH45, S#7;# zit# nach *uchholz ebd# S# :4E:0#

 *avier P+rez de ,uellar345 e suis heureu" de 'ous rencontrer nou'eau#305 Test la troisime fois, monsieur le %rsident, Que nous nous 'oCons dans des

circonstances similaires#365 Tespre re'enir un jour, pour jouir, en touriste, de 'otre hospitalit et pour dcou'rir le

patrimoine culturel de 'otre paCs#Sadda -ussein)

375 1l C a eu des moments sans tensions, mais 'ous nTtes pas 'enu# *avier P+rez de ,uellar)

395 =on 'u est de re'enir come touriste et grXce mon ami, monsieur Fare Aziz, jepourrai 'isiter les cites historiQues de lT1ra# ar tout le monde ci'ilis sait Que'otre paCs est le berceau de la ci'ilisation#Sadda -ussein)

3:5 Sauf *ush

Gerade an diesem $ialogausschnitt, der reich an @strategischen >ügen ist undsomit pragmatisch sehr interessant sein muss, fällt es schwer, die 'on =eggle'orgeschlagenen Variablen zu füllen# So sind nach *uchholz mehrere/insetzungen im *eispiel 345 für FDN und G.AD*/N 3bzw# Wirung auf denSprechern bzw# beabsichtigter Glauben5 m&glich, die bei =eggle jeweils mit pund r mariert werden2

p4 a'ier %rez de uellar ist froh, dass es doch eine =&glicheit gibt, den GolfonLitfriedlich zu l&sen#p0 a'ier %rez de uellar (ndet die Gesellschaft 'on Saddam 8ussein angenehm#r4zu a'ier %rez de uellar freundlich sein#r0 onzessionen im Golfrieg machen# 3ebd#, S#:65

/ine m&gliche 1ntention 'on %rez de uellar &nnte nach *uchholz 3ebd#5 auchdarin bestehen, dass Saddam 8ussein glaubt, der Sprecher freue sich, ihnwiederzutre+en# $ie riterien zur Vermeidung der *eliebigeit der 1nterpretationbieten sich in der sprechattheoretischen Semanti jedoch nicht 3ebd#5 Neben

 FDN und WK../N sei auJerdem auch die Variable für die %opulationunde(nierbar# *uchholz (ndet auJerdem die Variablen für den Sprecher und8&rer problematisch, weil diese im -all einer 1nterpretation eines Fe"tes mitmehreren Autoren schwer einsetzbar sind 3S#;H5# /benso schwierig sei es, die

*eispiele 345 bis 3:5 in die SprechattCpen einzuordnen# So ommen für das*eispiel 305 mehrere 1nterpretationen in -rage, die zu 'erschiedenen Sprechatenzugeordnet werden &nnen2

0M

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3i5 $ass 8ussein ein st&rrischer /sel ist und sie sich deshalb nun schon zumdritten =al tre+en müssen 3'erditi'5#

3ii5 $ass 8ussein sich diesmal etwas anstrengen soll, damit es noch zu einerfriedlichen .&sung ommen ann 3e"zeriti'?direti'5

3iii5 $ass es h&chste >eit ist, endlich zu einem /rgebnis zu ommen, und dass ersich deshalb groJe =ühe im be'orstehenden Gespräch geben wird 3ommissi'5

3i'5 $ass 8usseins bisherige Verhandlungsstrategie unooperati' war und sie sichschon zweimal ohne /rgebnis getrennt haben 3onduti'5

3'5 $ass 8ussein und er sich schon zweimal getro+en haben 3repräsentati'53'i5 $ass er 8ussein wegen seiner Dnzugänglicheit nicht ausstehen ann

3e"pressi'5 3S# ;65#

$a die eindeutige >uordnung zu einem bestimmten SprechatE bzw#1lloutionstCp schwer, und in gewissen -ällen gar unm&glich sei, ommt *uchholzin *ezug auf die Anwendbareit der sprechattheoretischen Wortsemanti zueinem ausschlieJlich negati'en Drteil2 Wenn der SprechattCp schwer zu

bestimmen ist, so wird es auch nicht leichtfallen, den *eitrag eines Wortes zumentsprechenden Sprechat zu bestimmen#49

$er endgültige Schluss der Anwendung der sprechattheoretischen Semanti'on *uchholz lautet wie folgt2 „&ie An)endung der Sprechakttheorie "***$ acht 

 z)ar deutlich, dass die it de Satz ausgeführte Sprechhandlungunterschiedlichen 2andlungstypen angeh:ren kann* &urch den von der Sprechakttheorie auferlegten 8)ang zur eindeutigen 8u)eisung vonSprechakttypen )ird das )irkliche ;unktionieren der Sprache <edoch verschleiert 3S#00;5#

Genauso ritisch ist die /instellung 'on *uchholz gegenüber fast allen

semantischen Fheorien und =ethoden, die er behandelt hat# Dnritisch ist seine8altung lediglich gegenüber der onstruti'en Semanti der sog# /rlanger Schuleund selbst'erständlich dem Sprachspiel'erfahren Wittgensteins#

Aus *uchholz riti der semantischen =ethoden geht lar her'or, was er unter@bedeutungstheoretische .ücen 'ersteht2 /s sei schwer, das semantische*eschreibungssCstem an die onreten -älle der Sprach'erwendung anzupassen3das methodische %roblem5# Vor allem 'ermisst *uchholz in den semantischen

 Fheorien die *erücsichtigung der %hänomene, die in WittgensteinsSprachspielbeschreibungen eine groJe )olle spielen2 der 8andlungsonte"t undder ulturelle >usammenhang 3das %roblem der %hänomenangemessenheit5#

.*/*1*1 &er Sprachspielbegri= Wittgensteins nach 'uchholz *uchholz )ezeption des Sprachspielmodells 'on Wittgenstein zeichnet sichdadurch aus, dass er anders als 'iele .inguisten und %hilosophen den

49 Allerdings stellt die >uordnungsschwierigeit nicht den einzigen ritipuntdar, der in der -orschungsliteratur gegen die Sprechattheorie und derensemantische Anwendung geäuJert wurde# 1m Abschnitt 9#6#6 werden auchweitere /inwände besprochen, die aus der %erspeti'e der 1nterationsforschungund on'ersationsanalCse erhoben wurden 3Auer 4HHH2<HEHM, -rane 4HHM2<,.e'inson 0MMM26M95

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)egelbegri+ nur am )ande behandelt# $iese Vorgehensweise begründet er wiefolgt2

Z[\ werfen wir zunächst einen urzen *lic darauf, was nach 4H60 aus der 1dee wurde,dass die *edeutung eines Ausdrucs die -orm 'on )egeln besitzt# Seit den Arbeiten

'on rispin Wright und Saul Aaron ripe ist dieses %roblem unter dem Schlagwort)egelfolgen zu einem $auerbrenner der Wittgensteine"egese geworden# $ie dabeientstandene $isussion geh&rt allerdings in den >usammenhang des FCpssemantischer -orschung, der in der /inleitung als allgemeine Dntersuchungen zum*edeutungsproblem bezeichnet wurde und der in diesem *uch eine untergeordnete)olle spielt# /s soll deshalb lediglich darauf hingewiesen werden, dass Wittgenstein gareine allgemeine Aussage darüber tre+en wollte, was es heiJt einer )egel zu folgen# /rwollte 'ielmehr auf die Dnterschiedlicheit der %hänomene aufmersam machen, die inden onreten -ällen tatsächlich eine )olle spielen, über die pauschal gesagt werdenann, dass jemand sprachliche )egeln beherrscht und 'erwendet#

=it den anderen Worten heiJt das2 Wittgenstein geht es nicht um die

allgemeine -ormulierung, bzw# um die -rage, was 3allgemein5 die )egel ist3genauso gut, wie es ihm bei seinen Sprachspielen und semantischenÜberlegungen um die -rage geht @was ist *edeutung 3im Allgemeinen5B @Was istSpracheB @Was ist SprachspielB5# Stattdessen gehe es ihm um die onreten-älle der )egelanwendung# $eswegen &nne die $isussion um das )egelfolgenund den )egelbegri+ in *ezug auf die Sprachspiele nur eine untergeordnete )ollespielen# Wenn wir an die 1nterpretationen 'on Wittgensteins *edeutungsbegri+ 'on eller 34HH92:95 oder 8eringer 34H;;2<5 zurücdenen, die ausgehend 'onWittgenstein die *edeutung als die egel des (ebrauchs 'erstehen, wirt dieseAnsicht etwas überraschend# Auf der einen Seite ist eine solche mangelnde

*erücsichtigung des )egelbegri+s für die )eonstrution desSprachspiel'erfahrens tatsächlich 'on Nachteil2 SchlieJlich geh&rt der)egelbegri+ zu einem der wichtigsten *estandteile der Sprachspielmetapher# 1n3zwar nicht allen, aber5 di'ersen Sprachspielen 34, 0, *r* 7;5 geht es tatsächlichnicht um die /inzelfälle der )egelanwendung oder um eine bestimmte -orm der3regelbasierten5 @gemeinsamen menschlichen 8andlungs)eise!# Auf der anderenSeite foussiert *uchholz andere Aspete des Sprachspielmodells, die in derSpätphilosophie Wittgensteins auch 'on zentraler *edeutung sind2 $ieDntersuchung der Dnterschiedlicheit der SprachE und )egelanwendungen,Dntersuchung der /inzelfälle statt dem @Streben nach der Allgemeinheit, eine

SCnopsis statt der ausalen /rlärung 3'gl# dazu %ichler 0MM724<4E4<05# 1n derphilosophischen $isussion 3anders als in der .inguisti5 wird auf diese %rioritätenhäu(g *ezug genommen# $ie 1nterpretation des )egelbegri+s 'on *uchholzgeh&rt in diesen >usammenhang# Seine oben angeführte Au+assung stimmtetwa mit der folgenden -ormulierung 'on *aer überein2

Wittgenstein ad'ocated nothing more 3and nothing less5 than di+erent possible waCsof looing things which he o+ered in particular argumentati'e conte"ts for speci(cpurposes 3*aer 4HH42 :05#

Weitere *egri+e 'on Wittgenstein, die für *uchholzT Sprachspiel'erständniseine gr&Jere )olle spielen sind2 Lebensfor, Witz, übersichtliche &arstellung undzum Feil auch ;ailienähnlichkeit #

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Ausgehend 'on dieser *etrachtungsweise lässt sich die %osition in der 'on unsim 4# apitel dargestellten $isussion um die .angueE oder %aroleE>uordnungnicht schwer erraten# *uchholz 30MM:2;05 teilt die =einung 'on 8intia34H;H2405, dass die 1nterpretation der *edeutung als Gebrauchsweise eine der-ehlinterpretationen der Spätphilosophie 'on Wittgenstein ist# Auf jeden -all sind

die Sprachspiele für *uchholz eher situati' eingebettete 8andlungen der>eichen'erwendung als )egelomple"e# $iese Sichtweise lässt sich besondersgut an seinem Verständnis des *edeutungsbegri+s 'on Wittgenstein erennen2

Am ausführlichsten sizzierte Wittgenstein seine Sprachspielmethode in den Z[\Philosophischen >ntersuchungen* $ort gibt er zunächst eine -rage nach demontologischen Status 'on *edeutungen# Seine allgemeine Antwort lautet2 $er Ausdruc*edeutung eines >eichens ist eine bloJe fa?on de parler , um bestimmte Aussagenüber die betre+enden >eichen machen zu &nnen# Wie 'ielfältig dieser Gebrauch seinann und wie 'erschiedenartige Gegenstandssorten dabei in'ol'iert werden &nnen,'erdeutlicht er dann an onreten *eispielen# 3*uchholz 4HH<a2 4H<5#

$as gleiche Verständnis des *edeutungsbegri+s liegt auch seinem ommentarzum erweiterten *aurbeitersprachspiel 'on Wittgenstein zugrunde2

/s ist an dieser Stelle zu beachten, daJ Wittgenstein mit den angegebenenSprachspielen nicht beabsichtigt, die *edeutung beziehungsweise den Gebrauch der inden *eispielen 'orommenden Ausdrüce allgemein zu beschreiben# /s geht um denGebrauch in der beschriebenen Situation# $ie >ahlw&rter werden beispielsweiseanders 'erwendet, wenn sie in anderen Situationen 'orommen, z#*# beim Aufsuchendes Sitzplatzes im Fheater oder der /isenbahn, beim *estimmen der Dhrzeit auf dem>i+erblatt einer Dhr, beim /instellen einer bestimmten )adiofreQuenz oder eines

bestimmten -ernsehsenders# 3ebd# S# 4HH5

An einer anderen Stelle bezeichnet *uchholz die Sprachspiele im Allgemeinenals @Situationen, in denen die entsprechenden 8eichen gebraucht )erden 3ebd5#An einer weiteren Stelle heiJen diese nun @konkrete 'eispiele! 3S# 4H<5#  Wieersichtlich foussiert *uchholz 3da er seine =ethode auf seinerWittgensteininterpretation aufbaut5 statt den )egelsCstemen und denon'entionen die onreten 8andlungszusammenhänge#4:  Schleierhaft bleibt

 jedoch, was unter @Situation gemeint wird# Geht es um einzelne8andlungssituationen oder tCpische, regelmäJige 8andlungen in einembestimmten onte"tB4;  /ine Antwort auf diese -rage liefern dieSprachspielbeschreibungen 'on Wittgenstein selbst nicht ! im 0# apitel habenwir gesehen, dass einige Sprachspiele generelle *eschreibungen der tCpischen8andlungen, Fätigeiten darstellen 3*auarbeitersprachspiel5 oder sich auf die/inzelfälle beziehen 3eine *eschreibung etwa , was jemand genau tut, 'on demman sagt, er erwarte jemanden gilt im *lauen *uch 'on Wittgenstein als

4: $as Verständnis 'on Sprachspielen als @Verwendungszusammenhänge oderonte"te ist allerdings nicht nur bei *uchholz zu (nden# Auch %eter Auer 34HHH2:95 'ersteht die Sprachspiele als O'erschiedene Verwendungsonte"teO#

4; $as %roblem der sprachlichen Situationen und Situationsde(nitionen werdenwir in den Abschnitten 9#0#4 und 9#6#7 ausführlich besprochen#

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SprachspielI *l* 7<5# Dm eine Dnterscheidung ümmert sich auch *uchholz nicht#/benso wenig 'ersucht er den Sprachspielbegri+ auf eine sprachlicheE bzw#8andlungseinheit festzulegen# $ieser =angel an sprachtheoretisch wichtigerDnterscheidungen und $e(nitionen des methodischen 1n'entars rührtanscheinend daher, dass *uchholz 'on einem sehr 'agen =ethodenE bzw#

 Fheorie'erständnis ausgeht# Seine methodischen >ielsetzungen erläutert ernämlich wie folgt2

Ausgehend 'on Wittgensteins eigenen Sprachspielen soll in diesem Abschnitt eineSemantimethode entworfen bzw# nachgezeichnet werden, die die 'on denbetrachteten Semantitheorien o+en gelassenen %robleme behandeln ann# =ethodesoll dabei besagen, dass die *edeutungsuntersuchung weder den Status einer Fheorie3d#h# eines SCstems, aus dem sich einzelne *edeutungen ableiten lassen oderautomatisch ergeben5 hat noch ein unsCstematisches und willürliches semantischesDmhertappen ist 3S# 4H<5#

$emnach stellt die @=ethode, die *uchholz auf dem Sprachspielmodell 'onWittgenstein aufbaut, ein 1nstrumentarium zur sCstematischen *eschreibung derSprache zur Verfügung# Frotzdem ist sie nicht intuiti' 3bzw# nicht auf 1ntuitionangewiesen5, indem es hilft, die Aspete zu foussieren, die für das Versteheneiner sprachlichen PuJerung rele'ant sind 3S# 0445# 1n diesem Sinne soll dasSprachspiel'erfahren erm&glichen, @sich reLe"i' auf reale*edeutungszusammenhänge zu beziehen# $ie Aspete, die durch dieSprachspiele gelärt werden sollen, sind 'or allem Witz   der Sprachspiele,.ebenszusammenhänge und onrete Situationen, in denen sich dieommuniationspartner be(nden# $ie .eistung der semantischen =ethode

betri+t in diesem Sinne nur die 3richtige5 Krientation bei der *eschreibung#4<

 $iese Krientierungsphänomene fasst *uchholz auf die folgende Weise

zusammen2

Wittgenstein ommt es darauf an zu zeigen, dass Ausdrüce nur dann eine *edeutunghaben, wenn sie 'erwendet werden# $ie Verwendung 'on Ausdrücen (ndet immer in

4< Wissenschaftstheoretisch gesehen ist ein solches =ethoden'erständnisproblematisch2 Nach diesem Verständnis besteht die =ethode in der -estlegungdes >iels, nicht in der -estlegung der Art und Weise wie dieses >iel erreicht

werden soll 3was nach der traditionellen Au+assung die eigentliche -untion der=ethode sein soll, 'gl# dazu der Artiel @=ethode im )einalter 0M44297<5# Dnlarist auch die -ormulierung, dass die =ethode @einen Status einer Fheorie hat# 1nwelchem Sinne ann eine =ethode den Status einer Fheorie habenB Wenn wirunter @Fheorie ein 3ausales5 /rlärungssCstem 'erstehen, dann ist das aum'orstellbar# $ann ann eine =ethode lediglich auf einer Fheorie beruhen, oder zueiner Fheorie führen 3wie etwa die baannte @Grounded FheorC 'on AnselmStrauss, die trotz der *ezeichnung eine Fheorie sondern eine =ethode der

 Fheoriebildung ist5# Somit 'erwendet *uchholz den FheorieE oder=ethodenbegri+ auf eine etwas ungew&hnliche Weise und meint mit der-ormulierung, seine =ethode habe einen Status der Fheorie, dass seinemethodische Vorgehensweise nicht auf einer interpretati'en Fheorie stützt undnicht zu einer Fheoriebildung 3sCstematische ausale 1nterpretation5 führen soll#

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onreten Situationen statt# Sie besitzt jeweils einen besonderen Witz, der erst auf dem 8intergrund des .ebenszusammenhangs deutlich wird, in dem sich diebetre+enden ommuniationspartner be(nden 3ebd#5

Wie *uchholz diese Art der @=ethode in onreten -ällen umsetzt, werden wirim nachfolgenden Abschnitt zeigen#

.*1*/*3 &ie Sprachspiele von 'uchholz Wie wir 'orher schon erwähnt haben, hat *uchholz seine Anwendungs'ersucheder Sprachspielmethode in zwei 'erschiedenen Arbeiten 'er&+entlicht# $iebeiden 3*uchholz 4HH<a und 4HH<b5 werde ich separat behandeln, weil diemethodische Vorgehensweise 3nicht aber das theoretische Gerüst undAusgangspunte5 in beiden jeweils 'erschieden realisiert wird#

9#0#4#6#4 Sprachspiele in *uchholz 4HH<a1n 4HH<a orientiert sich *uchholz omplett an Wittgenstein und wendet das

gleiche @*eispielsorpus4H  an, das er zur Überprüfung der anderen Fheorieneingesetzt hat 3siehe Abschnitt 6#05# $ie Anwendung der =ethode erfolgt nacheiner Art FopE$ownE%rinzip# >unächst er(ndet *uchholz entsprechend der Sorteoder des FCps des zu behandelnden Fe"tes ein Sprachspiel, um den8andlungszusammenhang eines Fe"tes zu e"plizieren oder den Dnterschiedzwischen 'erschiedenen Fe"ttCpen anschaulich zu machen# Nachher geht*uchholz auf die *edeutung einzelner Fe"tsegmente, sowie W&rter oder Sätze3mit seinem Wort @schlaglichtartig5 ein, indem er sie in einen 8andlungsE oder

 Fe"tzusammenhang einbettet und deren -untion beschreibt# $ie Auswahl 'on*eispielen ist dabei beliebig entsprechend des 'on uns zitierten riteriums der.eistungsfähigeit, nach welcher eine gute =ethode @auf beliebige -älleanwendbar sein sollte 3*uchholz 4HH<a, so dass die Auswahl des *eispiels eineentscheidende )olle spielen muss#

$ie Sprachspielbeschreibungen 'on *uchholz sind auf ähnliche Weiseaufgebaut wie die meisten Sprachspiele 'on Wittgenstein 3etwa*auarbeitersprachspiel5# *eschrieben werden2 der .ebenszusammenhang und dieommuniationsweise innerhalb einer Gesellschaftsgruppe# /benso wie beiWittgenstein sind auch die Sprachspiele 'on *uchholz (ti' und primiti'# $ie

ommuniationsform und Eziele sind aufs einfachste reduziert# Schauen wir nunzwei 'on solchen Sprachspielen an, die *uchholz jeweils @>eitungsE undGesetzessprachspiel nennt2

eitungssprachspiel)/ine leine Gruppe 'on =enschen bildet eine .ebensgemeinschaft# edes =itglied derGruppe hat tagsüber bestimmte Arten 'on Aufgaben zu 'errichten2 zum *eispiel*etten machen, >immer ehren Ppfel holen, *rot bacen, *lumen pLücen# Abendsschreiben alle die Aufgaben auf einen >ettel, die sie erledigt haben# =orgens werden

4H /igentlich handelt es sich nicht um ein *eispielorpus, sondern um eine nichtsortierte Fe"tsammlung, 'on denen die *eispiele zum gr&Jten Feil willürlichgewählt werden#

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die >ettel &+entlich aufgehängt, so daJ jeder lesen ann, was gemacht wurde# $ies isteine einfache Art 'on >eitung 3S#04H5#

/as #esetzessprachspiel)1n derselben .ebensgemeinschaft 3###5 wird aufgeschrieben, was gemacht wird, wenn

 jemand seine Aufgaben nicht erledigt# Neben jedem FCp 'on Aufgabe steht eineweitere Aufgabe, die erledigt werden muss, wenn die erste Aufgabe nicht erledigtwurde# 3ebd#50M

Anders als Wittgensteins Sprachspiele sind diese @Sprachspiele nicht autonom,sondern beziehen sich auf die onreten Fe"te# Auch stilistisch machen sie eineneher belletristischeren /indruc# $a diese Sprachspiele auf die onreten Fe"tebeziehen, stellt sich die -rage, was sie über die *ezugste"te aussagen# Worinbestehen der /renntniswert und die -untion dieser *eschreibungenB $ienensie zur 1nterpretation dieser Fe"teB  $ie Antwort 'on *uchholz auf diese -ragelautet2

Kbwohl diese *eschreibungen sehr sizzenhaft sind, wird in *ezug auf die*eispielte"te 3###5 mit ihrer 8ilfe doch deutlich, daJ diese Fe"te ganz unterschiedliche-untionen im menschlichen .eben besitzen#

$iese Antwort hilft uns aum weiter# Sie erlärt teilweise die 1ntention, diehinter beiden *eschreibungen steht, die )ationalität der Vorgehensweise bleibtuns dafür immer noch unlar# -ür wen und wofür sind diese *eschreibungenrele'antB -ür diejenigen 3und dazu geh&ren die meisten =enschen5, die die beide8andlungsformen ennen, sind sie mit Sicherheit bedeutungslos# /inzelne Signalein den Fe"ten 3der anal und die Überschriften in den >eitungste"ten, /inteilung

in Artieln bei den Gesetzeste"ten etc#5 erm&glichen eine eindeutigere>uordnung zum Fe"ttCp und das bessere Verständnis der Fe"tfuntionen als dieoben angeführten Sprachspiele# Auch auf die diejenigen 3z#*# den Angeh&rigeneiner isolierten ultur5, die weder eine noch die andere 8andlungsform ennen,werden die (ti'en Sprachspiele nur irreführend wiren# $ie W&rter in derenSprache, die Phnliches wie itteilen, verbieten, strafen und erlauben@zulassenbezeichnen, werden wahrscheinlich 'iel hilfreicher sein# Auch ann man nichternsthaft disutieren, welche )olle solche Sprachspielbeschreibungen im onte"teiner @beliebigen linguistischen Fätigeit spielen &nnen#

$ie gewünschte Veranschaulichung der Dnterschiede 'on

 Fe"tzusammenhängen erfolgt auJerdem dadurch, dass *uchholz die Fe"te mitomple"en -untionen und >usammenhängen ignoriert# $arunter fällt auch dieoben angeführte Aufzeichnung des $ialogs zwischen %erez de uellar undSaddam 8ussein# $as >eitungssprachspiel sagt nichts über diesen Fe"t aus, dennfür den .eser und für das Verständnis des Fe"tes ist der >usammenhang des$ialogs interessanter als der >usammenhang der journalistischen Fätigeit der$ialogaufzeichnung# Wollen wir die 8andlungszusammenhänge des $ialogs durchdie oben angeführten Sprachspiele anschaulich machen, dann müssen wir unsere*eschreibung nun mit dramatischen >ügen anreichern oder die =itglieder der'on *uchholz dargestellten .ebensgemeinschaften 'orerst miteinander streiten

0M $ie weiteren zwei @Sprachspiele heiJen @Geschichtssprachspiel [email protected]"ionsprachspiel und (nden in derselben @.ebensgemeinschaft statt#

0:

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und dann 3über einen AuJenstehender5 die Verhandlungsgespräche führen lassen3wenn dies auch schwer mit dem GolfonLit in einen >usammenhang zu bringenwäre5# $as steht aber im rassen Widerspruch mit der 'on *uchholz undWittgenstein angestrebten einfachen und übersichtlichen $arstellung dersprachlichen 8andlungen#

$ieser =angel an -untionalität seiner Sprachspielbeschreibungen muss ingewisser 8insicht auch für *uchholz deutlich gewesen sein# $enn während der*eschreibung der einzelnen Fe"tsegmente bezieht er sich auf die (ti'en$arstellungen und 'erweist auf deren tatsächliche -untion und den8andlungszusammenhang# Wie das im onreten aussieht, &nnen wir demnachfolgenden >itat entnehmen2

*eginnen wir mit den Überschriften einiger Fe"te# $ie Überschrift 'on Fe"t 4 lautet'riumphaler Auftritt Aidids in 0ogadiscio und ist in groJem -ettdruc zentriert überden Artielte"t gesetzt# $arunter erscheint in leinem -ettdruc der Dntertitel

-orderung nach Abzug der DnoEFruppen# >eitungsüberschriften sind derart au+älliggestaltet, damit der >eitungsleser schnell erfassen ann, worum es in 'erschiedenenArtieln geht und dann die =eldungen durchlesen ann, die für ihn wichtig sind oderihm interessant erscheinen# Kft werden durch die Überschriften nappe 1nformationen'ermittelt# 3###5 1n unserem *eispiel wird ein bestimmtes /reignis im somalischen*ürgerrieg genannt# 3S#0045

AuJer Acht lässt *uchholz auch die stilistischen =ermale des Satzes nicht2

@*estimmte /igenschaften in der .autgestalt 3die Alliteration Auftritt Aidid Abzugund die Wiederholung 'on tr in triumphal Auftritt und DnoE'ruppen5 &nnendarüber hinaus einen eigenen, 'ielleicht unbewussten >auber auf einige .eser der

Überschrift 'on Fe"t 4 ausüben 3ebd#5

1m Dnterschied zu der *eschreibung der Überschriften begnügt sich *uchholzbei der *eschreibung 'on Wortbedeutungen nur damit, auf den ulturellen>usammenhang, bzw# auf die @Sprachspiele innerhalb sozialer Gruppenhinzuweisen# $azu ein *eispiel2

/ine andere Art 'on Sprachspielen zeichnet sich dadurch aus, dass die Verwendungbestimmter -ormeln oder auch -loseln mit der %ers&nlicheit, oder den.ebensumständen des Sprechers eng 'ernüpft ist# /ine tCpische Variante dieserSprachfamilie besteht darin, dass bestimmte )edensarten 3z#*# geil3###5 SCnergie

8irni 3###5, jumpen und Globalisierung5 innerhalb spezieller Gruppen besonders @insind# $ies &nnte man etwa auch für die Ausdrüce Schritt zum -rieden, lTedi(cationsocialiste, olportieren und fullC justi(ed 3###5 und für die W&rter wom&glich unddeutlich 3###504 30065

04 Kb @geil und @wom&glich in den 'on ihm behandelten Fe"ten tatsächlichAnspielungen auf einen Soziolets bzw# soziale >ugeh&rigeit darstellen, istäuJerst# edoch sind solche Anspielungen auf die eigene soziale 1dentität durchdie Gruppenle"i durchaus üblich# Gumperz 34H<05, mit dessen Fheorie über dieonte"tualisierung wir uns im Abschnitt 9#0#4 beschäftigen, nennt dieses%hänomen @conte"tualization cues 3onte"tualisierungsEsignale5#

0;

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/s stellt sich die -rage, welche )olle die *eispielw&rter in den Sprachspielen@innerhalb spezieller Gruppen und im Fe"t, in dem sie 'orommen, spielen# >urangemessenen semantischen *eschreibung der W&rter reicht ja ein 8inweis auf das Sprachspiel oder den @.ebenszusammenhang nicht aus# Aber diese -ragemacht ein %roblem der *uchholzschen Version des Sprachspiel'erfahrens

deutlich2 Nimmt man das Verfahren 'on *uchholz in 'ollem /rnst, dann bedeutetdas, dass für die einzelnen Wortbedeutungen die entsprechenden Sprachspielebzw# Verwendungszusammenhänge zu er(nden sind, was die Anwendung undDmsetzbareit des Verfahrens eindeutig unm&glich macht#

An den beiden oben angeführten >itaten fällt auch ein anderes %roblem desVerfahrens auf2 die methodische Vorgehensweise 'on *uchholz macht einen/indruc des @semantischen Dmhertappens, was er ausdrüclich 'ermeidenwollte# $enn bei der Auswahl 'on *eschreibungsaspeten in den oben genannten*eispielen orientiert er sich eindeutig nicht mehr am SprachspielmodellWittgensteins oder irgendwelchen methodischen Vorüberlegungen# Vielmehr

muss sich *uchholz auf sein Sprachgefühl 'erlassen# $ie Anwendung der=ethode wird zur folglich nur intuiti' durchgeführt# /inzelne*eispieluntersuchungen schwanen zwischen den te"tstilistischen 3S# 0045 oderQuasisoziolinguistischen 3S# 0065 *eschreibungen# Auf jeden -all lässt sich in*uchholz 4HH<a aum ein riterium zur methodischen Vorgehensweise erennen,die man bei einer weiteren Anwendung des Verfahrens berücsichtigen &nnte# 1ndiesem >usammenhang h&rt sich die Schlussfolgerung aus seiner Anwendungder Sprachspielmethode nur erstaunlich an2

Kbwohl das dargestellte Sprachspielspetrum bis hierher noch sehr lücenhaft bleibt,

ist schon einsichtig geworden, dass die übersichtliche $arstellung (ti'er>eichen'erwendungen ein brauchbares 1nstrumentarium für die*edeutungsuntersuchung bildet# $ies geschieht dadurch, dass gezeigt wird, wie die jeweiligen >eichen'erwendungen ins .eben eingreifen2 Nur beschreiben ann man hierund sagen2 @so ist das menschliche .eben 3###5# 3S# 0075#

>ur Verteidigung oder zum Verständnis dieser Schlussfolgerung onnte maneinräumen, dass die Anwendung der Sprachspielmethode in *uchholz 4HH<a nurillustrati'e >wece hatte# *uchholz wollte nur zeigen, dass diese =ethode auf dieAspete der Sprach'erwendung aufmersam macht, die in den anderen Fheorien'ernachlässigt worden sind# AuJerdem hat die =ethode die -untion einer

anschaulichen SCnopsis zur *eschreibung unterschiedlicher Fe"te# Auch nachdieser /inräumung ist nicht zu übersehen, dass wegen der fehlenden SCstematidie angestrebte Übersichtlicheit leicht 'erloren geht#

9#0#4#6#0 Sprachspiele in *uchholz 4HH<b1n 4HH<b sieht die Sprachspielmethode 'on *uchholz etwas sCstematischer aus#/r scheint hier die Notwendigeit eingesehen zu haben, die =ethode denlinguistischen 1nteressen anzupassen und sich über die weitere Anwendbareitder =ethode Gedanen zu machen# Seine Fhese lautet nun e"plizit, dass @sichWittgensteins Sprachspielidee nicht nur in einem ritischen, sondern auch ineinem positi'en Sinne fruchtbar machen lässt 3*uchholz 4HH<b2 065# Dnter dem

@positi'en Sinn meint er den *eitrag 'on Wittgensteins Sprachphilosophie zur*eantwortung der -rage @was ist die *edeutung 'om >eichen aB 3ebd# S#0;5onrete Anwendungs'orschläge entwicelt *uchholz dabei nur für die

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WortbedeutungsanalCse, obwohl er auch disutiert, welche )olle die Sprachspielefür die *eschreibung der SatzE oder Fe"tbedeutung spielen sollen  00#

$ie semantische Dntersuchung der Wortbedeutung ann nach *uchholz in 7Schritten erfolgen2

4# die AuListung 'on 'erschiedenen Sätzen, in denen das Wort 'orommtI auf dieserGrundlage müssen dann m&gliche Sprachspiele, die mit diesen Sätzen gespieltwerden &nnen, hinzugedacht werden#

0# die *eschreibung 'on unterschiedlichen primiti'en 8andlungszusammenhängen,in denen das Wort in der -untion eines /inwortsatzes gebraucht wird und durchdie die jeweilige Sprachspielrolle des Wortes lar umrissen ist#

6# die Angabe des TWitzesT bereits gefundener 8andlungszusammenhänge, in denendas Wort eine )olle spielt#

7# die *eschreibung unterschiedlicher )ealonte"te, in denen das Wort 'erwendetwird 3S# 665

Wie diese Schritte *uchholz im /inzelnen realisiert, zeige ich am *eispielseiner Dntersuchung zum Verb beschreiben# $a die Dntersuchung zuumfangreich ist, sizziere ich diese entsprechend den Schritten nur urz2

  4# a6 'eschreibe diesen Fischb6 'eschreibe den Gesichtsausdruc 'on *, als du ihm die Neuigeit erzählt hast c6 'eschreibe deine Fastenemp(ndung beim *erühren des nassen Schwammsd6 'eschreibe deine Stimmunge6 'eschreibe $ein >immer aus dem Gedächtnis# 3S#0:5

0# 3-ür 3a525 /s werden rechtecige =&belstüce zur *eschreibung aufgestellt# $ie'eschreibung wird nun folgendermaJen angefertigt2 >unächst miJt derjenige, der

die *eschreibung anfertigt, 8&he, *reite und Fiefe des =&belstücs mit dem>ollstoc# $ann schreibt er die entsprechenden >ahlenwerte in >entimetern und inder angegebenen )eihenfolge als *eschreibung auf den >ettel# 3S# 0;5

6# $ie nach =essungen angefertigten *eschreibungen 3im Schritt 05 dienen anderen=enschen bei der /inrichtung 'on >immern 3ebd#5

7# 1n einem )eiseführer lesen wir2 O*ereits im 4<# ahrhundert beschrieb  derSchriftsteller Fhomas =eiser 'oller *egeisterung den Ausblic 'om /selsberg2TWenn man Glüc hat und das Wetter lar ist, ann man über die zartgeschwungenen 8ügel des =aiengebirges bis zur unendlichen stahlblauenAusdehnung des Westmeeres schauen, auf dem tausende silbrig glänzenderSonnenreLe"e tanzen# Weit im Norden ragt stolz das riesige Feufelsmassi' auf,und aus der Fiefe des Fales grüJen freundlich die Wipfel der *lautannen#

00 >ur )eonstrution der Fe"tbedeutung emp(ehlt *uchholz @die SCnthese 'oneinfachen Sprachspielen zu omplizierteren und die *eschreibung 'onalltäglichen Sprachspielen in ihrer 'ielschichtigen Verwobenheit mit demtatsächlichen .eben, räumt aber eine dass zur )ealisierung dieser Schritte bisherdie 8euristi fehle 3*uchholz 4HH<b2 745# -ür die Satzsemanti schlägt er 'or,dass für jede @Wortsorte im Satz ein entsprechendes Sprachspiel onstruiertwird# *uchholz gibt aber ein *eispiel einer solchen Anwendung 'or, was mit der/insicht der Dnumsetzbareit zu tun haben mag# $a in beiden *ereichen onrete.&sungs'orschläge und Anwendungsbeispiele fehlen, gehe ich nur auf die@Wortsprachspielsemanti 'on *uchholz ein#

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$ie weiteren Verwendungen des Wortes @beschreiben  3und später auch desWortes @rot5 untersucht *uchholz auf die ähnliche Weise# Wie ersichtlich ommtes *uchholz wieder auf das %rinzip der @übersichtlichen $arstellung  'onWittgenstein an2 $urch seine *eschreibungen will er aufzeigen, in welchenunterschiedlichen >usammenhängen ein >eichen 'erwendet wird, welche

-untion es hat und was diese unterschiedlichen Verwendungen miteinander zutun haben#

Auch wenn die @übersichtliche $arstellung nach dem Verständnis 'on*uchholz in /inzelfällen erfolgreich sein sollt, bleibt die .eistungsfähigeit der 'on*uchholz 'orgeschlagenen Sprachspielmethode immer noch fraglich# $ieAnwendbareit einer wissenschaftlichen oder philosophischen =ethode setzt'oraus, dass sie unter ähnlichen?gleichen Dmständen zu ähnlichen?gleichen/rgebnissen führt# $er Sprachspielansatz 'on *uchholz stellt uns aber einriterium zur Verfügung, das uns erlauben würde, festzustellen, ob wir unterähnlichen Dmständen auf die ähnliche Weise 'orgehen wie er in seinem Aufsatz#

/s lässt sich also nicht überprüfen, ob die /rgebnisse der $arstellung ein reiner>ufall oder die /rgebnisse einer Vorgehensweise sind#

  $ass die Anwendbareit seiner =ethode problematisch ist, räumt *uchholzselber ein2 „&ie ;or dieser 'eschreibungen erscheint probleatisch und unklarBhier ist der Sprachspielseantiker in besondere -a+e auf Cntuition, Phantasieund ;orulierungsgeschick ange)iesen! 3*uchholz, ebd# S#665# $as %roblembesteht allerdings nicht lediglich darin, dass der @Sprachspielsemantier aucheine Art Glasperlenspiel &nnen muss# Nicht weniger problematisch ist, dass ihmdie %rinzipien fehlen, ohne welche auch die 1ntuition schwer funtionieren annund die weitere Dmsetzbareit der Dntersuchung aum mehr in -rage ommt#

$ies fällt schon im 4# Schritt der *uchholzschen Dntersuchung auf2 Nach welchem%rinzip sind etwa die *eispielsätze ausgewähltB Wie onnte sich *uchholz'ergewissern, dass sie für die *eschreibung des Verwendungsspetrums 'on@beschreiben ausreichend warenB Woher &nnen wir wissen, dass es sich umsigni(ante Anwendungen des Wortes @beschreiben  handeltB Vielleicht gibt esauch andere Anwendungen, die man wissen muss, um dieses Wort zu 'erstehenBAuf diese -ragen gibt *uchholz eine Ausunft# AuJerdem schlieJt der Schritt 0

 jede m&gliche linguistische Dmsetzbareit schon aus2 /in andidat für dieAnwendung der wortsemantischen Dntersuchung ist etwa die .e"iographie#Wenn wir aber für jede *edeutungsnuance in einem W&rterbuch ein Sprachspiel

beschreiben, dann müssen wir uns nicht wundern, dass wir unsere Aufgabe nie zu/nde führen# Nicht nur in einem linguistischen, sondern auch in einemalltäglichen >usammenhang ist eine Sprachspielmethode nach *uchholz rechtzweifelhaft# $ie (ti'en Sprachspiele &nnen selbst interpretationsbedürftig sein,auch wenn man deren @Witz e"pliziert# $er Witz der Sprachspiele 3d#h# die*eziehung zwischen dem Sprachspiel und der zu interpretierenden PuJerung5&nnen auch miss'erstanden werden, solange diese aus dem (ti'en onte"tstammen und nur auf Grund der 1ntuition eines Semantiers onstruiert werden#$a *uchholz dazu noch den )egelbegri+ bzw# das )egelphänomen '&lligignoriert, bleibt die -rage o+en, wie eine weitere Anwendung des Wortes in

anderen Sprachspielen m&glich ist# *erücsichtigt wird auJerdem nicht, wie sichandere Wortarten als Nomen, Verben und Adjeti'e in die Sprachspielmethode

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integrieren lassen# Wie &nnte etwa ein Sprachspiel für das Wort @ein oder @undaussehenB

Nun haben wir wie ersichtlich schon nach dem ersten noch oberLächlichen8erangehen genug %robleme festgestellt, so dass eine weitere Anwendung der=ethode auch in einer ausgearbeiteten -orm nicht mehr in -rage ommt# $ie

%robleme fasse ich zusammen2

4# $ie =ethode ist 3mind# im -all eines umfangreichen Sprachmaterials5 nichtumsetzbar#

0# $ie phänomenale Angemessenheit zur natürlichen Sprache und die%roduti'ität der =ethode sind zweifelhaft, insofern die*eschreibungsmittel nur intuiti' und ohne %rinzipien ausgewählt werden#

6# $ie =ethode macht die Dntersuchung des %hänomens nicht einfacher, dadie zu diesem >wec erforderliche SCstemati fehlt#

/in >usammenhang, in dem die Verwendung eines solchen Verfahrens rationalsein &nnte, ist schwer 'orzustellen# /in sprachritischer >usammenhang imSinne 'on Wittgenstein &nnte 'ielleicht in -rage ommen2 *uchholz erläutert aneiner Stelle die Sprachspielmethode Wittgenstein nicht als eine*edeutungstheorie, sondern als eine *edeutungsphilosophie, die eine @luftzwischen dem tatsächlichen Sprachgebrauch und dessen theoretische$arstellung überwinden sollte 3ebd# S#0095# 1n diesem Sinne &nnte dasSprachspiel'erfahren als eine 'ortheoretische Annäherung zum*eschreibungsphänomen 'erstanden werden, die es erm&glichen soll, den/ssenzialismus und Übergeneralisierung zu 'ermeiden# Selbst in diesem -all istes durchaus zweifelhaft, warum die imaginären Sprachspiele die *eschreibungder tatsächlichen Sprach'erwendung ersetzen sollen#

Somit &nnen wir schon zur eingangs gestellten -rage über die linguistische)ele'anz der Sprachspielmethode Wittgensteins zurücehren# Sind die nicht zuübersehenden Schwächen des Ansatzes 'on *uchholz eine ausreichendeVoraussetzung für die negati'e Antwort auf die -rage 3a5B /ine *eurteilung hängtda'on ab, wie wir das Wort @analog 'erstehen# 1m Verfahren 'on *uchholz habenwir mit einer fast 'ollständigen Analogie zu tun# $ie Dnterschiede zwischen derSprachspielmethode Wittgensteins und deren linguistischen 1nterpretation 'on*uchholz betre+en nur die 3linguistischen und philosophischen5Verwendungsonte"te des Verfahrens# /ine so weit gefasste Analogie lässt aber

schon Wittgensteins %ostulat der übersichtlichen $arstellung nicht zu# /rinnernwir uns daran, dass im )ahmen der @übersichtlichen $arstellung 'onWittgenstein die Sprachspiele lediglich als Vergleichsgr&Jen oder =uster'orgesehen waren, nicht aber als $arstellungsobjete und metasprachliche*eschreibungsmittel# $ass eine unreLetierte Übertragung einer solchen=ethode in die linguistische Semanti 'iele Schwierigeiten mit sich bringt, istam *eispiel des Anwendungs'ersuchs 'on *uchholz leicht zu erennen2 1n *ezugauf die natürliche Sprache muss *uchholz den Sprachspielbeschreibungen eineinterpretati'e und metasprachliche -untion geben, die sie im Spätwer 'onWittgenstein nicht haben und laut %D 46M auch nicht haben sollten# $aher liegt

die methodische Schwäche nicht lediglich an der Krientierung an denSprachspielen selbst# $er Schwachpunt besteht 'ielmehr darin, dass die

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=ethode auf dem Stil des %hilosophierens 'on Wittgenstein aufgebaut wird,weniger aber auf den linguistischen 1mpliationen des Sprachspielmodells#

5.% Sprachspiele und Re23onte(tualisierung5.%.1 3onte(tualisierung und Rekonte(tualisierung

$ie linguistisch rele'anten 1mpliationen, 'on denen wir schon so oft gesprochenhaben, sind ebenso wie im Sprachspiel'erfahren Wittgensteins auch in dessen1nterpretation durch *uchholz zu (nden# .inguistisch rele'ant ist z#*# die Ansicht,dass für das Verständnis der Überschriftste"te das Wissen über die -untion unddie 1nterpretationsweise 'on Überschriften in =ediente"ten generell eine wichtige)olle spielt# /benso rele'ant ist die Au+assung, dass für das Verständnis 'onsprachlichen PuJerungen eine )olle spielt, wenn etwa jemand im &+entlichenSprachgebrauch bewusst Ausdrüce wählt, die in einem Soziolet häu(g'erwendet werden# =ethodisch gesehen ist auch die Au+assung richtig, dassman über die Nuancen der Wortbedeutung einen guten Überblic hat, wenn mandie Verwendung des Wortes in 'erschiedenen onte"ten beschreibt und die*eschreibungen miteinander 'ergleicht#

Auch wenn diese 1mpliationen nicht für den Aufbau einer semantischen=ethode ausreichen, stellt sich die -rage, wie sie sich an die -ragestellungen derlinguistischen Semanti anpassen lassen#

>ur *eantwortung dieser -rage sollten wir uns zunächst auf die /inwändezurücschauen, die *uchholz gegen die semantischen =ethoden und Fheorien,

die er behandelt hat, 'orbringt# $as -ehlen der %hänomenangemessenheit der Fheorien war einer der 8aupteinwände# $ie Drsache der /inwände liegtanscheindend nicht lediglich am =angel an der %hänomenangemessenheit,sondern auch am Widerspruch zwischen der linguistischen methodischenVorgehensweise und der 1ntuition des )ezipienten, die sprachlichen PuJerungenzu 'erstehen# $ie 1ntuition eines Sprachbenutzers ! mindestens im -all 'on*uchholz ! macht sich auf andere %hänomene aufmersam, als etwa auf die, diedurch die sprechattheoretische Semanti 'on =eggle 'orgeschrieben werden#$ie *eschreibung der Verständigungsprozesse durch die Sprachspiele 'onWittgenstein spricht diese 1ntuition anscheinend besser an#

