schweizer monat, sonderthema 21, juni 2015
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Analysen, Hintergründe und Perspektiven zum Finanzplatz Schweiz
Die Bank im Aufwind?
Mit Beiträgen und Interventionen von:Marc ChesneyOswald GrübelMartin JanssenAdrian KünziTobias Straumann u.a.
I n Ko o p e r a t i o n m i t :
WWW.NOT ENS T E I N . CH
Es sind die spannendsten Zeiten seit Jahrzehnten: Der Bankenplatz
Schweiz ist daran, sich neu aufzustellen. Den Wandel wollen
wir beschreiben. Und zeigen, wohin die Reise geht.
Der Bankenplatz Schweiz steht unter Druck – zunächst von aussen.
Die Regierungen überschuldeter Staaten sind auf der Suche nach
neuem Steuersubstrat. Einige von ihnen wollen gar ihre eigenen Finanzplätze stärken,
indem sie den helvetischen schwächen: Frankfurt, London, New York. Wiederum
andere wie Singapur nehmen das Treiben billigend in Kauf.
Am guten Image der Schweiz unter Bürgern in Europa, USA und Asien hat dies nichts
geändert – im Gegenteil. Ausländische Kunden vertrauen den helvetischen Banken
ihr Vermögen gerne an. Die Schweiz ist in der grenzüberschreitenden Vermögens
verwaltung weltweit die Nummer eins.
Umso erstaunlicher ist, dass der Bankenplatz auch im Inland unter Dauerdruck steht.
Bankenbashing ist sieben Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise noch immer en vogue
– und dies erzeugt erhöhte Risiken und anhaltende Nebenwirkungen. Die Politik
macht sich die Stimmung zunutze und kapriziert sich auf fiskalischen und finanz
markttechnischen Aktivismus. Regulierungsbehörden führen ein Eigenleben.
Die grossen Probleme bleiben ungelöst. Vergessen ob all dem geht, dass die aller
meisten Bankangestellten einen hervorragenden Job leisten. Und dass die Schweiz
aus rund 300 kleineren und mittleren Instituten besteht – und nicht bloss aus
zwei grossen.
Banken sind die kommunizierenden Röhren der Volkswirtschaft, in der Schweiz
noch mehr als anderswo. Sie schaffen Arbeitsplätze. Sie generieren Steuersubstrat.
Sie schützen Eigentum. Sie fördern Kultur und Zivilgesellschaft. Sie helfen
unternehmerische Cluster bilden. Sie vergeben Kredite an Private. Und sie arbeiten
und handeln mit dem höchsten Gut, das sie (sich) stets neu verdienen müssen:
Vertrauen.
Der dogmatische Schlummer der alten Bankenwelt ist vorbei, das Bankkunden
geheimnis wohl auch im Inland bald passé. Ich finde: es ist höchste Zeit, dass sich
auch eine breitere Öffentlichkeit wieder für die Zukunft des Bankenplatzes
interessiert. Aktiv. Zuversichtlich. Neugierig. Und nicht bloss nörgelnd.
René Scheu
Herausgeber & Chefredaktor
Die Bank im Aufwind?Analysen, Hintergründe und Perspektiven zum Finanzplatz Schweiz
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Schweizer Monat SonDertheMa Mai 2015
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ScHweIzer MonAt SonDertHeMA MAI 2015
Inhalt
René Scheu trifft Oswald Grübel und Adrian Künzi
06 «Die Substanz ist da!» – «Es fängt eine neue Zeitrechnung an.»
Martin Janssen
16 Der Bankenplatz Schweiz im Jahre 2022
Tobias Straumann
22 Die Geschichte ist ein Asset
René Scheu trifft Marc Chesney
26 «Der Homo financiarius tickt ganz anders»
Peter Buomberger
30 Wider die Gesetzesflut
Thomas Hauser
33 Der Kunde? Stets ignorant!
Kolumnen 15 Mark Dittli
19 Julien Briguet
19 Rino Borini
20 Facts & Figures
25 Hans Geiger
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06Jawohl, ein Teil
der Elite hat versagt.Oswald Grübel
Wir brauchen Banken, die fit sind. Wir wollen keine Casinos.Marc Chesney
Der einzige Ausweg besteht heute – nicht morgen – in der Wahrung der Vorteile des «First Mover».Martin Janssen
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oswald Grübel und Adrian Künzi, photographiert von Suzanne Schwiertz.
« Die Substanz ist da!» –
« Es fängt eine neue Zeitrech-nung an.»
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Der eine steht für modernes Banking und eine
Welt ohne Altlasten. Der andere hat den
Schweizer Finanzplatz geprägt und fragt sich,
wozu es in Zukunft noch Banken braucht.
Adrian Künzi und Oswald Grübel im grossen
Gespräch über eine Branche im Umbruch.
René Scheu trifft Oswald Grübel und Adrian Künzi
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ScHweIzer MonAt SonDertHeMA MAI 2015
oswald Grübel und Adrian Künzi, photographiert von Suzanne Schwiertz.
« Die Substanz ist da!» –
« Es fängt eine neue Zeitrech-nung an.»
Schweizer Monat SonDertheMa Mai 2015
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Oswald Grübel ist Investor und Unternehmer. zuvor war er u.a. ceo der credit Suisse und der UBS.
Adrian Künzi ist promovierter Ökonom und ceo der 2012 gegründeten notenstein Privatbank.
René Scheu ist Herausgeber und chefredaktor dieser zeitschrift. H
err Grübel, Sie sind ein alter
Hase in der Branche. Vermut-
lich erteilen Sie nicht gerne
Ratschläge, aber vielleicht
können Sie es trotzdem
versuchen: Welche Skills muss
man heute mitbringen,
um ein erfolgreicher Banker
zu werden?
Oswald Grübel: Ich bin nicht mehr im Geschäft und also weniger unwillig als unbefugt, Ratschläge zu erteilen. Natürlich weiss ich, wo wir herkommen, aber die grosse Frage ist ja, wo die Reise in der Bankenwelt nun hingeht – und wer weiss das schon? Das Umfeld hat sich radikal verändert, so viel ist klar. Wir haben in der Schweiz im Bankengeschäft 70 Jahre lang einen einmaligen Aufschwung erlebt, an dem das Bankgeheimnis grossen Anteil hatte. Dieser Aufschwung ist 2007 zu einem Ende gekommen: Das Bankgeheimnis ist ausgehebelt worden, und zwar von der Technologie, die weiterhin auf dem Vormarsch ist.Sprechen wir also über das Bankgeschäft in diesem veränderten
Umfeld. Nehmen Sie, Herr Künzi, als vergleichsweise junger Fuchs
die Zäsur genauso wahr und würden sagen, dass es ein Banking
vor und ein Banking nach dem Bankgeheimnis gibt?
Adrian Künzi: Herr Grübels Einschätzung ist im Grundsatz sicher richtig. Ich würde aber noch hinzufügen, dass die Technologie nicht der einzige Treiber war, der hinter dem Ende des Bankgeheimnisses stand. Ebenso wichtig war in meinen Augen die Schuldenkrise in vielen europäischen Ländern und den USA. Diese hat dazu geführt, dass die fraglichen Staaten in Sachen Einforderung von Steuergeldern eine viel härtere Gangart eingelegt haben. Was die Regierungen lange geduldet hatten, war plötzlich verpönt – und wird es für immer bleiben.Grübel: Zweifelsohne: die Krise hat Begehrlichkeiten des Fiskus geweckt, zumal das Ausland ja längst weiss, dass die Schweiz nachzugeben pflegt, wenn der internationale Druck genügend gross ist. Aber die Krise hat nicht das Bankgeheimnis ausgehebelt! Dafür war die Technologie verantwortlich. Schon einige Jahre bevor die UBS und die USA ihre Angelegenheit geregelt haben, waren die Banken nicht mehr in der Lage, ihre Kundendaten gegen Diebstahl zu sichern. ITMitarbeiter konnten die Daten einfach und schnell kopieren und verkaufen. Das ist ein lukratives Geschäft – und der Lauf der Dinge.Künzi: Technologie und Daten sind heute von eminenter Wichtigkeit, darauf können wir uns einigen. Und ihre Bedeutung wird – auch für unser Geschäft – nur noch zunehmen: Fast täglich tauchen neue Möglichkeiten auf, Daten zu analysieren und daraus passgenaue Angebote zu generieren. Wir stehen im Moment an der Schwelle zu einer Welt, in der personenbezogene Daten im Banking eine ebenso zentrale Rolle spielen werden wie in der Konsum oder Gesundheitsbranche.
In diese nahe Zukunft wollen wir später im Detail blicken.
Bleiben wir vorerst noch einen Moment beim aktuellen Umfeld.
Sie sagen es beide klipp und klar: Für Ausländer gibt es heute
kein Bankgeheimnis mehr. Was bedeutet das fürs «Swiss Banking»?
Künzi: Ich bin überzeugt, dass wir in der Schweiz eine sehr gute Basis für ein weiterhin erfolgreiches Geschäft haben. Meine Sichtweise ist etwas geprägt durch meine Geburtsstadt: Ich bin in Biel aufgewachsen, und Biel musste in den 1970er Jahren eine grosse Krise in der Uhrenindustrie durchstehen. Die Anzahl Beschäftigter ist um zwei Drittel eingebrochen, man hat das Ende der Schweizer Uhrenindustrie prophezeit, und doch ist die Wende geglückt. Dasselbe ist auch in der Bankenbranche möglich. Insbesondere, weil die Grundlage hier hervorragend ist: Wir haben in der Schweiz nach wie vor 6000 Milliarden Franken an deponierten Kundengeldern, wir haben 300 Banken und über 100 000 bestens qualifizierte Leute – die Substanz ist da.Grübel: Es fällt mir schwer, in diesen 6000 Milliarden einen Garanten für die Zukunft zu sehen. Wie viel von dieser Summe liegt in der Schweiz, wie viel irgendwo auf der Welt? Und wer weiss schon, wie sich diese Zahl entwickeln wird. Natürlich haben wir aufgrund der letzten Jahrzehnte eine bessere Ausgangslage als andere Finanzplätze, die erst im Entstehen begriffen sind. Aber das reicht nicht. Es war das Bankgeheimnis, das uns geholfen hat, zu dem zu werden, was wir sind. Das ist jetzt passé. Es fängt eine neue Zeitrechnung an, und wir müssen uns etwas einfallen lassen. Denn ab sofort stehen wir in Konkurrenz mit dem Rest der Welt. In dieser Konkurrenzsituation stellt sich die Frage,
was einen Kunden aus dem Ausland heute noch dazu veranlassen
könnte, sein Geld in die Schweiz zu bringen. Herr Grübel,
Sie kommen aus Deutschland…
Grübel: Muss das immer erwähnt werden? Ich lebe wahrscheinlich schon länger in der Schweiz als mein Kollege hier – oder wann sind Sie geboren?Künzi: 1973.Grübel: Sehen Sie, und ich bin seit 1970 da!Gut, mich haben Sie auch getoppt, in der Sache können Sie uns aber
vielleicht auch als langjährigster Wahlschweizer weiterhelfen:
Wenn ich mich in die Lage eines deutschen oder französischen
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überlegen, es in die USA zu bringen: in the eye of the storm.
Als Weltmacht sind die USA in der Lage, andere Länder unter Druck
zu setzen, ergo muss ich mein Vermögen dort deponieren,
wenn ich will, dass es sicher ist.
Künzi: Absolut sicher ist das Geld nirgendwo auf der Welt, auch nicht in den USA. Grosse Vermögenswerte sollten nie an einem Ort, in einer einzigen Jurisdiktion gebucht sein. Klug ist es, sein Vermögen über verschiedene Länder und geographische Zonen hinweg zu verteilen. Aufstrebende und beeindruckende Finanzplätze gibt es heute verschiedene auch ausserhalb Europas und der USA, denken wir an Singapur und Hongkong – oder auch an Dubai und den Nahen Osten. Zugleich sind dort aber potentielle Unruheherde in der Nähe, die Grundgegebenheiten bleiben ganz andere als hier im Herzen Europas, wo die Verhältnisse ungleich stabiler sind. Natürlich stehen wir heute voll im Wettbewerb mit den anderen Finanzplätzen. Aber das macht mir keine Angst. Angst macht mir einzig, dass die Spiesse zunehmend ungleich lang sind und wir hierzulande durch gesetzliche Auflagen und Regulierungen benachteiligt werden, ohne dass sich Widerstand regt.Die Politik hat in den vergangenen Jahren kräftig ins Bankenge-
schäft eingegriffen. Welche Folgen sind davon zu spüren?
Künzi: Kurz gesagt: der Betrieb einer BankingPlattform kostet heute etwa doppelt so viel wie vor der Krise. Die Banken, und besonders die Vermögensverwaltungsbanken, arbeiten heute deutlich weniger profitabel als noch vor drei bis vier Jahren.Ganz konkret: Worauf ist diese Kostenexplosion zurückzuführen?
Künzi: Auf zahlreiche Bestimmungen, zum Beispiel im ComplianceBereich oder im Investment Controlling – Vorschriften, die einen enormen personellen Zuwachs zur Folge hatten. Ein gutes Beispiel ist im CrossborderBanking die Entwicklung hin zu sogenannten «Länderdesks»: Von Banken, die im CrossborderGeschäft tätig sind, wird heute implizit verlangt, dass sie die internationale Kundschaft von länderspezifischen Teams betreuen lassen. Nur so kann sichergestellt werden, dass den aufsichtsrechtlichen, steuerrechtlichen, erbrechtlichen und bankrechtlichen Gegebenheiten im Domizilland des Kunden genügend Rechnung getragen wird. Für einen Kundenstamm, um den sich früher ein einzelnes internationales Team kümmerte, benötigen wir heute ein separates Frankreich, UK oder DeutschlandDesk, das heisst: mehrere verschiedene Teams. Bei 10 bis 15 Zielmärkten fällt das stark ins Gewicht, und entsprechend beeinträchtigt ist die Profitabilität.Grübel: Ich teile Ihre Einschätzung: Die Kosten, die heute rund um eine Transaktion anfallen, haben sich im Vergleich zu, sagen wir, 2007 drastisch erhöht. Bis dahin waren wir relativ günstig im Private Banking, wir haben gut verdient, und es gab keine Notwendigkeit, extrem teuer zu sein. Jetzt aber, wo das Geldverdienen schwieriger geworden ist, werden die Preise der Dienstleistung erhöht, und zwar gewaltig: allein schon für eine Buchung, die früher umsonst war, werden jetzt 50 Rappen belastet.
Bürgers versetze, ist mir nicht klar, weshalb ich heute Kunde einer
Schweizer Bank werden sollte. Wissen Sie’s?
Grübel: Die Antwort auf die Frage nach dem grössten «Selling Point» der Schweiz hängt eng mit dem Standort des potentiellen Kunden zusammen: Ein Bürger aus Deutschland wird von ganz anderen Dingen angelockt als einer aus der Elfenbeinküste. Der Deutsche wird sich, nach all dem Zirkus, den wir in den vergangenen Jahren gehabt haben, sicher fragen, ob er noch ein Konto in der Schweiz eröffnen soll. Immerhin riskiert er damit, unter Verdacht zu geraten, das weiss ich aus eigener Erfahrung, selbst wenn er sein Schweizer Konto gegenüber der Steuerbehörde pflichtgemäss meldet. Der Grund ist einfach: er wird sogleich verdächtigt, ein zweites Konto zu besitzen, das er nicht deklariert. Hingegen könnte es für ihn interessant sein, in die Schweiz einzuwandern – die Steuern sind hier immer noch tiefer als in den meisten anderen EULändern.Jedoch muss er hier, anders als in Deutschland, eine Vermögens-
steuer entrichten – eine ziemlich saftige zumal.
Grübel: Schon, aber dafür – bis jetzt zumindest – keine Erbschaftssteuer. Die vermögenden Leute sind häufig in einem Alter, in dem sie sich damit beschäftigen müssen, was Kinder und Enkel einmal kriegen sollen. Da spielt die Erbschaftssteuer eine viel wichtigere Rolle als die Vermögenssteuer. Dem Kunden aus Asien ist das Image der Schweiz wichtig. Die Schweiz ist dort so hoch angesehen, dass es den Status hebt, ein Konto bei einer ihrer Banken zu haben. Abgesehen davon, dass die Schweiz im Unterschied zu diesen Ländern auch eine grosse politische Stabilität aufweist – was dann auch für den Afrikaner ein wichtiges Argument ist. Der macht sich überdies Sorgen wegen der hohen Korruption und sucht nach Möglichkeiten, sein Geld in einem gesicherten Rechtsstaat unterzubringen.Über den Zustand dieses Rechtsstaats gehen die Meinungen ausein-
ander – gehört der nicht ebenso der Vergangenheit an wie das Bank-
geheimnis?
Grübel: Nein, nein. Lassen Sie uns nicht übertreiben! Natürlich müssen wir jedes Jahr Abstriche machen und zusehen, wie der Rechtsstaat sein eigenes Recht biegt und bricht. Aber das geschieht in ganz Europa, und aus der Warte der beschriebenen Regionen sieht die Schweiz in dieser Hinsicht immer noch hervorragend aus – das gelobte Land!Künzi: Absolut entscheidend ist Vertrauen. Das hat verschiedene Facetten: Vertrauen in die Leute – wir sind ja ein Dienstleistungsgeschäft. Vertrauen in die Infrastruktur, Vertrauen aber auch – und das ist wohl das zentralste Element – in die politische Stabilität. Und die ist hierzulande trotz zuweilen heftiger Debatten gegeben. Denn all die Debatten sind letztlich Ausdruck einer Haltung, die dank halbdirekter Demokratie für berechenbare Verhältnisse sorgt: wir, die Bürger, sind der Staat!Diese Situation macht die Schweiz attraktiv für Kunden, aber auch
immer wieder zur Zielscheibe von Angriffen ausländischer Justiz-
und Finanzminister. Hätte ich viel Geld, würde ich mir deshalb
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Künzi: Es besteht ein Margendruck, den wir an den Kunden weitergeben müssen. Wobei das dort natürlich auf wenig Verständnis stösst und wir schwierige Diskussionen zu führen haben. Das tun wir aber in aller Offenheit. Wir müssen anerkennen, dass eine neue Zeitrechnung begonnen hat; das Private Banking ist in eine neue Ära eingetreten, in der einerseits mehr Transparenz gegeben ist, anderseits mit härteren Bandagen gekämpft wird. Es wird neue Geschäftsmodelle brauchen. Tendenziell, muss man sagen, führt die regulatorische Entwicklung dazu, dass es einen Drang zur Grösse gibt: Mit den heutigen Rahmenbedingungen ist es sehr schwierig geworden, eine kleine Bank profitabel zu betreiben. Zu den Gewinnern zählen die grossen Bankhäuser.Herr Grübel, gehen Sie mit Herrn Künzi einig, dass Politik
und Behörden durch neue Vorschriften Grossbanken wie UBS
und CS privilegieren?
