rz gb pädagogische bereiche 2014 - lichtblick in hanau · 2019. 1. 26. · 2014 – zusammenspiel...
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Geschäftsbericht 2014
LICHTBLICK: Sozialarbeit auf Sparkurs
P ä d a g o g i s c h e B e r e i c h e
2
Vorwort
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wenn ich das Vorwort zum Geschäfts-
bericht des abgelaufenen Jahres schreibe,
versuche ich zu erinnern, welche
Ereignisse für die Stiftung Lichtblick
besonders prägend waren – positive wie
negative.
Das Jahr 2014 war geprägt von den
Sparzwängen der Stadt Hanau und den
damit verbundenen Ängsten, ob alle Hilfe-
angebote weiter aufrecht erhalten werden
können. Wie viele Einrichtungen freier
Träger, ist auch Lichtblick durch den
Status „Auftragnehmer“ gegenüber der
Stadt an die Sparzwänge, die vom Magi-
strat beschlossen wurden, gebunden.
Eine 20 %-ige Kürzung schlägt in einer
Einrichtung wie Lichtblick unvermutet
heftig zu. Trotz erheblicher Bemühungen
seitens der Geschäftsführung und des
Vorstandes blieb es bei den vorgege-
benen Kürzungen im Zusammenhang mit
den so genannten freiwilligen Leistungen.
Einzig herausgenommen war aus der
pauschalierten Reduktion der Zuwen-
dungen die Hanauer Tafel.
Konkret betroffen ist die Abteilung
Familienbildung. Bereits ohne die Kür-
zungen erfordert die Aufrechterhaltung
der Dienstleistung gegenüber der Stadt
und dem Main-Kinzig-Kreis eine hohe
Anstrengung. Besonders die Abteilung
Familienbildung muss ohne verhandelte
Regelsätze auskommen. Dies bedeutet
jedes Jahr aufs Neue eine enorme Kraft-
anstrengung und einen hohen Einsatz der
engagierten Mitarbeiterinnen.
Durch die Sparzwänge der Stadt
gebeutelt, wurden natürlich auch Struk-
turen überdacht. Es bleibt insgesamt
abzuwarten, wie sich die Sparzwänge
der Stadt auf die Arbeit von Lichtblick
auswirken werden.
Natürlich gab es in 2014 auch einen
sehr schönen Anlass: Die Hanauer Tafel
feierte 15. Geburtstag! Die Tafel hatte
Oberbürgermeister Claus Kaminsky zu
einer Wette herausgefordert. Unter dem
Motto „Tischlein deck‘ dich“ wurde auf
dem Marktplatz eine lange Tafel für
150 Gäste binnen 15 Minuten gedeckt –
der amtierende OB war ein guter Wett-
verlierer.
Als Vorstandsvorsitzende freut es mich
immer besonders zu sehen, wie viele
Menschen sich in, um und für die Tafel
engagieren – Ihnen allen sei herzlich
dafür gedankt.
2014 war aber auch ein Jahr mit einem
Geschäftsbetrieb „as usual“ mit kleinen
und größeren Vorkommnissen, Verände-
rungen usw. Die offenen Stellen konnten
erfreulicherweise alle entsprechend
besetzt werden. Im Dietrich-Bonhoeffer-
Haus, der Geschäftsstelle, wurden durch
die Vermieterin die Bodenbeläge erneu-
ert und der Balkon wieder benutzbar
gemacht.
Eine Abteilung verzeichnet einen erfreu-
lichen Zuwachs, sodass die Leistungen
teilweise ausgebaut und stabilisiert
werden konnten: die Wohnungslosenhilfe.
Menschen, die über keine Wohnung ver-
fügen, erfahren Hilfe bei der Wohnungs-
suche und Unterstützung dabei, diese
Wohnung auch dauerhaft zu halten. Neben
der Fachberatung wird Betreutes Wohnen
für Menschen mit verschiedenen Hemm-
nissen angeboten. Aber lesen Sie selbst ...
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim
Lesen unseres Geschäftsberichts und
danke allen Mitarbeitern und Mitarbei-
terinnen für die engagierte Mitarbeit bei
der Erstellung, ganz nach dem Motto:
„Tue Gutes und rede darüber“.
Darüber hinaus bedanke ich mich bei
allen Freunden und Förderern der Stiftung
Lichtblick – ohne Ihre tatkräftige Unter-
stützung hätte die Stiftung ihr Hilfeange-
bot nicht über 20 Jahre aufrechterhalten
können!
Ihre Simone Küster
Vorstandsvorsitzende
Am Goldschmiedehaus 1
Dietrich-Bonhoeffer-Haus
63450 Hanau
Telefon 0 61 81 / 9 23 17-0
Telefax 0 61 81 / 9 23 17-23
e-mail [email protected]
www.Lichtblick-in-hanau.de
InhaltsverzeichnisPädagogische Bereiche
Der Geschäftsbericht 2014 entstand
mit der freundlichen Unterstützung der
Stadtwerke Hanau GmbH.
Alle Beiträge sind der besseren
Lesbarkeit halber in männlicher
Sprachform geschrieben.
Vorwort 2
Unsere Angebote im Überblick 4
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Lichtblick 5
2014 – Zusammenspiel von relativer Armut und Aggression 6
Aktuelle Statistiken im Betreuten Wohnen 10
Vom Triggern und Konsumieren ... 12
Freizeitgestaltung – ein bewährtes und etabliertes Angebot des Betreuten Wohnens 14
Kunstschätze bei LICHTBLICK 16
Basisdaten aus dem Betreuten Wohnen 17
Die Jugendhilfe im Jahr 2014 18
Betreutes Wohnen für Jugendliche und junge Erwachsene 19
Warum Strukturen und Regeln so wichtig sind ... 20
Soziale Gruppenarbeit - es bleibt spannend! 21
Beratung für Frauen und Familien in psychosozialen Krisen und familiären Notsituationen 22
Familienbildung 2014 24
Gedenken 26
Verantwortung und Sicherheit 27
Gesamtausgaben 2014 28
Die neuesten Daten und Fakten rund ums Thema „Wohnen“ und Auslastung 29
Jahresüberblick 2014 30
Die Gremien von Lichtblick 33
Impressum 33
4
Fachberatung für wohnungs- und
obdachlose Menschen
für Menschen, die von
Obdachlosigkeit bedroht sind
Sprechzeiten:
Montag und Mittwoch
9.00 - 12.00 Uhr
Dienstag und Donnerstag
14.00 - 17.00 Uhr
Tel. 0 61 81 / 9 23 17 16
Freitag nach Vereinbarung
Notunterkunft„Betreuungsangebot für Männer und
Frauen nach Vereinbarung mit der
Obdachlosenhilfe der Stadt Hanau“
Familienbildung +Beratung für Frauen und Familien in Notsituationen„Begegnung, Beratung
und Bildung für Frauen
und ihre Familien“
Bitte vereinbaren Sie einen Termin
Dienstag und Donnerstag
9.00 - 14.00 Uhr
Tel. 0 61 81 / 9 23 17 19
Wohnraumhilfe Hilfe bei der Suche und
Hilfe bei der Anmietung
einer eigenen Wohnung
Übergangswohnungen
Die Angebote der Fachberatung,
Betreutes Wohnen und der Geschäfts-
stelle für Wohnraumhilfe werden durch
Angebote zur Tagesstrukturierung
erweitert.
Betreutes Wohnen für alleinstehende Wohnungslose
für Personen ohne ausreichende
Unterkunft / Obdachlose
für Menschen mit
Abhängigkeitserkrankungen
für Menschen mit seelischen
Behinderungen
Jugendhilfe Betreutes Wohnen
Familienhilfe
Einzelfallhilfe
Sozialpädagogische Gruppenarbeit
an Schulen
Clearing
Weitere Angebote Hanauer Tafel + Kleiner Laden
Arbeitskooperative
Fahrradwerkstatt
Hanauer Möbel
Spendenkonto für alle pädogogischen Bereiche: WohnungslosenhilfeJugendhilfe undFamilienbildung
Evangelische Bank e.G.
IBAN: DE13520604100000009180
BIC: GENODEF1EK1
E-Mail: [email protected]
www.lichtblick-in-hanau.de
Hanauer Möbel
Hanauer Tafel
Unsere Angebote im Überblick
Die Lichtblick-Geschäftsstelle... befindet sich zwischen Freiheitsplatz
und Evangelischer Marienkirche:
Dietrich-Bonhoeffer-Haus
Am Goldschmiedehaus 1
63450 Hanau
Tel. 0 61 81 / 9 23 17 - 0
P ä d a g o g i s c h e B e r e i c h e
Der Umwelt verpflichet:Lichtblick wirtschaftet nachhaltig
Wir sehen uns in der Pflicht, zum Wohle
unserer Umwelt mit Ressourcen bewusst
und sparsam umzugehen. Deshalb ist
dieser Geschäftsbericht zu 100% auf
recyceltem Altpapier gedruckt.
Darüber hinaus gleichen wir die durch
den Druckprozess enstandenen Emissi-
onen über Klimaschutz-Zertifikate nach
dem Gold Standard aus.
Der WWF (World Wide Fund For Nature)
hat diese Zertifikate mitgegründet.
5
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Lichtblick
Fachliche Leitungund Geschäftsführung
Jutta Knisatschek,
Dipl.-Sozialpädagogin,
Fachliche Leitung u. Geschäftsführung
Tel. 9 23 17 13
Jörg Mair, Dipl.-Sozialarbeiter,
Stellv. Geschäftsführung
Tel. 9 23 17 16
Verwaltung Marion Wegner,
Industriekauffrau, Tel. 9 23 17 12
Bettina Weiher, Rechtsanwalts- und
Notarsgehilfin, Tel. 9 23 17 31
Fachberatung Jörg Mair, Dipl.-Sozialarbeiter,
Tel. 9 23 17 16
Hanauer Tafel Petra Weinzettel,
Leitung, Dipl.-Sozialpädagogin,
Tel. 95 29 50 21
Annette Geier-Neugebauer,
Bürokauffrau, Tel. 95 29 50 19
Gordana Kapetanic, Verwaltung
Tel. 95 29 50 17
Betreutes Wohnen:Wohnungs- und Obdachlose
Jörg Mair, Dipl.-Sozialarbeiter,
Leitung, Tel. 9 23 17 16
Laslo Bauer, Pädagoge
Tel. 9 23 17 24
Melanie Jäger, Dipl.-Sozialpädagogin
Tel. 9 23 17 18
Heike Kleinke, Dipl.-Sozialpädagogin,
Tel. 9 23 17 14
Svenja Kübler, Dipl.-Sozialarbeiterin
Tel. 9 23 17 17, bis 31.01.2015
Martina Lehrke, Dipl.-Sozialarbeiterin
Tel. 9 23 17 25
Jens Reuter, Dipl.-Pädagoge
Tel. 9 23 17 17, ab 15.01.2015
Stephanie Strauss-Kellner
Dipl.-Sozialarbeiterin, Tel. 9 23 17 15
Ambulante Jugendhilfe Ruth Pflügler, Leitung
Dipl.-Sozialpädagogin,
Tel. 9 23 17 11
Maria Carraso de la Cruz,
Grundschullehrerin
Tel. 9 23 17 26, ab 01.09.2014
Christa Eschershausen,
Dipl.-Sozialpädagogin
Tel. 9 23 17 30
Andrea Staschko geb. Wunner
Dipl.-Sozialpädagogin, in Elternzeit
Tel. 9 23 17 26
Geschäftsstellefür Wohnraumhilfe
Jörg Mair, Dipl.-Sozialarbeiter,
Leitung, Tel. 9 23 17 16
Marion Wegner,
Industriekauffrau, Tel. 9 23 17 12
Familienbildung und Beratung Corinna Botzum, Leitung
Dipl.-Sozialpädagogin
Tel. 9 23 17 20
Monika Ewald,
Dipl.-Sozialpädagogin
Tel. 9 23 17 35
Fatma Akca,
Bürokauffrau
Tel. 9 23 17 19
Hanauer Möbel Markus Kämmerer,
Anleiter, Fotograf, Schreiner,
Susanne Serschen
Arbeitskooperative
Fahrradwerkstatt Rainer Voigt
Reinigung Durda Strinavic, Reinigungskraft
Sylvia Menche, Reinigungskraft,
bis 31.03.2015
6
Die Kostenträger für die Beratung
verlangen eine jährliche Statistik in der
anonymisierte Daten über die Beratungs-
klienten erhoben werden müssen, so
z. B. die Anzahl der Klienten, die Be-
suchshäufigkeit, die Nationalität, das
Alter etc.
Darüber, wie es den Menschen geht,
wenn sie zu uns kommen oder mit wel-
chem Verhalten sie die Mitarbeitenden
konfrontieren, wird nichts abgefragt und
dies wird auch selten dokumentiert.
P.J. Reuter, der Gründer der gleich-
namigen Nachrichtenagentur soll einst
gesagt haben: Ein Bild sagt mehr als
tausend Worte.
Ein Bild hat sich uns in 2014 in der
Beratungsstelle nachhaltig eingeprägt:
Vor der Bürotür drängelten sich 6 Per-
sonen und waren im Begriff sich körper-
lich darüber auseinanderzusetzen, wer
zuerst beraten werden soll. Wir brauchten
drei Kollegen, um die Ratsuchenden dazu
zu bewegen, in unserem Wartebereich
wieder Platz zu nehmen und in Ruhe die
Beratungsfolge zu klären. Das hatten wir
in der Beratungsstelle noch nie.
Doch woher kommt dieser Druck?
Ist die Bundesrepublik Deutschland ein
armes Land? Fehlt es an der Grundver-
sorgung, an Nahrung, an Wohnungen?
Im Vergleich zu anderen Ländern drängt
sich auch die Frage auf: Warum besteht
überhaupt die Notwendigkeit von Fach-
beratungsstellen für wohnungs- und
obdachlose Menschen?
