schulgesundheitspflege
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Vortrag auf der 109. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, 12. - 13. September 2013 in DüsseldorfTRANSCRIPT
Research Making a Difference
www.canchild.ca
Schulgesundheitspflege
in Kanada
Olaf Kraus de [email protected]
Hintergrund
Hintergrund• Kanada:
– ist das zweitgrößte Land der Erde mit einer überwiegend urbanen Bevölkerung
– ca. 30 Mio Einwohner
Bevölkerungsdichte
Hintergrund• Deutschland:
– “Fast zwei Drittel aller Einwohner Deutschlands leben in Klein- und Mittelstädten, mehr als die Hälfte arbeitet auch dort.” (Bundesinstitut für Bau, Stadt und Raumforschung)
– ca. 80 Mio Einwohner
Ontario
Ontario
Ontario• etwa 2 Millionen Schüler: (NRW: ca. 1,8 Mio)
Ontario• Lehrer:
– 72.000 in “elementary” (JK/SK - 8. Klasse)– 43.000 in “secondary” (9. - 12. Klasse)
• Jahresbudget für Schulen:– 21 Milliarden CAD$ (ca. 15 Milliarden Euro)(NRW: ca. 9
Milliarden Euro)
Abschluß
• “Ontario hat die höchste “Highschool”-
abschlußquote per capita in Kanada und mehr
“College”-abschlüsse per capita als jedes andere
Land der Welt.” (People for Education - Annual
Report 2013)
PISA
Unicef Innocenti Report Card 11, 2013
Gesundheitsprobleme?
Unicef Innocenti Report Card 11, 2013
Gesundheitsprobleme!• Kanada, Griechenland und
USA sind die einzigen Länder mit Adipositasraten über 20%
• Kanadische Kinder und Jugendliche haben den höchsten Cannabiskonsum (28%)
Unicef Innocenti Report Card 11, 2013
Kooperationsbeispiele
1. Allgemeine Gesundheit (Health Promotion)
2. Schüler mit besonderen Bedürfnissen (Special
Needs)
3. Psychische Gesundheit (Mental Health)
Allgemeine Gesundheit: “Health and Physical Education Curriculum”
• Neben körperlicher Fitness soll auch das Wissen um eine gesunde Lebensführung gefördert werden.
• Dazu gehören Selbstmanagement, Beziehungsfähigkeit, die Fähigkeit zum kritischen Denken und besonnene Entscheidungen zu treffen.
Ministry of Education, 2010
“Health and Physical Education Curriculum”
• Hat zum Ziel, den Anteil von ausgebildeten Sportlehrern an Grundschulen (bis 8. Kl.) zu erhöhen.
• “Active kids” - täglich 20 min. mäßig bis kräftige körperliche Übungen während des Unterrichts.
Ministry of Education, 2010
Kanadische Leilinien für körperliche Aktivität von Kindern• 1. Lebensjahr: mehrfach täglich aktiv, insbesondere
interaktive Spiele auf dem Boden• Kleinkinder (1 -2 Jahre) und Vorschulkinder (3 - 4 Jahre)
sollten mindestens 180 Min. körperlich aktiv sein (jegliche Intensität), einschließlich– Verschiedene Aktivitäten und unterschiedlichen Umgebungen– Aktivitäten die körperliche Fertigkeiten entwickeln– Steigerung der intensiven körperlichen Aktivität bis auf 60 Min.
