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Schwerpunkt: Verkehr HUI 2/00 13 9HUNHKU 9HUNHKU 9HUNHKU 9HUNHKU Liebe Mitmenschen, veranwortliche Mobilität gehört auch im Zeitalter der sogenannten „Datenautobahn“ zu den wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben. Eine grundlegende Umwälzung unseres Transportsy- stems wird angesichts der Verbrechen des Motorisierten Individualverkehrs (MIV) und seiner Protagonisten immer unumgänglicher. Wir haben nach dem HUI 3/1996 und den drei Autofreien Hochschultagen wieder einen Ver- kehrsschwerpunkt mit 25 Seiten zusammengestellt, der seinen Namen hoffentlich verdient. Von den wichtigen unabhängigen Informationsangeboten angesichts der Faktenverdrehung in unseren Herrschaftsmedien, über die Mobilisierung zum bundesweiten MoA, AfH und World carfree Day, wo wir Theorie und direkte Aktionen am 18.6., 20.6. und 21.9.00 zusammenzubrin- gen versuchen, bis hin zum Jubiläumsüberblick über 10 Jahre SemesterTicket und die privati- sierte Bahn reicht das Spektrum. Natürlich haben auch den „Hauptfeind im eigenen Lande“ im Visier. Unsere Solidarität gehört abschließend besonders denen, die sich gegen den alltäglichen Wahn- sinn mit wohldurchdachten Direkten Aktion in der Anti-Straßen-Bewegung im In- und Ausland wehren. Die Themensprecher Verkehr der BSÖ freuen sich auf Eure Aktivitäten zu Mobil ohne Auto 2000 und drohen Euch eine spannende VerkehrsAG auf dem 28.BÖT nahe Oldenburg an. Bis zum nächsten HUI, in dem ich über „Mobilität im lateinamerikanischen Sozialis- mus“ berichten werden, verbleibe ich auch für den abwesenden Alex mit autofeindli- chen Grüßen Inhalt Emanzipatorische Mobilität im Internet 14 MOBIL OHNE AUTO 2000 - Trotzalledem! 15 Einige MoA-ARGUMENTE 17 AKTIONSTIPS für MoA-Tage 19 Adressen der MoA-Bundeskoordination: 21 Why the international Anti-Car-Movement does not support E.U. Car-Free City Day !22 World Car-Free Day on September 21, 2000 a call to and for action 23 ,,Entrümpeln des Schilderwalds" 24 Semestertickets, Jobtickets, Radwerkstätten – eine Bilanz 26 Anti - Straßen - Kampf 30 Anti-Roads-Movement und Hüttendörfer in Großbritannien: 32 Grüne Aussagen und Wirklichkeit die Zweihundertzweiundzwanzigste 34 Umweltschutzorganisationen fordern wiederholt Flächenbahn statt Schrumpfbahn 35 Literatur zum Schwerpunktthema 37

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Schwerpunkt: Verkehr

HUI 2/00 13

9HUNHKU9HUNHKU9HUNHKU9HUNHKULiebe Mitmenschen,

veranwortliche Mobilität gehört auch im Zeitalter der sogenannten „Datenautobahn“ zu denwichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben. Eine grundlegende Umwälzung unseres Transportsy-stems wird angesichts der Verbrechen des Motorisierten Individualverkehrs (MIV) und seinerProtagonisten immer unumgänglicher.Wir haben nach dem HUI 3/1996 und den drei Autofreien Hochschultagen wieder einen Ver-kehrsschwerpunkt mit 25 Seiten zusammengestellt, der seinen Namen hoffentlich verdient.Von den wichtigen unabhängigen Informationsangeboten angesichts der Faktenverdrehung inunseren Herrschaftsmedien, über die Mobilisierung zum bundesweiten MoA, AfH und Worldcarfree Day, wo wir Theorie und direkte Aktionen am 18.6., 20.6. und 21.9.00 zusammenzubrin-gen versuchen, bis hin zum Jubiläumsüberblick über 10 Jahre SemesterTicket und die privati-sierte Bahn reicht das Spektrum. Natürlich haben auch den „Hauptfeind im eigenen Lande“ imVisier.Unsere Solidarität gehört abschließend besonders denen, die sich gegen den alltäglichen Wahn-sinn mit wohldurchdachten Direkten Aktion in der Anti-Straßen-Bewegung im In- und Auslandwehren.Die Themensprecher Verkehr der BSÖ freuen sich auf Eure Aktivitäten zu Mobil ohne Auto2000 und drohen Euch eine spannende VerkehrsAG auf dem 28.BÖT nahe Oldenburg an.

Bis zum nächsten HUI, in dem ich über „Mobilität im lateinamerikanischen Sozialis-mus“ berichten werden, verbleibe ich auch für den abwesenden Alex mit autofeindli-chen Grüßen

Inhalt

Emanzipatorische Mobilität im Internet 14MOBIL OHNE AUTO 2000 - Trotzalledem! 15Einige MoA-ARGUMENTE 17AKTIONSTIPS für MoA-Tage 19Adressen der MoA-Bundeskoordination: 21Why the international Anti-Car-Movement does not support E.U. Car-Free City Day !22World Car-Free Day on September 21, 2000 a call to and for action 23,,Entrümpeln des Schilderwalds" 24Semestertickets, Jobtickets, Radwerkstätten – eine Bilanz 26Anti - Straßen - Kampf 30Anti-Roads-Movement und Hüttendörfer in Großbritannien: 32Grüne Aussagen und Wirklichkeit die Zweihundertzweiundzwanzigste 34Umweltschutzorganisationen fordern wiederholt Flächenbahn statt Schrumpfbahn 35Literatur zum Schwerpunktthema 37

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Schwerpunkt: Verkehr

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Emanzipatorische Mobilität im Internet

Über Modelle einer mensch- undumweltorientierten Mobilität istim Internet derzeit noch wenigSubstantielles abrufbar. Zwar gibtes eine Reihe von Forschungsin-stituten, die zu diesem Themaarbeiten, davon ist aber noch nichtviel im Netz.

Die umfangreichste Zusammen-stellung von Internet-Ressourcenzum Thema Transport und Ver-kehr enthält die Virtuelle Biblio-thek Transportation , die vomBureau of Transportation Statisticsder USA zusammengestellt wird.Der Schwerpunkt liegt jedoch aufInternet-Adressen von Automobil-herstellern und Logistik-Unternehmen. Es gibt aber einekleine annotierte Bibliographie mitnützlichen Hinweisen auf Literaturzu den Umweltauswirkungen desTransportsektors< http://www.bts.gov/smart/cat/tea.html >

Auch umfangreiche Umweltarchi-ve wie Envirolink bieten wenig zunachhaltiger Mobilität. Das Stich-wort Verkehr sucht man meistvergebens.

Das auf Initiative der EU-Kommission gegründete Car FreeCities Network<http://www.22september.org>berichtet über die Fortschritte voneuropäischen Städten, den städti-schen Autoverkehr zu reduzieren.Informationen hierzu sind auchbeim International Council forLocal Environmental Initiativesunter <http://www.iclei.org>abrufbar.Die Europäische Kommision hatim Bulletin 4/95 "Das Bürgernetz"veröffentlicht:<http://www.europa.eu.int/en/record/green/gp9601/ind_cit.htm>und im Bulletin 2/96"Faire u. effiziente Preise im Ver-kehr":http://www.europa.eu.int/en/record/green/gp9512/ind_tran.htmihre Verkehrspolitik dargelegt.

Die beste Übersicht über deutscheInternet-Ressourcen zum Themabietet die Mobilitätsseite an derTechnischen Universität Cottbus.Hier finden sich links zu zahlrei-chen Internetseiten mit Informa-tionen über autolose Mobilität,

Car-Sharing-Initiativen, Mobili-tätszentralen und vieles anderemehr unter<http://www.eisenbahn.tu-cottbus.de/>.Die Dachorganisation der bundes-deutschen Verkehrsinitiativenpräsentiert sich u. a. mit ihremService-Angebot brandneu undsehr übersichtlich im Netz unterhttp://umkehr.de, auch wenn dasManifest der 1435 Wörter zurFlächenwahn noch fehlt

Zum Thema Mobilitätserziehungschaut bei <http://www.das-verkehrsbuero.de/> in Mühlheiman der Ruhr vorbei.

Greenpeace<www.greenpeace.de> gehtunter dem Stichwort Klimaschutzauf das Thema Verkehr ein. RobinWood e. V<http://www.umwelt.org/robin-wood/ > macht das mit ihremMagazin noch kritischer. DerVerkehrsclub Deutschland<http://www.vdc.org> bietetneben aktuellen Informationenzum Thema Verkehr und Umweltauch das Magazin "fairkehr" an.Auch der Fahrgastverband Pro-Bahn e. V. <http://www.pro-bahn.de> bietet einiges. Ganz neusind die Seiten von autofrei leben!e.V. unter <www.autofrei.de>.

Den bundesweiten Aktionstag"Mobil ohne Auto (MoA)" und derAutofreie Hochschultag (AfH), derjeweils Mitte Juni von den Ver-kehrsinitiativen organisiert wird,findet Ihr unter<http://www.mobilohneauto.de>und<http://www.refrat.hu-berlin.de/moa>.

Nichts wie hin!

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MOBIL OHNE AUTO 2000 - Trotzalledem!Aufruf zum Autofreien Sonntag am 18.06.2000 und Autofreier Hochschultag am 20.06.2000

Während der Ölkrise hatte derreine Wachstumsglaube in derBRD ein Ende und erste AutofreieSonntage gehörten zur Normalität,in der Deutschen DemokratischenRepublik (DDR) formierten sich1981 Menschen um das Christli-che Forschungsheim LutherstadtWittenberg (Sachsen-Anhalt) undMitglieder des Kulturbundes derDDR zur Organisation eines jähr-lichen Autofreien Sonntag vonunten.Schon vor der Wende 1987 konntediese Tradition dann auch in derBRD bescheiden Fuß fassen. 1990übernahm dann die BundJugendund der Naturschutzbund in Bay-ern die Organisation des Mobilohne Auto-Tages im Juni.1990 gestalteten 20 000 Menschenden Autofreien Sonntag. 1994waren es schon

1 Million TeilnehmerInnen.

Das Umweltbundesamt steuertezur Finanzierung der ver-bandsübergreifenden Aktionenund deren bundesweiter Koordi-nation Zuschüsse bei. 1996 zog dieMoA-Zentrale von Nürnberg nachFrankfurt/Main ins Umweltamtder Stadt Frankfurt um.1997 nahmen 420 000 Menschenan der Basis an bunten und viel-fältigen Aktionen teil, die von ca.2000 Aktiven auf ca. 350 Veran-staltungen organisiert wurden.1998 waren es eine halbe MillionMenschen, die sich engagierten,ebenso auch 1999.Während aber 1994 noch der Bun-desverband der Grünen Liga e.V.,die Naturschutzjugend, dieBUNDjugend, der NABU, der

VCD e.V., Pro Bahn e.V., dieDGBjugend und die AG der Um-weltbeauftragten der evangeli-schen Kirche, Robin Wood e.V.,Greenpeace e.V., der ADFC e.V.,Umkehr e.V., ja sogar der WorldWildlife Fund (WWF), der Lan-desbund für Vogelschutz, dasKlima-Bündnis, die Bundeskoor-dination Studentischer Ökolgiear-beit, u.a. den bundesweiten Trä-gerkreises organisierten, reduziertesich das Verbandsinteresse derGroßen an der Aufrechterhaltungder verbandsübergreifenden MoA-Bundeskoordination immer mehr.

1997 stellten die großen Ver-bände wie der BUND e. V.

und der VCD e. V Ihre finan-ziellen Zuwendungen ein.

Auch die inhaltliche Arbeit wurdeimmer geringer, getreu der Weis-sagung von Peter Westenberger(BUND) 1997: „Gelingt es nicht,Mobil ohne Auto für diese Men-schen weiterzuentwickeln, wird dieAktion als immer wiederkehrenderAufguß schleichend auszehren undirgendwann still verscheiden.“Doch entgegen dieser Voraussagewurde z. B. von der BSÖ e.V.versucht, den Autofreien Sonntagdurch eine gesamte MoA-Wocheauszubauen. Hinzukamen deshalb1997 ein Autofreier Schultag undein Autofreier Hochschultag(AfH).1999 rief dann aber der BUND e.V. und der VCD e.V. ohne Ab-sprache mit der MoA-Bundeskoordination kurzfristig zueinen verbandseigenen MoA-Tagam 20.09.1999 auf. In Frankreichfand zwar ein städtischer Autofrei-

er Tag am 22.09.99 statt, dieGreen Transport Week mit einemCarfree Sunday in Großbritannienkonzentrieren sich aber ebenfallsauf den Juni.Auf dem MoA-Trägerkreistreffen

am 28.6.99 dann stellte deralte MoA-Bundesträgerkreis

seine inhaltlicheArbeit ganz ein

und stellte sich per Mehrheitsbe-schluß zu einem Beratungsbeiratfür einen von der EU-Kommissionund den Kommunen inhaltlichbestimmten europaweiten Akti-onstag „von oben“ am 22.09.2000zur Verfügung.Der „CarFreeCity-Day“ wird nachAuskunft vom 28.10.99 des alsBRD/Österreich/Dänemark-Koordination fungierenden Klima-Bündnis wie folgt organisiert:„Das Projekt wird im Rahmen desLIFE-Programms von der EUgefördert. Projektpartner sindneben dem Klima-Bündnis diefranzösische Umwelt- und Ener-gieagentur ADEME, die Städ-tenetzwerke Energie-Cités undCar Free Cities sowie mehrerenationale Koordinationsstellen.Kommunen und Verbände ausDeutschland werden vom Klima-Bündnis bei der Vorbereitung undDurchführung des Aktionstagesunterstützt. Ihm obliegt die Er-stellung eines Leitfadens und dieBereitstellung von Materialien fürdie Öffentlichkeitsarbeit derKommunen und hier melden SieIhr Interesse an einer Teilnahmean.“

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Die Bundeskoordination Studentischer Ökologiearbeit e. V. rief im Oktober 99 zur bundesweiten Rettung des basisorgani-sierten sommerlichen MoA-Aktionssonntages auf. Hier ein Zitat aus dem Aufruf der BSÖ :

“So erfreulich die plötzliche Anerkennung und (finanzielle) Förderung “von oben” für den “Car Free City Day” z.B. auchaus dem Bundesumwelt- und -verkehrsministerium sein mag: Kein Grund den eigentlichen MoA-Termin im Juni fallenzulassen!!!Wie von der BSÖ e. V. auf dem letzten Trägerkreistreffen am 28.6.99 in Frankfurt/M. eindringlich unterstrichen, ist es zumeinen doch gerade unsere Absicht, die Zahl der autofreien Tage und Menschen wachsen zu lassen.Wieviel Spielraum wird die neue konzertierte Aktion den ursprünglichen InitiatorInnen “von unten”, also BIs, MoA-Ortsgruppen etc., bei der Gestaltung von Veranstaltungen, Aktionen und politischen Aussagen lassen? Viele Ortsgruppenwerden aufgrund langfristiger Planungen, aus Gewohnheit oder weil die Leute in der Woche keine Zeit für die Organisa-tion eines MoA-Tags haben, an dem sonntäglichen Sommertermin (zumindest zusätzlich) mit gutem Grund festhalten.Diese können wir doch nicht wie nach dem Willen des bisherigen MoA-Trägerkreises in Zukunft weitestgehend ohne über-regionale Presse- und Vernetzungsarbeit lassen. Wer sind wir, dass wir Ihnen sogar empfehlen würden, ihr Engagementim Juni an den Nagel zu hängen.Daher (...) sieht die BSÖ e.V. Bedarf für ein neues Bündnis für einen MoA-Tag im Juni....Die meisten Mitgliedsverbände und -vereine des alten MoA-Trägerkreises (Klimabündnis, VCD, EKD, B.U.N.D.) habensich entschieden, soweit von den Organisatoren des neuen “Car Free Europe Day” gewünscht, sich in einem Beirat aufVorschläge zur Gestaltung des Septembertermins zu konzentrieren bzw. zu beschränken.Damit verlieren die Umweltgruppen eindeutig an Einfluß auf die politischen Aussagen dieses Autofreien Tages.Die meisten von Euch waren aus verschiedenen Gründen nicht mehr im alten Trägerkreis vertreten. Aber in einem neuenBündnis würden keine großen finanziellen Aufwendungen die Mitsprachemöglichkeiten beschränken (...) und auch überAusrichtung, Aussagen etc. ließe sich völlig neu diskutieren.”