Der 4. Armutsbericht des Bundesmi-
nisteriums für Arbeit und Soziales aus
dem Jahre 2013 liefert dazu möglicher-
weise Fakten, die sich punktuell auch im
Verhalten von Ratsuchenden in unserer
Beratungsstelle wieder spiegeln:
Deutschland ist im internationalen Ver-
gleich ein reiches Land. Doch fast jeder
Sechste ist armutsgefährdet – das sind
rund 13 Millionen Menschen. Besonders
hoch ist das Armutsrisiko für Frauen,
Alleinerziehende und Arbeitslose.
Diese 13 Millionen Menschen oder
16,1 Prozent der Bevölkerung fielen 2013
unter die Definition „arm oder von Armut
gefährdet“, teilte das Statistische Bun-
desamt in Wiesbaden mit. Die Quote blieb
damit im Vergleich zum Vorjahr konstant.
Seit Einführung der EU-weiten Erhe-
bung in 2008 sei der Anteil der Armen
„relativ stabil“, so die Statistiker. Armut
beginnt bei 979 € netto im Monat für
einen Single und bei 2.056 € für eine vier-
köpfige Familie. Die Zahlen basieren auf
einer EU-Statistik, nach der das Armuts-
risiko bei weniger als 60 % des mittleren
Einkommens der gesamten Bevölkerung
beginnt.
Allein und armAuch Alleinerziehende (35,2 %) und
Alleinlebende (31,9 %) waren überdurch-
schnittlich häufig von Armut gefährdet.
Bei Personen aus Haushalten mit zwei
Erwachsenen und Kindern war das
Armutsgefährdungsrisiko im Jahr 2013
dagegen eher unterdurchschnittlich:
Beispielsweise lagen die Quoten für zwei
Erwachsene mit einem Kind bei 11,1 % und
mit zwei Kindern bei 8,5 %.
Nicht überraschend: Arbeitslosigkeit
führt oft in die Armut: Mit 69,3 % waren
2013 weit mehr als zwei Drittel der
Arbeitslosen ab 18 Jahren armutsgefähr-
det. Bei den überwiegend Erwerbstätigen
ab 18 Jahren betrug der Anteil dagegen
nur 8,6 %.
http://www.heute.de/armutsbericht-fast-
jeder-sechste-in-deutschlandvon-armut-
bedroht-35628596.html (11.03.2015)
2014 – Zusammenspiel von relativer Armut und Aggression
Jörg Mair
7
In unsere Beratungsstelle für woh-
nungslose und obdachlose Menschen
kommen ausschließlich Menschen, die
sich statistisch in dem o. a. Auszug des
Armutsberichtes wieder finden. Darüber
hinaus haben viele, die zu uns kommen,
das Problem, dass ihr Wohnraum ge-
fährdet oder verloren ist. Einige leben
bereits viele Jahre ohne gesicherte Unter-
kunft.
Im Rahmen der sogenannten Gefahren-
abwehr (das Leben auf der Straße wird
vom Gesetzgeber als Gefahr definiert)
hat jeder Bürger der Bundesrepublik
Deutschland das Recht auf eine Unter-
kunft. Diese muss ggf. von den Ordnungs-
behörden zur Verfügung gestellt werden.
Diejenigen die länger als zwei Monate
ohne festen Wohnsitz sind, haben nach
dem Sozialgesetzbuch XII (Sozialhilfe für
nicht arbeitsfähige Sozialhilfeempfänger)
§ 67 ff zusätzlich das Recht auf Unter-
stützung durch Sozialarbeiter. Das von
Lichtblick angebotene Betreute Wohnen
ist nur eine Hilfeform, die in der Fachbera-
tungsstelle erörtert wird, um passgenaue
Hilfen für die Probleme der Ratsuchenden
zu finden.
Es ist spürbar, dass die Menschen, die
zu uns kommen angespannter sind und
dass die Eskalationen in der Zusammen-
arbeit im Rahmen des Betreuten Woh-
nens zunehmen. Woher kommen diese
zunehmenden Aggressionen?
Bei Menschen wird emotionale Aggres-
sion durch negative Gefühle hervorgeru-
fen, also als Reaktion zum Beispiel auf
Frustration, Hitze, Kälte, Schmerz, Furcht
oder Hunger. Ob und wie Aggressionen
im Verhalten zum Ausdruck gebracht
werden, unterliegt in hohem Maße den
jeweiligen sozialen Normen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Aggression
(23.02.2015)
Frustration, verbunden mit Furcht
scheint der größte Auslöser für Aggressi-
onen zu sein. So ganz unberechtigt sind
diese negativen Emotionen nicht. Eine
bezahlbare Wohnung in Hanau zu finden
war im Jahr 2014 ein wahres Kunststück.
An einzelnen Tagen waren in den ein-
schlägigen Internetportalen, besonders
für Einzelpersonen, im Rahmen der Para-
meter die die Sozialbehörden im Main-
Kinzig-Kreis vorgeben (bis 45 qm, 313 €
Kaltmiete und keine Maklergebühren)
überhaupt keine Mietangebote zu finden.
Viele Menschen strömen, auch wegen
der hohen Mobilitätskosten, in den
Ballungsraum. Flüchtlinge aus Bürger-
kriegsländern der ganzen Welt und aus
den Armutsregionen im vorwiegend
südöstlichen Europa drängen ebenfalls
nach Hanau auf der Suche nach einem
besseren Leben.
Die Mitarbeitenden von Lichtblick
wissen um die angespannte Situation der
Ratsuchenden, können aber kein „Mehr“
an bezahlbarem Wohnraum schaffen
und auch keine gewalttätigen Auseinan-
dersetzungen im Warteraum dulden. Im
Rahmen der Aufgaben unserer Wohn-
raumhilfe versuchen wir Wohnungen als
verantwortlicher Hauptmieter anzumieten
und diese an Menschen mit geringem
Einkommen und schlechten Mietchancen
weiter zu vermieten.
Damit lösen wir keinesfalls das
Problem eines angespannten Wohnungs-
marktes, aber leisten zumindest einen
kleinen Beitrag zur Unterstützung von
Menschen, die auf dem Wohnungsmarkt
benachteiligt sind.
An dieser Stelle vielen Dank für die
Zusammenarbeit an die Kolleginnen
und Kollegen des Landeswohlfahrtsver-
bandes Hessen, des Main-Kinzig-Kreises,
der Stadt Hanau und allen kooperie-
renden Einrichtungen. Sowie einen
besonderen Dank an all die Menschen,
die sich vertrauensvoll an uns wenden.
Jörg Mair
Dipl.-Sozialarbeiter
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2014 – Zusammenspiel von relativer Armut und Aggression
9
10
Aktuelle Statistiken im Betreuten Wohnen
alleinstehende WohnungsloseIm Betreuten Wohnen für alleinstehende Wohnungslose befanden sich im Berichtsjahr 40 Personen
(2013: 42; 2012: 44; 2011: 38) 36 männliche & 4 weibliche.
aus 2013 übernommene
Maßnahmen 22
in 2014 begonnene
Maßnahmen 18
Betreuungen insgesamt 40
Vorjahr 42
in 2014 beendete Maßnahmen 18
Die Verteilung der Jahrgänge
ergibt folgendes Bild:
21 – unter 27 Jahre 7
28 – unter 35 Jahre 17
36 – unter 40 Jahre 2
40 – unter 50 Jahre 10
50 – unter 60 Jahre 2
über 60 Jahre 2
Die Vermittlung der 18 Neuaufnahmen
erfolgte über:
Selbst 4
Freunde und Bekannte 5
Straßensozialarbeit Hanau 2
Fachklinik Vielbach 1
Franziskushaus 2
JVA 2
Andere Einrichtungen 1
Stadt Hanau 1
Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen und seelischen ErkrankungenIm Betreuten Wohnen für Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen und seelischen Erkrankungen befanden sich
im Berichtsjahr 26 Personen, 4 weibliche + 22 männliche
aus 2013 übernommene
Maßnahmen 14
in 2014 begonnene
Maßnahmen 12
Betreuungen insgesamt 26
Vorjahr 13
in 2014 beendete Maßnahmen 6
Die Verteilung der Jahrgänge
ergibt folgendes Bild:
21 – unter 27 Jahre 2
27 – unter 35 Jahre 7
35 – unter 40 Jahre 5
40 – unter 50 Jahre 9
50 – unter 60 Jahre 3
Die Vermittlung der Neuaufnahmen
erfolgte über:
Fachberatung §67 2
Betreutes Wohnen 4
Straßensozialarbeit 1
PKH Hanau 2
Fachklinik Vielbach 2
Haus Seeblick 1
Persönliches Budget„Leistungen nach dem persönlichen Budget“ wurden im Berichtsjahr für 2 Personen erbracht, 1 weibliche und 1 männliche.
persönliches Budget 2
in 2010 begonnene Maßnahmen 2
Die Verteilung der Jahrgänge
ergibt folgendes Bild:
50 – unter 60 Jahre 2
Die Vermittlung der 2 Personen
erfolgte durch:
andere Einrichtungen 2
Personen ohne ausreichende Unterkunft / ObdachloseIm Begleiteten Wohnen für Personen ohne ausreichende Unterkunft / Obdachlose befanden sich im Berichtsjahr 5 Personen
(2013: 5; 2012: 14; 2011: 14) 3 männliche & 2 weibliche.
aus 2013 übernommene
Maßnahmen 2
in 2014 begonnene
Maßnahmen 3
in 2014 beendete Maßnahmen 3
Betreuungen insgesamt 5
Vorjahr 5
Die Verteilung der Jahrgänge
ergibt folgendes Bild:
17 – unter 25 Jahre 1
25 – unter 30 Jahre –
30 – unter 35 Jahre 1
35 – unter 40 Jahre –
40 – unter 50 Jahre 2
50 – unter 60 Jahre –
70 – unter 80 Jahre 1
Die Vermittlung der 5 Personen
erfolgte über:
Stadt Hanau 5
11
Junge ErwachseneIm Begleiteten Wohnen für Jugendliche & junge Erwachsene befanden sich im Berichtsjahr 5 Personen
(2013: 5; 2012: 6; 2011: 5) 4 weibliche + 1 männlicher
aus 2012 übernommene
Maßnahmen 3
in 2013 übernommene
Maßnahmen 2
in 2014 begonnene
Maßnahmen 3
Betreuungen insgesamt 5
Vorjahr 5
Die Verteilung der Jahrgänge
ergibt folgendes Bild:
17 – unter 18 Jahre 1
18 – unter 20 Jahre 4
in 2013 beendete Maßnahmen –
Die Vermittlung der Neuaufnahme
erfolgte über:
Stadt Hanau 2
Main-Kinzig-Kreis 1
Hanauer Anzeiger, 02.10.2014
12
... oder vom Glück und Pech, dass das eine legal und gewünscht und das andere illegal ist
Konsumiert nicht jeder – wir alle, jeder
auf seine Art, viel mehr als er braucht ...
und nicht nur die sogenannten Sucht-
stoffe sind schädigend (im Hinblick auf
die eigene Person, die Umwelt, soziale
Beziehungen, u.v.a.)
Meistens geht es bei dem Thema Sucht
und Suchtmittel um illegale, stoffge-
bundene Substanzen: Amphetamine
sind aufgrund der dadurch möglichen
Leistungssteigerung sehr gefragt und
entsprechen dem derzeitigen Zeitgeist,
Opiate, Cannabis und illegal konsumierte
Benzodiazepine sind im Allgemeinen die
populärsten „Drogen“ , dabei darf man
die nicht minder gefährlichen, aber lega-
len und somit akzeptierten Suchtmittel,
wie König Alkohol (bestes Beispiel: Okto-
berfest „ozapft iiiis“) und das fast schon
vernachlässigte Nikotin, nicht vergessen.
Die legalen Suchtstoffe wie der gesell-
schaftsfähige Alkohol und die Zigaretten
sind oft fein säuberlich abgegrenzt von
den „schmutzigen“ und illegalen, eben
aufgeführten illegalen Substanzen.
Lichtblick ist eine Einrichtung, bei der
der überwiegend von Wohnungslosigkeit
betroffene Klientenstamm von Sucht-
mittelkonsum betroffen ist – meist von
mehreren Stoffen gleichzeitig. Das Team
der Wohnungslosenhilfe ist entsprechend
gut aufgestellt, mit diesen Problemen
und seinen Begleiterscheinungen, wie
gesundheitlichen Beeinträchtigungen;
Strafauffälligkeiten z. B. bei illegalen
Suchtstoffen, umzugehen.
Dabei werden entsprechende Stra-
tegien mit den Klienten erarbeitet, um
eine Veränderung oder zumindest eine
Stabilisierung der Lebenssituation her-
zustellen. Methoden sind hierbei absolut
vorurteilsfrei und wertfrei über die Sub-
stanzen und deren Wirkungsweisen reden
zu können. Dazu gehört, Informationen
zu den Nebenwirkungen, Langzeitfolgen,
gewünschte Wirkungen der Drogen u. ä.
zu besprechen, um adäquate, d. h. für
jeden Menschen die passende individu-
elle Alternative zum Suchtmittelkonsum
zu entwickeln.
Des Weiteren werden die möglichen
Ursachen, z. B. Lebensgeschichte,
traumatische Erfahrungen etc. für den
ungesunden und missbräuchlichen
Konsum thematisiert, um Wege zu einem
möglichen Ausstieg zu finden und die
Angst davor – Verlust des Lebensmittel-
punktes, Identitätsverlust, körperliche
Symptome – ernst zu nehmen. Besonders
hinsichtlich dieses Aspektes bedarf es
behutsam Alternativen mit dem Klienten
zu entwickeln. Einfach das Suchtmittel
aus dem Leben zu entfernen, ohne einen
für den Einzelnen passenden Ersatz zu
erarbeiten, wird und muss scheitern – war
es doch jahrelanger Begleiter.
