service corporate social responsibility kompakt · generationen. csr ist somit als erster schritt...
TRANSCRIPT
Eine Publikationsreihe des Bundesverbandes der Personalmanager
S E R V I C EC O R P O R A T E S O C I A L R E S P O N S I B I L I T Y K O M P A K T
Das Praxisheft für eine nachhaltige unternehmerische Gesellschaftsverantwortung
3VORWORT
4DIE URSPRÜNGE VON CSR
5WAS IST CORPORATE SOCIAL RESPONSIBILITY?
6HERAUSFORDERUNGEN UND RAHMENBEDINGUNGEN
FÜR UNTERNEHMEN
7DER BENEFIT FÜR GESELLSCHAFT UND UNTERNEHMEN
DER ZUSAMMENHANG ZWISCHEN CSR UND BETRIEBLICHEM GESUNDHEITS-
MANAGEMENT
8CSR UND SOZIALE ZUSATZLEISTUNGEN –
EIN BEISPIEL DER PRAKTISCHEN UMSETZUNG
9KLEINES GLOSSAR
I N H A L T
IN ZUSAMMENARBEIT MIT:
ELLEN MIESEN
Ellen Miesen ist Geschäfts-
führerin der Kresko GmbH,
einem Beratungsunterneh-
men, welches durch seine
interdisziplinären Leistungen aus den Bereichen
Betriebliches Gesundheitsmanagement, Person-
al- und Organisationsentwicklung sowie dem
Führungskräftemanagement die werteorienti-
erte Unternehmensführung in Betrieben fördert.
Nähere Informationen hierzu finden Sie unter
www.kresko.eu
AUTOREN
DIETMAR KIERDORF
Dietmar Kierdorf ist Leiter
der Abteilung Zentrale Ver-
trieb Belegschafts- und Af-
finity-Geschäft bei der HDI
Direkt Versicherung AG. Durch vergünstigte
Angebote privater Versicherungen für die Mi-
tarbeiter von mittelständischen und großen
Unternehmen (sog. Belegschaftsrahmenverein-
barungen) bietet HDI die Möglichkeit sozialer
Zusatzleistungen und greift dabei auf über 100
Jahre Erfahrung in der Zusammenarbeit mit In-
dustrie und Wirtschaft zurück. Nähere Informa-
tionen hierzu finden Sie unter
www.mitarbeiter-privat-versichern.de
B U N D E S V E R B A N D D E R P E R S O N A L M A N A G E R / / 3W W W . B P M . D E
Vor allem in der noch vorherrschenden Wirt-
schafts- und Finanzkrise ist eine nachhaltige
Entwicklung als gesamtgesellschaftliche Auf-
gabe zu sehen und betrifft alle gesellschaft-
lichen Gruppen gleichermaßen. Corporate
Social Responsibility (CSR) ist unter diesen Ge-
sichtspunkten als ein wesentlicher Beitrag der
Unternehmen zu einer nachhaltigen Entwick-
lung in den Handlungsfeldern Markt, Umwelt,
Arbeitsplatz und Gemeinwesen zu verstehen
und es wird versucht, die zahlreichen CSR-Ak-
tivitäten durch die Einbeziehung von internen
und externen Stakeholdern strategisch optimal
auszurichten. Auch die Politik spielt hier eine
wichtige Rolle. Ihre Aufgabe ist es, ein positives
Umfeld zu schaffen, sodass CSR die Bedingun-
gen nachhaltig funktionierender Märkte ver-
bessern und gewinnbringend für Gesellschaft
und Unternehmen sein kann. Hierbei wird CSR
zunehmend auch zu einem Wettbewerbsfaktor,
wobei Sicherheit und Glaubwürdigkeit, ebenso
wie Transparenz vor allem für die Verbraucher,
aber auch für die Investoren von entscheiden-
der Bedeutung sind. Der gesellschaftliche Zu-
sammenhalt und das Vertrauen in die soziale
Marktwirtschaft werden gestärkt, außerdem
leistet CSR einen erheblichen Beitrag zur sozi-
alen und ökologischen Gestaltung der Globa-
lisierung. Die gesellschaftliche Verantwortung
von Unternehmen, insbesondere die Sozial- und
Umweltbelange, sind in Deutschland bis zu ei-
nem hohen Grad gesetzlich geregelt. Internati-
onal vereinbarte Leitlinien, wie die Leitsätze für
multinationale Unternehmen der OECD und der
Global Compact der Vereinten Nationen, aber
auch internationale Umweltnormen, unterstüt-
zen diese Gesetze. Die Wahrnehmung von CSR
vor dem Hintergrund dieser Verpflichtungen
nimmt daher auch einen ausschlaggebenden
Einfluss auf die Positionierung deutscher Unter-
nehmen im internationalen Wettbewerb.