Auf diesen Aufruf wurde dannEnde 99 der Trägerkreis bestehendaus Umkehr e.V., Grüne LigaBerlin e.V., BSÖ e.V., RobinWood e.V., autofrei leben e.V. etc.für die Juni-Termine wirklichgebildet. Nach dem ersten Träger-kreistreffen erhielten wir dannaber ein Schreiben vom Sprecherder Arbeitsgemeinschaft der Um-weltbeauftragten der Evangeli-schen Kirchen in Dtl. mit folgen-dem Schlußabschnitt:Für Aktionsgruppen wirken zweiTermine als Überlastung – manwird sich dann für einen entschei-den müssen, und das soll (wohlnach Gottes Gnaden) der 22.9.sein.Für die Finanzierung von Aktio-nen kann es auch nur die Festle-gung auf einen Termin geben.Juristisch gesehen ist vermutlichweder der alte Trägerkreis nochirgendein neuer legitimiert, dieMOA-Tradition für sich allein zubeanspruchen. Ein Machtkampfum das Recht ist weder schön nochnützlich.“Der neue Trägerkreis für politischeund basisorganisierte MoA-Tageim Juni läßt sich dadurch abernicht einschüchtern und hat füralle Aktiven und InteressiertenMitte März ein Faltblatt und Po-ster als Kopiervorlage und zum

Bestellen zur Verfügung gestelltund verschickt.Wir rufen alle Ortsaktiven, Bür-gerinitiativen, Vereine, Gruppenund Verbände usw. nachdrücklichfür den 18.Juni 00 und die Hoch-schulen für Dienstag, 20.06.2000auf, Aktionen gegen Autowahn zuplanen und sich unter unterstehen-der Rückmeldeadresse für diebundesweiten Presseerklärun-gen/konferenz zu melden. Vonersten großen Erfolgen bei derPlanung berichtet die Landeskoor-dination für Baden-Württemberg:„Die Ortsaktiven haben es er

reicht, daß viele Straßen, darunterauch Bundesstraßen am18.06.2000 völlig gesperrt wer-den.“

Laßt uns also MoA, diese „einsei-tig gegen den Verkehrsträger Stra-ße gerichtete Propagandaveran-staltung“ (BT-Drucksache13/7690, Friedrich MdB, FDP zuMoA) kreativ-offensiv fortsetzenund ausbauen!Frei nach Ernesto CheGuevaraalso: „Eins, zwei, drei - vieleautofreie Tage schaffen!“

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Einige MoA-ARGUMENTE

Allgemeines¾ 2/3 aller Fahrten sind kürzer als 10 km, davon sind

sehr viele Fahrten mit dem Rad oder zu Fuß mach-bar.

¾ Der Raum für den Autoverkehr (ohne Parkplätze!)versiegelt 5% der Gesamtfläche Deutschlands, dasist mehr als die Fläche aller Wohngebäude.

¾ In Städten ist bis zu 60% der Gesamtfläche von(hauptsächlich stehenden) Autos belegt.

¾ Autos auf deutschen Straßen sind im Durchschnittmit 1,3 Personen besetzt. 1300kg Stahl und Kunst-stoff transportieren ca. 100 kg 'Nutzlast' - ein deutli-ches Mißverhältnis.

Gesundheit¾ Der Straßenverkehr fordert 500.000 Verletzte und

ca. 10.000 Tote pro Jahr.¾ Der Autoverkehr ist die häufigste Todesursache bei

Kindern bis 14 Jahren.¾ 1986 fühlten sich 86% aller Bundesbürger durch

Straßenverkehrslärm gestört, 25% davon stark.¾ Durch Lärm und Gestank entstehen Gesundheits-

schäden, Konzentrations- und Produktivitätsverlu-ste.

¾ Herz- und Kreislaufkrankheiten sind die häufigsteTodesursache in der BRD, Bewegungsmangel isteine Hauptursache dieser Erkrankungen.

¾ Nach gesicherten Erkenntnissen sind Abgase undLärm Ursache von Pseudokrupp bei Kleinkindernsowie vieler Allergien, Heuschnupfen und Asthma.

Finanzen¾ Der Mietverlust durch Verkehrsbelästigung beträgt

ca. 29 Mrd. DM pro Jahr.¾ Die Kosten durch Verkehrslärm schlagen mit 35

Mrd. DM pro Jahr zu Buche.¾ Die Flächenversiegelung und Landschaftszerschnei-

dung ist nicht mehr vertretbar.

¾ Die Luftverschmutzung durch Autoverkehr kostetca. 19 Mrd. DM pro Jahr.

¾ Der volkswirtschaftliche Schaden pro verkauftemLiter Benzin beträgt mindestens 2 DM (etwa 1 DMUmweltschäden, 1 DM Unfallfolge- und Bestat-tungskosten). Derzeit werden diese Kosten auf dieAllgemeinheit umgelegt (Krankenkassenbeiträge,Steuern, 'Solidaritätszuschlag').

¾ Die Steuereinnahmen durch Autoverkehr belaufensich auf 33 Mrd. DM. Dieser Betrag deckt genauStraßenbau- und Unterhaltskosten. Die Gesamtko-sten des Straßenverkehrs liegen bei ca. 110 Mrd.DM. Der Kostendeckungsgrad liegt also unter 30%(Vergleich: Bahn 64%).

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¾ Jeder siebte Arbeitsplatz hängt vom Auto ab, sagtman. Doch bei einer Neuorientierung in der Ver-kehrspolitik entstehen entsprechend andere undneue Arbeitsplätze. Je früher dieser Trend erkanntwird, desto erfolgreicher ist die Industrie in dessenEntwicklung und Vermarktung.

¾ Laut ADAC-Motorwelt gibt es fast kein Auto mehr,dessen Gesamtkosten monatlich unter DM 500 lie-gen. Der Preis für einen Autokilometer liegt weitüber dem Kilometerpreis der Bahn.

Umwelt¾ 25% der Schadstoffe, die durch ein Auto anfallen,

entstehen bereits bei dessen Herstellung.¾ Der Wirkungsgrad des Automotors beträgt ca. 15%.

D.h. von 100 Litern Benzin werden nur 15 Liter zurFortbewegung genutzt, der Rest verbrennt unge-nutzt.

¾ 35% des in Deutschland freigesetzten CO2 stammenaus dem Autoverkehr.

In Deutschland leben heute über 80 Millionen Men-schen. Sie besitzen über 41 Millionen Autos. Die Masse

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an Autos bringt schwerwiegende Probleme mit sich. AlsStichpunkte seien nur folgende Bereiche angesprochen:¾ Klimaveränderungen: 20% der CO2-Emissionen

stammen vom Autoverkehr [UPI, Heidelberg].¾ Verkehrsopfer: jährlich knapp 8.000 Tote und

500.000 Verletzte.¾ Gefährdung menschlicher Gesundheit durch Schad-

stoff- und Lärmemissionen.¾ Waldschäden: 2/3 des deutschen Waldes sind ge-

schädigt; Hauptursache: NOx aus dem Autoverkehr.¾ Landschafts- und Flächenverbrauch: Straßen bele-

gen doppelt so viel Fläche als Siedlungen.¾ Energieverbrauch: unwiederbringliche Ressourcen

werden ineffizient aufgebraucht.

Zeit zum Umdenken

Trotz der bekannten Probleme ist die Verkehrspolitiknoch immer am Auto orientiert. Das große Straßenbau-programm der alten Bundesregierung, in dem für Inve-stitionskosten von 200 Mrd. DM bis zum Jahr 2012 ca.12.000 km Neu- und Ausbau von Bundesfernstraßenvorgesehen ist, leistet dieser Entwicklung weiter Vor-schub. Die Zahl der zugelassenen Autos steigt nach wievor an. Die Verkehrspolitik der neuen Regierung seitNovember 98 ist noch immer am Auto orientiert. So willdas rosa-grüne Bundeskabinett mit 32 Milliarden (Inve-stionsprogramm) für die Jahre 99-2002 für mehreretausend km Straßenaus- und Neubau finanzieren unddamit nach wie vor mehr Geld ausgeben wie für dieSchieneninfrastruktur. Deshalb:

Comic V6

Wende in der Verkehrspolitik

Angesichts der drohenden Gefahren muß das Recht aufMobilität neu definiert werden. Die Mobilität muß mehrund mehr durch umweltfreundlichere Verkehrsträgerbereitgestellt werden. Um die Voraussetzung zum Um-steigen zu schaffen, brauchen wir eine ernsthafte Wendein der Verkehrspolitik, die dem öffentlichen Verkehrsowie den Belangen von Fußgängern und FahrradfahrernPriorität einräumt. Langfristig fordert die Aktion einenneuen Lebensstil, der nicht nur die Geschwindigkeit inden Mittelpunkt stellt und weltweit verträglich ist. Einesinnvolle Mobilität sollte als Grundversorgung für jedenMenschen (per Nahverkehrsabgabe) zur Verfügungstehen.

Neues Verkehrssystem nötig

Ziel ist ein neues, möglichst effizientes, umweltverträg-liches und kundenfreundliches Verkehrssystem. Um dieszu erreichen sind massive Anstrengungen und Investi-tionen ebenso notwendig wie - als Voraussetzung dafür -ein Umdenken bei Bevölkerung, Politikerinnen undPolitikern. Das heute über die Maßen dominierendeAutomobil muß als Bestandteil eines integrierten Ge-samtverkehrs neu konzipiert werden. Es hat seine Ein-satzberechtigung dort, wo aus technischen oder energeti-schen Gründen ein öffentliches Verkehrssystem nichtrealisiert werden kann. Einen wichtigen ersten Schrittwürde die Einführung eines allgemeinen Tempolimits(innerorts generell 30 km/h, Landstraßen 70 km/h, Tem-po 100 km/h auf Autobahnen) darstellen. Dringend er-forderlich ist ein Gesamtverkehrskonzept für Deutsch-land, das Umwelt-, Verkehrs-, Industrie- und Beschäfti-gungs-politik in Einklang bringt.

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AKTIONSTIPS für MoA-Tage

AUSFLÜGE UND KUNDGEBUNGEN

-Fahrradtouren, z.B. zu guten und schlechte Beispielenfür umweltfreundliche Verkehrsplanung, wie z.B. „Ber-lin fährt Rad am 4.6.00(www.radzeit.de/radzeit00_2.pdf)

-unter der Bezeichnung "Critical Mass" machen in derjüngeren Vergangenheit spontane Massenaufkommenvon RadlerInnen oder/und FußgangerInnen von sichreden, die auf den betroffenen Strecken den Autoverkehrzum Erliegen bringen.

-und als "Reclaim the Streets" - Parties das Feiern mitMusik und Tanz auf der Straße (Reclaim the street, GB-London: http://www.gn.apc.org/rts/)

-Alternative Parkraumnutzung: Ein Frühstück oderPicknick zeigt, wie sich Flächen sinnvoller als für denBlechhaufen verwenden lassen

-Fahrraddemos, bei denen eine Resolution z.B. an dieStadtverwaltung, die Unileitung etc. übergeben wird

-Als Car-Walking wird die Kunstform bezeichnet, beider FußgängerInnen im Weg stehende Autos überque-ren. Infos vom Autogeher Michael Hartmann (zurückaus Indien: Baldurstr. 9, 80637 München, atomaus-

[email protected])-Exkursionen zu autofreien Siedlungen, Malereien aufStraßen, Wände etc.

SPIEL, SPASS, KOMMERZ

-Beim Schlauch-Wechsel-Wettbewerb können versierteRadlerInnen Fingerfertigkeit zeigen

-Kursbuchlesewettbewerb für BahnfahrerInnen. DieSchnellsten gewinnen einen Preis, den z.B. die Bahnoder örtlich Verkehrsbetriebe stiften(Infos: O. Bäsener, An den Eschenbacher Teichen 2,38678 Clausthal-Zellerfeld, Tel: 05323-84591, [email protected])

-Hindernisparcours, Liegeräder, Tandems, Fahrradtaxiszum Probefahren

-Beim Live - "Scotland-Yard" - Spiel wird in öffentli-chen Verkehrsmitteln nach einem Mr. X gefahndet

-Sektempfang an Haltestellen öffentlicher Verkehrsmit-tel

-Fahrradläden, mobile Fahrradwerkstätten und Car-Sharing-Organisationen stellen Ihr Angebot vor

-Gebrauchte Fahrrader können auf einem Flohmarktverkauft, Fundräder (z.B. vom örtlichen Fundbüro desVerkehrsbetriebes) versteigert werden

-Abends: Filmvorführung z.B. „Zugvögel ...Einmal nachInarii“

Comic V3

INFORMATION:

-Informationsmaterial, Ausstellungen, Bücher zumThema Verkehr gibt es z.B. bei Umkehr e.V. (Adressesiehe Bestellzettel) vom örtlichen ADFC, VCD, ProBahn e.V.)

