schmelzemulgierte ß-carotin-formulierungen für den … · meinem zweitgutachter prof. dr. lothar...

130
Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den Einsatz in Lebensmitteln vorgelegt von Diplom-Ingenieurin Anke Hentschel aus Sebnitz Fakultät III - Prozesswissenschaften Technische Universität Berlin zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Ingenieurwissenschaften - Dr.-Ing. - genehmigte Dissertation Promotionsausschuss: Vorsitzende: Prof. Dr. I. Smetanska 1. Gutachter: Prof. Dr. Dipl.-Ing. D. Knorr 2. Gutachter: Prof. Dr. L. W. Kroh Tag der wissenschaftlichen Aussprache: 30.10.2009 Berlin 2010 D 83

Upload: phungkiet

Post on 05-Jun-2018

214 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für

den Einsatz in Lebensmitteln

vorgelegt von

Diplom-Ingenieurin

Anke Hentschel

aus Sebnitz

Fakultät III - Prozesswissenschaften

Technische Universität Berlin

zur Erlangung des akademischen Grades

Doktor der Ingenieurwissenschaften

- Dr.-Ing. -

genehmigte Dissertation

Promotionsausschuss:

Vorsitzende: Prof. Dr. I. Smetanska

1. Gutachter: Prof. Dr. Dipl.-Ing. D. Knorr

2. Gutachter: Prof. Dr. L. W. Kroh

Tag der wissenschaftlichen Aussprache: 30.10.2009

Berlin 2010

D 83

Page 2: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann
Page 3: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

iii

Danksagung

Mein besonderer Dank gilt meinem Doktorvater Prof. Dr. Dipl.-Ing. Dietrich Knorr für die

Übernahme der Betreuung, das entgegengebrachte Vertrauen, seine Anregungen und

sein Interesse an meiner Arbeit. Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke

ich für die Möglichkeit, meine Ergebnisse zur Diskussionen zu stellen sowie für seine

Anregungen zu weiterführenden Versuchen. Prof. Dr. Iryna Smetanska möchte ich für die

Übernahme des Promotionsvorsitzes danken.

Prof. Dr. Rainer H. Müller danke ich für die Möglichkeit, die Partikelgrößenmessung

an seinem Institut durchzuführen sowie für die fachlichen Diskussionen und die

Unterstützung bei der Veröffentlichung der Ergebnisse. Dr. Cornelia Keck, Dr. Jana

Pardeike, Corinna Schmidt und Dr. Wolfgang Mehnert danke ich für die Diskussionen

sowie für die Unterstützung bei der Durchführung der Partikelgrößenmessung. Auch den

anderen Mitarbeitern des Arbeitsbereichs Pharmazeutische Technologie der FU Berlin

möchte ich von Herzen danken - ich habe mich bei Euch immer sehr wohl gefühlt.

Herzlicher Dank gebührt auch allen Mitarbeitern des Fachgebietes

Lebensmittelverfahrenstechnik sowie des Fachgebietes Lebensmittelbiotechnologie und

-prozesstechnik. Die Hilfsbereitschaft und freundliche Atmosphäre wird mich diese Zeit nie

vergessen lassen. Besonders Privatdozent Dr. Rudolf Schick gilt mein Dank, da er mir

während des Studiums den Anstoß gab eine Promotion durchzuführen. Rolf Groß möchte

ich für die technische Unterstützung bei Umbauten des Homogenisators danken.

Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann danke ich

besonders für die gute Zusammenarbeit, die vielen hilfreichen Diskussionen und die

kritische Auseinandersetzung mit meiner Arbeit. Sebastian Brodkorb und Arash

Bagherzadeh danke ich für die fachlichen Gespräche und die gemeinsamen

Kaffeepausen - ohne Euch wären die letzten Monate im Institut recht einsam gewesen.

Ich danke außerdem allen Studenten, die zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben.

Dr. Christian Köpsel und Dr. Erik Lüddecke von BASF danke ich für das Interesse an

meiner Arbeit und die anregenden und hilfreichen Diskussionen der Ergebnisse. Jörg

Nissen danke ich für die Durchführung der REM-Messungen.

Meinen Kontrolllesern und Freunden Norman Jung, Maika Stachowski und Klaus

Ruprecht möchte ich für die konstruktive und überaus hilfreiche Kritik an meiner Arbeit

und die Ablenkung in der stressigen Phase des Zusammenschreibens danken. Ein

besonderer Dank geht dabei an Frederike Reimold - danke, dass es Dich gibt.

Der größte Dank gilt meinen Eltern Ina und Uwe Hentschel, deren bedingungsloser

und uneingeschränkter Unterstützung ich mir schon mein ganzes Leben lang sicher sein

konnte. Außerdem bedanke ich mich bei meiner Familie und meinen Freunden für den

Rückhalt und die Geduld - Ich liebe Euch!

Page 4: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

iv

Kurzfassung

Der Trend zur Funktionalisierung von Lebensmitteln mit gesundheitsfördernden

Substanzen ist ungebrochen. Carotinoide und besonders ß-Carotin sind dabei von

Bedeutung, da sie neben dem Einsatz als Health Ingredient aufgrund ihrer intensiven

Farbe vielfältig Anwendung finden. Da ß-Carotin stark hydrophob ist, müssen

dispergierbare Formulierungen entwickelt werden, um den Einsatz in wässrigen Systemen

zu ermöglichen. Diese Formulierungen sollen neben den koloristischen Eigenschaften vor

allem die Bioverfügbarkeit erhöhen.

Eine Möglichkeit der Formulierung von ß-Carotin sind Emulsionen, welche jedoch

aufgrund der flüssigen Struktur den Wertstoff schnell abgeben. Um einen besseren Schutz

von Wirk- bzw. Wertstoffen sowie eine verzögerte Abgabe zu gewährleisten, wurden feste

Fettpartikel (Solid Lipid Nanoparticle - SLN) bzw. nanostrukturierte Lipidcarrier

(Nanostructured Lipid Carrier - NLC) in der pharmazeutischen Forschung entwickelt. Ziel

der vorliegenden Arbeit war es, deren Einsatzmöglichkeiten in Lebensmitteln für die

Formulierung von ß-Carotin zu untersuchen.

Es konnte gezeigt werden, dass es möglich ist, langzeitstabile kolloidale

Formulierungen mit lebensmittelrechtlich zugelassenen Stoffen mittels

Schmelzemulgierung herzustellen. Neben dem Einfluss des Energieeintrages bei der

Hochdruckhomogenisation wurde auch der Einfluss der Lagerbedingungen auf die

Partikelgröße der Dispersionen untersucht.

ß-Carotin liegt in den SLN/NLC molekular gelöst vor, wodurch eine gute

Bioverfügbarkeit gewährleistet wird. Die Wertstoffkonzentration in den Formulierungen ist

unter anderem abhängig von der Fettsäurekettenlänge des verwendeten Fettes und der

Prozesstemperatur bei der Herstellung der Partikel. Die Stabilität des ß-Carotins ist im

Vergleich zu Emulsionen in SLN deutlich verringert. Aufgrund der plättchenförmigen

Struktur von Triglycerid-SLN kommt es zum Herausdrücken des Wertstoffes, welcher an

der Oberfläche der Partikel vermehrt Oxidationsprozessen ausgesetzt ist. Durch die

Verwendung von NLC kann die Wertstoffstabilität erhöht werden.

Die Partikel können unter Verwendung von Hilfsstoffen sprüh- und gefriergetrocknet

werden und eignen sich prinzipiell für den Einsatz in Getränken. Aufgrund der kolloidalen

Größe kommt es nicht zu Sedimentation oder Aufrahmen, jedoch ist in Abhängigkeit der

Zusammensetzung eine Koagulation der Formulierungen möglich.

Die SLN/NLC-Technologie bietet eine Reihe möglicher Anwendungen in

Lebensmitteln. Da ihre Partikelform großen Einfluss auf die Eigenschaften und die damit

verbundenen Anwendungsmöglichkeiten hat, ist eine gezielte Auswahl an Fett- und

Emulgatormischungen nötig.

Page 5: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

v

Abstract

The interest in the development of functional foods is unwaning. Carotenoids, especially

ß-carotene, are in the focus of interest because of their potential use as health ingredients

and their intensive color. Because of the strong hydrophobic behavior of ß-carotene,

waterdispersable formulations have been developed. These include polymeric

nanoparticles, liposomes and emulsions. The objectives of these formulations are to

improve the bioavailability of carotenoids and to control color shade and strength.

A major problem concerning the use of emulsions is the rapid drug release. To

overcome this disadvantage solid lipid nanoparticles (SLN) and nanostructured lipid

carriers (NLC) were developed in pharmaceutical research. Due to the use of solid lipids

(SLN) or mixtures of solid and liquid lipids (NLC) a sustained drug release is possible. The

aim of the present study was to investigate the potential of SLN/NLC for the formulation of

ß-carotene and their use in food systems.

It has been shown that high-pressure melt-homogenization is a suitable process for

the production of ß-carotene-loaded food colloids based on SLN/NLC. In addition to the

influence of the applied energy during homogenization, the influence of storage conditions

was investigated in terms of particle size. For particle size measurements dynamic and

static light scattering were used.

The ß-carotene in SLN/NLC is available in a molecular dissolved structure which

features a good bioavailability. The drug-loading capacity of the particles depends on the

structure of the triglycerides and the process-temperature applied. With a decreasing

chain length of the fatty acids and increasing temperature the drug-load can be improved.

The stability of ß-carotene in SLN is reduced in comparison to the stability in emulsions.

This effect can be explained by the particle shape of triglyceride-SLN. The platelet-like

structure leads to drug expulsion of the ß-carotene to the particle-surface where it is

exposed to oxidation. By the use of NLC for drug incorporation the stability of ß-carotene

can be improved.

Lyophilization and spray-drying of the SLN/NLC is a possibility to produce powder-

products. An addition of carbohydrates before these processes is necessary in order to

preserve the colloidal structure of the particles.

Because of the colloidal structure of the particles the use of ß-carotene-loaded SLN

and NLC in beverages is feasible without creaming or sedimentation. Due to the fat-

composition and used emulsifiers a coagulation of the particles can occur. The

formulations consisting of triglycerids were stable in beverages but showed a ring

formation as the investigated emulsion did.

Page 6: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Inhaltsverzeichnis vi

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ......................................... ...........................................................1

2 Grundlagen ......................................... ........................................................4

2.1 Solid Lipid Nanoparticles (SLN) und Nanostructured Lipid Carriers (NLC)...4 2.1.1 Entwicklung von SLN und NLC ..........................................................4 2.1.2 Herstellung von Dispersionen ............................................................5 2.1.3 Wertstoffbeladung von SLN/NLC .....................................................14 2.1.4 Partikelgröße und -morphologie.......................................................16 2.1.5 Kristallstruktur des Fettes.................................................................21 2.1.6 SLN/NLC als disperse Systeme.......................................................23 2.1.7 Sprüh-/Gefriertrocknung...................................................................24

2.2 ß-Carotin.....................................................................................................26 2.2.1 Vorkommen und Struktur..................................................................26 2.2.2 Eigenschaften ..................................................................................27 2.2.3 Bioverfügbarkeit ...............................................................................30 2.2.4 Wirkung auf die menschliche Gesundheit ........................................31 2.2.5 Formulieren von ß-Carotin ...............................................................35

3 Material und Methoden.............................. ...............................................40

3.1 Material.......................................................................................................40 3.1.1 Öle und Fette ...................................................................................40 3.1.2 Emulgator.........................................................................................41 3.1.3 ß-Carotin ..........................................................................................42 3.1.4 Getränke für Stabilitätsuntersuchungen ...........................................42

3.2 Herstellung der dispersen Systeme............................................................43

3.3 Charakterisierung der dispersen Systeme..................................................44 3.3.1 Partikelgrößenbestimmung ..............................................................44 3.3.2 Mikroskopie......................................................................................45

3.4 Carotinoidanalytik .......................................................................................45

3.5 Konservierungsverfahren............................................................................47

4 Herstellung der SLN/NLC und Emulsionen ............. ...............................48

4.1 Einfluss des Emulgatorgehaltes .................................................................48 4.1.1 Miglyol 812 Emulsion .......................................................................48 4.1.2 Triglycerid SLN.................................................................................49 4.1.3 PGHMS SLN und NLC.....................................................................50

4.2 Einfluss von Druck und Zyklenzahl.............................................................52 4.2.1 Miglyol 812 Emulsion .......................................................................53 4.2.2 Triglycerid SLN.................................................................................53 4.2.3 Propylenglycol-high-monostearat (PGHMS) ....................................55

Page 7: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Inhaltsverzeichnis vii

4.3 Einfluss der Temperatur und des Fettes .....................................................56 4.3.1 Abkühlgeschwindigkeit.....................................................................59

4.4 Partikelform ................................................................................................61

4.5 ß-Carotinlöslichkeit .....................................................................................62 4.5.1 Molekulare Struktur ..........................................................................62 4.5.2 ß-Carotingehalt ................................................................................65

5 Stabilität von SLN/NLC............................. ................................................69

5.1 Einflüsse auf die Langzeitstabilität..............................................................69 5.1.1 Miglyol 812 Emulsion .......................................................................69 5.1.2 Triglycerid SLN.................................................................................69 5.1.3 Propylenglycolmonostearat SLN und NLC.......................................71

5.2 Konservierungsmöglichkeiten und Redispergierbarkeit..............................74 5.2.1 Sprühtrocknung................................................................................74 5.2.2 Gefriertrocknung ..............................................................................78

6 ß-Carotinstabilität ................................ .....................................................85

6.1 Umwandlung während der Herstellung.......................................................85

6.2 ß-Carotinstabilität in SLN/NLC....................................................................86 6.2.1 Vergleich von SLN, NLC und Emulsion............................................86 6.2.2 Einfluss von Sauerstoff ....................................................................87 6.2.3 Einfluss der Lagertemperatur...........................................................89 6.2.4 Einfluss von Licht .............................................................................89 6.2.5 Einfluss der Zyklenzahl ....................................................................90

7 Anwendungsmöglichkeiten von SLN/NLC in Getränken ... ...................92

7.1 Lagerversuche in Getränken ......................................................................92

8 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen ............. ...........................94

Anhang............................................. ....................................................................98

A.1 Einfluss des komplexen Brechungsindex auf die Partikelgrößenanalyse ...98

A.2 Emulsionsherstellung mit Ultraschall ........................................................102

A.3 ß-Carotingehalt.........................................................................................103

Formelzeichen und Abkürzungen...................... ..............................................107

Abbildungsverzeichnis.............................. ....................................................... 110

Tabellenverzeichnis ................................ .......................................................... 113

Page 8: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Inhaltsverzeichnis viii

Literaturverzeichnis ............................... ........................................................... 114

Page 9: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Einleitung 1

1 Einleitung

Bereits vor 2500 Jahren tätigte Hippocrates den Ausspruch „Lasse Nahrung deine

Medizin sein und Medizin deine Nahrung“. Dass dieser Gedanke von unveränderter

Bedeutung ist, zeigt sich in der Entwicklung funktioneller Lebensmittel. Diese sind definiert

durch einen zusätzlichen physiologischen Nutzen, der über die reine Ernährung

hinausgeht. [HASLER 1998]

Der Einsatz kolloidaler Formulierungen sowie der Nanotechnologie bietet dabei eine

Vielzahl an Möglichkeiten, z.B. den Schutz und Transport von Wertstoffen, die gezielte

Freisetzung der Wertstoffe, neuartige Herstellungsprozesse, Verlängerung der Haltbarkeit,

aber auch die Verbesserung von Verpackungsmaterial. Kolloide weisen eine Größe von

< 1 µm, Nanostrukturen eine Größe von 1-100 nm auf. Sie sind seit jeher in natürlichen

und verarbeiteten Lebensmitteln enthalten (z.B. Proteine, Kohlenhydrate). Das Verstehen

und Kontrollieren dieser Strukturen bietet ein großes Potential für die gezielte Anwendung

der Nanotechnologie in Lebensmitteln. [GROVES 2008, MORRIS 2008]

Vor allem Carotinoide sind für ihre gesundheitsfördernde Wirkung bekannt. Sie sind

im Pflanzen- und Tierreich weit verbreitet und erfüllen eine Vielzahl an Funktionen. So

haben sie in Pflanzen essentielle Bedeutung für die Photosynthese und sorgen z.B. für

die leuchtende Farbe von Tomaten, Paprika und Orangen. Im Tierreich sind Carotinoide

am Sehvorgang beteiligt, wirken als Antioxidant und Photoprotektor. Sie können darüber

hinaus Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie unterschiedlichen Krebsarten vorbeugen und

haben immunstimulierende Wirkung. Der Weltmarkt für Carotinoide wird auf 900 Millionen

Dollar geschätzt [END 2005]. [BRITTON et al. 2008, PRYOR et al. 2000, STAHL, SIES 2005,

BRITTON 1995, BENDICH, OLSON 1989]

ß-Carotin ist als Provitamin A von besonderer Bedeutung und spielt auch für die

Anwendung in Lebensmitteln eine große Rolle. Dort wird es vor allem wegen seiner

intensiven Farbe eingesetzt, mit welcher Farbtöne von Gelb bis Rot erreicht werden

können, ist aber auch aufgrund seiner gesundheitsfördernden Wirkung als Health

Ingredient von Interesse. [Horn, Rieger 2001]

Infolge der schlechten Löslichkeit in Wasser, einem schnellen Abbau, unzureichender

Bioverfügbarkeit oder schwer zu steuernder Dosierung sind viele Wertstoffe nicht pur

einsetzbar und erfordern die Anwendung geeigneter Trägersysteme [MEHNERT, MÄDER

2001]. Die Entwicklung nanodisperser bzw. kolloidaler Wirk- und Effektstoffe hat dabei vor

allem das Ziel, die Bioverfügbarkeit zu erhöhen sowie die optischen (insbesondere

koloristischen) Eigenschaften organischer Pigmente zu steuern [HORN, LÜDDECKE 1996].

Letzteres wird vor allem durch die Teilchengröße und die supramolekulare Struktur der

Partikel beeinflusst. Bisher wurden hauptsächlich Fällungsreaktionen genutzt, um gezielt

Partikel herzustellen, die durch ihre Größe um 100 nm die Anforderungen an Farbgebung

Page 10: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Einleitung 2

und Resorption erfüllen [HORN, RIEGER 2001]. Zur Herstellung ist jedoch der Einsatz

organischer Lösungsmittel nötig.

Schon in den 50er Jahren wurden Nanoemulsionen unter Verwendung von Ölen

erforscht. Dem Vorteil der lösungsmittelfreien Produktion und des leichten scale ups, steht

der Nachteil gegenüber, dass die Wertstofffreisetzung schwer kontrollierbar und sehr

schnell abgeschlossen ist. Durch die Verwendung fester Fette kann die Mobilität des

Wertstoffes reduziert werden, sodass eine kontrollierte Abgabe möglich ist. [BUNJES,

SIEKMANN 2006]

Die Entwicklung der Solid Lipid Nanoparticles (SLN) Anfang der 90er Jahre macht

sich diesen Effekt zunutze. Dabei werden durch Schmelzemulgierung feste Fettpartikel

kolloidaler Größe hergestellt, die mit lipophilen Wertstoffen angereichert sind [SCHWARZ et

al. 1994].

Anfangs für den intravenösen Einsatz vorgesehen, zeigten sich schnell auch andere

Anwendungsgebiete wie die orale Wert- bzw. Wirkstoffzufuhr (z.B. Ciclosporin) sowie

kosmetische Applikationen (z.B. Retinol, Coenzym Q10, Sonnenschutz, Parfüm) [MÜLLER,

WISSING 2003]. Aufgrund der Umwandlung der Kristallstruktur während der Lagerung

kann es jedoch zu einer vorzeitigen Wertstofffreisetzung der SLN kommen, was zu der

Entwicklung von Nanostructured Lipid Carriers (NLC) führte. Diese Weiterentwicklung der

SLN-Technologie bietet durch den zusätzlichen Einsatz flüssiger Lipide die Möglichkeit

einer höheren Wertstoffbeladung. Durch das Entstehen einer imperfekten Lipidmatrix soll

ein Hinausdrücken des Wertstoffes verhindert werden [SAUPE et al. 2005].

Die NLC-Technologie findet bereits erfolgreich in der Herstellung einer kosmetischen

Q10-Creme Anwendung. Auch für die Lebensmittelindustrie ist eine Vielzahl an

Anwendungen vorstellbar. Dazu zählt neben der Formulierung lipophiler Wertstoffe in

gelöster Form und ihrer retardierten Abgabe auch die Möglichkeit zur Verkapselung

unerwünschter Aromen.

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Überblick der Eignung der SLN-/NLC-

Technologie für den Einsatz in Lebensmitteln zu geben. Die Verwendung

lebensmittelrechtlich unbedenklicher Fette und Emulgatoren ist daher die Vorgabe an die

hergestellten Formulierungen. Da ß-Carotin bereits gut erforscht ist und durch seine

intensive Farbe auch mit einfachen Messmethoden untersucht werden kann, wird es als

Modellstoff gewählt. Aufgrund der großen Hydrophobizität von ß-Carotin bei

gleichzeitigem gesundheitlichem Nutzen besteht ein großes Interesse an wasser-

dispergierbaren Formulierungen für den Einsatz in Lebensmitteln.

Es soll zum einen eine Charakterisierung der Herstellungsparameter erfolgen, welche

die Produktion von SLN und NLC für den Einsatz in Lebensmitteln beeinflussen. Zum

anderen gilt es, die Eignung der Technologie für die Formulierung von ß-Carotin mit einer

Page 11: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Einleitung 3

herkömmlichen Formulierungsmethode zu vergleichen. Dafür wird eine Emulsion gewählt,

um mögliche Vor- und Nachteile der Solid Lipid Nanoparticles und Nanostructured Lipid

Carriers aufzuzeigen.

Die Parameter Temperatur, Druck und Zyklenzahl stehen dabei hinsichtlich der

erzielbaren Partikelgröße bei der Hochdruckhomogenisation im Mittelpunkt der

Untersuchung. Als Emulgator wird Tween 80 verwendet. Die eingesetzte Konzentration ist

aufgrund des bitteren Geschmacks von Tween 80 und der lebensmittelrechtlichen

Begrenzung zu minimieren. Neben der Partikelgröße nach der Herstellung sind auch die

Einflüsse auf die Langzeitstabilität der Formulierungen zu ermitteln.

Ein weiterer Teil der Arbeit befasst sich mit der Beladung der SLN und NLC mit ß-

Carotin. Zu ermitteln ist die Beladungskapazität und ihre Einflussfaktoren, wie Temperatur,

Art des Fettes und verwendetes ß-Carotin. Neben kristallinem ß-Carotin wird in

Sonnenblumenöl dispergiertes ß-Carotin verwendet. Letzteres wird für die Herstellung der

Nanostructured Lipid Carrier (NLC) eingesetzt. Ziel ist es, das ß-Carotin in molekularer

Lösung zu formulieren, um eine gute Bioverfügbarkeit der Produkte zu gewährleisten. Die

Stabilität des ß-Carotins in den Partikeln ist für eine spätere Anwendung in Lebensmitteln

von großer Bedeutung und steht daher im Mittelpunkt der Untersuchungen.

Zusätzlich werden Versuche durchgeführt, welche die Eignung der hergestellten

SLN/NLC bezüglich Sprüh- und Gefriertrocknung und anschließender Redispergierung

betrachten. Ein abschließender Versuch prüft die Stabilität der Formulierungen in

Getränken, um Aussagen über einen möglichen Einsatz als funktionelles Lebensmittel

machen zu können.

Page 12: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 4

2 Grundlagen

2.1 Solid Lipid Nanoparticles (SLN) und Nanostructu red Lipid

Carriers (NLC)

2.1.1 Entwicklung von SLN und NLC

Ein großes Interesse der pharmazeutischen Forschung ist seit jeher das Formulieren

hydrophober Wirkstoffe. Ziel ist es dabei, einen Träger zu finden, der für die parenterale

und non-parenterale Aufnahme geeignet ist, den Wirkstoff vor Abbaureaktionen schützt

und ihn gezielt freisetzt. Dabei lassen sich, bezogen auf den Wirk- bzw. Wertstoffträger,

zwei Lösungsansätze unterscheiden: polymerbasierte und lipidbasierte Systeme.

Die Herstellung von Polymer-Nanopartikeln mittels Emulsion-Polymerisations- oder

Lösungsmittel-Verdampfungsverfahren erfordert oft die Verwendung organischer

Lösungsmittel und anderer toxischer Verbindungen, die sich schlecht aus dem

Endprodukt entfernen lassen. Ferner kann von dem Wirk- bzw. Wertstoffträger selbst ein

toxisches Potential ausgehen. Um dieses Risiko zu vermeiden, stehen lipidbasierte

Trägersysteme im Fokus des Interesses. Vor allem Öl-in-Wasser (O/W) Emulsionen

wurden diesbezüglich ausgiebig untersucht und finden seit Jahrzehnten in der

parenteralen Ernährung Einsatz. [BUNJES, SIEKMANN 2006, MEHNERT, MÄDER 2001]

Ende der 50er Jahre wurden erste Experimente zur Herstellung fester Fettpartikel

durchgeführt [ROBINSON et al. 1958]. Die möglichen Herstellungsverfahren umfassen

neben dem Mahlen einer wertstoffbeladenen Fettphase das Schmelzemulgieren (auch

Schmelzeemlgieren genannt [SCHUCHMANN, DANNER 2004]), Lösungsmittelverdampfungs-

und Extraktionsverfahren sowie Sprühtrocknung und Erstarrung [BUNJES, SIEKMANN

2006].

Die erste Patentanmeldung fester Fettpartikel führte MORRIS (1982) durch. Dabei

verwendete er Fette mit Schmelzpunkten über 30 °C z ur Erzeugung fester Partikel von

1-2 µm Größe. Diese wurden durch Ultraschallbehandlung der Lipidschmelze und

anschließender Gefriertrocknung hergestellt. Bereits wenige Jahre später kam es zu einer

Patentanmeldung, bei der durch die Kombination von hochtourigem Rührer und

Ultraschall, Fettpartikel im Größenbereich von 50-1000 nm hergestellt werden können

[SPEISER 1985].

Die Stabilität dieser Dispersionen stellte lange Zeit ein Problem dar. Erst zu Beginn

der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde über langzeitstabile kolloidale Lipid-

Suspensionen in der pharmazeutischen Literatur berichtet [SCHWARZ et al. 1994, MÜLLER

et al. 1995]. Unter dem Namen „Solid Lipid Nanospheres - SLN“ kam es 1991 zur ersten

Page 13: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 5

Patentanmeldung [MÜLLER, LUCKS 1991]. Die auch als Solid Lipid Nanoparticles

bezeichneten Wertstoffträger werden durch Schmelzemulgierung mithilfe eines

Hochdruckhomogenisators (oder Ultraschall) hergestellt. Im Vergleich zu Niedrig-Energie-

Verfahren, bei denen ein großer Emulgatoreinsatz nötig war um kleine Partikel zu

erzeugen, konnte durch die Verwendung dieser energiereichen Dispersionstechnik der

nötige Emulgatoreinsatz deutlich verringert werden [MÜLLER, WISSING 2003]. Ein wichtiger

Vorteil im Vergleich zu Emulsionen ist dabei die Möglichkeit einer verzögerten

Wertstofffreigabe durch die geringere Mobilität der Wertstoffe in der Lipidmatrix [MEHNERT,

MÄDER 2001].

Aufgrund der begrenzten Beladungskapazität von SLN kam es um die

Jahrtausendwende zu einer Weiterentwicklung. Durch das Einbringen flüssiger Öle bzw.

das Mischen unterschiedlicher Fette konnte die Beladung der Partikel verbessert werden,

ohne die Vorteile von SLN (siehe Kapitel 2.1.3) zu verlieren [SAUPE et al. 2005]. Die so

hergestellten Partikel werden als Nanostructured Lipid Carriers (NLC) bezeichnet.

2.1.2 Herstellung von Dispersionen

Disperse Systeme bestehen aus zwei oder mehr Phasen, von denen mindestens eine

Phase dispers vorliegt und von einer kontinuierlichen Phase (Dispergiermittel) umgeben

ist [TSCHEUSCHNER 1996]. Ist das Dispergiermittel flüssig, wird in Abhängigkeit des

Aggregatzustands der dispersen Phase zwischen Emulsionen (flüssig) und Suspensionen

(fest) unterschieden. Bei einer O/W-Emulsion ist die disperse Phase Öl, bei einer W/O-

Emulsion hingegen bildet Wasser die disperse Phase. Die Wahl des Emulgierverfahrens

wird durch folgende Einflussgrößen bestimmt [SCHUBERT 2005]:

• Emulsionstyp

• Volumenverhältnis der nichtmischbaren Flüssigkeiten

• Stoffeigenschaften (Dichte, Viskosität, Feststoff- bzw. Gasanteile)

• geforderte mittlere Tropfengröße

• Anforderungen an die Lagerstabilität

Die wichtigste Eigenschaft einer Dispersion ist ihre Stabilität . Dabei wird zwischen

physikalischer, mikrobiologischer und chemischer Stabilität unterschieden. Die

physikalische Stabilität definiert sich über die Beständigkeit gegen Veränderungen des

dispersen Zustandes und gilt als erreicht, wenn die Tropfengrößenverteilung unabhängig

von Zeit und Ort ist. Mikrobiologische und chemische Stabilität (von O/W-Emulsionen)

werden jedoch nicht von der Tropfengröße beeinflusst. [SCHUBERT 2005] Ein Überblick der

Page 14: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 6

Stabilisierungsmechanismen während der Herstellung sowie möglicher Destabilisierung ist

in Abb. 2-1 dargestellt.

Feinemulsion

Agglomeration (Flockung)

Koagulation/Aggregation

Preemulsion

Disperse PhaseKontinuierliche Phase Emulgator

mech. Energie

Deformation Aufbruch (schneller

Emulgator)

Destabili-sierung

Stabili-sierung

Abb. 2-1: Stabilisierung der Emulsion nach dem Tropfenaufbruch und mögliche Destabilisierung während der Lagerung

Die Eigenschaften von Emulsionen werden bis zu einem Volumenanteil der dispersen

Phase von 30 % weitgehend von der äußeren Phase bestimmt. Die Viskosität von O/W-

Emulsionen ist ähnlich der des Wassers und steigt mit höherem Phasenvolumenverhältnis

deutlich an. [LAGALY et al. 1997]

Bewegen sich zwei Partikel aufgrund der Brownschen Molekularbewegung,

Konvektion oder mechanischer Einflüsse (Schütteln) aufeinander zu, entsteht zwischen

ihnen ein dünner Film kontinuierlicher Phase. Erreicht dieser eine kritische Dicke, kann es

zur Desorption von Emulgatormolekülen kommen und die Partikel fließen zusammen

(Koaleszenz ). Dies kann bereits in der Emulgierzone stattfinden wobei die

Koaleszenzrate neben den Eigenschaften des Emulgators, von der eingesetzten

Emulgierapparatur abhängt [SCHUCHMANN, DANNER 2004]. Die Kollisionshäufigkeit der

Tropfen ist daher ein entscheidender Einfluss auf die Kurzzeitstabilität von Dispersionen

[KARBSTEIN, SCHUBERT 1994]. Ist die gesamte disperse Phase von Koaleszenz betroffen

wird vom Brechen der Dispersion gesprochen.

Die Ostwald Reifung ist in kristallinen Systemen wie auch bei Emulsionen zu finden.

Dabei kommt es zu einer Diffusion von kleinen zu großen Partikeln. Auslöser dafür ist eine

Polydispersität der Partikel, welche sich in unterschiedlichen chemischen Potentialen und

Page 15: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 7

damit Löslichkeiten äußert. Wie auch die Koaleszens ist die Ostwald Reifung nicht

umkehrbar und führt zur Erhöhung der mittleren Tropfengröße. [MYERS 2006]

Auslöser für das Brechen einer Dispersion kann eine verschlechterte

Lösungsmittelgüte sein, hervorgerufen durch Änderung der Zusammensetzung

(Salzzusatz, pH-Änderung), des Druckes und/oder der Temperatur. Manche Dispersionen

werden dabei beim Erwärmen instabil (obere kritische Flockungstemperatur), andere beim

Abkühlen (untere kritische Flockungstemperatur), wobei wässrige, sterisch stabilisierte

Dispersionen meist beim Erwärmen flocken (enthalpische Stabilisierung). [LAGALY et al.

1997] Bei optimaler Zusammensetzung der Dispersionen, sind Langzeitstabilitäten von

mehreren Jahren möglich [FREITAS, MÜLLER 1998].

Neben den Strömungsbedingungen können auch die Wechselwirkungspotentiale

zwischen den Partikeln und die Partikelgröße einen Einfluss auf die Bildung von

Aggregaten/Koagulaten haben [HORN, RIEGER 2001]. Im Falle der Flockung ist die

Adsorption der Emulgatormoleküle stark genug. Es kommt hier allerdings zu einem

Gleichgewicht zwischen Anziehung der Partikel und osmotischer Kraft, die versucht,

Wasser in den Zwischenraum zu transportieren. Obwohl die Partikel dabei eng

zusammenstehen, kommt es nicht zur Koaleszenz. Bei der Aufrahmung und

Sedimentation erfolgt, wie bei der Flockung, kein Zusammenschluss zweier Partikel.

Vielmehr sorgen Dichteunterschiede für eine Entmischung der Dispersion und

beeinflussen damit die Langzeitstabilität. Durch hinreichend kleine Partikel kann dieser

Effekt vermieden werden. [MYERS 2006, SCHUBERT 2005]

Ist die bei der Dispergierung eingebrachte Energiedichte zu groß, die Geschwindigkeit

mit der der Emulgator die Grenzfläche stabilisiert zu langsam oder die Emulgatormenge

zu gering, kann es zu einer Überemulgierung kommen - die Emulsion bricht.

Maßnahmen gegen das Überemulgieren sind [SCHUBERT 2005]:

• Wahl eines schnell stabilisierenden Emulgators

• Dispergiermaschine mit homogener Leistungsdichte

• langsames Zudosieren der inneren Phase

• angemessene Emulgatormenge

• Vorlage einer homogenen Rohemulsion

Auch die Kombination unterschiedlicher Emulgatoren kann die Stabilität von Dispersionen

positiv beeinflussen und Aggregation vorbeugen [MEHNERT, MÄDER 2001]. Die Art und

Menge des Emulgator s ist vor allem hinsichtlich der Partikelgröße und Lagerstabilität der

Dispersionen von großer Bedeutung. Eine gute Aufteilung der dispersen Phase soll durch

eine Herabsetzung der Grenzflächenspannung mithilfe von Emulgatoren erreicht werden.

KEMPA et al. (2006) konnten jedoch zeigen, dass der Emulgator für die eigentliche

Page 16: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 8

Tropfenzerkleinerung nicht von Relevanz ist. Hinsichtlich der Vermeidung von

Tropfenkoaleszenz ist die Stabilisierungskinetik des verwendeten Emulgators jedoch

wesentlich. An der Grenzfläche adsorbiert, verhindern Emulgatoren durch sterische

und/oder elektrostatische Barrieren das Koaleszieren der Tropfen. Zusätzlich erleichtert

der Marangoni-Effekt die Emulgierung, da sich der Emulgatorfilm in Richtung höherer

Grenzflächenspannung bewegt und folglich den Zwickelbereich zwischen zwei Tropfen

nach dem Aufbruch schnell stabilisiert. [LAGALY et al. 1997, SCHUBERT 2005].

Emulgatoren sind wirksamer, je schneller sie an die Grenzfläche diffundieren und dort

adsorbieren. Bei der Zerkleinerung spielt zusätzlich ihre Spreitungsgeschwindigkeit eine

Rolle. Unter Spreitung wird die Ausbreitung eines Tropfens über die unterliegende

Flüssigkeit verstanden [BREZESINSKI, MÖGEL 1993]. Unterschiedliche Emulgatoren können

daher verschiedene Homogenisierparameter erfordern [MEHNERT, MÄDER 2001].

Nichtionische Emulgatoren werden in der Regel bevorzugt, da sie meist zu stabileren

Emulsionen führen, über einen weiten pH-Bereich einsatzfähig und mit ionischen

Tensiden mischbar sind. Ein wichtiges Auswahlkriterium ist dabei der HLB-Wert

(hydrophil-lipophile Balance), der Werte zwischen 0 (kein hydrophiler Anteil) und 20 (nur

hydrophile Gruppen) annehmen kann. [LAGALY et al. 1997]

Sterisch stabilisierende Emulgatoren bilden eine Hülle aus (Makro-) Molekülen um die

Partikel. Ihr Stabilisierungsmechanismus beruht auf osmotischem Druck, welcher die

Teilchen auseinander drückt. Dieser entsteht, wenn durch erhöhte Segmentdichte

zwischen den Teilchen das chemische Potential des Lösungsmittels ansteigt. Ist die

stabilisierende Schicht zu dünn, kann es durch Van-der-Waals-Anziehung zu einer

schwachen Koagulation der Dispersion kommen. Ist die Dicke der Polymerhülle

ausreichend, haben die Molmasse der Makromoleküle, die Teilchengröße und die

Teilchenkonzentration keinen Einfluss auf die Stabilität. Im Falle niedermolekularer

Verbindungen, wie Polyoxyethylen, sowie in wässrigen Dispersionen tragen

elektrostatische Wechselwirkungen zusätzlich zur Stabilisierung bei. [LAGALY et al. 1997]

Polyoxyethylene sind die größte und technisch bedeutendste Klasse der

nichtionischen Tenside. Sie zeigen meist ein inverses Temperatur-Löslichkeits-Verhältnis.

Mit steigender Temperatur sinkt die Hydrophilität und damit die Löslichkeit in Wasser, bis

es zum Ausfallen (cloud point) aus der Lösung kommt. Je mehr Oxyethylen-Gruppen

vorhanden sind, desto größer ist der cloud point. [MYERS 2006] Tween 80 beispielsweise

enthält 20 Oxyethylen-Gruppen (siehe Abb. 2-2).

Page 17: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 9

Abb. 2-2: Strukturformel von Polyoxyethylen(20)sorbitanmonooleat (Tween 80)

Aufgrund der niedrigen Grenzflächenspannung ist eine Dispergierung an der Phasen-

inversionstemperatur (PIT) bereits bei niedrigem Energieeintrag möglich. Dabei kann es

infolge der temperaturabhängigen Emulgatorhydrophilie entsprechend zur Bildung von

O/W-Emulsionen (T < PIT) oder W/O-Emulsionen (T > PIT) kommen (siehe Abb. 2-3). Die

mit diesem Verfahren (PIT-Emulgierung) hergestellten Emulsionen müssen sofort auf

Raumtemperatur gekühlt werden, da sie nahe der PIT sehr instabil sind. [HERZFELD 1999]

Abb. 2-3: Temperaturabhängiges Verhalten von Dreikomponentensystemen aus Wasser, Öl und ethoxyliertem O/W Emulgator (a) unterhalb, (b) an der Phaseninversions-temperatur (PIT) und (c) oberhalb der PIT [HERZFELD 1999]

Die PIT ist abhängig von der Emulgatorkonzentration, der Länge der Oxyethylen-Kette

und dem damit verbundenen HLB-Wert (siehe Abb. 2-4), dem verwendeten Lipid sowie

dem Volumenverhältnis [HERZFELD 1999]. Wie in Abb. 2-4 deutlich wird, steigt die PIT mit

steigendem HLB-Wert und liegt für Tween 80 bei über 120 °C. Der Einfluss des Lipides

äußert sich in einer meist steigenden PIT mit zunehmender Ölpolarität [SCHUBERT 2005].

Vorausgesetzt, die Emulgatorhülle kann einen ausreichenden Koaleszenzschutz liefern,

sind in realen Tröpfchenkollektiven aufgrund der Größenverteilung dichte

Tröpfchenpackungen bei bis zu 95-99 % kontinuierlicher Phase möglich [SCHICK 1987].

Page 18: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 10

Abb. 2-4: PIT von Emulsionen aus Wasser und flüssigem Paraffin mit 2 % (Masse) Tween 80 (n), Einfluss der Oxyethylen-Gruppen (n) [SCHICK 1987]

Die Herstellungsverfahren für Dispersionen lassen sich in zwei Gruppen teilen -

nichtmechanischen Verfahren und mechanischen Verfahren. Bei den mechanischen

Verfahren kommt es zur Tropfenzerkleinerung durch den Eintrag mechanischer Energie.

Dabei konkurrieren formerhaltende und deformierende Kräfte. Überschreitet die

Deformation ein kritsches Maß und eine kritsche Zeit wird der Tropfen aufgebrochen.

[SCHUCHMANN, DANNER 2004]

Mithilfe des Energiedichtekonzepts lässt sich die Tropfenzerkleinerung in turbulenter

Strömung beschreiben. Ihre Effizienz kann unabhängig vom Maschinentyp beurteilt sowie

unterschiedliche Emulgierverfahren miteinander vergleichen werden. Es wird dabei der

Zusammenhang zwischen dem Sauterdurchmesser der entstandenen Emulsion und der

Energie hergestellt, die im Emulgierprozess pro Volumeneinheit Emulsion eingebracht

wurde. [SCHUBERT 2005]

75,0...0d

4,0...25,0V

75,0...0d

4,0...25,0VV ηEη)tP()2,3(d −− =∝ [1]

Dabei entspricht EV der Energiedichte, d(3,2) dem Sauterdurchmesser (Vergleich Kapitel

2.1.4), ηd der Viskosität der zu dispergierenden Phase, VP der mittleren Leistungsdichte

(volumenbezogener Energieeintrag pro Zeit) und Vt der mittleren Verweilzeit. Der

Exponent kann Werte zwischen 0,25 (Zerkleinern hochviskoser Öle) und 0,4 (isotrope,

turbulente Strömungsfelder) annehmen. [SCHUBERT 2005] Tab. 2-1 zeigt die Vor- und

Nachteile der mechanischen Emulgierverfahren.

