schriftenreihe band 11 (c) - deutsches institut für ... · das prinzip des crowdfundings ist...
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Schriftenreihe
Band 11 (c)
Crowdfunding
von Marvin Ronsdorf
Herausgegeben von Henrik Schütt Abstract der Arbeit Crowdfunding ist eine neue Option für die Finanzierung von Startup- Unternehmen, die aufgrund ihrer Geschäftsmodelle und wegen mangelnder Sicherheiten oft vom Kapital risikoaverser Geldgeber abgeschnitten sind. Es werden verschiedene Unterkategorien des Crowdfunding vorgestellt und deren jeweilige Merkmale anhand von Praxisbeispielen herausgearbeitet. Zudem wird die volkswirtschaftliche Notwendigkeit von Frühfinanzierungen diskutiert und es wird aufgezeigt, welches Potential Crowdfunding bei der Schließung der auftretenden Frühfinanzierungslücken besitzt. Dann werden Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken des Crowdfunding erörtert und bewertet und der Ablauf von Kampagnen vorgestellt. Mit einem Entscheidungspfad wird Entrepreneuren zudem ein praxisnahes Hilfsmittel für die Auswahl einer optimalen Crowdfunding-Plattform angeboten. Zum Abschluss wird die aktuelle Situation am Crowdfunding-Markt unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung in Deutschland im Überblick dargestellt. Zitation: Ronsdorf, Marvin (2014): Crowdfunding In: Deutsches Institut für Bankwirtschaft – Schriftenreihe, Band 11 (c) (11/2014) ISSN 1869-635X erhältlich unter: http://www.deutsches-institut-bankwirtschaft.de/schriftenreihe/
II
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ........................................................................................................................ 1
2 Die Crowdfunding-Bewegung .......................................................................................... 3
2.1 Die Entstehung des Crowdfundings.......................................................................... 3
2.2 Neue Möglichkeiten durch das Internet ................................................................... 4
2.3 Revolution durch das Web 2.0 .................................................................................. 5
3 Definition und Kategorisierung ....................................................................................... 9
3.1 Donation model ....................................................................................................... 9
3.2 Reward model ........................................................................................................ 10
3.3 pre-purchase model................................................................................................ 11
3.4 Crowdinvesting ...................................................................................................... 13
3.4.1 Crowdinvesting auf Basis von Mezzanine-Kapital ........................................... 14
3.4.2 Crowdinvesting auf Eigenkapital-Basis ........................................................... 17
3.5 Hybride Crowdfunding-Projekte............................................................................. 19
3.6 Weitere Begriffe .....................................................................................................20
3.7 Abschließende Definition ....................................................................................... 21
4 Crowdfunding als Finanzierungsinstrument ..................................................................22
4.1 Volkswirtschaftliche Notwendigkeit von Frühfinanzierungen ................................22
4.2 Schließung der Finanzierungslücke durch Crowdinvesting ..................................... 25
5 Entscheidungshilfe für Startups und junge Unternehmen ............................................. 27
5.1 S.W.O.T.-Analyse ................................................................................................... 27
5.1.1 Strenghts (Stärken) ......................................................................................... 27
5.1.2 Weaknesses (Schwächen) ...............................................................................28
5.1.3 Opportunities (Chancen) ................................................................................ 29
5.1.4 Threats (Risiken) ............................................................................................. 31
5.2 Ablauf einer Crowdfunding-Kampagne .................................................................. 33
5.3 Ablauf einer Crowdinvesting-Kampagne ................................................................ 34
II
5.4 Erfolgsfaktoren einer Kampagne ............................................................................ 37
5.5 Entscheidungsschema ............................................................................................ 41
6 Crowdfunding aktuell: Daten und Fakten ......................................................................42
6.1 Weltweit .................................................................................................................42
6.2 Crowdfunding in Deutschland ................................................................................ 45
6.3 Crowdinvesting in Deutschland ............................................................................. 46
7 Zusammenfassung ....................................................................................................... 49
Literaturverzeichnis .............................................................................................................. 51
Internetverzeichnis ............................................................................................................... 54
Anhang ................................................................................................................................ 66
III
Abkürzungsverzeichnis
AJAX Asynchronous JavaScript and XML
API Application Programming Interface
BaFin Bundesanstalt für Finandienstleitungsaufsicht
BGB Bürgerliches Gesetzbuch
CSS Cascading Style Sheets
DSL Digital Subscriber Line
i.e.S. im engeren Sinne
i.w.S. im weiteren Sinne
IPO Initial Public Offering (erstmaliger Börsengang)
KWG Gesetz über das Kreditwesen
Mbit Megabit
RSS Really Simple Syndication
VC Venture Capital
VermAnlG Vermögensanlagengesetz
XML Extensible Markup Language
IV
Abbildungsberzeichnis
Abbildung 1: Das Crowdfunding-Prinzip……………………………………….…………………………4
Abbildung 2: Kommunikationsmodelle…………………………………………………………………..6
Abbildung 3: Kategorien des Crowdfundings……………………………………..……………………9
Abbildung 4: Kampagnenseite „Help – Hilfe zur Selbsthilfe e.V.“ auf Betterplace…………..10
Abbildung 5: Kampagnenseite „ The Veronica Mars Movie Project“ auf Kickstarter………...11
Abbildung 6: Kampagnenseite „The Dash“ auf Kickstarter………………………………………..12
Abbildung 7: Kampagnenseite „Protonet“ auf Seedmatch………………………………………..16
Abbildung 8: Kampagnenseite „URBANARA Home AG“ auf Bergfürst……..…………………18
Abbildung 9: Kampagnenseite „Stromberg – Der Film“ auf MySpass………………………….19
Abbildung 10: Typische Phasen der Finanzierung eines Unternehmens………………………22
Abbildung 11: Venture Captital in Deutschland nach Finanzierungsphasen …………………24
Abbildung 12: S.W.O.T.-Matrix zur Unternehmensfinanzierung via Crowdfunding &
Crowdinvesting……………………………………………………………………………………………………..27
Abbildung 13: Internationales Medienecho zur Kickstarter-Kampagne „Potato Salad“ …...39
Abbildung 14: Entscheidungsschema „Wahl der richtigen Crowdfunding-Plattform“ …….41
Abbildung 15: Verteilung erfolgreicher Crowdfunding-Kampagnen nach Regionen
im Jahr 2012…………………………………………………………………………………………..…………..…42
Abbildung 16: Herkunft des durch Crowdfunding eingesammelten Kapitals nach Regionen im
Jahr 2012……………………………………………………………………………………………………………...43
Abbildung 17: Weltweit durch Crowdfunding eingesammeltes Kapital ………………………43
Abbildung 18: Wachstumsraten der Crowdfunding-Volumina nach Regionen………….….44
Abbildung 19: Entwicklung der Gesamtvolumina von Crowdfunding in Deutschland &
Prognose für 2014………………………………………………………………………………………………....45
Abbildung 20: Seit 2012 gesammeltes Kapital in Millionen Euro…………………………….…46
Abbildung 21: Erfolgsrate & durchschnittliches Kampagnenvolumen nach
Plattformen Q1 2014………….………………………………………………………………………………..…46
Abbildung 22: Entwicklung der Gesamtvolumina von Crowdinvesting in Deutschland &
Prognose für 2014………………………………………………………………………………………………....46
Abbildung 23: Marktanteile deutscher Crowdinvesting-Plattformen 2013………….………47
Abbildung 24: Erfolgsrate und durchschnittliches Kampagnenvolumen deutscher
Crowdinvesting-Plattformen………………………………………………………………………………..….47
Abbildung 25: Marktanteile deutscher Crowdinvesting Plattformen im 1. Halbjahr 2014……48
1
1 Einleitung
Die unzureichende Versorgung mit Kapital stellt für Gründer in der Frühphase einer
Unternehmung ein zentrales Problem dar. Für risikoaverse Geldgeber wie klassische
Kreditinstitute sind die Geschäftsmodelle und die mangelnden Sicherheiten von Startups
häufig ein Ablehnungsgrund. Crowdfunding schickt sich an, für diese Problematik eine
Lösung zu bieten. Jürgen Vielmeier beschreibt es auf dem Blog Basic Thinking wie folgt:
„Crowdfunding – was für ein schöner Trend! […] Gute Projekte werden einfach von jedermann
gefördert und nicht mehr von Bankangestellten abgelehnt, die nur an Rendite denken.
Nachteile? Bisher wenige zu erkennen.“ 1
Die vorliegende Arbeit geht der zentralen Fragestellung nach, ob Crowdfunding als
alternative Finanzierungsart das Potential besitzt, die Finanzierungslücke in der Frühphase
von Unternehmen zu schließen.
Zu Beginn werden die Entstehung und die Grundgedanken des Crowdfundings sowie dessen
heutige technische Basis, das Web 2.0, erläutert. Daran schließt sich die Definition des
Oberbegriffs „Crowdfunding“ an. Die Kategorisierung erfolgt dabei anhand von Beispielen,
um für den Leser ein besonders praxisnahes Bild der verschiedenen Ausgestaltungsformen
zu zeichnen. In Kapitel vier wird die volkswirtschaftliche Notwendigkeit von
Frühfinanzierungen erläutert und aufgezeigt, welches Potential Crowdfunding bei der
Schließung der Finanzierungslücke bietet. Auf Basis von Experteninterviews schaffen die
S.W.O.T.-Analyse und die Erläuterung der Kampagnenabläufe in Kapitel fünf ein Verständnis
für die Herausforderungen, die mit einer Schwarmfinanzierung verbunden sind, zeigen dabei
aber auch die Chancen und Potentiale auf. Die Ausarbeitung der Erfolgsfaktoren einer
Crowdfunding-Kampagne und ein Entscheidungsschema, das die Auswahl der für den
Kampagnen-Initiator geeigneten Plattform strukturiert, runden das fünfte Kapitel ab. Zum
Abschluss wird mit einer umfassenden Zusammenstellung aktuellen Datenmaterials ein Bild
über die Entwicklung des Crowdfunding-Marktes weltweit im Allgemeinen und der beiden
Märkte – Crowdfunding und Crowdinvesting – in Deutschland im Speziellen gezeichnet.
Ziel dieser Arbeit ist es, Gründern das Thema Crowdfunding als alternative Finanzierungsart
vorzustellen. Sie gibt Startups und jungen Unternehmen einen Überblick über die
unterschiedlichen Optionen im Bereich der Schwarmfinanzierungen und erläutert diese
anhand von Praxisbeispielen. Darüber hinaus soll sie Entrepreneurs dabei helfen, die Stärken
1 co:funding (2012), Rückseite des Einbandes.
2
und Schwächen von Crowdfunding zu erkennen, Abläufe und Mechanismen zu verstehen
sowie sich den Chancen und Risiken bewusst zu werden. Als Ganzes bildet sie für Gründer
eine Informationsbasis und hilft zu entscheiden, ob Crowdfunding als alternative
Finanzierungsart im Kapitalmix zukünftig eine Rolle spielen kann. Das Entscheidungsschema
soll dabei die Komplexität des Auswahlprozesses reduzieren und die Wahl einer geeigneten
Crowdfunding-Plattform erleichtern.
3
2 Die Crowdfunding-Bewegung
2.1 Die Entstehung des Crowdfundings
Stützt man die Bekanntheit des Begriffes Crowdfunding auf die Treffer, welche die
Suchmaschine Google ausweist, war der Begriff noch 2005 gänzlich unbekannt. 2010 gab es
bereits 500.000 Treffer2 und im Mai 2014 liefert Google 7,4 Millionen Ergebnisse.3 Dies zeigt
eindrucksvoll die steigende Popularität und mediale Präsenz von Crowdfunding.
Auch wenn heute unter Crowdfunding weitläufig das Einsammeln von Kapital über das
Internet verstanden wird, geht die Grundidee sehr viel weiter zurück, als die Technologie des
World Wide Webs überhaupt existiert. Schon im 18. Jahrhundert finanzierte der Leipziger
Reclam Verlag über seine Leser einen patriotischen Gedichtband und jeder Unterstützer
erhielt im Anschluss an die gelungene Finanzierung ein solches Buch.4
Eines der ersten gut dokumentierten Crowdfunding-Projekte war zudem die Finanzierung
des Sockels der Freiheitsstatue 1885 in New York. Während die Statue ein Geschenk
Frankreichs an die Vereinigten Staaten war, sollte das Podest jedoch von den Amerikanern
selber bereitgestellt werden. Nach dem Börsencrash 1873 standen dafür allerdings,
angesichts leerer Haushaltskassen keine staatlichen Mittel zur Verfügung.5 Joseph Pulitzer,
Herausgeber der „New Yorker World“, erkannte das Potential der Bündelung vieler kleiner
Beträge zum Erreichen eines großen Ziels und wandte sich am 16. März 1885 an seine Leser:
"We must raise the money! The World is the people's paper, and now it appeals to the people to
come forward and raise the money. […] Let us respond in like manner. Let us not wait for the
millionaires to give us this money." 6 Er versprach, jeden Spender, unabhängig von der zur
Verfügung gestellten Summe,7 namentlich in seiner Zeitung zu erwähnen.8 Innerhalb von
fünf Monaten legten so rund 160.000 Menschen 101.091 US-Dollar zusammen, was heute
inflationsbereinigt einer Summe von circa 6,3 Millionen US-Dollar entsprechen würde.9 Ein
Großteil der Spender stellte dabei weniger als einen US-Dollar zur Verfügung.10 Durch die
enorme Anzahl an Unterstützern konnte das Projekt trotzdem erfolgreich finanziert werden -
eine der ersten großen Schwarmfinanzierungen. Seitdem hat sich in erster Linie das Medium
zur Erreichung der Massen geändert: War 1885 noch die Zeitung die fortschrittlichste
2 Vgl. Umlauf (2013), S.20. 3 Vgl. Google (2014a), Hauptframe. (s. Internetverzeichnis) 4 Vgl. Wenzlaff, Pelzer, & Eisfeld-Reschke (2012), S.36. 5 Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung (2013), 3.Absatz. (s. Internetverzeichnis) 6 National Park Service (2014), 2.Absatz. (s. Internetverzeichnis) 7 Vgl. Stahlmann (2013), S.19. 8 Vgl. Dapp & Laskawi (2014), S.3. 9 Vgl. Dresner (2014), S.48. 10 Vgl. National Park Service (2014), 1.Absatz. (s. Internetverzeichnis)
4
Technologie, um möglichst eine große Menge an Menschen zu erreichen, ist es heute das
Internet. Das Prinzip des Crowdfundings ist hingegen gleich geblieben.
Für die Berliner Volksbank, die sich an der Plattform Bergfürst beteiligt hat, passt das Prinzip
des Crowdfundings (s. Abbildung 1) nach eigener Aussage perfekt zu ihren
genossenschaftlichen Wurzeln: „Das Grundprinzip von Crowdfunding oder Crowdinvesting ist
mit dem Genossenschaftsgedanken verwandt: Was einer alleine nicht schafft, das schaffen
viele. Dieses demokratische Miteinander in Finanzfragen liegt also in unserer DNA. […] Mit
unserer Beteiligung leisten wir einen weiteren Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung der
Region.“,11 so Nancy Mönch, Pressesprecherin der Berliner Volksbank.
2.2 Neue Möglichkeiten durch das Internet
Eine erste über das Internet organisierte Schwarmfinanzierung führte die britische Rock
Band Marillion 1997 durch.12 Die Briten finanzierten ihre Konzerttour durch die Vereinigten
Staaten über das Web vor und stellten ihren Unterstützern verschiedene Anreize (engl.
perks) zur Auswahl: Je nach Höhe der Unterstützung erhielten die Fans CD’s, Tickets oder
T-Shirts.13 Durch den Erfolg der ersten Finanzierung begeistert, nutzte die Band
Crowdfunding auch erfolgreich zur Finanzierung der Produktion und Vermarktung
nachfolgender Musikalben.14
Mit ArtistShare ging 2003 die erste Crowdfunding-Internetplattform an den Start.15 Unter
dem Motto „Where the fans make it happen!“ bietet die Plattform bis heute die Möglichkeit,
Künstler direkt bei ihren Vorhaben zu unterstützen. Im Gegenzug erhalten die Fans
beispielsweise Zugang zu den kreativen Beiträgen des Künstlers, limitierte Auflagen von
11 E-Mail-Verkehr mit Nancy Mönch (Berliner Volksbank) vom 03.07.2014 12 Vgl. Gassmann, Frankenberger, & Csik (2013), S.100. 13 Vgl. Stahlmann (2013), S.19. 14 Vgl. Gassmann, Frankenberger, & Csik (2013), S.100. 15 Vgl. Stahlmann (2013), S.19.
Abbildung 1: Das Crowdfunding-Prinzip Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an Crowdfund Insider (2013), Grafik am Ende des Artikels. (s. Internetverzeichnis)
5
Alben oder Filmen, VIP-Zutritt bei Events oder die Erwähnung ihrer Unterstützung im finalen
Produkt. Die Finanzierungen ermöglichten große Erfolge: So gewannen über ArtistShare
finanzierte Projekte schon neun Grammy-Awards - die höchste internationale Auszeichnung
für Musiker.16
Seit den ersten Crowdfunding-Kampagnen, die über das Internet organsiert wurden, hat sich
viel getan. Neben vielen anderen Internetplattformen und sozialen Netzwerken profitierte
auch Crowdfunding von mehreren Trends.
Der Internetzugang ist für die breite Bevölkerung schneller und günstiger geworden: 1999
wurden die ersten DSL-Anschlüsse eingeführt. Heute ist eine Internetversorgung mit DSL-
Geschwindigkeit flächendeckend verfügbar, in vielen Städten sogar mit Geschwindigkeiten
von bis zu 100 Mbit pro Sekunde für Privatkunden. Entgegen der steigenden
Datengeschwindigkeiten sind die Preise drastisch gefallen. Im Jahr 1999 lagen die
Grundkosten für die ersten DSL-Anschlüsse bei 98 DM, umgerechnet 50,11 Euro.17 Für die
Nutzung mussten weitere Pakete hinzugebucht werden, was für zum Beispiel 100
Freistunden im Monat noch einmal Kosten von 149 DM beziehungsweise 76,18 Euro
verursachte. 2006 kostete eine DSL-Flatrate noch durchschnittlich 66,91 Euro und heute ist
DSL zu Preisen von weniger als 20 Euro für eine Datenflatrate der Standard auf dem
Telekommunikationsmarkt.18 19
Zudem haben neue Webtechnologien völlig neue Möglichkeiten geschaffen: Durch
Technologien wie API’s, AJAX, CSS, XML, oder RSS ergaben sich ganz neue Möglichkeiten
der Programmierung von Webangeboten mit Blick auf Design, Innovation, Interaktion,
Qualität und Usability.20 Die stetig steigende Anzahl von Webangeboten führte zu einer
Integration des Internets in nahezu alle Bereiche des täglichen Lebens.
2.3 Revolution durch das Web 2.0
Auch wenn es der Begriff „Web 2.0“ suggeriert, hat es rein technologisch betrachtet nie ein
traditionelles „Web 1.0“ gegeben.21 Der Begriff wurde von Tim O’Reilly geprägt, der ihn für
den Neustart des Webs nach dem Zerplatzen der Dot-Com-Blase im Herbst 2001
verwendete.22 Für O’Reilly war das Platzen der Dot-Com-Blase eine notwendige
Marktbereinigung, bevor das Internet seinen „Platz auf der großen Bühne der
16 Vgl. artistShare.com (2014), 1. Absatz. (s. Internetverzeichnis) 17 Vgl. Amtlicher Wechselkurs der Deutschen Bundesbank von 1,95583 DM / Euro. 18 Vgl. Hettler (2010), S.3f. 19 Vgl. Check24 (2014), Tabelle im Hauptframe. (s. Internetzeichnis) 20 Vgl. Stieglitz (2009), S.88ff. 21 Vgl. Grabs & Bannour (2001), S.21. 22 Vgl. Danmayr (2014), S.8f.
6
Wirtschaftlichkeit“ 23 einnehmen konnte, um auch kommerziell ernst genommen zu werden.
Dabei lassen sich zum Begriff „Web 2.0“ auch nach Aussage von O’Reilly selbst keine klar
definierten Grenzen ziehen.24
In ihrem Buch „Groundswell“ beschreiben die Autoren Li und Berhoff die Veränderungen, die
das Web 2.0 in der Beziehung zwischen dem Kunden und dem Unternehmen hervorgebracht
hat. Dabei skizziert der Begriff „Groundswell“ den Trend, dass Kunden zunehmend die
Technologien und Plattformen des Internets nutzen, anstatt traditionell Unternehmen für
ihre Anliegen aufzusuchen.25 So ist die Online-Auktionsplattform eBay ein Beispiel dafür,
dass Nutzer von anderen Nutzern Waren kaufen, ohne dabei den klassischen Einzelhandel
aufzusuchen. Im Fall des Crowdfundings werden die traditionellen Kreditinstitute von
Startups sowie jungen Unternehmen bei Finanzierungen umgangen und durch Non-Banks
wie Crowdfunding-Portale zunehmend unter Druck gesetzt. Dabei verlieren klassische
Kreditinstitute gleich auf zwei Arten Geschäftsvolumen an Crowdfunding-Portale. Auf der
einen Seite wählen Startups direkt den Weg über die Crowd, noch bevor sie mit Banken in
Verhandlungen treten. Hierbei wollen sie die positiven Nebeneffekte des Crowdfundings,
wie gesteigerte Medienaufmerksamkeit und wertvolles Feedback der Crowd zu ihrem
Projekt oder ihrer Unternehmung, nutzen.26 Auf der anderen Seite verhalten sich Banken
immer noch sehr restriktiv gegenüber Startups, deren Geschäftsmodelle für traditionelle
Bankhäuser häufig zu riskant sind und mangels Sicherheiten oftmals einen Ablehnungsgrund
darstellen.27
23 O’Reilly (2005), 1. Absatz. (s. Internetverzeichnis) 24 Vgl. O’Reilly (2005), 1. Absatz. (s. Internetverzeichnis) 25 Vgl. Li & Bernoff (2008), S.9. 26 Vgl. E-Mail-Verkehr mit Marijo Sarac (Bragi) vom 20.06.2014 27 Vgl. Hahn & Naumann (2014), S.79.