-Ortsgruppen der Umweltverbande wie Greenpeace,BUND etc. kommen häufig gerne mit eigenem Infoti-schen zum Veranstaltungsort

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-Einladung von örtlichen Verkehrsbetrieben (Verkehrs-verbünde, Stadtwerke, Busunternehmen, lokale Bahnge-sellschaften und die DBRegio etc.), die auch um kon-krete Sachspenden gebeten werden sollten

-Bürgerinitiativen (BIs) für konkrete Veränderungen vorOrt stellen ihr Anliegen vor

-Schadstoff- u. Lärmmessungen in Zusammenarbeit mitden örtlichen Umweltbehörden zeigen die Auswirkun-gen des Autoverkehrs bzw. autofreier Straßen

Bestellschnipsel

Comic v5

-Umfragen, auch unter AutofahrerInnen, können zeigenwas sich an ÖPNV-Angebot, Radwegenetz, Fußgänge-rInnensicherheit etc. ändern mußte

-Schnuppertarife im ÖPNV am MoA/AfH-Tag helfenbeim "Ausprobieren"

-Filmvorführungen am Abend: Autokampf-Filmlisteunter „http://www.enviroweb.org/radix“,Bestellen unter [email protected] oderRadix, c/o Projektwerkstatt, Gostenhofer Hauptstr. 50,D-90443 Nürnberg

FORMALES

-Antrag an die Stadtverwaltung (oder besser gleich denStadtrat) z.B.auf ein Straßenfestoder die Sperrung eines Stadtteils oder wenigstens vonParkplätzen für MIV

-Antrag an den Senat der Hochschule z.B. auf die Sper-rung hochschuleigener Parkplätze am AfH, oder aufeinen Aufruf an alle Hochschulangehörigen(Vordruck s. http://ronja.rz.hu-berlin.de/oeko/afhmoa.htm)

-Fahrradgruppen ab 16 Personen dürfen zweispurig aufder Straße fahren,auch wenn ein Radweg vorhanden ist und können alsgeschlossene Gruppe auch bei Rot die Ampel passieren

-Wer nicht in Konflikt mit dem Versammlungsgesetzgeraten mochte, sollte bedenkendaß nicht-spontane Kundgebungen einer rechtzeitigen(48 Stunden) Anmeldung bedürfen(Vordrucke gibt es bei den Polizeibehörden)

-Versucht Eure Aktionen über Pressemitteilungen (Vor-lage: http://ronja.rz.hu-berlin.de/oeko/pressemoafh.htm)Veranstaltungshinweise, www-Seitenetc. in die regionale Presse / ins Lokalradio zu bringen

-Bitte teilt Eure Aktionen bitte rechtzeitig vorher undnachher der MoA-Bundes- bzw. Landeskoordinationmit, damit diese Informationen für die bundesweitePressearbeit verwendet werden können (Adresse sieheBestellzettel)

-Bestellen des Posters und Faltblattes unter der folgen-den Adressen:

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Adressen der MoA-Bundeskoordination:für

MOBIL OHNE AUTO am Sonntag, 18.6.2000Autofreier Hochschultag (AfH) am 20.6.2000

Pressekontakte:

Umkehr e.V.Bundesweiter Dachverband der VekehrsbürgerinitiativenExerzierstraße 20, 13357 Berlin-WeddingTel: 030-492 74 73, Fax 030 [email protected], www.umkehr.de

GRÜNE LIGA Berlin e.V., LandesgeschäftsstellePrenzlauer Allee 230, 10405 BerlinTel: 443391-49/-48, Fax 030 [email protected], http://www.grueneliga.de/Druck/Layout der Materialien:

BSÖ e.V., c/o AStA der Uni MünsterSchloßplatz 1, 48149 MünsterTel 0251 8322287,Fax 0251 [email protected], http://studis.de/bsoe

MoA-Landeskoordination Baden-Württemberg:VCD Baden-WürttembergTübinger Str. 15, 70178 StuttgartTel 0711 6070217, Fax 0711 [email protected], www.vcd.org/vcdlvbw/moa

Rückmeldungen und Bestellungen:ReferentInnenRat der HUBReferat Ökologie und UmweltStichwort MoA, Unter den Linden 6, 10099 BerlinTel 030 2093 2603, Fax 030 2093 [email protected], http://www.refrat.hu-berlin.de/oeko

...weitere solidarische Organisationen:

ROBIN WOOD e.V.Bundesgeschäftsstelle und VorstandSteffi Barisch (Verkehrsreferentin)Nernstweg 32, 22765 Hamburg,Tel: 040-390 95-56, -53, Fax: 040-392 [email protected],http://www.robinwood.de

autofrei leben e.V.Dorfstraße 18, 07646 SchlöbenTel 03642 841091, Fax 03642 [email protected], http://www.autofrei.de

ADFC BerlinMichael Föge (Landesvorsitzender)Tel 030 4484726, Fax 030 44340520www.adfc-berlin.de

Grüne Liga e. V., BundesverbandSprecherin f. Verkehr: Inge Stenzel, Tel/Fax: 0345-2024084, Halle/[email protected]

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Schwerpunkt: Verkehr

22 HUI 2/00

Why the international Anti-Car-Movementdoes not support E.U. Car-Free City Day !

Something seems desperatelywrong when alternative trans-port groups are signing on theirsupport and helping to organisea high-level European Union in-itiative such as the September 22carfree city day. Is it because theinitiative is a particularly badone? If we assume for a momentthat these particular bureaucrats,the car-free day promoters, are"good bureaucrats," does it reallyhelp them to have our unqualifiedsupport? No. In fact the opposi-te. They'll always be viewed asmore reasonable and pragmatic ifwe as a movement take a strongerposition, for example taking on carownership rather than just car use,or by promoting the creation orexpansion of car-free zonesbeyond just commercial or touristcentres. The possibilities of suchpositions are endless; many couldprove popular. They are as yettotally off the public's radarscreen. But if our movementshows to the public the same levelof radicalism as do E.U. bureau-crats, then what net effect wouldwe be having on public opinion?And if the answer is "none," thenwhy continue in such a hopelessdirection? Answer: we must not!

Our role as a movement is todraw public opinion furthertowards fundamental reform

than government will ever advo-cate. We will always get less thanwhat we ask for, so we should takethe strongest reasonable position,"be realistic and demand theimpossible," and let the politi-cians make the compromises.We should start thinking abouthow the shaping of public opinionactually works. Let's look at it as asee-saw. But instead of a childrenof more or less equal weight sit-ting on each end of a board, hereindustry and alternative transportgroups sit as weights on oppositeends of the board. Only the see-saw's pivot point is not in the cen-tre, and industry, as you know,weighs a lot more than we do.

Here we place all the possiblepolitical positions on the see-sawboard, from "4X4s for all" at thefar right to “for a world withoutcars" at the far left.Government, and the public too,are represented on this bizarrequasi-see-saw. Only governmentdoesn't often go very far out to-ward left or right, preferring toposition itself in a place of balan-ce, more or less in the middle ofthe spectrum of all "interestgroups" that make themselvesheard. So government will nor-mally be very close to industry, inthe midst of public opinion, di-rectly above the see-saw's pivotpoint. And here's the crucial part: thepublic can be drawn toward eitherend of the board, depending on theactions of industry, government,other actors, and ourselves. Butgiven the weight of industry andgovernment and those aligned withthem their magnetic force thepublic aren't aware of how far theboard extends to the left. Often,they haven't noticed us sitting wayout there at our end of the board.Our weight is so small, and we'retoo far away to be seen very well.Some groups in our movementhave moved closer to the public,which has in turn drawn the publica bit further left on the board,compensating for the loss of lever-age.

Others in our movement, thosegiving their wholehearted supportfor the "clean car," for example,have moved so far to the centre ofthe board that they now occupy thesame position as William ClayFord, Jr. They argue that their(miniscule) weight will draw moreof the industry toward their positi-on,

but in reality industry caresmuch more about

profitability

and public opinion. So "clean car"proponents sit more or less di-rectly above the pivot point, con-tributing little if anything to eitherside, lacking the weight or lever-age necessary to do so.Now, in this movement, one ob-vious quality of our see-saw hasbeen overlooked: the ability of asmall weight, leveraged way out atthe long end of the board,

to really shake things up

by jumping up and down wildly.If its energy is focussed strategi-cally and efficiently it can makeitself noticed in a big way, drawmore weights in our movement outtoward it, along with some sub-stantial weights from among thepublic, coming to define theleftward end of public opinion.

Comic V7

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HUI 2/00 23

And this, friends, is exactly whatWorld Car-Free Day intends tobe: the tiny but bold and energeticlittle weight at the left end of thesee-saw board. Rather than focus-sing on car-use reduction in citycentres, and other reforms thatmuch of the public already sup-ports anyway, we'll need the entiremovement's help, and the help ofallies working on other issues, tocall the public's attention over to

the possibilities of more fun-damental change.

Although we work toward lastingchange, we still need the tactic of asingle-day event to focus our li-mited energies. But the messagegoing out has got to be consistentwith our position on the board,radical but extremely well-packaged all the same.Whereas if we align ourselveswith government and the Euro-pean car-free day, we cease tofunction as a leftward pull ofpublic opinion, and in fact main-stream public opinion will come torange further to the left than ourown position. This isn't just theo-ry, this is happening: 79.5 percentof the (heavily car-

dependent) Italian public whoexperienced a recent Car-FreeSunday want the experiment to berepeated at least once a week; 30percent said more than twice aweek, therefore on normal week-days. Yet not a single alternativetransport group is promoting sucha radical position. What does thismean? If the mainstream publichas to start pulling us as a move-ment to the left, our effectivenesshas been reduced to zero, or wor-se, we have become more conser-vative than the average citi-zen. Since government will nevertake a more radical position thanour own, a failure to stay moreradical than government amountsto arresting our movement's pro-gress. At such a realisation, thereare two sane options: pack up thecampaign and go home, or take aposition further left.

The further we move towardgovernment, the more indu-

stry is winning the battle.

We are often able to balance outindustry's heavy weight by dra-wing the public toward our end, asin Denmark and The Netherlands.But sometimes our progress is so

minimal that, regardless of oursmall size and weight, we have togo out to the end of the see-sawand jump up and down wildly,leveraging enough force to drawthe public over toward us. It has tobe our job, and that goes for allalternative transport Groups, tomaintain a stronger position thangovernment. Radical groupsamong us should forget abouttrying to sound reasonable if itwould be at the expense of impact,and go for finding the right tacticsto bring radical ideas into publicconsciousness. Groups doing pu-blic education or community ou-treach should find ways to soundreasonable advocating radicalpositions. The job of the mostconservative groups among usmust be to push government alongin the right direction. Our roleshould never be to stand on thesidelines and cheer. In the E.U.car-free day case we can let thepublic take on that role. They'll doit anyway, as they have alreadyshown.But we go further on the Germanand British carfree day aroundJune 18th 2000 and maybe at theInternational carfree day onSeptembre 21st.

World Car-Free Day on September 21, 2000 a call to and for action

Are you ready? It's time to jointogether around the world for theultimate subversion of car cultu-re’s World Car-Free Day, Septem-ber 21, 2000, just 24 hours beforethe timid high-level European car-free day. We'll be here to steal the show,and spread the message to othercontinents. So let's make it big,bold and impossible to ignore.Let's focus our energy on onehard-hitting and splashy moment,forcing everyone to take notice,form an opinion, react with eitheranger or delight, and

realise that a global car-freemovement exists.

You can't build a movement ifnobody knows about it’s and todayvery few people do.

So that's where you come in. Tohave impact we need tactics thathave impact. Clear, simple, ou-trageous, scandalous, creativetactics. We don't always needhuge masses of people, but thepeople we do have need to be atthe right place at the right time,doing the right thing. Tactics like:¾ painting bike-lane symbols in

car lanes all over town.¾ Fining drivers with fake par-

king tickets for hogging pu-blic space or contributing toclimate change.

¾ Riding bicycles with "spaceframes" to take up the samespace as a Range Rover.

¾ "Détourning" car-ad bill-boards into anti-car messages.Installing home-made trafficcalming devices.

¾ Painting pedestrian crossings,or memorials to people killedby cars.

¾ Building cardboard cars cha-sing around friends dressed asroadkill and living dead.

¾ Organising community mealswith live music, dancing andplenty of living room furnitu-re in the middle of an inter-section.

¾ Modifying stop signs to read"Stop Driving."

¾ Walking over cars parked onthe sidewalk, or picking themup and "bouncing" them backinto the street.

¾ Releasing stinky diesel fumesor dumping an oil spill insidea major international carshow.

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24 HUI 2/00

You get the idea? The more visualand shocking the better, magni-fied by people doing similar thingssimultaneously around the world.This isn't about making as manyfriends as possible; if it were we'dhold Traffic Reduction Day. Thisis about expanding the range ofreasonable public opinion anddebate, calling into question notjust how we get around, but howwe organise public space and ourvery lives.

The choice has never beenmore clear: Do we want cars

(electric or not) or do wewant cities for people and

nature?

World Car-Free Day is not an endin itself, but perhaps some day itwill be seen as marking the end ofthe age of the automobile.

Join Car Busters and other groupsaround the world in taking directaction on September 21.We'll soon have a web site withmore ideas, downloadable postersand more.Get in touch!

CAR BUSTERS Wordwide Ma-gazine and Resource CentreKratka 26, 100 00 Praha 10,Czech RepublicTel: +(420) 2-781-08-49Fax: +(420) [email protected]/eyfa/cb

Car Busters Abo-Service inDeutschland:Überweise bitte einfach 24 DM anDaniel Sokolov,Konto-Nr. 5422035 bei der Hy-poVereinsbank Berlin,BLZ 10020890 mit der AngabeDeiner Adresse im Feld Verwen-dungszweck.

,,Entrümpeln des Schilderwalds"

Was führt der ADAC imSchilde?

Laut Straßenverkehrs-Ordnung(StVO) sind Bund, Länder, Kreiseund Kommunen für die Sicherheitund Ordnung des Verkehrs zu-ständig. Diese Aufzählung ist seitneuestem nicht mehr komplett.Zumindest für die Ordnung hatsich der ADAC jetzt selbst zustän-dig erklärt. Mit seinen diversenKampagnen á la ,,Schilderwaldentrümpeln" zeigt der ADAC, waser unter Ordnung versteht. Andiese Kampagne darf sich dann diejeweils auserkorene Kommuneanhängen. Inhalt und Stoßrichtunggibt der ADAC vor. Die Gemein-den ziehen sich damit freiwilligaus ihrem Verantwortungsbereichzurück und eine Lobby setzt ihreSicht von Sicherheit und Ordnungdurch.