Alle Verhaltensweisen, die ein Mensch
– nicht nur der Suchtmittelabhängige –
sich angeeignet hat, haben irgendwann
einmal im Leben zu irgendetwas gedient,
hatten einen Sinn. Der Mensch kompen-
siert möglicherweise damit ein Unvermö-
gen, psychische Störungen, seelischen
Schmerz etc. oder im schlimmsten Fall
eine ihm zugemutete Vernachlässigung
in der Kindheit, einen Gewaltübergriff,
Arbeitslosigkeit, menschliche Verluste
durch Trennung oder Tod. Ein Geschehen
oder einen Zustand mit dem es zu diesem
Zeitpunkt und später schwierig war, ein-
fach so weiterzuleben.
Der Mensch dissoziiert, spaltet ab,
überlagert oder kompensiert mit einer
Medikation, Suchtstoff, Verhaltensweise,
Essverhalten, Neurose etc. das eigent-
Vom Triggern und Konsumieren ...
Heike Kleinke
13
liche Erlebnis. Dieser Versuch der Kom-
pensation hat in dem Moment oder in der
Zeit danach geholfen „weiterzuleben“, bis
er selbst zu einem Problem wird bzw. von
der Umwelt nicht toleriert wird.
Seit ein paar Jahren tritt vermehrt
eine stoffungebundene Affinität mit
Suchtcharakter zu den neuen Medien und
zu unserer Konsumwelt – nicht nur bei
jungen Menschen – zutage. Es triggert
(kopfgesteuertes Verlangen, unabläs-
siges Gedankenkreisen) um begehrte
Konsumgegenstände oder Mediennut-
zungen (Smartphone, Internet; soziale
Netzwerke etc.).
Alle Kollegen kennen die Diskussi-
onen um die Auszahlungsbeträge des
SGB-II oder SGB XII – Satzes mit den
Betroffenen. (Lichtblick übernimmt auf
Wunsch der Klienten die „Geldeinteilung“
falls zu befürchten ist, dass sonst das
monatlich zur Verfügung stehende Bud-
get lange vor Monatsende ausgegeben
ist). Der Auszahlungsbetrag ist sowieso
zu knapp bemessen, um davon einen
Monat gut über die Runden zu kommen,
besonders, wenn auch kulturelle Veran-
staltungen davon bezahlt werden müssen
oder ein kaputtes Haushaltsgerät ersetzt
werden muss.
Sind Klienten auch noch Raucher,
Trinker, Junkie oder „Warenaffin“, werden
sie kaum nur von diesem Geld leben
und gleichzeitig ihre Sucht oder Affinität
befriedigen können, die eigentlich kein
Wunsch- und Wahlrecht kennt. (Sucht
fordert die sofortige Befriedigung –
ansonsten ist mit massiven psychischen
und körperlichen Symptomen zu rech-
nen.) Die Argumentation das die Grund-
sicherung auch nicht zur Befriedigung
einer Sucht dienen soll und kann, greift
bei einer ernsthaften Anerkennung als
Erkrankung nicht. Niemand würde einem
wegen Diabetes Insulinabhängigen das
Insulin abnehmen oder verbieten, obwohl
er möglicherweise durch einen unge-
sunden Lebensstil die Diabetes selbst zu
verantworten hat. Bei Suchtabhängigen
erwartet die Gesellschaft dieses Entsa-
gen durch die teils kriminalisierende Hal-
tung und nach ethischen Gesichtspunkten
durchaus.
Auch wenn die These gewagt
erscheint, unser Wirtschaftssystem ist
darauf ausgelegt Bedürfnisse zu wecken
– Suggestion durch Werbung – steht
daher die Sucht nach Konsum von gesell-
schaftlich aufgewerteten Konsumgegen-
ständen, die ebenfalls befriedigt werden
muss, bzw. geradezu befriedigt werden
soll, der Sucht von medial geächteten
Suchtmitteln, nicht fast gleichrangig
gegenüber? Gibt es für die Psyche über-
haupt einen Unterschied zwischen stoff-
lichen Suchtmitteln und Markenartikeln
oder der verführenden Medienwelt?
Nur ist das eine gewollt und das
andere wird kriminalisiert. Die Einen
dienen dem Wirtschaftssystem und die
anderen gehen daran zugrunde. Zuge-
geben, ganz so einfach lässt sich diese
These nicht untermauern, denn schließ-
lich haben stoffgebundene Mittel oft
negative Langzeitfolgen und können zu
schweren physischen und psychischen
Schäden führen.
Psychisch und finanziell ist aber die
Sucht nach Konsumwaren, z. B. auch nach
Smartphone und Computer ebenso ekla-
tant. Immer erreichbar zu sein, ständig
auf das Smartphone schauen, um zu prü-
fen, ob eine neue Nachricht gekommen
ist, etc. – schafft den „Medien-Junkie“.
Menschen bekommen Entzugserschei-
nungen durch Handy- oder Computerab-
nahme – ähnlich wie bei stoffgebundenen
Mitteln. Es kommt zu Zittern, Gereiztheit,
Nervosität, Aggression bis hin zu Kurz-
schlussreaktionen.
Faktisch schafft jede Sucht ganz reelle
Probleme: psychische Abhängigkeiten,
Geldprobleme, Überschuldung, Krimi-
nalisierung, etc., bei deren Lösung wir
als professionelle Helfer die Klientel zu
unterstützen haben.
Dieser Artikel soll keiner Rechtferti-
gung illegaler Drogen dienen, sondern
anregen ernsthaft und ehrlich das eigene
Verhalten zu hinterfragen – dabei ließe
sich vielleicht erkennen, dass das Verhal-
ten von Suchtkranken weniger befremd-
lich ist, als gedacht und kein Anrecht
besteht sie zu stigmatisieren oder zu
entwerten, denn auf der Suche nach
Glück, Wertschätzung, Anerkennung,
Zugehörigkeit, Sinnhaftigkeit – laufen wir
schließlich alle Gefahr zu Süchtigen zu
werden.
Heike Kleinke
Dipl. Sozialpädagogin
Sozialtherapeutin mit sozialpsychiatrischer
Zusatzausbildung
14
Zusammen schaffen wir das!
Häufig wissen unsere Klienten nicht
so recht, was sie in ihrer Freizeit machen
sollen oder sie haben nicht die Kraft sich
alleine zu Aktivitäten zu motivieren. Auch
sind oft Berührungsängste verbunden mit
Scham, Gründe dafür, bestimmte Freizei-
taktivitäten nicht zu wagen. Eine weitere
Rolle spielen die sehr engen finanziellen
Möglichkeiten, von Sozialleistungsbe-
ziehern, um am gesellschaftlichen Leben
teilhaben zu können.
Seit 2009 werden Freizeitangebote
in unserer Einrichtung kontinuierlich
geplant und durchgeführt. Die Ziele sind
die Überwindung von Vereinsamung, die
Erfahrung, in einer Gemeinschaft positive
Erlebnisse zu haben und angenommen zu
werden, gemeinsam Entscheidungen zu
fällen und soziale Kontakte aufzubauen.
Es kommen bis zu zwanzig Personen
pro Treffen, die sich unterhalten und
austauschen. Die Klienten werden aktiv in
die Planung, Organisation und Durchfüh-
rung der Freizeitgestaltung eingebunden,
damit sie Eigeninitiative entwickeln und
Vorschläge einbringen, an denen wir dann
gemeinsam arbeiten.
Das Kochen und anschließend das
gemeinsame Essen stehen im Mittel-
punkt. Neben Balkanspezialitäten werden
auch Gerichte nach persönlichen Wün-
schen von Klienten zubereitet, die dann
beim Einkaufen, Zubereiten und Kochen
aktiv mitwirken. Der Tisch wird von ihnen
ebenfalls gedeckt und anschließend nach
dem Essen aufgeräumt. Dieses Angebot
soll die Klienten an das Thema Kochen
und Haushalten heranführen und den
eigenen Speisezettel kreativ erweitern.
Die meisten Gerichte werden in einem
gusseisernen Topf über einer offenen
Feuerstelle mit Buchenholz zubereitet. Im
Frühjahr 2014 ist zusammen mit Klienten
ein Multifunktionsgrill im Hof der Einrich-
tung gebaut worden.
Ein weiteres Freizeitangebot ist das
Backen und Kochen zu bestimmten
Anlässen: So werden an Ostern und in der
Weihnachtszeit gemeinsam mit Klienten
Kuchen und Plätzchen gebacken und
es wird zur Kaffeetafel eingeladen. Die
Plätzchen werden dann zum Teil auch an
die Klienten und Mitarbeiter als kleines
Feiertagspräsent verschenkt. Auf diese
Weise sollen zum einen das Bewusstsein
für die im Jahr stattfindenden Feste ent-
wickelt und zum anderen ein Ort geschaf-
fen werden, wo diese Feiertage in einer
positiven und vielleicht sogar familiären
Atmosphäre erlebt werden können. Zum
ersten Mal wurde 2013 auch an Halloween
gekocht, bei dem es zwar eher um Spaß
ging, im Ergebnis aber die Gemeinschaft
weiter gefördert wurde.
In Zusammenarbeit mit Klienten ist im
„Bistro“ eine Kinoanlage mit 6.1 Sound-
system und einer großen Leinwand einge-
richtet worden. Hier werden Kinoabende
und andere Präsentationen gestaltet. Das
Highlight 2014 war die WM in Brasilien,
über die eingerichtete Anlage wurden
die Spiele live übertragen, insbesondere
wurde unsere Nationalmannschaft laut-
stark bejubelt.
Seit Dezember 2013 haben wir darüber
hinaus unsere Kochangebote durch die
Adventsgemeinde erweitern können.
Einmal im Monat wird von Mitgliedern der
Adventsgemeinde ein Mittagessen zube-
reitet und im „Bistro“ von Lichtblick den
Klienten unserer Einrichtung angeboten.
Neben dem Kochen zählen noch zu den
beliebtesten Freizeitangeboten Billard,
Dart, Tischfußball und Minigolf. Im Spiel
sind die meisten Klienten sehr konzen-
triert und zielstrebig, es werden Konzen-
Freizeitgestaltung – ein bewährtes und etabliertes Angebot des Betreuten Wohnens
15
tration und Ausdauer sowie ein angemes-
sener Umgang mit Gefühlen bei Sieg oder
Niederlage geübt und trainiert.
Seit 2013 werden jährlich Traditions-
turniere in Billard, Dart und Tischfußball
organisiert und durchgeführt. Hierbei
geht es den Klienten darum, ihr Können
in einem Wettkampf und vor allem vor
einem Publikum zu beweisen und erfolg-
reich zu sein. Die Pokale bzw. Urkunden
sind sehr begehrt und werden von den
Siegern stolz präsentiert und anschlie-
ßend auf einem zentralen Platz in ihrem
Zimmer aufgestellt.
Das Schwimmen ist für viele Menschen
eine sehr beliebte Freizeitgestaltung.
In natürlichen Gewässern, aber auch in
Schwimmbädern oder der eigenen Bade-
wanne wird gerne im Wasser geplanscht.
Im letzten Jahr gelang es mit Unter-
stützung und Begleitung der Sozialarbei-
terinnen der Wohnungslosenhilfe einer
Gruppe unserer Klienten die eigenen
Grenzen zu erweitern. Befürchtungen,
Ängste, Scham, Vorurteile etc. wurden
gemeinsam überwunden und sich mutig
mit entsprechender Badekleidung in die
Fluten gestützt. Es entstand daraus eine
Gruppe, die sich regelmäßig zu Beginn
eines Monats zum Schwimmen trifft. Die
Barriere ein Schwimmbad aufzusuchen
war und ist oft für jeden Einzelnen zu
groß, aber in der Gruppe konnte diese
Hürde gut gemeistert werden.
So kam es, dass ein Klient seit mehr
als 25 Jahren das erste Mal wieder ein
Schwimmbad von Innen sah. Ein anderer
durch die Begeisterung der Gruppe dazu
gebracht wurde, sich seine erste Bade-
hose zu kaufen und eine andere Klientin
ihre Lust am Schwimmen entdeckte und
nicht mehr aus dem Wasser zu bekom-
men war.
Auch im kommenden Jahr soll diese
Gruppe fortbestehen. Für uns ist es eine
Freude und sehr befriedigend, wenn
Klienten mit oft sehr tragischen Lebens-
geschichten, positive Erlebnisse haben,
Erfolg erleben und in einer Gemeinschaft
Anerkennung finden.
Melanie Jäger, Dipl.-Sozialpädagogin
Stephanie Strauss-Kellner,
Dipl.-Sozialarbeiterin
und Laslo Bauer, Pädagoge
Seite 12: Selbst ist der Mann –
der Grill wird aufgebaut.
Rechts: Laslo Bauer
Seite 13: Erst Kochen, dann genießen!!
16
Kunstschätze bei LICHTBLICK
die im Betreuten Wohnen von uns seit
2012 begleitet wird.
Ina Grass (Name geändert) wird von
Svenja Kübler und Stephanie Strauss-
Kellner, Dipl. Sozialarbeiterinnen, in einer
Hilfe nach §§ 53 ff SGB XII für Menschen
mit seelischen Behinderungen und/oder
Abhängigkeitserkrankungen betreut.
Dieser Artikel soll Ina als Künstlerin vor-
stellen mit ihrer eindrucksvollen Fähigkeit
Menschen über ihre Bilder emotional
anzusprechen.
Svenja Kübler berichtet: „Inas Bilder
sind faszinierend. Als ich sie das erste
Mal sah, hingen sie in ihrer Wohnung. Sie
wirkten vor der Öffentlichkeit versteckt
und einsam. Mir war sofort klar, diese
Bilder müssen hinaus, müssen gesehen
werden. Sie sind ein entdeckter Schatz.
Sie sprechen Emotionen an. Ina schafft
mit ihrer Kunst Spiegel der Seele. Ihre
Kunst kennengelernt zu haben begeistert
mich, die Art, wie sie malt und was sie
damit ausdrückt.“
Schon der Psychiater C.G. Jung
beschrieb aus eigenen Erfahrungen die
positive Wirkung von künstlerischem
Gestalten auf die Psyche.