Page 19: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 11

Tab. 2-1: Vor- und Nachteile mechanischer Herstellungsverfahren [BUNJES, Siekmann 2006, Schubert 2005, Mehnert, Mäder 2001, Schuchmann, Danner 2004]

Verfahren Vorteile Nachteile

durch Entwicklung feinster Mahlkörper

konnte Verteilungsbreite verschmälert

werden [BREITUNG-FAES, KWADE 2009]

große, heterogene Partikelgrößen

(ungleichmäßiger, relativ niedriger

Energieeintrag)

Rotor-Stator (z.B.

Kolloidmühle,

Kugelmühle)

selbstfördernd Erwärmung durch mech. Energie

günstige Investitions- und Herstellungs-

kosten, einfache Handhabung

je niedrigviskoser das Stoffsystem desto

niedriger die Energiedichte

gut zu Warten, lange Standzeiten Mahlkörperabrieb schwer abtrennbar

[HORN, RIEGER 2001]

Ultraschall kontinuierliches Emulgierverfahren Erwärmung durch mech. Energie

sehr kleine Tropfen in dünnflüssigen

Systemen (durch Kavitation)

je höher die Viskosität der dispersen

Phase, desto größer die Tropfen

große Effizienz mögliche By-Pass-Effekte durch in-

homogene Leistungsdichteverteilung

Maßstabsübertragung stark begrenzt

durch limitierte Leistung der erhältlichen

Geräte

mögliche Kontaminierung des Produktes

mit Metall durch Kavitation

Homogenisation gute Reproduzierbarkeit Scherstress

Energiedichte unabhängig von

Viskosität des Stoffsystems

Durchsatz ist an Homogenisierdruck

gekoppelt

hohe Energiedichte geringe Verweildauer im Dispergierspalt

kleiner Partikel erzielbar als bei

Kalthomogenisation

Übergang von Wertstoff aus

geschmolzenem Fett in die wässrige

Phase möglich

• Heiß-

homogenisation

hohe Lipidkonzentrationen realisierbar Hitzestress

stabile Dispersionen Komplexität des Kristallisationsschrittes

kaum Hitzestress großer Energieeintrag nötig • Kalt-

homogenisation kein Übergang von Wertstoff in die

wässrige Phase

Wertstoffeintrag in die Fettphase erfordert

Schmelzen des Lipides

kein Kristallisationsschritt nötig (keine

Probleme mit unterkühlten Schmelzen

oder Polymorphismus)

meist große Partikel mit breiter Verteilung

Page 20: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 12

Verfahren Vorteile Nachteile

• Gegenstrahl-

dispergierung

keine beweglichen Teile, einfach

aufgebaut

unter Luftabschluss

keine Kavitation

kleinere Tropfen bei gleicher

Energiedichte

kontinuierliche Herstellung (dadurch

geringere Emulgatormenge nötig)

[DAHMS, HEGMANN 2003]

Membranemulgieren energieeffizienter (da keine Erwärmung

durch Zerkleinerungsschritt), weniger

Energie nötig

zum Aufkonzentrieren der dispersen

Phase für große Dispersphasenanteile ist

Rezirkulation nötig

kleine Tröpfchengröße

enge Tröpfchengrößenverteilung

Neben den mechanischen Verfahren zur Herstellung von Dispersionen, ist auch eine

nichtmechanische Herstellung möglich. Einen Überblick der nichtmechanischen Methoden

für die Herstellung von Dispersionskolloiden gibt Tab. 2-2.

Tab. 2-2: Vor- und Nachteile nichtmechanischer Herstellungsverfahren [BUNJES, Siekmann 2006, Schubert 2005, Mehnert, Mäder 2001, Schuchmann, Danner 2004]

Verfahren Vorteile Nachteile

Fällung aus

Lösungsmitteln

kleine Partikelgrößen schlechte Lagerstabilität, schneller Anstieg der

Partikelgröße

kein Hitzestress geringe Lipidkonzentration

Verwendung organischer Lösungsmittel

Fällung aus O/W

Mikroemulsionen

einfacher Prozess ohne

Spezialapparate

Waschen der Partikel nach der Fällung nötig

(mögliche Reduzierung des Wertstoffes in der

wässrigen Phase und an der Oberfläche der

Partikel und Einfluss auf Langzeitstabilität

durch Auswaschen der Emulgatoren

kein Scherstress Prozess der Partikelbildung durch Fällung

kaum untersucht

Lagerprobleme (Langzeitstabilität)

geringe Lipidkonzentration, hohe

Emulgatorkonzentration

Page 21: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 13

Verfahren Vorteile Nachteile

RESS-Verfahren

(Rapid Expansion

of Supercritical

Solution)

lösungsmittelfrei, materialschonend schnelle Agglomerisation (kontrollierbar durch

Entspannung des CO2 in eine wässrige

Tensidlösung) [HERMELING, WEBER 2009]

PIT

(Phaseninversions-

temperaturmethode

Mikroemulsionen mit erhöhter Tem-

peraturstabilität und erweitertem

Konzentrationsbereich möglich

definierte Temperatur (abhängig von PIT) darf

während Emulgierung nicht unterschritten

werden

Emulsionen mit monomodaler

Verteilung möglich

Im Folgenden wird auf die wichtigsten Herstellungsverfahren für SLN/NLC eingegangen.

Die am häufigsten verwendete Methode ist dabei die Hochdruckhomogenisation . Die

Zerkleinerung in Homogenisierdüsen findet in verschiedenen Strömungsbedingungen

statt. Es kann zu einer Überlagerung von laminaren Dehnströmungen, turbulenten

Strömungen und Kavitation kommen. Radialdiffusoren bilden die am weitesten verbreitete

Bauform der Homogenisierdüse. Sie bestehen im Wesentlichen aus einem Ventilsitz und

einem einstellbaren Ventilstempel (siehe Abb. 2-5 a) und sind in einer Vielzahl von

Bauformen erhältlich. Eine konische Gestalt (siehe Abb. 2-5 b) hat dabei den Vorteil, dass

durch den optimalen Winkel bei gleicher Druckdifferenz kleinere Tropfen erzielt werden

können. Der Einfluss der Düsengeometrie auf die Nutzung der eingebrachten Energie

wurde unter anderem von SAUTER, SCHUCHMANN (2007) untersucht.

h

a) b)

h

a) b)

Abb. 2-5: Homogenisierdüse (a) Flachventil und (b) konische Flachdüse

Laut STANG et al. (2001) findet in Radialdiffusoren die Zerkleinerung hauptsächlich

aufgrund von Trägheitskräften in turbulenter Strömung statt. Da die Technologie der

Hochdruckhomogenisation durch ihren großindustriellen Einsatz (Molkereien) bereits gut

etabliert ist, ist ein upscale vom Labormaßstab auf den großtechnischen Maßstab, je nach

verfügbarem Equipment, einfach umzusetzen [BUNJES, SIEKMANN 2006].

Bei der Herstellung von O/W-Emulsionen mittels Hochdruckhomogenisation verringert

sich die Tröpfchengröße bei konstanter Energiedichte mit sinkender Viskosität des Öles

Page 22: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 14

[SCHUBERT 2005]. Der Einfluss der Viskosität der kontinuierlichen Phase nimmt mit

sinkendem Molekulargewicht des Emulgators ab [STANG et al. 2001].

Während der Hochdruckhomogenisation kommt es durch den Eintrag mechanischer

Energie zur Erhitzung der Proben. Zusätzlich ist eine kurzzeitige Erhöhung der

Temperatur aufgrund des angelegten Druckes möglich. Der Einfluss von Hochdruck auf

die Temperaturerhöhung von Wasser wird bei KNORR (1999) beschrieben. In Anwesenheit

von Ölen und Fetten kann die Temperaturerhöhung sogar weit höher ausfallen als bei

reinem Wasser [KNORR, MATHYS 2008].

Eine weitere Methode SLN/NLC herzustellen bietet die Ultraschall-Dispergierung .

Ultraschall ist neben den konventionellen mechanischen Verfahren eine weitere, relativ

neuartige Möglichkeit zur kontinuierlichen Emulsionsherstellung. Die zentrale Bedeutung

der Tropfenzerkleinerung im Ultraschall kommt der Kavitation zu, die durch örtliche und

zeitliche Druckschwankungen der Ultraschallwellen (> 18 kHz) entsteht. Es muss jedoch

beachtet werden, dass Kavitation nur in unmittelbarer Nähe zur Sonotrode auftritt und der

zerkleinerungsrelevante Bereich deshalb sehr klein ist [BEHREND et al. 2000].

Aufgrund der charakteristischen Abhängigkeit der mittleren Tropfengröße von der

Energiedichte ist davon auszugehen, dass die Kavitation zu hochturbulenten Strömungen

führt. Die Prozessfunktionen sind daher mit denen turbulenter Strömungen vergleichbar.

[SCHUBERT 2005, SCHUCHMANN, DANNER 2004, ]

2.1.3 Wertstoffbeladung von SLN/NLC

Aufgrund der hohen Beweglichkeit der Wertstoffmoleküle im Öl kommt es bei O/W-

Emulsionen zu einer schnellen Freisetzung [BUNJES, SIEKMANN 2006]. Feste Fettpartikel

ermöglichen den Wertstoffen eine deutlich geringere Mobilität und machen daher eine

kontrollierte Abgabe möglich. Das Freisetzungsprofil ist jedoch stark vom verwendeten

Wertstoff, der Partikelform (Vergleich Kapitel 2.1.4) und mitunter auch von der

Homogenisiertemperatur abhängig [MEHNERT, MÄDER 2001].

Mithilfe der SLN-Technologie können, in Abhängigkeit von der Lipophilität des

Wertstoffes sowie der chemischen Struktur der Fettmatrix hohe Wertstoffbeladungen

erreicht werden [MÜLLER, WISSING 2003]. Dabei werden die Wertstoffe in der Regel in der

Fettphase gelöst. Höhere Gehalte führen schnell zur Kristallisation der Wertstoffmoleküle

oder zu einer kolloidalen Instabilität der Dispersion. Neben der Inkorporation von

Wertstoffen in die Fettmatrix kann es durch den verwendeten Emulgator zusätzlich zur

Bildung von Mizellen/Solubilisaten, gemischten Mizellen, Liposomen oder Wertstoff-

Nanopartikeln kommen [MEHNERT, MÄDER 2001].

Auch muss beachtet werden, dass die Löslichkeit eines Wertstoffes im geschmolzenen

Lipid höher ist als in der festen Lipidphase. Dies kann bei zu hoher Beladung dazu führen,

Page 23: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 15

dass bei der Kristallisation des Fettes (Vergleich Kapitel 2.1.5) Wertstoff aus den Partikeln

gedrückt wird, der anschließend kristallin in der Dispersion vorliegt. Dabei zeigen vor

allem reine Triglyceride durch ihre geordnete Kristallstruktur eine schlechtere

Wertstoffinkorporierung als komplexe Lipide [BUNJES, SIEKMANN 2006]. Auch die

Umwandlung der Kristallstruktur während der Lagerung kann zu einer Wertstofffreisetzung

beitragen (Vergleich Kapitel 2.1.5). [MÜLLER, WISSING 2003]

Im Vergleich zu reinen Wertstoff-Suspensionen konnten LI et al. (2009) trotzdem eine

5-fach höhere Bioverfügbarkeit von Quercetin aus SLN nachweisen. Dafür führten sie in

situ-Versuchen mit Ratten durch und zeigten außerdem, dass die Aufnahme

hauptsächlich im Darm und weniger im Magen stattfindet.

Um die Probleme der Beladungskapazität von SLN zu lösen, kam es zur Entwicklung

von Nanostructured Lipid Carriers (NLC). Die Herstellung erfolgt unter dem

zusätzlichen Einsatz von Ölen, da flüssige Fette ein größeres Löslichkeitsvermögen

aufweisen. Zusätzlich kommt es bei der Verwendung chemisch unterschiedlicher

Fettmischungen (unterschiedliche Fettsäurekettenlänge, Mono-, Di-, Triglyceride,

gesättigte und ungesättigte Fette) zu einer unregelmäßigen Kristallstruktur. Die dabei

entstehenden Störstellen bieten Platz für Wertstoffmoleküle [MÜLLER, WISSING 2003]. Ein

Überblick der verschiedenen Modelle zur Wertstoffinkorporierung ist im folgenden Kapitel

(Vergleich Abb. 2-6) zu finden. [BUNJES, SIEKMANN 2006]

Neben der pharmazeutischen Forschung zur Anwendung von SLN/NLC für z.B. die

parenterale Ernährung oder kosmetischen Anwendungen, ist auch ein Einsatz in

Lebensmitteln vorstellbar. Zu den Vorteilen von SLN zählen [MEHNERT, MÄDER 2001]:

• kontrollierte Wirk- bzw. Wertstofffreisetzung

• gezielter Wertstofftransport

• Stabilisierung des Wertstoffes

• gute Verträglichkeit des Trägersystems (keine organischen Lösungsmittel)

• einfache Übertragung auf großtechnische Produktion

Diese Vorteile können neben der Fettstruktur auch durch den gewählten Emulgator

beeinflusst werden. So zeigten RIBEIRO et al. (2006), dass durch die Wahl des Emulgators

die Grenzflächen-Charakteristik von O/W-Emulsionen und infolge dessen die

Oxidationsstabilität des gelösten Carotinoids verbessert werden kann. Hinsichtlich der

Stabilität von Lycopen gegenüber Oxidation konnten RIBEIRO et al. (2003) jedoch keinen

Einfluss des in Emulsionen verwendeten Emulgators feststellen. AZIZ et al. (1971)

ermittelten hingegen einen oxidationshemmenden Einfluss von Tween 80 auf ß-Carotin-

Linoleat-Solubilisate ab Konzentrationen von 0,2 %.

Für die Herstellung von SLN können unterschiedliche Lipide zum Einsatz kommen. Der

Fett-Begriff wird dabei sehr weit gefasst und beinhaltet Mono-, Di- oder Triglyceride,

Page 24: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 16

Fettsäuren, Steroide und Wachse. In Abhängigkeit des verwendeten Fettes kommt es zu

unterschiedlichen Kristallisationsgeschwindigkeiten und verschiedenen Kristallformen. Der

nötige Emulgatoreinsatz wird durch die Hydrophilie der Fette bestimmt. [MEHNERT, MÄDER

2001]

Die Schmelzpunkte der Fette sind von großer Bedeutung für die erzielbare

Partikelgröße durch Dispergierung. Je höher der Schmelzpunkt des Lipids ist desto

größer ist die Viskosität und desto geringer die erzielbare Partikelgröße. Analog führt die

Verwendung höherer Temperaturen zu einer Reduzierung der Viskosität und damit zu

kleineren Partikeln [BUNJES, SIEKMANN 2006]. Übersteigt der Fettgehalt 5-10 %, entstehen

in den meisten Fällen größere Partikel mit einer breiteren Verteilung. [MEHNERT, MÄDER

2001]

Hinsichtlich der Verdaubarkeit fester Fette in Dispersionen machten BONNAIRE et al.

(2008) Untersuchungen mit Tripalmitin. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass feste Fette in

geringerem Maße verdaut werden als flüssige. Eine mögliche Kontrolle der

Verdauungsrate bietet Vorteile bei der Entwicklung funktioneller SLN bzw. NLC.

2.1.4 Partikelgröße und -morphologie

Die Partikelgröße von SLN/NLC sinkt in der Regel mit steigendem Emulgator-Fett-

Verhältnis sowie bei steigendem Homogenisierdruck oder –dauer bis sie sich bei einem

Minimum einpegelt [BUNJES, SIEKMANN 2006]. Im Gegensatz zu SLN weisen NLC eine

etwas größere Partikelgröße auf. Der Unterschied ist jedoch gering [SAUPE et al. 2005].

Kolloidale Teilchen haben in Dispersionen häufig unterschiedliche Durchmesser. Je

nachdem welche Verteilung zugrunde gelegt wird, können bei der

Partikelgrößenbestimmung verschiedene mittlere Teilchendurchmesser ermittelt

werden. Allgemein ist der mittlere Durchmesser durch die Formel

)NM/(1

N

M

d)d(nd

d)d(nd)N,M(d

∂=∫∫

[2]

definiert. Mit M=1, N=0 wird der mittlere Durchmesser der Anzahlverteilung ermittelt.

d(2,1), d(3,2) und d(4,3) entsprechen demnach einer Längen-, Oberflächen- und

Volumenverteilung. [LAGALY et al. 1997]

Zur Bestimmung der Partikelgröße können unterschiedliche Messmethoden zur

Anwendung kommen. Neben der Ultrazentrifugation und Elektronenmikroskopie sind die

gängigsten Messverfahren das Coulter-Messprinzip, die Photonenkorrelations-

spektroskopie (PCS) sowie die Laserdiffraktometrie (LD), welche sich teilweise ergänzen

und teilweise miteinander konkurrieren. Zur Detektion geringer Verschiebungen des

Page 25: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 17

mittleren Durchmessers eignet sich ein PCS-Gerät. Sollen aber auch Nebenpopulationen

von 1-5 µm erfasst werden, so ist die LD besser geeignet. [MÜLLER, SCHUHMANN 1996]

Bei der Laserdiffraktometrie (LD) werden Partikelgrößen mittels statischer

Lichtstreuung bestimmt. Dabei kommen unterschiedliche Näherungstheorien zum Einsatz.

Für Partikel, deren Durchmesser größer als die Lichtwellenlänge ist (> 5λ), kann die

Fraunhofer-Näherung verwendet werden [LAGALY et al. 1997]. Der Rayleigh-Bereich

umfasst Partikel < λ/6, wobei die Streulichtintensität proportional der 6. Potenz des

Teilchendurchmessers ist. Bei Partikeldurchmessern > λ/6 kommt die Mie-Theorie zum

Einsatz. Sie beschreibt die Lichtstreuung an sphärischen Teilchen in Abhängigkeit vom

Streuwinkel. Die Streulichtintensität ist dabei proportional zur 2. Potenz des

Teilchendurchmessers.

Aufgrund der Anordnung der Detektoren, welche die Lichtintensität beugungswinkel-

bzw. teilchengrößenabhängig messen, wird der Intensitätsverteilung eine

Radialsymmetrie aufgezwungen. Es können daher nur kugelförmige Teilchen unverfälscht

analysiert werden. [MÜLLER, SCHUHMANN 1996]

Für die Berechnung der Teilchengröße mithilfe der Mie-Theorie muss zusätzlich zum

Brechungsindex des Dispersionsmediums die komplexe Brechzahl m der Probe bekannt

sein [KEVELAM et al. 1999]. Diese setzt sich aus einem Realteil - dem Brechungsindex n -

und einem Imaginärteil k, welcher die Absorption durch die Probe wiedergibt, zusammen

[GAUGLITZ 2003].

iknm += [3]

Um den Brechungsindex einer dispergierten Probe bestimmen zu können, wird das

spezifische Brechungsinkrement ν wie folgt berechnet [KECK 2006].

−==

→= c

nnlim

dcdn

ν 1

0c0c

[4]

Dabei sind n und n1 die Brechungsindizes der Dispersion bzw. des Dispersionsmediums

und c die Konzentration der Partikel in g/ml. Zur Extra- bzw. Interpolation der spezifischen

Brechungsinkremente für bestimmte Wellenlängen wird folgendes Verhältnis verwendet

[WU et al. 1994].

1ν ∝ [5]

Wird ν mit 100 multipliziert und der Brechungsindex des Dispersionsmediums addiert,

ergibt sich der Brechungsindex der dispersen Phase. Für die Bestimmung des

Page 26: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 18

Imaginärteils k wird die Formel zur Berechnung des Absorptionskoeffizienten α nach k

umgestellt.

π4αλ

k = [6]

Die experimentelle Ermittlung von α erfolgt dabei über das Lambert-Beersche Gesetz, in

welchem I0 für die Ausgangsintensität des Lichtes und I für die Lichtintensität nach

Durchdringen der Schichtdicke L steht.

cLεII

logE0

=

−= [7]

Das Verhältnis I/I0 wird als Transmissionsgrad bezeichnet. ε steht für den molaren

dekadischen Extinktionskoeffizienten. Da die Lichtintensität I auch mit folgendem

Verhältnis beschrieben werden kann,

Lα0eII −= [8]

ergibt sich für die Extinktion folgende Gleichung.

Lα)elog(II

logE0

=

−= [9]

Daraus folgt, dass bei einer Schichtdicke von 1 cm der Absorptionskoeffizient der um den

Faktor log(e) reduzierten Extinktion entspricht. Die genaue Bestimmung der optischen

Parameter ist von enormer Bedeutung für das Messergebnis. Neben der Partikelgröße

wird auch die Breite und Art (mono-/di-/trimodal) der Verteilung dadurch beeinflusst [KECK

2006].

Eine einfache photospektrometrische Methode der Teilchengrößenbestimmung unter

Verwendung der Mie-Theorie ist bei LANGE (1968) zu finden. Hierbei wird der mittlere

Teilchenradius durch Messung der spezifischen Trübung, des Brechungsinkrements und

der Dichte der Dispersion berechnet. Durch eine Variation der Messstrahlgeometrie

lassen sich mit dieser Methode sogar Partikelgrößenverteilungen bestimmen [STEINKE et

al. 2009].

Die Messmethode der Photonenkorrelationsspektroskopie (PCS) wird auch als

dynamische Lichtstreuung, quasielastische Lichtstreuung (QELS) oder Laser-Doppler-

Spektroskopie bezeichnet und ermittelt die Partikelgröße durch Messung der

ungeordneten Bewegung kolloidaler Teilchen. Diese bewegen sich umso langsamer, je

größer sie sind. Es wird der hydrodynamische Durchmesser nach der Stokes-

Einsteinschen Gleichung bestimmt. [LAGALY et al. 1997]

Page 27: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 19

Dπη3Tk

dd

Bh = [10]

Dabei ist D der Diffusionskoeffizient, ηd die Viskosität des Dispersionsmittels, T die

Temperatur und kB die Boltzmannkonstante. Der Durchmesser ist nicht äquivalent zum

Anzahl- oder Volumendurchmesser und entspricht am ehesten d(6,5). [LAGALY et al. 1997]

Die Teilchen dürfen sich während der Messung nur unter der Brownschen

Molekularbewegung, folglich unabhängig voneinander, bewegen. Konvektionsströmungen

durch unzureichende Temperaturkonstanz oder Sedimentation müssen ausgeschlossen

werden. Um Mehrfachstreuung zu vermeiden, müssen die Dispersionen stark verdünnt

gemessen werden, was zu einer Verfälschung des Messergebnisses führen kann.

[LAGALY et al. 1997, MÜLLER, SCHUHMANN 1996]

Neben dem mittleren Teilchendurchmesser lässt sich mithilfe der PCS auch der

Polydispersitätsindex (PdI) bestimmen. Dieser ist ein Maß für die Breite der Verteilung. Je

niedriger die Werte des PdI, desto enger ist die Partikelgrößenverteilung. Dispersionen

mit einem PI von 0,03-0,06 werden dabei als monodispers bezeichnet. Mit Werten von

0,1-0,2 gilt die Partikelgröße als eng verteilt, bei Werten von 0,25-0,5 als breit verteilt. Bei

Werten oberhalb von 0,5 gilt das Messergebnis als nicht auswertbar. [MÜLLER,

SCHUHMANN 1996]

Da sowohl LD als auch PCS nur indirekt die Partikelgröße bestimmen, sind

Abweichungen der Ergebnisse der beiden Messmethoden möglich. Ursachen dafür sind

unter anderem eine bimodale Verteilung, eine raue Oberfläche der Partikel oder eine von

der Kugelgestalt abweichende Partikelform [MEHNERT, MÄDER 2001]. Die verschiedenen

Partikelformen und Modellvorstellungen von SLN und NLC sind in Abb. 2-6 dargestellt.

Emulsion SLN NLC

a b c

Emulsion SLN NLC

a b c

Abb. 2-6: Modellvorstellungen der Partikelform von SLN und NLC

Im Gegensatz zu kugelförmigen Emulsionstropfen kann es bei der Kristallisation von

Triglyceriden zur Ausbildung von Plättchen kommen, die in Schichten übereinander liegen

Page 28: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 20

[WESTESEN et al. 2001]. Dies ist auf die Homogenität des verwendeten Lipids

zurückzuführen, welches mehr oder weniger perfekte plättchenförmige Kristalle der ß-

Modifikation (Vergleich Kapitel 2.1.5) bildet.

MÜLLER et al. (2000) beschreiben drei mögliche Modelle für die Struktur von SLN

(siehe Abb. 2-6 a-c). Werden SLN durch Kalthomogenisation ohne Emulgator hergestellt,

kann die Fettmatrix als feste Schmelze vorliegen, in welcher der Wertstoff molekular

dispergiert ist (a). Durch Heißhomogenisation und Emulgatoreinsatz kann es während des

Herstellungsprozesses zu einem Austritt des Wertstoffes aus den Partikeln kommen.

Kühlen diese ab, wird der Wertstoff wieder in die Partikel aufgenommen und es bildet sich

eine wertstoffreiche Schale - core-shell-Modell (b). Die dritte Möglichkeit (c) stellt ein

wertstoffreicher Kern dar. Die Anreicherung von Wertstoff im Partikelkern ist möglich,

wenn die Partikel von außen nach innen kristallisieren und damit die Wertstofflöslichkeit in

der Schale sinkt. Trotz der Annahme, dass der Wertstoff im core-shell-Modell in der

äußeren Schicht inkorporiert wurde, stellten LI et al. (2009) eine verzögerte Freisetzung

von Quercetin aus SLN im Vergleich zu einer reinen Quercetin-Suspension fest.

Gefrierbruch-TEM-Aufnahmen von Trimyristin (C14) zeigen, dass bei Partikelgrößen

(PCS) von 120 nm nur 1-5 Lipidschichten übereinander liegen. Es wird daher von

MEHNERT, MÄDER (2001) gefolgert, dass ein großer Teil des Wertstoffes auf der

Oberfläche der Partikel vorliegt. Dies widerspricht dem Ziel der SLN-Technologie den

Wertstoff vor Abbau zu schützen und eine kontrollierte Freisetzung zu gewährleisten.

Auch ILLING et al. (2004) zeigen für Tripalmitin die Bildung von Plättchenstapeln ab einer

Konzentration von 4 % Lipid. Die Abstände der Plättchen werden dabei durch die

Konzentration an Stabilisatoren beeinflusst. Einen Einfluss auf die Langzeitstabilität

konnten sie nicht feststellen.

Chemisch heterogene Mischungen von Lipiden (NLC) und Emulgatoren sollen

hingegen zur Bildung kugelförmiger Partikel führen (siehe Abb. 2-6 NLC unten) [MEHNERT,

MÄDER 2001]. JORES et al. (2004) schlossen für NLC jedoch auf eine Struktur, bei welcher

das flüssige Fett nicht in die feste Lipidmatrix inkorporiert ist, sondern an der Oberfläche

in Form einer Flüssigkeitsschicht bzw. tropfenförmig vorliegt (siehe Abb. 2-6 NLC oben).

Sie bezeichnen diese Struktur als „Nanospoon“.

Nichtspärische Partikel bieten den Vorteil einer vergrößerten Oberfläche. Dadurch ist

die Anlagerung an die Magen- bzw. Darmwand verbessert [SCHNEEEWEIß, REHAGE 2005].

Ein Nachteil ist jedoch der erhöhte Emulgatorbedarf, um plättchenförmige Partikel zu

stabilisieren [MEHNERT, MÄDER 2001].

Page 29: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 21

2.1.5 Kristallstruktur des Fettes

Die Struktur der Fettmatrix in SLN und NLC hat einen großen Einfluss auf die

Eigenschaften der Formulierungen. Je nach verwendetem Fett kann es bereits bei

Körpertemperatur zum Schmelzen der Partikel kommen. Obwohl diese Formulierungen

nach der Aufnahme die Vorteile der festen Struktur verlieren, bieten sie Möglichkeiten wie

z.B. eine erhöhte Lagerstabilität [BUNJES, SIEKMANN 2006].

Das Schmelzverhalten kolloidaler Lipide wird stark von deren Partikelgröße

beeinflusst und kann mithilfe der Gibbs-Thomson-Gleichung beschrieben werden.

S

S

0,S

S

0,S

S0,S

H∆rVγ2

TT

lnT

TT−=≈

−− [11]

Dabei ist TS die Schmelztemperatur eines Partikels mit Radius r, TS,0 die

Schmelztemperatur des Bulk-Materials, γ die Grenzflächenspannung, V das spezifische

Volumen des Feststoffes und HS die Schmelzenthalpie. Je kleiner die Partikel, desto

kleiner ist der Schmelzpunkt. Dieser kann in kolloidalen Triglyceridpartikeln 20-30 °C unter

dem Schmelzpunkt des Bulk-Materials liegen. [BUNJES, WESTESEN 2001] Eine

Zusammenfassung der Schmelzpunkte unterschiedlicher Kristallformen in Abhängigkeit

der Fettsäure-Kettenlänge ist in Tab. 2-3 zu sehen.

Tab. 2-3: Schmelzpunkte der Kristallformen von Triglyceriden [GARTI, SATO 1988]

Länge der

Fettsäurekette

α β´ β

C14 31,0-32,8 °C 41,0-51,0 °C 56,0-58,5 °C

C16 44,7-46,0 °C 53,6-56,6 °C 66,0-66,4 °C

C18 54,7-55,0 °C 61,6-63,2 °C 73,0-73,5 °C

Für die Kristallisation der Partikel ist das Vorhandensein von Kristallisationskeimen nötig.

Bei spontaner Keimbildung wird von homogener Nukleation gesprochen. Kommt es

aufgrund von Verunreinigungen zur Keimbildung, liegt eine heterogene Nukleation vor.

Die homogene Nukleation findet bei niedrigeren Temperaturen als die heterogene

Nukleation statt. Auch bilden sich in kleinen Tropfen weniger Kristallisationskeime, was die

Kristallisation zusätzlich verzögert und zum Auftreten unterkühlte r Schmelzen führt. Je

kleiner die Partikel, desto niedriger die Kristallisationstemperatur. Die Differenz zwischen

Schmelzpunkt und Kristallisation kann bis zu 30-40 Kelvin betragen [MEHNERT, MÄDER

2001, BUNJES, WESTESEN 2001]

Page 30: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 22

Partikel, die als unterkühlte Schmelze vorliegen, zeigen die Vorteile von Emulsionen

(höhere Beladungskapazität, einfacher zu stabilisieren), jedoch können sie die möglichen

Vorteile von festen Fettpartikeln nicht bieten [BUNJES, SIEKMANN 2006].

In Abhängigkeit der Abkühlungsgeschwindigkeit bilden sich unterschiedliche

Kristallformen (Polymorphismus) . Bei schneller Abkühlung von Trimyristin (80 K/min)

kommt es zur Bildung der α-Form, während bei einer langsameren Abkühlung (0,4 K/min)

direkt die β´-Form entsteht. Eine zeitliche Umwandlung der α-Form in die stabile β-Form

tritt sowohl bei der Suspension als auch beim Bulk-Material auf, ist jedoch bei der

kolloidalen Formulierung deutlich schneller. Die Stabilität der α-Form steigt dabei mit

zunehmender Fettsäure-Kettenlänge und steigender Partikelgröße. [HERNQUIST 1984,

BUNJES, WESTESEN 2001, BUNJES, SIEKMANN 2006]

Um kolloidal vorliegende Triglyceride über längere Zeit in der α-Modifikation zu halten,

müssen Stabilisatoren zum Einsatz kommen. Dies ist unter Zugabe des Gallensalzes

Natriumglycocholat ebenso wie durch Zugabe von hydrogeniertem, gesättigtem

Sojabohnen-Lecithin möglich. [WESTESEN et al. 2001, BUNJES et al. 2007]

Durch die Verwendung von höher-schmelzenden Emulgatoren (Lecithin, Tween 60)

konnten HELGASON et al. (2009) zeigen, dass es zu einer heterogenen Kristallisation des

Fettes kommt. Diese wird durch die Kristallisation des Emulgators ausgelöst und führt zu

einer weniger geordneten Kristallstruktur im Partikelinneren. Dadurch ist es ihnen möglich

ß-Carotin im Inneren der Partikel vor Oxidation zu schützen. Weitere Untersuchungen zur

Abhängigkeit der Kristallisation vom verwendeten Emulgator führten POVEY et al. (2007)

durch.

Für komplexe Triglyceride, wie Witepsol H42, wurden sogar stabilere polymorphe

Formen als im Bulkmaterial gefunden. Diese bildeten sich schon nach kurzer Lagerzeit

(Tage bis Wochen), wohingegen das Bulkmaterial auch nach Jahren die metastabile β´-

Form aufwies [WESTESEN et al. 2001]. Es wird in den Untersuchungen deutlich, dass

dispergierte Fette hochdynamische Systeme darstellen, in denen es nicht nur während

der Kristallisation sondern auch durch polymorphe Umwandlungen und

Alterungserscheinungen zu Veränderungen kommt [BUNJES, WESTESEN 2001].

Nach SAUPE et al. (2005) kommt es bei zusätzlicher Verwendung flüssiger Lipide zu

einer Verringerung der Kristallisations- und Schmelztemperatur im Vergleich zu SLN

sowie zu einer schnelleren Umwandlung der festen Fettanteile in die ß-Modifikation nach

der Kristallisation.

In Abhängigkeit der Fettkristallstruktur bilden sich unterschiedliche Partikelformen .

So haben Triglycerid-Partikel in α-Modifikation oft eine kugelförmige Struktur, während

Partikel in β-Modifikation eine plättchenförmige Struktur aufweisen (Vergleiche Abb. 2-6 in

Kapitel 2.1.5) [BUNJES et al. 2007]. Polymorphe Umwandlungen können daher einen

Page 31: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 23

großen Einfluss auf die physikalische Stabilität der Suspension, wie auch auf ihre

Beladungskapazität haben [BUNJES, WESTESEN 2001]. In unterkühlten Schmelzen kann

am meisten Wirk- bzw. Wertstoff gelöst werden, gefolgt von der α- und ß´-Modifikation.

Die Inkorporierungsrate der ß-Modifikation ist am schlechtesten. [MEHNERT, MÄDER 2001]

Für Vitamin A-beladene SLN zeigten JENNING et al. (2000), dass durch die Umwandlung

von ß’ zu ß eine verstärkte Wertstofffreisetzung stattfindet. Dies geschieht analog zu einer

Reduzierung amorpher Regionen. Der Wertstoff wird daher aus den SLN-Partikeln

gedrückt. Diesen Effekt beobachteten sie vor allem für Formulierungen, welche nur mit

einem Emulgator stabilisiert wurden. Mithilfe von Emulgatormischungen verlangsamte

sich die Umwandlung, was zu einer retardierten Freisetzung führte.

In vivo-Studien zur Aufnahme von SLN/NLC sind bisher sehr begrenzt. Es ist jedoch

davon auszugehen, dass es im Magen durch den Einfluss des pH-Wertes zu einer

Aggregation der Partikel kommt. Die Studien konnten eine gesteigerte Bioverfügbarkeit

sowie eine retardierte Freisetzung zeigen. [MEHNERT, MÄDER 2001]

2.1.6 SLN/NLC als disperse Systeme

Dispersionen zählen zu den kolloidale n Systeme n, wenn mindestens eine Dimension

< 1 µm ist. Sie finden in der Industrie vielfältig Anwendung und müssen bis zu ihrem

Einsatz stabil, lagerfähig und möglichst unempfindlich gegen Temperatureinflüsse sein.

Gegenwärtig sind drei Stabilisierungsmechanismen bekannt (elektrostatisch, sterisch,

Verarmungsstabilisierung). Weisen Emulsionen Tröpfchengrößen < 100 nm auf, wird von

Nano- oder Miniemulsionen gesprochen, im Gegensatz zu Mikroemulsionen, welche sich

durch thermodynamische Stabilität, spontane Bildung und optische Transparenz

definieren. [LAGALY et al. 1997]

Die Charakterisierung von Lipid-Dispersionen sowie die Bestimmung ihrer Stabilität

mit analytischen Messmethoden wird erschwert, da komplexe Prozesse eine Rolle

spielen. Dazu zählen neben der kolloidalen Größe auch dynamische Phänomene wie die

molekulare Struktur, unterkühlte Schmelzen (Vergleich Kapitel 2.1.5) und Hysterese-

phänomene. [MEHNERT, MÄDER 2001]

Die Neigung von SLN/NLC zur Bildung halbfester Systeme (Gelierung ) während der

Abkühlung wurde bereits mehrfach beobachtet [FREITAS, MÜLLER 1998, Mehnert, Mäder

2001]. Diese spontane Gelierung tritt nicht bei unterkühlten Schmelzen (Vergleich Kapitel

2.1.5) auf, was auf einen Zusammenhang mit der Kristallisation des Fettes hindeutet

[BUNJES, WESTESEN 2001]. Als mögliche Ursache für das Gelieren einer kolloidalen

Fettsuspension werden viele Faktoren genannt, darunter:

• Scherstress

• intensiver Kontakt zu anderen Oberflächen

Page 32: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 24

• Einfluss von Ionen

• zu schnelle Kristallisation der Fettpartikel

• unzureichende Stabilisierung durch Emulgatoren

• Licht und Temperatur

Ein zu hoher Lipidgehalt kann ebenfalls zu einer Gelierung beitragen. Übersteigt die

Lipidphase einen Anteil von 10 %, kann es durch den Anstieg der Viskosität zur Gelierung

kommen [WESTESEN et al. 2001, BUNJES, SIEKMANN 2006]. Durch die Zugabe von

Tensiden wie Natriumglycocholat, Tyloxapol oder Poloxamer kann eine Gelierung

während der Kristallisation vermieden werden [BUNJES, SIEKMANN 2006].

Aus den genannten Einflussfaktoren kann gefolgert werden, dass vor allem ein

Anstieg der kinetischen Energie mit daraus folgender verstärkter Kollision der Partikel zu

einer Gelbildung führt. Zusätzlich kann es temperaturbedingt zu Veränderungen der

Emulgatormoleküle kommen, welche die Partikel daraufhin nicht ausreichend gegen

Aggregation schützen können.

Über den Einfluss der Lagertemperatur gibt es Untersuchungen von FREITAS UND

MÜLLER (1998b). Sie ermittelten für Compritol SLN für Lagertemperaturen von 8 °C die

beste Stabilität. SAUPE et al. (2005) konnten keinen Einfluss der Lagertemperatur auf die

Langzeitstabilität von SLN und NLC feststellen.

Der Einfluss des Verpackungsmaterial s wurde ebenfalls von FREITAS UND MÜLLER

(1998b) untersucht. Es wurde beobachtet, dass entstehende Flocken in den

Formulierungen immer an den Wänden der Glasgefäße festkleben. Das Silikonisieren der

Probenbehälter (Vials) konnte das Anhaften von SLN an die Glaswand und damit die

Aggregation der Partikel minimieren - die Stabilität der Formulierungen wurde verbessert.

2.1.7 Sprüh-/Gefriertrocknung

Um die Lagerprobleme von flüssigen Systemen zu umgehen und trockene

Formulierungen zu erhalten, wurden Versuche durchgeführt, SLN/NLC sprüh- und

gefrierzutrocknen. Es konnte dadurch eine Steigerung der chemischen und physikalischen

Stabilität von SLN sowie die Verhinderung von Ostwald Reifung und Hydrolysereaktionen

bewirkt werden [MEHNERT, MÄDER 2001]. Die Verwendung von Hilfsstoffen (meist

Kohlenhydrate) ist dabei notwendig, um eine gute Redispergierbarkeit zu gewährleisten

und Partikelwachstum während der Lagerung zu minimieren. Trotzdem ist für die

Redispergierung oft ein zusätzlicher Energieeintrag in Form von Ultraschall notwendig.

[BUNJES, SIEKMANN 2006]

FREITAS, MÜLLER (1997) ermittelten den minimalen Schmelzpunkt der Fette für welche

eine Sprühtrocknung möglich ist mit 65 °C. Da das verdunstete Wasser e inen Schutz

der Fettpartikel vor Hitze bietet, erreicht das Produkt in der Regel eine Temperatur, die 15-

Page 33: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 25

20 Kelvin unter der Produktauslasstemperatur liegt. Im trockenen Zustand nehmen sie

maximal die Temperatur der Abluft an. Ein Anhaften der Partikel an die Glasoberfläche

während der Sprühtrocknung kann durch hohe Luftgeschwindigkeiten reduziert werden

(Aspirator), jedoch steigt damit die Gefahr des Produktverlustes (vor allem kleiner

Partikel) über die Abluft. Das Produktdesign wird maßgeblich durch das verwendete

Material bestimmt, kann aber durch eine gezielte Wahl des Verfahrens sowie der

Betriebsbedingungen beeinflusst werden [RÄHSE, DICOI 2009].

Durch die Temperaturerhöhung und die Scherkräfte beim Sprühtrocknen kommt es zu

einer verstärkten Kollision der Fettpartikel, was zu Aggregation führen kann. Um dies zu

verhindert, ist eine Verdünnung der Ausgangsformulierung sinnvoll. Eine Reduzierung der

Fettkonzentration auf 1 % bei Versuchen von FREITAS UND MÜLLER (1997) führte zur

Reduzierung der Anzahl größerer Partikel. Verdünnungen unter 1 % Lipid erzielten keine

zusätzliche Verbesserung der Ergebnisse. Weiterhin führten sie Versuche zum Einfluss

von Kohlenhydraten auf die Stabilisierung der Partikel durch. Je höher die Konzentration

der eingesetzten Hilfsstoffe, desto größer war die schützende Schicht um die Partikel.

Dies führt zu geringerer Aggregation und größerem Schutz vor Hitze. Die besten

Ergebnisse wurden mit Konzentrationen von 25 % Trehalose erzielt. Außerdem erleichtert

der Einsatz von Hilfsstoffen die Benetzung der pulverförmigen Formulierungen und damit

ihre Redispergierbarkeit.

Der Effekt des Schutzes vor Aggregation durch Kohlenhydrate wird ebenso für die

Gefriertrocknung genutzt. Trehalose und Saccharose sind besonders geeignet, aber

auch Glucose und Maltose sind einsetzbar. Die besten Ergebnisse werden erzielt, wenn

der Cryoprotektor bereits bei der Herstellung zugesetzt wird. Ein Cryoprotektor/Lipid-

Verhältnis von 2,6-3,9 wird empfohlen. [MEHNERT, MÄDER 2001]

Die Gefriertrocknung ist nicht für alle Formulierungen anwendbar. So wurden

getrocknete Triglyceridpartikel untersucht, welche eine schlechte Redispergierbarkeit

aufwiesen und eine deutliche Zunahme der Partikelgröße nach einer Lagerzeit von 12

Monaten zeigten, was auf Sinterprozesse zurückgeführt wurde [BUNJES, SIEKMANN 2006].