Grübel: Sagen wir es so: Es sieht vielleicht im Moment so aus, als könnten die Grossen den neuen Aufwand leichter verkraften. Ich bin aber ganz und gar nicht sicher, dass sie die Gewinner sein werden. Das Investment Banking und andere Handelsgeschäfte stehen unter Generalverdacht, damit lässt sich kaum mehr Geld verdienen. Wenn man die Profitabilität der Grossbanken anschaut, so ist diese absolut katastrophal im Vergleich zu früher. Und ich glaube, so wird es auch bleiben. Künzi: Wenn wir den Schweizer Finanzplatz beobachten, sehen wir, dass drei Gruppen auf dem Rückzug sind. Erstens sind das die Tochterinstitute von internationalen Bankhäusern, zweitens sind es die Kantonalbanken, die sich aus dem internationalen Private Banking zurückziehen. Und drittens sind es eben schon die kleineren Institute, die sagen: Wir sind nicht gross genug, um hier zu überleben. Banken unter 10 Milliarden Kundenvermögen müssen sich zurzeit unweigerlich mit der Frage beschäftigen, wie ihre Zukunft aussieht.Grübel: Da haben Sie recht: Das ist eine Folge der totalen Regulierung, die wir im Bankenbereich erleben. Die ist ihrerseits natürlich eine Reaktion auf das Versagen der Bankelite. Jawohl, ein Teil der Elite hat versagt. Die Öffentlichkeit nahm das aber so wahr, als hätte die ganze Elite versagt. Die Politik hat diese Stimmung voll ausgenutzt und die totale Regulierung verordnet, das grosse Misstrauen ist jetzt das Resultat.Wenn die dramatisch gesunkene Profitabilität eine Folge der
Regulierung ist, stellt sich die Frage, warum es vonseiten der Banken
keinen Widerstand gegen all die neuen Massnahmen gibt.
Grübel: Sie meinen, wir sollten gegen die Regulierung kämpfen? Das ist ein bisschen schwierig! Ich habe in meiner Zeit mehrmals versucht, mit den Regulierern zu argumentieren, aber da ist nichts zu wollen. Wenn die Finma sagt, dass das jetzt so gemacht werden müsse, dann haben Sie keine Wahl. Man kann sich nicht mit der Finma anlegen, denn sie ist Gesetz!Künzi: Es ist eine Illusion zu glauben, dass sich eine Bank gegen den Staat wehren kann. Wer ist der Staat? Der Staat, das sind
letztlich die Bürger. Eine Bank kann und soll den Kurs nicht alleine und gegen den Zeitgeist vorgeben.Sie haben das Versagen der Eliten angesprochen, das die Bürger
aufgeschreckt hat. Jüngere Studien zeigen nun, dass die
«Öffentlichkeit» langsam wieder dazu übergeht, den Leistungen
der Banken mit Sympathie zu begegnen. Wie beurteilen Sie die
allgemeine Stimmung, wendet sich die Wahrnehmung tendenziell
wieder ins Positive?
Künzi: Ich persönlich kann in der Stimmung bisher keinen nennenswerten Umschwung erkennen. Die öffentliche Wahrnehmung der Banken ist immer noch sehr kritisch und stark durch die Krisenjahre und gewisse Lohnexzesse geprägt. Es sind im Bankenbereich in der Vergangenheit auch wirklich viele Fehler gemacht worden, und aus genau diesem Grund haben wir heute diese neue Ausgangslage. Aber ich schaue nicht zurück; ich freue mich auf das Morgen. Banker zu sein, war selten so spannend wie jetzt – wir müssen uns völlig neu bewähren.Grübel: Die problematischen Fälle gab es, aber sie waren nicht die Regel. Heute sind nun aber alle Banker ausnahmslos verdächtig. Die Öffentlichkeit erwartet von ihnen viel mehr Integrität als von Vertretern anderer Unternehmen – das haben die CEO vergessen und die Banken wie irgendein Unternehmen geführt. Die hohen Erwartungen haben die grosse Enttäuschung erst ermöglicht. Nur so konnte das irreführende, noch immer vorherrschende Gefühl entstehen, dass die ganzen Bankeliten total versagt hätten.Mit Blick auf die banken- und elitenkritische Stimmung sind weitere
Abstriche an der finanziellen Privatsphäre zu befürchten. Ohne
Umschweife: wird das Bankgeheimnis auch für Inländer fallen?
Künzi: Es sind die Bürger, die diese Frage beantworten werden. Sie müssen entscheiden, wie wichtig ihnen die finanzielle Privatsphäre ist und ob sie sich für sie einsetzen wollen. Falls ja, müssen entsprechende Vorgaben gemacht werden. Und falls nein, kann man morgen damit aufhören. Auch hier gilt eben: Es ist nicht an uns Banken, den Kampf zu führen – weil wir ihn nicht gewinnen können. Grübel: Man muss zugeben, dass das Bankgeheimnis im Inland durch spezielle Bedingungen bereits enorm aufgeweicht worden ist. Für den Staat ist es heute viel leichter, an ein Konto ranzukommen, als vor 20 Jahren. Und sicher wird der Druck noch zunehmen. Die Steuervögte sind sich ja ohnehin einig und sagen: Wenn die Ausländer kein Bankgeheimnis haben, sollen die Inländer auch keins mehr haben. Realistischerweise…
Grübel: …muss man davon ausgehen, dass es eines nicht allzu fernen Tages kein Bankgeheimnis im Inland mehr geben wird. Ganz richtig. Oder man wird etwas haben, das man zwar noch Bankgeheimnis nennt, aber keins mehr ist und dem Staat jederzeit das Recht gibt, überall reinzugucken. Dahin geht die Reise.Künzi: Der Staat wird immer Zugriff haben wollen. Aber soll man auch Drittpersonen unbeschränkten Zugriff erlauben? In
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Photographien: Suzanne Schwiertz.
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meinen Augen lohnt es sich hier sehr, für den Schutz der Privatsphäre einzustehen. Auch wenn der Zeitgeist klar in eine andere Richtung geht. Persönlich halte ich die Offenlegung meiner finanziellen
Privatsphäre für skandalös. Ich bin dem Fiskus keine Rechenschaft
schuldig. Sie hingegen klingen resigniert. Warum?
Künzi: Keineswegs. Ich mache mir einfach nichts vor. Ich nehme die Dinge, wie sie sind.Grübel: Ich befürchte, Herr Künzi hat recht. Der Schutz der finanziellen Privatsphäre ist unter Druck, und das Widerstandspotential bleibt überschaubar – ähnlich verhält es sich übrigens mit dem Gebrauch von Bargeld. Wer heute höhere Beträge in bar zahlt, gilt schon fast als Krimineller.Wiederum: skandalös! Der Witz ist ja, dass gemäss Bundesverfas-
sung Bargeld, also Nationalbankgeld, das einzige gesetzliche Zah-
lungsmittel ist. Giralgeld – also von Banken geschöpftes Kreditgeld –
hingegen muss niemand annehmen, das ist eine blosse Übereinkunft
aus Gewohnheit. Und nun will der Bundesrat den Gebrauch des
gesetzlichen, von der Bundesverfassung garantierten Zahlungsmit-
tels einschränken – in welcher Welt leben wir eigentlich?
Grübel: Stimmt schon – bald wird es ein Limit geben. Und das Limit wird runterkommen, runterkommen, runterkommen. Sie werden es noch erleben, dass Sie keine 10 000 Franken mehr in bar bezahlen können, ich vielleicht auch noch.Künzi: Solche Bestimmungen gibt es schon im Ausland. Das sind wirklich beunruhigende Entwicklungen. Die Schweizer Bürger haben es in der Hand, sich dagegen zu wehren – allerdings machen sie sich dadurch unbeliebt. Wollen sie das?Ich hätte nichts dagegen. Wir haben bislang ausschliesslich über
Rahmenbedingungen gesprochen, die Sie als Bank oder Banker
weder gestalten noch bekämpfen können. Doch welche selbst
erarbeiteten Vorzüge oder Expertisen können die hiesigen Banken
für sich ins Feld führen – verfügen wir hier über Banking-Know-
how, das uns vom Rest der Welt abhebt?
Grübel: Dass wir mehr übers Private Banking wissen als andere Länder, haben wir vor 20 oder 30 Jahren einmal behauptet. Da hat es vielleicht sogar gestimmt. Jetzt aber hat sich das alles ausgeglichen. Mit gutem Gewissen können wir heute nicht mehr sagen, dass unsere Expertise entscheidend besser sei als anderswo.Widerspruch, Herr Künzi, oder?!
«Banker zu sein, war selten so spannend wie jetzt – wir müssen uns völlig neu bewähren.»Adrian Künzi
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kann eine Bank wie die Ihrige dann noch setzen, Herr Künzi?
Künzi: Ich teile diese Skepsis nicht, sondern sehe im Gegenteil, dass unsere Einsatzmöglichkeiten explodieren werden. Gerade weil dank der Technologie jederzeit alles überall möglich ist, wird es uns brauchen. Man kann heute in alles investieren; ohne jeden Aufwand kann jeder in den indonesischen Aktienmarkt einsteigen. Diese grenzenlose Offenheit macht doch aber Orientierungshilfen umso notwendiger! Die Herausforderung wird darin bestehen, überzeugende Antworten auf all die Fragen zu finden, die sich aus den unendlichen Möglichkeiten ergeben. Die ganze Beratungsdienstleistung, die wir erbringen, wird damit in Zukunft nur noch wichtiger. Das ist unsere Chance.Grübel: Wenn ich mir die junge Generation so anschaue, bin ich auch hier weniger zuversichtlich. In meiner Generation hoffen die Leute natürlich noch inständig, dass ihr Kundenbetreuer nicht vor ihnen stirbt. Der ist eine wichtige Bezugsperson. Von den jüngeren Leuten will doch aber keiner mehr mit einem RelationshipManager reden. Die wollen bestenfalls über ihr iPad mit jemandem kommunizieren, aber sicher nicht mehr extra für irgendetwas eine Bank aufsuchen und für die Dienstleistung auch noch bezahlen. Künzi: Sicher ist: der Kunde will über all seine mobilen Geräte Zugang zu seinem Portfolio und allen erdenklichen Informationen und Ideen haben. Nur beobachten wir ganz klar, dass dann doch keiner einen Investitionsentscheid für sich allein im stillen Kämmerlein fällen will. Der Kunde wünscht eine Bestätigung von jemandem, der ihm sagt: Jawohl, jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um hier einzusteigen. Klassischerweise ist das der Kundenberater; auf welchem Kanal der mit dem Kunden kommuniziert, ist letztlich gleichgültig. Es kann aber – und jetzt wird es spannend – auch eine Gruppe sein. Eine Crowd respektive eine Information, die dem Kunden sagt: Jene Crowd hat soeben auch in diese Anlage investiert.Wenn künftig die Crowd den Kundenberater ersetzt und
Transaktionen über PayPal oder Facebook getätigt werden,
wozu braucht es denn dann noch Banken? Wird es in 20
oder 30 Jahren überhaupt noch welche geben?
Künzi: Die Banken riskieren unter Umständen schon, dass sie als Institution obsolet werden. Die BankingFunktion wird das aber sicher nicht werden, und deshalb müssen die Banken bereit sein, sich neu zu erfinden. Sicher: wir werden uns fragen müssen, wie wir die Crowd ins Geschäft integrieren. Ich kenne die Antwort jetzt aber noch nicht – und wenn ich sie hätte, würde ich sie nun natürlich nicht gleich preisgeben... Letztlich hat die Veränderung aber immer zu unserem Geschäft gehört; die Welt ist nie stabil, und schon zur Zeit der florentinischen Bankhäuser hat sich das Rad unaufhörlich gedreht. Sicher läuft es heute deutlich schneller – das macht die Sache aber auch interessanter.Grübel: Vor 500 Jahren sind die Banken natürlich auch schon pleitegegangen. In ihrer jetzigen Situation würde ich sie eher
Grübel: Er kann mir gerne widersprechen, an meiner Überzeugung wird’s nichts ändern!Künzi: Ich bin ganz dezidiert der Meinung, dass wir uns auf das konzentrieren sollten, was wir beeinflussen können, auf den Kern unseres Geschäfts. Denn damit müssen wir überzeugen. Was ist dieser Kern? Unsere Dienstleistung für den Kunden und die Verwaltung der uns anvertrauten Vermögen. Wir setzen uns für den Kunden ein und erzielen gute Anlageresultate. Was nun den Dienstleistungsaspekt betrifft, darin sind wir in der Schweiz besonders gut. Bei aller Bescheidenheit möchte ich behaupten, dass das Dienenwollen, der freudige Einsatz für den Kunden, das dienstfertige Suchen nach Lösungen, dass das alles in unserer DNA liegt.Grübel: Tatsächlich sind wir im Dienstleistungsbereich möglicherweise auch heute noch besser als der Rest der Welt: weil wir mehrere Sprachen sprechen. Wenn Sie nach London gehen, haben Sie die Wahl zwischen Englisch und Englisch. Wir hingegen richten uns nach dem Kunden, und die Vielsprachigkeit ist ein grosser Vorteil, im Dienstleistungssektor im allgemeinen und im Banking im speziellen. Das ist aber nur die eine Seite. Von den Produkten her wüsste ich nicht, wie wir besser sein könnten als die anderen. Die Technik sorgt ja heute dafür, dass alles – jedes Produkt und jede Idee – innert kürzester Zeit überall verfügbar ist.Künzi: Ich bin überzeugt, dass wir uns gerade beim Inhalt auch auszeichnen können – und natürlich müssen. Inhalt heisst: Wir müssen uns überlegen, wo wir ganz konkret investieren. Wo entwickelt sich die Welt hin? Welche Schlüsse ziehen wir aus der Schuldensituation in Europa? Oder aus dem demographischen Wachstum in Afrika? Auf die Beantwortung solcher Fragen müssen wir ein Maximum unserer Zeit verwenden; wir müssen die besten Leute haben, die sich mit ihnen auseinandersetzen und so auf Lösungen kommen, die gleichzeitig einem spezifischen Kundenbedürfnis und der gesamten Weltlage Rechnung tragen. Grübel: Sie müssen natürlich von Berufs wegen optimistisch sein. Wenn ich mir die Gesamtlage so angucke, sehe ich gerade die Sache mit den individuellen Lösungen weniger rosig. Wir wissen, dass die Technologie ein grosser Gleichmacher ist. Die Banken werden mehr und mehr Mühe haben, sich voneinander zu unterscheiden. Die Werbung wird gewiss weiter auf den individuellen Touch jeder Bank hinweisen – der wird aber nur noch darin bestehen, dass sich ein Mitarbeiter gerade die Haare grün gefärbt hat. Was die Produkte angeht, wird nicht individualisiert, sondern standardisiert werden. Die Technologie wird das Private Banking gewaltig verändern: Innovationsvorteile wird es nicht mehr geben. Denn sobald einer irgendetwas ausgetüftelt hat, wird es in Windeseile auf der ganzen Welt verbreitet sein.Die ganze Bankenpalette ein einziger Einheitsbrei? Angenommen,
die Technologie bügelt tatsächlich alle Unterschiede glatt – worauf
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mit den Zeitungshäusern vergleichen. Die wehren sich auch mit Händen und Füssen gegen die Tatsache, dass sie obsolet werden. Beide Branchen sind mittendrin im Kampf der Technologie gegen Angestellte und probieren Verschiedenes aus. Die Zeitungen verkünden mit Stolz, dass sie ein paar tausend Abonnenten für ihre OnlineAusgaben akquiriert haben, und verstehen nicht, dass sie eine Million Leser und das Zehnfache an Werbeeinnahmen hätten, wenn sie ihre Inhalte gratis anböten. Bei den Banken kann das Gleiche passieren: Die ganze Beratung wird in Zukunft gratis auf elektronischem Weg zur Verfügung gestellt werden müssen. Intellektuell mag es nicht befriedigend sein, sein Schreiben oder Denken kostenlos ins Netz zu stellen. Aber dahin wird die Reise gehen: Die Dienste werden gratis sein – und das Geld wird mit Kommissionen von den Aufträgen verdient.In diesem Modell überleben freilich nur die Grossen. Dass sich eine
für die Werbeindustrie relevante Anzahl von Lesern in die virtuellen
Nischen verirrt, ist nicht anzunehmen.
Grübel: Im Gegenteil: den Grossen wird diese Umstellung viel mehr Mühe bereiten. Die haben, jedenfalls im Banking, ein enormes Problem. Häufig haben die nämlich eine riesige IT aufgebaut, mit Programmen, die 20 oder 30 Jahre alt sind und nicht leicht ersetzt werden können, und weil die Milliarden, die das gekostet hat, noch nicht abgeschrieben sind. Gewinnen wird, wer frei von Altlasten ist. Gucken Sie mal nach Kenia. Dort können Sie mit Ihrem Telephon rumlaufen und damit im Supermarkt einkaufen oder bei Ihrer Bank einen Kredit aufnehmen. Die hatten vor der Mobiltelephonie keine Systeme, konnten die neueste Technologie einsetzen und sind so zu Dingen gekommen, die wir noch gar nicht kennen und so schnell vielleicht auch nicht haben werden.Im Vorteil ist also, wer unbelastet ist. Die Schweiz hat
zwei grosse und tendenziell klumpfüssige Banken – wie ist unser
Land aufgestellt für die technologische Bankenzukunft?