Auf welche %hänomene macht aber nach *uchholz die 1ntuition einesSprachbenutzers aufmersamB Dm dies zu 'erstehen, sollten wir uns seineVorgehensweise noch einmal 'or Augen führen lassen# Was will *uchholz durchseine Sprachspielbeschreibungen erreichenB /indeutigerweise 'ersucht er durchdie *eschreibungen einen onte"t der sprachlichen PuJerungen und einzelnersprachlicher >eichen zu reonstruieren, bzw# zu e"plizieren# Auch Wittgensteingeht in 'ielen -ällen auf ähnliche Weise 'or, indem er beschreibt, was es in einemonreten 8andlungszusammenhang heiJt, die Gegenstände zu benennen,welche 3'erschiedenen5 )olle3n5 die sprachlichen -ormulierungen im .eben derSprachbenutzer spielen# So gesehen führt uns eine objeti'e *eschäftigung mit

den Sprachspielen aum zu den dialogischen alülen oder sogar derallgemeinen Gebrauchstheorie der *edeutung, sondern zu einem nicht wenigerproblematischen -eld der linguistischen -orschung ! der onte"tsemanti#

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/ine semantische Vorgehensweise, die ähnliche >iele 'erfolgt wie etwa*uchholz mit seinem Sprachspielansatz m&chte ich 3tentati'5 als@)eonte"utalisierung bezeichnen# =it diesem *egri+ beziehe ich mich 3zum

 Feil5 auf eine soziolinguistische Fheorie der onte"tualisierung, die auf ohnGumperz zurücgeht# Dnter onte"tualisierungk 'ersteht Gumperz @speakerDs

and listenerDs use of verbal and nonverbal signs, to relate )hat is said at any onetie and any one place to kno)ledge acEuired through past eFperience, in order to retrieve the presuppositions they ust rely on to aintain conversationalinvolveent and assess )hat is intendedk 3Gumperz 4HH0206M5# $iesem *egri+ liegt die 8Cpothese zu Grunde, dass die onte"te nicht 3immer5 gegeben sind,sondern im Verlauf des 1nterationsprozesses gescha+en werden 3Gumperz4HH02076 'gl# *ussmann 0MM<26:H5# $ie sprachlichen =ittel, die eineonte"tualisierung erm&glichen, nennt Gumperz onte"tualisierungssignale 3auf /nglisch @conteFtualization  cues!5# $abei ist die )ealisierungsm&glicheit der@conteFtualization cues! recht 'ielfältig ! sie erfolgt auf der prosodischen,

le"ialischen, stilistischen /bene# Näheres lässt sich der $e(nition 'on Gumperz34HH0206M5 entnehmen2

A conte"tualization cue is anC feature of linguistic form that contributes to thesignaling of conte"tual presuppositions# Such cues maC ha'e a number of suchlinguistic realizations depending on the historicallC gi'en repertoire of the participants# Fhe code, dialect and stCle switching processes, some of the prosodic phenomena Z[\formulaic e"pressions, con'ersational openings and closings and seQuencing strategiescan all ha'e similar conte"tualizing functions#

=it dem *egri+ der )eonte"tualisierung beziehe ich mich auf einen

rezipientenbezogenen Aspet der onte"tualisierung im Sinne 'on Gumperz#@)eonte"tualisierung bezieht sich auf die .eistung des )ezipienten, die 'omSprecher geäuJerten onte"tualisierungssignale zu interpretieren bzw# richtigzuzuordnen#06  Als onte"tualisierung werde ich im -olgenden lediglich eine'orangehende 8andlung für die )eonte"tualisierung bezeichnen, d#h# eine8andlung des Sprechers, die darin besteht, dass er?sie durch die 'erbalen undnonE'erbalen >eichen auf die onte"tuellen 8intergründe hinweist#

Aus einer allgemeinen Sicht besteht eine ommuniation in nichts anderem,als in einer onte"tualisierung und einer mehr oder wenigerangemessenen?erfolgreichen )eonte"tualisierung der sprachlichen Signale auf 

Grund des sprachlichen und auJersprachlichen 8intergrundswissens# SchlieJlichsind wir durch die Verwendung jedes >eichens in der .age, unser Gespräch imSinne 'on Gumperz zu onte"tualisieren, oder wenn wir auf seiner $e(nitionzurücgreifen, to relate what is said at anC one time and anC one place to

06 $ieses Verständnis der @)eonte"tualisierung ist 'on der Verwendung desgleichen Wortes im medienlinguistischen $isurs abzugrenzen# $ort bezeichnet)eonte"tualisierung eine @sprachliche Fätigeit, bei der ein Fe"tteil aus einemfrüheren und ommuniationszusammenhang herausgel&st und neu eingebettetwird, was den onte"t beim Verstehen ändert 3%errin 0M442 465# 1n unserem -allgeht es nicht um die Pnderung des onte"tes, sondern um das Nach'ollziehen,/rennen oder die )eonstrution der >usammenhänge auf Grund 'on te"tuellenund e"trate"tuellen $aten#

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nowledge acQuired through past e"periencek 3ebd#5 Auf diese sehr allgemeine/igenschaft des onte"tualisierungsbegri+s macht auch *usse 30MM;2 <9!<:5aufmersam2

=an sieht sofort, dass der *egri+ der @onte"tualisierung, indem er sich auf 

)elationen bezieht, eine zentrale /igenschaft 'on >eichen 3sprachlichen und anderen5beschreibt# =acht es überhaupt Sinn, so &nnte man jetzt fragen, den *egri+ 3undAspet5 @onte"tualisierung weiter zu 'erfolgen, wenn er doch eigentlich nichtsanderes beschreibt, als die grundlegende /igenschaft 'on >eichen, das, was >eichenzu >eichen macht, nämlich die 3>eichenE5)elationB

$ie onte"tualisierung 3wie dieser *egri+ bisher 'on Gumperz und anderen.inguisten 'erwendet wird5 beschreibt tatsächlich auch eine >eichenrelation

 jedoch aus einer erweiterten und gebrauchsorientierten %erspeti'e# 1n diesemSinne ist die onte"tualisierung nicht eine bloJe )elation, sondern 'ielmehr eine8andlung des Sprechers, die in der *ezugnahme auf das erwartete Wissen und

erwartete on'entionelle -ähigeiten des )ezipienten besteht 3'gl# dazuwiederum *usse ebd#5 *emerenswert ist allerdings, dass als onte"tualisierungund onte"tualisierungssignale in der Fheorie 'on Gumperz in erster .iniemetaommuniati'e 8andlungen und 8inweise behandelt werden# 1n diesemSinne zeigen die @conte"tualization cues, worum es in der ommuniation geht,welche 1nterationsform pratiziert oder mit Wittgensteins Worten was für einSprachspiel gespielt wird# $ie linguistischen %hänomene, die Gumperz in dem'on uns oben angeführten >itat aufzählt, haben eine solche -untion#07

1m -olgenden m&chte ich einer allgemeineren Verwendung 'ononte"tualisierung folgen, in der den onte"t sowohl als @kno)ledge acEuired

through past eFperience!, als auch die onrete 8andlungsE undGesprächssituation 'erstanden wird# -ür dieses allgemeine Verständnis wäre

 jedoch eine $i+erenzierung der onte"tualisierungssignale angebracht, da diese,wie schon bei der ersten Annäherung ersichtlich, 'iele 'erschiedene -untionenhaben# /ntsprechend dieser funtionellen Vielfalt sind die$i+erenzierungsm&glicheiten unbegrenzt09, im -olgenden unterscheide ich mich

07 1n dieser .esart entspricht @onte"tualisierung dem soziologischen *egri+

;rae shifting oder dem 'on Go+man geprägten Ausdruc footing als einen8inweis auf die Pnderung der 1nterationsform 3Go+man 4H<42477E49;, zu den*egri+en s# Auch Fannen, Wallat 4H<62 9;,9H5

09 >u den =&glicheiten der $i+erenzierung des onte"tualisierungsbegri+sschreibt ausführlich *usse# $ie %rämissen dieser $i+erenzierungen stammen

 jedoch aus der %erspeti'e der $isurslinguisti im Sinne 'on -aucault# $aherorientiert *usse weit stärer als Gumperz und seine Nachfolger auf dieepistemologische Seite der onte"tualierung# Kbwohl Gumperz dieonte"tualisierung als @nowledge acQuaired through past e"perience nennt,beschäftigt er sich auf Grund seiner soziolinguistischen 1nteressen weniger mitden epistemologischen 8intergründen dieses %hänomens#

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aber pro'isorisch 3lediglich zum >wec der AnalCse eines einzelnen Fe"tes5zwischen 6 FCpen der onte"tualisationssignale0:2

4# 1nterationsspezi(sche onte"tualisierungssignale2 sprachliche =ittel, dieauf die Art der 1nteration *ezug nehmen oder nur im )ahmen der

1nteration gültig sind 3GruJformeln, Anreden und dergl#5#0# Fhemenbezogene onte"tualisierungssignale2 Sprachliche =ittel, mit

denen der Sprecher auf das Gesprächsthema und den atuellenSituationsonte"t *ezug nimmt#

6# 1ntentionsbezogene onte"tualisierungssigna2 Anspielungen auf dieSprecherintention#

Auf die 'orangehende $isussion der Sprachspielmethode bezogen, sollten wiruns fragen, welchen *eitrag 3wenn überhaupt5 das SprachspielmodellWittgensteins und die linguistische 1mpliation der Sprachspiele für dielinguistischer onte"tanalCse leisten &nnen# Am besten &nnen wir dieser -ragean 8and einer *eispielanalCse nachgehen# Als ein *eispiel nehme ich den obenangeführten $ialogabschnitt zwischen a'ier %erez uellar und Saddam aus der

 Fe"tsammlung 'on *uchholz 34HH<a5# 1ch werde 'ersuchen, den onte"t des$ialogs 3im oben formulierten Sinne5 zu reonstruieren# =ethodisch orientiere ichmich unter anderem am alten onte"tbeschreibungsmodell 'on =alinowsi34H065#0;  $ieses *eschreibungsmodell hat zwei Vorteile2 /rstens basiert esebenso wie Wittgensteins Sprachspielonzeption auf'ortheoretischen3programmatischen5 Überlegungen über die Sprache0<, so dass die %arallelenzwischen beiden =odellen leicht zu ermitteln ist# >weitens weist dasSprach'erständnis 'on =alinowsi 'iele Phnlicheiten mit dem 'on Wittgensteinauf2 $ie meisten linguistischen 1mpliationen, die wir dem SprachspielmodellWittgensteins zugeschrieben haben, hat =alinowsi 'iel früher e"plizit formuliertund durch die AnalCse einer natürlichen Sprache 3'on Frobriandern5 begründet#=alinowsi war einer der ersten, der aufgezeigt hat, dass die Sprache in erster

0: >ur lassi(ation der onte"tualierungssignale s# Auer 34HH02 0<5#

0; Neben dieser Vorgehensweise wird auch auf den oben erläuterten *egri+ deronte"tualisierungssignale zurücgegri+en#

0< Vortheoretisch bedeutet jedoch nicht, dass =alinowsis Überlegungen überdie *edeutung eine di+erenzierte /rlärung der onte"tbezogenheit der Spracheliefere, wie ihm manchmal 'orgeworfen wird# So wendet etwa Van $ij 30MM<2645gegen =alinowsi -olgendes ein2 >nfortunately, -alino)skiDs Glai thatlanguages or language use should be studied in conteFt is prograatic ratherthan a concrete contribution to the theory of conteFt* Apart fro entioningspeakers, hardly any eFplanation is given of the nature of such conteFts, and itsdescription is reduced to only a fe) eFaples* $ieser /inwand scheint aber nichtganz angebracht zu sein# =alinowsis onte"ttheorie umfasst eindeutig 'iel alsdie /inbeziehung der Sprecherrollen# Dnter dem Stichwort @7onteFt! hat=alinowsi z#*# narrati'e on'entionen und rituelle Sprach'erwendunguntersucht# 3'gl# dazu Schmidt 4H<72 Abschnitt 9#45#

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.inie einen 8andlungsmodus 3ode of action5 hat 3ebd# S# 64:5, dass dasVerstehen einer sprachlichen PuJerung aum m&glich ist, wenn wir denulturellen >usammenhang, die 8andlungsformen einer Gemeinschaft nichtennen, so dass ein sprachwissenschaftliches Studium gleichzeitig in einem@ethnographischen Studium bestehen muss 3ebd#, S 6M;E6M<5# $ie -ormulierung

'on Wittgenstein @>nd eine Sprache vorstellen hei+t, sich eine Lebensforvorstellen! 4P> /H6 hat mit =alinowsis ethnographischen Studien der

 Frobriandersprache onrete empirische Grundlagen#0H  =alinowsis*edeutungsfassung zeigt sich sehr gut an der Gesprächsinterpretaion in seinemommentar zu Kgden und )ichards @=eaning of =eaning 3=alinowsi 4H065#Weil wir uns in unserer weiteren AnalCse 'orwiegend an diesem1ntepretationsmuster orientieren, m&chte ich diese unten ausführlichbeschreiben#

 4.%.% 0alinowskis 3onte(tseantik 

=alinowsi bezieht sich in seinem ommentar zu Kgden und )ichards „-eaningof -eaning!  auf den folgenden, ins /nglische Wort für Wort übersetzten$ialogbeitrag eines Frobrianders 3des *ewohners einer 1nselgruppe neben %apuaNeuEGuinea52

tasakaulo kayatana yakidaBWe run frontwood ourselves6ta)oulo ovanuB tasivila

we paddle in place 6 we turntagine sodaB isakaulowe see copanion ours 6 he runskaIuIuya oluvieki siilaveta PiloluRearwood $ehind their seaar Pilolu.

/bd#3S# 6MME6M45

Auf den ersten *lic macht diese Gesprächsaufzeichnung den /indruc einerzusammenhanglosen Wortsammlung# Auch im -all einer wohlgeformtenenglischen SCnta" wäre sie nicht besser 'erständlich# $as einzige, was ein .eserwohl meren ann, ist, dass es sich um einen bestimmten narrati'en At handelt#

$ie dargestellte 8andlung selbst nachzu'ollziehen und einen bestimmten onte"tfür sie 'orzustellen, scheint aber so gut wie nicht m&glich zu sein# Nach

0H Kb und inwieweit die pragmatische Wende in Wittgensteins %hilosophie 'on=alinowsi beeinLusst wurde, ann nicht diret nachgewiesen werden#Nachweisbar ist nur, dass Wittgenstein =alinowsis Nachwort zu Kgden und)ichards @=eaning of =eaning gelesen haben konnte* harles Kgden, derÜbersetzer 'on Wittgensteins Fractatus war, hat ihm urz nach derVer&+entlichung ein /"emplar 'on @=eaning of =eaning mit =alinowsisNachwort gesendet# Wittgenstein erwähnt dies in einem für den M6?4H06datierten *rief 3.FK2 :H5# Wittgenstein schreibt hier, er habe das *uch nur Lüchtiggelesen, äuJert eine 'orsichtige riti zum Wer, sagt aber nichts über=alinowsis Nachwort# 3'gl# dazu auch Nerlich, lare 4HH:2 6495

6:

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=alinowsi wird dieser @Worthaufen aber schon gut 'erständlich, wenn wir überein ausreichendes 8intergrundwissen über die .ebensweise 'on Frobriandern undüber den Gesprächsonte"t 'erfügen# Dm welche Art 'om 8intergrundswissenhandelt es sich aber genauB

=alinowsi beschreibt zunächst die Gesprächssituation und die Art und Weise

der 8andlung, in der das Gespräch eingebettet ist2 /s handelt sich um eineommuniation nach dem anooEWettbewerb# /in Feilnehmer des Wettbewerbserzählt über dessen Verlauf# $abei handelt es sich nicht um einen bloJen *ericht,sondern um eine emotionale, aus der %erspeti'e des Feilnehmers dargestellte8andlung# %rahlen, positi'e Selbstdarstellung, negati'e $arstellung derGegnerleistungen ! geh&ren nach =alinowsi zum Witz der PuJerung des

 Frobriander anoorenners# $ass diese )ede auf diese Weise emotional geprägtist, erennt =alinowsi auf Grund seiner enntnis der FrobriandischerGesprächsultur 3%rahlen und Selbstdarstellung?Selbstglori(ation seien tCpischfür die Frobrianderultur und )ituale5, aber auch an die Auswahl le"ialischer

=ittel2 den Gebrauch der metonCmischen Ausdrüce wie @auuCa 3rearEwood5 ! für ein anoo, der hinterher fährt und @7ayatana! 3frontJ)oodK6 fürden führenden anoo haben, so =alinowsi, eine emotionale onnotation#6M  /rbezeichnet sie als @technical ters of boasting and eulation!, die man erstangemessen 'erstehen &nne, wenn man die .ebensweise 'on Frobriandern E@their tribal psychology in cereonial life, coerce and enterprise E ennt#Vertraut man auf der Sprachenntnis 'on =alinowsi, so müssen diese Ausdrücein der Ferminologie 'on Gumperz als 3le"ialische5 onte"tualisierungssignaledienen, die es erm&glichen die Art und Weise, den 8andlungszusammenhang dersprachlichen PuJerung zu 'erstehen#

-ür das Fe"t'erständnis reicht jedoch die 1denti(ationsfähigeit der3handlungsbezogenen5 onte"tualisierungshinweise nicht aus# Dm diedargestellte 8andlung nachzu'ollziehen, muss man etwas mehr über die.ebensweise der Frobriander wissen ! z#*# über die Art und Weise desanoofahrens# So 'ersteht man den Ausdruc für @)e paddle in place!, wennman weiJ, dass die Frobriandischen anoofahrer erst dann paddeln, wenn sie sichdem Dfer annähern2 $a das Wasser in der Nähe des Dfers nicht tief genug ist,müssen sie dort die Segel falten und zu paddeln anfangen# Aus diesem8intergrund bezieht sich paddeln weniger auf die Art und Weise einer 8andlung,sondern 'ielmehr auf die .oation der anoofahrer 3ebd# S#6M95# Wichtig ist nach

=alinowsi auJerdem das 8intergrundswissen über das Krts'erständnis und dieortsbezogene Dnterscheidung 'on inlusi'en und e"lusi'en %ossessi'pronominain der Sprache 'on Frobriandern# So &nne man einen Ausdruc wie @behind their seeJar Pilolu! erst nachzu'ollziehen#

Ausgehend 'on diesem onte"twissen reonstruiert =alinowsi das gesamteGespräch wie folgt2

A number of nati'es sit together# Kne of them, who has just come bac from ano'erseas e"pedition, gi'es an account of the sailing and boasts about the superioritC

6M /ine )eLe"ion dieses *eispiels (ndet unter anderem auch in 8eringers@%ratischer Semanti 34H;42;95, jedoch ohne Verweis auf =alinowsis Aufsatz#

6;

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of his canoe# 8e tells his audience how, in crossing the seaEarm of %ilolu 3between the Frobriands and the Amphletts5, his canoe sailed ahead of all others# When nearing theirdestination, the leading sailors looed bac and saw their comrades far behind, still onthe seaEarm of %ilolu# 3ebd#5

$iese $arstellung zeigt, wie omple" eine angemessene )eonte"tualisierung

sprachlicher $aten ist# Aus der Sicht der modernen Sprachwissenschaft in'ol'ierteine solche $arstellung die Anwendung mehrerer Verfahren, die zurzeit in der.inguisti mehr oder weniger etabliert sind# /rstens ommen die =ethoden deron'ersationsanalCse in -rage, um den GesprächstCp zu beschreiben2 $ieenntnis der /rzählon'entionen der Frobriander stellt eineVerständnis'oraussetzung dar# $as 8intergrundswissen über die anoofahrt annüber eine framesemantische *eschreibung zugänglich werden# %roblematisch ist,dass =alinowsi in seinem Aufsatz 3=alinowsi 4H065 für alle diese 8intergründenur einen Fermin @conteFt of situation! 'erbindet*  edoch fällt leicht auf, dassseine $arstellung auf einzelne Gesprächssituationen hinausgeht# So in'ol'iert

seine *eschreibung der *edeutung des Wortes @ paddeln! ulturspezi(scheWissenssegmente, mit seiner *eschreibung 'on onte"tualisierungshinweisenund Art und Weise der Narration geht =alinowsi auf die tCpischen8andlungssituationen in der ultur 'on Frobriandern, nicht lediglich auf eine8andlungssituation ein# Frotz dieser mangelnden terminologischen$i+erenzierung erm&glicht =alinowsi mit seiner $arstellung einen gutenÜberblic über die dargestellten Gesprächszusammenhänge#

5.%.% 7allanal8se) Rekonte(tualisierung des /ialogs zwischen Sadda

-ussein und Perez de ,uellar

)eonte"tualisierung ist nicht nur deswegen eine omple"e 8andlung, weil sie'erschiedene WissenstCpen umfasst, sondern methodisch gesehen auchdeswegen, weil onte"te dCnamische %hänomene sind# 1n 'ielen -ällen wird durchdie Art der sprachlichen 8andlung selbst bestimmt, was an denonte"tinformationen reonstruiert werden muss, so dass es aum m&glich ist,einem allgemeinen *eschreibungsmodell zu folgen# So ist etwa beim obenangeführten $ialog zwischen a'ier %erez de uellar und Saddam 8ussein der-all, den ich im -olgenden analCsieren werde2 $ie onte"tinformationen, die zum

Verständnis ben&tigt werden, sind hier zwar ulturübergreifend aber omple"erals im -all des 'on =alinowsi beschriebenen Frobriandergesprächs# *ei derAnalCse stütze ich mich zum Gr&Jten Feil den *eschreibungspräferenzen 'on=alinowsi, zur )eonte"tualisierung der $ialogsegmente 'erwende ich aberandere Verfahren, die der oben dargestellten Fheorie der onte"tualisierung,sowie der 1nferenzanalCse zugeordnet werden ann# $er gesamte $ialogte"tbe(ndet sich im Anfang, der behandelte Fe"tabschnitt wird oben angeführt 3s#

 Fe"t 45# $ie Nummerierung 'on Fe"tsegmenten habe ich 'on *uchholz 34HH<a2:4E:05 übernommen#

=alinowsi folgend &nnen wir zunächst mit der )eonstrution der

Gesprächssituation anfangen# $as stellt eine groJe Schwierigeit dar, da wireiner *emerung unter der Fe"tüberschrift dazu teilweise hinreichende1nformationen entnehmen &nnen2 es handelt sich um eine 'ollständige

6<

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%rotoollaufzeichnung des Gesprächs?Wortprotooll 3copte rendu int gral5zwischen Saddam 8ussein und a'ier %erez de uellar in *agdad am 40#E46#

 anuar einige Studien früher 'or dem Aufbruch des zweiten Golfriegs# $urch denSatz @Autoris par lTKND &nnen sich die .eser 'ergewissern, dass dieAufzeichnung authentisch sein muss# $as Gespräch ist daher Wort für Wort

aufgezeichnet und dann 3o+ensichtlich5 ins -ranz&sische übersetzt worden#1n der *emerung fehlt jedoch eine 1nformation darüber, inwieweit &+entlich 64

das Gespräch war# $ie Fatsache, dass der $ialog aufgezeichnet wurde, sagt unsin dieser 8insicht aum etwas2 @Wir wissen, dass alle Gespräche auf hoherdiplomatischer /bene auch dann aufgezeichnet werden, wenn sie @geschlossen,d#h# ohne die Anwesenheit der =assenmedien und das &+entliche %ubliumstatt(nden# Kb die $ialogpartner wussten, dass das Gespräch später'er&+entlicht sein würde, ist nach dem Fe"t 4# nicht feststellbar# Aus den anderen]uellen wissen wir jedoch, dass der $ialog auf pri'ater /bene, ohne Anwesenheitder =assenmedien stattgefunden hat#  60 $ie -eststellung 'on der R+entlicheit

oder NichtER+entlicheit ist für das Fe"t'erständnis insoweit wichtig, weil das 3in64 *eim Gebrauch des Wortes @&+entlich beziehe ich mich zum gr&Jten Feil auf die$e(nition der &+entlichen ommuniation in *entele et al# 0MM62<# $ie &+entlicheommuniation wird hier de(niert als „7ounikationsprozesse und strukturen, die:=entlich stattMnden und häuMg aber nicht z)ingend durch -assenedien verittelt)ird* $azu zählen auch @'iele *ereiche interner und e"terner ommuniationen 'ielerDnternehmen und anderen Krganisationen ebenso wie die %resseonferenzen# Allerdingsgehe ich auch da'on aus, dass die *egri+e @&+entlichE@pri'at manchmal schwer'oneinander abzugrenzen sind# So ist ein &+entliches /regnis, wenn z#*# zweiStaatspräsidenten zu politischen Anlässen @hinter 'erschlossenen Füren miteinandersprechen, mindestens insoweit als sie in 'ielen -ällen über die /rgebnisse des Fre+ens inder R+entlicheit zu berichten haben# 1nwieweit diese Art einer@8intergrund&+entlicheit auf die @geschlossene ommuniation /inLuss nimmt, istnicht immer feststellbar# AuJerdem ist auch zu berücsichtigen, dass sich die@R+entlicheit nicht nur anhand der Anzahl der direten oder indiretenommuniationsbeteiligten de(nieren lässt und dass der moderne R+entlicheitsbegri+auch disursi'e 8intergründe hat2 Wie *&e 34HH:2H5 im Vorwort des Sammelbands@R+entlicher Sprachgebrauch schreibt, wird die R+entlicheit im Gegensatz zum@$irigismus oder @Autoratie 'erstanden @als Sphäre der gesamtgesellschaftlichen,disursi'en Willensbildung, an der alle beteiligt sind bzw# sein sollten, wobei diese .esartin unserem >usammenhang eine untergeordnete )olle spielt# Dns interesseiert @dieR+entlicheit nur insoweit, als der Adressatenreis eine =oti'ation für die Auswahl des

)egisters 38&Licheit5 und anderer onte"tualisierungshinweise sein &nnte#

60 .aut Assotiated %ress 3M<#M0#4HH45 und Neues $eutschland 344#M0#4HH45wurde die Aufzeichnung zunächst 'on der iraischen Seite der R+entlicheitbeanntgegeben# $er Fe"t wurde in der arabischen Sprache 'on der jordanischen>eitung AdE$estour publiziert# Associated %ress 3ebd#5 berichtet auJerdem, dass%erez de uellar selbst gegen die Ver&+entlichung des pri'aten Gesprächs sei2Fhe secretarCEgeneral feels that it is a serious breach of practice to publish sucha document, a pri'ate con'ersation between the D#N# chief and a head of statek,he 3-rancois Giuliani ! Sprecher des DNKEGeneralseretärs, $#G#5 told a brie(ngk#$aher muss der $ialog eher in einem pri'aten )aum stattgefunden haben undwar für die R+entlicheit weniger 'orgesehen

6H

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manchen -ällen5 gleichzeitig die -eststellung des Adressatenreises derGesprächsbeiträge und somit die *estimmung des *ezugsonte"tes miteinschlieJt# $ie %ri'atheit des Gesprächs bedeutet nicht notwendig, dass die$ialogpartner o+ener und aufrichtiger sprechen, sondern 'ielmehr, dass derenonte"tualisierungstrategie am gemeinsamen und nicht am &+entlichen Wissen

orientiert# Wäre die ommuniation &+entlich, dann &nnten wir damit rechnen,dass die Aussagen der Gesprächsbeteiligten nicht nur an den jeweiligen$ialogpartner richtet, sondern 3wahrscheinlich5 an das internationale %ublium,an die DSE)egierung, an die iraische *e'&lerung und dergl# 1n unserem -all istaber ein *ezug auf die R+entlicheit weniger als ein rele'antes riteriumgeeignet, um die Auswahl der Gesprächsstrategien 'on $ialogpartnern zuerlären66#

$er zweite Schritt der )eonte"tualisierung wäre die )eonstrution derVorgeschichte und des Gesprächsanlasses# Stärer als im 'on =allinowsibeschriebenen Frobriandergespräch bildet hier die Ausgangssituation die

8auptQuelle der 1nferenzen 'on PuJerungen# AuJerdem sind dieonte"tinformationen 'orwiegend gesprächsspezi(sch, während beim

 Frobriandergespräch es sich um tCpische ulturelle 1nformationen gehandelt hat2$er 8intergrund und die Ausgangsposition des Gesprächs bildet der

be'orstehende, aum mehr zu 'ermeidender internationaler rieg, an der sichunter anderem DSA, 1ran, 1ra und die meisten Golfstaaten beteiligen werden#$er wichtigste Anlass des riegszustands ist der /inmarsch der iraischen Armeein uwait# Frotz mehrerer )esolutionen des DNESicherheitsrats, war die 1raEregierung nicht zum )üczug ihrer Fruppen zu bewegen# >um >eitpunt desGesprächs nähert sich die rise bereits ihren 8&hepunt# /ine antiiraische

oalition mit 00 .ändern mit der DSA an der Spitze hat sich schon gebildet und istbereit zum militärischen /insatz# Am 40#M4E47#M4#4HH4 stimmt der DSEongressfür den rieg ab#

$ie beiden Atanten des $ialogs sind auf unterschiedliche Weise mit demonLit 'erbunden# Saddam 8ussein ist der Staatspräsident 'om 1ra undgleichzeitig, wie es in 'ielen %räsidentialstaaten der -all ist, der Kberbefehlshaberder iraischen Armee# $aher ! einer der 8auptbeteiligten und einer der8aupt'erantwortlichen am onLit# a'ier %erez de uellar ist derGeneralseretär der Vereinten Nationen# Ausgehend 'on seinem Amt 'ertritt er3mindestens rechtlich gesehen5 einen Staat, eine onLitseite und 'ersucht zur

.&sung des onLits über dem diplomatischen Weg beizutragen# Nun greift %erezde uellar nach der letzten hance dazu, indem er Saddam 8ussein tri+t und ihnzu überzeugen 'ersucht, auf das Dltimatum der oalitionsstaaten einzugehenund die Fruppen aus der uwait abzuziehen ! anscheinend die einzige =&glicheitden internationalen rieg zu 'ermeiden#

66 Allerdings sind trotz der Abwesenheit der =edien die R+entlicheitsbezüge3%)EStrategien5 im Gespräch nicht 'ollständig auszuschlieJen, da der $ialogaufgezeichnet worden ist# *eiden Gesprächspartnern muss bewusst sein, dass dieAufzeichnung unter Dmständen 'er&+entlichbar ist und somit eine politische*edeutung hat# .aut Assosiated %ress 34<#M0#4HH4, s# $ie -uJnote oben5 hat dieiraische Seite die Aufzeichnung 'er&+entlicht, um zu zeigen, dass Saddam8ussein urz 'or dem rieg tatsächlich ompromisbereit war#

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Soweit wissen wir genug über erwartete 1ntentionen der $ialogteilnehmer unddas gemeinsame *ezugssCstem, das im Gespräch präsupponiert wird# Nunfangen wir mit der AnalCse einzelner $ialogsegmente an2

345 e suis heureu" de 'ous rencontrer nou'eau 3#%#5#

$er 4# Satz geh&rt in die ategorie der phatischen PuJerung# $ie phatischePuJerung 3oder phatische ommuniation, ein Ferminus, der 'on =alinowsigeprägt wurde5 bezeichnet nach der üblichen $e(nition eine sprachliche8andlung die ausschlieJlich interationsspezi(sche, soziale -untion haben wieetwa GruJformeln -loseln über Wetter etc# $er 4# Satz dient zurGesprächser&+nung# $ass es sich um eine phatische ommuniation handelt, istleicht festzustellen2 aus unserer Sprachenntnis wissen wir, der Satz 345 eineübliche -ormulierung zur Gesprächser&+nung ist# 1n 'ielen europäischen und

nichtEeuropäischen Sprachen gibt es analoge -ormulierung, etwa deutsch2 ichfreue mich Sie wiederzusehenI englisch2 nice to meet Cou againI spanisch2 =ealegro de 'erte de nue'o u#'#m# edoch wäre falsch, zu schlieJen, dass diese-ormulierungen ausschlieJlich phatische -untion haben# Sie dienen auJerdemzur Dnterstreichung der freundlichen /instellung gegenüber demGesprächspartner# a'ier %erez de uellar hatte die =&glicheit das Gesprächalternati' mit einer neutraleren GruJformel zu er&+nen# $as Gespräch ohne einephatische -ormulierung anzufangen, &nnte aber schon als eine Dnh&Licheit'erstanden werden#  $arüber hinaus geht diese -ormel über die phatische-untion schon wegen der sCntatischEsemantischen -orm hinaus2 $er Ausdruc@rencontrer nou'eau präsupponiert, dass sich %erez de uellar Saddam8ussein früher mindestens einmal getro+en haben# Auf Grund dieser%räsupposition ann %erez de uellar eine ohärenz zwischen Satz 345 und Satz305 herstellen, indem er den präsupponierten Sach'erhalt im 0# Satz e"pliziteinbezieht2

305 Test la troisime fois, monsieur le %rsident, Que nous nous 'oCons dans descirconstances similaires#

Satz 345 bezieht sich auf Satz 305, indem damit %#d## präzisiert, was er genauunter @rencontrer nou'eau gemeint hat# $ie wichtigste Voraussetzung für das

Verständnis liegt jedoch im deitischen Ausdruc @dans des circonstancessimilaires 3unter den gleichen Dmständen5, der sich auf den Situationsonte"tbezieht# 1n diesem Sinne präsupponiert @unter den gleichen Dmständen, dass esauch während der 'orangehenden 0 Fre+en zwischen Saddam 8ussein und %#d##eine risensituation bestand# Auch wenn wir die Fatsachen nicht ennen, &nnenwir 'ermuten, dass der Anlass der 'orangehenden Fre+en auch-riedens'erhandlungen waren und %#d## auch damals 'ersucht hat, S#8# zuüberzeugen, onzessionen einzugehen# $ie Fatsache, dass die Atanten einanderunter den gleichen Dmständen tre+en wie 'orher, impliziert ausgehend 'omonte"t, dass es die 'orherigen Verhandlungen zu einen /rgebnissen gebracht

haben# 1nsofern &nnen wir Satz 305 als eine Andeutung für Saddam 8ussein'erstehen, dass er 'erantwortlich für die /rgebnislosigeit der 'orherigenVerhandlungen ist und dass er nun die onzessionen machen, d#h# dem

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Dltimatum der AntiE1raEoalition nachgehen muss# $iret ann man dies %#d##aber nicht unterstellen# =it @dans des circonstances similaires onnte er einzigund allein die risensituation ! einen atuellen Gesprächsonte"t und dasGesprächsthema ansprechen# Anscheinend muss %#$# auch bewusst sein, dassSatz305 als eine Andeutung für seinen $ialogpartner 'erstanden werden ann !

und, um die 1nterpretation als eine 3direte5 Anlage oder Au+orderung zu'ermeiden, äuJert er den Satz 3652

365 Tespre re'enir un jour pour jouir en touriste, de 'otre hospitalit et pourdcou'rir le patrimoine culturel de 'otre paCs#

$er Satz 365 ist im Dnterschied zum Satz 305 nicht an 8and des präsupponiertenSituationsonte"tes zu 'erstehen# 8ier fehlt es an deitischen Ausdrucen# $ieVoraussetzung für das Verstehen ist jedoch auch der onte"t, aber nichtunbedingt der atuelle, sondern der ulturelle onte"t, das 3eigentlich tri'iale5allgemeine 38intergrunds5Wissen2 Von %#d## einem DNKEGeneralseretär ist nichtzu erwarten, dass er in ein risengebiet als ein Fourist reist, um das ulturelle/rbe des .andes zu studieren# $er *esuch des .andes im Status eines Fouristenist erst dann m&glich, wenn die riegsgefahr 'orbei und @die Dmstände nichtmehr @gleich sind wie zum >eitpunt des Gesprächs# $ie erho+te Situation„revenir un <our, en touriste! setzt %#d## der tatsächlichen .age @descirconstances similaires! entgegen2 =it der 8o+nung auf einen touristischen*esuch ho+t %#d# nach seiner PuJerung auf eine friedliche, nicht mehrangespannte .age im 1ra 3was ohne die friedliche .&sung des onLits nichtm&glich ist5# =it dem Ausdruc @le patrimoine culturel de 'otre paCs 3dasulturerbe 1hres .andes5 spricht %#d# wiederum die riegsgefahr und Saddam8usseins Verantwortung an2 1m -all eines Golfrieges besteht ja die Gefahr, dassdas iraische ulturerbe 'ernichtet wird, daher muss Saddam 8ussein3mindestens als ein 1raer, dem die iraische ultur wichtig ist5 alles tun, um denrieg zu 'erhindern# $er Satz 365 hat auch die -untion, die nach der Ansicht 'on%#d#, positi'e *otschaften für Saddam 8ussein zu 'ermitteln# =it den Ausdrücende votre hospitalit 3unter ihrer Gastfreundschaft5 und de votre paCs 31hr .and5onte"tualisiert %#d## seine freundliche *eziehung zum 1nterationspartner2 /rweist daraufhin hin, dass ihm die *eziehungen zu seinem Gesprächspartnerwichtig sind 3er (ndet die Gesellschaft 'on S#8# angenehm5 und dass er ihnrespetiert 3@9hr .and5#

Saddam 8ussein hat anscheinend die Anspielungen 'on %#d## 'erstanden# $aslässt sich daran meren, dass er die im Satz 375 angespannte .age 3tension5anspricht2 obwohl %#d## gar nicht e"plizit erwähnt hat, dass sein Studium desulturellen /rbes 'om 1ra die angespannte .age im 1ra 'erhindert2

375 1l C a eu des moments sans tensions, mais 'ous nTtes pas 'enu#

 Frotz des Verständnisses ist Saddam 8ussein au+ällig unooperati' gegenüberden PuJerungen seines Gesprächspartners# /rstens spielt er nicht an derphatischen ommuniation mit2 Von ihm wäre zu erwarten, zu sagen, er freue

sich, %#d# wiederzusehen oder dass er sich bei %#d# dafür bedant, dass er sichso 'iel =ühe gibt, zur friedlichen .&sung etwas beizutragen# Auch auf die h&Liche3amtliche5 Anrede 'erzichtet er im rassen Gegensatz zu seinem

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Gesprächspartner '&llig# >weitens unterstellt S#8# %#d## die Dnehrlicheit# $emSatz 375 liegt die folgende %räsupposition zugrunde# Wenn %#d## Satz 365 ehrlichgemeint hat und dass er sich für das iraische ulturerbe interessiert, hätte erden 1ra früher besucht, als die .age nicht angespannt war# $as hat er nichtgetan# Also lügt er /s lässt sich auch 'ermuten, dass S#8# mit dem Satz 375

auJerdem die $isussion über seine Verantwortung im onLit zurüczuweisen'ersucht# Wichtig für das Verständnis der $isursstrategien beiderGesprächspartner ist es auJerdem, dass S#8# die gespannte .age im 1ra diretbenennt 3@tension5, während %#d## das 'ermeidet 3@dans le circontancessimilaires5#

Wegen der PuJerung 7 ist %#d## gezwungen, @sich zu rechtfertigen und zuargumentieren, dass er 365 ehrlich gemeint hat2 /rstens habe er dieulturdenmäler 'om 1ra doch ennengelernt dan Fare Aziz, demAuJenminister 'om 1ra und zweitens sei die ganze @zi'ilisierte Welt ist in derAu+assung einig, dass der 1ra die @Wiege der >i'ilisation ist# $aran, dass auch

%#d## 3als ein Vertreter der zi'ilisierten Welt5 sich für das ulturellen /rbe 1rasinteressiert, muss nichts Verwunderliches sein2

395 =on 'u est de re'enir come touriste et grXce mon ami, monsieur Fare Aziz, je pourrai 'isiter les cites historiQues de lT1ra# ar tout le monde ci'ilis sait Que'otre paCs est le berceau de la ci'ilisation#

%#d## bleibt bei seinem alten onte"tualisierungsmuster2 /r unterstreicht immerwieder seine freundschaftliche *eziehung zur iraischen Seite, indem er etwa

 Fare Aziz 3den AuJenminister 1ras5 @seinen -reund nennt, Saddam 8ussein

immer wieder h&Lich 3mit @monsieur le president5 anredet und omplimente fürdas iraische ulturerbe nicht spart 3@'otre paCs est le berceau de la ci'ilisation5#Kb er mit 395 auch auf die Dnoopperati'ität und Dnterstellung 'on S#8# reagiertist schwer einzuschätzen2 $ie Wiederholung der Aussagen aus 375 3=on 'u estde re'enir come touriste5 ann auf der einen Seite als ein 1ndiz dafür dienen, auf der anderen Seite ann dieser Vorgang lediglich als eine h&Liche /rlärunginterpretiert werden#

$ie PuJerung 3:5 'erwendet S#8# um seine Strategie zu realisieren undanscheinend die riegsschuld der gegnerischen oalition zuzuschieben# Soorrigiert er %#d##, dass es mit G#*usch eine Ausnahme für die -ormulierung im395 gibt# $ie PuJerung 3:5 impliziert rein propositional2 S#8# weiJ, dass 1ra @dieWiege der >i'ilisation ist 3/r geh&rt daher zur ategorie „tout le onde civilis9! 6*$er einzige, der das nicht weiJ, ist *ush 3@sauf *ush ! Somit wird *ush auf dermetaphorischen /bene insoweit disriminiert, als er 'om Gesamt der zi'ilisiertenWelt ausgeschlossen wird5# Ausgehend 'on der )elationsma"ime 3dass S#8# etwasSinn'olles und AdäQuates sagen wollte und nicht dass *usch 'on der>i'ilisationsgeschichte eine Ahnung hat5 heiJt die PuJerung 3:5 auf den onte"tbezogen2 Wenn das ulturerbe 1ras beschädigt wird, dann sind dafür seineGegner 3mit *ush an der Spitze5 'erantwortlich# /r selbst schätzt dasWeltulturerbe seines .andes, sieht die Gefahr ein, dass es durch den riegbedroht wird Wenn es zu einer friedlichen .&sung ommen ann, dann ann ernichts dafür, daran ist nur @*ush schuldig# $ie *emerung @Sauf *ush onnteauch als Signal interpretiert werden, dass es schon an der >eit ist, nicht 'on

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seiner, sondern 'on der Verantwortung der amerianischen Seite zu sprechen#$ass die $arstellung seiner Gegner als für den rieg 'erantwortlich der StrategieS#8#s ist, ist dem weiteren Verlauf des Gesprächs zu entnehmen# /r unterstellt%#d## in seinem weiteren Gesprächsbeitrag, er 'ertrete *ushs 1nteressen undhandle unter seiner Anweisung# %#d## seinerseits 'ersucht 'ergeblich, ihn zu

überzeugen, dass er aus eigener 1nitiati'e nach dem 1ra geommen ist#Wie ersichtlich hat sich die )eonte"tualisierung des Fe"tes 0 omple"er und

anspruchs'oller erwiesen als die )eonte"tualisierung des Frobriandergesprächs'on =alinowsi# /benso schwieriger ist die onte"tbezogene >usammenfassungdes 1nhalts 'on diesem Gesprächsabschnitts ohne die 3selbst5 hinterfragbare1nterpretation der Sprecherintentionen# Angebrachter wäre deshalb zunächst die>usammenfassung an 8and der 1nterpretation einzelner wichtigsteronte"tualisierungshinweise, etwa folgendermaJen2

a5 1nterationsbezogene onte"tualisierungssignale2

 e suis heureu" de 'ous rencontrer nou'eau 345, monsieur le %rsident 305, dcou'rir lepatrimoine culturel de 'otre paCs 365, de 'otre hospitalit 375 le berceau de la ci'ilisation395, mon ami, monsieur Fare Aziz#

=it diesen Ausdrucen weist #%## auf seine h&Liche 1nterationsform undfreundliche /instellung gegenüber seinem Gesprächspartner hin#

b5 *ezüge?8inweise zu Gesprächssituation und EFhema%#d#2 rencontre nou'eau 345, le troisime fois des circonstances similaires 305, Tespre re'enir un jour, en touriste 375#S#8# 2 tension 395#

c5 *ezüge?8inweise zur @$iscourse strategC, %osition des Sprechers2

S#8# 2 Sauf *ush 3:5 I tension 395 %#d## 2 le troisime fois des circonstancessimilaires 305#

=it der auf #%##s $ialogbeitrag 395 weist S#8# darauf hin, dieVerantwortung einzig seinen Gegnern zuommt 3:5# $er euphemistische8inweis %#d## auf die gespannte .age im 1ra und die direte *ennenungdessen 'on Saddam 8ussein sprechen auch für den Stil, die$isursprägung und die Strategie der Gesprächspartner#

Ausgehend 'on diesen onte"tualisierungshinweisen und dem atuellenonte"t lässt sich den gesamten behandelten Gesprächsausschnitt etwafolgenderweise darstellen2

Am Abend 'om 46#M4#4HH4 und wie es sich später herausgestellt diret 'ordem Aufbruch des beannten internationalen Golfriegs im 1ra traf der damaligeDnoEGeneralseretär a'ier %erez de uellar den damaligen %räsidenten des 1rasSaddam 8ussein, um mit ihm über die =&glicheit der onzessionen 'on deriraischen Seite und somit über die =&glicheit zu einer friedlichen .&sung desonLits zu sprechen# $as Gespräch wurde, wie in der diplomatischenommuniation üblich, aufgezeichnet# *ereits am Anfang des Gesprächs wurdedie Spannung und ommuniationsschwierigeit zwischen beiden

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Gesprächspartnern deutlich2 a'ier %erez de uellar hat Saddam 8usseinfreundlich begrüJt und h&Lich auf die risenlage 3und e'tl# auf die VerantwortungSaddam 8usseins dafür5 hingewiesen, indem er bemert hat, dass sie schon zumdritten =al in einer risensituation tre+en und dass er sich wünsche, den 1ra ineiner friedlichen Situation als Fourist besichtigen und das hochgeschätzte

ulturerbe 1ras zu studieren# Saddam 8ussein war hingegen au+älligunooperati'2 er hat %erez de uellar nicht gegenbegrüJt, hat ihm im Dnterschiedzu seinem Gesprächspartner nicht angeredet und hat ihm sogar unterstellt, dassseine *emerung über das iraische ulturerbe und -riedenswünsche unehrlichgemeint seien# Nach der 3wiederum h&Lichen5 @Verteidigung %erez de uellarshat er erwidert, dass sein ünftiger riegsgegner George *ush der einzige sei, derdie *edeutung des iraischen ulturerbe nicht enne 3und damit angedeutet,dass *ush allein für den onLit 'erantwortlich sei, nicht aber er5#