Während die Öffentlichkeit dieStVO-Änderung 1997 als,,FahrradNovelle" feierte, wurdedas Regelwerk auch unauffällig im

Sinne des Autoverbandes geän-dert. Quasi als Präambel ist nunden Schilderparagraphen vorange-stellt, dass "örtliche Anordnungennur dort getroffen (werden), wodies aufgrund besonderer Umstän-de zwingend geboten ist." Parallelzur StVO-Lobbyarbeit wurdeSelm in Westfalen ausgesucht, dassich im Sinne des ADAC für einebeispielhafte Kampagne eignete.In Zusammenarbeit mit der Ver-waltung wurde massivÖffentlich-keitsarbeit betrieben und eine

Woche später hatte Selm ein Drit-tel weniger Verkehrszeichen.

1998/99 wurde das Modell Selmzum Selbstläufer. Von NRW überHessen breitete sich die Nachrichtnach Osten aus: Man kann Schil-der abmontieren! Diese schlichteMöglichkeit hat so viel Glanz undÜberzeugungskraft, dass niemandZweifel hegt. Es gibt in all diesenStädten keine Vor- und Nachun-tersuchungen über das Unfall-oder Konfliktgeschehen, alle Ver-antwortlichen sind sich einfachganz sicher, dass nichts Unsiche-res damit produziert wird. Ein paarFragen und Bedenken daher vonunserer Seite:

Warum will der ADACSchilder abmontieren?

Der ADAC hat einsichtige wahr-nehmungspsychologische Argu-mente parat: Es gibt zu viele verschiedene Zeichen und zu vieleaufgestellte Schilder im Straßen-

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verkehr. Die Folge: „Der Kraftfah-rer ist überfordert und erkennt dieVerkehrszeichen nicht mehr.“Dem kann man eigentlich nurzustimmen, die Frage ist aller-dings, welche Schilder wichtigsind und welche abmontiert wer-den können.Der ADAC wußte es schon vor derSelmer Aktion: ,,Das Konzept desADAC: Eine Stadt ohne Verkehrs-zeichen - Beginn bei null Schil-dern außer Vorfahrt und Wegwei-sung." Hauptstraße soll alsoHauptstraße bleiben und die Auto-fahrer sich rasch orientieren kön-nen. Das dient der Beschleunigungdes Autoverkehrs.Wie sieht das Ganze in der SelmerModell-Praxis aus? Über dieHälfte der abgebauten Schilderwaren Vorschriftszeichen – zweiDrittel des gesamten Bestandes derGe- und Verbotsschilder wurdenentfernt! Schilder, die ein konkre-tes Verhalten verlangen - meistaus guten Sicherheitsgründen.Dass es auch diese Aspekte gibt,erzählt der ADAC den in derKlemme steckenden Behörden-vertretern natürlich nicht.

Wie erledigt der ADAC dieAufgaben der Gemeinden?

Die Kommunen wissen, dass sieetwas unternehmen müssen gegenUnfälle im Straßenverkehr. Ihnenfehlt aber Zeit, Personal und im-mer mehr das nötige Geld. Ge-meinden und Kreise sind z.B. perLändererlass verpflichtet, Unfall-kommissionen zu bilden und re-gelmäßig Verkehrsschauen zurKontrolle der Schilder durchzu-führen. In vielen Kommunen exi-stieren Unfallkommissionen nurauf dem Papier. Selm ist auchbezüglich der Verkehrsschauen eintypisches Beispiel: Seit minde-stens vier Jahren fand dort keinemehr statt.

Da kommt der ADAC geraderecht. Er finanziert die Aktion,schafft die Presse herbei, die Lo-beshymnen schreibt, organisiertden Ablauf und stellt das Personalzum Verhüllen der Schilder. Soeinen Freund will wohl jeder anseiner Seite wissen. Und so ent-steht eine enge Beziehung, in derDritte nur noch stören können.Konsequent hat der ADAC auchmit seiner Kampagne in Klein-städten begonnen. Hier gibt eskaum Bürgerinitiativen und dieVerwaltung meint, die Interessenaller Bürger zu kennen. Dass Fuß-gänger und Radfahrer andere Si-cherheits- und Komfortinteressenhaben, ist in der Regel für dieBehörden nicht ständig präsent.

Wessen Interessen werdendurchgesetzt?

Die Kommunen werden aber von,,höherer Seite" auch kaum unter-stützt: Schon die Argumentationdes ADAC und der StVO-Gestalter ist widersprüchlich. AlsBeispiel für die Unübersichtlich-keit des Schilderwalds führt derADAC die 32 Zeichen an, die dasParken auf Gehwegen regeln. UmKlarheit zu schaffen und um die32 Variationen abzuschaffen,reicht eigentlich die vorhandeneFormulierung ,,Das Parken aufGehwegen ist nicht gestattet" inder StVO aus. Tatsächlich geht esdem ADAC lediglich um das Pla-kative. Natürlich will er nicht dasParken auf den Gehwegen be-schränken. Im Rahmen der SelmerAktion betrafen knapp zwei Pro-zent der abgebauten Schilder dasParken auf Gehwegen.

Der ADAC will mehr Informationim Straßenverkehr für die Auto-fahrer haben. Die innerörtlicheWegweisung wird von denADAC-Aktionen nicht nur nichtangetastet, vielmehr werden diese

Schilder immer mehr und immergrößer. Große Schilder verschan-deln zwar das Stadtbild, sie habenfür Autofahrer aber einen ent-scheidenden Vorteil: Man kann sieauch bei hoher Geschwindigkeiterkennen. Hier beisst sich dieKatze allerdings in den eigenenSchwanz, denn je schneller ichfahre, desto mehr Schildern be-gegne ich in einem bestimmtenZeitabschnitt. Die subjektiv emp-fundenen Häufung von Verkehrs-zeichen wächst mit der gefahrenenGeschwindigkeit.

Sinnvoll Schilder abbauen

Nach Ansicht des ArbeitskreisesVerkehr und Umwelt, UMKEHRe.V. könnte man an die Lichtungder Schilderwälder viel konse-quenter herangehen als derADAC. Gälte in allen Gemeindenz.B. flächendeckend Tempo 30,müßten nicht an jedem Abzweigvon der Hauptstraße Tempo 30-Zonen-Schilder angebracht wer-den. Gälte die Regel Rechts-vor-Links flächendeckend, müßtenkeine Stopp-, keine Vorfahrt-gewähren und Vorfahrtschilderangebracht werden. Diese Maß-nahmen würden der Sicherheitdienen und zusätzlich die StVOübersichtlicher gestalten. Es isthöchste Zeit für die Gemeindever-treter zu erkennen, dass mit ihremNamen die Interessen eines Lob-byverbandes durchgesetzt werden.Für die Mitglieder des ADACwird es immer wichtiger zu durch-schauen, dass ihre eigenen Sicher-heitsinteressen nicht durch denselbsternannten Ordnungshüterwahrgenommen werden. Fußgän-gern und Radfahrern sollte sowie-so klar sein, dass sie sich selbst umihre Belange kümmern müssen.

Aus: InformationsDienst Vekehr(IDV), Hrsg: Umkehr / Fuss e.V.Ein 16-seitiges Aktions- und In-formationspaket ,,ADAC imSchilda-Wald" einschließlich Dis-kette ist gegen 15 DM in Brief-marken oder auf Rechnung erhält-lich bei UMKEHR/FUSS e. V,Exerzierstr. 20,13357 Berlin,Tel:030/492 74 73, Fax: 492 7972, email: info@umkehrde, www.umkehr. de

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26 HUI 2/00

Semestertickets, Jobtickets, Radwerkstätten – eine Bilanz

1991 wurde in Darmstadt das ersteSemesterticket eingeführt. Danachkamen in rascher Folge weitereStandorte hinzu, und inzwischengehört ein Ticket fast schon zur

Grundausstattung einer Hoch-schule. Ein gutes Jahr vor seinemzehnten Geburtstag soll der The-menschwerpunkt Verkehr und derbaldige Autofreie HochschultagAnlaß sein, einen statistischenÜberblick über die SeTi-Landschaft der BRD zu geben.Basis ist die Datenbank auf denInternetseiten der BSÖ, in derjedeR die Möglichkeit hat, dasSemesterticket der eigenen Hoch-schule mit Hilfe eines Fragebo-gens zu beschreiben, bzw. dieAngaben regelmäßig zu aktualisie-ren. Mit dem letzten HUI habenwir einen Aktualisierungsaufrufsowie den Fragebogen in Papier-form verschickt, so daß wir jetztauf einen beträchtlich gewachse-nen und aktuellen Datenbestandblicken können. Wenn Ihr dieslest, enthalten die Internetseitendie neuen Daten möglicherweisenoch nicht, sie sind aber -sozusagen ofenwarm - in dieseAuswertung miteingeflossen.

Vorbemerkung

Dennoch stammt ein beträchtlicherTeil der Daten noch von 1996,kurz nachdem die Internetseitenaus der Taufe gehoben wurden(siehe Abbildung "Stand der An-gaben").

Stand der Angaben

20001998199719961995

70

60

50

40

30

20

10

0

An den betreffenden Hochschulenkönnte in der Zwischenzeit z.B.der Semesterticketpreis gestiegenoder eine Radwerkstatt eingeführtworden sein. Ein weiterer Grundzur Vorsicht ist die Repräsentati-vität der Angaben. Durch die Um-frage sind 138 Hochschulen erfaßt,der bundesweite studentischeAdreßreader kennt –mitZweigstandorten etc.- je nachZählweise 300 bis über 350 Hoch-schulen. Naheliegend, daß Studisund StudivertreterInnen von

Hochschulen mit Semesterticketoder Radwerkstatt etwas stärkermotiviert waren, sich in die Frage-bögen einzutragen, als solcheohne. Der tatsächliche bundes-weite Anteil der Hochschulen mitSemesterticket muß also nichtunbedingt über 70% betragen, wiein unserer Stichprobe (siehe un-ten). Andererseits werden einzelneZweigstandorte mit unterschiedli-chen Adressen vom Adreßreaderteils akribischer unterschieden alsvon den TeilnehmerInnen derUmfrage.Nicht alle Fragen wurden auchvon allen TeilnehmerInnen beant-wortet. So ergibt etwa die Summealler in der Abb. "Neueinführun-gen von Semestertickets" angege-benen Neueinführungen von Se-mestertickets nicht genau die Zahlaller Hochschulen mit Semester-tickets. Wo die Angaben für vieleHochschulen fehlen und dieswichtig erscheint, wird gesondertdarauf hingewiesen.

Semestertickets

Von den 138 erfaßten Hochschu-len haben 102 ein Semesterticket.Da sich viele Hochschulen einSemesterticket mit (fast) identi-schem Leistungsumfang und Preisteilen – Spitzenreiter ist das denVerkehrsverbund Rhein-Ruhr

umfassende Semesterticket, dasfür mindestens 16 Hochschulen imRuhrgebiet gilt – beträgt die An-zahl der verschiedenen Semester-tickets 46. Die Entwicklung derNeueinführungen von Semester-tickts in den Jahren 1991 – 2000ist der Abbildung "Neueinführun-gen von Semestertickets" zu ent-nehmen.

Neueinführungen von Semestertickets

200019981997199619951994199319921991

20

10

0

Demnach wurden wohl in denJahren 1991 – 1994 massiv Seme

stertickets eingeführt, wo dies vonden Studierenden gewünscht undohne längere Verzögerungenmöglich war. Inzwischen konzen-trieren sich in der schrumpfendenZahl der Hochschulen ohne Ticketnatürlich die „Problemfälle“ auf –Hochschulen also, deren Umwelt-und Verkehrsaktive mit Hindernis-sen zu kämpfen haben wie z.B. inBayern, wo aufgrund kaum vor-handener Rechte der studentischenSelbstverwaltung die langsamenund trägen Mühlen der Landespo-litik und –verwaltung hauptver-antwortlich für das Zustandekom-men eines akzeptablen Vertragessind. Oder wie in Berlin, wo jah-relang Verkehrsbetriebe mit über-zogenen Preisforderungen füreinen Beinahestillstand der Ver-handlungen sorgten. Hinzu kom-men Standorte, an denen unter denungünstigen Rahmenbedingungender derzeitigen ÖPV-Infrastrukturund Verkehrspolitik ein Ticketeinfach keinen Sinn macht, oderjedenfalls von den Studierenden

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nicht mit deutlicher Mehrheitbefürwortet wird.

Planungsbeginn von Semestertickets

1996199519941993199219911990

30

20

10

0

Die Abbildung "Planungsbeginnvon Semestertickets" zeigt dasJahr, in dem nach Auskunft derUmfrageteilnehmerInnen an denjeweiligen Hochschulen die Pla-nung eines Semestertickets be-gann. Darin enthalten ist ein ge-ringer Anteil an Hochschulen, diebis heute kein Ticket haben; ande-rerseits ist für viele Hochschulender Planungsbeginn nicht bekannt.Deutlich sichtbar ist der Boom derIdee während und kurz nach derEinführung der ersten Tickets.

Jobtickets

Ein Jobticket ist eine Fahrberech-tigung für MitarbeiterInnen eines

Betriebes, der von diesem Betriebmit den Verkehrsbetrieben unterbestimmten Bedingungen ausge-handelt wird, z.B. Abnahme voneinem Ticket für jedeN Mitarbeite-rIn, unabhängig davon ob dieseRdas Ticket dann auch dem Betriebabkauft. Das Prinzip der automati-schen Abnahme durch fast alle,wie beim Semesterticket, ist nurbei wenigen Jobtickets verwirk-licht. Dies und die Seltenheit vonJobtickets könnte daran liegen,daß eine demokratische Selbst-verwaltung bei der Belegschafteines Betriebes selten so ausge-prägt ist wie bei der Studierenden-schaft einer Hochschule.

In der Umfrage interessierten unsdie Jobtickets an Hochschulen.Die Einflußmöglichkeiten vonStudis auf die Einführung einesJobtickets sind natürlich geringund wohl vor allem in der Öffent-lichkeitsarbeit und in „Nachhilfe“aus den Erfahrungen der Seme-sterticketeinführung zu sehen.Dennoch ist die weitere Verbrei-tung derartiger Verkehrskonzeptein der unmittelbaren eigenen Um-gebung natürlich von großemInteresse. Leider fehlen bei übereinem Drittel der HochschulenAngaben zum Jobticket. Von denübrigen hat etwa ein Drittel einJobticket.