Abbildung 2: Kommunikationsmodelle Quelle: Eigene Darstellung in enger Anlehnung an Netzwertig (2008), 1. Abschnitt ff. (s. Internetverzeichnis)
7
Ein wesentliches Merkmal des Web 2.0 ist die Veränderung der Art, wie über das Internet
miteinander kommuniziert wird. Vor den ersten Web 2.0-Elementen gab es online zwei
klassische Arten von Kommunikation (siehe auch Abbildung 2):
1) Die 1:1-Kommunikation: Bei diesem Modell wird direkt zwischen zwei Usern
beispielsweise per E-Mail oder Messenger kommuniziert. Die Kommunikation findet
in einem geschlossenen und vertraulichen Rahmen statt.
2) Die 1:n-Kommunikation: Hierbei gibt es einen einzelnen Sender, den Medienanbieter.
Dieser kann beispielsweise eine statische Internetseite für Nachrichten sein. Dem
gegenüber steht eine von der Anzahl her unbegrenzte Gruppe an Usern. Diese Nutzer
empfangen die Informationen des Medienanbieters und konsumieren sie.28
Durch das Web 2.0 ist mit der n:n-Kommunikation eine neue Kommunikationsform
dazugekommen:
3) Die n:n-Kommunikation: Die Steigerung des Dialogs hinsichtlich der Anzahl der
Kommunikatoren ist der Polylog. In dieser Schwarmkommunikation schalten sich
weitere Teilnehmer in den Dialog zweier User ein und neue Verbindungen entstehen.
Dabei wird das Zwischenschalten in die laufende Kommunikation von den Usern
bewusst zugelassen. Gut erkennbar ist diese Form beispielsweise in Internetforen
oder sozialen Netzwerken. Basis dieser Art der Kommunikation ist es, dass auch die
User eigene Inhalte erstellen: Aus Konsumenten werden auch Produzenten. Zu
diesen Inhalten, sogenanntem „user generated content“ 29 entsteht dann ein
permanenter, örtlich und zeitlich nicht begrenzter Austausch.30 Die Medienanbieter
sind nicht länger eine separate Gruppe, sondern werden Teil des Ganzen. Die
Grenzen zwischen Informationsempfängern und –sendern, zwischen Konsumenten
und Produzenten, werden im Web 2.0 aufgelöst.
Hier setzt Crowdfunding an. Ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor ist die Viralität im Web, d.h.
wie User die Kampagne eigenständig zum Beispiel in Blogs oder sozialen Netzwerken teilen.
Die Kampagnenstarter haben zu Beginn in der Regel nur einen begrenzten
Unterstützerkreis, auf den sie von Anfang an bauen können. Durch den Polylog weiterer User
wird die Kampagne verbreitet und so entsteht nach und nach eine Masse an Menschen, mit
denen sich gemeinsam Projekte verwirklichen lassen. Die digitale Kommunikation sorgt
dabei dafür, dass auch Nischenprodukte eine Chance auf Finanzierung haben, da sich durch
28 Vgl. Netzwertig (2008), 1. Absatz ff. (s. Internetverzeichnis) 29 Kaymaz (2011), S.100. 30 Vgl. Netzwertig (2008), 1. Absatz ff. (s. Internetverzeichnis)
8
das Internet, über Staats-, Sprach- und Währungsgrenzen hinweg genügend Gleichgesinnte
finden können. Durch soziale Netzwerke und Foren, welche die technische Plattform für
diese Kommunikation bilden, wird die Crowd vernetzt. So gelingt es, dass auch große
Vorhaben finanziert werden, deren Realisierung ohne die Crowd und die Bündelung ihrer
finanziellen Ressourcen nahezu unmöglich wären. Zudem hilft Social Media Projektstartern
dabei, die eigenen Fans anzusprechen, für ein Projekt zu begeistern und zu überzeugen,
einen eigenen Beitrag zur Umsetzung der Projektidee zu leisten. Sascha Lobo,
Medienexperte und Strategieberater schreibt in einer Kolumne dazu: „Crowdfunding ist
nichts anderes als der nächste Schritt von "Social Media", die Metamorphose des Like-Buttons
in Geld. Bisher konnte man von Likes und Liebe nicht leben, aber mit dem langsamen Aufstieg
des Crowdfundings zeigt sich, ob der Fan zurecht Fan heißt oder doch nur Teil einer
ipadverlosungserregten Klickhorde war. […] Crowdfunding bedeutet, dass Social Media
erwachsen wird.“ 31
Die Formen von Crowdfunding sind dabei vielfältig. Verschiedene Möglichkeiten der
Ausgestaltung helfen dabei, den verschiedenen Bedürfnissen und Zielen der Kampagnen
gerecht zu werden.
31 Zitiert nach Spiegel Online (2012), 1.Absatz ff. (s. Internetverzeichnis)
9
3 Definition und Kategorisierung
Als Crowdfunding (Zusammensetzung aus „Crowd“ = Massen der Internetnutzer und
„Funding“ = Finanzierung / Mittelbeschaffung)32 bezeichnet man „das Sammeln von
Finanzierungsbeiträgen einer Vielzahl von Menschen zur Erreichung eines gemeinsamen
Ziels.“ 33 Der Begriff lässt sich, basierend darauf, welche Gegenleistung die Geldgeber für ihre
finanzielle Unterstützung erhalten, in mehrere Unterkategorien aufteilen.
3.1 Donation model
Beim Schenkungsmodell erhalten die Unterstützer (engl. backer) keine Gegenleistung für die
Geldbeträge, die sie dem Projekt zufließen lassen. Zudem besteht auch nicht die
Möglichkeit, dass sie zukünftig Rückflüsse aus dem unterstützten Vorhaben erwarten
können.34 Hier geht es in erster Linie um die Verwirklichung ideeller und gemeinnütziger
Projekte,35 aber auch um Fan-Funding, bei dem Fans ein Projekt mit Geldbeträgen
unterstützen, ohne jedoch im Gegenzug einen materiellen Wert zu erhalten.36 Die karitativen
Crowdfunding-Kampagnen im Sinne des Schenkungsmodells zeichnen sich im Gegensatz zu
klassischen Spendenkampagnen durch eine hohe Transparenz aus, indem unter anderem der
aktuelle Spendenstand jederzeit auf der Crowdfunding-Plattform angezeigt wird und
Unterstützer direkt mit den Projektinitiatoren kommunizieren können.37 Über die Hilfe der
klassischen monetären Spende hinaus, bietet beispielsweise die Plattform Betterplace in
Deutschland die Möglichkeit, Projekte auch durch ehrenamtliche Mitarbeit zu unterstützen
und somit Zeit zu investieren.38
32 Vgl. Warner (2013), S.69. 33 Klöhn & Hornuf (2012), S.239. 34 Vgl. Bradford (2012), S.15. 35 Vgl. co:funding (2012), S.84. 36 Vgl. Beck (2014), S.16. 37 Vgl. Warner (2013), S.72. 38 Vgl. betterplace.org (2014a), 1. Absatz. (s. Internetverzeichnis)
Abbildung 3: Kategorien des Crowdfundings Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an Klöhn & Hornuf (2012), S. 239 , Bradford (2012), S.14f.
10
Beispiel: „Hochwasserhilfe auf dem Balkan“
Die Initiatoren von Help – Hilfe zur Selbsthilfe e.V.
rufen auf betterplace.org zu Spenden auf, um den
Menschen in Bosnien und Herzegowina sowie in
Serbien, denen es durch die heftigen
Überschwemmungen am Nötigsten mangelt zu
helfen. Insgesamt möchte der Verein 4.000 Euro
an Spenden sammeln. Um die Unterstützung
greifbarer zu machen, wurde die Gesamtsumme
auf sieben konkrete Projekte heruntergebrochen.
So zeigt Help transparent, welcher Teil der
Spendensumme wofür verwendet werden soll und
gibt den Spendern die Möglichkeit, eigene
Prioritäten zu setzen.39
Der Verein Help hat bei betterplace.org zudem seine Bescheinigung des Finanzamtes zur
Gemeinnützigkeit hinterlegt. So erhalten die Spender eine Spendenquittung für ihre
Zuwendungen. Das Portal betterplace.org garantiert, dass die Spenden in voller Höhe bei der
Organisation ankommen. Finanziert wird die Plattform über eine freiwillige Abgabe der
Spender.40 „Mit betterplace können wir unsere Reichweite für potentielle Spender und
Unterstützer ausbauen. Wir erreichen Zielgruppen, die wir sonst als Hilfsorganisation
möglicherweise nicht erreichen.“ 41, erläutert Initiator Raphael Göpel das Crowdfunding.
3.2 Reward model
Das Belohnungsmodell verspricht allen, die zur Finanzierung eines Vorhabens beigetragen
haben, eine vorher festgelegte Kompensation.42 Dabei stellt der Projektstarter mehrere
Perks zur Auswahl. Je nach Höhe des Beitrags, den der Unterstützer zu leisten bereit ist,
steigt der Umfang dieser Anreize und geht von Erwähnungen im Filmabspann bis zu
exklusiven Meet & Greet-Events, bei denen die Unterstützer die Kampagneninitiatoren
treffen können.43 Allerdings werden Crowdfunding-Kampagnen nur selten ausschließlich
über das Belohnungsmodell gestartet. In aller Regel ist es ein Mix aus Belohnungsmodell und
Vorbestellermodell (nachfolgend in Kapitel 3.3 erläutert).44
39 Vgl. betterplace.org (2014b), rechte Sidebar. (s. Internetverzeichnis) 40 Vgl. betterplace.org (2014c), 1.Grafik im Hauptframe. (s. Internetverzeichnis) 41 E-Mail-Verkehr mit Raphael Göpel (Help– Hilfe zur Selbsthilfe e.V.) vom 17.06.2014 42 Vgl. Klöhn & Hornuf (2012), S.239. 43 Vgl. Beck (2014), S.17. 44 Vgl. Bradford (2012), S.16.
Abbildung 4: Kampagnenseite „Help – Hilfe zur Selbsthilfe e.V.“ auf Betterplace Quelle: betterplace.org (2014b)
(s. Internetverzeichnis)
11
Beispiel: The Veronica Mars Movie Project
Nachdem die Serie „Veronica Mars“ wegen
schlechter Quoten vom US-Network-Sender CW
abgesetzt wurde, sorgten die Fans der Serie per
Crowdfunding dafür, dass dies nicht das Ende sein
sollte. Im Gegenteil: Gemeinsam ermöglichten
sie, dass die Serie als Kinofilm auf die Leinwand
zurückkehrt.45
Verschiedene Perks der Kampagne zur
Finanzierung des Films können dem
Belohnungsmodell zugeordnet werden. Für den
symbolischen Betrag von einem US-Dollar
wurden die Unterstützer mit exklusiven Updates
rund um das Filmprojekt versorgt. Wer
mindestens zehn US-Dollar beisteuerte bekam am Ende des Drehs eine digitale Version des
Drehbuches. Für Unterstützer, die tief in die Tasche griffen, gab es auch eine besondere
Belohnung: Für 10.000 US-Dollar bot die Kampagne die einmalige Möglichkeit, eine eigene
Rolle im Film zu erhalten. Diesen Perk gab es nur ein einziges Mal und er war bereits kurz
nach Beginn der Kampagne vergeben. Weitere Anreize des Projektes, wie beispielsweise
eine DVD des Films, fallen in die Kategorie des Vorbestellermodells.46
3.3 pre-purchase model
Das Vorbestellermodell ist die gängigste Form des Crowdfundings.47 Es ähnelt dem
Belohnungsmodell und unterscheidet sich lediglich darin, dass die zur Auswahl stehenden
Perks bei Marktreife auch für Leute, die nicht am Crowdfunding beteiligt waren, käuflich zu
erwerben sind. Beim Vorbestellermodell rufen die Initiatoren dazu auf, das Produkt
vorzubestellen und mit der entsprechenden Vorfinanzierung den Sprung vom Prototypen zur
Serienproduktion zu ermöglichen.48 Als Gegenleistung für die frühe Bezahlung erhalten die
Unterstützer das Produkt zu deutlich günstigeren Konditionen als der Handel
anschließend.49 Beim Vorbestellermodell gilt in aller Regel das Alles-oder-nichts-Prinzip:
Wird das Fundingziel, bei dem der Kampagnenstarter die Verwirklichung der Projektidee
45 Vgl. Spiegel Online (2014), 1.Absatz f. (s. Internetverzeichnis) 46 Vgl. Kickstarter (2014a), rechte Sidebar. (s. Internetverzeichnis) 47 Vgl. Bradford (2012), S.16. 48 Vgl. impulse (2014), 1. Frage im Interview. (s. Internetverzeichnis) 49 Vgl. Bradford (2012), S.17.
Abbildung 5: Kampagnenseite „ The Veronica Mars Movie Project“ auf Kickstarter Quelle: Kickstarter (2014a) (s. Internetverzeichnis)
12
verspricht, nicht erreicht, erhalten die Geldgeber ihren versprochenen Geldbetrag zurück.50
So wird sichergestellt, dass das Projekt nicht mit geringeren Mitteln als kalkuliert auf Kosten
der Qualität erzwungenermaßen realisiert wird.
Beispiel: The Dash – Wireless Smart In Ear
Headphones
Das Münchener Team rund um das Kopfhörer
Projekt „The Dash“ hat über Kickstarter in diesem
Jahr einen großen Erfolg feiern können. Statt der
angestrebten 260.000 US-Dollar, die nötig
gewesen wären, um vom Prototypen in die
Serienproduktion überzugehen, sammelte das
Unternehmen Bragi mit 3.390.551 US-Dollar etwa
13x so viel Kapital ein.51 „Die Überraschung war
natürlich groß, als wir unser Ziel innerhalb der
ersten 24h erreicht haben. Das ganze Team
schwamm auf einer Euphoriewelle. Der Erfolg
setzte uns natürlich auch zusätzlich unter Druck.“
52, berichtet Marijo Sarac, General Manager Marketing & Sales bei der Firma Bragi.
Die Kampagne bot drei verschiedene Arten von Perks an: Neben Gutscheinen (zum Beispiel
wurde für 15 US-Dollar Unterstützung ein 25 US-Dollar-Gutschein für den späteren Online-
Shop angeboten) gab es, wie auf Kickstarter üblich, das Produkt selber. Die ersten 1.000
Unterstützer erhielten das Produkt mit einem Rabatt von 120 US-Dollar und dem
Versprechen, im Oktober 2014 zu den ersten Kunden zu gehören. Nachdem dieser Perk
schnell vergriffen war, bot Bragi noch weitere Optionen mit einem Preisvorteil von 60-100
US-Dollar im Vergleich zum späteren unverbindlichen Verkaufspreis an. Zudem gab es für
Entwickler die Option, verschiedene Entwickler-Pakete zu erwerben, um „The Dash“ in ihre
eigenen Projekte zu integrieren.53 Da das Unternehmen Bragi aus München kommt, ist „The
Dash“ die bisher erfolgreichste Crowdfunding-Kampagne Deutschlands, gemessen am
eingesammelten Kapital. Zudem gab es in ganz Europa noch kein erfolgreicheres
Crowdfunding-Projekt und sogar weltweit schaffen es die Münchener in die Top 15. 54 55
50 Vgl. Dresner (2014), S.50. 51 Vgl. Kickstarter (2014b), rechte Sidebar. (s. Internetverzeichnis) 52 E-Mail-Verkehr mit Marijo Sarac (Bragi) vom 20.06.2014 53 Vgl. Kickstarter (2014b), rechte Sidebar. (s. Internetverzeichnis) 54 Vgl. Süddeutsche (2014), 4.Absatz. (s. Internetverzeichnis)
Abbildung 6: Kampagnenseite „The Dash“ auf Kickstarter Quelle: Kickstarter (2014b) (s. Internetverzeichnis)
13
3.4 Crowdinvesting
Von den drei bisherigen Crowdfunding-Ausgestaltungsmodellen ist das Crowdinvesting
abzugrenzen. Das entscheidende Merkmal dieser Unterscheidung ist die Partizipation an
zukünftigen Zahlungsströmen des Unternehmens56 und gegebenenfalls auch der
Entwicklung des Unternehmenswertes.57 Daher kann beim Crowdinvesting nicht nur von
Geldgebern sondern auch von Investoren gesprochen werden.58 Die Investoren gehen beim
Crowdinvesting ein Beteiligungsverhältnis mit dem Ziel ein, ihr Geld möglichst
gewinnbringend anzulegen.59 Dabei ist im Vorfeld vertraglich geregelt, wie der Investor
zukünftig am Gewinn des Unternehmens beteiligt wird.60 Im Gegensatz zum kurz- bis
mittelfristig ausgelegten Crowdfunding hat das Crowdinvesting einen langfristigen
Investitionshorizont von fünf bis acht Jahren.61
Das Crowdinvesting selber ist wiederrum (s. Abbildung 3) in zwei Unterkategorien zu
unterteilen, abhängig von der rechtlichen Stellung des investierten Kapitals. Neben
Mezzanine-Kapital ist auch klassisches Eigenkapital eine mögliche Art der Beteiligung.62
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ordnet Crowdinvesting generell
den Vermögensanlagen zu, wobei sie für Crowdinvesting synonym den Begriff Crowdfunding
verwendet: „Beim Crowdfunding werden meist Vermögensanlagen im Sinne des
Vermögensanlagengesetz (VermAnlG) angeboten. Die Prospektpflicht des § 6 VermAnlG greift
grundsätzlich bei einem öffentlichen Angebot von Vermögensanlagen, das darauf gerichtet ist,
Anlegergelder für Projekte unter dem Begriff Crowdfunding einzuwerben.“ 63 Die
Prospektpflicht stellt dabei für Startups eine große Hürde dar,64 da die Anfertigung eines
aufsichtsrechtlich vorschriftsmäßigen Prospekts äußert zeit- und kostenintensiv ist.65 Allein
die Checkliste, welche die BaFin für einen Verkaufsprospekt veröffentlicht hat, umfasst
14 DIN-A4-Seiten mit insgesamt 201 Punkten, die erfüllt sein müssen66 und die Plattform
Seedmatch schätzt die Kosten zur Erstellung eines solchen Prospektes auf mindestens
12.000 Euro.67Allerdings macht die BaFin eine Einschränkung von dieser Regel für
Emissionsvolumina von bis zu 100.000 Euro: „Insbesondere § 2 Nr. 3 VermAnlG regelt
55 Vgl. Die 15 weltweit erfolgreichsten Crowdfunding-Projekte (ohne Crowdinvesting). (s. Anhang) 56 Vgl. Beck (2014), S.17. 57 Vgl. Dapp & Laskawi (2014), S.6. 58 Vgl. Dapp & Laskawi (2014), S.4. 59 Vgl. Umlauf (2013), S.24f. 60 Vgl. Umlauf (2013), S.75. 61 Vgl. Deutsche Mikroinvest (2014), 5. Absatz. (s. Internetverzeichnis) 62 Vgl. Klöhn & Hornuf (2012), S.239. 63 Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (2012), 9. Absatz. (s. Internetverzeichnis) 64 Vgl. Ohlendorf (2013), S.61. 65 Vgl. Euresa (2014), 3. Absatz. (s. Internetverzeichnis) 66 Vgl. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (2013), S.1ff. (s. Internetverzeichnis) 67 Vgl. Seedmatch (2012a), 4. Absatz. (s. Internetverzeichnis)
14
allerdings, dass Angebote bis zu bestimmten Bagatellgrenzen von der Prospektpflicht
ausgenommen sind. Der Gesetzgeber geht zum Beispiel davon aus, dass der Anleger bei einem
Emissionserlös bis 100.000 Euro in zwölf Monaten nicht besonders geschützt werden muss. Dies
soll eine Überregulierung verhindern.“ 68
Die aufsichtsrechtliche Einordnung des Crowdfunding hat wesentlichen Einfluss auf die
Volumina und die Umsetzung des Crowdinvesting-Prozesses.
3.4.1 Crowdinvesting auf Basis von Mezzanine-Kapital
Mezzanine-Kapital ist der Oberbegriff für verschiedene hybride Finanzierungsinstrumente,
die rechtlich und wirtschaftlich weder reines, stimmberechtigtes Eigenkapital noch reines,
erstrangiges Fremdkapital darstellen.69 Das Ziel von Mezzanine-Kapital ist es, von den
Vorteilen beider Finanzierungsarten – Eigenkapital und Fremdkapital – zu profitieren.70 Im
Crowdinvesting sind hierbei zwei Arten relevant: Die stille Beteiligung und das partiarische
Nachrangdarlehen. Bis Ende 2012 wurde die überwiegende Zahl der Crowdinvesting-
Kampagnen für Startups über die Form der stillen Beteiligung abgewickelt.
Bei einer stillen Beteiligung stellt der Investor das Kapital für einen im Vorfeld exakt
definierten Zeitraum zur Verfügung. Die Beteiligung ist nach Ablauf der Mindestlaufzeit in
der Regel zuerst vom Investor und später auch vom Startup kündbar.71 Der Investor hat kein
aktives Mitspracherecht hinsichtlich der Führung des Unternehmens, erhält aber einen
Mindestzins72 und wird gemäß seines Anteils am Gewinn oder Verkaufserlös des
Unternehmens beteiligt.73 Die Verluste sind auf die Höhe der Einlage begrenzt und es
besteht keine Nachschusspflicht.74
Die BaFin ordnet die stille Beteiligung den Vermögensanlagen zu.75 Da die Nachteile der
Erstellung eines Verkaufsprospektes für Startups in einem Missverhältnis zu den Vorteilen
einer Crowdinvesting-Finanzierung stehen, waren die Kampagnen bis Ende 2012 in der
Praxis auf ein Volumen von 100.000 Euro begrenzt, um die genannte Bagatellgrenze zu
nutzen. Um auch Volumina von mehr als 100.000 Euro zu realisieren, führte Seedmatch im
November 2012 die weniger regulierte Beteiligungsart des partiarischen Nachrangdarlehens
ein.