=it dieser *eschreibung m&chte ich die )eonte"tualisierung desGesprächsabschnitts zwischen %erez de uellar und Saddam 8ussein

abschlieJen# Natürlich lässt sich die $arstellung weiter 'ertiefen# Wie das 'on=alinowsi dargestellte Frobiandergespräch setzt auch dieses bestimmteulturelle 3wenn auch nicht einzelulturelle5 enntnisse, mindestens 'ageenntnisse etwa über die 1nstitutionen wie %räsident, Staat, DNK, DNKEGeneralseretär sowie über bestimmte onte"tualisierungson'entionen3@%hatische ommuniation5 'oraus# Wenn wir etwas mehr über die iraischEarabischen Gesprächson'entionen wüssten, hätten wir 'ielleicht dieGesprächszüge besser 'erstanden2 Gesetzt den -all, dass für Saddam 8ussein3als einen 1raer5 GegengruJ und die pers&nliche Anrede ein >eichen der8&Licheit oder der Anrede ist# $ann wäre seine Dnoopperati'ität mindestens

nicht absichtlich zu 'erstehen# -ür das Verständnis 'om Fe"t 4 3als eine>eitungspubliation5 selbst ist auJerdem wichtig zu wissen, auf was für eine8andlungson'ention bzw# das Sprachspiel das franz&sische Wort @autoris*ezug nimmt, welche Voraussetzung erfüllt werden muss, damit etwas alsautorisiert 3genehmigt5 gelten ann, was die institutionsbezogene Verwendungdes Wortes @autoriser 3genehigenK, bevollächtigenK5 in @eune AfriQue 'ondessen anderer Verwendung 3erlaubenK, gestattenK5 unterscheidet# $iese-ortsetzungsm&glicheiten der $arstellung zeigen, dass eine linguistische)eonstrution des onte"tes nur graduell erfolgen und selbst 3weiter zuinterpretierende5 onte"tualisierungshinweise enthalten ann# $ie Notwendigeit,

das onte"tuelle 8intergrundswissen zu e"plizieren, hängt 'on denVerständnisinteressen des 1nterpreten ab#Nun lässt es sich fragen, genau in welcher *eziehung steht und welchen

*eitrag leisten onnte die Sprachspielmethode zur )eonte"tualisierung desanalCsierten Fe"tabschnitts 3Vorausgesetzt, dass wir die Sprachspielmethode imlinguistischen Sinne als eine *eschreibung 'on 'erschiedenen8andlungsonte"ten und !on'entionen 'erstehen5# Auf der einen Seite weisendie einzelnen onte"tualisierungssignale die jeweiligen Sprachspiele hin2 Sointerpretieren wir etwa die Ausdrüce aus 3a5 als h&Lich, unh&Lich, freundlichoder unfreundlich, auf Grund der %rämissen der jeweiligen Sprachspiele# $ie

onte"tualisierungshinweise aus 3b5 und 3c5 'erstehen wir, indem dieVerwendungsweise 'on entsprechenden Ausdrücen in den ähnlichen oderanderen Sprachspielen ennen und die -ähigeit haben sie mit dem atuellen

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Situationsonte"t 3auf Grund der )elationsma"ime 'on Grice5 in *eziehung zusetzen#67  Auf der anderen Seite macht die Verschiedenheit deronte"tualisierungshinweise und der dem Fe"t zu Grunde liegenden sprachlichenon'entionen auf ein %roblem der Verwendbareit der Sprachspielmethode 'onWittgenstein auf die natürliche Sprache aufmersam# $ie meisten

Sprachspielbeschreibungen, die im Spätwer 'on Wittgenstein beziehen sich auf die in sich geschlo+ene Systee der 0erständigung* $ie ommuniation 'onSaddam 8ussein und %erez de uellar, wie die meisten sprachlichenommuniationsformen umfassen mehrere, mehr oder weniger miteinander'erwandte Sprachspiele# $en gesamten $ialogabschnitt unter demSammelbegri+ 3oder Sprachspiel5 @diplomatisches Gespräch zusammenzufassenhätte nicht die letzte Aussageraft# edoch ist die )ele'anz einer solchenmetaommuniati'en >uordnung nicht zu übersehen, denn sie liefert bestimmteVoraussetzungen für das Verstehen des $ialogabschnitts# $as Stichwort@$iplomatisches Gespräch spielt auf die erwartbare Gesprächssituation 3das

dieser $ialog etwa wie jedes diplomatische Gespräch protoolliert wird5, densozialen Status und das Verhältnis zwischen den Atanten 3dass sie bestimmtesoziale 1nstitutionen 'ertreten5 an und thematisiert erwartbare politische>usammenhänge 3das es sich um die politischen /ntscheidungen geht5# Somitlent sie die Aufmersameit auf die Aspete, die für das Gesamt'erständnis des

 Fe"tes mehr )ele'anz haben als alle weiteren Aspete 3die ebenfalls für die)ezipienten präsent sein &nnen5# /ine solche metaommuniati'e >uordnungerlärt dabei aum, wie die einzelnen onte"tualisierungshinweise und dieGesprächsstrategien der Sprecher 'erstanden werden &nnen# -ür diesemantische Fe"tanalCse ist daher nicht an 8and der *eschreibung eines

einzelnen sondern mehrerer Sprachspiele m&glich# Solche *eschreibungen&nnen tatsächlich nützlich sein, wenn wir unter @Sprachspielen dietatsächlichen 8andlungson'entionen 'erstehen und nicht dieGedanene"perimente oder (ti'e onte"tdarstellungen# Ausgehend 'on dem'ielfältigen =ethodenangebot der modernen .inguisti und angesichts dermangelnden $i+erenziertheit des 1nstrumentariums des Sprachspielmodells ist esaber durchaus fraglich, ob es Sinn macht, auf Grund derSprachspielbeschreibungen Wittgensteins ein linguistisches, handlungsbezogenesVerfahren der onte"tanalCse zu entwiceln# /inerseits, lässt sich in derSprachspielmethode Wittgensteins neben den eher programmatisch zu

'erstehenden 8inweisen auf die )olle des onte"tes und der)eonte"tualisierung bei der Verständigung, wie ich im letzten Abschnitt diesesapitels zeigen werde, einige onrete Grundlagen (nden, um die *eziehungzwischen der 8andlung, onte"t und das Verstehen, bzw# der dCnamische undnicht der statische harater der Verständnigung und die $eterminiertheit desVerstehens durch die 8andlung zu erlären# Wie dies erfolgen ann, werde ich imnächsten Abschnitt aufzuzeigen 'ersuchen# Andererseits bedarf diese /rlärung

67 Allerdings liefern die Verstehens'oraussetzungen für den Fe"t nicht nur dieSprachspiele selbst# So reonstruieren wir die %räsupposition für den$ialogbeitrag 305, dass man in ein risenland normalerweise nicht fahren wird,um das ulturelle /rbe des .andes zu studieren, nicht an 8and 'onSprachspielen#

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einer ergänzenden *egründung aus der linguistischen %erspeti'e# =einer=einung nach wird diese *egründung neben der onte"tualisierungstheorie 'onGumperz 'or allem an 8and des -ramingEAnsatzes 3Fannen 4HH65 m&glich, diedi'erse %arallelen mit dem Sprachspielmodell Wittgensteins aufweist#Ausführlicher darauf ommen wir im Abschnitt 9#6# und sprechen#

5.4 Sprachspiele und das verstehensrelevante Wissen

$ie Überschrift und somit das Fhema dieses Abschnitts enthält einige@1nhaltssto+e, die 3ohne eine /rlärung der >ielsetzung5 leicht eine ritianzünden &nnten# $ie onjuntion @und suggeriert ! und das ist tatsächlich dieAbsicht ! dass die Sprachspielsemanti und das 'erstehensrele'ante Wissen imgleichen onte"t behandelt werden# 1st dies aber m&glichB .iegt nicht bereits auf 

der 8and, dass die beiden %hänomene 3nach Wittgensteins Ansicht5 wenigmiteinander zu tun habenB Wie im apitel 4# dargestellt, wird die spätere%hilosophie Wittgensteins in der linguistischen .iteratur 'erstärt mit der=entalismusEriti 'erbunden# Werden seine Au+assungen über die Spracheangenommen oder abgelehnt, dann 'or allem wegen dieses Antimentalismus#$ie Gebrauchstheoretier, die sich als Nachfolger 'on Wittgenstein erlären,de(nieren sich in gewisser 8insicht als @AntiE=entalisten2 Gloning sprichtbeispielsweise =alinowsis Au+assungen über die *edeutung deswegen ab,@gebrauchstheoretisch zu sein, weil sie auch eine @mentalistische $eutung des*edeutungsbegri+s zulieJe# Dnd eller 34HH92 :<5 'erdant Wittgenstein dieAnsicht, dass sich die *edeutungen 'ergleichen oder überprüfen lassen @ohneeinen *lic in den opf oder Seele# Von der anderen Seite dient eben dieser@Antimentalismus als der 8auptritipunt des Sprachspielmodells 'onWittgenstein# Dnter anderem reist sich etwa homsCs riti an Wittgenstein3homsC 4H<M2 7HE9M5 um den Antimentalismus# An anderen Stellen (nden wirimmer Vorwürfe, dass Wittgenstein sich gegen %rozesse im *ewusstsein richte,übersehe dabei intentionale Gedächtniszustände 3Absichten, Überzeugungen,*egri+e als mentale ategorien5#69  1n *ezug auf diese ritipunte gibt estatsächlich zahlreiche *elege in Wittgensteins Spätwer 3z#*# %D 47<, 47H5# $iese*elege und ritipunte habe ich bereits im 4# apitel disutiert und werde hiernicht wiederholt auf sie eingehen# 1ch m&chte nur urz auf das /rgebnis dieser$isussion hinweisen, dass sich im Wittgensteins Spätwer für einsprachtheoretisch zu 'erstehender @Antimentalismus aum noch Grundlagenbietet# Wittgenstein wirft dem %sCchologismus und =entalismus eine @einseitige$iät 'or, indem er die Vielfalt der Verwendungen 'on W&rtern wie @lesen,@Absicht, @meinen gegenüberstellt# $ie %assagen, wo die Aussagen über dieseelischen >ustände ad absurdem geführt werden 3so etwa in die AnalCse 'on

69 So im Fhesenpapier 'on %eter 8ueblI 1m 1nternet unter2http2??www#philipphuebl#com?pdf?8ueblGrundwissenSprachphilosophie0M11%ragmatiWebseite#pdf , Am ausgeprägtestens (nden sich die riti anWittgensteins Antimentalismus in homsi 34H<45# >uletzt gesehen amM4#M9#0M47

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.esen in %D5, sind sprachritisch und analCtisch, sie stellen aber eineempirischen Fheorien dar, die die )olle 'on @mentalen >uständen ausschlieJt6:#Wittgenstein foussiert zwar in *ezug auf seine Sprachspiele eher @die Fechnibeherrschen, @abrichten, @training als das zugrunde liegende Wissen# $ass

 jedoch die @psCchologische Seite der *edeutung für ihn nicht irrele'ant ist, lässt

sich an einzelnen Sprachspielen 3*r* 49H5 und Wittgensteins Überlegungen überdas @AspeteEsehen meren, die nicht ohne )ücgri+ auf die ogniti'en %rozesseerlärt werden &nnen# $aher werden wir 'om Wittgensteins $enweg nicht sehrabweichen, wenn wir 'on den Sprachspielen aus einer in gewisser 8insichtogniti'istischen oder interpretati'en %erspeti'e sprechen# Dm Wittgensteinaber nicht unterstellen zu müssen, 'erantwortlich für später entwicelte8andlungstheorien zu sein, gilt es, 'orwegnehmend darauf hinzuweisen, dass ichim -olgenden 'on den Sprachspielen als 'on %hänomenen und derSprachspielmethode als die =&glicheit ihrer /rfassung und *eschreibung 3z#Füber Wittgenstein hinaus5 ausgehe# 1n diesem -all stellt sich die -rage nach dem

Verhältnis 'on Sprachspielen und Wissen fast so gut wie selbst'erständlich#SchlieJlich ist das Wissen über die Sprachspiele ein wichtiger Feil unseres/rfahrungswissens, das zum Verstehen sprachlicher PuJerungen beiträgt# $ieses/rfahrungswissen muss über die bloJe *eherrschung einer Spieltechnihinausgehen# Wie 'erhalten sich die Sprachspiele aber zum Übrigen WissenB WiebeeinLusst das Wissen über die Sprachspiele das Verstehen 'on sprachlichenPuJerungenB Wie lässt sich dieser /inLuss theoretisch interpretieren undmethodisch darstellenB $as sind die -ragen, die uns im -olgenden ausgehend'on 'orherigen Überlegungen beschäftigen#

Dm in das nachfolgende Fhema noch besser einzusteigen, gestatten wir unseinen urzen )ücblic auf die 8auptergebnisse und !erenntnisse aus dem'orangehenden Abschnitt# $ort wurde die Sprachspielmethode 'on *uchholz alseine )eonte"tualisierung 'erstanden bzw# in eine Vorgehensweise der)eonte"tualisierung modi(ziert# $ie Art und Weise der )eonte"tualisierungwurde durch einen Abschnitt aus dem $ialog zwischen zwei politischen Atanten3Saddam 8ussein und %erez de uellar5 e"empli(ziert# $ie gesamte $arstellungdes onte"tes war handlungsE und sprachspielorientiert# edoch ergab es sich,dass sich zur angemessenen )eonstrution des onte"tes dieser -ous  erweitert werden musste# Dm die tCpischen Wittgensteinschen -ragen wie@welches Sprachspiel wird gespieltB @Wie wird gespieltB @Welche Spielregelnwerden befolgtB zu beantworten, mussten wir gleichzeitig auf die Antwort nachden -ragen suchen, die das onte"trele'ante Vorwissen betre+en# $abeiumfasste dieses Vorwissen mehrere Aspete, auf die im analCsierten $ialog durch'erschiedene sprachliche =ittel 3onte"tualisierungshinweise im erweitertenSinne5 *ezug genommen wurde2 /reignisE bzw# -atenwissen, Wissen über dieAtanten, Wissen über die atuelle Situation, Wissen über dieGesprächson'entionen, Wissen über die on'entionen der Fe"tgestaltung3Fe"tsortenwissen, Wissen, was über die %ra"is der %rotoollführung5, das Wissenüber 1nstitutionen, das ulturelle 8intergrundswissen und einiges mehr# $ie -rage

6: So relati'ieren Wittgensteins @Antimentalusmus unter anderem %ichler 0MM7und Grewerdorf 4H<9

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nach dem Sprachspiel 3dem diplomatischen Gespräch5 war eng 'erbunden mitden -ragen2 Was sollten die $ialogpartner und die )ezipienten des $ialogsWissen, um die einzelnen $ialogbeiträge und den gesamten $ialog zu 'erstehenB$iese >usammengeh&rigeit des Sprachspiels und des rele'anten Vorwissens warbereits mit dem *egri+ der onte"tualisierung 'on ohn Gumperz angedeutet2 die

onte"tualisierung ist ja auf der einen Seite eine rationale sprachliche 8andlung,auf der anderen Seite bezieht sie sich auf @nowledge acQuired through paste"perience# $iese @nowledge wird im -olgenden $ietrich *usse folgend als@'erstehensrele'antes Wissen bezeichnet und im 8inblic darauf wird die)ele'anz der Sprachspielmethode aus einer anderen %erspeti'e disutiert2 1nwelcher *eziehung steht sie zum 'erstehensrele'anten WissenB Was leistet die*eschreibung 'on Sprachspielen zur )eonstrution des @'erstehensrele'antenWissensB >ur *eantwortung dieser -ragen wird zunächst die $i+erenzierung des@'erstehensrele'anten Wissens in *usse 4HH4 besprochen# Nachher wird aneinem *eispiel das Verhältnis 'on Sprachspielen zu dieser $i+erenzierung

gelärt# SchlieJlich werden die rele'anten linguistischen 3genauerinterdisziplinären5 Ansätze disutiert, die die methodischen 1nstrumentarien zurlärung dieses Verhältnisses liefern#

5.4.1 /as verstehensrelevante Wissen &usse 1::12

$er *egri+ @'erstehensrele'antes Wissen ist zunächst eine prägnante*ezeichnung für das %hänomen, das mit der folgenden -rage thematisiert werden

ann2 Was muss man wissen, um einen sprachlichen Ausdruc angemessen zu'erstehen 3und zu 'erwenden5B6;  Auf den *egri+ beziehe ich mich allerdingsweniger wegen dieser %rägnanz6<, sondern 'or allem wegen des theoretischen8intergrunds und des di+erenzierten Wissensmodells, auf welches er zurücgeht#

$ie Grundlagen für das =odell des 'erstehensrele'anten Wissens (nden sichbereits in den frühesten Arbeiten 'on *usse, ohne das zunächst eine feste*ezeichnung 'orliegt# Als Schlüsselw&rter dienen @das 'orausgesetzte Wissen

6; $iese Art der -rage wird in der .inguisti 'or allem mit -illmore assoziiert#-illmore 34H;42 0;75 'ertritt die Au+assung, dass diese -rage für die linguistische

Semanti sinn'oller sei, als die -rage @Was ist die *edeutung einer -ormB Auch*usse betont die >usammenhänge zwischen seinem und dem *edeutungsbegri+-illmores# 

6< $ieselbe %rägnanz besitzt auch etwa der *egri+ der @ommuniati'enompetenz 3'on $ell 8Cmes 4H;05, der auch in einer engen *eziehung mitunserer -ragestellung nach der )olle 'on Sprachspielen steht, auf Grund derVielfalt der Verwendung dieses *egri+s in der Sprachdidati und derAlltagssprache 3@ommuniati'e ompetenz steht etwa für bestimmteommuniati'e -ähigeiten, die bewertet werden &nnen2 etwa @gut präsentieren&nnen zeugt 'on einer guten ommuniati'en ompetenz5, besteht die Gefahr,den Gedanengang in eine falsche )ichtung zu bringen#

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oder @$as notwendige Wissen ommuniati' 'ermittelter Sinnrealisierung3*usse 4H<;2 905# $ie Überlegungen über dieses @'orausgesetzte Wissen stehenim >usammenhang des handlungsorientierten *edeutungsonzepts für einehistorische $isurssemanti, die sich auf unterschiedlichen theoretischen ]uellengründet 3$azu geh&ren das Sprachspielonzept Wittgensteins, die

Verstehenstheorie 8&rmanns, die on'entionstheorie 'on .ewis und 'or allem der$isursbegri+ 'on -oucault5# $as >iel besteht, wie *usse später rücblicendformuliert, darin, @eine gr&Jere )eichweite 'on epistemischen Voraussetzungenin der te"tuellen AnalCse einzubeziehen als der eng gefasste *edeutungsbegri+ der her&mmlichen linguistischen Semanti nahelegt 3*usse 0MMM2 705# Dm@diese )eichweite der epistemischen Voraussetzungen zu erfassen, muss jedem-ator )echnung getragen werden, die für das Verstehen einer sprachlichenPuJerung eine )olle spielen# 1nteressant für unseren >usammenhang ist dabei,dass *usse als etwa 'an $ij in seinem @discourse and conte"t _0MM< `0 diese-atoren nicht als zusätzliche Variablen oder auJersprachliche onte"tparameter

betrachtet, sondern 'ielmehr als Voraussetzungen, @die die PuJerung erstm&glich machen _*usse 4HH42 090  und die je nach dem linguistischen-orschungszwec 'erschieden gewichtet werden müssen#6H  Anscheinend ausdiesem Grund wird in späteren Arbeiten *usses das Attribut @notwendig mit demAttribut @rele'ant ersetzt2 Schon seit 4HH4 'erwendet *usse onseQuent den*egri+ @'erstehensrele'antes Wissen#

*usse geht da'on aus, dass dieses Wissen nach FCpen struturiert oderzumindest struturiert werden ann _*usse 4HH72 00:# /ine ausgearbeitete

 FCpologie 3in *ezug auf die schriftlichen5 bietet er in seiner Fe"tinterpretation

3*usse 4HH45# $abei 'ersteht er sein =odell lediglich als eine generelleheuristische Annäherung zur @inneren ommuniationssituation, die sich nichtinduti' oder deduti', sondern auf Grund 'on @%lausibilitätsannahmen ergibt#$aher muss es nicht e"hausti' sein und ann je nach den -orschungszwecenergänzt bzw# modi(ziert werden# $a ich später die einzelnen Segmente dieser

 FCpologie in *ezug auf die @Sprachspiele und @)eonte"tualisierung ansprechenwerde, werde ich nachstehend das gesamte Verstehensmodell 3'ersehen miturzen /rläuterungen5 sizzieren, jedoch ohne Anspruch auf eine angemessengründliche /"pliation#

6H $as 'ollständige >itat lautet wie folgt2 @/ine einzelne PuJerung bedarf, um in einembestimmten Sinn 'erstanden zu werden, der Voraussetzung eines ogniti'en,epistemischen 8intergrundes,'or dem allein ein atueller Sinn sich ergeben ann# $abeiist der 8intergrund nicht lediglich als Dntermalung misszu'erstehen, die eine an sichschon sinntragende PuJerung lediglich in einen onreten onte"t einordnet#Vielmehr enthält das notwendige Wissen überhaupt erst die Voraussetzungen, die diePuJerung m&glich machen# 1n diesem Sinne weist *usses *egri+ bzw# die /instellung zuden epistemischen Voraussetzungen zum oben angeführten *egri+ des onte"tes, bzw#zum onte"tuellen 8intergrundwissen 'on ohn Gumperz# Gumperz 'ersteht das8intergrundwissen ebenfalls nicht als einen zusätzlichen äuJeren Aspet, die an sich

schon bedeutungs'olle PuJerung näher bestimmen#

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$as 'erstehensrele'ante Wissen umfasst nach *usse eine Vielzahl 'on -atoren,die nach drei Aspeten 3Gesichtspunten5 di+erenziert werden &nnen2

3i5 /benen des Wissens hinsichtlich des Verstehensprozesses 3formale bzw#funtionale $i+erenzierung5#

3ii5 FCpen 'on Wissen, die innerhalb der /benen unterschieden werden ennen3materiale bzw# inhaltliche $i+erenzierung53iii5 =odi des Wissens, die den epistemischen Status einzelner Wissenselementebestimmen 3modale $i+erenzierung5#

;$enen des Wissens

$ie /benen des Wissens beziehen sich auf den %rozess, die materiellenGegebenheiten der Fe"tommuniation 3@-orm5 und die /renntnisinteressendes )ezipienten 3@-untion5# $en Ausgangspunt der $i+erenzierung der /benenstellt die @%erspeti'i der @atuellen, onreten, situationsE und zeitgebundeneVerstehenssituation für den )ezipienten 3ebd#5 dar# /ntsprechend unterscheidet*usse hier zwei Gr&Jen, die graphisch als horizontale und 'ertiale Achsedargestellt werden &nnen2 a5 .ineare >eitachse und b5Aufmersameits'erteilung# $ie lineare >eitachse umfasst drei /benen2 45Vorgeschichte, 05 etztzeitpunt des Verstehensmoments, und 65 %rospeti'eNachgeschichte, wobei das 8auptgewicht auf der ersteren liegt# Als@Vorgeschichte ann eine 'orangehende sCntagmatische und te"tuelle1nformation dienen oder eben die Vorgeschichte zum Fe"t sowie die'orausgehenden nichtsprachlichen 8andlungen des Fe"tproduzenten und diematerielle Dmgebung der PuJerung 3Krt, Gegenstände am Krt,

*ewegungsabläufe am Krt u#ä5 dienen 3*usse 4HH42 47657M# $er etztzeitpuntumfasst die atuellen @präsenten /reignisse während des Verstehensmoments#$ie Nachgeschichte bezieht sich auf den 'orausgesetzten weiteren Verlauf derommuniation?Argumentation, die im Fe"t ggf# angesprochen werden, wie diesetwa bei Argumentationsmustern der onjuntion 3etwa bei der onjuntion,@einerseits[ andererseits2 wenn man ein Argument mit @einerseits einleitetwird erwartet, dass ein weiteres 'om ersteren unterschiedliches Argumenteingeleitet mit @andererseits genannt wird# Phnliches gilt auch für dieonjuntionen @sowohl [ als auch und @wenn [dann etc# 3'gl# *usse ebd# S#479, 'gl# dazu auch >iem 0MM<2 497574  und umfasst daher die /rwartungen

hinsichtlich des im Fe"t dargestellten oder auJerte"tuellen Geschehensablaufs3*usse, ebd#5#

7M =it der Oprospeti'en Nachgeschichte5 in engem >usammenhang steht das OWaitEandEseeE%rinzipO, welches %eter Auer aus der 1nterationstheorie 8arold Gar(nels3Gar(nel?Sacs 4H;M5 ableitet# $ieses %rinzip bestehe darin, dass Oreferenziellungelärte 8andlungen oder PuJerungenO Oim Vertrauen auf die zuünftige 8andlung der1nteration nicht immer sofort eingelagtO werden# $ie Gesprächspartner 'ertrauen'ielmehr darauf, OdaJ spätere 8andlungen sie retrospeti' lären werdenO 3Auer 4HHH`;92 4695#

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1m Vergleich zur horizontalen Achse sind die /benen auf der 'ertialen Achse derAufmersameits'erteilung omple"er# Dnterschieden wird zwischen 9 /benen2

45 ernfous 3Aufmersameitsern bzw# 1nteressenern5,05 @-ür die *edeutungserfüllung des ernfous unmittelbar notwendiges und

präsent zu haltendes -ousumfeld,65 )ele'anzbereich,75 $isurswissen 3$arunter 'ersteht *usse @das als selbst'erständlich

unterstellte aber paradigmatische Wissen595 3)estliches5 Weltwissen

>iem 3ebd#5 erläutert in seinem ommentar zu *usses e"pliati'er Semantidiese /benen durch das folgende *eispiel2

$er /inLuss der Schule endet 'or der 8austür der inder#

$er ernfous beim Ausdruc @Schule sei auf die gesellschaftliche )ele'anzeiner &+entlichen 1nstitution gelegt# Als )ele'anzbereich &nne der Stellenwertder Schule im *ildungssCstem dienen# Ggf# sei auch das $isurswissen für dasVerstehen erforderlich, z#*# die *ildungsdisussionen im >usammenhang mit %isa3'gl# >iem, ebd#5#

$ie Aufmersameits'erteilung hängt dabei 'om onte"t und 1nteressen des)ezipienten ab und ommt daher nicht immer auf die gleiche Weise zum Fragen#So wird z#*# beim Verstehen der *anausünfte die -oussierung andersgesteuert als beim Verstehen der Schuldisussionen# Nehmen wir als *eispiel diefolgende =eldung2

@S4 nach Solingen 8bf# Abfahrt ursprünglich 46#09 Dhr, ommt heute ca# 49=inuten später# $er Grund dafür sind *auarbeiten# Wir bitten um /ntschuldigung3Ausunft auf dem *ahnhof5

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$er ernfous mag hier beim Ausdruc @ommt später liegen# $as-ousumfeld ann alle 1nformationen umfassen, die die -ragen des potenziellen)ezipienten betre+en2 a5 Welche >ugfahrt 'erz&gert sichB b5 Wie 'iel >eit beträgtdie Verz&gerungB c5 Was ist der GrundB Am rele'antesten müssen entsprechendden 1nteressen der m&glichen )ezipienten die ersten beiden -ragen sein# $ie

-rage 3c5 wird in 'ielen -ällen am )ande des -ousumfelds sein, ebenso wie dieam /nde geäuJerte /ntschuldigung# $er )ele'anzbereich derAufmersameits'erteilung wird durch das Schema um die *ahnfahrt 'ertreten#Als @das restliche Weltwissen ann das Wissen über die alternati'en-ahrtm&glicheiten dienen# $as $isurswissen sollte hier aum eine )olle spielen#/s wäre 'ielleicht 3ggf#5 eher für den -all erforderlich, wenn wir z#*# dieunzufriedenen PuJerungen der -ahrgäste bzw# die riti an der deutschen *ahnh&ren#

'8pen des Wissens 

$ie tCpenbezogene $i+erenzierung des 'erstehensrele'anten Wissens 'ollzieht*usse nach inhaltlichen und materiellen riterien unabhängig 'on denWissensebenen# $iese FCpen des Wissens &nnen auf 'erschiedenen /benenauftreten, bzw# 'erschiedene /benen füllen 3*usse 4HH42 47H5# *usseunterscheidet 46 FCpen jedoch da'on ausgehend, dass sie ggf# ergänzt odermodi(ziert werden &nnen 3s# oben, S# 605#

45 CchJ2ierJNetztJPerspektive des OeFtproduzenten und rezipienten2 $ieser FCp umfasst das Wissen über die Verwendung 'on %ersonalE, FemporalE und

)aumdeitia# $arüber hinaus setzt die @1chE8ierEetztE%erspeti'e das>entrum 'on dem aus die oordinaten der $eitia bestimmt werden3*usse, ebd#5#

05 Perzeptuell gestütztes Wissen über die nichtteFtuellen 'estandteile der 7ounikationssituation%  >u diesem FCp geh&rt das Wissen um diemateriellen /lemente der ommuniaitionssituation, die im .aufe desmündlichen Gesprächs @perzeptuell erworben im -all 'on schriftlichen3(tionalen5 Fe"ten jedoch erst durch die )ezeption der Fe"tweltonstituiert werden#

65 Wissen über die 0er)endungsJ und Strukturierungsregeln der OeFteleente 4Sprach)issen i engeren Sinne62 >u diesem FCp zählt*usse das Wissen über die innersprachlichen Struturierungsregeln, z#*#

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morphologisches, sCntatisches oder phonologisches Wissen, sowiereferenzielles und relationelles Wissen im engeren Sinne#70

75 Wissen über die OeFt)elt und OheespeziMzierung2 bei diesem FCp handeltes sich @um die gesamten im bisherigen Fe"tE bzw# ommuniations'erlauf atualisierten Fe"tbedeutungen 3ebd#5# 8ierher geh&ren die @te"tinterndargestellten und @te"te"tern gegebenen GeschehensE und8andlungsabläufe genauso das Wissen über alle abstraten Fe"tinhalte3philosophische, ideologische, wissenschaftliche *egri+e @Fhemen5, die im

 Fe"t angesprochen werden#95 Wissen über gesellschaftliche 2andlungsforen2 $ieser FCp umfasst

sowohl das Wissen über die SprechattCpen als auch das Wissen über die%aarseQuenzen der 1nteration, @GrundtCpen der ommuniationssituation3*egrüJung, Anordnung5# $azu geh&rt ebenfalls das Wissen 3oder/rwartungenB5 in *ezug auf die %rinzipien der ommuniation 3dieon'ersationsma"imen 'on Grice5, rhetorische =uster wie 1ronie, =etapheretc#

:5 Wissen über OeFtgliederung und gestaltung%  >u diesem FCp wird das

Wissen über die Fe"tsorten und Fe"tmuster, sowie das Wissen über denon'entionellen Fe"taufbau zugerechnet#;5 &as 5rfahrungs)issen über OeFtproduzenten2 dieser FCp bezieht sich

einerseits auf das indi'iduelle Wissen über den Fe"tproduzenten ! seine/rfahrungsE und .ebenswelt, seine @/pisteme, die für das Verstehenseiner 1ntentionen und 'om gesamten Fe"t 'iel beitragen ann# $as/rfahrungswissen über Fe"tproduzenten ann aber durchaus nur imtCpisierten, stereotCpischen Wissen über seine soziale >ugeh&rigeit, seine*erufslasse etc# bestehen und somit sich in den /rwartungen in *ezug auf dessen 1nteressen, Absichten, =oti'ationen, den Wissensstand ausdrücen#

<5 Wissen über alltagspraktische 2andlungsJ und Lebensforen2 >u diesem FCp geh&rt das Wissen über die tCpischen sozialen und @alltagspratischen

Situationen 3was im FCp 9 dargestellten 8andlungswissen hinausgeht5#$iese Art des Wissens 'erbindet *usse einerseits mit dem -ramebegri+ 3etwa @*ahnfahren oder @)estaurantbesuch5, andererseits mit demSprachspielbegri+ Wittgensteins und mit dem *egri+ der @sCmpratischenDmfelder 'on arl *ühler#

H5 Wissen über die sinnlich erfahrene äu+ere &ing)elt 2 $abei handelt es sichnicht um sozial, sondern perzeptuell erworbenes Wissen über diephCsischen %hänomene und Gegenstände 3Naturphänomene undArtefaten5#

4M5 &iskursivJabstraktes Wissen% >u diesem FCp geh&rt das Wissen, dassrein disursi' ! über die te"tuelle /bene ! onstituiert wurde#

70 $er ommentar zu diesem WissenstCp ist im *ezugste"t 3*usse 4HH42 494E4995 der umfangreichste# *usse argumentiert gegen die Frennung des WeltE undSprachwissens, sowie des semantischen und pragmatischen Wissens# @$asSprachwissen im engeren Sinne ist ein Feil des semantischen Wissens und'ielfach mit den weiteren WissenstCpen 'erLochten 3ebenso wie die DntertCpenin dieser ategorie @sCntatisches Wissen, @morphologisches Wissen,@)eferenzielles Wissen in einem engen Verhältnis stehen5# @)eferenziellesWissen, als ein genuin semantischer Gegenstand 'erstandener WissenstCp,trage 'iel zur onstitution der Fe"tbedeutung bei, fülle das semantische Wisseneben nicht aus 3'gl# ebd# S# 4905# Allerdings geht *usse später 'on einem weitergefassten *egri+ des )eferenzwissens aus, das über dem @Sprachwissen imengeren Sinne hinausgeht 3Vgl# *usse 4HH;2 0M5

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445 Wissen über 5otionen@Präsenz vo 5otionalen zählt für *usse zuden @wichtigsten 'erstehensrele'anten Voraussetzungen derommuniationssituation# So ann unter Dmständen das Verstehen einerPuJerung 3bzw# das Verstehen der Sprechermoti'ation5 das WissenbeeinLussen, ob der PuJernde 'erärgert ist, Angst emp(ndet oder etwas@liebe'oll meint#

405 Wissen über 'e)ertungen, 5instellungen% dazu rechnet *usse alles,was in der .inguisti @als onnotation, Nebensinn oder Gefühlswertbezeichnet wurde#

465 Präsenz von Absichten, 8ielen, -otiven des7ounikationspartners%  $ie Absichten, >iele und =oti'e werden erstdurch den Fe"t, bzw# die PuJerung des Sprechers ermittelt# $aher ist dieseArt des Wissens für *usse 3ebd# 49<5 eher auf @die Seite des %roduzenteneine ommuniati'e Voraussetzung# edoch lässt *usse auch die -älle alsm&glich zu, in welchen die Dnterstellung 'on @Absichten, @>ielen und@=oti'en dem eigentlichen /rgebnis des Verstehens 'orangeht#76 

0odi des Wissens)

$ie =odalität wählt *usse als die letzte %erspeti'e zur $i+erenzierung desWissens# $as Wissen um die =odi zählt er insofern zum 'erstehensrele'antenWissen, als es einen FCp sprachlicher >eichen gibt 3=odalpartieln, =odal'erben5die nicht ohne >ugri+ auf die =odalität erlärt werden &nnen 3*usse, ebd# S#49H577  *usse nennt insgesamt < =odi#79 $ie ersteren drei =odi beziehen sichdabei auf die Arten der Gewissheit, die auf der subjeti'en, bzw# eigener

76 AuJerdem ann die 1ntentionen des Sprechers leichter erschlossen werden,wenn der )ezipient seine 1nteressen, =oti'e, *edürfnisse ennt 3WissenstCp ;5#

77 =an &nnte ergänzen, dass die )ele'anz der =odalität über die =odalpartieln und=odal'erben hinausgeht# /ine gewisse =odalität ist auch für 'iele W&rter ennzeichnend,deren Verwendung einen weltanschaulichen bzw# disursi'en 8intergrund hat 3die sog#brisanten W&rter5# So ist etwa beim Wort @limawandel, das auf den ersten *lic nichts=odales an sich# Feubert 30M462 <45 führt aber mehrere *elege an, die widersprüchlicheAussagen über den limawandel enthalten# $ie *elege, in denen dieses %hänomen als@eine Fatsache, @anthropogen und @ein =Cthos prädiziert wird, sind fast genauso 'iel,wie die *elege, wo es als @ein =Cthos, @nicht 'on =enschen 'erursacht und @'&llignormal bezeichnet wird# $arüber hinaus gibt es 'iele *egri+e, die sich auf etwasbeziehen, dessen Gewissheit 3@/"istenz5 eine -rage der $isussionen, bzw# umstritten

ist# 1m apitel @Fod des Seiltänzers im @Also sprach >aratustra 'on Niezsche gibt es z#*#ein $ialog, wo der sterbende Seiltänzer >aratustra bittet, dem Feufel zu @wehren, der ihn3seine Seele5 in die 8&lle schleppen will# >aratustra antwortet dass dies einen Sinnmache, da seine Seele früher sterben würde, als sein &rper# $as Wort @Seele wird hiersowohl 'on >aratustra als auch dem Seiltänzer im Grunde auf die gleiche Weise'erwendet und 'erstanden 3bzw# setzt das gleiche Wissen 'oraus5, die =odalität hingegenist jeweils anders# $ieser @=odalitätenonLit stellt eine wichtige Voraussetzung für dasVerstehen des Fe"tes dar# 1ch glaube, *usse spricht eben solche Verwendungsweisen und=odalitätsunterschiede an, indem er den 6# FCp der =odi @selbst'erständlichunterstelltes, stillschweigend 'orausgesetztes, meist une"pliziertes, aber prinzipielle"plizierbares Wissen einführt 3s# ebd#5# 

79 Auch hier ohne /"hausti'itätsanspruch 3s# ebd#5

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unmittelbaren /rfahrung beziehen, oder @disursi'Eparadigmatisch ermitteltwerden# $ie weiteren 9 =odi bilden 375 unterstellte, 395 'ermutete, 3:5 @fürm&glich gehaltene, 3;5 @für unwahrscheinlich gehaltenen, 3<5 für falschgehaltene Wissensdaten#>usammenfassend zum gesamten =odell &nnen wir feststellen, dass *usse zum

'erstehensrele'anten Wissen und somit zum Gegenstand der semantischenDntersuchung 'ieles zählt, was in der traditionellen .inguisti bestenfalls als einGegenstand der linguistischen %ragmati oder Soziolinguisti 3insbesondere die

 FCpen 9# <# Dnd 465 oder gar anderer wissenschaftlicher Gebiete 3z#*#$isurswissen5 galt# $er traditionelle 1nteressenschwerpunt der linguistischenSemanti E @das Sprachwissen im engeren Sinn ! stellt für *usse ein FCp unter'ielen anderen darstellt, die beim Verstehen sprachlicher PuJerungen signi(antsind# 1n diesem Sinne stellt das =odell des 'erstehensrele'anten Wissens einender ersten Versuche dar, die -atoren @die zur ommuniati'en onstitution 'on*edeutungen beitragen 3*usse 4H<;2 005, in einer struturiertenGesamtdarstellung zusammenzuordnen# 1n diesem %unt liegen die Stäre undder heuristische Wert des =odells# /s setzt die %rioritäten der Semantiforschungund de(niert die >ielsetzungen einer Qualitati'en semantischen Dntersuchungzum Stand der damaligen germanistischen Sprachwissenschaft3Semantiforschung5 -orschung neu# $abei fehlt in dieser Gesamtdarstellungallerdings an den *eispielen, die deutlich machen, wie die einzelnen FCpen undAspeten in einer onreten Verstehenssituation zur Geltung ommen und inwelchem Verhältnis die einzelnen Aspete 3im Allgemeinen5 zueinander stehen#/benso fehlt eine $arstellung, die zeigen &nnte, wie eine semantischeDntersuchung 3oder Fe"tinterpretation5 aussieht, die sich am =odell des'erstehensrele'anten Wissens orientiert# =it >iem 3ebd# S2 49:5 muss dieses-ehlen des empirischen 8intergrunds und die Dmsetzbareitsprobleme nicht alseinen ritipunt des Ansatzes angesehen werden# $er Grund dafür liegtallerdings nicht lediglich in der Vielfalt der -atoren, @die dem jeweils empirischAnalCsierenden die Grenzen und die Dnersch&pLicheit Z###\ der AnalCse 'or Augeführen 3>iem ebd#5, sondern 'ielmehr in den heuristischen >ielsetzungen des=odellentwurfs# Wie oben schon erwähnt, 'ersteht *usse seine FCpologie nicht als einuni'erselles Sprachmodell, das in allen ommuniationssituationen zur Geltung ommt#/r geht 'ielmehr da'on aus, dass die )ele'anz der einzelnen WissenstCpenE /benenE und=odi, eine -rage der ommuniationsform ist# So spiele @die epistemische Vorgeschichtebei einem narrati'en Fe"t 3@)oman, @/rzählung5 eine andere )olle als etwa bei der

 juristischen 1nterpretation 'on Gesetzeste"ten2 *ei narrati'en Fe"ten sei dieVorgeschichte @durch den ontinuierlichen Vorlauf des gegebenen Fe"tformularsbestimmt# *ei Gesetzeste"ten hingegen sei der unmittelbare ote"t nichtnotwendig rele'ant, wobei die weit entfernteren Fe"te 3Fe"tteile5 entscheidendzum Verständnis beitragen &nnen# =it anderen Worten heiJt das2 das'erstehensrele'ante Wissen ist relati' zu der jeweiligen ommuniationsform#Wie das -ousumfeld und die Aufmersameits'erteilung des )ezipientengesteuert werden und welche FCpen des Wissens als rele'ant gelten, hängt 'onder jeweiligen ommuniationsform 3dem Sprachspiel5 ab# 1m -all 'on starinstitutionalisierten oder fachbezogenen ommuniationsformen 3wie im -all derommuniationsformen innerhalb der 1nstitution @)echt5 ann es bestimmte1nterpretationson'entionen geben# $aher ann es ein uni'erselles =odell des

 Fe"t'erstehens geben, die nicht durch @speziellere ommuniationsforschungen

9:

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widerlegt werden &nnte 3ebd# S# 47<5# $as 'on *usse 'orgeschlagene =odelldient als eine Krientierung für die Qualitati'e AnalCse# $ie empirische Dmsetzungist dann aber eine -rage 'on speziellen, @auf die Fe"ttCpen undommuniationsbereichen eingegrenzten Dntersuchungen 3ebd#5# $ieSpezi(zierung der FCpologie sollte ausgehend 'om jeweiligen zu untersuchenden

ommuniationsbereich erfolgen#

Somit 'erfasst *usse in seiner Fe"tinterpretation nicht nur ein generelles =odelldes 'erstehensrele'anten Wissens, sondern 'ertritt zugleich eine Fhese, die die$Cnami dieses Wissens 3bzw# des =odells5 betri+t# $Cnamisch ist das Wissennicht nur deswegen, weil es in der jeweiligen Sprachgemeinschaft im .aufe der>eit ändert, sondern 'or allem deswegen, weil die Sprachspiele 3i#e#ommuniationsformen5 bestimmen, was an Wissen für das Verstehen einersprachlichen PuJerung 'orausgesetzt wird# Allerdings legt diese Fhese schonnahe, dass deswegen auch das allgemeine =odell entsprechend modi(ziert

werden &nnte# Wenn die Sprachspiele die Aufmersameits'erteilungbeeinLussen7:, dann geh&ren sie nicht nur zum repräsentati'en Feil der$i+erenzierung 3den FCpen des Wissens5, sondern ebenso wie das Wissen über$isurse auch zum prozeduralen Feil 3den @/benen des Wissens5#Wie das Wissen über die ommuniationsform auf die@Aufmersameits'erteilung /inLuss nimmt, haben wir im 'orangehendenAbschnitt am *eispiel des $ialogs zwischen Saddam 8ussein und %erez de uellarfestgestellt# /ntscheidend war hier jedoch nicht das übergeordnete Sprachspiel3das diplomatische Gespräch5, sondern es amen auch weitere Sprachspiele3@%hatische ommuniation5 in -rage# $ie Aufmersameitssteuerung erfolgte

darüber hinaus ad hoc durch die einzelnen *eiträge und 8inweise derGesprächspartner 3@ Tespre re'enir un jour pour jouir en touriste @sauf bush5#$iese Vielfalt geh&rt eben zur ommuniationsform @$iplomatisches Gespräch,das ihm 'on den anderen streng on'entionalisierten ommuniationsformen3@Gesetzeste"t5 unterscheidet# 1n den fortlaufenden Fe"ten mag dabei die )olleder ommuniationsformen bei der Aufmersameits'erteilung wiederum anderssein# $eswegen m&chte ich im -olgenden durch die AnalCse eines urzen Fe"teszeigen, in welchem Verhältnis das Wissen über die ommuniationsform 3über dieSprachspiele5 zu weiteren WissenstCpen steht2 der Fe"t wird daraufhin befragt,welche WissenstCpen zum Verstehen 'orausgesetzt werden sollten und ob eine

metaommunati'e >uordnung des Fe"tes einen /inLuss darauf nehmen ann#

5.4.% Sprachspiele und verstehensrelevantes Wissen) eine 7allanal8se

Als *eispielste"t dient das @Gleichnis 'on lugen und t&richten ungfrauen ausdem neuen Festament 3=athäus 09, 4E465# $er gesamte Fe"t wird nachstehendzitiert2

7: Nach unserem Verständnis 'on @Sprachspielen &nnen neben dem FCp <3@Alltagssprachliche 8andlungsE und .ebensformen5 der FCp 9 3@$as Wissen überdie gesellschaftlichen 8andlungsformen5 und in gewisser 8insicht auch der FCp

9;

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345 $ann wird es mit dem 8immelreich sein wie mit zehn ungfrauen, die ihre .ampennahmen und dem *räutigam entgegengingen# 305 -ünf 'on ihnen waren t&richtund fünf waren lug# 365 $ie t&richten nahmen ihre .ampen mit, aber ein Rl, dielugen aber nahmen auJer den .ampen noch Rl in rügen mit# 375 $a nun der*räutigam lange nicht am, wurden sie alle müde und schliefen ein# 395 =itten inder Nacht aber h&rte man pl&tzlich laute )ufe2 $er *räutigam ommt Geht ihmentgegen 3:5 $a standen die ungfrauen alle auf und machten ihre .ampenzurecht# 3;5 $ie t&richten aber sagten zu den lugen2 Gebt uns 'on eurem Rl,sonst gehen unsere .ampen aus# 3<5 $ie lugen erwiderten ihnen2 $ann reicht esweder für uns noch für euchI geht doch zu den 8ändlern und auft, was ihrbraucht# 3H5 Während sie noch unterwegs waren, um das Rl zu aufen, am der*räutigamI die ungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den 8ochzeitssaalund die Für wurde zugeschlossen# 34M5 Später amen auch die anderen ungfrauenund riefen2 8err, 8err, mach uns auf 3445 /r aber antwortete ihnen2 Amen, ichsage euch2 1ch enne euch nicht# 3405 Seid also wachsam $enn ihr wisst wederden Fag noch die Stunde#