Grübel: Ich bin überzeugt, dass wir die Plattformen bauen können, die für die technologischen Umstellungen der Banken notwendig sind. Nur haben alle Veränderungen immer mit Menschen zu tun. Auch im Bankgeschäft wird die Technologie praktisch das gesamte mittlere Management eliminieren. Und das wird sich natürlich dagegenstemmen – genauso wie es das in jeder anderen Industrie tun würde. Hätte man den Mut, jetzt eine neue Bank zu gründen unter Einbezug der neuen Technologie, dann könnte man in 20, 30 Jahren an der Spitze eines grossartigen Unternehmens stehen.Künzi: Wir brauchen auf jeden Fall Leute, die die Zukunft bejahen, mutig sind und die Technologie nicht ablehnen. Insofern werden die Menschen weiterhin ein tragendes Element jeder erfolgreichen Bank sein: Das Zusammenspiel von Bestehendem – Menschlichem – und Neuem – Technologischem – wird künftig matchentscheidend sein. �
Redaktion: Claudia Mäder
Es ist unbestritten: Die Schweiz und ihre Banken
haben jahrzehntelang gut gelebt von der
Verwaltung ausländischer Privatvermögen.
Das Geschäftsmodell war immens profitabel.
Der typische ausländische Offshore-Kunde
benötigte wenig Pflege, wünschte nie Korrespondenz und
war weitgehend indifferent, was den Anlageerfolg auf seinem
Vermögen betraf.
Freilich waren die satten Profite nicht ohne Risiken erhältlich.
Sie basierten nämlich meist nicht primär auf der einzigartigen
Dienstleistung der jeweiligen Bank, sondern auf dem gesetzlich
verankerten Wettbewerbsvorteil des Bankkundengeheimnisses.
Alle Spieler am Schweizer Bankenplatz mussten damit rechnen,
diesen Heimvorteil dereinst zu verlieren. Doch die eigene
Verwundbarkeit wurde ignoriert. Dann, mit dem Jahr 2008,
kam die Epochenwende.
In der Marktwirtschaft überleben die Paranoiden, diejenigen,
die anpassungsfähig bleiben und Veränderungen vorwegnehmen.
Doch statt zu antizipieren, wie sich das Umfeld wandeln
wird, reagierten viele Banken, inklusive ihr mächtiger Verband,
mit Verweigerung. Das Rückzugsgefecht dauerte mehrere Jahre
und war am Ende doch nur eines: verlorene, wertvolle Zeit.
Wie also gestaltet sich die Zukunft? Im Kern steht eine simple
Frage: Weshalb soll ein ausländischer Kunde künftig, unter
einem Regime des automatischen Informationsaustausches,
einen Teil seines Vermögens einer Schweizer Privatbank
anvertrauen? Es gibt nur eine plausible Antwort: wenn
er es nirgendwo professioneller, kompetenter und sicherer
verwalten lassen kann.
Neu im Fokus stehen bedingungslose Servicequalität
und Professio nalität in der Anlage. Die Kunden sind
anspruchsvoller geworden. Die Servicequalität vieler Schweizer
Banken ist im globalen Vergleich hoch – mit einer wichtigen
Ausnahme: Im Angebot erstklassiger digitaler Dienstleistungen
sind etliche Privatbanken gefährlich in Rückstand geraten.
Der aktuell grösste Mangel ist die Anlagekompetenz.
Hier sind grosse Anstrengungen nötig, um an Weltklasseniveau
anzuknüpfen.
Das Schweizer Banking wird in Zukunft zweifellos weniger
profitabel sein. Der Wettbewerb wird härter. Doch die Banken
haben ihr Geschick selbst in der Hand. Nichts spricht dagegen,
dass sie – genau wie der Schweizer Maschinenbau, die
Pharma- oder die Uhrenindustrie – auf dem Weltmarkt brillieren
können. Auch ohne Bankkundengeheimnis.
Mark Dittli ist Chefredaktor der Wirtschaftszeitung «Finanz und Wirtschaft».
Es geht auch ohne
Mark Dittli
Schweizer Monat SonDertheMa Mai 2015
16
Martin Janssen ist Unternehmer (ecofin-Gruppe) und emeritierter Professor für Finanzmarktökonomie an der Universität zürich.
2 Der Bankenplatz Schweiz im Jahre 2022
Wo er sein könnte. Und wo er wohl sein wird.
von Martin Janssen
Unzählige Gedanken, analytische und normative, schiessen einem durch den Kopf, wenn man nach der Zukunft des
Bankenplatzes Schweiz fragt. Werden Google, Facebook & Co. Banklizenzen bald auch in der Schweiz beantragen? Würde dies zu einem Technologieschub führen? Würden dabei lokale Banken verdrängt? Würde die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma eine solche Entwicklung im Interesse der Kunden zulassen oder vielmehr die angestammten Banken schützen? Vollzieht sich dieser Prozess auch ohne schweizerische Banklizenzen, weil viele Kunden oder ihre Berater die Zahlungsverkehrs und Anlagedienstleistungen zukünftig ohnehin über solche Technologiefirmen «irgendwo im Internet», wo es weniger oder keine behindernde Regulationen gibt, beziehen werden? Fördern Bundesrat und Verwaltung diese Verlagerung der Wertschöpfung von der Schweiz weg mit Hilfe neuer und tiefgreifender Regulationen absichtlich oder «nur» in Unkenntnis der Marktmechanismen? Wie lange hat – angesichts bevorstehender disruptiver Veränderungen in Richtung Internet – das Konzept eines physischen Bankenplatzes überhaupt noch eine Bedeutung? Welche Rolle spielt dabei das relative Vertrauen in die Schweiz, in Schweizer Banken beziehungsweise in solche Technologiefirmen? Führt diese Verlagerung der Geschäftsaktivitäten ins Internet zu einem Rückgang von Spezialisierung und Arbeitsteilung? Was bedeutet dieser Umbruch vor allem für den kleineren traditionellen Anleger? Wird er noch länger Beratung zu vernünftigen Preisen vor Ort finden? Kann sich der VermögensverwaltungsCluster Schweiz durch eine tiefgreifende Transformation in die neue Zeit hinüberretten und weiterhin eine international bedeutende Rolle spielen? Wie vollzieht sich dieser Übergang? Ist die Zurückhaltung beziehungsweise die mit Händen greifbare Angst der Banken, eine Überweisung, eine Auszahlung oder eine Kontoeröffnung für einen nichtschweizerischen oder gar aussereuropäischen Kunden vorzunehmen, ein Vorbote der künftigen «Effizienz» des Bankenplatzes Schweiz? Wird der Bundesrat den Bankenplatz Schweiz mit seiner Einheitsfinanzplatzstrategie ins wirtschaftliche Abseits lotsen wie weiland die Uhrenindustrie unter dem Uhrenstatut? Wird die Bankiervereinigung weiterhin in den Fussstapfen des Bundesra
tes treten und für eine Gleichschaltung mit dem europäischen Ausland kämpfen?
Vor diesem Hintergrund stellen sich drei Fragen: Wie sähe, erstens, ein auch längerfristig erfolgreicher Bankenplatz aus (1)? Was müsste die Schweiz, zweitens, vorkehren, damit sich der Bankenplatz Schweiz in diese Richtung bewegt (2)? Was wird, drittens, vermutlich passieren (3)?
(1) Ein erfolgreicher Bankenplatz Ein erfolgreicher Markt, auch der Markt für Bankdienstleis
tungen, muss – unabhängig davon, ob die Dienstleistungen lokal oder übers Internet angeboten werden – Normen genügen, damit Kunden ihre Wünsche erfüllen und Anbieter ihre komparativen Vorteile entfalten können: Der Kunde muss frei wählen können. Der Kunde muss wissen können, was er kauft beziehungsweise was ihm verkauft wird. Der Kunde muss wissen können, was das jeweilige Produkt oder die jeweilige Dienstleistung kostet. Der Kunde muss sich gerichtlich wehren können, wenn gegen diese drei Normen verstossen wird. Und er muss gute Aussicht auf Erfolg haben, wenn er im Recht ist. Schliesslich muss den Anbietern zugestanden werden, dass sie diese Normen nach eigenen Vorstellungen und im Rahmen ihrer eigenen Produktionsfunktion erfüllen können.
Solange diese Dienstleistungen vornehmlich lokal angeboten werden, beeinflusst das reale Umfeld diese Normen stark. Nehmen wir den Bankenplatz Schweiz. Er profitiert in besonderem Masse von der politischen und wirtschaftlichen Stabilität der Schweiz, einer grossen Wirtschaftsleistung, einem guten Ausbildungssystem, einem grossen Kapitalbestand, einer guten Infrastruktur, einem langsamen, aber glaubwürdigen Rechtssystem und einem zwar rasch wachsenden, aber dank Subsidiarität und Gemeindeautonomie noch immer relativ effizienten Staat. Das reale Umfeld ist für den Bankenplatz wie ein Produktionsfaktor, der nicht entschädigt werden muss.
Schweizer Monat SonDertheMa Mai 2015
17
So könnte der Schweizer Bankenplatz aussehen. So sieht er aber nicht aus.
(2) Massnahmen für eine Transformation zu einem langfristig erfolgreichen Bankenplatz
Der Bankenplatz Schweiz weist heute kaum Eigenschaften eines auf die Zukunft ausgerichteten, beweglichen und innovativen Finanzzentrums auf. Im Vordergrund der Kritik stehen:– Die öffentliche Hand ist Eigentümerin einer grossen Zahl
von Banken – der meisten Kantonalbanken, der Post, des Zulieferers Swisscom, teilweise auch der beiden Grossbanken, die durch den Bund kostenlos garantiert werden, einiger Regionalbanken – und indirekt auch der Finanzplatzinfrastruktur der SIX Group.
– Die Finma ist nicht darauf ausgerichtet, eine effiziente, industriepolitisch neutrale, auf Wettbewerb und Transparenz ausgerichtete Aufsicht auszuüben. Neue Regulationen werden nicht auf Staatsversagen und kaum auf ungünstige KostenNutzenVerhältnisse hin untersucht.
– Die heutigen mehr als 1000 Seiten Gesetze und Verordnungen zur Finanzmarktregulierung im engeren Sinne, die mehr als 1000 Seiten Rundschreiben und ca. 1500 Seiten Selbstregulierung sollen durch weitreichende neue Gesetze – Finanzmarktinfrastrukturgesetz (Finfrag), Finanzdienstleistungsgesetz (Fidleg), Finanzinstitutsgesetz (Finig) – in den nächsten Jahren um rund 50 Prozent erhöht werden. Jede Bank wird auf dieser neuen Basis Hunderte oder gar Tausende von Seiten neuer ComplianceVorschriften erlassen müssen. Die entstehenden Kosten sind für kleinere Banken und unabhängige Vermögensverwalter existenzbedrohend. Das ist schlechte Industriepolitik in Reinkultur. (Als ob die Bürokratie und die Parlamentarier wüssten, was im Interesse der einzelnen Bankkunden ist, und jene, die ihr Geld mit Dienstleistungen für diese Kunden verdienen, es nicht wüssten.)
– Der Bundesrat hat eine Expertengruppe zur Weiterentwicklung der Finanzmarktstrategie eingesetzt. Dieser Ansatz widerspricht allen Konzepten einer Marktwirtschaft, wo der Staat die Rahmenbedingungen festlegt und die Unternehmungen in diesem Rahmen ihre Strategie bestimmen. Dieses Vorgehen ist Ausdruck einer marktfeindlichen Haltung und ein Kniefall vor der schweizerischen und der EUBürokratie. Auf diese Weise wird der Bankenplatz Schweiz mit den Bankenplätzen der umliegenden Länder gleichgeschaltet.
– Mit dem automatischen Informationsaustausch (AIA), den die Schweiz wohl als einziges Land von Anfang an ernsthaft umsetzen wird, werden die Schweizer Banken zum verlängerten Arm ausländischer Steuerämter. Dabei hatte der Bundesrat zugesagt, den AIA erst dann einzuführen, wenn die grossen Länder nachgewiesen haben, dass sie diesen Informationsaustausch korrekt umsetzen. Heute spricht man noch von einem Vorlauf der grossen
Der Staat würde in einem solchen Markt für die Durchsetzung von Vertragsfreiheit, Rechtssicherheit, Transparenz und Wettbewerb sorgen. Auf eine koordinierte Strategie für den Bankenplatz würde verzichtet. Regulationen hätten, wenn überhaupt, zum Ziel, offensichtliche Verletzungen der genannten Normen zu vermeiden. Dabei müsste sichergestellt werden, dass jede Regulation vor ihrer Inkraftsetzung darauf hin untersucht wird, ob das mit dieser Regulation einhergehende Staatsversagen zuverlässig weniger schädliche Wirkungen verursachen wird als das gerügte Marktversagen. Überdies käme niemand auf die Idee, «gleich lange Spiesse» für unterschiedliche Anbieter zu propagieren, wo es doch – offensichtlich – darum geht, komparative Vorteile der unterschiedlichen Anbieter zu nutzen. In jedem Fall würde ein besonderes Augenmerk auf industriepolitische Wirkungen von Regulationen geworfen. Es müssten schon sehr gewichtige Gründe ins Feld geführt werden können, um einzelne Unternehmungen mittels regulatorischer Massnahmen gegenüber anderen indirekt oder direkt zu bevorteilen.
Der Staat wäre auf einem solchen Markt nie Eigentümer; nicht nur wegen der im Vergleich zu privaten Unternehmungen fehlenden Anreizstrukturen von privatem Eigentum, sondern auch wegen Interessenkonflikten zwischen Regulation und staatlichem Eigentum. Ein TooBigtoFail(TBTF)Problem würde in dieser Welt nicht existieren, weil alle Anbieter genügend Eigenkapital hielten. Sollte eine Staatsgarantie trotzdem notwendig sein, würde diese über eine marktmässig bewertete Versicherungsgebühr abgegolten.
Die Aufsicht würde auf die effizientesten Regulationsinstrumente, d.h. Transparenz und Wettbewerb, zurückgreifen, um ihre Ziele zu erreichen, und nicht auf bürokratische Massnahmen. Interessengruppen der Banken würden sich für Rahmenbedingungen im geschilderten Sinne und für eine möglichst hohe Wertschöpfung ihrer Mitglieder einsetzen.
In dieser Welt würde lokal und im Internet viel experimentiert. Laufend kämen neue, transparente und kostengünstige Produkte und Dienstleistungen auf den Markt. Es würden neue Vertriebskanäle ausprobiert, und die Kunden würden jene Dienstleistungen und Vertriebswege aussuchen, wo das PreisLeistungsVerhältnis aus ihrer jeweiligen Sicht am besten ist. Die Bankarbeitsplätze würden bezüglich Lohn und Ausbildungsdruck einer ähnlichen Dynamik unterliegen wie in der verarbeitenden Industrie. Im Hintergrund würde nicht nur ein Wettbewerb um wirtschaftliche Effizienz ablaufen, sondern ebenso ein Kampf um Vertrauen der Kunden in die Glaubwürdigkeit, Unabhängigkeit und Stabilität der Schweiz und in Schweizer Banken beziehungsweise in grosse Technologiefirmen. Schweizer Banken würden in dieser freiheitlichen Welt untergehen, wenn deren komparative Nachteile in der Produktion gegenüber internationalen Anbietern, die übers Internet direkt in der Schweiz anbieten, nicht durch einen Vertrauensbonus der Schweiz selber kompensiert würden.
18
ScHweIzer MonAt SonDertHeMA MAI 2015
Bei allen diesen Massnahmen muss man sich bewusst sein, dass die Konkurrenz zum Bankenplatz Schweiz in verschiedenen Bereichen schon mittelfristig nicht in London, New York oder Singapur liegen wird, sondern im Internet, und dass die Prozesse dorthin nicht stetig, sondern disruptiv verlaufen werden. Es werden nicht nur die einfachen Dinge wie der Retailzahlungsverkehr ins Internet abwandern. Auch komplexe Anlageberatung wird schon bald in internettauglicher Form erbracht werden. (Die entsprechenden Applikationen existieren bereits.) Warnungen vor diesen tsunamiartigen Veränderungen einer neuartigen industriellen Revolution wird es keine geben, damit man sich «dann» anpassen könnte. Der einzige Ausweg besteht heute – nicht morgen – in der Wahrung der Vorteile des «First Mover».
(3) Was wird vermutlich passieren?Vermutlich passiert nichts, und der Bankenplatz Schweiz
transformiert sich von selber von einer Exportindustrie in eine Binnenindustrie, die wegen des Internets zunehmend unter Druck gerät. Drei Hebel scheinen trotz allem möglich, die notwendige Transformation des Bankenplatzes in eine erfolgreiche Zukunft zu bewerkstelligen: Transparenz und Wettbewerb seitens der Finma, Zurückhaltung in der Gesetzgebung und die Lösung des TBTFProblems.– Die Finma müsste strategisch neu ausgerichtet werden.
Sie müsste die echten Kundeninteressen – Wahlfreiheit, Transparenz, Gerichtsbarkeit und komparative Vorteile der Anbieter – mittels Wettbewerbs und Transparenz schützen. Es müsste verhindert werden, dass die Finma weiterhin in der Lage ist, die Transformation des Bankenplatzes Schweiz mittels Weisungen, Kontrollen und Bewilligungen zu behindern oder gar zu verunmöglichen.
– Beim Erlass neuer Gesetze besteht die Chance, dass das Parlament Fidleg und Finig versenkt und das AIAGesetz radikal abspeckt. Die erstgenannten Gesetze braucht es nicht, weil viele Schweizer Banken ohnehin Mifid zum Einsatz bringen werden. Beim AIA reicht es, wenn die Schweiz dem Ausland administrative Angaben über die Existenz von Konten weiterreicht.
