sanktionen gegen russland würden die schweiz hart treffen · ein plädoyer für die legalisierung...

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Die unabhängige Schweizer Tageszeitung Circus Knie Die Humorkrise ist überwunden, wie die Premiere zeigte. 15 Bern wählt Skandale können Berner Politikern wenig anhaben. 8 Marc Hayek Der Kronprinz bei Swatch fing einst für Geld Mäuse. 37 Video Schlagzeilen mit Schlagseite: Satire von Lisa Catena. tagesanzeiger.ch Freitag 28. März 2014 122. Jahrgang Nr. 73 Fr. 3.50, Ausland: € 3.00 / AZ 8021 Zürich Anzeige Abo-Service 044 404 64 64 www.tagesanzeiger.ch/abo Inserate Tel. Annahme: 044 248 41 41 (Mo–Fr 8–12 und 13–17 Uhr), www.adbox.ch, [email protected] Redaktion 044 248 44 11, Werdstrasse 21, 8004 Zürich, Postadresse: Postfach, 8021 Zürich [email protected], Leserbriefe www.tagesanzeiger.ch/leserforum Online www.tagesanzeiger.ch, [email protected] Wetter 10 Leserbriefe 11 Todesanzeigen 20 Veranstaltungen 24 Fernsehprogramme 28 Rätsel 33 Börse 39 Service Von René Lenzin und Michael Soukup 80 Prozent des russischen Rohölhandels werden in der Schweiz abgewickelt. Al- lein diese Zahl zeigt die Bedeutung unse- res Landes für Russlands Wirtschaft. Die ökonomische Verflechtung zwischen den beiden Staaten lässt sich weniger aus der Handelsbilanz ablesen als viel- mehr aus der grossen russischen Prä- senz in der Schweiz. Der TA hat die 22 wichtigsten Oligarchen identifiziert, die entweder ihren Wohnsitz hier oder eine enge geschäftliche Beziehung zur Schweiz haben. Zwei von ihnen gerieten in die Schlagzeilen, weil ihre Namen auf den Sanktionslisten der EU und der USA auftauchen: Gennadi Timtschenko und Andrei Klischas. Diese Verflechtung bildet ein erheb- liches Klumpenrisiko für die Schweiz. Zwar gibt es keine Hinweise, dass die derzeitigen Sanktionen gegen Moskau negative Konsequenzen für die Schweiz hätten. Aber wenn der Konflikt in der Ukraine eskalieren sollte und die EU und die USA ihre Sanktionen verschärfen würden, würde sich das erheblich auf die hiesige Wirtschaft auswirken. Betroffen wären in erster Linie die Schweiz als Zentrum der internationa- len Vermögensverwaltung, das eng mit dem russischen Geldadel verbandelt ist, und der Schweizer Rohstoffhandels- platz. Wie eine Auswertung der CRIF Teledata im Auftrag des TA zeigt, sind 2070 russische Staatsbürger Verwal- tungsrat, Geschäftsführer, Inhaber oder Prokurist in Gesellschaften mit Sitz in der Schweiz. In etwa 1800 Firmen gibt es russische Kadermitglieder. Ein Gross- teil dieser Unternehmen ist in den Bran- chen Finanzdienstleistungen sowie Roh- stoffe und in den mit ihnen teilweise ver- bundenen Zweigen Grosshandel und Unternehmensberatung tätig. Elite in der Schweiz gut vertreten «Russland ist nicht EU-Mitglied, deshalb dürfen in erster Linie Spezialisten in der Schweiz arbeiten», sagt Regula Spalin- ger, die osteuropäische Unternehmen berät. Ausserdem könnten sich Firmen- gründer mit genügend Kapital relativ einfach hier niederlassen. Zieht man von den 2070 russischen Kaderleuten die 600 mit Wohnort Russland ab, ist das immer noch eine beachtliche Zahl. Denn in der Schweiz lebten Ende Februar knapp 13 000 Russen und Russinnen, was 0,16 Prozent der Schweizer Bevölke- rung entspricht. Damit arbeitet ein sehr hoher Anteil der in der Schweiz leben- den Russen in Führungsgremien, teil- weise sogar in den höchsten. Laut Bun- desamt für Statistik verfügen zwei Drit- tel der in der Schweiz lebenden Russin- nen und Russen über einen akademi- schen Abschluss. Die