V O R W O R T
4 / / B U N D E S V E R B A N D D E R P E R S O N A L M A N A G E R W W W . B P M . D E
C O R P O R A T E S O C I A L R E S P O N S I B I L I T Y
1. DIE URSPRÜNGE VON CSR
Exkurs vom Mittelalter bis zur Neuzeit.
Das Prinzip von Corporate Social Responsi-
bility existierte bereits im Mittelalter. Damals
gab es in Europa das Leitbild des „Ehrbaren
Kaufmanns“. Den Kaufleuten wurde unter
anderem zur Stärkung des gesellschaftlichen
Gleichgewichts in Städten die Einhaltung von
bestimmten Verhaltensnormen auferlegt. Mit
der Industrialisierung im 18. Jahrhundert brei-
tete sich dieses Phänomen zunehmend aus und
das gesellschaftliche
Engagement der Un-
ternehmer wurde langsam zur Selbst-
verständlichkeit. Schon damals wurden die Ar-
beits- und Lebensbedingungen der Mitarbeiter,
beispielsweise durch den Bau von Wohnhäu-
sern, verbessert. In den 50er Jahren entwickel-
te sich das Thema zur Wissenschaft. Vorreiter
hierfür war die USA. Howard R. Bowen, ein
amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler,
veröffentlichte 1953 eine der ersten Publika-
tionen zum diesem Thema: „Social Responsi-
bilities of the Businessman“. Bowen war der
Ansicht, dass sich die soziale Verantwortung
von Unternehmen an gesellschaftlichen Erwar-
Abb. 1
CSR
ÖKONOMISCHE ASPEKTE
SOZIALE ASPEKTE
ÖKOLOGISCHE ASPEKTE
tungen und Werten orientieren muss. So wie
die Unternehmen gesellschaftliche Rechte in
Anspruch nehmen, haben sie seiner Meinung
nach auch gesellschaftliche Pflichten zu über-
nehmen. Mit dem vorherrschenden „Share-
holder-Value-Gedanken“ in den 80er Jahren
trat die „CSR-Bewegung“ noch stärker hervor.
Parallel dazu gewann der Gedanke zum Um-
weltschutz in diesen Jahren immer mehr an Be-
deutung und seit den 90er Jahren verschmelzen
beide Richtungen von CSR und Umweltschutz
bzw. Nachhaltigkeit zunehmend miteinander.
Die unterschiedlichen möglichen Aspekte von
CSR fasst die Abbildung 1 zusammen.
Die gesamte Entwicklung von Corporate
Social Responsibility verlief in Europa hingegen
nur schleppend. Die stärkere Ausprägung der
B U N D E S V E R B A N D D E R P E R S O N A L M A N A G E R / / 5W W W . B P M . D E
sozialen Sicherungssysteme und die traditionelle
Verankerung des Verantwortungsbewusstseins
in europäischen Unternehmen verlangsamten
den Prozess. 2001 veröffentlichte die Europä-
ische Union das sog. „Grünbuch Europäische
Rahmenbedingungen für die soziale Verantwor-
tung in Unternehmen“. Mit der Initiative „Un-
ternehmensWerte – Corporate Social Respon-
sibility in Deutschland“ ist seit 2008 auch die
deutsche Bundesregierung aktiv. Das Bundes-
ministerium für Arbeit und Soziales hat ein CSR-
Forum gegründet, in dem verschiedene Unter-
nehmen, Gewerkschaften und Wissenschaftler
gemeinsam mit dem Ministerium über CSR dis-
kutieren und in Arbeitsgruppen Lösungsansät-
ze erarbeiten, um langfristig eine umfassende
CSR-Strategie für Deutschland zu schaffen.
Die Regierung betont hierbei ganz deutlich die
Wichtigkeit von CSR und hat erkannt, dass es
eine steigende Nachfrage nach staatlichen In-
strumenten der CSR-Förderung gibt.
2. WAS IST CORPORATE SOCIAL
RESPONSIBILITY?
Kurzdefinition von CSR und Nachhaltigkeit.