täglich im Alter von 5 Jahren– Mehr körperliche Aktivität hat größere Vorteile Tremblay, 2012
“Health and Physical Education Curriculum”
Ministry of Education, 2010
Kinder mit medizinischem Bedarf - Einbindung der Gesundheitsberufe
• Seit 1985
– gemeinsame Aufgabe der Ministerien für Bildung
(Schulamt), Gesundheit und Soziales
BeteiligteExterne:ElternLeistungserbringerlokale Einrichtungen (Jugendtreffs, Geschäfte, Polizei, Krankenhäuser)Wissenschaftliche InformationenBerufsvereinigungenRegierungsorganisationen (Kinderschutz, Gesundheitszentren, Public Health)Experten (Wissenschaftler, Spezialisten)HochschulenKindertagesstättenElternberatungsstellen
BeteiligteInterne:multidisziplinäres Schulteam (Psychologen, Verhaltenstherapeuten, Sprachtherapeuten, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten)Safe School Team (Schüler, Eltern, nicht-lehrender Schulangestellter, Gemeindemitglied, Direktor)Student Success Team (Direktor, Lehrkraft, Karriereberater, Sonderschullehrer)Schulbegleiter, SchultherapeutenSonderpädagogisches Beratungsteam
BeteiligteInterne:multidisziplinäres Schulteam (Psychologen, Verhaltenstherapeuten, Sprachtherapeuten, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten)Safe School Team (Schüler, Eltern, nicht-lehrender Schulangestellter, Gemeindemitglied, Direktor)Student Success Team (Direktor, Lehrkraft, Karriereberater, Sonderschullehrer)Schulbegleiter, SchultherapeutenSonderpädagogisches Beratungsteam
Externe:ElternLeistungserbringerlokale Einrichtungen (Jugendtreffs, Geschäfte, Polizei, Krankenhäuser)Wissenschaftliche InformationenBerufsvereinigungenRegierungsorganisationen (Kinderschutz, Gesundheitszentren, Public Health)Experten (Wissenschaftler, Spezialisten)HochschulenKindertagesstättenElternberatungsstellen
Gesundheitsleistungen in der Schule
Leistungsart Durchführung Bereitstellung Schulung und Verantwortung
Richtlinien
1. Orale Medikamente
autorisierter Schüler oder
Schüler Behandelnder Arzt
Gesundheitsamt
autorisiertes Elternteil oder
Eltern Behandelnder Arzt
Gesundheitsamt
Schulbegleiter oder Personal
Schulamt Schulamt/Behandelnder Arzt
Gesundheitsamt
Gesundheitsleistungen in der Schule
Leistungsart Durchführung BereitstellungSchulung und Verantwortung
Richtlinien
2. Injektionen autorisierter Schüler oder
Schüler Behandelnder Arzt
Gesundheitsamt
autorisiertes Elternteil oder
Eltern Behandelnder Arzt
Gesundheitsamt
Gesundheits-fachkraft
Gesundheits-ministerium
Gesundheits-ministerium
Schulamt
Gesundheitsleistungen in der Schule
Leistungsart Durchführung BereitstellungSchulung und Verantwortung
Richtlinien
3. PflegeKatheterisieren
Gesundheits-fachkraft
Gesundheits-ministerium
Gesundheits-ministerium
Schulamt
Blasen/Stoma-versorgung “ “ “ “
Lagerungs-drainage, Absaugen
“ “ “ “
Sonden-ernährung “ “ “ “
Gesundheitsleistungen in der Schule
Leistungsart Durchführung BereitstellungSchulung und Verantwortung Richtlinien
4. Umlagern Schulbegleiter Schulamt Schulamt und Gesundheits-ministerium
Gesundheits-ministerium
Mobilitäts-assistenz “ “ “ “
Nahrung darreichen “ “ “ “
Toilettengang“ “ “ “
Gesundheitsleistungen in der Schule
Leistungsart Durchführung BereitstellungSchulung und Verantwortung Richtlinien
5. Therapien
Intensive Physiotherapie (Behandlung)
qualifizierte KG Gesundheits-ministerium
Gesundheits-ministerium
Gesundheits-ministerium
Erhaltungs-therapie, Übungen
Hilfskraft Schulamt Gesundheits-ministerium
Gesundheits-ministerium
Logopädie(Behandlung)
Logopäden Gesundheits-ministerium