68 Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (2012), 10. Absatz. (s. Internetverzeichnis) 69 Vgl. Brokamp, Ernst, Hollasch, Lehmann, & Weigel (2012), S.1. 70 Vgl. Brokamp, Ernst, Hollasch, Lehmann, & Weigel (2012), S.1. 71 Vgl. Koch (2012), S.63. 72 Vgl. Umlauf (2013), S.14. 73 Vgl. Euresa (2014), 2. Absatz. (s. Internetverzeichnis) 74 Vgl. Seedmatch (2012b), Mouseover in der rechten Sidebar zum Punkt „stille Beteiligung“. (s. Internetverzeichnis) 75 Vgl. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (2012), 4. Absatz. (s. Internetverzeichnis)
15
Weitere Crowdinvesting-Plattformen wie Companisto folgten diesem Beispiel schnell und
passten ihre Beteiligungsverträge ebenfalls an.76 77
Das partiarische Nachrangdarlehen hat Fremdkapitalcharakter und ist aus diesem Grund als
Finanzinstrument nicht dem Vermögensanalegesetz unterworfen.78 Folglich besteht auch
oberhalb der Grenze von 100.000 Euro keine Prospektpflicht.79 Als partiarisch wird das
Darlehen aufgrund seiner Gewinn- oder Umsatzbeteiligung bezeichnet.80 Der qualifizierte
Rangrücktritt bedeutet, dass der Fremdkapitalgeber in einem Insolvenzfall, vergleichbar mit
einem Eigenkapitalgeber, nachrangig bedient wird.81 Ohne diesen Rangrücktritt würde die
Kapitalvermittlung der Crowdinvesting-Plattformen ein Einlagengeschäft darstellen,
wodurch die Plattformen nach dem Gesetz über das Kreditwesen (KWG) als Kreditinstitute
anzusehen wären, deren Betrieb die schriftliche Erlaubnis der BaFin bedarf.82 Auch diese
Regularien werden durch partiarische Nachrangdarlehen bewusst umgangen.
Es ist allerdings fraglich, wie lange das partiarische Nachrangdarlehen in seiner aktuellen
Ausgestaltungsform für Crowdinvesting-Kampagnen mit Volumina von mehr als 100.000
Euro noch angewendet werden kann. Das Bundesfinanzministerium hat in seiner Mitteilung
„Maßnahmenpaket zur Verbesserung des Schutzes von Kleinanlegern“ am 22. Mai 2014
angekündigt, die aktuell genutzte Rechtslücke schließen zu wollen: „Die umfassendsten
Vorgaben zum Anlegerschutz laufen leer, wenn es dem Anbieter eines Finanzprodukts gelingt,
diese zu umgehen. Aus diesem Grund soll der Katalog der nach dem Vermögensanlagegesetz
geregelten Anlageformen erweitert werden und auch solche Angebote erfassen, die sich bei
wirtschaftlicher Betrachtung als gleichwertig zu den bereits erfassten Anlagen darstellen, wie
partiarische Darlehen oder Nachrangdarlehen. Soweit hiervon Crowd-Finanzierungen betroffen
sind, sollen Lösungen gefunden werden, die den Anliegen der mit Crowd-Investitionen
finanzierten jungen Unternehmen unter Berücksichtigung der Belange des Anlegerschutzes
gerecht werden.“ 83
Auf der Plattform Seedmatch wird das partiarische Nachrangdarlehen mit einem Zins von
einem Prozent verzinst. Zudem sichert das Darlehen eine Beteiligung am späteren Gewinn
des Unternehmens zu. Dieser Anteil ist allerdings nicht vor einer späteren Verwässerung
geschützt.84 Eine Verlustbeteiligung ist ausgeschlossen, da die Geldgeber keine
76 Vgl. Crowd-Investment (2014), 3. Absatz. (s. Internetverzeichnis) 77 Vgl. VC Magazin (2013a), 3. Absatz. (s. Internetverzeichnis) 78 Vgl. CrowdFundBeat (2014), 4. Absatz. (s. Internetverzeichnis) 79 Vgl. Euresa (2014), 3. Absatz. (s. Internetverzeichnis) 80 Vgl. Hahn & Naumann (2014), S.184. 81 Vgl. Zantow & Dinauer (2011), S.211. 82 Vgl. Euresa (2014), 4. Absatz. (s. Internetverzeichnis) 83 Bundesministerium der Finanzen (2014), S.1. (s. Internetverzeichnis) 84 Vgl. Seedmatch (2014a), 4. Frage. (s. Internetverzeichnis)
16
Gesellschafter werden.85 Für den Fall eines Exits ist die Stellung des Investors im Vorfeld der
Beteiligung vertraglich genau festgelegt.86
Beispiel: Protonet
Im November 2012 finanzierte sich das Startup
Protonet erfolgreich über die Crowdinvesting-
Plattform87 Seedmatch. Protonet entwickelt und
baut in Eigenregie einfachste Server und bietet für
kleine und mittlere Unternehmen sowie
Privathaushalte eine eigene Cloud-Lösung an.
Protonet war die erste Kampagne von
Seedmatch, die anstelle der stillen Beteiligung das
partiarische Nachrangdarlehen verwendete.
Dadurch konnte erstmalig ein Fundinglimit von
200.000 Euro angestrebt werden. Dieses Geld
wurde von Protonet in damaliger Rekordzeit von
nur 48 Minuten eingesammelt.88 Protonet konnte
auch Business Angels von sich überzeugen. Business Angels, also erfahrene Unternehmer,
die ein Startup und seine Gründer auf der einen Seite finanziell, auf der anderen Seite aber
auch beratend unterstützen,89 investierten weitere 400.000 Euro.90 Auch mit der zweiten
Crowdfunding-Runde, die Protonet im Juni 2014 zur Finanzierung des weiteren Wachstums
startete, stellten die Hamburger neue Rekorde auf. Obwohl die Anteile am späteren Gewinn
durch die gestiegene Unternehmensbewertung (von 2,0 auf 11,9 Millionen Euro)91 deutlich
verwässert waren, wurden in nur 1,5 Stunden 750.000 Euro, also mehr als eine Million
US-Dollar, eingesammelt. Nach Angaben von Seedmatch übertraf dies sogar die schnellsten
Projekte auf der Plattform Kickstarter und bedeutet einen neuen Weltrekord.92 Mit einem
finalen Fundingvolumen in Höhe von drei Millionen Euro ist die zweite Kampagne von
Protonet das bisher größte deutsche Crowdinvesting auf Basis von Mezzanine-Kapital.93
85 Vgl. Brokamp, Ernst, Hollasch, Lehmann, & Weigel (2012), S.15. 86 Vgl. Seedmatch (2014a), 4. Frage. (s. Internetverzeichnis) 87 Auch wenn die Plattform Seedmatch sich selber als Crowdfunding-Plattform bezeichnet, fällt das Angebot nach der Definition dieser Arbeit in die Kategorie des Crowdinvestings 88 Vgl. Seedmatch (2012d), S.1. (s. Internetverzeichnis) 89 Vgl. Gründerszene (2014a), 1.Absatz ff. (s. Internetverzeichnis) 90 Vgl. Gründerszene (2014b), 7. Absatz. (s. Internetverzeichnis) 91 Vgl. Seedmatch (2014b), rechte Sidebar. (s. Internetverzeichnis) 92 Vgl. Facebook (2014), Bild im Hauptframe. (s. Internetverzeichnis) 93 Vgl. Zeit Online (2014), 7. Absatz. (s. Internetverzeichnis)
Abbildung 7: Kampagnenseite „Protonet“ auf Seedmatch Quelle: Seedmatch (2012c) (s. Internetverzeichnis)
17
3.4.2 Crowdinvesting auf Eigenkapital-Basis
Neben der Finanzierung über Mezzanine-Kapital ist auch eine Beteiligung mit klassischem
Eigenkapital möglich. In Deutschland ist die Plattform Bergfürst die erste, die den Investoren
eine Beteiligung an einem Unternehmen durch das Finanzierungsinstrument der Aktie
anbietet.94 Bergfürst ist zudem die erste Crowdinvesting-Plattform, die von der BaFin eine
Genehmigung als Finanzdienstleister erhielt.95 Damit darf die Berliner Plattform öffentlich
Aktien ihrer Emittenten anbieten und eine eigene elektronische Handelsplattform
betreiben.96 Im Gegensatz zur Beteiligung auf Basis von Mezzanine-Kapital ist es damit für
Investoren möglich, sich an jungen Unternehmen zu beteiligen und diese fungiblen
Investments über den von Bergfürst geschaffenen Sekundärmarkt flexibel zu handeln.97 98
Dies bedeutet für die Geldgeber auch, dass beim Investment auf Aktienbasis keine
Mindestinvestitionsdauer besteht.99
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal von Bergfürst ist es, dass eine von der BaFin verlangte
Due-Dilligence-Prüfung der angebotenen Unternehmen durchgeführt wird.100 Hierdurch
können Informationsasymmetrien zwischen der Crowd und dem zu finanzierenden
Unternehmen zumindest stark verringert werden. Andere Plattformen wie Companisto oder
Seedmatch schließen eine Prüfung der vom Kampagnenstarter eingestellten Informationen
und Geschäftszahlen auf Aktualität, Plausibilität, Richtigkeit beziehungsweise
Vollständigkeit in den allgemeinen Geschäftsbedingungen ausdrücklich aus.101 102 Die
Erstellung eines aufsichtsrechtlich vorschriftsmäßigen Prospekts ist ein weiterer wichtiger
Schritt für den Investorenschutz, da Schadensersatzforderungen ohne einen
rechtsverbindlichen Prospekt für die Investoren aussichtslos sind.103 Crowdinvesting auf
Eigenkapital-Basis bietet damit aktuell die höchsten Standards, die ein Unternehmen
erfüllen muss, um sich über die Crowd zu finanzieren.104 105 Da die Erfüllung dieser Standards
sowohl für das Unternehmen, als auch für die Crowdinvesting-Plattform einen hohen
Aufwand darstellt, sind Finanzierungen bei Bergfürst erst ab einem Kapitalbedarf von 1,5
Millionen Euro möglich.106
94 Vgl. Euresa (2014), 5. Absatz. (s. Internetverzeichnis) 95 Vgl. Koch (2012), S.63. 96 Vgl. Bergfürst (2012), 1. Absatz f. (s. Internetverzeichnis) 97 Vgl. Euresa (2014), 5. Absatz. (s. Internetverzeichnis) 98 Vgl. Bergfürst (2013a), 1. Absatz f. (s. Internetverzeichnis) 99 Vgl. Koch (2012), S.63. 100 Vgl. Koch (2012), S.63. 101 Vgl. Seedmatch (2014d), Punkt 3. (s. Internetverzeichnis) 102 Vgl. Companisto (2014), Punkt 3. (s. Internetverzeichnis) 103 Vgl. Wirtschaftswoche (2014), 6. Absatz. (s. Internetverzeichnis) 104 Vgl. Bradford (2012), S.24. 105 Vgl. Danmayr (2014), S.23. 106 Vgl. Bergfürst (2014d), 1. Absatz. (s. Internetverzeichnis)
18
Bergfürst setzt dabei bewusst nicht auf Startups, sondern auf junge und mittelständische
Unternehmen, die den Proof of Principle schon erbracht haben, sich also am Markt
behaupten konnten.107 Die Investoren finanzieren mit ihrer Beteiligung das dynamische
Wachstum und stärken das Eigenkapital dieser Unternehmen.108 Als Eigenkapitalgeber sind
die Aktionäre am Erfolg und der Wertsteigerung der Unternehmen gleichberechtigt
beteiligt.109 Die Plattform bietet damit erstmalig auch Investoren mit geringem
Kapitaleinsatz den echten Zugang zur Anlageklasse „Wagniskapital“.110
Die Finanzierung über Eigenkapital bietet Unternehmen den Vorteil, dass dieses den Crowd-
Investoren im Gegensatz zu Mezzanine-Kapital nicht zu einem bestimmten Stichtag
zurückgezahlt werden muss. Im Gegenzug wird allerdings der bisherige Anteil der
Gesellschafter verwässert. Bergfürst wirbt zudem für die einfache Kombination des
Crowdinvestings auf Aktienbasis mit weiteren Finanzierungsinstrumenten wie Bankkrediten,
Kapital durch Business Angels oder Venture Capital (VC). Zudem sei es die Generalprobe für
einen Börsengang, da die Crowdinvesting-Emission die nötigen Strukturen und Kontakte für
einen späteren IPO schafft.111
Beispiel: URBANARA Home AG
Das Unternehmen Urbanara ist eine Online-
Marke, die urbane und hochwertige Heimtextilien
vertreibt. Dabei setzt Urbanara auf direkte
Handelsbeziehungen mit ausgewählten
internationalen Herstellern und bietet Waren
somit nach eigenen Angaben bis zu 70 Prozent
günstiger als der reguläre Einzelhandel an. Die
Qualität und Nachhaltigkeit der Produkte steht
dabei im Mittelpunkt des unternehmerischen
Handelns.112
Urbanara steigerte seinen Unternehmensumsatz
im Jahr 2012 um über 250 Prozent113 und wagte
zur Finanzierung des weiteren Wachstums als
107 Vgl. WallStreet Online (2013), 7. Absatz. (s. Internetverzeichnis) 108 Vgl. Kletzsch (2013), S.40. 109 Vgl. Bergfürst (2014a), 8. Frage. (s. Internetverzeichnis) 110 Vgl. Bergfürst (2014b), Punkt 1. (s. Internetverzeichnis) 111 Vgl. Bergfürst (2014e), Punkt 1ff. (s. Internetverzeichnis) 112 Vgl. Urbanara AG (2014a), 1. Absatz. (s. Internetverzeichnis) 113 Vgl. Urbanara AG (2014a), 1. Absatz. (s. Internetverzeichnis)
Abbildung 8: Kampagnenseite „URBANARA Home AG“ auf Bergfürst Quelle: Bergfürst (2014c) (s. Internetverzeichnis)
19
erstes Unternehmen einen sogenannten Crowd-IPO.114 Im November 2013 wurden
insgesamt 300.000 Aktien an rund 1.000 Privatinvestoren ausgegeben. Bei einem Aktienpreis
von 10,00 Euro pro Stück erlöste Urbanara ein Emissionsvolumen von 3,0 Millionen Euro.115
Ursprünglich war sogar ein Volumen von bis zu 3,7 Millionen Euro in einer Spanne von 10,00-
12,50 Euro pro Aktie angestrebt worden. Trotzdem ist die Kampagne von Urbanara ein voller
Erfolg und volumenstechnisch die größte Crowdinvesting-Finanzierung Deutschlands. Die
Aktien werden aktuell auf dem elektronischen Handelsplatz der Crowdinvesting-Plattform
Bergfürst gehandelt.116
3.5 Hybride Crowdfunding-Projekte
Als hybride Crowdfunding-Projekte werden Kampagnen bezeichnet, die sowohl Merkmale
des Crowdfundings, als auch des Crowdinvestings aufweisen und kombinieren.117
Beispiel: Stromberg – Der Film
Der Kinofilm „Stromberg – Der Film“, der die
gleichnamige Serie auf der Kinoleinwand fort-
setzte, vereint Merkmale beider Kategorien. Am
15. Dezember 2011 startete die Produktionsfirma
Brainpool das Crowdfunding. 20.000 Anteile
wurden zu je 50 Euro ausgegeben und innerhalb
von nur einer Woche erreichte das Projekt mithilfe
von mehr als 3.000 Investoren den gewünschten
Finanzierungsbetrag von einer Million Euro.118 Im
Gegenzug erhielten die Geldgeber zunächst
Belohnungen, die dem Reward model zuzuordnen
sind, wie etwa eine Investoren-Urkunde, Zugang
zur Investors-Lounge mit exklusiven Hintergrund-
berichten und Updates zum Stand der Produktion,
sowie eine namentliche Nennung im Abspann des Films. Wer 1.000 Euro investierte, erhielt
zudem zwei Premieren-Tickets. Darüber hinaus partizipierten alle Investoren im Sinne des
Crowdinvestings am wirtschaftlichen Erfolg des Films: Brainpool versprach der
Investorengruppe 1€ pro verkaufter Kinokarte für die ersten 1.000.000 Kinobesucher. Danach
partizipierten die Investoren in ihrer Gesamtheit mit 50 Cent pro weitere verkaufte
114 Vgl. VC Magazin (2013b), 1. Absatz f. (s. Internetverzeichnis) 115 Vgl. Bergfürst (2013b), S.1. (s. Internetverzeichnis) 116 Vgl. Urbanara AG (2014b), Tabelle im Hauptframe. (s. Internetverzeichnis) 117 Vgl. Dapp & Laskawi (2014), S.5. 118 Vgl. Brainpool (2011), 1. Absatz ff. (s. Internetverzeichnis)
Abbildung 9: Kampagnenseite „Stromberg – Der Film“ auf MySpass Quelle: MySpass (2014a) (s. Internetverzeichnis)
20
Kinokarte.119 Schlussendlich strömten 1.254.521 Zuschauer zu „Stromberg – Der Film“ in die
Kinos,120 was die Investoren in die Gewinnzone brachte. Wer einen Anteilsschein in Höhe von
50 Euro erworben hat, wird in zwei Auszahlungsrunden insgesamt 56,36 Euro als
Rückzahlung erhalten.121
3.6 Weitere Begriffe
Weitere, dem Crowdfunding nahestehende Begriffe sind Crowdlending und Social Payment.
Crowdlending, auch als Peer-to-Peer-Lending bezeichnet,122 beschreibt die Bereitstellung
eines Kreditvolumens durch eine Vielzahl von Unterstützern, die sich mit Teilbeträgen am
Gesamtvolumen beteiligen. Die privaten Kreditgeber verleihen das Geld zu vorher
festgelegten Konditionen und Laufzeiten an Privatpersonen und Unternehmen.123 Dabei
stellen die Kreditnehmer ihren Kreditwunsch online vor und erhalten zudem nach
standardisierten Verfahren von den Plattformbetreibern ein Rating. Dies soll für mehr
Transparenz sorgen und die Investitionsentscheidung der potentiellen Geldgeber
unterstützen. Speziell in den USA ist Crowdlending für Privatpersonen eine echte Alternative
zu einem klassischen Bankkredit geworden. Die Plattform Lending Club hat seit 2006 Kredite
mit einem Volumen von mehr als 4 Milliarden US-Dollar vermittelt.124 Dabei nutzten 83,7
Prozent der Nutzer die Plattform, um existierende Kredite umzuschulden oder Kreditkarten
abzubezahlen. Nur 2,0 Prozent der Kredite wurden für unternehmerische Zwecke
aufgenommen.125 Auf den Betrachtungszeitraum verteilt entspricht dies einer Bereitstellung
von lediglich rund 10 Millionen US-Dollar pro Jahr auf der weltweit größten Plattform, sodass
Crowdlending in dieser Arbeit nicht detaillierter als relevante Finanzierungsart für Startups
und junge Unternehmen beleuchtet wird, wenngleich es für Banken im Bereich der
Konsumentenkredite eine zunehmende Konkurrenz darstellt. Auch das Forbes Magazin sieht
das Zukunftspotential in dem Geschäftsmodell mit Privatpersonen und zählt die Plattform
Lending Club aktuell zu den fünf vielversprechendsten US-Unternehmen.126
Social Payments sind nahe dem donation model im Crowdfunding anzusiedeln, wobei sich
beide Kategorien jedoch in zwei Merkmalen unterscheiden. Der erste Unterschied liegt in
ihrer zeitlichen Komponente. Während das donation model die Finanzierung für ein
119 Vgl. MySpass (2014b), 5. Grafik im Hauptframe. (s. Internetverzeichnis) 120 Vgl. Filmstarts (2014), Tabelle im Hauptframe. (s. Internetverzeichnis) 121 Eigene Berechnung auf Basis der Informationen zur Ausschüttung auf MySpass (2014b), 1. Grafik im Hauptframe. (s. Internetverzeichnis) 122 Vgl. Forbes (2014a), 1. Absatz. (s. Internetverzeichnis) 123 Vgl. co:funding (2012), S.97. 124 Vgl. Lending Club (2014a), Statistik-Widget im Hauptframe. (s. Internetverzeichnis) 125 Vgl. Lending Club (2014b), 3. Statistik im Hauptframe. (s. Internetverzeichnis) 126 Vgl. Forbes (2014b), Tabelle im Hauptframe. (s. Internetverzeichnis)
21
zukünftiges Projekt sicherstellen möchte, suchen die Kampagnenstarter beim Social
Payment erst nach Fertigstellung ihrer Arbeit die finanzielle Unterstützung der Crowd, die
beispielsweise von einem öffentlich zugänglich gemachten Artikel profitiert hat und die
geleistete Arbeit des Autors im Gegenzug finanziell honorieren will. Kappel bezeichnet in
einem 2009 erschienenen Leitartikel Crowdfunding auch als „ex ante crowdfunding“ und
Social Payments als „ex post facto crowdfundig“.127 Der zweite wesentliche Unterschied liegt
in der Gleichbehandlung der Unterstützer. Beim Crowdfunding werden für verschieden hohe
Geldbeträge auch unterschiedliche Anreize gesetzt. Beim Social Payment hingegen werden
die Geldgeber, weil die Inhalte eben schon vor der eigentlichen Unterstützung für alle frei
verfügbar sind, unabhängig vom geleisteten Beitrag gleich behandelt.128
Social Payments stellen eine Alternative zu sogenannten Paywalls dar. Paywalls sind
Bezahlschranken, hinter denen Inhalte nur für zahlende Leser zugänglich gemacht werden.