Die Europäische Kommission definiert Corpora-
te Social Responsibility wie folgt: „Ein Konzept,
das den Unternehmen als Grundlage dient, auf
freiwilliger Basis soziale Belange und Umwelt-
belange in ihre Unternehmenstätigkeit und in
die Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern
zu integrieren.“ Lässt man zusätzlich die ökono-
mischen Belange mit einfließen, entwickelt sich
ein integriertes Unternehmenskonzept, das alle
„sozialen, ökologischen und ökonomischen Bei-
VERANTWORTUNG GEGENÜBER MENSCHHEIT UND ZUKÜNFTIGEN G
ENERAT
ION
EN
NACHHALTIGKEIT
CSRVerantwortung
gegenüberStakeholdern
ÖKONOMISCHE ASPEKTE
SOZIALE ASPEKTE
ÖKOLOGISCHE ASPEKTE
Abb. 2
träge eines Unternehmens zur freiwilligen Über-
nahme gesellschaftlicher Verantwortung, die
über die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen
(Compliance) hinausgehen“, beinhaltet. Dies
bedeutet nach Ansicht der EU nicht nur, die
gesetzlichen Bestimmungen einzuhalten, „son-
dern über die bloße Gesetzeskonformität hinaus
mehr zu investieren in Humankapital, in die Um-
welt und in die Beziehungen zu anderen Stake-
holdern“. Auch in Deutschland ist dieses Prinzip
Bestandteil der CSR-Strategie. Ein reibungsloses
Zusammenspiel zwischen Wirtschaft, Gesell-
schaft und Politik ist für das freiwillige Enga-
gement zum Nutzen aller Beteiligten wichtig.
Somit wird CSR zu einer modernen Form der
sozialen Marktwirtschaft, wobei dies nicht das
politische Handeln oder gar die Gesetzgebung
ersetzt. Es bietet jedoch die Möglichkeit, wei-
tergehende gesellschaftliche Ziele zu verfolgen
und Standards zu setzen.
In engem Zusammenhang mit der Definiti-
on von Corporate Social Responsibility steht der
Begriff der Nachhaltigkeit. Die United World
Commission on Environment and Development
definiert Nachhaltigkeit in einem Satz: „Sus-
tainable development meets the needs of the
6 / / B U N D E S V E R B A N D D E R P E R S O N A L M A N A G E R W W W . B P M . D E
present without compromising the ability of fu-
ture generations to meet their own needs“. Der
Fokus lag ursprünglich auf dem Gebiet des Um-
weltschutzes, wobei das Konzept mittlerweile
durch das sogenannte “Drei-Säulen-Modell”
der Nachhaltigkeit (Abbildung 2) ausgedehnt
wurde: eine nachhaltige Entwicklung ist somit
nur möglich, wenn ökonomische, ökologische
und soziale Aspekte gleichermaßen berück-
sichtigt werden. Im Gegensatz zu Corporate
Social Responsibility bedeutet dies, dass Nach-
haltigkeit nicht nur die Verantwortung eines
Unternehmens gegenüber seinen Stakeholdern
umfasst, sondern die Verantwortung gegenü-
ber der gesamten Menschheit und zukünftigen
Generationen. CSR ist somit als erster Schritt zu
einem nachhaltigen unternehmerischen Han-
deln zu verstehen. Das Bundesministerium für
Arbeit und Soziales stellt hierzu fest, dass „CSR
für eine verantwortungsvolle nachhaltige Un-
ternehmensführung im Kerngeschäft [steht].
CSR ist freiwillig, aber nicht beliebig. CSR ist
keine Einzelaktivität, sondern fest in die Unter-
nehmensstrategie verankert.“
Die Grundlagen von Corporate Social Re-
sponsibility bilden mehrere internationale In-
strumente: Die OECD-Leitsätze für multinati-
onale Unternehmen, der Global Compact der
Vereinten Nationen und die „Dreigliedrige
Grundsatzerklärung“ der Internationalen Ar-
beitsorganisation (IAO) über multinationale
Unternehmen und
Sozialpolitik. Sie set-
zen teilweise unter-
schiedliche Schwer-
punkte, bilden jedoch
gemeinsam eine
Einheit von Grund-
sätzen, Werten und Mechanismen der gesell-
schaftlichen Verantwortung von Unternehmen
und sind damit die wichtigsten internationalen
Bezugsdokumente für CSR. Die OECD-Leitsätze
sind eine Empfehlung von Regierungen an Un-
ternehmen für verantwortliches Handeln. Sie
sind in zehn Kapitel untergliedert, die Bezug
auf internationale Vereinbarungen wie die All-
gemeine Erklärung der Menschenrechte oder
die ILO-Kernarbeitsnormen nehmen. Ziel ist die
Förderung des Leitbildes der nachhaltigen Ent-
wicklung sowie des Vorsorgeprinzips.
3. HERAUSFORDERUNGEN UND RAHMEN-
BEDINGUNGEN FÜR UNTERNEHMEN
Deutschland hat noch viel vor.