Zitat: „Wann immer ich in meinem spä-
teren Leben stecken blieb malte ich ein
Bild oder bearbeitete ich Steine (...) Die
Bemühung mit dem Stein hat mir gehol-
fen, mich wieder zu stabilisieren.“
(C. G. Jung, „Erinnerungen“)
Auch Inas Talent ermöglicht ihr
einen besonderen Umgang mit innerem
Leidensdruck. Sie kann ihre quälenden
Gefühle und Gedanken auf die Leinwand
bringen und sie loslassen. Hierdurch ent-
steht zwar keine Heilung, jedoch findet
ein Prozess statt, der ihr hilft. Sie bringt
etwas nach Außen, dass zuvor in ihr
wütete. Sie kann Gefühle umformen und
fühlt weniger Hilflosigkeit und Ohnmacht
bei schmerzhaften Emotionen. Sie nimmt
sie „in die Hand“ und gibt ihnen Aus-
druck. Mit ihrer Kunst bringt sie sie nach
Außen und schafft eine Basis, sie anders
zu betrachten.
Inas Bilder zeigen die Bandbreite
der Gefühlswelt. So malt sie glückliche
Momente, freudige Gefühle und roman-
tische Stimmungen mit der gleichen
Intensivität und Wirkung auf den Betrach-
ter. Ihre Kunst hängt momentan zusam-
men mit anderen Werken in unserer
Einrichtung im Erdgeschoss und kann bei
Interesse gerne besichtigt werden.
Svenja Kübler
Dipl.-Sozialarbeiterin
Gemalte Bilder können Ausdruck
seelischer Vorgänge sein, können damit
wiederum den Betrachter berühren – es
entsteht eine Art Dialog der Gefühle über
das Medium Bild. Diese Bilder „spre-
chen“ mittels Emotionen. Sie werden von
uns geliebt oder können schockieren,
Trauer, Beklemmung oder Wohlbefinden
vermitteln.
Über unsere Arbeit bei Lichtblick
haben wir Gelegenheit, Menschen
kennenlernen zu dürfen, die es verste-
hen, auf diese Weise Emotionen auf die
Leinwand zu bringen. Wir möchten diese
Erfahrung mit Ihnen teilen und hier eine
junge Künstlerin vorstellen,
Bilder, die berühren.
Ich möchte mich auch in diesem Rah-
men von Lichtblick verabschieden.
Am 31.01.15 beende ich meinen Dienst
im Betreuten Wohnen und der Fachbera-
tungsstelle für Wohnraumhilfe, da ich aus
privaten Gründen ins Ausland umziehe.
Ich durfte drei Jahre lang unterschied-
lichste Menschen kennen lernen und
begleiten, bei denen ich mich herzlich
bedanken möchte.
Mein besonderer Dank gilt dem Team
der Wohnungslosenhilfe, bei dem ich sehr
viel dazu lernen konnte, um Höhen und
Tiefen zu meistern.
Zum Schluss möchte ich Ihnen noch
meinen persönlichen Leitsatz verraten,
nach dem ich meine sozialarbeiterischen
Interventionen zu richten versucht habe:
„Mach dich überflüssig“ … im Hinblick auf
die Hilfe, die du gibst. Wenn meine Hilfe
überflüssig geworden ist, dann ist das
Ziel erreicht.
Ich sage ein freundliches „Auf Wieder-
sehen“ zu allen Kolleginnen und Kollegen,
sowie zu allen Mit-
gliedern, Freunden
und Förderern von
Lichtblick.
Svenja Kübler
17
Basisdaten aus dem Betreuten Wohnen
Anzahl der BetreuungenDie Anzahl der Betreuungen ist in
2014 mit 77 Personen deutlich gestie-
gen. Im Bereich der Betreuungen für
Menschen mit seelischen Behinderungen
und Suchterkrankungen erhöhten sich
die Aufträge durch die Erweiterung der
Platzzahl nach SGB XII, § 53 im Laufe des
Jahres von 14 Plätzen auf 20 Plätze. Nach
wie vor sind die Aufträge für die Betreu-
ungen von obdachlosen Bürgerinnen und
Bürgern der Stadt Hanau gering. Wurden
2012 noch 14 Personen betreut, so waren
es in 2013 und 2014 jeweils 5 Personen.
In 2014 wurden insgesamt 61 männ-
liche und 16 weibliche Personen in den
verschiedenen Formen des Betreuten
Wohnens versorgt.
Am gravierendsten ist der Unterschied
wie immer bei den Betreuungen nach SGB
XII, § 67. 36 Männer zu 4 Frauen. Bei den
Betreuungen im Rahmen der örtlichen
Vereinbarung wurden 3 männliche und
2 weibliche Personen versorgt.
4 Klienten der Jugendhilfe waren weiblich,
einer männlich. Im Bereich des Persön-
lichen Budgets 1 Frau und 1 Mann.
Im Arbeitsbereich Betreutes Wohnen
nach SGB XII, § 53 haben wir mit 20 Män-
nern und 6 Frauen gearbeitet.
Alter der BetreutenIm Jugendhilfebereich geht das Alter
von 16 – 21 Jahren. Diesmal wurden alle
5 Klienten 18 Jahre. Im Bereich der Woh-
nungslosen, die sich diesmal zwischen
21 und 78 Jahren bewegten, stechen in
2014 mit 17 die Gruppe der 28–35-Jäh-
rigen heraus, gefolgt von der Gruppe
der 21–27-Jährigen mit 11 Personen. Die
Gruppe der 40–50-Jährigen ist mit
10 Personen traditionell auch stark. Dies
hat stets meist gesundheitliche Gründe.
Auf der Straße treten Alterungs- und
körperliche Abbauprozesse früher ein, als
beim ‚Normalbürger’.
Nationalität der Betreuten61 Deutsche, 1 Inder, 1 Rumäne, 1 Spa-
nier, 1 Grieche, 2 Marokkaner, 4 Türken,
2 Polen, 1 Libanese, 1 Slowene, 1 Soma-
lier und ein Staatenloser. So die Bilanz
nach Ländern. Diese war in den vergan-
genen Jahren ähnlich. Allerdings haben
viele Personen mit deutschem Pass einen
Migrationshintergrund. Das spiegelt die
reale Gesellschaft wieder.
SchulabschlüsseIn diesem Bereich verfügen die meisten
Klienten über einen Hauptschulabschluss
(28), 40 Personen konnten (noch) keinen
Abschluss erringen. Die Jugendlichen
waren alle in schulische oder berufliche
Prozesse eingebunden. Zwei der Klienten
hatten Abitur und 7 Klienten einen Real-
schulabschluss.
BerufsausbildungenÜber Berufsausbildungen verfügen
18 Personen, wobei in der Jugendhilfe
auf Grund des Alters diese noch nicht
vollendet sein konnten. Nach unserem
Kenntnisstand waren 59 Personen ohne
abgeschlossene Ausbildung.
Der niedrige Bildungsstand der Kli-
enten, sowohl im schulischen, als auch
im beruflichen Bereich, erweist sich nach
wie vor als ein offensichtliches Hindernis,
das der Verbesserung der schwierigen
Lebenssituation deutlich im Weg steht.
Dauer der WohnungslosigkeitDiese Kategorie ist inzwischen wenig
aussagekräftig, weil es den klassischen
‚Berber‘ seit Jahren kaum noch gibt.
Mittlerweile leben viele Menschen zeit-
weise bei Verwandten, Bekannten und
Freunden auf dem Sofa und kehren sogar
zwischenzeitlich wieder für eine Zeit nach
Hause zurück. Problematisch sind dabei
besonders die Fälle von jungen Leuten,
die noch nie eine eigene Wohnung hatten,
denn sie fallen statistisch gesehen gar
nicht ins Gewicht.
Soziale Beziehungen34 Personen waren (zeitweise) in einer
festen Beziehung, teilweise mit Kindern,
die anderen 43 Personen waren dauerhaft
alleinstehend.
Gesundheit / Behinderung31 der insgesamt 77 Betreuungen wie-
sen Suchterkrankungen auf. 25 Personen
hatten psychische Probleme. 21 der 77
Personen waren insgesamt gesund im
Sinne der eben genannten Einschrän-
kungen, aber nicht alle, unter anderem
aus Altersgründen, dauerhaft arbeits-
fähig.
Jörg Mair
Dipl.-Sozialarbeiter
18
Die Jugendhilfe im Jahr 2014
Am 10.11.2014 konnten wir Martina
Lehrke begrüßen, die uns im Bereich
ambulanter Hilfen und im Betreuten Woh-
nen für Jugendliche und junge Erwach-
sene unterstützen wird.
Auch ihr wünschen wir ein gutes
Ankommen …
Ruth Pflügler
Dipl. Sozialpädagogin,
Jugendhilfeleitung
In diesem Jahr haben wir Andrea
Staschko (Wunner) zur Hochzeit und zum
Nachwuchs gratulieren können.
Gleichzeitig hat Sie sich im Oktober in
den Mutterschutz, mit anschließender
Elternzeit verabschiedet. Sie kommt wie-
der, da sind wir ganz sicher!
Wir konnten als Schwangerschafts-
vertretung Maria Carrasco de la Cruz
begrüßen und wünschen ihr ein span-
nendes und gutes Jahr in der sozialen
Gruppenarbeit und in der Kooperations-
arbeit mit dem Familien- und Spielhaus
Marienkirchgasse.
Ich bin wieder da….
Mein Name ist Martina Lehrke und ich
arbeite seit November 2014 wieder bei
Lichtblick.
Ich bin hier vielseitig vertreten, arbeite
in der Jugendhilfe und in der Wohnungs-
losenhilfe.
Paul Staschko
ist unser kleinster
Lichtblick.
In den Jahren von 1999 bis 2001 war
ich bereits schon einmal tätig für die
Stiftung der evangelischen Marienkir-
chengemeinde zu Hanau, zunächst als
Praktikantin und anschließend als Hono-
rarkraft. Meine Aufgabenbereiche damals
umfassten die Wohnungslosenhilfe sowie
die Hanauer Tafel.
Nach Beendigung meines Studiums der
Sozialen Arbeit lebte ich in Irland, wo ich
gleichfalls im sozialen Bereich tätig war.
Nach meiner Rückkehr nach Deutschland
im Jahre 2013 verschlug es mich zunächst
in die Flüchtlingsarbeit (Unbegleitete
minderjährige Flüchtlinge).
Seit November 2014 bin ich nun wieder
bei Lichtblick und arbeitete zunächst
in der Abteilung Jugendhilfe und in der
Obdachlosenhilfe.
Es ist schön, bekannte Gesichter wie-
derzusehen und neue Kollegen kennen-
zulernen.
Erstaunlich ist, wie sich Lichtblick
im Laufe der Jahre weiterentwickelt und
immens vergrößert hat.
Für jemanden, der Lichtblick nur
vom 1. Stock aus kennt, wie es noch im
Jahre 1999 war, ist es großartig zu sehen,
welche Angebote nun überall im ganzen
Dietrich-Bonhoeffer-Haus stattfinden und
hiervon ausgehen.
Ich freue mich, wieder hier zu sein.
Martina Lehrke
Dipl.-Sozialpädagogin
19
Betreutes Wohnen für Jugendliche und junge Erwachsene
Das Betreute Wohnen für Jugendliche
und junge Erwachsenen ist ein fester
Bestandteil der Jugendhilfe der Stiftung
Lichtblick. Diese betreute Wohnform
richtet sich an Jugendliche und junge
Erwachsene im Alter von 16 bis 21 Jahren,
die aufgrund unüberwindbarer Diffe-
renzen oder anderer Gründe nicht in ihrer
Herkunftsfamilie verbleiben oder zurück
kehren können.
Folgende Schwerpunkte kennzeichnen
diese Form der Hilfe für Jugendliche und
junge Erwachsene:
Einzug in den ersten eigenen
Wohnraum
Hilfestellung beim Alleinleben
Haushaltsführung
Gesunde Ernährung
Entwickeln einer Tagesstruktur
Budgetierung (Erlernen einer
sinnvollen Einteilung des zur
Verfügung stehenden Geldes)
Begleitung bei Behörden-
angelegenheiten
Entwicklung einer schulischen/
beruflichen Perspektive
Förderung eines positiven
Selbstbildes
Förderung des Aufbaus eines
zuverlässigen sozialen Netzwerkes
Um einen besseren Eindruck von
der Maßnahme zu bekommen, wird ein
Interview mit einer jungen Erwachsenen
namens Michelle, seit einem dreiviertel
Jahr im „Betreuten Wohnen“ bei Licht-
blick vorgestellt. (Der Name wurde aus
Datenschutzgründen abgeändert)
Aus welchen Gründen hast Du dich für
das „Betreute Wohnen“ entschieden und
welche Erwartungen hattest Du?
Einerseits wollte ich auf jeden Fall
selbstständiger werden, Verantwortung
übernehmen und eigene Entscheidungen
treffen, andererseits hatte ich jedoch
Angst davor, komplett alle Entschei-
dungen samt den dazugehörigen Konse-
quenzen für mein Leben allein treffen zu
müssen. Mir war es wichtig eine Person
zu haben, welcher ich vertrauen kann und
die mir ein Ratgeber in schwierigen Situ-
ationen ist, mich aber gleichzeitig nicht
bevormundet. Zudem musste ich erst mal
die Situation kennen lernen, alleine zu
wohnen, selbst einen Haushalt zu führen
und meinen Tag zu gestalten.
Was hat Dir die Betreuung bisher gebracht?
Dass ich gelernt habe, mir in vielen
Bereichen mehr zuzutrauen und dass ich
in der Lage bin, mit ein wenig Unterstüt-
zung oder Anleitung viele Dinge eigen-
ständig klären zu können. Die eigene
Einteilung meines Geldes gelingt mir
inzwischen gut, jedoch habe ich mit den
Mitarbeiterinnen von Lichtblick jeden
Schritt zur eigenständigen Geldeinteilung
besprochen bzw. habe die einzelnen
Schritte mitbestimmt. Anträge/Schreiben
an diverse Behörden und Kontaktauf-
nahme zu diesen, bereite ich gemeinsam
mit der Betreuerin vor. Dies gibt mir mehr
Sicherheit und ein besseres Selbst-
vertrauen gegenüber den genannten
Einrichtungen.