– Schliesslich müsste das TBTFProblem rasch gelöst werden. Die Schweiz verfolgt eine unglückliche Strategie, zwei weltweit führende Banken, die mehrheitlich in ausländischem Besitz stehen, mehrheitlich ausländische Mitarbeiter beschäftigen und Boni mehrheitlich im Ausland ausschütten, in einer Finanzkrise zu garantieren.
Man sollte meinen, dass es möglich sein sollte, 125 Personen (101 Nationalräte und 24 Ständeräte) zu überzeugen, dass die Wirtschaftsleistung der Schweiz massgebend von einem erfolgreichen Bankenplatz abhängig ist. Wir werden sehen, ob sie sich aufraffen werden, die ohnehin anstehenden Entscheide in diese Richtung zu treffen. �
Länder von einem Jahr. Über Umsetzungsqualität im Ausland wird nicht mehr gesprochen.
– Die TBTFProblematik ist nicht gelöst.
Will der Bankenplatz Schweiz in den kommenden sieben bis zehn Jahren gegen die aufkommende internationale Konkurrenz vor allem auch im Internet bestehen, braucht es einige tiefgreifende Massnahmen:– Der Bund beendet seine Eigentümerrolle im Bankenplatz.– Die Arbeiten an einer «Finanzplatzstrategie» des Bundes
werden eingestellt.– Der Bund setzt die Rahmenbedingungen des Obligationen
rechts und des Strafgesetzbuches durch. Der Langsamkeit und den Kosten der Gerichte wird ab sofort besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Richter werden vermehrt auch in ökonomischen Überlegungen geschult.
– Die Strategie der Finma wird auf die Normen eines kundenorientierten Marktes ausgerichtet. Die Aufsicht setzt in der Durchführung ihres Auftrags in allererster Linie auf Transparenz und Wettbewerb und nicht auf Weisungen, Kontrollen und Bewilligungsverfahren. Der Marktzutritt für kleinere Banken wird liberalisiert. Transparenz für das Publikum muss zu einem zentralen Instrument der Aufsicht werden.
– Neue Gesetze werden im Rahmen einer echten Kosten NutzenAnalyse auf ihre Tauglichkeit hin analysiert, wie das bereits heute vorgesehen ist, aber nie wirklich umgesetzt wurde. Besondere Aufmerksamkeit gelten dabei den Themen Staatsversagen, Gleichbehandlung von Unternehmungen (z.B. TBTFProblematik, Ungleichbehandlung kleiner und grosser Banken) und Kosten der Elimination ganzer Märkte.
– Das Parlament tritt nicht auf die Gesetzesentwürfe für Fidleg und Finig ein. Wegen der LuganoÜbereinkunft müssen Schweizer Banken die «Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente» (Englisch: «Markets in Financial Instruments Directive Mifid»), das Vorbild für das Fidleg, anwenden, wenn sie Bürger der EU und einiger anderer europäischer Staaten beraten. Schweizer Anleger und andere Ausländer jeglicher Vermögenshöhe können sich diesen Bestimmungen freiwillig unterziehen («Optingin»), wenn sie das wollen. Fidleg und Finig sind völlig überflüssig und verursachen nur unnötige Kosten und keine Erträge. Das «Optingin» ermöglicht es den Schweizer Banken, bei der Betreuung von schweizerischen und aussereuropäischen Kunden einen komparativen Vorteil gegenüber europäischen Banken aufzubauen. Schweizer Anleger werden dadurch ebenfalls bessergestellt, weil sie die Wahl zwischen mehr oder weniger Aufsicht (bei entsprechenden Kosten) haben.
– Beim AIA liefert die Schweiz dem Ausland nur administrative Angaben über bestehende Kontoverbindungen. Details zu Kontobewegungen, Beständen und Erträgen kann der jeweilige Staat bei seinen Bürgern selber beschaffen.
Schweizer Monat SonDertheMa Mai 2015
19
«Der Fuchs weiss viele verschiedene Sachen,
der Igel aber nur eine grosse.» In seinem
berühmten Essay unterteilt der politische
Philosoph Isaiah Berlin die Welt in zwei
Denkertypen: den Fuchs und den Igel.
Er unterstreicht die Tugenden des Fuchses, der schnell, intelligent und
listig in der Welt unterwegs ist, während der Igel nur eine Geschwin-
digkeit kennt und sich langsam fortbewegt.
Folgen wir dieser Argumentation, erkennen wir in der Vergan-
genheit des Bankenplatzes Schweiz einen langsamen, schwerfälligen
Igel, der sich, mit den Stacheln des Bankgeheimnisses gewappnet,
mit aller Kraft gegen Öffnung und internationale Akzeptanz des
Finanzplatzes gewehrt hat. Die über lange Zeit vorherrschende
Meinung, das Ausland sei der Totengräber des Schweizer Finanz-
platzes, ist fatal und bequem. Und falsch.
Was wäre eine alternative Zukunft? Der Finanzplatz kann, darf,
ja soll sich als ein internationales Zentrum für die Vermögensverwal-
tung von privaten und institutionellen Kunden profilieren! In dieser
Hinsicht sollte die Schweiz ihre Rolle als globale Drehscheibe von
grenzüberschreitenden Investitionsvehikeln und Finanzaktivitäten
sogar dringend erweitern (insbesondere mit Infrastrukturfonds, Im-
pact- und Sustainability Investments und der Ansiedlung eines neuen
Investitions-Hub im Venture-Capital-Bereich).
Weiter braucht es eine konstruktive Regulierung, die die
internationale Akzeptanz des schweizerischen Finanzplatzes fördert.
Die politische Regulation muss dabei inklusive, voraussehbar und
planbar sein und stabile Bedingungen schaffen. Die derzeitige
Fidleg-Reform vermag in dieser Hinsicht nicht zu überzeugen.
Das Zauberwort heisst vielmehr «Wettbewerbsfähigkeitsförderung».
Ziel können nur gleich lange Spiesse ohne Swiss Finish sein.
Schliesslich hängt der Erfolg der Banken auch von ihrem
Geschick und ihrer Flexibilität ab, neue Märkte zu erschliessen –
besonders in Europa und den aufstrebenden Märkten. Der dauerhafte
Zugang zu den ausländischen Märkten ist essentiell. Hier ist der
Bundesrat gefordert. Vorab bedeutet dies die Entwicklung eines
Netzes von binationalen Verhandlungen mit bedeutenden Ländern,
in der EU und ausserhalb.
Während sich der Igel hinter einer eingebildeten Schutzbarriere
versteckt, bleibt der Fuchs ständig in Bewegung: eine globale Strategie
von gezielten, bilateralen Verhandlungen für den Marktzugang; eine
innere Anstrengung, die Regulierung als gleichwertig anzupassen; ein
breiteres und innovatives Angebot im Bereich nachhaltiger Investitionen.
Oder um es mit den Worten der Fabel zu sagen: Wir können einer
grossen, alten Idee nachtrauern. Oder mutig neue Wege beschreiten!
Julien Briguet ist Jurist und Mitverfasser der forausStudie «Vision Finanzplatz 2030».
Im Zeichen der Digitalisierung vermischen sich physische und
virtuelle Welten, ganze Geschäftsmodelle werden komplett
umgekrempelt. Von diesen Umwälzungen bleibt auch die
Finanzbranche nicht verschont, im Gegenteil: Die Verände-
rungen schlagen mit voller Wucht ein. Doch weder Politiker
noch Standortförderer haben das Thema auf dem Radar.
Die Schweiz befindet sich hinsichtlich neuer Technologien im
Finanzbereich (FinTech) noch im Niemandsland, während andere
Finanzplätze – unsere Konkurrenten notabene – vorwärtsmachen.
London beispielsweise, die weltweite Nummer zwei nach New York,
hat die Zeichen der Zeit erkannt. So ist mit dem «Level 39» der grösste
FinTech-Accelerator Europas in der «City» angesiedelt, finanziert
wird er von privater Hand. Was England seinen Konkurrenten aber
vor allem voraus hat, ist die tatkräftige Unterstützung der Regierung.
Im August 2014 erklärte Englands Schatzminister George
Osborne vor Bankern, Investoren und FinTech-Unternehmern das Ziel
der Regierung Cameron: England soll im Bereich der Finanzdigitalisie-
rung global die führende Position einnehmen. Die Regierung unter-
stützt die Zukunft des Finanzplatzes aber nicht nur mit 100 Millionen
Pfund, sondern greift den Unternehmen aktiv unter die Arme. So bietet
beispielsweise die Regulierungsbehörde Financial Services Authority
kostenlose regulatorische Beratungen für FinTech-Unternehmen an.
In der Schweiz sucht man derartige Initiativen vergebens.
Zwar wird Banking auch hierzulande digital, doch bislang fehlt es an
Innovationen. Diese würden nicht nur der Finanzbranche zu mehr
Prosperität verhelfen, sondern der gesamten Volkswirtschaft. Ein
Aufstieg in die digitale Weltelite dürfte nur gelingen, wenn der hiesige
Finanzplatz eine gesamtheitliche Vision und Strategie verfolgt.
Die grösste Chance bietet sich in der Vermögensverwaltung, wo die
Schweiz global noch immer führend ist. Doch auch in diesem Bereich
zeichnen sich Veränderungen ab: Neue Technologien erlauben
komplett neue Kunde-Berater-Beziehungen und erhöhen die Macht
des Kunden. Gerade vermögende Kunden sind oft sehr technologie-
affin und können dank einfacher Tools einen Grossteil ihrer
Vermögensverwaltung selber in die Hand nehmen.
Eintreten werden diese Veränderungen so oder so. Die Frage ist
nur, welche Rolle Schweizer Unternehmen dabei spielen werden.
Noch sind die Chancen, die Reputation als traditionsreicher, stabiler
und innovativer Finanzplatz auch künftig in alle Kontinente zu
tragen, intakt. Das gilt auch für die entsprechenden Technologien,
die im Erfolgsfall ein grosses Exportpotential aufweisen und
dafür sorgen würden, dass die Schweiz die (digitale) Zukunft
mitbestimmen kann.
Rino Borini hat lange in der Bankenbranche gearbeitet und ist Chefredaktor des Wirtschaftsmagazins «PUNKT».
Fuchs, nicht Igel Digital und sozial
Julien Briguet Rino Borini
Schweizer Monat SonDertheMa Mai 2015
20
Steueraufkommen des Finanzsektors von natürlichen und juristischen Personen, in Mio. Fr.
Anteil des Finanzplatzes am Bruttoinlandsprodukt (2014)* in Prozent
Arbeitsstellen im Schweizer Finanzsektor, in Vollzeitäquivalenten
2004
Jahr
Total Finanzsektor
Finanzdienstleistungen
Versicherungsdienstleistungen
Total Finanzsektor
Finanzdienstleistungen
Finanzdienstleistungen
Natürliche Personen
Banken
Ausländische DepotinhaberInstitutionelle AnlegerKommerzielle KundenPrivatkunden
Kantonalbanken 24
Grossbanken 3
Regionalbanken und Sparkassen 83
Raiffeisenbanken 1
Börsenbanken 55 Total 342 Banken
Total 327 Banken
Total 283 Banken
Gesamtbilanzsumme
2849 Mrd. Fr.
Andere Banken 13
Privatbankiers 15
Filialen ausländischer Banken 26
Ausländisch beherrschte Banken 122
Inländische DepotinhaberInstitutionelle AnlegerKommerzielle KundenPrivatkunden
Versicherungen
Versicherungsdienstleistungen
Versicherungsdienstleistungen
Mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten
Mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten
2009 2014
2004
Deutschland Luxemburg
4,0
26,9
6,2% 6,3% 5,9%
54213
34653
19560
191200
113100
52300
25700
211300
124000
50 000
37300
209900
118500
49200
42200
24 85029202
38046 36875
6289666 077
10,211,8
8,0 7,2
Schweiz Singapur UK USA
2009 2014
Jahr
% der Gesamtbeschäftigung
Total Finanzsektor
% des Gesamtsteueraufkommens
Total Finanzsektor
2004 2009 2014
Jahr2008 2010 2012
Jahr2012 2013 2014
2003
10000
20000
30000
40000
50000
60000
70000
80000
0
50000
100000
150000
200000
250000
0
50000
100000
150000
200000
250000
0
1000
2000
3000
4000
5000
6000
0
500
1000
1500
2000
2500
3000
3500
0
5
10
15
20
25
30
191200 211 300 209 900
113 100 124 000 118500
5230050 000 49200
2570037300 42200
5,0% 6,5% 7,4%
3690 4869 5709
2545
1507
2171
199
465
1945
2601
94
562
1624
2329
197
509
2107
2768
100
562
1835
2564
191
539
2362
3001
82
557
25312636
5931251
1543552
1087
1530
Kantonalbanken 24
Grossbanken 2
Regionalbanken und Sparkassen 75
Raiffeisenbanken 1
Börsenbanken 48
Andere Banken 9
Privatbankiers 14
Filialen ausländischer Banken 31
Ausländisch beherrschte Banken 123
2008
Kantonalbanken 24
Grossbanken 2
Regionalbanken und Sparkassen 64
Raiffeisenbanken 1
Börsenbanken 47
Andere Banken 14
Privatbankiers 11
Filialen ausländischer Banken 27
Ausländisch beherrschte Banken 93
2013
Kantonalbanken 17%
Grossbanken 46%
Andere Banken 7%
Privatbankiers 2%
Filialen ausländischer Banken 3%
Ausländisch beherrschte Banken 10%
Börsenbanken 5%
Raiffeisenbanken 6%
Regionalbanken und Sparkassen 4%
2013
2004
Jahr
Total Finanzsektor
Finanzdienstleistungen
Versicherungsdienstleistungen
Total Finanzsektor
Finanzdienstleistungen
Finanzdienstleistungen
Natürliche Personen
Banken
Ausländische DepotinhaberInstitutionelle AnlegerKommerzielle KundenPrivatkunden
Kantonalbanken 24
Grossbanken 3
Regionalbanken und Sparkassen 83
Raiffeisenbanken 1
Börsenbanken 55 Total 342 Banken
Total 327 Banken
Total 283 Banken
Gesamtbilanzsumme
2849 Mrd. Fr.
Andere Banken 13
Privatbankiers 15
Filialen ausländischer Banken 26
Ausländisch beherrschte Banken 122
Inländische DepotinhaberInstitutionelle AnlegerKommerzielle KundenPrivatkunden
Versicherungen
Versicherungsdienstleistungen
Versicherungsdienstleistungen
Mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten
Mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten
2009 2014
2004
Deutschland Luxemburg
4,0
26,9
6,2% 6,3% 5,9%
54213
34653
19560
191200
113100
52300
25700
211300
124000
50 000
37300
209900
118500
49200
42200
24 85029202
38046 36875
6289666 077
10,211,8
8,0 7,2
Schweiz Singapur UK USA
2009 2014
Jahr
% der Gesamtbeschäftigung
Total Finanzsektor
% des Gesamtsteueraufkommens
Total Finanzsektor
2004 2009 2014
Jahr2008 2010 2012
Jahr2012 2013 2014
2003
10000
20000
30000
40000
50000
60000
70000
80000
0
50000
100000
150000
200000
250000
0
50000
100000
150000
200000
250000
0
1000
2000
3000
4000
5000
6000
0
500
1000
1500
2000
2500
3000
3500
0
5
10
15
20
25
30
191200 211 300 209 900
113 100 124 000 118500
5230050 000 49200
2570037300 42200
5,0% 6,5% 7,4%
3690 4869 5709
2545
1507
2171
199
465
1945
2601
94
562
1624
2329
197
509
2107
2768
100
562
1835
2564
191
539
2362
3001
82
557
25312636
5931251
1543552
1087
1530
Kantonalbanken 24
Grossbanken 2
Regionalbanken und Sparkassen 75
Raiffeisenbanken 1
Börsenbanken 48
Andere Banken 9
Privatbankiers 14
Filialen ausländischer Banken 31
Ausländisch beherrschte Banken 123
2008
Kantonalbanken 24
Grossbanken 2
Regionalbanken und Sparkassen 64
Raiffeisenbanken 1
Börsenbanken 47
Andere Banken 14
Privatbankiers 11
Filialen ausländischer Banken 27
Ausländisch beherrschte Banken 93
2013
Kantonalbanken 17%
Grossbanken 46%
Andere Banken 7%
Privatbankiers 2%
Filialen ausländischer Banken 3%
Ausländisch beherrschte Banken 10%
Börsenbanken 5%
Raiffeisenbanken 6%
Regionalbanken und Sparkassen 4%
2013
2004
Jahr
Total Finanzsektor
Finanzdienstleistungen
Versicherungsdienstleistungen
Total Finanzsektor
Finanzdienstleistungen
Finanzdienstleistungen
Natürliche Personen
Banken
Ausländische DepotinhaberInstitutionelle AnlegerKommerzielle KundenPrivatkunden
Kantonalbanken 24
Grossbanken 3
Regionalbanken und Sparkassen 83
Raiffeisenbanken 1
Börsenbanken 55 Total 342 Banken
Total 327 Banken
Total 283 Banken
Gesamtbilanzsumme
2849 Mrd. Fr.
Andere Banken 13
Privatbankiers 15
Filialen ausländischer Banken 26
Ausländisch beherrschte Banken 122
Inländische DepotinhaberInstitutionelle AnlegerKommerzielle KundenPrivatkunden
Versicherungen
Versicherungsdienstleistungen
Versicherungsdienstleistungen
Mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten
Mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten
2009 2014
2004
Deutschland Luxemburg
4,0
26,9
6,2% 6,3% 5,9%
54213
34653
19560
191200
113100
52300
25700
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124000
50 000
37300
209900
118500
49200
42200
24 85029202
38046 36875
6289666 077
10,211,8
8,0 7,2
Schweiz Singapur UK USA
2009 2014
Jahr
% der Gesamtbeschäftigung
Total Finanzsektor
% des Gesamtsteueraufkommens
Total Finanzsektor
2004 2009 2014
Jahr2008 2010 2012
Jahr2012 2013 2014
2003
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191200 211 300 209 900
113 100 124 000 118500
5230050 000 49200
2570037300 42200
5,0% 6,5% 7,4%
3690 4869 5709
2545
1507
2171
199
465
1945
2601
94
562
1624
2329
197
509
2107
2768
100
562
1835
2564
191
539
2362
3001
82
557
25312636
5931251
1543552
1087
1530
Kantonalbanken 24
Grossbanken 2
Regionalbanken und Sparkassen 75
Raiffeisenbanken 1
Börsenbanken 48
Andere Banken 9
Privatbankiers 14
Filialen ausländischer Banken 31
Ausländisch beherrschte Banken 123
2008
Kantonalbanken 24
Grossbanken 2
Regionalbanken und Sparkassen 64
Raiffeisenbanken 1
Börsenbanken 47
Andere Banken 14
Privatbankiers 11
Filialen ausländischer Banken 27
Ausländisch beherrschte Banken 93
2013
Kantonalbanken 17%
Grossbanken 46%
Andere Banken 7%
Privatbankiers 2%
Filialen ausländischer Banken 3%
Ausländisch beherrschte Banken 10%
Börsenbanken 5%
Raiffeisenbanken 6%
Regionalbanken und Sparkassen 4%
2013
* Die Werte für Luxemburg und die USA gelten für 2013.Daten: Statistisches Bundesamt Deutschland, Le Portail des Statistiques – Grand Duché de Luxembourg,BFS/SECO (Schweiz), Singapore Department of Statistics, Office for National Statistics (UK), Bureau ofEconomic Analysis (USA).