$ie Auswahl des Fe"tes begründet sich durch dessen %olifuntionalität# /rumfasst nicht nur 'erschiedene ineinander eingebettete Sprachspiele wieGleichnis, Narration und Au+orderung, sondern sind die m&glichenommuniationssituationen, in denen er rezipiert wird, recht 'ielfältig2 4# der Fe"twird bereits im =atthäusE/'angelium in eine bestimmte ommuniationssituationeingebettet ! das Gespräch zwischen esus und seinen üngern# 0# $as Gleichnisist ein Feil des /'angeliums 'on =atthäus ! eines anonischen Schriftwers derWeltreligion hristentum, sodass man die Anwendungsspetrum des Fe"tes im

)ahmen der christlichen 1nstitutionen 3)ituelle Anwendung ! /'angelienlesungenzu 'erschiedenen Anlässen, )olle bei der 1nterpretation der christlichen .ehreu'm#5 und darüber hinaus 3.esen 'on /'angelien im auJerirchlichen onte"t5,aum noch überblicen ann7;# 6# $er Kriginalte"t 3nicht die zitierteÜbersetzung5 ann als eine uralte schriftliche ]uelle dienen, sodass er nicht nuraus theologischer, sondern auch aus historischer %erspeti'e rezipiert werdenann#

$as >iel ist nicht 3eigentlich aus dem onte"t selbst'erständlich5 einetheologische Auslegung des Fe"tes 3dafür gibt es eine umfangreiche authentischetheologische und bibelwissenschaftliche Seundärliteratur5 oder gar die/rschlieJung der 1ntention bzw# die /rlärung des Gleichnisses 3das wird im Fe"tdurch die eindeutigen 8inweise enntlich und durch den onte"t des neuen

 Festaments deutlich gemacht5, sondern die *eschreibung des m&glichenVerstehensprozesses mit dem *lic auf die 'orausgesetzten WissenstCpen, auf 

7; oachim eremias spricht aus der theologischen 'on zweifachen Sitz der Gleichnisse esu im .eben2 4# @$er ursprüngliche Sinn $er ursprüngliche Sinn Sitz Z[\ dieWirsameit esu in ihrer einmaligen onreten Situation# 0# Z###\ die Situation derDrirche, die die Worte esu predigt, 'eründigt, lehrt E in =ission, Dnterricht,

Gemeinde'ersammlung _eremias 4H<0 `44M$2 4<M# $a unsere %erspeti'e nichttheologisch ist, &nnen wir 'on weiteren Sitzen sprechen, wie etwa der %unt drei in deratuellen Aufzählung oben#

9<

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welche dieser leine Fe"t *ezug nimmt# $ie -rage lautet2 was muss?sollte man

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aber eine )olle spielen, solange man die Geschichte auf die Wahrscheinlicheithin überprüfen will 3-rage nach der =odalität5#7H 

Neben @Sprachwissen im engeren Sinne spielt das Wissen @ Alltagspraktische2andlungsJ und Lebensforen! eine wichtige )olle# Vor allem setzt der Fe"t die

Ati'ierung eines 8ochzeitschemas 3bzw# das Schema der 8ochzeitsfeier5 'or#*emerenswert ist, dass im Fe"t nicht e"plizit erwähnt wird, dass es um die8ochzeitsfeier geht# /"plizit genannt wird nur der 8auptatant @*räutigam 3undauch die Atantinnen, wenn wir die ungfrauen dazu rechnen5 und der Krt, wo die8ochzeit gefeiert wird 3@8ochzeitssaal5# $och diese beiden 8inweise reichen aus,um Weiteres zur $arstellung hinzuzudenen# Wir 3moderne )ezipienten5 nehmen

7< An dieser Stelle wäre eine $e(nition des @Verstehens angebracht# $araufsollte jedoch 'erzichtet werden# Nicht deswegen, weil eine de(nitorische/ingrenzung des Verstehensbegri+s nicht m&glich ist ! das ist eine Willensfrage E

sondern deswegen, weil es eine Sicherheit besteht, ob jede /ingrenzung nichtgleichzeitig eine unerwünschte /inschränung der Dntersuchungsinteressen mitsich bringt# @Verstehen 'erwende ich, wie es in der deutschen Dmgangsspracheüblicherweise 'erwendet wird, mit den meisten Nuancen der Verwendung# Selbstscheinbar marginale metonCmische Verwendungen des Wortes @Verstehen wie@1ch 'erstehe nicht als Ausdruc der Dnzufriedenheit oder /nttäuschung und@1ch 'erstehe dich gut als Ausdruc der /mpathie oder Solidarität &nnen alsrele'ant für den hier 'ertretenen Verstehensbegri+ angesehen werden# AlsKrientierungsgr&Jen m&gen zwei %araphrasen dienen2 @Verstehen heiJt die1ntention des Sprechenden zu ermitteln und @Verstehen heiJt einer sprachlichen

PuJerung 1nformation3en5 zu entnehmen und sie mit dem bereits erworbenenWissen und der atuellen ommuniationssituation in *eziehung setzen# $abeimüssen die beiden nicht als die letzten riterien für das Verstehen oder nichtVerstehen angesehen werden# Gewisse Abgrenzungen m&gen hier auch nützlichsein# So unterscheidet eller zwischen @Verstehen und @1nterpretationfolgendermaJen2 Verstehen sei das /rgebniss eines SchlieJensprozesses und@1nterpretation der %rozess 3eller 4HH:2 9M, einen ähnlichen Dnterschied ziehtebenfalls *usse 34HH92 045 wenn auch nicht ohne >urüchaltung5# /ine solcheDnterscheidung legt auch die deutsche Sprach'erwendung nahe2 Verstehen istein perfeti'es Verb, 1nterpretieren und deuten ! eine perfeti'en Verben# @1ch

'erstehe 8&lderlin, habe ihn aber noch nicht 'erstanden ! ist inorret,wohingegen @1ch interpretiere?deute 8&lderlin, habe aber noch nichtinterpretiert?gedeutet in gewissen onte"ten orret sein ann# Allerdings annman diese Dnterscheidung nicht lange aufrechterhalten, denn sie reduziert dasVerstehen auf ein eindeutiges Schema2 Auf Grund der sprachlichen $aten auf die=einung, 1ntention schlieJen# $as Verständnis einer 1ntention ist zwargrundlegend für die sprachliche ommuniation, bezieht sich aber nur auf ein Feildessen, was das Wort @Verstehen tatsächlich bezeichnen sollte# So spielt dasVerständnis einer 1ntention unterschiedliche )ollen, wenn es etwa um dasVerstehen einer Au+orderung @*ring mir ein Glas Wasser und wenn es um dasVerstehen einer /rlärung des Gra'itationsgesetzes geht# 1m ersten -all ist das@Verstehen der Sprecherintention 'ollständig ausreichend, während im zweitendas Verstehen nicht nur den %rozess @schlieJen auf 1ntention in'ol'iert, ,

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an, dass im 8ochzeitssaal auf die damals übliche Weise gefeiert wurde 3wiegenau ! wissen wir aber nicht5, dass neben den ungfrauen auch Gäste dabeiwaren, die in irgendwelcher näheren 3'erwandtschaftlichen oder freundlichen5*eziehung zum *rautpaar standen# >u @allen, die auf den *räutigam warteten,sollten neben den ungfrauen auch diese Gäste geh&ren und selbst'erständlich E

die *raut# Wahrscheinlich auch die *rauteltern# $ie /ltern des *räutigams solltene'tl# zusammen mit dem *räutigam erscheinen oder sie geh&rten zu denWartenden 3/s ist natürlich aber auch m&glich, dass die /ltern des *rautpaarsnicht mehr am .eben waren, oder aus irgendwelchen anderen Gründen nicht ander 8ochzeit präsent sein &nnten5# Auf Grund 'on unserem ulturell erworbenenWissen über die 8ochzeiten &nnen wir auJerdem interpretieren, dass die8andlung @dem *räutigam mit den leuchtenden .ampen entgegenzugehen eine>eremonie im )ahmen der 8ochzeit war, die entweder eine sCmbolische,religi&se, rituelle *edeutung hatte oder einfach zur Ausschmücung der8ochzeitsfeier diente# $abei ist fraglich, ob das Schemawissen einer %erson, der

weder die damaligen noch die jüdischen 8ochzeitsbräuche ennt, ausreicht, umden %lot angemessen zu reonstruieren# =uss man auch wissen, wie die8ochzeiten damals gefeiert wurdenB Welche 8ochzeitszeremonien und E )itualegab es damalsB War @$em *räutigam entgegenzugehen tatsächlich eine>eremonieB SCmbolisierte sie etwasB Wie wichtig war sieB Wie würden der*räutigam und die Anwesenden reagieren, wenn die ungfrauen nicht imstandewären, die >eremonie angemessen zu 'ollziehen 3d#h# wenn sie eine

sondern auch weitere omple"e %rozesse zur ogniti'en 1ntegration des 3neuen5Wissens, die grob mit den W&rtern wie @Nach'ollziehen, @*egreifen,@>usammenhänge sehen o#ä# erfassen &nnen# 8ier einen /rgebniszustand zu

unterscheiden und nur diesen @das Verstehen zu nennen, wäre problematisch#Vielmehr sollte @Verstehen für eine @-amilie 'on >uständen und deren/'idenzen stehen# Wenn es um einen Dnterschied zwischen @'erstehen und@interpretieren 3@deuten5 anommt, dann &nnen wir die Grenze in folgender8insicht ziehen2 @1nterpretieren und @deuten weisen e"plizit auf denSchlieJensprozess, das /rschlieJen hin# $abei &nnen beide Verben auch imSinne eines /rgebnisses 'erwendet werden# @1ch habe gedeutet und @ich habeinterpretiert &nnen paraphrasiert werden als 1ch bin durch /rschlieJen 3oderandere Art der Überlegungen5 auf eine bestimmte .esart?=einung?/insichtgeommen und nicht als ich habe mich mit einem SchlieJensprozess

beschäftigt# @Verstehen ann hingegen auch /rgebnis eines SchlieJensprozessessein, muss aber mit ihm nicht identi(ziert werden# @$as Gra'itationsgesetzdeuten?interpretieren und @das Gra'itationsgesetz 'erstehen beziehen sichdann sowohl nach diesem als auch allgemeinen Verständnis tatsächlich auf'erschiedene Vorgänge#

7H $abei wären ganz bestimmt einige -ragen zu lären2 Warum dachten diet&richten ungfrauen, dass ihnen das Rl schnell ausgehen würdeB Verbrauchtendie damaligen .ampen das Rl so schnell 3$em *räutigam entgegenzugehenmusste ja nicht sehr lange dauern5B War der Rlbehälter zu leinB 8aben die-rauen die .ampen 'orher brennen lassenB Wenn ja, warum haben sie denn dasgetan, wenn sie schon wussten, dass sie zu wenig Rl hattenB

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leuchtenden .ampen mehr hätten5B $iese -rage ist eng 'erbunden mit derweiteren -rage, welche )olle die @objeti'e )eonstrution für das

 Fe"t'erständnis spielt# $ies &nnen wir jedoch nicht diret beantworten2 Vielesommt auf dem )ezipienten und der jeweiligen Verständnissituation an# /sommt auch darauf an, wie hoch man die .atte des @Verstehens schiebt#

Allgemein 3d#h# unabhängig 'on der Verstehenssituation5 steht fest, dass dasWissen über die damaligen jüdischen *räuche 'ieles zur angemessenen)eonstrution9M  des dargestellten 8andlungsablaufs beitragen würde# /s istwichtig zu wissen, in welchem Verhältnis die /rzählung zu den damaligen loalenalltäglichen Situationen stand# $arüber hinaus ann es auch in gewisser 8insichtauch die =oti'ation der 8andelnden in der Geschichte lären# So scheint aus derheutigen Sicht 'ieles an der 8ochzeitsbeschreibung befremdlich zu sein# $er*räutigam erscheint zu einem ungewissen >eitpunt# $ie 8ochzeit wird in der=itternacht gefeiert# 1n 3405 empfehlen noch dazu sogar die lugen 35 ungfrauendie F&richten tief in der =itternacht zu einem 8ändler zu gehen um sich Rl zu

besorgen# /in moderner .eser ann sich schwer 'orstellen, dass man so spät dasRl aufen onnte# Auch wenn da die %ri'athändler gemeint werden sollten, die inder Nähe wohnten, sieht der Vorgang zu ompliziert aus# $ie armen ungfrauenmussten dann alleine dahin gehen, den 8ändler ggf# 'om tiefen=itternachtsschlaf ausreiJen, ihm Rl abaufen, dann wieder ohne jede Sicherheit,dass sie das alles rechtzeitig scha+en onnten, wieder zurücehren# Frotzdemwird angenommen, dass die dargestellte 8andlung fast 424 einepalästinensische?jüdische Fradition widerspiegelt, die auch im 0M# ahrhundert inumgeänderter -orm pratiziert wurde# William *arclaC _0MM4 `7< zitiert inseinem ommentar zum /'angelium 'on =atthäus einen )eisebericht 'on einem

gewissen $r# Ale"ander -indlaC, der diesen *rauch unmittelbar erlebt habenmuss# So habe er -olgendes geschrieben2

When we were approaching the gates of a Galilaean town, Z[\ 1 caught a sight of tenmaidens gailC clad and plaCing some ind of musical instrument, as theC danced alongthe road in front of our carI when 1 ased what theC were doing, the dragoman told methat theC were going to eep the bride companC till her bridegroom arri'ed# 1 asedhim if there was anC chance of seeing the wedding, but he shoo his head, saCing ine+ect2 1t might be tonight, or tomorrow night, or in a fortnights timeI nobodC e'ernows for certain# Fhen he went on to e"plain that one of the great things to do, if Coucould, at a middleEclass wedding in %alestine was to catch the bridal partC napping# So

the bridegroom comes une"pectedlC, and sometimes in the middle of the nightI it istrue that he is reQuired bC public opinion to send a man along the street to shout2*ehold the bridegroom is coming but that maC happen at anC timeI so the bridalpartC ha'e to be readC to go out into the street at anC time to meet him, whene'er hechooses to come# ### Kther important points are that no one is allowed on the streetsafter dar without a lighted lamp, and also that, when the bridegroom has oncearri'ed, and the door has been shut, lateEcomers to the ceremonC are not admitted#k_*arclaC 0MM4E `7<12 6;;

.eider lässt sich nicht sicherstellen, ob diese $arstellung authentisch diegaliläische 8ochzeitszeremonie darstellt# *arclaC stellt eine genauen >itierdaten

9M 1n diesem -all muss die @)eonstrution nicht unbedingt mit dem@Fe"t'erstehen identi(ziert werden#

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zur Verfügung# .oale Angaben im >itat sind zu 'age 3@a Galileaen town5 und die/rlärung der >eremonie durch den dolmetschenden -remdführer bezieht sich sodiret auf die Stellen des Gleichnisses 3selbst die Anzahl der -rauen stimmtüberein5, dass man gute Gründe hat, zu zweifeln, ob die $arstellung mindestenszum Feil der -antasie entweder des Autors oder des )eisenden $r# # Ale"ander

-indlaC entstammen &nnte# Wie authentisch diese >eremonie auch sein mag94,&nnen wir durch sie sehr gut 'eranschaulichen, wie der /inLuss solchenulturellen 8intergrundwissens auf die Fe"trezeption haben ann# Sollte also die$arstellung authentisch sein, dann heiJt es2

a5 Wir wissen mehr über die =oti'ation des *räutigams, die @t&richten ungfrauen nicht in den 8ochzeitsaal hineinzulassen2 /r hat einfach an derSpielregel der 'on -indlaC dargestellten Fradition gehalten# /s galt2 Whenthe bridegroom has once arri'ed, and the door has been shut, lateEcomers to theceremonC are not admittedk# Ansonsten onnte man mit einigem )echt

annehmen, dass *räutigam zu streng oder gar unfair zu den ungfrauen sei# /ram ja selbst zu spät, die -rauen onnten nichts dafür# Sie haben sich sogar auf eigene Gefahr bemüht den Rlnachschub in der tiefen =itternacht zu besorgen#

b5 Wir &nnen auch die *emühung der ungfrauen 'erstehen2 Sie wussten,dass sie jederzeit bereit sein mussten, dem ommenden *räutigamentgegenzugehen# $ie Anunft des *räutigams war entsprechend derSpielregeln der Fradition tatsächlich ungewiss# An der )egel ! no one isallowed on the streets after dar without a lighted lampk E mussteanscheinend auch streng gehalten werden#

So'iel zum Wissen, das bei der )eonstrution des %lots in -rage ommt# Welche

)olle spielt aber die )eonstrution des 8andlungsablaufs für dasGesamt'erstehen des Fe"tesB 1st eine detaillierte )eonstrution n&tigB Kdersollte die )eonstrution seleti' in *ezug auf die Gleichnisintention erfolgenB

0# $ie ohärenzbildung#

Wie sich der %lot zu den restlichen zwei Feilen semantisch 'erhält, wird im Fe"tzunächst durch die direten sprachlichen 8inweise enntlich gemacht2 1n 345durch die onstrution @wird gleich sein und in 3405 durch das Wort @also# @$as

94 >war lässt es sich nicht unzweideutig nachweisen, inwieweit das Gleichnis 'onzehn ungfrauen die tatsächlich üb, doch spricht 'ieles dafür, dass die8andlungsdarstellung realistisch ist# $urch den Vergleich mit den anderen$arstellungen der 8ochzeitstraditionen in der *ibel ommt der britische FheologeAubreC ArgCle zum Schluss, dass mehrere $etails des Gleichnisplots realistischsind# So lässt sich den anderen *ibelstellen 3er ;#67, 4:#H, 09#4M5 entnehmen,dass die .ichtprozession zur jüdischen 8ochzeitszeremonien geh&rten und die8ochzeiten daher in der Nacht gefeiert wurden# $a die Anzahl der Gäste nichtfestgelegt worden war, sei es durchaus damit zu rechnen, dass die Vorräte zum-est ausgehen würden, so dass die @Geschäfte besonders in den GroJstädtenentsprechend diesem *edarf auch während der ganzen Nacht o+en sein &nnten,zumal es zu jener >eit ja ein Gesetz gebe, die das R+nungszeiten regulierte3Vgl# _ArgCle 4H;9 `;7l2 047#

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Sprachwissen im engeren Sinne ommt hier somit ebenso in -rage wie dasWissen über die Fe"tgestaltung und die 3Fe"tE und temporalen5 $eitia# $er %lotist demnach ein %aradigma für den Vergleich, der im ersten Satz beschriebenwird# $er gesamte Vergleich soll als ein Argument für die moralischeAu+orderung dienen, die im Schlussteil formuliert wird# $er Schlussteil soll auch

deutlich machen, worauf der /rzähler mit seinem Vergleich hinaus will# $abeienthält die Au+orderung eine =etapher @seid wachsam und es lässt sich nichtunzweideutig erennen, dass @wachsam in moralischer 8insicht zu 'erstehen ist#Wie der Schlussteil mit der Au+orderung und somit auch dessen >usammenhangmit dem Vergleich zu interpretieren ist, wird erst durch den unmittelbaren'orangehenden Fe"t im =atthäus /'angelium ersichtlich902 .aut =atthäus erzählt

 esus die -abel über zehn ungfrauen im )ahmen des Gesprächs mit seinen üngern auf dem Rlberg in erusalem# $ie ünger fragen esus, wie sich dasAnzeichen der Wiedereinunft 'om =essias erennen lieJe# $er@)ele'anzbereich im Sinne *usses bilden daher die Fhemen betre+end die

/rwartungen bzw# Vorbereitungen auf das )eich Gottes, @8immelreich, die nachder biblischen /schatologie nach dem /rscheinen 3laut der christlichen .ehre@Wiedereinunft5 'on =essias hergestellt werden sollte# esus nennt dieAnzeichen 3GroJe Not, falsche =essias etc#5I erzählt, was nach dem /rscheinen'on =essias passieren wird 3der =essias wird in seiner ganzen 8errlicheiterscheinen, die Sündiger werden abgewiesen und die Gerechten ! belohnt2 alsoin das 8immelreich @aufgenommen5I deutet aber darauf hin, dass die >eit derWiedereinunft ungewiss sei und dass man daher jederzeit dafür bereit seinmuss# $as ganze erläutert esus durch die Gleichnisse 3@$as Gleichnis 'omwachsamen 8ausherrn und @$as Gleichnis 'om treuen und 'om schlechten

necht5, in denen Phnliches thematisiert wird2 /s ist ungewiss, wann es zumentscheidenden =oment ommt# $ie einzig richtige @Strategie sei daher,

 jederzeit bereit 3treu, wachsam, gut, gerecht5 zu sein# Wir &nnen annehmen,dass esus in seinem Gleichnis über zehn ungfrauen nicht nur die Dmstände der@Wiedereinunft erlärt, sondern auch diret auf die -rage der ünger bezüglichder @Anzeichen *ezug nimmt# 1m Fe"t ommt ebenfalls das Anzeichen 'or 395,das dem /rscheinen des *räutigams 'orangeht# $ie @t&richten -rauen &nnendiese Anzeichen ebenso gut erennen wie die @lugen, dennoch ist es für sie zuspät, um angemessen für das @/ntgegengehen des *räutigams 'orzubereiten#$aher muss @Anzeichen erennen &nnen auch in *ezug auf die

@Wiedereinunft eine Voraussetzung für die angemessene Vorbereitung für das@8immelreich sein#

$ie *ildung der ohärenz ist dabei nicht nur über den unmittelbaren ote"tm&glich, sondern auch durch das Wissen der Fe"tsorte 3bzw# das Sprachspiel5@Gleichnis# ennzeichnend für die Gleichnisse, die im udäa des 4# ahrhundertsbeannt waren, sind wie bereits ülicher bemert, dass sie eine religi&se-ragestellung durch die Analogie mit den alltäglichen Situationen erläutern# $ieGleichnisse hatten eine interpretati'e -untion# /s ging um die -rage @Was muss

90 $afür gibt es im Fe"t ein >eichen ! die onjuntion @dann, die ohärenz zum'orangehenden Fe"t herstellt#

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ich handeln, damit ich gerecht 3für Gott5 oder gesetzestreu bin#96  $iesemantische Strutur des 'on uns behandelten Fe"tes ist die Gleichnisstrutur,onte"tualisiert durch die Abschnitte 345 und 3405# @$en Fe"t als Gleichnis'erstehen hat dabei bereits eine bestimmte Art des ohärenz'erständnisses zur-olge#97

$as Gleichnis'erständnis 3sei es durch den ote"t oder das Fe"tsortenwissen5 sollseine onseQuenzen auf die Aufmersameits'erteilung der Sprecher haben# $er)ezipient onzentriert sich auf die -ragen @Was wird womit 'erglichen, nachwelchen AspetenB @Was wird durch den Vergleich erlärtB @Welche moralischenonseQuenzen hat 3für mich5 der VergleichB# $ie )eonstrution ann sich dannentsprechend seleti' 'erlaufen# -oussiert werden jene Feile des3/rfahrungs5Wissens, die zur *eantwortung dieser -ragen beitragen# So istbeispielsweise in *ezug auf den Vergleich in 345 nicht weniger rele'ant als dasWissen, wie im Galiläa des 4# ahrhunderts 8ochzeiten gefeiert wurden, das

Wissen, wie die /instellung zur )olle der 8ochzeit in den meisten 3modernen wieantien5 Gesellschaften generell ist2 $ass die 8ochzeit als die Voraussetzung fürdas Glüc und die 8armonie angesehen wird, dass die 8ochzeit oft auchteleologisch ! als das >iel einer .iebesbeziehung dargestellt ! wird2 =an dene

96 Nach SchmidtEGrether 34HH<2 <9EH05 muss für @die damaligen >uh&rer diese-orm der GleichnisE)ede durch die rabbinische Fradition bereits beannt sein#1hnen war also nicht nur die beschriebenen Alltagssituationen 'ertraut, sondernauch der Stil, die Fhemen und =oti'e und die regelmäJigen Analogien# So (ndetsich in Fhalmud ein Gleichnis, das mit dem Gleichnis 'on zehn ungfrauen in'ieler 8insicht ähnlich2 $er &nig lädt die Gäste 3seine $iener5 ein, ohne ihnen

eine bestimmte >eit mitzuteilen# $ie @lugen Gäste bereiten sich trotzdem 'or,die @t&richten setzen ihre tägliche Arbeit fort# >um Schluss, nachdem der &nigpl&tzlich seinen $ienern zur =ahlzeit ruft und nur die @lugen entsprechend'orbereitet erscheinen, werden die @lugen belohnt und die @F&richten !bestraft 3es# :9,46f, *abClonischer Falmud, zit nach SchmidtEGreter ebd#5#

97 Wie wichtig das Fe"tsorten'erständnis ist, ann der beannten $ebatteentnommen werden, die die 1nterpretation der Gleichnisse esu 'om deutschen

 Fheologen Adolf ülicher her'orgerufen hat# ülicher ritisiert das

Allegorie'erständnis , dass in der traditionellen Fheologie 'orherrschend war#$ies hätte zur -olge, dass einzelne *egri+e der Gleichnisse wie ein rCptogrammgedeutet und übersetzt wurden# ülicher hebt dagegen her'or, dass dieGleichnisse dafür zu lar und zu situations'eranert seien# 1m Dnterschied zu denAllegorien hätten die Gleichnisse eine argumentati'e -untion# Sie selbst seieneine Kbjete der /rlärung, sondern ein =ittel bzw# das %aradigma der/rlärung2 @1n der Allegorie soll das *ildliche gedeutet werden, im Gleichnisse solles 3also das Gleichnis selbst, $#G#5 deuten, oder richtiger durch seineüberstr&mende $eutlicheit auch sein %arallellon deutlicher machen 3ülicher,4H:62 ;6, zit# nach Arens 4H<02 4465# Dnabhängig da'on, welche ! AllegorieE oderGleichnisE E $eutung angemessener ist, zeigt diese ontro'erse der1nterpretation, wie star das Wissen um die Fe"torte und das Sprachspiel dasVerstehen 3@Aufmersameits'erteilung5 beeinLussen ann#

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8/18/2019 Rohfassung der Dissertazion

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an die tCpischen 8appCE/ndingEAusgänge mit einer 8ochzeitsszene# $aher diePhnlicheit mit dem 8immelreich#

$abei ist zu beachten, dass die Grenzen des -ousumfelds und somit des'erstehensrele'anten Wissens o+en sind, obwohl es im Fe"t und in dessen

unmittelbarem ote"t lare 8inweise zum @Gleichnis'erstehen zu (nden sind#$enn der )ele'anzbereich umfasst die Fhemen und *egri+e !@8immelreich,@=enschensohn, @=essias, @Wiedereinunft?das üngste Gericht, die eineumfangreiche disursi'e %ra"is hinter sich haben# 1nwieweit o+ene Grenzen diese%ra"is hat, &nnen wir nur am *eispiel der ontro'ersen 1nterpretation dieser*egri+e in der christlichen und judaistischen Fheologie sehen2 $ie judaistische.ehre 'ersteht unter @8immelreich das gerechte )eich auf der /rde, das 'omgott'ersandten aber menschlichen =essias errichtet wird# $ie christliche .ehre'ersteht unter @8immelreich das 8immelsreich im 8immel ! das %aradies, wodie Seelen der gerechten =enschen nach dem Fod gehen# $er @=essias ! der im

Alten Festament?Fanach auch @=enschensohn genannt wird 3/z, 0#45, ist nachdem jüdischen Verständnis zwar 'on Gott auserwählt, aber immer noch ein=ensch# Nach dem christlichen Verständnis ist @=essias hingegen Gott selbst,der einmal als esus auf der /rde erschien, auferstanden ist und dann im )ahmender Wiedereinunft 3=t, 09E64E605 auf der /rde erscheint, um die =enschheit zurichten 3'gl# dazu )onai und Wahle 4H<:2 497E49:I 4::E4:;I auch SW* 0MMH26<ME6<;5# /s handelt sich also um die zentralen *egri+e und Glaubensinhaltezweier )eligionen, die bis heute ihre Wirung haben# $iese *egri+e undGlaubensinhalte zu e"plizieren, wäre hier nicht der Krt# $er 8inweis auf den$isurs sollte aber genügen, um die m&gliche )eichweite des -ousumfelds 'or

Augen zu führen# Wir &nnen annehmen, dass diese Art 'om $isurswissen 'ielzum Fe"t'erständnis beiträgt2 $er )ele'anzbereich des umliegenden Gesprächsbildet ja der *egri+ @8immelreich, dessen Grundlagen und >usammenhängenicht e"plizit erlärt werden, da das entsprechende Vorwissen 'orausgesetztwird# $aher sollte das -ousumfeld weit über die im =t# 07 beschriebeneGesprächssituation hinausgesehen# Als Vorgeschichte ann für die )ezipientendann alles in -rage ommen, was esus 'orher über das 8immelreich 3und dasentsprechende *egri+sfeld5 ausgesagt hat, was darüber hinaus in der damaligengeistlichen und weltlichen Welt gelehrt wurde, was in der @heiligen Schrift@geschrieben steht etc# 1n diesem Sinne ist wie oben schon erwähnt dieses

-ousumfeld nicht nur umfangreich, sondern auch o+en# Nicht zuletzt deswegen,weil es aus der heutigen Sicht nicht m&glich ist, zu reonstruieren, wie dieStellungnahme des /'angeliumEAutors oder des @historischen esus zur8immelreichE$isussion warI sondern auch deswegen, weil wir in unserem -allnur in gradueller 8insicht 'om Verstehen sprechen &nnen2 Wenn jemand diezum Gesprächszeitpunt atuelle 8immelreichdisussion gut ennt, dann ist dieWahrscheinlicheit hoch, dass er der Vergleich zwischen 8immelreichE8ochzeitsszene gut 'ersteht# edoch &nnen wir nicht pauschal urteilen, dass

 jemand, der nur 'age enntnisse über die 8immelreichdisussion hat, oder nurdas ennt, was in =t 07# über das 8immelreich ausgesagt wird, das Gleichnis

über zehn ungfrauen überhaupt nicht 'ersteht# SchlieJlich ist das Gleichnis ebenein *eitrag zur /rlärung der 8immelreichdisussion#

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1ch fasse nun die WissenstCpen zusammen, die in unserer AnalCse des Fe"t'erstehens 3)eonstrution, ohärenzbildung E @Gleichnis'erstehen5 in -ragegeommen sind# $abei nenne ich nur die wichtigsten und am wenigstenselbst'erständlichen FCpen992

4# Wissen über alltagspraktische 2andlungsJ und Lebensforen 3FCp <52 1nunserem -all war dieser FCp durch das Wissen über die 8ochzeitsszenen imGaliläa des 4# ahrhunderts 'ertreten# /s spielte 'or allem bei der)eonstrution der erzählten 8andlung eine wichtige )olle#

0# Wissen über gesellschaftliche 2andlungsforen 4Oyp .6, Wissen über OeFtgliederung und OeFtgestaltung 4Q62 $as Wissen über die @Gleichnisse&nnen wir diesen beiden FCpen zuordnen# @Gleichnis ist nicht nur eine

 Fe"tsorte mit bestimmten Struturierungseigenschaften, sondern auch auf Grund seiner didatischEerlärenden und argumentati'en -untion eine@gesellschaftliche 8andlungsform, die im 1srael des 4# ahrhundert allem

Anschein nach sehr üblich war# 1n diesem Sinne &nnen die Gleichnisse alsSprachspiele bezeichnet werden#

6# Wissen über die OeFt)elt und OheespeziMzierung 3FCp 752  in unserem -allbezieht sich dieser FCp auf das 3dem Gleichnis 'orangehenden5 Gesprächauf dem Rlberg zwischen esus und seinen üngern, in dem die -ragen um@das 8immelreich, @die Wiedereinunft =essias und @Vorbereitung auf das 8immelreich thematisiert werden#

7# &iskursivJabstraktes Wissen 3FCp <52 1n unserem -all geh&rt zu diesem FCpdas Wissen um die 8immelreichdisussionen#

Wie wir gesehen haben, spielen diese WissenstCpen unterschiedliche )ollen beim

 Fe"t'erstehen# $ie zentrale )olle ommt dem @Wissen über die Gleichnisse undsomit dem Wissen über die Sprachspiele zu# $ass ote"twissen 365 und$isurswissen 375 überhaupt foussiert werden, ist dadurch bedingt, dass der Fe"tals @Gleichnis 'erstanden wird# $as Gleichnis'erstehen ann auch dazubeitragen, dass bei der )eonstrution des erzählten Fe"tes diejenigen Aspetedes Alltagswissens und des narrati'en Feils foussiert werden, die'ergleichsrele'ant sind# 1n diesem Sinne geh&rt das Wissen über dieSprachspiele des Gleichnisses nicht nur zu den einzelnen separatenWissenstCpen, sondern ebenso wie das $isurswissen zu den 5benen desWissens in der lassi(ation *usses, da sie auf die @Aufmersameits'erteilung

beim Verstehen einen entscheidenden /inLuss nehmen#

/in weiterer -ator, der beeinLusst, welches Wissen für das Verstehen'orausgesetzt wird oder welchen WissenstCp foussiert werden sollte, ist dieommuniationssituation# /ine ommuniationssituation stellt dem )ezipienten'or den mehr oder weniger onreten ommuniati'en Aufgaben, für deren.&sung ein bestimmtes Wissen in -rage ommt# Dnsere bisherige *eschreibungann streng genommen nur für die ommuniationssituationen gültig sein, dieselbst durch den Fe"t auf Grund ihrer Strutur und 8erunft suggeriert werden#/ine solche Situation wäre der ursprüngliche onte"t nach dem =atthäusE

/'angelium 3das Gespräch auf dem Rlberg zwischen esus und seinen üngern599

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8/18/2019 Rohfassung der Dissertazion

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oder eben eine pri'ate oder &+entliche .esung des /'angeliums# $as sind abereinige unter 'ielen Situationen, die sich angesichts der Allgemeinbeanntheit undder )olle der /'angelien in den christlich geprägten Gesellschaften (nden lässt#>um Vergleich m&chte ich im -olgenden drei denbare Situationen analCsieren#$ie Situationen werden aus der )ezipientenperspeti'e de(niert# Sie werden

daraufhin untersucht, welche WissenstCpen 3in *ezug auf diesituationsspezi(schen ommuniati'en Aufgaben5 jeweils 'orausgesetzt werden#/s handelt sich um folgende Situationen2

4# $er )ezipient ist Animationstechnier# /r hat den Auftrag 'on einer irchebeommen, eine detailgetreue Animation 'om Gleichnis über zehn

 ungfrauen zu drehen# $ie Animation soll das Gleichnis 3etwa für dieinder5 anschaulich machen# /ine weitere =&glicheit wäre, dass dieAnimation z#*# im )ahmen einer christlichen =ission 'erwendet wird# $asGleichnis über @zehn ungfrauen dient dem Animationstechnier als eine

Vorlage für das $rehbuch der Animation# *eim Fe"t'erstehen ann er ggf#auf die /rlärungen und Anleitungen der Auftraggeber stützen#

0# $er )ezipient ist ein gläubiger hrist bis in folgende /inzelheiten2 /rglaubt, dass die /'angelien ausschlieJlich Fatsachen berichten# /r glaubtentsprechend, dass esus Sohn Gottes ist und die in den /'angeliendargestellten Aussagen esu eine g&ttliche *otschaft 'ermitteln# /r will sichbei seinen moralischen und ethischen /ntscheidungen an dieser *otschaftorientieren# $as Gleichnis über zehn ungfrauen h&rt er während einesGottesdienstes im )ahmen einer %redigt#

6# $er )ezipient ist ein Geschichtssoziologe oder

*ibelwissenschaftler?Fheologe mit geschichtssozilogischen 1nteressen# /rhat 'or, mit 8ilfe 'on Gleichnissen esu Aufschlüsse über die sozialenVerhältnisse im Galiläa des 4# ahrhunderts gewinnen#9: 

1n der 4# Situation zeigt sich @das Verstehen 'or allem in der )eonstrution des%lots# @Wissen über alltagspraktische 2andlungsJ und Lebensforen! ! dasWissen über das 8ochzeitsschema E ommt in diesem -all daher in erster .inie in-rage# Wie weit dieses Wissen reichen sollte ! ob es notwendig ist, dass derAnimationstechnier eine Vorstellung über die 8ochzeitszeremonien im Galiläades 4# ahrhunderts hat ! mag 'on der Art und Weise des Auftrags abhängen# -eststeht, dass der spezi(sche Auftrag dem Animationstechnier die Aspete seinesSchemawissens foussieren lässt, die bei der tCpischen Situation des@Gleichnis'erstehens eine marginale )olle spielen2 z#*# die leidung der)ezipienten# /s ist nicht notwendig zu erwarten, dass der Animationstechnier die

9: Kbwohl diese Situationen aus der )ezipientenperspeti'e de(niert werden,geht es im -olgenden nicht um die /inzelfälle des Verstehens in den jeweiligenSituationen# /s wird z#*# nicht behauptet, dass jeder )ezipient, der sich in derbeschriebenen ommuniationssituation be(ndet, und dieselben 8intergründehat wie in 4,0#6, den Gleichniste"t auf eine nachstehend beschriebene Weisefoussieren muss# Vielmehr geht es um die objeti' feststellbarenommuniati'en Aufgaben, die sich für den )ezipienten auf Grund der jeweiligenommuniationssituation und auf Grund seiner /renntnisinteressen stellen#

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8/18/2019 Rohfassung der Dissertazion

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-rauen in der alten jüdischen Fracht leiden lässtI die Wahrscheinlicheit ist aberhoch, dass es 'on den Auftraggebern als =iss'erständnis der Fe"t'orlagegedeutet wird, wenn die -rauen in der Animation eine festliche leidung tragen#Wir &nnen erwarten, dass die Anweisungen der Auftraggeber auch ein Notiz fürdie leidung der handelnden %ersonen enthalten werden#

$as Wissen über die Gleichnisse und den unmittelbaren onte"t sollte hier imVergleich zur zweiten ommuniationssituation eine geringere'erstehensrele'ante )olle spielen# $ieser FCp des Wissens ist aber insofernwichtig, als er 8inweise mit sich bringt, was in der Animation im Vordergrund undwas E im 8intergrund gestellt werden muss# $enn eine leine Pnderung derVordergrundE8intergrundEonstellation ann zu einer Dmonte"tualisierung der

 Fe"t'orlage, z#*# in eine $ramaE/rzählung führen# $as eine solcheDmonte"tualisierung durchaus m&glich ist, lässt sich am *eispiel eines Gedichts'om georgischen $ichter Galation Fabidze zeigen, dass sich @>ehn ungfrauen

3@ati alculi5 nennt#9; 1m Gedicht wird das Gleichnis esu fast detailgetreu erzählt#/s sei denn, dass die t&richten ungfrauen hier stärer in den Vordergrund tretenals im Gleichnis# $ie anderen handelnden %ersonen rücen sich entsprechend inden 8intergrund2 /s wird nur das /rscheinen und das /rwarten des *räutigamsbeschrieben, nicht aber seine Wortmeldung in der Schlussszene# $ie lugen

 ungfrauen werden nur an zwei Stellen nebenbei erwähnt, ohne zu beschreiben,wie sie sich 'orbereitet haben# $arüber hinaus 'ersucht der $ichter, das eigeneVerschulden der t&richten -rauen zu enträften, um die SCmpathie der)ezipienten auf deren Seite zu leiten# $ie t&richten -rauen hätten ein /rsatz&lmitgebracht, weil sie es @nicht (nden onnten# $er $ichter unterstreicht

ebenfalls, dass die .ampen 'on t&richten -rauen 'orher hellicht geleuchtethätten, so dass sie sich darauf 'erlassen onnten, dass das Rl nicht schnellausgehen würde# Weiter erfahren wir auch, dass die jungen -rauen hübsch waren,obwohl im Gleichnis ein Wort über das Aussehen der -rauen ausgesagt wird# =itdiesen Pnderungen handelt es sich allerdings nur um die 'agen 8inweise zu einerdramatischen $eutung# >u einem richtigen $rama wird das Gedicht erst durchdie Schlussszene, die auch im Gleichniste"t naheliegt, wenn auch nichther'orgehoben wird2 $ie t&richten -rauen stehen 'or der 'erschlossenen Für3hinter deren allem Anschein nach eine Glücszene abspielt, an dem sie nichtteilnehmen dürfen5# Sie haben ! auch das wird im Gleichniste"t nicht diret

erwähnt E das Rl dabei, was darauf hindeutet, dass sie alles gemacht haben, umihre %Licht im 8ochzeitsritual gebührend zu erfüllen# Nun ist es aber zu spät $er$ichter lässt auJerdem der Wind wehen und die .ampen @traurig zittern, um das$ramatische am Gedicht zu 'erstären# 8ätte er jedoch die @Winddeoration'erzichtet, würde das Gedicht nicht 'iel an der $ramati einbüJen, denn die'erschlossene Für und @zitterndes Rl liefern schon genug Anzeichen für diedramatische $eutung2 Wer sich bemüht hat und trotzdem 'or der 'erschlossenen

9; $as Gedicht mit einer spontan erstellten wortgetreuen Übersetzung be(ndetsich im Anhang#

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 Für steht ! ein lares >eichen des Abweisens 'on =enschen2 die Für schlieJt nicht'on selbst zu ! lädt die Anderen mindestens zum =itleid wenn nicht zurSolidarität ein# $as wäre aber eben die Wirung des %lots, die im stritenGegensatz zum @Aufruf der Wachsameit steht, die am /nde der Gleichnisrede

 esu formuliert wird# Sollte den Auftraggebern daran liegen, dass die Animation

zum @GleichnisE@ aber nicht zum @$rama'erständnis beiträgt, dann werden siees 'ermeiden wollen, dass sich die )ezipienten mit denjenigen identi(zieren, dieeine 'erlierende Strategie ob in der 8ochzeitsE oder 8immelreichszene wählen#

Somit muss unserem Animationstechnier darum gehen, eine dramatische$eutung zu 'erhindern# /r soll deutlich machen, warum die @t&richten

 ungfrauen @t&richt waren# Auch müssen die lugen ungfrauen stärer in denVordergrund treten# /s sollte auch deutlich werden, dass @die 'erschlossene Fürweniger eine $ramadeoration, als eine ausale -olge des @unnachsichtigenVorgehens der @t&richten ungfrauen ist# $as ist alles aber ohne @das

Gleichnis'erstehen und ote"twissen 3sowie das Wissen über die >ielsetzungender Auftraggeber5 nicht m&glich#

1n der 0# Situation besteht wenig @Gefahr, dass das Gleichnis als $rama 3mit dent&richten -rauen im Vordergrund5 gedeutet wird# $ie WissenstCpen, die wir obenunabhängig 'on der ommuniationssituation beschrieben haben, werden hierauf die gleiche Weise rele'ant# 1n *ezug auf die )eonstrution der 8andlung&nnen wir annehmen, dass @der =itternachtsruf und somit die Dngewissheitdes /rscheinens 'om *räutigam stärer foussiert werden9<# $abei bringt dieseommuniationssituation auch spezi(sche ommuniati'e Aufgaben mit sich2 $as

Gleichnis ist nun nicht nur mit dem ote"t im /'angelium, sondern auch mit der jeweiligen %redigt bzw# das Fhema der %redigt in *eziehung zu setzen# $er Fe"tder %redigt ann als eine zusätzliche Vorgeschichte foussiert werden# Was gehthier 'orB Warum liest der %rediger gerade dieses Gleichnis 'orB ! sind die -ragen,die es zum >wec des situationsadäQuaten Verstehens zu beantworten gilt# 1ndieser 8insicht ommt hier auch das Wissen um die situationsspezi(schen@gesellschaftlichen 8andlungsform in -rage2 nämlich die .esung der /'angelienals Feil des Gottesdienstes# 1n der e'angelischen irche wird beispielsweise überunser Gleichnis eine %redigt gew&hnlich anlässlich des@Fotensonntags?/wigeitssonntags 3eines -eiertags zum Gedenen 'on

Verstorbenen5 gehalten, da an diesem Fag die -ragen nach der Auferstehung unddem @jüngsten Gericht thematisiert werden#

1n der 6# ommuniationssituation fällt ähnlich wie in der 4# die der %lot desGleichnisses wiederum ins -ousumfeld# Auf Grund der /renntnisinteressen des)ezipienten liegt es nahe, dass eine detaillierte )eonstrution des %lots einewichtige )olle für das Verstehen spielt# -oussiert werden dabei nicht nur die'ergleichsrele'anten Aspete, sondern auch die -ragen nach dem8andlungsablauf, der handelnden %ersonen und deren =oti'ationen, ggf#*eurteilungen seitens des Fe"tproduzenten der dargestellten 8andlung und der

9< So ist es $eispielsweise in den %< ersten Predigten der 7all= die $eider #oogleSuche gefunden wurden# 

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handelnden %ersonen ! genauso wie im -all eines tCpischen narrati'en Fe"tes# /sstellt sich auch die -rage nach der =odalität des /rzählten ! inwieweitwahrscheinlich ist die 8andlung zu den sozialen Verhältnissen zur >eit des

 Fe"turprodutionB $as Fe"tsortenwissen ist hier eher nur in dieser 8insichtrele'ant# Welche -untionen hatten die GleichnisredenB Wie wurden die

Gleichnisse onstruiertB $ienten die (tionalen Geschichten als Vergleichsobjetewie etwa in den %arabeln 'on Psopes oder war es üblich, als Vergleichsobjete imGleichnis die @alltagspratische 8andlungsE und .ebensformen zu 'erwendenB 1ndiesem >usammenhang ommen auch die sog# =etadaten zum Fe"t in -rage2 Werder Fe"tproduzent und m&gliche Fe"trezipienten 3>ielgruppe5 waren, wann der

 Fe"t erstellt und in welchem onte"t er 'erwendet wurde#

Allerdings sind die beschriebenen /renntnisinteressen nicht auf diegeschichtssoziologischen *eschäftigungen mit dem Fe"t beschränt# Sobehandelt .uise Schottro+ 30MM95, die *erufstheologin ist, die Gleichnisse esu

hinsichtlich der sozialen %robleme, die nach ihrer =einung in Gleichnisredenthematisiert werden# 1n *ezug auf unser Gleichnis meint sie, es gehe hier um die%robleme der jungen -rauen in einer patriarchalischen Gesellschaft# 1hrezusammenfassende 1nterpretation lautet2

@$ie Schlussszene zeigt das hässliche Gesicht, die harte )ealität einer Gesellschaft, die-rauen über ihre Anpassung, Dnterwerfung und die /he de(niert# 1nnerhalb der/rzählung selbst sind der $ialog der -rauen und die Schlussszene so dargestellt, dasssie ritische -ragen wecen müssen2 Warum sind die schlauen -rauen so unsolidarisch,warum ist ein 'ergleichsweise leiner -ehler der dummen -rauen, nämlich, dass sieein Rl dabei haben, so folgenreich, warum ist die Für geschlossen, warum h&rt sichdie )ede des *räutigams wie ein Fodesurteil anB $ie /rzählung bringt die Situation 'on=ädchen auf dem 8eiratsmart 'or Augen und zwar so, dass ritische -ragenentstehen müssen 30MM927;5