Würdest Du diese Betreuungsform weiter
empfehlen?
Ja, man hat die Möglichkeit selbstän-
dig zu werden, ohne ganz allein zu sein.
Jedoch muss man sich bemühen, schnell
auf die eigenen Beine zu kommen, weil
man sich von Anfang an um seine Angele-
genheiten kümmern muss. Teilt man sein
Geld schlecht ein, muss man essen was
der Kühlschrank im besten Falle noch her-
gibt. Kommt ein Stromableser, muss man
sich kümmern. Die Verantwortung für
Wohnung, Essen, Gesundheit, etc. muss
man übernehmen. Dies birgt einerseits
viel Freiheit, aber man muss das Organi-
sieren lernen und Termine einhalten.
Christa Eschershausen
Dipl.-Sozialpädagogin
Christa Eschershausen
20
Immer wieder stellen wir fest, dass
unsere zu betreuenden Familien, Jugend-
lichen und Kinder, keine festen Tages-
strukturen haben und es kaum Regeln in
den Familien gibt.
Klare Strukturen und das Vorgeben
und Einhalten von Regeln bilden die
Grundlage für Vorhersagbarkeit und
wirken sich deshalb auf Menschen sehr
stabilisierend aus.
Wir erleben, dass Eltern oft nicht in der
Lage sind, ein konsequentes Erziehungs-
verhalten zu zeigen und verunsichert
sind, wie „Erziehung“ überhaupt geht.
Eltern oder allein Erziehende können
damit überfordert sein und benötigen
dann unsere Unterstützung. Menschen
brauchen geregelte Abläufe. Für Kinder
und Jugendliche bedeuten Tagesstruk-
turen in erster Linie Sicherheit, Verläss-
lichkeit und damit auch Vertrauen in
ihr Umfeld. Regeln sind ein Leitfaden,
an dem die Kinder und Jugendlichen ihr
Leben orientieren können.
Wenn Eltern selbst keine Tagesstruk-
turen haben oder vorleben können, haben
Kinder und Jugendliche keine Vorbilder,
von denen sie partizipieren können. Den
begleiteten Eltern fällt es meist schwer
sich selbst und ihren Alltag zu struk-
turieren und zu organisieren. Regeln
aufzustellen und dann darauf zu achten,
dass diese auch eingehalten werden und
bei Nichteinhaltung adäquat darauf zu
reagieren, scheint vielen Eltern ein fast
unmögliches Unterfangen.
Wo beginnt unsere Arbeit, als Team der Jugendhilfe von Lichtblick?
Damit der Zugang zu Erziehungspro-
blemen geschaffen werden kann, müssen
zunächst die meist vielschichtigen, indivi-
duellen Problemlagen bearbeitet werden.
Meistens müssen wir zuerst die
materielle Notlage entzerren. Es müssen
Anträge gestellt werden, wir beraten bei
Schulden, erstellen Haushaltspläne oder
helfen bei der Abwendung einer Räu-
mungsklage.
Menschen in finanziellen Notlagen sind
so fokussiert auf dieses eine Problem,
das ihre Existenz bedroht, dass sie oft-
mals nicht in der Lage sind, sich noch mit
anderen Problemen zu beschäftigen. Erst
wenn die finanzielle Lage stabilisiert und
damit die dazu gehörende Existenzangst
gemildert ist, können wir an Strukturen
und Regelaufstellungen arbeiten.
In anderen Familien gibt es akute Fami-
lienkonflikte, bei dem wir als Familienhel-
fer/innen zunächst den Konflikt auflösen
müssen, um dann Kommunikation zwi-
schen allen Familienmitgliedern herstel-
len zu können, um danach mit der Familie
an Regeln und Strukturen zu arbeiten.
Tagesstrukturen entwickeln: Wenn
auf der Erwachsenenebene eine Verän-
derung eintritt und die Eltern sich selber
Strukturen gegeben haben, können sie
dies auf ihre Kinder übertragen. In jedem
Zusammenleben ist es wichtig, seine
Aufgaben und Kompetenzen zu kennen.
Klare Vorgaben und Zielsetzungen geben
überdies auch Sicherheit im Handeln. Wer
seine Handlungsspielräume kennt, wird
nicht unsicher in seinen Entscheidungen
sein.
Das Leben in Gemeinschaften muss
sich an Regeln orientieren, um nicht
orientierungslos zu werden.
Ruth Pflügler
Dipl. Sozialpädagogin,
Jugendhilfeleitung
Warum Strukturen und Regeln so wichtig sind ...
Ruth Pflügler
21
Am 10. November wird es für mich
soweit sein, ich starte in den Mutter-
schutz. Dann werde ich mich erst einmal
für 1 Jahr in Elternzeit verabschieden.
Ich freue mich auf das Baby und bin
auf die neuen Herausforderungen und
Aufgaben, die mich erwarten werden,
gespannt. Ich merke jetzt aber auch so
langsam, wenn der Abschied näher rückt,
dass mir dieser nicht so leicht fällt.
Seit dem 09.09.2014 habe ich meine
Vertretung, Maria Carrasco de la Cruz
eingearbeitet. Nach meinem schwierigen
Einstieg vor gut zwei Jahren, ich hatte
die soziale Gruppenarbeit, die zuvor fünf
Jahre von einem Kollegen geführt wurde
ebenfalls übernommen, ist es mir mit viel
Durchsetzungsvermögen, Empathie und
Respekt gelungen, die Anerkennung der
Schule und der Schüler für meine Arbeit
zu erhalten. Den Zuspruch, den ich mir
erarbeitet habe, genieße ich.
Ich mag meine Arbeit, weiß, dass ich
ein gutes Verhältnis zu Kollegen/innen
und Vorgesetzten habe und meine Arbeit
hier geschätzt wird. In den zwei Jahren
habe ich viel dazu gelernt, neue Erfah-
rungen sammeln dürfen und bedanke
mich, für die bislang gute Zusammenar-
beit. Vor allem den Kollegen der Jugend-
hilfe möchte ich danken, die mich super
in ihr Team aufgenommen haben, mich
immer unterstützt haben und mir jeder-
zeit mit Rat und Tat zur Seite standen. Ich
weiß, dass ich immer willkommen bin.
An die vielen schönen Erlebnisse,
Gespräche, Erfahrungen und die span-
nende und abwechslungsreiche Zeit,
werde ich mich in der Elternzeit gerne
erinnern und bin gespannt, was sich in
dem Jahr verändern wird.
Jetzt werde ich mich auf die Geburt des
Kindes konzentrieren, die Zeit voller Ruhe
und Entspannung genießen, um dann in
einem Jahr wieder sagen zu können: DA
BIN ICH WIEDER!
Maria Carrasco de la Cruz wünsche
ich, dass sie gut im Team, der Einrichtung
und den unterschiedlichen Institutionen
aufgenommen wird und ihre eigenen
Erfahrungen sammelt. Viel Erfolg und
Freude bei der neuen Aufgabe.
Andrea Staschko
Dipl.-Sozialpädagogin
Soziale Gruppenarbeit – es bleibt spannend!
Mein Name ist Maria Carrasco de la
Cruz. Mein Tätigkeitsbereich war 13 Jahre
lang in der Jugendhilfe in Hanau mit den
unterschiedlichsten Aufgabengebieten:
der Sozialpädagogischen Schülerhilfe,
Einzelbetreuung, Sozialpädagogische
Familienhilfe (SPFH), Einführung in die
Berufswelt (EIBE), an der Eugen Kaiser
Schule. Dabei hat mir die Sozialpäda-
gogische Schülerhilfe, damals noch
von zwei Sozialpädagogen betreut, am
meisten Freude bereitet.
In dem Rahmen der Schülerhilfe habe
ich meine zweijährige systemische
Weiterbildung gemacht, und mich in der
schriftlichen Arbeit mit dem Thema: Mög-
lichkeiten und Grenzen der Sozialpädago-
gischen Schülerhilfe auseinandergesetzt.
Nun habe ich das Glück wieder in die-
sem Arbeitsfeld tätig zu sein.
Seit September 2014 arbeite ich bei
Lichtblick. Ich vertrete Andrea Staschko
während ihrer Elternzeit in den Aufgaben-
bereichen der Sozialen Gruppenarbeit an
der Pestalozzischule und in der Zusam-
menarbeit mit dem Familien- und Spiel-
haus Marienkirchgasse (Jungengruppe
und Offener Treff).
Nach einer zweimonatigen Einarbei-
tungszeit wurde es mir möglich gemacht
die Arbeitsbereiche im Sinne von Licht-
blick bzw. den Auftraggebern weiter zu
führen.
Maria Carraso de la Cruz
Grundschullehrerin
Andrea Staschko, Soziale Gruppenarbeit
an der Pestalozzischule –
Kooperation mit dem Familien- und
Spielhaus Marienkirchgasse
22
Enge Verzahnung der Bereiche Beratung
und Familienbildung
Ein besonderes Merkmal der Familien-
bildung und Beratungsstelle für Frauen
und Familien ist deren enge Verzahnung:
Klienten, die Kurse besuchen, können
ohne großen Aufwand und lange Wege
die Beratungsstelle aufsuchen und umge-
kehrt.
Dieses Merkmal ist ein „Schatz“ und
eine große Bereicherung für die Klienten,
was sich anhand folgenden Beispiels
aufzeigen lässt.
(Wieder)Einstieg in den Beruf nach
Familienzeit:
Frau B, geboren in der Türkei, verhei-
ratet, ein Sohn 2,5 Jahre alt, lebt seit eini-
gen Jahren in Deutschland. Sie besucht
regelmäßig die wöchentlich stattfindende
Eltern-Kleinkind-Gruppe bei Lichtblick.
Der Kindergarteneintritt des Sohnes rückt
näher und somit auch die Fragestellung
für die Mutter, ob sie wieder in ihren
erlernten Beruf zurückkehren möchte.
Frau B hat in der Türkei studiert und ein
türkisches Diplom. Wie kann sie mit die-
sem Diplom auf dem deutschen Arbeits-
markt Fuß fassen? Muss sie in Deutsch-
Arbeit mit Familien und Beratung in schwierigen (finanziellen) Zeiten
Diese Abteilung ist die kleinste päda-
gogische Abteilung im Dietrich-Bonhoef-
fer-Haus. Die umfassende Arbeit wird von
2 Sozialpädagoginnen mit je halber Stelle
und einer Verwaltungsmitarbeiterin mit
10 Wochenstunden geleistet. In Zahlen
stellt sich ihre Arbeit folgendermaßen
dar:
Beratung für Frauen und Familien in
psychosozialen Krisen und familiären
Notsituationen
234 Stunden Beratung
251 Klientenkontakte
96 Neuanmeldungen
39 beendete Kontakte
57 weiterbestehende Kontakte
Der „typische“ Klient ist weiblich,
27 Jahre alt und älter, verheiratet,
wohnt im Innenstadtbereich und
bezieht ALG II. Etwa die Hälfte der
Klienten hat einen Migrationshinter-
grund.
Die Beratungsschwerpunkte lagen
2014 in den Bereichen „multipro-
blematische persönliche und/oder
familiäre Belastungssituation“ und
„Erziehungsschwierigkeiten“.
Die Familienbildung hat 2014 folgende
Zahlen erbracht:
193 Veranstaltungen mit insgesamt
554 Unterrichtseinheiten verteilt auf
folgende Bereiche: (siehe Tabelle)
An den 193 Kursen und Veranstal-
tungen nahmen insgesamt 1104 Frauen
und 791 Kinder teil, was eine rechne-
rische durchschnittliche Teilnahmen von
9,89 Personen ergibt.
Kurse und Veranstaltungen VeranstaltungenUnterrichtseinh.
à 45 Min.
Kurse für Frauen
Bewegung und Entspannung 26 69,33
Internationaler Frauentreff 16 42,67
Malen- Anfängerkurs 8 32,00
Eltern-Kind-Kurse
Spielen und lernen (Eltern und Kinder im Grundschulalter)
29 78,67
Eltern-Kleinkind-Gruppe „Kleine Rabauken" bis 23.07.2014
25 72,00
Eltern-Kindergartenkind-Gruppe „Kleine Rabauken“ ab 10.09.2014
12 32,00
Eltern-Kleinkindgruppe „Auf der Wiese krabbelt was“
29 77,33
Kurse für Eltern
Elternkurs „Starke Eltern-Starke Kinder“ 8 21,33
Erziehungswerkstatt 2 5,33
Erziehungspraktische Veranstaltungsreihe für Eltern von Kleinkindern
5 10,00
Kurse für Kinder
Kreativ in der Hanauer Tafel 3 12,00
Sonstiges
Sonderveranstaltungen (Vorträge, Veranstaltungen, Theaterbesuche etc. )
18 39,67
Ferienausflüge 5 31,67
Sonderveranstaltungen im Rahmen der Kurse
7 30,00
Gesamt: 193 554,00
Beratung für Frauen und Familien in psychosozialen Krisen und familiären Notsituationen
23
land erneut eine Prüfung ablegen? In
welchen Bereichen kann sie mit ihrem
türkischen Diplom arbeiten? Reichen die
vorhandenen Deutschkenntnisse für den
Arbeitsalltag aus? Lassen sich Berufstä-
tigkeit und die Kindergartenzeiten ver-
einbaren? Gibt es überhaupt schon eine
verbindliche Zusage des Kindergartens
zu dem gewünschten Zeitpunkt? Und was
sagen andere Familienangehörige über-
haupt dazu? Eine Vielzahl von Themen
und offenen Fragen kommen auf, die den
Rahmen der Gruppen sprengen würden,
aber einen guten Platz in der Beratung
finden.