Durch Eiskristalle beim Einfrieren können die Partikel außerdem aneinandergedrückt

werden, wodurch es zur Koaleszenz kommen kann [MYERS 2006]. Andere

Forschergruppen ermittelten ein langsames Einfrieren der Proben als vorteilhafter

[MEHNERT, MÄDER 2001].

Page 34: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 26

2.2 ß-Carotin

2.2.1 Vorkommen und Struktur

Carotinoide sind natürliche Pigmente und mit über 600 Formen in der Natur weit

verbreitet. Sie kommen sowohl in Pflanzen, Mikroorganismen als auch im Tierreich vor

und besitzen eine gelbe bis rote Farbe. Durch die unterschiedliche chemische Struktur

bieten sie eine Vielzahl an Funktionen. In Pflanzen z.B. ist ihre Wirkung als

Lichtsammelkomplex bei der Photosynthese essentiell. Für die menschliche Gesundheit

spielt die Wirkung als Photoprotektor und Antioxidant eine große Rolle. Sie beugen z.B.

Krebs und Herzerkrankungen vor und können zu Vitamin A abgebaut werden. Im Tierreich

zeigen Carotinoide durch eine teilweise geschlechtsspezifische Färbung außerdem eine

Schutzfunktion.

Die vielfältigen Funktionen der Carotinoide werden durch ihre physikalischen und

chemischen Eigenschaften bestimmt. Diese sind durch die molekulare Struktur definiert

(siehe Abb. 2-7).

9 1

13

17'16'

3'18'

16 17

18

9' 13' 1

3

1'

5

Abb. 2-7: Struktur von all-trans-ß-Carotin

Die Geometrie der Moleküle (Größe, Form, Vorhandensein von funktionellen Gruppen)

beeinflusst dabei den Einbau in zelluläre und subzelluläre Strukturen. Die konjugierten

Doppelbindungen der Kohlenstoffkette, welche das Chromophor bilden, haben Einfluss

auf die photochemischen Eigenschaften sowie die chemische Reaktivität und bestimmen

damit maßgeblich die Eigenschaften der Carotinoide.

Die Trivialnamen der Carotinoide wurden meist nach der Quelle benannt, aus welcher

das jeweilige Carotinoid erstmals isoliert wurde. Sie werden ergänzt durch die Art der

Endgruppen. ß-Carotin heißt, exakt bezeichnet, ß,ß-Carotin.

Aufgebaut sind Carotinoide aus acht Isopreneinheiten, die ein Skelett aus 40

Kohlenstoffatomen bilden. Dieses kann durch Ringbildung an einem oder beiden Enden,

durch Hydrierung bzw. Dehydrierung oder durch das Anlagern sauerstoffhaltiger

funktioneller Gruppen modifiziert werden. Aufgrund von Isomerisierung der Kohlenstoff-

Doppelbindungen sind zusätzlich unterschiedliche Konfigurationen möglich. Das

Vorhandensein von cis-Doppelbindungen schafft eine größere sterische Behinderung

Page 35: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 27

zwischen den nahegelegenen Wasserstoffatomen und/oder Methylgruppen. cis-Isomere

gelten daher als thermodynamisch instabiler als die trans-Formen und neigen weniger

schnell zur Kristallisation. Sie können meist leichter gelöst, absorbiert und transportiert

werden, als ihre all-trans Gegenstücke und sind in Folge dessen besser bioverfügbar.

Zur Isomerisierung von Carotinoiden kann es durch thermische und photochemische

Prozesse kommen. Einfluss kann dabei außerdem das Vorhandensein von Katalysatoren,

Säuren, aktiven Oberflächen oder Enzymen haben. Der Anteil der durch thermische

Einwirkung gebildeten Isomere wird unter anderem durch die Höhe der Temperatur und

die Dauer der Temperatureinwirkung beeinflusst. Dieser Effekt kann – deutlich

verlangsamt – auch bei Raumtemperatur beobachtet werden [BUNNELL et al. 1958].

[BRITTON et al. 2008, BRITTON 1995]

Experimente mit Tomaten durch NGUYEN et al. (2001) zeigten, dass vor allem all-

trans-ß-Carotin und all-trans-Lutein zur Isomerisierung während des Kochvorgangs

neigen. Als mögliche Ursachen nennen sie die weniger geordnete Struktur dieser

Carotinoide aufgrund der ß-Ionon-Ringe, die kürzeren Chromophore sowie vor allem die

unterschiedliche Lokalisierung in den Zellen. Außerdem wurde ermittelt, dass das

Vorhandensein von Öl keinen Einfluss auf die thermische Stabilität von Carotinoiden hat.

MIEBACH et al. (2004) hingegen stellten eine vermehrte Isomerisierung von ß-Carotin aus

Möhren durch den Einfluss von Sonnenblumenöl fest.

2.2.2 Eigenschaften

Die Lichtabsorption von Carotinoiden beruht auf dem System konjugierter

Doppelbindungen. Es kann durch vergleichsweise geringe Energieeinwirkung zu einer

Anregung der π-Elektronen kommen. Meist ist Licht im sichtbaren Bereich mit einer

Wellenlänge von 400-500 nm dafür ausreichend und führt dazu, dass Carotinoide gelb,

orange oder rot erscheinen.

Die Energie, welche notwendig ist, um die Atome einer Probe anzuregen wird mithilfe

der Absorptionsbande grafisch dargestellt. Die Aufnahme von UV/Vis-Spektren gibt

Aufschluss über das Chromophor und dazugehörige konjugierte Carbonylgruppen, jedoch

nicht über andere funktionelle Gruppen. Daher zeigen z.B. ß,ß-Carotin und seine

Hydroxyderivate, wie Zeaxanthin aufgrund des gleichen Chromophors identische

Spektren. Da gelöste Carotinoide dem Lambert-Beerschen Gesetz unterliegen, ist eine

quantitative Analyse mittels Photospektrometer möglich.

Page 36: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 28

Die Spektren der cis-Isomere zeigen nur geringe, aber einheitliche Abweichungen von

denen der all-trans Form. Dazu zählen:

• hypsochrome Verschiebung des Absorptionsmaximums (gewöhnlich nur 2-6 nm

für mono-cis)

• Hypochromie (geringere Farbintensität)

• Auftreten einer neuen Absorptionsbande (cis-Peak) ungefähr 142 nm unterhalb

der Absorptionsbande der größten Wellenlänge (Messung in Hexan)

Die genaue Energiemenge und damit die Lage der Banden ist stark von der Polarität des

Lösungsmittels abhängig. Die Verschiebung des Absorptionsspektrums wird dabei mehr

von der Polarisierbarkeit des Lösungsmittels beeinflusst als von seiner Polarität. Je größer

der Brechungsindex des Lösungsmittels, desto niedriger ist die Energie der

Absorptionsfrequenz. Das Spektrum wird in Richtung größerer Wellenlänge verschoben

(bathochrome Verschiebung).

In Hexan befinden sich die drei Extinktionsmaxima von all-trans-ß-Carotin bei

Wellenlängen von 425, 450 und 477 nm. Das cis-Isomer (13-cis und 15-cis) zeigt einen

cis-Peak bei 340 nm. Dieser ist beim 15-cis-Isomer aufgrund der zentralen Lage der cis-

Doppelbindung deutlicher ausgeprägt. Bei peripherer Lage ist der Peak schwächer.

[BRITTON 1995, BRITTON et al. 1995b, BRITTON et al. 2004]

Aufgrund ihrer starken Hydrophobizität neigen Carotinoide in wässrigen Lösungen zu

Aggregation und Kristallisation . Dadurch kann es zu einer Änderung der physikalischen

Eigenschaften, wie Lichtabsorption und chemischer Reaktivität kommen. Auch die

Löslichkeit und damit die Möglichkeit der Absorption bzw. Bioverfügbarkeit sowie die

Fähigkeit in subzellulare Strukturen einzudringen, können verändert sein. In Membranen

z.B. wird die Aggregation von Carotinoidmolekülen signifikant durch die physikalische

Form der Lipidphase beeinflusst. Eine einfache Methode für die Untersuchung der

supramolekularen Struktur von Carotinoidaggregationen ist die UV/Vis-Spektroskopie.

[BRITTON 1995, BRITTON et al. 2008]

Der Einfluss der Kristallstruktur auf die Lage der Extinktionsmaxima wurde von

verschiedenen Forschergruppen untersucht. GAIER et al. (1991) beschreiben eine

Rotverschiebung des zweiten Peaks von 534 nm auf 607 nm im Vergleich zur

molekularen Lösung in n-Hexan. Diese Verschiebung wird hauptsächlich durch die

Planarität des Kristalls im Vergleich zur Lösung hervorgerufen [SONODA et al. 2007].

Die Absorptionsspektren verschiedener ß-Carotin-Formulierungen sind in Abb. 2-8

dargestellt. Die Spektren der amorphen Nanopräzipitate (Hydrosol (Vergleich Kapitel

2.2.5)) sind im Vergleich mit dem Absorptionsspektrum einer molekularen Lösung in

n-Hexan blauverschoben, die der kristallinen Dispersionskolloide rotverschoben. Auch der

Einfluss der Teilchengröße auf die Bandenstruktur wird in Abb. 2-8 deutlich.

Page 37: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 29

Abb. 2-8: UV/Vis-Absorptionsspektren von ß-Carotin (Konzentration 5ppm), Einfluss von Aggregationsstruktur und Teilchengröße im Vergleich mit der molekularen Lösung in n-Hexan [Horn, Rieger 2001]

Sowohl die Aggregationsstruktur als auch die Teilchengröße haben Einfluss auf die

Farbtonnuance nanodisperser ß-Carotin-Hydrosole. So erscheinen H-Aggregate gelb,

während mit steigendem Anteil an J-Aggregaten und zunehmender Partikelgröße eine

rote Färbung auftritt.

Mithilfe von röntgenografischen Untersuchungen und Modellierung konnte gezeigt

werden, dass ein H-Aggregat in einer „Kartenstapel- (bzw. Fischgräten-)Anordnung“

vorliegt. Das J-Aggregat liegt „Kopf-Schwanz-Verknüpft“ vor und wird offenbar mit

zunehmender Wertstoffkonzentration bei der Fällung gebildet. Die Anwesenheit geringer

Mengen an Öl in der Rezeptur induziert hingegen die Bildung von J-Aggregaten. [Horn,

Rieger 2001, KÖPSEL 1999, AUWETER et al. 1999]

Die Abnahme der Partikelgröße hat laut BRITTON et al. (2008) zusätzlich Wirkung auf

das Absorptionsspektrum. Neben einer größer werdenden Extinktion bei λmax tritt eine

geringere Trübung (geringere Absorption bei λ > 600 nm) auf. Die Lage der Absorptions-

maxima kann außerdem durch den Brechungsindex des Dispersionsmediums, den

pH-Wert sowie durch die Anwesenheit von Salzen beeinflusst werden [BRITTON et al.

2008].

Page 38: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 30

Die schnelle Oxidation der Carotinoide, selbst in kristalliner Form, ist auf die große

Anzahl an Doppelbindungen zurückzuführen. Dabei wird zwischen Autoxidation,

Photooxidation und gekoppelter Oxidation unterschieden. Die Autoxidation stellt eine

Radikalkettenreaktion unter Einwirkung von Sauerstoff dar. Hohe Temperaturen führen zu

einer verstärkten Oxidation, wie auch CINAR (2004) für Carotinoid-Pigmente zeigte. Wirkt

neben Sauerstoff auch Licht auf die Carotinoide ein, kommt es zur Photooxidation. Bei

Ausschluss von Sauerstoff hat Licht daher einen weniger destruktiven Einfluss [BUNNELL

et al. 1958]. Gekoppelte Oxidation tritt in Verbindung mit ungesättigten Fettsäuren auf.

[MACDOUGALL 2002]

Die Oxidationsempfindlichkeit der Carotinoide macht spezielle Lagerbedingungen

unerlässlich. Auch der Einsatz von zusätzlichen Antioxidantien kann die Haltbarkeit der

Carotinoide erhöhen, wie z.B. AX (2003) und RIBEIRO et al. (2004) in Untersuchungen

zeigen.

Die elektronenreiche Polyen-Kette macht Carotinoide anfällig für elektrophile

Reagenzen und Oxidation, bewirkt aber auch ihre Reaktivität gegenüber freien Radikalen.

In Abhängigkeit der Endgruppen, gibt es Unterschiede zwischen den Carotinoiden. So

bewirken z.B. die Elektronen-ziehenden konjugierten Keto-Gruppen von Astaxanthin und

Canthaxanthin eine langsamere Reaktion mit Oxidationsmitteln als bei ß-Carotin. Die

Oxidation ist in der Regel durch ein Ausbleichen, infolge der Zerstörung des

Chromophors, zu erkennen.

In lebenden Organismen stabilisieren Proteine und andere Moleküle die Carotinoide

gegenüber Oxidation. Sind sie jedoch oxidierenden Spezies oder freien Radikalen

ausgesetzt, kommt es auch da zu einem Abbau. [BRITTON 1995]

Bei der Herstellung trockener ß-Carotin-Formulierungen konnten BUNNELL et al.

(1958) zeigen, dass die „Versiegelung“ mit einer Gelatine-Zucker-Matrix die Stabilität des

ß-Carotins verbessern konnte. In Versuchen hinsichtlich der Oxidationsstabilität von

Lycopen-Emulsionen von RIBEIRO et al. (2003) wurde eine größere Abhängigkeit der

Stabilität vom Lebensmittelsystem, in welches sie eingebracht wurden, festgestellt. Eine

hohe Oxidationsrate in Wasser wurde hierbei auf gelösten Sauerstoff zurückgeführt,

während es in Orangensaft zu einer Stabilisierung durch antioxidativ wirkende

Inhaltsstoffe kam. Der Zusatz von α-Tocopherol konnte den oxidativen Abbau von

Lycopen stark reduzieren.

2.2.3 Bioverfügbarkeit

PARKER (1996) und PARKER et al. (1999) geben einen Überblick über die Bioverfügbarkeit

von Carotinoiden bei Menschen. Sie zeigen unter anderem auf, dass in Lipiden gelöste

Carotinoide besser bioverfügbar sind als solche aus Lebensmittel-Matrizes.

Page 39: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 31

Fettersatzstoffe können hingegen vor allem die ß-Carotinaufnahme reduzieren

[WESTSTRATE, VAN HET HOF 1995]. Auch eine gesteigerte Bioverfügbarkeit durch Erhitzung

mancher Lebensmittel wurde nachgewiesen.

Bioverfügbarkeit beschreibt dabei den Anteil des aufgenommenen Wirk- bzw.

Nährstoffes, der absorbiert und damit für seine spezifische Wirkungsweise verfügbar

gemacht wird. Da ein Nachweis der Carotinoid-Aktivität im Organismus kaum möglich ist,

wurde für Carotinoide die Effektivität der Aufnahme bzw. die Einlagerung im Körper als

Bioverfügbarkeit übernommen und als % der zugeführten Menge angegeben. In der

Regel erfolgt eine Bestimmung der Bioverfügbarkeit über die im Blutplasma gemessene

Menge an Carotinoid. Dies wird allerdings erschwert durch schnellen Chylomikron-

Katabolismus, die Aufnahme von Abbauprodukten in die Leber und vor allem durch hohe

Carotinoidgehalte im Blut unabhängig von den durchgeführten Versuchen. Die ermittelten

Werte unterschiedlicher Forschergruppen schwanken daher enorm.

Für Carotinoide sind zwei Gesichtspunkte von Interesse: die Bioverfügbarkeit des

Carotinoids sowie die des Vitamin A. Es wird angenommen, dass 50 % der durch die

Darmschleimhaut aufgenommenen Carotinoide metabolisiert werden. Bezüglich der

Bioverfügbarkeit von natürlichem ß-Carotin gibt es abweichende Ergebnisse. So ermittelte

WERMAN et al. (1999) bei in vivo Versuchen mit Ratten eine bessere Bioverfügbarkeit

natürlicher ß-Carotin-Isomermischungen, während PRYOR et al. (2000) sowie STAHL, SIES

(2005) von einer besseren Bioverfügbarkeit von ß-Carotin-Präparaten berichten.

Bioverfügbarkeit sollte nie mit Wirksamkeit gleichgesetzt werden, da beide durch viele

Faktoren beeinflusst werden können. So haben z.B. Fieber, Schwangerschaft und Stillzeit

Einfluss auf die Wirksamkeit von Carotinoiden. Der Term „Bioverfügbarkeit“ sollte

ausschließlich im Bezug auf die Absorptionsfähigkeit angewendet werden und kann z.B.

durch Ballaststoffe und Parasiten im Darm vermindert sein. Eine Übersicht der

Einflussfaktoren ist bei ERDMAN et al. (1993) zu finden. [PARKER et al. 1999]

Den Einfluss der Partikelgröße auf die Bioverfügbarkeit untersuchte HORN (1989)

an Kälbern. Es wurde eine signifikante Steigerung der Bioverfügbarkeit von ß-

Carotinmikronisaten bei Partikelgrößen von 160 nm im Vergleich zu Partikeln mit 550 nm

festgestellt.

2.2.4 Wirkung auf die menschliche Gesundheit

Zur Wirkung unterschiedlicher Carotinoide und speziell ß-Carotin auf die Gesundheit gibt

es eine Vielzahl an Untersuchungen. Überblicke finden sich bei PRYOR et al. (2000),

STAHL, SIES (2005), BRITTON (1995) und BENDICH, OLSON (1989).

Ihre biologischen Eigenschaften lassen sich in drei Kategorien teilen [OLSON 1989].

Zu den Funktionen (functions) gehören alle essentiellen Aufgaben, die Carotinoide

Page 40: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 32

erfüllen, wie z.B. bei der Photosynthese und Vitamin A-Aktivität. Die Wirkung (actions)

bezieht sich auf die physiologische und pharmakologische Auswirkung, welche sowohl

positiv als auch negativ sein kann, z.B. antioxidative Wirkung, Photoprotektion,

Immunstimulierung, interzelluläre Kommunikation. Die dritte Kategorie stellen die

Zusammenhänge (associations) dar. Sie sind als Korrelationen zwischen

Carotinoidzufuhr und physiologischer oder medizinischer Wirkung definiert, deren

ursächlicher Zusammenhang jedoch unklar ist. Dazu zählen z.B. Zusammenhänge

zwischen der Einnahme von carotinoidreichem Obst und Gemüse, bzw. der ß-

Carotinkonzentration im Blutserum, und einem reduzierten Risiko für Herz-Kreislauf-

Erkrankungen und unterschiedlicher Krebsarten (vor allem Lungen- und Magenkrebs).

Ebenso gibt es Zusammenhänge zwischen Lycopen-reicher Ernährung und einem

vermindertem Risiko für Prostatakrebs. Auch ein abweichender Gehalt von 9-cis-ß-Carotin

im Fettgewebe der Brust von Patienten mit Brustkrebs oder gutartigen Brusttumoren

wurde festgestellt. [PRYOR et al. 2000]

Ein genauer Nachweis der Zusammenhänge von Carotinoiden und deren Wirkung ist

erschwert, da in klinischen Studien bei spezifischen Versuchsgruppen (z.B. Raucher) nur

einzelne Carotinoide untersucht werden können. Dies kann Einfluss auf die

Bioverfügbarkeit im Vergleich zu Carotinoid-Mischungen haben. Auch ist die

Zusammensetzung von Obst und Gemüse sehr komplex. Neben Carotinoiden sind auch

andere biologisch aktive Inhaltsstoffe (z.B. Folsäure, Flavonoide, Ballaststoffe und Vitamin

C) enthalten, die ebenfalls einen Einfluss auf das Risiko schwerer Erkrankungen haben

können [RÖSCH et al. 2003]. Auch synergistische Effekte mit Carotinoiden sind möglich.

Zusätzlich zeigen Personen, die große Mengen an Obst und Gemüse verzehren, oft ein

darüber hinausgehendes gesundheitsförderndes Verhalten, welches schwer in Studien zu

erfassen ist. [PRYOR et al. 2000]

Im lebenden Organismus ist die genaue Wirkung von Carotinoiden weitestgehend

unklar. So ist z.B. die Konzentration der Carotinoide in menschlichem Gewebe deutlich

niedriger, als bei den durchgeführten Studien in Modellsystemen. Neben der

Konzentration ist die Einbettung ins Gewebe an der richtigen Stelle und in der richtigen

Ausrichtung ein wichtiger Faktor für die Wirksamkeit. Dies wird in der Natur durch

Proteinverbindungen realisiert. Im menschlichen Blutplasma transportieren vor allem

(Very) Low Density Lipoproteine (> 75 %) Carotinoide zum Gewebe [PARKER 1989]. In

Geweben, welche Lipoprotein-Rezeptoren enthalten (Leber und Nebennieren), finden sich

die größten Mengen an Carotinoiden - weit mehr als in den Nieren oder im Fettgewebe

[STAHL, SIES 1996]. Eine Übersicht der Stoffwechselvorgänge von Carotinoiden findet sich

in BRITTON et al. (1998).

Page 41: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 33

Es wird davon ausgegangen, dass Carotinoiden eine wichtige Rolle in Membranen

zukommt. Denkbar sind dabei neben einer Schutzwirkung gegen Membranschäden auch

strukturelle Veränderungen wie Festigkeitserhöhung oder Diffusionseigenschaften.

Antioxidative Wirkung von ß-Carotin

Bei Krankheiten wie z.B. Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielen

Oxidationsprozesse durch freie Radikale eine wichtige Rolle. Antioxidantien wie

Carotinoide sorgen dafür, dass freie Radikale zu unschädlichen Verbindungen reagieren

oder ausgelöste Kettenreaktionen gestoppt werden. Dabei sind Reaktionen mit Peroxyl-

Radikalen und dem physikalischen und chemischen Quenchen von Singulett-Sauerstoff

wichtig. Letzteres ist effektiver, je mehr konjugierte Doppelbindungen im Molekül enthalten

sind. Carotinoide sind zudem in der Lage, Lipide vor Peroxidation zu schützen, indem sie

radikalvermittelte Reaktionen verhindern. Vor allem der Schutz von LDL vor Peroxidation

ist dabei von Bedeutung, weil diesem eine Rolle bei der Entstehung von Arteriosklerose

zugeschrieben wird. Hinsichtlich der Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind

die Daten für ß-Carotin widersprüchlich. [STAHL, SIES 1996, STAHL, SIES 2005]

Bei in vivo Versuchen mit Ratten ermittelten WERMAN et al. (1999), dass ß-Carotin vor

oxidativem Stress, der durch Alkoholkonsum ausgelöst wird, schützt, in großen Mengen

jedoch die toxische Wirkung steigern kann. Versuche bezüglich des oxidativen Stresses

durch UV-Licht zeigten synergistische Effekte für den Schutz vor UVA-Strahlung bei

Kombination von Antioxidantien mit ß-Carotin. Bei UVB-Strahlung war der Effekt jedoch

nur additiv [BÖHM et al. 1998]. Auch gegenüber freien Radikalen bietet eine Kombination

von ß-Carotin, α-Tocopherol und Vitamin C synergistische Eigenschaften, die durch eine

Regenerierung von ß-Carotin-Radikalen durch Vitamin C erklärt werden [BÖHM et al.

1998b].

Im Gegensatz zu Vitamin E und C, die eine Hydroxylgruppe enthalten und als

effektive Antioxidantien gelten, zeigt ß-Carotin keine universellen antioxidativen

Eigenschaften. Vielmehr sind sie vom untersuchten System abhängig und steigen mit

sinkendem Sauerstoffgehalt [PRYOR et al. 2000]. Übersteigt der Sauerstoffpartialdruck den

von normaler Luft, zeigt ß-Carotin sogar prooxidative Eigenschaften [BURTON, INGOLD

1984].

Antikanzerogene Wirkung von ß-Carotin

Da Tumorzellen weniger mit Sauerstoff angereichert sind als normale Zellen, kann ß-

Carotin effektiv gegen Tumorzellen wirken [PRYOR et al. 2000]. Die antikanzerogene

Aktivität von Provitamin A- und nicht-Provitamin A-Carotinoiden wurde in diversen

Zellkultur- und Tierversuchen untersucht. Dabei wurden für ß-Carotin Hinweise auf eine

Page 42: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 34

Wirkung in Bezug auf Krebs in Lunge, Magen, Darm, Speiseröhre, Mund, Brust und

Prostata gewonnen [PRYOR et al. 2000]. Zwei großangelegte Studien (ATBC-Trail und

CARET) über den Verzehr großer Mengen an ß-Carotin (20-30 mg/Tag) kamen zu dem

Ergebnis, dass Raucher ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko aufweisen [HEINONEN et al. 1994,

OMENN et al. 1996]. Untersuchungen an Frettchen durch RUSSELL (2002) zeigten, dass

dies unter anderem auf freie Radikale in der Lunge von Rauchern zurückzuführen ist, die

ß-Carotin oxidieren und damit zu einer Reduzierung des Retinolsäuregehaltes und einem

erhöhtem Lungenkrebsrisiko führen. Diese Ergebnisse beziehen sich jedoch

ausschließlich auf eine ß-Carotindosis, welche die physiologische Menge um ein

Vielfaches überschreitet und damit zu ß-Carotinkonzentrationen im Gewebe führt, die

50-fach über dem normalen Gehalt liegen [PRYOR et al. 2000]. Es wird ebenfalls

angenommen, dass die mitunter prooxidativen Eigenschaften von ß-Carotin eine Rolle bei

der Entstehung von Lungenkrebs spielen [STAHL, SIES 2005].

Zusätzlich zu ihren antioxidativen Eigenschaften bieten einige Carotinoide die

Möglichkeit immunologischer Abwehrreaktionen, das Eingreifen in den Entstehungs-

prozess und das Wachstum von Tumorzellen, die Beeinflussung von Karzinogen-

abbauenden Enzymen sowie die interzelluläre Kommunikation. Letztere spielt auch bei

der antikarzinogenen Wirkung eine große Rolle und wird vor allem durch ß-Carotin und

Cantaxantin stimuliert. [PRYOR et al. 2000, STAHL, SIES 2005]

Vitamin A

Vitamin A ist essentiell an der embryonalen Entwicklung, dem Wachstum und dem

Sehvermögen beteiligt. Der effektivste Vitamin A-Lieferant ist das ß-Carotin, da es durch

zentrale Oxidation zu zwei Vitamin A-Molekülen abgebaut werden kann, wohingegen

andere Provitamin A-Carotinoide ein mol Vitamin A pro mol Carotinoid liefern [PARKER et

al. 1999]. Die Literatur unterstützt dabei die Annahme, dass die zentrale Oxidation von ß-

Carotin zu Retinal von einem zytostatischen Enzym katalysiert wird. Eine nichtzentrale

Spaltung ist ebenfalls möglich und führt zu anderen Oxidationsprodukten. [PARKER 1996]

Die Metabolisierung von Carotinoiden zu Retinal findet vor allem in den Zellen der

Dünndarmschleimhaut statt, zu der sie in Mizellen transportiert werden. Diese Mizellen

werden aus Lipiden und Gallensalzen gebildet [STAHL, SIES 1996]. Retinal wird in intakten

Darmzellen hauptsächlich zu Retinol reduziert, kann aber auch zu Retinolsäure oxidiert

werden. Im Anschluss findet eine nahezu vollständige Veresterung des Retinols mit

16- und 18-C-Fettsäuren statt [PARKER 1996]. Als Retinylester wird Vitamin A zusammen

mit Carotinoiden in Chylomikronen über das Lymphsystem ins Blut transportiert. Da nur

ein Teil des ß-Carotins zu Retinylester umgewandelt wird, bietet z.B. Retinol eine doppelt

so starke Vitamin A-Wirksamkeit [PARKER 1996]. [PARKER et al. 1999, STAHL, SIES 1996]

Page 43: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 35

Wirkung von cis-Isomeren

Bei der Verarbeitung von all-trans-Carotinoiden und carotinoidreichen Lebensmitteln, wie

z.B. Tomaten (Lycopin), kommt es durch eine stattfindende Isomerisierung zur

Verbesserung der Bioverfügbarkeit. Im menschlichen Blut konnten verschiedene

cis-Isomere nachgewiesen werden und auch im Prostatagewebe fanden sich große

Mengen. Der Transport innerhalb von Zellen und zwischen Geweben ist durch die

verbesserte Löslichkeit der cis-Form begünstigt. [BRITTON et al. 2008]

Über die Aufnahme von cis-Isomeren gibt es in der Literatur widersprüchliche

Angaben. In vitro-Simulationen zur Aufnahme von ß-Carotin durch gemischte Fett-

Mizellen im menschlichen Dünndarm zeigten, dass 9-cis-Isomere besser in Mizellen

aufgenommen werden als all-trans-Isomere und damit zu einer besseren

ß-Carotinverfügbarkeit führen [LEVIN, MOKADY 1995]. In Versuchen mit Ratten und

Hühnern wurde neben einer besseren 9-cis-ß-Carotinaufnahme sogar eine gesteigerte

all-trans-ß-Carotinaufnahme festgestellt, wenn sie in Mischungen mit 9-cis-Isomeren

verabreicht wurde [BEN-AMOTZ et al. 1989]. Als mögliche Ursache wird eine geringe

Kristallisationsneigung des all-trans-ß-Carotins in der Mischung vermutet. Einen Einfluss

auf den Retinol- und Retinylestergehalt in der Leber hatte die Mischung im Vergleich zu

reinem all-trans-ß-Carotin nicht [MOKADY et al. 1990]. Andere Forschergruppen berichten

eine schlechte Absorption von 9-cis-ß-Carotin bei Säugetieren und Menschen [VON LAAR

et al. 1996].

Die gemessene Menge an cis-Isomeren im Serum von Menschen ist gering (5 % des

gesamten ß-Carotins) [STAHL, SIES 1996]. Dies ist auf eine Isomerisierung von 9-cis zu

all-trans-ß-Carotin zurückzuführen [YOU et al. 1996, PARKER 1996], welche aber auch

entgegengesetzt möglich ist [STAHL, SIES 1996].

Bezüglich der Provitamin A-Aktivität von ß-Carotin ist eine Isomerisierung ungünstig.

Das all-trans-ß-Carotin ist das beste Provitamin A [BRITTON et al. 2008]. Das 9-cis-Isomer

erreichte hingegen nur bis zu 25 % der Effektivität der all-trans-Form bei Versuchen mit

Ratten. Dies entspricht dem Anteil, welcher bei Ratten während der Verdauung zu

all-trans- und 9,13-cis-ß-Carotin umgewandelt wird [KEMMERER, FRAPS 1945].

2.2.5 Formulieren von ß-Carotin

Carotinoide sind in Wasser nicht löslich und auch in Fetten und Ölen gehen nur geringe

Mengen in Lösung. In kolloiddisperser Verteilung ist eine drastische Erhöhung der

Löslichkeit, die Verbesserung der biologischen Resorption sowie die Modifizierung

optischer, elektrooptischer und anderer physikalischer Eigenschaften möglich. Dies ist

erst mit Teilchengrößen im Bereich von 50-500 nm erzielbar. [HORN, RIEGER 2001]

Page 44: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 36

Gemäß der Kelvin-Gleichung

RTrVγ2

pp

ln0

r =

[12]

steigt der Dampfdruck pr bei gegebener Temperatur T im Vergleich zum

Gleichgewichtsdruck p0 mit abnehmendem Teilchenradius r exponentiell an. γ bezeichnet

dabei die Grenzflächenenergie, V das Molvolumen und R die relative Gaskonstante. Da

die Vergrößerung der Oberfläche von Flüssigkeit zu Gas mit der Erhöhung des

Lösungsdruckes von fest zu flüssig vergleichbar ist, kann die Gleichung auch auf

Feststoffe angewendet werden. Die Abhängigkeit der Sättigungslöslichkeit von der

Partikelgröße wird in der Ostwald-Freundlich-Gleichung beschrieben.

rρRT303,2Vγ2

SS

log0

r =

[13]

Dabei ist Sr die Löslichkeit des Partikels mit dem Radius r, S0 die Löslichkeit eines großen

Partikels und ρ die Dichte des Feststoffes. Unterhalb eines Grenzwertes von r < 1 µm

steigt die Löslichkeit für organische Wirk- und Effektstoffe (typische Werte für γ und V)

drastisch an. [JACOBS 2003, HORN, RIEGER 2001]

Für die Anwendung von Carotinoiden in Fetten und Ölen ist die Herstellung von

Ölsuspensionen durch Vermahlung des Carotinoids in Anwesenheit von Öl eine gängige

Praxis [HORN 1989]. Für das Einbringen von Carotinoiden in wässrige Medien finden

insbesondere die im Folgenden aufgeführten Formulierungen Anwendung.

Schon 1958 wurden Emulsionen entwickelt, welche gelöstes ß-Carotin enthielten

und zu pulverförmigen Produkten verarbeitet werden konnten [BUNNELL et al. 1958]. Dafür

wurde kristallines ß-Carotin durch Erhitzen in Pflanzenölen gelöst und in gelierbaren

Kolloid-Weichmachern emulgiert und stabilisiert. Carotinoide können durch Erhitzung und

anschließende Emulgierung in starker Übersättigung gelöst in den Öltropfen vorliegen

[RIBEIRO, CRUZ 2004, BUNNELL et al. 1958]. Die Beladungskapazität steigt zusätzlich mit

zunehmender trans-cis-Isomerisierung, die durch definierte Temperatureinwirkung

kontrolliert werden kann [HORN, LÜDDECKE 1996].

Die Aufnahme von Wertstoffen durch Lipide wird stark durch ihre Struktur beeinflusst.

Dabei ist z.B. die Anzahl an Doppelbindungen, die Kettenlänge und die

Esterkonzentration von Bedeutung [CAO et al. 2004]. Die Löslichkeit von ß-Carotin in Öl

steigt mit abnehmender FS-Kettenlänge [BOREL et al. 1996].

AX (2004) stellte eine Zunahme der Abbaugeschwindigkeit mit abnehmender

Partikelgröße der Emulsionstropfen fest. Dies ist auf eine Vergrößerung der

Page 45: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 37

Phasengrenzfläche zurückzuführen, die aufgrund der Beweglichkeit des ß-Carotins im Öl

zu einem beschleunigten Abbau führt.

Neueste Untersuchungen zeigen den Einsatz von SLN für die Formulierung von

ß-Carotin [TROMBINO et al. 2009]. HELGASON et al. (2009) konnten durch die Verwendung

höher-schmelzender Emulgatoren Fettpartikel erzeugen, welche größere Anteile der

α-Form aufweisen (Vergleich Kapitel 2.1.5). Dadurch kommt es während der Kristallisation

nicht zu einem Herausdrücken des Wertstoffes, der somit im Partikelinneren vor

Abbaureaktionen geschützt ist.

Liposomen ähneln als Hohlkugeln einer Lipid-Doppelschicht den natürlichen Zellen

[ENGEL et al. 2005]. Aufgrund der starken Krümmung der Phospholipid-Doppelschicht

befinden sich die Partikel in einem thermodynamisch ungünstigen Zustand. Auch die

Stabilität des in die Doppelschicht eingebrachten Wertstoffes kann abnehmen. [BUNJES,

SIEKMANN 2006] Da Carotinoide in lebenden Organismen häufig in Membranen zu finden

sind, bieten Liposomen die Möglichkeit, modellhaft zu untersuchen, wo und wie es zum

Einbau kommt [BRITTON 1995]. AX (2004) ermittelte im Vergleich zu Emulsionen eine

höhere ß-Carotinkonzentration in Zellen bei Verwendung von Liposomen.

Präzipitate werden durch Fällungs- bzw. Kristallisationsreaktionen hergestellt. Zur

Einleitung dieser ist eine übersättigte Lösung in geeigneten Lösungsmitteln notwendig.

Die Übersättigung kann durch Temperatur- oder Druckänderung, Änderung der

Lösungsmittelqualität oder Mischen mit anderen Lösungen (Komponenten im

umgesetzten Zustand unlöslich) hervorgerufen werden [HORN, RIEGER 2001].

Hydrosol wird durch das Lösen von Carotinoiden in wassermischbaren

Lösungsmitteln bei hohen Temperaturen hergestellt. Unter Anwesenheit eines

stabilisierenden kolloidalen Polymers kommt es anschließend zur schnellen Ausfällung.

Mit dieser Methode können Partikelgrößen von 0,1 µm erzielt werden. [HORN 1989] Wird

der Wasser-Alkohol-Mischung Öl hinzugefügt, lassen sich mit dieser Methode auch

Emulsionen herstellen. Ebenfalls möglich ist das Herstellen mizellarer Lösungen

(Solubilisate) von ß-Carotin durch Zusatz von nichtionischen Tensiden wie ethoxylierten

Fettsäuren. [HORN, LÜDDECKE 1996] Neben der Herstellung durch Fällung können

Nanopartikel auch durch Kondensationsverfahren hergestellt werden. [HORN, RIEGER

2001]

Mizellen sind Aggregate aus grenzflächenaktiven Substanzen, die sich bei

Überschreitung der CMC spontan bilden. In einer wässrigen Phase können damit lipophile

Stoffe solubilisiert werden. Werden grenzflächenaktive lipophile Stoffe solubilisiert, kommt

es zur Bildung so genannter gemischter Mizellen. [ENGEL et al. 2005]

Die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Formulierungstechnologien sind in Tab. 2-4

aufgeführt. Es wird dabei deutlich, dass keine Formulierungsform in der Lage ist, alle

Page 46: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 38

Aspekte gleichermaßen zu erfüllen. Eine genaue Analyse des Ziels der Entwicklung einer

Formulierung ist daher unabdingbar.

Tab. 2-4: Vor- und Nachteile unterschiedlicher Formulierungen lipophiler Wertstoffe [MÜLLER, WISSING 2003, MEHNERT, MÄDER 2001]

Vorteile Nachteile

Emulsionen keine organischen Lösungsmittel geringes Lösungsvermögen gegenüber

vielen Wertstoffen

große Produktionsmengen durch

Hochdruckhomogenisation möglich

schnelle Wertstoffabgabe

Liposomen hohe Wertstoffkonzentration schlechte physikalische Stabilität,

Aggregation

Membranpermeabilität hohe finanzielle Aufwendung

Steigerung der Produktionsmenge

schwierig

Schutz des inkorporierten Wertstoffes Schutzwirkung stark abhängig von

Partikelform und Kristallstruktur

hohe Fett-Konzentrationen möglich (20-

30%)

Komplexität des Systems durch

Fettstruktur (unterkühlte Schmelze,

Gelierung)

niedriger Emulgatoreinsatz (1%) schlechtes Wertstofflösungsvermögen im

Vergleich zu Emulsionen

einfache Steigerung der

Produktionsmenge

Schmelzemulsionen

(SLN/NLC)

kostengünstig (Bestandteile und

Apparate)

hohe Wertstoffkonzentration Produktionssteigerung schwierig

viele chemische Modifikationen möglich hohe Produktionskosten

Nanopartikel (aus

Polymeren oder

Makromolekülen)

Einsatz unerwünschter Lösungsmittel,

Lösungsmittelrückstände

Für die Anwendung von ß-Carotin-Formulierungen in Lebensmitteln gibt es eine

Vielzahl an Möglichkeiten. Die Farbe von Zitrusgetränken z.B. wird durch Carotinoide

bestimmt. Dabei kommt es je nach verwendetem Ausgangsmaterial in Abhängigkeit der

Sorte, der Erntezeit, des Anbaugebietes und der Wetterbedingungen zu Schwankungen in

der Zusammensetzung der Carotinoide. Das erschwert die Herstellung farblich

einheitlicher Produkte. BUNNELL et al. (1958) führten Versuche durch, bei denen

Orangensäfte durch die Verwendung trockener ß-Carotin-Formulierungen farblich

Page 47: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Grundlagen 39

angeglichen wurden. Das größte Problem während der Lagerung stellte dabei das

verwendete Fett dar, in welchem das ß-Carotin für die Herstellung gelöst wurde. Es kam

zum Aufrahmen oder Ringbildung in den Getränkeflaschen. Zusätzlich führten sie

Versuche zur Anwendung in Käse, Eigelb-Produkten, Eiscreme und Kuchen durch.

Weitere mögliche Anwendungsgebiete sind Brot, Bonbons, Kekse, Sahneprodukte,

Desserts und viele mehr.

Die stabilisierende Wirkung von Polymeren (Polysaccharide, Proteine, Gelatine) für

Anwendungen von Präzipitaten im Lebensmittel- und pharmazeutischen Bereich wurde

von HORN, LÜDDECKE (1996) untersucht. Ziel ist es dabei, die Formulierungen vor

Agglomeration und damit vor möglicher Farbveränderung zu schützen.

Page 48: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Material und Methoden 40

3 Material und Methoden

3.1 Material

Für die Herstellung der O/W-Emulsionen sowie der SLN/NLC–Dispersionen wird als

disperse Phase entionisiertes Wasser verwendet, in welchem der Emulgator gelöst wird.

Die kontinuierliche Phase besteht in der Regel aus Triglyceriden unterschiedlicher

Kettenlänge.

3.1.1 Öle und Fette

Miglyol 812 wird von der Firma Sasol (Witten) zur Verfügung gestellt. Es handelt sich

dabei um ein Medium-Chain Triglycerid (MCT) mit einem Gehalt an Caprylsäure (C10) von

50-65 %, Caprinsäure von 30-45 % und Laurinsäure von < 2 %. Triglyceride der

Fettsäuren C14 (Trimyristin), C16 (Tripalmitin) und C18 (Tristearin) werden von der Firma

Sasol (Witten) bezogen. Tab. 3-1 zeigt die Schmelzpunkte und Viskositäten der

verwendeten Triglyceride. Die Werte der Viskosität bei 40 °C wurden für unterkühlte

Schmelzen des Bulk-Materials extrapoliert [BUNJES et al. 1998].