Auf der einen Seite scheint diese 1nterpretationsperspeti'e zu modern für den/'angeliente"t zu sein und fällt in den Widerspruch zum ote"t des Gleichnissessowie zu dessen Schlusssatz mit dem Aufruf zur Wachsameit# Vielwahrscheinlicher wäre, dass esus oder der Autor des /'angeliums nicht einemoderne gesellschaftsritische, sondern eine patriarchalische %osition 'ertrat#

 edoch gibt die gesellschaftsritische .esart Aufschlüsse darüber, welche Aspete

der /rzählung im -all der /renntnisse zum sozialen 8intergrund des Gleichnissesfoussiert werden# $ie $etails des dargestellten 8andlungsablaufs treten nach'orne während sich die 'ergleichsrele'anten Aspete 3Dngewissheit der Anunft5und die >usammenhänge zum 8immelreich in den 8intergrund rücen#

5.4.4 Sprachspiel$egri> sprachwissenschaftliche $etrachtet)Sprachspiele= 7raes= 7raing und 7ooting.

$ie 'orangehenden Abschnitte dieses apitels haben -olgendes über dielinguistische )ele'anz des %hänomens Sprachspiele gezeigt2 $ie Sprachspiele als

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8andlungsformen und tCpische ommuniationssituationen stellen nicht nur diebloJen 8intergrundsdaten zu den sprachlichen PuJerungen dar, sondernbeeinLussen entscheidend das Verstehen, indem sie bestimmen, welche FCpenaus dem 'orher erworbenen Wissen zum >wec des Verstehens foussiertwerden# 1n dieser 8insicht geh&rt das Wissen um die Sprachspiele nicht lediglich

zu einem 'on 'ielen FCpen des 1nferenzwissens, sondern es dient auch zurKrganisation der 1nferenzen# $as gilt sowohl auf der Fe"tE als auch auf derWortebene# 1n unseren -allanalCsen onnten wir auJerdem feststellen, dass a5 dieSprachspiele nicht immer durch die festen )egeln umgrenzt sind wie etwa dasSchachspiel oder -uJballspiel und b5 oft nicht nur ein einziges Sprachspiel,sondern mehrere Sprachspiele bzw# soziale Situationen zur Geltung ommen2 $asoben behandelte Gleichnis onnte zum *eispiel unter dem )ahmen @Gleichnis,@/rzählung, @/'angelienlesung, @%redigt jeweils mehr oder minderunterschiedlich 'erstanden werden# Sprachwissenschaftlich gesehen sind dieSprachspiele nun aus zweierlei 8insicht interessant2 4# Wie durch die sprachlichen

=ittel enntlich gemacht wird, um welches Sprachspiel bei der jeweiligenPuJerung, bzw# ommuniation es sich handeltI 0# Welchen /inLuss die>ugeh&rigeit zu einem 3jeweiligen5 Sprachspiel auf das Verständnis der

 jeweiligen sprachlichen PuJerung nimmt#

$iese beiden -ragestellungen sind bisher in 'erschiedenen $isziplinen der.inguisti, sowie in der Sprachphilosophie und Soziologie ausführlich behandeltworden, meist jedoch ohne direten *ezug auf Wittgensteins Spätwer#Ausgehend 'om heutigen -orschungsstand scheint daher weniger sinn'oll zusein, eine Sprachspielsemanti 3etwa in der Art 'on *uchholz5 zu entwerfen#

Wichtiger ist einen richtigen linguistischen 3theoretischen und methodischen5>usammenhang zu Wittgensteins Sprachspielonzeption zu ermitteln# Dnd indieser 8insicht besteht zurzeit tatsächlich einen lärungsbedarf# Dnsere -ragelautet daher2

1n welchem theoretischen )ahmen wurde in der .inguisti bisher das %hänomen@Sprachspiel behandeltB

Als erste ommt wie selbst'erständlich die Sprechattheorie in -rage2 auf >usammenhänge zwischen Wittgensteins @Sprachspielen und Austins @speech

acts wurde oft genug aufmersam gemacht# Austin, dem Gründer'ater derSprechattheorie, wird sogar unterstellt, Anregungen zu seiner Sprechattheoriein Wittgensteins @%hilosophischen Dntersuchungen 3insbesondere bei %D 065gefunden zu haben 3s# *uchholz 4HH<a, _Schneider 0M44 `4672 9;5# Stimmendiese Dnterstellungen oder nicht, müssen wir der Fatsache )echnung tragen,dass Wittgensteins Sprachspielonzeption in der -orschungsliteratur häu(g mitden Sprechaten in *eziehung gesetzt wurde, da sich beide *egri+e auf die8andlungen beziehen# /inige Versuche, Wittgensteins Sprachspielonzept für die*edeutungstheorie fruchtbar zu machen, wie wir im Abschnitt 9#4#4 am *eispiel'on *uchholz riti an _=eggle 4H<; `46: und _Alston 4H:7 `46; gesehen

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haben, waren sprechattheoretisch ausgerichtet9H# Fatsächlich sind diePhnlicheiten zwischen dem SprachspielE und Sprechatbegri+ nicht zu leugnen#$ie Phnlicheit besteht nicht nur darin, dass beide *egri+ auf die sprachliche8andlung beziehen# Wittgenstein 'erwendet etwa auJerdem die *egri+e wie@Witz 3%D :0, 4705 oder @)olle 3%D 045 fast auf die gleiche Weise, wie Austin und

die nachfolgenden Sprechattheoretier den *egri+ der @illocutionarC force _'gl#Schneider 0M442 9<# $ie Dnterschiede 3'or allem in derDntersuchungsperspeti'e5 insgesamt sind jedoch gra'ierender als diePhnlicheiten und sie bestehen nicht nur darin, dass Wittgenstein 'on derDnübersichtlicheit der Sprachspiele ausgegangen ist, während Austin und seineNachfolger die Sprechate durch den )ücgri+ auf die 1lloution genau de(niertund bis auf wenige ategorien reduziert haben# $er Dnterschied drüct sich'ielmehr dadurch aus, dass der Geltungsbereich 'on Wittgensteins *egri+ der@Sprachspiele weit über die der Sprechate hinausgeht# *esonders gut lässt sichdas an der Aufzählung 'on Sprachspielen in der %D 06 meren# $ie /inzelate

(nden sich hier spärlich# Wenige Ausnahmen bilden nur @*itten, $anen, -luchen,GrüJen, *eten, @*erichten eines 8ergangs und in gewisser 8insicht lässt sichauch @*eschreiben eines Gegenstands nach dem Ansehen, oder nach=essungen durch eine Sprechatategorie 3@)epräsentati'5 beschreiben# $ieweiteren Sprachspiele sehen aber entweder eine 1nteration 'or2 @*efehlen, undnach *efehlen handeln oder beziehen sich auf omple"e 8andlungsweisen, diemehr oder weniger on'entionell geregelt sind 3@/ine 8Cpothese aufstellen undprüfen, @Fheater spielen, @/inen Witz machenI erzählen @Aus einer Sprache indie andere übersetzen5# Wieder andere *eispiele haben streng genommen nurüber Dmwege mit den sprachlichen 8andlungen zu tun 3@8erstellen eines

Gegenstands nach einer *eschreibung 3>eichnung5# Auch die @primiti'enSprachspiele sind, wie wir im apitel 0 gesehen haben, weitgehend interati',etwa das /inaufsE oder *auarbeitersprachspiel 3%D 4E05 beziehen sich auf interati'e 8andlungen ! 1m ersteren gibt @einer die *efehle und der anderehandelt nach ihnen und im zweiten wird die /inaufsinteration in einer äuJerst'ereinfachten -orm dargestellt# 1n diesem Sinne stellen die Sprechate h&chstensnur einen FCp 'on Sprachspielen dar#

Wittgensteins Au+assung 'on Sprachspielen unterscheidet sich auJerdem ineiner weiteren grundlegen 8insicht 'om traditionellen Verständnis 'onSprechaten2 $ie SprechattCpen sind uni'ersell, während die Sprachspiele starulturgebunden sind# So bemert Wittgenstein in den %hilosophischenDntersuchungen 3065 -olgendes2 @Dnd diese =annigfaltigeit ist nichts -estes, einfür alle =al GegebenesI sondern neue FCpen der Sprache, neue Sprachspiele, wiewir sagen &nnen, entstehen und andre 'eralten und werden 'ergessen#$asselbe ann jedoch nicht über die SprechattCpen gesagt werden ! $ie$ireti'a bleiben z#*# in jedem ulturE und >eitraum $ireti'a 3AD--K)$/)DNG5

9H ennzeichnenderweise nennt in einem N$)E-ilm über Wittgenstein Odie Wahrheit derWorteO der .inguist Wilhelm -rane als /'idenz für Wittgensteins /inLuss auf die

.inguisti eben die sprechattheoretischen Grundannahmen 3$ener der >eit 0MM4?4H<<2min 6#5

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und omissi'aE omissi'a 3V/)S%)/8/N, S18 AD- /FWAS -/SF./G/N5 3zuV/)S%)/8/N 'gl#Wunderlich 4H;H2 0;9E0;:5#

Auch aus einer linguistischen Sicht wird oft bemängelt, dass dieSprechattCpologien und dessen 1denti(ationsregeln sehr schwer zur

*eschreibung der tatsächlichen sprachlichen 1nteration angewendet werden&nnen# $en ritipunt bildet dabei nicht nur die 1denti(ationsprobleme der1lloution, wie *uchholz in seiner Auseinandersetzung mit densprechattheoretischen Semantien bereits betont hat 3s#o#, Abschnitt 9#4#45#%roblematisch ist 'ielmehr die mangelnde *erücsichtigung desGesprächsonte"tes und der )olle 'on Ateuren# So ommt Auer nach derAnalCse des Sprechates )AF am *eispiel eines *eratungsgesprächs zumfolgenden Schluss2

$ie sog# /inleitungsbedingungen Searles werden also überhaupt nur dann rele'ant,wenn sie in der 1nteration ! sei es in derselben /pisode Z[\, sei es im Verlauf einer

1nterationsgeschichte ! 'on den Gesprächsteilnehmern geltend geacht   werden#Sobald man sich dies lar macht, wird deutlich, daJ der isolierte Sprechat eine 1llusionist# Sprachliches 8andeln ist immer in einen seQuentiellen onte"t eigebettetI im -allunseres *eispiels, des )atgebens, ist dieser onte"t ausgesprochen omple", denn erumfasst das gesamte *eratungsgespräch# Wer eine AnalCse der sprachlichen 8andlungdes )atgebens geben will, muJ deshalb diesen gesamten seQuentiellen Verlauf untersuchen# $ie >usammenstellung intuiti' mehr oder weniger plausibler*edingungen oder )egeln für abstrate Sprechate, wie sie in der SearlschenSprechatanalCse an'isiert wird, simuliert die ompetenz der Sprachbenutzer inungenügender Weise ! schon deshalb, weil sie die )olle des 8&rers star unterschätzt#3Auer 4HHH2 <H!HM5

Auf die ähnliche Weise argumentieren 8enne und )ehboc in ihrerGesprächsanalCse 38enne 4H<02 4;E4<5, dass nicht die isolierten Sprechate alsGrundeinheiten des Sprechens einzustufen sind, sondern eben die Gespräche undGesprächsseQuenzen# $iese Argumentation wurde schon in der -rühphase der)ezeption 'on der Sprechattheorie dadurch 'erstärt, dass bestimmteSprechhandlungen wie ANFWK)F/N, /1NW/N$/N, */)P-F1G/N nicht isoliert,sondern nur als Feil einer %aarseQuenz zu analCsieren seien 3'gl# dazu -rane4HHM2 H5# $ies hatte in der GesprächsanalCse dazu geführt, 'on einemerweiterten Sprechatbegri+ 3'gl# ebd#, S# 40E495 auszugehen, der auf die 'on

8enne und )ehboc postulierten Grundeinheiten des Sprechens *ezug nehmen2%aarseQuenzen 3-rageEAntwort, /inladungEAnnahme, Ablehnung5 undGesprächstCpen 3*eratungsgespräche, Dnterrichtsgespräche,Wegausunftsdialoge5# $iese Art der erweiterten SprechhandlungsanalCse wurde'or allem 'on dem DSEamerianischen Soziologen 8ar'eC Sacs'orangetrieben#:M  $ie ersten Ansätze (nden wir jedoch bei Wunderlich2 eruntersuchte @die omple"en Sprecheinheiten wie die dialogisch ausgerichteteNarration 34H;<2 647E6045 oder Wegausunftsdialoge 34H;H5# Später befasst sich

:M seine *eiträge zur 1nterationsanalCse und SeQuentialitätstheorie sind in seinen

posthum 'er&+entlichten @.ectures on on'ersation zusammengefasst Sacs _4HH0,4HH9 `470, zu dessen )ezeption in der germanistischen .inguisti s# Auer 34HHH246:E46;5#

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>usammengeh&rigeit lässt sich jedoch schwer auf die Sprachspiele aus denanderen >usammenhängen 'erallgemeinern# Nicht jeder Fätigeitsbereich ist sostar institutionalisiert und gut organisiert, wie der der christlichen irchen# Auf alle sprachliche 8andlungsmuster bezogen, würde ein integrati'es$arstellungsinstrumentarium, wie wir es auch immer 'erfeinern und

ausdi+erenzieren, zur *eschreibung der natürlichen Sprache nicht immer eignen#1n der Fat funtionieren die sprachlichen 8andlungstCpen selten nach einemhierarchischen Krdnungsprinzip der russischen %uppe# $ie hierarchischen*eziehungen zwischen 'erschiedenen 8andlungstCpen &nnen manchmalbidiretional, manchmal E unidiretional und manchmal ! überhaupt nicht'orliegen# /in gutes *eispiel wäre die *eziehung zwischen der Fe"tsorte und der1nterationsseQuenzen# So &nnen einige Fe"tsorten wie etwa @ournalistischer1nter'iew oder @Gesprächsprotooll mehrere 1nterationsseQuenzen enthalten3GruJEGegengruJI -rageEAntwortI VorwurfEVerteidigung u'm#5I Sie stehen dann ineiner übergeordneten hierarchischen *eziehung zu den jeweiligen

1nterationsseQuenzen# *ei einigen Fe"tsorten ist jedoch das Gegenteil der -all#$ie Fe"torten wie )ezension, Gutachten oder *ewerbungsanschreiben sind ein

 Feil der 1nterationseQuenz2 Fheaterstüc und die entsprechende )ezension,$issertation und Gutachten, Stellenangebot und *ewerbungsanschreiben bildenallgemein betrachtet die %aarseQuenzen auf die ähnliche Weise wie dieeinfachsten $ialogpaare# 1n gewisser 8insicht handelt es sich bei diesen

 Fe"tsorten um nichts anderes als die %aare 'on initialen Sprechaten und)eationsalternati'en im Sinne -ranes2 )ezension, Gutachten und*ewerbungsanschreiben sind ebenso schwer ohne @1nitialte"tsorten'orzustellen, wie Antwort, /inwand, Ablehnung und >urücweisung ohne die

entsprechenden @1nitialsprechate#

Auf diese >usammengeh&rigeit 'on Fe"tsorten wurde in der -orschung seitlangem aufmersam gemacht# Adamzi 30MMM24H5 spricht in diesem Sinne 'om/rweiterungsbedarf der Fe"tsortenforschung2 $ie Fe"tsorten sollen nicht separatuntersucht werden, sondern in Vernetzung mit anderen Fe"tsorten, denn @häu(gmuss man auch eine ganze )eihe 'on Fe"tsorten nacheinander bzw# grobgesprochen gleichzeitigT produzieren, um eine omple"e ommuniati'e Aufgabezu erfüllen#:4

/benso ambi'alent ist die *eziehung zwischen den Fe"tsorten und

8andlungsmustern# =anche Fe"tsorten wie etwa @)oman oder@Werbung?Werbete"t stellen beispielsweise separate 8andlungsmuster bzw# eineseparate Gattung dar# Wieder andere Fe"tsorten sind dagegen nur ein Feil oderein 1nstrument eines omple"eren sprachlichen 8andlungsmusters2 So ist ein

 Fheaterdrehbuch eine Vorlage zur Au+ührung des Fheaterstücs# Auf die ähnlicheWeise hat ein Gesetzeste"t im onte"t der Gesetzesanwendung ihre Geltung,wobei ein Gesetzeste"t nicht auf die gleiche Weise als Vorlage zurGesetzesanwendung dient, wie das Fheaterdrehbuch zum Fheaterstüc#

:4 /ine Übersicht über die -orschung 'on Fe"tsortenzusammenhängen und eine-allanalCse aus der Dnternehmensommuniation (nden sich bei anich 0MMH

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$iese ambi'alenten Verhältnisse 'on Sprachspielen und das -ehlen einergemeinsamen Ausgangsperspeti'e bestätigt Wittgensteins Gedane, dass dieSprachspiele Quantitati' nicht begrenzt sind 3%D 065# $ie Sprachspiele sind abereher unzählbar als unzählig, denn die Anzahl 'on der 8andlungsformen der

 jeweiligen Sprache 3oder besser ! ultur5 hängt 'on der DntersuchungsE bzw#

/renntnisperspeti'e ab# So ist eine -rage der %erspeti'e, ob wir etwa die$issertation und dessen Gutachten als ein einziges oder zwei 'erschiedeneSprachspiele betrachten# Aus einer anderen %erspeti'e ann man sie aber nichteinmal als ein Sprachspiel, sondern 'ielmehr 0?6 eines Sprachspiels ansehen,denn zu einer 'ollständigen SeQuenz geh&rt noch eine $isputation oder%romotionsprüfung# 1n manchen -ällen wird eine bestimmte %rüfungsform !)igorosum ! dazu gerechnet#:0 $ann wären die $issertation und deren Gutachtennur die 8älfte des Gesamtsprachspiels#

So gesehen ann das Sprachspielonzept weniger einen Status der allgemeinen

Sprachhandlungstheorie haben# /s ist eher als eine methodische %erspeti'e zu'erstehen, welches die Sprachspiele als einen 1nterpretationsrahmen für diesprachlichen 8andlungen beschreibt# 1n diesem Sinne liegt auch ein weiterer>usammenhang des Sprachspielonzepts nahe, das mit ihm mehrGemeinsameiten aufweist, als etwa die Sprechattheorie2 >usammenhänge mitdem onzept der -rames und des -ramings in der @interationalenSoziolinguisti#

Auf diesen >usammenhang hat bereits .e'inson in seiner %ragmatiE/inführung3.e'inson 0MMM5 aufmersam gemacht# Auf den Gedanen, die Sprachspiele und-rames in *eziehung zu setzen, am er auf Grund der $isussion 'on

3.eistungs5Schwächen der Sprechattheorie in der empirischen Dntersuchung#Nicht 3nur5 die Gelingensbedingungen eines Sprechats seien dafür'erantwortlich, dass eine PuJerungsilloution 'erstanden wird, 'ielmehr tragedas )ahmenEWissen über die sprachlichen /reignisse 3@speech e'ents5 dazu bei#1n diesem Sinne teilt auch .e'inson die Au+assung Wittgensteins, dass diesprachlichen 8andlungen eine begrenzten -untionen hätten# $ieses onzeptder Sprachspiele bringe eine Notwendigeit mit sich, den -ramebegri+ einzuführen# Genauer schreibt .e'inson -olgendes2

Solche *eispiele sprechen für die Wirsameit 'on Wittgensteins *egri+ des

Sprachspiels# Z[\# -ür diese Au+assung spricht in gewissem =aJe das Scheitern derVersuche, die tatsächlichen PuJerungen mit den 'on Searle 'orgeschlagenenGelingensbedingungen, also mit den =engen der notwendigen und hinreichenden

:0 Wenn man pedantisch sein will, ann man dazu noch weitere@Sprachspielchen zählen2 z#*# die /inreichung der $issertation 3begleitet mit derSammlung der entsprechenden Dnterlagen und Ausfüllen 'on -ormularen5 undeine Annahme der $issertation, sowie alle Schritte, die in der %romotionsordnungder jeweiligen Dni'ersität steht# =an ann sogar @die %romotionsordnung'erfassen selbst zum gesamten Vorgang zählen, denn @%romotionsordnung'erfassen ist seinerseits auch ein Sprachspiel mit bestimmten Standards und8andlungs bzw# Anwendungsmuster# 1m gesamten >usammenhang hat sie abernur die -untion 'on Spielregeln nicht aber die des Spiels#

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*edingungen, die bestimmte Sprechate ausmachen, in $ecung zu bringen# So sind-ragen im tatsächlichen Sprachgebrauch einfach so 'ariabel und situationsgebunden,daJ sie nicht 'on einer =enge 3ja, nicht einmal 'on 'ielen 'erschiedenen =engen5 'onGelingensbedingungen erfaJt werden &nnen Z[\, und das gleiche gilt sogar fürscheinbar star ritualisierte Sprechate wie /ntschuldigungen# Z[\ $er *egri+ des

Sprachspiels führt zur /inführung des *egri+s des 1nferenzschemas oder )ahmens,der in der ünstlichen 1ntelligenz oder %sCchologie mittlerweile sehr 'erbreitet ist3=insC 4H;;, Fannen 4H;H5# Z[\ Dm PuJerungen Z[\ 'erstehen und ihnen eineilloutionäre raft zuweisen zu &nnen, zieht man demnach m&glicherweise jeweilsden )ahmen für Dnterricht, /inauf, Feilnahme an den Verhandlungen, Vorlesungenund andere Sprechereignisse heran 3.e'inson 0MMM2 6M95#

.eider erläutert .e'inson den >usammenhang zwischen den Sprachspielen und-rames nicht weiter# Auch in der .inguistischen WittgensteinE)ezeption wirddiesen >usammenhang aum disutiert# $eswegen m&chte ich auf das-rameonzept und dessen Phnlicheiten und Dnterschiede mit dem

Sprachspielmodell ausführlich eingehen# 1m folgenden Abschnitt werden dazu diebegriUichen Grundlagen des -rameonzepts 3in der 1nteration5 erläutert undeine signi(ante *eispielanalCse disutiert 3aus Fannen 4H;Hb5#

 edoch werde ich .e'insons 8inweisen nicht 'ollständig folgen &nnen, denndiese zeigen gleichzeitig zwei )ichtungen an2 .e'inson zitiert zwei Autoren, diegrundsätzlich unterschiedliche -rameonzepte in ihren Dntersuchungenanwenden# =insis -ramebegri+ bezieht sich auf die Wissensrepräsantion oderKrganisation des Wissens 3in -rames5 schlechthin# $as Wissen um die tCpischenSituationen 3GeburtstagspartC5 wird hier ebenso inbegri+en, wie das)eferenzwissen# @-rame in diesem Sinne geht weit über den Sprachspielbegri+ 

hinaus# Fannen hingegen 'erwendet das -ramingonzept zur 1nterationsanalCseim Sinne 'on @interati'e frames, das auf den Soziologen /r'ing Go+manzurücgeht# $iesen -ramebegri+ grenzt Fannen eindeutig 'on dem -ramebegri+ der ünstlichen 1ntelligenz ab2

=C own paper in that 'olume is di+erent2 it is concerned not so much with framesemantics as with the semantics of interactional frames# framek, in this sense, is asuperordinate de(nition of what is being done bC tal, what acti'itC is being engagedin, 8KW a speaer means what s?he saCs# 1t might also be thought of as aninterpreti'e frame# nowledge structure schemas are in the mindI interacti'e framesare in the mind too, but theC are more palpablC in the interaction _Fannen 4H<: `44:2

4M:

 Fannens Verständnis 'on -rame ist somit für unseren >usammenhang mindestensden /renntnisinteressen nach rele'anter als =insis -ramebegri+# $aher werdeich im -olgenden die zweite @)ichtung wählen#

5.4.? 7raes= 7raing und 7ooting$er -ramebegri+, wie ihn Fannen im oben angeführten >itat erläutert, geh&rtinnerhalb der @interationalen Soziolinguisti, einem soziolinguistischen

$isziplin, das sich mit der interpretati'en *asis der tatsächlichen -aceEtoE-aceE

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ommuniation beschäftigt:6, seit langem zu den zentralenDntersuchungsobjeten# >um Feil entspricht @-rame in diesem-orschungsonte"t weiteren *egri+en zur *ezeichnung der ommuniati'en8intergründe des Gesprächs wie @speech e'ents 3Gumperz 4H<02 4:9, 8Cmes5und @speech acti'itC 3Gumperz 4HH05# $iese Verwendung des -ramebegri+s

geht im Dnterschied zu =insis -rameonzept weniger auf das Schemaonzept'on *artlett zurüc# /r nimmt ihren Ausgang 'ielmehr zunächst in den Arbeiten'on GregorC *ateson _4H<; `477 und dann 'or allem in der umfangreichen@)ahmenEAnalCse 'on /r'ing Go+man _0MMM `:0#

/benso wie Wittgensteins Verständnis der sprachlichen Fätigeiten basiert der-ramebegri+ 'on *ateson und Go+man auf der *eschäftigung mit dem%hänomen @Spiel# Anders als bei Wittgenstein wird hier jedoch diemetaommuniati'e -untion des Spielens her'orgehoben# -ür *ateson ist derSignal @Ohis is a play  ein metaommuniati'er Signal, den man auf folgende

Weise umschreiben ann2 OFhese actions in which we now engage do not denotewhat those actions for )hich they stand would denoteO 3*ateson 4H;024<M5# Wierele'ant dieser Signal für die ommuniation ist, hat er auf Grund der*eobachtungen 'om Spiel'erhalten der Kttern ermittelt# *ateson hat bemert,dass die Kttern ihr Spiel'erhalten durch bestimmte Signale erennbar machenund steuern# $as @Spiel ist dabei immer nach einem anderen Verhaltensmusternachgebildet, wie etwa Angri+, ampf oder $rohung# $aher spielt ein Signal @Fhisis a plaC als ein 8inweis darauf, dass es sich um einen eigentlichen Angri+,ampf oder eine $rohung handelt, eine wichtige )olle in der ommuniation 'on

 Fieren#

$ie )olle solcher metaommuniati'en Signale ist auch in der menschlichenommuniation 'on grundlegender *edeutung# $ie spielartigen 8andlungen sindbei =enschen weitgehend di+erenzierter, realisiert in >eremonien, )iten, inreati'en 8andlungsmustern wie -ilmemachen oder anderen unstpratien, inden alltäglichen Dnterhaltungsformen, Fäuschungen u'm# 3'gl# ebd#, S# 4<<5# -ürdas Verstehen einer ommuniati'en 8andlung ist daher am wichtigsten,festzustellen, wie, in welchem @-rame, sie gemeint wird# @1st das ein SpielB @1stdas ein )itualB @1st das eine Fheaterau+ührungB @1st das eine ernst gemeinte8andlungB E $as sind die -ragen, mit denen man sich bei jeder Art der

ommuniation zu beschäftigen hat# @-rames wie Spiele, )ituale und Fheatherau+ührungen sind e"lusi', indem sie sich auf eine andere8andlungsweise *ezug nehmen ! bestimmte 3sinn'olle5 VerhaltensweiseneinschlieJen und dadurch die anderen ausschlieJen, sie sind 3das gilt auch fürNichtESpiele5 aber auch @inlusi', indem sie umgeehrt bestimmteVerhaltensweisen ausschlieJen und nur eine bestimmte Verhaltensweisefoussieren?einschlieJen# 1n dieser 1nlusi'E/"lusi'ität sieht *ateson einedirete Analogie zum *ildrahmen2 auf die gleiche Weise lent der *ildrahmen dieAufmersameit der *eobachtenden auf das, was innerhalb 'om )ahmen liegtund schlieJt dadurch dasjenige, was auJerhalb des )ahmens liegt aus dem

:6 >ur näheren /rläuterung der -orschungszwece dieser $isziplin s# Gumperz0MM4#

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-ousumfeld 3als irrele'ant oder als weniger rele'ant denn das *ild innerhalb des)ahmens5 aus 3ebd# S# 4H65# /ntsprechend de(niert *ateson den -ramebegri+ alsein metaommuniati'er 8andlungsmuster, welches festlegt, wie eineommuniati'e 8andlung zu interpretieren ist2 @a frame is metacommunicati'e#AnC message, which either e"plicitlC or implicitlC de(nes a frame, ipso facto gi'es

the recei'er instructions or aids in his attempt to understand the messagesincluded within the frame 3ebd#, S# 4H6E4H75#

$as -rameonzept 'on *ateson hat der Soziologe /r'ing Go+man in seiner@)ahmenEAnalCse aufgegri+en und zu einer fundamentalen Fheorie derAlltagssoziologie ausgearbeitet# /benso wie *ateson orientiert sich Go+man ammetaommuniati'en Aspet und der interpretati'en -untion der )ahmen3-rames5 @1ch gehe da'on aus, dass =enschen, die sich gerade in einer Situationbe(nden, 'or der -rage stehen2 Was geht hier eigentlich 'orB _Go+man 0MMM`:02 4: $ie Antwort auf diese -rage ist @-rame, eine Situationsde(nition# $er

)ahmenbegri+ wird als Krganisationsprinzipien für die 3sozialen5 /reignisseerläutert, das )ahmenwissen E als die Krganisation der Alltagserfahrungen# $asWissen um die )ahmen erm&glicht es, die Alltagserfahrungen aus einerbestimmten %erspeti'e zu interpretieren, zu loalisieren, identi(zieren,ategorisieren 3mit dem *eannten in *eziehung setzen5 und benennen 3ebd# S#645# $abei liegt in Go+mans 1nteresse nicht die $arstellung des /reignisses ansich, sondern die subjeti'e Wahrnehmung der /reignisse durch die *eteiligte#

1ch gehe da'on aus, daJ wir gemäJ gewissen Krganisationsprinzipien für /reignisse !zumindest für soziale ! und für unsere pers&nliche Anteilnahme an ihnen $e(nitioneiner Situation aufstellenI diese /lemente Z[\ nenne ich @)ahmen# _Go+man 0MMM`:02 4H

*ei der AnalCse 'on )ahmen bleibt Go+man bei der $ichotomie *atesons 'omSpiel und NichtESpiel, wobei er seinen Schwerpunt beim ersteren legt# 1hminteressieren 'or allem die Verletzlicheiten 'on )ahmen _$ahinden 0MM: `:H26<, d#h# die Dmdeutungen und Fransformierbareit 'on Situationen in einenanderen, 'orde(nierten )ahmenonte"t# Seine /renntnissschwerpunte machter bereits in der /inleitung seiner Arbeit deutlich2

=ein >iel ist der Versuch, einige der grundlegenden )ahmen, die in unsererGesellschaft für das Verstehen 'on /reignissen zur Verfügung stehen, und ihre

besonderen schwachen %unte zu analCsieren# 1ch gehe 'on der Fatsache aus, daJ'om Standpunt eines bestimmten =enschen aus etwas als das erscheinen ann, wastatsächlich 'or sich gehe, während es sich in Wirlicheit um einen Scherz oder einen Fraum oder einen >ufall oder einen -ehler oder ein =iJ'erständnis oder eine Fheaterau+ührung usw# handeln ann# _Go+man 0MMM `:02 4<!4H

$ass sich Go+man in erster .inie mit den Grenzphänomenen der ommuniationund @besonders schwachen %unten der ommuniation beschäftigt, lässt sichan der Aufzählung der %robleme erennen, die er mit seiner )ahmenanalCse zulären beabsichtigt2  $ie /inschätzung der Normalität 3@omple" des/rstaunlichen die Vorführung 'on unststücen, ontroll'erluste, Schnitzer3-ehlereinschätzung5, >ufälligeiten, =ehrdeutigeit 'on Situationen 3ebd#, S# 6<,7M, 70, 7:55# /ntsprechend unterscheidet er zwischen den primären )ahmen und

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dessen Fransformationen 3seundäre, tertiäre etc# )ahmen5, wobei er feinere$i+erenzierungen ausgehend 'on seinen 1nteressen nur für den letzteren'ornimmt#

Auf der /bene des primären )ahmens unterscheidet Go+man nur zwischen den

natürlichen und sozialen )ahmen 3ebd# S# 645#Natürliche )ahmen sind solche, die rein auf die psCchischen Drsachen und nichtauf die pers&nlichen 1ntentionen zurücführbar sind# 1n diesem )ahmen spielendie )egeln, sowie @negati'e und positi'e Santionen entsprechend eine )ollemehr# Als *eispiel nennt Go+man @Witterung gemäJ einem Wetterbericht#

-ür einen sozialen %rimärrahmen ann hingegen als ein *eispiel nicht dieWitterung, sondern @das Verlesen eines Wetterberichts im )undfun dienen#8inter einem sozialen )ahmen stehen die =enschen, mit ihren 1ntentionen undomple"en *eziehungen zueinander# Verständnishintergründe für soziale )ahmen

bilden daher die orientierten  8andlungen# Sie bieten den *eteiligten mehrSpielraum für die *eeinLussung 3orretur5 des )ahmens als natürliche/reignisse# $er 8andelnde innerhalb des sozialen )ahmens @ist alles andere alsunerbittlich, man ann ihm gut zureden, schmeicheln, trotzen, drohen# 1mDnterschied zum natürlichen )ahmen beommen hier die =oti'e und Absichtender Feilnehmer, )egeln, orreturbemühungen, =aJstäbe und soziale*eurteilungen schon ihre )ele'anz# $ie )olle 'on )egeln und =aJstäben ist dabeifür Go+man unterschiedlich je nach dem jeweiligen )ahmen E $ie sozialen)ahmen sind auf unterschiedliche Weise organisiert# 8inter einigen stehen feste)egelsCsteme und %rinzipien zur Verfügung, während andere nur dazu beitragen,

eine %erspeti'e zur 1nterpretation der 8andlungsweise deutlich zu machen 3ebd#S# 645# Als *eispiel nennt Go+man das $amenspiel und die &rperliche8andhabung 'on Gegenständen2

Alle sozialen )ahmen haben mit )egeln zu tun, aber auf 'erschiedene Weise# /in $amenzugetwa ist durch die Spielregeln bestimmt, 'on denen die meisten in einer zu /nde gespielten%artie auch angewandt werdenI die phCsische 8andhabung der Steine dagegen mit einem)ahmen für leine &rperbewegungen zu tun, der sofern man überhaupt 'on einem )ahmensprechen ann E während der %artie m&glicherweise nur zu einem leinen Feil zutage tritt#

_Go+man 0MMM `:02 67

$ie sozialen )ahmen lassen sich darüber hinaus nicht immer strit 'om

natürlichen )ahmen abgrenzen# $ie LieJenden Grenzen haben 'erschiedeneGründe2

/rstens ist dies durch die *egrenztheit der Wahrnehmung 3zu einem bestimmten>eitpunt5 bedingt# So ann das lopfen auf die Für nicht immer 'on einer %erson,sondern auch durch einen natürlichen >ufall, etwa durch die *erührung des 'omWind bewegten *aumzweigs 'erursacht worden sein 3ebd# S# 6675 1st ein

 Fodesfall ungelärt, dann steht nicht fest in welchem )ahmen er interpretiertwerden soll2 1st er phCsiologisch 'erursachtB Kder muss man der Fodesart fragenB1m letzten -all hat die Antwort @auf dramatische Weise soziale 8intergründe

3ebd# S# 695#

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>weitens haben selbst die rein phCsischen /reignisse und *egebenheiten einerein soziale $imension# So ann nach Go+man der menschliche &rper @wegenseines ständigen Vorhandenseins nicht in einem einzigen primären )ahmenbehandelt werden 3S# 7H5# Als *eispiel nennt er die Grenzzonen des&rperontats innerhalb unterschiedlichen ulturen# So hätten einige =enschen

Schwierigeiten bei Dnglücsfällen =undEzuE=undE*eatmung 'orzunehmen undin einer Gesellschaft auf *orneo sei der 8ändedruc oder das .egen eines Armesum den 8als nur bei den Verwandten oder -reunden erlaubt, nicht aber bei denrestlichen =enschen 3ebd#5#:7

$ie primären )ahmen 3natürliche wie soziale5 &nnen genauso wie im -all 'on*atesons Spielhandlungen mehreren bzw# mehrfachen Fransformationenunterliegen# $as SCstem 'on solchen Fransformation bezeichnet Go+man mitdem *egri+ eCing 3deutsch2 =odulation5 in Analogie zum musialischen *egri+ für die Pnderung einer Fonart# eCing bzw# =odulation ist für Go+man der

zentrale *egri+ der )ahmenEAnalCse# $arunter 'ersteht er @das SCstem 'onon'entionen, wodurch eine bestimmte Fätigeit, die bereits im )ahmen einesprimären )ahmens sinn'oll ist, in etwas transformiert wird, das dieser Fätigeitnachgebildet, 'on den *eteiligten aber als etwas ganz anderes gesehen wird3ebd# S# 995# >u einer präziseren $e(nition des *egri+s stellt Go+man folgenderiterien zur Verfügung2

a5 $eutungsschema2 $urch =odulation wird eine 8andlung oder ein/reignis sCstematisch in etwas transformiert, das anders interpretiertwird als ohne Vorhandensein der =odulation#

b5 $en *eteiligten ist bewusst, dass eine =odulation 'orliegt#

c5 /s gibt 8inweise auf die @zeitlichen lammern ! den Anfang und das/nde ! einer =odulation#

:7 AuJerdem sehen wir in 'erschiedenen )eligionen 'iele *eispiele, wo die reinphCsischen /reignisse in etwas ompliziertem Sinne im sozialen )ahmen d#h# alsorientierte 8andlungen angesehen werden# So führte man in 'ielen )eligionen dieschlechten 3ungünstigen5 Wetter auf den Prger der Gottheiten zurüct und'ersuchte, durch die magischen 8andlungen sie zu beeinLussen# =an hatte also

gleiche Strategien angewendet, wie man sonst in den sozialen )ahmenanwenden würde 3@zureden, @schmeicheln5# Allerdings wird Go+mansAbgrenzung 'on zwei grundlegenden )ahmentCpen immer problematisch, dennwir unterscheiden uns nicht nur zwischen /reignissen und orientierten8andlungen, sondern es ommt auch die ommuniation mit den =aschinenhinzu# Wir unterscheiden beispielsweise zwischen den @automatisch erstellten /E=ails, die wir nicht beantworten müssen und Nachrichten, die wir 'on realen%ersonen erhalten, auf die wir entsprechend den sozialen )egeln reagieren#

 edoch nehmen wir auch automatisch erstellte /E=ails oder generierteNachrichten, %rogrammmeldungen nicht ausschlieJlich als natürliche /reignissewahr2 hinter den @=aschinen stehen gew&hnlich einzelne =enschen und1nstitutionen, so dass die =&glicheit, auf die sozial rele'ante Weise zu reagieren,nicht ausgeschlossen ist#

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d5 @$ie =odulation ist nicht auf bestimmte /reignisse beschränt# eder3primäre ! natürliche, soziale, ja selbst modulierte5 )ahmen &nnen ineinen anderen transformiert werden#

e5 $urch die =odulation &nnen zwei sonst unterschiedliche8andlungsweisen im gleichen )ahmen interpretiert werden# *eispiel2

$as $amenspiel und das Spielen eines ampfes# Kbwohl im -all des-ehlens einer =odulation man 'on unterschiedlichen )ahmen sprechenwürde, würden @die *eteiligten Z###\ sagen, es sei in Wirlicheit dieganze >eit nur gespielt worden#

Auf Grund der /renntnisinteressen 'on Gofmman sind seine $i+erenzierungen'on @modullierten )ahmen wie oben schon erwähnt subtiler als bei den anderen)ahmentCpen# Go+man beschäftigt sich mit mehreren -ormen der =odulationen#/r nennt 9 grundlegende FCpen, ohne jedoch eine e"hausti'e Fa"onomie zum >ielzu setzen# $ie gesamte FCpologie sieht folgendermaJen aus2

4# SoJOunJAlsJRb  3ebd# S# :452 @/ine o+ene Nachahmung oder Ausführungeiner weniger transformierten 8andlung zu Dnterhaltungszwecen 3ebd#5#>u diesem FCp geh&ren a5 die Spiele im Sinne einer @urzzeitigenVerstellung innerhalb der 1nteration sowie Scherze 3S# :4E:65I b5Au+ührungen 'on AlsEobEVerhalten im )ahmen 'on inderspielen 3S# :7E:95I c5 $rehbücher, Fheaterspiele 3S# :9E:H5#

0# Wettkäpfe 3ebd# S# :H52 Als DrE)ahmen für diesen FCp dienen die realenämpfe 3oder ähnliche 8andlungen wie agen oder -liehen5# $ieAggressi'ität der 8andlung wird aber durch die 'orher festgelegten )egelnund Spielon'entionen eingegrenzt#

6#  8ereonien 3ebd# S# ;M52 $en *egri+ @>eremonie 'erwendet Go+man imrein umgangssprachlichen Sinne# 8eiratszeremonien oder 1n'estituren&nnen ebenso dazu geh&ren wie die Faufriten oder *estattungsfeiern# $aswichtigste an den >eremonien ist dabei, dass sie auf einem 'orherfestgelegten 8andlungssCstem basieren# Was sich innerhalb der >eremonieabspielen soll, ann geprobt werden, wobei den *eteiligten derDnterschied zwischen der %robe und der realen Ausführung durchausbewusst ist# 1n diesem Sinne weisen die >eremonien 'iele Phnlicheitenmit den Fheaterspielen auf, es sei denn, die *eteiligte an der >eremoniespielen @sich selbst, während die Fheaterspieler die )olle der anderen

übernehmen# @/in Fheaterstüc moduliert das .eben, eine >eremonie ein/reignis 3S# ;457# Sonderau=ührungen  3S# ;452 $arunter 'ersteht Go+man 'orbereitende

8andlungen, /inübungen 'on bestimmten Ati'itäten, ohne dass daseigentliche /rgebnis der Ati'itäten angestrebt wird# >u diesem FCpgeh&ren 'iele Arten 'on Ati'itäten, die sich in modernen Gesellschaftenetabliert haben2 a5 %roben 3im Sinne einer Fheaterprobe, S# ;05, b5$emonstrationen zu /rläuterungsE oder Dnterrichtszwecen 3S# ;HI /in*eispiel dafür wäre die Vorführung in einer Werbung, wie ein GerätfuntioniertI c5 Aufzeichnungen oder Simulationen 'on /reignissen 3S# <6#

*eispiel2 die Simulation eines Verehrsunfalls durch =odellautos etwa im)ahmen einer Gerichts'erhandlung5I )ollenspiele im )ahmen einerGruppenpsCchotherapie 3S# <:5I /"perimenten zu Studienzwecen 3S# <;5#

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9# CnJanderenJ8usaenhangJStellen 3S# <;52 $abei handelt es sich um einen FCp der =odulation, die nur soziologisch, ausgehend 'om sozialenVerständnis der Normalität als solche interpretiert werden ann# Als*eispiel nennt Go+man die /reignisse, wenn sich die Angeh&rige eineroberen =ittelschicht zu Wohltätigeitszwecen für ihren sozialen Stand

ungew&hnliche Fätigeiten 3manuelle Arbeiten, Verauf auf dem-lohmart5 ausüben# $er ursprüngliche >wec der jeweiligen Fätigeit3etwa Gewinn im -all einer Veraufshandlung5 wird modi(ziert undbeommt eine andere *edeutung# Wenn z#*# eine %rinzessin, die auf einemirchenbasar NClonstrümpfe 'erauft, liegt die 1nterpretation nahe, dasssie damit ein Geld 'erdienen will und dass es sich 'ielmehr um einebestimmte Ation 3Wohltätigeit, %)5 handelt 3S# <<5#

>um >wec einer umfassenden $arstellung sei hier erwähnt, dass =odulationenGo+man zufolge nicht die einzige =&glicheit sind, den primären )ahmen zu

transformieren# /ine andere Art der Fransformation sind unterschiedliche -älle'on Fäuschungen und Fäuschungsman&'ern# Getäuschte Fransformationenunterscheiden sich 'on den =odulen dadurch, dass der eigentliche8andlungsrahmen nur für eine %erson oder einen reis der *eteiligten beanntist# $en FäuschungstCpen widmet Go+man ein umfangreiches apitel seiner=onographie, dieses Fhema wird uns aber auf Grund der mangelndenlinguistischen )ele'anz nicht beschäftigen# 1nteressanter für unseren>usammenhang ist ein weiterer *egri+ der )ahmenEAnalCse Go+mans ! dieSchicht 3engl# laCer5#

=it dem *egri+ @Schicht hebt Go+man die omple"ität des transformierten

)ahmens her'or# /r geht da'on aus, dass die Fransformation sowohl einE als auchmehrstu(g erfolgen ann# $urch jede Fransformation wird einem Vorgang eineneue Schicht hinzugefügt# $er primäre )ahmen bildet dabei die innerste Schicht#/ine bestimmte hinzugefügte Schicht übernimmt dabei die -untion des@)andes, sodass man sich zur *eantwortung der -rage @was geht hier 'or auf diese äuJerste Schicht bezieht 3ebd# S# H:5#

Wie die transformierten 8andlungen @geschichtet sein &nnen, 'eranschaulichtder =edienwissenschaftler Drs $ahinden in Anlehnung an Go+mans -rameEAnalCse durch die *eschreibung einer FVEÜbertragung 'om *o"ampf 3Abb# 9#:5#

$ie innerste Schicht des gesamten 8andlungsrahmens bildet hier der -austampf zwischen zwei %ersonen# Wäre die innerste Schicht gleichzeitig der äuJerste)ahmen des Geschehens, dann mussten wir damit rechnen, dass der ampf durch die -eindschaft oder Aggression der *eteiligten moti'iert wird# Wenn derampf aber durch mehrere äuJere 8inweise 3/ingrenzung des ampfplatzes !)ingI die Ausstattung der ämpfer ! 8andschuhe, ggf# 8elm5 als Sportdisziplin@*o"ampf gerahmt wird, dann ändert sich die *edeutung des /reignisseserheblich# Nun rechnen wir mit einem Set 'on Spielregeln, die 'erhindern, dass eszu einem tatsächlichen ampf ommtI wir rechnen damit, dass es bestimmteSchläge nicht erlaubt sind, dass es zeitliche lammern gibt, dass durch den

Schiedsrichter den Sieger ermittelt wird, dass bestimmte Schläge mit den%unten belohnt werden usw# Wenn die ampfhandlungen 'or dem eigentlichenAnfang der %artie z#*# zur Dnterhaltung des wartenden %ubliums statt(nden,