Als erste Schritte im Beratungsprozess
wird gemeinsam mit der Klientin versucht,
Ordnung in die verschieden Themen und
Anliegen zu bringen: Was ist wem am
wichtigsten? Welche wichtigen Themen
können mit wenig Aufwand geklärt wer-
den? Welche Themen nehmen mehr Zeit in
Anspruch? Nach der Sortierung nimmt die
Klientin gemeinsam mit der Beraterin die
nächsten Schritte in Angriff, wie z. B. ein
Informationstelefonat mit den Bundesmi-
nisterien für Migration und Flüchtlinge,
weitere Schritte der Zeugnisbewertung,
Beschaffung von Kopien der notwendi-
gen Dokumente, Emailverkehr über den
Rechner der Beratungsstelle mit dem
Ministerium für Migration, da die Familie
über keinen eigenen PC verfügt etc.
Nach einigen Wochen hat die Klientin
die Information, dass sie mit ihrem Stu-
dienabschluss über ein in Deutschland
anerkanntes Vordiplom im Bereich des
Studienfachs Chemie verfügt. Nur, was
kann sie damit machen? Um diese Frage
zu beantworten hat die Klientin selb-
ständig Kontakt zur IHK aufgenommen
und erhielt weitere Informationen dazu.
Abschließend hat Frau B gut gerüstet
mit einem „Fahrplan“, wie die weitere
berufliche Zukunft aussehen kann, mit
dem Kindergarteneintritt ihres Sohnes
die Eltern-Kleinkindgruppe verlassen.
Nach wie vor besteht für sie auch nach
Gruppenende die Option, die Beratung
von Lichtblick bei Bedarf in Anspruch zu
nehmen.
Profil einer zeitgemäßen Familienbildung
Familienbildung in der heutigen Zeit
hat sich weit entfernt von den Themen
Haushalt, Kochen und Handarbeit. Sie
versteht sich heute als präventive Arbeit,
die Familien in all ihren Lebensphasen
und –situationen begleitet und unter-
stützt. Dies geschieht mit dem Hinter-
grund, dass die Familie als wichtige
Erziehungs-und Bildungsinstanz und die
Eltern als wichtigste Ressource für die
kindliche Entwicklung angesehen werden.
Die Familienbildung bei Lichtblick
hat zum Ziel, die elterlichen Erziehungs-,
Beziehungs-, Alltags-, Gesundheits- und
Mitgestaltungskompetenzen zu entwi-
ckeln bzw. zu stärken und Möglichkeiten
einer adäquaten Freizeit- und Erholungs-
gestaltung aufzuzeigen.
Wie sieht die Zukunft der Familienbildung
und Beratung für Frauen und Familien
in psychosozialen Krisen und familiären
Notsituationen aus?
Wir spüren den hohen Bedarf unserer
betreuten Familien (zumeist mit Migrati-
onshintergrund), sich mit anderen Fami-
lien auszutauschen, neue Erfahrungen
zu machen und einen Platz zu finden,
an dem eine offene, vertrauensvolle
Atmosphäre herrscht. Die Kurse der Fami-
lienbildung bei Lichtblick sind zumeist
kostenfrei oder nur mit einem geringen
Selbstkostenanteil verbunden - ein wich-
tiges Kriterium für unsere Klienten, die
zumeist mit wenigen finanziellen Mitteln
auskommen müssen.
Wie froh waren wir, dass wir als Ergeb-
nis von Kursumstellungen und organisa-
torischen Überlegungen ab Sommer 2014
ein Kursprogramm für Eltern mit Kindern
ab dem Kleinkindalter bis zum Ende der
Grundschulzeit anbieten konnten! Und
wie enttäuscht, als feststand, dass die
Stadt Hanau im Zuge des kommunalen
Rettungsschirms die finanziellen Mittel
der Familienbildung ab 2015 um 20%
kürzen wird (eine Kürzung um 5% in
der Beratungsstelle besteht bereits seit
2013). Lichtblick kann diese weitere
Kürzung nicht auffangen und so mussten
wir uns Ende Dezember 2014 schweren
Herzens von einer Honorarkraft verab-
schieden, die den Eltern-Kindergarten-
kind-Kurs geleitet hat.
Wir hoffen, dass es nur ein Abschied
auf Zeit ist, denn die Familienbildung ist
bemüht weitere Förder-, Spenden- und
Sponsorengelder zu akquirieren. Die täg-
liche Arbeit mit unseren Klienten- sei es in
der Familienbildung oder in der Beratung-
zeigt, wie wichtig unsere Arbeit für die
einzelnen Klienten und Familien ist.
Corinna Botzum
Abteilungsleitung Familienbildung und
Beratung für Frauen und Familien in
psychosozialen Krisen und familiären
Notsituationen
Diplom-Sozialpädagogin (FH)
Systemische Beraterin (DGSF)
Corinna Botzum
24
Familienbildung 2014
Die Familienbildungskurse von Licht-
blick wurden in 2014 von 42 Familien
besucht, 90 % der Familien haben einen
Migrationshintergrund.
Ziel der Familienbildungskurse ist es,
die Beziehungsfähigkeit zwischen Eltern
und Kindern zu fördern, die Kommunika-
tionsfähigkeit innerhalb der Familie zu
schulen, familiäre Systeme zu stärken,
sprachliche Ressourcen auszubilden und
Motivation und Freude am Lernen zu
bewirken.
„Spielen und Lernen – ein pädagogisches Förderangebot für Eltern mit Kindern im Grundschulalter“
Am Beispiel dieses Kurses möchten wir
einen Einblick in die Kursangebote geben,
welche für Eltern und Kinder gemeinsam
konzipiert sind.
2014 nahmen ausschließlich Fami-
lien mit Migrationshintergrund an dem
Kursangebot „Spielen und Lernen – ein
pädagogisches Förderangebot für Eltern
mit Kindern im Grundschulalter“ teil. Die
Familien kamen aus der Türkei, Bosnien
und Afrika. Es nahmen regelmäßig
5 Familien mit insgesamt 12-14 Personen
teil. Aufgrund der vorhandenen Räum-
lichkeiten ist es uns leider nicht möglich
mehr Familien aufzunehmen. Zwei der
teilnehmenden Kinder haben ein gei-
stiges, bzw. seelisches Handicap und
nehmen, entsprechend ihrer Ressourcen
im Sinne einer Inklusion an allen Ange-
boten teil.
Alle Familien leben am Existenzmi-
nimum und haben in der Regel einen
multiproblematischen familiären Hinter-
grund. Bei den vielfältigen, alltäglichen
Herausforderungen bleibt diesen Eltern
wenig Zeit, um sich mit ihren Kindern
intensiv zu beschäftigen und ihnen die
Aufmerksamkeit zu geben, die sie so
nötig brauchen, um zu selbstbewussten
Menschen heranzuwachsen.
Im wertschätzenden Rahmen der Fami-
lienbildung, frei vom alltäglichen Einerlei
können sich Eltern und Kinder in ent-
spannter Atmosphäre anders kennen ler-
nen und oftmals neue Seiten am anderen
erleben, Spaß zusammen haben, Neues
entdecken, und ohne Druck gemeinsam
lernen. Konflikte zwischen Eltern und
Kindern werden im geschützten Raum
zum Thema und Lösungsmöglichkeiten
gemeinsam entwickelt und erprobt.
Ein wertschätzender Umgang mitei-
nander, das Fokussieren auf die Kom-
petenzen von Eltern und Kinder und die
positiven, gemeinsamen Erfahrungen
trugen 2014 dazu bei, vertrauensstär-
kende Prozesse innerhalb der Familien
und unter allen Teilnehmern zu fördern
und zu stabilisieren.
Themenvielfalt: „Theater“, Gesunde Ernährung“ und „Erlebnis Wochenmarkt“
Sketche und die Entwicklung und das
Spielen von Theaterszenen, standen
neben anderen Aktivitäten zu Beginn
des Jahres 2014 nach wie vor im Mittel-
punkt des Geschehens. Inspiriert von
dem Erfolg einer Theateraufführung im
Dezember 2013 in der Marienkirche mit
dem Titel „Familienbildung, was ist das
eigentlich?“ waren Eltern und Kinder
„Feuer und Flamme“ sich weitere Szenen
auszudenken.
Sich darstellen vor der Gruppe, u. a.
vor einer Kirchengemeinde, sprachlichen
Ausdruck zu üben, die eigenen Ideen
einzubringen und mit anderen gemein-
sam eine Szene zu entwickeln, stellte für
Eltern und Kinder nicht nur eine riesen-
große Herausforderung dar, die Aktion
brachte auch eine Menge Spaß und ließ
die Akteure stolz auf ihr Können und ihren
Erfolg sein.
Eltern und Kinder wurden mutiger im
Kontakt mit Anderen und zeigten mehr
Selbstvertrauen bei neuen Aufgabenstel-
lungen, wie z. B. bei der Umsetzung des
neuen Themas „Gesunde Ernährung“.
Hier ging es in der ersten Phase um
einen Einkauf auf dem Wochenmarkt und
der anschließenden Zubereitung eines
Essens. Die Aufgabe war, in drei Grup-
pen zu je 4 Teilnehmern, Preisvergleiche
vorzunehmen, auf Qualität zu achten und
die Lebensmittel auf dem Einkaufszettel
unter Berücksichtigung des Budgets
einzukaufen.
Dies erforderte Abstimmungen
innerhalb der Gruppen, die oft lauthals
diskutiert wurden, aber nötig waren, um
das geplante Essen „Ratatouille mit Cous-
cous“ und Obstsalat gemeinsam kochen
zu können.
Vor allem Verhandlungen mit den
Marktverkäufern waren gefragt, die
sehr vorsichtig anliefen, aber Schritt für
Schritt vor allem von den Kindern, mit
Unterstützung der Erwachsenen „in die
Hand genommen“ wurden. Überhaupt
Monika Ewald
25
war und ist es ein „Drahtseilakt“ mit den
oftmals umgekehrten Rollen innerhalb
der Familien mit Migrationshintergrund
umzugehen:
Die Kinder sind in der Regel wortge-
wandter als ihre Mütter, sie kennen sich
im deutschen System besser aus, sind
offener und trauen sich eher auf andere
zu zugehen. Sie tragen daher früh Verant-
wortung und erfüllen oft Aufgaben, die
eher in der Verantwortung der Erwachse-
nen liegen sollten.
Der spielerische Aspekt im gemein-
samen Tun bricht diese Konstellation
stückweise auf. Auch die Aufgabenver-
teilung im gemeinsamen Tun bringt eine
gewisse Balance in die ungleiche Rollen-
konstellation.
In der 2. Phase zum Thema „Gesunde
Ernährung“ gab es einen „Grüne Sauce-
Nachmittag“, mit einer Quark-Obstcreme
zum Nachtisch. Der Input über die
Gesundheitswirkung der Kräuter durfte
natürlich nicht fehlen.
Ausgerüstet mit Wissen über die Nähr-
stoffe von Obst und Gemüse und deren
gesundheitlicher Wirkung, mit der Erfah-
rung wo man günstig und qualitativ gut
einkaufen kann, startete dann im April die
3. Phase, mit einer weiteren Rallye zum
Thema „Gesunde Ernährung“.
„Erlebnis Wochenmarkt“
In Zusammenarbeit mit dem Umwelt-
zentrum der Stadt Hanau unter dem
Motto „Erlebnis Wochenmarkt“ wurden
die erworbenen Kompetenzen vertieft
und erweitert. Mit Fragebögen ausge-
stattet zogen die Teilnehmer über den
Wochenmarkt um z. B. festzustellen,
wie viele Stände es zu den einzelnen
Produkten gibt, Wochenmarktbesucher
zu fragen, weshalb sie hier einkaufen
und nicht im Supermarkt und bei den
Marktverkäufern zu erfragen, woher die
Produkte kommen, ob einheimisch oder
eingeflogen und mit welchen Transport-
mitteln sie geliefert werden. Kunden des
Wochenmarktes wurden über ihr Kaufver-
halten befragt, z. B. weshalb sie auf dem
Wochenmarkt einkaufen gehen, wie oft
und welche Waren sie einkaufen.
Zuletzt wurden die Lebensmittel für
einen Kräuterquark mit Rohkostdip
eingekauft und später unter Anleitung
einer Mitarbeiterin des Umweltzentrums
zubereitet.
Während der Zubereitung gab es Infor-
mationen zu den Nahrungsinhalten und
deren gesundheitlicher Wirkung. Die vom
Kräuterbeet des Umweltzentrums frisch
gepflückten Kräuter fanden im Kräuter-
quark Verwendung und schmeckten allen
vorzüglich, während die Rohkost nicht
jedermanns Geschmack traf.
Ausblick auf 2015
Für 2015 sind weitere spannende Akti-
vitäten geplant, wie z. B. eine Stadtralley,
ein Besuch bei den Ur-Wildpferden, eine
Führung durch den Frankfurter Zoo. Auf
dem Programm stehen Kommunikations-
spiele, Spiele, welche die Allgemeinbil-
dung fördern und Angebote zur Sprach-
förderung.
Ein besonderer Schwerpunkt wird 2015
die Orientierung in und um Hanau einneh-
men. In Form einer Stadtralley und eines
Quizz soll Wissenswertes über „meine
Stadt“ vermittelt werden, z. B. welche
öffentlichen Einrichtungen gibt es, was
kann ich wo erledigen, Besichtigung von
Sehenswürdigkeiten usw.
Monika Ewald
Dipl. Sozialpädagogin
Eltern und Kinder beim Projekt
"Erlebnis Wochenmarkt"
Im Umweltzentrum vor der Verkostung der Nahrungsmittel vom Wochenmarkt
26
Sascha Bissaga
Bernd Dennerlein
Ilse Kistner
Sergej Federov
Henry Willeführ
Leo Eckrich
Heike Engelmann
Helga Simon
Thomas Schotte
Wenn Klienten oder Gäste unserer
Einrichtung sterben, dann tun sie das in
den seltensten Fällen alt und lebenssatt.