Tab. 3-1: Schmelzpunkte und Viskositäten der Fette Trimyristin, Tripalmitin und Tristearin

Dynasan 114 Dynasan 116 Dynasan 118

Schmelzpunkt 55-58 °C 66-67 °C 70-73 °C

Viskosität (40 °C) 32 mPas 42 mPas 50 mPas

Viskosität bei (80 °C) 10-11 mPas 12-13 mPas k. A.

Aldo PGHMS (Propylen Glycol High Monostearate) gehört zu der Reihe „Kosher Food

Grade“ und wird von Lonza (Allendale, USA) für die Experimente zur Verfügung gestellt.

Es setzt sich zusammen aus 50-55 % Propylenglycolmonostearat, 20 % Propylen-

glycolmonopalmitat, 15-20 % Propylenglycoldistearat und 5-10 % Propylenglycol-

dipalmitat. Der Schmelzpunkt liegt bei 36-42 °C. Du rch die Mischung aus Mono- und

Diglyceriden wirkt es selbst als Tensid und weist einen HLB-Wert von 3 auf. Die Versuche

werden mit zwei verschiedenen Chargen durchgeführt, deren Unterschiede Tab. 3-2

entnommen werden können.

Aufgrund der Abweichungen zwischen unterschiedlichen Lieferanten oder Chargen

kann die Qualität der SLN stark beeinflussen sein [MEHNERT, MÄDER 2001].

Page 49: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Material und Methoden 41

Tab. 3-2: Chargenabhängige Zusammensetzung und Eigenschaften von Aldo PGHMS

Charge 1 Charge 2

α-monoglycerid 75,2 % 70,5 %

Lovibond, rot 0,5 LOV 1,2 LOV

Lovibond, gelb 3,6 LOV 8,0 LOV

3.1.2 Emulgator

Als Emulgator kommt Polyoxyethylen-(20)-Sorbitan-Monooleat (Tween 80, E433) der

Firma Sigma Aldrich Laborchemikalien (Seelze) zum Einsatz. Tween 80 zählt laut

Zusatzstoff-Zulassungsverordnung von 1998 zu den begrenzt zugelassenen

Lebensmittelzusatzstoffen und darf in Milch- oder Sahneanalogen (max. 5 g/kg) sowie

Speiseeis (max. 1 g/kg) zum Einsatz kommen. Mit einem Molekulargewicht von

1309,66 g/mol zählt es zu den niedermolekularen Emulgatoren. Es ist ein nichtionisches

Tensid mit einem HLB-Wert von 15. Die CMC liegt bei 13-15 mg/l und damit deutlich unter

der eingesetzten Konzentration. Der cloud point liegt bei 65 °C. [S IGMA ALDRICH 2009]

Laut ENGEL et al. (2005) ist Tween 80 ausreichend thermostabil, um bei

Prozesstemperaturen von bis zu 95 °C Emulsionen zu stabilisieren.

Durch die sterische Stabilisierung der Partikel mit Tween 80 konnte bei bestimmten

Fetten (Imwitor 900, Stearylalkohol) eine gute Stabilität gegenüber Elektrolyten und/oder

niedrigen pH-Werten (Verdauungssimulation) nachgewiesen werden. Ob die dadurch

ausbleibende Aggregation der Partikel einen positiven Einfluss auf die Bioverfügbarkeit

des Wertstoffes hat, ist bisher unbekannt [ZIMMERMANN, MÜLLER 2001]. In

pharmazeutischen Studien wurde außerdem gezeigt, dass eine Adsorption von

Apolipoproteinen (Plasmaproteine) an Tween 80-stabilisierte SLN möglich ist. Intravenös

verabreichte SLN sind daher in der Lage, Wirkstoffe über die Blut-Hirn-Schranke ins

Gehirn zu transportieren [GÖPPERT et al. 2003].

Auch auf die Höhe der Extinktion von Carotinoidaggregaten bei λmax können

Emulgatoren Einfluss haben. So zeigte KÖPSEL (1999), dass es bei ß-Carotin mit

Emulgatoren der Tween-Reihe zu einer Abnahme der Extinktion von ca. 20 % kommt.

Trotzdem ermittelte er Tween 60 als wirksames Tensid zur Unterbindung der Aggregation

von Carotinoiden - auch unter Einfluss von Salzen.

Page 50: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Material und Methoden 42

3.1.3 ß-Carotin

Als kristallines Produkt wird ß-Carotin von Fluca (Buchs, Schweiz) verwendet. Um das

Lösen in der Fettphase zu verbessern, wird bei Konzentrationen ≥ 0,3 % im Lipid eine

zusätzliche Ultraschallbehandlung durchgeführt (siehe Abb. 3-1).

Abb. 3-1:. ß-Carotin (Fluca) in Dynasan 116 vor (a) und nach (b) Ultraschallbehandlung

Für die Herstellung von NLC-Formulierungen kommt Lucarotin10 SUN zum Einsatz, das

von BASF (Ludwigshafen) zur Verfügung gestellt wird. Eine zusätzliche Ultraschall-

behandlung ist nicht nötig, da das ß-Carotin als Suspension in Sonnenblumenöl vorliegt

und keine Agglomerate enthält.

3.1.4 Getränke für Stabilitätsuntersuchungen

Für die Untersuchung der Stabilität von SLN und NLC in Getränken wird neben einem

Mineralwasser (Anhalter Bergquell Classic), eine Zitronenlimonade (TIP

Zitronenlimonade) und ein isotonisches Sportgetränk (Powerrade sportswater Lime)

verwendet. Die Zusammensetzung ist Tab. 3-3 zu entnehmen.

Tab. 3-3: Inhaltstoffe und pH-Wert der für die Stabilitätsuntersuchungen verwendeten Getränke

Getränk Inhaltsstoffe pH-Wert

Anhalter Bergquell Classic Natrium 83,4 mg/l, Kalium 6,5 mg/l, Magnesium 82,7 mg/l,

Calcium 190,5 mg/l, Clorid 112 mg/l, Sulfat 495 mg/l,

Nitrat <1 mg/l, Hydrogencarbonat 379 mg/l

5,0

TIP Zitronenlimonade H2O, Zucker, Kohlensäure, Säurungsmittel: Zitronensäure, nat.

Aromen, Säureregulator: Trinatriumcitrat

2,9

Powerade sportswater Lime H2O, Fruktose (2 %), Glucose (1 %), Säurungsmittel:

Zitronensäure, Säureregulatoren: Natrium- und Kaliumcitrate,

Aroma

3,5

Page 51: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Material und Methoden 43

Zusätzlich wird ein Versuch in Sprite (Coca-Cola GmbH) durchgeführt, der vor der

Ausmischung der Formulierungen durch Schütteln die Kohlensäure entzogen wird. Dies

erfolgt analog zu einem Versuch durch die Firma Sensient Food Colors (Geesthacht).

3.2 Herstellung der dispersen Systeme

Die Herstellung der SLN/NLC-Formulierungen erfolgt mittels Hochdruckhomogenisation.

Das Fett-ß-Carotin-Gemisch wird, wie auch die wässrige Emulgatorlösung, im Wasserbad

auf die Prozesstemperatur temperiert. Wird kristallines ß-Carotin von Fluka verwendet,

kommt es zur zusätzlichen Anwendung eines Ultraschallbades (siehe Kapitel 3.1.3). Für

Untersuchungen des Einflusses der Herstellungstemperatur werden Formulierungen

hergestellt, bei denen die Fett-ß-Carotin-Mischung für ca. 15 Sekunden bei 120 °C im

Ölbad gerührt wird. Die anschließende Herstellung der Formulierung erfolgt bei 85 °C.

Das Prozessschema der Herstellung von SLN/NLC ist in Abb. 3-2 dargestellt.

Zyklen

Abfüllung

PI

Fett + ß-CarotinT>70 °C

EmulgatorlösungT>70 °C

RT bzw. KST>70 °C

Herstellung der Preemulsion

Hochdruck-homogenisierung

Zyklen

Abfüllung

PI

Fett + ß-CarotinT>70 °C

EmulgatorlösungT>70 °C

RT bzw. KST>70 °C

Herstellung der Preemulsion

Hochdruck-homogenisierung

Abb. 3-2: Herstellung der SLN/NLC mittels Hochdruckhomogenisation

Für die Herstellung der Preemulsion wird die Emulgatorlösung schnell in das ß-Carotin-

Fett-Gemisch überführt und anschließend mit einem UltraTurrax T25 der Firma

Janke&Kunkel (Staufen) emulgiert. Dies erfolgt bei 10.000 U/min für 10-15 Sekunden. Die

Preemulsion wird anschließend in den Vorlagebehälter des Homogenisators gefüllt, um

eine Abkühlung zu vermeiden. Für die Dispergierung mittels Hochdruckhomogenisation

wird der EmulsiFlex C5 der Firma Avestin (Ottawa, Kanada) verwendet. Dieser

Homogenisator arbeitet im Bereich von 30-2000 bar und hat je nach Druck einen

Durchsatz von 1-5 l/h. Da er in ein Wasserbad getaucht werden kann, sind

Probenbehälter und Homogenisierventil temperierbar. Die Homogenisierdüse

(Radialdiffusor) besteht aus einer konisch gestalteten Flachdüse (Vergleich Abb. 2-5).

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die Ergebnisse auf einen Herstellungsdruck

von 500 bar und eine Verweilzeit von 5 Zyklen. Nach Durchlaufen der gewünschten

Page 52: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Material und Methoden 44

Zyklenzahl werden die noch heißen Proben in Vials abgefüllt und auf Raumtemperatur

(RT: 20 °C) bzw. Kühlschranktemperatur (KS: 4-8 °C) abgekühlt, wobei es zum

Kristallisieren der Fette kommt.

Für die Herstellung einer Emulsion mit Ultraschall werden Geräte der Firma

Hielscher Ultrasonics GmbH (Teltow) verwendet. Der Ultraschallprozessor UP200S

(200W) erzeugt eine Frequenz von 24 kHz. Die Sonotrode S14D sowie die Durchlaufzelle

werden von der Firma Ingo Jänich Ultraschall + Technologien (Ahrensfelde) zur Verfügung

gestellt. Die Durchlaufzelle wird mit einer Geschwindigkeit von 100 ml/min durchströmt.

3.3 Charakterisierung der dispersen Systeme

3.3.1 Partikelgrößenbestimmung

Die Partikelgrößenmessung mittels statischer Lichtstreuung (Laserdiffraktometer) wird

mit dem Gerät LS 230 von Beckman-Coulter (Fullerton, USA) durchgeführt. Die

Lasermessung erfolgt bei einer Wellenlänge von 750 nm. Mithilfe der zusätzlichen PIDS-

Technologie (Polarization Intensity Differential Scattering) kommen zusätzlich Laser der

Wellenlänge 450 nm, 600 nm und 900 nm zum Einsatz. Damit kann der Messbereich auf

0,04 µm-2000 µm vergrößert werden. Die Ergebnisse der LD-Messung werden als

Volumenverteilung (d(4,3)) angegeben. Die Darstellung Partikelgröße erfolgt

logarithmisch.

Für die Bestimmung des komplexen Brechungsindex kommt ein Refraktometer der

ATR W Serie von Schmidt + Haensch (Berlin) zum Einsatz. Da dieses den

Brechungsindex bei 598 nm bestimmt, wurde für Messungen in Abhängigkeit der

Wellenlänge ein digitales Mehrwellenlängen-Refraktometer DSR-λ zur Verfügung gestellt.

Die dynamische Lichtstreuung (Photonenkorrelationsspektroskopie) wird mit einem

Zetasizer Nano ZS der Firma Malvern (Worcestershire, UK) gemessen. Das Gerät bietet

zusätzlich die Möglichkeit, durch Bestimmung der Wanderungsgeschwindigkeit im

elektrischen Feld das Zetapotential zu bestimmen. Dieses wird auch als

elektrokinetisches Potential bezeichnet und liefert Informationen über die elektrostatische

Stabilisierung von Dispersionen. Aufgrund der Verwendung eines sterischen

Stabilisisators gibt das Zetapotential jedoch bei den hergestellten Formulierungen keinen

Aufschluss über die Stabilität der Dispersion. Durch die abnehmende Beweglichkeit der

Partikel aufgrund der sterischen Stabilisierung liefert das Zetapotential falsche Werte, die

auf eine Destabilisierung bei steigendem Emulgatorgehalt hindeuten würden (siehe Abb.

3-3).

Page 53: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Material und Methoden 45

-20

-15

-10

-5

00 0,5 1 1,5 2 2,5 3

Emulgatorkonzentration [%(Masse)]

Zet

apot

entia

l [m

V]

Abb. 3-3: Zetapotential von PGHMS SLN in Abhängigkeit des Emulgatorgehaltes

3.3.2 Mikroskopie

Zur Ermittlung der Teilchengestalt und -größenverteilung ist die Elektonenmikroskopie die

genaueste Methode, da sich kolloidale Teilchen nicht im Lichtmikroskop erkennen lassen.

Dabei können die Präparations- und Aufnahmebedingungen (Trocknung, Vakuum,

Goldbeschichtung, Elektonenstrahl) das Ergebnis beeinflussen. Die präparierten Proben

werden an dem Rasterelektronenmikroskop Hitachi S 2700 mit 20 kV Beschleunigungs-

spannung mikroskopiert.

Durch schnelles Einfrieren lassen sich Teilchen im Dispersionsmedium abbilden

[LAGALY et al. 1997]. Dies erfolgt für die Gefrierbruch-TEM Aufnahmen, welche durch das

Max Rubner-Institut (Kiel) durchgeführt werden.

3.4 Carotinoidanalytik

Die Aufnahme der Extinktionsspektren sowie die Bestimmung der ß-Carotingehalte in den

Formulierungen erfolgt mit dem UV/VIS-Spektrophotometer 6505 der Firma Jenway

(Stone, UK). Für die Bestimmung des Carotinoidgehaltes in SLN und NLC wird ß-Carotin

aus den Formulierungen mit n-Hexan extrahiert und mittels einer Kalibriergerade die

Konzentration berechnet. Dafür wird je nach Gehalt bzw. Abbaugrad eine Verdünnung von

1:100 bzw. 1:50 mit entionisiertem Wasser hergestellt und 2-5 ml davon in einen

Messkolben überführt, welcher bereits 10 ml n-Hexan sowie eine Spatelspitze

Natriumchlorid enthält. Die Menge an Salz wird so gewählt, dass durch Koagulation der

Partikel eine klare wässrige Phase entsteht. Die koagulierten SLN/NLC befinden sich

dadurch an der Grenzfläche zwischen Wasser und Hexan, was die Extraktions-

Page 54: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Material und Methoden 46

geschwindigkeit verbessert. Einen Einfluss auf den photospektrometrisch gemessenen

Wert hat das Salz nicht.

Der Messkolben wird verschlossen und in ein Ultraschallbad gesetzt, bis die wässrige

Phase bzw. die koagulierten Partikel farblos sind und damit die Extraktion des ß-Carotins

abgeschlossen ist. Der Hexanüberstand wird anschließend bei einer Wellenlänge von

450 nm im Photospektrometer vermessen.

Es ist zu beachten, dass die berechneten Konzentrationen auf eine Kalibriergerade

bezogen sind, die mit all-trans-ß-Carotin angefertigt wird. Wird bei der Herstellung der

Partikel durch den Temperatureinfluss ein Teil des ß-Carotins in cis-Isomere

umgewandelt, die eine etwas geringere Lichtabsorption aufweisen (siehe Kapitel 2.2.2),

kann der Carotinoidgehalt leicht unterschätzt werden. Um diesen Einfluss sowie andere

mögliche Fehlerquellen zu minimieren wird für die Bestimmung der ß-Carotinstabilität das

Verhältnis c(t)/c0 aus der gemessenen ß-Carotin-Konzentration c zum Zeitpunkt t und der

ß-Carotin-Konzentration nach der Herstellung c0 berechnet.

Die Farbe eines Stoffes bzw. Gegenstandes ist abhängig von der Reflexion und

Absorption des Lichtes. Da verschiedene Betrachter Farben unterschiedlich beurteilen,

wurden durch die Internationale Beleuchtungskommision (CIE) Referenz-Systeme zur

messtechnischen Farbmessung definiert. Das CIELab-System ermöglicht die räumliche

Darstellung von Lichtparametern, wie in Abb. 3-4 dargestellt. L* bezeichnet dabei die

Helligkeit auf einer Skala von 0 (schwarz) bis 100 (weiß). a* bzw. b* können Werte von

-50 (grün bzw. blau) bis +50 (rot bzw. gelb) annehmen. [BRADO 2006]

Abb. 3-4: Darstellung der Farbe im L*a*b*-Farbsystem

Page 55: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Material und Methoden 47

Für die Bestimmung der Farbwerte im L*a*b*-Farbsystem wird das Remissions

Farbmessgerät Chroma-Meter CR-200 der Minolta GmbH (Ahrensburg) verwendet. Die

Messung erfolgt in einer Kunststoffküvette mit 10 mm optischer Weglänge. Es wird die

Normlichtart D65 verwendet und an jedem Versuchstag in regelmäßigen Abständen eine

Kalibrierung mithilfe eines Weißstandards durchgeführt.

Für die Durchführung des Zentrifugenversuchs zur Ermittlung der ß-Carotinbeladung

durch Abtrennung kristallinen ß-Carotins wird für die ersten 5 Zentrifugendurchgänge die

Zentrifuge Centrifuge 5403 der Firma eppendorf (Hamburg) mit Ausschwing-Rotor

(16A4-44) verwendet. Die Zentrifugierzeit beträgt 30 min bei 5 °C und 5000 U/min. Der

6. Zentrifugendurchgang wird bei gleicher Dauer und Temperatur mit der Zentrifuge

Sepatech Biofuge 28RS der Firma Heraeus Holding GmbH (Hanau) durchgeführt, deren

Drehzahl 10000 U/min beträgt.

3.5 Konservierungsverfahren

Die Sprühtrocknung wird mit einem Mini Sprühtrockner Büchi 191 der Firma BÜCHI

Labortechnik (Flawil, Schweiz) durchgeführt. Die Gleichstromtrocknung reduziert dabei

den Hitzestress für das Produkt. Die gewählten Einstellungen sind: Aspirator 100 %,

Pumpe 25 %, Einlasstemperatur 110 °C. Die Gefriertrocknung wird mit dem Gerät

ALPHA 2-4 der Firma Martin Christ Gefriertrocknungsanlagen (Osterode) durchgeführt.

Für die Charakterisierung der Kristallform vor und nach der Konservierung kommt die

Differential Scanning Calorimetry (DSC) zum Einsatz. Es wird das Gerät DSC 204 F1

der Firma Netzsch (Selb) verwendet. Die Proben werden in Aluminium-Tiegeln bei einer

Heizrate von 5 K/min vermessen. Ein leerer Aluminium-Tiegel dient als Referenz.

Page 56: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Herstellung der SLN/NLC und Emulsionen 48

4 Herstellung der SLN/NLC und Emulsionen

Ziel der Herstellung carotinoidhaltiger Dispersionen ist es, ß-Carotin in gelöster Form für

den Einsatz in Lebensmitteln bereitzustellen. Damit in wässrigen Systemen wie

Getränken die durch die Partikel hervorgerufene Trübung minimal ist, muss die

Partikelgröße so klein wie möglich sein. Bestimmt wird sie durch den Betrag der

eingebrachten Energie, welche für Hochdruckhomogenisatoren durch den Druck und die

Emulgierdauer, folglich der Zyklenzahl definiert ist. Ein ausreichender Emulgatoreinsatz ist

entscheidend, um die Partikel während der Tropfenzerkleinerung ausreichend schnell zu

stabilisieren und auch während der Lagerung einen Schutz vor Koagulation zu

gewährleisten.

Die Ermittlung der Partikelgröße erfolgt unter Verwendung von LD und PCS. Die

Abweichung der Ergebnisse der Laserdiffraktometermessung kann dabei mit der

Komplexität der untersuchten Stoffsysteme erklärt werden. Auf den Einfluss des

komplexen Brechungsindex auf die, mittels statischer Lichtstreuung gemessene,

Partikelgrößenverteilung wird im Anhang eingegangen (Vergleich Kapitel A.1).

4.1 Einfluss des Emulgatorgehaltes

Aufgrund der lebensmittelrechtlichen Beschränkungen für den Einsatz von Tween 80 ist

es das Ziel der Untersuchungen, den Emulgatoreinsatz auf ein Minimum zu begrenzen.

Dies ist bei ethoxylierten Emulgatoren von besonderer Bedeutung, da sie leicht bitter

schmecken und in hohen Konzentrationen zu Geschmacksabweichungen der

Endprodukte führen können. Daher gilt es, ein Optimum zu finden, bei dem bei minimalem

Emulgatoreinsatz möglichst kleine und stabile Partikel in langzeitstabilen Formulierungen

hergestellt werden können.

4.1.1 Miglyol 812 Emulsion

Für die Ermittlung des Einflusses der Emulgatorkonzentration auf die Partikelgröße

werden vor allem Laserdiffraktometer-Messungen durchgeführt. Diese bieten die

Möglichkeit neben der Partikelgröße auch die Partikelgrößenverteilung zu untersuchen.

Der Einfluss des Emulgatorgehaltes auf die Partikelgröße von Emulsionen, die bei

500 bar in 3 Zyklen mit Miglyol 812 hergestellt werden, ist in Abb. 4-1 zu sehen. Dabei ist

die differentielle Volumenverteilung (Volumendichteverteilung) der Partikeldurchmesser

logarithmisch dargestellt.

Page 57: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Herstellung der SLN/NLC und Emulsionen 49

dd

q 3(x

) [µ

m-1

]

dddd

q 3(x

) [µ

m-1

]

Abb. 4-1: Einfluss des Emulgatorgehaltes auf die Partikelgröße (LD) von Miglyol 812 Emulsionen (ohne ß-Carotin)

Es wird deutlich, dass ab einer Emulgatorkonzentration von 1 % (Masse) in der

Formulierung eine ausreichende Stabilisierung der Partikel sowohl während der

Herstellung, als auch nach dem Abkühlen gewährleistet ist. Der Mittelwert der LD-

Messung (LD(Mean)) beträgt für 1 % Tween 80 260 nm (LD(99%)=541 nm). Mittels PCS-

Messung wird ein durchschnittlicher Partikeldurchmesser von 202 nm bestimmt. Eine

Erhöhung des Emulgatorgehaltes bewirkt zwar eine weitere Verringerung der

Partikelgröße, diese ist jedoch so gering, dass eine Verdopplung des Emulgatoreinsatzes

nicht gerechtfertigt werden kann. Eine größere Emulgatorkonzentration ist dann

erforderlich, wenn durch höheren Druck und längere Verweilzeit (Zyklenzahl) die

Partikelgröße sinkt und damit die zu stabilisierende Oberfläche steigt (Vergleich

Kapitel 4.2).

4.1.2 Triglycerid SLN

Im Unterschied zu Miglyol 812-Emulsionen bilden höherkettige Triglyceride eine feste

Struktur während des Abkühlens. Dabei ist für Dynasan 114 eine Kühlung auf

Kühlschrank-Temperatur nötig, während Triglyceride mit einer Kettenlänge ≥16 schon bei

Raumtemperatur Kristalle bilden. Abb. 4-2 zeigt die Volumenverteilung der LD-Messung

für Dynasan 116 SLN ohne ß-Carotin in Abhängigkeit der Emulgatorkonzentration. Die

Herstellung erfolgt auch hier bei 500 bar in 3 Zyklen.

Page 58: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Herstellung der SLN/NLC und Emulsionen 50

q 3(x

) [µ

m-1

]q 3

(x)

[µm

-1]

Abb. 4-2: Einfluss des Emulgatorgehaltes auf die Partikelgröße (LD) von Dynasan 116 SLN (ohne ß-Carotin)

Es wird deutlich, dass eine Emulgatorkonzentration von 5 % nötig ist, um die SLN Partikel

hinreichend zu stabilisieren. Niedrigere Konzentrationen führen zur Bildung größerer

Partikel, deren Entstehung zwei Ursachen haben kann. Es ist zum einen unzureichende

Stabilisierung der Emulsionströpfchen nach dem Aufbruch möglich. Zum anderen kann

eine Tröpfchen- bzw. Partikelkoaleszenz während dem Abkühlen und Auskristallisieren der

Formulierung auftreten. Um zu klären, welcher der beiden Prozesse für den größeren

Partikeldurchmesser verantwortlich ist, ist eine online-Messung bzw. eine Messung vor

dem Auskristallisieren der Partikel erforderlich, die bei der Durchführung der Versuche

aufgrund des apparativen Aufwandes nicht möglich war. Verschiedene Fakten deuten

jedoch auf eine Destabilisierung bei der Kristallisation des Fettes hin.

Wie in Kapitel 2.1.4 beschrieben, liegen Triglycerid-Partikel meist in einer

plättchenförmigen Gestalt vor. Aufgrund der sich bei der Kristallisation vergrößernden

Oberfläche ist die nötige Emulgatorkonzentration erhöht. Emulgatorkonzentrationen von

unter 2 % (Masse) führen bei der Abkühlung der SLN-Formulierungen von Dynasan 116

zur sofortigen Gelierung des Systems - ein kristallines Gelnetzwerk entsteht (Vergleich

Kapitel 2.1.6). Dass der Effekt der spontanen Gelierung ausschließlich bei

Triglyceridformulierungen mit unzureichendem Emulgatorgehalt auftritt, zeigt, dass

Tween 80 in der Lage ist, die durch die Kristallisation vergrößerte Oberfläche der Partikel

hinreichend schnell zu stabilisieren.

4.1.3 PGHMS SLN und NLC

Aufgrund der Zusammensetzung von Aldo PGHMS (Mono- und Diglyceride) wirkt das Fett

selbst als Emulgator. Daher ist bei diesen Formulierungen mit einem niedrigeren

Emulgatoreinsatz im Vergleich zu den Dynasan 116 SLN zu rechnen. In Abb. 4-3 ist die

volumenbezogene Partikelgrößenverteilung von PGHMS SLN in Abhängigkeit der

Page 59: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Herstellung der SLN/NLC und Emulsionen 51

Emulgatorkonzentration (Massenprozent) dargestellt. Die Formulierungen werden bei

500 bar in 3 Zyklen hergestellt.

q 3

(x)

[µm

-1]

q 3(x

) [µ

m-1

]

Abb. 4-3: Einfluss des Emulgatorgehaltes auf die Partikelgröße (LD) von PGHMS SLN ohne ß-Carotin (1. Charge)

Es wird deutlich, dass ab einer Emulgatorkonzentration von 1 % (Masse) eine

ausreichende Stabilisierung der SLN während der Herstellung gewährleistet ist. Eine

weitere Erhöhung der Emulgatorkonzentration führt zu keiner nennenswerten

Verkleinerung der Partikelgröße. Der Anstieg des ersten Peaks kann zwar auf eine

steigende Konzentration von kleinen Partikeln zurückgeführt werden, jedoch ist eine

vollständige Zerkleinerung des Probenmaterials auf diese Größe auch bei Drücken von

1000 bar nicht möglich. Außerdem sind große Mengen an Emulgator nötig, um die

entstehenden Partikel zu stabilisieren.

Ein Vorteil des Einsatzes von PGHMS ist die mögliche Reduzierung des

Emulgatorgehaltes. Aufgrund seines niedrigen HLB-Wertes ist auch die Herstellung

mehrphasiger Dispersionen denkbar. Eine Reduzierung der Tween 80-Konzentration

unter die Werte der Emulsion war nicht möglich. Dies deutet darauf hin, dass auch

PGHMS SLN nicht kugelförmig vorliegen und daher eine größere Oberfläche aufweisen,

die durch Emulgatormoleküle stabilisiert werden muss.

Die Herstellung der NLC Formulierungen erfordert ebenfalls den Einsatz von 1 %

Tween 80. In Tab. 4-1 sind die Ergebnisse der Partikelgrößenbestimmung von LD und

PCS für PGHMS SLN im Vergleich zu PGHMS NLC aufgeführt. Da die NLC unter Einsatz

von Lucarotin 10 SUN hergestellt werden, enthalten sie ß-Carotin.

Page 60: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Herstellung der SLN/NLC und Emulsionen 52

Tab. 4-1: Vergleich der Partikelgrößenbestimmung von LD und PCS für PGHMS SLN und NLC Formulierungen

Formulierung LD(99%)/

LD(Mean)

z-Average (PCS)/

PdI

Formulierung LD(99%)/

LD(Mean)

z-Average (PCS)/

PdI

PGHMS SLN 1 %

Tween 80, KS

618 nm/

279 nm

332 nm/ 0,083 PGHMS NLC 1 %

Tween 80 (0,035 %

ß-Carotin), KS

615 nm/

263 nm

290 nm/ 0,164

nach 12 Wochen 596 nm/

275 nm

325 nm/ 0,128 nach 6 Monaten 574 nm/

245 nm

298 nm/ 0,173

nach 21 Monaten k.A. 310 nm/ 0,099

Wie aus Tab. 4-1 hervorgeht, liegen die Partikelgrößen von SLN und NLC im gleichen

Größenbereich. Dabei zeigen die NLC Formulierungen sogar etwas kleinere

Partikelgrößen als die SLN, jedoch größere Werte für den Polydispersitätsindex (PdI) und

damit eine breitere Größenverteilung. Die abweichenden Ergebnisse der mittleren

Durchmesser von LD und PCS sind in den unterschiedlichen Messprinzipen bzw.

Ausgabeformaten der Ergebnisse begründet. Während bei der PCS der hydrodynamische

Durchmesser bestimmt wird (Vergleich Kapitel 2.1.4), wird bei der LD der

volumenbezogene Durchmesser ermittelt.

Bei der Emulgierung der zweiten Charge von Aldo PGHMS wird deutlich (Daten nicht

gezeigt), dass die Emulgatorkonzentration von 1 % nicht ausreicht, um die Partikel zu

stabilisieren (z-Average von PGMS SLN mit 1 % Tween 80 ist 443 nm). Aufgrund der, im

Rahmen der Spezifikation, abweichenden Zusammensetzung der zweiten Charge

(geringerer Monoglyceridgehalt) wirkt diese weniger als Emulgator und der Einsatz von

Tween 80 muss erhöht werden. Es ist eine Konzentration von 2 % Tween 80 nötig, um bei

500 bar und 5 Zyklen eine Partikelgröße von 287 nm (PCS z-Average) zu erreichen.

4.2 Einfluss von Druck und Zyklenzahl

Die erzielbare Partikelgröße wird maßgeblich durch den Energieeintrag bestimmt, welcher

sich für Hochdruckhomogenisatoren aus Druck und Zyklenzahl zusammensetzt. Der

Einfluss auf die Partikelgröße ist nachfolgend dargestellt. Eine tiefergehende Betrachtung

der Einflüsse auf die erzielbare Partikelgröße von SLN/NLC im Vergleich zu Emulsionen

findet sich bei GRAMDORF et al. (2008) sowie GRAMDORF (2009).

Die Herstellung von NLC Formulierungen zeigt, dass die entstehenden Partikelgrößen

im Bereich derer von SLN Formulierungen liegen. Eine eindeutige Tendenz zu einer

Vergrößerung oder Verkleinerung der Partikelgröße ist nicht zu erkennen - weder im

Page 61: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Herstellung der SLN/NLC und Emulsionen 53

Vergleich von SLN und NLC, noch im Vergleich von mit ß-Carotin beladenen Partikeln und

unbeladenen Partikeln. Dies gilt für alle untersuchten Lipide.

4.2.1 Miglyol 812 Emulsion

Für die Herstellung der Emulsionen in Abhängigkeit des Energieeintrags wurde eine

Tween 80 Konzentration von 2,5 % gewählt, um die entstehenden Fettkügelchen

ausreichend zu stabilisieren. Die Ergebnisse der Versuche können Abb. 4-4 entnommen

werden. Dabei ist der Partikeldurchmesser z-Average (PCS) in Abhängigkeit des Druckes

über die Zyklenzahl aufgetragen.

100

150

200

250

300

350

0 1 2 3 4 5 6 7

Zyklenanzahl

z-A

vera

ge (

PC

S)

[nm

]

300 bar500 bar750 bar1000 bar

Abb. 4-4: Einfluss von Druck und Zyklenzahl auf die Partikelgröße von Miglyol 812 Emulsionen (ohne ß-Carotin)

Es ist mit steigendem Energieeintrag eine Abnahme der Partikelgröße zu beobachten. Die

nötige Zyklenzahl zur Erzielung einer spezifischen Partikelgröße sinkt mit steigendem

Druck. So ist z.B. bei 1000 bar bereits nach 3 Zyklen eine Partikelgröße von 143,5 nm

erreicht, während bei 500 bar 7 Zyklen notwendig sind um Partikel mit 145 nm

Durchmesser herzustellen.

4.2.2 Triglycerid SLN

Anhand der Dynasan 116 SLN wurde der Einfluss der Emulgatorkonzentration auf die mit

höherem Energieeintrag erzielbare Partikelgröße untersucht. Abb. 4-5 zeigt die

Abhängigkeit des Partikeldurchmessers z-Average (PCS) von Druck und Zyklenzahl

sowie der Emulgatorkonzentration.

Page 62: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Herstellung der SLN/NLC und Emulsionen 54

100

300

500

700

900

1100

1300

0 2 4 6 8Zyklenanzahl

z-A

vera

ge (

PC

S)

[nm

]3 % 300 bar3 % 500 bar3% 750 bar3 % 1000 bar

120

140

160

180

200

220

240

2 4 6 8Zyklenzahl

5% 500 bar6% 500 bar5% 750 bar6% 750 bar

a) b)

100

300

500

700

900

1100

1300

0 2 4 6 8Zyklenanzahl

z-A

vera

ge (

PC

S)

[nm

]3 % 300 bar3 % 500 bar3% 750 bar3 % 1000 bar

120

140

160

180

200

220

240

2 4 6 8Zyklenzahl

5% 500 bar6% 500 bar5% 750 bar6% 750 bar

100

300

500

700

900

1100

1300

0 2 4 6 8Zyklenanzahl

z-A

vera

ge (

PC

S)

[nm

]3 % 300 bar3 % 500 bar3% 750 bar3 % 1000 bar

120

140

160

180

200

220

240

2 4 6 8Zyklenzahl

5% 500 bar6% 500 bar5% 750 bar6% 750 bar

a) b)

Abb. 4-5: Einfluss des Emulgatorgehaltes (a: 3 %, b: 5 % bzw. 6 %), des Druckes und der Zyklenzahl auf die Partikelgröße von Dynasan 116 SLN (ohne ß-Carotin)

Dabei wird deutlich, dass bei einer niedrigen Emulgatorkonzentration von 3 % (Masse)

durch Druck- oder Zyklenzahlerhöhung keine Partikelzerkleinerung auf mittlere Partikel-

durchmesser unter 180 nm möglich ist (Abb. 4-5 a). Der Emulgator ist nicht in der Lage,

kleinere Partikel ausreichend zu stabilisieren - es kommt zur Koaleszenz. Abb. 4-5 b zeigt,

dass bei höheren Emulgatorkonzentrationen die erzielbare Partikelgröße stärker durch die

Energiedichte beim Emulgieren, also Druck und Zyklenzahl, bestimmt wird.

In Abb. 4-6 ist die Volumenverteilung der Partikelgrößen von Dynasan 116 SLN in

Abhängigkeit der Emulgatorkonzentration und unterschiedlichen Energiedichten

dargestellt. Letztere werden durch Variation der Parameter Druck und Zyklenzahl erreicht.

q 3(x

) [µ

m-1

]q 3

(x)

[µm

-1]

Abb. 4-6: Einfluss der Emulgatorkonzentration auf das Ergebnis der Partikelzerkleinerung von Dyn 116 (ohne ß-Carotin)

Page 63: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Herstellung der SLN/NLC und Emulsionen 55

Es wird deutlich, dass die sinkende mittlere Partikelgröße (Vergleich Abb. 4-5) weniger

durch die Reduzierung der Partikelgröße hervorgerufen wird. Vielmehr kommt es durch

steigenden Emulgatorgehalt und Energieeintrag zu einer schmaleren Partikelgrößen-

verteilung (siehe Abb. 4-6). Diese wird durch die Abnahme der Anzahl größerer Partikel

hervorgerufen und spiegelt sich in kleineren mittleren Partikelgrößen (z-Average (PCS))

wieder. Die Werte des Polydispersitätsindex liegen ab 5 Zyklen zwischen 0,17 und 0,22.

Bei 3 Zyklen erreicht er Werte von bis zu 0,28. Der gleiche Effekt wurde von MEHNERT,

MÄDER (2001) für die Herstellung mit Rotor-Stator-Systemen beschrieben.

Dass es mit steigender Emulgatorkonzentration zu einer Verfälschung der

Messergebnisse, welche durch die PCS erhalten werden, kommen kann, geht ebenfalls

aus Abb. 4-6 hervor. Werden die Ergebnisse der Herstellung bei 500 bar/5 Zyklen mit 5 %

Emulgator mit denen der Herstellung bei 1000 bar/5 Zyklen und 3 % Emulgator verglichen

(siehe Tab. 4-2), so wird deutlich, dass es einen Widerspruch der Ergebnisse von LD und

PCS gibt.

Tab. 4-2: Vergleich der gemessenen Partikelgrößen in Abhängigkeit von Emulgator-konzentration und Energieeintrag

z-Average (PCS) LD(99%) LD(Mean)

1000 bar 5 Zyklen, 3 % Tween 80 184 nm 433 nm 142 nm

500 bar 5 Zyklen, 5 % Tween 80 167 nm 476 nm 156 nm

Während mit steigender Emulgatorkonzentration das PCS-Ergebnis fällt, steigt es bei der

LD-Messung. Eine mögliche Ursache ist die größere Konzentration an Emulgatormizellen

bei der Herstellung mit 5 % Tween 80. Offenbar werden diese in der PCS-Messung

erfasst und führen so zu einem kleineren Ausgabewert. In der LD-Messung werden die

Emulgatormizellen aufgrund ihrer geringen Größe nicht detektiert und für die Berechnung

des Ergebnisses herangezogen. Daher kommt es zur Ausgabe eines größeren Wertes für

die Partikelgröße.

4.2.3 Propylenglycol-high-monostearat (PGHMS)

Die Ermittlung des Einflusses von Druck und Zyklenzahl erfolgte bei PGHMS SLN anhand

der 1. Charge. Der Einfluss des Homogenisierdruckes und der Zyklenzahl auf die SLN-

Partikel ist in Abb. 4-7 dargestellt.

Page 64: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Herstellung der SLN/NLC und Emulsionen 56

200

300

400

500

600

700

800

0 1 2 3 4 5 6 7 8

Zyklenzahl

z-A

vera

ge (

PC

S)

[nm

]_

300 bar

500 bar

750 bar

1000 bar

gf

200

300

400

500

600

700

800

0 1 2 3 4 5 6 7 8

Zyklenzahl

z-A

vera

ge (

PC

S)

[nm

]_

300 bar

500 bar

750 bar

1000 bar

gf

Abb. 4-7: Einfluss von Druck und Zyklenzahl auf die Partikelgröße von PGHMS SLN (ohne ß-Carotin) hergestellt mit 1 % Tween 80

Wie in Abb. 4-7 zu erkennen, ist eine Hochdruckhomogenisierung bei 300 bar nicht

ausreichend, um eine ausreichende Partikelzerkleinerung zu erreichen. Außerdem ist in

Analogie zu den Ergebnissen von Dynasan 116 SLN zu erkennen, dass bei niedriger

Emulgatorkonzentration keine deutliche Verkleinerung der Partikelgröße durch Erhöhung

von Druck oder Emulgierdauer über eine spezifische Energiedichte hinaus möglich ist.

Daher ist für eine Tween 80-Konzentration von 1 % (Masse) ein Druck von 500 bar bei

3 Zyklen ausreichend, um Partikel mit einer Größe von 314 nm (PCS) herzustellen

(LD(99%)=662 nm; LD(Mean)=291 nm). Die Erhöhung der Energiedichte über 500 bar

und 3 Zyklen bewirkt keine deutliche Reduzierung der Partikelgröße und ist daher

ineffektiv.

4.3 Einfluss der Temperatur und des Fettes

Der Einfluss der Herstellungstemperatur auf die Partikelgröße von SLN wird in einem

ersten Versuch bei 75 °C, 85 °C und 95 °C untersuch t. Es zeigt sich, dass eine

Herstellung bei 95 °C nicht möglich ist. Aufgrund d er Temperaturerhöhung infolge des

Energieeintrags im Hochdruckhomogenisator (Vergleich Kapitel 2.1.2) kommt es zum

Sieden des enthaltenen Wassers nach dem Passieren der Homogenisierdüse, was an

einer Blasenbildung beim Produktauslass zu erkennen ist. Die Messung der Partikelgröße

liefert daher keine auswertbaren Ergebnisse. Die Ergebnisse der Partikelgrößenmessung

(PCS) von Dynasan 116 SLN ohne ß-Carotin für Herstellungstemperatur von 75 °C und

85 °C sind in Abb. 4-8 dargestellt. Der Emulgatorge halt der hergestellten Formulierungen

beträgt 5 %.

Page 65: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Herstellung der SLN/NLC und Emulsionen 57

100

200

300

400

0 1 2 3 4 5 6 7 8

Zyklenzahl

z-A

vera

ge (

PC

S)

[nm

]85°C75°C

Abb. 4-8: Einfluss der Herstellungstemperatur auf das Homogenisierergebnis von Dynasan 116 SLN (ohne ß-Carotin) bei 500 bar

Wie in Abb. 4-8 zu sehen, ist insbesondere bei niedrigen Verweilzeiten (1 und 3 Zyklen)

ein deutlicher Einfluss der Temperatur auf die Partikelgröße der Dynasan 116 SLN

vorhanden. Durch die Reduzierung der Viskosität mit steigender Temperatur wird die

Zerkleinerung des Fettes im Hochdruckhomogenisator erleichtert (Vergleich Kapitel 2.1.2).