Quelle: BFS, Beschäftigungsstatistik, Werte für das 4. Quartal.
Quellen: SNB, BFS, FINMA, EFV, ESTV.
Facts & FiguresWussten Sie, dass der Finanzsektor letztes Jahr mehr als 10 Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts der Schweiz hervorgebracht hat? Dass diese Zahl im internationalen Vergleich nicht einmal so gross ist? Und dass 2013 die beiden Grossbanken für fast die Hälfte der Gesamtbilanzsumme der 283 in der Schweiz ansässigen Banken geradestanden? Die neusten «Kennzahlen zum Finanzplatz Schweiz»1 im Überblick.
1 Auf der Grundlage der Daten des Staatssekretariats für internationale Finanzfragen SIF: Finanzstandort Schweiz, Kennzahlen, April 2015.
Schweizer Monat SonDertheMa Mai 2015
21
Anzahl Banken in der Schweiz
Wertschriftenbestände in Kundendepots der Banken (in- und ausländische Depotinhaber), in Mrd. Fr.
Anteil der einzelnen Bankengruppen an der Gesamtbilanzsumme der Banken in der Schweiz (2013)
2004
Jahr
Total Finanzsektor
Finanzdienstleistungen
Versicherungsdienstleistungen
Total Finanzsektor
Finanzdienstleistungen
Finanzdienstleistungen
Natürliche Personen
Banken
Ausländische DepotinhaberInstitutionelle AnlegerKommerzielle KundenPrivatkunden
Kantonalbanken 24
Grossbanken 3
Regionalbanken und Sparkassen 83
Raiffeisenbanken 1
Börsenbanken 55 Total 342 Banken
Total 327 Banken
Total 283 Banken
Gesamtbilanzsumme
2849 Mrd. Fr.
Andere Banken 13
Privatbankiers 15
Filialen ausländischer Banken 26
Ausländisch beherrschte Banken 122
Inländische DepotinhaberInstitutionelle AnlegerKommerzielle KundenPrivatkunden
Versicherungen
Versicherungsdienstleistungen
Versicherungsdienstleistungen
Mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten
Mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten
2009 2014
2004
Deutschland Luxemburg
4,0
26,9
6,2% 6,3% 5,9%
54213
34653
19560
191200
113100
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25700
211300
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50 000
37300
209900
118500
49200
42200
24 85029202
38046 36875
6289666 077
10,211,8
8,0 7,2
Schweiz Singapur UK USA
2009 2014
Jahr
% der Gesamtbeschäftigung
Total Finanzsektor
% des Gesamtsteueraufkommens
Total Finanzsektor
2004 2009 2014
Jahr2008 2010 2012
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3690 4869 5709
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25312636
5931251
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Kantonalbanken 24
Grossbanken 2
Regionalbanken und Sparkassen 75
Raiffeisenbanken 1
Börsenbanken 48
Andere Banken 9
Privatbankiers 14
Filialen ausländischer Banken 31
Ausländisch beherrschte Banken 123
2008
Kantonalbanken 24
Grossbanken 2
Regionalbanken und Sparkassen 64
Raiffeisenbanken 1
Börsenbanken 47
Andere Banken 14
Privatbankiers 11
Filialen ausländischer Banken 27
Ausländisch beherrschte Banken 93
2013
Kantonalbanken 17%
Grossbanken 46%
Andere Banken 7%
Privatbankiers 2%
Filialen ausländischer Banken 3%
Ausländisch beherrschte Banken 10%
Börsenbanken 5%
Raiffeisenbanken 6%
Regionalbanken und Sparkassen 4%
2013
Quelle: SNB, Statistisches Monatsheft, Februar 2015, Jahresendwerte.
2004
Jahr
Total Finanzsektor
Finanzdienstleistungen
Versicherungsdienstleistungen
Total Finanzsektor
Finanzdienstleistungen
Finanzdienstleistungen
Natürliche Personen
Banken
Ausländische DepotinhaberInstitutionelle AnlegerKommerzielle KundenPrivatkunden
Kantonalbanken 24
Grossbanken 3
Regionalbanken und Sparkassen 83
Raiffeisenbanken 1
Börsenbanken 55 Total 342 Banken
Total 327 Banken
Total 283 Banken
Gesamtbilanzsumme
2849 Mrd. Fr.
Andere Banken 13
Privatbankiers 15
Filialen ausländischer Banken 26
Ausländisch beherrschte Banken 122
Inländische DepotinhaberInstitutionelle AnlegerKommerzielle KundenPrivatkunden
Versicherungen
Versicherungsdienstleistungen
Versicherungsdienstleistungen
Mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten
Mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten
2009 2014
2004
Deutschland Luxemburg
4,0
26,9
6,2% 6,3% 5,9%
54213
34653
19560
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52300
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118500
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42200
24 85029202
38046 36875
6289666 077
10,211,8
8,0 7,2
Schweiz Singapur UK USA
2009 2014
Jahr
% der Gesamtbeschäftigung
Total Finanzsektor
% des Gesamtsteueraufkommens
Total Finanzsektor
2004 2009 2014
Jahr2008 2010 2012
Jahr2012 2013 2014
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Kantonalbanken 24
Grossbanken 2
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Kantonalbanken 24
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2013
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Ausländisch beherrschte Banken 10%
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2013
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Jahr
Total Finanzsektor
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Versicherungsdienstleistungen
Total Finanzsektor
Finanzdienstleistungen
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Natürliche Personen
Banken
Ausländische DepotinhaberInstitutionelle AnlegerKommerzielle KundenPrivatkunden
Kantonalbanken 24
Grossbanken 3
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Raiffeisenbanken 1
Börsenbanken 55 Total 342 Banken
Total 327 Banken
Total 283 Banken
Gesamtbilanzsumme
2849 Mrd. Fr.
Andere Banken 13
Privatbankiers 15
Filialen ausländischer Banken 26
Ausländisch beherrschte Banken 122
Inländische DepotinhaberInstitutionelle AnlegerKommerzielle KundenPrivatkunden
Versicherungen
Versicherungsdienstleistungen
Versicherungsdienstleistungen
Mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten
Mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten
2009 2014
2004
Deutschland Luxemburg
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38046 36875
6289666 077
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8,0 7,2
Schweiz Singapur UK USA
2009 2014
Jahr
% der Gesamtbeschäftigung
Total Finanzsektor
% des Gesamtsteueraufkommens
Total Finanzsektor
2004 2009 2014
Jahr2008 2010 2012
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2768
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1835
2564
191
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2362
3001
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25312636
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1543552
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Kantonalbanken 24
Grossbanken 2
Regionalbanken und Sparkassen 75
Raiffeisenbanken 1
Börsenbanken 48
Andere Banken 9
Privatbankiers 14
Filialen ausländischer Banken 31
Ausländisch beherrschte Banken 123
2008
Kantonalbanken 24
Grossbanken 2
Regionalbanken und Sparkassen 64
Raiffeisenbanken 1
Börsenbanken 47
Andere Banken 14
Privatbankiers 11
Filialen ausländischer Banken 27
Ausländisch beherrschte Banken 93
2013
Kantonalbanken 17%
Grossbanken 46%
Andere Banken 7%
Privatbankiers 2%
Filialen ausländischer Banken 3%
Ausländisch beherrschte Banken 10%
Börsenbanken 5%
Raiffeisenbanken 6%
Regionalbanken und Sparkassen 4%
2013
2004
Jahr
Total Finanzsektor
Finanzdienstleistungen
Versicherungsdienstleistungen
Total Finanzsektor
Finanzdienstleistungen
Finanzdienstleistungen
Natürliche Personen
Banken
Ausländische DepotinhaberInstitutionelle AnlegerKommerzielle KundenPrivatkunden
Kantonalbanken 24
Grossbanken 3
Regionalbanken und Sparkassen 83
Raiffeisenbanken 1
Börsenbanken 55 Total 342 Banken
Total 327 Banken
Total 283 Banken
Gesamtbilanzsumme
2849 Mrd. Fr.
Andere Banken 13
Privatbankiers 15
Filialen ausländischer Banken 26
Ausländisch beherrschte Banken 122
Inländische DepotinhaberInstitutionelle AnlegerKommerzielle KundenPrivatkunden
Versicherungen
Versicherungsdienstleistungen
Versicherungsdienstleistungen
Mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten
Mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten
2009 2014
2004
Deutschland Luxemburg
4,0
26,9
6,2% 6,3% 5,9%
54213
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24 85029202
38046 36875
6289666 077
10,211,8
8,0 7,2
Schweiz Singapur UK USA
2009 2014
Jahr
% der Gesamtbeschäftigung
Total Finanzsektor
% des Gesamtsteueraufkommens
Total Finanzsektor
2004 2009 2014
Jahr2008 2010 2012
Jahr2012 2013 2014
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5,0% 6,5% 7,4%
3690 4869 5709
2545
1507
2171
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1543552
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Ausländisch beherrschte Banken 123
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Kantonalbanken 24
Grossbanken 2
Regionalbanken und Sparkassen 64
Raiffeisenbanken 1
Börsenbanken 47
Andere Banken 14
Privatbankiers 11
Filialen ausländischer Banken 27
Ausländisch beherrschte Banken 93
2013
Kantonalbanken 17%
Grossbanken 46%
Andere Banken 7%
Privatbankiers 2%
Filialen ausländischer Banken 3%
Ausländisch beherrschte Banken 10%
Börsenbanken 5%
Raiffeisenbanken 6%
Regionalbanken und Sparkassen 4%
2013
Quelle: SNB, Die Banken der Schweiz
Schweizer Monat SonDertheMa Mai 2015
22
Im Februar 1969 publizierte das englische Wirtschaftsmagazin «The Economist» ein Porträt der Schweiz. Das Lob war
überschwenglich. Alles sei vorbildlich: starke Demokratie, tiefe Steuern, blühende Wirtschaft. Dem Bankensektor war ein eigener Artikel gewidmet. Er endete mit dem Satz: «This has been the golden age of Swiss banking.»
In der Tat, dem Finanzplatz Schweiz ging es damals blendend. Einige Beobachter liessen sich sogar zur Prognose hinreissen, Zürich werde London bald den Rang als führendem internationalem Finanzplatz Europas ablaufen. Die Standortvorteile schienen unschlagbar: gesellschaftliche Stabilität, unabhängige Zentralbank, starke Währung, politische Neutralität, gute Infrastruktur, zuverlässiges Personal und Bankgeheimnis. Die britische Konkurrenz mokierte sich zwar über die «Gnomes of Zurich», aber dies nahm man hierzulande als Beweis, dass man vorne mit dabei war. Zu Recht, wie sich später herausstellte.
Heute ist die Situation eine andere. Die Zukunft des Bankenplatzes ist nach vielen erfolgreichen Jahrzehnten ungewiss. Ein wichtiger Pfeiler des bisherigen Erfolgsrezepts, das Bankgeheimnis, ist weggebrochen. Und in den letzten Jahren hat die rechtsstaatliche Berechenbarkeit spürbar gelitten.
Darf man angesichts der Erosion von Standortvorteilen dennoch optimistisch sein? Wenn man erwartet, dass der Finanzplatz Schweiz bald eine ähnliche Blüte wie vor fünfzig Jahren erleben wird, gibt es kaum Grund zur Zuversicht. Die Bedingungen waren damals einzigartig. Aus einer längerfristigen Perspektive hingegen sieht die Zukunft keineswegs düster aus. Krisen sind eine normale Begleiterscheinung der wirtschaftlichen Entwicklung, und noch jedes Mal gelang es den Schweizer Banken, neue Pfade zu erschliessen. Das historische Argument gibt Anlass zu Optimismus.
BankengeschichteDer Normalfall seit der Entstehung der Branche vor
150 Jahren war die permanente Überforderung, nicht die goldene Zeit der 1950er und 1960er Jahren, als die Ertragsquellen von selbst sprudelten. In der Gründungszeit suchten die Banken in einer unsteten Welt ein geeignetes Ertragsmodell und
zahlten teures Lehrgeld. So brauchte die Schweizerische Kreditanstalt mehr als zehn Jahre, bis sie in sichere Gewässer gelangt war. In der Firmengeschichte zum 100JahrJubiläum ist die Rede von der «Methode des trialanderror» und von einer «SturmundDrangZeit».
Gegründet 1856 in Zürich, widmete sich die Kreditanstalt in der frühen Phase vor allem dem zyklischen Geschäft mit Eisenbahnaktien. In der Krise von 1867 resultierte ein hoher Verlust, der nur dank der Mobilisierung von stillen Reserven überwunden werden konnte. Man entschied sich, das höchst ertragreiche, aber auch riskante Aktiengeschäft zurückzufahren zugunsten von stabileren Ertragsquellen wie kurzfristigen Krediten und Handelswechseln. Erst jetzt begann die langsame Hinwendung zu einer Universalbank. Die nächste Eisenbahnkrise von 1877 überstand sie ohne Schaden.
Auch in der nächsten Phase, die von den 1880er Jahren bis zum Ersten Weltkrieg dauerte, waren grosse Umbrüche in der Bankenbranche zu beobachten. Die Grossbanken befanden sich in einer guten Lage, dafür kam es bei den Regional und Lokalbanken zu einem geradezu brutalen Strukturwandel. In den Jahren 1911 bis 1914 sind Dutzende von ihnen untergegangen. Einige, zum Beispiel die Thurgauische Hypothekenbank, hatten sich mit Krediten in Deutschland verspekuliert. Andere setzten zu stark auf die lokale Industrie. Auch diesmal bezahlte man teures Lehrgeld, aber insgesamt ging die Branche aus der Konsolidierung gestärkt hervor.
Die Zwischenkriegszeit war ohnehin eine Zeit der Krisen – nur im Rückblick sieht alles rosig aus: Die politische und monetäre Stabilität bescherte den Banken, die das Depotgeschäft betrieben, hohe Zuflüsse aus dem benachbarten Ausland, das durch hohe Schulden, Inflation, Abwertung und bürgerkriegsähnliche Zustände überfordert war. Es war die Geburtsstunde der Schweiz als grösster Vermögensverwalter Europas.
Tobias Straumannist wirtschaftshistoriker und lehrt an den Universitäten Basel und zürich.
3 Die Geschichte ist ein AssetSteht die helvetische Bankenbranche nach dem Wegfall des Bankgeheimnisses vor einer Zäsur? Keineswegs. Nur im Nachhinein sieht alles rosig aus. Die Geschichte des Bankenplatzes ist geprägt durch Umbrüche. Daraus lässt sich Kraft schöpfen – für eine erfolgreiche Zukunft.
von Tobias Straumann
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spielen. Davon hat man sich endgültig verabschiedet. Das Versicherungsgeschäft ist dadurch vielleicht etwas weniger aufregend geworden, dafür aber berechenbarer und langfristiger.
Zweitens haben die Versicherer die Standardisierung und Industrialisierung ihrer Dienstleistungen konsequent vorangetrieben. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass die durchschnittlichen Margen in der Versicherungsbranche (mit Ausnahme der Rückversicherung) immer schon geringer waren als im Bankengeschäft. Das zwingt zur permanenten Kostensenkung. In dieser Hinsicht ist die Branche verwandt mit der gewerblichen Industrie, die seit den 1990er Jahren enorme Produktivitätsfortschritte erzielt und einen grossen Strukturwandel bewältigt hat.
Drittens hat in bezug auf die Amerikanisierung ein Umdenken stattgefunden. In den 1990er Jahren galt alles, was von jenseits des Atlantiks kam, als besonders dynamisch und das Einheimische als träge und innovationsfeindlich. Heute ist man vorsichtiger geworden und sucht eine Balance zwischen unterschiedlichen Geschäftskulturen. Auch die Verankerung in der Schweiz wird wieder mehr geschätzt.
AussenwirtschaftspolitikEin dritter Aspekt der schweizerischen Wirtschaftsge
schichte, der als Inspiration für die Banken von Interesse sein könnte, ist die Aussenwirtschaftspolitik. In der Bankenbranche herrscht heute die Sorge vor, dass der Zugang zum EUMarkt nur erreicht werden könne, wenn die Schweiz weitgehende Zugeständnisse mache. Wie schwierig das Verhandlungsdossier tatsächlich ist, lässt sich aus der Warte eines externen Beobachters kaum beurteilen. Aber man darf doch daran erinnern, dass diese Situation alles andere als neu ist und die Schweizer Diplomatie bisher immer eine kluge Lösung gefunden hat, die der Wirtschaft geschäftliche Opportunitäten bot.