Parkraumbewirtschaftung

Insbesondere zu Beginn des Seme-sterticket-Booms wurde die Ein-führung des Tickets oft als Teileines umfassenderen Verkehrs-konzeptes für die gesamte Hoch-schule gesehen, in dessen Rahmenauch der Parkraum bewirtschaftet,d.h. für das Parken der Studisund/oder Bediensteten auf hoch-schul- bzw. landeseigenen FlächenGebühren verlangt werden sollten.Dies kann z.B. in Form von Ein-zelparkscheinen und einemSchrankensystem mit hohemökologischem Lenkungsgrad (jedeAutofahrt kostet), aber auch ho-hem Aufwand, oder weniger auf-wendig, aber auch weniger effek-tiv, über Monatsgebühren (wer sieeinmal hat, versucht diese Investi-tion natürlich zu amortisieren...)erfolgen. Die Erlöse können z.B.

weiteren Umwelt- und Verkehrs-maßnahmen zukommen, fließenaber in der Realität oft einfach z.B.in den Landeshaushalt.Obwohl in Innenstädten längst derNormalfall, hat die Parkraumbe-wirtschaftung an Hochschulen als„negative“ Maßnahme, sich nichtso schnell und umfassend durch-setzen können wie das Semester-ticket – in der Umfrage ist sie an

knapp der Hälfte der Hochschulenvertreten, für die Angaben vorlie-gen (zwei Drittel).

Radwerkstatt

Als Umwelt- und Selbsthilfemaß-nahme jenseits allen motorisiertenVerkehrs wurden und werdenzusammen mit den Semestertik-kets verstärkt (Selbsthilfe-) Fahr-radwerkstätten an den Hochschu-len eingerichtet. Ähnlich wie beimSemesterticket geht die Initiativemeist von der Studierendenver-tretung oder einer Gruppe vonStudis aus. Die Finanzierung kannausschließlich über Nutzungsge-bühren, aus dem studentischenHaushalt oder über einen festenAufschlag auf den Preis des Seme-stertickets erfolgen. Der Schwer-punkt liegt meist auf der (betreu-ten) Selbsthilfe, d.h. Studis findenhier die Räumlichkeiten, dasWerkzeug und das Know-How,um ihre Fahrradwartung billig undgut selbst durchzuführen. Fahr-radwerkstätten gibt es mindestensan knapp der Hälfte der befragtenHochschulen, bzw. an zwei Drit-teln der Hochschulen, für die An-gaben zu dieser Frage vorliegen.Im Internet sind teilweise nähereAngaben z.B. zu Größe und Öff-nungszeiten zu finden. Hier sei nurangemerkt, daß etwa 40% derRadwerkstätten über den Seme-sterticketbeitrag gefördert werden.

Größenstruktur der Seme-stertickets

Der durchschnittliche Umkreis umdie Hochschule, in dem mit demTicket gefahren werden kann, istaus der Abbildung "Größenstruk-tur der Semestertickets" ersicht-lich.

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Die bimodale Verteilung zeigteinee grobe Unterscheidung inzwei verschiedene Konzepte: EineGruppe von Tickets für die Stadtbzw. den Landkreis, in dem sichdie Hochschule befindet, und eine,die eine ganze Region um dieHochschule abdeckt. Der zweitengehören wesentlich mehr Hoch-schulen an, wobei allerdings oftmehrere Hochschulen aus unter-schiedlichen Städten dasselbeTicket haben. Die km-Angabensind als Schätzwerte natürlich nurzu einer groben Beschreibung desGeltungsbereiches geeignet – diebeteiligten Verkehrsverbünde/ -gemeinschaften/ -betriebe sind imInternet für jedes Ticket einzelnaufgelistet. Zu berücksichtigen istauch, daß ein kleiner Geltungsbe-reich mit hoher Schienen- undBusnetzdichte oft „mehr“ bietet alsein großer im ländlichen Raum,wo „nur“ ein bis zwei Verkehrs-mittelarten ein sehr weitmaschigesNetz bedienen.

Preisstruktur der Semestertickets

Tickets bis einschließlich ... DM

250,00175,00150,00125,00100,0075,0050,0025,00

40

30

20

10

0

Die Preisstruktur der Semestertik-kets ist der gleichnamigen Abbil-dung zu entnehmen. Dabei wurdenfür Tickets nach dem Zweikompo-nentenmodell beide Beträge ad-diert. Es zeigt sich ein deutlicherSchwerpunkt im Bereich von 50 –150 DM.Beim Zweitkomponentenmodellzahlen alle Studis einen Sockelbe-trag, der allerdings noch nicht zur

ÖPV-Nutzung berechtigt: Werwill muß eine Zeitberechtigungkaufen, die dann durch diesenSockelbetrag verbilligt wird. DasZweikomponentenmodell konntesich kaum durchsetzen, seine„Heimatstadt“ Trier ist inzwischenauf das Darmstädter Modell (allezahlen dasselbe, alle dürfen fah-ren) umgestiegen. Am ehesten istdas Sockelmodell dort zu finden,wo als VertragspartnerIn der Ver-kehrsbetriebe nicht die Studieren-denvertretung, sondern z.B. dasStudiwerk fungiert. Räumlich istes der Umfrage zufolge im We-sentlichen auf Baden-Württembergkonzentriert (wohl auch wegen derdort stark eingeschränkten Mög-lichkeiten studentischer Selbst-verwaltung). Die Zahl der Hoch-schulen mit Sockelmodell-Semesterticket in der Umfragebeträgt 16 (11% der Hochschulenmit Semesterticket). Bei einigengibt es für die Sockelbeitragszah-ler ohne Semesterticket als „Bon-bon“ die kostenlose ÖPV-Nutzungam Abend und am Wochenende.

Ausnahmen von der Zahlungdes Semesterticketbeitrages

An fast allen Hochschulen existierteine Ausnahmeregelung, um Stu-dierende, die grundsätzlich keineMöglichkeit zur Nutzung des Se-mestertickets haben, bzw. Studie-renden in besonderer finanziellerNotlage, auf Antrag von der Zah-lung befreien zu können. Die Nen-nungen von Ausnahmen in derUmfrage laufen letztlich auf dreiweitverbreitete Formen von Aus-nahmen zu: Behinderte könnensich meist befreien lassen, wennsie aufgrund ihrer Behinderungohnehin ein ÖPV-Ticket erhaltenoder wenn sie aufgrund ihrer Be-hinderung das Ticket nicht nutzenkönnten. Wer sich, obwohl einge-schrieben, meist studienbedingtzwingend außerhalb des Geltungs-bereiches des Semesterticketsaufhält, kann ebenfalls vom Tik-keterwerb befreit werden.Schließlich gibt es oft die Mög-lichkeit für bestimmte sozialeHärtefälle, das Semesterticketnicht bezahlen zu müssen.Schließlich wurden noch einzelneweitere Ausnahmen genannt.

Die Finanzierung der Ausnahmenerfolgt nicht nur von Hochschulezu Hochschule, sondern auch vonFall zu Fall unterschiedlich: Sowerden Behinderte und aus demGeltungsbereich abwesende meistschon in den Verträgen mit denVerkehrsbetrieben als garantierteNicht-NutzerInnen (meist erhaltensie dann auch kein Semesterticket)berücksichtigt, so daß der Studi-vertretung/dem Studiwerk keinezusätzlichen Kosten entstehen.Gerade für soziale Härtefälle (dieje nach Regelung das Ticket jaauch nutzen können sollen, ohnees bezahlen zu müssen) gibt eshingegen oft einen Solifonds, d.h.alle zahlen auf ihren Semestertik-ket-Beitrag einen kleinen Auf-schlag. Eine weitere Einnahme-quelle für SemesterticketbezogeneKosten sind die an manchenHochschulen nicht unerheblichenZinsen, die im Zeitraum zwischender Zahlung des Beitrages durchdie Studis und der Weiterleitungdes Geldes an die Verkehrsbetrie-be anfallen.

Organisation derVerkehrsbetriebe

Die Nennungen unter dem PunktVerkehrsverbund/Leistungsum-fang erlauben einen flüchtigenBlick über die bundesweite „Ver-kehrslandschaft“: Längst nichtflächendeckend gibt es Verkehrs-verbünde, in denen für jedes Ver-kehrsmittel derselbe Tarif gilt.Vielfach sind die Verkehrsbetriebein lockereren Bündnissen organi-siert, z.B. in Westfalen die Busge-sellschaften einer Region als Ver-kehrsgemeinschaft, wobei die

Größenstruktur der Semestertickets

Umkreis bis einschließlich ... km

80,0070,0060,0050,0040,0030,0020,0010,00

30

20

10

0

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Schwerpunkt: Verkehr

HUI 2/00 29

Bahn zunächst eigenständig bleibt.Ebenfalls hier zu beobachten istdie Bildung von Zweckverbändender Kommunen im Zuge derBahn-Regionalisierung, wo esnoch nicht aus anderen Gründen(Bildung von Verkehrsverbündeno.ä.) zur vorauseilenden Umorga-nisation des Schienennahverkehrsgekommen ist. Die Regionalisie-rung der Bahn gibt es außerhalbder Verbünde aber vorerst nur aufdem Papier so richtig.Vertragspartner für das Semester-ticket sind im Falle solch lockererBündnisse z.B die Bahn und eine(Bus-)Verkehrsgemeinschaft ge-trennt sein, wobei letztere durcheinen ihrer Betriebe, etwa dieStadtwerke des Hochschulstand-ortes, vertreten werden kann.Gelegentlich sind auch einzelneVerhandlungen mit mehr als zweiPartnern nötig, z.B. wenn dasSemesterticket einer Hochschulemaßgeschneidert sein und sichnicht mit den Grenzen bestehenderBündnisse decken soll. Die Um-frageangaben lassen aber keinemengenmäßige Abschätzung zu,mit welcher Konstruktionsart wieviele Hochschulen ihre Verträgeabschließen. Einige Semestertik-kets beinhalten überhaupt keineBahnstrecken. Dafür sind anderer-seits gelegentlich Fähren vertreten.Die Folgen der fortschreitendenRegionalisierung des Nahverkehrsfür die Semestertickets sind sichergemischt und vielfach noch nicht

abzusehen. Für „Normalkunden“haben sich ja oft mehr Nachteileergeben als mensch sich bei demWort vielleicht denken könnte. Sowurde zwar weder Bürokratieverringert noch das Streckennetzverdichtet, oft aber die Preiseangehoben, die BahnCard aufStrecken innerhalb des Verbundesungültig, und es sind einige bizarreFälle bekannt geworden, in denenNahverkehrsreisende an der Ver-bundgrenze den Zug verlasenmußten, um sich am AutomatenFahrkarten zu kaufen, die es au-ßerhalb des Verbunds nicht gibt.Na ja – immerhin ist das Fahreneiner Strecke mit verschiedenenVerkehrsmitteln nacheinander ofteinfacher und billiger geworden.Was das Semesterticket angeht,fällt natürlich zunächst mal einegewisse Arbeitserleichterung fürdie verhandelnden Studivertrete-rInnen auf, haben sie doch imIdealfall nur noch einen Verhand-lungspartner. Dieser kann dannaber mit seltsam verändertenPreisvorstellungen überraschen.Eine weitere Befürchtung an eini-gen Hochschulen ist, daß der neueVerbund nur noch seine Grenzenals SeTi-Geltungsbereich akzeptie-ren und den bisherigen wohlüber-legten dementsprechend zurecht-stutzen oder vergrößern (oderbeides) möchte. Wem das schonpassiert ist oder konkret droht(bisher sind mir nur Befürchtun-gen bzw. vage Andeutungen vonVerkehrsbetrieben bekannt), dieoder der möge doch bitte eine e-mail an [email protected] einen Brief an die Geschäfts-stelle schreiben.

Verkehrsmittelwahl

Die in der Umfrage ebenfalls ge-stellte Frage nach dem Modal Split(Wieviel % der Studierenden/ihrerWege entfallen auf welches Ver-

kehrsmittel?) wurde nur für 15Hochschulen beantwortet, wobeider Stand zwischen 1990 und 1999schwankt – mit entsprechenderVorsicht sind die nun folgendenWerte zu behandeln. Als Durch-schnittsverteilung der 15 Hoch-schulen (nicht nach Studierenden-zahl gewichtet) ergibt sich: Zu Fuß8%, per Rad 27%, im ÖPV 32%,mit MIV (Motorisierter Indivi-dualverkehr) 32% und als Mitfah-rerIn 1%. Dies deckt sich etwa mitdem Jahres- und Bundesdurch-schnitt der 15. Sozialerhebung desDSW (Stand 1997), in der dasAuto allerdings etwas schlechterabschneidet. Die Angaben stam-men für manche Hochschulen ausder Zeit vor der SeTi-Einführung,für andere hingegen aus der Zeitdanach. Bei letzteren ist die Auto-nutzung gegenüber ersteren umetwa ein Drittel zugunsten derÖPV-Nutzung zurückgegangen.Ähnliches weiß die Sozialerhe-bung des DSW zu berichten: Inneun von zehn Hochschulen, diebis 1997 ein Semesterticket einge-führt hatten, lag die ÖPV-Nutzung1997 deutlich höher als 1991 (imSchnitt um 20%).

„Neuzugänge“

Die nächsten neu eingeführtenSemestertickets –soweit uns durchdie Umfrage bekannt- sind:Aachen: Gültig ab Wintersemester2000/2001 - Hildesheim: Geplantfür Wintersemester 2000/2001 -Berlin: Hoffentlich ab Wintersem-ster 2000/2001 - Erlan-gen/Nürnberg: Wiederaufnahmeder Verhandlungen seit Anfang2000, angestrebter Gültigkeitsbe-ginn Wintersemster 2000/2001

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Schwerpunkt: Verkehr

30 HUI 2/00

Anti - Straßen - Kampf

Waldautobahn Thüringen 1997

STOPPT DEN WEITERBAU DER A1 !

BÜRGERINITIATIVE GEGEN DIE A1

Unterstützen Sie uns - Baustopp A1 !!Wir müssen unsere Natur schützen, damit Menschen und Tiere auch inZukunft überleben können!

Postanschrift:Bürgerinitiative Lommersdorf/Freilingen"Gegen den Weiterbau der A1 e.V", Postfach 135D-53942 [email protected]://www.eifel-online.de/a1-baustopp/

Vorstellung der Bürgerinitiative Lommersdorf-Freilingen

Die Orte Lommersdorf und Freilingen gehören zur Gemeinde Blan-kenheim und sind auf der nordrhein-westfälischen Seite der zukünfti-gen Trasse gelegen. Als Ergebnis mehrer Informationsveranstaltungen zum Weiterbau derA1 und auf Veranlassung von besorgten Bürgern, insbesondere derEifelorte Lommersdorf und Freilingen, fand am 14.5.1993 eine Ver-sammlung mit dem Ziel statt, eine Bürgerinitiative zu gründen. EineBombendrohung mit anschließender Räumung und Durchsuchung derTagungsräumlichkeiten mit Spürhunden der Polizei sorgten für eineunbeabsichtigte Dramatik und wilde Entschlossenheit der Teilnehmer,das kurz zuvor gesteckte Ziel zu erreichen. Die Wahl des Vorstandesund der sonstigen Vereinsorgane fand auf der Straße statt. Die Sat-zung, die sich die Bürgerinitiative gegeben hat, nennt als Vereins-zweck die Verhinderung des Weiterbaus der A1, die Erhaltung undSchaffung einer lebenswerten Umwelt und die Abwehr gesundheitli-cher und ökonomischer Schäden für die Volkswirtschaft und die All-gemeinheit. Durch Eintragung ins Vereinsregister und Anerkennung der Gemein-nützigkeit hat die Bürgerinitiative ihre rechtliche Absicherung gefun-den. Der Verein finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge und Spenden.