Obwohl die Herstellung mit 5 % Emulgator erfolgt, ist für die Herstellung bei 85 °C

bereits nach 3 Zyklen bei 500 bar eine ausreichende Tröpfchenzerkleinerung erreicht

(z-Average (PCS)=156 nm). Eine Erhöhung der Zyklenzahl auf 5 reduziert die

Partikelgröße nur wenig (z-Average=144 nm) und steigt bei weiterer Erhöhung sogar

wieder an. Eine mögliche Ursache für den Anstieg bei 7 Zyklen ist eine Überemulgierung,

bei der die Emulgatormoleküle nicht in der Lage sind, die gebildeten Partikel ausreichend

schnell zu stabilisieren. Die bei 75 °C hergestellt e Formulierung erreicht erst nach

7 Zyklen eine Partikelgröße von 151 nm (z-Average).

Der Einfluss der FS-Kettenlänge und der Temperatur auf das Homogenisierergebnis

ist in Abb. 4-9 zu sehen. Die für diesen Versuch hergestellte Emulsion und die SLN-

Formulierungen enthalten alle ß-Carotin (Fluka) und wurden bei 500 bar in 5 Zyklen

homogenisiert. Es wird in der Abbildung vor allem der Einfluss der FS-Kettenlänge

sichtbar. Es ist davon auszugehen, dass mit steigender FS-Kettenlänge die entstehenden

plättchenförmigen Partikel größer werden. Im Vergleich von Dynasan 114, Dynasan 116

und Dynasan 118 bei 85 °C kommt es zu einem Anstieg der Partikelgröße von 31 nm

(Dyn 114-Dyn 116) bzw. 38 nm (Dyn 116-Dyn 118).

Page 66: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Herstellung der SLN/NLC und Emulsionen 58

0

100

200

300

400

500

Mig 812 Dyn 114 Dyn 116 Dyn 118 PGHMS

z-A

vera

ge (

PC

S)

[nm

] _75 °C80 °C85 °C90 °C

0

100

200

300

400

500

Mig 812 Dyn 114 Dyn 116 Dyn 118 PGHMS

z-A

vera

ge (

PC

S)

[nm

] _75 °C80 °C85 °C90 °C

Abb. 4-9: Einfluss der Herstellungstemperatur und der FS-Kettenlänge auf die Partikelgröße (PCS) von ß-Carotinbeladenen SLN im Vergleich zu einer Mig 812-Emulsion

Der Einfluss der Viskositätserhöhung mit steigender FS-Kettenlänge spielt dabei offenbar

eine untergeordnete Rolle, da auch bei Temperaturerhöhung -also der Senkung der

Viskosität- nur eine geringe Änderung des Emulgierergebnisses festgestellt werden kann.

Zwar findet bei allen Formulierungen eine Abnahme der Partikelgröße mit steigender

Temperatur statt, jedoch liegt diese nur im Bereich von 6 nm für Dynasan 114 oder 11 nm

für Dynasan 116. Deutlicher wird der Einfluss bei den Dynasan 118-Formulierungen, bei

welchen im Vergleich von 75 °C zu 85 °C die Partike lgröße um 22 nm abnimmt. Dies ist

durch den Schmelzpunkt von Dynasan 118, welcher bei 70-73 °C liegt, zu erklären. Da die

Emulgierung nur wenige Kelvin über der Schmelztemperatur erfolgt, kann eine

ausreichende Zerkleinerung nicht gewährleistet werden. Für Miglyol 812 ist kein Einfluss

der Herstellungstemperatur auf die erzielbare Partikelgröße festzustellen, was ebenfalls

den geringen Einfluss der Viskositätsabnahme bei steigender Temperatur verdeutlicht.

Der Vergleich mit den gemessenen Werten der dynamischen Viskosität aus

GRAMDORF et al. (2008) zeigt zusätzlich, dass im Vergleich der Fette Trimyristin (Dyn 114)

und Tripalmitin (Dyn 116) die Werte der Viskosität dicht zusammenliegen. So entspricht

die dynamische Viskosität von Dyn 114 bei 75 °C in etwa der Viskosität von Dyn 116 bei

80 °C. Der Vergleich der Partikelgrößen in Abb. 4-9 liefert jedoch eine Differenz von

26 nm.

Die Ergebnisse von Aldo PGHMS SLN, welche in Abb. 4-9 dargestellt sind, wurden

mit der zweiten Charge erzielt und weisen deutlich höhere Partikelgrößen auf, als sie mit

der 1. Charge erreicht wurden (Vergleich Abb. 4-7). Auch das Aussehen der Formulierung

Page 67: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Herstellung der SLN/NLC und Emulsionen 59

weicht deutlich von der ersten Charge sowie den Triglycerid SLN und der Emulsion ab.

Obwohl die PCS-Ergebnisse für PGHMS SLN eine große Partikelgröße zeigen, ist diese

Formulierung deutlich klarer als die anderen. Eine mögliche Ursache konnte nicht ermittelt

werden.

Ein Einfluss der Temperaturerhöhung auf den Emulgator Tween 80 wird nicht deutlich.

Trotz Überschreitung des cloud points (Vergleich Kapitel 2.1.2) wird keine Abnahme der

Stabilisierung der Fettpartikel beobachtet. Auch die PIT, welche aufgrund der zahlreichen

Einflussfaktoren für die untersuchten Systeme nicht exakt festgelegt werden kann, scheint

nicht erreicht.

4.3.1 Abkühlgeschwindigkeit

Die Bestimmung des Einflusses der Temperatur des Glases (Probenbehälter) bei der

Abfüllung und der Geschwindigkeit der Kühlung wird für Aldo PGHMS SLN und

Dynasan 116 SLN durchgeführt. Dabei werden Proben in Gläser abgefüllt, die auf

Kühlschranktemperatur (KT: 4-8 °C), Raumtemperatur (RT: 20 °C) und Prozesstemperatur

(80 °C) temperiert wurden. Anschließend werden die Proben bei Raumtemperatur (20 °C)

im Klimaschrank bzw. bei Kühlschranktemperatur (schnelle Abkühlung) gelagert. Für eine

langsame Abkühlung werden Proben nach dem Abfüllen für 1 h bei Raumtemperatur

gelagert, bevor sie in den Kühlschrank kommen. Die Ergebnisse der Untersuchung sind

für PGMS in Tab. 4-3 und für Dynasan 116 in Tab. 4-4 dargestellt. Die Bestimmung der

Partikelgröße erfolgte nach 2 Tagen Lagerung.

Tab. 4-3: Einfluss der Abkühlgeschwindigkeit und Temperatur des Glases auf die Partikelgröße von Aldo PGHMS

schnelle Abkühlung (KS) langsame Abkühlung auf RT/KS

Glas kalt 330 nm k.A.

Glas Raumtemperatur 315 nm 330 nm / 308 nm

Glas Prozesstemperatur 319 nm 325 nm / 307 nm

Es ist in Tab. 4-3 ein Einfluss der Temperatur des Glas und der Abkühlgeschwindigkeit für

PGMS SLN sichtbar. Dabei erreichen die Partikelgrößen ihr Maximum, wenn bei einer

Glastemperatur von 4-8 °C abgefüllt wird. Offenbar kommt es durch den großen

Temperaturunterschied zu einer schnellen Kristallisation eines Teils der Partikel, berührt

die heiße Formulierung die kalte Glaswand. Bei Verwendung von Probenbehältern, die

vor der Abfüllung auf Raum- bzw. Prozesstemperatur temperiert wurden, ist die

Partikelgröße kleiner. Der Unterschied zwischen Raum- und Prozesstemperatur ist jedoch

gering.

Page 68: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Herstellung der SLN/NLC und Emulsionen 60

Neben dem Einfluss der Temperatur des Probenbehälters, hat auch die

Abkühlgeschwindigkeit einen Einfluss auf die Partikelgröße. Eine langsame Abkühlung auf

Temperaturen von 4-8 °C erweißt sich für PGMS als v orteilhaft, während eine schnelle

Abkühlung zu größeren Partikeln führt. Die Lagerung bei Raumtemperatur ist nicht

geeignet, da es auch dort zur Ausbildung großer Partikel kommt (Vergleich Kapitel 5.1.3).

Tab. 4-4: Einfluss der Abkühlgeschwindigkeit und Temperatur des Glases auf die Partikel größe von Dynasan 116 SLN

schnelle Abkühlung (KS) langsame Abkühlung auf RT/KS

Glas kalt 177 nm k.A.

Glas RT 177 nm 169 nm / 173 nm

Glas Prozesstemperatur 175 nm 168 nm / 172 nm

Wie in Tab. 4-4 zu erkennen, ist der Einfluss der Glastemperatur und Abkühl-

geschwindigkeit für Dyn 116 SLN geringer als für PGMS SLN. Auch hier ist jedoch eine

Abnahme der Partikelgröße mit steigender Glastemperatur und sinkender

Abkühlgeschwindigkeit zu sehen.

Im Gegensatz zu den Ergebnissen von Aldo PGHMS ist für Dynasan 116 die

Partikelgröße der Proben geringer, die bei Raumtemperatur gelagert werden. Eine

mögliche Erklärung dieses Effektes sind unterschiedliche Grade der Rekristallisation

(Vergleich Kapitel 2.1.5). Proben, die direkt auf Kühlschranktemperatur gekühlt werden,

zeigen größere Anteile kristalliner Fettpartikel. Hingegen ist die Kristallisation bei

Formulierungen, die langsam gekühlt oder bei RT gelagert werden möglicherweise

geringer. Ein leichter Anstieg der Partikelgröße nach längerer Lagerung (Daten nicht

gezeigt) deutet auf einen Einfluss der Rekristallisationsrate hin.

Da es bei Aldo PGHMS nach 3 Wochen ebenfalls zu einer Angleichung der

Partikelgrößen kommt, sind auch hier Einflüsse der Rekristallisationsrate und polimorpher

Veränderungen denkbar. Um diese Einflüsse genauer zu untersuchen ist die

Durchführung von DSC-Messungen notwendig. Ein Einfluss der Abkühlgeschwindigkeit

hinsichtlich der Langzeitstabilität kann daher im Rahmen der durchgeführten

Untersuchungen nicht festgestellt werden.

Page 69: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Herstellung der SLN/NLC und Emulsionen 61

4.4 Partikelform

Die Partikelform von SLN und NLC ist vor allem für die Schutzwirkung der inkorporierten

Wertstoffe von großer Bedeutung. Auf den Einfluss von Partikelform und Kristallstruktur

auf die Beladung von SLN bzw. NLC ist in Kapitel 2.1.3, 2.1.4 und 2.1.6 eingegangen

worden.

Aufgrund der Verwendung eines Emulgators ohne zusätzliche Stabilisatoren ist davon

auszugehen, dass die Triglyceridpartikel plättchenförmig vorliegen. Eine Cryo-TEM-

Aufnahme einer Trimyristin Suspension ist in GRAMDORF et al. (2008) zu finden. In

Abb. 4-10 sind Cryo-TEM-Aufnahmen der PGHMS NLC in Abhängigkeit der

Herstellungsbedingungen zu sehen.

Abb. 4-10: Cryo-TEM-Aufnahmen von PGMS NLC hergestellt mit (a) 1 Zyklus bei 500 bar und (b) 7 Zyklen bei 1500 bar [GRAMDORF et al. 2008]

Wie in Abb. 4-10 deutlich wird, ist es möglich, für einen geringen Energieeintrag von

500 bar und 1 Zyklus Partikel zu finden, welche dem core-shell-Modell entsprechen

(Abb. 4-10 a). Der internen Kommunikation mit dem Max Rubner-Institut, welches die

Aufnahmen anfertigte, war jedoch zu entnehmen, dass diese Form der Partikel nur

vereinzelt zu finden ist. Der wesentlich größere Teil der Formulierung liegt plättchenförmig

vor, wie es nach größeren Energiedichten bei der Herstellung (Abb. 4-10 b) zu sehen ist.

Aufgrund der plättchenförmigen Gestalt ist davon auszugehen, dass große Teile des ß-

Carotins an die Oberfläche der Partikel gedrückt werden, wo sie Oxidationsreaktionen

verstärkt ausgesetzt sind.

Page 70: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Herstellung der SLN/NLC und Emulsionen 62

4.5 ß-Carotinlöslichkeit

Aufgrund der besseren Bioverfügbarkeit gelösten ß-Carotins (Vergleich Kapitel 2.2.3) ist

die Ermittlung der molekularen Struktur in den Formulierungen von besonderer

Bedeutung. Auch die koloristischen Eigenschaften werden durch die molekulare bzw.

supramolekulare Struktur beeinflusst (Vergleich Kapitel 2.2.2).

4.5.1 Molekulare Struktur

Da aus den Extinktionsspektren der Formulierungen Rückschlüsse auf die molekulare

Struktur des ß-Carotins gezogen werden können, werden die Spektren der

Formulierungen in Verdünnung aufgenommen. Die für die Untersuchung verwendeten

PGMS SLN und NLC sind aus der ersten Charge hergestellt. Die Herstellungs-

bedingungen der untersuchten Formulierungen sind 500 bar und 5 Zyklen, die

Herstellungstemperatur beträgt 80 °C. Bei Formulier ungen, bei denen „120 °C“ vermerkt

ist, wird das ß-Carotin-Fett-Gemisch für 15 sec. auf 120 °C im Ölbad erhitzt, um die

Löslichkeit des ß-Carotins zu erhöhen (Vergleich Kapitel 2.2.5). Die anschließende

Hochdruckhomogenisierung erfolgt bei 80 °C. Die Par tikelgrößen der photospektro-

metrisch vermessenen Formulierungen sind Tab. 4-5 zu entnehmen.

Tab. 4-5: Partikelgröße und ß-Carotingehalt der Dyn 116 SLN und PGMS SLN/NLC Formulierungen

Formulierung ß-Carotin-

gehalt

PCS

z-Average

Formulierung ß-Carotin-

gehalt

PCS

z-Average

Dyn 116 (80 °C) 0,100 mg/g k. A. PGMS (80 °C) 0,05 mg/ g 287 nm

Dyn 116 (80 °C) 0,050 mg/g 158 nm PGMS (120 °C) 0,05 mg/g 288 nm

Dyn 116 (80 °C) 0,035 mg/g 168 nm PGMS NLC 0,05 mg/g 273 nm

Dyn 116 (120 °C) 0,050 mg/g 156 nm

Der Vergleich der Partikelgrößen von Dynasan 116 und PGHMS SLN bzw. NLC zeigt

deutlich größere Partikeldurchmesser von PGHMS-Formulierungen, jedoch keinen

Einfluss der kurzzeitigen Erhitzung auf 120 °C auf die Partikelgröße. In Abb. 4-11 sind die

Spektren der SLN-Formulierungen mit Dynasan 116 und unterschiedlichen ß-

Carotingehalten verdünnt auf 3,5 ppm ß-Carotin zu sehen.

Es ist zu erkennen, dass die Spektren stark durch die partikuläre Struktur der

Formulierungen gestört werden. Je geringer der ß-Carotingehalt, desto größer ist der

Störeinfluss durch die Lichtstreuung der Partikel, was am flachen Kurvenverlauf sichtbar

wird. Da bei niedrigen ß-Carotinkonzentrationen ein geringerer Verdünnungsfaktor nötig

Page 71: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Herstellung der SLN/NLC und Emulsionen 63

ist, um 3,5 ppm ß-Carotin zu erhalten, zeigen diese Spektren eine größere Extinktion

durch das kristalline Fett.

300 350 400 450 500 550 600Wellenlänge [nm]

Ext

inkt

ion

ß-Carotin in Hexan

0,035% ß-Carotin

0,05% ß-Carotin

0,1% ß-Carotin

Abb. 4-11: Spektren der SLN-Formulierungen mit Dynasan 116 und unterschiedlichen ß-Carotingehalten verdünnt auf 3,5 ppm ß-Carotin im Vergleich zur molekularen Lösung in n-Hexan

Bei den Formulierungen mit 0,05 und 0,1 % ß-Carotin sind kleine Maxima durch das

ß-Carotin zu erkennen. Diese liegen, im Vergleich zur molekularen Lösung von ß-Carotin

in n-Hexan, um 10 nm bathochrom (zu höheren Wellenlängen) verschoben. Ein Einfluss

der Beladung auf die Lage der Extinktionsmaxima ist nicht zu erkennen.

Zusätzlich wurde der Einfluss der Herstellungstemperatur auf die Lage der

Extinktionsspektren bestimmt, da durch höhere Temperaturen ein größerer Anteil

ß-Carotin in Lösung geht (siehe Kapitel 2.2.5). Diese sind in Abb. 4-12 für Dynasan 116

und Aldo PGHMS dargestellt.

350 400 450 500 550 600Wellenlänge [nm]

Ext

inkt

ion

ß-Carotin in Hexan

PGMS SLN 80°C

PGMS SLN 120°C

PGMS NLC

D116 SLN 80°C

D116 SLN 120°C

Abb. 4-12: Spektren der SLN-Formulierungen in Abhängigkeit des Fettes und der Herstellungstemperatur sowie NLC verdünnt auf 3,5 ppm ß-Carotin im Vergleich zur molekularen Lösung in n-Hexan

Page 72: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Herstellung der SLN/NLC und Emulsionen 64

Aufgrund der fast doppelt so großen PGMS SLN-Partikel im Vergleich zu

Dynasan 116 SLN, ist für diese Formulierungen der Störeinfluss durch die Lichtstreuung

der Partikel zu groß und ein Ablesen der Maxima nicht möglich. Für Dynasan 116 sind,

wie auch in Abb. 4-11, kleine Maxima zu erkennen, die jedoch unabhängig von der

Herstellungstemperatur um 10 nm bathochrom verschoben sind.

Die gleiche Verschiebung tritt bei PGMS NLC auf, dessen Spektrum ebenfalls in

Abb. 4-12 dargestellt ist. Trotz vergleichbarer Partikelgröße mit den PGMS SLN ist hier

die Ausprägung der Extinktionsmaxima durch das enthaltene ß-Carotin deutlich zu

erkennen. Dies ist durch den Anteil flüssigen Lipides und der damit geringeren Streuung

durch kristallines Fett zu erklären. Die bathochrome Verschiebung beträgt jedoch auch

hier 10 nm.

Eine mögliche Ursache der bathochromen Verschiebung ist eine „Störung“ des

Absorptionsspektrums durch die Lipide. Um diesen Effekt auszuschließen, werden

Differenzspektren von beladenen und unbeladenen SLN-Formulierungen in Verdünnung

aufgenommen. Die Ergebnisse sind in Abb. 4-13 für verschiedene Lipide dargestellt.

350 400 450 500 550 600Wellenlänge [nm]

Ext

inkt

ion

ß-Carotin in HexanPGMSD116M812

Abb. 4-13: Differenzspektren der SLN-Formulierungen und Emulsion mit ß-Carotin im Vergleich zur molekularen Lösung in n-Hexan

Unabhängig vom verwendeten Fett bzw. Öl ist auch in den Differenzspektren eine

Verschiebung von 10 nm im Vergleich zur molekularen Lösung in n-Hexan zu erkennen.

Kristalline Anteile in den Formulierungen sind als Ursache für die Verschiebung eher

unwahrscheinlich, da kristalline J-Aggregate eine deutlich größere Verschiebung, selbst

bei Partikelgrößen < 50 nm, verursachen (Vergleich Kapitel 2.2.2). Auch eine Mischung

aus molekular gelösten Anteilen und kristallinem ß-Carotin kommt als Ursache nicht in

Frage, da die Verschiebung unabhängig von der eingesetzten ß-Carotinkonzentration ist.

Eine mögliche Erklärung ist die Verschiebung des Extinktionssprektrums durch den

Lösungmitteleffekt des Emulgators (Vergleich Kapitel 2.2.2). Da dieser polarer als das

Wasser ist, ist sein Einfluss auf die Lage der Extinktionsmaxima größer. Eine

Page 73: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Herstellung der SLN/NLC und Emulsionen 65

Wechselwirkung von Wasser und Emulgator ist dabei nicht auszuschließen. Diese Theorie

wird durch AZIS et al. (1971) bestätigt, welche für Tween 80-stabilisierte Solubilisate von

ß-Carotin in Linoleat ein Extinktionsmaximum von 460 nm angeben. Es kann daher davon

ausgegangen werden, dass der extinktionsbeeinflussende Teil des ß-Carotins molekular

gelöst vorliegt. Solubilisate von ß-Carotin und Tween 80 mit ihrer charakteristischen

Verschiebung aufgrund der Aggregation der ß-Carotinmoleküle werden nicht sichtbar.

Kristalline Anteile des ß-Carotins bilden in den Formulierungen Aggregate, die durch

Sedimentation während der Lagerung sichtbar werden. Bei der photospektrometrischen

Messung werden diese offenbar nicht erfasst. Eine exakte Ermittlung der molekularen

Struktur von SLN/NLC und Emulsionen ist daher mit spektrophotometrischer Messung

allein nicht möglich. Für exaktere Aussagen sind weiterführende Messungen nötig, wie

z.B. Infrarot- oder Ramanspektroskopie, Röntgenbeugung, NMR (Nuclear Magnetic

Resonance)-oder ESR (Electron Spin Resonance)-Spektroskopie [MEHNERT, MÄDER

2001].

4.5.2 ß-Carotingehalt

Da in der spektrophotometrischen Untersuchung kein Einfluss der ß-Carotinkonzentration

auf die Lage der Extinktionsmaxima festgestellt werden kann, muss eine andere

Möglichkeit gefunden werden, um Aussagen über die Beladungsmöglichkeiten von

SLN/NLC machen zu können.

Bei der Herstellung von SLN mit einem Überschuss an ß-Carotin kommt es bei der

Kristallisation der Fette zu einem Herausdrücken des überschüssigen Wertstoffes

(Vergleich Kapitel 2.1.3). ß-Carotin, das nicht in den SLN/NLC-Partikel inkorporiert oder

an deren Oberfläche gebunden ist und kristallin in der kontinuierlichen Phase vorliegt,

sedimentiert im Laufe der Lagerung. Dies kann durch Zentrifugation beschleunigt werden.

Wie sich bei den Versuchen zeigte, ist die Abtrennung der ß-Carotinkristalle bei der

hergestellten Emulsion nicht möglich, da es zur Koaleszenz des Öles kommt. Die

Ergebnisse dieser Versuche, wie auch der NLC-Formulierungen und der Herstellung bei

90 °C und 120 °C sind im Anhang zu finden.

In Abb. 4-14 sind die Ergebnisse der L*a*b*-Messungen nach der Herstellung (0.Z) im

Vergleich zu den Werten nach dem 6. Zentrifugendurchgang (6.Z) für die Fette Dynasan

118, Dynasan 116 und Dynasan 114 in Abhängigkeit der Temperatur dargestellt. Die

Formulierungen enthielten nach der Herstellung 0,1 % (Masse) ß-Carotin. Da sich die

entstehenden Diagramme der drei Fette stark ähneln, sind die Ergebnisse für Dyn 116

und Dyn 114 nur tabellarisch aufgeführt. Die Ergebnisse der Emulsion und NLC sowie für

PGHMS SLN sind im Anhang (Abb. 8-5) zu finden.

Page 74: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Herstellung der SLN/NLC und Emulsionen 66

0 10 20 30 40 50 60 70

75 °C 0.Z

80 °C 0.Z

85 °C 0.Z

75 °C 6.Z

80 °C 6.Z

85 °C 6.Z

0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00

L* 58,54 58,30 59,47 65,62 65,12 63,77

a* 20,10 20,69 21,27 19,61 19,84 21,10

b* 50,72 51,72 58,04 61,87 62,32 64,39

75 °C 0.Z 80 °C 0.Z 85 °C 0.Z 75 °C 6.Z 80 °C 6.Z 85 °C 6.Z

L* 59,05 59,05 59,33 67,06 66,26 63,63

a* 19,11 20,63 21,00 16,88 18,21 20,03

b* 51,08 55,16 58,04 63,62 66,46 64,92

75 °C 0.Z 80 °C 0.Z 85 °C 0.Z 75 °C 6.Z 80 °C 6.Z 85 °C 6.Z

L* 60,56 59,17 57,03 66,92 66,15 61,99

a* 18,29 20,21 21,65 16,68 17,33 19,95

b* 55,30 54,04 54,47 65,21 65,01 61,34

75 °C 0.Z 80 °C 0.Z 85 °C 0.Z 75 °C 6.Z 80 °C 6.Z 85 °C 6.Z

Dyn114

Dyn116

Dyn118

0 10 20 30 40 50 60 70

75 °C 0.Z

80 °C 0.Z

85 °C 0.Z

75 °C 6.Z

80 °C 6.Z

85 °C 6.Z

0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00

L* 58,54 58,30 59,47 65,62 65,12 63,77

a* 20,10 20,69 21,27 19,61 19,84 21,10

b* 50,72 51,72 58,04 61,87 62,32 64,39

75 °C 0.Z 80 °C 0.Z 85 °C 0.Z 75 °C 6.Z 80 °C 6.Z 85 °C 6.Z

L* 59,05 59,05 59,33 67,06 66,26 63,63

a* 19,11 20,63 21,00 16,88 18,21 20,03

b* 51,08 55,16 58,04 63,62 66,46 64,92

75 °C 0.Z 80 °C 0.Z 85 °C 0.Z 75 °C 6.Z 80 °C 6.Z 85 °C 6.Z

L* 60,56 59,17 57,03 66,92 66,15 61,99

a* 18,29 20,21 21,65 16,68 17,33 19,95

b* 55,30 54,04 54,47 65,21 65,01 61,34

75 °C 0.Z 80 °C 0.Z 85 °C 0.Z 75 °C 6.Z 80 °C 6.Z 85 °C 6.Z

Dyn114

Dyn116

Dyn118

Abb. 4-14: L*a*b* Farbwerte vor dem Zentrifugieren (0.Z) und nach dem Zentrifugieren (6.Z) von Dyn118, Dyn116 und Dyn114 SLN in Abhängigkeit der Herstellungstemperatur

Aus Abb. 4-14 geht hervor, dass es bei allen drei Fetten unabhängig von der Temperatur

nach dem Zentrifugieren zu einer Zunahme des L*-Wertes und damit zu einer Aufhellung

der Probe kommt. Dies ist auf die Abtrennung der trübungsverursachenden dunkelroten

ß-Carotinkristalle zurückzuführen, was zusätzlich an der leichten Abnahme des a*-Wertes,

also dem Maß für die rote Farbe, erkennbar ist. Am größten ist die Zunahme des b*-

Wertes, da durch das steigende Verhältnis von gelöstem zu kristallinem ß-Carotin die

Gelbfärbung zunimmt. Über den Einfluss der molekularen Struktur auf die Farbe von ß-

Carotin wurde in Kapitel 2.2.2 berichtet.

Der Vergleich der unterschiedlichen Fette und Temperaturen vor dem Zentrifugieren

zeigt, dass mit sinkender Fettsäurekettenlänge und steigender Temperatur, die Werte für

L* und b* in der Regel zunehmen. Dies deutet auf eine verbesserte Löslichkeit des

ß-Carotins bei hohen Temperaturen und niedriger FS-Kettenlänge hin. Ausnahmen sind

bei Dynasan 114 zu finden, welche sich jedoch nicht in den ermittelten Werten für die

Page 75: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Herstellung der SLN/NLC und Emulsionen 67

ß-Carotinkonzentration (siehe Abb. 4-15) niederschlagen. Eine Ursache der

Schwankungen konnte nicht ermittelt werden.

Im Vergleich der Werte nach der Zentrifugation ist mit steigender Temperatur eine

Abnahme der Werte für L* zu erkennen. Da bei diesen Formulierungen weniger

kristallines ß-Carotin abgetrennt wurde, erscheinen sie dunkler als Formulierungen mit

größeren Mengen an Sediment.

Um zu ermitteln, welche Konzentration an ß-Carotin in bzw. an die Partikel gebunden

ist, wurde nach der Zentrifugation eine ß-Carotinbestimmung durchgeführt. Abb. 4-15

zeigt die photospektrometrisch ermittelten Werte für die ß-Carotinkonzentration nach dem

Zentrifugieren in Abhängigkeit der Herstellungstemperatur und des verwendeten Fettes.

0

0,01

0,02

0,03

0,04

0,05

0,06

75 °C 80 °C 85 °CHerstellungstemperatur

ß-C

arot

inko

nzen

trat

ion

[g/1

00g

]

Dyn 114 SLNDyn 116 SLNDyn 118 SLN]

0

0,01

0,02

0,03

0,04

0,05

0,06

75 °C 80 °C 85 °CHerstellungstemperatur

ß-C

arot

inko

nzen

trat

ion

[g/1

00g

]

Dyn 114 SLNDyn 116 SLNDyn 118 SLN]

Abb. 4-15: Einfluss der Herstellungstemperatur und des Fettes auf die ß-Carotinbeladung

Es wird deutlich, dass bei höheren Temperaturen mehr ß-Carotin in den Formulierungen

vorliegt, was durch eine verbesserte Löslichkeit erklärt werden kann (Vergleich Kapitel

2.2.5). Eine Erhöhung der Herstellungstemperatur von 10 °C bewirkt eine Steigerung der

ß-Carotin-Massenkonzentration von mindestens 60 %. Die Erhöhung steigt mit steigender

FS-Kettenlänge, so dass für Dynasan 118 die Wertstoffbeladung mehr als verdoppelt

werden konnte. Trotz dieser enormen Steigerung liegt die ß-Carotinkonzentration für

Dynasan 118 SLN bei 85 °C unter der von Dynasan 114 SLN bei gleicher Herstellungs-

temperatur. Die bessere Wertstoffaufnahme bei Verwendung kurzkettiger Triacylglyceride

wurde in Kapitel 2.2.5 für Öle beschrieben. Da es bei reinen Triglycerid-SLN zur

Ausbildung einer plättchenförmigen Struktur und dem Herausdrücken des Wertstoffes

kommt, ist zusätzlich davon auszugehen, dass große Teile des ß-Carotins an die

Page 76: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Herstellung der SLN/NLC und Emulsionen 68

Oberfläche der Partikel gebunden sind. Durch die Abnahme der Kristall- und damit

Partikelgröße mit sinkender Kettenlänge, steht bei Dynasan 114 eine größere Oberfläche

zur Verfügung, an welche ß-Carotin gebunden sein kann.

Die mit dieser Methode ermittelten Werte der ß-Carotinkonzentration lassen allerdings

nur den Vergleich der Herstellungstemperaturen und eingesetzten Fette zu und geben

keine Auskunft über die molekulare Struktur des ß-Carotins. Es kann nicht

ausgeschlossen werden, dass weiterhin kristallines ß-Carotin in den Formulierungen

enthalten ist. Dieses kann in den Partikeln, an ihre Oberfläche sowie in Emulgatormizellen

gebunden sein.

Page 77: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Stabilität von SLN/NLC 69

5 Stabilität von SLN/NLC

Die Stabilität der Formulierungen ist von Interesse, da für die Anwendung in Lebensmitteln

die Lagerfähigkeit der Produkte vor dem Einsatz von Bedeutung ist. Die Notwendigkeit

einer zeitnahen Produktion und schnellen Verarbeitung würde den logistischen Aufwand

enorm erhöhen.

5.1 Einflüsse auf die Langzeitstabilität

Die Lagerstabilität der Formulierungen und damit die Effektivität des eingesetzten

Emulgators wird anhand der Partikelgröße bestimmt. Da die Proben dunkel gelagert

werden und auch der Eintrag mechanischer Energie weitestgehend vermieden wird, ist

der Haupteinflussfaktor die Temperatur. Effekte, wie das spontane Gelieren der

Formulierung sind bisher wenig untersucht (Vergleich Kapitel 2.1.6). In der Regel geht

diesem jedoch ein Anstieg der Partikelgröße voraus.

5.1.1 Miglyol 812 Emulsion

Die Untersuchung der Langzeitstabilität zeigt, dass es bei allen hergestellten Miglyol

Emulsionen unabhängig vom Emulgatorgehalt und der Lagertemperatur nach wenigen

Wochen zu Koaleszenz kommt, die anhand von Fetttröpfchen auf der Oberfläche der

Formulierungen deutlich zu erkennen ist. Da sich die gebildeten Fetttröpfchen auch bei

der Partikelgrößenmessung an der Oberfläche der Messzellen befinden, ist die Erfassung

ihrer Größe nicht möglich. Die in der Emulsion verbliebenen Tröpfchen zeigen ab einer

Emulgatorkonzentration von 1 % keine Zunahme der Partikelgröße (Daten nicht gezeigt).

5.1.2 Triglycerid SLN

Proben von Dynasan 116, die über längere Zeit gelagert werden, zeigen oft Anhaftungen

am Boden bzw. dem Deckel der Vials. Diese sind insbesondere bei Formulierungen

vorhanden, die bei 300 bar bzw. 1 Zyklus hergestellt werden. Ausgelöst wird dieser Effekt

offenbar durch Unebenheiten der Glaswand. Je größer die Partikel sind, desto schneller

kommt es zu Ablagerungen an der Gefäßwand. Wie in Kapitel 2.1.6 beschrieben, kann

dieses Problem durch eine Beschichtung der Gefäßwand verhindert werden. Eine

Sedimentation aufgrund von Koagulation der Fettpartikel ist unwahrscheinlich, da in der

Formulierung kein Partikelgrößenwachstum (mit Ausnahme der Kristallisation der Partikel)

festgestellt werden kann.

Die eben genannte Kristallisation ist als Grund für die ansteigende Partikelgröße von

Formulierungen zu sehen, die über 300 Tage im Kühlschrank bei 4-8 °C gelagert werden.

Page 78: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Stabilität von SLN/NLC 70

Tab. 5-1 zeigt den Vergleich der mittleren Partikeldurchmesser (z-Average (PCS)) von

Dynasan 116 SLN in Abhängigkeit des Druckes und der Zyklenzahl.

Tab. 5-1: Langzeitstabilität von Dynasan 116 SLN in Abhängigkeit der Emulgator-konzentration, der Zyklenzahl und des Druckes bei der Herstellung, Lagertemperatur 7 °C

3 Zyklen 5 Zyklen 7 Zyklen

5% Tween 80 1. Tag 307. Tag 1. Tag 307. Tag 1. Tag 307. Tag

500 bar 215 nm 226 nm 169 nm 189 nm 155 nm 175 nm

750 bar 179 nm 200 nm 153 nm 170 nm 138 nm 155 nm

6 % Tween 80 1. Tag 307. Tag 1. Tag 307. Tag 1. Tag 307. Tag

500 bar 198 nm 209 nm 163 nm 184 nm 152 nm 165 nm

750 bar 159 nm 179 nm 139 nm 157 nm 131 nm 148 nm

Die Ergebnisse zeigen unabhängig von Emulgatorkonzentration, Zyklenzahl oder Druck

einen Anstieg des z-Average (PCS) von durchschnittlich 17 nm während der Lagerung.

Dies kann auf die nicht abgeschlossene Kristallisation der Fette nach einem Tag

Kühlschranklagerung bzw. stattfindende polymorphe Änderungen der Kristallstruktur

zurückgeführt werden (Vergleich Kapitel 2.1.5). Proben, die erst am dritten Tag nach der

Herstellung vermessen werden, zeigen während der weiteren Lagerung keinen Anstieg

der Partikelgröße (Daten nicht gezeigt). Die Partikelgrößenzunahme in den ersten 3

Tagen der Lagerung ist in Abb. 5-1 zu sehen. Dabei ist die differentielle Volumenverteilung

von Dynasan 116 SLN (ohne ß-Carotin) in Abhängigkeit der Lagertemperatur und -dauer

dargestellt.

s

q 3(x

) [µ

m-1

]

ss

q 3(x

) [µ

m-1

]

Abb. 5-1: Volumenverteilung des Partikeldurchmessers von Dyn116 SLN in Abhängigkeit der Lagertemperatur und -dauer

Page 79: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Stabilität von SLN/NLC 71

Während Dynasan 116 SLN, die bei 20 °C gelagert wur den, einen LD(Mean) von 123 nm

(LD(99%)=285 nm) aufweisen, zeigen Proben bei Kühlschranklagerung (gleiche

Lagerdauer) einen LD(Mean) von 130 nm (LD(99%)=356 nm). Die Partikelgröße einer

Dynasan 116 SLN-Formulierung zeigt nach drei Tagen bei 7 °C eine weitere Verschiebung

der Partikelgrößenverteilung zu größeren Durchmessern. Der LD(Mean) dieser Probe

beträgt 138 nm (LD(99%)=383 nm). Die Zunahme des durchschnittlichen Partikel-

durchmessers der Laserdiffraktometermessung (15 nm) liegt dabei im Bereich der mittels

PCS gemessenen Größenzunahme (17 nm). Für eine exakte Klärung, ob die

Partikelgrößenzunahme auf die Kristallisation der Fette oder eine polymorphe

Umwandlung zurückzuführen ist, sind DSC-Messungen notwendig.

Der Einfluss der Lagertemperatur auf Dynasan 116 und Dynasan 118 Formulierungen

ist äußerst gering. In der Regel weisen Formulierungen im Kühlschrank einen um 1-5 nm

größeren Durchmesser (z-Average (PCS)) auf. Auch nach längerer Lagerung ist weder

bei KS noch bei RT eine deutliche Änderung der Partikelgröße feststellbar.

Dynasan 114 Formulierungen bilden einen Sonderfall, da es bei ihnen zum Auftreten

einer unterkühlten Schmelze (Vergleich Kapitel 2.1.5) unter Lagerung bei

Raumtemperatur kommt. Daher ist die Partikelgröße im Kühlschrank größer, was aber

durch das Auskristallisieren der Fettpartikel zu erklären ist und keine Instabilität darstellt.

5.1.3 Propylenglycolmonostearat SLN und NLC

Die Einflüsse der Lagertemperatur auf die Partikelgröße bei unterschiedlichen Fetten

differieren. Dies wird beim Vergleich von Triglycerid-Formulierungen mit PGHMS-

Formulierungen deutlich. Abb. 5-2 zeigt die Abhängigkeit der Partikelgröße vom

Emulgatorgehalt und der Lagertemperatur für PGHMS NLC.

0

200

400

600

800

0 0,5 1 1,5 2 2,5 3

Emulgatorgehalt [%]

z-A

vera

ge (

PC

S)

[nm

]

nach Herstellungnach 6 Monaten, KSnach 2 Jahren, RT

Abb. 5-2: Einfluss von Lagertemperatur und Emulgatorgehalt auf die Partikelgröße von PGMS NLC (0,035 % ß-Carotin)

Page 80: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Stabilität von SLN/NLC 72

Es wird deutlich, dass es während der Lagerung bei Raumtemperatur zu einem größeren

Partikelgrößenwachstum kommt als bei Lagerung im Kühlschrank (4-8 °C). Überraschend

ist dabei, dass die Partikelgröße nur bei Emulgatorgehalten über 0,75 % steigt. Die

Formulierung mit 2,5 % Tween 80 war aufgrund vollständiger Gelierung nach 2 Jahren

nicht mehr messbar. Formulierungen, deren Tröpfchen bei der Herstellung nicht

hinreichend stabilisiert wurden (Koaleszenz) und damit größere Partikel aufweisen, zeigen

nach 6 Monaten kaum Partikelgrößenwachstum. Bei Lagerung im Kühlschrank ist der

Einfluss des Emulgatorgehaltes auf die Partikelgröße geringer. Einzig bei 2,5 % Tween 80

ist eine deutliche Zunahme der Partikelgröße zu beobachten. Eine mögliche Erklärung für

dieses Phänomen ist die Ostwald Reifung. Entstehen bei der Herstellung der

Formulierung durch große Emulgatorgehalte vereinzelt kleine Partikel, die zu einer

polydispersen Dispersion führen, ist die Ostwald Reifung begünstigt. Dieser Effekt ist

auch bei PGHMS SLN zu erkennen (siehe Abb. 5-3).

0

100

200

300

400

500

0 0,5 1 1,5 2 2,5 3

Emulgatorgehalt [%]

z-A

vera

ge (

PC

S)

[nm

]

nach Herstellungnach 12 Wochen, KSnach 20 Monaten, KS

Abb. 5-3: Einfluss des Emulgatorgehalts auf die Partikelgröße von PGMS SLN (ohne ß-Carotin)

Auch hier tritt der Effekt ausschließlich bei einem Emulgatorgehalt von 2,5 % auf -

allerdings weniger stark als bei der NLC-Formulierung in Abb. 5-2. Analoge Ergebnisse

werden mit der zweiten Charge von Aldo PGHMS erzielt (Daten nicht gezeigt). Aufgrund

der höheren Emulgatorkonzentration, die bei der zweiten Charge nötig ist, um stabile

Partikel herzustellen, ist Ostwald Reifung jedoch erst bei Emulgatorkonzentrationen über

2,5 % zu beobachten.

Aufnahmen der Volumenverteilung von PGHMS NLC (siehe Abb. 5-4) unterstützen

diese Theorie zusätzlich. Wie in Abb. 4-3 (Kapitel 4.1.3) gezeigt wird, kommt es mit

steigendem Emulgatorgehalt zur Ausbildung einer bimodalen Verteilung. Der

Volumenanteil des ersten Peaks steigt dabei mit zunehmendem Emulgatoreinsatz (siehe

auch HENTSCHEL et al. 2008). Abb. 5-4 zeigt die durch Ostwald Reifung hervorgerufene

Page 81: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Stabilität von SLN/NLC 73

Abnahme des ersten Peaks bei gleichzeitiger Zunahme des zweiten mit

voranschreitender Lagerdauer der Formulierungen.

d

q 3(x

) [µ

m-1

]

dd

q 3(x

) [µ

m-1

]

Abb. 5-4: Umwandlung der Partikelgrößenverteilung von PGMS NLC (0,035 % ß-Carotin) während der Lagerung bei 7 °C

Es ist im Vergleich der Partikelgrößenverteilungen nach 4 und 7 Monaten nur eine

minimale Veränderung zu erkennen, was auf einen Abschluss der Ostwald Reifung

hindeutet. Dass diese nach ungefähr 10 Wochen bei Lagerung im Kühlschrank

abgeschlossen ist, kann Abb. 5-5 entnommen werden. Sie zeigt die Partikelgrößen von

PGMS NLC (0,035 % ß-Carotin), die mit 2,5 % Tween 80 hergestellt wurden. Zusätzlich

wird der Einfluss von α-Tocopherol auf die Partikelgröße bestimmt.