Gesundheits-ministerium
Gesundheits-ministerium
Sprechübungen Sprech- und Sprachlehrer
Schulamt Schulamt Gesundheits-ministerium
Gesundheitsleistungen in der Schule
Leistungsart Durchführung Bereitstellung Schulung und Verantwortung
Richtlinien
6. Leistungen für stationär betreute Kinder
Hilfskräfte/Gesundheits-fachkräfte
Sozial-ministerium
Sozial-ministerium
Gesundheits-ministerium
Hilfsmittel• Hilfsmittelbudgets für Schulämter:
– wenn sie dem Aufenthalt in der Schule– oder der Erfüllung des Lernplans (regulär oder
modifiziert) dienen
• Hilfsmittel, die zu Hause und in der Schule genutzt werden, erhalten Bezuschussung von Gesundheits- und Bildungsministerium
• Verordung durch “Fachpersonal” (Ärzte, Therapeuten)
Vor- und Nachteile• Vorteile– klare Zuständigkeiten für die
Kostenübernahme– fachliche Leitung ist
unabhängig vom Kostenträger– dezentrale Organisation der
Therapieleistungen durch die lokalen Schulbehörden
– enge Zusammenarbeit von Fachkräften und Lehrkräften
– die meisten Kinder können in Regelschulklassen betreut werden
• Nachteile–mangelnde Einbindung
der Eltern–beschränkt auf
“schulische” Inhalte– z.T. erschwerte
Kontinuität von Fachkräften, da jedes Schuljahr neu beantragt werden muss und die Schulämter Fachkräfte neu einteilen– “intensive” Therapien
durch Therapeuten oft nur vereinzelt möglich, da finanzielle Engpässe
Special Needs
– Sonderschüler (exceptional pupil): “...ein Schüler, dessen
Verhalten, Kommunikationsfähigkeiten, intellektuellen
Fähigkeiten, körperlichen Fähigkeiten oder sonstige
Besonderheiten darauf hinweisen, dass er eine besondere
Beschulung benötigt.”
http://www.edu.gov.on.ca/eng/general/elemsec/speced/identifi.html
Inklusion1. Regelschulklasse mit indirekter Unterstützung
2. Regelschulklasse mit Sonderschullehrerbegleitung (individuell oder in Kleingruppe im Klassenraum)
3. Regelschulklasse mit Sonderschullehrerbegleitung außerhalb des Klassenraums für weniger als 50% der Zeit
4. Sonderschulklasse mit partieller Integration in mindestens einem Fach pro Tag
5. Vollzeit-Sonderschulklasse
http://www.edu.gov.on.ca/eng/general/elemsec/speced/identifi.html
Förderbedarf - Feststellung• IPRC - Identification, Placement and
Review Committee
– Eltern
– Schulleiter
– Klassenlehrer
– Fachlehrer
– Sonderschullehrer
– Psychologen
– Therapeuten
– Arzt
• Ablauf
–Eltern haben die
Möglichkeit, selbst
Fachleute hinzuzuziehen
–Der Prozeß ist mit Fristen
und Widerrufsrechten
geregelt
– letzte Instanz ist das
Bildungsministerium
Förderbedarf - Feststellung
• IEP - Individual Education Plan (individueller
Lehrplan)
– beschreibt die speziellen Lernziele
– beschreibt die Lehrmethode und die zu nutzenden
Lehrmittel bzw. Hilfsmittel.
– beschreibt die Art der Zielüberprüfung
Beispiel IEP - LRS (17 J, männl.)
Beispiel IEP - LRS
Beispiel IEP - LRS
Beispiel IEP - Mehrfachbehinderung (13 J, weibl.)
Beispiel IEP - Mehrfachbehinderung
Beispiel IEP - Mehrfachbehinderung
Beispiel IEP - Mehrfachbehinderung
Beispiel IEP - Mehrfachbehinderung
Recht auf Bildung
Recht auf Bildung
• “Adequate special education, therefore, is not a dispensable luxury. For those with severe learning disabilities, it is the ramp that provides access to the statutory commitment to education made to all children in British Columbia.” (Rosalie Abella, Supreme Court of British Columbia)
Psychische Gesundheit
Psychische Gesundheit
Whitman, C. V., et al. (2009)
Problembeschreibung• “Manche Familien nehmen die Angebote der
Schule nicht an.”