Anti-A33-Hüttendorf sucht dringendMitbewohnerInnen

Ostercamp 2000 angekündigt!

Seit einem Jahr besteht jetzt das neue Hütten-dorf gegen die Autobahn 33 auf der Trasse.Leider ist der Zulauf an Aktiven, die dort auchwohnen wollen, nicht überwältigend.Die Szeneunterstützung läuft zwar, ein paarBesuche hier und dort, aber der nötige Kickfehlt.

Dabei gibt es soviele Planungen:Nicht nur ein Hüttendorf, das wohl endlichdurchgesetzt wurde, sondern auch langfristigeProjekte, wie z.B. eine Kläranlage, alternativeEnergieerzeugung, Jugendzentrum, Kneipe,Infoladen, Anti-A33-Aktionsbüro .Ein neues Anlaufzentrum für junge Leute ausder Region:

Meldet Euch dringend beimAnti-A33-Hüttendorf, Stockkämperstr. 22a,33829 BorgholzhausenInfotelefon: 0172-5603161 oder 0170-4401663

Osterperspektiventreffen ums A33-Hüttendorf vomKarfreitag, 21.04. bis Ostermontag,24.4.2000

Anti-A17-Widerstand

Die späte Rache des Kajo S.

Autobahnamt will92 834, 20 DM für Hüttendorfräumungletztes Frühjahr

„Die Autobahn A17 zwischen Dresden undPrag schließt eine Lücke auf der Nord-Süd-Achse des zentrealeuropäischen Fernstraßen-netzes. Sie wird (...) für Sachsen das Tor nachSüdeuropa öffnen.“ Sachsens InnenministerKajo Schommer, Autobahnwerbeprospekt 95

Dabei sollen mehrere Täler im Süden vonDresden und das Ost-Erzgebirge durchtrenntwerden, womit ökologisch wertvolle Naturflä-chen für immer zerstört werden. Außerdemfördert diese Autobahn ein energieaufwendi-ges, lärm-, unfall-, und abgasreiches Ver-kehrssystem, es versiegelt Naturraum, fördertdie Erosion und Überschwemmungen.. Esträgt somit auch zu rasanten Klimaverände-rung bei!

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Schwerpunkt: Verkehr

HUI 2/00 31

Doch wen interessiert es schon,wenn Menschen verhungern, weilDürrekatastrophen immer schlim-mer werden, Wasserspiegel an-dernorts steigen, ...In Europa müssen immer größereund immer mehr Autos immerschneller und immer weiter fahren.

Für die A 17 sollen1,35 Milliarden DM ausgege-

ben werden.

Die Planungen der Autobahn 17wurden von den Nazis übernom-men, wie vieles der BRD-Verkehrspolitik. Nach der Anne-xion der DDR wurden die Plänepräzisiert. Aber dafür gab es nichtnur Zustimmung. 1991 bildete sichdann ein Netzwerk aus Bürgerinisund Verkehrsgruppen gegen dieA17. Die Dresdner Autobahnbe-fürwörterInnen mit CDU, FDPund DSU initiierten im November95 einen Volksentscheid, bei dem68,5 % für die A17 votierten, deraber bei einem eventuellen ge-genteiligen Ergebnis nur geringenEinfluß auf die Planungen vonhöchster Stelle gehabt hätte.Das Ergebnis stellte aber einenGroßteil der Anti-A17-Bewegungkalt. 97 begann das Planfeststel-lungsverfahren zu den einzelnenPlanabschnitten, bei denen esrelativ viele Einwendungen gab.Am 21.8.98 wurde vom damaligenBundesverkehrsminister Wiss-mann (CDU) aus Wahlkampf-zwecken der 1. Baggerbiß an derzukünftigen Trasse Dresden-Pragvollzogen. Es gab lustige Gegen-aktionen im Vorfeld, eine kleineGegendemonstration und einenüberdimensionierten Polizeieinsatzmit allem was dazu gehört. Richtigmit dem Bau begonnen wurdedann aber erst nach der Regie-rungsübernahme von Rosa-Grün.Seit dem 11.4.97 entstand auf derTrasse ein Hüttendorf aus Zelten,Bauwagen du Holzhütten. Nebendessen Funktion als antiautoritäresWohnprojekt und Freiraum fürAuseinandersetzungen gingen vondort in 2 Jahren einige Aktionenaus, nicht nur im Zusammenhangmit der A17.

Am 10.2.99 wurde dann dasGrundstück auf der A17-Trasseam Hüttendorf enteignet. Seitdemwurde jeden Tag mit der Fällungder Bäume an dieser Stelle imZschonergrund und damit auch mitder Räumung des Hüttendorfesgerechnet. Es wurden also Baum-hütten gebaut, die nun jede Nachtbesetzt waren. Damit die Besetze-rInnen nicht nur so einfach miteiner Hebebühne herunter geholtwerden konnten, wurden Barrika-den errichtet, ein Tunnel gegrabenund eine Wiese mit Hilfe des an-gestauten Baches versumpft. Auchder Tunnel und eine Barrikadewaren täglich bewohnt. Überallgab es Möglichkeiten zum Anket-ten. Polizei und Staatsschutz be-obachteten das Geschehen täglich,fuhren am Hüttendorf vorbei,leuchteten alles aus. Eine Baustra-ße wurde zum Hüttendorf gebaut.Nach 2 Monaten ausgebliebenerBaumfällungen ließen die tägli-chen Vorbereitunge der Hütten-dorfbewohnerInnen für eineeventuelle Räumung immer mehrnach.Am 21.4.99, um 5 Uhr morgensschlugen dann Polizei und SEKzu. Zuerst wurde die Morgenwa-che und die Tunnelbesatzung ganzleise mitgenommen. Dann wurdendie BesetzerInnen aufgefordert,das Gelände zu verlassen. Daraufwurde eine Frau relativ

brutal aus der Barrikade ge-zerrt.

Die anderen Leute aus der Barri-kade konnten sich an einem Be-tonfaß anketten. Bis die Angeket-teten herausgesägt werden konn-ten, reisten inzwischen einigedurch die Telefonkette informierteSympatisantInnen an. Als letzteswurden die Leute von den Bäumenmit einem Kran heruntergepflückt.Es gab insgesamt 11 Festnahmen,wovon ein Gefangener nur aufeiner Straße hingefallen war. Eini-ge Leute erhielten Anzeigen we-gen Hausfriedensbruch und Nöti-gung. Am gleichen Tag wurdenam Dresdner Hbf 15 Demonstran-tInnen einer Spontandemonstrationgegen die A17 festgenommen. Somußte ein 40jähriger Familienva-ter später 700 DM zahlen, weil er

einem Polizist gesagt haben soll,daß er, der Beamte, doch nichteinfach mit dem Motorrad in dieDemonstration fahren könne.

Die Strafverfahren wegen derBaumbesetzungen wurde nochnicht eröffnet. Dafür verschicktedas Autobahnamt Sachsen vorWeihnachten 99 an 12 Autobahn-gegnerInnen eine

Schadensersatzforderungvon 92 824,20 DM.

10 Leute wurden aber nur bei denHüttendorfräumungen festge-nommen. Die anderen beidenwurden zu einen anderen Zeit-punkt im Zusammenhang mit derA17 notiert. Der Betrag setzt sichzusammen aus: Mehraufwendun-gen der Baufirma für die Baum-fällungen: 57 586,56 DM, Mehr-aufwendungen der Autobahnmei-sterei: 27 026,14 DM, Kranein-satz: 3 770,00 DM und weiterezusätzliche Vermessungskosten.Der Stadt forderte die Überwei-sung bis 31.1.2000.

Das Autobahnamt wird wegen derabschreckenden Wirkung denBetrag sicher gerichtlich einzufor-dern versuchen. Durch den Ver-gleich in ähnlichen Fällen kannmit einem langwierigen viele Jahredauerenden Verfahren gerechnetwerden. Es werden sicher hoheProzeßkosten entstehen. Wer dieBesetzerInnen in dieser Lage fi-nanziell unterstützen will undkann, möge dies über das Kontoder Bunten Hilfe, Dresden gernetun:

Konto: 102485100BLZ: 85080000Kennwort: Es lebe das Anti-A17-Hüttendorf!

Je stärker die Solidarität, um soschwächer die Gesellschaftsver-nichterBaumbesetzerInnen aller Länder:Laßt Euch nicht umsägen! Vence-remos!

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Schwerpunkt: Verkehr

32 HUI 2/00

Anti-Roads-Movement und Hüttendörfer in Großbritannien:Generelle Infos überKaty Andrews [email protected]

ALARM UK (national Alliance AgainstRoadbuilding)9/10 College Terrace, London E3 5AN.Tel/fax : 0181 983 3572Anti-road network of local grassrootgroups + newsletter+ briefing sheetsincluding Action Observing.

und

Road Alert!PO Box 5544 Newbury BerkshireRG14 5FB, EnglandEMAIL: [email protected]

und

Reclaim The StreetsPO Box 9656 , London N4 4JYTel : 0171 281 4621 e- mail :[email protected]://www.gn.apc.org/rts/Do lots of anti-car, pro-bike and pede-strian actions.

--------------Road Raging-Top Tips f. WreckingRoadbuilding A1M Tel : 01438 367452Opposing A1(M) "upgrading".

A30 ActionPO Box 6, Ottery St Mary, Exeter,EX11 1YLTel : 01404 815729http://www.geocities.com/rainforest/3081/Anti-DBFO road campaign, veryexperienced in defensive tactics, goingfor several years.

Advance PartyPO Box 3290, London NW2 3UJParty people + newsletter.

Advisory Service for Squatters (ASS)c/o 2 St. Paul's Road, Islington, London,N1 2QN. Tel : 0171 359 8814 Fax :0171 359 5185

AK Distribution22 Lutton Place, Edinburgh, EH8 9PETel : 0131 555 5165

ALF Supporters GroupBCM Box 1160, London WC1N 3XXPrisoner support + newsletter.

Anarchist Black Cross121 Railton Road, London , SE24 0LRPractical support for political prisoners+ magazine.

Bindman & Partners275 Grays Inn Road, London WC1X8QFTel : 0171 833 4433 Fax : 0171 8379792Solicitors with excellent criminallawyers.

Bingley Bypass CampaignTel : 01274 826520Campaign to stop A650 trunk road.

British MonomarksLondon, WC1N 3XXConfidential mail forwarding service.

Broken BarsBox 25, 82 Colston Rd, Bristol, BS15BB

Prisoner support newsletter.

Campaign Against Lorry Menace(CALM)62 Oakhurst Grove, London, SE22 9AQTel : 0181 693 8752

Campaign for Nuclear Disarmament162 Holloway Road, London, N7 8GQTel : 0171 700 2393 Fax : 0171 7002357Youth CND : 0171 607 3616E-mail : [email protected], NVDA training.

Centre for Alternative TechnologyMachynlleth, Powys, SY20 9AZTel : 01654 702400 Fax : 01654 702782e-mail : [email protected] of progressive publications onsolar and wind power, compost toiletsetc.

Chesterfield Law Centre44 Park Road, Chesterfield, S40 1XZTel: 01246 550674 Fax: 01246 551069Helpful legal advice.

Colin SeymourTower St, Flamborough, East YorkshireCampaigns through the courts afterdigging up old laws.He has beaten open-cast mine proposalsand plans which involve digging uphedgerows.

Communities Against ToxicsPO Box 29, Ellesmere Port, SouthWirral,L66 3TX Tel : 0151 339 5374http://www.gn.apc.org/cats/tc/Campaign against toxic waste dumpsand incinerators.

Companies House, Cardiff, CF4 3UZ

Conscious CinemaPO Box 2679, Brighton, BN2 1UJTel : 01273 278018e-mail : c/o [email protected] news you don't see on TV.

Contraflowc/o 56A Info Shop, 56 Crampton St,London, SE17, Fax : 0171 326 0353Newsletter.

Corporate WatchBox E, 111 Magdelen Road, OxfordOX4 1RQTel/fax : 01865 791 391e-mail : [email protected]://www.oneworld.org/cw/Research dodgy companies and publishthe dirt.

Council for the Protection of RuralEngland (C.P.R.E.)25 Buckingham Palace Road, LondonSW1 0PP.Tel : 0171 976 6433 Fax : 0171 9766373Publish some good reports. They arevery conservative.

Counter Informationc/o Transmission, 28 King St, GlasgowG1 5QPNewsletter.

CREATEB' Bond Warehouse, Smeaton Road,Bristol, BS1 6XNTel : 0117 925 0505

e-mail : [email protected] network.

Dead Trees EF!c/o SDEF!, Prior House, 6 TilburyPlace, Brighton, BN22GY e-mail : [email protected]://www.hrc.wmin.ac.uk/campaigns/earthfirst.htmlDistribute lots of books and pamphlets,including "Do orDie".

Delta Box Z, 13 Biddulph St,Leicester LE2 1BHCampaign against Shell and Nigerianabuses of Ogoni people.

Distribution Service for Anarchists(DS4A)Box 25, 82 Colston St, Bristol BS1 5BB.Mail order bookshop for those titles youdon't see in Dillon's.

Earth Liberation Prisonersc/o Box 23, 5 High Street, Glastonbury,Somerset Prisoner support.

Earth First! Action UpdatePO Box 9656, London N4 4JYe-mail: [email protected] site:http://www.hrc.wmin.ac.uk/campaigns

Earth RightsThe Battlebridge Centre, 2 BattlebridgeRd, Kings Cross,London, NW1 2TLTel : 0171 278 1005Solicitors specialising in environmentallaw.

The Ecologist Agriculture House, BathRoad,Sturminster Newton, Dorset, DT10 1DUTel : 01258 473795 Fax : 01258 473748e-mail : [email protected] researched monthly magazi-ne.

EcotripThe Jan Rebane Centre, Brixton, Lon-don SW9 0BL, Tel : 0171 737 0100Inspiring social gatherings.

Environmental Law FoundationTel : 0171 404 1030May help with legal challenges toschemes.

Environmental Transport AssociationOld Post House, Heath Rd, Weybridge,Surrey KT13 8RSTel : 01932 828882 Fax : 01932 829015If you've got a car, join the ETA, insteadof the AA or RAC, as they both activelylobby for more roads.