Der Druck auf die Unternehmen, sich mit der
Thematik Corporate Social Responsibility aus-
einanderzusetzen, steigt stetig. Durch die
Globalisierung, verbesserte Informations- und
Kommunikationstechnologien und die sich
verändernde Einstellung bei Verbrauchern und
der Öffentlichkeit kommen Unternehmen in
die Gefahr, ohne die unternehmerische Gesell-
schaftsverantwortung die benötigte „Hand-
lungsvollmacht“ (licence to operate) zu verlie-
ren. In diesem Zusammenhang sind Netzwerke
einmal mehr ein bedeutender Faktor für Un-
ternehmen, um eine
gemeinsame Annä-
herung an das The-
ma CSR im direkten
Austausch zu finden.
Bekannte Beispiele für
diese Netzwerke sind
die CSR Europe sowie der UN Global Compact.
Auch das deutsche CSR-Forum „Unterneh-
mensWerte“ des BMAS bietet den Mitgliedsun-
ternehmen bereits eine Plattform, um gemein-
sam mit der Bundesregierung Deutschland an
einer nationalen CSR-Strategie zu arbeiten.
Weiterhin bietet diese nationale Auseinander-
setzung mit dem Thema CSR Deutschland die
Möglichkeit, auch im internationalen Umfeld
Stellung zu beziehen und sich mit einem klaren
Wertekodex zu positionieren.
Dennoch ist in Deutschland die Auseinan-
dersetzung mit dem Gebiet der „Gesellschaft-
lichen Verantwortung“ noch nicht so weit
verbreitet wie in den USA und Großbritannien.
Deutsche Unternehmen holen sich Anregungen
aus dem internationalen Raum und integrieren
diese in bereits bestehende Zusammenhänge.
International tätige Unternehmen mit Sitz in
Deutschland sind verpflichtet, sich aufgrund
ihrer politischen Aktivitäten auf EU-Ebene und
wegen des Einsatzes im angloamerikanischen
Sprachraum mit gesellschaftlicher Verantwor-
tung bewusst auseinanderzusetzen. Beispiele
CSR IST FREIWILLIG, ABER NICHT BE-
LIEBIG. CSR IST KEINE EINZELAKTIVITÄT,
SONDERN FEST IN DIE UNTERNEHMENS-
STRATEGIE VERANKERT.“
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für gesellschaftliche Verantwortung bei Un-
ternehmen sind der schonende und effiziente
Umgang mit natürlichen Ressourcen sowie der
faire Umgang untereinander, die Förderung
und die Beteiligung von Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern. Unternehmen mit dem Gespür
für CSR achten darauf, in der Wertschöpfungs-
kette sozial und ökologisch verantwortungsvoll
zu produzieren sowie einen positiven Beitrag
für das Gemeinwesen zu leisten. Die kulturelle
Vielfalt wird gefördert und die Transparenz hin-
sichtlich der Unternehmensführung gewahrt.
Nicht zuletzt wird auch verstärkt auf Verbrau-
cherrechte und -interessen geachtet und für
einen fairen Wettbewerb gesorgt.
4. DER BENEFIT FÜR GESELLSCHAFT UND
UNTERNEHMEN
Reine Profitmaximierung oder mehr?
Die Einführung einer flächendeckenden CSR-
Kultur stärkt die soziale und ökologische Aus-
richtung der Globalisierung, was in Zukunft
auch eine Art Markenzeichen für deutsche Un-
ternehmen im In- und Ausland sein soll. Auch
für die Verbraucher soll das verantwortungsbe-
wusste Handeln von Unternehmen sichtbarer
werden und die Solidarität in unserer Gesell-
schaft fördern. Die Einführung von Corporate
Social Responsibility in einem Unternehmen
bringt auch einen beachtlichen gesellschaftli-
chen Nutzen mit sich. Mitarbeitern wird mehr
Beachtung geschenkt, flexiblere Arbeitsmodel-
le zum Beispiel lassen Familie und Beruf besser
miteinander vereinbaren. Ein nachhaltiger Um-
weltschutz bei der Produktion ist ein weiteres
Beispiel für verantwortungsbewusstes Han-
deln. Damit wird bei der Gestaltung der Globa-
lisierung der soziale Gehalt berücksichtigt.