Social Payments setzen dagegen auf die Freiwilligkeit der Leser, für gute Inhalte aus
eigenem Antrieb heraus zu bezahlen. Die Onlineausgabe der taz bietet unter dem Motto
„taz-zahl-ich“ verschiedene Zahlungsmittel an, um per Social Payment das Angebot
mitzufinanzieren.129 Dabei belaufen sich die freiwilligen Zahlungen der taz-Leser auf gut
10.000 Euro pro Monat.130 In Relation zu den insgesamt 1,26 Millionen monatlichen
Besuchern (Unique User) erweisen sich Social Payments in der Praxis allerdings auch für die
taz nur als kleiner Finanzierungsbaustein.131 Für Startups und junge Unternehmen stellen
Social Payments mangels einer breiten Masse an loyalen und regelmäßig zahlenden
Unterstützern keine Finanzierungsalternative dar. Zudem eigenen sich nur wenige
Geschäftsmodelle für diese freiwillige Finanzierungsform durch die Crowd.
3.7 Abschließende Definition
Crowdfunding steht grundsätzlich als Oberbegriff für das Sammeln von Geldbeträgen
mithilfe einer großen Anzahl an Geldgebern. Unter Crowdfunding i.e.S. wird in dieser Arbeit
das Sammeln von Geldbeträgen über webbasierte Plattformen verstanden, bei dem der
Unterstützer eine vorher festgelegte, nicht ausschließlich monetäre Kompensation für seine
Unterstützung erhält, ohne an zukünftigen Zahlungsströmen zu partizipieren. Ist der
Investor am zukünftigen Unternehmenserfolg beteiligt, wird im Folgenden von
Crowdinvesting gesprochen.
127 Kappel (2009), S.375. 128 Vgl. SlideShare (2010), Folie 4. (s. Internetverzeichnis) 129 Vgl. taz (2014a), 1. Absatz ff. (s. Internetverzeichnis) 130 Vgl. taz (2014b), Grafik im Hauptframe. (s. Internetverzeichnis) 131 Vgl. taz (2013), S.4. (s. Internetverzeichnis)
22
4 Crowdfunding als Finanzierungsinstrument 4.1 Volkswirtschaftliche Notwendigkeit von Frühfinanzierungen
„Eine Geschäftsidee allein überzeugt noch keine Investoren.“ 132 Mit diesem Problem werden
viele Gründer konfrontiert und die benötigten Finanzierungsmöglichkeiten sind in
Deutschland für Startups unzureichend. In einer aktuellen Umfrage der
Unternehmensberatung Ernst & Young gaben 90 Prozent der Startups in der frühen
Seedphase (s. Abbildung 10) an, dass die Finanzierung derzeit ihre größte Sorge ist. Auch für
Unternehmen, die sich schon in der Startup- oder Expansionsphase befinden, bereitet die
Frage der Finanzierung 44 Prozent der Gründer das meiste Kopfzerbrechen und ist damit
noch relevanter als die Themen Fachkräftemangel (36 Prozent) und Konkurrenzsituation (28
Prozent).133 Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hat in ihrem Videopodcast, der sich im Mai
2014 dem Thema Forschungs- und Wirtschaftsförderung widmete, Handlungsbedarf betont:
„Wenn Sie mich fragen, wo wir den nächsten Schritt gehen müssen, dann muss das bei einer
besseren Finanzierung der Startups sein.“ 134
Finanzierungs-
phase
Frühphase
(Early Stage)
Expansions-
phase
(Expansion Stage)
Reifephase
(Late Stage)
Seed Startup Expansion Bridge Buy out
Unternehmens-
phase
Vorbereitung / Erstellung eines Businessplanes
Gründung und Aufnahme der
Geschäfts-
tätigkeit
Marktdurchdringung &
Erschließung neuer Märkte
Vorbereitung von Verkauf
oder Börsengang
(Teil-)Ausstieg der Alt-
gesellschafter
Gewinn
Verlust
Kapitalbedarf gering / mittel mittel hoch
Typische
Finanzierungs-
quellen
eigene Mittel / Family & Friends
Fördermittel
Venture Capital
Kredite
Private Equity
Strategische Investoren
Börse
Kapital-
verfügbarkeit Sehr gering gering
deutlich zunehmend
umfassend
132 Gründerszene (2012a), 1.Absatz ff. (s. Internetverzeichnis) 133 Vgl. Ernst & Young (2014a), S.13. (s. Internetverzeichnis) 134 Die Bundeskanzlerin (2014), Videopodcast vom 17.05.2014 ab Minute 05:35 . (s. Internetverzeichnis)
Abbildung 10: Typische Phasen der Finanzierung eines Unternehmens Die gepunktete Darstellung symbolisiert eine eingeschränkte Verfügbarkeit der Finanzierungsquelle in
der entsprechenden Phase. Quelle: Eigene Darstellung, in enger Anlehnung an Beck (2014), S.37. , Vgl. Schefczyk (2000), S.24. , Vgl. Hackl & Jandl (2004), S.197. , Vgl. Hahn & Naumann (2014), S.28.
Vgl. Ernst & Young (2014b), 4.Absatz ff. , Vgl. Gründerszene (2012a), 1.Absatz ff. , Vgl. Gründerszene (2012b), 1.Absatz ff. , Vgl. Gründerszene (2012c), 1.Absatz ff. (jeweils s. Internetverzeichnis)
23
Abbildung 10 stellt die typischen Finanzierungsquellen in den verschiedenen Phasen eines
Unternehmens dar. Die Seedphase ist die Vorgründungsphase. In dieser Zeit werden die
Geschäftsidee entwickelt, Forschungs- und Entwicklungsarbeit vorangetrieben und
Machbarkeitsstudien durchgeführt.135 Ziel dieser Phase ist ein Business-Plan, auf dessen
Basis alle weiteren, für die Gründung des Unternehmens notwendigen Schritte gegangen
werden.136 Abhängig vom Unternehmenstyp und der Forschungsintensität der Geschäftsidee
kann der Kapitalbedarf in dieser Phase schon bis zu 500.000 Euro betragen.137
Die Startup-Phase umfasst die Gründung des Unternehmens und die Aufnahme der
operativen Geschäftstätigkeit, was sich je nach Unternehmen über mehrere Wochen,
Monate oder sogar Jahre erstrecken kann. Es folgen Marketingkampagnen zur
Neukundenakquise und die Einstellung weiterer Mitarbeiter. In dieser Phase müssen zu den
Eigenmitteln neue Kapitalquellen erschlossen werden, um den Finanzbedarf zu decken, dem
in der Regel noch geringe Umsätze und kaum Einnahmen gegenüberstehen.138 Das Ende der
Startup-Phase ist nicht trennscharf festzulegen. Eine Näherung ist anhand zweier Merkmale
möglich: Die Markteinführung des eigenen Produktes ist gelungen und das Unternehmen
erreicht die Gewinnschwelle.139 Erst ab Erreichen der Gewinnschwelle steigt die Zahl der
Finanzierungsquellen für die Gründer, da das Downside-Risk, also das Risiko, dass eine
Beteiligung an Wert verliert, sinkt und auch risikoaverse Geldgeber Kapital investieren.140
Ein Blick auf die verfügbaren Finanzierungsquellen in der Seed- und Startup-Phase zeigt,
dass Finanzierungsalternativen zu Eigenmitteln und Fördermitteln, welche jeweils nur in
einem begrenzten Rahmen verfügbar sind, fehlen.141 Insgesamt finanzieren sich laut der
Erhebung von Ernst & Young 75 Prozent aller Startups, deren Gründung nicht mehr als acht
Jahre zurückliegt, per Innenfinanzierung aus Eigenmitteln von Bekannten, Verwandten und
ersten Business Angels. Damit dominieren die Eigenmittel die Finanzierungsstruktur und
sind neben dem laufenden Cashflow (54 Prozent) die wichtigste Finanzierungsquelle, wobei
die Finanzierung über den eigenen Cashflow häufig erst in der Expansions- oder Bridge-
Phase erreicht wird. Nur 21 Prozent der Startups geben an, sich über private
Risikokapitalgeber zu finanzieren und 15 Prozent haben Venture Capital Gesellschafter für
ihr Unternehmen gewinnen können. Klassische Bankkredite befinden sich lediglich bei 11
Prozent der jungen Unternehmen im Finanzierungsmix.142
135 Vgl. Hahn & Naumann (2014), S.194. 136 Vgl. Beck (2014), S.38. 137 Vgl. Gründerszene (2012a), 5.Abschnitt. (s. Internetverzeichnis) 138 Vgl. Gründerszene (2012a), 6.Abschnitt ff. (s. Internetverzeichnis) 139 Vgl. Beck (2014), S.38. 140 Vgl. Gründerszene (2012a), 13.Abschnitt. (s. Internetverzeichnis) 141 Vgl. Hemer, Schneider, Dornbusch, & Frey (2011), S.30ff. 142 Vgl. Ernst & Young (2014a), S.14. (s. Internetverzeichnis)
24
Der kleine Teil der Startups, der sich über Venture Capital und Bankkredite finanziert,
befindet sich in der Regel nicht in der Frühphase, wo diese Finanzierungsformen mangels
Alternativen dringend benötigt wären. Venture Capital Gesellschafter investieren
größtenteils erst ab der Expansionsphase (s. Abbildung 11) - dann, wenn der Proof of
Principle durch das Unternehmen schon erbracht wurde. Startups in der Frühphase sind nur
sehr selten im Fokus von VC-Fonds.
Geschäftsbanken verlangen für die Bereitstellung von Krediten wiederrum Sicherheiten, die
ein Startup in der Regel nicht im ausreichenden Maße vorweisen kann. Bürgen die
Gesellschafter nicht entsprechend mit ihrem Privatvermögen, ist das Unternehmen für
risikoaverse Kreditinstitute nicht attraktiv.143
Die Analyse der Finanzierungmöglichkeiten für Startups und junge Unternehmen macht also
deutlich, dass die Verfügbarkeit von Kapital in der Früh- und Expansionsphase in einem
deutlichen Missverhältnis zum angestrebten Wachstum und der damit verbundenen
Innovation sowie dem volkswirtschaftlichen Potenzial steht. Peter Lennartz, Head of Startup
Initiative Berlin und Partner bei Ernst & Young bringt es auf den Punkt: „Startups müssen
enorm um frische Geldmittel kämpfen – die ständige Suche nach Investoren hält viele junge
Gründer von der zügigen Fort- und Weiterentwicklung ihrer Geschäftsidee ab. Das eigentliche
Problem besteht dabei in der fehlenden adäquaten Venture Capital Landschaft wie sie zum
Beispiel in den USA, in England oder Israel besteht.“ 144 Eine Trendwende, hin zu einer
adäquaten Versorgung mit Venture Capital ist dabei nicht zu erwarten. Das Engagement der
VC-Fonds sank in den letzten Jahren in Deutschland tendenziell sogar (s. Abbildung 11), was
in der mittelfristigen Perspektive keinen positiven Ausblick für junge Startups zulässt.
143 Vgl. Dapp & Laskawi (2014), S.2. 144 Ernst & Young (2014b), 8.Absatz. (s. Internetverzeichnis)
Abbildung 11: Venture Captital in Deutschland nach Finanzierungsphasen (in Millionen Euro) Die angegebenen Werte (in Millionen Euro) beziehen sich auf die Kategorie „Frühphase“ Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an Dapp & Laskawi (2014), S.2. Datenquellen: BVK (2008), S.8. , BVK (2010), S.6. , BVK (2012), S.6. , BVK (2014), S.12. (jeweils s. Internetverzeichnis)
27 22 7 31 50 100 57 48 40 32 440
200
400
600
800
1.000
1.200
1.400
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Frühphase Expansionsphase Reifephase
25
4.2 Schließung der Finanzierungslücke durch Crowdinvesting
Es bedarf, wie in Kapitel 4.1 geschildert, dringend alternativer Finanzierungsquellen, die
Unternehmen schon in der Frühphase kapitalisieren. Crowdfunding kann hierbei einen
wichtigen Beitrag leisten, da allein die Crowd entscheidet, ob ein Unternehmen oder eine
Idee unterstützenswert ist. Das betont auch Matthias Höfer von Lottohelden, die 2014
erfolgreich 459.000 Euro über die Crowd eingesammelt haben: „Es ist sehr schön, dass es
mittlerweile auch alternative Finanzierungsformen wie Crowdinvesting in Deutschland gibt, weil
hier ein Kunde entscheidet. Ich glaube ganz fest daran, dass Projekte, die auch einen
B-2-C-Bezug haben, super über die Crowd finanziert werden können.“145
Zur Schließung oder Verringerung der Finanzierungslücke eignet sich für Unternehmen vor
allem das Crowdinvesting auf Basis von Mezzanine-Kapital und speziell in Deutschland
lassen die aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen eine breite Nutzung dieses
Finanzierungsweges für junge Unternehmen zu. Crowdinvesting bietet die einmalige
Gelegenheit, das eigene Geschäftsmodell einer breiten Masse zu präsentieren und diese
dafür zu begeistern.146 Die Gründer bieten der Crowd im Gegenzug die Möglichkeit, für einen
vorher definierten Zeitraum am Unternehmenserfolg direkt zu partizipieren.
Eine Studie von Daniel Blaseg, Absolvent und Teaching Assistent an der Frankfurt School of
Finance & Management, kam Anfang 2013 noch zu dem Ergebnis, dass Crowdinvesting eher
als eine ergänzende, statt als alternative Finanzierungsform anzusehen ist.147 Die Volumina
deckten oft nicht den vollständigen Finanzierungsbedarf und standen unter dem Aspekt der
Kapitalbeschaffung häufig in einem Missverhältnis zu den Kosten der Kampagne.148
Der Crowdinvesting-Markt entwickelt sich allerdings sehr dynamisch, sodass sich Mitte 2014
schon ein leicht verändertes Bild zeichnen lässt. Ein Blick auf die Crowd-Finanzierungen der
letzten Monate und die Experteninterviews, die für diese Arbeit geführt wurden, zeigen, dass
Crowdinvesting immer mehr Erfolgsgeschichten schreibt und die Finanzierungslücke schon
bei diversen jungen Unternehmen erfolgreich schließen konnte. Die Zahl der Unternehmen,
die den Weg über die Crowd gehen, nimmt zu und auch die Volumina der Kampagnen
steigen deutlich an. Diese positive Entwicklung führt dazu, dass Crowdinvesting für immer
mehr Unternehmen eine echte Alternative darstellt. Es bietet jungen und innovativen
Unternehmen, die bereit sind, ihr Geschäftsmodell einer breiten Masse zu präsentieren,
schon heute die Möglichkeit, ihre Finanzierungslücke in der Frühphase zu schließen oder
145 Telefoninterview mit Matthias Höfer (Lottohelden) vom 20.06.2014 146 Vgl. Stahlmann (2013), S.39. 147 Vgl. Blohm, Leimeister, Gebert, & Wenzlaff (2013), S.83. 148 Vgl. Blohm, Leimeister, Gebert, & Wenzlaff (2013), S.84.
26
zumindest signifikant zu reduzieren. Im Jahr 2013 haben diese Chance in Deutschland 66
Unternehmen genutzt und per Crowdinvesting 15 Millionen Euro an Kapital eingesammelt,
Tendenz steigend.149 Die Volumina der eingeworbenen Kapitalbeträge lagen auf der
Plattform des deutschen Marktführers Seedmatch zwischen 100.000 und drei Millionen
Euro.150
Für eine flächendeckende Versorgung mit Kapital aus Schwarmfinanzierungen sind die
Crowd und deren finanzielles Potential in Deutschland aktuell aber noch zu klein, sodass
traditionelle Finanzierungsquellen auch mittelfristig nicht komplett substituiert werden.
Damit die Crowd weiter wächst, muss in Deutschland ein Umdenken bezüglich der eigenen
Geldanlage stattfinden und die Bereitschaft entstehen, zu einem Teil auch in risikobehaftete
Werte wie Crowdinvestings zu investieren.151 Das Sparbuch ist mit seiner festen Verzinsung
selbst in Zeiten von Niedrigzinsen immer noch die beliebteste Form der Geldanlage und
platziert sich mit 45,78 Prozent auf Platz eins. Mit großem Abstand erst folgen Immobilien
(16,17 Prozent), Festgeldanlagen (12,59 Prozent) und Tagesgeld (12,59 Prozent).152 Dass
Investments in Firmen via Crowdinvesting risikoreiche Geldanlagen sind, betont auch
Matthias Höfer: „Es ist nicht das gute alte Sparkonto von der Sparkasse um die Ecke, sondern es
ist halt eine Risikoanlage. In der Regel dreht ein Startup mehrere Investmentrunden und viele
bleiben einfach auf der Strecke.“153
Als Ergänzung zum vorhandenen Portfolio ist Crowdinvesting aber durchaus ein sinnvoller
Baustein. Der Theorie von Markowitz folgend sollten Investments in Startups, die aus ihrem
Wesen heraus eine hohe Ausfallswahrscheinlichkeit tragen, aber über unterschiedliche
Firmen hinweg diversifiziert werden.154 Laut dem Gründermonitor der KfW-Bankengruppe
scheidet jedes dritte Startup in den ersten drei Jahren wieder aus dem Markt aus.155 Bei
einem diversifizierten Portfolio tragen besonders erfolgreiche Startups aufgrund ihrer sehr
hohen Upside auch Totalausfälle mit, sodass eine angemessene Durchschnittsrendite
entsteht.
149 Vgl. Für Gründer (2014b), S.9f. (s. Internetverzeichnis) 150 Vgl. Seedmatch (2014e), Liste im Hauptframe. (s. Internetverzeichnis) 151 Vgl. Handelsblatt (2012), 7.Absatz (s. Internetverzeichnis) 152 Vgl. Statista (2014), Statistik im Hauptframe. (s. Internetverzeichnis) 153 Telefoninterview mit Matthias Höfer (Lottohelden) vom 20.06.2014 154 Vgl. Hornuf & Klöhn (2013), S. 34. 155 Vgl. Handelsblatt (2012), 9.Absatz. (s. Internetverzeichnis)
27
5 Entscheidungshilfe für Startups und junge Unternehmen
Crowdfunding und Crowdinvesting bieten Unternehmen wie im vorhergehenden Kapitel
erläutert die Möglichkeit, ganz neue Finanzierungsquellen zu nutzen. Auf den ersten Blick
scheint der Schwarm der ideale Finanzierungspartner. Trotzdem muss die Entscheidung,
eine Kampagne zu starten, wohl überdacht und anhand ihrer Stärken und Schwächen sowie
Chancen und Risiken abgewogen werden. Das folgende Kapitel soll Startups und jungen
Unternehmen dabei helfen, alle entscheidungsrelevanten Kriterien zu erfassen, zu verstehen
und anhand dieser eine fundierte Entscheidung zu treffen.
5.1 S.W.O.T.-Analyse
Die in den Abschnitten 5.1.1. bis 5.1.4 folgende Erörterung der SWOT Analyse zur
Unternehmensfinanzierung wird zur besseren Lesbarkeit vorab mit ihren Ergebnissen in
Abbildung 12 dargestellt.
Strengths (Stärken) Weaknesses (Schwächen)
- Breite Masse an Investoren - Bestätigung des eigenen
Geschäftsmodells - Finanzierung ohne Sicherheiten - Finanzierung ohne Ausgabe von
Gesellschaftsanteilen
- Höhere Kapitalkosten als bei Venture Capital oder Bankkrediten
- Hoher Verwaltungs- und Kommunikationsaufwand
Opportunities (Chancen) Threats (Risiken)
- Positiver Marketingeffekt - Skalierungseffekte beim Crowdfunding - Crowdsourcing / Feedback der Crowd - Markttest - Crowd als zukünftige Kunden
- Reputationsverlust durch Scheitern der Kampagne
- Offenlegung von Geschäftsmodell und Innovationen
- Unerwünschte Investoren - Fernabsatzrechtliches Widerrufrecht /
Rücklastschriften - Insolvenz anderer crowdfinanzierter
Unternehmen
5.1.1 Strenghts (Stärken)
Breite Masse an Investoren: Per Crowdfunding kann eine breite Masse an Investoren
angesprochen werden. So ist es möglich, Unterstützern die Möglichkeit zu geben, auch mit
kleinen Beiträgen einem Produkt vom Prototypen zur Serienreife zu verhelfen
(Crowdfunding i.e.S.) oder ein Unternehmen mitzufinanzieren (Crowdinvesting). Die
Einstiegsschwelle für ein Investment ist daher bewusst niedrig gehalten.156 Damit die
Vielzahl an Investoren auch tatsächlich ein Vorteil bleibt und die Geschäftsführung durch
Einflussnahme von einzelnen Investoren nicht ihrer Arbeit einschränkt wird, sollte das aktive
156 Vgl. FAZ (2012), 1.Absatz f. (s. Internetverzeichnis)
Abbildung 12: S.W.O.T.-Matrix zur Unternehmensfinanzierung via Crowdfunding / Crowdinvesting Quelle: Eigene Darstellung, Vgl. Stahlmann (2013), S.41. , Valanciene & Jegeleviciute (2013), S.45f. , Vgl. Schönthaler (2012), S.91ff. , Vgl. Egner, Seitz, Keller, & Stahl (2014), S.33f.
28
Mitspracherecht der Investoren beim Crowdinvesting vertraglich ausgeschlossen werden.
Zudem ist eine Pooling-Vereinbarung zu empfehlen, bei der die Crowd-Investoren
zustimmen, in Bezug auf das von ihnen gewährte Darlehen einheitlich zu agieren. So wird
beispielsweise verhindert, dass potentielle Käufer mit einer Vielzahl von Investoren einzeln
verhandeln müssen. Entscheidungen der Crowd sind am Beispiel der Plattform Companisto
durch ein elektronisches Abstimmungsverfahren zu treffen, wobei die einzelnen Investoren
entsprechend der Höhe ihres Investments stimmberechtigt sind.157
Bestätigung des eigenen Geschäftsmodells: Das Feedback der Crowd zu den Erfolgsaussichten
des eigenen Geschäftsmodells ist für das Startup ein „durchaus repräsentatives Instrument
der qualitativen Marktforschung“ 158. Denn jeder Investor hat sich vor seinem Engagement mit
der Tragfähigkeit des Konzeptes sowie den Marktchancen auseinandergesetzt. Alexander
Neumann betont diesen „social proof of concept“159 mit Blick auf Anschlussfinanzierungen:
„Wenn überhaupt könnte es auch eine Bestätigung sein, dass sich 300, 400 Leute mit dem
Geschäftsmodell befasst haben und es auch gut fanden.“ 160
Finanzierung ohne Sicherheiten: Für Crowdfunding und Crowdinvesting müssen keine
Sicherheiten hinterlegt werden. Dies macht eine Schwarmfinanzierung speziell für junge
Unternehmen attraktiv, die noch kein relevantes Firmenvermögen vorzuweisen haben und
auch nicht privat für die Unternehmung bürgen können oder wollen.161
Finanzierung ohne Ausgabe von Gesellschaftsanteilen: Ein Crowdinvesting auf Basis von
Mezzanine-Kapital stellt nicht die Notwendigkeit dar, Gesellschaftsanteile auszugeben.