vielen Kaderposi- tionen und die gute Ausbildung lassen darauf schliessen, dass die russische Elite in der Schweiz gut vertreten ist. Sanktionen gegen Russland würden die Schweiz hart treffen Der Schweizer Finanzplatz und die Rohstoffbranche sind eng mit Russland verbandelt. Die Patin Foto: Guillaume Horcajuelo (EPA, Keystone) Marine Le Pen verkörpert den Front National. Im Windschatten der Parteichefin könnte bei den Wahlen am Sonntag ihr Partner Louis Aliot ins Rathaus der südfranzösischen Stadt Perpignan einziehen. Er gilt als sympathisches Gesicht der Rechtsradikalen. – Seite 6 «Sex und Geld verleiten gerade Kirchenleute dazu, ihre Ideale zu verraten.» Michael Meier über den Skandal um Limburgs Bischof. – Seite 9 Daran verdienen statt verbieten: Ein Plädoyer für die Legalisierung von Cannabis. – Seite 9 So sah der Autor Georg Büchner Zürich, wo er seine letzten Monate verbrachte. – Seite 25 Kommentare & Analysen Grundsatzentscheid über Windkraft Im Aargau läuft eine Unterschriften- sammlung für eine kantonale Initiative, die ein Windkraft-Moratorium für den Kanton verlangt. Kommt das Ansinnen zustande, wird die Bevölkerung einen Grundsatzentscheid zur Windeenergie treffen müssen. Das rot-grüne Lager dürfte die Vorlage ablehnen, der Grüne Bastien Girod kritisiert sie. – Seite 4 Erstes Treffen von Papst und Obama Barack Obama hat sich gestern im Vati- kan mit Papst Franziskus getroffen. Es war ihre erste persönliche Begegnung. Der Pontifex und der Präsident haben eine wichtige Gemeinsamkeit: die Rolle als Hoffnungsträger. Allerdings geniesst Franziskus in den USA unterdessen ein höheres Ansehen als Obama, der in Rom Glaubwürdigkeit gewinnen will. – Seite 7 UBS stellt sechs Banker frei Die UBS soll nach Angaben eines In- siders sechs weitere Devisenhändler freigestellt haben. Die Suspendierungen stehen offenbar im Zusammenhang mit mutmasslichen Devisenmanipula- tionen, die sich als weltweiter Devisen- skandal herausgestellt haben. Die be- troffenen Händler arbeiteten in New York, Singapur und Zürich. – Seite 38 Kloten siegt, ZSC verliert Gegensätzlich starteten die Zürcher in die Playoff-Halbfinals: Die Kloten Flyers setzten sich in Freiburg durch Treffer von Romano Lemm (2), Steinmann und Jenni 4:2 durch. Die ZSC Lions erlebten gegen Servette eine weitere Ernüchte- rung und verloren 0:5. Es war im fünf- ten Playoff-Heimspiel die dritte Nieder- lage. Weiter geht es morgen. – Seite 44 Die Folgen der Krim-Annexion So geschäften reiche Russen und Ukrainer in der Schweiz. – Seite 2, 3 Schweizer glauben weiter an das Potenzial der ukrainischen Wirtschaft. – Seite 35 Im Fall Carlos macht ein PR-Berater Schlagzeilen, den Oberjugendanwalt Marcel Riesen zur Unterstützung enga- giert hat. Er soll geheime Bilder an die Medien weitergeleitet haben. Nun zeigt sich, dass solche Krisenmanager in der Zürcher Verwaltung verbreitet einge- setzt werden – etwa im Fall Mörgeli oder in der BVK-Lohndiskussion. Dabei geht es häufig nicht um die Sache, sondern vor allem um das Image der Entschei- dungsträger. In der Politik regt sich gegen diese Art von Beratern Wider- stand. Ein Zürcher SVP-Kantonsrat ver- langt, dass das Kommunikationsbudget für die Verwaltung halbiert wird. (sch) Kommentar und Berichte Seite 13 PR-Berater für überforderte Beamte Heute 9 – 19 JULI 2 014 ZÜRICH DOLDER www.liveatsunset.ch ROBERT PLANT PET SHOP BOYS JAMIE CULLUM TEXAS JAMES ARTHUR RODRIGO Y GABRIELA ROGER CICERO MILOW BACKSTREET BOYS PHILIPP FANKHAUSER HENDRIX ACKLE STEFANIE HEINZMANN RITSCHI