Die Politik kann vielleicht internationale Ver-
einbarungen beschließen und einen rechtlichen
Rahmen für die Wirtschaft schaffen. Eine Stan-
dardisierung von Werten bei den Unternehmen
gelingt jedoch nur durch deren Handeln. Die
Unternehmen schaffen durch Ihren Beitrag zu
einer starken, solidarischen und vitalen Gesell-
schaft ein Umfeld, indem sie erfolgreicher wirt-
schaften können. Die Wettbewerbsfähigkeit
wird gestärkt, Risiken vermieden und Chancen
geschaffen. CSR entwickelt sich somit zu einem
Teil der Unternehmensstrategie und damit auch
zu einem Mehrwert der deutschen Wirtschaft
im internationalen Wettbewerb.
Unternehmen befürchten häufig, dass ein
Engagement für CSR mit einem zu großen Auf-
wand verbunden und deshalb unwirtschaftlich
ist. Inzwischen ist aber nachgewiesen, dass
CSR und Gewinnerzielung Komplemente sind
und sich keinesfalls widersprechen. Dr. Arend
Oetker, geschäftsführender Gesellschafter der
Dr. Arend Oetker Holding GmbH & Co., fass-
te diesen Punkt einmal treffend zusammen:
„Nach einem positiven Wertekodex zu handeln
und sich in gesellschaftliche Belange einzumi-
schen, ist nicht nur eine Frage der Moral, son-
dern auch der ökonomischen Klugheit.“
5. DER ZUSAMMENHANG ZWISCHEN CSR UND
BETRIEBLICHEM GESUNDHEITSMANAGEMENT
Fokus auf Prävention und Motivation.
Der Wunsch eines jeden Unternehmen ist es, ge-
sunde und damit leistungsstarke Mitarbeiter zu
beschäftigen. Dies ist jedoch nur dann möglich,
wenn das Unternehmen sich für eine Verbes-
serung des allgemeinen Gesundheitszustandes
der Mitarbeiter gezielt einsetzt und betriebliche
Gesundheitsförderung betreibt. Laut der „In-
itiative Gesundheit und Arbeit“ (iga) schätzen
rund 82 Prozent der Unternehmen, die Betrieb-
liches Gesundheitsmanagement einsetzen, die
daraus resultierende stabilisierende Wirkung.
Durchgeführt wird es derzeit jedoch nur in
durchschnittlich jedem dritten Unternehmen.
Neben den als selbstverständlich erachteten
Leistungsbausteinen, wie Gehalt bzw. Arbeits-
lohn, sollten Unternehmen in Zukunft verstärkt
angehalten werden, auch soziale Verantwor-
tung zu übernehmen und den Arbeitnehmern
zusätzlich gesundheitsfördernde Maßnahmen
anzubieten, welche von der Bundesregierung
unterstützt werden. Diese Maßnahmen reichen
von Herz-Kreislauftrainings, über Kurse in den
Bereichen Tai Chi, Yoga und Progressiver Mus-
kelrelaxation bis hin zu Rückentrainings, Er-
nährungsberatungen, Stressmanagement-Trai-
nings und Führungskräfte-Coachings mit dem
Schwerpunkt „Gesundheitsgerechte Mitarbei-
terführung“. Zusätzlich wird die Betriebliche
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Gesundheitsförderung eines Unternehmens bis
zu einem Betrag von 500 Euro pro Mitarbeiter
und Jahr von der Steuer befreit.
Auch die Krankenkassen fördern Maßnah-
men zur Betrieblichen Gesundheitsförderung
nach § 20a SGB V. Um eine Maßnahme im
betrieblichen Setting
durchzuführen, sind
bestimmte Vorausset-
zungen seitens des
Anbieters, der Kran-
kenkassen und der
Betriebe notwendig.
So sind z. B. nur von
den Krankenkassen zertifizierte Leistungs-
erbringer refinanzierbar. Das Konzept der
Förderung sollte ganzheitlich und langfris-
tig angelegt sein und sowohl verhaltens- als
auch verhältnisorientierte Maßnahmen unter
Berücksichtigung der jeweiligen gesetzlichen
Rahmenbedingungen umfassen. Zu den ver-
haltensorientierten Maßnahmen zählen u. a.