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dann haben wir mit einer weiteren Fransformationsstufe zu tun, die einenanderen )ahmen zur 1nterpretation der 8andlung zur Verfügung stellt# $ie FVEÜbertragung bringt wieder eine weitere %erspeti'e mit sich2 8inzu ommt @dieVorführsituation 'or einem räumlich und e'entuell auch zeitlich abwesendes%ublium als weiterer )ahmen 3$ahinden 0MM:2 7ME745#

/ine solche mehrstu(ge Fransformation ist allerdings nicht nur für 9 FCpen 'on=odulen ennzeichnend, die Go+man aufzählt, sondern auch für 'iele sprachliche/reignisse, für die @Sprachspiele, für die Fe"te, die auf den ersten *lic nicht@moduliert zu sein scheinen# So lässt sich das 'on uns behandelte Gleichnis überzehn ungfrauen durch ein ähnliches Fransformationsschema beschreiben wie der*o"ampf in der Abbildung 9#;# $ie innerste Schicht bildet hier der %lot, eine/rzählung über ein /reignis bei einer 3jüdischen5 8ochzeit# $ie GleichnisE/rzählung stellt dabei den primären )ahmen dar# $er seundäre )ahmen wirddurch die sprachlichen =ittel geennzeichnet2 *estimmte 8inweise am Anfang

des Fe"tes 3@wird gleich sein5 sorgen dafür, dass der Fe"t nicht als eine bloJe/rzählung oder *ericht über ein /reignis 'erstanden wird# AuJer den beidenersten lässt sich auch ein weiterer ! tertiärer )ahmen ! feststellen# Schon im/'angeliente"t (nden wir einen weiteren )ahmen für den %lot ! das Gesprächüber das 8immelreich zwischen esus und seinen üngern# $ie Fatsache, dass sichder Fe"t im =atthäusE/'angelium (ndet und nicht etwa in einem Anedotenbuch,&+net einen weiteren Spielraum für die 1nterpretation des Fe"tes# So sehen wir esals einer 'on den Fe"ten, die dem Weltbild 'on christlichen onfessionenzugrunde liegen, die die /'angelien als @anonische Schriften anerennen# Wirddas Gleichnis während einer irchlichen %redigt 'orgetragen, dann ändert sich

wieder der Spielraum der 1nterpretation# $ie %redigt bildet nun den äuJersten)ahmen, obwohl die anderen 'orher genannten )ahmen präsent bleiben# Auf die-rage ! was geht hier 'or ! wird in der )egel geantwortet2 der %riester predigtüber das Gleichnis 'on zehn ungfrauen# Weniger erwartbar wäre hingegen dieAntwort2 der %riester beschreibt ein /reignis bei einem 8ochzeitsfest, obwohl diesstreng genommen auch eine falsche Antwort wäre#

$as 'on uns behandelte e'angelische Gleichnis bildet hinsichtlich deromple"ität des 1nterpretationsrahmens eine Ausnahme# Auch bei anderensprachlichen 8andlungstCpen &nnen wir ähnliche Fransformationsschichtungenfeststellen# Als ein weiteres *eispiel ann das im Abschnitt 9#0 behandelte

Gespräch zwischen %erez de ]uellar und Saddam 8ussein dienen# Auch hier istder primäre )ahmen mehrfach transformiert# /rstens handelte sich in unserem-all nicht um eine wahrheitsgetreue Fransription, sondern @ein 'ollständiges%rotooll, dass in einer franz&sischsprachigen politischen >eitschrift @euneAfriQue 'er&+entlicht worden ist# >weitens ist das Gespräch auch 'on ihrem@Drsprung her bereits als @ein diplomatisches Gespräch gerahmt, diebestimmte /rwartungen über den Gesprächs'erlauf seitens der )ezipienten zur-olge hat#

=odulationen und Fransformation sind somit durchaus linguistische /reignisse#

$ies ist auch für Go+man durchaus bewusst# 1m letzten apitel seiner=onographie schreibt er2 @1n den bisher 'erwendeten 8andlungsstücen Z###\ wardas Sprechen m&glich, wahrscheinlich und gelegentlich sogar erforderlich# 1n

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8/18/2019 Rohfassung der Dissertazion

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8/18/2019 Rohfassung der Dissertazion

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etwas unpassenden Scherz auf das leid der ournalistin, dass ihm diealltäglichen Angelegenheiten nicht fremd waren2

 Fhe news report of this conference itself does not tell us, but from what is nown aboutNi"on as a performer, a guess would be that he switched from the high ritual of signinga bill to the joshing of =s# Fhomas not merelC as a braceting de'ice, a signal that the

substanti'e phase of the ceremonC was o'er, but to show he was a person of spirit,alwaCs capable of the common touch# ;ooting And 1 surmise that although hisaudience dutifullC laughed loudlC, theC ha'e seen his gesture as forced, wooden, andarti(cial, separating him from them bC a beha'ioral 'eil of design and selfEconsciousness# All of that would ha'e been understood to gain anC close sense of whatNi"on was projecting, of his alignment to those present, of his footing 3Go+man 4H<4249:E49;5#

-ooting ist also nichts anderes als ein -rameEShifting, eine )ahmenumdeutung,die eine ommuniati'e, das Verständnis beeinLussende und damit linguistischrele'ante *edeutung hat#

Go+man beschäftigt sich als Soziologe jedoch nicht mit der -rage, wie -ooting auf der sprachlichen /bene realisiert wird# >ur *eantwortung dieser -rage 'erlässt ersich 'ielmehr auf die linguistische -orschung2 @1 belie'e linguistics pro'ides uswith the cues and marers through which such footings become manifest, helpingus to (nd our waC to a structural basis for analCzing them# 3ebd#5k $aher wird im-olgenden nicht Go+mans -ootingEFheorie, sondern eine linguistischeDntersuchung zu diesem Fhema angesprochen 3Fannen?Wallet 4HH65# *is dahingilt jedoch zusammenzufassen, welche )olle, )ele'anz Go+mans -ramebegri+ fürdie linguistischEsemantischen Dntersuchungen hat und nicht zuletzt ! in welchemVerhältnis zum Wittgensteins Sprachspielonzept steht#

1n diesem Sinne entspricht Go+mans 1nterpretation zum Verhältnis 'on )ahmenund )egeln fast 424 dem Wittgensteinschen Verständnis 'on der Verschiedenheitder )egeln und Sprachspiele# Wie bereits im apitel 4 ausgeführt, ist fürWittgenstein die )olle 'on )egeln unterschiedlich je nach dem jeweiligenSprachspiel2 1n %D 97 spricht er über die 'erschiedenen Verwendungsweisen 'on)egeln in den Spielen, in %D :< relati'iert er die Gültigeit 'on )egeln am *eispieldes Fennisspiels2 @/s ist nicht überall 'on )egeln begrenztI aber es gibt ja aucheine )egel dafür z#*#, wie hoch man im Fennis den *all werfen darf, oder wiestar, aber Fennis ist doch ein Spiel und es hat auch )egeln, an einer anderenStelle beschreibt er ein *allspiel, das überhaupt nach einen festen )egeln,

sondern nach dem %rinzip @mae up the rules as we go along funtioniert 3%D:<5# $ieses *allspiel stellt ebenso wie Go+mans @)ahmen ein festes )egelwerzur Verfügung, sondern eine %erspeti'e, um die 8andlungsweise der*allspielenden zu 'erstehen und ggf# mitzumachen# $ie )elati'ierung 'on der)olle 'on )egeln, ist aber nicht der letzte %unt, wo die Sprachspiele und )ahmenPhnlicheiten aufweisen# Ab und zu werden weitere Phnlicheiten (nden# Aberzunächst zurüc zu Go+mans zu natürlichen und primären )ahmen 3-uJnote oderSchlussteil5#

https2??www#uni'ie#ac#at?linguistics?publications?diplomarbeit?schepelmann?$aten?rahmen#htm

<H

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A$$ildung 5.@) Schichten der 'ransforation von priren Rahen a &eispiel

des 7austkapfes. Aus) /ahinden %<<@) ?<

A$$ildung 5.B) Schichten der 'ransforation vo priren Rahen a &eispiel vo#leichnis "$er zehn *ungfrauen 0t. 2

ZG\ew&hnlich schlieJt der onte"t, wie man sagt, falsche $eutungen aus undbringt die richtige zur Geltung# 3=an &nnte den onte"t geradezu de(nieren alsunmittelbar 'orhandene /reignisse, die mit einer )ahmenau+assung 'erträglichsind und mit anderen un'erträglich#5

%rimäre )ahmen 'ersus Natürliche )ahmen

%rimäre )ahmen 'ersus Fransformation

lassi(ation der Fransformation, =odulation und Fäuschungen

HM

]uartärer )ahmen2 FVEÜbertragung 3Vorführrahmen5

 Fertiärer )ahmen2 SoEFunEAlsEKb 3Vorspielen5

Seundärer )ahmen2 *o"wettampf 

-austampf zwischen zwei =enschen

%rimärer )ahmen

]uintärer )ahmen2 %redigt im )ahmen eines christlichen

Gottesdienstes]uartärer )ahmen2 >itat aus dem=atthäuse'angelium

Seundärer )ahmen2 Gleichniserzählung

 Fertiärer )ahmen2 Gespräch zwischen esus undseinen üngern

%rimärer )ahmen

%lot2 /reignis bei einem jüdischen8ochzeitsfest

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Schachtelungen der -rames#

%arallelen zu Wittgenstein 3-amilienähnlicheiten5

-ooting

Go+mans -rames und .inguisti2 Go+man beschäftigt sich mit =odulationen, nicht die*eschreibungsmethoden einzelner -rames# Go+man beschäftigt sich nicht mit mitlinguistischen -ragen, der einzige linguistisch rele'ante Aspet ist -ooting#@Anetodische -allanalCsen Anwendungen des -ramingmodells bei Fannen und WalletIWeitere Anwendungsm&glicheiten 3Gumperz, onte"tualisierung, interulturelleommuniation5

/reignis bei einer antien jüdischen 8ochzeit ! Gleichnis !/rzählung ! didatischesGespräch 'on esus mit seinen üngern 3e'angelien neues Festament5, /'angelienlesungim )ahmen einer %redigt#

$iplomatisches Gespräch zwischen zwei politisch einLussreichen %ersonen !

%rotoollaufzeichnung ! >eitschrift'er&+entlichung#

%olitischEmedienwissenschaftliche -raming

%robleme und -allanalCse ungfrauenpredigten

Salienzde(nition#

-rames aufdecen#

$amit handelt aber sich nicht um eine neue /renntnis, sondern in gewisser8insicht um eine Fri'ialität#:: 

5.4.5 usaenhnge zwischen Wittgensteins Sprachspielen und#o>ans 7rae$egri> 

5.4.@ Anwendungen des 7raingkonzepts in der Linguistik und in

0edienwissenschaften 'annen 1::4= /ahinden %<<@2.*3*Q*/ ;raiing in &iscourse 4Oannen@Wallat /HH361n der linguistischen %ra"is hat der -rameE und -ootingbegri+ Go+mans amfrühesten $eborah Fannen aufgegri+en# *ereits in seinen @-orms of Fal3Go+man 4H<62 499E49:5 bezieht sich Go+man auf eine damals noch nicht'er&+entlichte Dntersuchung 'on Fannen und Wallat zum Fhema -raming impädiatrischen $isurs# 1m -olgenden Abschnitt werde ich mich mit den/rgebnissen dieser Dntersuchung beschäftigen, basierend auf einer 4HH6'er&+entlichen Version des Dntersuchungsbeitrags#

:: Sollte es sich um eine wissenschaftliche /renntnis handeln, müssen wir sie, wie dieoben angeführte interpretati'e Übersetzung 'om Frobriandergespräch =alinowsis zeigte,nicht unbedingt lediglich Wittgenstein 'erdanen#

H4

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Was wird in Fannen?Wallat 4HH6 untersucht und worum geht es in dieserDntersuchungB

$as Dntersuchungsobjet bildet die ArztE%atientenEommuniation impädiatrischen $isurs# $ie Ateure dieses $isurses sind2 eine junge inderärztin

3die 8auptateurin5I odCI ein an >erebralparese:;

  leidendes achtjähriges=ädchen und dessen =utter# $abei hat die inderärztin drei 'erschiedeneAufgaben zu meistern2 sie muss odC untersuchen und sich während derDntersuchung mit ihr unterhalten, gleichzeitig muss sie auf die -ragen der =utter'on odC eingehen# $ie inderärztin muss auJerdem einen fachlichen *erichtüber die Dntersuchungsergebnisse für die Videoaufzeichnung erstatten#

$ie linguistisch rele'anten -orschungsfragen, 'on denen die AnalCse derAufzeichnung 'on der genannten ommuniation ausgeht, sind die folgenden2wie die 'erschiedenen PuJerungen 3mit der jeweiligen -untion5 gerahmt werden! welche -rames in der 1nteration 'orhanden sind und welche )olle sie imgesamten $isurs spielenI wie der Wechsel der 1nterationsinterationsframessprachlich zur /rscheinung tretenI wie die Art und Weise der )ahmung dasVerstehen 'on PuJerungen beeinLussen und wie die 1nterationsframes und dasschematische )ahmenwissen 3'on der inderärztin und der =utter 'on odC5aufeinander wiren#

Dm die )olle 'on -raming im )ahmen des zu untersuchenden Gesprächs zuerfassen, geht $eborah Fannen in Anlehnung an )oss 34H;95 'om allgemeinen*egri+ der /rwartungsstruturen 3@structures of e"pectations5 aus# $ie/rwartungsstruturen sind die Grundlagen für das Verstehen in der menschlichen

ommuniation# $er Ausgangspunt für diese Sichtweise liegt in einer fastselbst'erständlichen /'idenz2 dass die =enschen nicht jede %erson, jedes Kbjetoder /reignis nicht als separate und einzelartige /rscheinungen behandeln&nnen# $ie 1denti(ation und 1nterpretation neuer /rfahrungen ist 'ielmehr erstdurch die )ücbindung an die früheren /rfahrungen m&glich, die einer %ersondurch das .eben in der jeweiligen ultur zur Verfügung gestellt wird#

@in order to function in the world, people cannot treat each new person, object ore'ent as uniQue and separate# Fhe onlC waC we can mae sense of the world is to seethe connections between things, and between present things and things we ha'ee"perienced before or beard about# Fhese 'ital connections are learned as we grow up

and li'e in a gi'en culture#k 3Fannen 4HH6a2 46;5#Nach Fannen sind die /rwartungsstruturen seit langem Gegenstandwissenschaftlicher Dntersuchungen# 1n'ol'iert sind dabei 'or allemAnthropologie, Soziologie, .inguisti, %sCchiatrie, 1E-orschung# $iewissenschaftlichen *egri+e, die sich teilweise oder ganzheitlich auf die/rwartungsstruturen beziehen, sind entsprechend 'ielfältig2 Scripts, Schemata,

 Femplate, =odul, %rototCpe, -rames im Sinne *atesons oder der *egri+ @Speech

:; $abei handelt es sich um eine 8irnlähmung @infolge der Schädigung des Gehirnswährend der >eit seiner /ntwiclung, die sich unter anderem durch )igidität der

=usulatur, SprachE und Sehst&rungen, Sprachst&rungen und rampfanfälle ausdrüct3$uden, =edizin 4HH<2 <M45

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acti'itC 'on Gumperz, der auf das ähnliche %hänomen wie der *atesonsche-rame *ezug nimmt#

 Fannen 'ersucht für ihre AnalCse zwei separate %hänomene 'on/rwartungsstruturen zu unterscheiden# /inmal 'erwendet sie den *egri+ 

@-rame bzw# @interacti'e frames um auf die /rwartungen in *ezug auf dietCpischen sprachlichen /reignisse, interati'e 8andlungen, 8andlungssituationenzu referieren und andererseits 'erwendet sie den *egri+ @Wissensschema fürdas erwartbare Wissen über die Kbjete und /reignisse in der Welt 3'gl# auch Fannen 4H<:2 4M:# S# das >itat oben, S# :<5# $as erstere %hänomen sei derDntersuchungsgegenstand in der Anthropologie, linguistischen Anthropologie,/thnologie und Soziologie gewesen# $er zweite Gebrauch gehe hingegen auf dieDntersuchungen aus der ogniti'en %sCchologie, linguistischen Semanti und 1E-orschung zurüc# $as @Wissensschema in dieser .esart entspricht somit dem-rame'erständnis 'on =insi, Abelson oder -illmore#

 Fhe 'arious uses of frame and related terms fall into two categories# Kne is interacti'eOframes of interpretationO which characterize the wor of anthropologists andsociologists# We refer to these as frames, following *ateson 34H;05, who introduced theterm, as well as most of those who ha'e built on his wor, including scholars in the(elds of anthropologC Z[\ and linguistic anthropologC Z[\# Fhe other categorC isnowledge structures, which we refer to as schemas, but which ha'e been 'ariouslClabeled in wor in arti(cial intelligence Z[\, cogniti'e psCchologC Z[\, and linguisticsemantics# 3Fannen 4HH6b2 9;5#

Wozu eine solche Dnterscheidung dienlich ist, wird im .aufe desDntersuchungsbeitrags 'on Fannen und Wallat deutlich2 $ie beiden %hänomenenehmen einen jeweils unterschiedlichen /inLuss auf die ommuniation und auf das Verständnis 'on ommuniationsbeiträgen# 1nterati'e -rames und dieWissensschemata 'erursachen darüber hinaus unterschiedliche

Verstehensschwierigeiten und 1nterpretationsonLite#

$ie Voraussetzung 'on interati'en -rames hat zur -olge, dass die inderärztin jenach den Adressaten, ihre ommuniationsbeiträge unterschiedlich gestaltet#Sprachlich drücen sich diese Dnterschiede 'or allem durch die Auswahl 'om)egister ! on'entionalisierte Variationen des Sprechens charaterisiert durch diebestimmte prosodische, le"ialische und sCntatische =ittel bedingt durch denAdressatenreis und den ommuniationsset ! aus2

 e nach den Adressaten 'erwendet die inderärztin drei unterschiedliche)egister2 =it odC spricht sie in einer @=othereseE1ntonation, ausgedrüct durch

eine hohe Fonlage und her'orgehobene, aufmersameitserregende %rosodie3.ange %ausen, gefolgt durch die plosi'e Stimmgebung5 sowie durch die

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/rwartun sstrutu

Wissenssche1nterati'e

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herausgezogenen, langen Voale# -ür die Videoaufzeichnungen spricht die Prztinmit einer weitgehend eint&nigen, ontrastarmen 3@Lat5 1ntonation, um sachlichüber die Dntersuchungsergebnisse zu berichten# Fannen und Wallat bezeichnendiese Sprechweise als @reporting register# =it odCs =utter spricht dieinderärztin wiederum anders E in einem generellen on'ersationsregister, das

z#*# wie folgt aussieht2 @As Cou now, the important thing is that she does ha'edicultC with the use of her musclesk 3ebd#, S# :45#

$abei zeigt sich das -raming nicht lediglich in der )egisterauswahl, sondern auchim gesamten ommuniati'en Verhalten der Prztin, in den -ramingänderungenund in -ooting2 „She not only talks di=erently to the other, the child and thefuture video audience, but she also deals )ith each of this audiences in di=erent )ays, depending upon the frae, in )hich she is operating 3ebd# S# :95#

 Fannen und Wallat unterscheiden grundsätzlich drei -rames, innerhalb deren diePrztin zu handeln hat2 4# Soziale 1nteration 3@social encounter5I 0#Dntersuchung des indes und VideoaufzeichnungI 6# onsultation mit der =utter#Alle diese 6 -rames setzen unterschiedliche 8andlungen seitens der Prztin'oraus# $ie @Soziale 1nteration setzt 'oraus, dass die Prztin das ind unterhält,die Dntersuchungsergebnisse gelegentlich an dessen =utter ausrichtet und dasamerateam für Videoaufzeichnungen ignoriert# /ntsprechend dem@Dntersuchungsframe muss sie die =utter und das ind ignorieren, feststellen,ob das Feam bereit für die Aufzeichnung ist, dann das Feam wieder ignorieren,das ind untersuchen und den Dntersuchungsbericht zur Videoaufzeichnungerstatten# $er onsultationsframe setzt seinerseits 'oraus, dass die Prztin mit der=utter des indes spricht und das amerateam ignoriert# $abei muss sie

gleichzeitig die ontrolle auf der ommuniation mit dem ind nicht 'erlieren2während der Dntersuchung zeigte sich dadurch, dass Prztin die eine 8and auf 

 odC gelegt hielt, während sie die -ragen ihrer =utter beantwortete# $asGleichgewicht zwischen unterschiedlichen -rames wird also sowohl 'erbal alsauch non'erbal hergestellt 3'gl# ebd#5

Soweit der Dntersuchungsset# ommen wir nun zur zentralen -rage, wie dieinterati'en -rames und die Wissensschemata auf die ommuniation auswiren#

$ie Voraussetzung der interati'en -rames, insbesondere die Auswahl des)egisters nehmen unter anderem auf die Verständlicheit der ommuniati'en*eiträge der Prztin aus#

 Fannen und Wallat führen einige Stellen an, wo die Wirungsraft des1ntonationsregisters weit stärer ist als die der 'erwendeten W&rter oder %hrasen#Nehmen wir als *eispiel dazu den folgenden Ausschnitt aus der on'ersation2

@ZFeasing register\

$octor2 KaC# All right# Now let me ?B? see what 1 can (nd in there# 1s there peanut butterand jellCB

Wait a minute

hild2 No

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$octor2 No peanut butter and jellC in thereB

hild2 No#

Zon'ersational register\

$octor2 *end up Cour legs a little bit# [ FhatTs right#

ZFeasing register\

KaCB KaC# AnC peanut butter and jellC in thereB

hild2 No

$octor2 No

No thereTs nothing in there# 1s Cour spleen palpable o'er thereB

hild2 No

3Fannen?Wallat ebd#, S# ::5

Wie aus dem *eispiel ersichtlich, hat die inderärztin manchmal Schwierigeiten,'on einem -rame zu einem anderen hin und her zu springen# Sie 'erwendet beider Ansprache an odC deswegen irrtümlich einen -achbegri+ @spleen palpable#$urch die raft der @=othereseE1ntonation reagiert odC aber auf die letzterePuJerung der inderärztin auch 'ergnügt mit einem @No genauso, wie sie auf den 'orangehenden *eitrag @AnC peanut butter and jellC in thereB reagierte

3ebd#5#

$ie Wirung des )egisters 3in diesem -all ausgedrüct durch die Auswahlbestimmter le"ialischer =ittel5 und ein -raminge+et zeigen sich auch an eineranderen Stelle der 'on Fannen und Wallat untersuchten ommuniation# $a gehtdie inderärztin auf die -rage 'on odCs =utter nach den m&glichen Gefahren ein#Sie folgt dem =uster des onsultationsregisters und 'erleiht dabei ihrerPuJerungen stare Anzeichen einer emotionalen Anteilnahme 3ausgedrüct durchurze %ausen in der )ede5# AuJerdem wählt sie bestimmte le"ialische =ittel umdas Dnpositi'e an der 1nterformation zu 'ermindern 3wie @the onlC danger,

@but52=other2 1T'e often wondered how dangerous theC theC are to here right now#

$octor2 We2ll [ um [ the onlC danger would be from bleeding# [ -rqm them# 1f therewas anC rupture, or anCthing lie that# Which ANN happen# [ um [ that would bethe danger#

=other2 mhm

$octor2 [ -qr that# *ut theCTre nqt going tob e something that will get worse as timegoes on#

=other2 Kh 1 see#

$octor2 *ut theC are just there, KaCB 3ebd# S# :;E:<5#

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$ie auf diese Weise gerahmte Nachricht wirt auf die =utter 'on odC nicht sehrbeunruhigend# $as drüct sich dadurch aus, dass sie sich durch die 1nformationder Prztin zufriedenstellt, indem sie eine weiteren -ragen stellt# $abei hätte diegleiche 1nformation im )eportingE)egister eine weit negati'ere Wirung gehabt#$er ontrast zwischen beiden )egistern zeige sich nach Fannen und Wallat im

*ericht, die die Prztin für die Videoaufzeichnungen erstattet hat2 8ier sprach sieschneller, ohne >&gern und Anwendung 'on umschreibenden -ormulierungen#Auch le"ialisch wird der *ericht anders gestaltet, die 'ageren 8inweise auf dieGefahr im onsultationsframe, ausgedrüct durch @the onlC danger wird nunonretisiert2 @the possibilitC of sudden death, intracranial hemorrhage5 und der

 Fon des *erichts 'ermittelt die $ringlicheit des *erichts und *esorgnis 3'gl# ebd#S# :H5#

1n der 'on Fannen und Wallat untersuchten on'ersation erzeugt die Auswahl des)egisters 3-raming, 1nterati'e -rames5 aum Verstehensschwierigeiten# $as sei

aber 'or allem dadurch bedingt, dass die Prztin dan ihrer guten sozialenompetenzen ein jeweils richtiges )egister wählt und den Übergang zwischen'erschiedenen -rames 3@-ooting5 gut handhabt 3'gl# ebd#5# $abei sind die=iss'erständnisse und !onLite auf Grund eines falschen -ramings durchausm&glich# .aut Fannen und Wallat habe sich odCs =utter beispielsweisebeschwert, dass ihr die bisherigen die für sie sehr beunruhigenden 1nformationenüber odCs Gesundheitszustand ohne jede emotionale Anteilnahme 'ermitteltworden sei# $ieser VerstehensonLit rühre daher, dass die bisherigen Przte nurin einem einzigen -ramingmuster 3@)eportingE)egister5 ommuniziert haben3ebd# S# :<5#

1m Vergleich zu den interati'en -rames l&sen die Dnterschiede in denWissensschemata mehr Verstehensschwierigeiten und !onLite aus# $ieAutorinnen 'erdeutlichen dies am folgenden *eispiel2

$octor2 KaC# And so her o'erall general health has been good#

=other2 [ Zsighs\ Not reallC[# uh2 [ bac [ uh[ after she had her last seizure, [ uh[ uh [ it was preatC cold ### during this [ that time# a2nd uh [ it seemed that she justdidnTt ha'e much energC,

$octor2 mm

=other2 [ and she uh [ her uh [ motor abilities at the time didnTt seem [ 'erC good#[ She ept bumping into walls, [ and falling and [ uh# 3ebd# S# ;M5

$as =iss'erständnis 3@missmatched schemas ebd#5 entsteht hier um den *egri+ @Allgemeiner gesamter Gesundheitszustand 3@o'erall general health5# $iePrztin 'erwendet ihn ausgehend 'on dem ihr 'ertrauten di+erenzierten Schemaüber Gesundheitszustände# @Allgemeiner gesamter Gesundheitszustand beziehtsich demnach auf den Gesundheitszustand, der nicht durch dieuntersuchungsrele'ante ranheit bedingt ist# AuJerdem 'erfügt die Prztin überein di+erenziertes Schema bezüglich der >erebralparese2 sie weiJ, welche

8andlungen und >ustände 'on einem an der >erebralparese erranten ind zuerwarten ist, welche >ustände normal sind etc# $ie =utter 'on odC hat hingegenaum /rfahrungen mit den anderen indern, die an der >erebralparese errant

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sind und ann den Gesundheitszustand odCs nur mit dem 'on anderen indernohne >erebralparese 'ergleichen# -olglich bezieht sie den *egri+ @Allgemeinergesamter Gesundheitszustand auf die atuelle Gesundheitslage und beschreibtdie SCmptome, die für eine >erebralparese ennzeichnend bzw# normal sind3ebd#5# Auch weitere =iss'erständnisse in der ommuniation zwischen der Prztin

und odCs =utter, die Fannen und Wallat 'erzeichnen, sind bedingt durch dieunterschiedlichen Wissensschemata seitens der Prztin und der =utter 3s# ebd# S#;ME;65# $iesen anderen *eispielen &nnen wir jedoch an dieser Stelle aus%latzgründen nicht nachfolgen &nnen#

$ie /rgebnisse der Dntersuchung 'on Fannen und Wallat &nnen wie folgtzusammengefasst werden2 $ie /rwatungsstruturen, realisiert durch die 'orabfestgelegten interati'en -rames und Wissensschemata, beeinLussen dieGestaltung und die 1nterpretation 31nterpretierbareit5 derommuniationsbeiträge# $ie an den jeweiligen interati'en -rames orientierte

)ahmung und Auswahl des )egisters stellen eine Voraussetzung für den /rfolgoder =isserfolg einer ommuniation, für das Verständnis oder =iss'erständnisder jeweiligen ommuniationsbeiträge dar# Als Verstehens'oraussetzung &nnenauch die Übereinstimmungen der Wissensschemata derommuniationsteilnehmer dienen# $ie Dnausgeglichenheit derWissensschemata, wie Fannen und Wallat belegt haben, führen in /inzelfällen zu=iss'erständnissen# .aut Fannen und Wallat beschränen sich diese /rgebnissedabei nicht auf die untersuchte ommuniationsform# $ie Auswirungen der/rwartungsstruturen auf die 1nterpretation sind auch in anderen>usammenhängen ähnlich groJ#

1nsgesamt ann 'om Dntersuchungsbeitrag Fannen und Wallats eine laremethodische Vorgehensweise abgeleitet werden# $afür werden nützlichebegriUiche Dnterscheidungen in *ezug auf 1nterati'e -rames undWissensschemata, -ooting und )egister zur Verfügung gestellt# AuJerdem wirddetailliert gezeigt, wie sich die diesen *egri+en zugrunde liegende %hänomene ineinem einzelnen ommuniati'en /reignis realisieren und welche Auswirungensie auf die 1nterpretation haben# 1n dieser $etailbezogenheit liegt jedoch ein%roblem2 $ie Krientierung an den FonE Videoaufzeichnungen, und dieNotwendigeit einzelne =ermale des )egisters 31ntonation, %rosodie, le"ialischeAuswahl etc#5 zu 'ermeren und dabei auch den einzelnen onte"tdetails

)echnung zu tragen, machen die =ethode im -all umfangreicherer $aten äuJerstschwer umsetzbar#

$arüber hinaus beschränt sich die Dntersuchung 'on Fannen und Wallat auf eineinzelnes ommuniati'es /reignis 3eine einzelne pädiatrischeDntersuchung?onsultation im pädiatrischen $isurs5# /ine Verallgemeinerungder Dntersuchungsergebnisse in *ezug auf andere ommuniati'e /reignisse istdaher nicht ohne Weiteres m&glich# Kbwohl die Autorinnen annehmen, dass dieinterpretati'en Auswirungen 'on interati'en -rames und Wissensschemataauch in anderen >usammenhängen ähnlich 'erlaufen und obwohl dies

selbst'erständlich zu sein scheint, fehlen eindeutige /'idenzen für dieseAnnahme# /s ist beispielsweise 3zum >wec des Vergleichs bzw# der Übersicht5nicht untersucht worden, wie das -raming in der ähnlichen 1nteration 3im selben

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ommuniati'en /reignis5 statt(ndet und welche -olgen es hat# $asselbe gilteingentlich auch für die weiteren Dntersuchungen im Sammelband @-raming im$iscours und weitere Dntersuchungen zu diesem Fhema#

 Frotzdem ergänzen diese Studien in gewisser 8insicht die Dntersuchungen des

-ramings für die 'erschiedenen *ereiche soweit, dass die Fhese zur stareninterpretati'en Auswirung 'on /rwartungsstruturen eine groJe Aussageraftbeibehält# 1n der semantischen Dntersuchung 'on dieser Fhese auszugehen istdurchaus m&glich# Auch an der on'ersationsanalCtischen =ethode 'on Fannenund Wallat ann orientiert werden, jedoch nur im -all einer einzelnen 1nterationoder im -all 'on wenig umfangreichen $aten# 1m -all 'on umfangreicheren $atensollten jedoch andere wenig omple"ere =ethoden herangezogen werden#

>u diesem >wec legt die %ra"is der -raminganalCse in den=edienwissenschaften besser umsetzbare =ethoden 'or# edoch wird der *egri+ @-raming dort auf eine etwas andere Weise 'erwendet, im Sinne einerinhaltlichen bzw# thematischen %erspeti'ierung# 1m folgenden Abschnitt werdeich in Anlehnug an $ahinden 0MM: einen urzen Überblic über diese =ethodenund den zugrunde liegenden -ramebegri+ geben# $ie =ethoden der-raminganalCse bzw# 1denti(zierung 'on -rames wird anschlieJend zur AnalCse'on -raming in %redigtte"ten angewendet, die das 'on uns angesprocheneGleichnis über zehn ungfrauen thematisieren#

.*3*Q*1 ;raebegri= in den -edien)issenschaften und die -ethoden der;rainganalyse 4&ahinden 1TTQ6$er -ramebegri+ in den =edienwissenschaften bezieht sich auf die einzelnen

=edieninhalte und =edienwirungen# $er Geltungsbereich dieses *egri+s istdaher leiner als im -all 'on Go+mans )ahmenanalCse oder im -all 'on@1nteracti'e frames 'on Fannen und Wallat2 /inerseits geht es dabei um die

 Fhemen und %robleme, die in den =ediente"ten angesprochen werden undandererseits auch um die %erspeti'en ihrer $arstellung# $ie -rames in diesemSinne haben zwei grundlegende -untionen2 @einerseits die Seletion 'onwahrgenommenen )ealitätsaspeten und andererseits die Struturierung 'onommuniationste"ten über diese )ealität 3$ahinden 0MM:2 46I 'gl# auchI =eier0M442 4H;5# Als ein %aradebeispiel der medienwissenschaftlichen -rames ann ein$a'idEundEGoliathE%aradigma aus der beannten biblischen Geschichte dienen# 1n

diesem %aradigma wird auf einen onLit zwischen zwei ungleichen %arteien*ezug genommen# $ie eine %artei scheint auf Grund ihrer =achtressoursen imonLit über'orteilt zu sein# $ie schwächere %artei wird dagegen auf Grund des-ehlens solcher )essourcen als 3auf unterschiedliche Weise5 benachteiligtdargestellt# $ie )ezipienten dieses -rames neigen dabei dazu, eine schwächere%artei zu sCmpathisieren# $azu trägt auch der generelle Ausgang solcher$arstellungen bei2 $ie schwächere %artei ist imstande, durch die Verwendunganderer )essourcen 3z#*# reati'ität, 1ntelligenz, -leiJ5 den onLit wider/rwarten zu ihren Gunsten zu entscheiden oder einen groJen Widerstandgegenüber der übermächtigen %artei zu leisten#

ennzeichnend für $a'idEundE%aradigma sind somit nicht nur das Vorhandensein'on zwei ungleichen %arteien bzw# das Vorhandensein des onLits zwischen

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diesen %arteien, sondern auch eine bestimmte $arstellungsweise des %roblems !als Drsache des %roblems wird der =achtmissbrauch der stäreren SeiteangesehenI und eine bestimmte *ewertungstendenz ! die SCmpathie der)ezipienten und Fe"tproduzenten geht grundsätzlich an die schwächeren %artei#$abei lassen sich aus dem $a'idEund GoliathE-rame auch bestimmte

8andlungsempfehlungen abzuleiten2 die 'ergleichsweise machtlose %artei ist 'onder stäreren %artei ernst zu nehmenI der Widerstand einer schwächeren %arteiann auch erfolgreich sein, wenn sie ihre 'ergleichsweise leine )essourcengezielt einsetzt 3'gl# $ahinden ebd#5# >war ist es nicht notwendig, dass derdargestellte asCmmetrische onLit auf die gleiche Weise bewertet wird oder ausder $arstellung nur die gleichen 8andlungsempfehlungen abgeleitet werden,doch das 3gezielte5 -raming erleichtert , dass die Aspete des onLits in einebestimmte )ichtung interpretiert und bewertet werden 3'gl# rüger 0M472 ;45#

*eispiele für die Anwendungen des $a'idEundEGoliathE-rames sind die

$arstellungen des NahostonLits, $arstellungen der onLite zwischen Appleund 1*=, zwischen .inu" und =icrosoft# $a es 'on Vorteil ist, @sich in der positi'bewertete )olle des $a'ids zu etablieren, bemühten sich die Ateure sich auf diese Weise zu inszenieren, diese Strategie wird dabei 'on der Gegenseite @inaller )egel mit einem entsprechenden Gegenframing beantwortet 3$ahinden0MM:2 4H5#

$ie medienwissenschaftlichen -rames &nnen somit zwar nicht als@Situationsde(nitionen im Sinne Go+mans 'erstanden werden, sie stellen aberebenso wie die -rames 'on Go+man und *ateson die @$eutungsmuster3$ahinden 0MM:2 49I =eier 0M442 4H;5 oder @1nterpretationsrahmen 3=eier, ebd#5

dar# Speziell für die medienbezogenen -rames gilt dabei, dass sie@unterschiedliche %erspeti'en auf dasselbe /ntscheidungsobjet erzeugen3$ahinden 0MM:2 9;5#

Kbwohl in der %ra"is der =edienwissenschaft eine einheitliche $e(nition des-ramebegri+s grundsätzlich fehlt 3Scheufele 0MM62 44, $ahinden 0MM:2 04, =eier0M442 4H;5, lassen sich einige zentrale Aspete der @-rames nennen, die in denmeisten -orschungsansätzen gültig und auch im )ahmen unserer Dntersuchung3im nächsten Abschnitt5 rele'ant sind# $ahinden schlägt beispielsweise diefolgende Arbeitsde(nition 'or2

-rames sind &eutungsuster , die sich in allen %hasen 'on Z[\ommuniationsprozessen Z[\ identi(zieren lassen# -rames haben auf allen diesen/benen 'ergleichbare -untionen2 Sie strukturieren Cnforationen in -orm 'onabstraten, themenunabhängigen $eutungsmuster 3sic5, welche 7opleFität reduzieren und die Selektion 'on neuen 1nformationen leiten* Sie setzen sich ausmehreren /lementen zusammen, zu denen die ProbledeMnition, die CdentiMkationvon >rsachen, die 'e)ertung durch moralische Drteile sowie die *enennung 'on2andlungs:glichkeiten geh&ren 3$ahinden 0MM:2 4H6E4H7, 8er'orhebungen imKriginal5#

$ie =edienframes 'erfügen somit über die bestimmten /lemente bzw#

.eerstellen wie @%roblemde(nition, @1denti(ation 'on Drsachen, @*ewertung,@*enennung 'on 8andlungsm&glicheiten?8andlungsempfehlung und haben

HH

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somit eine bestimmte Strutur inne# $aher wäre grundsätzlich m&glich, dieeinzelnen -rames oder sogar -ramerealisationen hinsichtlich ihrer Strutur undder Art und Weise der -üllung 'on .eerstellen analCsiert werden# /ine solche

 FiefenanalCse 'on @indi'iduellen -rames wird in der =edienwissenschaft selten'orgenommen 3Ausnahmen2 Graber 4H<7 , 1Cengar 4HH455# 1n den

medienwissenschaftlichen -ramestudien geht es 'ielmehr um die globalenAspete der Nachrichtente"tprodution# /s geht darum, herauszuarbeiten, wiebestimmte /reignisse @geframet werden, welche -rames im breiten=edienspetrum 3zum jeweiligen darzustellenden /reignis5 'orhanden sind, wiesich die -rames dCnamisch entwiceln, urz2 die Fendenzen des -ramings $erSchwerpunt der Dntersuchung liegt deswegen einerseits auf der 1denti(ation'on -rames in den orpora und andererseits auf der Wirung 'on -rames auf die)ezipienten# $ie -rameidenti(ation und die AnalCse der -ramewirung sindsomit zwei grundlegende methodologische Aufgabe dermedienwissenschaftlichen -ramestudien 3'gl# $ahinden 0MM:2 0M45# $ie

medienwissenschaftlichen =ethoden der -rameanalCse sind entsprechend andiesen zwei -ragen orientiert# Nachstehend werde einen urzen Überblic überdie =ethoden der medienwissenschaftlichen -rameforschung in Anlehnung an der=etaanalCse 'on $ahinden 30MM:5 geben#

$ahinden unterscheidet 6 FCpen 'on =ethoden zur -rameidenti(ation und-ramewirung, die sich in der =edienwissenschaften etabliert haben2

4# 1nduti'EQualitati'e =ethodeI0# $eduti'EQuantitati'e =ethodeI6# 1nduti'EQuantitati'e =ethode#:<

*ei der induti'EQualitati'en =ethode werden die $aten zur -rameidenti(ationinduti' aus dem Fe"tmaterial erhoben# $abei wird ein Qualitati'esAuswahl'erfahren benutzt# $ie orpora bestehen grundsätzlich aus'erschiedenen Fe"ttCpen 3>eitungsartiel, FVE*eiträge, $oumente oderGesprächsaufzeichnungen bei *efragungen5 3$ahinden ebd# 0M4, 0M65#Verwendet wird dabei ein Qualitati'es Auswahl'erfahren# Auch die/rgebnisauswertung erfolgt Qualitati', indem die identi(zierten -rames m&glichstdatenE und themennah de(niert werden# $ie induti'EQualitati'e AnalCse 'erläuftsich zum Feil entsprechend der berühmten @Grounded FheorC bzw# der@gegenstandsbezogenen Fheoriebildung 'on Glaser und StrauJ 34H:;5# $as

$atenmaterial wird mit 8ilfe des o+enen odierens 3z#*# durch die-orschungsfragen2 @Auf welche ategorie weist die Fe"tpassage hinB 3Strauss4HH72 :M,:455 und des ständigen ontrasti'en $atenabgleichs reduziert auf @wiederehrende Argumentationsmuster und Fheorieonstrute 3'gl# $ahindenebd# S# 0M4, 0M65# Von einigen -rameanalCtiern wird die @Grounded FheorC

 jedoch mit dem Vorwurf der mangelnden 1ntersubjeti'ität undDmsetzbareitsschwierigeiten abgelehnt 3.amne 4H92 06<, Scheufele 0MM624045# $er Qualitati'e Aspet der -orschung bleibt jedoch auch bei diesen Autorenerhalten# /in *eispiel für eine solche induti'EQualitati'e Studie legt Scheufele inseiner Dntersuchung zu den -remdenfeindlicheitsframes 'or2 /r gliedert seineDntersuchung in zwei %hasen2 Krientierungsphase und )outinephase# 1n der

:< /ine metaanalCtische Übersicht, welche =ethoden welchen Studienzuzuordnen ist, (ndet sich in $ahinden2 0MM:2 0MH#

4MM

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Krientierungsphase werden die -rames aus einer leineren $atenbasisausgewertet 3insg# :7 Artiel5# Dntersucht wird nachher ein gr&Jeres orpusbestehend aus den >eitungsartieln zum gleichen Fhema 3insg# 760 Artiel5, die

 jedoch im gr&Jeren zeitlichen Abstand zu den Schlüsselereignissen liegen, als dieArtiel aus der Krientierungsphasen# 1m orpus aus der )outinephase wird dabeinicht nach den neuen -rames bzw# $eutungsmustern gesucht, sondern 'on den-ramesE bzw# $eutungsmustern ausgegangen, die in der Krientierungsphaseidenti(ziert wurden 3Scheufele 0MM62 494E497, 'gl# auch $ahinden ebd# S# 4965#

$ie deduti'EQuantitati'e =ethode steht im staren Gegensatz zur induti'EQualitati'en =ethode# $ie -rames werden nach diesem Verfahren entweder ausden theoretischen Überlegungen deduziert oder aus den frühen Dntersuchungenabgeleitet 3'gl# $ahinden, ebd# S# 0M95# $abei arbeitet man mit einer wenigenAnzahl 'on -rames und -raminge+eten2 z#*# F'ersC und ahnemann habennach der deduti'en =ethode die /+ete 'on je 0 -rames untersucht2 positi' 's#negati', sicher 's# Wahrscheinlich 3F'ersC?ahnemann 4H<4, 'gl# $ahindenebd#5# Nach $ahinden erm&gliche dieser Ansatz zwar die themenunabhängige

Abstration der -rames und -raminge+ete, es sei jedoch dafür mit 8ilfe dieser=ethode nicht m&glich, neue -rames in den Fe"torpora zu identi(zieren 3ebd# S#0M:5#

$ie 1nduti'EQuantitati'e =ethode weist mindestens 'on den %rinzipien her mehrPhnlicheiten mit der induti'EQualitati'en =ethode# edoch wird mehr Wert auf die Kperationalisierbareit und Automatisierbareit gelegt# $ie 1denti(ation 'on-rames erfolgt zum gr&Jten Feil @dataEdri'en, abgeleitet also 'on demumfangreichen orpus 'ia lusterE und -atorenanalCse# *ei der ersteren handeltes sich um ein computergestützes Verfahren, um die Phnlicheitsstruturen ingr&Jeren $atenmengen aufzudecen# $ie -atorenanalCse ist ein statistischesVerfahren, um die Anzahl der untersuchungsrele'anten Variablen zu reduzieren#

1n der ersten %hase 3@*eoachtungsdimension ! $ahinden, ebd# S# 0M:5# $ie hierdargestellte induti'EQuantitati'e =ethode der -rameidenti(ation wird nicht nurin den =edienwissenschaften, sondern auch in der letzten in der linguistischen$isursanalCse eingesetzt# Scharloth?/ugster?*ubenhofer 30M465 'erwendenentsprechend der orpusbasierten induti'EQuantitati'en =ethode folgenderiterien zur 1denti(ation @des Auftretens eines -rames in einem Fe"t2 

4# $ie relati'e -reQuenz der 'orommenden Vertreter einer Sachgruppe imVerhältnis zur Wortwahl eines Fe"tes#

0# $ie absolute -reQuenz der 'orommenden Vertreter einer Sachgruppe im Fe"t#

6# $ie Abdecung der .emmata einer Sachgruppe 3d#h# wie 'iele der eineSachgruppe onstituierenden .emmata ommen im Fe"t 'or5#3Scharloth?/ugster?*ubenhofer 0M462 6905#

1m folgenden Abschnitt werden einzelne Aspete dieser drei =ethodentCpenzusammengeführt, um die Art und Weise des -ramings in den %redigtte"ten zuanalCsieren#

4M4

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5.4.B 7raing in den Predigten) &eeinCusst das Sprachspiel die Auswahlvon 9nterpretationsrahenD E eine 7allanal8se a &eispiel des7raings von #leichnisinterpretationen in den evangelischlutherischenPredigten$ieser Abschnitt beschäftigt sich mit dem >usammenhang zwischen den

Sprachspielen und der 1nterpretationsrahmen, die innerhalb dieser Sprachspieleangewendet werden# Dm die )ele'anz des %hänomens Sprachspiel deutlich zumachen, wird am *eispiel 'on e'angelischElutherischen %redigtte"ten untersucht,ob die Art und Weise des Sprachspiels die Auswahl 'on )ahmen zur