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Die unabhängige Schweizer Tageszeitung

Circus KnieDie Humorkrise ist überwunden, wie die Premiere zeigte. 15

Bern wähltSkandale können Berner Politikern wenig anhaben. 8

Marc HayekDer Kronprinz bei Swatch fing einst für Geld Mäuse. 37

VideoSchlagzeilen mit Schlagseite: Satire von Lisa Catena. tagesanzeiger.ch

Freitag 28. März 2014122. Jahrgang Nr. 73

Fr. 3.50, Ausland: € 3.00 / AZ 8021 Zürich

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Leserbriefe 11

Todesanzeigen 20

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Börse 39

Service

Von René Lenzin und Michael Soukup

80 Prozent des russischen Rohölhandels werden in der Schweiz abgewickelt. Al-lein diese Zahl zeigt die Bedeutung unse-res Landes für Russlands Wirtschaft. Die ökonomische Verflechtung zwischen den beiden Staaten lässt sich weniger aus der Handelsbilanz ablesen als viel-mehr aus der grossen russischen Prä-senz in der Schweiz. Der TA hat die 22 wichtigsten Oligarchen identifiziert, die entweder ihren Wohnsitz hier oder eine enge geschäftliche Beziehung zur Schweiz haben. Zwei von ihnen gerieten in die Schlagzeilen, weil ihre Namen auf

den Sanktionslisten der EU und der USA auftauchen: Gennadi Tim tschenko und Andrei Klischas.

Diese Verflechtung bildet ein erheb-liches Klumpenrisiko für die Schweiz. Zwar gibt es keine Hinweise, dass die derzeitigen Sanktionen gegen Moskau negative Konsequenzen für die Schweiz hätten. Aber wenn der Konflikt in der Ukraine eskalieren sollte und die EU und die USA ihre Sanktionen verschärfen würden, würde sich das erheblich auf die hiesige Wirtschaft auswirken.

Betroffen wären in erster Linie die Schweiz als Zentrum der internationa-len Vermögensverwaltung, das eng mit

dem russischen Geldadel verbandelt ist, und der Schweizer Rohstoffhandels-platz. Wie eine Auswertung der CRIF Tele data im Auftrag des TA zeigt, sind 2070 russische Staatsbürger Verwal-tungsrat, Geschäftsführer, Inhaber oder Prokurist in Gesellschaften mit Sitz in der Schweiz. In etwa 1800 Firmen gibt es russische Kadermitglieder. Ein Gross-teil dieser Unternehmen ist in den Bran-chen Finanz dienstleistungen sowie Roh-stoffe und in den mit ihnen teilweise ver-bundenen Zweigen Grosshandel und Unter nehmens beratung tätig.