Kurse aus den Schwerpunktgebieten „Arbeits-
bedingte körperliche Belastungen und Betriebs-
verpflegung“. Im Rahmen verhältnisorientier-
ter Maßnahmen wird hingegen der Fokus auf
bestehende Probleme in der Beziehungsebene
zwischen Mitarbeitern und Führungskräften
gelegt. Sind dann die Voraussetzungen nach
§20a SGB V gegeben, führen die Krankenkas-
sen diese Maßnahmen durch oder beauftragen
geeignete Dienstleister. Auch die Anforderun-
gen an die Betriebe sind hoch. Eine wesentli-
che Voraussetzung für den Erfolg Betrieblicher
Gesundheitsförderung besteht darin, dass sie
als Führungsaufgabe wahrgenommen wird
und in größeren Betrieben in bestehende Ma-
nagementsysteme integriert wird. Im Bereich
Personalwesen und Arbeitsorganisation ist es
wichtig, dass die Fähigkeiten der Mitarbeiter
bei der Arbeitsgestaltung berücksichtigt und
alle Beteiligten mög-
lichst weitgehend
in Planungen und
Entscheidungen in-
tegriert werden. Ein
klares Konzept sowie
die soziale Verant-
wortung sind eben-
falls gewichtige Faktoren, die zum Gelingen
der Präventivmaßnahmen beitragen. Erfolg-
reich ist die Betriebliche Gesundheitsförderung
dann, wenn die Maßnahmen zur gesundheits-
gerechten Arbeitsgestaltung und Unterstüt-
zung gesundheitsgerechten Verhaltens dauer-
haft miteinander verknüpft sind und der Erfolg
an einer Reihe von kurz-, mittel-, und langfris-
tigen Indikatoren gemessen werden kann. Die
Durchführung der Maßnahmen erfordert eine
regelmäßige Auswertung und Begleitung, ge-
nauso wie die Beteiligung der Mitarbeiter an
Entscheidungen in Gesundheitsfragen.
6. CSR UND SOZIALE ZUSATZLEISTUNGEN –
EIN BEISPIEL DER PRAKTISCHEN UMSETZUNG
Fokus auf soziale Zusatzleistungen und
Vorteile für Mitarbeiter.
Gerade in der heutigen Zeit wird eine Umset-
zung von CSR-Maßnahmen immer wichtiger.
Die Gesellschaft und auch die Politik verlangen,
dass sich Unternehmen mehr in gesellschaft-
liche Belange und Probleme einbringen und
Lösungen aufzeigen. Eine der größten gesell-
schaftlichen Herausforderungen ist die zuneh-
mende Überalterung der Gesellschaft und der
damit einhergehende Fachkräftemangel. Ein
Unternehmen ist gezwungen, sich attraktiv auf
dem Arbeitsmarkt darzustellen, um qualifizier-
te Fachkräfte gewinnen zu können. Gleichzei-
tig muss es vorhandene Fachkräfte halten. Da
Aspekte wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit
in Deutschland oft bereits gesetzlich festgelegt
sind, verhalten sich Unternehmen ihren Sta-
keholdern gegenüber häufig nach außen hin
sozial. Zu einer CSR-Strategie gehört jedoch
auch eine soziale Verantwortung nach innen
gegenüber den Mitarbeitern, die nicht weniger
Stakeholder des Unternehmens sind, als alle
anderen. Der Gesetzgeber hat hier bereits mit
den gesetzlichen Sozialversicherungssystemen
eine erste Grundlage geschaffen: Darüber hin-
aus muss ein Unternehmen dem Arbeitnehmer
einen „Durchführungsweg“ für die betriebliche
Altersvorsorge anbieten. Dabei kann der Ar-
beitgeber entscheiden, ob die Vorsorge über
Gehaltsverzicht/Entgeltumwandlung oder un-
ter Kostenbeteiligung des Arbeitgebers durch-
geführt wird.
DIE GESELLSCHAFT UND AUCH DIE
POLITIK VERLANGEN, DASS SICH UNTER-
NEHMEN MEHR IN GESELLSCHAFTLICHE
BELANGE UND PROBLEME EINBRINGEN
UND LÖSUNGEN AUFZEIGEN.
W W W . B P M . D E
Zu weiteren Fragen der sozialen Zusatz-
leistungen – auch im Rahmen von CSR – gibt
es bisher keine klaren gesetzlichen Grundla-
gen. Hier ist deshalb das Unternehmen umso
mehr gefragt, wenn es gilt, die (betriebliche)
Altersvorsorge sinnvoll zu ergänzen und dau-
erhaft in sein Humankapital zu investieren. Ein
Ansatzpunkt ist die Absicherung sozialer Risi-
ken, bei denen die staatlichen Hilfen oft nicht
ausreichen. Eine kostengünstige Absicherung
existenzieller Ängste wie z. B. der Verlust von
Einkommen oder Haus ist für viele Arbeitneh-
mer von Bedeutung. Den Mitarbeitern durch
soziale Zusatzleistungen mehr zu bieten, als
nur das gesetzlich Vorgeschriebene, ist jedoch
oft mit erheblichem Aufwand verbunden, den
viele Unternehmen scheuen.