 Fe"tinterpretation beeinLusst# *ehandelt werden dabei die %redigtte"te, die das'on uns angesprochene Gleichnis 'on 4M ungfrauen thematisieren#

>unächst werden die zentralen ommuniati'en Aufgaben der %redigt nach deme'angelischElutherischen Verständnis 3bzw# nach der e'angelischElutherischen8omileti5 sizziert# AnschlieJend wird das 'erwendete orpus besprochen und

die riterien für die Fe"tauswahl genannt# $anach wird die Dntersuchung durchdie -orschungsfrage eingegrenzt und die angewandte Vorgehensweise erläutert#>um Schluss werden die /rgebnisse ausgewertet und deren Aussageraft in*ezug auf die )ele'anz 'on Sprachspielen eingeschätzt#

.*3*U*/ Predigt als Sprachspiel% Cnstitutionelle und funktionale 2intergründe

.inguistisch gesehen lässt sich @%redigt:H  auf der ersten /bene als einemündliche Fe"tsorte Quali(zieren# $ie %redigten werden als mündlich'orgetragene Fe"te realisiert, haben eine bestimmte Strutur, eine bestimmte-untion 3dominante -untionen2 1nterpretation, Apell5 und für sie geltenbestimmte @thematische )estritionen;M2 $ie meisten %redigten in der

e'angelischElutherischen irche beziehen sich auf die bestimmten *ibelstellenund interpretieren sie für die Gemeinde# Nach dem e'angelischen .e"ion für

 Fheologie und Gemeinde 3/.FG5 unterscheidet sich die %redigt @'on anderen&+entlichen )eden durch ihren 1nhalt, 'on anderen Arten irchlicher )ede durchihre -orm 3/.FG 4HH72 49H;5# =an ann dazu 'ielleicht noch anderete"tsortende(nierende =ermale wie bestimmte le"ialische und stilistische=ittel, aber auch tCpische /inleitungsformeln wie @liebe Gemeinde zählen#

$ie @%redigt ist somit mit allem )echt eine Fe"tsorte# edoch wäre diese>uordnung nicht ausreichend, um den genauen linguistischen Status der

%redigten festzulegen# =it den te"tE bzw# te"tsortenanalCtischen =itteln lassensich nicht alle wichtigen /igenschaften der %redigten beschreiben# $enn die%redigten stellen nicht nur die Fe"te dar, sondern sie stehen auch für eineomple"e sprachlichEsoziale %ra"is2 Sie haben einen bestimmten sozialen undinstitutionellen 8intergrund, sie sind situationsgebunden 3/.%G 4HH72 49HH5, die%redigten sind auJerdem geennzeichnet durch eine bestimmte soziale)ollen'erteilung und /rwartungsstruturen# $arüber hinaus ist @%redigt ein Feilder übergeordneten %ra"is des Gottesdienstes 3/.FG 4HH72 49HH5 und erfüllt eine

:H 1m -olgenden beziehe ich mich aus forschungspratischen Gründen mit demWort @%redigt ausschlieJlich auf die e'angelischElutherischen %redigten#

;M /in Ferminus 'on laus *riner 0M4M2 466#

4M0

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bestimmte -untion in dieser %ra"is# >ur $e(nition 'on %redigten sind diesesprache"ternen -atoren nicht weniger wichtig, als die te"tsortenbildenden,sprachinternen /igenschaften# 1n diesem Sinne ist @%redigt nicht lediglich eine

 Fe"tsorte, sondern auch eine Situationsde(nition bzw# ein -rame im SinneGo+mans oder ein Sprachspiel im Sinne Wittgensteins#

Was zeichnet aber die %redigten 'on anderen Sprachspielen ausB

)&ssler 34H<:2 6775 erläutert @%redigt 3im e'angelischElutherischen Sinne5 durchden folgenden .eitsatz2

$ie %redigt ist die christliche )ede, die im )ahmen eines Gottesdienstes die biblischeÜberlieferung für den 8&rer der Gegenwart auslegt, um ihm die GewiJheit imhristentum zu stären und die Krientierung im .eben zu f&rdern#

Aus diesem @.eitsatz erfahren wir /iniges über die grundlegendenommuniati'en Aufgaben, 'or welchen sich ein %rediger zu stellen hat ;42 /rmuss eine *ibelstelle für die Gemeinde interpretieren# $arüber hinaus müsse der%rediger 3ggf# ausgehend 'om interpretierten Fe"t5 die Gemeindemitglieder inihrem Glauben stären und ihnen eine Krientierung geben# Was genau mit diesenAufgaben gemeint wird, wird nachstehend ausgeführt#

4# $ie e'angelischen %redigten sind star interpretati' ausgerichtet 3'gl# auchWitteind 0MM02 075# Sie beziehen sich auf die Stellen aus der @biblischenÜberlieferung, die die %rediger für das %ublium interpretieren müssen#$araus geht her'or, dass das Fhemenspetrum der %redigten 3wie auchoben erwähnt5 bis zu einem gewissen Grad 'orde(niert ist# $as

%redigtthema wird bestimmt durch die Fe"tstellen, die während des jeweiligen Gottesdienstes oder im )ahmen der %redigt selbst 'orgetragenwerden# 8inzu ommt, dass 3in der e'angelischen, aber auch in deratholischen irche5 die Auswahl der *ibelstelle durch die sog#%eriopenordnung festgelegt wird# $ie %eriopenordnung 3@periopebedeutet auf griechisch ringsherum ausgeschnittenes Stüc, in unserem>usammenhang bezeichnet sie einen *ibelausschnitt5 schreibt 'or, wannwelche Fe"tstelle aus der *ibel im Gottesdienst 'orgetragen und im)ahmen der %redigt interpretiert werden muss 3'gl# /.FG 4HH72 497:5# $as'on uns behandelte Gleichnis über zehn ugfrauen wird in der e'angelischE

lutherischen irche beispielsweise anlässlich des /wigeitssonntags3Gedentag für die Verstorbenen, 'om 0M# bis 0:# No'ember5 'orgetragen3'gl# /) 0M49E0M4:2 ;5# 1nwieweit 'erbindlich die %eriopenordnungen fürdie e'angelischen %farrer sind, steht nicht fest 3'gl# Schütz 4H<42 ;9E;:5#.aut /.FG 3ebd#5 sei es zwar m&glich @in Ausnahmefällen auch ein anderer*ibelte"t als der in der %eriopenordnung 'orgeschrieben 'orzutragen3'gl# auch Schütz ebd# S# ;<5, jedoch wird in der )egel an der

;4 $abei beziehe ich mich lediglich auf die objeti'Efeststellbaren, allgemeinanerannten, in den 'ielen Ver&+entlichungen und .e"ia formulierten Aufgabenund -untionen# $ie theologisch begründeten >ielsettzungen und -untionen der%redigten und 3indi'iduelle5 /mpfehlungen bilden im -olgenden eineVergleichsgr&Je für die 'orliegende Dntersuchung#

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%eriopenreihe gehalten, um die Willürlicheit oder Dnentschlossenheitbei der Fe"tauswahl zu 'ermeiden und die /inheitlicheit desGottesdienstes zu gewährleisten#

0# Anders als die rituellen %ratien des Gottesdienstes setzen die %redigteneine ommuniation zwischen dem %rediger und der Gemeinde 'oraus# $ie

%redigt wird als )ede an die Gemeinde de(niert# $aher stellt sie nichtlediglich eine 1nterpretation der *ibelstelle dar2 /s wird erwartet, dass der%rediger die *ibelstellen nicht nur erläutert, sondern sie mit der Gemeinde,mit den %roblemen der Gemeindemitglieder und ggf# mit dem jeweilsatuellen /reignis in Verbindung bringt# Nach )&ssler 3ebd# S# 67;5 beziehtsich eine Aufgabe des %redigers 3bzw# die Appelfuntion der %redigten5@auf die $i+erenz zwischen den prinzipiellen und generellen christlichenAufgaben einerseits und der Subjeti'ität des 8&rers anderseits# =itanderen Worten heiJt das, dass der %rediger die biblischen Stellen nichtnur inhaltlich erläutert, sondern auch erlärt, was der 'orgetragene Fe"t

den Gemeindemitgliedern bedeutet2 $ie %redigt soll @den einzelnenSubjeten der Gemeinde @eine Krientierung leisten 3ebd# S# 69M5 undzwar im ethischen Sinne, in *ezug auf die .ebensfragen der/inzelpersonen# $iese *esonderheit berücsichtigend de(niert /rnst.ange die %redigt auf prägnante Weise als @Verständigung mit dem 8&rerüber die gegenwärtige )ele'anz der christlichen Überlieferung 3.ange4H:<20M5#;0  Weitere *ezugstellen der %redigten bildet der jeweilige-eiertag# Wie bereits erwähnt, wird 'on der %eriopenordnung'orgeschrieben, wann und zu welchen Anlässen über welche *ibelstellengepredigt wird# 1n der %redigt wird dann auf den jeweiligen Anlass *ezug

genommen und wenn m&glich auch die zu interpretierende *ibelstelle mitdiesem in Verbindung gebracht#

Neben den ommuniati'en Aufgaben lässt sich @%redigt wie oben bereitsangedeutet auch durch ein bestimmtes ommuniati'es Set de(nieren2 $er Krtdes %redigens ist festgeschrieben2 in der )egel ist es die irche, obwohl zubestimmten Anlässen auch auJerhalb der irche gepredigt werden ann 3'gl#/.FG 4HH72 49HH5# $ie sozialen )ollen in der %redigthandlung sind nicht omple",dafür aber lar 'erteilt# /s gibt nur zwei )ollen2 die des %redigers und des%ubliums# $abei ist die )olle des %ubliums äuJerst passi'# $ie %redigten werdengrundsätzlich monologisch gehalten2 $ie ommentare oder -ragen seitens des%ubliums stellen die seltensten Ausnahmefälle dar# $as %ublium wird durch das

;0 1nteressanterweise geht .ange da'on aus, dass @die christliche Überlieferungausnahmslos rele'ant für die gegenwärtigen >uh&rer sein muss# edoch ist einesolche )ele'anz nicht einmal für alle christlichen Fheologen selbst'erständlich#)&ssler 3ebd#, S# 679E67:5 'ersteht die %redigt unter anderem als eineVermittlung @zwischen dem neuzeitlichen Wahrheitsbewusstsein und denchristlichen Überzeugungen, die nicht unbedingt identisch sein müssen# $er%rediger habe unter anderem damit zu rechnen, dass sich das Weltbild, das den@christlichen Überlieferungen zugrunde liegt und das Weltbild der @neuzeitlichen>uh&rer 'oneinander unterscheiden und diesen Dnterschied durch/rläuterungen ausgeglichen werden soll 3'gl# auch /.FG 4HH72 S# 49<;5

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3christliche Gemeinde5 'ertreten;6, die %redigerrolle ! durch den 3theologischausgebildeten5 %farrer 3in der letzten >eit auch die %farrerin5, obwohl in einigenAusprägungen der e'angelischen irche 3z#*# in der e'angelischen -reiirche5auch ein .aienprediger dazu beauftragt werden ann 3ebd#5#

/ine weitere /igenschaft der %redigten, die für unseren >usammenhang wichtigist, besteht darin, dass das %redigen zu den in hohem =aJ institutionellorganisierten und gelernten, eingeübten Sprachspielen geh&rt#;7 $en ünftigen%redigern steht während des Fheologiestudiums eine traditionsreiche Fheorie des%redigens E die 8omileti E zur Verfügung# $ie angehenden %farrer werdenauJerdem im )ahmen des @%redigtenseminars in mehrerer 8insicht 'orbereitet2/s werden die Fechnien des %redigens geübt und die %robepredigten gehalten#

Soweit &nnen wir die grundlegenden /igenschaften zusammenfassen, die der%ra"is des %redigens zugrunde liegen2

$ie %redigten stellen nicht nur eine Sorte der mündlich 'orgetragenen Fe"te dar,sondern sie stehen für eine omple"e ommuniati'e %ra"is dar und &nnendaher als -rames im Sinne Go+mans oder als Sprachspiele im SinneWittgensteins bezeichnet werden# $ie %redigten sind Feil einer übergeordneten%ra"is des Gottesdienstes# $ie grundlegenden ommuniati'en Aufgaben der%rediger bestehen erstens in der 1nterpretation der jeweiligen *ibelstellen, die inder )egel durch die %eriopenordnung für den jeweiligen >eitpunt des %redigens'orgeschrieben wird und zweitens in der Ansprache 3oder auch im Appel5 an dieGemeinde, die darin besteht, dass die )ele'anz der behandelten Fe"tstelle fürdas %ublium deutlich gemacht wird und diese Fe"tstelle ggf# mit den atuellen

/reignissen, mit den atuellen %roblemen der Gemeindemitglieder in *eziehunggesetzt wird# $arüber hinaus zeichnen sich die %redigten durch ein bestimmtessoziales Set aus 3'orgeschriebene )ollen, 'orgeschriebene )ollenbesetzung,festgeschriebener Krt5 und stellen ausgeprägt institutionell organisierte undgelernte ommuniati'e %ratien dar#

.*3*U*1 7orpus und OeFtaus)ahl$as Fe"torpus, das im -olgenden analCsiert wird ist relati' leineren Dmfangs2/s enthält 06 %redigtte"te 3'on 04 Autoren5, in denen das Gleichnis 'on zehn

;6 $abei wird unterschieden zwischen den @Gemeindepredigten und

@=issionspredigten unterschieden# 1m ersteren -all wird die %redigt als @religi&se)ede unter hristen 3)&ssler 4H<:2 67<5 aufgefasst# $amit wird ein gewisses=aJ am gemeinsamen 'erstehensrele'anten Wissen zwischen dem %rediger unddem %ublium 'orausgesetzt# 1m )ahmen der @=issionspredigt werden hingegenmehr /rlärungen des 8intergrundwissens über die Grundwerte deshristenstums 'orgesehen#

;7 $as ist auch eine besondere /igenschaft für die %redigten als Sprachspiel,denn nicht jedes Sprachspiel wird in gleichem =aJe institutionell gelehrt undeingeübt# Sprachspiele wie @Witze erzählen oder @Wegausunft geben werdenim Vergleich nur mit der =uttersprache gelernt und setzen eine institutionellfestgesetzten %ratien 'oraus#

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 ungfrauen thematisiert wird# $ie Fe"te entstammen einer %redigtdatenban 3mitüber 46#MMM %redigtte"ten5, die 'on Frilos New =edia zusammengestellt wurde#;9

$ie Vorteile dieser $atenban bestehen in der Vielfalt 'on %redigtte"ten und imbenutzerfreundlichen AbfragesCstem# Dnter anderem erm&glicht die%redigtdatenban, die %redigtte"te nach den jeweiligen Fe"tbezugsstellen zu

(ltern# $ie $atenban weist jedoch 3aus linguistischer 8insicht5 einen leinenNachteil auf# *ei den %redigtte"ten handelt es sich nicht um transribierte,sondern um schriftlich ausgearbeitete und orrigierte -assungen 'on mündlichen%redigten;:# $ie prosodischen =ermale der Fe"te, die durchaus eineinterpretati'e Wirung haben &nnen, sind deswegen nicht mehr feststellbar#

 Fheoretisch lässt sich 'ermuten, dass die orretur auf die bestimmtenstilistischen =ermale /inLuss nehmen onnte# edoch sind diese =ängel nicht indem =aJe groJ, dass sie die GesamtanalCse beeinträchtigen &nnten2 1n unsererAnalCse geht es 'or allem um den inhaltlichen Aufbau der Fe"te, der durch dasorreturlesen am allerwenigsten betro+en wird#

Alle %redigtte"te im orpus stammen aus der Neuzeit# $ie /ntstehungszeit'ariiert zwischen den ahren 4HH; und 0M49# Alle zu untersuchenden %redigtenwurden entsprechend der %eriopenordnung anlässlich des /wigeitssonntagsgehalten, also zwischen dem 0M# Dnd 0:# No'ember#

$ie %redigtte"te wurden auf Grund 'on folgenden riterien ausgewählt2

4# $ie Fe"te sollten die gleiche *ibelstelle 3in unserem -all =t# 09, 4E465 zumGegenstand haben#

0# $ie Fe"te sollten aus dem gleichen oder mindestens ähnlichen

onfessionellen )aum stammen# *ezüglich der onfessionellen 8erunfthabe ich mich für die e'angelischElutherischen %redigtte"te entschieden#$iese /ntscheidung hatte zwei Gründe2 i5 1n der e'angelischElutherischenirche spielt die %redigt eine zentrale )olle# Von 'ielen wird die %redigtsogar @als Wahrenzeichen des e'angelischen irche angesehen 3)&ssler,ebd# S# 646I 'gl# auch Witteind 0MM02075# Anders als etwa im atholischenwird im e'angelischen Gottesdienst der %redigt eine gr&Jere *edeutungzugemessen, als dem @Sarament 3ebd#5# ii5 $ie e'angelischen3e'angelischElutherischen5 %redigten sind star interpretati' ausgerichtet#Sie beziehen fast ausnahmslos auf die Stellen in der biblischen

Überlieferung# $ie e'angelischElutherischen %redigtte"te sind aus diesemGrund im Vergleich am besten geeignet, um den /inLuss des Sprachspielsauf das -raming 'on Fe"tinhalten zu untersuchen#

.*3*U*3 ;orschungsfrage und 0orgehens)eise$ie -orschungsfrage der Dntersuchung bezieht sich auf den >usammenhangzwischen dem Sprachspiel des %redigens und den in den jeweiligen Fe"tenrealisierten 1nterpretationsrahmen 3in *ezug auf das Gleichnis5# $a'onausgehend gilt es, zwei %hänomene auseinanderzuhalten2 das Sprachspiel als

;9 1m 1nternet unter2 http2??predigten#de?, zuletzt gesehen am M7#M7#0M4:

;: So die )edationsinfo der gleichen Webseite#

4M:

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Situationsde(nition 3nach Go+man5 oder 1nterati'e -rames 3nach Fannen undWallat 4HH65 und die jeweiligen einzelnen 1nterpretationsrahmen, die in den=edienwissenschaften ebenfalls als -rames bezeichnet werden 3$ahinden 0MM:5#1n unserem -all ist das Sprachspiel durch die %ra"is des %redigens 'ertreten, die1nterpretatiosrahmen stellen die wiederehrenden =uster zur Auslegung der

*ibelstellen in dieser %ra"is# $iese =uster werden im orpus durch dieombination der im Abschnitt 9#:#0 beschriebenen =ethoden erschlossen# $ie/rgebnisse werden anschlieJend daraufhin befragt, ob das Vorommen und die8äu(geit des Vorommens einzelner 1nterpretationsrahmen durch die*esonderheiten des Sprachspiels bedingt sind# Grundsätzlich ist auf diese -rageauch eine negati'e Antwort m&glich# /s ist durchaus m&glich, dass die Auswahlder 1nterpretationsmuster unabhängig 'on dem Sprachspiel der %redigten erfolgt,z#*# ausgehend 'om Fe"tinhalt und der objeti'en onte"tanalCse#

Wie bereits erwähnt stellt meine Vorgehensweise die ombination aus den

deduti'en und induti'en, Qualitati'en und Quantitati'en frameanalCtischenVerfahren dar2 Ausgehend 'on der Art und Weise und 'om Dmfang des orpusann einem =ethodentCp den Vorzug gegeben werden# $ie Vorgehensweise wirddurch folgende Schritte realisiert2

$a alle Fe"te aus unserem Fe"torpus auf einen einzigen Fe"t *ezug nehmen,erfolgt im ersten Anlauf die 1denti(ation der )ahmen deduti' ! ausgehend 'om1nhalt des Gleichnisses und dessen 1nterprationsm&glicheiten# $ieseVorgehensweise begründet sich durch die Annahme, dass im orpus nicht allem&glichen 1nterpretationsrahmen aufgefunden werden &nnen, die sich 'omAusgangste"t ableiten lassen# $abei ann das -ehlen eines

1nterpretationsrahmens aussageräftig zur Auswertung der /rgebnisse sein# $as-ehlen eines )ahmens ann dadurch bedingt sein, dass die %ra"is des %redigenseinen bestimmten 1nterpretationsrahmen aussschlieJt#

Als deduti' ermittelte )ahmen &nnen uns die 1nterpretationsm&glicheiten desGleichniste"tes dienen, die im Abschnitt 9#6#0 festgestellt wurden2

• $as Gleichnis'erständnisI• das $rama'erständnisI• die ulturgeschichtliche 1nterpretationI• die gesellschaftsritische .esart#

1m )ahmen des #leichnisverstndnisses  orientiert sich der )ezipient daran,was womit 'erglichen wird, was die 1ntention des Gleichnisses darstellt und ggf#welche 8andlungsempfehlungen er 'om Fe"t ableiten ann# $ie8andlungsempfehlungen sind im )ahmen des /raaverstndnisses hingegenweniger rele'ant#;; $er )ezipient foussiert 'ielmehr die dargestellte 8andlung,

;; $as $rama'erständnis bezieht sich nicht auf die Auslegung des Gleichnissesals ein $rama im lassischen Sinne# $amit wird lediglich ein1nterpretationsrahmen gemeint, der die Aspete des Fe"tes in den Vordergrundstellt, die für die $ramen ennzeichnet sind2 die 8andlung, die =oti'ation derhandelnden %ersonen, die 8intergründe der 8andlung, die *ewertung 'on/inzelhandlungen oder der im Fe"t dargestellten Gesamthandlung#

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die handelnden %ersonen und deren 8andlungsmoti'ationen# $iekulturgeschichtliche 9nterpretation  orientiert sich an der dargestellten8andlung, es wird aber auch den ulturellen 8intergründen des $argestelltennachgegangen# $a der /'angeliente"t sich auf die zeitlich weit zurücliegenden)ealien bezieht, ann das >iel einer solchen 1nterpretation darin bestehen, die im

 Fe"t ausgedrücten ulturellen Dnterschiede und 8intergründe für dasgegenwärtige %ublium anschaulich zu machen# /ie gesellschaftskritischeLesart  bezieht sich auf die sozialen 8intergründe und %robleme, die demGleichniste"t zugrunde liegen# /in *eispiel dieser .esart ist die im Abschnitt 9#6#0erwähnte Au+assung .uise Schottro+s, dass uns das Gleichnis über zehn

 ungfrauen ritische -ragen in *ezug die ungerechte soziale Stellung der -rauenin der damaligen jüdischen Gesellschaft stellen lässt# Genauso wie dasGleichnis'erständnis setzt auch dieser )ahmen bestimmte 8andlungsm&glicheitoder Apell 'oraus 3etwa @Sinn für soziale Gerechtigeit5# $er Vergleichsaspetdes Gleichnisses tritt dabei in den 8intergrund, während die Schlussszene der

Gleichniserzählung in den Vordergrund gerüct wird#

Alle diese 'ier )ahmen schlieJen einander nicht unbedingt aus# Fheoretisch&nnen sie alle im gleichen Fe"t 'orommen# /s ist aber auch da'on auszugehen,dass ein bestimmter )ahmen im Fe"t eine dominante )olle spielen wird#

$ie deduti' ermittelten 1nterpretationsrahmen werden im weiteren Verlauf derAnalCse durch das sorgfältige .esen der orpuste"te bzw# durch das Abgleichender )ahmen oder .eerstellen mit den jeweiligen Fe"tstellen ergänzt und ggf#modi(ziert# $er relati' leinere Dmfang des orpus erm&glicht eine solcheVorgehensweise# $ieser Schritt entspricht zum Feil der induti'EQualitati'en

=ethode aus den =edienwissenschaften# $ie AnalCseergebnisse werden jedochnicht Qualitati', sondern Quantitati' ausgewertet2 $ie 8äu(geit einesbestimmten 1nterpreationsmusters in den %redigtte"ten wird als einen wichtigen-ator für die Auswertung der /rgebnisse angesehen# $ie Qualitati'e Auswertungder /rgebnisse ist deswegen nicht m&glich, weil die *efragung der )ezipientenund somit die Dntersuchung im )ahmen meiner orpusanalCse nicht umsetzbarist 3$er zeitliche Abstand zwischen der /ntstehung der %redigten und meinerDntersuchung ist einer der Gründe dafür5#

Am wenigsten umgesetzt wurde auJerdem der induti'EQuantitati'e Ansatz#

$enn erstens erwies sich die Anwendung eines automatisierten Verfahrens wiedie lusterE oder -atorenanalCse in *ezug auf ein orpus mit dem leinenDmfang wenig sinn'oll# >weitens scheint angesichts der *ildhaftigeit der%redigtsprache 3'gl# )&ssler 6995 die Anwendung einer automatisierten =ethodesehr zweifelhaft zu sein# Vielmehr ist da'on auszugehen, dass1nterpretationsrahmen in den Fe"ten sehr latent 'orliegen, so dass deren/rschlieJung erst durch das sorgfältige .esen m&glich sein würde#

>um Schluss habe ich in Anlehnung an $ahinden 30MM:5 die Angaben zu den.eerstellen für die jeweiligen 1nterpretationsrahmen wie %roblemde(nition,1denti(ation der Drsachen, *ewertung und 8andlungsempfehlungenübernommen# $ie Angabe der .eerstellen erm&glichen, die Dnterschiedeinnerhalb einzelner 1nterpretationsrahmen deutlich zu machen# $ie einzelnen

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*enennungen für .eerstellen 'on $ahinden 3da diese den Nachrichtenschemataentstammen und schwer mit den %redigten in *eziehung zu setzen sind5 wurdendie *enennungen jeweils modi(ziert# Statt %roblemde(nition wird beispielsweisedie *ezeichnung @-ragestellung oder @%roblembezug 'erwendet, statt8andlungsempfehlungen ! @3Krientierungs5Appell# $ie .eerstellen für

@*ewertungen oder @1denti(ation der Drsachen werden nicht separatdargestellt# $enn es ist da'on auszugehen, dass diese rahmengebunden sind#>#*# ist es aum zu erwarten, dass im )ahmen des @Gleichnis'erständnisses die*ewertungen des Gesamtinhalts 'orliegen# $ie *ewertungen und ggf# die1denti(ation 'on Drsachen sind erst im )ahmen des @$rama'erständnisses zuerwarten und werden nur im >usammenhang mit diesem )ahmen aufgezeichnet#>um jeweiligen )ahmen oder zur jeweiligen .eerstelle im jeweiligen Fe"t wirdeine *elegstelle angeführt# -ür den )ahmen des Gleichnis'erständnisses werdenauJerdem die 'om Gleichniste"t abgeleiteten Analogien undAnalogienerläuterungen aufgezeichnet#

.*3*U*V Aus)ertung der 5rgebnisse1m -olgenden werden die /rgebnisse der orpusuntersuchung ausgewertet#Ausgehend 'on den /rgebnissen wird besprochen, ob und inwieweit dasVorhandensein bzw# 8äu(geit bestimmter .eerstellen durch die Art und Weisedes %redigtsprachspiels bedingt ist# $ie /rgebnistabellen der Dntersuchungenbe(nden sich im Anhang 3Fabelle 9#0 für den 1nterpretationsrahmen@Gleichnis'erständnis und Fabelle 9#6 für zwei weitere )ahmen !@$rama'erständnis und @ulturgeschichtliche 1nterpretation5# $ie /rgebnisse

werden in *ezug auf den jeweiligen 1nterpretationsrahmen und die .eerstelleneinzeln entsprechend der )eihenfolge in den Fabellen disutiert#

9#6#;#7#4 Gleichnis'erständnisWie zu erwarten war, erwies sich das Gleisnis'erständnis als ein dominanter1nterpretationsrahmen2 $ominant war dieser 1nterpretationsrahmen ausnahmslosin allen 06 behandelten %redigtte"ten# $abei war das Gleichnis'erständnisnahezu in allen Fe"ten 'ollständig ! mit allen rele'anten Stellen ! realisiert#Angesprochen wurden sowohl die -ragestellung des Gleichnisses, als auch die'ergleichsrele'anten Aspete bzw# Analogien und der Apell# )elati'e Ausnahmen

bildeten nur 6 Fe"te 3%redigten 4:, 04, 065, in denen eine e"pliziten*ezugnahmen auf die 'ergleichsrele'anten Aspete und Analogien 3etwa Rl !GlaubeI *rautjungfern ! hristen5 festzustellen waren# 1ndirete 8inweise auf dieVergleichsaspete gab es jedoch auch in diesen Fe"ten, indem z#*# die %redigerdie *ildsprache und SCmbole des Gleichnisses in ihre )ede einbezogen haben2

1ch wünsche uns, dass wir darauf 'ertrauen &nnen, dass Gott uns auch dannannimmt, wenn wir mit unserem Scheitern zu ihm ommen, mit unseren Sorgen undN&ten# Wir &nnen unsere Lapen diret bei ihm au>"llen lassen 38er'orhebung'on mir2 $#G#5, aus seiner raft leben# 3Slec 0MMH2 65

/s gibt so 'iele '"ren= die sich f"r ier schlieFen kGnnen 38er'orhebung 'on

mir, $#G#5, wenn wir die hance nicht nutzen, immer neu aufeinander zuzugehen,-rieden zu machen, .iebe zu üben# 3Schäfer 0M492 05

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$ie -ochzeit  38er'orhebung5E also das -est, an dem Gott alle =enschen, die ihr.eben als hristen gelebt haben E zu sich an den groJen 8ochzeitstisch lädt, (ndet auf  jeden -all statt# 3üensh&ner 0MMH2 05#

Auf der einen Seite scheinen die 8äu(geit und das hundertprozentigeVorommen des Gleichnis'erständnisses nicht aussageräftig zu sein# SchlieJlich

ist das Gleichnis 'on zehn ungfrauen eben ein Gleichnis# Dnd wie sollte es sonstanders 'erstanden werdenB Auf der anderen Seite muss darauf hingewiesenwerden, dass in unserem >usammenhang nicht nur um das Verstehen an sichgeht, sondern auch darum, inwieweit dominant ein bestimmter1nterpretationsrahmen ist# /s ommt darauf an, welche Aspete des Fe"tesfoussiert werden und welche in den 8intergrund geraten# 1n diesem Sinne ist esdurchaus nicht selbst'erständlich, dass in allen %redigtte"ten 'orwiegend nurgleichnisrele'ante Aspete thematisier werden# 1m Abschnitt 9#6 wurde gezeigt,dass es auch andere 1nterpretationsweisen m&glich ist# 1n der zitierten1nterpretation 'on .uise Schottro+ 37;5 stand der )ahmen dergesellschaftsritischen .esart im Vordergrund, während die 'ergleichsrele'antenAspete und Analogien für GleichnissCmbole aum angesprochen wurden#

Auch hinsichtlich der Strutur des 1nterpretationsrahmens der /inLuss 'onommuniati'en Aufgaben des %redigtsprachspiels spürbar2 $ie Fatsache, dass inden %redigtte"ten alle gleichnisrele'anten .eerstellen gefüllt werden, dass inallen Fe"ten die -ragestellung und der Apell des Gleichnisses angesprochen wirdund dass in nahezu allen )eden auf die Analogien und die SCmbolspracheeingegangen wird, ann allein durch den 1nhalt des Gleichniste"tes nicht erlärtwerden# /s wäre durchaus m&glich, dass etwa der Apell 3Aufruf zur Wachsameit5in den 8intergrund und der 1nhalt des Gleichnisses in den Vordergrund erscheinenwürde# /s ist daher auch hier da'on auszugehen, dass die Vollständigeit desGleichnisrahmens auch durch den tCpischen Aufbau der %redigtte"te bedingt ist#

$er Apell bildet eine .eerstelle nicht nur innerhalb des Gleichnisrahmens,sondern auch im )ahmen der e'angelischen %redigten# Nach dem zitierten.eitsatz 'on )&ssler 34H<:2 6775 geh&rt 3neben der Fe"tinterpretation5 zu denwichtigsten Aufgaben der %rediger, @die Krientierung 3'on Gemeindemitgliedern$#G#5 im .eben zu f&rdern# $iese *esonderheiten tragen unter anderem dazubei, dass die rele'anten *ibelstellen auf den Appell hin, bzw# am Appel 3an dieGemeinde5 orientierend interpretiert werden# $as Vorhandensein der .eerstelleAppel ausnahmslos in allen Fe"ten ist ein lares 1ndiz dafür#;<

Wichtig in unserem >usammenhang ist auch, wie der )ahmen desGleichnis'erständnisses auf der =iroebene realisiert ist# 1n dieser 8insichtweisen die behandelten %redigtte"te schon einige $i+erenzen auf, jedoch sind

bestimmte Fendenzen der .eerstellenfüllung nicht zu übersehen#9#6#;#7#0 -ragestellung?%roblembezugAls dominante -ragestellung des Gleichnisses erweisen sich die e"istentiellen%robleme in *ezug auf das .eben und den Fod 3'gl# Abb# 9#H5# 1n 4< Fe"ten wird

;< Natürlich muss in diesem >usammenhang auch dem übergeordneten onte"tder christlichen onfession )echnung getragen werden# /s ist da'on auszugehenoder wird mindestens erwartet, dass die e'angelischEchristlichen %rediger an den/'angelien und /'angelisten glauben# $aher liegt es nahe, dass die %redigerstreng an den Aussagen der /'angelien halten und sich 'on diesen nichtdistanzieren# /ine Dminterpretation des Gleichniste"tes und die -oussierung der8intergründe, die nicht unbedingt rele'ant für das Gleichnis'erstehen sind, annschwer im )ahmen der e'angelischen %redigten erwartet werden#

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dieses %roblem in 'erschiedener -orm angesprochen2 Wie 'erarbeitet man den Fod eines geliebten =enschenB Was heiJt in diesem >usammenhang @zu spätBWie ann man für den Fod 'orbereitenB Wie soll man lebenB

Auf welche Weise die e"istentiellen -ragestellungen über das .eben und den Fodmit dem Gleichnis in Verbindung gesetzt werden, &nnen wir am besten den

rele'anten *elegstellen aus unserem orpus entnehmen2

$enn irgendwann ist der %unt erreicht, wo man E manchmal '&llig überraschend E 'oneinem anderen lieben =enschen Abschied nehmen muJ oder selber im Sterben liegt#$ann ist es gut, wenn man /rfahrungen mit Gott gemacht hat, die einen in soschweren Stunden raft geben, daJ alles durchzustehen# Z[\ /aru geht es auch inunsere Predigtte(t heute. 3>w&lfer 4HH;245 38er'orhebund 'on mir, $#G#5

Dnser heutiges *ibelwort will uns herausholen aus diesem belemmenden reislauf 'on Vergehen, Sterben und Fod# Z[\Nicht Frauer, sondern Vorfreude soll unser 8erzerfüllenI 3N&rr 0MM6245

Wir haben die =ahnungen geh&rt, wir sind aufmersam geworden und wir wissen, dass

wir 'orbereitet sein sollen# $enn der Fod ommt wie ein $ieb in der Nacht E niemandennt Stunde und Fag# 3=einhard 0MM62 05

>u spät $as Gefühl ennen Sie auch# Wenn Sie in den letzten 40 =onaten oder auchschon 'or längerer >eit einen geliebten =enschen 'erloren haben# Z[\ Wie gern hätteich diesen einen Streit noch beigelegt# Wie gern hätte ich um Vergebung gebeten oderselber 'ergeben# 3Wendt 0MMH245

 Fodesgrauen ist 'on /wigeitsfreude getilgt# 3Weber 0MMH265

$as Gleichnis 'on zehn ungfrauen wird dazu benutzt, um dieGemeindemitglieder, die um einen Verstorbenen trauern, zu tr&sten oder derGemeinde zu helfen, die -ragestellung nach .eben und Fod zu 'erarbeiten und sieaus der christlichen %erspeti'e zu sehen 3N&rr 0MM624, *randes 4HH;24, Weber0MMH265# AuJerdem wird auf die Vergänglicheit des .ebens und die Dngewissheitdes Fodeszeitpuntes *ezug genommen# Angesichts dessen solle man die hancenicht 'erpassen, gut gegenüber den anderen =enschen zu sein# $enn demGleichnis 'on zehn ungfrauen zufolge gebe es tatsächlich ein @>uspät im .eben3Wendt 0MMH245#

1m Vergleich mit @.eben und Fod füllt die -rage nach dem 8immelreich bzw# derWiedereinunft esu 3das eigentliche Fhema des Gleichnisses5 deutlich seltenerdie .eerstelle des %roblembezugs# Sie ommt im orpus insgesamt 44malzusammen mit anderen Fhemen 'or# Nur einmal bildet sie jedoch die dominante-ragestellung des %redeigtte"tes# Auch sind in *ezug auf die 8immelreichsfragelatente Versuche festzustellen, den Glauben an die Wiedereinunft zu relati'ieren! @Dnd ganz ehrlich, wer rechnet sich tatsächlich damitB 3etzenberg 0MM9205#/"plizit wird jedoch die Annahme der Wiedereinunft in einem 'on unsbehandelten %redigtte"t eindeutig in -rage gestellt# /inige %rediger gehen e"plizitda'on aus, dass es @gewiss ein Gericht geben wird 3N&rr 0MM6275, @dass derchristliche Glaube nicht nur aus dem Fun des Guten besteht, sondern auch ausWarten besteht 3Schläfer 0MM62 45# Auch %farrer etzenberg 3ebd#5 weist den 'onihm ausgesprochenen >weifel bezüglich der @Wiedereinunft zurüc2 @Dnd hiersind wir bei dem harten ern des Gleichnisses2 Wer nicht erwartet, dass es diesen

 jüngsten Fag tatsächlich einmal geben wird Z[\ ist wie die t&richten ungfrauen,die un'orbereitet sich zur )uhe legen#

Weitere %roblembezüge sind eng mit den beiden dargestellten -ragestellungen'erbunden und ommen nicht separat 'or# Neben @.eben und Fod und

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@8immelreich werden auch die Fhemen angesprochen wie die sinn'olle Nutzungder >eit 3)&der 0MM65, @Wofür ein hrist tatsächlich sorgen muss 3Günther0MM65, das christliche Verständnis des .ebens nach dem Fod 3)&der 0MMH, Wendt0MMH, $iecow 0M465, 'erpasste hancen 3etzenberg 0MM95,zwischenmenschliche *eziehungen 3Slec 0MMH, Schläfer 0M49, Wendt 0MMH5 und/igen'erantwortung bzw# die /insameit 'on =enschen 3Schmitt 0MM9, =einhard0MM6, lein 0MM65#;H $ie Gesamtübersicht wird durch die Abbildung unten 39#H5dargestellt#

M07

:<

4M40474:4<0M

Abbildung 9#H2 %roblembezüge in den %redigtte"ten nach der 8äu(geit des Vorommens

Nun stellt sich die -rage, wie sich die Fendenz in der Auswahl des %roblembezugsin den %redigtte"ten erläutern lässt#

1m =atthäusE/'angelium gibt es eine e"pliziten 8inweise, dass das Gleichnis 'on4M ungfrauen die .ebenEundEFodE-rage thematisiert# $as Gleichnis bezieht sicheindeutig auf ein anderes %roblem ! die Wiedereinunft =essias# esus geht hierdiret auf die -rage seiner ünger ein, wann mit dieser Wiedereinunft zu rechnensei# 1n gewisser 8insicht erlaubt trotzdem der Gleichniste"t selbst eineVerallgemeinerung in *ezug auf die .ebenEundEFodE-rage# $er >eitpunt des

 Fodes ist genauso ungewiss wie die Anunft des *räutigams oder imallegorischen Sinne auch die Wiedereinunft des =essias nach dem Neuen

 Festament# 1n diesem Sinne lässt sich das Gleichnis aber auch auf andereentscheidenden /reignisse und %robleme im menschlichen .eben übertragen2Naturatastrophen, Dnfälle, Fraumata in der arriere eines Sportlers, schwereranheiten# Auch diese %hänomene lassen sich aum im Voraus berechnen oder'ermeiden# $eswegen wäre falsch, die 8äu(geit des .ebenEundEFodE*ezugsallein durch den Gleichniste"t zu erlären# $azu tragen auch die

;H $abei ommt in den %redigtte"ten die -rage nach der /igen'erantwortung und/insameit im Vergleich mit den anderen marginalen %roblembezügen sehrhäu(g 'or# $er Grund dafür liegt darin, dass das @egoistische Verhalten derlugen ungfrauen als einen 8inweis gedeutet wird, dass es bestimmte %roblemeim menschlichen .eben gibt, die man nur eigens l&sen ann, dass @den Weg nachdem 8immelreich alleine gehen muss#

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%eriopenordnung und die Aufgaben der e'angelischen %redigten bei2 Wie bereitserwähnt, wird das Gleichnis 'on 4M ungfrauen anlässlich des /wigeitssonntags'orgelesen, an welchem den Verstorbenen gedacht wird# Vor der %redigt werdenoft die Gebete für die Verstorbenen 'orgelesen und in den meisten /inleitungender %redigten wird e"plizit auf den /wigeitssonntag *ezug genommen# Wäredieser Gesamtonte"t nicht 'orhanden, dann wäre durchaus m&glich, dass die.ebenEundEFodE-rage nicht der häu(gste %roblembezug der Gleichnisauslegungdarstellt#

/ine wichtige )olle spielt anscheinend auch eine der zentralen Aufgaben der%redigt 3nach )&ssler 4H<:26775, die Gemeinde anzusprechen und auf die%robleme der /inzelpersonen einzugehen# Normalerweise gehen die %rediger sehrwahrscheinlich da'on aus, dass die Gemeinde durch die .ebenEundEFodE-rage die>uh&rer weit unmittelbarer angesprochen wird als durch die8immelreichdisussion#

9#6#;#7#6 Krientierungsappelle?8andlungsempfehlungen

$er häu(gste Krientierungsappell bezieht sich in unserem Fe"torpus auf denGlauben 3s# Abb# 9#4M5# -ür die meisten %rediger besteht demnach die guteVorbereitung für das im Gleichnis thematisierte 8immelreich oder für den Foddarin, den Glauben zu pLegen# Auch das Rl ! das AusgangssCmbol desGleichnisses ! wird am häu(gsten durch den Glauben oder durch die 'erwandten*egri+e wie 8o+nung oder Vertrauen auf Gott erläutert 3z#*# in Günther 0M49 und8eCmer 0MM95# /ntsprechend werden auch die ungfrauen mit der christlichenGemeinde in *eziehung gesetzt# $ie tCpischen Krientierungsappelle in den%redigtte"ten werden entweder in der desripti'en Gleichnisinterpretation miteinbezogen oder als direte Au+orderungen formuliert2

Aber2 be'or ich einschlafe, soll ich prüfen, ob ich auf diesen groJen =oment wirlich'orbereitet bin# 8alte ich im Glauben durch, wenn ich ausgerechnet wegen meinesGlaubens an esus drangsaliert werdeB 3üensh&ner 0MMH205

Was &nnte da für uns gemeint seinB Vielleicht das2 $enen wir eigentlich noch hin undwieder an GottB 3Günther 0MM6205

.asst uns treu bleiben in der Nachfolge esu, lasst uns geduldig glauben und lasst unsin der Vorbereitung zum groJen 8ochzeitsmahl genügend Rl mitnehmen, damit wirnicht 'ergebens den Weg des Glaubens auf Gottes /rdboden gegangen sind 3Winler0MMH275

$abei tritt @Glauben pLegen als ein einziger Appell nur 9mal im orpus auf#)elati' häu(ger 3Hmal5 ist er mit den anderen Appellen zu (nden wie dem Aufruf zum Altruismus, Weitsichtigeit, =enschlicheit, /igen'erantwortung# /inige%rediger weisen auJerdem e"plizit darauf hin, dass der Glaube allein nichtausreichend ist, 'ielmehr solle man sich den Aufgaben des .ebens stellen2

wir alle Z[\ sollten uns eingeladen fühlen, uns gerade angesichts des Fodes dem .ebenzu stellen und den Augenblic, das OetztO zu nutzen, um im /ntscheidenden OlugO zuleben# Z[\ 3Schneider 0MM62 75#

*eten allein wird die Welt nicht 'erbessern, aber *eten und dann =enschlicheit leben,

das ann wert'oll werden 3Schläfer 0M49265

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/s heiJt, das zu tun, was bis dahin n&tig ist# $en 8ungrigen zu essen geben# -ür den-rieden tun, was in unserer =acht steht# 3Wendt 0MMH295#

1nteressanterweise ist in einer %redigt eine Dmdeutung und latenteAuseinandersetzung mit der allgemeinen Glaubensau+orderung festzustellen#

.aut %farrerin Verena Slec 30MMH20E65 bestehe die $ummheit der auJengebliebenen ungfrauen nicht darin, dass sie nicht auf das lange Warteneingestellt haben# $as eigentliche %roblem rühre 'ielmehr daher, dass sie imentscheidenden =oment ihren Standort 'erlassen haben# 8ätten sie ihren -ehlereingestanden und wären sie somit ehrlicher, dann würden sie am 8ochzeitsfestteilnehmen &nnen#

$ie 1nterpretation 'on Verena Slec bildet jedoch eine Ausnahme# Frotz dereinzelnen )elati'ierungen tendieren die 'on uns behandelten Fe"te grundsätzlichzum Glaubensappell# $ie Gründe dafür liegen wiederum an der Schnittstellezwischen dem Gleichnisinhalt und der Art und Weise des %redigtsprachspiels2

/inerseits entspricht die Annahme, dass der Glaube 3genauso wie 8o+nung oderVertrauen auf Gott5 auch eine Voraussetzung für die richtige Vorbereitung zurWiedereinunft esu darstellt, den Grundaussagen des Gleichnisses 38ätten die

 ungfrauen nicht daran geglaubt, dass der *räutigam doch ommt, dann hättensie eben nicht gewartet und würden somit am -est nicht teilnehmen &nnen5#Andererseits trägt zur Fendenz der Glaubensau+orderung auch eine der zentralenommuniati'en Aufgaben und >ielsetzung der %redigt bei, die Gemeindehinsichtlich der Gewissheit im hristentum zu stären 3'gl# .eitsatz )&sslers4H<:26775#

M07:<

4M40474:

Abbildung 9#4M2 Krientierungsappelle in den %redigtte"ten nach der 8äu(geit des Vorommens

 

9#6#;#7#7 $rama'erständnisWie bereits bemert, bezieht sich das $rama'erständnis nicht auf eine

 Fe"tauslegung als ein $rama im lassischen Sinne, sondern auf einen1nterpretationsrahmen, in welchem die Fe"taspete foussiert werden, die auchfür die $ramen ennzeichnend sind2 die 8andlung, die =oti'ation der handelnden

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%ersonen, die 8intergründe für /inzelhandlungen und die mit allen diesenAspeten 'erbundenen *ewertungen# /"plizite 8inweise auf eine solche1nterpretation lassen sich insgesamt in 4M 'on 06 Fe"ten (nden 3s# Fabelle 9#65#$abei stellt das $rama'erständnis in allen diesen Fe"ten einen zweitrangigen1nterpretationsrahmen dar, der durch den übergeordneten )ahmen des