Elite in der Schweiz gut vertreten«Russland ist nicht EU-Mitglied, deshalb dürfen in erster Linie Spezialisten in der Schweiz arbeiten», sagt Regula Spalin-ger, die osteuropäische Unternehmen berät. Ausserdem könnten sich Firmen-gründer mit genügend Kapital relativ einfach hier niederlassen. Zieht man von den 2070 russischen Kaderleuten die 600 mit Wohnort Russland ab, ist das immer noch eine beachtliche Zahl. Denn in der Schweiz lebten Ende Februar knapp 13 000 Russen und Russinnen, was 0,16 Prozent der Schweizer Bevölke-rung entspricht. Damit arbeitet ein sehr hoher Anteil der in der Schweiz leben-den Russen in Führungsgremien, teil-weise sogar in den höchsten. Laut Bun-desamt für Statistik verfügen zwei Drit-tel der in der Schweiz lebenden Russin-nen und Russen über einen akademi-schen Abschluss. Die vielen Kaderposi-tionen und die gute Ausbildung lassen darauf schliessen, dass die russische Elite in der Schweiz gut vertreten ist.

Sanktionen gegen Russland würden die Schweiz hart treffenDer Schweizer Finanzplatz und die Rohstoffbranche sind eng mit Russland verbandelt.

Die Patin

Foto: Guillaume Horcajuelo (EPA, Keystone)

Marine Le Pen verkörpert den Front National. Im Windschatten der Parteichefin könnte bei den Wahlen am Sonntag ihr Partner Louis Aliot ins Rathaus der südfranzösischen Stadt Perpignan einziehen. Er gilt als sympathisches Gesicht der Rechtsradikalen. – Seite 6

«Sex und Geld verleiten gerade Kirchenleute dazu, ihre Ideale zu verraten.»Michael Meier über den Skandal um Limburgs Bischof. – Seite 9

Daran verdienen statt verbieten: Ein Plädoyer für die Legalisierung von Cannabis. – Seite 9

So sah der Autor Georg Büchner Zürich, wo er seine letzten Monate verbrachte. – Seite 25

Kommentare & Analysen

Grundsatzentscheid über WindkraftIm Aargau läuft eine Unterschriften-sammlung für eine kantonale Initiative, die ein Windkraft-Moratorium für den Kanton verlangt. Kommt das Ansinnen zustande, wird die Bevölkerung einen Grundsatzentscheid zur Windeenergie treffen müssen. Das rot-grüne Lager dürfte die Vorlage ablehnen, der Grüne Bastien Girod kritisiert sie. – Seite 4

Erstes Treffen von Papst und Obama Barack Obama hat sich gestern im Vati-kan mit Papst Franziskus getroffen. Es war ihre erste persönliche Begegnung. Der Pontifex und der Präsident haben eine wichtige Gemeinsamkeit: die Rolle als Hoffnungsträger. Allerdings geniesst Franziskus in den USA unterdessen ein höheres Ansehen als Obama, der in Rom Glaubwürdigkeit gewinnen will. – Seite 7

UBS stellt sechs Banker freiDie UBS soll nach Angaben eines In-siders sechs weitere Devisenhändler freigestellt haben. Die Suspendierungen stehen offenbar im Zusammenhang mit mutmasslichen Devisenmanipula-tionen, die sich als weltweiter Devisen-skandal herausgestellt haben. Die be-troffenen Händler arbeiteten in New York, Singapur und Zürich. – Seite 38

Kloten siegt, ZSC verliertGegensätzlich starteten die Zürcher in die Playoff-Halbfinals: Die Kloten Flyers setzten sich in Freiburg durch Treffer von Romano Lemm (2), Steinmann und Jenni 4:2 durch. Die ZSC Lions erlebten gegen Servette eine weitere Ernüchte-rung und verloren 0:5. Es war im fünf-ten Playoff-Heimspiel die dritte Nieder-lage. Weiter geht es morgen. – Seite 44

Die Folgen der Krim-Annexion

So geschäften reiche Russen und Ukrainer in der Schweiz. – Seite 2, 3

Schweizer glauben weiter an das Potenzial der ukrainischen Wirtschaft. – Seite 35