Eine Möglichkeit, hier einen Mehrwert zu
schaffen, sind Belegschaftsrahmenvereinba-
rungen für den privaten Versicherungsbedarf
der Mitarbeiter. Dabei legen Unternehmen und
Versicherer besonders attraktive Konditionen
fest, wodurch die Mitarbeiter ihre privaten
Versicherungen (wie zum Beispiel die Wohn-
gebäude-, Hausrat- oder Private Haftpflicht-
versicherung) zu rabattierten Prämien und mit
besonderen Deckungserweiterungen erhalten
können. Der Versicherer übernimmt die kom-
plette Kommunikation und nutzt z. B. Gehalts-
beilagen oder schwarze Bretter im Unterneh-
men, um die Mitarbeiter über die besonderen
Angebote zu informieren. Auch die Beratung
und Betreuung liegt ganz beim Versicherungs-
unternehmen – und das alles ohne zusätzlichen
Kostenaufwand für den Arbeitgeber. Durch
soziale Zusatzleistungen für Mitarbeiter kann
KLEINES GLOSSAR
Audit berufundfamilie
Das Audit berufundfamilie geht aus einer vom
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frau-
en und Jugend geförderten Initiative der Her-
tie-Stiftung hervor und steht für die Verbesse-
rung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf
für Beschäftigte in deutschen Unternehmen.
BMAS
Bundesministerium für Arbeit und Soziales;
das Ministerium engagiert sich für eine natio-
nale CSR-Strategie; Unternehmenswerte
CG/Corporate Governance
Corporate Governance (CG) bedeutet so
viel wie „Grundsätze verantwortungsvoller
Unternehmensführung“ und dient der Ge-
währleistung einer unabhängigen, wert- und
erfolgsorientierten Unternehmensführung
und damit der Sicherung und Steigerung des
Unternehmenswertes.
Compliance
Compliance, zu Deutsch Erfüllung oder Kon-
formität, bezeichnet die Einhaltung von Geset-
zen und Richtlinien, aber auch von Standards
(zum Beispiel ISO 14001), freiwilligen Kodizes
oder gesellschaftlichen Konventionen.
Corporate Volunteering
Unterstützt ein Unternehmen gesellschaftli-
ches Engagement, an dem sich seine Mitarbei-
terinnen und Mitarbeiter mit ihrer Arbeitskraft
und Kompetenz freiwillig beteiligen können,
spricht man von Corporate Volunteering, zu
Deutsch unternehmerische Freiwilligenarbeit.
CSR/Corporate Social Responsibility
Bei CSR geht es um Unternehmen sowie an-
dere Organisationen und Institutionen, die
freiwillig gesellschaftliche Verantwortung
übernehmen – und zwar über ihre rechtlichen
Pflichten hinaus.
ein Arbeitgeber zum einen Fachkräfte locken,
vorhandene Mitarbeiter binden und sich zum
anderen langfristig mit einem positiven Image
positionieren. Auch wenn CSR ganz klar als Ge-
samtstrategie verstanden werden muss, so sind
zusätzliche soziale Leistungen für Mitarbeiter
auf jeden Fall ein Bestandteil, der sich in der
Praxis gut umsetzen lässt und von vielen Unter-
nehmen bereits genutzt wird.
B U N D E S V E R B A N D D E R P E R S O N A L M A N A G E R / / 9
Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales
1 0 / / B U N D E S V E R B A N D D E R P E R S O N A L M A N A G E R W W W . B P M . D E
CSR Europe
CSR Europe ist ein europäisches Netzwerk für
CSR, das sich aus circa 70 multinationalen Un-
ternehmen sowie 25 nationalen Partnerorga-
nisationen zusammensetzt.
CSR Germany
CSR Germany ist ein Internetportal der Bun-
desvereinigung der Deutschen Arbeitgeber-
verbände e.V. (BDA) und des Bundesverban-
des der Deutschen Industrie e.V. (BDI), um
gesellschaftliches Engagement von Unterneh-
men hervorzuheben und zu fördern.
DNWE/Deutsches Netzwerk Wirtschafts-
ethik
Das Deutsche Netzwerk Wirtschaftsethik e.V.
(DNWE) ist ein Netzwerk, das den Dialog zwi-
schen Praxis und Wissenschaft über Fragen
der Wirtschafts- und Unternehmensethik för-
dert.
ESG/Environmental, Social, Governance
ESG steht für Environment (Umwelt), Social
(Gesellschaftlich) und Governance (Unterneh-
mensführung). Die Abkürzung ist ein weiterer
Begriff für CSR.