Gleichnis'erständnisses aufgel&st wird#

 Frotzdem ist das $rama'erständnis im orpus 'on der Gesamtperspeti'e hergenug 'ielseitig 'ertreten# /s (nden sich nicht nur die -ragen nach der =oti'ation'on handelnden %ersonen 3Schäfer 0MM624, =einhard 0MM620, lein 0MM620,Schmitt 0M49205 und die 3emotionalen5 Schilderungen der Schlussszene 3äger0MM620, )&der 0MM627, Schäfer 0M49205, sondern auch die *ewertungen der/inzelhandlungen und nicht zuletzt die *ewertungen in *ezug auf denGesamtinhalt des Gleichnisses selbst# $ie 8andlung im Gleichnis wird alserschrecend 3>w&lfer 4HH;245, als hart 3lein 0MM6245 oder an einer Stelle sogar

als surreal bewertet# /in %rediger gibt darüber hinaus zu, dass er @sauer auf dieGeschichte gewesen sei 3Schäfer 0M49295# Auch Verena Slec 30MMH245betrachtet die Schlussszene des Gleichnisses als @nicht fair# edoch halten die%rediger in der )egel nicht lange beim $rama'erständnis auf# $ie dramatischen*ezüge werden durch den 8inweis auf die Gleichnishaftigeit des Fe"tes schnellwieder ausgeblendet# /ine tCpische *egründung dafür lautet folgendermaJen2

Was in dieser Geschichte anlingt, ist eine normale .ebenssituation, es ist Gleichnis,und bei Gleichnissen sollten wir nicht %unt für %unt 'ergleichen und in unser .ebenübertragen, sondern nach dem roten -aden und dem erngedanen fahnden# 3lein0MM6205

/ntsprechend werden auch die /inzelhandlungen nicht in *ezug auf tatsächliche.ebenssituation, sondern im übertragenen Sinne des Gleichnisses gedeutet# Sowird beispielsweise das @egoistische Verhalten der lugen ungfrauen3N&rr0MM6205 an einigen Stellen als einen 8inweis erläutert, dass der =enschseinen Weg zum @8immelreich allein gehen muss 3lein ebd#5# Nach einerweiteren 1nterpretation bezieht sich das Rl im Gleichnis auf den Glauben# $asVerhalten der lugen ungfrauen lässt sich demnach dadurch begründen, dassman den Glauben eben nicht teilen ann 3N&rr ebd#5# $ie *ewertung der8andlung und der handelnden %ersonen wird nur in einer einzigen %redigt nichtzurücgenommen 3Slec 0MMH5#

$iese Fendenz zur allgemeinen >urüchaltung in *ezug auf @das$rama'erständnis legt in gewisser 8insicht auch den >usammenhang mit demübergeordneten %redigtsprachspiel nahe# $ie Appellfuntion der %redigt'erhindert, dass auf die $etails des zu interpretierenden Fe"tes eingegangenwird, die für den allgemeinen Appell nicht rele'ant sind# $as gilt allerdings nichtnur für das $rama'erständnis, sondern auch für den weiteren )ahmen, der imnächsten Abschnitt behandelt wird ! die ulturgeschichtliche 1nterpretation#

9#6#;#7#9 ulturgeschichtliche 1nterpretation und weitere m&glichen )ahmen

$ie ulturgeschichtliche 1nterpretation bezieht sich nicht unbedingt auf diewissenschaftliche /rläuterung der ulturgeschichtlichen Fe"thintergründe# =itdiesem *egri+ meine ich einfach die einzelnen /rläuterungen für die )ealien oder

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8andlungsweisen, die für die modernen )ezipienten fremd sein sollten# Solche/rläuterungen ommen insgesamt in < Fe"ten unseres orpus 'or# =eistens sinddiese sehr urz und 'ereinfacht und weisen eine Argumentationsmuster auf <M2

Nach orientalischer Sitte tre+en sich 'or der 8ochzeit die -rauen bei der *raut, die

=änner beim *räutigam# 8ier werden .iebeslieder gesungen und noch schnell einigeGeheimnisse ausgetauscht# 3Schneider 0MM6245

Wie im Alten Krient üblich, sollten die 4M =ädchen den *räutigam in einem -acelzugzur 8ochzeitsfeier führen# Aber wie im Alten Krient üblich, 'erspätet sich der*räutigam# 3Wendt 0MMH245#

Am häu(gsten sind die /rläuterungen des 8intergrundswissens in der einzigen.aienpredigt unseres orpus zu (nden 3üensh&ner 0MMH5# $ie einzelnen/rlärungen sind hier länger als in anderen %redigten# /s wird auJerdem stärerdie pers&nliche %erspeti'e des %redigers zum Ausdruc gebracht#

/s war mir gar nicht so einfach, diese Geschichte zu 'erstehen# $as liegt sicher daran,dass ich mich nicht mit den 8ochzeitsbräuchen in %alästina 'or etwa 0MMM ahrenausenne# Nachdem ich 'ersucht habe, herauszu(nden, wie es damals auf einer8ochzeit zuging, onnte ich mir das Verhalten dieser 4M jungen -rauen besser'orstellen# Also2 es war damals üblich, das der *räutigam seine *raut bei ihr zu 8auseabholte und unter dem Geleit 'on *rautjungfern zu sich nach 8ause brachte#3üensh&ner 0MMH245

Anders als andere %rediger erläutert üensh&ner den *egri+ des 8immelreichsoder der Wiedereinunft esu# $iese 8äu(geit der /rlärungen lässt sich aberdadurch begründen, dass er nicht für eine irchengemeinde predigt, sondern für

die %atienten eines e'angelischen ranenhauses, bei denen ein leineres =aJdes 'erstehensrele'anten Wissens 'orausgesetzt wird, als bei den regelmäJigenGemeindemitgliedern# Sonst unterscheidet sich die %redigt 'on üensh&nernicht sehr star 'on den restlichen %redigten im orpus# $eswegen &nnen wirgrundsätzlich da'on ausgehen, dass für die %redigten in tCpischen Situationen3%farrerEGemeindeEirche5 star detailbezogene /rläuterungen nichtennzeichnend sind#

1nsgesamt lieJen sich in unserem orpus nur drei oben behandelte1nterpretationsrahmen aunden# $ie gesellschaftsritische 1nterpretation onnte

in einer der %redigten festgestellt werden, was durchaus erwartbar war# $ieAppelfuntion der %redigt und die $ominanz des gleichnisbezogenen1nterpretationsrahmens schlieJen die Dmdeutung des Gleichniste"tes aus# $erGleichniste"t selbst und dessen unmittelbarer ote"t stellen auJerdem einedeutlichen 8inweise zur gesellschaftsritischen 1nterpretation zur Verfügung#

Ganz neue 1nterpretationsrahmen lieJen sich im orpus ebenfalls nicht aunden#1n gewisser 8insicht onnten zwar @die Übertragung auf moderne Verhältnisseals einen separaten )ahmen betrachtet werden# Solche Übertragungen ommenin mehreren %redigtte"ten 'or und stellen dort eine übliche Strategie dar, um die

<M 1n einer %redigt wird jedoch ein *eleg angeführt, um zu erlären, dass dieRllampen im 1srael des 4# h# eine urze *renndauer hatten#

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zu interpretierende *ibelstelle für die Gemeinde anschaulich zu machen, um dieeinzelnen *ilder und =etaphern aus der *ibel für sie zu 'ergegenwärtigen# /inetCpische @Vergegenwärtigung in unserem orpus lautet wie folgt2

Wenn ein -est be'orsteht, bereite ich mich auf das -est 'or2 1ch h&re auf zu arbeiten

und fange nichts Neues mehr zu arbeiten an, ich wasche mich und richte mich !-rauen überlegen schon Wochen 'orher, was sie anziehen ! ein -est ist nichtsNormales# /s ist etwas *esonderes2 Dnd jeder /inzelne soll gut aussehen, festlich sein#$ie leider, die man trägt 'erraten, ob man sich auf das -est eingestellt und gefreuthat# Wenn man in den letzten eans und mit 'erschwitztem FEShirt ommt, ann manauch wegbleiben# 3lein 0MM6205

 edoch handelt sich mit diesen Übertragungen eher um eine =ethode des%redigens als um einen separaten )ahmen# AuJerdem ann dieser schwer 'omübergeordneten )ahmen des Gleichnis'erständnisses abgesondert werden#

.*3*U*. Schlussevaluation  Welchen >usammenhang besteht zwischen den Sprachspielen den in den

 jeweiligen Fe"te"emplaren realisierten 1nterpretationsrahmenB Am *eispiel derunsersuchten %redigten &nnen wir dies an den %aralleldarstellung 'on denommuniati'en Aufgaben und institutionellen 8intergründe des%redigtsprachspiels und den 'erwendeten 1nterpretationsrahmen sehen 3Fab#9#75#

3ounikative Aufga$e derPredigt

9nterpretationsrahen und'endenz in derLeerstellenausstattung

Appellfunktion) „/ie Predigt ist diechristliche Rede= die i Raheneines #ottesdienstes die $i$lischeH$erlieferung f"r den -Grer der#egenwart auslegt= u ih dieIrientierung i Le$en zu fGrdern!RGssler 1:J@) 4??2.„Kerstndigung it de -Grer "$erdie gegenwrtige Relevanz derchristlichen H$erlieferung! Lange1:@J)%<2

$er dominante 1nterpretationsrahmen inden %redigtte"ten ist das@Gleichnis'erstehen# Alle %redigtte"te inunserem orpus thematisieren den%roblembezug, die Analogien und denAppel des Gleichnisses# $er Appel wirddabei auch auf das gegenwärtige%ublium bezogen# Weitere1nterpretationsrahmen3@$rama'erständnis,@ulturgeschichtliche 1nterpretation5

ommen in den untersuchten %redigtenseltener 'or und spielen dabei nur eineseundäre )olle#

9n der evangelischlutherischen3irche wird durch die sog.Perikopenordnung festgelegt= anwelche 'ag welche 'e(tstellevorgetragen wird. /ie Lesung des#leichnisses "$er zehn *ungfrauenerfolgt a ;wigkeitssonntag= a#edenktag f"r Kerstor$enen ;3R

$er %roblembezug des Gleichnisses überzehn ungfrauen ist nach der =ehrzahl deruntersuchten %redigten 34< 'on 065 die.ebenEundEFodE-rage, obwohl in =t 4E46eine e"pliziten 8inweise auf dieses Fhema 'orliegen#

/ie Predigt ist die christliche Rede=die i Rahen eines #ottesdienstesdie $i$lische H$erlieferung f"r den

$er häu(gste Krientierungsappell deruntersuchten %redigten ist @GlaubenpLegen# Auch das RlsCmbol des

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-Grer der #egenwart auslegt= u ihdie #ewiFheit i ,hristentu zustrken MN RGssler 1:J@) 4??2So steht der Prediger vor derAufga$e= it Oeder Predigt neu die

otwendigkeit $i$el$ezogenen#lau$ens in der skularen Welt zurechtfertigen. Wittekind %<<%)%J2Alle -ervorhe$ungen in der 'a$ellevon ir= /.#.2

Gleichnisses wird am häu(gsten mitGlauben in Verbindung gesetzt#

 Fabelle 9#72 ommuniati'e Aufgaben 'on %redigten und die 1nterpretationstendenzen im%redigtorpus#

Wie aus der Fabelle ersichtlich, orrelieren die ommuniati'en Aufgaben des%redigtsprachspiels deutlich mit den realisierten 1nterpretationsrahmen# $ieVerteilung, Strutur und 8äu(geit der 1nterpretationsrahmen sind nicht zufällig,

sondern ann aufgrund der leicht erennbaren %arallelen auf die jeweiligeommuniati'e Aufgabe zurücgeführt werden# $ass in allen untersuchten%redigtte"ten ein Appell aus dem Gleichnis abgeleitet und an die Gemeindeausgerichtet wird, begründet sich in der allgemeinen Appelfuntion der %redigtenund in der Aufgabe den >uh&rern die gegenwärtige )ele'anz der christlichenÜberlieferung 'or Augen zu führen# Natürlich wird damit nicht behauptet, dassdie %rediger das Gleichnis willürlich ohne jedes Fe"t'ertändnis den Aufgaben desSprachspiels zuordnen# Auch der Gleichniste"t erlaubt die 1nterpretationsmuster,die in den %redigtte"ten realisiert werden# AuJerdem zeugt das Vorommen des@$rama'erständnisses mit den jeweiligen *ewertungen der /inzelhandlungda'on, dass das Gleichnis 'on 4M ungfrauen unrelLetiert 'ermittelt wird# Solange es aber anderartige 1nterpretationsm&glicheiten 3als in den %redigtenillustriert5 'orhanden sind, &nnen wir da'on ausgehen, dass die1nterpretationstendenzen in den untersuchten %redigten im laren>usammenhang mit den 'orab festgelegten ommuniati'en Aufgaben desSprachspiels stehen#

1n gewisser 8insicht teilen die %redigten eine /igenschaft mit denwissenschaftlichen Dntersuchungen2 die %rediger orientieren sich bei der1nterpretation der *ibelstellen an bestimmten 1nterpretationsfragen ebenso, wiedie Wissenschaftler in ihren Dntersuchungen mit den jewiligen 'orab formulierten

-orschungsfragen operieren# Während aber die Wissenschaftler ihre-orschungsfragen grundsätzlich ausgehend 'on ihren -orschungsinteressenstellen, sch&pfen die %redigere ihre Krienterungsfragen aus den/rwartungsstruturen und ommuniati'en Aufgaben der %redigt#

$iese *esonderheit der %redigten lassen sich auch auf andere Sprachspieleübertragen# Wir müssen jedoch da'on ausgehen, dass der /inLuss der/rwartungsstruturen und ommuniati'en Aufgaben in 'erschiedenenommuniationsformen unterschiedlich groJ ist# $er /inLuss des übergeordnetenSprachspiels auf das -raming war beispielsweise im diplomatischen Gespräch,

das wir im Abschnitt 9#0#0 untersucht haben, leiner# $ie jeweiligenSprecherintentionen, der ulturelle, historische und politische 8intergrundspielten dort eine gr&Jere )olle# $ie Gründe dafür sind aber leicht erennbar# $ie

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/rwartungsstruturen 'on %redigten werden deutlich stärer institutionellorganisiert und 'orab bestimmt als die /rwartungsstruturen des utnersuchtendiplomatischen Gesprächs#

>usammenfassend &nnen wir feststellen, dass die Sprachspiele 'erstanden als

Situationsde(nionen im Sinne Go+mans nachweislich eine interpretati'e Wirunghaben# Dnd darin liegt der ern der )ele'anz des Sprachspielonzepts für die.inguisti# /s geh&rt deswegen zu den Aufgaben der interpretati'en .inguisti dieSprachspiele in dieser 8insicht zu untersuchen und aussageräftigeDntersuchungsmethoden zur Verfügung zu stellen# $er Vergleich zwischen denommuniati'en Aufgaben und /rwartungsstruturen eines Sprachspiels und denin ihnen realisierten 1nterpretationsrahmen ann ausgehend 'on unseren/rgebnissen als eine der =&glicheiten für solche Dntersuchungen angesehenwerden#

5.? usaenfassung des 5. 3apitels

1m .aufe dieses letzten apitels der $issertation befassten wir uns mit der)ele'anz des Sprachspielonzepts 'on Wittgensteins für die linguistischeSemanti# AnalCsiert wurden insgesamt zwei Anwendungs'ersuche, es wurde dasVerhältnis 'on @Sprachspielen zu den neueren Ansätzen und *egri+en disutiertund zum Schluss wurde die )olle des %hänomens @Sprachspiel im -raming undin der 1nterpretation 'on Fe"ten anhand der )ahmenanalCse 'on e'angelischElutherischen %redigten untersucht#

Wie lassen sich die einzelnen /rgebnisse aus der Gesamtperspeti'e bewertenB-angen wir nun mit den bisherigen Anwendungs'ersuchen desSprachspielonzepts an2

=it seiner Dmsetzung des Sprachspielbegri+s legt 8eringer 34H;7, 4H;;5 nichtnur ein gutes *eispiel 'or, wie die Sprachspiele empirisch untersucht werden&nnen, sondern er macht auch den =ehrwert des Sprachspielbegri+s in der1nderationsforschung deutlich2 $as Wissen über das übergeordnete Sprachspiel3und das 8intergrundwissen 'on Sprechern5 trage 8eringer zufolge stärer zurohärenzbildung in der 1nteration bei, als etwa die te"tgrammatischen =ittel

38eringer 4H;;2 4::E4:;5# $iese Fhese ist jedoch in der @%ratischen Semantinicht eindeutig belegt worden# >um eindeutigen Nachweis ist dabei eineweitgehende /rweiterung und Ausarbeitung der 8erangehensweise notwendig,die 8eringer in seinem apitel in *ezug auf Vorwurfsinteration anwendet#

1m )ahmen des zweiten Anwendungs'ersuchs wurde nicht nur derSprachspielbegri+, sondern auch das Sprachspiel'erfahren Wittgensteinseingesetzt# Am *eispiel der Anwendungen in *uchholz 4HH<a und 4HH<b onntegezeigt werden, zu welchen /rgebnissen eine direte Übertragung derSprachspielmethode auf die linguistischen -ragestellungen führen ann# /s stellte

sich heraus, dass die Dntersuchung sprachlicher *edeutungen mittels eigensonstruierter ommuniationsformen ?Sprachspiele aum einen =ehrwert für dielinguistische Semanti darstellt# $as -ehlen notwendiger begriUicher

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$i+erenzierungen, des *eschreibungsinstrumentariums und 'on intersubjeti'anwendbaren methodischen %rinzipien macht die linguistische Dmsetzung derVorgehensweise unm&glich# *uchholz legt auJerdem ein riterium 'or, das einebeliebige, willürliche Anwendung und eine subjeti'e 1nterpretation der =ethodeeinschränen würde# $ie /'idenzen der Dnumsetzbareit des

Sprachspiel'erfahrens 3als eine wissenschaftliche Vorgehensweise5 bedeuten jedoch nicht, dass die linguistischen 1mpliationen des Sprachspielmodells an sichüber eine sprachwissenschaftliche )ele'anz 'erfügen# 1n diesem>usammenhang leistet auch *uchholz eine bestimmte sprachphilosophischeKrienterungsarbeit# $iese besteht in der Verortung des Sprachspielonzepts 'onWittgenstein im Gebiet der onte"tsemanti#

>u diesem >wec wurde im Abschnitt 9#6#0 das Verhältnis desSprachspielonzepts zu der ethnographisch fundierten und onte"tbezogenen*edeutungstheorie 'on *ronislaw =alinowsi 34H065 und dem

onte"tualisierungsansatz 'on ohn # Gumperz 34H<0, 4HH05, der diesozilinguistischen 8intergründe der 1nterpretation untersucht hat, besprochen#Dm dieses Verhältnis zu lären, wurde am *eispiel eines diplomatischenGesprächs die )olle des Sprachspielonzepts in der onte"tbezogenen*edeutungsanalCse untersucht# $as Verhältnis des Sprachspielbegri+s zu denbeiden Ansätzen war ausgehend dieser Dntersuchung naheliegend# /rstens&nnen die *ezugsgr&Jen einiger onte"tualisierungssignale als Sprachspieleeingestuft werden# So lassen sich die Ausdrüce 3bzw# onte"tualisierungssignale5aus dem $ialog wie @e suis heureu" de 'ous rencontrer nou'eau, @monsieurle %rsident, @dcou'rir le patrimoine culturel de 'otre paCs, @de 'otre

hospitalit ausgehend der %rämissen des jeweiligen Sprachspiels 3*egrüJung,formale Anrede, ompliment, die Verwendung der 8&Licheitsform5 als h&Lichoder freundlich interpretiert werden# >weitens setzt die )eonstrution deronte"tuellen 8intergründe nach dem Vorbild 'on =alinowsi den )ücgri+ auf das 3metaomminiati'e5 Sprachspiel 3i#-# das diplomatische Gespräch5 'oraus#$abei bringt die metaommuniati'e >urodnung zu einem Sprachspiel'erstehessteuernde Voraussetzungen mit2 $as Stichwort @$iplomatischesGespräch spielt auf die erwartbare Gesprächssituation 3das dieser $ialog etwawie jedes diplomatische Gespräch protoolliert wird5, den sozialen Status und dasVerhältnis zwischen den Atanten 3dass sie bestimmte soziale 1nstitutionen'ertreten5 an und thematisiert erwartbare politische >usammenhänge 3das essich um die politischen /ntscheidungen geht5# $abei ist zu berücsichtigen, dasserstens das metaommuniati'e Sprachspiel nicht die einzige onte"tuelle Gr&Jedarstellt, die zum Fe"t'erstehen 'orausgesetzt werden und dass zweitens, jenachdem 'on welcher Abstrationsebene man ausgeht, mehrere Sprachspiele mitdem Gespräch in *eziehung gesetzt werden &nnen2 $as Sprachspiel der8&Licheit und @das diplomatische Gespräch, die im Fe"t eine interpretati'eWirung haben, beziehen sich auf zwei '&llig unterschiedliche /inheiten# $ahermuss, um die )olle des Sprachspielonzepts in der onte"tbezogenen*edeutungsanalCse zu bestimmen, die -rage nach der Abstrationsebene 'onSprachspielen largestellt werden# $arüber hinaus ist es auch notwendig, derSprachspielbegri+ im modernen wissenschaftlichen $isurs 3über die Semantiund %ragmati5 noch genauer zu 'erorten#

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1m Abschnitt 9#6 wurde das Verhältnis 'on Sprachspielen zum'erstehensrele'anten Wissen disutiert 3*usse 4HH45# 1n der lassi(ation *ussesstellt das Sprachspiel ein WissenstCp dar, der über eine 'erstehensrele'anteWirung 'erfügt 3@Wissen über alltagspratische 8andlungsE und .ebensformen,*usse 4HH4249M5# Welche -untion hat aber dieser FCp im gesamten

WissensspetrumB Auf Grund der tentati'en AnalCse eines Gleichnisses aus demneuen Festament 3Gleichnis 'on 4M ungfrauen, =t# 4E465 wurde gezeigt, dass dasWissen über das übergeordnete Sprachspiel 'iel zur Krganisation des'erstehensrele'anten Wissens beiträgt# e nachdem, 'on welcherommuniationsform man ausgeht, &nnen 'erschiedene WissenstCpen'orausgesetzt werden# Geht man beispielsweise 'on der ulturgeschichtlichen%erspeti'e aus, dann ist die )eonstrution des %lots und 'on dessenulturellem 8intergrund ausschlaggebend# Geht man jedoch 'on derommuniati'en Gattung @Gleichnis aus, dann foussiert man die'ergleichsrele'anten Aspete 3was womit 'erglichen wird5 und den Appell des

 Fe"tes# $er unmittelbare ote"t und alle weiteren WissenstCpen, die mit deneinzelnen Vergleichsaspeten in *eziehung stehen, beommen in diesem -alleine 'erstehensrele'ante -untion# /ine wichtige )olle spielt auch dieommuniationssituation# $ie Aufmersameits'erteilung des )ezipienten wirdsich unterschiedlich 'erlaufen, je nachdem, ob er den Fe"t zum >wec einerwissenschaftlichen 3etwa sozialEhistorischen5 Arbeit behandet oder ihn als=itglied einer christlichen Gemeinde im )ahmen einer /'angelienlesung imGottesdienst h&rt# Genau welchen /inLuss die Sprachspiele auf die

 Fe"tinterpretation ausüben, wurde im Abschlussteil am *eispiel 'on %redigtte"tenuntersucht#

*is dahin wurde aber die *eziehung des Sprachspielonzepts zu den anderenwissenschaftlichen *egri+e, die sich auf die sprachlichen 8andlungseinheitenbeziehen, besprochen# -olgende *egri+e bzw# %hänomene in *etracht gezogen2Sprechat, 1nterationsseQuenz, 1nterationstCp, ommuniati'e Gattung3.ucmann 4H<:5, 8andlungsmuster 3/hlich?)ehbein 4H;H5# Auf der Le"iblen$e(nition in %D 06, ann dabei der Sprachspielbegri+ grundsätzlich auf alleaufgezählten %hänomene angewendet werden# 1n der -orschung wurdentatsächlich @Sprechat und @1nterationsseQuenz als @Sprachspiel bezeichnet3-rane 4HHM5# $abei besteht jedoch eine sinn'olle *egründung, warum derSprachspielbegri+ einem bestimmten 8andlungstCp zugeordnet werden soll#Auch eine Verwendung als ein Sammelbegri+ zur lassi(ation aller sprachlichen8andlungseinheiten wäre sehr schwierig2 /ine solche lassi(ation scheint nichtm&glich zu sein, denn es fehlt dazu eine Gesamtperspeti'e# =anche1nterationsseQuenzen &nnen z#*# einer übergeordneten Fe"tsorte3@ournalistischer 1nter'iew5 oder einem übergeordneten 1nterationstCp3*ewerbungsgespräch5 zugeordnet# $abei gibt es auch -älle, in den umgeehrtdie Fe"tsorten und 1nterationstCpen eine bestimmte omple"e SeQuenz bilden3$issertation ! Gutachten ! 1nteration5 bilden# Aus linguistischer Sicht &nnendie Sprachspiele nur in einem allgemeinen, interpretati'en Verständnis'erwendet werden2 als 8andlungszusammenhänge, die einen $eutungsraum fürdie sprachlichen PuJerungen ergeben#

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Nach diesem Verständnis entspricht das Sprachspielonzept Wittgensteins ammeisten den -ramebegri+ /r'ing Go+mans 30MMM?4H;75# Auch Go+man legt eineAbstrationsebene für seine -rames fest# /benso wie Sprachspiele stellen die-rames sozial erlernte Situationsde(nitionen dar, welche die >uordnung undsomit das Verstehen der sozialen 8andlungen# Sowohl die -rames nach Go+man

als auch die Sprachspiele Wittgensteins erzeugen /rwartungsstruturen 3Fannen4HH6a2 4;;5 und stellen einen $eutungsraum für sprachliche PuJerungen zurVerfügung#

Ausgehend 'on diesem Verständnis als Situationsde(nition wurde zum Schlussdie interpretati'e Wirung der Sprachspiele anhand der e'angelischElutherischen%redigtte"te über das Gleichnis 'on zehn ungfrauen 3=t# 4E465 geprüft# /s stelltesich heraus, dass es ein larer >usammenhang zwischen den ommuniati'enAufgaben zur e'angelischen %redigt und der in den %redigten jeweils realisierten1nterpretationsrahmen besteht# So trug beispielsweise die Appellfuntion der

%redigt dazu bei, dass in jedem Fe"te"emplar im orpus der Appel desGleichnisses im Vordergrund der 1nterpretation stand#

5.?.1 ;valuation der ;rge$nisse.

5.?.% )elevanz der Sprachspielethode Wittgensteins f"r die Linguistikund die eigentlichen linguistischen usaenhnge zuSprachspiel$egri> 

5R;L;KA /;R SPRA,-SP9;L3I;P'9I W9''#;S';9S AQS

/;R L9#Q9S'9S,-; S9,-'

5.1 Anwendung der Sprachspielkonzeption in der Linguistik 9#4#4 Sprachspiele in der @%ratischen Semanti

9#4#4#4 Sprachspiele aus historischer %erspeti'e2 $ie Geschichte einesVorwurfsspiels9#4#4#0 Vorwurfssprachspiele aus der sinchronen %erspeti'e2 Vorwurfsinteration im)ahmen der 8aushaltsdebatte des deutschen *undestags9#4#4#6 Schlussbemerungen zu den Sprachspielen der %ratischen Semanti

9#4#0 -ormaliserungs'ersuche 'on Sprachspielen2 Gloning 4HH: und )obering 0MM09#4#0#4 *eispiele der -ormalisierungen 'on einfachen Sprachspielen

9#4#0#0 *emerungen zu den -ormalisierungsm&glicheiten 'on Sprachspielen

5.% Sprachspielseantik von &uchholz9#0#4 .ücen der *edeutungstheorien nach *uchholz9#0#0 $as Sprachspiel'erfahren nach *uchholz9#0#6 $ie Sprachspiele 'on *uchholz

5.% Sprachspiele und Re23onte(tualisierung9#0#4 onte"tualisierung und )eonte"tualisierung9#0#6 -allanalCse2 )eonte"tualisierung des $ialogs zwischen Saddam 8ussein und%erez de uellar

5.4 Sprachspielethode und das verstehensrelevante Wissen9#6#4 $as 'erstehensrele'ante Wissen 3*usse 4HH45

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9#6#0 Sprachspiele und 'erstehensrele'antes Wissen2 eine -allanalCse9#6#6 Sprachspiele und Sprachspielmethode sprachwissenschaftliche betrachtet2Sprachspiele, -rames, -raming und -ooting#9#6#7 -rames, -raming und -ooting9#6#9 >usammenhänge zwischen Wittgensteins Sprachspielen und Go+mans

-rambegri+ 9#6#: Anwendungen des -ramingonzepts in der .inguisti und in=edienwissenschaften 3Fannen 4HH6, $ahinden 0MM:5

9#6#:#4 -raiming in $iscourse 3Fannen 4HH659#6#:#0 =ethoden der -raminganalCse 3$ahinden 0MM:5

9#6#; -raming in den Sprachspielen der %redigt2 Wie die Sprachspiele den1nterpretationsrahmen beeinLussen ! eine -allanalCse am *eispiel der -raminganalCse'on Gleichnisinterpretation in den e'angelischElutherischen %redigten

5.? usaenfassung des 5. 3apitels)9#7#4 /'aluation der /rgebnisse#9#7#0 )ele'anz der Sprachspielmethode Wittgensteins für die .inguisti und dieeigentlichen linguistischen >usammenhänge zum Sprachspielbegri+ 

L9';RA'QRK;R;9,-9S

 Fannen =insi Dnterschiede#

8ier hast einen -all 'on Gebrauch 'on W&rtern#

Wittgenstein letter to Kgden Antwort2 $as Wort @Geist hat *edeutung, d#h# es hat einen Gebrauch in unsererSprache# %D HM

Wie erennt der aufmann, dass der äufer Ppfel aufen will, bzw# warum er ihmden >ettel aushändigtB 3/inaufssprachspiel5#

/lliptisch ist der Satz nicht, weil er etwas ausläJt, was wir meinen, wenn wir ihnaussprechen, sondern weil er geürzt ist E im Vergleich mit einem bestimmtenVorbild unserer Grammati

Wem die =annigfaltigeit der Sprachspiele nicht 'or Augen ist, der wirdetwa zu den -ragen geneigt sein, wie dieser2 Was ist eine -rageB E 1st esdie -eststellung, daJ ich das und das nicht weiJ, oder die -eststellung, daJich wünsche, der Andre m&chte mir sagen####B Kder ist es die *eschreibungmeines seelischen >ustandes der DngewiJheitB E Dnd ist der )uf 8ilfeso eine *eschreibungB$ene daran, wie'iel Verschiedenartiges *eschreibung genannt wird2*eschreibung der .age eines &rpers durch seine oordinatenI

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*eschreibung eines GesichtsausdrucsI *eschreibung einer Fastemp(ndungI einer Stimmung#=an ann freilich statt der gew&hnlichen -orm der -rage die der-eststellung, oder *eschreibung setzen2 1ch will wissen, ob,###, oder 1chbin im >weifel, ob,### E aber damit hat man die 'erschiedenen

Sprachspiele einander nicht näher gebracht#$ie *edeutsameit solcher Dmformungsm&glicheiten, z#*# aller*ehauptungssätze in Sätze, die mit der lausel 1ch dene, oder 1chglaube anfangen 3also sozusagen in *eschreibungen eines 1nnenlebens5 wird sich an anderer Stelle deutlicher zei gen

Anhang

itierte Sprachspiele

1. $enen wir uns eine Sprache, für die die *eschreibung, wie Augustinus siegegeben hat, stimmt2 $ie Sprache soll der Verständigung eines *auendenA mit einem Gehilfen * dienen# A führt einen *au auf aus *austeinenI essind Würfel, Säulen, %latten und *alen 'orhanden# * hat ihm die*austeine zuzureichen, und zwar nach der )eihe, wie A sie braucht# >udem >wec bedienen sie sich einer Sprache, bestehend aus den W&rtern2Würfel, Säule, %latte, *alen# A ruft sie ausI E* bringt den Stein,den er gelernt hat, auf diesen )uf zu bringen# E-asse dies als 'ollständigeprimiti'e Sprache auf# 3%D 05

0# <5# 1f in a language game similar to 45 A calls out an order Oslab, column,briclO which is obeCed bC * bC bringing a slab, a column and a bric, wemight here tal of three propositions, or of one onlC# 1f, on the other band,H 5# the order of words shows * the order in which to bring the buildingstones, we shall saC that A calls out a proposition con sisting of threewords# 1f the command in this case too the form, OSlab, then column, thenbriclO we should saC that it consisted of four words3not of ('e5# Amongst the words we see groups of words with similarfunctions# We can easilC see a similaritC in the use of the words OoneO,OtwoO, OthreeO, etc# and again one in the use of OslabO, OcolumnO andObricO, etc#, and thus we distinguish parts of speech# 1n <5 all the words of the proposition belonged to the same part of speech#

4M5 Fhe order in which * bad to bring the stones in H5 could ha'e beenindicated bC the use of the ordinals thus2 OSecond, columnI (rst, slabI third,bricO# 8ere we ha'e a case in which what was the function of the order of words in one language game is the function of particular words in another#)eLections such as the preceding will show us the in(nite 'arietCof the functions of words in propositions, and it is curious to compare whatwe see in our e"amples with the simple and rigid rules which logicians gi'efor the construction of propositions# 3*r* <EH5

6# 775 1magine that for some purpose or other people use a ind of instrument or toolI this consists of a board with a slot in it guiding themo'ement of a peg# Fhe man using the tool slides the peg along the slot#

 Fhere are such boards with straight slotsI circular slots elliptic slots, etc# Fhe language of the people using this instrument has e"pressions fordescribing the board used ha'e a means of describing the board used#

 FheC do it in this form2 OFhis is a board i n which the peg can be mo'ed in407

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a circle# Kne cold2 in this case call the word OcanO an operator bC meansof which the form of e"pression describing an action is transformed into adescription of the instrument#V. 5# 1magine a people in whose language there is no such form, of sentence as Othe boo is in the drawer O or O water in the glass, butwhere'er we should use these forms theC saC, OFhe boo can be taen outof the drawerO, Fhe water can be taen out of the glass# 3*r* 77E795

7# /ine &nigsr&nung ist das *ild der %racht und Würde# Schneide eine=inute dieses Vorgangs aus ihrer Dmgebung heraus2 dem &nig imr&nungsmantel wird die rone aufs 8aupt gesetzt# E 1n einer andernDmgebung aber ist Gold das billigste =etall, sein Glanz gilt als gemein# $asGewebe des =antels ist dort billig herzustellen# $ie rone ist die %arodieeines anständigen 8uts# /tc# 3%D 9:M5

9# *etrachte die beiden Sprachspiele2a5 /iner gibt einem Andern den *efehl, bestimmte Armbewegungen zumachen, oder &rperstellungen einzunehmen 3Furnlehrer und Schüler5#Dnd eine Variante dieses Sprachspiels ist dies2 $er Schüler gibt sich selbst

*efehle und führt sie dann aus#b5 emand beobachtet gewisse regelmäJige Vorgänge E z#*# die )eation'erschiedener =etalle auf Säuren E und macht daraufhin Vorhersagen überdie )eationen, die in bestimmten -ällen eintreten werden#/s ist zwischen diesen beiden Sprachspielen eine o+enbareVerwandtschaft, und auch Grund'erschiedenheit# 1n beiden &nnte mandie ausgesprochenen Worte Voraussagen nennen# Vergleiche aber dieAbrichtung, die zu der ersten Fechni führt, mit der Abrichtung für diezweite 3%D :6M5

 

:# /rinnern wir uns nun an eine =ehrdeutigeit des Wortes 'erstehn# Wennich lese2 nachdem er das gesagt hatte, 'erlieJ er sie, wie am 'origen

 Fagek fragt man mich ob ich diesen Satz 'erstehe so ist es nicht leichtdarauf zu antworten# /s ist ein deutscher Satz insofern 'erstehe ich ihn21ch wüJte, wie man diesen Satz etwa gebrauchen &nnte# 1ch &nnte selbsteinen >usammenhang für ihn er(nden# Dnd doch 'erstehe ich ihn nicht indem Sinne, wie ich ihn 'erstünde, wenn ich eine /rzählung gelesen hätte,in welcher er steht# 3Vergleiche2 'erschiedene Sprachspiele#53=S?%G 4475

;# 1magine a tribe in whose language there is an e"pression corresponding toour 8e has done soEandEsok and another e"pression corresponding to our8e can do soEandEsok, this latter e"pression, howe'er, being onlC usedwhere its use is justi(ed bC the same fact which would also justifC theformer e"pression# Now what can mae me saC thisB FheC ha'e a form of 

communication which we should call narration of past e'ents because of the circumstances under which it is emploCed## Fhere are alsocircumstances under which we should as and answer such Questions asan soEandEso do thisBk# Such circumstances can be described, e#g#, bCsaCing that a chief pics men suitable for a certain action, saC crossing ari'er, climbing a mountain, etc# As the de(ning criteria of the chief picingmen suitable for this actionk, 1 will not tae what he saCs but onlC the otherfeatures of the situation# Fhe chief under these circumstances ass aQuestion which, as far as its practical conseQuences go, would ha'e to betranslated bC our an soEandEso swim across this ri'erBk Fhis Question,howe'er, is onlC answered armati'elC bC those who actuallC ha'e swumacross this ri'er# Fhis answer is not gi'en in the same words in which under

the circumstances characterizing narration he would saC that he has swumacross this ri'er, but it is gi'en in the terms of the Question ased bC thechief# Kn the other hand, this answer is not gi'en in cases in which we

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should certainlC gi'e the answer, 1 can swim across this ri'erk, if, e#g#, 1had performed more dicult feats of swimming though not just that of swimming across this particular ri'er# *C the waC, ha'e the two phrases,8e has done soEEsok and 8e can do soEEsok the same meaning in thislanguage or ha'e theC di+erent meaningsB 1f Cou thin about it,something# will tempt Cou to saC the one, something to saC the other# FhisonlC shows that the Question has here no clearlC de(ned meaning# All 1 cansaC is2 1f the fact that theC onlC saC, 8e can[k if he has done[ is Courcriterion for the same meaning, then the two e"pressions ha'e the samemeaning# 1f the circumstances under which an e"pression is used mae itsmeaning, the meanings are di+erent# Fhe use which is made of the wordcank the e"pression of possibilitC in 7H5 can throw a light upon theidea that what can happen must ha'e happened before 3Nietzsche5# 1t willalso be interesting to loo, in the light of our e"amples, on the statementthat what happens can happen# 3*r* 7<5

<# Z[\ a primiti'e ind of narration of past e'ents2 we li'e in a landscapewith characteristic natural landmars against the horizon# 1t is therefore

easC to remember the place at which the sun rises at a particular season,or the place abo'e which it stands when at its highest point, or the place atwhich it sets# We ha'e some characteristic pictures of the sun in di+erentpositions in our landscape# .et us call this series of pictures the sun series#We ha'e also some characteristic pictures of the acti'ities of a child, lCingin bed, getting up, dressing, lunching, etc# Fhis set 1ll call the life pictures#1 imagine that the child can freQuentlC see the position of the sun whileabout the daCs acti'ities# We draw the childs attention to the sunsstanding in a certain place while the child is occupied in a particular waC#We then let it loo both at a picture representing its occupation and at apicture showing the sun in its position at that time# We can thus roughlCtell the storC of the childs daC bC laCing out a row of the life pictures, and

abo'e it what 1 called the sun series, the two rows in the propercorrelation# W e shall then proceed to let the child supplement such apicture storC, which we lea'e incomplete# And 1 wish to saC at this pointthat this form of training Z[\ and is one of the big characteristic features inthe use of language, or in thining# 3*r* 7H5

4# 3ote(t vo 'e(t 12 %ubilation des $ialogs zwischen a'ier %erez deuellar und Saddam 8ussein urz 'or dem 0# Golfrieg in derfranz&sischsprachigen >eitschrift @eune AfriQue 3Nr# 49;7?4HH4, S#7;5#>it# Nach *uchholz 4HH<a2 064

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&ieser OeFt folgt de 1* 7apitel, )o es sich u die SprachspielethodeWittgensteins geht* 5in Oeil dieses 7ap* 4über die „übersichtliche &arstellung!6habe ich Chnen vorher gezeigt, der est 4über die Sprachspiele6 hat ier nochdie ;or eines unvollendeten Scripts% daran habe ich parallel zu den anderen

 Abschnitten gearbeitet, arbeite ich ier noch, viel bleibt aber nicht zu tun* &ieSprachspielethode oder die Sprachspiele interessieren ich dabei vor alle

hinsichtlich linguistisch relevanter Cplikationen* 4Cch ziehe den 'egri= „Cplikation! vor, )obei an auch alternativ eher von den „2in)eisen! spricht 4-eggle6* (loning schreibt sogar auch von den „5leenten! des Sprachspiels*

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'eide sind aber )eniger geeignet* „2in)eis! sind für ich zu vage und die5leente zu ver)enden, )äre nicht korrekt% verschiedene SprachspieleWittgesteins haben nicht die gleiche Struktur, die Perspektiven sind <e)eils,sodass es kau Sinn acht, von den 4Struktur6eleenten der Sprachspiele zusprechen6* -it den „Cplikationen! eine ich, dass Wittgenstein it seinenSprachspielbeschreibungen 4)ollte er oder nicht6 et)as 5rkenntnis)ertes und7onkretes über die sprachlichen Phänoene sagt und dass die5rkenntnisinteressen seiner 'eschreibungen linguistisch interessant 4relevant6ist* Cn seinen einfachen 2andlungskonstruktionen fragt er danach, in )elche2andlungszusaenhang die 8eichen ver)endet )erden, )ie sie gelernt )erden, )elche ;unktionen sie in diese 8usaenhang haben etc* Weiter schreibe ich grob gesagt darüber, )as aus diesen „Cplikationen! in der Linguistik zu achen ist, )as geacht )urde und )elche Parallellen sie haben*Cn diese OeFt 4und de nachfolgenden Abschnitt6 schreibe ich über die 'ezügeSprachspielodells zur konteFtbezogenen Seantik, )as für ich asinnvollsten sind 4sinnvoller als et)a verschiedene 0ersionen der „gebrauchstheoretischen 'edeutungstheorien!6* (uperz und -alino)ski

)erden hier des)egen er)ähnt* 5ine kurze, sch)ach systeatisierte7onteFtanalyse a 5nde dient dazu, die olle oder elevanz der Sprachspieliplikationen zu klären* 5igentlich erfolgt das besser i letzten

 Abschnitt des 7ap* 3, an de ich <etzt arbeite* 2ier geht es u die Parallellen desSprachspielodells und des 4darüber spreche ich it Chnen genauer, )enn ichnoch einal die (elegenheit habe Sie zu tre=en6*Was ir a OeFt a eisten sch)erMel, )ar die Aufrecherhaltung eines4linearen6 8usaenhangs% es geht u verschiedene Ansätze unterschiedlicher 2erkunft, so dass die (efahr des „2inJ und 2erspringens! sehr hoch )ar* Cchhabe des)egen einige ;ragen, die )ir vielleicht bei unsere nächsten Ore=enbesprechen k:nnten%

/* Cst der 8usaenhang z)ischen den einzelnen Abschnitten 4z)ischen

-alino)skis 7onteFttheorie, 7onteFtualisierungsbegri= und der Sprachspielansatz von 'uchholz6 nachvollziehbar oder bedarf es )eiterer 'egründungen 4dass die Sprachspiele von Wittg* it der 7onteFtbeschreibung )as zu tun haben6

1* Wirkt der Abschnitt über -alino)ski überXüssig 4Cch hatte <edoch viele(ründe diesen zu schreiben, ersten )egen der 8usaenhänge z)ischen-alino)skis und Wittgensteins 'edeutungsau=assungen, z)eitens die5infachheit der 7onteFtbeschreibungen uv* 5s gibt selbstverständlichauch andere Ansätze der 7onteFtbeschreibungen, )oran ich orientierenkonnte, darunter auch von van &<ik, seit ;irth gab es in (' eine ganzeSchule etc* 2ätte ich aber ein festes 'eschreibungsodell ge)ählt, dann

)ürde es sch)erfallen es it der Sprachspieldiskussion in 0erbindung zubringen6*3* (ibt es die 'egri=e oder Stellen, die 4inhaltlich6 noch zu klären sind 4vor 

alle in 3*/*/ und 3*1*3, diese Abschnitte habe ich sehr kopriiert6*-oentan fällt das )eniger auf, von „au+en! k:nnte aber ein 5indruck entstehen, dass ich zu viel „präsupponiere!*

V* Cst der 5inführungsabschnitt über die 0orarbeiten ausreichend Wirkt die'eschreibung als eine pauschale 0erneinung von alles, )as es vorher gabWenn <a, das )ollte ich nicht und uss den Abschnitt ändern* Cch kritisereeigentlich )enig, vielleicht nur (loning, über die anderen Oheorien )ollteich nur sagen, dass sie eher in den anderen 8usaenhang geh:ren*

Y&enker der 8eit 1TT/ Z/31[

&er Orau kennt ihre (leichheit it de 2ielreich*

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 8ehn Nungfrauen it zehn Lapen )arteten auf den 'räutiga*

;ünf von Chnen )aren klug und ;ünf davon t:richt*&ie O:richten konnten kein \l für ihre (efässe Mnden*

>nd in der ]acht, als alle schliefen,it (lockenschlag und -usikbegleitungh:rte an% &a kot der 'räutiga,(eht ih entgegen^

C selben Augenblick standen zehn Nungfrauen auf und achten ihre Lapen zurecht 4„;anden ihre Lapen!6*;ünf ;rauen ussten aber feststellen,dass die Lapen, die gestern so hell geleuchtet haben,erloschen )aren*

Sie gingen einkaufen*&aals )ehte der Wind*&er 'räutiga ka* \=nete die Wohnungund verschloss die Oür*

>nd als die hübschen ;rauen zurückkaenWar es zu spät*Sie stehenvor der verschlossenen Oür*

Cn ihren 2änden zittert5insa das \l

)ie ein trauriger Schatten*&rau+en )eht der Wind* &as (lück ist hin* Sie kaen zu spät*  Iriginalte(t auf #eorgisch aus)  http)galaktion.geDpagePoetr8Tid%4Bvx yv{|x

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