Im Fall Carlos macht ein PR-Berater Schlagzeilen, den Oberjugendanwalt Marcel Riesen zur Unterstützung enga-giert hat. Er soll geheime Bilder an die Medien weitergeleitet haben. Nun zeigt sich, dass solche Krisenmanager in der Zürcher Verwaltung verbreitet einge-setzt werden – etwa im Fall Mörgeli oder in der BVK-Lohndiskussion. Dabei geht es häufig nicht um die Sache, sondern vor allem um das Image der Entschei-dungsträger. In der Politik regt sich gegen diese Art von Beratern Wider-stand. Ein Zürcher SVP-Kantonsrat ver-langt, dass das Kommunikationsbudget für die Verwaltung halbiert wird. (sch)

Kommentar und Berichte Seite 13

PR-Berater für überforderte Beamte

Heute

9 – 19

JULI2014ZÜRICHDOLDER

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TEXAS

JAMES ARTHUR

RODRIGO Y GABRIELA

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PHILIPP FANKHAUSER

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Tages-Anzeiger - Freitag, 28. März 2014

Oligarchen und Bohrinseln, schaffen Milliardenkonzerne - und reissen sie geschäften.

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Der Hotelier

Brlone sopra Mfnusio Andrei Kifseilas

Dm1tn Jakubowsk1, Engelberg

Er war vier Jahre im russischen Gefäng­nis. durchlebte elf Ehen. arbeitete als Regierungsberater. Anwalt und Geheim­dienstler. Das Bau­geschalt in dem er sich em Vermögen von gesellatzten

500 bis 600 Millionen erarbeitete, sei für ohn bloss ein «Hobby». sagte Dmitri Jakubowski ln einem lntervoew. Inzwischen hat er sich in Engelberg niedergelassen und plant ·ein Anwesen mit Gletschersicht Seine Engel­berg lndustrial Group (EIG) Obernahm im letzten Jahr das Traditionshotel Bänkllalp und tätigte Renovationen in Milllonenhöhe. Laut «Obwaldner Zeitung» gilt Jakubowski inzwi­schen als einer der grössten Steuerzahler im Kanton. Zwar gilt er als zurückhaltend, aber sein Netzwerk reocht weit. Sein Bruder ist der Zürcher Unternehmer Stav Jacobi. Präsident des Volleyballclubs Volero. Und GeschäftsfOh· rer der EIG ist der ehemalige SVP-Nationalrat Bruno Zuppiger. Das neueste Projekt des Russen ist die Thermission AG. eine Firma zur Entwicklung neuer Verfahren tor Oberfla­chenbehandlung. Kürzlich ging sie mit dem Konzern Ruag eine Partnerschaft ein. Mit im Verwaltungsrat Ex-FBI-Direktor Louis Freeh sowoe Ex-ABB-Chel Jürgen Sulzer. (jsc)

Wjatscheslaw Kantor Dem 1.7 Mrd. Franken (. .: schweren Unterneh-mer und Prasidenten

..;~j des Europaischen JOdoschen Kongresses gehört die Mehrheit des Kaliproduzenten Acron in Genl.

Suleyman Kerl mow Oer russische Investor machte sein Geld mit Banken. 01 und Gold. Ergrundete in luzern eine Strltung. an die Offshore-Gesell-schatten gekoppelt sind. Vermögen: 6MIIIiarden.

Der Schweiger Wassili Anisimow, Küsnacht

Über ihn weiss man nur wenig: Wassill Anosomow - auch «der Schweiger» genannt - geschäftet seit zwanzig Jahren in der SchweiL 1993 gründete er in Zug den Schweizer Ableger des Alumi­

noum-Riesen Coalco. 2DOO machte er ein Vermögen, als er Teile davon an den Renova­Konzern verkaufte. Der russische Unterneh­mer und Immobilien-Tycoon ist gernäss «for­bes» zurzeil2.3 Milliarden Franken schwer. unter anderem ist ein FOnfiel des grössten russischen Eisenerzproduzenten Metallo­invest on seinem Besitz. Seine Frau und sein Sohn sind BOrger von KOsnacht ZH und leben in einer 60-Millionen-Villa. deren Ausballten vor ein paar Jahren am Zürichsee fOr böses Blut sorgten. Er selbst enthoelt sich der Einbürgerung, liess aber bei der Gemeinde eine Auskunftssperre einrichten. Sein Hand­ehen für Immobilien zeogte Amsimow auch on New York. Der Wert der Luxuswohnung am Tim es Warner Center. in der Tochter Anna ein Jetset-Leben führte, hat sich in den letzten Jahren verfOnflacht Währenddessen baut Schwiegersohn Ryan f reedman das näcllste Immobilienimperium aul. Oie Fundamente davon: Anisimows Firma Coalco in Zug. (jsc)