200

400

600

800

1000

1200

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55

Lagerzeit [Wochen]

z-A

vera

ge (

PC

S)

[nm

] _

20°C ohne α-Tocopherol

20°C mit α-Tocopherol

4-8°C ohne α-Tocopherol

4-8°C mit α-Tocopherol

j

200

400

600

800

1000

1200

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55

Lagerzeit [Wochen]

z-A

vera

ge (

PC

S)

[nm

] _

20°C ohne α-Tocopherol

20°C mit α-Tocopherol

4-8°C ohne α-Tocopherol

4-8°C mit α-Tocopherol

j

Abb. 5-5: Einfluss der Lagertemperatur auf die Partikelgröße von PGHMS NLC (0,035 % ß-Carotin) mit und ohne α-Tocopherol

Page 82: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Stabilität von SLN/NLC 74

Deutlich zu erkennen ist der Unterschied zwischen KS-Lagerung und RT-Lagerung. Im

Kühlschrank kommt es schon nach kurzer Lagerdauer zu einer Verfestigung der

Formulierung - sie wird zähflüssig, bis sie schließlich vollkommen geliert. Bei Lagerung im

Kühlschrank ist die Partikelgröße nach Abschluss der Ostwald Reifung über mindestens

1 Jahr konstant. Ein Einfluss des α-Tocopherols auf die Partikelgröße ist nicht zu

erkennen, es ist allerdings ein Einfluss auf den enthaltenen ß-Carotinanteil sichtbar.

Während die Proben ohne Tocopherol durch die regelmäßig stattfindenden Messungen

(Öffnen der Vials) schnell ihre Farbe verlieren, ist in Formulierungen mit α-Tocopherol das

ß-Carotin über einen längeren Zeitraum stabil (siehe auch Kapitel 6.2.2).

5.2 Konservierungsmöglichkeiten und Redispergierbar keit

5.2.1 Sprühtrocknung

Die Sprühtrocknung ist eine Möglichkeit pulverförmige Wertstoffformulierungen

herzustellen. Dies ist besonders von Bedeutung, wenn Wertstoff und/oder Trägermaterial

in wässriger Umgebung instabil sind. Die Produktion ist im Falle von SLN/NLC sehr

aufwendig und vergleichsweise kostenintensiv. Während in der Milchindustrie für die

Herstellung von Milchpulver der Trockensubstanzgehalte vor der Sprühtrocknung durch

Verdampfer auf mindestens 40 % erhöht wird [KESSLER 1996], muss für eine erfolgreiche

Sprühtrocknung von SLN/NLC der Trockensubstanzgehalt sogar reduziert werden

(Vergleich Kapitel 2.1.7).

Unter Verwendung von Hilfsstoffen wie Kohlenhydraten können Produkte erzielt

werden, die eine kleine Partikelgröße infolge guter Redispergierbarkeit zeigen. Der

Einfluss von Saccharose auf die Redispergierbarkeit von Dynasan 118 SLN mit ß-Carotin

ist in Abb. 5-6 dargestellt. Die Formulierungen wurden für die Sprühtrocknung 1:10 mit

entionisiertem Wasser verdünnt, so dass ein Trockensubstanz-Gehalt von 1 % erreicht

wird. Die Austrittstemperatur nach der Sprühtrocknung beträgt zwischen 67 °C und 71 °C.

Es wird in Abb. 5-6 deutlich, dass eine Ultraschallbehandlung für die Redispergierung

nötig ist. Ohne diese zusätzliche Dispergierung bilden sich größere Klumpen, die auch

durch Schütteln nicht entfernt werden können. Auch die Redispergierung auf Fettgehalte

der Ausgangsformulierung ist nicht möglich. Findet jedoch eine Verdünnung der

redispergierten Partikel mit zusätzlicher Ultraschallbehandlung statt, so sind gute

Ergebnisse erzielbar.

Page 83: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Stabilität von SLN/NLC 75

0

200

400

600

800

1000

1200

1400

1600

1800

Ausgangsmaterial (10% lipid)

Redispersion (10% lipid)

Redispersion nachUltraschallbad

Verdünnung nachUltraschallbad

z-A

vera

ge

(P

CS

) [n

m] _

Dynasan 118, 0,03% ß-Carotin,ohne SaccharoseDynasan 118, 0,03% ß-Carotin,mit Saccharose

h

0

200

400

600

800

1000

1200

1400

1600

1800

Ausgangsmaterial (10% lipid)

Redispersion (10% lipid)

Redispersion nachUltraschallbad

Verdünnung nachUltraschallbad

z-A

vera

ge

(P

CS

) [n

m] _

Dynasan 118, 0,03% ß-Carotin,ohne SaccharoseDynasan 118, 0,03% ß-Carotin,mit Saccharose

h

Abb. 5-6: Partikelgröße der Ausgangsformulierungen von Dyn 118 und der redispergierten Proben nach der Sprühtrocknung, Einfluss von Saccharose als Hilfsstoff

Der Vergleich der Formulierungen ohne Saccharose mit der Formulierung, welcher bereits

bei der Herstellung Saccharose (20 % in der Formulierung) zugesetzt wird, zeigt, dass

Saccharose zu einer Vergrößerung der Partikel nach der Herstellung führt. Auch die

redispergierte Probe weist größere Partikel auf als die Formulierung ohne Saccharose.

Nach der Ultraschallbehandlung wird jedoch deutlich, dass die zugesetzte Saccharose die

Partikel effektiv vor Aggregation schützt und zu verdünnten Redispersionen führt, deren

Partikelgröße (z-Average (PCS)) nur 30 % über der Ausgangsformulierung liegt

(Ausgangsformulierung: 270 nm, Redisperision: 350 nm).

Formulierungen, die mit Saccharoselösung (20 % Saccharose) verdünnt werden

(Daten nicht gezeigt), zeigen im Vergleich der sprühgetrockneten Proben ohne

Saccharose ebenfalls eine Verbesserung der Redispergiereigenschaften. Jedoch steigt

die Partikelgröße nach der Redispergierung auf 170 % der Ausgangsformulierungen,

obwohl die redispergierten Partikel eine Größe von 361 nm aufweisen, also im Bereich

der redispergierten Formulierung liegen, die mit Saccharose hergestellt wurde. Dies ist

auf die kleineren Partikeldurchmesser der Ausgangsformulierung ohne Saccharose

zurückzuführen.

Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die vermutlich höhere Partikelgröße der

Proben mit Saccharose durch eine Verfälschung der PCS-Messung hervorgerufen wird.

Mit dem Anteil an Saccharose verändert sich die Viskosität des Dispersionsmediums und

damit die Brownsche Molekularbewegung, was zu abweichenden Ergebnissen führen

kann.

Page 84: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Stabilität von SLN/NLC 76

Mit Formulierungen, die Saccharose enthalten, beträgt die Ausbeute ungefähr 25 %. Die

enormen Verluste sind durch Anhaftungen an der Gefäßwand und Produktaustrag über

die Abluft zu erklären. Proben ohne Saccharose liefern wesentlich schlechtere bis keine

Ausbeute, da bei ihnen der Großteil des Fettes an der Gefäßwand kleben bleibt.

Limitierend auf die Eignung der Formulierung für die Sprühtrocknung wirkt die

Schmelztemperatur des verwendeten Fettes. Wie in Kapitel 2.1.7 beschrieben, ist für die

Durchführung der Sprühtrocknung ohne Aufschmelzen und Aggregation der Partikel ein

Schmelzpunkt von mindestens 65 °C nötig. Um diesen Einfluss zu untersuchen, werden

Dynasan 116 SLN hergestellt und auf ihre Eignung hinsichtlich der Sprühtrocknung

untersucht. In Abb. 5-7 sind die Ergebnisse der Partikelgrößenmessung (PCS) von

Dyn 116 SLN sowie Dyn 118 NLC dargestellt. Beide Formulierungen werden ohne

ß-Carotin hergestellt. Für die Produktion von Dyn 118 NLC kommt Miglyol 812 zum

Einsatz. Die Menge orientiert sich dabei an der für ß-Carotin NLC zugesetzten Menge an

Lucarotin 10 SUN von 0,3 % (Masse). Die Beschriftung „unverdünnt“ bedeutet, dass die

Ausgangsformulierung ohne zusätzliche Verdünnung sprühgetrocknet wird. „1:10

verdünnt“ bedeutet, dass eine Verdünnung auf 1 % Lipid mit entionisiertem Wasser

stattfindet, die bei „1:10 Saccharoselösung“ 1,85 % Saccharose enthält. Bei diesen

Proben erfolgt die Redispergierung direkt auf 1 % Fett und unter Verwendung eines

Ultraschall-Bades (6 min).

0

500

1000

1500

2000

2500

Dyn 118 NLC mit Saccharose

unverdünnt

Dyn 118 NLC mit Saccharose

1:10 verdünnt

Dyn 116 SLN ohne Saccharose

1:10 Sacch.-lösung

Dyn 116 SLN mit Saccharose

1:10 verdünnt

z-A

vera

ge (

PC

S)

[nm

]

Ausgangsformulierung

Redisperion 1 % Fett nachUltraschallbehandlung

Abb. 5-7: Partikelgröße (PCS) von Dyn 118 NLC und Dyn 116 SLN vor der Sprühtrocknung und nach der Redispergierung des pulverförmigen Produktes

Page 85: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Stabilität von SLN/NLC 77

Im Vergleich zu den Werten aus Abb. 5-6 wird in Abb. 5-7 deutlich, dass die Partikelgröße

nach der Redispergierung der Proben deutlich größer ist. Dies ist sowohl für Dynasan 118

NLC der Fall als auch für Dynasan 116 SLN. Offensichtlich kommt es bei beiden

Formulierungen zur Aggregation der Partikel. Während für Dynasan 118 SLN die

Temperaturbeständigkeit in Abb. 5-6 gezeigt wurde, kommt es bei den NLC

Formulierungen offenbar durch den Anteil flüssigen Öls zu einem Zusammenkleben der

Partikel. Eine Verdünnung der mit Saccharose hergestellten Formulierung liefert zwar

bessere Ergebnisse als die unverdünnte Formulierung, jedoch ist die Partikelgröße nach

der Redispergierung doppelt so groß wie die der Ausgangsformulierung. Bei der

unverdünnten Probe ist der Wert deutlich größer.

Die Versuche mit Dynasan 116 SLN zeigen sogar eine Vergrößerung der Partikel

nach der Dispergierung auf bis zu 373 % der Ausgangsformulierung. Dabei ist jedoch

auch hier zu erkennen, dass mit der Formulierung, welcher die Saccharose schon beim

Herstellungsprozess zugesetzt wird, bessere Ergebnisse erzielt werden (310 % der

Ausgangsformulierung).

Aufgrund der schlechten Ergebnisse für Dynasan 116 ist davon auszugehen, dass

auch Aldo PGHMS nicht für die Sprühtrocknung geeignet ist. Der Schmelzpunkt von Aldo

PGHMS liegt mit 36-42 °C deutlich unter dem Schmelz punkt von Dynasan 116 (66-67 °C).

Um Veränderungen in der Kristallstruktur von Dynasan 118 infolge der

Sprühtrocknung auszuschließen, wird mittels DSC-Messungen das Schmelzverhalten der

getrockneten und redispergierten Formulierungen im Vergleich zur Ausgangsformulierung

bestimmt. Die Ergebnisse der Messung sind in Abb. 5-14 (Kapitel 5.2.2) dargestellt.

Die Partikelstruktur der sprühgetrockneten Formulierungen wird mithilfe der

Transmissionselektronenmikroskopie untersucht. Aufnahmen der Ausgangsformu-

lierungen oder redispergierten Proben sind mit diesem Gerät nicht möglich, da die Proben

frei von Wasser sein müssen. Eine entsprechende Aufbereitung der dispergierten

Formulierungen führt zur Zerstörung der Fettpartikel. Eine mögliche Alternative ist neben

der Gefrierbruch-TEM in der AFM (Atomic Force Microscopy) zu sehen, bei der die

Dispersion direkt und ohne anlegen eines Vakuums untersucht werden kann [MEHNERT,

MÄDER 2001]. Die TEM-Aufnahme einer sprühgetrockneten Dynasan 118 SLN ist in

Abb. 5-8 zu sehen.

In der Abbildung wird deutlich, dass die Partikel zusammenkleben. Dieser Effekt kann,

wie oben beschrieben, durch den Einsatz von Saccharose deutlich reduziert werden. Die

gebildeten Agglomerate erscheinen in der TEM-Aufnahme als eine geschichtete Struktur.

Dies deutet auf plättchenförmige Partikel hin, die sich durch die Sprühtrocknung über- und

aneinanderlagern.

Page 86: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Stabilität von SLN/NLC 78

Abb. 5-8: TEM-Aufnahme sprühgetrockneter Dynasan 118 SLN (ohne ß-Carotin) 1:10 verdünnt ohne Saccharose, 2500fache Vergrößerung

Die Agglomeratstruktur weist Hohlräume und Poren auf, welche die Redispergierbarkeit

positiv beeinflussen. Da die Proben bereits einige Monate im Kühlschrank gelagert

wurden, ist eine fortschreitende Agglomeration während der Lagerung ebenfalls

vorstellbar. Die makroskopische Struktur erscheint jedoch unverändert pulverförmig.

5.2.2 Gefriertrocknung

Ein großer Vorteil des Einsatzes der Gefriertrocknung ist die produktschonende

Durchführung. Es besteht weder die Gefahr des Aufschmelzens der Fette noch wird

enthaltenes ß-Carotin Hitzestress ausgesetzt. Auch die entstehende poröse Struktur ist

von Vorteil, da sie die Rekonstitution begünstigt. Verluste kleiner Partikel, wie sie bei der

Sprühtrocknung auftreten können, sind bei der Gefriertrocknung reduziert. Völlig

ausgeschlossen werden können sie jedoch auch bei dieser Methode nicht, da durch das

Absaugen der Luft zum Anlegen des Vakuums ebenso Produktverluste auftreten können.

Die Ergebnisse der Gefriertrocknung von Dynasan 118 SLN mit und ohne ß-Carotin

sind in Abb. 5-9 dargestellt. Dabei wird der Einfluss der Saccharose auf die

Redispergierbarkeit der Formulierungen untersucht. Die Proben wurden vor der

Gefriertrocknung 1:10 mit entionisiertem Wasser verdünnt.

Page 87: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Stabilität von SLN/NLC 79

0

200

400

600

800

1000

Ausgangsmaterial Redispersion (1%Fett) Redispersion nachUltraschallbad

z-A

vera

ge (

PC

S)

[nm

] _

Dynasan 118 ohne Sacch. 1:10

Dynasan 118 mit Sacch. 1:10

Dynasan 118 0,03% ß-Carotinmit Saccharose 1:10

ds

0

200

400

600

800

1000

Ausgangsmaterial Redispersion (1%Fett) Redispersion nachUltraschallbad

z-A

vera

ge (

PC

S)

[nm

] _

Dynasan 118 ohne Sacch. 1:10

Dynasan 118 mit Sacch. 1:10

Dynasan 118 0,03% ß-Carotinmit Saccharose 1:10

ds

Abb. 5-9: Partikelgröße (PCS) der Ausgangsformulierungen von Dyn 118 SLN mit und ohne Saccharose sowie der redispergierten Proben nach der Gefriertrocknung

Wie aus Abb. 5-9 hervorgeht, ist der stabilisierende Effekt der Saccharose der gleiche wie

bei der Sprühtrocknung. Formulierungen, die mit Saccharosezusatz hergestellt werden,

zeigen eine sehr gute Redispergierbarkeit. Dabei erreichen die Partikelgrößen Werte, die

im Vergleich zur Ausgangsformulierung nur um 9-11 % erhöht sind, während die

Partikelgröße der Formulierung ohne Saccharose um 219 % erhöht ist.

Auch ein Schutz des ß-Carotins vor Oxidation (Vergleich Kapitel 2.2.2) bei

Formulierungen, welche mit Saccharose gefriergetrocknet wurden, kann anhand der

verzögerten Entfärbung beobachtet werden. Aber auch bei gefriergetrockneten Proben

ohne Saccharosezusatz ist die Oxidation verzögert, wie auch CINAR (2004) für

gefriergetrocknete Carotinoid-Pigmente aus Pflanzen zeigen konnte.

Da es bei der Gefriertrocknung nicht zur Einwirkung von Hitzestress auf die

Fettpartikel kommt, ist diese Methode auch für Fette mit niedrigeren Schmelzpunkten

anwendbar. Der Einfluss von Verdünnung und Saccharose auf die Redispergierbarkeit

wird daher auch für Dynasan 114 SLN untersucht. Die Ergebnisse sind in Abb. 5-10

dargestellt.

Wie schon für Dynasan 118 zu sehen, hat auch bei Dynasan 114 der

Saccharosezusatz einen stabilisierenden Einfluss. Da bei diesen Formulierungen die

Saccharose erst bei der Verdünnung vor dem Gefrieren zugesetzt wurde, zeigen die

Ergebnisse hier einen Anstieg der Partikelgröße von 61 % nach der Redispergierung.

Auch eine Verdünnung der Proben vor dem Einfrieren konnte das Endergebnis

verbessern, erreicht jedoch nicht die Werte der Formulierung mit Saccharose.

Page 88: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Stabilität von SLN/NLC 80

0

200

400

600

800

1000

1200

Dyn 114 unverdünnt

Dyn 114 1:10 verdünnt

Dyn 114 1:10 Saccharoselösung

z-A

vera

ge (

PC

S)

[nm

] _ Ausgangsformulierung

Redispergierung (1 % Fett)nach Ultraschall

0

200

400

600

800

1000

1200

Dyn 114 unverdünnt

Dyn 114 1:10 verdünnt

Dyn 114 1:10 Saccharoselösung

z-A

vera

ge (

PC

S)

[nm

] _ Ausgangsformulierung

Redispergierung (1 % Fett)nach Ultraschall

Abb. 5-10: Partikelgröße (PCS) der Dynasan 114 Ausgangsformulierung und der redispergierten Formulierung nach der Gefriertrocknung

Der Einfluss von Saccharose und Verdünnung auf die Ergebnisse von Aldo PGHMS

Formulierungen der 1. Charge wie auch der 2. Charge (siehe Anhang), zeigen

abweichende Ergebnisse im Vergleich zu den Triglycerid Formulierungen. Tab. 5-2 zeigt

die mit PCS bestimmten Partikelgrößen nach Redispergierung der gefriergetrockneten

PGMS SLN mit und ohne Saccharose in Abhängigkeit der Verdünnung und zusätzlichen

Saccharosezugabe.

Tab. 5-2: Partikelgrößen (z-Average (PCS)) nach der Redispergierung von Aldo PGHMS SLN der 1. Charge

PGHMS SLN ohne Saccharose PGHMS SLN mit Saccharose

unverdünnt 310 nm 318 nm

1:10 verdünnt 315 nm 408 nm

1:10 Saccharoselösung 430 nm 436 nm

Aus Tab. 5-2 kann abgeleitet werden, dass die Saccharosezugabe bei Aldo PGHMS zu

einer erhöhten Aggregation der Partikel führt. Dies ist vermutlich auf eine Destabilisierung

der Partikel in der Saccharoselösung zurückzuführen, welche eintritt, bevor die Proben

tiefgefroren werden. Auch eine Verdünnung der Formulierungen führt zu einer Abnahme

der Stabilität. Dies kann auf eine Verdünnung der dispersen Phase zurückgeführt werden,

die zu einem Ablösen der Emulgatormoleküle von den Partikeln und daher zu einem

Anstieg der Partikelgröße durch Aggregation führt. Gleiche Ergebnisse konnten für die

zweiten Charge von Aldo PGHMS ermittelt werden, welche in Abb. 8-6 (Anhang)

dargestellt sind.

Auch von den gefriergetrockneten Formulierungen werden TEM-Aufnahmen gemacht.

Die Aufnahmen der Aldo PGHMS mit Saccharose sind für NLC in Abb. 5-11 und für SLN

in Abb. 5-12 dargestellt.

Page 89: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Stabilität von SLN/NLC 81

Abb. 5-11: TEM-Aufnahme gefriergetrockneter PGHMS NLC 1:10 verdünnt mit Saccharose, 2500fache Vergrößerung

Abb. 5-12: TEM-Aufnahme von Aldo PGHMS SLN 1:10 mit Saccharose, 2500fache Vergrößerung

Sowohl in Abb. 5-11 wie auch in Abb. 5-12 ist die schützende Saccharoseschicht zu

erkennen. Aufgrund der schnellen Abkühlung kommt es nicht zur Kristallisation der

Page 90: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Stabilität von SLN/NLC 82

Saccharose - sie liegt amorph vor und schützt die Partikel vor Aggregation. Beim

Vergleich von Abb. 5-11 und Abb. 5-12 wird deutlich, dass trotz gleicher Vergrößerung die

saccharoseüberzogenen Partikel der NLC-Formulierung größer sind, als die der SLN. Wie

in Abb. 8-6 (Anhang) anhand der Partikelgrößen nach der Redispergierung deutlich wird,

kommt es bei den NLC zu einer stärkeren Agglomeration der Partikel.

In Abb. 5-13 ist die TEM-Aufnahme einer gefriergetrockneten Dynasan 118 NLC-

Formulierung ohne Saccharose dargestellt. Auch hier wird eine gestapelte Struktur der

Fettpartikel sichtbar.

Abb. 5-13: gefriergetrocknete Dynasan 118 NLC ohne Saccharose unverdünnt, 2500fache Vergrößerung

Für die Ermittlung der Kristallstruktur werden DSC-Messungen durchgeführt. Ziel ist es,

Veränderungen der SLN/NLC während der Sprüh- und Gefriertrocknung als Auslöser für

Partikelgrößenänderungen auszuschließen. Es werden daher die Schmelzpunkte der

sprüh- und gefriergetrockneten Formulierungen sowie der redispergierten Proben bei

Heizraten von 5 K/min im Vergleich zu den Ausgangsformulierungen gemessen. Abb. 5-14

zeigt das Ergebnis der DSC-Messungen einer Dynasan 118 SLN Formulierung mit 0,03 %

ß-Carotin und Saccharosezusatz, welche sowohl sprüh- als auch gefriergetrocknet wurde.

Page 91: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Stabilität von SLN/NLC 83

Temperatur [°C]

Wär

mes

trom

[mW

/mg]

hh exo

d

Dyn 118 SLN, Formulierung

Dyn 118 SLN, gefriergetrocknet

Dyn 118 SLN, sprühgetrocknet, redispergiert

Temperatur [°C]

Wär

mes

trom

[mW

/mg]

hh exo

d

Temperatur [°C]

Wär

mes

trom

[mW

/mg]

hh exo

d

Dyn 118 SLN, Formulierung

Dyn 118 SLN, gefriergetrocknet

Dyn 118 SLN, sprühgetrocknet, redispergiert

Abb. 5-14: Schmelztemperaturen von Dynasan 118 Formulierung, gefriergetrockneter Probe und redispergierter sprühgetrockneter Probe

Mit einer Peaktemperatur von 70,2 °C hat die Formul ierung den niedrigsten Schmelzpunkt

der in Abb. 5-14 dargestellten Messungen. Dieser liegt aufgrund der kolloidalen

Partikelgröße unter dem für die ß-Form in der Literatur angegebenen Schmelzpunkt von

73-73,5 °C. Es ist jedoch bekannt, dass mit kleiner werdenden Partikeln der

Schmelzpunkt sinkt (Vergleich Kapitel 2.1.5). Der Partikeldurchmesser (z-Average(PCS))

der Formulierung beträgt 270 nm. Der Schmelzpunkt der sprühgetrockneten

redispergierten Dynasan 118 Formulierung beträgt 70,6 °C und liegt damit etwas über

dem Wert der Ausgangsformulierung, was auf die gestiegene Partikelgröße von 350 nm

zurückgeführt werden kann. Die gefriergetrocknete Probe weist mit 72 °C den höchsten

Schmelzpunkt auf und kommt dem Literaturwert damit am nächsten. Wird die Probe

redispergiert, sinkt auch hier aufgrund der Partikelgröße der Schmelzpunkt.

Dynasan 118 NLC zeigen die gleichen Einflüsse auf den Schmelzpunkt. Während der

Schmelzpunkt der gefriergetrockneten NLC-Formulierung bei 71,7-72,5 liegt, zeigen die

redispergierten NLC Partikel Schmelzpunkte von 70,1-70,6 °C. Auch für Dynasan 114

SLN ist der Einfluss der Partikelgröße auf die Schmelztemperatur der ß-Form zu

erkennen (siehe Abb. 5-15).

Page 92: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Stabilität von SLN/NLC 84

46 48 50 52 54 56 58 60 62Temperatur /°C

-4

-3

-2

-1

0

DSC /(mW/mg)

Peak: 58.5 °C

Peak: 57.0 °C

Peak: 56.3 °C

Peak: 53.5 °C

Peak: 56.3 °C↑ exo

Temperatur [°C]

Wär

mes

trom

[mW

/mg]

hh exo

d

Dyn 114 SLN

in Formulierung

gefriergetrocknet (1:10 ohne Zucker)

gefriergetrocknet (1:10 mit Zucker)

gefriergetrocknet (unverdünnt)

redispergiert (unverdünnt getrocknet)

46 48 50 52 54 56 58 60 62Temperatur /°C

-4

-3

-2

-1

0

DSC /(mW/mg)

Peak: 58.5 °C

Peak: 57.0 °C

Peak: 56.3 °C

Peak: 53.5 °C

Peak: 56.3 °C↑ exo

Temperatur [°C]

Wär

mes

trom

[mW

/mg]

hh exo

d

46 48 50 52 54 56 58 60 62Temperatur /°C

-4

-3

-2

-1

0

DSC /(mW/mg)

Peak: 58.5 °C

Peak: 57.0 °C

Peak: 56.3 °C

Peak: 53.5 °C

Peak: 56.3 °C↑ exo

Temperatur [°C]

Wär

mes

trom

[mW

/mg]

hh exo

d

Dyn 114 SLN

in Formulierung

gefriergetrocknet (1:10 ohne Zucker)

gefriergetrocknet (1:10 mit Zucker)

gefriergetrocknet (unverdünnt)

redispergiert (unverdünnt getrocknet)

Abb. 5-15: Schmelzkurven von Dyn 114 SLN in Formulierung, gefriergetrocknet und redispergiert

Wie in Abb. 5-15 dargestellt und in Analogie zu den Ergebnissen von Dynasan 118 SLN,

weist die Dynasan 114 Formulierung (z-Average (PCS)=178 nm) den niedrigsten

Schmelzpunkt mit 53,4-53,9 °C auf. Die gefriergetro cknete Formulierung ohne Verdün-

nung zeigt mit einem Schmelzpunkt von 58,5 °C die g rößte Annäherung an die

Literaturwerte (56,0-58,5 °C) und damit die größte Partikelaggregation. Wird diese Probe

allerdings redispergiert, liegen die Partikel feiner verteilt vor - der Schmelzpunkt fällt auf

65,3 °C. Die Formulierung, welche für die Gefriertr ocknung mit Wasser 1:10 verdünnt

wird, ist weniger aggregiert, was sich auch im Schmelzpunkt widerspiegelt. Dieser beträgt

57 °C. Wird die Verdünnung mit Saccharoselösung dur chgeführt, beträgt die Schmelz-

temperatur sogar nur 56,3 °C.

Die Messung der Schmelztemperaturen mittels DSC zeigt keine Änderung der

Kristallform während Sprüh- und Gefriertrocknung. Sie ist darüber hinaus geeignet, um

Informationen über die Partikelgrößen und den Grad der Aggregierung der

Formulierungen zu erhalten.

Page 93: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

ß-Carotinstabilität 85

6 ß-Carotinstabilität

Die Stabilität von ß-Carotin wird durch Hitze, Licht und Sauerstoff beeinflusst (Vergleich

Kapitel 2.2.2). Die folgenden Untersuchungen geben Aufschluss über die Stabilität von

ß-Carotin in SLN und NLC in Abhängigkeit der oben genannten Parameter sowie der

Partikelform, im Vergleich zu Emulsionen.

6.1 Umwandlung während der Herstellung

Die temperaturbedingte Umwandlung von all-trans-ß-Carotin in seine cis-Isomere ist in

Kapitel 2.2.1 beschrieben. Da bei der Herstellung der Formulierungen Temperaturen

oberhalb 70 °C zum Schmelzen der Fette und Lösen de s ß-Carotins angewendet werden,

kommt es hierbei zur Isomerisierung. Abb. 6-1 zeigt den Vergleich der Extinktionsspektren

des eingesetzten ß-Carotins in n-Hexan mit den Spektren des aus den Formulierungen

extrahierten ß-Carotins.

300 350 400 450 500 550 600Wellenlänge [nm]

Ext

inkt

ion

PGMS NLC 85°CD116 NLC 85°CM812 85°CM812 150°C 15sec

300 350 400 450 500 550 600Wellenlänge [nm]

Ext

inkt

ion

ß-Carotin (Fluka)

Lucarotin 10 SUN

300 350 400 450 500 550 600Wellenlänge [nm]

Ext

inkt

ion

PGMS NLC 85°CD116 NLC 85°CM812 85°CM812 150°C 15sec

300 350 400 450 500 550 600Wellenlänge [nm]

Ext

inkt

ion

ß-Carotin (Fluka)

Lucarotin 10 SUN

Abb. 6-1: Vergleich der Spektren des ß-Carotins in Hexan vor (oben) und nach (unten) der Formulierung

Page 94: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

ß-Carotinstabilität 86

Deutlich zu erkennen ist das Auftreten eines zusätzlichen Peaks nach dem

Herstellungsprozess im Bereich von 339-342 nm. Dies entspricht dem cis-Peak, welcher

sich laut Literatur bei 340 nm befindet (Vergleich Kapitel 2.2.2). Aufgrund der schwachen

Ausprägung ist davon auszugehen, dass es sich dabei hauptsächlich um das 9-cis-Isomer

des ß-Carotins handelt. Eine genaue Charakterisierung des cis-Isomers kann mittels

HPLC-Messungen erfolgen.

Die Entstehung von cis-Isomeren ist in geringem Umfang gewünscht, da dadurch die

Bioverfügbarkeit verbessert sein kann (Vergleich Kapitel 2.2.4) und die Löslichkeit des

ß-Carotins erhöht wird (Vergleich Kapitel 2.2.5). Da die Farbstärke der Formulierung

jedoch mit steigender Umwandlung nachlässt, ist eine kontrollierte Isomerisierung nötig.

Dies kann durch eine gezielte Temperaturführung ermöglicht werden und bedarf weiterer

Untersuchungen.

6.2 ß-Carotinstabilität in SLN/NLC

Für die Untersuchungen werden unverdünnte Formulierungen sowie 1:25 Verdünnungen

mit entionisiertem Wasser in 8 ml-Glasvials mit Schraubverschluss abgefüllt und fest

verschlossen. Für die Bestimmung der ß-Carotinkonzentration werden jeweils zwei Gläser

geöffnet und in Dreifachansatz untersucht. Die Extraktion des ß-Carotins aus den

verdünnten Formulierungen erfolgt dabei ohne zusätzliche Verdünnung der Probe. Trotz

dieser Vorgehensweise kommt es zu Schwankungen der Messergebnisse, die auf

eingeschlossene Luftblasen in den Vials zurückzuführen sind.

Die Formulierungen werden mit einer Konzentration von 0,03 g ß-Carotin pro 100 g

Formulierung (0,03 % (Masse)) für SLN und Emulsion bzw. 0,3 % Lucarotin für NLC und

Emulsion hergestellt. Der Abbau des ß-Carotins wird im Bezug auf die

Ausgangskonzentration als c/c0 dargestellt.

6.2.1 Vergleich von SLN, NLC und Emulsion

Der Schutz von inkorporierten Wertstoffen, als ein Vorteil von SLN/NLC, wurde anhand

von Triglycerid-Formulierungen untersucht. Abb. 6-2 zeigt dabei den Vergleich einer

Miglyol 812-Emulsion mit Dynasan 116 SLN und NLC.

Es ist zu erkennen, dass sowohl SLN als auch NLC nicht die Oxidationsstabilität

gewährleisten können wie sie in der Emulsion erreicht wird. Die Ursache dafür ist in der

plättchenförmigen Gestalt der Triglycerid-Partikel zu sehen, wie sie in verschiedenen

Untersuchungen beschrieben wurde (siehe Kapitel 2.1.4). Liegen SLN plättchenförmig

vor, kann der Wertstoff an die Oberfläche der Teilchen gedrückt werden und wird in Folge

dessen nicht im Inneren des Partikels vor äußeren Einflüssen geschützt.

Page 95: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

ß-Carotinstabilität 87

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

0 5 10 15Zeit [d]

ß-C

arot

inko

nzen

trat

ion

C/C

0 _

Mig 812 1:25 verdünntDyn 116 NLC 1:25 verdünntDyn 116 SLN 1:25 verdünnt

Lagerbedingungen:

• dunkel• Raumtemperatur

c/c 0

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

0 5 10 15Zeit [d]

ß-C

arot

inko

nzen

trat

ion

C/C

0 _

Mig 812 1:25 verdünntDyn 116 NLC 1:25 verdünntDyn 116 SLN 1:25 verdünnt

Lagerbedingungen:

• dunkel• Raumtemperatur

c/c 0

Abb. 6-2: Vergleich der ß-Carotinstabilität von SLN, NLC und Emulsion

Unter den gewählten Versuchsbedingungen ist für SLN bereits nach einem Tag über die

Hälfte des ß-Carotins abgebaut. Emulsionen, welche als Tröpfchen eine kugelförmige

Gestalt aufweisen, sind hingegen in der Lage, ß-Carotin effektiver vor Abbaureaktionen zu

schützen. Auch nach 10 Tagen ist daher nahezu 50 % des ß-Carotins in der Verdünnung

erhalten. NLC, die durch den Anteil flüssigen Fettes eine Mischform von SLN und

Emulsionen darstellen, liegen auch was die Stabilität betrifft zwischen beiden

Formulierungen. Es ist daher naheliegend, dass auch die NLC in Form von Plättchen

vorliegen und das ß-Carotin in den Anteilen flüssigen Lipids geschützt wird. Dies legt die

„Nanospoon“-Struktur als Partikelform nahe (Vergleich Kapitel 2.1.4).

Dass SLN auch beim Einfluss von Sauerstoff und erhöhter Temperatur eine

schlechtere ß-Carotinstabilisierung im Vergleich zu Emulsionen zeigen, ist in Kapitel 6.2.2

(Abb. 6-3) und Kapitel 6.2.3 (Abb. 6-5) zu sehen. Im Vergleich der unverdünnten

Ausgangsformulierung (Abb. 6-3) ist die ß-Carotinstabilität in Emulsion und SLN jedoch

gleichwertig.

6.2.2 Einfluss von Sauerstoff

Der schnelle Abbau von ß-Carotin in einer SLN-Verdünnung ist bereits in Abb. 6-2 zu

erkennen. Abb. 6-3 zeigt den Abbau von ß-Carotin im Vergleich zur unverdünnten

Formulierung.

Für die Emulsion wie auch für SLN ist zu erkennen, dass die verdünnte Formulierung

deutlich schneller abgebaut wird als die unverdünnte. Dieser Effekt kann auf gelösten

Sauerstoff in Wasser zurückzuführen werden, dessen Verhältnis zu der Anzahl Partikel in

der Verdünnung deutlich größer ist als in der Formulierung und so verstärkt zu Oxidation

führt. Dabei zeigt auch hier die verdünnte SLN-Formulierung einen schnelleren ß-

Carotinabbau als die verdünnte Emulsion. Während nach 4 Tagen das ß-Carotin in der

SLN-Verdünnung nahezu vollständig oxidiert wurde, findet sich in der verdünnten

Emulsion noch über 50 % der eingesetzten Menge wieder.

Page 96: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

ß-Carotinstabilität 88

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

0 5 10 15Zeit [d]

ß-C

arot

inko

nzen

trat

ion

C/C

0 _

Dyn 116 SLN unverdünntDyn 116 SLN 1:25 verdünntMig 812 unverdünntMig 812 1:25 verdünnt

Lagerbedingungen:

• dunkel

• Raumtemperatur

c/c 0

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

0 5 10 15Zeit [d]

ß-C

arot

inko

nzen

trat

ion

C/C

0 _

Dyn 116 SLN unverdünntDyn 116 SLN 1:25 verdünntMig 812 unverdünntMig 812 1:25 verdünnt

Lagerbedingungen:

• dunkel

• Raumtemperatur

c/c 0

Abb. 6-3: Einfluss von Sauerstoff auf die Stabilität von SLN und Emulsion

Anders verhält es sich in unverdünnten Formulierungen. Durch den, im Vergleich zur

Verdünnung, niedrigeren Sauerstoffgehalt kommt es hier deutlich weniger zu

Oxidationsprozessen. Der ß-Carotinanteil ist nach 16 Tagen auf ungefähr 80 % der

eingesetzten Menge gesunken, sowohl für SLN als auch für die Emulsion. Die Stabilität in

unverdünnten Formulierungen wird also weniger stark von der Formulierungsart und

Partikelform beeinflusst. Diese Ergebnisse gelten allerdings nur für verschlossene

Behälter, bei denen kein zusätzlicher Sauerstoffeintrag stattfindet. Proben, die

verschlossen gelagert werden, zeigen auch nach Jahren keine Entfärbung (Daten nicht

gezeigt).

Werden die Formulierungen mit zusätzlichen Antioxidantien hergestellt, verzögert sich

die Oxidation des ß-Carotins (Vergleich Kapitel 2.2.2). Abb. 6-4 zeigt die Ergebnisse zur

Langzeitstabilität von PGHMS NLC (0,045 % ß-Carotin), welche mit 0,004 % (Masse)

α-Tocopherol hergestellt werden.

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

0 5 10 15 20 25 30

Zeit [d]

ß-C

arot

inko

nzen

trat

ion

C/C

0 __

1:33 verdünntmit Tocopherolohne Tocopherolin Formulierungmit Tocopherolohne Tocopherol

ö

c/c 0

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

0 5 10 15 20 25 30

Zeit [d]

ß-C

arot

inko

nzen

trat

ion

C/C

0 __

1:33 verdünntmit Tocopherolohne Tocopherolin Formulierungmit Tocopherolohne Tocopherol

ö

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

0 5 10 15 20 25 30

Zeit [d]

ß-C

arot

inko

nzen

trat

ion

C/C

0 __

1:33 verdünntmit Tocopherolohne Tocopherolin Formulierungmit Tocopherolohne Tocopherol

ö

c/c 0

Abb. 6-4: Einfluss von α-Tocopherol auf die ß-Carotinstabilität von Aldo PGHMS NLC (0,045 % ß-Carotin) in Formulierung und Verdünnung (1:33)

Page 97: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

ß-Carotinstabilität 89

Während die Formulierung mit α-Tocopherol auch nach über 20 Tagen noch mehr als

80 % des eingesetzten ß-Carotins enthält, liegt der ß-Carotingehalt bei der Formulierung

ohne α-Tocopherol bei unter 40 % der Ausgangsmenge. Auch hier wird der Einfluss des

gelösten Sauerstoffs in der Verdünnung deutlich, welche unabhängig vom

α-Tocopherolgehalt einen schnelleren Abbau zeigt. Im Vergleich der beiden

Verdünnungen weist die Probe mit α-Tocopherol jedoch eine deutlich höhere Stabilität

gegen Oxidation auf.

6.2.3 Einfluss der Lagertemperatur

Eine hohe Lagertemperatur begünstigt die Oxidation von ß-Carotin (siehe Kapitel 2.2.2.).

Abb. 6-5 zeigt die ß-Carotinstabilität von verdünnten Dynasan116 SLN in Abhängigkeit der

Lagertemperatur im Vergleich zu einer Emulsion.

d

Lagerbedingungen:

• dunkel• 1:25 verdünnt

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4Zeit [d]

ß-C

arot

inko

nzen

trat

ion

C/C

0 _ Dyn 116 SLN RT

Dyn 116 SLN 8 °CMig 812 RTMig 812 8 °C

c/c 0

d

Lagerbedingungen:

• dunkel• 1:25 verdünnt

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4Zeit [d]

ß-C

arot

inko

nzen

trat

ion

C/C

0 _ Dyn 116 SLN RT

Dyn 116 SLN 8 °CMig 812 RTMig 812 8 °C

c/c 0

Abb. 6-5: ß-Carotinstabilität verdünnter Formulierungen dunkel gelagert, Einfluss des Lipids und der Lagertemperatur

Es wird für beide Formulierungen deutlich, dass die Stabilität mit niedriger

Lagertemperatur steigt. Bei Raumtemperatur gelagerte SLN zeigen dabei einen um 20 %

größeren Abbau als Proben, die im Kühlschrank gelagert wurden. Der Vergleich mit der

Emulsion zeigt hier deutlich die bessere Stabilisierung in Fetttröpfchen als in Triglycerid-

Plättchen. Selbst die bei Raumtemperatur gelagerte Emulsion weist einen besseren

Schutz des ß-Carotins auf als die SLN-Probe im Kühlschrank (4-8 °C). Bei der Emulsion

ist der Einfluss der Lagertemperatur weniger stark ausgeprägt als bei der SLN-

Formulierung. Die Differenz liegt nach 4 Tagen bei ungefähr 10 %.

6.2.4 Einfluss von Licht

Wie in Kapitel 2.2.2 beschrieben, kommt es unter Einwirkung von Licht zu einer

beschleunigten Oxidation von ß-Carotin. Der Einfluss des Lichtes (Kunstlicht 24 h/Tag) auf

Page 98: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

ß-Carotinstabilität 90

die Oxidationsgeschwindigkeit der hergestellten Formulierungen ist in Abb. 6-6 am

Beispiel von verdünnten Aldo PGHMS NLC dargestellt.