Somit werden eine Veränderung der Gesellschafterstruktur und eine Einflussnahme der
neuen Gesellschafter auf die laufende Geschäftsführung ausgeschlossen.
5.1.2 Weaknesses (Schwächen)
Höhere Kapitalkosten als bei Venture Capital oder Bankkrediten: Sebastian Alexander von
VivoSensMedical rechnet vor, dass Crowdinvesting mit circa 10 Prozent in etwa doppelt so
hohe Kapitalbeschaffungskosten wie Venture Capital (circa 5 Prozent) hat.162 Matthias Höfer
von Lottohelden betont zudem die indirekten Kosten, die zusätzlich zur im Erfolgsfall
fälligen Gebühr an die Plattform anfallen: „Wir sind regelmäßig verpflichtet, über eine
Agentur, die du von Seedmatch gleich mitbekommst, Quartalsabschlüsse zu erstellen. Das
kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Deswegen sind die Geldbeschaffungskosten beim
157 Vgl. Companisto (2014g), Punkt 2.4 , 2.5 und 4.2. (s. Internetverzeichnis) 158 Hahn & Naumann (2014), S.174. 159 Seedmatch (2012e), 3.Frage. (s. Internetverzeichnis) 160 Telefoninterview mit Alexander Neumann (Speaking Products) vom 08.07.2014 161 Vgl. Hahn & Naumann (2014), S.79. 162 Vgl. E-Mail-Verkehr mit Sebastian Alexander (VivoSensMedical) vom 18.06.2014
29
Crowdfunding auch mal gar nicht so ohne.“163 Ein weiterer Kostenpunkt seien zudem
Incentives, die teilweise als zusätzliche Motivation für potenzielle Investoren ausgegeben
werden. Matthias Höfer kritisiert diese Vorgehensweise: „Alles, was du raushaust, ist unter
den Geldbeschaffungskosten zu verbuchen. Vergleichbare Finanzierungen hatten als Anreiz:
Wenn du 5.000 Euro investierst, kriegst du ein iPad. Mal ehrlich: Was soll denn das? Das sind
alles Geldbeschaffungskosten, die dem Unternehmen nachher fehlen.“ 164
Hoher Verwaltungs- und Kommunikationsaufwand: Ein wichtiger Faktor beim Crowdfunding
ist Transparenz. Das Vorhaben muss ansprechend, leicht verständlich und transparent erklärt
werden und der Kampagnenstarter muss sich mit den Fragen der Crowd
auseinandersetzen.165 „Es war viel Arbeit, die Investorenanfragen zu beantworten. Man hat ja
zwei bis drei Tage im Vorfeld Zeit, wo die Leute Fragen stellen können. Das war aber in erster
Linie deshalb hart, weil man mitten im operativen Geschäft ist und sich dafür keine komplette
Auszeit nehmen kann. Die Leute, die das Geschäft führen, kümmern sich da persönlich
drum.“166, blickt Alexander Neumann auf die Crowdfunding-Kampagne seines
Unternehmens zurück. Matthias Höfer ergänzt: „Das sind teilweise nicht nur Fragen, sondern
da sind auch Anregungen bei, mit denen du dich auseinandersetzen musst. Wenn du nicht so
eine schnelle Nummer wie die Kollegen von Protonet bei Seedmatch hinlegst, sondern du da
irgendwo mehrere Wochen auf der Plattform bist, musst du dir natürlich auch immer etwas für
die Kommunikation einfallen lassen.“167 Crowdfunding verlangt daher schon bei der
Kampagnenplanung ein langfristiges Kommunikationskonzept, das wiederrum sowohl in der
Konzeption, als auch in der späteren Umsetzung Zeit kostet und einen zusätzlichen Aufwand
neben dem Tagesgeschäft des Unternehmens darstellt.168
5.1.3 Opportunities (Chancen)
Positiver Marketingeffekt: Mit einer Crowdfunding-Kampagne präsentiert man sein
Unternehmen der Öffentlichkeit. Das bringt auf der einen Seite Investoren und auf der
anderen Seite Aufmerksamkeit. Allein die Google-Suchanfrage „Protonet Crowdfunding
Seedmatch drei Millionen Euro“ liefert rund 3.000 Ergebnisse zur jüngsten Kampagne des
Hamburger Unternehmens, darunter Artikel auf Nachrichtenseiten, Webportalen, Blogs und
in Foren.169 „Mit dem Thema Crowdfunding kannst du aktuell gute Presse machen.“170,
163 Telefoninterview mit Matthias Höfer (Lottohelden) vom 20.06.2014 164 Telefoninterview mit Matthias Höfer (Lottohelden) vom 20.06.2014 165 Vgl. Schmiedgen (2014), S.134. 166 Telefoninterview mit Alexander Neumann (Speaking Products) vom 08.07.2014 167 Telefoninterview mit Matthias Höfer (Lottohelden) vom 20.06.2014 168 Vgl. Hahn & Naumann (2014), S.181. 169 Vgl. Google (2014b), Hauptframe. (s. Internetverzeichnis) 170 Telefoninterview mit Matthias Höfer (Lottohelden) vom 20.06.2014
30
bestätigt auch Matthias Höfer von Lottohelden. Alexander Neumann hat mit seiner Berliner
Firma einen ähnlichen Effekt erlebt: „Was uns geholfen hat, war der PR-Bereich. Dass sehr
viele Medien auf uns zugekommen sind, einzelne Angels, Investoren oder Leute, die uns in
anderer Art und Weise helfen wollten, weil sie das Projekt cool fanden. Die haben uns da
reihenweise kontaktiert. Das war ein super Nebeneffekt.“ 171
Skalierungseffekte beim Crowdfunding: Während beim Crowdinvesting das Geschäftsmodell
eines Unternehmens generell finanziert wird und es ein Fundinglimit gibt, sind der Summe
beim Crowdfunding i.e.S. nach oben hin keine Grenzen gesetzt. Daher können bei
erfolgreichen Kampagnen enorme Skalierungseffekte greifen. Beim reward model kann das
Projekt in seinem Umfang erweitert werden und beim pre-purchase model verringern sich in
der Regel die Stückkosten in der Herstellung, da Fixkosten wie Forschung und Entwicklung
auf eine breitere Anzahl an Vorbestellungen verteilt werden können. Zudem stärken höhere
Vorbesteller-Zahlen als ursprünglich kalkuliert die Verhandlungsmacht gegenüber
Lieferanten. Die Münchener Firma Bragi hat mit ihrer Kampagne auf Kickstarter rund 13 Mal
so viel Kapital einwerben können, wie zur Projektrealisierung mindestens notwendig
gewesen wären. „Die Skaleneffekte waren in allen Bereichen immens. Insbesondere bei
Zulieferern, Investoren und möglichen Vertriebspartnern.“172, bestätigt Marijo Sarac, General
Manager Marketing & Sales den Effekt.
Crowdsourcing / Feedback der Crowd: Die Crowd ist nicht nur eine Finanzierungsquelle,
sondern bietet den Projektinitiatoren auch die Chance, Ideen und Feedback zum eigenen
Vorhaben zu sammeln.173 Auf zahlreichen Portalen wird dem Fundingprozess sogar ein
Crowd-Voting vorangestellt, bei dem es gilt, genügend Fans zu gewinnen, um in die
Finanzierungsphase vorzustoßen. Dies ist ein erstes Barometer, wie das Projekt oder die
Geschäftsidee bei der breiten Masse ankommt und welche Chancen ihr zugerechnet
werden.174 Gelingt es, die Crowd aktiv dazu zu ermutigen, Ideen mit den Kampagnenstartern
zu teilen, kann auch von Open Innovation gesprochen werden.175 So bietet Crowdfunding
einem Unternehmen die Möglichkeit, schon im Vorfeld der Markteinführung auf die
Wünsche der Kunden einzugehen und das Produkt zu optimieren. Bragi hat Crowdfunding
beispielsweise allein aus diesem Grund genutzt und wäre auf die finanzielle Komponente gar
nicht angewiesen: „Wir haben unsere Kampagne nicht aus Finanzierungsaspekten gemacht.
171 Telefoninterview mit Alexander Neumann (Speaking Products) vom 08.07.2014 172 E-Mail-Verkehr mit Marijo Sarac (Bragi) vom 20.06.2014 173 Vgl. co:funding (2012), S.20. 174 Vgl. Beck (2014), S.175. 175 Vgl. Beck (2014), S.175.
31
Wir wollten ein weltweites Feedback auf unser Projekt haben. Darüber hinaus waren wir an
Kommentaren und Ideen zu unserem Produkt interessiert.“ 176
Markttest: Auch der Aspekt der Risikoreduzierung ist eine Chance, die Crowdfunding bietet.
Wie reagiert der Markt auf mein Produkt? Ist die Innovation und Abgrenzung zu
vorhandenen Lösungen groß genug? Fragt der Markt das Produkt nach? Die
Unterstützungszahlen beim Crowdfunding sind ein erster Orientierungspunkt, wie sich das
Produkt im Markt gegen andere Anbieter durchsetzen kann oder ob die Kunden keinen
entscheidenden Mehrwert darin sehen. „Der große Vorteil des Crowdfunding ist, dass es
gleichzeitig eine Art Marktforschung in Echtzeit darstellt und den für das Gelingen
entscheidendsten Teil, die Vermarktung also, an den Anfang stellt.“ 177, so Sascha Lobo.
Crowd als zukünftige Kunden: Investoren sind auch potentielle Kunden. Durch die Beteiligung
entsteht eine enge Kundenbindung an das Unternehmen, wodurch bei einem zum Investor
passenden Produkt zusätzlicher Umsatz für die Kampagnenstarter generiert werden kann.178
5.1.4 Threats (Risiken)
Reputationsverlust durch Scheitern der Kampagne: Crowdfunding ist bemüht, möglichst
transparent zu sein. So wird beispielsweise stets die aktuelle Fundingsumme angezeigt und
ist für alle Interessenten einsehbar. Dadurch wird aber nicht nur der Erfolg, sondern auch der
Misserfolg einer Kampagne direkt sichtbar. Schafft es ein Unternehmen beispielsweise per
Crowdinvesting nicht, den Mindestbetrag einzuwerben, ist dies eine öffentliche
Infragestellung des Geschäftsmodells und birgt die Gefahr, auch andere potentielle
Investoren negativ in ihrer Bereitschaft Kapital zur Verfügung zu stellen, zu beeinflussen.179
Die gängigen Crowdinvesting-Plattformen begegnen dieser Gefahr ein stückweit damit, dass
sie den Unternehmen anbieten, die zu erreichende Mindestsumme vergleichbar niedrig
anzusetzen. Diese liegt meist bei 50.000 oder 100.000 Euro, was oft nicht annähernd dem
tatsächlich Kapitalbedarf entspricht. Im späteren Funding wird dann das bis zu 30-fache
dieses Schwellenwertes als Fundinglimit zulassen.180
Offenlegung von Geschäftsmodell und Innovationen: Um sich über die Crowd zu finanzieren,
muss das Startup den potentiellen, aber noch unbekannten Investoren vertrauliche
Informationen verfügbar machen. Dazu zählen unter anderem Businesspläne, Kalkulationen
und Finanzkennzahlen.181 Gerade bei leicht zu kopierenden Geschäftsmodellen stellt dies ein
176 E-Mail-Verkehr mit Marijo Sarac (Bragi) vom 20.06.2014 177 Spiegel Online (2012), 1.Absatz ff. (s. Internetverzeichnis) 178 Vgl. IHK München (2014), Tabelle im Hauptframe. (s. Internetverzeichnis) 179 Vgl. Stahlmann (2013), S.43f. 180 Vgl. Seedmatch (2014e), Liste im Hauptframe. (s. Internetverzeichnis) 181 Vgl. IHK München (2014), Tabelle im Hauptframe. (s. Internetverzeichnis)
32
Risiko dar, da besser kapitalisierte Unternehmen die Idee noch vor dem Kampagnenstarter
umsetzen könnten, während diese ihre Finanzierung organisieren.
Unerwünschte Investoren: Sowohl beim Crowdfunding, als auch Crowdinvesting haben die
Initiatoren grundsätzlich keinen direkten Einfluss auf die Auswahl der Investoren. Daher ist
es möglich, dass auch Privatpersonen investieren, die der Reputation des Unternehmens
schaden, wenn sie ihr Engagement publik machen – beispielsweise Politiker radikaler
Parteien.182
Negativkampagnen: Sind die Investoren mit Entscheidungen des Unternehmens nicht
einverstanden, sind Negativkampagnen möglich, in denen öffentlich der Unmut über das
Management kundgetan wird. Diese Gefahr besteht vor allem bei einer späteren
Verwässerung des Anteils für den Fall, dass das Unternehmen beispielsweise einen Venture
Capital Gesellschafter mit an Bord holt oder einen Media-for-Equity-Deal abschließt. Diese
Erfahrung hat auch Matthias Höfer mit Lottohelden gemacht: „Was vielleicht noch ein Aspekt
ist, der bei uns nachgeklungen ist, war, dass wir die SevenVentures nach dem Crowdfunding bei
Seedmatch als neuen Investor aufgenommen haben und dann hast du natürlich das Thema
Verwässerung auf dem Tisch. Das hat wiederum zu einigen Diskussionen in der Crowd führt. Es
war natürlich im Vorwege bekannt, dass wir weitere Finanzierungsrunden drehen werden und es
ist natürlich auch ein ganz normaler Prozess im Leben eines Startups. Aber es ist natürlich – und
in Teilen natürlich auch nachvollziehbar – ein Diskussionsthema unter deinen Crowd-
Investoren.“ 183
Fernabsatzrechtliches Widerrufrecht / Rücklastschriften: Gemäß dem Fernabsatzrecht
§312 Abs. 1+2 BGB haben Investoren das Recht, bis zu zwei Wochen nach ihrem Investment,
dieses zu widerrufen und rückgängig zu machen. Zudem besteht die Gefahr, dass Investoren
ihr Zahlungsversprechen nicht einhalten und es so beispielsweise zu Rücklastschriften
kommt.184 Dadurch kann es vorkommen, dass die finale Fundingsumme am Ende unter
einem zwischenzeitlich erreichten Höchstwert der Kampagne liegt.
Insolvenz anderer crowdfinanzierter Unternehmen: Eine nicht planbare Komponente für jede
Crowdfunding-Kampagne ist die Stimmung der Crowd zum Kampagnenbeginn. Mittlerweile
gibt es die ersten Insolvenzen crowdfinanzierter Unternehmen. Das drückt die Stimmung der
Crowd und lässt die Investoren tendenziell vorsichtiger werden. Durch die Dynamik der
wachsenden Volumina ist von der Zurückhaltung aktuell im Markt rein von den Zahlen her
182 Vgl. Stahlmann (2013), S.44. 183 Telefoninterview mit Matthias Höfer (Lottohelden) vom 20.06.2014 184 Vgl. IHK München (2014), Tabelle im Hauptframe. (s. Internetverzeichnis)
33
noch nichts zu spüren. Matthias Höfer warnt aber vor einem Szenario, in dem eine große
Finanzierung pleitegeht: „Wie würde die Crowd reagieren, wenn zum Beispiel drei Millionen
Euro Protonet in einem Jahr den Laden dicht macht? Aktuell ist das Thema Crowdfunding in
Deutschland etwas gehypt. Fakt ist allerdings und da muss sich jeder Volksinvestor im Klaren
drüber sein: Hey! So ein Startup kann auch über die Wupper gehen. Beim VC gibt es nicht ohne
Grund die Regel: Ich investiere in neun Unternehmen und das zehnte trägt dann die anderen
neun Investments.“185
5.2 Ablauf einer Crowdfunding-Kampagne
Eine Crowdfunding-Kampagne läuft in drei bis vier Schritten ab: Vorbereitung und
Veröffentlichung, Finanzierungsphase, Umsetzung und Gegenleistung (beim donation
model fällt der abschließende Schritt der Gegenleistung weg).
1. Vorbereitung und Veröffentlichung: Im Vorfeld der Finanzierung gilt es für das Startup die
geeignetste Plattform auszuwählen und das Projekt einzureichen. Hierbei ist es wichtig, das
eigene Vorhaben möglichst authentisch, professionell und mitreißend zu präsentieren. In der
Regel geschieht dies durch ein Video, in dem die Idee für das Projekt erläutert wird.
Grundsätzlich gilt: Je besser und aussichtsreicher das eigene Vorhaben dargestellt wird,
desto größer sind die Chancen auf eine erfolgreiche Finanzierung. Bevor die eigentliche
Finanzierungsphase beginnt, prüfen die Crowdfunding-Plattformen die Projekte in der Regel
und behalten sich vor, einzelne Projekte abzulehnen oder Nachbesserungen bei der
Präsentation zu fordern.
2. Finanzierungsphase: Bei der Finanzierung des Projektes gibt es grundsätzlich zwei
Varianten. Die häufigste Form ist das Alles-oder-nichts-Prinzip. Hierbei legt der
Kampagnenstarter mit der sogenannte Fundingschwelle einen Betrag fest, der zur sicheren
Umsetzung seiner Projektidee nötig ist. Dies bringt für beide Seiten Vorteile: Die Investoren
bekommen die Sicherheit, dass das Projekt nach Erreichen eines vorher definierten Betrages
wie beschrieben realisiert werden kann und der Initiator der Kampagne wird bei Verfehlen
der Summe nicht dazu gezwungen, sein Projekt mit einem geringeren Budget
umzusetzen.186 Bei Nichterreichen der Fundingschwelle wird das Geld, das zuvor
treuhänderisch durch die Plattform verwaltet wurde, an die Geldgeber zurückgezahlt.187 Um
eine solche Rückzahlung zu vermeiden, ist es für den Initiator wichtig, ein realistisches
Fundingziel festzulegen.
185 Telefoninterview mit Matthias Höfer (Lottohelden) vom 20.06.2014 186 Vgl. Startnext (2014f), 3.Absatz f. (s. Internetverzeichnis) 187 Vgl. Hahn & Naumann (2014), S. 180.
34
Die Alternative zum Alles-oder-nichts-Prinzip ist die flexible Finanzierung. Hierbei darf der
Projektinitiator nach Ablauf der Kampagne den vollen Betrag behalten, unabhängig davon,
ob das Ziel erreicht wurde oder nicht. Dieses Prinzip wird allerdings nur von wenigen
Plattformen angeboten, ist mit höheren Gebühren verbunden und bei der Crowd nicht
besonders beliebt.188 Es eignet sich in erster Linie für kreative Projekte, bei denen die Crowd
lediglich einen Teil der Kosten finanzieren soll und deren Umsetzung nicht vom Erfolg der
Crowdfunding-Kampagne abhängt.
Während der gesamten Finanzierungsphase sollte das Unternehmen auf der Plattform
Präsenz zeigen, aktiv mit der Crowd kommunizieren, aktuelle Entwicklungen aus Sicht der
Projektinitiatoren kommentieren und für Fragen sowie Wünsche zur Verfügung stehen.
3. Umsetzung: Nach einer erfolgreichen Finanzierung, zahlt die Plattform das Kapital an die
Projektinitiatoren abzüglich der vereinbarten Provision aus. Nun kann das Geld von den
Initiatoren zur Realisierung des Projektes genutzt werden.
Auch während der Umsetzungsphase ist es zu empfehlen, den Investoren mit regelmäßigen
Updates einen Überblick über die Entwicklung des Projektes zu geben.
4. Gegenleistung: Die Crowdfunding-Kampagne ist dann abgeschlossen, wenn das
Unternehmen gegenüber den Geldgebern alle zugesagten Gegenleistungen erbracht hat.
5.3 Ablauf einer Crowdinvesting-Kampagne
Eine Crowdinvesting-Kampagne auf Basis von Mezzanine-Kapital ähnelt in ihren vier
Schritten grundsätzlich einer Crowdfunding-Kampagne. Im Unterschied zum Crowdfunding
bringen die einzelnen Schritte aber eine Vielzahl an zusätzlichen Aufgaben und
Herausforderungen für den Kampagnenstarter mit sich. Die folgende Aufstellung ergänzt die
Überlegungen und Notwendigkeiten des Ablaufes einer Crowdfunding-Kampagne daher.
Dabei wird der Fokus auf den Ablauf einer Kampagne auf Basis von Mezzanine-Kapital
gelegt, da von den 146 erfolgreichen Crowdinvesting-Kampagnen bisher lediglich eine
einzige die Finanzierung über Eigenkapital gewählt hat und daher nicht ausreichend
Praxisbeispiele zur Nachzeichnung eines typischen Ablaufes vorliegen.189
1. Vorbereitung und Veröffentlichung: Wie beim Crowdfunding gilt es auch beim
Crowdinvesting, das eigene Vorhaben vorzustellen. Bei der Präsentation eines
Unternehmens und dessen Geschäftsmodells reicht es allerdings nicht mehr aus, nur ein
Video und einen kurzen Text zu veröffentlichen. Aufgrund der vielfach höheren Komplexität
188 Vgl. Indiegogo (2014b), Tabelle im Hauptframe. (s. Internetverzeichnis) 189 Vgl. Für Gründer (2014d), S.9. (s. Internetverzeichnis)
35
muss das Unternehmen beim Crowdinvesting im Vorfeld zusätzlich seinen Businessplan für
die Crowd verständlich aufbereiten.190 Da es sich bei der Crowd weder um institutionelle
Anlege, noch um professionelle Business Angels handelt, ist in besonderem Maße auf eine
klare Formulierung zu achten, damit die Crowd-Investoren das Projekt vollumfänglich
erfassen. Dies alles geschieht in enger Abstimmung mit der Crowdinvesting-Plattform.