Der Ur-Oligarch ViktorVekselberg, Zug

Es war Viktor Vek­selberg. der das Wort «Oligarch» on der Schweiz richtig bekannt machte. Der Mathematiker zog 2004 nach Zürich, kurz darauf erstand seine Renova-Gruppe bedeutende An-

teile von Schweozer Traditionslirmen. unter anderem OC Oerlikon und Sulzer. Bei beiden Übernahmen wurde Veks.elberg eingeklagt. die Meldepflichten verletzt zu haben. Das Verfahren zu Sulzer wurde nach einer Wieder­gutmachungszahlungvon 10 Millionen f ran­ken eingestellt. das zu OC Oerlikon endete in einem Freispruch. Zuvor hatte sich Vek­selberg bei Wladimir Putin personlieh Ober die «ungerechte Behandlung» in der Schweiz beschwert. 2010 verlegte Veksetberg seinen Zweitwohnsotz nach Zug. unter anderem. weil Zürich die Pauschalbesteuerung abgeschafft hatte. Seine erste Molloon hat der 56-Jährige mit dem Verkauf alter Kupferkabel verdient. seit den 90er-Jahren investiert er vor allem in Öl und Aluminium. Die Schweiz dient ihm als Drellscheibe. sein Vermögen betragt laut «Forbes» gut 15 Milliarden. Der Vater von zwei Kindern hat sich zum Ziel gesetzt. russische KulturgOter wie die berOhmten Faberge-Eier in seone Heimat zurockzufohren. (llat)

Aleunder Udodow Der Moskauer lnves-torkaufte in Weggis fOr 4 Millionen das Hotel Albana. Nach

' dem Deal ermittelte die Bundesanwalt-- schalt wegen Geld-

i waschetei. stellte das Verfahren aber eon.

Wiktor Raschnlkow Startete als Mecha-nlker bei den Stahl-werken Magnitogorsk und sUeg bis zum Generaldorektor auf. Oer Konzern hat Ableger in Zug und Lugano. Vermögen: 2.1 MIIUaraeo.

Der Wodkakönig Juri Schefler, Genf

Seine Heimat Russ· land bleibt for den Wahlgenfer Juri Scheiter tabu. Dort droht ihm die Ver­hattung. Der Grund: Nach dem Ende der UdSSR hat srch der russische Brenn-meister die Rechte

an der staatlochen Wodkamarke Stolichnaya gesichert. was die Regierung Putin heute noch argert. Sie fordert die Markenrechte zurück. Ihre onternational ausgelöste Prozess­welle hat Sehetier bislang nicht weggespült. Ganz im Gegenteil. Über seine Genfer Gesell­schaft S. P.l. Group vertreibt er den Schnaps weltweit. Sehetier warb lange mit dem Slogan «Mother of all vodkas from the molherland ot vodka» for sein Produkt. Darum ging man davon aus. der Schnaps würde auch in Russland gebrannt. Die Sache flog auf. als Prasident Putin 2013 das Anti-Homosexuel­len-Gesetz unterzeichnete und amerikani­sche Homosexuelle zum Boykott russoscher Produkte, darunter Stolichnaya. aufriefen. Die «International Herald Tribune.» stellte klar; uStolichnaya wurde tor eine gewisse Zeit in Russland hergestellt, heute wird die Marke aber in Litauen gebrannt.» Sehetier investiert sein Geld heute weltweit: vom Acker-Ober Weinbau bis zum Bauwesen. (phr)