Besonders schwierig war die Situation nach den Napoleonischen Kriegen. Die grossen Länder, allen voran Frankreich und Grossbritannien, sowie die meisten deutschen Staaten hielten ihre aus dem Krieg ererbten Handelsschranken jahrzehntelang aufrecht. Erst in den 1840er Jahren vollzog sich – zuerst in Grossbritannien – eine Wende zum Freihandel. In dieser schwierigen Zeit richtete sich der schweizerische Aussenhandel vollkommen neu aus. Während der europäische Kontinent bisher der wichtigste Abnehmer der schweizerischen Exportprodukte gewesen war, rückten nun die überseeischen Gebiete ins Blickfeld. Nicht weniger als drei Fünftel gingen ins aussereuropäische Ausland, obwohl der Anteil der Transportkosten am Endpreis damals um ein Vielfaches höher war als heute.
Auch im späten 19. Jahrhundert, als das Deutsche Kaiserreich und Frankreich zum Protektionismus zurückkehrten, fand man hierzulande Mittel und Wege, die Krise zu überwinden. Einige Unternehmen gründeten im nahe gelegenen Ausland Fabrikstandorte, andere wandten sich stärker dem British
Bei genauerem Hinsehen erscheint das Bild viel durchzogener. Nach dem Ersten Weltkrieg litten viele Schweizer Banken unter dem Zerfall ihrer ausländischen Anlagen. Einige gerieten in Existenznöte und brauchten Hilfe von anderen Banken. In den 1930er Jahren kam es zur zweiten grossen Bankenkrise der Schweizer Geschichte. Zunächst mussten die Grossbanken grosse Abschreiber auf ihren deutschen Anlagen vornehmen, weil die Weimarer Republik und die meisten mittel und osteuropäischen Staaten ab dem Sommer 1931 ihre Auslandsschulden nicht mehr regulär bedienen konnten. In einer zweiten Phase gerieten auch die Inlandbanken wegen der langen Wirtschaftskrise und Deflation in Bedrängnis. Erst die Abwertung von 1936 ermöglichte die notwendige Sanierung.
Im Zweiten Weltkrieg waren die Verhältnisse ähnlich schwierig. Es war keineswegs so, dass die Schweizer Banken grosse Gewinne einfuhren. Im Ergebnis standen sie am Ende des Kriegs zwar gut da, weil sie das Schlimmste abwenden konnten, aber dies gelang nur dank Glück und Verhandlungsgeschick in Zusammenarbeit mit der Handelsabteilung.
Natürlich lassen sich diese historischen Beispiele nicht eins zu eins auf die Gegenwart übertragen. Die Probleme ändern sich permanent. Aber der Wegfall des Bankgeheimnisses nimmt sich im historischen Vergleich nicht als besonders gravierendes Ereignis aus.
VersicherungsbrancheGrund zu Optimismus gibt auch ein Seitenblick auf die
jüngste Geschichte der Schweiz als internationaler Versicherungsstandort. Anders als der Bankensektor genoss dieser Wirtschaftszweig nie ein Privileg, und doch hat er eine Bedeutung, die gemessen am Bruttoinlandsprodukt überdurchschnittlich ist. Innerhalb der Ertragsbilanz erwirtschaftet der Versicherungssektor insgesamt ein Plus von 4,5 Milliarden Franken gegenüber dem Ausland. Das ist zwar dreimal weniger als der Bankensektor, zeigt aber eindrücklich, dass die Branche wettbewerbsfähig ist. Zürich ist nach wie vor einer der wichtigsten internationalen Standorte in der Rückversicherung.
In den letzten dreissig Jahren sah es allerdings nicht immer gut aus. Der Verlust der Selbständigkeit der Winterthur Versicherungen und die grossen Verluste der Zürich Versicherungen im Anschluss an das Platzen des Dotcombooms nach dem Jahr 2001 beunruhigten die Gemüter. Auch die Swiss Re hat in der jüngsten Vergangenheit schmerzhafte Verluste erlitten. Die Branche hat aber eine erstaunliche Erneuerungskraft bewiesen.
Was haben die Versicherer richtig gemacht? Erstens haben sie sich konsequent auf die Geschäftsfelder konzentriert, bei denen die traditionellen Standortvorteile der Schweiz – Stabilität, Infrastruktur, Lebensqualität – voll zum Tragen kommen. Eine Zeitlang glaubte man, Versicherungen seien eigentlich etwas Ähnliches wie Banken und hätten deshalb die Kompetenz, eine aktivere Rolle auf den Finanzmärkten zu
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Banker sind in ihrem Beruf auf das Vertrauen der
Kunden und der Öffentlichkeit angewiesen, genauso
wie die Ärzte. Während letztere in Umfragen über
Vertrauenswürdigkeit stets gut abschneiden, finden
sich die Finanzberater am unteren Ende der Rangliste,
gerade noch vor den Politikern. So geht es nicht. Denn alle
klassischen Bankgeschäfte sind mit Kredit verbunden, und Kredit
heisst Vertrauen.
Natürlich kennen die Banken tausendundeinen Code of
Conduct. Feierlich ist da jeweils von der Reputation als wichtigs-
tem Gut die Rede und davon, dass unethisches Handeln geahndet
werde. Das sind viele schöne Worte und wenig Wirkung. Die beste
Lösung des Vertrauensproblems finden die Banker bei den Ärzten.
Seit über 2000 Jahren schwört der Arzt auf Gott Apollo den Eid
des Hippokrates. Dabei geht es nicht bloss um eine ethische
Ausübung des eigenen Berufs, sondern auch um den Schutz des
eigenen Standes und die ökonomische Absicherung des Arztberufs.
Der Schlüssel zum Vertrauen liegt beim einzelnen Menschen.
Jeder Banker soll es dem Arzt gleichtun und einen Eid schwören.
Wer das nicht will, wird eben nicht Banker. Der Banker würde
im Gegensatz zum Arzt nicht Apollo anrufen, sondern Hermes,
den Schutzgott der Kaufleute. Dabei hält er sich stets vor Augen:
Hermes ist auch der Gott der Diebe, und er führt die Seelen
der Verstorbenen in den Hades.
Die Einleitung und den Schluss seines Eides kann der Banker
leicht angepasst vom Arzt übernehmen.
Einleitung: «Ich schwöre und rufe Hermes […] und alle Götter
und Göttinnen zu Zeugen an, dass ich diesen Eid und diesen
Vertrag nach meiner Fähigkeit und nach meiner Einsicht erfüllen
werde.»
Schluss: «Wenn ich diesen Eid erfülle und nicht breche, so sei
mir beschieden, in meinem Leben und in meiner Kunst voranzu-
kommen, indem ich Ansehen bei allen Menschen für alle Zeit
gewinne; wenn ich ihn aber übertrete und breche, so geschehe mir
das Gegenteil.»
Und was steht zwischen Einleitung und Schluss?
Ganz einfach: «Ich stelle im Zweifelsfall und im Rahmen der
Gesetze die Interessen der Kunden vor andere, entgegengesetzte
Interessen.» Und: «Ich kassiere einen eventuellen Gewinn aus
einer Tätigkeit oder Investition nur dann, wenn ich bereit und in
der Lage bin, auch den entsprechenden Verlust zu tragen.»
Sollten Banker nicht endlich einen solchen Eid für Banker
fordern, in ihrem eigenen Interesse?
Hans Geiger ist emeritierter Professor am Institut für Banking und Finance der Universität Zürich.
Ein Eid für Banker
Hans Geiger
Empire zu, das am Freihandel festhielt. Auch im 20. Jahrhundert gelang es immer wieder, die Grossmächte gegeneinander auszuspielen. Nur im Zweiten Weltkrieg war der Spielraum der Schweizer Handelsdiplomatie äusserst gering. In vielem musste man Nazideutschland nachgeben, aber einige Konzessionen konnte man durchaus herausholen. Es ist eine Ausnahme, welche die Regel bestätigt.
Noch heute verfolgt Bundesbern diese Strategie. Man versucht, mit möglichst vielen Ländern Freihandelsverträge abzuschliessen, um möglichst global vernetzt zu sein. Die Bemühungen um das RenminbiOffshoreGeschäft weisen in eine ähnliche Richtung. Vielleicht wäre es möglich, diesbezüglich noch weiter zu gehen, indem man die Kooperation mit den USA, China, Indien und anderen Schwellenländern weiter vertieft. Die schweizerische Verhandlungsposition würde gegenüber der EU dadurch zweifellos gestärkt. Wenn man als Kleinstaat nicht mehr die europäischen Mächte gegeneinander ausspielen kann, wie dies in der Vergangenheit in brenzligen Situationen immer wieder möglich war, muss man die bewährte Strategie auf die globale Ebene verlagern.
KonklusionWie könnte nun die Erneuerung des Bankensektors konkret
aussehen? Mir scheinen aus der langfristigen Betrachtung folgende Schritte unumgänglich zu sein. Erstens muss sich die Bankenbranche noch stärker konsolidieren. Wir haben die Schwelle zu einer neuen Epoche bereits überschritten, während die bestehenden Branchenstrukturen noch weitgehend auf den alten Spielregeln beruhen. Mehr als bis anhin sollte man alle Formen der Fusion, Absplitterung, Auslagerung und Zusammenarbeit prüfen. Die heutige Situation erinnert an die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, als klar wurde, dass viele Banken von der neuen Komplexität des Geschäfts überfordert waren.
Zweitens muss das Geschäft hemmungslos industrialisiert werden. Wenn der Prozess Hand in Hand geht mit der Konsolidierung, könnten hier grosse Produktivitätsfortschritte erzielt werden. Diesbezüglich kann man nur an die historischen Erfolgsgeschichten erinnern, die in den letzten Jahren in anderen Branchen verzeichnet wurden, vor allem in der Uhrenindustrie, der Maschinenindustrie und der Chemie und Pharmaindustrie. All diese Branchen sind schon lange in der Schweiz heimisch, aber konnten nur dank einer gnadenlosen Restrukturierung überleben. Der Bankensektor ist sozusagen der Nachzügler, der nun aufgerufen ist, denselben Weg zu gehen.
Drittens sollte man sich bei den internationalen Geschäften auf die Vermögensverwaltung fokussieren. Hier hat der Finanzplatz Schweiz dank Tradition und Stabilität einen komparativen Vorteil. Gegenüber Visionen, die ganz neue Geschäftsfelder propagieren, ist deshalb Vorsicht geboten. Die Geschichte übt eine ungeheure Sogkraft aus – und ist ein Asset, mit dem man rechnen sollte. �
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Herr Chesney, Sie beschäftigen sich mit der Theorie
des Finanzwesens. Haben Sie in früheren Jahren mit dem Gedanken
gespielt, selbst Bankier zu werden?
Ich muss Sie enttäuschen: leider nein. Nicht dass ich etwas gegen Banken hätte – wir brauchen sie, das ist klar. Doch komme ich von der Mathematik her, ich wollte die Funktionsweise von Finanzmärkten verstehen. Und so landete ich im Finanzwesen – einer höchst interessanten Disziplin.Zweifellos auch einer komplexen. Und einer trockenen?
Ich bin von Natur aus ein neugieriger Mensch. Das Thema meiner Doktorarbeit war die Analyse von derivativen Produkten. Da geht es nicht wirklich um Preissetzung nach Angebot und Nachfrage, da geht es vielmehr um die theoretische Unmöglichkeit von Arbitrage in angeblich effizienten Märkten. Dann kam die Finanzkrise mit Hedge Fonds und sogenannten «Too big to fail»Banken, die genau durch die praktische Realisierung von Arbitragemöglichkeiten in ineffizienten Finanzmärkten, beispielsweise im Bereich von Hochfrequenzhandel und Derivaten, riesige Gewinne erzielen. Und plötzlich wurde mir klar: Was wir an den Universitäten in der Finanzökonomie unterrichten, ist nicht immer ganz korrekt. Wie meinen Sie das?
Auf Finanzmärkten agiert nicht der Homo oeconomicus, sondern der Homo financiarius. Der tickt ganz anders. Wie denn? Auch er dürfte seine eigenen Interessen verfolgen.
Lange war es so, dass der einzelne, indem er seine eigenen Interessen verfolgte, dem Gemeinwohl diente. Zwischen dem Ende der Napoleonischen Kriege und dem Beginn des Ersten Weltkriegs hat dieses Modell – das Modell des klassischen Liberalismus – insgesamt erstaunlich gut funktioniert. Die wissenschaftlichen, gesundheitlichen und gesellschaftlichen Fortschritte waren hervorragend. Aber dann kam in den 1980er Jahren die Wende. Mit der riesigen Welle von Deregulierungen kam der Homo financiarius in die Welt. Seine persönlichen Interessen decken sich nicht mehr mit jenen der Allgemeinheit. Ganz im Gegenteil schaden seine Tätigkeiten sogar oftmals dem Gemeinwohl.Die Interessen der Allgemeinheit, das Gemeinwohl – mit Verlaub:
das sind Ausdrücke, die alle für sich in Anspruch nehmen,
die ihre eigenen Interessen durchzusetzen versuchen.
Ja, es gibt viel politische Rhetorik. Aber dessen ungeachtet gibt es so etwas wie ein Gemeinwohl, auch wenn es schwer zu erreichen ist. Das Problem ist: Grossbanken emittieren Finanzprodukte, die deren Renditeinteressen dienen, aber jenen der Allgemeinheit diametral zuwiderlaufen. Ein konkretes Beispiel, bitte!
Gerne. In der NZZ erscheinen regelmässig Inserate, in denen BRC – Barrier Reverse Convertibles – angeboten werden. Die Gewinne oder Verluste dieses Produkts werden von den Kursen verschiedener Aktien – in der Regel deren drei – generiert. Solange während der einjährigen Laufzeit keiner der Aktienkurse unter ein bestimmtes Niveau fällt, erhält der Halter dieses Produkts sein Ausgangskapital zurückerstattet, zum Beispiel 100 000 Schweizer Franken. Ausserdem wird ihm ein hoher Coupon, oft in Höhe von 8 Prozent, der ursprünglichen Investition ausbezahlt, das heisst 8 000 Schweizer Franken. Fällt jedoch ein Aktienkurs unter das vordefinierte Niveau, erhält der Halter zwar weiterhin die 8000 Franken, aber nur einen Teil des investierten Kapitals zurück, zum Beispiel 80 000 oder 60 000 Schweizer Franken. Ein Kursrückgang zumindest bei einer Aktie ist aber stets wahrscheinlich. Kurzum, das sind komplexe Produkte, die hohe Renditen versprechen, im Schnitt jedoch toxisch sind. Die Kunden verlieren damit im Durchschnitt Geld.Das klingt ziemlich verständlich. Aber wer ein Produkt kauft,
das er nicht versteht, ist selber schuld, wenn er damit Geld verliert.
Nicht alle verfügen über die gleiche Bildung und den gleichen Wissensstand. Und nicht alle kennen die Risiken, die mit diesen Produkten verbunden sind.
Marc Chesney ist ordentlicher Professor of Finance an der Universität zürich und u.a. Autor des Buchs «Vom Grossen Krieg zur permanenten Krise: Der Aufstieg der Finanzaristokratie und das Versagen der Demokratie» (Versus-Verlag, 2014).
René Scheu ist Herausgeber und chefredaktor dieser zeitschrift.
4 «Der Homo financiarius tickt ganz anders»Mehr Prinzipien und weniger Regulierung, mehr persönliche Haftung und weniger Code of Conduct, mehr Markt und weniger Arbitrage auf Kosten anderer, mehr kleine Banken und keine grossen Casinos: Marc Chesney findet klare Worte. Ein (Streit-)Gespräch.
René Scheu trifft Marc Chesney
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Selbstüberschätzung kann alle treffen. Ich bleibe dabei:
wen sie trifft, der ist selber schuld.
Einverstanden. Dennoch macht es keinen Sinn, Produkte zu lancieren, die darauf wetten, dass der Kunde verliert, damit der Emittent, also oft eine «systemische» Bank, gewinnt. Eine solche Konstellation ist – wie soll ich sagen? – pervers. In der Wirtschaft entstehen normalerweise WinwinSituationen. Wenn Sie mit Ihrem neuen Auto zufrieden sind, ist im Prinzip der Autohersteller auch zufrieden. Für «Too big to fail»Banken, die für diese toxischen Finanzprodukte Werbung machen, ist es ein Gewinn auf Kosten der Kunden, das heisst: des einen Gewinn ist stets des anderen Verlust.Sie haben doch etwas gegen Banken.
Keineswegs. Aber ich habe etwas gegen toxische Produkte, die zudem kompliziert sind und Vertrauen zerstören. So wird die Finanzbranche zu einem Feld, in dem der Zynismus blüht. Und ich habe etwas gegen «Too big to fail»Institutionen, die behaupten, sie seien Banken, die aber mehr Casino als Banken sind. Sie spielen mit dem Geld des Steuerzahlers, des Kunden, des Mitarbeiters und des Aktionärs. Am Ende des Tages funktionieren sie wie folgt: Profite privatisieren, Kosten sozialisieren. In einer Marktwirtschaft haftet jeder Akteur für sein Tun. Wer einen Fehler begeht, wer sich verspekuliert, wer nicht gut arbeitet, geht pleite. Und er allein muss dafür geradestehen.Wenn Sie von Grossbanken sprechen, wen meinen Sie?
Sicher UBS und CS. Deren Manager spielen Casino, und zwar ein höchst asymmetrisches: Liegen sie falsch, bezahlen sie im besten Fall lediglich einen Teil des Preises. Gewinnen sie, kassieren sie alleine ab. Vor mir liegt ein Cover Ihrer Zeitschrift, die den Slogan ziert: «Skin in the Game», seine Haut aufs Spiel setzen. Davon brauchen wir mehr.Nun werden aber in der Schweiz alle Banken
in denselben Topf geworfen…
…ja, klar, das ist ein echtes Problem. Es ist wichtig, hier zu differenzieren. Wir brauchen Banken, die fit sind. Wir wollen keine Casinos. Das ist im Grunde die entscheidende Differenz: Es gibt Banken im Dienste ihrer Aktionäre und des Allgemeinwohls, und es gibt Casinos im Dienste ihres eigenen Vorteils auf Kosten der Allgemeinheit.Die Guten und die Bösen: Ist das nicht eine allzu
holzschnittartige Darstellung?