Speziell bei der Unternehmensbewertung, an der sich die spätere Beteiligungsquote der
Crowd am Gewinn berechnet, kann es dabei zu Interessenskonflikten zwischen dem Startup
und der Crowdinvesting-Plattform kommen: „Was die Bewertung angeht hat Seedmatch
natürlich ein Interesse daran, sie etwas zu drücken, damit die mögliche Upside für die Investoren
da ist.“ 191, schildert Alexander Neumann seine Erfahrungen. Schlussendlich werden die
Unternehmensbewertung und weitere Details wie beispielsweise verschiedene
Kündigungsrechte für Investoren und Startup, Mitspracherechte sowie die späteren
Vergütungsrichtlinien im Beteiligungsvertrag festgehalten.192
Den Abschluss der Vorbereitungsphase bildet bei Plattformen wie Seedmatch eine Frage-
Antwort-Runde, bei der potenzielle Investoren vor dem Start in die Finanzierungsphase
Fragen an das Management des Startups richten können.193
2. Finanzierungssphase: Crowdinvesting hat stets zwei feste Barrieren und findet nach dem
Alles-oder-nichts-Prinzip statt.194 Die erste Barriere ist die Fundingschwelle. Erreicht die
Kampagne diesen Punkt nicht, gilt sie wie beim Crowdfunding i.e.S. als gescheitert und die
Investoren erhalten ihr Geld zurück. In der Praxis liegt die Fundingschwelle in den meisten
Fällen in einer Bandbreite zwischen 25.000 und 100.000 Euro. Im Falle eines Scheiterns
entstehen für das Startup keine Kosten, die über die geleistete Eigenleistung und eventuelle
Ausgaben für die professionelle Gestaltung der Kampagnenpräsentation hinausgehen. Alle
gängigen Crowdinvesting-Portale erhalten nur im Falle einer erfolgreichen Finanzierung eine
Gebühr, die sich prozentual an der Fundingsumme orientiert und in der Regel bei fünf bis
zehn Prozent liegt.195
Anders als beim Crowdfunding i.e.S. gibt es beim Crowdinvesting stets ein Fundingziel, bis
zu welchem Geld in das Unternehmen investiert werden kann. Von Anfang an wird im
Beteiligungsvertrag ein maximaler Betrag festgelegt, den das Unternehmen durch die
Crowdinvesting-Kampagne einwerben kann. Auf der Kampagnenseite wird das Fundingziel
190 Vgl. Hahn & Naumann (2014), S.179. 191 Telefoninterview mit Alexander Neumann (Speaking Products) vom 08.07.2014 192 Vgl. Companisto (2014h), S.1ff. (s. Internetverzeichnis) 193 Vgl. Telefoninterview mit Alexander Neumann (Speaking Products) vom 08.07.2014 194 Vgl. Hahn & Naumann (2014), S.180f. 195 Vgl. Deutsche Startups (2013), Tabelle. (s. Internetverzeichnis)
36
in der Regel stufenweise kommuniziert, wie beispielsweise im Fall des Crowdinvestings von
Lottohelden: „Du planst in der Regel auch immer mit mehreren Stufen beim Crowdfunding. Du
willst natürlich bestimmte Verkaufseffekte wie zum Beispiel Verknappung nutzen. Wir hatten
von vornherein als Maximum die 500.000 Euro angepeilt. Die Stufe davor waren die 400.000
und die davor 300.000 Euro. Das heißt: Du kommunizierst erst einmal 300.000 Euro und wenn
du das reißt, sagst du »Alles super, jetzt machen wir 400.000 Euro« und wenn du das reißt,
»Geil und jetzt 500.000.«“ 196, berichtet Matthias Höfer über seine Strategie. Ist das finale Ziel
erreicht, ist die Kampagne erfolgreich beendet.
Während der Finanzierungsphase im Allgemeinen und bei der Erhöhung des Fundingziels im
Speziellen, ist vom Startup eine aktive und offene Kommunikation gefragt, um der Crowd
das notwendige Gefühl von Seriosität und Transparenz zu vermitteln.
3. Umsetzung: Nachdem das Funding beendet ist, dauert es unter Berücksichtigung der
Widerrufsfrist der Investoren und weiteren Formalien circa vier Wochen, bis die Plattform
das Kapital an das Unternehmen auszahlt.197 198 Danach kann das Geld gemäß dem
Businessplan investiert werden.
Während das Unternehmen mit dem Kapital arbeitet, ist es verpflichtet, die Entwicklung der
laufenden Geschäfte den Investoren in Quartalsberichten regelmäßig offenzulegen. Hierfür
stellen die Plattformen einen eigenen Investor-Relations-Bereich zur Verfügung, indem
geschlossen und vertraulich mit den Geldgebern kommuniziert werden kann.199 Die
Investoren verpflichten sich vertraglich, über die dort veröffentlichten Angelegenheiten
Stillschweigen zu bewahren.200
4. Gegenleistung: Die Crowdinvesting-Kampagne gilt als abgeschlossen, wenn das
Unternehmen die Investoren, entsprechend der vorher festgelegten Vertragsdetails,
ausgezahlt hat. Die Desinvesition beziehungsweise Auszahlung erfolgt in der Regel zum
Ende der im Beteiligungsvertrag vereinbarten Laufzeit, kann aber im Falle eines
Unternehmensverkaufs oder durch die Aktivierung vorher vereinbarter Kündigungsrechte
auch frühzeitig geschehen.201
196 Telefoninterview mit Matthias Höfer (Lottohelden) vom 20.06.2014 197 Vgl. E-Mail-Verkehr mit Stephan Wolf (e-volo) vom 16.06.2014 198 Vgl. Telefoninterview mit Alexander Neumann (Speaking Products) vom 08.07.2014 199 Vgl. Koch (2012), S.95. 200 Vgl. Companisto (2014h), Punkt 7.3. (s. Internetverzeichnis) 201 Vgl. Kortleben & Vollmar (2012), S.20.
37
5.4 Erfolgsfaktoren einer Kampagne
Vor dem Start einer Kampagne haben die Projektinitiatoren in aller Regel nur einen
begrenzten Unterstützerkreis. Dieser reicht oft nicht aus, um die Kampagne zu finanzieren.
Andernfalls wäre keine Plattform als Vermittler zu weiteren Investoren notwendig und die
Initiatoren könnten sich die Gebühren für deren Nutzung sparen. Das oberste Ziel der
Kampagne muss es daher sein, weitere potentielle Investoren auf die Kampagnenseite zu
leiten und diese dort von einem Investment zu überzeugen. Unabhängig davon, ob es sich
um Crowdfunding oder Crowdinvesting handelt, gibt es neben einer grundsätzlich guten
Projektidee oder einem innovativen Geschäftsmodell fünf entscheidende Faktoren, die über
den Erfolg der Kampagne entscheiden.
1. Professionalität: Die Initiatoren einer Crowdfunding-Kampagne werben bei den
potentiellen Investoren der Crowd um Geld und Vertrauen.202 Daher ist sowohl in der
Kommunikation als auch in der Präsentation der Kampagne absolute Professionalität
gefragt. Nur mit einem ansprechenden und überzeugenden Erscheinungsbild des Projektes
oder des Unternehmens können der Crowd die wichtigen Faktoren Authentizität,
Glaubwürdigkeit und Transparenz vermittelt werden.203 Eine unmotivierte Darstellung sowie
formelle Defizite stellen die Ernsthaftigkeit der Kampagneninitiatoren erheblich in Frage. 204
2. Gegenleistung: Crowd-Investoren gehen immer ein Risiko ein. Sie bestellen ein Produkt,
das noch nicht die Serienreife erreicht hat und von dem es noch keine unabhängigen
Testberichte gibt oder sie investieren in ein Unternehmen, dessen Geschäftserfolg am freien
Markt kein Automatismus ist. Was wird den Unterstützern also für dieses Risiko geboten?
Die Gegenleistung muss in den Augen der Investoren einen Wert haben, der das finanzielle
Engagement und das einzugehende Risiko rechtfertigt.205 Dieser Wert kann auf ganz
unterschiedliche Art und Weisen erzeugt werden: Beim pre-purchase model ist ein
erheblicher Rabatt zur späteren unverbindlichen Preisempfehlung ein Weg. Beim reward
model geht es oft um ideelle Werte wie die Erwähnung im Abspann eines Films, exklusive
Tickets zur Premiere oder ein einzigartiges Meet & Greet mit den Hauptdarstellern.206 Beim
Crowdinvesting ist der entscheidende Faktor eine für die Investoren faire und
nachvollziehbare Unternehmensbewertung. An ihrer Höhe berechnet sich die prozentuale
Partizipation der Investoren am späteren Geschäftserfolg des Unternehmens.207 Bei allen
202 Vgl. co:funding (2012), S.93. 203 Vgl. Harzer (2013), S.85. 204 Vgl. Hahn & Naumann (2014), S.99f. 205 Vgl. Für Gründer (2014e), 4.Absatz. (s. Internetverzeichnis) 206 Vgl. co:funding (2012), S.21,24. 207 Vgl. Beck (2014), S.155.
38
Gegenleistungen gilt: Je emotionaler die potentiellen Investoren mit der Kampagne
verbunden sind, desto größer ist der ideelle Wert ihres Engagements.
3. Emotionalität: Es ist gut und wichtig, Informationen zu liefern, die Besonderheiten der
Geschäftsidee herauszuheben und das Alleinstellungsmerkmal zu betonen. Aber nicht nur
harte Fakten gehören in eine gelungene Präsentation. Es muss auch eine persönliche
Geschichte erzählt werden, die Emotionen beim Zuschauer hervorruft.208 Wie viel Arbeit hat
der Projektinitiator schon in die Prototypen investiert und wie ist er eigentlich auf die Idee
gekommen? Wie hat das Unternehmen angefangen, wer sind die Gründer und was ist die
Vision? Die Personen hinter dem Projekt und deren Leidenschaft sind genauso wichtig, wie
das Vorhaben an sich.209 Das Ziel ist es, beim potentiellen Investor aus Interesse an dem
Projekt Begeisterung zu formen. Es müssen zwei Gedankengänge ausgelöst werden: „Ich will
sehen, dass die Idee tatsächlich Wirklichkeit wird!“ und „Ich persönlich bin eine wichtige Person
für diese Kampagne.“ 210 211 Jeder einzelne Geldgeber muss das Gefühl haben, dass das
Projekt dank seiner Unterstützung Wirklichkeit werden kann und er selber den Unterschied
macht. Um diese Gefühle beim Zuschauer entsprechend auszulösen, muss die
Kampagnenvorstellung authentisch, emotional und persönlich sein.212
4. Viralität: Alle Marketingbemühungen haben beim Crowdfunding vor allem einen Zweck:
Viralität erzeugen und die Leute ermutigen, die Kampagne selbstständig mit ihrem Umfeld
zu teilen. Die Bereitschaft, die eigene Begeisterung für ein Projekt in Blogs, sozialen
Netzwerken oder dem persönlichen Umfeld zu teilen, entscheidet darüber, wie schnell und
wie stark die Crowd wächst, die sich für das entsprechende Projekt interessiert. Im optimalen
Fall werden aus den Fans Werbeträger, die durch die Verbundenheit zum Projekt dieses als
ihr eigenes ansehen und entsprechend per Mundpropaganda dafür werben.213 Hierbei lässt
sich beobachten, dass Multiplikatoren, also User mit vielen Kontakten, zwar wichtig sind,
den größten Einfluss jedoch echte Meinungsführer haben. Diese, im Englischen als Influencer
bezeichneten Personen, haben auch ein großes Netzwerk und besitzen zudem die Fähigkeit,
einen Großteil ihrer Leserschaft von einem Vorhaben zu überzeugen, wenn sie dieses als
aussichtsreich, innovativ und unterstützenswert darstellen.
Wie schon beschrieben gelangt ein Großteil der Unterstützer über Dritte auf die
Kampagnenseite. Welche Eigendynamik eben jene Viralität bei Zeiten entwickeln kann, zeigt
208 Vgl. Harzer (2013), S.110. 209 Vgl. Schmiedgen (2014), S.132f. 210 Vgl. Institute of Electronic Business, S.4. (s. Internetverzeichnis) 211 Vgl. Kaltenbeck (2011), S.24f. 212 Vgl. Schmiedgen (2014), S.133. 213 Vgl. Egner, Seitz, Keller, & Stahl (2014), S.35f.
39
ein aktueller Fall aus den USA. Der Amerikaner Zack Danger Brown startete im Juli 2014 das
Projekt „Potato Salad“ mit dem Ziel, auf Kickstarter 10 US-Dollar für eine Schüssel
Kartoffelsalat einzuwerben. Was als ein Scherz startete, zog schnell große Kreise. Acht Tage
nach Projektstart hatte die Kampagne mehr als 5.800 Unterstützer, stand bei rund 47.000
US-Dollar und wurde allein bei Facebook rund 357.000 Mal geteilt.214 Die Hochrechnungen
des Crowdfunding-Analyse-Portals Kicktraq gehen sogar davon aus, dass am
Kampagnenende mehr als 146.000 US-Dollar zusammenkommen werden, wenn die
Dynamik beibehalten wird. Auch in den Medien stieß die Aktion auf ein breites Interesse,
sodass beispielsweise die BBC, das Forbes-Magazin, Fox News und die Washington Post von
der Kampagne berichteten. Das Medienecho dieser reichweitenstarken Medien dürfte
zusätzliche Aufmerksamkeit auf die Kampagne lenken.
Obwohl die Kampagne noch weitere 22 Tage läuft, ist sie - relativ betrachtet - die
erfolgreichste Crowdfunding-Kampagne aller Zeiten, da bisher schon mehr als das
4.700-fache des angestrebten Kapitals eingesammelt wurden.
5. Ausdauer: Der Anfang eines Projektes ist zweifellos die wichtigste Phase. Hier kristallisiert
sich relativ schnell heraus, ob die Kampagne reelle Chancen hat, ein Erfolg zu werden oder
ob sie vermutlich scheitern wird. Auch wenn in der Regel das Versprechen besteht, dass die
Investoren für den Fall des Scheiterns ihr Geld zurückerhalten ist es zu beobachten, dass viele
Leute dann investieren, wenn sie zuversichtlich sind, dass die Kampagne erfolgreich endet.215
214 Vgl. Kicktraq (2014), Hauptframe. (s. Internetverzeichnis) 215 Vgl. Egner, Seitz, Keller, & Stahl (2014), S.35f.
Abbildung 13: Internationales Medienecho zur Kickstarter-Kampagne „Potato Salad“ Quelle: Eigene Darstellung, Screenshots via The Huffington Post (2014), Hauptframe. , Focus (2014),
Hauptframe. , Fox News (2014), Hauptframe. , Forbes (2014c), Hauptframe. , BBC (2014), Hauptframe. , The Verge (2014), Hauptframe. , The Washington Post (2014), Hauptframe.
40
Steuert die Kampagne früh und klar auf das gesetzte Ziel zu, greift dieser psychologische
Effekt.216 217 Zudem fühlen sich die potentiellen Geldgeber durch die bisherigen Investoren in
ihrem Vorhaben bestätigt, auch Geld in die Kampagne zu investieren. Hier greift
unterbewusst das Vertrauen in die Schwarmintelligenz und deren Fähigkeit, richtige
Entscheidungen zu treffen.218
Ist die Anfangsphase erfolgreich geschafft und das Ziel eventuell sogar schon erreicht,
dürfen sich die Projektinitiatoren speziell beim Crowdfunding i.e.S. nicht zufrieden geben.
Jetzt gilt es, sich und der Crowd neue Ziele zu setzen und das Maximum an Kapital
einzuwerben. Ein Mittel dabei sind neue informelle Fundingschwellen. Hier kann das
Unternehmen auf freiwilliger Basis versprechen, den Rahmen des Projektes bei Erreichen des
nächsten Ziels weiter auszudehnen und beispielsweise zusätzliche Features zu integrieren.
Wurde das Ziel bisher nicht erreicht, müssen die Kampagnenstarter versuchen, Geldgeber,
die noch unsicher sind, zu überzeugen und diejenigen an Bord holen, die ihr Vorhaben, das
Projekt zu unterstützen, in der Zwischenzeit schlichtweg vergessen haben.
Dieser Arbeit ist eine Liste der bisher erfolgreichsten Crowdfunding- und Crowdinvesting-
Kampagnen angehängt. Die dort aufgeführten Kampagnen sind best-practise-Beispiele, da
sie die Crowd in besonderem Maße von ihren Ideen überzeugt haben und teilweise mehr als
das 100-fache des ursprünglich avisierten Kapitals einwerben konnten. Sie bilden eine gute
Orientierung für zukünftige Kampagnenstarter.
216 Vgl. Institute of Electronic Business, S.4. (s. Internetverzeichnis) 217 Vgl. Harzer (2013), S.108. 218 Vgl. Umlauf (2013), S.27.
41
5.5 Entscheidungsschema
Wenn sich ein Unternehmen nach Abwägung der Stärken und Schwächen sowie der
Chancen und Risiken für eine Finanzierung über die Crowd entschieden hat, bleibt eine
elementare Frage bestehen: Welche Plattform ist für das eigene Vorhaben am geeignetsten?
Das in dieser Arbeit entwickelte Schema sowie die kurz erläuterten Kriterien sollen
Projektinitiatoren den Weg zur ihrer finalen Entscheidung strukturieren, die Komplexität
reduzieren und die Wahl schlussendlich erleichtern.
Eine vergrößerte Version dieses Schemas sowie die Kommentierung der einzelnen
Entscheidungsschritte sind dieser Arbeit angehängt.
Abbildung 14: Entscheidungsschema „Wahl der richtigen Crowdfunding-Plattform“ Quelle: Eigene Darstellung
42
6 Crowdfunding aktuell: Daten und Fakten
Crowdfunding hat sich seit den in Kapital 2 beschriebenen ersten Schritten rasant entwickelt.
Das abschließende Kapitel dieser Arbeit gibt einen Überblick über die aktuelle Dynamik und
Relevanz dieser Finanzierungsart. Dabei beziehen sich die Daten auf die Oberkategorie, also
Crowdfunding i.w.S..
6.1 Weltweit
Crowdfunding funktioniert durch eine Masse von Unterstützern, die gemeinsam ein
Volumen stemmen. Den gesamten Crowdfunding-Markt wiederrum macht eine Masse von
einzelnen Kampagnen aus. Allein im Jahr 2012 wurden weltweit mehr als eine Million
Projekte über Crowdfunding-Plattformen erfolgreich finanziert.219 Hierbei zeigt sich der
enorme volkswirtschaftliche Beitrag, den Crowdfunding als Finanzierungsart leistet.
Crowdfunding ist aktuell aber noch kein globales Phänomen. Mit Blick auf die gestarteten
Crowdfunding-Kampagnen wird deutlich, dass das Bewusstsein für Crowdfunding vorerst
nur in Europa und Nordamerika besonders ausgeprägt ist. 99 Prozent aller Kampagnen
wurden in diesen beiden Regionen gestartet (s. Abbildung 15).220
Die gängigen Volumina der verschiedenen Modelle sind dabei unterschiedlich. Kampagnen
nach dem reward model kommen auf ein mittleres Volumen von 2.300 US-Dollar und solche
nach dem pre-purchase model auf 4.300 US-Dollar. Dies unterstreicht, dass Crowdfunding
nicht nur für Projekte geeignet ist, die im größeren fünfstelligen Bereich starten. Schon
219 Vgl. Crowdsourcing.org (2014), Grafik im Hauptframe. (s. Internetverzeichnis) 220 Vgl. Massolution (2013), S.32.
Abbildung 15: Verteilung erfolgreicher Crowdfunding-Kampagnen nach Regionen im Jahr 2012 Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an (Massolution, 2013), S.23. Datenquelle: Massolution (2013), S.23.
43
heute werden die Projekte von Kreativen wie Fotografen oder Journalisten häufig mit
Summen im vierstelligen Bereich finanziert. Beim donation model beträgt das mittlere
Kampagnenvolumen 1.400 US-Dollar und das höchste mittlere Volumen verzeichnet die
Kategorie Crowdinvesting mit 190.000 US-Dollar pro Kampagne.221
Auch mit Blick auf die Unterstützung von
Crowdfunding-Kampagnen sind Europa und
Nordamerika die Vorreiter. 2012 kamen rund
96 Prozent des weltweiten durch
Crowdfunding generierten Kapitals aus
Ländern dieser beiden Regionen
(s. Abbildung 16).222
Insgesamt steigerte sich das Gesamtvolumen
des weltweit durch die Crowd
eingesammelten Kapitals auf
5,1 Milliarden US-Dollar. Damit hat sich das
Volumen innerhalb von zwei Jahren mehr als
verdreifacht (s. Abbildung 17).
221 Vgl. Massolution (2013), S.34. 222 Vgl. Massolution (2013), S.23.
Abbildung 16: Herkunft des durch Crowdfunding eingesammelten Kapitals nach Regionen im Jahr 2012 Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an (Massolution, 2013), S.23. Datenquelle: Massolution (2013), S.23.
Abbildung 17: Weltweit durch Crowdfunding eingesammeltes Kapital (in Milliarden US-Dollar) Quelle: Eigene Darstellung Datenquelle: Crowdsourcing.org (2014), Grafik im Hauptframe. (s. Internetverzeichnis)
1,5 Mrd. $
2,7
Mrd
. $ 5,1
Mrd
. $
0
1
2
3
4
5
6
2011 2012 2013Crowdfunding-Kapital (in Milliarden US-…
44
Mit Wachstumsraten von 80 Prozent
(2011/2012) und 89 Prozent (2012/2013),
bezogen auf die weltweiten Volumina,
verzeichnete Crowdfunding in den letzten
Jahren eine äußerst dynamische Entwicklung
(s. Abbildung 18). Die Versorgung mit
Schwarmfinanzierungen wächst
eindrucksvoll gegen den Trend einer
sinkenden Kreditvergabe durch klassische
Kreditinstitute.223
Betrachtet man die Wachstumsraten
genauer, zeigt sich, dass die sonstige Welt im Bereich Crowdfunding zunehmend aktiver
wird. Im Zeitraum 2012/2013 sind hier die dynamischsten Wachstumsraten vorzufinden (s.