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

0 5 10 15

Zeit [d]

ß-C

arot

inko

nzen

trat

ion

C/C

0 _ PGMS NLC 500/1 Licht

PGMS NLC 500/1 dunkelPGMS NLC 500/5 Licht

PGMS NLC 500/5 dunkel

Lagerbedingungen: • 1:25 verdünnt

• Raumtemperatur

g

c/c 0

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

0 5 10 15

Zeit [d]

ß-C

arot

inko

nzen

trat

ion

C/C

0 _ PGMS NLC 500/1 Licht

PGMS NLC 500/1 dunkelPGMS NLC 500/5 Licht

PGMS NLC 500/5 dunkel

Lagerbedingungen: • 1:25 verdünnt

• Raumtemperatur

g

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

0 5 10 15

Zeit [d]

ß-C

arot

inko

nzen

trat

ion

C/C

0 _ PGMS NLC 500/1 Licht

PGMS NLC 500/1 dunkelPGMS NLC 500/5 Licht

PGMS NLC 500/5 dunkel

Lagerbedingungen: • 1:25 verdünnt

• Raumtemperatur

g

c/c 0

Abb. 6-6: ß-Carotinstabilität von PGHMS NLC in Abhängigkeit der Herstellungsparameter

Wie erwartet zeigen Proben, die unter Lichtausschluss gelagert werden eine bessere

ß-Carotinstabilität als Proben, welche Licht ausgesetzt sind. Ein nahezu vollständiger

Abbau des ß-Carotins findet unter beiden Lagerbedingungen statt, allerdings ist er unter

Lichteinfluss deutlich beschleunigt. Während dunkel gelagerte Proben nach 2 Tagen noch

über 90 % ß-Carotin aufweisen, ist bei den in Licht gelagerten Formulierungen ein

Nachweis von ß-Carotin zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr möglich. Es ist daher

nötig, die ß-Carotin-enthaltenden Formulierungen in dunklen Flaschen oder unter völligem

Lichtabschluss zu lagern.

6.2.5 Einfluss der Zyklenzahl

Der Einfluss der Herstellungsparameter wird aufgrund unterschiedlicher Partikelformen

untersucht, welche durch Cryo-TEM-Aufnahmen in Abhängigkeit von Homogenisierdruck

und -dauer nachgewiesen werden konnten. Wie in Kapitel 4.4 beschrieben, konnten unter

kleinerem Energieeintrag vereinzelt NLC-Partikel im core-shell-Modell nachgewiesen

werden, während große Energieeinträge zu plättchenförmigen Partikeln führen. Für die

Untersuchung werden Aldo PGHMS NLC hergestellt, welche bei 500 bar in 1 Zyklus

(500/1) bzw. 5 Zyklen (500/5) hochdruckhomogenisiert werden. Die Untersuchungen,

welche in Abb. 6-6 dargestellt sind, zeigen keinen Einfluss der Zyklenzahl bei der

Hochdruckhomogenisierung auf die ß-Carotinstabilität. Es ist davon auszugehen, dass

auch bei niedrigem Energieeintrag der Großteil der Partikel plättchenförmig vorliegt und

daher keine verbesserte Stabilität aufweist.

Dabei ist bei den durchgeführten Untersuchungen auch kein Einfluss des

verwendeten Fettes für die Herstellung von SLN bzw. NLC zu erkennen. Wie aus dem

Vergleich von Abb. 6-2 mit Abb. 6-6 hervorgeht, wird ß-Carotin in verdünnten

Page 99: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

ß-Carotinstabilität 91

Dynasan 116 NLC und verdünnten PGHMS NLC gleichschnell abgebaut. Beide zeigen

nach 5 Tagen eine Reduzierung des ß-Carotinanteils um ungefähr 60 % und nach

11 Tagen um mehr als 90 %. Daraus kann abgeleitet werden, dass sowohl Triglycerid

SLN/NLC als auch PGHMS SLN/NLC überwiegend plättchenförmig in den Dispersionen

vorliegen und daher nicht in der Lage sind, ß-Carotin in dem Maße zu schützen, wie es in

Emulsionströpfchen gegeben ist.

Page 100: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Anwendungsmöglichkeiten von SLN/NLC in Getränken 92

7 Anwendungsmöglichkeiten von SLN/NLC in Getränken

Um die Möglichkeit der Anwendung von ß-Carotinbeladenen SLN und NLC in Getränken

zu untersuchen, werden verschiedene Ausmischungen in Getränken hergestellt. Proben,

die für die Ermittlung der Partikelgröße regelmäßig geöffnet werden, zeigen dabei eine

deutlich schnellere Entfärbung als solche, die geschlossen bleiben. Auch der Einschluss

einer Luftblase, die sich beim Anbringen des Deckels kaum vermeiden lässt, zeigt

beeinflusst die Abbaugeschwindigkeit des ß-Carotins.

7.1 Lagerversuche in Getränken

In einem ersten Lagerversuch werden NLC Formulierungen in fertige Getränke

ausgemischt. Die Getränke enthalten, bis auf das isotonische Getränk (Iso), Kohlensäure.

Abb. 7-1 zeigt die Ergebnisse der Partikelgrößenmessung (PCS) von Dynasan 116 NLC,

Aldo PGHMS NLC und Miglyol 812. Die Formulierungen werden bei 500 bar in 5 Zyklen

hergestellt. Nur PGHMS NLC 1 wird analog der Herstellung für die Bestimmung der ß-

Carotinstabilität (Vergleich Kapitel 6.2.5) mit 500 bar und einem Zyklus hergestellt.

0

200

400

600

800

Dyn 116 NLC PGHMS NLC 1 PGHMS NLC 2 Mig 812 Emulsion

z-A

vera

ge

(P

CS

) [n

m] _

Formulierungin Wasserin Isoin Zitro

df

0

200

400

600

800

Dyn 116 NLC PGHMS NLC 1 PGHMS NLC 2 Mig 812 Emulsion

z-A

vera

ge

(P

CS

) [n

m] _

Formulierungin Wasserin Isoin Zitro

df

Abb. 7-1: Partikelgröße von NLC Formulierungen im Vergleich zu einer Emulsion in Getränken

Es wird deutlich, dass sowohl Dynasan 116 NLC als auch die Emulsion (Mig 812) eine

deutlich geringere Zunahme der Partikelgröße zeigen als PGHMS NLC. Dabei ist nicht

auszuschließen, dass PGHMS bereits durch die Verdünnung zu Aggregation neigen, wie

es auch in den Versuchen zur Gefriertrocknung deutlich wurde (Vergleich Kapitel 5.2.2).

Um eine Verfälschung der Messwerte durch Luftblasen, verursacht durch die

enthaltene Kohlensäure, auszuschließen, werden Versuche in Sprite durchgeführt. Dieser

wird vor der Ausmischung der Formulierungen die Kohlensäure durch Schütteln entzogen.

Abb. 7-2 zeigt die durchschnittlichen Partikeldurchmesser (PCS) in Abhängigkeit der

Formulierung und der Lagerdauer.

Page 101: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Anwendungsmöglichkeiten von SLN/NLC in Getränken 93

0

200

400

600

800

1000

Mig 812 Dyn 116 SLN Dyn 116 NLC PGMS SLN PGMS NLC

z-A

vera

ge (

PC

S)

[nm

] _

Formulierung in Sprite Tag 0in Sprite Tag 7in Sprite Tag 14

s

0

200

400

600

800

1000

Mig 812 Dyn 116 SLN Dyn 116 NLC PGMS SLN PGMS NLC

z-A

vera

ge (

PC

S)

[nm

] _

Formulierung in Sprite Tag 0in Sprite Tag 7in Sprite Tag 14

s

Abb. 7-2: Partikelgröße von Emulsion, SLN und NLC in Sprite

Es wird in Abb. 7-2 deutlich, dass wiederum die PGMS-Formulierung eine sofortige

Zunahme der Partikelgröße durch Aggregation der Partikel zeigt. Die Partikelgröße von

Emulsion, Dyn 116 SLN und NLC bleibt über den Untersuchungszeitraum konstant. Es ist

im Vergleich der Proben von Emulsion und Dynasan 116 eine deutlich schnellere

Entfärbung für Dynasan 116 zu beobachten, welche den in Kapitel 6.2.1 ausgewerteten

Untersuchungen entspricht.

Trotz konstanter Partikelgröße wurde durch die Firma Sensient Food Colors, welche

die Versuche mit Sprite in ihrem Labor ebenso durchführte, für alle Formulierungen eine

Ringbildung beobachtet, was auf eine unzureichende Stabilisierung der Formulierungen

trotz konstanter Partikelgröße schließen lässt.

Page 102: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen 94

8 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

Die Ergebnisse der Untersuchungen von festen Fettpartikeln (Solid Lipid Nanoparticles -

SLN) und nanostrukturierten Lipidcarriern (Nanostructured Lipid Carriers - NLC) zur

Formulierung von ß-Carotin sind im Folgenden aufgeführt. Die Technologie des

Schmelzemulgierens sollte hinsichtlich der Eignung für den Einsatz in Lebensmitteln (vor

allem Getränken) untersucht werden.

Es zeigt sich, dass die Herstellung der ß-Carotin-beladenen Fettpartikel mit

lebensmittelrechtlich zugelassenen Lipiden und Emulgatoren möglich ist. Aufgrund ihrer

geringen Partikeldurchmesser von < 500 nm ist ein Einsatz als kolloidale Formulierung in

wässrigen Systemen ohne Aufrahmen und Sedimentation prinzipiell möglich. Für die

Bestimmung der Partikelgröße wurde die Laserdiffraktometrie sowie die

Photonenkorrelationsspektroskopie verwendet.

Die mittels Hochdruckhomogenisation erzielbare Partikelgröße hängt stark vom

verwendeten Emulgatorgehalt (Tween 80) ab. Bei niedrigen Emulgatorkonzentrationen

wird die erzielbare Teilchengröße durch die Stabilisierung der Emulgatormoleküle

bestimmt. Druck und Zyklenzahl sind dabei von untergeordneter Bedeutung. Ist der

Emulgator jedoch im Überschuss vorhanden, sind Druck und Zyklenzahl die

entscheidenden Einflussfaktoren auf die Partikelgröße.

Es kann ebenfalls gezeigt werden, dass Tween 80 in der Lage ist, die durch die

Kristallisation der Fette steigende Partikeloberfläche ausreichend schnell zu stabilisieren.

Nur bei Formulierungen mit zu niedriger Emulgatorkonzentration kommt es beim Abkühlen

der Probe zu einer spontanen Gelierung .

Da aufgrund seines bitteren Geschmacks eine Minimierung des Einsatzes von

Tween 80 anzustreben ist, sollte die gewünschte Partikelgröße vorher festgelegt werden,

um den Emulgatorgehalt gezielt reduzieren zu können. Zusätzlich sind Untersuchungen

zur stabilitätserhöhenden Wirkung von Emulgatormischungen sinnvoll, um den Einsatz

von Tween 80 weiter zu reduzieren und die Kristallisation der Fette in der α-Form zu

begünstigen.

Durch eine Erhöhung der Herstellungstemperatur kann die Partikelgröße durch die

sinkende Viskosität der dispersen Phase zusätzlich reduziert werden. Limitiert wird dies

von der Temperaturerhöhung im Homogenisator, wodurch für Temperaturen über 85 °C

keine konstanten Ergebnisse mehr erzielt werden können. Auch auf das ß-Carotin haben

hohe Temperaturen einen negativen Einfluss, da sie eine verstärkte cis-trans-

Isomerisierung auslösen. Diese ist in geringem Ausmaß erwünscht, weil sich dadurch

die Beladungskapazität der Partikel erhöhen lässt und die Bioverfügbarkeit des ß-Carotins

verbessert sein kann. Jedoch verschlechtern sich die koloristischen Eigenschaften der

Formulierung.

Page 103: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen 95

Mehr noch als die Temperatur, wirkt sich die Fettsäurekettenlänge des verwendeten

Triglycerids auf die erzielbare Partikelgröße aus. Diese sinkt dabei mit abnehmender

Kettenlänge. Ein Unterschied hinsichtlich der Partikelgröße von SLN, NLC und Emulsion

kann nicht festgestellt werden. Insbesondere die mit Triglyceriden hergestellten SLN/NLC-

Formulierungen zeigen Ergebnisse, die zum Teil unter 150 nm liegen. Formulierungen mit

PGHMS weisen mit Partikeldurchmessern um 300 nm eine etwas größere Partikelgröße

auf. Jedoch kann durch die Zusammensetzung des Fettes aus Mono- und Diglyceriden

die Emulgatorkonzentration auf 1% gesenkt werden.

Langzeitversuche zum Einfluss der Lagertemperatur auf die hergestellten

Formulierungen zeigen, dass bei Lagerung im Kühlschrank (4-8 °C) auch nach über

einem Jahr konstante Partikelgrößen möglich sind. Dabei werden Unterschiede in

Abhängigkeit der verwendeten Fette festgestellt. Während Triglycerid-Formulierungen

keinen Einfluss der Lagertemperatur zeigen, gelierten PGHMS-Formulierungen bei

Raumtemperatur deutlich schneller.

Bei den Triglycerid-Formulierungen kommt es in Abhängigkeit der Oberflächenstruktur

der verwendeten Vials zur Anhaftung von Fettpartikeln. Weiterführende Untersuchungen

sollten hinsichtlich geeigneter Behälter für die Lagerung sowie einer Alternative der in der

pharmazeutischen Forschung eingesetzten Silikonisierung der Probenbehälter stattfinden.

Untersuchungen der molekularen Struktur von ß-Carotin in SLN und NLC durch

photospektrometrische Messungen deuten auf eine molekulare Lösung des ß-Carotins

hin. Die ermittelte Rechtsverschiebung der Extinktionsspektren um 10 nm kann durch den

Lösungsmitteleffekt des Emulgators bzw. Wassers erklärt werden. Jedoch sind in den

Formulierungen kristalline Anteile enthalten, welche in den photometrischen Messungen

nicht erfasst werden. Diese können bei Herstellung mit ß-Carotinüberschuss durch ihre

rote Farbe und Sedimentation in den Proben detektiert werden.

Diese Beobachtung dient der Ermittlung der Beladungskapazität der Formulierungen

durch Zentrifugation. Es zeigt sich, dass die Beladung mit steigender Temperatur und

abnehmender FS-Kettenlänge der Fette erhöht werden kann. Ein Vergleich mit der

Emulsion ist jedoch nicht möglich, da sich diese bei der Zentrifugation entmischt, was die

Stabilität der SLN/NLC zusätzlich deutlich macht.

Die Stabilität des ß-Carotins wurde in Abhängigkeit von Fettpartikelkonzentration,

Lichteinfluss, Temperatur und Art der Formulierung untersucht. Der Abbau von ß-Carotin

ist sowohl in Formulierung wie auch in Verdünnung verzögert, wenn die Formulierungen

mit Tocopherolzusatz hergestellt werden. Der Einfluss von Licht, erhöhter Temperatur und

Sauerstoff beschleunigt die Oxidation in allen untersuchten Formulierungen deutlich. Ein

verbesserter Schutz des ß-Carotins in SLN und NLC im Vergleich zu Emulsionen kann

nicht festgestellt werden. Der Abbau des ß-Carotins in SLN ist sogar deutlich größer.

Page 104: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen 96

Zurückführen lässt sich dies auf eine plättchenförmige Struktur der Triglycerid-SLN,

welche infolge der ß-Kristallstruktur des Fettes auftritt. Dadurch werden große Teile des ß-

Carotins an die Partikeloberfläche gedrückt, wo sie dem Angriff von Sauerstoff verstärkt

ausgesetzt sind.

Da NLC-Formulierungen flüssiges Lipid enthalten, ist die Stabilität im Vergleich zu

SLN, welche ausschließlich aus festem Fett bestehen, verbessert. Ein diesbezüglicher

Unterschied zwischen Triglycerid NLC und PGHMS NLC wird nicht festgestellt, was für

beide Fette eine plättchenförmige Struktur vermuten lässt.

Elektronenmikroskopische Untersuchungen deuten auf die Möglichkeit hin, PGHMS

NLC in Form des core-shell-Modells herzustellen. In den untersuchten Formulierungen

begünstigen die Herstellungsbedingungen dieses Modell jedoch nicht. Weiterführende

Untersuchungen hinsichtlich der Partikelstruktur von PGHMS-Formulierungen und die

Herstellung mit anderen Fetten und Fettmischungen können die Möglichkeit bieten,

Einfluss auf die Partikelform zu nehmen und damit den Schutz des inkorporierten

Wertstoffes deutlich zu verbessern.

Die Untersuchung der Eignung der Formulierungen zur Sprüh- und

Gefriertrocknung ergab, dass die Sprühtrocknung aufgrund der hohen Temperaturen nur

für Fette geeignet ist, die einen hohen Schmelzpunkt aufweisen. Bereits für Dynasan

116 SLN kommt es zu einer deutlichen Zunahme der Partikelgröße. Die nötige

Verdünnung und eine schlechte Ausbeute durch Verluste kleiner Partikel über die Abluft

und Anhaftungen an der Glasapparatur des Sprühtrockners machen die Methode zudem

unwirtschaftlich. Mit dem Zusatz von Saccharose als Cryoprotektor und einer Verdünnung

der Formulierung vor dem Versprühen kann jedoch eine gute Redispergierbarkeit der

Dynasan 118 Formulierungen erzielt werden.

Bessere Ergebnisse werden mit der Gefriertrocknung erzielt, die auch für Fette mit

niedrigen Schmelzpunkten eine gute Eignung aufweist. Auch hier können die Ergebnisse

der Redispergierung durch Saccharosezusatz und Verdünnung der Formulierung deutlich

verbessert werden. Eine Ermittlung der Schmelzpunkte mithilfe von DSC-Messungen

zeigt, dass es zu keiner Umwandlung der Kristallstruktur während der Sprüh- und

Gefriertrocknung kommt. Zusätzlich kann gezeigt werden, dass die DSC-Messung eine

nützliche Methode ist, um Aggregate und größere Partikeldurchmesser festzustellen, da

es mit abnehmender Größe der Partikel zu einem Absinken des Schmelzpunktes kommt.

Die Untersuchungen der Ausmischung von Emulsion sowie SLN/NLC in Getränke

zeigen eine sofortige Koagulierung der Propylenglycolmonostearat-Formulierungen. Diese

sind für den Einsatz in Getränken nicht geeignet. Obwohl die Partikelgröße von Emulsion

und Dynasan 116 in den untersuchten Getränkeausmischungen konstant bleibt, wurde

Page 105: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen 97

durch die Firma Sensient Food Colors eine Ringbildung bei allen getesteten

Formulierungen festgestellt.

Weiterer Forschungsbedarf besteht hinsichtlich einer geeigneten Fett-, Emulgator-

bzw. Stabilisatormischung, welche durch eine kugelförmige Gestalt eine mindestens

gleichwertige Stabilität des inkorporierten Wertstoffes im Vergleich zu Emulsionen

gewährleistet. Da die Zentrifugenversuche eine bessere Stabilität der SLN/NLC gegen ein

Brechen der Dispersion zeigen, sind Vorteile bei der Anwendung in Lebensmitteln

denkbar.

Studien des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) kommen zu dem Ergebnis,

dass die Einstellung zur Nanotechnologie in der Bevölkerung insgesamt positiv ist. Die

Akzeptanz ist jedoch geringer, wenn Nanoprodukte mit dem Körper in Berührung kommen

(Textilien, Kosmetika, Lebensmittel). Der überwiegende Teil der Befragten (66 %) schätzt

das Risiko der Nanotechnologie geringer ein als ihren Nutzen. [ZIMMER et al. 2008a]

Auch die Medienberichterstattung ist überwiegend positiv (70,4 %). Eine kritische

öffentliche Debatte wie bei der modernen Biotechnologie scheint nur dann möglich, wenn

akute Schäden größeren Ausmaßes auftreten. [ZIMMER et al. 2008b]

Einen Überblick der toxikologischen Untersuchungen von SLN und NLC geben

PARDEIKE et al. (2009). Sie kommen zu dem Schluss, dass das toxikologische Risiko

durch die Verwendung biologisch abbaubarer Stoffe gering ist. Im Vergleich mit anderen

Formulierungstechnologien, die ebenfalls Emulgatoren und teilweise den Einsatz

organischer Lösungsmittel benötigen, zeigen SLN und NLC eine gute Verträglichkeit und

können als „nanosafe“ bezeichnet werden.

Page 106: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Anhang 98

Anhang

A.1 Einfluss des komplexen Brechungsindex auf die

Partikelgrößenanalyse

Um aus den Beugungsmustern der Laserdiffraktometer-Messung die Partikelgrößen-

verteilung auf Grundlage der Mie-Theorie berechnen zu können, müssen die komplexen

Brechungsindizes der kontinuierlichen sowie der dispersen Phase bekannt sein. Abb. 8-1

zeigt den Einfluss des Fettes, des ß-Carotingehaltes sowie der Wellenlänge auf den

Brechungsindex n bei 20 °C. Dabei wird deutlich, da ss mit zunehmender Kettenlänge der

Fettsäure der Brechungsindex steigt. ß-Carotin-beladene Formulierungen zeigen, mit

Ausnahme von PGHMS, ebenfalls eine Zunahme des Brechungsindex.

Ein zusätzliches Problem bei der genauen Angabe des Brechungsindex in der

Auswertungssoftware ist durch die Tatsache gegeben, dass der Brechungsindex stark

temperaturabhängig ist. Während der Messung kommt es jedoch, je nach gewähltem

Messprogramm, zu einer Temperaturerhöhung von 5-10 Kelvin, welche das Ergebnis

zusätzlich verfälscht.

1,44

1,46

1,48

1,5

1,52

1,54

0 % ß-Carotin 0,03 % ß-Carotin 0 % ß-Carotin 0,03 % ß-Carotin

450 nm 900 nm

Bre

chu

ng

sin

de

x

Triglycerid-ÖlTripalmitinPGHMS

Abb. 8-1: Einfluss von Wellenlänge, Fettart und ß-Carotin auf den Brechungsindex von SLN/NLC-Formulierungen bei 20 °C

Auch die Wellenlänge, bei der die Messung durchgeführt wird, wirkt sich auf den

Brechungsindex aus. Dieser nimmt bei zunehmender Wellenlänge ab. Das ist vor allem

von Bedeutung, da die Beugung des Lichtes durch die Verwendung der PIDS-Technologie

neben der Wellenlänge von 750 nm auch bei 450, 600 und 900 nm gemessen wird. Das

beeinflusst ebenfalls den Imaginärteil k des komplexen Brechungsindex, welcher anhand

Page 107: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Anhang 99

der verdünnten Formulierung, bei einer Konzentration wie sie auch im Laserdiffraktometer

vorliegt, photometrisch bestimmt wird (Vergleich Kapitel 2.1.4). Da das

Laserdiffraktometer in der Lage ist, in einem definierten Trübungsbereich zu messen,

kann diese Konzentration von Messung zu Messung schwanken. Dies spiegelt sich auch

in den Messergebnissen der Extinktion (Daten nicht gezeigt) und den daraus berechneten

Imaginärteilen wieder. Diese sind in Tab. 8-1 in Abhängigkeit der Wellenlänge, des Fettes

und der ß-Carotinbeladung aufgeführt. Wie zu erwarten, liegen die Maxima der

Imaginärteile bei 450 nm, dem Absorptionsmaximum von ß-Carotin. Jedoch zeigen auch

die Formulierungen ohne ß-Carotin eine indirekte Abhängigkeit von der Wellenlänge.

Tab. 8-1: Experimentell ermittelte Imaginärteile k des Brechungsindex in Abhängigkeit der Wellenlänge und der ß-Carotinbeladung

450 nm 600 nm 750 nm 900 nm

M812 (Emulsion) ohne ß-Carotin 1,7 1,12 0,83 0,65

mit ß-Carotin 1,4 0,9 0,65 0,55

D116 SLN ohne ß-Carotin 0,62 - 0,89 0,41 - 0,54 0,34 - 0,39 0,22 - 0,31

mit ß-Carotin 0,84 - 1,1 0,31 - 0,64 0,23 - 0,64 0,09 - 0,4

PGHMS SLN ohne ß-Carotin 0,93 - 1,16 0,66 - 0,734 0,5 - 0,52 0,37 - 0,4

mit ß-Carotin 0,96 - 1,35 0,21 - 0,66 0,47 – 0,52 0,37 - 0,5

Da im Spektrophotometer die Transmission gemessen wird, setzt sich das als Extinktion

ausgegebene Ergebnis aus Absorption und Lichtstreuung zusammen. Die für die

Berechnung herangezogenen Gleichungen können Kapitel 2.1.4 entnommen werden.

Die Lichtstreuung tritt vor allem durch die partikuläre Gestalt der Formulierungen auf

und verfälscht die berechneten Imaginärteile. Die erhalten Werte liegen unabhängig von

der ß-Carotinkonzentration im Bereich von 0,6-1,7 bei einer Wellenlänge von 450 nm und

0,2-0,7 bei 900 nm. In Tab. 8-2 sind die, von Beckman Coulter im Handbuch zum LS 230,

angegebenen Größenordnungen der imaginären Brechungsindizes in Abhängigkeit des

zu untersuchenden Materials aufgeführt.

Probleme können sich ergeben, wenn anstatt einer tensidfreien Feststoffdispersion

Emulsionen, Liposomen oder Partikel vermessen werden, die mit einem Emulgator oder

Makromolekül stabilisiert werden. Eine Näherungsmethode zum Bestimmung des

komplexen Brechungsindex ist in MÜLLER, SCHUHMANN (1996) zu finden.

Page 108: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Anhang 100

Tab. 8-2: Überblick imaginärer Brechungsindizes in Abhängigkeit des zu untersuchenden Materials [MÜLLER, SCHUHMANN 1996]

Material Bereich für k

weiße oder transparente Pulver 0 - 0,1

klare Materialien < 0,001

Latex, Quarz, durchscheinende Materialien < 0,01

schwach gefärbte, durchscheinende Materialien 0,01 - 0,1

graue oder schwach pigmentierte Materialien, Metalloxide, stark gefärbte Materialien 0,1 - 1,0

schwarze oder stark pigmentierte Materialien, Kohle 1-10

Wird der Imaginärteil (Vergleich Kapitel 2.1.4) mit Hilfe des molaren

Extinktionskoeffizienten von ß-Carotin in Hexan (ε=139,1 l·mol-1·cm-1 [BRITTON et al.

2004]) berechnet, so werden die in Tab. 8-3 aufgeführten Werte erhalten. Es wird dabei

vorausgesetzt, dass die Absorption in Fett der Absorption in Hexan entspricht. Der

Lösungsmitteleffekt des Wassers und Emulgators wird vernachlässigt.

Tab. 8-3: Imaginärteil des Brechungsindex von ß-Carotin bei 450 nm in Abhängigkeit der Konzentration

ß-Carotinkonzentration in

der Formulierung [g/l] /

[mol/l]

k

0/0 0

0,1 / 1,86·10-4 0,93

0,35 / 6,52·10-4 3,24

1 / 1,86·10-3 9,28

Die Werte des imaginären Brechungsindex steigen mit steigender ß-Carotinkonzentration.

Da im Messgerät eine Verdünnung der Proben (4000 - 40000-fach) stattfindet, liegen die

für die Messung relevanten Werte deutlich niedriger.

Die berechneten Werte entsprechen reinem ß-Carotin. Da die Formulierungen ebenso

einen Fett- und Emulgatoranteil besitzen, sind die Imaginärteile der Formulierung höher

und die Ergebnisse folglich nur bedingt aussagekräftig. Eine Bestimmung des imaginären

Brechungsindex ist daher weder experimentell noch rechnerisch mit hinreichender

Genauigkeit möglich. Welchen Einfluss der komplexe Brechungsindex auf das

Messergebnis hat, ist in Abb. 8-2 zu sehen. Die Parameter der für die Berechnung der

Partikelgrößenverteilung verwendeten Modelle sind in Tab. 8-4 aufgeführt.

Page 109: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Anhang 101

q 3(x

) [µ

m-1

]q 3

(x)

[µm

-1]

Abb. 8-2: Vergleich der LD-Messergebnisse einer Messung (Dyn 116 0,03 % ß-Carotin) mit unterschiedlichen Parametern für n und k (verwendete Modelle siehe Tab. 8-4)

Tab. 8-4: Parameter der Modelle für die Berechnung der Partikelgröße (siehe Abb. 8-2) mittels LD

Modell 1 Modell 2

n (Fluid) n (Probe) k (Probe) n (Fluid) n (Probe) k (Probe)

750 nm 1,335 1,456 0,01 1,335 1,5 0,01

Modell 3 Modell 4

n (Fluid) n (Probe) k (Probe) n (Fluid) n (Probe) k (Probe)

450 nm 1,34 1,53 0 1,34 1,53 0,9

600 nm 1,333 1,51 0 1,333 1,51 0,39

750 nm 1,33 1,5 0 1,33 1,5 0,29

900 nm 1,329 1,5 0 1,329 1,5 0,22

Modell 5

n (Fluid) n (Probe) k (Probe)

450 nm 1,34 1,53 0,1

600 nm 1,333 1,51 0,01

750 nm 1,33 1,5 0,01

900 nm 1,329 1,5 0,01

Page 110: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Anhang 102

Es wird in Abb. 8-2 deutlich, dass je nach gewähltem Auswertungsmodell die berechnete

Partikelgröße stark schwanken kann. Werden für die PIDS-Wellenlängen keine Werte für

Brechungsindex und Imaginärteil angegeben, dann ist die berechnete Partikelgrößen-

verteilung wesentlich kleiner. Modell 1 entspricht dabei dem für die durchgeführten

Messungen genutzten Standardmodell. Wird bei diesem den Brechungsindex der

dispersen Phase geändert (Modell 2), entsteht aus der bimodalen eine trimodale

Verteilung. Dieser Effekt tritt ebenfalls auf, wenn Werte für n und k auch für die PIDS-

Wellenlängen eingetragen werden. Ein deutlicher Einfluss des imaginären

Brechungsindex auf das Messergebnis zeigt sich bei Modell 4. Bei diesem wurden die

gemessenen Werte für k eingetragen, was zu einer deutlichen Zunahme der ermittelten

Partikelgröße führt.

Dies stellt die Anwendbarkeit der LD-Messung vor allem für ß-Carotinhaltige

Formulierungen in Frage, da es durch Absorption des Lichtes zu einer

Ergebnisverfälschung kommt. Auch die Schwankung des Brechungsindex durch die

Erwärmung der Probe kann ein Problem während der Messung darstellen.

Da die durchschnittlichen Partikelgrößen (LD(Mean)), welche mithilfe der Parameter

von Model 1 für die untersuchten Proben berechnet wurden jedoch mit den Werten der

Photonenkorrelationsspektroskopie-Messung vergleichbar sind, scheint der Einfluss des

komplexen Brechungsindex geringer, als vom Messgerät ausgegeben.

A.2 Emulsionsherstellung mit Ultraschall

Die Anwendung von Ultraschall zur Herstellung von SLN/NLC ist vorstellbar, da eine

Temperierung der Durchflusszelle beim Ultraschall möglich ist. Abb. 8-3 zeigt die

Ergebnisse der Herstellung der Emulsion mit Ultraschall.

0

200

400

600

800

1000

0 1 2 3 4 5 6 7 8

Zyklenzahl

z-A

vera

ge (

PC

S)

[nm

]

35 µm, aus Preemulsion

125 µm, aus Preemulsion

Homogenisator 300 bar

Abb. 8-3: Herstellung der Emulsion mit Ultraschall, Einfluss der Amplitude und der Zyklen-zahl auf die Partikelgröße im Vergleich zur Hochdruckhomogenisierung bei 300 bar

Page 111: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Anhang 103

Dabei wurde der Einfluss der Amplitude und damit der eingebrachten Energie sowie der

Einfluss der Zyklenzahl auf die Partikelgröße untersucht. Bei niedrigem Energieeintrag

(Amplitude 35 µm) ist bereits nach 2 Zyklen eine Partikelgröße < 500 nm erreicht. Bei

Erhöhung des Energieeintrages auf eine Amplitude von 125 µm ist bereits nach einem

Zyklus eine ausreichend kleine Partikelgröße gewährleistet. Diese liegt sogar unter der

Tröpfchengröße von Emulsionen, die bei 300 bar im Hochdruckhomogenisator hergestellt

werden. Allerdings findet im Homogenisator bei fortschreitender Zyklenzahl und

dementsprechender Verweilzeit eine zunehmende Zerkleinerung statt, welche beim

Ultraschall nicht gegeben ist bzw. geringer ausfällt.

A.3 ß-Carotingehalt

Für die Herstellung der Aldo PGHMS SLN zur Bestimmung der ß-Carotinlöslichkeit wurde

das Fett der zweiten Charge verwendet. Im Gegensatz zur ersten Charge kam es hierbei

zur Ausbildung einer wesentlich dunkleren Farbe (siehe Abb. 8-4). Durch das

Zentrifugieren findet bei Formulierungen der zweiten Charge keine Sedimentation von

kristallinem ß-Carotin statt. Die Farbe deutet jedoch auf das Vorhandensein kristalliner

Anteile von ß-Carotin hin. Diese werden, wie bei den anderen Formulierungen auch, nicht

durch photospektrometrische Messungen erfasst. Das Spektrum der Formulierung der

zweiten Charge PGHMS ist ebenfalls um 10 nm bathochrom verschoben (Daten nicht

gezeigt).

Abb. 8-4: von links (a): Emulsion, Dyn 114, Dyn 116, Dyn 118 und Aldo PGHMS SLN hergestellt bei 85°C nach 6. Zentrifugendurchgang u nd (b) Dyn 116, Dyn 118 SLN mit kurzzeitiger Erhitzung des ß-Carotin-Fett-Gemisches auf 120 °C, nach dem 5. Zentrifugendurchgang

Page 112: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Anhang 104

Aus den Farbwerten in Abb. 8-5 kann abgeleitet werden, dass es auch bei der

Formulierung mit Aldo PGHMS zu einem positiven Einfluss der Herstellungstemperatur

auf die molekulare Struktur des ß-Carotins kommt.

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45

75 °C 0.Z

80 °C 0.Z

85 °C 0.Z

75 °C 6.Z

80 °C 6.Z

85 °C 6.Z

L* 40,05 40,18 40,41 40,50 41,14 40,39

a* 23,07 21,20 20,40 23,68 21,42 20,34

b* 29,69 30,79 31,66 30,33 32,31 31,19

75 °C 0.Z 80 °C 0.Z 85 °C 0.Z 75 °C 6.Z 80 °C 6.Z 85 °C 6.Z

Abb. 8-5: L*a*b*-Farbwerte für Aldo PGHMS in Abhängigkeit der Temperatur vor (0.Z) und nach (6.Z) der Zentrifugation

Mit steigender Temperatur verringert sich der Wert für a* und der b*-Wert steigt, was die

Formulierung weniger rot erscheinen lässt und somit auf größere Anteile molekular

gelösten ß-Carotins hindeutet (Vergleich Kapitel 2.2.2).

In Tab. 8-5 sind die L*a*b*-Farbwerte für die Miglyol 812 Emulsion vor der

Zentrifugation (0.Z) sowie die Werte für Dynasan 116 vor (0.Z) und nach der

Zentrifugation (6.Z) dargestellt, die in Kapitel 4.5.2 keine Erwähnung finden. Die Werte für

Dynasan 118 vor (0.Z) und nach (6.Z) der Zentrifugation sind in Tab. 8-6 aufgeführt.

Tab. 8-5: L*a*b*-Farbwerte in Abhängigkeit der Temperatur für Miglyol 812 Emulsion vor (0.Z) sowie für Dynasan 116 SLN vor (0.Z) und nach (6.Z) der Zentrifugation

Mig 812

75 °C 0.Z

Mig 812

80 °C 0.Z

Mig 812

85 °C 0.Z

Dyn 116

90 °C O.Z

Dyn 116

120 °C 0.Z

Dyn 116

90 °C 6.Z

Dyn 116

120 °C 6.Z

L* 69,03 69,60 70,43 58,55 57,84 63,29 63,34

a* 14,6 16,00 15,57 21,41 21,65 19,87 20,84

b* 67,18 71,17 74,16 55,88 55,95 64,10 64,51

Bei den Werten für die Emulsion wird deutlich, dass auch hier die Temperatur einen

positiven Einfluss auf die Löslichkeit des ß-Carotins hat. Die niedrigen Werte für a* und

die hohen b*-Werte spiegeln sich auch in Abb. 8-4 wieder, bei der die Emulsion sichtbar

gelber erscheint, als die SLN-Formulierungen. Eine Auswertung der Ergebnisse nach dem

Zentrifugieren ist nicht möglich, da es zum Aufrahmen des Fettes kommt. Die dabei

Page 113: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Anhang 105

entstehende Fettphase enthält ß-Carotin, was die Farb- und Konzentrationsmessung

verfälscht.

Die Herstellungstemperatur von 90 °C bzw. 120 °C (k urzzeitige Erhitzung des

ß-Carotin-Fett-Gemisches auf 120 °C und anschließen de Hochdruckhomogenisierung bei

85 °C) zeigt bei Dynasan 116 keinen Einfluss auf di e Farbe oder ß-Carotinkonzentration

(85 °C: 0,048 g/100g; 90 °C: 0,046 g/100g; 120 °C: 0,046 g/100g). Hier scheint ein

Optimum bei 85 °C erreicht. Eine mögliche Ursache i st in der Kettenlänge zu sehen, da

bei Dyn 118 eine Verbesserung der Farbe und ß-Carotinkonzentration bei 90 °C

(0,059 g/100g) und 120 °C (0,051 g/100g) zu erkenne n ist.

Tab. 8-6: L*a*b*-Farbwerte in Abhängigkeit der Temperatur für Dynasan 118 SLN und NLC vor (0.Z) und nach (6.Z) der Zentrifugation

Dyn 118 NLC

85 °C 0.Z

Dyn 118

90 °C 0.Z

Dyn 118

120 °C 0.Z

Dyn 118 NLC

85 °C 6.Z

Dyn 118

90 °C 6.Z

Dyn 118

120 °C 6.Z

L* 63,84 58,66 59,32 68,34 63,18 61,93

a* 20,45 22,18 22,30 19,92 21,99 22,43

b* 62,37 56,69 59,29 69,84 63,18 63,66

Es deutet sich in Tab. 8-6 an, dass die kurzfristige Erhitzung auf 120 °C weniger Einfluss

auf die ß-Carotinlöslichkeit als die Herstellungstemperatur hat. Da es bei den

Formulierungen von Dynasan 118 teilweise zu einer Entstehung größerer Fettpartikel

kommt (siehe Abb. 8-4 b), sind die Ergebnisse nur bedingt auswertbar. Diese Partikel sind

jedoch sehr hell, weswegen davon auszugehen ist, dass sie kaum ß-Carotin enthalten

und daher die Messung der Farb- und Konzentrationswerte weniger stören, als die

Instabilität der Emulsion.

Die Werte für Dyn 118 NLC zeigen, dass es hier durch den Ölanteil (analog der in

Kapitel 6.2.1 beschriebenen ß-Carotinstabilität) zu einer Verbesserung der Farbwerte

(höherer b*-, niedriger a*-Wert) im Vergleich zu SLN kommt. Die Werte der reinen

Emulsion werden jedoch nicht erreicht. Dafür ist die Stabilität der NLC im Vergleich zur

reinen Emulsion verbessert. Während es bei der Emulsion zur Koagulation der

Fetttröpfchen nach dem Zentrifugieren kommt, ist der Anteil flüssigen Lipids in bzw. an

den Triglycerid-Plättchen der Dynasan 118 NLC vor Koagulation geschützt.

A.4 Gefriertrocknungsergebnisse Aldo zweiten Charge

Wie bereits für Aldo PGHMS SLN der ersten Charge beschrieben, kommt es bei PGHMS

Formulierungen mit steigendem Saccharosegehalt in der dispersen Phase wie auch durch

Verdünnung zu einer Abnahme der Stabilität. Die Ergebnisse der Partikelgrößenmessung

Page 114: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Anhang 106

(PCS) von SLN und NLC, die mit der zweiten Charge PGHMS hergestellt wurden, sind in

Abb. 8-6 aufgeführt.

0 200 400 600 800 1000 1200

PGMS2 SLN ohne Sacch.unverdünnt

PGMS2 SLN ohne Sacch.1:10 verdünnt

PGMS2 SLN ohne Sacch.1:10 Saccharoselösung

PGMS2 NLC ohne Sacch.Saccharose, unverdünnt

PGMS2 NLC ohne Sacch.1:10 Saccharoselösung

z-Average (PCS) [nm]

Redispersion (1 % Fett) nach US

Ausgangsformulierung

Abb. 8-6: Partikelgröße (PCS) der Formulierung von PGHMS (zweite Charge) als SLN und NLC vor der Gefriertrocknung und nach der Redispergierung mit Ultraschall

In Abb. 8-6 wird der destabilisierende Einfluss der Verdünnung auch für die zweite Charge

PGHMS deutlich. Der Einfluss der Saccharose ist hier allerdings nicht festzustellen. Im

Widerspruch zu den anderen Ergebnissen zeigt die SLN Formulierung ohne Saccharose,

welche mit Saccharoselösung verdünnt wurde, die beste Redispergierung. Eine

Interpretation der Ergebnisse ist für PGHMS nicht möglich und bedarf weiterer

Untersuchungen.