Nein. Die grossen Banken vergeben immer weniger Kredite an Unternehmen, was neben der Vermögensverwaltung eigentlich ihre Funktion wäre. Sie haben sich vielmehr darauf kapriziert, mit fremdem Geld zu spekulieren, mit Geld der Kunden, der Aktionäre und der Steuerzahler. Verzeihung, aber das macht einfach keinen Sinn.Die Banken in Ihrem Sinne haben wir auch: die Privatbanken,
die Genossenschaftsbanken, die Coop-Bank, die Migros-Bank.
Genau. Und die machen im allgemeinen einen besseren und nützlichen Job. Viele, die Banken kritisieren, meinen die gros
sen und treffen damit auch die kleinen. Und die Grossen haben viel Schaden angerichtet, denken wir nur an die Währungsmanipulationen. Die Finma ist nicht in der Lage, die UBS hierfür zu büssen: die UBS musste bloss ihre Gewinne aufgrund der Manipulationen am Devisenmarkt zurückbezahlen. Wo sind hier die Regeln, wo ist hier der Rechtsstaat?Die Finanzbranche gehört zu den am stärksten regulierten Branchen
überhaupt. Was wäre denn aus Ihrer Sicht zu tun?
Die Banken sind schlecht reguliert. Basel I umfasste 30 Seiten, Basel II 300, Basel III 600 Seiten. Der Finanzsektor ist bereits so komplex, dass wir nicht noch komplexere Regeln brauchen, sondern einfachere: die guten alten Prinzipien. 20 bis 30 Seiten würden vollends genügen. Dadurch werden auch kleinere Banken gestärkt, sonst schaffen es eines Tages nur noch die grossen, die Regulierung zu stemmen.Konkret: welche Prinzipien?
Erstens: ein Trennbankensystem, also Trennung von Investmenttätigkeit und traditioneller Bankentätigkeit. Banken dürfen Casino spielen, aber mit dem eigenen Geld – und ohne Gratisversicherung durch die Allgemeinheit. Zweitens: mehr Eigenkapital, zwischen 30 und 40 Prozent der Bilanzsumme, ohne undurchschaubare Modelle der Risikogewichtung. Solche Verhältnisse herrschten ganz natürlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Denn auch hier ist es so, dass sich die kleineren Banken an die Modelle der Finma halten, während die grossen eigene Modelle kreieren, die nicht einmal sie selbst mehr durchschauen.Drittens?
Wir brauchen in der Finanzbranche einen Zertifizierungsprozess, wie es ihn auch in der Auto oder der Pharmabranche gibt. Produkte, mit denen der Emittent auf die Verluste des Kunden spekuliert, haben keine Berechtigung in einer normalen Welt. Finanzdienstleistungen sollten im Dienste der Wirtschaft sein, im Dienste von Firmen und Privaten – und nicht umgekehrt. Für eine solche Zertifizierung brauchen Sie eine kleine Gruppe von Leuten mit Expertise, die sich regelmässig treffen und sich die neuen Produkte anschauen. Voluminöse Regulierungshandbücher können Sie sich sparen.Viertens?
Ich plädiere für eine Finanztransaktionssteuer, nach dem Vorbild des Finanzunternehmers Felix Bolliger. Und ich erkläre Ihnen auch, weshalb: pro Jahr finden in der Schweiz elektronische Frankentransaktionen in der Höhe von 100 000 Milliarden statt – das entspricht rund 160mal dem BIP der Schweiz. Wenn Sie davon bloss 0,2 Prozent abzweigen, kommen Sie auf 200 Milliarden Franken. Das ist mehr als alle aktuellen Steuern in der Schweiz, rund 170 Milliarden Franken pro Jahr. Theoretisch könnten alle anderen Steuern abgeschafft und von einer Finanztransaktionssteuer mit einem kleinen Prozentsatz ersetzt werden. Ist das nicht liberal?Wenn Sie davon ausgehen, dass Steuern stets willkürlich sind,
vielleicht schon. Aber bleiben wir beim Ziel. Was ist der Hinter-
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meine Studenten: Wenn der Chef von Ihnen etwas verlangt, was verboten ist, wie reagieren Sie?Und die Antwort?
Die muss sich jeder selbst geben – aber er muss sich die Frage stellen. Darum geht es.Wie können die Banken verlorengegangenes Vertrauen
in der Öffentlichkeit zurückgewinnen?
Transparenz, auch und gerade in der Entschädigungspolitik! Brady Dougan hat in acht Jahren rund 150 Millionen Franken kassiert, während die Aktie der Credit Suisse 75 Prozent an Wert eingebüsst hat. Wenn es Bonus gibt, muss es auch Malus geben – und zwar in gleichem Masse. Was man gewinnen kann, kann man auch verlieren. Die Entlöhnungen vor 40 Jahren waren viel vernünftiger und nachvollziehbarer. Damals waren die Banken auch nicht «too big to fail», damals gab es also auch keine Gratisversicherung und keine Subvention durch die Allgemeinheit. Gemäss einer Studie des Internationalen Währungsfonds in Washington haben die systemischen Banken in den Jahren 2011 und 2012 in der Schweiz rund 50 Milliarden Franken und in der Europäischen Union rund 300 Milliarden Franken als Subvention erhalten. Wo ist da der Liberalismus? Das ist eine Farce!Bankiers waren früher Beamte. Wollen Sie dahin zurück?
Nein. Wir brauchen initiative, unternehmerisch handelnde Persönlichkeiten. Aber das heisst eben: Personen, die auch bereit sind, Risiken zu tragen.Was halten Sie von der Idee eines hippokratischen Eids für Banker,
den diese unterzeichnen? Ein Satz würde genügen: «Ich stelle im
Zweifelsfalle und im Rahmen der Gesetze die Interessen der Kunden
vor andere, entgegengesetzte Interessen.»
Der Vorschlag ist gutgemeint. Ich zweifle jedoch, dass er in der Wirklichkeit taugt. Wichtiger als Verlautbarungen sind institutionelle Reformen. Es geht nicht um gute Absichten, sondern um reale Anreize. Wir brauchen fitte kleinere Banken, die für statt gegen ihre Kunden arbeiten. Und Banken, die unternehmerisch handeln, also ein BonusMalusSystem haben, die wissen, dass Entscheid und Haftung zusammengehören, die bankrottgehen können. Wenn diese Bedingungen gegeben sind, wird der einzelne Banker automatisch stärker in die Pflicht genommen. Dann brauchen Sie auch keinen hippokratischen Eid.Traue keinem Anlageberater, der nicht selbst Geld in die Produkte
investiert hat, die er dir, dem Kunden, verkaufen will?
Lassen Sie es mich abstrakter formulieren: Wenn der Kunde verliert, sollte der Berater ebenfalls verlieren – das wäre der Malus. Wenn der Kunde gewinnt, sollte der Berater ebenfalls gewinnen – das wäre der Bonus. Und für seine Dienstleistung sollte er einen anständigen Lohn erhalten, für den er sich nicht schämen muss, der ihm aber auch keinen Anlass zum Protzen gibt. Ich würde darum sagen: weniger Marketing, mehr Leistung, weniger «Code of Conduct», mehr unternehmerisches Handeln. Nur so kann sich die Lage wieder beruhigen. �
grund Ihres Vorschlags: eine Eindämmung des Hochfrequenz-
handels?
So ist es. Nach diesem Vorschlag würden alle Finanztransaktionen mit einer Steuer belegt – auch der Geldbezug am Automaten oder die Bezahlung im Restaurant. Mit einer solchen Finanztransaktionssteuer würden Unternehmen und Haushalte entlastet. Es bräuchte weniger Steuerbürokratie. Grossbanken, die aufgrund ihrer Verlustvorträge der letzten Jahre kaum oder wenig Steuern zahlen, und der Finanzsektor im allgemeinen würden belastet, allerdings in überschaubarem Masse. Hochfrequenzhandel würde eingedämmt.Spekulation ist keine Straftat – im Gegenteil: sie dient der
Diversifikation von Risiken unter vielen Marktteilnehmern und hält
die Finanzmärkte liquide. Das ist volkswirtschaftlich sinnvoll.
Aber wer mit fremdem Geld und riesiger Hebelwirkung spekuliert, bringt die Volkswirtschaft in Gefahr. Hochfrequenzhandel ist volkswirtschaftlich problematisch: das Herdenverhalten, also das Klumpenrisiko, nimmt zu. Es gibt eben gute und schlechte Spekulation, und diese Transaktionssteuer zielt darauf ab, ersteres zuzulassen und letzteres bewusst zu verteuern. Man überlegt sich dann zweimal, ob man handelt oder nicht. Und diese Wirkung ist erwünscht.Und welches wäre Ihre fünfte Massnahme?
Wir müssen die Lehre anpassen. In Vorlesungen zur Finanzökonomie wird viel von Preisen geredet, aber wenig von Werten. Es sollte umgekehrt sein: zuerst die Selbstverständigung über Werte, dann die Frage nach den Preisen.Das ist leichter gesagt als getan. Gehen Sie mit gutem Beispiel
voran?
In meinen Vorlesungen analysiere ich gerne zusammen mit den Studierenden einige EMails von Roguetradern wie beispielsweise Jérôme Kerviel, ExBanker der Société Générale, der nun im Gefängnis sitzt. Diese Dokumente sind von Zynismus geprägt. Ich möchte nicht, dass meine Studierenden eines Tages im Gefängnis sitzen……haben Sie denn Grund, sich vor solchen Szenarien zu fürchten?
(Lacht) Eigentlich nicht. Herr Kerviel verglich sich in seinen EMails mit einer Prostituierten und meint damit: Er musste für die Bank so viel Geld wie möglich bringen, ungeachtet möglicher Risiken oder dubioser Praktiken. Ich frage dann meine Studierenden jeweils: Hat alles einen Preis – oder gibt es eben Werte, die keinen Preis haben?99,5 Prozent aller Banker sind Leute mit Werten wie Sie und ich –
auch Mitarbeiter der UBS. Sie wollen einen guten Job machen,
anständig sein, Geld verdienen. Fokussieren Sie nicht allzu sehr auf
spektakuläre Einzelfälle?
Die Zyniker sind normalerweise nicht am Schalter, sondern an der Front in den Handelsräumen. Kerviel hat fast 5 Milliarden Euro verspekuliert und verloren. Sein Chef hat davon gewusst und die Geschäfte geduldet – ohne aber je explizit sein Einverständnis zu geben. Der Druck kam also von oben. Und ich frage
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Peter Buomberger ist promovierter Ökonom und Senior consultant von Avenir Suisse. er hat in führenden Positionen im Finanzsektor gearbeitet und war u.a. Mitglied des IIF commitee on effective regulation und des nationalen Forschungsrates.
Der Schweizer Bankensektor schrumpft: Ausländische Banken schliessen ihre Filialen in der Schweiz (1990: 16, 2009:
33, 2013: 27), Schweizer Banken bauen Arbeitsplätze ab (1990: 119 717, 2013: 105 735). Nicht so die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma), die Überwachungs und Regulierungsbehörde der Banken: Sie erhöhte ihr Budget seit 2009 Jahr für Jahr um durchschnittlich 9 Prozent und den Personalbestand um sage und schreibe 18 Prozent pro Jahr. Hängen die beiden gegensätzlichen Entwicklungen bei den Banken und ihrem Regulator zusammen? Kein Zweifel: die Vielzahl und Komplexität von immer neuen Regulierungen machen das Bankgeschäft in der und aus der Schweiz immer weniger attraktiv.
Jährlich werden von der Finma rund 140 Seiten neuer Vorschriften (in Form sogenannter Rundschreiben) produziert, seit 2009 sind es über 1000 Seiten, ein Ende ist nicht absehbar. Unter dem unverdächtigen Namen «Neue Finanzarchitektur» hat die Bundesverwaltung zusammen mit der Finma ein legislatives Grossprojekt sondergleichen angestossen. Nebst dem heute geltenden Finanzmarktaufsichtsgesetz sind drei weitere Grossprojekte in Angriff genommen worden. Neu sollen das Finanzdienstleistungsgesetz (Fidleg), das Finanzinfrastrukturgesetz (Finfrag) und das Finanzinstitutsgesetz (Finig) zum bestehenden Gesetzesdickicht hinzukommen. Die verniedlichende Bezeichnung dieser Anstrengungen als «Kleeblattreform» ist nicht gerechtfertigt. Die Gesetzesentwürfe umfassen bereits heute insgesamt rund 170 Seiten.
Angesichts dieser Gesetzesflut ist die Frage nach dem Nutzen und der Notwendigkeit all dieser zusätzlichen Regeln und Vorschriften berechtigter denn je. Natürlich wirkt der Schock der Finanzkrise von 2008/09 noch nach. Massive staatliche Gelder mussten aufgewendet werden, um das Finanzsystem vor einem Kollaps zu bewahren. Natürlich lässt sich eine dynamische Entwicklung der Finanzmärkte feststellen, die in der stark gewachsenen internationalen Verflechtung sowie in den neuen Instrumenten zum Ausdruck kommt. Und wer Zeitung liest, hegt den Verdacht, dass einzelne Banken noch nicht viel aus der Krise gelernt haben: Ein Skandal nach dem andern kommt ans Tageslicht, und die Saläre und Boni der Banken
chefs haben teilweise wieder das VorKrisenNiveau erreicht. Trotzdem: eine nüchterne KostenNutzenAbwägung neuer Regulierungsvorhaben ist ein besserer Ratgeber als die modische Aufbauschung von Altlasten und Einzelfällen.
Zwei Zielsetzungen stehen deshalb im Vordergrund der Finanzmarktregulierungen: einerseits die Gewährleistung der Stabilität des Finanzsystems (1) und andererseits der Schutz der Bankkunden, insbesondere der Schutz ihrer Ersparnisse (2).
Wie und mit welchen Regeln diese Stabilität zu erreichen ist, wird seit Jahrzehnten intensiv diskutiert. Nach der grossen Finanzkrise der 1930er Jahre sah man die Lösung in der Trennung des traditionellen Kreditgeschäfts vom Investment Banking (Glass Steagal Act), einer Idee, die heute wieder in einzelnen Ländern diskutiert wird. In der Schweiz steht dieser Ansatz nicht im Vordergrund. Der Fokus hierzulande und auch beim Internationalen Basler Ausschuss für Bankenaufsicht liegt vielmehr auf der Stärkung der Eigenkapitalbasis der Banken. Ziel ist es, dass die Banken in Zukunft Krisen aus eigener Kraft absorbieren können und nicht mehr auf die Hilfe des Staates und damit des Steuerzahlers angewiesen sind. Wie viel Eigenkapital notwendig ist und welches der geeignete Massstab zur Messung der adäquaten Eigenkapitalausstattung darstellt, ist jedoch Gegenstand heftiger Kontroversen.
Regulatorische Technokraten haben im Rahmen des Basler Ausschusses einen komplexen und kaum transparenten Massstab entwickelt: Bei diesem wird das Eigenkapital in das Verhältnis zu den risikogewichteten Aktiven gesetzt. Schon die implizite Annahme dieses Ansatzes, wonach man künftige Risiken aufgrund historischer Schwankungen beurteilen kann, ist umstritten. Dieses Mass ist zudem derart intransparent, dass die Einhaltung der Eigenkapitalvorschriften weder vom Regulator
5 Wider die GesetzesflutWeniger ist mehr: Welche Regulierung braucht der Finanzplatz Schweiz?
von Peter Buomberger
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krisenresistent, so sind es auch die Ersparnisse des Kunden. Umgekehrt muss man sich fragen, ob es neue und dermassen weitgehende detaillierte Massnahmen zum Kundenschutz braucht, wie sie der Bundesrat vorgeschlagen hat. Besonders die im Rahmen der Kleeblattinitiative vorgeschlagenen Vorschriften schiessen in vielen Bereichen über das Ziel hinaus – zum Nachteil des Kunden. Auch angesichts der Bemühungen des Bundes, die Banken zur Steuereintreibung einzusetzen, hat der mündige, liberale Zeitgenosse guten Grund, sich Sorgen zu machen.
Es stellt sich in diesem Augenblick in der Tat ganz allgemein die Frage, was die Schweiz wirklich von ausländischen Vorschriften und Standards übernehmen will. Letztere schränken den verantwortungsvollen Handlungsspielraum hiesiger Akteure massiv ein – ohne das System wirklich stabiler zu machen. Die Behörden sollten sich darum daran erinnern, dass hinter solchen Initiativen nicht nur lobenswerte Absichten stecken, sondern auch ganz handfeste kommerzielle Interessen!
Was ist zu tun, um die Finanzmarktregulierung wieder in geordnete Bahnen zu lenken und um unnötige, ja kontraproduktive Regulierungen zu verhindern?
Ich formuliere ganz allgemein:
1. Bei jeder neuen Regulierung muss zwingend überprüft werden, inwiefern sie zielführend und wirksam ist und ob voraussichtliche unerwünschte Nebenwirkungen auftauchen könnten.
2. Alternative Handlungsoptionen (Regulierungen) sollen evaluiert und einander gegenübergestellt werden.
3. Die Betroffenen sollen bei der Ausarbeitung von neuen Regulierungen in einem frühen Stadium einbezogen werden.
Diese Vorschläge stammen nicht von mir, sondern sind den Leitlinien der Finma vom 3. Juli 2013 entnommen. Leider wird ihnen in der Praxis kaum Beachtung geschenkt. Würden sie hingegen ernst genommen und von einer unabhängigen Prüfstelle kontrolliert, wie dies Avenir Suisse vorschlägt, hätten wir in Zukunft wieder einen Finanzplatz, auf den wir alle stolz sein könnten.2 Einen Finanzplatz, von dem alle profitieren: Sparer, Steuerpflichtige, Unternehmer, kurz: jeder Bürger unseres Landes. �
noch von der Politik, geschweige denn von der Öffentlichkeit vollständig verstanden wird. Avenir Suisse und verschiedene Ökonomen haben deshalb einfachere und transparentere Massstäbe vorgeschlagen, etwa die Leverage Ratio, die das Eigenkapital im Verhältnis zu den ungewichteten Verbindlichkeiten misst. Solche Massstäbe erhöhen die Transparenz – nicht zuletzt für die Kunden – und verringern den Berechnungsaufwand für die Banken und die Behörden signifikant.