FTSE4Good
FTSE4Good bezeichnet eine Gruppe von
Aktienindizes. Sie werden von FTSE, einem
Gemeinschaftsprojekt der Financial Times
und der Londoner Börse, herausgegeben.
In FTSE4Good-Indizes werden nur jene Fir-
men geführt, die bestimmte CSR-Kriterien
erfüllen.
Global Compact
Der Global Compact, zu Deutsch Globaler Pakt,
ist das 2000 initiierte CSR-Netzwerk der Verein-
ten Nationen (VN).
Gute Arbeit
Gute Arbeit ist der Leitbegriff des Bundesminis-
teriums für Arbeit und Soziales (BMAS) für die
Verbesserung der Qualität der Arbeit und ein
Handlungsfeld für CSR.
INQA/Initiative Neue Qualität der Arbeit
Die Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA)
ist eine Gemeinschaftsinitiative. Beteiligt sind
Bund, Länder, Sozialpartner, Sozialversiche-
rungsträger, Stiftungen und Unternehmen.
Monitoring
Monitoring meint das organisierte und standar-
disierte Sammeln von Informationen zur Über-
wachung eines Ablaufs oder Projekts. In Bezug
auf CSR ist das Monitoring von Prozessen und
Unternehmenskennzahlen nicht nur wichtig,
um über mögliche Verbesserungen bezüglich
sozialer oder ökologischer Gesichtspunkten zu
entscheiden. Vielmehr sollen auch CSR-Aktivi-
täten selbst überwacht werden, um Fortschrit-
te zu verfolgen und bei möglichen Planabwei-
chungen gegenzusteuern.
Social Entrepreneurship
Social Entrepreneurship, zu Deutsch soziales Un-
ternehmertum, bezeichnet den Einsatz unterneh-
merischen Denkens zur Erreichung sozialer Ziele,
wie zum Beispiel die Bekämpfung von Armut
oder die Verbesserung des Bildungssystems.
Triple P
Triple P steht für People, Planet, Profit, zu
Deutsch Menschen, Erde, Gewinn, und meint
die Balance zwischen sozialem Wohlergehen,
einer intakten Umwelt und wirtschaftlichem
Erfolg, analog zum Drei-Säulen-Modell der
Nachhaltigkeit.
UnternehmensWerte – Corporate Social
Responsibility in Deutschland
Hierbei handelt es sich um eine vom Bundes-
ministerium für Arbeit und Soziales ins Leben
gerufene Initiative. In Zusammenarbeit mit
Unternehmen, Gewerkschaften und Wissen-
schaftlern soll eine nationale CSR-Strategie
geschaffen werden, die CSR in Deutschland in
den Fokus rückt und die deutsche Einstellung
zu CSR im internationalen Zusammenhang
verdeutlicht. Nähere Informationen gibt es
unter www.csr-in-deutschland.de.
Vielfalt
Mit Vielfalt, engl. diversity, wird der Respekt
für die individuelle Verschiedenheit von Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeitern und deren
positive Wertschätzung in Organisationen
bezeichnet.
WBCSD/World Business Council for Sustai-
nable Development
Der World Business Council for Sustainable
Development (WBCSD), zu Deutsch Weltwirt-
schaftsrat für Nachhaltige Entwicklung, ist
ein Zusammenschluss von rund 200 Unter-
nehmen, um nachhaltige Entwicklung voran-
zubringen.
A N T W O R T F A XF A X : 0 3 0 / 8 4 8 5 9 2 0 0
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1. Durch meine Unterschrift erkenne ich Satzung und Beitragsordnung des BPM in der jeweils gültigen Fassung an.2. Ich willige ein, dass die oben auf dieser Seite genannten Daten zur Erfüllung der satzungsgemäßen Zwecke des BPM erhoben, verarbeitet, genutzt und übermittelt werden (vgl. §§ 4, 4a BDSG).3. Ich weiß, dass ich der berufsständischen Vereinigung des BPM nur als natürliche Person beitreten kann und mich daher alle mitgliedschaftlichen Pflichten auch persönlich treffen.
Datum Unterschrift
Ich bin hauptberuflich als Personalmanager (zum Beispiel Personalreferent, Personalentwickler, Personalleiter, Personalchef oder Personalvorstand) in einem Unternehmen, einer Institution oder einem Verband tätig. Ich beantrage die Vollmitglied-schaft im Bundesverband der Personalmanager zum Mitgliedsbeitrag von 120 Euro pro Kalenderjahr und erhalte das Magazin Human Resources Manager damit kostenfrei.
Ich interessiere mich für eine Mitgliedschaft im BPM. Bitte vereinbaren Sie diesbezüglich einen Telefontermin mit mir.
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