Der Gefallene M1chail Chodorkowski. Rappersw1l

Vom reichsten Mann Moskaus zur Miet­Volta on Rapperswii­Jona - dazwoschen zehn Jahre Dunkelheit ln russischen Gefäng­nisanstalten. Die Ge­schichte von Michall Chodorkowsko erzählt viel Ober doe poten­

zielle FallhOhe russischer Oligarchen. 2003 noch war er als Eigentümer der Ölgesell ­schaft Jukos mit geschätzten 19 Milliarden Franken Russlands reichster Unternehmer. Bis er im Oktober 2003 wegen Verdachts auf Betrug verhaftet und zwei Jahre später zu neun Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Die Schweiz leistete Rechtshilfe im Fall Jukos und fror Chodorkowskis Konten ein. Jahre später wurden sie durch eon spektakuläres Bundesgerichtsurteil woeder entsperrt. Der Russe mit dem kurz geschorenen Kopf und der randlosen Brille gilt als harscher Kreml­Kritiker. Vor seiner Verhaftung opponierte er mehrfach Oftentlieh gegen Pulin.letzten Dezember wurde er überraschend begna­dogt. Nun hat Chodorkowski ein Gesuch für Wohnsitznahmein Rapperswii-Jona gestellt. wo er sich und seine Familie in eine Villa mit Seesicht einmietet. Er will sich ausdrücklich als Privatier ohne Erwerbstätigkeit nieder­lassen. (jsc)

Serge I Kurtschenko Der 1985 geborene Jung-Oligarch be-herrscht den ukrai-nischen Gaskonzern Vetek. Teil davon: zwe• AG in Gen I, bei wel-chen der Bund Gelder eonfrieren liess,

Alexander Lebedew Der russische Unter-nehmer und Politiker besitzt Firmen auf der ganzen WeiL etwa die CIS lnterfincom AG in Zürich oder das mon-dane Luzerner Hotel Gotsch. Vermögen: l Milliarde.

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13 000 Russen leben in der Schweiz. Schneebar in Andermao. Fo to: Tom t1s wüohrich

Vor allem russische Al{ademil{er ziehen zu Viele Russen in der Schweiz arbeiten als Kader in der Finanz-oder Rohstoffbranche.

Von Michael Soukup

lo der Schweiz leben so wenige Russen, dass sie in der jährlich publizierten Aus­länderstatistikgar nicht aufgeftihr t wer­den. Brst auf Anfrage beim Bundesamt für Statistik heisst es, dass Ende Februar knapp 13 000 Russen und Russi nnen in der Schweiz niedergelassen waren. Das entspr icht 0,16 Prozent der Schweizer Bevölkerung. Zum Vergleich: Im glei­chen Zeitraum wohmen rund 293 000 Deutsche hierzulande.

Wie eine Auswertwlg der CRIF Tele­data im Auftrag des TA zeigt, sind 2070 russische Staatsbürger Verwal­tungsrat, Geschäftstllhrer, Inhaber oder Prokurist in Gesellschaften mit Sitz in der Schweiz. Zieht man die 600 Russen mit Wohnort Russland ab, ist das immer noch einebeachtliche Zahl. Damit arbei­tet ein sehr hoher Anteil der in der Schweiz lebenden Russen in Führungs­gremien, teilweise sogar in den 11öchs­ten. Laut dem Bundesamt für Statistik verfügen zwei Drittel der in der Schweiz lebenden Russinnen und Russen über einen akademischen Abschluss. Die vielen Kaderpositionen und die gute Ausbildung lassen darauf schliessen, dass die russische Elite in der Schweiz gut vertreten ist. «Russland ist nicht EU-Mitglied, deshalbdürfen in erster Li­nie Spezialisten in der Schweiz arbei­ten .. , sagt Regula Spalinger, Geschäfts­führerio der Kommunikation Ost­West (KOW), das osteuropäische Unter­nehrneo berät. Ausserdem könnten sich Firmengrunder mit genügend Kapital re­lativ problemlos hier niederlassen.