Ethical Consumer (ECRA Publishing)Unit 21, 41 Old Birley St, ManchesterM15 5RFTel : 0161 226 2929 Fax : 0161 2266277e-mail : [email protected] consumer products to see how"right-on" they are, and publish amonthly magazine.

Faslane Peace CampShandon, Helensburgh, ScotlandTel : 01436 820901Womens Actions Tel : 01706 812663Long established camp outside nuclearsubmarine base in Scotland.

Freedom NetworkPO Box 9384, London SW9 7ZBTel/fax : 0171 582 3474Action line (recorded message) : 0171793 7343Anti-Criminal Justice Act alliance.

Freedom PressAngel Alley, 84b Whitechapel High St,London, E1 7QX, Tel : 0171 247 9249Print two newsletters and classic anar-chist texts.

Freewheelers25 Low Friar St,Newcastle Upon Tyne NE1 5UETel : 0191 222 0090 / 0191 222 0094Fax : 0191 221 0066e-mail : [email protected] lift sharing, organised hitch-hiking.

Friends and Families of Travellers1st Floor, 33 High St, Glastonbury,Somerset, BA6 9HTTel/fax: 01458 832371 Crisis line 0378432210Support nomadic people in Britain. Alsohold a national list of sympatheticsolicitors

Friends of the Earth26-28 Underwood Street, London N17JQ.Tel : 0171 490 1555 Fax : 0171 4900881

Friends of the Earth (Scotland)72 Newhaven Road, Edinburgh EH65QGTel : 0131 554 9977 Fax : 0131 5548656

Frontline Magazinec/o 53 Edithna St, Stockwell, London,SW9 9JRTel : 0973 328640

Green Anarchist NetworkBCM Box 1715, London, WC1N 3XXRadical eco-newspaper.

GreenNetBradley Close, 74-77 White Lion Street,London, N19PF e-mail : [email protected] : 0171 713 1941 Fax : 0171 8375551E-mail provider, i.e. where you get an e-mail address.

The Green Party1A Waterlow Rd, London, N19 5NJe-mail : [email protected] : 0171 272 4474 Fax : 0171 272 6653

Greenpeace UKCanonbury Villas, Islington, London N12PNTel : 0171 354 5100 / 865 8100 Fax :0171 696 0012,http://www.greenpeace.org

GuilFINPO Box 217, Guildford, GU22 6FFFree information newsheet.

Housmans Bookshop5 Caledonian Road, Kings Cross,London, N1 9DX, Tel : 0171 837 4473

Hunt Saboteurs AssociationPO Box 2786, Brighton, BN2 2AXTel: 01273 622827, [email protected]

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Schwerpunkt: Verkehr

HUI 2/00 33

http://envirolink.org/arrs/hsa/hsa.html

Irwin Mitchell SolicitorsSt. Peter's House, Hartshead, SheffieldS1 2ELTel : 0114 276 7777 Fax : 0114 2753306Excellent solicitors for suing the police.

Jigsaw Non-Violence ProjectThe Jigsaw Box, 111 Magdalen Road,Oxford OX41RQTel : 01865 240383NVDA training.

Justice?c/o Larkfield Centre, 39 Inglefield St,Glasgow G42Tel : 0141 226 5066 / 424 1797Produce "Cothrom" newsletter.

Justice?c/o Prior House, 6 Tilbury Place,Brighton,Sussex BN2 2GYTel/fax : 01273 685913e-mail : [email protected]://www.cbuzz.co.uk/Schnews/index.htmlProduce "SchNEWS", excellent weeklynewsheet.

The Land is OursBox E, 111 Magdelen Rd, Oxford OX41RQTel: 01865 722016 e-mail : [email protected] for access to land + newslet-ter.

Legal Defence & Monitoring Groupc/o BM Haven, London WC1N 3XXTel : 0171 837 6687e-mail : [email protected] Action Observers.

Letslink UK61 Woodcock Road, Warminster, Wilts.Tel : 01985 217871e-mail : [email protected] of Local Exchange TradingSystems.

Liberty21 Tabard Street, London SE1 4LA.Tel : 0171 403 3888 Fax : 0171 4075354Formerly National Council for CivilLiberties.

Lloyds and Midland Boycott CampaignManchester University Students Union,Oxford Rd, Manchester, M13 9PRTel : 0161 274 4665Campaign for High Street banks to getrid of Third World Debt.

London Cycling Campaign228 Great Guildford Business Square,Great GuildfordSt, London, SE1 0HSTel : 0171 928 6112 Fax : 0171 9282318

Manchester Airport CampaignCoalition Against Runway 2 (CAR2),c/o One World Centre, 6 Mount St,Manchester, M2 5NSTel : 0161 834 8221 Fax : 0161 8348187Mobile : 0958 451525e-mail : [email protected]://www.gn.apc.org/resurgence/car2.htmlOpposing a new runway

McLibel Support Campaign / LondonGreenpeace (nothing to do with Green-peace UK!),

5 Caledonian Road, King's Cross,London N1 9DXTel : 0171 713 1269e-mail : [email protected]://www.mcspotlight.org/What's wrong with McDonalds? If youdon't know, get in touch.

Mendip Hills Not HolesP.O. Box 2113, Shepton Mallet, Somer-set BA4Campaign against expansion of WhatleyQuarry.

Menwith Womens Peace CampA59 Lay-by, Nr Menwith Hill Spybase,Nr. Harrogate, N. Yorks, tel: 01943468593Women's camp highlighting internatio-nal spy base.

MINDGranta House, 15-19 Broadway,London, E15 4BQQTel : 0181 519 2122 Fax : 0181 5221728Campaign and advice group for peoplein mental distress. Has over 200 localassociation.

MinewatchMethodist Clubland, 54 CamberwellRoad, London, SE5 0ENTel : 0171 277 4852 Fax : 0171 2774853e-mail : [email protected] internationally against large-scale mining

Nonviolent Resistance Network162 Holloway Road, London, N7 8DQTel : 0171 607 2302 Fax : 0171 7002357e-mail : [email protected] training + newsletter

No Opencastc/o Miner's Office, 2 Huddersfield Road,Barnsley, South Yorkshire, S70 2LSOppose open cast mining, dig upHeseltines lawn etc.

Organic Roundabout Ltd28 Hamstead Road, Hockley, Birming-ham, B19 1DB, Tel : 0121 551 1679 Fax: 0121 515 3524Supply organic fruit and vegetables.

Partizans218 Liverpool Rd, London, N1Tel : 0171 700 6189e-mail : [email protected] against multi-national quarrycompany Rio Tinto Zinc (RTZ) +newsletter.

Peace HouseGreenloaning, Dunblane, Perthshire,FK15 0NBTel : 01786 880490Resource and action centre, NVDATraining.

Peace News5 Caledonian Road, London, N1 9DYTel : 0171 278 3344 Fax : 0171 2780444e-mail : [email protected] internationally-distributedmonthly magazine. Covers a wide rangeof issues.

Peace Prisoner Supportc/o 16 Sholebroke Avenue, Leeds, LS73HBTel : 0113 262 9365

Pedestrians' Association126 Aldersgate St, London EC1A 4JQ.

Tel : 0171 490 0750Quarterly magazine, which used to bequite good.

Permaculture AssociationPO Box 1, Buckfastleigh, Devon TQ110LH.Tel : 01654 712188Positive alternatives, forest gardening,compost loos, mulching and much more!+ newsletter.

Ploughshares Support NetworkBox X, 111 Magdalen Road,Oxford, OX4, Tel : 01865 714036Disarm weapons of war by committingaccountable criminal damage.

Prison Reform Trust15 Northburgh Street, London, EC1V0AHTel : 0171 251 5070 Fax : 0171 2515076National Charity which deals withenquiries about prisons and produces avery useful book called "The PrisonerInformation Book".

Prison Watch24 Rochester Close, Derby, DE24 0HSTel : 01332 756158 Fax : 01332 753515Provide advice and support to prisonersand their families.

Quaker Peace and ServicesFriends House, Euston Road, London,NW1Tel : 0171 387 3601 Fax : 0171 3881977e-mail : [email protected]"Turning the Tide" NVDA trainingproject.

Radical Routes24 South Road, Hockley, Birmingham,B18Tel : 0121 551 1132 Fax : 0121 5153524Network of radical co-operatives.

Red Pepper3 Gunthorpe St, London, E1 7RPTel : 0171 247 1702 Fax : 0171 2471885e-mail : [email protected]://www.rednet.co.uk/redpepper/Socialist-green magazine.

Reforest the Earth42-46 Bethel St, Norwich, NR2 1NRTel : 01603 631007 Fax : 01603 666879e-mail : [email protected]

Royal Society for Nature Conservation(R.S.N.C.), The Green, Witham Park,Waterside South, Lincoln LN5 7JRTel : 01522 544400 Fax : 01522 511616

Salisbury Transport Action Group(STAG)PO Box 1611, Salisbury, SP1 2BFTel : 01722 339224

Save Our RailwaysSouthbank House, Black Prince Road,London SE1 7SJ, Anti-rail privatisation.

Scottish Council for Civil Liberties146 Holland Street, Glasgow, G2 4NGTel : 0141 332 5960 Fax : 0141 3325309

Sea Actionc/o Brighton Peace Centre, 43 GardnerSt, Brighton, BN1 e-mail : [email protected] : 01273 620125 Fax : 01273 689444Direct Action in boats.

Smallworld Media1a Waterlow Road, Archway, LondonN19 5NJTel : 0171 272 1394 Fax : 0171 2729243Film makers.

SquallPO Box 8959, London, N12 5HWTel : 0171 561 1204 Fax : 0171 2729243e-mail : [email protected]://www.phreak.intermedia.co.uk/squallComprehensive and entertaining newpa-per

Stringer's Common Campaign50 Old Farm Road, Guildford,Surrey, GU1 1QN, Tel : 01483 32167http://www.geocities.com/rainforest/4452/hairymog.htmlAnti-road campaign to stop the A320.Camp called Yogurt Free State...

Teddy Bear Woods CampTel : 0468 221454Campaigning against Weymouth A353-A354 Relief Road.

Third Battle of NewburyPO Box 5520, Newbury, RG14 7YWTel/fax : 01635 45544http://www.gn.apc.org/newbury/Road protest campaign.

Tools for Self RelianceRingwood Road, Netley Marsh, Sout-hampton, SO40 2GY e-mail :[email protected] : 01703 869697 Fax : 01703 868544Make and repair tools for Southernnations.

Transport 200010 Melton Street, London NW1 2EJ.Tel : 0171 388 8386 Fax : 0171 3882481Transport pressure group.

UK Working Group on Landmines601 Holloway Road, London N19 4DJTel/fax : 01296 632056

Undercurrents16b Cherwell St, Oxford, OX4 1BJtel : 01865 203661 fax : 01865 243562e-mail : [email protected] you don't see on TV!

The Vegan SocietyDept GW, Donald Watson House, 7Battle Road, St Leonards-on-Sea,E. Sussex, TN37 7AATel : 01424 427393

Veggies180 Mansfield Road, Nottingham NG13HWTel : 0115 958 5666Mobile cafe, may do food for big events

Woodland Awareness and Network ofDefence (WAND), Tel : 01368 850630Scottish woodland defence network.

Women's Environmental Network87 Worship St, London EC2A 2BETel : 0171 247 3327Campaigns on issues particularlyeffecting women, as well as geneticengineering etc.

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Schwerpunkt: Verkehr

34 HUI 2/00

Grüne Aussagen und Wirklichkeit die Zweihundertzweiundzwanzigste

Zu den anhaltenden Diskussionen um die DeutscheBahn AG erklärt Gunda Röstel, Vorstandsvorsit-zende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:

"Die Deutsche Bahn AG sieht sich derzeit einerkritischen Situation gegenüber. Das zeigen nichtzuletzt die jüngsten öffentlichen Debatten um dieZukunft des Unternehmens, die aber nach Auffas-sung von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu einseitigauf die Börsenfähigkeit und das sogenannte Metro-polennetz fixiert sind. Zweifellos muß das Unter-nehmen Bahn wirtschaftlich arbeiten. Seine Plazie-rung an der Börse darf jedoch nicht zum Selbst-zweck verkommen. Einen Rückzug der Bahn AGaus der Fläche, wo fast zwei Drittel des Umsatzeserwirtschaftet werden und neun von zehn Fahrgä-sten unterwegs sind, werden wir nicht akzeptieren.Eine Schrumpfbahn ist mit BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN nicht zu machen, weil sie der sichersteWeg wäre, den Schienenverkehr dauerhaft aufsAbstellgleis zu schieben.Das neue Projekt der Bündnisgrünen: »Die huma-nistische Börse« Es wird nicht mehr nur daran ge-dacht, Profite zuerwirtschaften -natürlich auch abernicht alsSelbstzweck - diegrüne Aktienge-sellschaft wirdselbstverständlichan das Gemeinwohlder Bevölkerungdenken.

Pläne für eineRegionalisierungvon Bahn-Nebenstreckenbieten die Chance,ein Verkehrskonzept zu verwirklichen, das derSchiene den Vorrang im privaten und öffentlichenVerkehr verschafft. Dazu bedarf es aber entspre-chender Rahmenbedingungen. BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN fordern deshalb die konsequente Umset-zung der im Koalitionsvertrag und im Kabinettsbe-schluss vom 03. November 1999 vereinbarten kon-tinuierlichen Steigerung der Investitionen für dieSchiene.[...]Darüber hinaus gilt es, die Chancengleichheitder Verkehrsträger endlich herzustellen. Nur aufder Schiene werden nämlich die anfallenden Wege-kosten komplett gedeckt. Überfaellig sind deshalbEntlastungen des Bahnverkehrs bei der Mehrwert-

steuer im Fern- und Güterverkehr sowie bei derMineralölsteuer, wie sie bereits in ganz Europagelten."

Die grüne Wende kommt, auch wenn es mehr grü-ne (Schallschutz)-Wende an den Autobahnen sind,denn die Grünen haben in ihrer Amtszeit keinenneuen Bundesverkehrswegeplan (BVWG) aufge-stellt. Das heißt, dass die von den Grünen viel kriti-sierten Grundsatzbeschlüsse der CDU/GDP immernoch weiter wirken. Da allerdings eine Neufestle-gung des BVWG nötig war, hat die Bundesregie-rung sich ein »Investitionsprogramm (IP) 1999-2002 für Aus- und Neubau von Bundes-schienenwegen, -fernstrassen und -wasserwegen«erdacht. Das bedeutet, dass eine wirkliche Reformdes alten BVWG erst 2003 zu erwarten ist.Entgegen dem Koalitionsvertrag wird in diesem IPweiterhin die Strasse mit 49% der Gelder mehrgefördert als die Bahn mit 45%. Fast die Hälfte derGelder wird dabei für den Knoten Berlin und denKnoten Köln/Rhein-Main ausgegeben. Es werden 4Mrd DM investiert, ohne dass:

¾ ein Bahnhoferöffnet wird(Ausnahmen sindVerbindungen zuFlughäfen)¾ eineabgehängteRegion wiederans Schienennetzangeschlossenwird¾ eine neueVerbindung ge-knüpft wird.Außerdem wurdemit den Stimmender Grünen das

Beschleunigungsgesetz verlängert: dieses wurdeunter der Kohl-Regierung gegen den heftigen Wi-derstand der Grünen beschlossen. Das Gesetz regeltdie Einschränkung von Bürger- und Naturschutz-rechten beim Neubau von Verkehrswegen.