Abbildung 18). Die Ausgangsbasis dieses Wachstums ist dabei allerdings, wie in Abbildung 16
beschrieben, sehr gering. Zudem bleibt zu beobachten, ob das letztjährige dreistellige
Wachstum auf einem steigenden Bewusstsein für die Möglichkeiten des Crowdfundings
beruht und in den nächsten Jahren in dieser Größenordnung fortgesetzt werden kann oder
ob die aktuelle Wachstumsrate Sondereffekten unterliegt. Die Wachstumsraten in Europa
und Nordamerika waren im letzten Jahr leicht rückläufig. Mit Blick auf die Volumina sind die
absoluten Zuwächse aber weiterhin beachtlich.
Bei der Auswahl der Plattform ist eine Fragmentierung der Märkte zu beobachten. Diese
lässt sich dadurch erklären, dass Kampagnenstarter den hohen viralen Traffic großer
Plattformen schätzen, der von Leuten stammt, welche die Kampagne nicht zielgerichtet per
Link ansteuern, sondern auf Crowdfunding Plattformen ohne konkretes Ziel surfen und sich
über neue Projekte informieren. Daher werden große Portale kleineren in der Regel
vorgezogen. Das bestätigt auch Matthias Höfer von Lottohelden im Interview: „Wenn du [als
Plattform] hier eine marktrelevante Stellung hast, dann ist das natürlich von Vorteil. Denn du
hast die Crowd und du hast die Projekte. Die Plattform ist ja nur so attraktiv, wie die Crowd und
die Projekte auf der Plattform, die dann durch die Crowd finanziert werden. [...] Wir wollten mit
einem relevanten Marktteilnehmer zusammenarbeiten und das war nachher auch eines der
Entscheidungskriterien.“ 224 Dieser Trend führt dazu, dass sich im Bereich Crowdfunding
international mit Kickstarter und Indiegogo nahezu ein Duopol gebildet hat. Der weltweite
Marktführer unter den Crowdfunding-Plattformen ist Kickstarter mit einem Volumen von 223 Vgl. Europäische Zentralbank (2014), Datenset. (s. Internetverzeichnis) 224 Telefoninterview mit Matthias Höfer (Lottohelden) vom 20.06.2014
80%
89%10
5%
86%
65%
42%59
%
125%
0%
20%
40%
60%
80%
100%
120%
2011/2012 2012/2013Weltweit Nordamerika Europa Sonstige Welt
Abbildung 18: Wachstumsraten der Crowdfunding- Volumina nach Regionen Quelle: Eigene Darstellung Datenquelle: Massolution (2013), S.24.
45
rund 480 Millionen US-Dollar im Jahr 2013. Die enorme Wachstumsdynamik der
Crowdfunding-Bewegung wird auch hier deutlich: Am 28. April 2009 startete das Portal mit
40 Personen, die am ersten Tag sieben Projekte mit insgesamt 1.084 US-Dollar
unterstützten. Rund vier Jahre später, am 13. März 2013, legten 54.187 Unterstützer
innerhalb von 24 Stunden 4.029.585,45 US-Dollar für 1.985 Projekte zusammen – ein Tag für
die Crowdfunding-Rekordbücher.225 Im März 2014 durchbrach das Portal die Marke von einer
Milliarde US-Dollar, die auf der Plattform seit dem Start gesammelt wurden.226
Die starke Korrelation zwischen der Größe der Plattform und der von Kampagnenstartern
wahrgenommen Attraktivität führt dabei zu besonders hohen Markteintrittsbarrieren für
neue Plattformen. Die Konsequenz dieser Dominanz ist, dass sich neben den großen
Plattformen nur wenige Konkurrenten behaupten können. Diese sind in der Regel auf ein
spezielles Themengebiet spezialisiert und bieten auf diese Weise für die Kampagnenstarter
einen Mehrwert, der die Größe der Crowd übersteigt. Ein Beispiel ist hierbei die Plattform
SellaBand, die sich auf Crowdfinanzierung von Musikprojekten spezialisiert hat und somit
eine Nischenberechtigung besitzt.
6.2 Crowdfunding in Deutschland
Der deutsche Crowdfunding-Markt
entwickelte sich in den letzten Jahren noch
deutlich dynamischer, als der europäische
Markt als Ganzes. Innerhalb von zwei Jahren
konnten die Volumina mehr als
verzehnfacht werden (s. Abbildung 19). Das
Branchenportal Für Gründer rechnet für das
laufende Jahr 2014 mit einem Wachstum
von 49 bis 87 Prozent. Nach 1,2 Millionen
Euro im ersten Quartal konnten im zweiten
Quartal 2014 2,8 Millionen Euro per
Crowdfunding eingeworben werden.227 Die vielversprechenden Zahlen waren dabei
maßgeblich auf das erfolgreiche Projekt der Krautreporter zurückzuführen. Die Kampagne
für unabhängigen und werbefreien Online-Journalismus konnte mithilfe von 16.528
Unterstützern 991.680 Euro einwerben und verfehlte dabei nur knapp den bisherigen
225 Vgl. Kickstarter (2014c), 10. Absatz. (s. Internetverzeichnis) 226 Vgl. Kickstarter (2014c), 1. Absatz. (s. Internetverzeichnis) 227 Vgl. Für Gründer (2014c), S.11. (s. Internetverzeichnis)
0,46 Mio. €
1,95 Mio. €
5,36
Mio
. €
8,00
Mio
. €
2,00 Mio. €
0
2
4
6
8
10
2011 2012 2013 2014Abbildung 19: Entwicklung der Gesamtvolumina von
Crowdfunding in Deutschland & Prognose für 2014
Quelle: Eigene Darstellung Datenquelle: Für Gründer (2014a), S.11,19. (s. Internetverzeichnis)
46
0,45 Mio. €
4,30 Mio. €
15,0
0 M
io. €
20,0
0 M
io. €
5,00 Mio. €
0
5
10
15
20
25
2011 2012 2013 2014Abbildung 22: Entwicklung der Gesamtvolumina von
Crowdinvesting in Deutschland & Prognose für 2014
Quelle: Eigene Darstellung Datenquelle: Für Gründer (2014b), S.9,16. (s. Internetverzeichnis)
deutschen Crowdfunding-Rekord, den weiterhin der Stromberg-Kinofilm mit
1,0 Million Euro im Jahr 2011 hält.228
Auf dem deutschen Crowdfunding-Markt hat sich die Plattform Startnext eine nahezu
marktbeherrschende Stellung erarbeitet. Seit 2012 wurden 82 Prozent des gesamten
deutschen Marktvolumens dort eingesammelt (s. Abbildung 20). Zudem ist die Plattform die
erste Wahl für größere Projekte, sodass das durchschnittliche Kampagnenvolumen im ersten
Quartal 2014 deutlich über dem von Visionbakery und den sonstigen Plattformen lag.
Hinsichtlich der Erfolgsquote gibt es keine signifikanten Unterschiede auf dem deutschen
Markt (s. Abbildung 21).
6.3 Crowdinvesting in Deutschland
Der deutsche Crowdinvesting-Markt boomt.
Anders ist die Entwicklung der letzten Jahre
nicht zu beschreiben. Seitdem im Jahr 2011
die ersten Unternehmen durch die Crowd
finanziert wurden, ist das Gesamtvolumen
bis auf 15 Millionen Euro im Jahr 2013
angestiegen.
Für 2014 rechnet der Branchenmonitor von
Für Gründer mit einem Anstieg auf bis zu
25 Millionen Euro (s. Abbildung 22).
228 Vgl. Die 10 erfolgreichsten Crowdfunding-Projekte in Deutschland. (s. Anhang)
Abbildung 21: Erfolgsrate & durchschnittliches Kampagnenvolumen nach Plattformen Q1 2014
Quelle: Eigene Darstellung Datenquelle: Für Gründer (2014a), S.16f. (s. Internetverzeichnis)
9,275 Mio. €
2,092 Mio. €
Startnext Sonstige
Abbildung 20: Seit 2012 gesammeltes Kapital in Millionen Euro, Stand: 11.07.2014
Quelle: Eigene Darstellung Datenquelle: Für Gründer (2014c), S.15. (s. Internetverzeichnis)
64%
69%
65%6.37
5 €
5.00
7 €
4.04
1 €
0
1.000
2.000
3.000
4.000
5.000
6.000
7.000
00,10,20,30,40,50,60,70,80,9
1
Erfolgsrate Durchschnittsvolumen
47
Die drei Plattformen Bergfürst, Companisto und Seedmatch teilen den Crowdinvesting-
Markt im Geschäftsjahr 2013 nahezu unter sich auf (s. Abbildung 23). Klarer Marktführer ist
dabei Seedmatch mit 49 Prozent Marktanteil, der sich auf 21 erfolgreiche
Finanzierungsrunden mit einem Volumen von 7,3 Millionen Euro verteilt.229 Die Dresdner
Plattform stattete die Unternehmen im Jahr 2013 auf ihrer Plattform durchschnittlich mit
268.000 Euro aus und liegt damit deutlich vor der Konkurrenz. Zudem spricht die höchste
Erfolgsquote für die Kampagnen-Vorauswahl von Seedmatch, sowie deren Vermarktung vor
und während der Finanzierungsphase (s. Abbildung 24).
Bergfürst profitierte als Nummer zwei maßgeblich von der Urbanara-Emission, der bisher
einzigen Kampagne der Plattform. Durch das Funding auf Eigenkapitalbasis konnte die
Plattform drei Millionen Euro für seinen Kunden einsammeln und damit 20 Prozent
Marktanteil sowie den Titel der bisher erfolgreichsten Crowdinvesting-Kampagne für sich
beanspruchen.230 Für das Jahr 2014 wurde noch keine weitere Emission angekündigt.
Als dritter relevanter Marktteilnehmer führte Companisto 15 erfolgreiche
Finanzierungsrunden durch. Die 2,6 Millionen Euro führen zu einem Marktanteil von 17
Prozent, wobei Companisto die einzige Plattform ist, auf der Beteiligungen schon ab einer
Summe von fünf Euro möglich sind.231
229 Vgl. Für Gründer (2014d), S.8f. (s. Internetverzeichnis) 230 Vgl. Die 12 erfolgreichsten Crowdinvesting-Kampagnen in Deutschland. (s. Anhang) 231 Vgl. Handelsblatt (2013), Infobox „Seedmatch“. (s. Internetverzeichnis)
Abbildung 24: Erfolgsrate in Prozent (linke Skala) und durchschnittliches Kampagnenvolumen in Tausend Euro (rechte Skala) deutscher Crowdinvesting-Plattformen
Quelle: Eigene Darstellung Datenquelle: Für Gründer (2014d), S.12. (s. Internetverzeichnis)
49%
20%
17%
7%7%
Seedmatch Bergfürst Companisto
Innovestment Sonstige
Abbildung 23: Marktanteile deutscher Crowdinvesting- Plattformen 2013 Quelle: Eigene Darstellung Datenquelle: Für Gründer (2014b), S.11. (s. Internetverzeichnis)
89%
87%
62%268
Tsd
. €
181
Tsd
. €
84 T
sd. €
0
50
100
150
200
250
300
00,10,20,30,40,50,60,70,80,9
1
Seedmatch InnovestmentErfolgsrate Durchschnittsvolumen
48
Die Plattform Innovestment kommt nach 23 Prozent Marktanteil im Jahr 2012 nur noch auf
sieben Prozent in 2013. Zudem ist die Erfolgsquote deutlich schlechter als bei der
Konkurrenz.
Im ersten Halbjahr 2014 konnte Seedmatch
seinen Marktanteil auch dank der zweiten
Crowdinvesting-Kampagne von Protonet in
Höhe von 3 Millionen Euro auf 66 Prozent
ausbauen (s. Abbildung 25).
Companisto steigerte seinen Marktanteil auf
21 Prozent und schickt sich mit Blick auf das
Gesamtjahr 2014 an, weitere Marktanteile zu
erobern. Mit den Kampagnen von Kyl (aktuell
808.540 Euro, maximales Fundingziel: Eine
Million Euro)232 und Weissenhaus (aktuell 1,2
Millionen Euro, maximales Fundingziel 7,5
Millionen Euro)233 sind zwei sehr große Kampagnen noch in der Finanzierungsphase. Die
Kampagne von Weissenhaus hat mit Blick auf die Entwicklung in den ersten Tagen und einer
verbleibenden Restlaufzeit von 180 Tagen das Potential, die bisherigen Spitzenreiter
Urbanara und Protonet mit ihrem Fundings in Höhe von drei Millionen Euro als erfolgreichste
Kampagnen abzulösen. Dabei markiert das maximale Fundingziel in Höhe von 7,5 Millionen
Euro eine ganz neue Dimension im Bereich des Crowdinvestings.234 Companisto dürfte für
weitere große Kampagnen auch deshalb interessant werden, da Seedmatch weiterhin an
einer maximalen Beteiligungssumme von 10.000 Euro pro Investor festhält. Companisto
setzt hierbei keine Obergrenzen.
Bei aller Euphorie muss die Crowdinvesting-Szene allerdings auch erste Rückschläge hinnehmen.
Insgesamt sechs der durch die Crowd finanzierten Unternehmen scheiterten bisher an
Anschlussfinanzierungen und mussten Insolvenz anmelden. Der prominenteste Fall ist dabei das
Startup foodieSquare, das in zwei Finanzierungsrunden auf Seedmatch insgesamt 533.650 Euro
sammelte.235 Über alle sechs Insolvenzen verteilt sind insgesamt gut eine Million Euro
beziehungsweise 3,5 Prozent des bisherigen Finanzierungsvolumens des Marktes ausgefallen.
Die entsprechenden Investoren haben in diesen Fällen einen Totalverlust erlitten.236
232 Vgl. Companisto (2014c), Hauptframe. (s. Internetverzeichnis) 233 Vgl. Compamisto (2014f), Hauptframe. (s. Internetverzeichnis) 234 Vgl. Die 12 erfolgreichsten Crowdinvesting-Kampagnen in Deutschland. (s. Anhang) 235 Vgl. Für Gründer (2014d), S.14. (s. Internetverzeichnis) 236 Vgl. Für Gründer (2014d), S.7,14. (s. Internetverzeichnis)
66%
21%
4%
10%
Seedmatch Companisto
Innovestment Sonstige
Abbildung 25: Marktanteile deutscher Crowdinvesting Plattformen im 1. Halbjahr 2014 Quelle: Eigene Darstellung Datenquelle: Für Gründer (2014d), S.10. (s. Internetverzeichnis)
49
7 Zusammenfassung
Crowdfunding ist schon heute eine echte Finanzierungsalternative für Startups und junge
Unternehmen. Dabei hat speziell Crowdinvesting auf Basis von Mezzanine-Kapital das
Potential, die kritische Finanzierungslücke in der Frühphase eines Unternehmens zu
schließen. Besonders die Kombination aus Kapitalquelle und Marketingkampagne, sowie die
Möglichkeit, größere Summen auch ohne die Abgabe von Gesellschaftsanteilen von der
Crowd zu erhalten, sind dabei für Gründer attraktiv. Unternehmen, die sich sicher sind, eine
breite Masse an Investoren von ihrem Geschäftsmodell überzeugen zu können, sollten diese
Finanzierungsalternative in jedem Fall in Betracht ziehen.
Crowdinvesting auf Eigenkapitalbasis ist aktuell nur für Unternehmen möglich, welche die
Startup-Phase schon verlassen haben und am Markt erfolgreich agieren. Ein solches
Crowdinvesting ist eher als Substitut zu Venture Capital zu sehen und keine geeignete
Finanzierungsart in der Frühphase einer Unternehmung.
Geht es lediglich darum, die Betriebsmittel für den Sprung vom Prototypen zur Serienreife zu
finanzieren, bietet sich auch Crowdfunding an. Neben der finanziellen Komponente bietet
Crowdfunding die Möglichkeit, wertvolles Feedback zum eigenen Projekt zu erhalten.
Über alle Ausgestaltungsarten hinweg entscheiden fünf Kriterien einer Kampagne
wesentlich über deren Erfolg: Professionalität, Gegenleistung, Emotionalität, Viralität und
Ausdauer.
Crowdfunding hat 2012 mehr als eine Million Projekte erfolgreich finanziert und ist daher von
enormer gesellschaftlicher und volkswirtschaftlicher Relevanz. Die Dynamik, mit der die
Märkte für Schwarmfinanzierungen aktuell wachsen, ist vielversprechend und dürfte sich in
den nächsten Jahren weiter fortsetzen. Die gegenwärtigen Wachstumsraten spiegeln einen
wahren Hype um das Thema wieder. Hier wird es spannend sein zu beobachten, wie viele
durch die Crowd finanzierte Startups sich auch langfristig am Markt behaupten können. Die
kritische Zeit, in der weitere Anschlussfinanzierungen benötigt werden, kommt für viele
Unternehmen, die sich vor 12-18 Monaten erfolgreich finanziert haben, erst noch. Die
Erfahrungen der Crowd in diesem Bereich wird maßgeblich die Bereitschaft der Investoren
beeinflussen, weitere Kampagnen zu finanzieren und den Boom an Schwarmfinanzierungen
fortzuführen. Die aktuelle Kampagne von Weissenhaus auf Companisto stößt mit einem
maximalen Fundingziel von 7,5 Millionen Euro in neue Dimensionen vor. Der Markt als
Ganzes kann bei einer erfolgreichen Finanzierung davon nur profitieren und wird weitere
Unternehmen in dieser Größenordnung anziehen.
50
Mit Blick auf die Stärken und Schwächen von Crowdfunding kann ein äußerst positives Bild
gezeichnet werden. Bei aller Euphorie ist allerdings auch festzuhalten, dass es sich bei dem
eingeworbenen Kapital keinesfalls um billiges Geld handelt. Die Plattformgebühr und vor
allem die nötigen Eigenleistungen sind in der Summe ein nicht zu vernachlässigender
Kostenblock.
Weiterer Forschungsbedarf besteht zudem in den folgenden Fragen: Wie wirkt sich
Crowdinvesting auf die Verhandlungen der Startups in nachfolgenden Finanzierungsrunden
konkret aus? Mit welcher Rendite gehen die Investoren aus ihren Engagements, wenn Ende
2014 mit Lifeaction und Sugarshape die ersten Crowdinvesting-Beteiligungen regulär
auslaufen? Führen die Umsatz- und Gewinn-Multiplikatoren zu einem fairen Profit-Share
zwischen Investoren und Gesellschaftern?
„In den 80ern drehte sich alles um Computer, in den 90ern um E-Commerce, in den 2000ern um
soziale Netzwerke und in diesem Jahrzehnt um Crowdfunding“237, so lautet der Leitspruch von
Indiegogo, der zweitgrößten Crowdfunding-Plattform der Welt. Das Potenzial für eine
solche Entwicklung ist zweifellos vorhanden. Es sollte genutzt werden!
237 Vgl. Ludowig (2014), S.1.
51
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66
Anhang
Entscheidungsschema für
Gründer.............................................................................................................67
Entscheidungsschema für Gründer – Kommentierung der
Kriterien.............................................................................................................68
Die 15 weltweit erfolgreichsten Crowdfunding-Projekte (ohne
Crowdinvesting).................................................................................................74
Die 10 erfolgreichsten Crowdfunding-Projekte in
Deutschland........................................................................................................75
Die 12 erfolgreichsten Crowdinvesting-Kampagnen in
Deutschland.........................................................................................................76
68
Entscheidungsschema für Gründer – Kommentierung der Kriterien:
F1: Am Anfang steht die grundlegende Frage, was überhaupt finanziert werden soll:
Ein Projekt: Crowdfunding i.e.S. - Weiter zu A1.
Ein Unternehmen: Crowdinvesting - Weiter zu B1.
A1: „Sollen Spenden gesammelt werden?“
Ja: Es handelt es sich um eine Kampagne nach dem donation model: Weiter zu A2.
Nein: Weiter zu A4.
A2: „Richtet sich die Kampagne an ein internationales Publikum?“
Ja: Hier ist Indiegogo die beste Plattform. Denn im Gegensatz zu Kickstarter können
hier auch Kampagnen nach dem donation model durchgeführt werden und die Crowd
ist ebenso international, wie riesig.
Nein: Weiter zu A3.
A3: „Sollen Spendenquittungen ausgestellt werden?“
Ja: Wenn der Kampagnenstarter als gemeinnütziger Verein nach dem deutschen
Steuerrecht dazu berechtigt ist, Spendenquittungen für die Zuwendungen
auszustellen, ist eine Nutzung der Plattform Betterplace am sinnvollsten. Hier finden
die Initiatoren die beste Infrastruktur, um der Crowd direkt zu zeigen, dass
Spendenquittungen ausgestellt werden und auch die spätere Abwicklung ist über
Betterplace am komfortabelsten.
Nein: Alternativ zu Betterplace ist auch Startnext eine mögliche Plattform. Startnext
ist die größte Plattform im deutschsprachigen Raum und bietet daher vermehrt auch
virale Klicks für die Kampagnen.
A4: „Ist es realistisch das Fundingvolumen allein über die eigenen Fans zu realisieren?“
Ja: Die eigene Fanbasis ist also groß genug, um das Funding selber zu stemmen. Das
bietet enorme Vorteile. Weiter zu A5.
Nein: Weiter zu A6.
A5: „Ist Kapital vorhanden, um die technischen Voraussetzungen für ein eigenständiges
Crowdfunding zu schaffen?“
69
Ja: Wenn die Fanbasis groß genug ist und auch Geld vorhanden ist, um über die eigene
Website eine Crowdfunding-Kampagne technisch zu realisieren, sollte dies vor allem
bei großen Projekten genutzt werden. Dies schafft zusätzliche Flexibilität für die
Kampagne und schafft Freiheiten in der späteren Projektrealisierung. So haben
beispielsweise die Krautreporter ein komplett eigenständiges Funding über ihre
Website gestartet und damit gleichzeitig den geschlossenen Abonnentenbereich
aufgebaut, in dem ab September die ersten Artikel erscheinen.