Oft in Genf, Zü rich und Zug Eine Analyse der 1857 Gesellschaften mit russischem Kader zeigt , da~s ein Gross­teil der Russen in den Branchen l'inanz­dienstleistungen sowie Rohstoffe und mit ihnen teilweise verbundenen Zwei­gen Grasshandel und Untemehmens­beratung tätig sind. Das erstaunt nicht

Wo Russen in der Schweiz Firmen leiten

Anzahl Firmen mit russischen Kadern

AAn~d~.,~.----~111111111111111~

GGross(Os;;ilhaarniddeiei--.IIIIIIIIIIIIIII J12

~Fi~na~n~zd~ie~nStst·=-•1111111111• 265 Ieistungen Unternehmens .. 123 beratung

~Ro~h~st~of~te-111111 100

Holding­gesellschaften IT

Produktion

Immobilien

67

59

TA·Otaf .. /Quell~: CRIF le!eclat~W:.

angesichts der Tatsache, dass die Schweiz als Zentr·um der inrernariona­len Vermögeo1sverwaltung eng tn it deon russischen Geldadel verhandelt ist -2012 wurden hier 16,3 Milliarden Fran­ken aus Russland verwaltet. Das Gleiche gilt für den Schweizer Robstoffhandels­platz: Laut Seenwerden mehr als 80 Pro· zent des russischen Erdöls in Zug und vor allem in Genf gehandelt.

Zwar finden sich etwa 100 russische Kaderleute in bekannten Banken wie UßS, Credit Suisse, Bank Julius Bär oder io russischen Finanzinstituten Gazprom­bank und Sberbank, docll diese Namen bilden eine kleine Minderheit. Bei den meisten Investment- und Pondsgesell­schaften und anderen Finanzdienstleis­tem handelt es sich um Firmen, die in der Schweiz selten bis nie öffentlich auf­treten und höchstens Insidern bekannt sind. «Diese Unternehmen bearbeiten haup!Sächlich Märkte in Russland und Osteuropa. Kommo dazu, dass russische Geschäftsleute viel stärker auf persönli­che Netzwerke setzen•, sagt Spalinger.

Briefkastenfirma bei Volero Dass auch viele Russen in weitgehend unbekannten Rohstofffirmen aJ·beiten, Ist keine russische Spezialität. Die Roh­stoflbranche gilt als verschwiegen und öffentlichkeitsscheu. Zu den wenigen bekannten Namen gehöro neueo·dings die Genfer Gunvor Group mit Büros in Obwalden. Der viertgrösste Ölhandels­konzem der Welt geriet letzte Woche in die Schlagzeilen, weil der aus Russland stammende Mitgründer Geonadi Tim­tschenke von der US-Regierung auf ihre Sankrtonsliste gesetzt Wlll'de.

Bedeutend sind auch das weltweit grösstc Erdgasförderunternehmen Gaz­prom (Ableger in Zürich und Zug), der wel(grösste Hersteller von Aluminium Rusal (Zug) oder der weJtgrösste Nickel­produzent Norilsk Nickel (Sarnen, OW). In Genf sitzt zudem der weltgrösste Energiekonzern Rosneft. Skurril muret die Niederlassung der russischen Öl· firma Bashneft an. Basbneft Trading AG ist eine Briefkastenfi rma an der Adresse von Volero Zürich AG. Im Verwaltungs­rat sitzt der gebürtige Russe Stav jacobi, Präsident des Volleyballclubs Volero.

Wirklich bizarr ist aber das •Komitee der Unterstützung des Präsidenten der Russischen Födeo·ation» in Zug. Als Zweck wird die Verstärkung der Rolle des Staates als Sicherheitsgarant der Staatsangehörigen Russlands angege­ben. Das Komitee besteht aus zwei in Moskau lebenden Russen und einem Deutschen. Das Zuger Handelsregister­amt hat das Komitee aufgeforden, ein gültiges Rechtsdomizil anzugeben. An­sonsten würde man die Präsidentenfans im Register löschen lass<:'n.

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