Einigkeit besteht unter Ökonomen darüber, dass das Eigenkapital der Banken erhöht werden muss. Höheres Eigenkapital schafft einen Puffer für jede Art von Krisen, veranlasst den Verwaltungsrat und das Management zu sorgfältigem und risikobewusstem Handeln und gibt sowohl Kunden als auch Aktionären zusätzliche Sicherheit. Höheres Eigenkapital ist auch die Hauptempfehlung im kürzlich publizierten Bericht der Expertengruppe Brunetti.1 Das Gegenargument der Banken, dass dadurch die Refinanzierungskosten stiegen, hält weder einer theoretischen Betrachtung noch der empirischen Überprüfung stand.
KundenschutzNeben Massnahmen zur Verbesserung der Systemstabili
tät hat sich die Finma der Intensivierung des Kundenschutzes angenommen. Der Grundsatz ist zweifellos richtig: Die Kunden sollen transparent und wahrheitsgetreu informiert werden. Mit der zunehmenden Komplexität von Finanzprodukten haben Berechtigung und Bedeutung dieser Art von Regulierung zugenommen. Mit den jüngsten Vorschlägen des Bundesrates wird allerdings das Fuder überladen. Ins Auge stechen die ausufernden Informations und Dokumentationspflichten für Finanzdienstleister. Diese Vorlage des Bundesrates ist getrieben durch die EUFinanzdienstleistungsrichtlinie Mifid II, geht aber über die EURichtlinien hinaus. Den Bankkunden so weit zu entmündigen, wie dies nun der Bundesrat vorsieht, will nicht einmal die EU.
Damit ist aber noch nicht genug der Regulierungen für die Banken. Es wird ihnen zusätzlich eine immer grössere Rolle in der Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität und in der Steuereintreibung aufgebürdet. Im Grundsatz ist unbestritten, dass Banken eine Sorgfaltspflicht haben. Bei internationaler Mobilität des Kapitals und abnehmender Steuermoral (sprich: zunehmender Steuerpflicht) dürfen die Banken nicht zu Gehilfen von Steuerbetrügern werden, die das internationale Finanzsystem ausnutzen. Mit dem vereinbarten automatischen Informationsaustausch mit der EU und dem FatcaAbkommen mit den USA werden den Banken jedoch enorme administrative Lasten und Kontrollaufgaben aufgebürdet, so dass der Eindruck entsteht, sie würden zum verlängerten Arm des nationalen Fiskus.
Halten wir resümierend fest: Mit einer grösseren Finanzmarktstabilität wird ein öffentliches Gut geschaffen, von dem letztlich alle profitieren. Damit wird auch ein unerlässlicher Beitrag zum Kundenschutz geleistet – sind die Banken stabil und
¹ http://www.news.admin.ch/NSBSubscriber/message/attachments/31569.pdf ² Auswege aus dem Regulierungsdickicht, Diskussionspapier von Avenir Suisse, September 2014. Siehe www.avenirsuisse.ch/wpcontent/ uploads/2014/09/regulierungsdickicht_hp.pdf
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Thomas Hauser ist promovierter Ökonom und arbeitet als geschäftsführender Partner der Dr. Pirmin Hotz Vermögensverwaltungen AG.
Was hat ein Anlageprodukt mit einem Staubsauger gemeinsam? Beide werden von den Brüsseler Bürokraten
unter angeblich guten Vorwänden – Umweltschutz und Anlegerschutz – bis ins Detail reglementiert. Während die Verordnung 666/2013 der Europäischen Kommission die früher übliche Staubsaugerleistung von 2000 Watt auf künftig 900 Watt beschränkt, reglementiert die Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (Mifid I/II) den Umgang mit Anlageprodukten. Und was tut die Schweiz? Unter dem Vorwand der Notwendigkeit einer äquivalenten Regulierung zur Sicherung des Marktzugangs in den EURaum übernimmt sie dieses Bürokratiemonster und verschärft es stellenweise sogar. Die Ausarbeitung des Finanzdienstleistungsgesetzes (Fidleg) und des Finanzinstitutsgesetzes (Finig) ist auf der Ziellinie. Allein, fragen wir unbotmässig: Bringen diese Regelwerke wirklich einen besseren Anlegerschutz und den Marktzugang?
Die Antwort ist kurz und bündig: Nein.Der Marktzugang ist damit nicht gewährleistet. Für den
Marktzutritt sind jeweils die einzelnen EUMitglieder zuständig; diese können an Zutrittsbeschränkungen trotz ähnlicher Schweizer Regeln festhalten. Es bleibt also die Hoffnung auf einen besseren Anlegerschutz. Berechtigterweise? Zweifel sind angebracht. Ein guter Anlegerschutz steht auf drei Säulen. Das sind erstens einfache Regeln, die dem Anleger den Zugriff auf Informationen sichern, auf deren Grundlage er eigenverantwortlich entscheiden kann. So ist es beispielsweise richtig, dass versteckte Kosten, Retrozessionen und Vertriebsentschädigungen offengelegt werden. Nur so kann der Anleger abschätzen, ob der Berater einem latenten Interessenkonflikt unterliegt. Zweitens müssen sich Anleger effizient zur Wehr setzen können, wenn ein systematischer Missbrauch seitens eines Anbieters vorliegt. Und drittens muss die Strafverfolgung rasch und mit aller Härte erfolgen.
Nach den Bausteinen dieser drei Säulen habe ich im Finanzdienstleistungsgesetz gesucht. Beginnen wir mit der Bereitstellung von Informationen. Was benötigt der Anleger für den eigenverantwortlichen Entscheid? Diese Frage scheint aus FidlegSicht falsch gestellt. Denn aus Sicht des Gesetzgebers kann der
Anleger per definitionem nicht eigenverantwortlich entscheiden, folglich muss er beschützt – das klingt besser als bevormundet – werden. Damit entzieht der Staat dem Anleger die ultimative Verfügungsgewalt über sein Eigentum. Wenn beispielsweise eine erfolgreiche Unternehmerin mittleren Alters nach dem Firmenverkauf für sich entscheidet, die Hälfte der Mittel in ein Aktienmandat zu legen, geht das nicht ohne weiteres. Sie muss dem jungen Banker ermöglichen, eine Eignungsprüfung hinsichtlich ihrer Anlagevorhaben vorzunehmen. Dazu hat sie ihre finanziellen Verhältnisse und Anlageziele offenzulegen. Tut sie das nicht, darf er kein Mandat annehmen. Der angestellte Banker wird gewissermassen per Staatsdekret zum Vormund der Unternehmerin. Da wird der Bock zum Gärtner gemacht! Selbstverständlich ist es zentral, die Eignung (oder Nichteignung) einer Anlagestrategie oder eines Produktes aufzuzeigen – aber nur, wenn die Anlegerin dies will.
Statt mit klaren Informationen über Kosten und mögliche Interessenkonflikte wird der Anleger künftig mit einer Papierlawine zugedeckt. Er wird kaum mehr zwischen wichtigen und unwichtigen Informationen unterscheiden können. Bei vielen Dokumenten wird er unterschreiben müssen, dass er die einschlägigen Risiken kenne und damit einverstanden sei. Bei einer solchen Papierschlacht gewinnt stets die Bank oder der Vermögensverwalter. Während die Anlegerin nach der Finanzkrise allenfalls vor Gericht geltend machen konnte, schlecht beraten worden zu sein, wird bei der nächsten Krise die Bank auf ein Dokument verweisen können, das die Anlegerin unterzeichnet hat.
Eine besonders groteske Wirkung kann die – auf den ersten Blick sinnvoll anmutende – Angemessenheitsprüfung haben, in deren Zuge der Finanzdienstleister prüft, ob die Kundin die nötigen Kenntnisse und Erfahrungen für den Erwerb eines Finanzproduktes aufweist. Dies ist im Rahmen
6 Der Kunde? Stets ignorant!Wo endet der Anlegerschutz und beginnt die Bevormundung? Eine Lektüre der neuen EU-Richtlinien über Märkte für Finanzinstrumente zeigt: Die Schweiz sollte besser die Finger davon lassen.
von Thomas Hauser
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tem unterhalten und einen Schaden von rund 50 Milliarden Dollar verursacht hat? Er wurde in den USA im Dezember 2008 verhaftet. Ein halbes Jahr später wurde er zu 150 Jahren Gefängnis verurteilt. Erinnern Sie sich auch noch an Dieter Behring? Sein Imperium mit Schaltzentrale in Basel kollabierte 2003; er wurde 2004 vorübergehend verhaftet. Es sollen rund 2000 Geschädigte 820 Millionen Franken verloren haben. Die ersten mutmasslichen Taten sind bereits verjährt, angeklagt ist er noch nicht. Was helfen noch so detaillierte Regeln, wenn die grossen Rechtsfälle nicht speditiv abgearbeitet werden? Ähnliche Tendenzen sind in der Schweiz auch im Bereich Insiderhandel zu beobachten. Was wir in der Schweiz brauchen, ist nicht eine Vielzahl neuer Regeln, sondern eine effizientere Strafverfolgung.
Das Kopieren dieser bürokratischen Regulierung von der EU hat weitere Folgen: Die Kosten bei den Finanzdienstleistern und bei der Behörde steigen, ohne wirklichen Kundennutzen zu erzeugen. Letztlich werden die Konsumenten von Finanzdienstleistungen diese Kosten tragen müssen, was der bei den aktuellen Zinsen ohnehin tiefen Rendite zusetzen dürfte. Zudem führt das Errichten regulatorischer Hürden zu Marktzutrittsbeschränkungen; davon profitieren die grossen Finanzdienstleister. Die im Markt verbleibenden Anbieter dürfte dies freuen. Dass jene profitieren, die die Finanzkrise und die Regulierungswelle mitzuverantworten haben, wirkt stossend. Ironie der Geschichte ist, dass diese grossen Finanzdienstleister auch bisher schon vom Regulator eng überwacht worden sind – gebracht hat dies offensichtlich wenig. Die beste Garantie für eine gute Dienstleistungsqualität wären geringe Markteintrittshürden, wenn also nicht nur bisherige Anbieter ausscheiden, sondern auch neue ungehindert dazustossen könnten. Wettbewerb ist auch Anlegerschutz! Das Argument des Anlegerschutzes wird dann ad absurdum geführt, wenn der Gesetzgeber mittels Übergangsregelung jene Vermögensverwalter von der Bewilligungspflicht ausnehmen will, die 15 Jahre im Markt sind und keine neuen Kunden mehr annehmen. Entweder sollte das gewerbliche Verantwortungsbewusstsein hochgehalten werden, dann steht eine so bürokratische Gesetzgebung quer in der Landschaft, oder der Gesetzgeber ist von der Notwendigkeit eines solchen Anlegerschutzes überzeugt, dann soll er aber für alle Anbieter und Kunden gelten!
Nochmals zurück zur Analogie zum Staubsauger respektive zum Umweltschutz: Hauptsache, der Staubsauger braucht weniger Energie, egal ob er noch wirkungsvoll saugt. Muss deshalb länger gesaugt werden, bringt der gedrosselte Staubsauger statt Umweltschutz Umweltschmutz. Das gilt auch beim Anlegerschutz: Will der Gesetzgeber zu viel im Detail, bewirkt er insgesamt das Gegenteil. Einen guten Schutz bietet Bildung; vermutlich würde man mehr erreichen, wenn auch der Umgang mit Geld ein Thema an den Grundschulen würde. �
von telephonischen Beratungsmandaten derart schwer umsetzbar, dass in Deutschland seit der Einführung von Mifid Beratungsmandate eine aussterbende Spezies sind. Stattdessen tätigen die Kunden die Anlagen ohne Beratung – es bleibt offen, ob dies die Anleger besser schützt. Bei Vermögensverwaltungsmandaten, bei welchen der Kunde die Anlageentscheidung an den Vermögensverwalter abtritt, hat die Angemessenheitsprüfung in Deutschland dazu geführt, dass seitenlange Fragebogen auszufüllen sind: Wie viele Aktientransaktionen hat der Anleger in den letzten 12 Monaten ausgeführt? Wie viele Währungswechsel hat er in dieser Zeitspanne vorgenommen? Seit wie lange hat er Erfahrung mit riskanten Anlagen wie strukturierten Produkten? Was der Gesetzgeber vergessen hat: Oft vergeben Kunden, gerade weil sie keine Erfahrung haben, ein Vermögensverwaltungsmandat. Beim Abfragen der Erfahrung beisst sich somit die Katze in den Schwanz. Darum gilt wie bei einer Beziehung: Prüfe, wer sich bindet! Eine lange Liste möglicher Folgen des Zusammenseins hilft nicht weiter. Der Anleger muss überzeugt sein, einen kompetenten, kundenorientierten und ehrlichen Anbieter ausgewählt zu haben – es geht mithin um Vertrauen. Dieser Entscheid kann ihm aber in einer freien Gesellschaft niemand abnehmen. Und dieser Entscheid kann sich im Nachhinein – leider – als falsch herausstellen.
Dort greift dann der zweite Baustein eines guten Anlegerschutzes, die rechtlichen Verteidigungsmöglichkeiten. Das Fid leg sieht insbesondere eine obligatorische Ombudsstelle, einen Prozesskostenfonds, die Beweislastumkehr und Sammelklagen vor. Der Anleger soll sich zur Wehr setzen können, wenn ein Finanzdienstleister systematisch falsch berät. Eine unvorteilhafte Wertentwicklung ist für den Kunden das offensichtlich Wahrnehmbare, sie ist aber kein hinreichendes Indiz für eine falsche Beratung. Man könnte jedoch unterstellen, dass der Anleger durch das Fidleg geradezu zum Beschreiten des Rechtsweges animiert werde. Vor Beginn der Zusammenarbeit wurde er von der Bank informiert, an welche Ombudsstelle er sich im Falle von Problemen wenden könne. Zudem weiss der Kunde aber, dass alle Finanzdienstleister einen Prozesskostenfonds speisen müssen, damit er gratis klagen kann. Und als Krönung gilt noch die Beweislastumkehr: Der Finanzdienstleister gilt grundsätzlich als schuldig, ausser er kann beweisen, dass er alles richtig gemacht hat! Die Beweislastumkehr entspricht nicht unserer Rechtstradition, wonach der, der einen Schaden geltend machen will, diesen auch belegen muss. Die Beweislastumkehr gilt nicht einmal im Umgang mit Ärzten und Spitälern, wo es um Leben und Tod gehen kann und nicht «bloss» um Geld. Die Beweislastumkehr erscheint als reine Strafaktion gegen die Finanzbranche.
Der dritte Baustein des Anlegerschutzes ist die effiziente Strafverfolgung. Hierzu ein Beispiel: Erinnern Sie sich an den Milliardenbetrüger Madoff, der über Jahre ein Schneeballsys
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Vielen Menschen in Nepal und Bhutan mangelt
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Executive Summary
1 Der Bankenplatz Schweiz befindet sich im einschneidendsten Umbruch seit Jahrzehnten; angesagt sind Mut und Zuversicht, nicht die Verteidigung des Status quo.
2 Die Schweiz braucht keine bundesrätlich beschlossene Finanzmarktindustrie, sondern eine schlanke Rahmengesetzgebung, die den Bankinstituten unternehmerischen Freiraum bietet.
3 Die Finma, die die Banken beaufsichtigt, schafft mit Rundschreiben neues Recht; sie bedarf selbst der Aufsicht bzw. eines klaren Auftrags im Rahmen geltenden Rechts.
4 Die neuen Finanzgesetze (Finfrag, Fidleg, Finig) verunsichern Mitarbeitende, entmündigen die Kunden und begünstigen grosse Institute; nötig sind nicht neue Regulierungen auf Tausenden von Seiten, sondern mehr nachvollziehbare Prinzipien in wenigen Punkten.
5 Die Probleme des «Too big to fail» bedürfen sieben Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise einer einfachen Lösung: mehr Eigenkapital für die Banken, das sich einfach messen lässt, ohne undurchschaubare Modelle der Risikogewichtung.
6 Banken sind keine Casinos, sondern Dienstleister; im Zentrum stehen der Kunde und dessen Bedürfnisse.
7 Glaubwürdigkeit zurückgewinnen lässt sich durch eine Vereinfachung der Vergütungssysteme und ein Bekenntnis zu unternehmerischem Handeln: ein symmetrisches BonusMalusSystem und die Gewährleistung, dass Entscheid und Haftung zusammengehören.
8 Das Bankkundengeheimnis ist passé, wohl bald auch im Inland: Das Kerngeschäft der helvetischen Banken liegt in der dienstleistungsorientierten Verwaltung versteuerter Vermögen wohlhabender inländischer und ausländischer Kunden.
9 Die Schweiz verfügt über Wettbewerbsvorteile, die es aktiv zu propagieren gilt: hervorragend ausgebildete Leute, ausgebaute Infrastruktur, politische Stabilität, intaktes Image unter ausländischen Bürgern.
10 Die Digitalisierung des Bankengeschäfts ist eine grosse Chance: je informierter der Kunde, desto wichtiger der Austausch mit einem kompetenten Berater; je schneller die Welt, desto wichtiger eine langjährige Beziehung zwischen Kunde und Banker.
Impressum «Schweizer Monat», Sonderthema 21
ISSN 0036-7400
Die Zeitschrift wurde 1921
als «Schweizerische Monatshefte»
gegründet und erschien ab 1931
als «Schweizer Monatshefte».
Seit 2011 heisst sie «Schweizer Monat».
VERLAG
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HERAUSGEBER & CHEFREDAKTOR
René Scheu (RS): [email protected]
PROJEKTLEITUNG
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Mitarbeiterin des Herausgebers):
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