Die 90er Grünen haben mit ihrer Mitwirkung andiesem Investitionsplan genau die Politik, die sie ander Bahn AG kritisieren, vorangetrieben. Wir war-ten gespannt auf den nächten Vorschlag aus demVorstand: Umwandlung von Bündnis 90/Die Grü-nen in eine Aktiengesellschaft um eine flächendek-kende Wählerschaft zu bekommen?

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Schwerpunkt: Verkehr

HUI 2/00 35

Umweltschutzorganisationen fordern wiederholtFlächenbahn statt Schrumpfbahn

- Auf Pressekonferenz am 18.2.00 offensives Zukunftsbahnkonzept gefordert -

Ein offensives Zukunftskonzeptfür die Bahn forderten derB.U.N.D. gemeinsam mit denVerkehrswissenschaftlern Prof.Dr. Heiner Monheim und Dr.Martin Hüsing in Frankfurt. Zielder Deutschen Bahn und der Ver-kehrspolitik müsse es sein, dieBahn als Rückgrat des Umwelt-verbundes wieder zu einer wett-bewerbsfähigen und

flächendeckenden Alternati-ve zum Straßen- und Luftver-

kehr

auszubauen. Nur so lasse sich dieMobilität von Menschen und Gü-tern sichern, verkehrsbedingteUmwelt- und Gesundheitsbela-stungen reduzieren und innovativeArbeitsplätze im Verkehrssektorschaffen.Zukunftsorientierte Flächenbahnkann den Straßenverkehr halbie-ren. Mit einer konsequenten Poli-tik für die Bahn der Zukunft sindnach Studien der Verkehrswissen-schaftler Prof. Dr. Heiner Mon-heim und Dr. Martin Hüsing, Ge-schäftsführer der Econex, inner-halb von 15 Jahren eine Vervierfa-chung des Schienenangebotes imPersonenverkehr und eine Verdrei-fachung im Güterverkehr beigleichzeitiger Halbierung desAuto- und Lkw-Verkehrs möglich.Erreichbar sei dies mit einem aufstrikte Kundenorientierung ausge-richteten Flächenbahnkonzept.Prof. Dr. Heiner Monheim: "DieBahn muß gemeinsam mit anderenöffentlichen Verkehrsunternehmenals Dienstleister auftreten undKunden eine Mobilitätskette vonHaustür zu Haustür anbieten.

Wenn der potentielle Kundeerst einmal im Auto sitzt, ister für die Bahn schon verlo-

ren."

Für den Ausbau des öffentlichenVerkehrs und insbesondere derBahn zu einer echten Alternativezum Automobil komme man amKomplettangebot nicht vorbei. Um

die Menschen zu erreichen, müs-sen die auch abends und im ländli-chen Raum in dichtem Takt fahrenkönnen. "Für den Kunden bietetdie Bahn bei Umsetzung des Kon-zeptes eine völlig neue Qualität",so Dr. Martin Hüsing. Das Ange-bot zeichne sich durch konsequentauf den Kunden ausgerichteteFahrpläne, attraktive Tarifange-bote, neue Fahrzeuge mit erwei-tertem Serviceangebot und au-toadäquate Reisegeschwindigkei-ten aus. Integrale Taktsystemegewährleisten die optimale Ver-knüpfung von kommunalem undregionalem Nahverkehr sowieFernverkehr. Ein integriertes Ta-rifsystem erlaube es dem Fahrgast,mit einer Fahrkarte vom Start zumZiel seiner Reise zu gelangen, derFahrpreis wird elektronisch abge-bucht. Zudem folge die Bahn mitder Anlage neuer Bahnhöfe undGleisstrecken den Kunden in neuentstandene Wohn- und Gewerbe-gebiete, Verbrauchermärkte undFreizeitzentren. Martin Hüsing:"Wenn die Bahn wieder zum Kun-den kommt, wird das eine ernst-hafte Konkurrenz zum Auto."Länder wie Rheinland-Pfalz, dasSaarland und Sachsen-Anhaltzeigen, daß eine expanierendeBahn außerhalb der Ballungsräu-me eine Chance hat.

Comic V1

Mit dem Einsatz moderner Tech-nologien und neuer Logistikkon-zepte läßt sich für Prof. Dr. HeinerMonheim ein Großteil der Güter-transporte für die Schiene zurück-gewinnen. Erforderlich sei, daß dieBahnunternehmen mit kundenge-rechten Angeboten wieder ihrenverloren geglaubten regionalenGüterverkehrsmarkt erschließen.Statt das ehrgeizige Flächenbahn-konzept aufzunehmen, weisen dieSignale von Verkehrspolitik undBahn für Richard Mergner immernoch in die falsche Richtung:

"Während das Verkehrs-wachstum auf der Straße mitimmer neuen Milliardenbe-trägen gefördert wird, stehtdie Deutsche Bahn AG be-

triebswirtschaftlich mit demRücken an der Wand

und bläst wieder einmal zumRückzug aus der Fläche. Folge:während der Autoverkehr im Staustecken bleibt, fährt die Bahn trotzneuer Führung weiter RichtungAbstellgleis."Die Vorstellungen des BahnchefsHartmut Mehdorn, mit Marke-tingansätzen neue Kunden zugewinnen, Rationalisierungs- undKostensenkungspotentiale auszu-nutzen sowie die Schieneninvesti-

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36 HUI 2/00

Comic V2

tionen auf die überfällige Sanie-rung des Bestandsnetzes zu kon-zentrieren, seien zwar grundsätz-lich geeignet, das bestehende An-gebot zu verbessern. "Sein primä-res Ziel, die Deutsche Bahn AGinnerhalb von drei bis vier Jahrenin einen attraktiven Börsenkandi-daten umzuwandeln und dabeimassiv abzubauen ist jedoch we-der verkehrspolitisch sinnvollnoch ökologisch vertretbar", urteiltRichard Mergner. Schrumpfungs-konzepte wie der Abbau des Fern-verkehrs in Teilen Deutschlandsund die Streichung jedes zehntenNahverkehrszuges würden fürMillionen von potentiellen Kun-den das Bahnangebot deutlichverschlechtern. Mit einer Redukti-on auf das unter heutigen Bedin-gungen "betriebswirtschaftlichoptimale Netz" lasse sich zwarunter Umständen kurzfristig einehohe Rendite erwirtschaften, nichtaber die Bahn als konkurrenzfähi-ger Wettbewerber zu Straßen- undLuftverkehr positionieren.

Nicht nur der B.U.N.D. fordert,ein umfassendes Expansionskon-zept der Bahn vorzulegen. Meh-dorn müsse mit einer überzeugen-den Vision "Bahn von morgen"Bundesverkehrsminister ReinhardKlimmt und die rot-grüne Bundes-regierung in die Pflicht nehmen,endlich eine effiziente und um-

weltgerechte Verkehrspolitik vor-anzutreiben und die Bahn mit demAbbau von Finanzierungsverzer-rungen auf die Überholspur zubringen. Dazu gehörten insbeson-dere ein umfassendes Investitions-programm und ein Ende der Par-allelinvestitionen im Straßenbau.

Sofortmaßnahmen:¾ Stopp weiterer Streckenstillegungen und des Rück-

baus von Gleisanlagen, Weichen und Bahnhöfendurch die Deutsche Bahn AG

¾ Ende der Investitionsblockade für neue regionaleBahnsysteme und Streckenreaktivierung inDeutschland durch Mittelumschichtung aus denStraßenverkehrsetat von Bund, Ländern und Ge-meinden

¾ Halbierung der Trassenpreise in einem ersten Schrittvon derzeit ca. 13 Mark je Zugkilometer auf 6,50Mark für regionale Schienenstrecken

¾ Angleichung des Mehrwertsteuersatzes für denFernverkehr auf das Nahverkehrsniveau von 7 Pro-zent

¾ Gleiche steuerlich absetzbare Entfernungspauschalefür alle Verkehrsmittel statt hohe Autokilometer-pauschale für Wege zur Arbeit

¾ Streichung der Subventionen für den deutschenFlugverkehr von ca. 8 Milliarden Mark im Jahr

¾ Umkehrung des derzeitigen Verhältnisses bei denVerkehrsinvestitionen von ca. 8,3 Mrd. DM fürBundesfernstraßenbau gegenüber ca. 6,8 Mrd. DMfür den Schienemausbau.

¾ Seriöse Informationspolitik gegenüber den Kunden:Rückorientierung der Bahnzeitungen „Mobil/Zug“und der DBRegio-Zeitungen „Takt“ auf die Flä-chenbahn u. den Regionalverkehr statt neoliberalerneuer Autowelt

Angebotskonzeption und Infrastrukturziele:¾ Sanierung und Modernisierung des bestehenden

Netzes von 38.000 Kilometer und Ausbau auf45.000 Kilometer mit attraktiver mindestens stünd-licher Fernverkehrsanbindung aller Mittel- undOberzentren von sechs bis 24 Uhr

¾ Gleisanschlußprogramm für 20.000 Gewerbestand-orte für den Güternah-und -fernverkehr, 1200 Di-stributions- und Logistikzentren in den 80 Um-schlagstandorten/ Frachtzentren

¾ 150-200 neue Regional- und Nahverkehrssystememit Einsatz von Neigetechnikzügen und modernenLeichttriebwagen sowie abgestimmte Bahn-Bus-Angebote

¾ Ein in allen öffentlichen Verkehrsmitteln gültigesGeneral-Abo

¾ Ein bundesweiter integraler Taktfahrplan¾ Ein Stop der massiven Entlassungswelle und eine

Rückinvestierung in die Bahnsicherheit¾ Umkehrung der Bahnzersplitterung und des Ausla-

gerns von Betriebsteilen!¾ Eine Logistik-Offensive im Güterverkehr mit sinn-

vollen High-Tech-Investitionen für elektronischeBahnsteuerung, moderne Zugbildung mit Au-tomatikkupplungen und dezentrale Straße-Schiene-Umschlagtechniken für Selbstbedienung, Selbst-läuferwagen, teilautomatisierte Güterumschlaganla-gen und neue Containersysteme

Literatur: „Manifest der 1435 Worte“ für die Flächenbahn und gegen den Kurs auf’s Abstellgleis ist zu beziehen und zuunterzeichnen über umkehr.de, Adresse s. Schwerpunkt

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Schwerpunkt: Verkehr

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Literatur zum Schwerpunktthema

Bundesministerium für Bildungund Forschung (Hrsg.): Dassoziale Bild der Studenten-schaft der BundesrepublikDeutschland. 15. Sozialerhe-bung des Deutschen Studen-tenwerks. Bonn 1998

In diesem Taschenbuch mit Er-gebnissen einer alle 3 Jahre unterStudierenden stattfindendenPostumfrage ist der Verkehrsmit-telwahl ein eigenes (kleines) Ka-pitel gewidmet.In diesem Zusammenhang auchinteressant ist die besonders de-taillierte, inzwischen aber etwasveraltete „HIS-KurzinformationA5/93“ von Jochen Schreiber. Siewertet Verkehrsangaben zur 13.Sozialerhebung besonders gründ-lich aus. Dabei werden Modal-Split-Daten vieler Hochschulorteund Ansätze zur Preisgestaltungeines Semestertickets angegeben.

Eingebaute VorfahrtISBN 3-9803508-9-4 (Libri)

(680 s., zahlr. abb u. tab, 59DM)

Dieses Buch befaßt sich mit denseltsamen Faktoren, die das Autozu dem sinnlos und extrem bevor-teilten Verkehrsmittel machten,das es jetzt ist. Neben einer aus-führlichen Darstellung der Durch-setzungsgeschichte des Automo-bilismus enthält es auch einenVorschlag für eine neue Straßen-ordnung, die aus dem Flächenbe-darf der Verkehrsmittelarten her-geleitet wird und ÖPV, Fußgänge-rInnen und RadlerInnen begründetVorrang einräumt. Es werdenVerwirklichungsmöglichkeitenund die Auswirkung einer solchenNeuerung auf Stadt und Verkehrangesprochen, aber auch Tips für„ungehorsame“ FußgängerInnenunter den derzeitigen Rahmenbe-dingungen gegeben.

BSÖ-Internetumfragezum StudiTicket

www.studis.de/bsoe

Die Umfrage – Grundlage desobenstehenden Artikels – erlaubtseit 1995 den Eintrag von Anga-ben zum Studiticket der eigenenHochschule über´s Internet. DieErgebnisse können für 46 Seme-stertickets, gültig an 102 Hoch-schulen, unter der oben angegebe-nen Adresse eingesehen werden.Bei Erscheinen dieses HUI sindmöglicherweise noch nicht alleAngaben aktualisiert (Stand be-achten). Neben Infos zum Studi-Ticket können auch Angaben zuParkraumbewirtschaftung, Jobtik-ket, Radwerkstätten und der Mo-dal Split (Verkehrsmittelwahl derStudis und Bediensteten) für eini-ge Hochschulen eingesehen wer-den. An dieser Stelle auch nochmal der Aufruf an alle, die nochnicht drinstehen oder deren Datennicht mehr stimmen: Tragt Euchein! Alte Angaben werden nichtkomplett überschrieben, wenn Ihrdarauf hinweist.

„Zügig durch Europa - MitSchiff, Bahn und Bus auf

Europatour“

heißt eine neue 40-seitige Service-Broschüre des VCD. Sie enthältsämtliche Sonderangebote dereuropäischen Bahnen. Weiterzeigen fünf Übersichtskarten diebequemsten Tag- und Nachtver-bindungen ins europäische Aus-land.Antworten auf Fragen wie „Gibtes Direktzüge nach Barcelona?Kann ich Fahrräder mitnehmen?“sowie Reisetipps und viele Adres-sen liefert die Broschüre ebenso.Bestellung für 10 DM +5 DMVersandkosten beim VCD, Post-fach 170160, 53027 Bonn, [email protected]

InformationsDienst Verkehr(IDV)

Vierteljährige Zeitschrift für Akti-ve im Verkehrsbereich, erhältlichbei Umkehr e.V., Adresse sieheSeite 45.