Im Gegenteil, oft haben sie gerade wieder
Mut gefasst ihr eigenes Leben wieder
selbst zu bestimmen und nicht durch
Abhängigkeiten wie Sucht und
Erkrankung bestimmen zu lassen.
Dann ist es für die, die zurückbleiben
doppelt schwer, sich mit dem Tod abzu-
finden. Damit, dass Körper und Geist
nicht die gleiche Stärke hatten und der
oftmals geschundene und missbrauchte
Körper noch zerbrechlicher als Psyche
und Geist waren.
Klienten sterben kaum im Kreise ihrer
Familie oder ihrer Freunde, die Anteil
an diesem Übergang vom Leben zum
Tod nehmen, die ihnen begleitend und
tröstend zur Seite stehen könnten.
Sie sterben im Krankenhaus, vielleicht
besucht von ihren Betreuern, sie sterben
allein Zuhause, sie sterben anonym auf
der Straße.
Oft mögen sie nicht damit gerechnet
haben, sind selbst überrascht, dass der
Tod schon so nahe ist, wollen den Tod
nicht annehmen und wehren sich gegen
ihr Sterben. Den Wenigsten bleibt dann
noch Zeit zurück zu schauen, Frieden mit
dem eigenen Leben zu schließen.
In den meisten Fällen können wir nur
wage ahnen, was sich am Ende ihres
Lebens ereignet hat, wenn wir von ihrem
Tod erfahren. Dann hilft es mit anderen
darüber zu sprechen und gemeinsame
Erinnerungen auszutauschen und beim
Kaffee nach der Beerdigung mit den
anderen Klienten und Gästen das Gute
über diesen Menschen auszusprechen –
das, was wir ihm im Leben hätten sagen
wollen.
Wir sollten die Blumen lieber den Leben-
den schenken, statt sie auf den Friedhof
zu tragen.
Jutta Knisatschek
Der Tod ordnet die Welt neu, scheinbar hat sich nichts verändert,
und doch ist die Welt für uns ganz anders geworden.
Die aber am Ziel sind, haben den Frieden. Unbekannt
Gedenken
27
Neben all den kleinen Alltagssorgen
gehörte der plötzliche Tod eines ehren-
amtlichen Mitarbeiters, die zunehmend
in Frage gestellte Sicherheit der Mitarbei-
tenden infolge wachsender Aggressivität
von Besuchern und Klienten und die Spar-
zwänge der Stadt Hanau zu den großen
Themen des Jahres 2014.
Der unerwartete Tod eines ehren-
amtlichen Mitarbeiters rief in uns die
Frage wach, wieviel Verantwortung wir
gegenüber Menschen haben, die ihre
Verantwortung sich selbst gegenüber
nicht wahrnehmen. Vereinfacht gesagt,
hätten wir eine ärztliche Behandlung des
Kollegen erzwingen können, da wir von
seiner Erkrankung wussten, wenngleich
nicht, welches Ausmaß diese inzwischen
angenommen hatte? Hätten wir dadurch
sein Weiterleben sichern können? Im
„Kleinen Prinzen“ von Saint-Exupéry
heißt es: „Man ist verantwortlich für das,
was man sich vertraut gemacht hat.“
Aber heißt Verantwortung übernehmen
tatsächlich jemanden entmündigen –
wenngleich zu seinem „Besten“? Ist nicht
jeder für sich selbst verantwortlich? Diese
Frage stellt sich in allen Beziehungen,
auch in denen pädagogischer Betreuung
und Begleitung.
In den Beziehungen zu unseren Besu-
chern und Klienten spiegelt sich immer
wieder deren Bedürfnis, die Verantwor-
tung für sich selbst abgeben zu dürfen.
Das Zurückwerfen auf sich selbst führt
hingegen oft zu Konflikten. Selbst für die
eigene Misere verantwortlich zu sein und
die oft schweren Folgen tragen zu müssen
löst Depressionen und / oder Aggressi-
onen aus. Aber auch wenn die Ursachen
der schwierigen Lebensumstände außer-
halb der eigenen Verantwortung liegt
birgt Selbstaufgabe und das Verharren
im Schmerz keine Entwicklung und keine
Genesung. Die Verantwortung für das
eigene Leben liegt im Erwachsenenalter
bei jedem selbst.
Wir können Menschen bei ihrer Suche
nach einem eigenverantwortlichen Leben
unterstützen, aber wir können ihnen nicht
die Entscheidungen dafür abnehmen. Wir
können die aus Schmerz, Hilflosigkeit und
mangelnder Perspektive resultierende
Wut und Aggression verstehen, aber wir
können nicht dulden, dass sich diese
gegen andere Klienten oder Besucher
richtet oder gegen die Mitarbeitenden
unserer Einrichtung. Dann gilt es zur
Sicherheit aller, Grenzen zu setzen und
notfalls auch Klienten und Besucher zum
Schutz anderer, von der Einrichtung aus-
zuschließen – auch dafür tragen wir die
Verantwortung.
Verantwortung wird als Verpflichtung
für eine Sache oder Person definiert,
beziehungsweise als Bereitschaft, für
seine Handlungen einzustehen.
Die Verantwortlichen der Stadt Hanau
haben entschieden, dass in Hanau genü-
gend Beratungsstellen zur Verfügung ste-
hen, dass Kürzungen auch im Beratungs-
angebot vertretbar sind. Aber auch die
Stadt Hanau trägt Verantwortung, denn
sie hat sich die Familienbildung und die
Beratung für Frauen und Familien in Not-
situationen „vertraut gemacht“, ist mit
ihnen Bündnisse eingegangen, die dazu
führten, dass eine bestimmte Arbeit in
einem bestimmten Rahmen getan werden
konnte. Durch die Kürzung der Zuschüsse
für beide Bereiche von LICHTBLICK wurde
diese sowieso eher relative Sicherheit ,
was Planung und Finanzierung angeht,
noch weiter beeinträchtigt.
Die Familienbildung bei LICHTBLICK
legt ihr besonderes Augenmerk auf
Prävention, denn Vorbeugen ist besser
als Heilen. Die Teilnehmerinnen der Kurse
und Veranstaltungen der Familienbildung
lernen gemeinsam Risiken einzuschätzen
und das Für und Wider einer Handlung
oder Situation abzuwägen, um eine
sichere Entscheidung treffen zu können,
also eigenverantwortlich zu handeln.
Schade, dass diese Angebote nun
deutlich eingeschränkt werden müssen,
aber wir sind auch für die Sicherheit und
den Fortbestand der gesamten Einrich-
tung verantwortlich.
Jutta Knisatschek
Dipl.-Sozialpädagogin,
Fachliche Leitung & Geschäftsführung
Verantwortung und Sicherheit
Jutta Knisatschek
Die Kosten steigen schneller als
wir laufen - dafür sehen wir besser aus!
28
Gesamtausgaben 2014
Für die Projekt Betreutes Wohnen
für junge Erwachsene entstanden
im Jahr 2014 Kosten in Höhe von:
214.242,29 €
Vorjahr 228.810,69 €
2012 242.771,57 €
2011 232.777,79 €
Die Finanzierung erfolgte über Leistungs-
entgelte
Die Kosten für die Übergangs- wohnungen, die Arbeitskoopera-tive und die Hanauer Möbelbeliefen sich im Jahr 2014 auf insgesamt:
245.773,27 €
Vorjahr 214.254,91 €
2012 192.250,87 €
2011 177.690,79 €
zuzüglich Investitionskosten.
Die Finanzierung erfolgte über eine
monatliche Nutzungspauschale und
Einnahmen aus dem Möbelladen.
Die Aufwendungen für die
Hanauer Tafel beliefen sich
im Jahr 2014 auf:
442.039,95 €
Vorjahr 292.372,63 €
2012 221.606,84 €
2011 222.295,88 €
Die Finanzierung erfolgt durch die Stadt
Hanau, den Main-Kinzig-Kreis, durch
Spenden und Nutzerbeiträge.
Die Ausgaben für die
Fahrradwerkstatt und die
Familienbildung und Beratung
beliefen sich im Jahr 2014 auf:
94.602,32 €
Vorjahr 99.103,73 €
2012 80.746,83 €
2011 83.310,00 €
Die Finanzierung erfolgt über Nutzer-
beiträge, Spenden, Zuschüsse der Stadt
Hanau und des Diakonischen Werkes.
Beratungs- und Geschäftsstelle Kosten im Jahr 2014:
264.222,79 €
Vorjahr 263.917,36 €
2012 275.592,97 €
2011 251.133,45 €
Die Finanzierung erfolgte durch den
Landeswohlfahrtsverband Hessen, die
Stadt Hanau und die Stiftung selbst.
Für die Projekte Betreutes Wohnen
für nichtsesshafte / alleinstehende
Wohnungslose, Betreutes Wohnen
für Personen ohne ausreichende
Unterkunft / Obdachlose entstanden
im Jahr 2014 Kosten in Höhe von:
265.792,02 €
Vorjahr 217.922,11 €
2012 199.676,45 €
2011 165.651,22 €
Die Finanzierung erfolgte über Leistungs-
entgelte.
29
Die neuesten Daten und Faktenrund ums Thema „Wohnen“und Auslastung
Geschäftsstelle für Wohnraumhilfe
Der Wohnungsbestand der Geschäfts-
stelle für Wohnraumhilfe beläuft sich
zum 31. Dezember 2014 auf insgesamt
30 Wohnungen; 12 Wohnungen sind an
ehemalige Klienten untervermietet,
18 Wohnungen werden als Übergangs-
wohnungen genutzt.
Bei den am 31.12.2014 vorhandenen
30 Wohnungen handelt es sich um
8 Einzimmerwohnungen, 18 Zwei- und
4 Dreizimmerwohnungen.
Als Übergangswohnungen wurden
genutzt: 4 Einzimmerwohnungen,
11 Zweizimmerwohnungen und 3 Drei-
zimmerwohnungen mit insgesamt
35 Wohnplätzen.
Übergangswohnungen
Die Übergangswohnungen wurden im
Jahr 2014 von insgesamt 50 Personen
(2013: 42; 2012: 41;) 42 männlichen und
8 weiblichen, genutzt.
47 Personen (41 männliche und
6 weibliche) davon nahmen an Betreuten
Wohnen der verschiedenen Bereiche der
Wohnungslosenhilfe teil. 1 männlicher
und 2 weibliche Jugendliche und junge
Erwachsene nahmen an Jugendhilfen teil.
Die 35 Plätze der Übergangswoh-
nungen waren zu 73 % (2013: 78 %;
2012 82 %) belegt.
Hilfen im Rahmen des „Persönlichen
Budgets“ nahmen 2014, wie auch schon
2013, eine Frau und ein Mann an.
Auslastungsgrad der Betreuungsarbeit
Im Jahr 2014 befanden sich insgesamt
77 Menschen (2013: 67 Personen; 2012:
78 Personen; 2011: 60 Personen) mehr
oder weniger lange und intensiv in einer
betreuten Wohnform bei Lichtblick.
Bezogen auf 24 Betreuungsplätze
(Betreuungsschlüssel 1:16) war das
Betreute Wohnen für alleinstehende Woh-
nungslose bei 40 Belegungen (4 Frauen/
36 Männer) zu 91 % (2013: 96,27 %;
2012: 95,18 %) im Jahr 2014 ausgelastet.
Das Begleitete Wohnen für Personen
ohne ausreichende Unterkunft/Obdach-
lose war, bezogen auf 4 Plätze (1:16),
mit 5 Klienten (5 Männer) zu 69 %
(2013: 90,67 %; 2012: 90,67 %) aus-
gelastet. Hilfen nach dem persönlichen
Budget nahmen 2 Personen wahr
(1 Mann/1 Frau).
„Hilfen für Menschen mit seelischer
Behinderung und Menschen mit Abhän-
gigkeitserkrankungen“ nahmen 20 Män-
ner und 6 Frauen in Anspruch, 2013 waren
es 6 Männer und 5 Frauen. Die zunächst
14 und ab Mai 2014 20 Plätze waren zu
94 % ausgelastet (2013: 83 %).
An den verschiedenen Angeboten
der Jugendhilfe bei Lichtblick nahmen
4 junge Frauen und 1 junger Mann am
Betreuten Wohnen teil, zudem nahmen
7 Familien, 2 junge Männer und 1 junge
Frau an Einzelfallhilfen und 1 Schüler-
gruppe von bis zu 9 Kindern an der
sozialen Gruppenarbeit an Schulen teil.
Die Auslastung der Hilfen lag zusammen
bei 72 %.
Das ergibt eine Auslastung für das
Gesamtangebot von verschiedenen
Betreuungsformen der Stiftung von
81,5 %.
Gesamtausgaben soziale Arbeit(Fachberatung, Betreuung und
Beschäftigung) Kosten im Jahr 2014:
744.439,10 €
Vorjahr 710.650,16 €
Hinzu kommen die Ausgaben für die
Mietzahlungen der Vermietungsgeschäfte
in Höhe von:
69.250,96 €
Vorjahr 53.108,21 €
2012 39.278,52 €
2011 25.915,46 €
sowie Ausgaben für die Übergangs-
wohnungen, die Hanauer Tafel und
Fahrradwerkstatt und Familien-bildung und Beratung
782.415,54 €
Vorjahr 605.731,27 €
Die Gesamtausgaben beliefen sich somit
auf:
1.596.105,60 €
Vorjahr 1.369.489,64 €
2012 1.251.924,05 €
2011 1.158.774,59 €
30
Jahresüberblick 2014
Januar Das Neue Jahr begann mit einer Schreckensnachricht – ein
ehrenamtlicher Mitarbeiter, der sich Ende Dezember krank
gemeldet hatte, wurde tot in seiner Wohnung aufgefunden.
Sein plötzlicher, völlig unerwarteter Tod löste tiefe Bestürzung
bei allen Mitarbeitenden aus, denn er galt als ein lebensfroher
positiver Mensch, der freundlich, loyal, umsichtig und einsatz-
freudig seine Arbeit bei LICHTBLICK leistete.