Page 115: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Formelzeichen und Abkürzungen 107

Formelzeichen und Abkürzungen

Lateinische Buchstaben

c Massenkonzentration [g/l]

c0 ß-Carotinkonzentration nach der Herstellung [% g/g]

d Durchmesser [m]

dh hydrodynamischer Durchmesser [m]

d(3,2) Sauterdurchmesser [m]

D Diffusionskoeffizient [m²/s]

E Extinktion [-]

EV Energiedichte [J/m³]

HS Schmelzenthalpie [kJ/kg]

I Lichtintensität [-]

k Imaginärteil des Brechungsindex [-]

L Schichtdicke [m]

LD(Mean) Durchschnittliche Partikelgröße (volumenbezogen) ermittelt mit

Laserdiffraktometrie

[m]

LD(99%) Partikelgröße, unter der 99% der Teilchen (volumenbezogen) liegen [m]

m Komplexer Brechungsindex [-]

n Realteil des Brechungsindex [-]

pr Sättigungsdampfdruck über dem Partikel [Pa]

p0 Sättigungsdampfdruck über einer ebenen Fläche [Pa]

P̄V mittlere volumenbezogene Leistungsdichte [N/m²]

R Gaskonstante [J/kgK]

Sr Löslichkeit des Partikels mit dem Radius r [g/l]

S0 Löslichkeit eines großen Partikels [g/l]

q3(x) differentielle Volumenverteilung [1/m]

r Partikelradius [m]

t̄ V mittlere Verweilzeit [s]

T Temperatur [°C]

TS Schmelztemperatur des Partikels [°C]

TS,0 Schmelztemperatur des Bulk-Materials [°C]

V molares Volumen des Partikels [m³/mol]

VS spezifisches Volumen [m³/kg]

Page 116: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Formelzeichen und Abkürzungen 108

z-Average

(PCS)

mittlerer hydrodynamischer Durchmesser der PCS-Messung [m]

% (Masse) Massenprozent [g/100g]

Griechische Buchstaben

α Molarer Absorptionskoeffizient [1/cm]

γ Grenzflächenspannung [N/m]

ε Molarer dekadischer Extinktionskoeffizient [l/mol·cm]

λ Wellenlänge des Lichtes [nm]

η Viskosität des Dispersionsmittels [Ns/m²]

ηd Viskosität der dispersen Phase [Ns/m²]

ρ Dichte [g/m³]

ν spezifisches Brechungsinkrement [ml/g]

Indizes

0 Ausgangszustand

1 Dispersionsmedium

Abkürzungen

ATBC Alpha Tocopherol, Beta-carotene Cancer Prevention

BfR Bundesinstitut für Risikobewertung

CARET Beta-Carotene and Retinol Efficiency Trail

CMC Kritische Mizellbildungskonzentration

DSC Differential Scanning Calorimetry

Dyn 114 Dynasan 114 (Trimyristin)

Dyn 116 Dynasan 116 (Tripalmitin)

Dyn 118 Dynasan 118 (Tristearin)

FS Fettsäure

HLB hydrophil-lipophile Balance

k. A. keine Angabe

KS Kühlschrank (Temperatur 4-8 °C)

LD Laserdiffraktometrie

NLC Nanostructured Lipid Carrier

Page 117: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Formelzeichen und Abkürzungen 109

Mig 812 Miglyol 812 (middle chain triglyceride-Öl)

O/W Öl-in-Wasser

PCS Photonenkorrelationsspektroskopie

PGHMS/

PGMS

Aldo Propylenglycol-high-monostearat

PdI Polydispersitätsindex

PIT Phaseninversionstemperatur

ppm parts per million

RT Raumtemperatur (ungefähr 20 °C)

Sacch. Saccharose

SLN Solid Lipid Nanoparticle

TEM Transmissionselektronenmikroskopie

0.Z. vor dem Zentrifugieren

1.Z…6.Z erster bzw. letzter Zentrifugendurchgang

Operatoren

d Differenz

∫ ∂x Differential

¯ Mittelwert

∝ proportional

∑ Summe

Konstanten

kB Boltzmannkonstante 1,38066·10−23 J/K

Page 118: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Abbildungsverzeichnis 110

Abbildungsverzeichnis Abb. 2-1: Stabilisierung der Emulsion nach dem Tropfenaufbruch und mögliche

Destabilisierung während der Lagerung.........................................................................6

Abb. 2-2: Strukturformel von Polyoxyethylen(20)sorbitanmonooleat (Tween 80) ..........................9

Abb. 2-3: Temperaturabhängiges Verhalten von Dreikomponentensystemen aus Wasser, Öl

und ethoxyliertem O/W Emulgator (a) unterhalb, (b) an der

Phaseninversionstemperatur (PIT) und (c) oberhalb der PIT [HERZFELD 1999] .............9

Abb. 2-4: PIT von Emulsionen aus Wasser und flüssigem Paraffin mit 2 % (Masse) Tween

80 (n), Einfluss der Oxyethylen-Gruppen (n) [SCHICK 1987] ........................................10

Abb. 2-5: Homogenisierdüse (a) Flachventil und (b) konische Flachdüse...................................13

Abb. 2-6: Modellvorstellungen der Partikelform von SLN und NLC .............................................19

Abb. 2-7: Struktur von all-trans-ß-Carotin ....................................................................................26

Abb. 2-8: UV/Vis-Absorptionsspektren von ß-Carotin (Konzentration 5ppm), Einfluss von

Aggregationsstruktur und Teilchengröße im Vergleich mit der molekularen Lösung

in n-Hexan [Horn, Rieger 2001] ....................................................................................29

Abb. 3-1:. ß-Carotin (Fluca) in Dynasan 116 vor (a) und nach (b) Ultraschallbehandlung ...........42

Abb. 3-2: Herstellung der SLN/NLC mittels Hochdruckhomogenisation......................................43

Abb. 3-3: Zetapotential von PGHMS SLN in Abhängigkeit des Emulgatorgehaltes ....................45

Abb. 3-4: Darstellung der Farbe im L*a*b*-Farbsystem...............................................................46

Abb. 4-1: Einfluss des Emulgatorgehaltes auf die Partikelgröße (LD) von Miglyol 812

Emulsionen (ohne ß-Carotin)........................................................................................49

Abb. 4-2: Einfluss des Emulgatorgehaltes auf die Partikelgröße (LD) von Dynasan 116 SLN

(ohne ß-Carotin) ...........................................................................................................50

Abb. 4-3: Einfluss des Emulgatorgehaltes auf die Partikelgröße (LD) von PGHMS SLN ohne

ß-Carotin (1. Charge)....................................................................................................51

Abb. 4-4: Einfluss von Druck und Zyklenzahl auf die Partikelgröße von Miglyol 812

Emulsionen (ohne ß-Carotin)........................................................................................53

Abb. 4-5: Einfluss des Emulgatorgehaltes (a: 3 %, b: 5 % bzw. 6 %), des Druckes und der

Zyklenzahl auf die Partikelgröße von Dynasan 116 SLN (ohne ß-Carotin)..................54

Abb. 4-6: Einfluss der Emulgatorkonzentration auf das Ergebnis der Partikelzerkleinerung

von Dyn 116 (ohne ß-Carotin) ......................................................................................54

Abb. 4-7: Einfluss von Druck und Zyklenzahl auf die Partikelgröße von PGHMS SLN (ohne

ß-Carotin) hergestellt mit 1 % Tween 80 ......................................................................56

Abb. 4-8: Einfluss der Herstellungstemperatur auf das Homogenisierergebnis von Dynasan

116 SLN (ohne ß-Carotin) bei 500 bar .........................................................................57

Abb. 4-9: Einfluss der Herstellungstemperatur und der FS-Kettenlänge auf die Partikelgröße

(PCS) von ß-Carotinbeladenen SLN im Vergleich zu einer Mig 812-Emulsion............58

Abb. 4-10: Cryo-TEM-Aufnahemen von PGMS NLC hergestellt mit (a) 1 Zyklus bei 500 bar

und (b) 7 Zyklen bei 1500 bar [GRAMDORF et al. 2008] ................................................61

Page 119: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Abbildungsverzeichnis 111

Abb. 4-11: Spektren der SLN-Formulierungen mit Dynasan 116 und unterschiedlichen ß-

Carotingehalten verdünnt auf 3,5 ppm ß-Carotin im Vergleich zur molekularen

Lösung in n-Hexan........................................................................................................63

Abb. 4-12: Spektren der SLN-Formulierungen in Abhängigkeit des Fettes und der

Herstellungstemperatur sowie NLC verdünnt auf 3,5 ppm ß-Carotin im Vergleich

zur molekularen Lösung in n-Hexan.............................................................................63

Abb. 4-13: Differenzspektren der SLN-Formulierungen und Emulsion mit ß-Carotin im

Vergleich zur molekularen Lösung in n-Hexan.............................................................64

Abb. 4-14: L*a*b* Farbwerte vor dem Zentrifugieren (0.Z) und nach dem Zentrifugieren (6.Z)

von Dyn118, Dyn116 und Dyn114 SLN in Abhängigkeit der Herstellungstemperatur ..66

Abb. 4-15: Einfluss der Herstellungstemperatur und des Fettes auf die ß-Carotinbeladung.........67

Abb. 5-1: Volumenverteilung des Partikeldurchmessers von Dyn116 SLN in Abhängigkeit der

Lagertemperatur und -dauer.........................................................................................70

Abb. 5-2: Einfluss von Lagertemperatur und Emulgatorgehalt auf die Partikelgröße von

PGMS NLC (0,035 % ß-Carotin) ..................................................................................71

Abb. 5-3: Einfluss des Emulgatorgehalts auf die Partikelgröße von PGMS SLN (ohne ß-

Carotin) .........................................................................................................................72

Abb. 5-4: Umwandlung der Partikelgrößenverteilung von PGMS NLC (0,035 % ß-Carotin)

während der Lagerung bei 7 °C...................... ..............................................................73

Abb. 5-5: Einfluss der Lagertemperatur auf die Partikelgröße von PGHMS NLC (0,035 % ß-

Carotin) mit und ohne α-Tocopherol .............................................................................73

Abb. 5-6: Partikelgröße der Ausgangsformulierungen von Dyn 118 und der redispergierten

Proben nach der Sprühtrocknung, Einfluss von Saccharose als Hilfsstoff...................75

Abb. 5-7: Partikelgröße (PCS) von Dyn 118 NLC und Dyn 116 SLN vor der Sprühtrocknung

und nach der Redispergierung des pulverförmigen Produktes ....................................76

Abb. 5-8: TEM-Aufnahme sprühgetrockneter Dynasan 118 SLN (ohne ß-Carotin) 1:10

verdünnt ohne Saccharose, 2500fache Vergrößerung.................................................78

Abb. 5-9: Partikelgröße (PCS) der Ausgangsformulierungen von Dyn 118 SLN mit und ohne

Saccharose sowie der redispergierten Proben nach der Gefriertrocknung .................79

Abb. 5-10: Partikelgröße (PCS) der Dynasan 114 Ausgangsformulierung und der

redispergierten Formulierung nach der Gefriertrocknung ............................................80

Abb. 5-11: TEM-Aufnahme gefriergetrockneter PGHMS NLC 1:10 verdünnt mit Saccharose,

2500fache Vergrößerung ..............................................................................................81

Abb. 5-12: TEM-Aufnahme von Aldo PGHMS SLN 1:10 mit Saccharose, 2500fache

Vergrößerung................................................................................................................81

Abb. 5-13: gefriergetrocknete Dynasan 118 NLC ohne Saccharose unverdünnt, 2500fache

Vergrößerung................................................................................................................82

Abb. 5-14: Schmelztemperaturen von Dynasan 118 Formulierung, gefriergetrockneter Probe

und redispergierter sprühgetrockneter Probe...............................................................83

Abb. 5-15: Schmelzkurven von Dyn 114 SLN in Formulierung, gefriergetrocknet und

redispergiert ..................................................................................................................84

Page 120: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Abbildungsverzeichnis 112

Abb. 6-1: Vergleich der Spektren des ß-Carotins in Hexan vor (oben) und nach (unten) der

Formulierung.................................................................................................................85

Abb. 6-2: Vergleich der ß-Carotinstabilität von SLN, NLC und Emulsion ....................................87

Abb. 6-3: Einfluss von Sauerstoff auf die Stabilität von SLN und Emulsion.................................88

Abb. 6-4: Einfluss von α-Tocopherol auf die ß-Carotinstabilität von Aldo PGHMS NLC

(0,045 % ß-Carotin) in Formulierung und Verdünnung (1:33) ......................................88

Abb. 6-5: ß-Carotinstabilität verdünnter Formulierungen dunkel gelagert, Einfluss des Lipids

und der Lagertemperatur ..............................................................................................89

Abb. 6-6: ß-Carotinstabilität von PGHMS NLC in Abhängigkeit der Herstellungsparameter.......90

Abb. 7-1: Partikelgröße von NLC Formulierungen im Vergleich zu einer Emulsion in

Getränken .....................................................................................................................92

Abb. 7-2: Partikelgröße von Emulsion, SLN und NLC in Sprite ...................................................93

Abb. 8-1: Einfluss von Wellenlänge, Fettart und ß-Carotin auf den Brechungsindex von

SLN/NLC-Formulierungen bei 20 °C ................... .........................................................98

Abb. 8-2: Vergleich der LD-Messergebnisse einer Messung (Dyn 116 0,03 % ß-Carotin) mit

unterschiedlichen Parametern für n und k (verwendete Modelle siehe Tab. 8-4) ......101

Abb. 8-3: Herstellung der Emulsion mit Ultraschall, Einfluss der Amplitude und der

Zyklenzahl auf die Partikelgröße im Vergleich zur Hochdruckhomogenisierung bei

300 bar........................................................................................................................102

Abb. 8-4: von links (a): Emulsion, Dyn 114, Dyn 116, Dyn 118 und Aldo PGHMS SLN

hergestellt bei 85°C nach 6. Zentrifugendurchgang u nd (b) Dyn 116, Dyn 118 SLN

mit kurzzeitiger Erhitzung des ß-Carotin-Fett-Gemisches auf 120 °C, nach dem 5.

Zentrifugendurchgang.................................................................................................103

Abb. 8-5: L*a*b*-Farbwerte für Aldo PGHMS in Abhängigkeit der Temperatur vor (0.Z) und

nach (6.Z) der Zentrifugation ......................................................................................104

Abb. 8-6: Partikelgröße (PCS) der Formulierung von PGHMS (zweite Charge) als SLN und

NLC vor der Gefriertrocknung und nach der Redispergierung mit Ultraschall ...........106

Page 121: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Tabellenverzeichnis 113

Tabellenverzeichnis Tab. 2-1: Vor- und Nachteile mechanischer Herstellungsverfahren [BUNJES, Siekmann 2006,

Schubert 2005, Mehnert, Mäder 2001, Schuchmann, Danner 2004]...........................11

Tab. 2-2: Vor- und Nachteile nichtmechanischer Herstellungsverfahren [BUNJES, Siekmann

2006, Schubert 2005, Mehnert, Mäder 2001, Schuchmann, Danner 2004].................12

Tab. 2-3: Schmelzpunkte der Kristallformen von Triglyceriden [GARTI, SATO 1988] ....................21

Tab. 2-4: Vor- und Nachteile unterschiedlicher Formulierungen lipophiler Wertstoffe

[MÜLLER, WISSING 2003, MEHNERT, MÄDER 2001] .........................................................38

Tab. 3-1: Schmelzpunkte und Viskositäten der Fette Trimyristin, Tripalmitin und Tristeatrin ......40

Tab. 3-2: Chargenabhängige Zusammensetzung und Eigenschaften von Aldo PGHMS ...........41

Tab. 3-3: Inhaltstoffe und pH-Wert der für die Stabilitätsuntersuchungen verwendeten

Getränke .......................................................................................................................42

Tab. 4-1: Vergleich der Partikelgrößenbestimmung von LD und PCS für PGHMS SLN und

NLC Formulierungen ....................................................................................................52

Tab. 4-2: Vergleich der gemessenen Partikelgrößen in Abhängigkeit von

Emulgatorkonzentration und Energieeintrag ................................................................55

Tab. 4-3: Einfluss der Abkühlgeschwindigkeit und Temperatur des Glases auf die

Partikelgröße von Aldo PGHMS ...................................................................................59

Tab. 4-4: Einfluss der Abkühlgeschwindigkeit und Temperatur des Glases auf die Partikel

größe von Dynasan 116 SLN........................................................................................60

Tab. 4-5: Partikelgröße und ß-Carotingehalt der Dyn 116 SLN und PGMS SLN/NLC

Formulierungen.............................................................................................................62

Tab. 5-1: Langzeitstabilität von Dynasan 116 SLN in Abhängigkeit der

Emulgatorkonzentration, der Zyklenzahl und des Druckes bei der Herstellung,

Lagertemperatur 7 °C ............................... ....................................................................70

Tab. 5-2: Partikelgrößen (z-Average (PCS)) nach der Redispergierung von Aldo PGHMS

SLN der 1. Charge........................................................................................................80

Tab. 8-1: Experimentell ermittelte Imaginärteile k des Brechungsindex in Abhängigkeit der

Wellenlänge und der ß-Carotinbeladung......................................................................99

Tab. 8-2: Überblick imaginärer Brechungsindizes in Abhängigkeit des zu untersuchenden

Materials [MÜLLER, SCHUHMANN 1996]........................................................................100

Tab. 8-3: Imaginärteil des Brechungsindex von ß-Carotin bei 450 nm in Abhängigkeit der

Konzentration..............................................................................................................100

Tab. 8-4: Parameter der Modelle für die Berechnung der Partikelgröße (siehe Abb. 8-2)

mittels LD....................................................................................................................101

Tab. 8-5: L*a*b*-Farbwerte in Abhängigkeit der Temperatur für Miglyol 812 Emulsion vor

(0.Z) sowie für Dynasan 116 SLN vor (0.Z) und nach (6.Z) der Zentrifugation ..........104

Tab. 8-6: L*a*b*-Farbwerte in Abhängigkeit der Temperatur für Dynasan 118 SLN und NLC

vor (0.Z) und nach (6.Z) der Zentrifugation ................................................................105

Page 122: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Literaturverzeichnis 114

Literaturverzeichnis

AUWETER H., HABERKORN H., HECKMANN W., HORN D., LÜDDECKE J. R., WEISS H. (1999):

Die supramolekulare Struktur ausgefällter, nanometergroßer ß-Carotinpartikel.

Angewandte Chemie 111 (15), S. 2325-2328.

AX K. (2004): Emulsionen und Liposomen als Trägersysteme für Carotinoide. Dissertation

Universität Karlsruhe. Shaker Verlag, Aachen.

AZIZ A. B., GROSSMAN S., ASCARELLI I., BUDOWSKI P. (1971): Carotene-Bleaching Activities

of Lipoxygenase and Heme Proteins as studied by a direct Spectrophotometric

Method. Phytochemistry 19, S. 1445-1452.

BEHREND O., AX K., SCHUBERT H. (2000): Influence of continuous phase viscosity on

emulsification by ultrasound. Ultrasonics Sonochemistry 7, S. 77-85.

BEN-AMOTZ A., MOKADY S., EDELSTEIN S., AVRON M. (1989): Bioavailability of a Natural

Isomer Mixture as Compared with Synthetic all-trans ß-Carotene in Rats and

Chicks. Journal of Nutrition 119, S. 1013-1019.

BENDICH A., OLSON J. A. (1989): Biological actions of carotenoids. FASEB Journal 3(8), S.

1927-1932.

BÖHM F., EDGE R., LANGE L., TRUSCOTT T. G. (1998): Enhanced protection of human cells

against ultraviolet light by antioxidant combinations involving dietary carotenoids.

Journal of Photochemistry and Photobiology B: Biology 44, S. 211-215.

BÖHM F., EDGE R., MCGARVEY D. J., TRUSCOTT T. G. (1998b): ß-Carotene with vitamins E

and C offers synergistic cell protection against NOx. FEBS Letters 436, S. 387-

389.

BONNAIRE L., SANDRA S., HELGASON T., DECKER E. A., WEISS J., MCCLEMENTS D. J. (2008):

Influence of Lipid Physical State on the in Vitro Digestibility of Emulsified Lipids.

Journal of Agricultural and Food Chemistry 56, S. 3791-3797.

BOREL P., GROLIER P., ARMAND M., PARTIER A., LAFONT H., LAIRON D., AZAIS-BRAESCO V.

(1996): Carotenoids in biological emulsions: solubility, surface-to-core distribution,

and release from lipid droplets. Journal of Lipid Research 37, S. 250-261.

BRADO T. (2006):Die Kolorimetrie Von Licht und Farbe. Informations- und Bildungszentrum

Email 54(3), S. 44-45.

BREITUNG-FAES S., KWADE A. (2009): Produktgestaltung bei der Nanozerkleinerung durch

Einsatz kleinster Mahlkörper. Chemie Ingenieur Technik 81(6), S. 767-774.

BREZESINSKI G., MÖGEL H.-J. (1993): Grenzflächen und Kolloide: physikalisch-chemische

Grundlagen. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin, Oxford.

BRITTON G. (1995): Structure and properties of carotenoids in relation to function. FASEB

Journal 9, S. 1551-1558.

Page 123: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Literaturverzeichnis 115

BRITTON G., LIAAEN-JENSEN S., PFANDER H. (1995a): Carotenoids Volume 1A: Isolation and

Analysis. Birkhäuser Verlag, Basel, Boston, Berlin.

BRITTON G., LIAAEN-JENSEN S., PFANDER H. (1995b): Carotenoids Volume 1B:

Spectroscopy. Birkhäuser Verlag, Basel, Boston, Berlin.

BRITTON G., LIAAEN-JENSEN S., PFANDER H. (1998): Carotenoids Volume 3: Biosynthesis

and Metabolism. Birkhäuser Verlag, Basel, Boston, Berlin.

BRITTON G., LIAAEN-JENSEN S., PFANDER H. (2004): Caroteniods: Handbook. Birkhäuser

Verlag, Basel.

BRITTON G., LIAAEN-JENSEN S., PFANDER H. (2008): Carotenoids Volume 4: Natural

Functions. Birkhäuser Verlag, Basel.

BUNJES H., STEINIGER F., RICHTER W. (2007): Visualizing the structure of Triglyceride

Nanoparticles in Different Crystal Modifications. Langmuir: the ACS journal of

surfaces and colloids 23(7), S. 4005-4011.

BUNJES H., SIEKMANN B. (2006): Manufacture, Characterization, and Applications of Solid

Lipid Nanoparticles as Drug Delivery Systems. Microencapsulation 158, Taylor &

Francis, USA, S. 213-268.

BUNJES H., SIEKMANN B., WESTESEN K. (1998): Emulsions of Supercooled Melts - A Novel

Drug Delivery System. Submicron Emulsions in Drug Targeting and Delivery,

Harwood Academic Publishers, Amsterdam.

BUNJES H., WESTESEN K. (2001): Influences of Colloidal State on Physical Properties of

Solid Fats. Crystallization Processes in Fats and Lipid Systems, Marcel Dekker,

New York.

BUNNELL R. H., DRISCOLL W., BAUERNFEIND J. C. (1958): Coloring Water-Base Foods with

ß-Carotene. Food Technology 12, S. 536-541.

BURTON G. W., INGOLD K. U. (1984): ß-Carotene: An Unusual Type of Lipid Antioxidant.

Science 224(4649), S. 569 - 573.

CAO Y., MARRA M., ANDERSON B. D. (2004): Predictive Relationships for the Effects of

Triglyceride Ester Concentration and Water Uptake on Solubility and Partitioning of

Small Molecules into Lipid Vehicles. Journal of Pharmaceutical Sciences 93(11), S.

2768-2779.

CINAR I. (2004): Carotenoid pigment loss of freeze-dried plant samples under different

storage conditions. Lebensmittel-Wissenschaft und -Technologie 37, S. 363-367.

DAHMS G., HEGMANN H. (2003): Device and method for continuously producing emulsions

or dispersions. Europäische Patentanmeldung EP1707256.

END L. (2005): Beta-Carotin für Getränke: Erst die Formulierung sorgt für Farbe und

Stabilität. BASF Presse-Information, www.basf.de.

Page 124: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Literaturverzeichnis 116

ENGEL R., SCHUBERT H., SCHUCHMANN H. P. (2005): Functional drinks mit Pfiff:

wasserdispergierbare Formulierungen öl-löslicher funktioneller Pflanzenwirkstoffe.

drinktec, 12.-17. September 2005 in München.

ERDMAN JR J. W., BIERER T. L., GUGGER E. T. (1993):Absorption and Transport of

Carotenoids. Annals of the New York Academy of Sciences 691, S. 76-85.

FREITAS C., MÜLLER R. H. (1998): Spray-drying of solid lipid nanoparticles (SLN).

European Journal of Pharmaceutics and Biopharmaceutics 46, S. 145-151.

FREITAS C., MÜLLER R. H. (1998b): Effect of light and temperature on zeta potential and

physical stability in solid lipid nanoparticle (SLN) dispersions. International Journal

of Pharmaceutics 168, S. 221-229.

GAIER K., ANGERHOFER A., WOLF H. C. (1991): The lowest excited electronic singlet states

of all-trans ß-carotene single crystals. Chemical Physics Letters 187(1-2), S. 103-

109.

GARTI N., SATO K. (1988): Surfactant Science Series Volume 31: Crystallization and

Polymorphism of Fats and Fatty Acids. Marcel Decker Inc., New York, Basel, S.

32-33.

GAUGLITZ G. (2003): Handbook of spectroscopy. Wiley-VCH, Weinheim.

GÖPPERT T. M., MÜLLER R. H. (2003): Plasma Protein Adsorption of Tween 80 and

Poloxamer 188-stabilized Solid Lipid Nanoparticles. Journal of Drug Targeting

11(4), S. 225-231.

GRAMDORF S., HERMANN S., HENTSCHEL A., SCHRADER K., MÜLLER R. H., KUMPUGDEE-

VOLLRATH M., KRAUME M. (2008): Crystallizid miniemulsions: Influence of operating

parameters during high-pressure homogenization on size and shape of particles.

Colloids and Surfaces A 331, S. 108-113.

GRAMDORF S. (voraussichtlich 2010): Schmelzeemulgieren im Hochdruckhomogenisator

zur Herstellung fester kolloidaler Triglyceridpartikel. Dissertation Technische

Universität Berlin.

GROVES K. (2008): Potential benefits of micro and nanotechnology for the food industry:

does size matter?. New Food Magazine 4, S. 49-52.

HASLER C. M. (1998): Functional Foods: Their Role in Disease Prevention and Health

Promotion. Food Technology 52(2), S. 57-62.

HEINONEN O. P., ALBANES D. ET AL. (1994): The Effect of Vitamin E and Beta Carotene on

the Incidence of Lung Cancer and Other Cancers in Male Smokers. New England

Journal of Medicine 330, S. 1029-1035.

HELGASON T., AWAD T. S., KRISTBERGSSON K., DECKER E. A., MCCLEMENTS D. J., WEISS J.

(2009): Impact of Surfactant Properties on Oxidative Stability of ß-Carotene

Page 125: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Literaturverzeichnis 117

Encapsulated within Solid Lipid Nanoparticles. Journal of Agricultural and Food

Chemistry 57, S. 8033-8040.

HENTSCHEL A., GRAMDORF S., MÜLLER R. H., KURZ T. (2008): ß-Carotene-Loaded

Nanostructured Lipid Carriers. Journal of Food Science 73(2), N1-N6.

HERMELING M., WEBER A. P. (2009): Stofftransportprozesse in Blasensäulen und

Stabilisierung von organischen Nanopartikeln mit verschiedenen Tensiden. Chemie

Ingenieur Technik 81 (6), S. 785-789.

HERNQUIST L. (1984): On the Structure of Triglycerides in the Liquid State and Fat

Crystallization. Fette, Seifen, Anstrichmittel 86(8), S. 297-300.

HERZFELD C.-D. (1999): Grundlagen der Arzneiformenlehre: Gelenik 2. Springer, Berlin.

HORN D. (1989): Preparation and Characterization of Microdisperse Bioavailable

Carotenoid Hydrosols. Angewandte Makromolekulare Chemie 166/167, S. 139-

153.

HORN D., LÜDDECKE E. (1996): Preparation and Characterization of Nano-Sized

Carotenoid Hydrosols. Fine Particles Science and Technology, S. 761-775.

HORN D., RIEGER J. (2001): Organische Nanopartikel in wässriger Phase - Theorie,

Experiment und Anwendung. Angewandte Chemie 113, S. 4460-4492.

ILLING A., UNRUH T., KOCH M. H. J. (2004): Investigation on Particle Self-Assembly in Solid

Lipid-Based Colloidal Drug Carrier Systems. Pharmaceutical Research 21(4), S.

592-597.

JACOBS C. (2003): Neue Nanosuspensionsformulierungen für verschiedene

Applikationsformen. Dissertation Freie Universität Berlin.

JENNING V., SCHÄFER-KORTING M., GOHLA S. (2000): Vitamin A-loaded solid lipid

nanoparticles for topical use: drug release properties. Journal of Controlled

Release 66, S. 115-126.

JORES K., MEHNERT W., DRECHSLER M., BUNJES H., JOHANN C., MÄDER K. (2004):

Investigations on the structure of solid lipid nanoparticles (SLN) and oil-loaded

solid lipid nanoparticles by photon correlation spectroscopy, field-flow fractionation

and transmission electron microscopy. Journal of Controlled Release 95, S. 217-

227.

KARBSTEIN H., SCHUBERT H. (1994): Simulation der Langzeitstabilität von O/W-

Emulsionen. Chemie Ingenieur Technik 66(1), S. 97-99.

KECK C. M. (2006): Cyclosporine Nanosuspensions: Optimised Size Characterisation &

Oral Formulation. Dissertation Freie Universität Berlin.

KEMMERER A. R., FRAPS G. S. (1945):The vitamin A activity of neo-ß-carotene U and its

steric rearrangement in the digestive tract of rats. Journal of Biological Chemistry

161, S. 305-309.

Page 126: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Literaturverzeichnis 118

KEMPA L., SCHUCHMANN H. P., SCHUBERT H. (2006): Tropfenzerkleinerung und

Tropfenkoaleszenz beim mechanischen Emulgieren mit

Hochdruckhomogenisatoren. Chemie Ingenieur Technik 86(6), S. 765-768.

KESSLER, H.-G. (1996): Lebensmittel und Bioverfahrenstechnik: Molkereitechnologie.

Verlag A. Kesser, München.

KEVELAM J., MARTINUCCI S., ENGBERTS J. B. F. N., BLOKZIJL W., VAN DE PAS J., BLONK H.,

VERSLUIS P., VISSER A. J. W. G. (1999): Microstructure of Dispersions of Lamellar

Droplets Carrying Anchoring Hydrophobically Endcapped Poly(sodium acrylate)s

as Novel Steric Stabilizers. Langmuir (American Chemical Society) 15(15), S.

4989-5001.

KNORR D. (1999): Novel approaches in food-processing technology: new technologies for

preserving foods and modifying function. Current Opinion in Biotechnology 10, S.

485-491.

KNORR D., MATHYS A. (2008): Ultrahochdrucktechnik für innovative Behandlungsverfahren

von Lebensmitteln. Chemie Ingenieur Technik 80(8), S. 1069-1080.

LAGALY G., SCHULZ O., ZIMEHL R. (1997): Dispersionen und Emulsionen. Dr. Dietrich

Steinkopff Verlag GmbH & Co. KG, Darmstadt.

LANGE H. (1968): Bestimmung von Teilchengrößen aus Trübung und Brechungsinkrement.

Kolloid-Zeitschrift und Zeitschrift für Polymere 223(1), S. 24-30.

LEVIN G., MOKADY S. (1995): Incorporation of all-trans- or 9-cis-ß-Carotene into Mixed

Micelles in vitro. Lipids 30(2), S. 177-179.

LI H., ZHAO X., MA Y., ZHAI G., LI L., LOU H. (2009): Enhancement of gastrointestinal

absorption of quercetin by solid lipid nanoparticles. Journal of Controlled Release

133(3), S. 238-244.

MACDOUGALL D. B. (2002): Colour in food: improving quality. Woodhead Publishing

Limited, Abington.

MEHNERT W., MÄDER K. (2001): Solid lipid nanoparticles - Production, characterization and

applications. Advanced Drug Dellivery Reviews 47, S. 165-196.

MIEBACH E. M., BEHSNILIAN D., REGIER M., SCHUCHMANN H. P. (2004): Lycopin- und ß-

Carotinstabilität und -bioverfügbarkeit bei Möhrenprodukten. Chemie Ingenieur

Technik 76(4), S. 447-450.

MOKADY S., AVRON M., BEN-AMOTZ A. (1990): Accumulation in Chick Livers of 9-cis Versus

All-trans ß-Carotene. Journal of Nutrition 120, S. 889-892.

MORRIS R. M. (1982): Magnetically-Localizable, Biodegradable Lipid Microspheres. United

States Patent 4331654.

MORRIS V. J. (2008): Nanotechnology in the food industry. New Food Magazine 4, S. 53-

55.

Page 127: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Literaturverzeichnis 119

MÜLLER R. H., MEHNERT W., LUCKS J.-S., SCHWARZ C., ZUR MÜHLEN A., WEYHERS H.,

FREITAS C., RÜHL D. (1995): Solid Lipid Nanoparticles (SLN) - An Alternative

Colloidal Carrier System for Controlled Drug Delivery. European Journal of

Pharmaceutics and Biopharmaceutics 41(1), S. 62-69.

MÜLLER R. H., MÄDER K., GOHLA S. (2000): Solid lipid nanoparticles (SLN) for controlled

drug delivery - a review of the state of the art. European Journal of Pharmaceutics

and Biopharmaceutics 50, S. 161-177.

MÜLLER R. H., SCHUHMANN R. (1996): Teilchengrößenmessung in der Laborpraxis.

Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart.

MÜLLER R. H., WISSING S. A. (2003): SLN and Lipopearls for Topical Delivery of Active

Compounds and Controlled Release. Modified-Release Drug Delivery Systems,

Band 126, Marcel Dekker, New York, S. 571-587.

MÜLLER R. H., LUCKS J.-S. (1991): Arzneistoffträger aus festen Lipidteilchen - Feste

Lipidnanosphären (SLN). Deutsche Patentanmeldung DE4131562.

MYERS D. (2006): Surfactant science and technology. John Wiley & Sons, Inc., Hoboken,

New Jersey.

NGUYEN M., FRANCIS D., SCHWARTZ S. (2001): Thermal isomerisation susceptibility of

carotenoids in different tomato varieties. Journal of the Science of Food and

Agriculture 81(9), S. 910-917.

OLSON J. A. (1989): Biological Actions of Carotenoids. Journal of Nutrition 119, S. 94-95.

OMENN G. S., GOODMAN G. E., THORNQUIST M. D., BALMES J., CULLEN M. R., GLASS A.,

KEOGH J. P., MEYSKENS F. L., VALANIS B., WILLIAMS J. H., BARNHART S., HAMMAR S.

(1996): Effects of a Combination of Beta Carotene and Vitamin A on Lung Cancer

and Cardiovascular Disease. New England Journal of Medicine 334, S. 1150-1155.

PARDEIKE J., HOMMOSS A., MÜLLER R. H. (2009): Lipid nanoparticles (SLN, NLC) in

cosmetic and pharmaceutical dermal products. International Journal of

Pharmaceutics 366, S. 170-184.

PARKER R. S. (1989): Carotenoids in Human Blood and Tissues. Journal of Nutrition

119(1), S. 101-104.

PARKER R. S. (1996): Absorption, metabolism, and transport of carotenoids. FASEB

Journal 10, S. 542-551.

PARKER R. S., SWANSON J. E., YOU C.-S., EDWARDS A. J., HUANG T. (1999): Bioavailability

of carotenoids in human subjects. Proceedings of the Nutrition Society 58(1), S.

155-162.

POVEY M. J. W., AWAD T. S., HUO R., DING Y. (2007): Crystallization in Monodisperse

Emulsions with Particles in Size Range 20-200 nm. Food Colloids - Self-Assembly

and Material Science, Royal Society of Chemistry, Cambridge.

Page 128: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Literaturverzeichnis 120

PRYOR W. A., STAHL W., ROCK C. L. (2000): Beta Carotene: From Biochemistry to Clinical

Trials. Nutrition Reviews 58(2), S. 39-53.

RÄHSE W., DICOI O. (2009): Produktionsdesign disperser Stoffe: Industrielle

Sprühtrocknung. Chemie Ingenieur Technik 81 (6), S. 699-716.

RIBEIRO H. S., AX K., SCHUBERT H. (2003): Stability of Lycopene Emulsions in Food

Systems. Journal of Food Science 68(9), S.2730-2734.

RIBEIRO H. S., CRUZ R. C. D. (2004): Hochkonzentrierte carotinoidhaltige Emulsionen.

Chemie Ingenieur Technik 76(4), S. 443-447.

RIBEIRO H. S., GUERRERO J. M. M., BRIVIBA K., RECHKEMMER G., SCHUCHMANN H. P.,

SCHUBERT H. (2006): Cellular Uptake of Carotenoid-Loaded Oil-in-Water

Emulsions in Colon Carcinoma Cells in Vitro. Journal of Agricultural and Food

Chemistry 54, S. 9366- 9369.

ROBINSON M. J., BONDI JR. A., SWINTOSKY J., JOSEPH V., VIEK N., VALE B., LETCHER W.,

GORDON M., FITZPATRICK J., HAINES E. L. (1958): Sulfamethylthiadiazole: Human

Blood Concentration and Urinary Excretion Data Following Oral Doses. Journal of

the American Pharmaceutical Association 47, S. 874-878.

RÖSCH, D., BERGMANN M., KNORR D. KROH W. (2003): Structure-Antioxidant Efficiency

Relationships of Phenolic Compounds and Their Contribution to the Antioxidant

Activity of Sea Buckthorn Juice. Journal of Agricultural and Food Chemistry 51, S.

4233-4239.

RUSSELL R. M. (2002): Beta-carotene and lung cancer. Pure and Applied Chemistry 74(8)

S. 1461-1467.

SAUTER C., SCHUCHMANN H. P. (2007): High Pressure for Dispersing and Deagglomerating

Nanoparticles in Aqueous Solutions. Chemical Engineering and Technology

30(10), S. 1401-1405.

SAUPE A., WISSING S. A., LENK A., SCHMIDT C., MÜLLER R. H. (2005): Solid Lipid

Nanoparticles (SLN) and Nanostructured Lipid Carriers (NLC) - Structural

investigations on two different carrier systems. Bio-Medical Materials and

Engineering 15(5), S. 393-402.

SCHICK M. J. (1987): Nonionic Surfactants: Physical Chemistry. Marcel Dekker, New York.

SCHUBERT H. (2005): Emulgiertechnik: Grundlagen, Verfahren und Anwendungen. Behrs

Verlag, Hamburg.

SCHUCHMANN H. P., DANNER T. (2004): Emulgieren: Mehr als nur Zerkleinern. Chemie

Ingenieur Technik 76(4), S. 364-375.

SCHWARZ C., MEHNERT W., LUCKS J. S., MÜLLER R. H. (1994): Solid lipid nanoparticles

(SLN) for controlled drug delivery. I. Production, characterization and sterilization.

Journal of Controlled Release 30, S. 83-96.

Page 129: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Literaturverzeichnis 121

SIGMA ALDRICH (2009): Detergents Properties and Applications. www.sigmaaldrich.com/-

etc/medialib/docs/Sigma/Instructions/detergent_selection_table.Par.0001.File.tmp/-

detergent_selection_table.pdf.

SONODA Y., GOTO M., TSUZUKI S., TAMAOKI N. (2007): Fluorinated Diphenylpolyenes:

Crystal Structures and Emission Properties. Journal of Physical Chemistry 111(51),

S. 13441-13451.

SPEISER, P. (1985): Lipidnanopellets als Trägersystem für Arzneimittel zur peroralen

Anwendung. Europäische Patentanmeldung EP0167825.

STAHL W., SIES H. (1996): Biological activity of carotenoids and their bioavailability in the

human organism. Special Publication-Royal Society of Chemistry 181, S. 95-101.

STAHL W., SIES H. (2005): Bioactivity and protective effects of natural carotenoids.

Biochimica et Biophysica Acta 1740(2), S. 101-107.

STANG M., SCHUCHMANN H., SCHUBERT H. (2001): Emulsification in High-Pressure

Homogenizers. Engineering in Life Sciences 1(4), S. 151-157.

STEINKE L., WESSELY B., RIPPERGER S. (2009): Optische Extinktionsmessverfahren zur

Inline-Kontrolle disperser Stoffsysteme. Chemie Ingenieur Technik 81(6), S. 735-

747.

TROMBINO S., CASSANO R., MUZZALUPO R., PINGITORE A., CIONE E., PICCI N. (2009):

Stearyl ferulate-based solid lipid nanoparticles for the encapsulation and

stabilization of ß-carotene and α-tocopherol. Colloids and Surfaces B:

Biointerfaces 72, S. 181-187.

TSCHEUSCHNER H.-D. (1996): Grundzüge der Lebensmitteltechnik. Behr´s Verlag,

Hamburg.

VON LAAR J., STAHL W., BOLSEN K., GOERZ G., SIES H. (1996): ß-Carotene serum levels in

patients with erythropoietic protoporphyria on treatment with the synthetic all-trans

isomer or a natural isomeric mixture of ß-carotene. Journal of Photochemistry and

Photobiology B: Biology 33, S. 157-162.

WERMAN M. J., BEN-AMOTZ A., MOKADY S. (1999): Availability and antiperoxidative effects

of ß-carotene from Dunaliella bardawil in alcohol-drinking rats. Journal of

Nutritional Biochemistry 10(8), S. 449-454.

WESTESEN K., DRECHSLER M., BUNJES H. (2001): Colloidal Dispersions Based on Solid

Lipids. Food Colloids: Fundamentals of Formulation. Royal Society of Chemistry,

Cambridge, S. 103-115.

WESTSTRATE J. A., VAN HET HOF K. H. (1995): Sucrose polyester and plasma carotenoid

concentrations in healthy subjects. American Journal of Clinical Nutrition 62, S.

591-597.

Page 130: Schmelzemulgierte ß-Carotin-Formulierungen für den … · Meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Lothar W. Kroh danke ... Meinen Mitdoktoranden Sönke Gramdorf und Stephanie Hermann

Literaturverzeichnis 122

WU C., XIA K.-Q. (1994): Incorporation of a differential refractometer into a laser light-

scattering spectrometer. Review of Scientific Instruments 65(3), S. 587-590.

YOU C. S., PARKER R. S., GOODMAN K. J., SWANSON J. E., CORSO T. N. (1996): Evidence of

cis-trans isomerization of 9-cis-beta-carotene during absorption in humans.

American Journal of Clinical Nutrition 64(2), S. 177-183.

ZIMMER R., HERTEL R., BÖL G.-F. (2008a): Wahrnehmung der Nanotechnologie in der

Bevölkerung - Repräsentativerhebung und morphologisch-psychologische

Grundlagenstudie. BfR Wissenschaft Berlin.

ZIMMER R., HERTEL R., BÖL G.-F. (2008b): Risikowahrnehmung beim Thema

Nanotechnologie - Analyse der Medienberichterstattung. BfR Wissenschaft Berlin.

ZIMMERMANN E., MÜLLER R. H. (2001): Electrolyte- and pH-stabilities of aqueous solid lipid

nanoparticle (SLN) dispersions in artificial gastrointestinal media. European

Journal of Pharmaceutics and Biopharmaceutics 52(2), S. 203-210.