Whitman, C. V., et al. (2009)
Psychische Gesundheit
Dadaczynski, K. und P. Paulus (2010)
Problembeschreibung• “Lehrer fühlen sich häufig überfordert oder allein
gelassen.”
Verhaltensintervention
Ontario Ministry of Education (2010)
VerhaltensinterventionADHS, Angst- und Zwangsstörung (14 J, weibl.)ADHS, Angst- und Zwangsstörung (14 J, weibl.)
Verhaltensintervention
Verhaltensintervention
Verhaltensintervention
Verhaltensintervention
Fazit• Die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden
kanadischer Kinder ist auf einem deutlich niedrigeren Niveau als der hohe Bildungsstand erwarten lässt
• Das kanadische Bildungs- und Gesundheitswesen kooperieren eng miteinander
• Im Bildungsbereich sind Gesundheitsberufe fest angestellt und betreuen Kinder in ihrer Lebensumwelt
• In den letzten Jahren wird der Lehrplan vermehrt auf eine Verbesserung der Gesundheitspflege ausgerichtet
Links• Übersicht der unterschiedlichen Richtlinien sowie links aus den Provinzen Kanadas:
http://www.cps.ca/en/issues-questions/map/provincial-special-education-legislation-and-contacts• Kurzinformationen für Lehrer zu unterschiedlichen Krankheits- und Behinderungsbildern:
http://www.learnalberta.ca/content/inmdict/html/index.html• Special Education Technology British Columbia: http://www.setbc.org• Übersicht zu Sonderschulregelungen in Ontario:
http://www.edu.gov.on.ca/eng/parents/speced.html• Leitlinie zur Behebung von Konflikten bezüglich des Leistungsanspruchs von Schülern mit
besonderen Bedürfnissen: http://www.edu.gov.on.ca/eng/general/elemsec/speced/shared.html
• Erläuterungen für Lehrer zur Erkennung und Betreuung von psychisch kranken Schülern: http://cymhin.offordcentre.com/downloads/Making%20a%20Difference%203-2.pdf
• Beispiele für Individualisierte Lehrpläne: http://ontariodirectors.ca/IEP-PEI/en.html• Webseite eines unabhängigen Netzwerkes von Elternvertretungen in Ontario:
http://www.peopleforeducation.ca
Literatur• Gallagher-Mackay, K. (2013). Mind The Gap: Inequality In Ontario's Schools. People for Education Annual Report on
Ontario's Publicly Funded Schools. Toronto, ON, Canada, People for Education: 70.
• Tremblay, M. S., et al. (2012). "Canadian physical activity guidelines for the early years (aged 0–4 years)." Applied Physiology, Nutrition, and Metabolism 37(2): 345-356.
• Adamson, P. (2013). Child well-being in rich countries - a comparative review - Innocenti Report Card 11. Florence, Italy, UNICEF: 60.
• Whitman, C. V., et al. (2009). International Survey of Principals Concerning Emotional and Mental Health and Well-Being. Newton, MA, USA, International Association of Child and Adolescent Mental Health and Schools (Intercamhs), : 20.
• Dadaczynski, K. and P. Paulus (2010). Internationale Schulleitungsstudie zur emotionalen und psychischen Gesundheit sowie zum Wohlbefinden. Newton, MA, USA, International Alliance for Child and Adolescent Mental Health and Schools (Intercamhs),: 20.
• Ontario Ministry of Education (2010). Caring and Safe Schools in Ontario - Supporting Students With Special Education Needs Through Progressive Discipline, Kindergarten To Grade 12. Toronto, Queen's Printer for Ontario: 67.
• Winzer, M. and K. Mazurek (2011). "Canadian Teacher's Associations and the Inclusive Movement for Students with Special Needs." Canadian Journal of Educational Administration and Policy(116): 1-24.