Nein: Weiter zu A6.
A6: „Handels es sich um ein Kreativprojekt (Buch, Film, Musik, etc.)?
Ja: Bei Kreativprojekten reicht es aus, vor dem Funding zu beschreiben, wie das
Projekt später umgesetzt werden soll und was das Ergebnis sein wird. Hier gilt es die
Unterstützer zu überzeugen und zu begeistern. Eine erste Arbeitsprobe wie etwa ein
Buchkapitel, ein Lied des späteren Albums oder ein Trailer helfen dabei enorm.
Nein: Weiter zu A9.
A7: „Handelt es sich um ein Musikprojekt?“
Ja: Speziell im Musikbereich gibt es zwei internationale Crowdfunding-Portale, die sich
mit der Spezialisierung auf die Finanzierung von Musikprojekten eine
Nischenberechtigung erarbeitet haben. Weiter zu A8.
Nein: Weiter zu A10.
A8: „Richtet sich die Kampagne an ein internationales Publikum?“
Ja: Die beiden Plattformen ArtistShare und SellaBand haben sich erfolgreich auf die
Finanzierung von Musikprojekten spezialisiert. Die Crowd ist international, die Sprache
der Plattform Englisch und wenn das Projekt genau dieses Publikum ansprechen soll,
ist dies der optimale Weg, um das nächste Album von der Crowd finanzieren zu lassen.
Nein: Wenn sich die Kampagne ein deutsches Publikum richtet, sollten sich die
Kampagnenstarter zwischen Startnext (Vorteil: Größte Plattform) und Visionbakery
(Vorteil: Spezialisierung auf Kreativprojekte) entscheiden. Beiden Plattformen sollte
das Projekt vorgestellt werden und am Ende entscheidet das jeweilige Bauchgefühl.
70
A9: „Gibt es einen funktionierenden Prototypen?“
Ja: Ein funktionierender Prototyp ist elementar wichtig, um der Crowd zu zeigen, dass
die Idee auch wirklich umsetzbar ist und außerhalb von Laborbedingungen, also „out
of the box“ funktioniert. Weiter zu A10.
Nein: Crowdfunding kommt zu früh. Zuerst sollte die Projektidee weiter fortentwickelt
werden, bevor die Crowd um Unterstützung gebeten wird. Das Vorhaben ist im
aktuellen Stadium noch zu theoretisch und hat wenig Aussicht auf eine erfolgreiche
Finanzierung.
A10: „Muss ein Mindestbetrag erreicht werden, um das Projekt realisieren zu können?“
Ja: Viele Projekte sind nicht runterskalierbar, d.h. sie können mit weniger Geld als dem
Fundingziel nicht oder nicht in dem beschriebenen Umfang realisiert werden. In
diesem Fall sollten die Kampagnenstarter das Alles-oder-nichts-Prinzip anwenden. Das
bringt für sie und für die potentiellen Geldgeber Vorteile (s. S.W.O.T.-Analyse). Weiter
zu A11.
Nein: Das Projekt kann also auch flexibel finanziert werden. Wenn die
Kampagnenstarter sich für diese Option entscheiden, haben sie den Vorteil, dass sie
alle Unterstützungen, unabhängig ob das Ziel am Ende erreicht wird oder nicht,
behalten dürfen. Allerdings sind die Gebühren bei diesem Prinzip auch höher.
A11: „Richtet sich die Kampagne an ein internationales Publikum?“
Ja: Der klare Marktführer für Kampagnen nach dem Alles-oder-nichts-Prinzip ist
Kickstarter. Hier kann sich das Projekt auf der Seite mit den höchsten Besucherzahlen
und der aktivsten Crowd präsentieren.
Nein: Wenn es erwünscht ist, das Projekt auf einer deutschen Plattform zu starten,
dann lautet die klare Empfehlung: Startnext. Dies kann vor allem dann sinnvoll sein,
wenn damit zu rechnen ist, dass der überwiegende Teil der Unterstützer aus
Deutschland kommt. Im dem Fall ist der Fundingprozess für sie auf einer deutschen
Seite nicht durch eine eventuelle Sprachbarriere erschwert.
A12: „Richtet sich die Kampagne an ein internationales Publikum?“
Ja: Von den beiden großen, globalen Crowdfunding-Seiten Kickstarter und Indiegogo
bietet nur Indiegogo eine flexible Finanzierung an. Ist diese gewünscht und das
71
Vorhaben soll international Unterstützer begeistern, ist Indiegogo die optimale
Plattform.
Nein: Auch in diesem Fall ist Startnext die Alternative. Das Portal bietet beide
Kampagnen-Prinzipien an und besticht durch die größte deutsche Crowd, sowie dem
Fakt, dass die Unterstützer die Plattform auf freiwilliger Basis subventionieren und
100% der gesammelten Beträge den Kampagnenstartern zufließen.
B1: „Ist das Unternehmen schon erfolgreich in den Markt eingetreten?“
Ja: Ein erfolgreicher Markteintritt ist eine wichtige Voraussetzung für ein erfolgreiches
Crowdinvesting. Auf dem Weg zum Markteintritt muss ein Unternehmen viele
Entscheidungen treffen. Ist der Markteintritt erfolgreich, spricht dies nicht nur für das
Geschäftsmodell des Unternehmens, sondern auch für die Qualitäten des
Managements. Beides sind wichtige, risikohemmende Faktoren, die ein Unternehmen
für Crowd-Investoren attraktiv machen. Weiter zu B2.
Nein: Ohne einen erfolgreichen Markteintritt stehen die Chancen für eine erfolgreiche
Crowdinvesting-Kampagne schlecht. Hat das Unternehmen trotzdem ein Produkt, das
es auf den Markt bringen möchte und das über die Crowd vorfinanziert werden soll,
bleibt immer noch eine Crowdfunding-Kampagne i.e.S. als Option. Weiter zu A9.
B2: „Liegt der Kapitalbedarf bei 1,5 Millionen Euro oder mehr?“
Ja: Der Kapitalbedarf ist das erste Kriterium, um einschätzen zu können, welche
Plattformen in Frage kommen. Ab 1,5 Millionen Euro ist auch die Plattform Bergfürst
eine Option. Weiter zu B3.
Nein: Weiter zu B4.
B3: „Ist eine Finanzierung auf Basis von Eigenkapital erwünscht?“
Ja: Wenn das Unternehmen eine Aktiengesellschaft ist, mehr als 1,5 Millionen Euro an
Kapital anstrebt und sich auf Basis von Eigenkapital finanzieren möchte, ist Bergfürst die
einzige Option. Die Plattform, an der auch die Berliner Volksbank beteiligt ist, führt
Emissionen von Aktien an die Crowd durch und bietet im Anschluss mit dem eigenen
elektronischen Handel einen Sekundärmarkt für diese Anteile.
Nein: Sollen 1,5 Millionen Euro oder mehr auf Basis von Mezzanine-Kapital
eingesammelt werden, ist Seedmatch aktuell die geeignetste Plattform. Zwar sind auch
72
über Companisto Crowdinvestings in dieser Größenordnung möglich, allerdings spricht
die Erfahrung mit solch großen Kampagnen aktuell noch für Seedmatch.
B4: „Liegt der Kapitalbedarf zwischen 25.000 und 50.000 Euro?“
Ja: Die Plattform Companisto bietet im Gegensatz zu Seedmatch auch Fundings unter
50.000 Euro an. Hier liegt der Mindestbetrag bei lediglich 25.000 Euro. In der Praxis liegt
der Bedarf von Startups und junge Unternehmen aber in aller Regel bei 50.000 Euro und
mehr.
Nein: Weiter zu B5.
B5: „Soll eine Beteiligung schon ab 5 Euro pro Investor möglich sein?“
Ja: Im Gegensatz zu Seedmatch (Mindestbeteiligungssumme 250 Euro) kann die Crowd
bei Companisto schon ab 5 Euro in Unternehmen investieren. Dass diese Option von
vielen wahrgenommen wird, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Bei Companisto beteiligen
sich im Schnitt 587 Investoren mit durchschnittlich 274 Euro an einer Kampagne. Bei
Seedmatch sind es durchschnittlich 289 Investoren, die der Kampagne im Schnitt 751
Euro zur Verfügung stellen.238 Ist den Kampagnenstartern die besonders niedrige Hürde
für ein Investment wichtig, ist Companisto die richtige Wahl.
Nein: Weiter zu B6.
B6: „Soll eine Beteiligung von mehr als 10.000 Euro pro Investor möglich sein?“
Ja: Während ein Investment bei Seedmatch bei 10.000 Euro pro Investor gedeckelt ist,
hat Companisto nach oben hin keine Grenzen gesetzt. Ist eine unbegrenzte
Beteiligungshöhe pro Investor dem Unternehmen wichtig, sollte es auf Companisto
setzen. Die Kampagne Weissenhaus macht es dort aktuell vor: Gleich zwei Investoren
haben je 250.000 Euro in die Kampagne investiert.239 Die Möglichkeit solch größerer
Investments ist speziell bei sehr großen Kampagnen lukrativ. Wird im
Beteiligungsvertrag das aktive Mitspracherecht ausdrücklich ausgeschlossen, besteht
auch bei größeren Einzelengagements nicht die Gefahr einer Einmischung in die
Geschäftsführung des Unternehmens vonseiten eines Investors.
Nein: Weiter zu B7.
238 Vgl. Für Gründer (2014d), S.12. (s. Internetverzeichnis) 239 Vgl. Companisto (2014f), rechte Spalte im Hauptframe. (s. Internetverzeichnis)
73
B7: „Sollen die Investoren abhängig von der Höhe ihres Investments Incentives erhalten?“
Ja: Zwar ist es auch auf Seedmatch möglich, den Investoren ab einer bestimmten
Investitionssumme ein Incentive zu versprechen (Bsp.: Protonet), aber die Plattform
Companisto hat dies technisch wesentlich übersichtlicher umgesetzt. Speziell wenn es
darum geht, bestimmte Investives nur in begrenzter Menge anzubieten und dies eine
wichtige Motivation für die Investoren sein soll, ist Companisto die erste Wahl.
Nein: Wenn keine der zuvor abgefragten Besonderheiten der Plattform Companisto für
die Kampagnenstarter ein echtes Argument darstellt, ist die Plattform Seedmatch zu
empfehlen. Der Marktführer im Bereich Crowdinvesting verfügt über die größte
Erfahrung, die größten Durchschnittsvolumina und die höchste Erfolgsquote.240
Trotzdem holt Companisto auf. Die Kampagnenstarter machen mit Sicherheit keinen
Fehler, ihr Geschäftsmodell beiden Plattformen vorzustellen und dann diejenige zu
wählen, bei der die Zusammenarbeit (speziell auch in relevanten Abstimmungen wie
dem festzulegenden Unternehmenswert) am konstruktivsten erscheint.
240 Vgl. Für Gründer (2014d), S.12. (s. Internetverzeichnis)
74
Die 15 weltweit erfolgreichsten Crowdfunding-Projekte (ohne Crowdinvesting):
Projekt Kategorie Fundingziel Plattform Datum Eingesammeltes
Kapital
1 Star Citizen Videospiel 500.000 US-Dollar
Kickstarter / eigenständig1
Läuft noch 48.320.359 US-Dollar (9.664%)
2 Ubuntu Edge Smartphone 32.000.000 US-Dollar
Indiegogo 21.08.2013 12.814.216 US-Dollar (40%)
3 Pebble Smartwatch 100.000 US-Dollar
Kickstarter 18.05.2012 10.266.845 US-Dollar (10.267%)
4 OUYA Spielekonsole 950.000 US-Dollar
Kickstarter 09.08.2012 8.596.474 US-Dollar (905%)
5 Pono Music Musikplayer 800.000 US-Dollar
Kickstarter 15.04.2014 6.225.354 US-Dollar (778%)
6 Coolest Cooler Kühltruhe 50.0000 US-Dollar
Kickstarter läuft noch 6.109.761 US-Dollar (12.219%)
7 Veronica Mars Film 2.000.000 US-Dollar
Kickstarter 13.04.2013 5.702.153 US-Dollar (285%)
8 Reading Rainbow Bildung 1.000.000 US-Dollar
Kickstarter 02.07.2012 5.408.916 US-Dollar (541%)
9 Project CARS Videospiel 4.762.500 US-Dollar2
eigenständig 11.11.2012 4.791.978 US-Dollar2 (101%)
10 Torment: Tides of Numenera
Videospiel 900.000 US-Dollar
Kickstarter / eigenständig3
06.04.2013 4.500.000 US-Dollar (500%)
11 Project Eternity Videospiel 1.100.000 US-Dollar
Kickstarter / eigenständig4
04.12.2012 4.311.600 US-Dollar (392%)
12 Mighty No. 9 Videospiel 900.000 US-Dollar
Kickstarter 02.10.2013 3.845.170 US-Dollar (427%)
13 Reaper Miniatures Bones
Miniatur- Spielefiguren
30.000 US-Dollar
Kickstarter 26.08.2012 3.429.235 US-Dollar (11.431%)
14 The Micro 3D-Drucker 50.000 US-Dollar
Kickstarter 07.05.2014 3.401.361 US-Dollar (6.803%)
15 The Dash Kopfhörer 260.000 US-Dollar
Kickstarter 31.03.2014 3.390.551 US-Dollar (1.304%)
Tabelle 1: Die erfolgreichsten Crowdfunding-Projekte weltweit (gemessen am eingesammelten Kapital), Stand: 19.07.2014 Quellen: Eigene Recherche Vgl. Kickstarter (2014d), Projektliste. , Vgl. Indiegogo (2014a), Projektliste. , Vgl. Roberts Space
Industries (2014), Tabelle im Hauptframe. , Vgl. World of Mass Development (2014), Header. , Vgl. World of Mass Development (2011), S.29. , Vgl. Torment Tides of Numenera (2013), 1.Absatz f. , Vgl. Pillars of Eternity (2013), 1.Absatz f. (jeweils s. Internetverzeichnis)
Anmerkungen: 1 Das Videospiel „Star Citizen“ schloss am 19. November 2012 eine erste Kampagne auf Kickstarter ab und sammelte dort 2.134.375 US-Dollar (427%) ein. Danach organisierte der Publisher auf seiner Website eine eigene Crowdfunding-Kampagne und sammelt dort aktuell jeden Tag mehrere zehntausend US-Dollar ein.241 242
2 Zur besseren Vergleichbarkeit wurden das Fundingziel (3.750.000 Euro) und das eingesammelte Kapital (3.773.210 Euro), in US-Dollar umgerechnet. Der Umrechnungskurs von 1,27 USD/EUR entspricht dem Wechselkurs am Tag des Abschlusses der Crowdfunding-Kampagne am 11.11.2012.243
3 Nach der erfolgreichen Kickstarter-Kampagne (4.188.927 US-Dollar, 465%) bot das Unternehmen noch die Möglichkeit, per PayPal dazu beizutragen, das letzte Fundingziel von 4.500.000 US-Dollar zu erreichen.244
4 Im Anschluss an die Kickstarter-Finanzierung (3.986.929 US-Dollar, 362%) wurde über die Website der Spieleentwickler weiteres Kapital per PayPal eingesammelt.245
241 Vgl. Gamestar (2014), 1.Absatz f. (s. Internetverzeichnis) 242 Vgl. Roberts Space Industries (2014), Tabelle im Hauptframe. (s. Internetverzeichnis) 243 Vgl. Finanzen.net (2014), Tabelle im Hauptframe. (s. Internetverzeichnis) 244 Vgl. Torment Tides of Numenera (2013), 1.Absatz f. (s. Internetverzeichnis) 245 Vgl. Pillars of Eternity (2013), 1.Absatz f. (s. Internetverzeichnis)
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Die 10 erfolgreichsten Crowdfunding-Projekte in Deutschland:
Projekt Kategorie Funding-
schwelle Plattform Datum
Eingesammeltes
Kapital
1 Stromberg – Der Film1 Film 1.000.000
Euro
eigenständig 22.12.2011 1.000.000 Euro
(100%)
2 Krautreporter Journalismus 900.000
Euro
eigenständig 13.06.2014 991.680 Euro
(110%)
3 Am Borsigplatz geboren
Film 120.000
Euro
Startnext 04.10.2013 217.892 Euro
(182%)
4 THOMAS GODOJ - ALBUM "V" 2014
Musik 55.000
Euro
Startnext 05.07.2014 158.331 Euro
(288%)
5 stoersender.tv TV-Magazin 125.000
Euro
Startnext 10.02.2013 153.234 Euro
(123%)
6 Original Unverpackt Supermarkt 20.000
Euro
Startnext 15.06.2014 114.689 Euro (573%)
7 Sein oder nicht’n Gaage!
Film 100.000
Euro
Startnext 09.08.2012 109.716 Euro
(110%)
8 iCrane Technik 20.000
Euro
Startnext 07.12.2012 100.193 Euro
(501%)
9 Fortunas Legenden Film 60.000
Euro
Startnext 08.02.2013 90.262 Euro
(150%)
10 KILLERPILZE Album Kampagne 2014
Musik 55.000
Euro
Startnext 15.04.2014 75.504 Euro
(137%)
Tabelle 2: Die erfolgreichsten Crowdfunding-Kampagnen in Deutschland (gemessen am eingesammelten Kapital), Stand: 19.07.2014 Quellen: Eigene Recherche Vgl. Für Gründer (2014a), S.7ff. , Vgl. Startnext (2014a), Grafik im Hauptframe. , Vgl. Brainpool (2011),
1. Absatz ff. , Vgl. Krautreporter (2014), 1. Absatz ff. , Vgl. Startnext (2013a), Hauptframe. , Vgl. Startnext (2013b), Hauptframe. , Vgl. Startnext (2014d), Hauptframe. , Vgl. Startnext (2014b), Hauptframe. , Vgl. Startnext (2012a), Hauptframe. , Vgl. Startnext (2012b), Hauptframe. , Vgl. Startnext (2013c), Hauptframe. , Vgl. Startnext (2014c), Hauptframe. (jeweils s. Internetverzeichnis)
Anmerkungen: Die Kampagne „ScoutingTrain 2014“ hat zwar auf Startnext 115.400,88 Euro gesammelt, wurde aber überwiegend durch zwei Großspenden in Höhe von 17.000 und 70.000 Euro getragen, die von Startnext zum Kampagnenvolumen gezählt wurden. Die Crowd finanzierte lediglich einen kleinen Teil. Vgl. Startnext (2014e), Hauptframe. (s. Internetverzeichnis)
1 Die Kampagne „Stromberg – Der Film“ zeigt zwar auch Elemente des Crowdinvestings, die Kampagne wurde aber von Anfang an in der Öffentlichkeit als Crowdfunding zur Realisierung des Films dargestellt und daher auch hier als solche eingeordnet. Vgl. MySpass (2014a), Hauptframe.
(s. Internetverzeichnis)
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Die 12 erfolgreichsten Crowdinvesting-Kampagnen in Deutschland:
Projekt Kategorie Plattform Beteiligungsart Datum Eingesammeltes
Kapital
1 URBANARA Home
Heimtextilien Bergfürst Aktien
(Handelsplatz: Bergfürst.de)
04.11.2013 3.000.000 Euro
Protonet 2 1 Cloud / IT Seedmatch Partiarisches Nachrangdarlehen
04.06.2014 3.000.000 Euro
3 Weissenhaus Resort & Spa Companisto Partiarisches Nachrangdarlehen
läuft noch 1.208.295 Euro
4 e-volo Elektro-Helikopter
Seedmatch Partiarisches Nachrangdarlehen
12.12.2013 1.200.000 Euro
5 AoTerra Energie-Technologie
Seedmatch Partiarisches Nachrangdarlehen
14.06.2013 1.000.000 Euro
6 Kyl Lebensmittel Companisto Partiarisches Nachrangdarlehen
läuft noch 808.540 Euro
7 LEDORA Gesundheit Seedmatch Partiarisches Nachrangdarlehen
24.04.2014 700.000 Euro
8 TOLLABOX Spielzeug Seedmatch Partiarisches Nachrangdarlehen
13.06.2013 600.000 Euro
9 Wonderpots Lebensmittel Companisto Partiarisches Nachrangdarlehen
09.09.2013 500.000 Euro
BiteBox Lebensmittel Companisto Partiarisches Nachrangdarlehen
20.02.2014 500.000 Euro
Readfy eBook-Service Companisto Partiarisches Nachrangdarlehen
24.03.2014 500.000 Euro
Secucloud Cloud / IT Seedmatch Partiarisches Nachrangdarlehen
12.11.2013 500.000 Euro
Tabelle 3: Die erfolgreichsten deutschen Crowdinvesting-Kampagnen (gemessen am eingesammelten Kapital), Stand: 19.07.2014 Quellen: Eigene Recherche Vgl. Für Gründer (2014b), S.14. , Vgl. Seedmatch (2014e), Projektliste. , Vgl. Companisto
(2014b), Projektliste. , Vgl. Bergfürst (2013b), S.1. , Vgl. Seedmatch (2014b), Hauptframe. , Vgl. Seedmatch (2013a), Hauptframe. , Vgl. Seedmatch (2013b), Hauptframe. , Vgl. Companisto (2014c), Hauptframe. , Vgl. Seedmatch (2014f), Hauptframe. , Vgl. Companisto (2014f), Hauptframe , Vgl. Seedmatch (2013c), Hauptframe. , Vgl. Companisto (2013), Hauptframe. , Vgl. Companisto (2014d), Hauptframe. , Vgl. Companisto (2014e), Hauptframe. , Vgl. Seedmatch (2014g), Hauptframe. , Vgl. Seedmatch (2014h), Hauptframe. (jeweils s. Internetverzeichnis)
Anmerkungen: 1 Das Unternehmen Protonet sammelte schon im Januar 2013 in einer ersten Crowdinvesting-Runde auf Seedmatch 200.000 Euro ein. Die zweite Kampagne sammelte drei Millionen Euro ein.