Trotzdem gab es auch eine gute Nachricht, der Abschluss der
Fußbodensanierung, denn endlich konnten wieder alle Büros
genutzt werden. Dank des schweißtreibenden Einsatzes der
Arbeitskooperative fanden auch alle Schränke und Schreib-
tische wieder an ihren ursprünglichen Platz – noch einmal
herzlichen Dank dafür.
Februar Aufgrund der wachsenden Anzahl von Tafelkunden und dadurch
bedingt größerer Enge, aber auch infolge zunehmend eskalie-
render Situationen auch in der Hanauer Tafel, begann im Februar
die Überarbeitung des Sicherheitskonzeptes. Mit fachkundigem
Rat standen uns dafür Polizeihauptkommissar Stefan Adelmann
von der Stabsstelle Prävention der Polizei Hanau, Thorsten Roth,
Abteilungsleiter vorbeugender Brandschutz, Ursula Stegemann,
Referentin für Freiwilliges Engagement und Armutslindernde
Dienste bei der Diakonie Hessen und Dr. Heiko Kunst, Justiziar
bei der Diakonie Hessen, sowie Herr Anatoli Schäfer, Ortskraft
für Arbeitssicherheit der Kirchenkreise Hanau-Stadt und Land
zur Seite. Nochmals vielen Dank für Ihre Unterstützung.
März Das Thema Sicherheit begleitete uns auch im März, als ein Teil
der ehrenamtlich Tätigen und der hauptamtlichen Mitarbeiter an
einem Deeskalationstraining teilnahmen.
Deutlich friedlicher, aber trotzdem lebhaft, ging es auf dem
internationalen Frauenfrühstück zu, das die Familienbildung im
Rahmen der Frauenwochen der Stadt Hanau und mit Hilfe der
Kursteilnehmerinnen und Gästen ausrichtete.
Mit Sicherheit eine gute Sache war die Wahl einer Ehrenamts-
vertretung in der Hanauer Tafel, bestehend aus Herrn Behm,
Herrn Holtz und Herrn Rother.
AprilDie große Zahl von filmbegeisterten Klienten ist sicher der
Einrichtung eines Heimkinos in unserem Bistro zu verdanken.
Maßgeblich waren Laslo Bauer, Susanne Serschen und Svenja
Kübler, sowie einige Klienten und Helfer der Arbeitskooperative
beteiligt. Danke für den tatkräftigen Einsatz. Bei der Vorführung
des Films „Schiffbruch mit Tiger“ waren eine Reihe von „folgen-
schweren Sicherheitsmängeln“ zu sehen. Im April nahm Wendy
Schönsee ihr halbjähriges Praktikum auf und unterstützte die
Kolleginnen in der Familienbildung besonders im Bereich der
frühen Hilfen.
MaiDie Zuteilung des Landeswohlfahrtverbandes von weiteren
Plätzen für das Betreute Wohnen für Menschen mit seelischen
und mit Abhängigkeitserkrankungen machte die Anmietung
weiterer Wohnungen zur Unterbringung notwendig und zeigte
noch einmal sehr deutlich, wie eng und leergefegt der Markt für
preisgünstigen Wohnraum in Hanau ist.
Jubilare in der Kirche Übergabe der Spende des ADFC vom Fahrradaktionstag am
10.05.2014 für die Fahrradwerkstatt
Betriebsausflug über den Baumkronen Woche der seelischen Gesundheit - "Malen, was dich bewegt"
31
Welche Fülle von Angeboten der Bauern- und Schlemmermarkt
hingegen zu bieten hat, erfuhren die Mitarbeiter von Hanauer
Möbel, die dank der Vermittlung von Werner Bayer von der
Interessengemeinschaft Hanauer Altstadt einen kostenlosen
Stand nutzen durften, um das Angebot von Hanauer Möbel zu
präsentieren. Auch hierfür herzlichen Dank.
JuniDer Betriebsausflug führte uns auf den Hoherodskopf. Während
sich die meisten Kollegen mit dem Gang über den Baumkronen-
pfad begnügten, zeigten sich einige besonders sportlich im
Kletterwald und beim Sommerrodeln.
Sportlich ging es beim Klientensommerfest vorwiegend beim
Auf- und Abbau zu, während die Arbeitskooperative in beacht-
licher Höhe ein großes Sonnensegel über den Dietrich-Bonho-
effer-Platz spannte und Biergartengarnituren stemmte. Der von
den Klienten der Wohnungslosenhilfe selbst gebaute Grill glühte
auch bei über 30° C, denn die mehr als 100 Besucher hatten
trotz tropischer Hitze guten Hunger und auch reichlich Durst.
JuliGroße Freude herrschte bei den Kursteilnehmerinnen der Familien-
bildung über einen besonders gelungenen Ausflug in den Frankfur-
ter Zoo, der in Folge eines speziellen Projektes für benachteiligte
Migranten keinen Eintritt kostete und mit einer sehr interessanten
Führung verbunden war. Die aufwändige Recherche und Organisa-
tion hatte sich auf jeden Fall gelohnt.
Weniger lohnend war der letzte Ausflug unseres Dienstwagens, der
mit einem Motorschaden schrottreif am Straßenrand liegen blieb.
Die Recherche nach einem Ersatzfahrzeug war gleichfalls aufwändig
und mühsam und endete zum Glück ebenso glücklich mit einem
geschenkten Kleinwagen der Firma Robert Selinger aus Offenthal.
AugustIm Frühsommer hatte uns unsere Kollegin Andrea Wunner mit
der Ankündigung von Mutterfreuden im Dezember überrascht.
Da wir im Zuge der Sparmaßnahmen der Stadt Hanau erst Mitte
Juli die Zusage für die Fortführung der Sozialen Gruppenarbeit
an Schulen und auch nur für das 1. Halbjahr erhielten, musste
schnellst möglich Ersatz gesucht werden. Eine kompetente Mit-
arbeiterin zu finden, die sich auf eine Schwangerschaftsvertre-
tung von zunächst nur 5 Monaten einlässt, war nicht so einfach.
SeptemberMit Frau Carrasco de la Cruz hatten wir das große Glück nicht
nur eine in der Sozialen Gruppenarbeit erfahrene Mitarbeiterin
zu finden, sondern auch einen Menschen mit großem Potential
an Geduld und Optimismus, was die Fortführung der Sozialen
Gruppenarbeit im weiteren Schuljahr anging.
Optimistisch spurteten auch Jörg Mair und Jutta Knisatschek
am 19. beim 13. Hanauer Stadtlauf dem Ziel auf dem Hanauer
Marktplatz entgegen.
Glück und Optimismus hatten wir auch zum 15-jährigen Tafel-
jubiläum, das am 23. zunächst mit einem Gottesdienst in der
Marienkirche begangen wurde. Anschließend trat OB Kaminsky
mit einer Wette auf dem Marktplatz zum Thema „Tischlein deck
dich“ gegen die Hanauer Tafel an. Unnötig zu erwähnen, dass
die Tafel gewonnen hat – aber Claus Kaminsky bekam trotzdem
einen Goldesel geschenkt.
Das Feiern sollte noch kein Ende nehmen, denn LICHTBLICK
beteiligte sich am 26. auch wieder mit der Ausgabe von Kuchen
und kalten Getränken am Altstadtfest.
Und bei der vermutlich schönsten Feier im Leben, wurde aus
Andrea Wunner - Andrea Staschko!
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Oktober Im Zuge der Sparmaßnahmen wurden die Zuschüsse der Stadt
Hanau zu einigen Beratungsstellen in 2015 um 20% gekürzt.
Eine „umwerfende“ Protestaktion der betroffenen Beratungs-
stellen auf dem Marktplatz sollte am 1. darauf aufmerksam
machen.
Hohe Aufmerksamkeit und Beteiligung wurde auch den Mitar-
beitenden auf der Klausurtagung am 7. und 8. im Gemeindehaus
der Christuskirche bei den Überlegungen zur Entwicklung der
Einrichtung abverlangt.
Mit zwei Veranstaltungen, „Malen was Dich bewegt“ und
„Kochen, Knuspern, Klönen“ beteiligte sich LICHTBLICK an der
Woche der seelischen Gesundheit, die vom Aktionsbündnis für
seelische Gesundheit im Main-Kinzig-Kreis vom 10.-17. veran-
staltet wurde.
NovemberEine Rückkehr nach 13 Jahren vollführte unsere „neue – alte“
Mitarbeiterin für Jugendhilfe und Wohnungslosenhilfe. Martina
Lehrke, die LICHTBLICK 2002 verließ, um sich in der Welt (Irland)
umzutun, startete am 10. wieder bei LICHTBLICK – herzlich Will-
kommen, wir freuen uns über die Rückkehr!
DezemberAm 2. wurde die Hanauer Tafel für „außergewöhnliche Leis-
tungen zum Wohle von Mensch und Natur in unserer Region“
im Hessischen Landtag in Wiesbaden mit der Verleihung des
Preises „ Nähe ist gut“ ausgezeichnet.
Noch einmal nahe waren wir den 9 Menschen, die mit LICHT-
BLICK verbunden waren und die in diesem Jahr gestorben sind,
bei einer kleinen Andacht am 4. in der Marienkirche mit Frau
Pfarrerin Mause.
Der jährliche LICHTBLICK-Gottesdienst, in dem die Einrichtung
ihre Arbeit den Besuchern der evangelischen Marienkirche
vorstellen darf, fand am 7. statt. Probst Bernd Böttner, Jörg Mair
und Svenja Kübler brachten der aufmerksamen Gemeinde das
Thema Fachberatung näher.
Nach den üblichen Weihnachtsfeiern und der Päckchenaktion
der Hanauer Tafel klang der turbulente und leider gar nicht so
besinnliche Dezember aus. Aber eines dürfen wir zum Schluss
nicht vergessen: am 15. wurde Frau Staschkos Sohn Paul Chri-
stian geboren.
Und damit schließt sich der Kreis vom Werden und Vergehen.
"Umwerfende Protestaktion" am 1. Oktober 2014
Klausurtagung der Mitarbeitenden im Oktober
Das Flugblatt zur "Umwerfende Protestaktion"
Foto: mit freundlicher Genehmigung des Hanauer Anzeigers, Quelle Hanauer Anzeiger vom 2.10.2014, Bild: Becker
Das Flugblatt zur "Umwerfende Protestaktion" Das Flugblatt zur "Umwerfende Protestaktion"
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Die Gremien von Lichtblick
Stiftungsrat
Rainer Krebs, Architekt
Nina Biermann, Oecotrophologin
Klaus Pichl, Leiter des
Sozialamtes MKK
Ronald Battenhausen, Dipl. Volkswirt
Claudia Brinkmann-Weiß, Dekanin
Peter Botte, Leiter des
Kirchenkreisamtes Hanau
Bernd Laukel, Diakoniepfarrer
Horst Rühl, Landesdiakoniepfarrer
Claus Kaminsky,
Oberbürgermeister der Stadt Hanau
Vertreter /Vertreterinnen
Ulrich Müller, Stadtrat a.D.
Heike Lisker, Pfarrerin
Christian Amberg, Leiter des
Bereichs Haushalt MKK
Amin Jebabli, Dipl. Politik-
wissenschaftler
Margit Zahn, Pfarrerin
Günther Nicke, stellv. Leiter
des Kirchenkreisamtes Hanau
Martina Tirre, Pfarrerin
Axel Weiss-Thiel, Stadtrat
Vorstand
Simone Küster,
Rechtsanwältin
Armin Schmidt,
Dipl. Finanzwirt
und Steuerberater
Jutta Knisatschek,
Geschäftsführerin
ImpressumHerausgeberLichtblick – Stiftung der Evang.
Marienkirchengemeinde zu Hanau
August 2015
Gestaltung und Konzepteinzigkartig, werbung + design, Hanau
Fotos der Titelseiten - fotolia.com:
the cost of pasta/©Paulista,
Piggybank looking at calculator/©Andrey
Popov
Gedruckt auf:Recyclingpapier aus 100% Altpapier
Autorenteam Corinna Botzum, Dipl.-Sozialpädagogin
Laslo Bauer, Pädagoge
Maria Carraso de la Cruz, Lehrerin
Christa Eschershausen,
Dipl.-Sozialpädagogin
Monika Ewald, Dipl.-Sozialpädagogin
Melanie Jäger, Dipl.-Sozialpädagogin
Markus Kämmerer, Praxisanleiter
Heike Kleinke, Dipl.-Sozialpädagogin
Jutta Knisatschek,
Dipl.-Sozialpädagogin
Simone Küster, Rechtsanwältin
Svenja Kübler, Dipl.-Sozialpädagogin
Martina Lehrke, Dipl.-Sozialpädagogin
Jörg Mair, Dipl.-Sozialarbeiter
Ruth Pflügler, Dipl.-Sozialpädagogin
Armin Schmidt, Dipl.-Finanzwirt
Andrea Staschko,
Dipl.-Sozialpädagogin,
Stephanie Strauss-Kellner,
Dipl.-Sozialarbeiterin
Rainer Voigt, Fahrradwerkstatt
Petra Weinzettel,
Dipl.-Sozialpädagogin
Andrea Wunner, Dipl.-Sozialpädagogin
Bürgerstiftung Hanau Stadt und Land
Curt und Maria Meyer Stiftung
Diakonisches Werk der Evang. Kirche
von Deutschland
Diakonie Hessen e. V.
e.on Mitte GmbH
Claus Kaminsky, Oberbürgermeister
der Stadt Hanau
Kirchenkreisamt Hanau
Kulturstiftung Selbst.Los
Landeswohlfahrtsverband Hessen
Main-Kinzig-Kreis
Ortsbeirat Hanau- Nordwest
Regionalzentrum für Arbeit/KCA
Sparkasse Hanau
Stadt Bruchköbel
Stadt Erlensee
Stadt Hanau
Stadtwerke Hanau
Vincenz Krankenhaus Hanau
... vielen privaten Spendern
Wir bedanken uns recht herzlich für die Unterstützung unserer gesamten Arbeit bei: