social media: das gelobte land für bibliotheken? · arbeitsumfang sind besonders kleine und...
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Das Web 2.0 ist eine Chance für Bibliotheken: Social Media
bieten vielfältige Möglichkeiten, sich der Öffentlichkeit zu
präsentieren. Damit sich der Auftritt im sozialen Netzwerk
auch lohnt, sind stete Betreuung, eine Social-Media-Stra-
tegie und regelmäßiges Monitoring erforderlich.
EshätteallessoschönundeinfachwerdenkönnenfürBibliothe-
ken.Das InternetversprachnahtloseKommunikationzwischen
Menschen und Services, und wenn nicht eine Bibliothek, wer
sonsthätteeinengewaltigenReichtuman(Voll-)Textfürdiesen
entstehendenParallelkosmosanbietenkönnen.Faktistaber:Mit
demBeginndesInternetzeitaltershabenBibliothekendieMarkt-
führerschaft in puncto „Informationsvermittlung“ an andere
abgegeben,ganzabgesehenvonderFrage,werdieSchlagzahlbei
derEinführungneuer Informationstechnologienvorgibt.Schon
dieeinfachstenDienstewiedasYahoo-Web-Verzeichnis liefen
SocialMedia:DasgelobteLandfürBibliotheken?
VonMarkBuzinkay
THEMA4000000000000000000
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Bibliotheken den Rang ab, konnten sich über millionenfaches
PublikumerfreuenundganznebenbeiihreServicesundInhalte
ineinemTempoausbauen,welchesdiealtgedientenInstitutionen
inErstaunenversetzte.
DieKrisekommtmitdemInternet
DieAntwortderBibliotheksweltaufdieseneueHerausforderung
ließeineWeileaufsichwarten,wurdeundwirdimmernochin
diversenKreisendebattiertunddrücktesichamehestenineiner
defensivenHaltung aus: dieBibliothek als Informationsdienst-
leistermitQualität.Defensivdeshalb,weilmansichzwaraufeine
seiner Stärken, den wohlgeordneten Katalog inklusive fachge-
rechterBeratung,berief,aberdiesenichtauszubauenbereitwar.
Trotz dieser „Stärken“ verloren Bibliotheken weiter an Boden.
SuchmaschinenerschlossendasWeb,online-Buchhändlerliefer-
tenBuchrezensionen,WissenschaftlerInnenpubliziertendirektim
Web,NutzerInnenkommunizierteninForenundgabeneinander
gegenseitigHilfestellungbeiderSuchenachweiteremContent.
Bibliotheken spielten sich zunehmend ins Abseits, zumindest
dort, wo sie nicht über ein Monopol verfügten, welches ohne
online-Alternativeblieb(z.B.teurereZugängezuE-Journals).
DieAlarmglocken indenDirektionenbegannen zu läuten,die
digitale Herausforderung konnte nicht mehr ignoriert werden.
Manfingan,derEntwicklungderWeb-Dienstenachzulaufen,sie
zukopierenundfürsichzunutzen,umdenSchadensogering
wiemöglichzuhalten.JahrespäterundumvieleProjekteerfah-
renersiehtmanein,dassderZugderTechnologieführerschaft
endgültigabgefahrenist.GegendieRessourcen,dieGoogle&Co
inSachenKnow-how,Patenteundökonomischeüberlegenheit
angehäufthaben, isteinWettrennenaussichtslos.VieleBiblio-
thekenhabenkapituliertundgehenalsJunior-Partnerinstrate-
gischenAllianzenmitdiversenonline-Anbieternauf.Einschönes
BeispielistdasGoogle-Books-Projekt.
Web2.0alsstrategischeChance
Werhättegedacht,dassgeradedasWebinseinerzweitenGene-
rationanDienstleistungenjustjenenBodenaufbereitenwürde,
denmancheBereicheunsererGesellschaft(MenschenwieInsti-
tutionen)benötigten,umdenSprunginsWebzuschaffen.Als
hättedasWebdieHandausgestreckt,umu.a.Bibliothekenwie-
derinsBootzuholenundsiefürseineTechnikundPotenziale
zubegeistern.Provokativformuliert:Bibliothekenwurdenvon
KonkurrentenzupotenziellenNutzerndegradiert.Diesezweite
GenerationanDienstenhatteschlagendeArgumente:Siewaren
äußertkostengünstig,schnell,funktional,manbenötigtekei-
nerleitechnischesKnow-how,siebotenenormvielContentund
nochvielmehrNutzerInnen.Alles,waseinerBibliothekabging.
Web2.0-Diensteentwickeltensichnach2001sehrraschzuden
Treibernder technischenEntwicklung imWeb.RSSkamauf,
BlogswurdenMainstream.WikipediaundSocialBookmarking
etabliertensichbaldalsAbbilddesCommunity-Wissens.Fotos
wurdeninsWebgespieltundveröffentlicht,ebensoVideoclips
ineinerniedagewesenenMasse.DasStichwortvom„usergene-
ratedcontent“machtedieRunde,derNutzerwurdealsoauch
zumProduzentenvonInhalten.DieseimmenseAnzahlanBei-
trägeninCommunitysundsozialenNetzwerken,inMikroblogs
wieTwitteroderinonline-office-Anwendungenführteletztlich
zumBegriff„SocialMedia“.Erumfasstalles,wasderErstellung
undPublikationvondigitalenInhaltendient,dieinderCommu-
nityihrenUrsprunghaben.
DerSocial-Media-BoomerinnertaberauchaneineBlase.Social
Mediasindextremschnellgewachsen,jedernutztsieundsetzt
darauf und keiner weiß, was diese Konstruktion ökonomisch
zusammenhält. InderTat stehendieGeschäftsmodellemeist
aufäußerstdünnenBeinen,bedienensich fastausschließlich
beträchtlicher Summen Risikokapital und hoffen auf Einnah-
mendurchWerbungundVerkaufvonNutzerprofilen.Esistalso
fraglich, wie lange diese Dienste in ihrer derzeitigen Form
bestehenbleiben,wielangewirsiealsonutzenkönnen.Diese
Chance,dieBibliothekenmitdemAngebotdieserDiensteerhal-
ten haben, ist also ein temporäres „window of opportunity“,
ein Zeitfenster der Gelegenheit, welches irgendwann wieder
geschlossenseinwird.
DieVersprechungenvonSocialMedia
Social Media sind nicht nur eine äußerst nutzerfreundliche
SammlunganDiensten,diedieErstellunginteressanterInhalte
andieCommunityabgibt,sondernaucheinVersprechen.Die-
4 Landkarte der Online-Communities: So sieht die
schöne neue Web 2.0-Welt aus
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sesVersprechenistdereinfache,schnelleundkostengünstige
Zugang zu einer potenziell unlimitiert großen Community.
HierspielenmehrereFaktoreneineRolle:
1.dieTechnologie
2.dieVernetzung
3.dieoffeneCommunity
WasdieTechnologiebetrifft,sokönnenalle(Nutzer,Produ-
zenten) über einheitliche Standards, vielfältige Anwendun-
genundpersonalisierteDiensteäußersteffizientmiteinander
kommunizieren bzw. Informationen erstellen und abrufen.
Die Vernetzung weiter Teile der Bevölkerung ermöglicht
dendirektenZugangzueinemPublikum,deransonstennur
schwerbzw.unterhohenKostenaufgebautwerdenkann.Da
dieoffeneCommunitybereitsimWebbesteht,kanndiesefür
eigeneIntentionengenutztwerden,ohneaufwendigeAkqui-
sitions-undAufbauarbeitleistenzumüssen.
DieserMixistesletztlich,derUnternehmenundNon-Profits,
Behörden wie private Gruppen, aber auch jeden einzelnen
Nutzer und jede Nutzerin dazu bewegt, im Web Präsenz zu
zeigenunddieeigenenZieleunteranderemüberSocialMedia
erreichen zu wollen. Auch Bibliotheken nehmen sich dieser
Möglichkeitenan,versuchenausunterschiedlichstenMotiven
herausSocialMediazunutzen:eineigenerAuftritt inFace-
book,einYouTube-Kanal,abundzumaletwastweeten,ein
SchaufensterinLibraryThing,gareinePräsenzin„SecondLife“
undnocheineneigenenBlogobendrauf.DasHauptmotivaller
dieserBemühungenwarundist,Flaggezuzeigen,dortzusein,
woderNutzer ist,einenneuenNews-Kanalzueröffnenund
sichmodernzugeben.
SindSocialMediaalsodasgelobteLand,„thepromisedland“,
welchesBibliotheken leichter und einfacher wieder zu alter
Stellungverhelfenkann?
DasPotenzialvonSocialMediascheintriesig.VieleErfolgs-
geschichtenundprominenteFallbeispielebelegen,dassSocial
MediaerfolgreichineineUnternehmensstrategieeingebettet
werdenkönnen.MehrAufmerksamkeit,mehrKunden,mehr
Umsätzesindmöglich.VoneinemerfolgreichenEinsatzvon
SocialMediakannmandannsprechen,wenndieserdieUnter-
nehmensziele wirkungsvoll unterstützt. Je nach Institution
kannessichhierbeiumdieStärkungderKundenbeziehungen,
eine Verbesserung des Images oder um die Steigerung der
Besucherfrequenzhandeln.Gleichzeitigdarfmansichkeine
Wunder erwarten, vor allem dann nicht, wenn man glaubt,
mitdemEröffneneinesFacebook-KontosistdieGeschichte
gegessenunddieBibliothekaufdemWegzumErfolg.Mit-
nichten. Jegliches Social-Media-Engagement muss erst in
genügendemAusmaßdasZielpublikumerreichen,damitWir-
kungen generiert werden. Und das ist kein leichtes Unter-
fangen.
DieHerausforderung„SocialMedia“
UmdieVersprechungenvonSocialMediaeinzulösen,bedarf
es eines steten Aufwandes. Dieser Aufwand bezieht sich
hauptsächlich auf die menschliche Arbeitszeit. So ist, auch
beibescheidenemEinsatz,mitmehrerenStundenproWoche
zukalkulieren.Allesandereistnichtausreichend,umgenug
DynamikinseinSocial-Media-Projektzubringen.Vondiesem
ArbeitsumfangsindbesonderskleineundkleinsteBibliothe-
kenbetroffen,diekeingroßesTeamhabenundentsprechende
Aufgabendaherschlechtaufteilenkönnen.Aberauchgrößere
Institutionen tun sich oft schwer, entsprechend geschultes
undmotiviertesPersonalfürdieseAufgabezubestellen.Vor-
aussetzungistalsozunächst,genügendZeitressourcendurch
eineentsprechendeAnalysederArbeitsabläufefreizuspielen,
um Social-Media-Aktivitäten im geplanten Ausmaß, aber
ohnezusätzlichesArbeitspersonaldurchführenzukönnen.
IstdieseHürdeeinmalgeschafft,kannmaneinSocial-Media-
EngagementernsthaftinsAugefassen.DerErfolghängtvon
mehrerenFaktorenab:
>VorhandenseineinerSocial-Media-Strategie
>einemgewähltenMixausSocial-Media-Anwendungen
>einemandasZielpublikumangepasstenInhaltmitMehrwert
>einerordentlichenPortionEinsatzbereitschaft
>MonitoringvonSocial-Media-Indikatoren
Viele InstitutionenkonzentrierensichaufdieAuswahleines
Werkzeugs.DiesgeschiehtmeistauseinertechnischenPer-
spektiveheraus:WelchenDienstkannichbedienen?Vieleher
sollteder redaktionelle Inhalt imVordergrund stehen,denn
dieserContentistderMehrwert,denunsereNutzerInnenvon
unserwarten.
Einsatzbereitschaftmussobligatorischsein,aucheineSocial-
Media-Strategie.DieseentwickeltmanamehestenimGleich-
klangmitderübergeordnetenGesamtstrategiederBibliothek.
FehltdieseoderfühltmansichdieserAufgabealleinenicht
gewachsen, ist eine externe Beratung und Begleitung eine
diskutierwürdigeoption.Diese Punkte in allen Einzelheiten
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zubesprechenwürdeBücherfüllenundichmöchtemichhier
inallerKürzeaufdenletztenPunktbeschränken,dermeiner
Erfahrung nach in den allermeisten Fällen völlig übersehen
wird: die überwachung und die Steuerung von Aktivitäten
durchSocial-Media-Indikatoren.
LernenausdenDaten
„Social Media Monitoring“ besteht aus Messmethoden und
einemfestgelegtenSetanKennzahlen(sogenannten„Indika-
toren“),welcheüberdenZustandderBemühungeninSocial
Media berichten. Nur wenn wir über diese Information ver-
fügen, könnenwir unsere Social-Media-Bemühungen indie
richtigeBahnlenken.
Dieses Set soll nicht aus Indikatoren bestehen, die leicht
erfüllbar sind, sondern aus solchen, die Aussagen über die
Zielerreichung der Social-Media-Strategie tätigen können.
Alles andere ist Augenauswischerei. Wenn möglich, werden
unterschiedliche Dimensionen ausgeleuchtet: der Einsatz
(z.B.AnzahldereigenenArtikel),dieReichweite(z.B.Anzahl
derAbonnentinnenundAbonnenten,Fans,Follower),dieWir-
kung(z.B.LinksaufdeneigenenInhalt),dasEngagementder
eigenenCommunity(z.B.AnzahlvonKommentaren).Indika-
torensolltenauchdaraufhinausgewähltwerden,wie„einfach“
sie erfasst werden können. Daher wird meist automatische
Erfassungbevorzugt,diezumMesszeitpunktlediglichabge-
lesenwerdenmuss.AnsonstenmüsstedieErfassungderIndi-
katorenmanuellerfolgen.
ZuBeginnderSocial-Media-Arbeitstehennochkeinehisto-
rischen Indikatoren-Daten bereit, was die orientierung ein
wenig unsicher macht. Sammeln Sie zunächst drei Monate
langDaten,passenSiedannihreZielwerteaufdierestlichen
neunMonaterealistischanundbeginnenSie,dieWertesyste-
matischzuanalysieren.WelcheAktivitätenhabenzuwelchen
Ergebnissengeführt?VermerkenSiebesondereEreignissein
IhrenDatentabellen,umnichtnurDatenzusammeln,sondern
auchausihnenzulernen.
DieErhebungunddieAnalysederIndikatorensolltegenauso
selbstverständlichseinwiedieSchaffungvonSocial-Media-
Inhalten. Damit gehen Sie sicher, ob Ihre Mühe, in Social
MediapräsentzuseinundIhreindividuellenZielezuverfol-
gen,auchlohnt.
SocialMediabietenvieleMöglichkeiten,die sichabernicht
vonselbstentfalten.Stattdessenmüssensiefortdauerndkul-
tiviertwerden,umFrüchtezutragen.
4Mark Buzinkayistseit2006selbstständigalsUnternehmensberatertätigundbegleitet
UnternehmenwieBibliothekenbeiderEntwicklungvonStrategienundImplementierungvonWeb2.0-Anwen-dungeninbestehendeWebsitesundInformationssyste-me.Website:www.buzinkay.net
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Factbox: Social MediaDiese Social-Media-Anwendungen werden derzeit
häufig von Bibliotheken genutzt:
DasbeiunsamweitestenverbreitetesozialeNetzwerkistFace-
book.Inhaltekönnenmit„Freunden“geteiltundkommentiert
werden.Auf„FacebookPages“könnensichUnternehmenund
auchBibliothekenpräsentieren.
www.facebook.com
DasMikroblogTwitterermöglichtNachrichtenzujeweilsmaxi-
mal140Zeichen,die„Tweets“genanntwerden.DieMeldun-
genkönnenvon„Followern“abonniertwerden.
http://twitter.com
WordPress
WordPressisteinefreieSoftwarezurVerwaltungderInhalteeiner
Website,insbesonderezuAufbauundPflegeeinesWeblogs.
http://wordpress.orgundhttp://wordpress.com
Flickr
Auf Flickr können NutzerInnen digitale Bilder und Videos mit
KommentarenundNotizenhochladenundzurVerfügungstellen.
www.flickr.com
YouTube
YouTubebietetdieMöglichkeit,Videoshochzuladen,anzusehen
undzubewertenundbildeteinegigantischeonline-Videothek.
www.youtube.com
Foursquare
FoursquareisteinstandortbezogenessozialesNetzwerk,das
vorallemmitSmartphonesgenutztwird.UserInnenkönnenan
Standorten„einchecken“.
http://foursquare.com
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SoCIALMEDIAFüRBIBLIoTHEKEN4Social Library
Im Zeitalter des Web 2.0 werden pädagogische Aufgaben
für Bibliotheken immer wichtiger. Die BibliothekarInnen
der Zukunft brauchen medienpädagogische Kompetenzen
und journalistische Spürnasen, meint der Wiener Internet-
und Datenschutz-Experte Hans G. Zeger im Interview.
Büchereiperspektiven: Was fasziniert Sie am Web 2.0?
Hans G. Zeger: IchhabevorlängererZeitbegonnen,michmit
Web2.0-Angebotenzubeschäftigen,weilesdainsehrgroßem
AusmaßauchumGrundrechteundGrundbedürfnissederLeute
geht: sich darstellen zu können, Meinungen äußern zu kön-
nen,unmittelbarmiteinanderkommunizierenzukönnen.Diese
direkte Kommunikation ist sehr wichtig und führt auch dazu,
dassneueIdeenundEnergienfreigesetztwerden.Esgibtneben
Facebook, das derzeit in der Wahrnehmung alles dominiert,
vieles im Web 2.0, etwa „Fanzines“ mit Zehntausenden Teil-
nehmern,woz.B.Harry-Potter-Geschichtenweitergeschrieben
werden.DasisteinPotenzial,dasvielleichtschonimmerdawar,
aber früher in Privatnotizen oder Tagebüchern eigentlich ein
bisschenverkümmertist.Dassdasjetztfreigelegtwird,halteich
fürdasPositiveanderWeb2.0-Entwicklung.
Und wie sieht die negative Seite aus?
EsgibteineReihevonProblemen: InersterLiniemachendie
BetreiberdieProbleme,weilsienatürlichdasGanzekommerziell
verwertenundvermarktenwollen.Eswirdversucht,Werbungals
privateMeinungsäußerungzutarnen,umBenutzerbesonders
direktanzusprechen.
Welche Rolle spielen Bibliotheken im Web 2.0-Zeitalter?
IchsehedreiEntwicklungsstufen:InderklassischenBibliothek,
wiesieauchUmbertoEcoin„DerNamederRose“beschreibt,
istderBibliothekarderHüterdesWissensselbst.DasWissen
istanMateriegebunden:WosichdieBücherbefinden,daist
dasWissen;wennichesunzugänglichmacheoderverbrenne,
istesweg.
Dasändertsichinden1970er-bis1990er-JahrenmitMikro-
filmen,online-KatalogenundDatenbanken:Wir trennenden
TrägervonderInformation.DerBibliothekaristnichtmehrder
Hüter des Materie gewordenen Wissens, sondern Informati-
onsvermittler.TrägerdesWissenssindaberimmernochaner-
kannteEinrichtungenwieBibliotheken,dieeineFilterfunktion
übernehmen.
4 Was tut sich im Netz? Für Jugend-
liche gehören Social Media zum Alltag
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„ImWeb2.0istallesanders“Interview:SimoneKremsberger
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JetztimWeb2.0istallesanders.DiebisherbestehendeTren-
nungzwischendemProduzentenunddemBenutzer–unddem
Türwächterzwischendenbeiden,denBibliotheken–wirdzuse-
hendsaufgehoben.AufWeb2.0-Plattformen–vonBlogsüber
YouTubebiszuDiskussionsforen–wirdnichtnurklassischInfor-
mationabgefragt,hierwerdenpermanent Inhalteproduziert.
DieBibliothekderZukunfthateineganz
andereRollealsbisher.Esgehtnichtmehr
darum, von autorisierten Stellen produ-
zierteInformationanLeserzuvermitteln,
sondernichhabeinteressierte,informierte
undvielleichtauchkompetenteLeser,die
gleichzeitigproduzieren.
Welche neuen Aufgaben ergeben sich
daraus für Bibliotheken?
Ich denke, die Aufgabe der Bibliothek
gehtverstärktinRichtungeinerpädago-
gischen Aufgabe, z. B. Quellenkritik zu
vermitteln. Ich habe ausgerechnet, dass
jedenTag60.000JahreContentprodu-
ziert werden. Natürlich sind davon viel-
leicht 99 Prozent einfach Unsinn; aber
wenn man nur das eine Prozent nimmt,
sinddasimmernoch600Jahre.Manmuss
hiergewisseStrategienentwickeln–wie
erkenne ich, ob eine Information etwas
wertist,wobeginneichmitderInformationsbeschaffungund
wannhöreichauf.
Was heißt das für das Berufsbild des Bibliothekars und der
Bibliothekarin?
Bibliothekarewerdensichdavonverabschiedenmüssen,nurin
einem geschlossenen Bereich Bibliothek mit einem geschlos-
senenSystemdieMateriezuverwalten.Daswirdeszwarauch
geben. Aber was hinzukommen wird, ist die Aufgabe eines
PädagogenundMedienkritikers,dersichmitdemanalytischen
Herangehen an große, unübersichtliche Textsammlungen
beschäftigt.ZumneuenBerufsbildgehört aucheinegewisse
journalistischeAder.EinJournalisthatjaähnlicheProbleme:Er
sollsichinnerhalbwenigerTageoderStundenineinThemaein-
arbeitenundunterscheiden,waseinesinnvolleInformationist,
wasUnfugistoderbereitshundertmalwiedergegebenwurde.
Solche Strategien zu vermitteln, wird zum neuen Berufsbild
gehören. Da sollten sich Bibliothekare auch viel stärker auf-
drängenundzumBeispielindieSchulengehen.
Wie sinnvoll ist es für Bibliotheken, selbst im Web 2.0 präsent zu
sein? Was können sie dort machen, wen können sie erreichen?
EinePräsenzimWeb2.0kanneinevernünftigeStrategiesein.
Wichtig ist,dass sieals Initiativeeinerbestimmten Institution
erkennbaristundnichtalsprivateAktiondaherkommt.Weiters
mussmansich imKlarensein,dassalldieseWeb2.0-Initiati-
venzeitaufwendigsindundRessourcen
benötigen. Das Medium muss ständig
gefüttert werden. Hier muss man sich
wirklich eine Strategie überlegen: Was
willichvermitteln?
ManerreichtdieLeute,dieindemNetz-
werk sind, billiger und leichter als mit
einemRundbriefoderÄhnlichem–aber
mansolltedieanderennichtvergessen.
DennkeinMediumersetztdasandere.
Aus der Beobachtung hat man den Ein-
druck, dass der Social-Media-Hype am
Höhepunkt – und vielleicht auch dann
einmal vorbei ist. Sehen Sie ein Ende des
Hypes? Oder wohin geht die Richtung?
Da steckt viel Blasenartiges drinnen,
vor allem auch was die kommerzielle
Verwertbarkeitbetrifft.DasGanzewird
nicht den Wert behalten, den wir ihm
jetzt zusprechen.Wasbleibt, istdieses
Bedürfniszukommunizieren,GedankenundWissenauszutau-
schen.GeradefürdiejüngereGenerationistesselbstverständ-
lich,dasssiezueinerInformation,diesiealsnützlichempfinden,
ihreeigenenErfahrungendazuschreibenundmitanderenteilen
können.
IchsehedasWeb2.0alsneuesMediumwieRadio,Fernsehen
oderFilm.DieseArt,Informationenzuteilenundauszutauschen,
wirdesweitergeben.EswirdnichtsoeinHypebleiben–dawird
eswiederetwasNeuesgeben.
4 Hans G. Zeger hielt den Eröffnungsvortrag am Österreichischen Bibliothekartag 2011
4Dr. Hans G. ZegeristGeschäftsführerdere-commercemonitoringGmbH.EristobmannderARGEDATEN,MitglieddesDatenschutzratesimBundeskanzleramtundVorstandsmitgliedderAMMA–austrianmultimediaassociation.WeitersisterLektoranverschiedenenUniversitätenundAutordesBuchs„ParalleluniversumWeb2.0“(Kremayr&Scheriau).Website:www.zeger.at
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SoCIALMEDIAFüRBIBLIoTHEKEN4Bibliotheken im Web 2.0B
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Warum ein Social-Media-Auftritt? Welche Arbeit wartet? Und was bringt das Ganze? Die „Büchereiperspektiven“ haben
vier Bibliotheken unterschiedlicher Größen und Bundesländer gebeten, ihre Erfahrungen mit Facebook, der derzeit ver-
breitetsten Plattform, zu teilen. Das Fazit: Auch wenn (noch) nicht alle mit den Rückmeldungen zufrieden sind oder
bislang keine Auswirkungen auf den Bibliotheksbetrieb bemerkt haben, empfehlen sie den Auftritt im Web 2.0 weiter.
WirsindimWeb2.0Interviews:SimoneKremsberger
Was war für Sie der Auslöser, in Social Media ein-zusteigen?DerAnlasswareinWorkshopzumThemabeiderLandes-büchereitagungSalzburg.Wer betreut den Facebook-Auftritt und wie viel Zeit investieren Sie pro Woche?UnserAuftrittwirddurcheineMitarbeiterinderBiblio-thekbetreut,derZeitaufwandbeträgtca.zweiStundenproWoche.Was kommunizieren Sie auf Facebook? KommuniziertwerdenVeranstaltungen,BuchtippsundAlltägliches.Bieten Sie auch Extras an (Gewinnspiele …)?Nein.
Wen wollen Sie auf dieser Plattform erreichen?Alle,dieanderBibliothekinteressiertsind,abernichtregelmäßigselbervorbeikommenkönnenoderwollen,möchtenwirmitFacebookerreichen.Entsprechen die Rückmeldungen Ihren Erwartun-gen?Ja,dieAnzahlderBesucheüberraschtmichimmerwie-der.Wirkt sich die Präsenz auf Facebook auf den Bibliotheksbetrieb aus? DieAuswirkungenaufdenBibliotheksbetriebkannichnichtbeurteilen.Ist Ihre Bibliothek darüber hinaus im Web 2.0 (via Blog, auf Twitter, YouTube …) präsent? Nein.Würden Sie anderen Bibliotheken einen Social-Media-Auftritt empfehlen? Ja,wenndieBetreuungderSeitevoneinerPerson
erfolgt,diemitdemMediumvertrautist.DerAufwandistrelativgeringunddiekostenlosePräsenzimNetzsolltemansichnichtentgehenlassen.AußerdemtutesdenBibliothekengut,dasetwasverstaubteImagenachundnachabzuschütteln.
„Verstaubtes Image abschütteln“ Brigitta Staudinger, Öffentliche Bibliothek-Ludothek St. Vitalis.
4DieÖffentliche Bibliothek-Ludo-thek St. Vitalis(Salzburg)hat7ea.MitarbeiterIn-nen,5264Medienund443BenutzerInnen.SieistseitNovember2010aufFacebook.
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Bibliotheken im Web 2.0 3 SoCIALMEDIAFüRBIBLIoTHEKEN
Was war für Sie der Auslöser, in Social Media einzusteigen?FacebookhatsichalsThemaimLaufederZeitimmermehrverdichtet.Ichbinimmeröfterdaraufgestoßen,mansprichtundliestdarüber.DannwurdeichauchvonKundenangesprochen,warumwirkeineSeitehaben.Undichwollteeinfachnicht,dasswirmaßgeblichenEntwicklungenzuweithin-terherhinken.Wer betreut den Facebook-Auftritt und wie viel Zeit investieren Sie pro Woche?HauptsächlichderBibliotheksleiter,inseinerAbwesenheitaucheinzelneMitarbeiter.Wirinves-tierenca.eineStundeproWoche.Was kommunizieren Sie auf Facebook? WirversucheneinebunteMischungausMedien-tipps,Veranstaltungsankündigungen,Webtipps,allgemeinenInfosausLiteratur,Buch-undMedi-enweltzugeben.DannkommennochKommentaredesTagesgeschehensundEreignissemitkonkre-temBezugzueinemMedium(Buch,DVDetc.)sowiekleineEinblickeindenBibliotheksalltagdazu.Undwaseinemhaltsonstnochsoeinfällt(istoftmühsam).Bieten Sie auch Extras an (Gewinnspiele …)?Derzeitnochnicht!IchhabenochkeineklareVorstel-lung,wiewirdasmachensollenundvorallemmöchteicheinfachnocheinbisschenzuwarten,bisderNutzer-kreis(derzeit90Fans)etwasgrößergewordenist.Wen wollen Sie auf dieser Plattform erreichen?Alle,dieFacebooknutzen!UnddabeigarnichtsosehrmitBlickaufdieganzJungen,sonderneheraufdiestarkzunehmendeGruppeder25-bis45-Jährigen.Entsprechen die Rückmeldungen Ihren Erwartun-gen?DieRückmeldungeninFormvon„Gefälltmir“-Bekun-dungenschon,abereswirdfürmeinenGeschmackvielzuwenigverbalkommentiert.Dasliegtabersicherauchdaran,dasswirselberderzeitnochzuwenigbzw.garnichtdazueinladen(alsoz.B.aktivFragenstellen).Wirkt sich die Präsenz auf Facebook auf den Bibliotheksbetrieb aus? Nein,bislangsichernicht.
Ist Ihre Bibliothek darüber hinaus im Web 2.0 (via Blog, auf Twitter, YouTube …) präsent? Nein,undindernächstenZeitplaneichauchnichtsdergleichen.Würden Sie anderen Bibliotheken einen Social-Media-Auftritt empfehlen? Ichglaube,dasseseinfacheinwichtigesZeicheninRichtungoffenheitfürneueKommunikations-undPrä-sentationsformenist,wennmanaufFacebookvertretenist.InsofernwürdeicheinenFacebook-AuftrittundeventuellauchandereWeb2.0-Plattformenempfehlen.IchhalteesfüreineganztolleundbrauchbareForm,sichselbstzupräsentieren.
„Wollen nicht hinterherhinken“ Siegmund Pleier, Bibliothek Traun.
4DieBibliothek Traun(oberösterreich)hat8hb.und1nb.MitarbeiterInnen,25.401Medienund2462BenutzerInnen.SieistseitFebruar2011aufFacebook.
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SoCIALMEDIAFüRBIBLIoTHEKEN4Bibliotheken im Web 2.0
Was war für Sie der Auslöser, in Social Media einzusteigen?MeinpersönlichesInteresseundmeineNeugierde,aberauchderWunsch,aktuelleInfosderBibliothekweiterzu-geben.Wer betreut den Facebook-Auftritt und wie viel Zeit investieren Sie pro Woche?Ichbetreueihnselbst,derZeitaufwandistunterschiedlich,durchschnittlichsindeszweibisdreiStundenproWoche.Was kommunizieren Sie auf Face-book? IchpostevorundnachVeranstaltun-genderBibliothek.ManchmalzeigenwirauchallgemeineEindrücke(Team,Bürousw.).Bieten Sie auch Extras an (Gewinn-spiele …)?Nein.Wen wollen Sie auf dieser Platt-form erreichen?IchhatteanfangseheraufjungeLeutegehofft,dasfunktioniertabernichtsoleicht.JetzthabenwireineZweigstelleinderHauptschuleunddakommenschonFreundschaftsanfragen–mitdenganzenPostingsderjungenLeutewird’sdannaberetwas„ungewohnt“.IchfreumichaberaufalleFälle,wennsiedieBibliothekfinden.Entsprechen die Rückmeldungen Ihren Erwartun-gen?Nochnichtsoganz.Wirkt sich die Präsenz auf Facebook auf den Bibliotheksbetrieb aus? EshatsichbishernochniemandaufeineAnkündigungaufFacebookbezogen.Kannichalsonichtsagen.Ist Ihre Bibliothek darüber hinaus im Web 2.0 (via Blog, auf Twitter, YouTube …) präsent? Nein,undichglaubenicht,dasswirindieseRichtungetwasunternehmenwerden.
Würden Sie anderen Bibliotheken einen Social-Media-Auftritt empfehlen? BeimeinemletztenAusbildungskursinStroblwarFace-bookinallerMunde,wennesdarumging,Jugendliche(nichtnur)alsZielgruppeanzusprechen.InderRealitäthabeneszweideranwesendenBibliothekenversucht.Also,wenndasein/eMitarbeiterInmacht,deroderdiedasgernemacht,istestollundmankanneinigesweitergeben.Wennmanesnurmacht,weilebenalledavonreden,solltemaneseherbleibenlassen.Eskannzeitaufwendigsein,mansolltedochimmerwiedereinmalpräsentsein.
„Freue mich über junge Leute“ Gabriela Stieber, Bibliothek Hitzendorf.
4DieBibliothek Hitzendorf(Steier-mark)hat2hb.und22ea.MitarbeiterInnen,13.237Medienund1051BenutzerInnen.SieistseitJänner2011aufFacebook.
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Bibliotheken im Web 2.0 3 SoCIALMEDIAFüRBIBLIoTHEKEN
Was war für Sie der Auslöser, in Social Media ein-zusteigen?DertolleAuftrittderBüchereienWienundeineBiblio-thekarin,diemirmitgeteilthat,dasssieüberFacebookneueLeserInnengewonnenhätte.Wer betreut den Facebook-Auftritt und wie viel Zeit investieren Sie pro Woche?Nurichselbst,dieInstallierungderSeitewarsehrauf-wendig,daichprivatnichtvieldamitarbeite.DerAuf-wandisteineStundeproWochepluseineStundefürRecherchen.
Was kommunizieren Sie auf Facebook?FotosderBücherei,LinkszuVeranstaltungsfotos,Ver-anstaltungseinladungen,Kuriositäten(YouTube-Videos)zumThemaBuch/Medien,NeuigkeitenausdemTeam(FotosvomBetriebsausflug),Neuerwerbungenetc.AllerdingshabeichgroßeVorbehalte,FotosvonVer-anstaltungendirektineinsozialesNetzwerkzustellen(vorallembeiVeranstaltungenmitKindern).Ichmöchteunbedingtvermeiden,dassjemand,dernichtmalselbsteinFacebook-Kontohat,sichinirgendwelchenAlbenwiederfindet.Ichmussjedochgestehen,dassdieVersu-
chunggroßist.WennichFotosvomTeamaufFacebookstelle,frageichimmernach,obihnendasrechtist.Bieten Sie auch Extras an (Gewinnspiele …)?Ersteinmal,der60.FangewanneineJahreskarte.Könntemanaberfortführen.Wen wollen Sie auf dieser Plattform erreichen?Wimpassinger,dienochnieinderBüchereiwaren,Teen-ager,andereBibliothekenundBücherinteressierte.Entsprechen die Rückmeldungen Ihren Erwartun-gen?Ehernicht,abereswirdvonMonatzuMonatbesser.Zu
BeginngabessehrwenigFeedback.BeipersönlichenEinträgenistdasFeedbackaberbesondersgroß(z.B.„WassindeureerstenLeseerinnerungenalsKind?“mit16Kommentaren).Wirkt sich die Präsenz auf Facebook auf den Bibliotheksbetrieb aus? Nochnicht.Ist Ihre Bibliothek darüber hinaus im Web 2.0 (via Blog, auf Twitter, YouTube …) präsent? Nein.TwittereignetsicheherfürgroßeBibliothekenmitvielenVeranstaltungenundNews.Damithabeichmichnochnichteingehendbeschäftigt,derAuf-wandwarmirbisherzugroß.DasgiltauchfürBlogsundYouTube.Ichkönntemirabervorstellen,dassz.B.auchkleinereBibliothekenüberProjektemitSchulklassenAuftritteinitiierenodereinBlogbefül-lenkönnen.Würden Sie anderen Bibliotheken einen Social-Media-Auftritt empfehlen? Ja,aufjedenFall.Nichtpräsentsein,würdeheißen,
dieneuenMedienzuignorieren.MankannauchmitrelativgeringemAufwandpräsentsein.
„Persönliches kommt an“ Ursula Tichy, Gemeindebücherei Wimpassing.
4DieGemeindebücherei Wimpassing(Burgenland)hat7ea.MitarbeiterInnen,3379Medienund172BenutzerInnen.SieistseitSommer2010aufFacebook.
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Wer Marketing ernst nimmt, muss auch an den Einsatz von
Social Media denken. (Mittel-)große Büchereien werden in
den meisten Fällen bemerken, dass Social Media Möglich-
keiten und Vorteile bergen, welche sich durch herkömm-
liches Marketing gar nicht oder wesentlich langsamer
einstellen würde. Im Folgenden werden Praxisbeispiele
vom Social-Media-Einsatz der Büchereien Wien vorgestellt.
ImJuli2009entdecktenwiraufFacebookeineGruppenamens
„Büchereien Wien“. Das Profilfoto zeigte ein Leuchtschild mit
demText„WerstehtvorIhnen?“,gegründetwurdedieGruppe
offenbar von einer zufriedenen Leserin, die Gleichgesinnte
suchte.ImWeb2.0wurdealsobereitsüberuns„gesprochen“,
undwirkonntennichtmitreden.DiePrivatinitiativeeinerLeserin
verdeutlichteuns,dasswirmiteineroffiziellenStimmeaufeiner
eigenenFanseitemitredenwollten.Diesewarrascherstellt,die
wichtigsten Informationen wie Öffnungszeiten und Standorte
wurdeneingepflegtundvonunsererHomepagewurdeaufdie
neueFanpageverlinkt.MitZunahmederFanskristallisiertesich
heraus,welchenAufwandundwelchenNutzendiePräsenzauf
Facebookbedeutete:DurchschnittlichzweiStundenproWoche
fürmittlerweileüber4500Fans sind ein ausgesprochengutes
Verhältnis.
Wasbringen4600Fans?
Doch was bringen uns diese 4600 Fans überhaupt? Und was
bringtunserePräsenzaufFacebookdenFans?Wirwerdenvon
einergesichtslosenBehördezuBibliothekarInnenausFleischund
Blut,wirkönnenunsereFansinEchtzeitüberNeuigkeiteninfor-
mieren,bindensieanunsundhabendieChance,dasssieuns
weiterempfehlen.Undvielleichtgewinnenwirdadurchsogarden
einenoderdieandereLeserIninnatura.Facebookisteinesder
wichtigsten–wennnichtzurzeitsogardaswichtigste–Instru-
mentimBereichdesSocialMediaMarketing.Wererfolgreiches
MarketingfürseineBüchereibetreibenwill,sollteauchaufFace-
booksetzen.obsichderAufwandauchfür(sehr)kleineBiblio-
thekenlohnt,mussnatürlichjedefürsichentscheiden.
FacebookseinzigernstzunehmenderKonkurrentinSachenMit-
gliederzahlen ist derzeit Google+. Nach nur drei Monaten hat
dassozialeNetzwerkdesWebgigantenfast25Mio.Mitglieder
–Facebookhatzwarmitetwa800Mio.das16-FacheanMit-
gliedern,benötigtedamalsfürdieersten25Mio.aberdreiJahre.
Bis dato gibt es erst sehr wenige Bibliotheken, die auch auf
Google+vertretensind,da„Unternehmensseiten“erstseitweni-
gen Wochen erlaubt sind. Im März 2010 eröffneten wir einen
KanalaufYouTube.YouTubewirdhauptsächlichvonBibliothe-
Wirsprechenmit!Social-Media-EinsatzindenBüchereienWien.
VonKatharinaMarieBergmayr
4 Wer die Stufen der Haupt-bücherei Wien erklommen hat,
kann auf Foursquare auch virtuell einchecken
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Bibliotheken im Web 2.0 3 SoCIALMEDIAFüRBIBLIoTHEKEN
kenausdemangloamerikanischenRaumgenutzt–deutschspra-
chigesindkaumimkostenlosenVideoportalpräsent,obwohldie
NutzungeinigeVorteilebietet,dieklassischesozialeNetzwerke
nicht aufweisen: YouTube wird zunehmend als Suchmaschine
genutzt.WennSienichtwissen,wieman
z. B. mit Gimp ein Werbeplakat erstellt,
suchen Sie auf YouTube; nicht nur dazu
findenSieetlicheTutorials.Undinwelcher
Suchmaschine sollten Büchereien nicht
indiziert sein? Außerdem kann YouTube
finanzielle Ersparnisse bringen: Wenn Sie
Videoshaben,IhreWebsiteabermangels
Videotoolkeinesolchenzeigenkann,laden
SiedieseaufYouTube.MithilfederEmbed-
FunktionlassensiesichinWebseitenein-
betten. Hätten wir dies früher bedacht,
hättenwirGeldgespart,dawirfürunsere
GebärdensprachvideoseinVideotoolpro-
grammierenließen.
opinionleaderaufTwitter
LangeZeitwarendieBüchereienWienunschlüssig,obwirauchauf
Twitterpräsentseinsollten.Unswaranfänglichnichtklar,welche
Inhaltewirdortplatzierenkönnten,dienichtohnehinauchauf
Facebookpassen.AußerdemwirdTwitter inÖsterreichmit ca.
59.000Mitgliedernvergleichsweiseweniggenutzt.Daesaberin
DeutschlandbereitseinigeBibliothekengab,dieTwitterscheinbar
erfolgreich nutzten, und uns bei einer auf Facebook initiierten
Umfrage,obunsereFanseinenTwitter-Auftrittfürsinnvollhalten
würden,einebejahendeAntwortgegebenwurde,entschlossenwir
uns,auchTwitterzubespielen.Undwurdenanfänglichjähent-
täuscht.DieFollowerzahlstiegkeineswegssoraschwiejeneder
FansaufFacebook,undunterdiesenwenigenFollowernbefanden
sichfürunsvölliguninteressanteWerbekanäle.Dahertrafenwir
unsmitdemSocial-Media-ExpertenMarkoZlousic,dessenTipps
Goldwertwaren:WersinddieopinionleaderaufTwitter,welchen
manfolgenmuss;welcheSuchabfragensolltenwiralsBibliothek
täglichimAugebehalten,umaufdiesereagierenzukönnen;wel-
cheThemen sind zurZeit vorrangig fürTwitterer.Nachknapp
einemJahrAktivitätwirktunsereFollowerzahlmitca.400zwar
ehergeringalsbeeindruckend,dochesistunsgelungen,einige
der–inÖsterreich–wichtigenTwittereralsFollowerzuangeln,
z.B.@webstandardat(derStandard.at/Web),@panostandardat
(derStandard.at/Panorama), @martinblumenau (Moderator bei
FM4), @Book_Fair (Frankfurter Buchmesse), @KBurgstaller
(RedakteurinderStandard.at/Inlandbzw.Bildung),@wasmitbue-
chern(LeanderWattig,Initiatorvon„IchmachwasmitBüchern“),
@oliveraStajic (Leiterin von daStandard.at), @corinnamilborn
(Autorin,Journalistin,Moderatorin).Siesindes,dieunsereNach-
richtenanihreFollowerretweeten,alsoweiterleiten,wodurchwir
inkürzesterZeitwesentlichmehrLeutealsunsereeigenen400
Followererreichen.
DialogstattplatterWerbebotschaft
ZuletzthabensichdieBüchereienWienmitstandortbezogenen
Diensten auseinandergesetzt, im Besonderen mit Foursquare:
Einige unserer Zweigstellen waren bereits auf Foursquare, da
LeserInnenmithilfeihresSmartphonesangaben,geradeineben-
jenerBüchereizusein.Wirhabendiese„übernommen“,fehlende
ZweigstellenneuangelegtundsämtlicheStandortemitBasisinfor-
mationenangereichert(Öffnungszeiten,URL,Twitterprofil,Foto).
FoursquarebietetauchzahlreicheMarketing-Möglichkeiten(wie
z.B.dieBelohnungfürhäufigesAufsucheneinesStandortesdurch
VergabevonGutscheinen),diewirmomentanaustesten.
AlldieseSocial-Media-Kanälemüssenbetreutundbespieltwer-
den.Diesgilteszubedenken,bevormaneinePräsenzwoauch
immereröffnet.DochdieVorteileliegenaufderHand:moderne
Öffentlichkeitsarbeit, bessere Auffindbarkeit der Bibliotheksan-
gebote im Web, Interaktionsmöglichkeit mit den NutzerInnen,
Imagewandel, Kundenbindung, Vernetzung & Eröffnung von
KooperationsmöglichkeitenmitähnlichenInstitutionen,Verbrei-
tungvonNeuigkeiteninEchtzeit,Monitoring.NutzenSiediese
MöglichkeitenfürIhreBibliothekundtretenSiemitIhrenNutze-
rInnen,Trägern,KooperationspartnernineinenDialog,derabseits
platterWerbebotschaftenliegt.
4Mag. Katharina Marie Bergmayristseit2009fürdieHomepageundDigitaleAngebotederBüchereienWienzuständig.
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Büchereien Wien auf 4Facebook:www.facebook.com/buechereien.wien4Twitter: www.twitter.com/buechereiwien4YouTube:www.youtube.com/buechereienwien
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SoCIALMEDIAFüRBIBLIoTHEKEN4Bibliotheken im Web 2.0
Anfang2010beschlossdieMediothekKrefeld,sichinsozialen
Netzwerkenzuengagieren.DieMediothekistTeileinesBiblio-
theksverbundesamNiederrhein.ImBibliotheksnetzwerkNieder-
rhein (BNN)sindauchdieStadtbibliothekenNeussundMön-
chengladbachorganisiert.DreiinternetaffineMitarbeiter,jeweils
einVertreterjederBibliothek,wurdenineiner„TaskforceSocial
Network“ zusammengezogen. Innerhalb dieser Arbeitsgruppe
wurdenverschiedeneAlternativenangesprochen,aber letztlich
fieldieWahlaufFacebook.DieAlternativen,etwaStudiVZund
MeinVZ,schiedenwegenzuhoherKostenund/oderzugeringer
Mitgliederzahlenaus–ausheutigerSichtsicherlicheinerichtige
Entscheidung.
Sehrschnellwurdeklar:EsmachtnurSinn,wennjedeBibliothek
ihreneigenenAuftritterstellt.Nursokönnenwirdirektaufkon-
kreteFragenderNutzerInnenreagieren.
Immerfüreuchda
Seitdem31.Januar2010istdieMediothekKrefeldmit ihrem
Auftrittonline.Bereits imVorfeldwurdedieSeitemitBildern,
VideosundTextenangereichert,sodasspotenzielleLeserInnen
keineleereSeitevorfinden.ZieldesEngagementsaufFacebook
warundistes,daszumTeilrechtbiedereImagevonBibliothe-
kenzuverändern.WirzeigenmitdieserPräsenzzumeinen,dass
wirmitdenHerausforderungendesmodernenInternetzeitalters
umgehen können, und zum anderen nutzen wir die einmalige
Möglichkeit,dieInstitution„MediothekKrefeld“einwenigauf-
zubrechenund„menschlicher“zumachen.
AußerdemgelingtesunsviaFacebookerstmalig,direktmitden
UserInneninKontaktzukommen.Bislangliefeineonlinekom-
munikationnurviaE-Mail, jetztholenwirdieLeutedaab,wo
siesind.
DirektvonAnfanganhabenwiraufsehrkurze„Response-
Zeiten“geachtet.Sokommtesöftervor,dasswirauch
weitnach20UhrnochFragenbeantwortenundzuaktu-
ellenEreignissenposten.DamithebtsichdieMediothek
deutlichvondenanderenstädtischenAngebotenabund
diese„24/7“-VersorgungistsicherlicheinTeilunseres
Erfolges. Zwei weitere Bausteine eines erfolgreichen
AuftrittessinddieInhalteunddieCommunity.
Ilike–einneuesImageDerFacebook-AuftrittderMediothekKrefeld.
VonMartinKramer
4 Die Mediothek Krefeld ist virtuell auch außerhalb der Öffnungszeiten für die Leserinnen und Leser da
Facebook ist sicherlich eines der wichtigsten Kommunikationsmittel unserer Zeit. Weltweit nutzen derzeit etwa
800 Millionen Menschen dieses soziale Netzwerk, um sich auszutauschen, zu präsentieren oder um Geschäfte zu
machen. Seit zwei Jahren ist die Mediothek Krefeld hier aktiv.
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Wasschreibenwir…
AufErstereshabenwirdirektenEinfluss.Wasalsoschreibtman
aufsoeineFacebook-Page?DieAntwortistsimpel:Alles,was
unterhält.UnsereStrategieistes,unsmodern,witzig,amPulsder
Zeitundeben„anders“zupräsentieren.Deswegenfindensich
beiunswenigbiskeineklassischen„Newsletter“-Einträgeoder
pureVeranstaltungshinweise.Den„Followern“dasUnerwartete
zubietenmachtdenReizaus.Sokommtesschonmalvor,dass
wirdieKameraaufBetriebsfeiernzulassenundmanunsplötzlich
kostümiertzuGesichtbekommt,wirauchmaleinBuchspekta-
kulärzerstörenoderwitzigeSzenenausdemArbeitsalltagzeigen.
EinerderGründe,warumsovieleMenschenaufFacebookunter-
wegssind,istVoyeurismus–undgenaudenbedienenwir.
WirgewährenEinblickehinterdieKulissen,zeigendieTech-
nik im Haus, die Vorbereitungen bei Lesungen und sind
so immerwieder spannend.EinweitererwichtigerPunkt
nebenkurzenAntwortzeitenundinteressantenEinblicken
istdieAktualität.oftmalsverknüpfenwirWeltgeschehen
mitBestandshinweisen.WichtigdabeiistdieRegel:Keine
Politik,keineReligion.BeideThemenbergenhoheKon-
fliktpotenziale.
Wiesiehtdaspraktischaus…
DiepraktischeSeitesiehtfolgendermaßenaus:Inunserem
Hausgibt es einenMitarbeiter, der denAuftritt betreut.
DerfürunseinziggangbareWegist,ihmfreieHandinder
Themenwahl und der Ausformulierung zu lassen. Nur so
sinddiegewünschtenResponse-ZeitenunddieAktualität
möglich. Internfindetaberein regerAustauschan Ideen
statt, sodass der Pool, aus dem man
sichbedienenkann, rechtgroß istund
eine hohe Akzeptanz des Auftrittes in
derBelegschafterreichtwird.Dieexakt
aufgewendete Zeit, die die Pflege und
permanenteWeiterentwicklungdesAuf-
tritts benötigt, ist schwer zu ermitteln,
derProzessfindetquasipermanentstatt
undwirdzusätzlichzumnormalenAuf-
gabenschwerpunktgeleistet.
ImRahmendesAuftrittesistdieMedio-
thekauchaufweiterenWeb2.0-Diens-
tenpräsent,sowirdeinTwitter-Account
gepflegt, ein Venue auf Foursquare
betrieben und ein Flickr-Account mit Bildern angereichert.
GeradedieVerbindungmitFoursquarenutzenwirzusammenmit
FacebookPlaceszumaktivenMarketing.LoggtsicheinNutzer
bei einem der beiden Geodienste bei uns ein, erhält er einen
Gutschein für das an die Mediothek angeschlossene Café. So
betreibenwir„Cross-Promotion“.
LohntderAufwand?
DieFrage,diesichaufdrängt,ist:LohntderArbeitsaufwand?Was
istderNutzeneinessolchenAuftritts?FürunsalsMediothekist
dieAntwortaufdieersteFrageeinklares:Ja.Essindzumeinen
dievorabgenanntenFaktoren–Imagegewinn,direkteKommu-
nikation und ein Auftauchen dort, wo unsere Kundinnen und
Kundensind–undzumanderenerleichtertesunsdieKommu-
nikationmitAutorinnenundAutorensowiebibliothekarischem
Fachpersonal.DurchFacebookisteserstmalsmöglich,fachliche
DiskussionenschnellundbequemmitetlichenKolleginnenund
Kollegengleichzeitig zuerörtern.AuchdasAuftauchen inder
regionalenundüberregionalenPresseistfürunseindeutlicher
Gewinn.
WennmandieKompetenzenimeigenenTeamhatunddietech-
nischeAusstattunges erlaubt, kann ein Facebook-Auftritt ein
neuer, spannender Kommunikationskanal sein. Er muss dann
allerdingsauchalssolchergenutztwerden.PureInformationen
ineineRichtungwerdenauflangeSichtkeinenErfolgbringen.
Wichtigistesauchzuwissen,dasssicheineerfolgreichePräsenz
nichtausschließlichdurchdieFanzahlendefiniert.DieInterak-
tionensindes,diedenErfolgoderMisserfolgausmachen.Setzen
SieThemenein,diedieCommunityzumMitmachenanimieren,
zeigenSiesichmenschlich, löschenSieniemalsKritik,sondern
gehen Sie darauf ein. Letztlich bringt das auch die Bibliothek
weiter.SeienSieamPulsderZeit!
Mediothek Krefeld auf 4Facebook:www.facebook.com/Mediothek.Krefeld4Twitter:www.twitter.com/mediothek4Flickr:www.flickr.com/photos/mediothek-krefeld
4Martin KrameristSocialMediaManagerderMediothekKrefeld.
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DigitaleundsozialeMedienwurdenvonderGeschäftsleitungder
NewYorkPublicLibraryschonfrühfürwichtigbefundenundin
FormeinerDigitalFoundationInitiative(DigitalenGrundlagenini-
tiative)unterstützt.DieseInitiativereichtevonderAusstattungvon
BibliothekenmitHochgeschwindigkeitsinternetzugangüberden
Webseiten-RelaunchmiteinemContent-Management-Systembis
hin zur Ausweitung der Nutzung von sozialen Netzwerken, um
denBekanntheitsgradderBibliothekzusteigernunddieZahlvon
Webseitenbesuchenzuerhöhen.
Als Teil dieser Initiative wurde ein Arbeitskreis Soziale Medien
gegründet, der sich aus Mitgliedern verschiedener Abteilungen
zusammensetzte.UnterderFederführungderAbteilungenDigi-
taleMedienundMarketinghatdieseGruppewichtigeDokumente
gemeinsamerarbeitet,zumBeispieleineSocialMediaPolicy(Richt-
liniefürdenUmgangmitsozialenNetzwerken),einenKrisenplan
undStrategienfürindividuelleNetzwerke.
TrainingundeinAward
PersonalaufdenUmgangmitsozialenMedienvorzubereiten,ist
einwichtigerBestandteildesNYPL-Erfolgskonzepts.DieAbteilung
fürPersonalentwicklungbietetindiesemRahmeneineReihevon
Kursenan,diesichmitsozialenMedien,BloggingundSchreiben
fürdasInternetbefassen.DesWeiterenhatdieMarketingabtei-
lung eine bibliotheksinterne Social-Media-Google-Gruppe ein-
gerichtet,inderMitarbeiterInnenErfahrungenaustauschenund
Fragenstellenkönnen.IndiesemHerbstfindeteinerstesNYPL-
Social-Media-Gipfeltreffenstatt,andemauchzumerstenMalein
„SocialMediaAward“anMitarbeiterInnenfürbesonderskreative
ArbeitimBereichsozialerMedienverliehenwird.
DieSocial-Media-InitiativederNewYorkPublicLibraryistorga-
nisatorischalsHub-and-Spoke-Systemaufgestellt.DieMarke-
tingabteilungdienthierbei alsZentralknotenundarbeiteteng
mitderAbteilungfürPersonalentwicklungzusammen.Einzelne
Endknoten wie Zweigstellen und Abteilungen können eigene
KontenaufTwitterundFacebookeinrichten,solangesiedievor-
gegebenenRichtlinieneinhalten.DieMitarbeiterInnenderMar-
ketingabteilungdienenalsbetriebsinterneBeraterInnen,diedem
BibliothekspersonalbeiFragenderStrategieundImplementie-
rungmitRatundTatzurSeitestehen.IndiesemZusammenhang
isteswichtiganzumerken,dassdieNYPLkeineMitarbeiterInnen
hat,diesichVollzeitumdieBetreuungvonsozialenNetzwerken
kümmern.
VonJohannesNeuer
DiesozialvernetzteBibliothekEineErfolgsgeschichtederNewYorkPublicLibrary.
Angesichts der zunehmenden Digitalisierung von Bibliotheksbeständen und Verbreitung von E-Books müssen Bibliotheken
neue Wege finden, mit ihren NutzerInnen in diesen digitalen Medien zu kommunizieren. Mit mehr als 200.000 Fans und
Followern ist die New York Public Library (NYPL) weltweit die größte Öffentliche Bibliothek auf den sozialen Netzwerken
Twitter, Facebook und Foursquare.
4 Auf Foursquare kann man „Bürgermeister“ der Public
Library werden und hinter die Kulissen der NYPL-Karten-
sammlung schauen
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Bibliotheken im Web 2.0 3 SoCIALMEDIAFüRBIBLIoTHEKEN
DezentraleZusammenarbeitaufTwitter
MehralszehnMitarbeiterInnenverschiedenerAbteilungenarbei-
tenkollaborativdaran,InhaltefürdasKontobereitzustellen.Jedem
RedakteurundjederRedakteurinsindeinbestimmtesThemasowie
einebestimmteZeitzugeordnet,Beiträgewerdendannselbststän-
dig über die Twitter-Software HootSuite eingefügt. Mit diesem
PersonalmodellhatesdieNYPLgeschafft,imJahr2010dieAnzahl
derFollowervonunter10.000aufnahezu175.000zuerhöhen.
MarketingmitarbeiterInnenstellensicher,dasseinkontinuierlicher
FlussvonTwitter-NachrichtengewährleistetistunddassFragen,
die von Twitter-BenutzerInnen gestellt werden, an zuständiges
Fachpersonalweitergeleitetwerden.Nebendenmanuellerstellten
TweetsderRedaktionwerdenüberRSStäglichmehrereBlogbei-
trägeautomatischvonderTwitter-SoftwareSocialFloweingestellt.
InsgesamtbetreibtdieNewYorkPublicLibraryüber60verschie-
deneTwitter-Konten.
EngagierteFacebook-Fans
DieHaupt-FacebookseitederNewYorkPublicLibrarymitüber
44.000FanswirdzentralvonderMarketing-undPresseabteilung
betreut.obwohldieAnzahlderNachrichten,dieproTaginsNetz
gestelltwerden,unddieAnzahlderMitgliederdeutlichgeringer
istalsbeiTwitter,hatdieNYPLfestgestellt,dasssichFacebook-
Fans intensivermitdengesendetenInhaltenauseinandersetzen,
alsdasvergleichsweisebeiTwitterderFallist.Außerdemzeigtdie
Facebook-GemeinschaftmehrInitiative,wennesdarumgeht,die
Bibliothek imalljährlichenKampfgegenHaushaltskürzungenzu
unterstützen.SoistFacebookmitüber80Kontendasbevorzugte
sozialeNetzwerkderNYPL.
90StandorteaufFoursquare
Mit90BibliothekenundZweigstelleninderBronx,Manhattanund
StatenIslandbietetsicheinGPS-basiertessozialesNetzwerkwie
Foursquarean,umdieseEinrichtungenderNYPLzuvermarkten.
BibliotheksbenutzerInnenkönnenaufFoursquarebeidenZweig-
stellen einchecken, Punkte ergattern, „Bürgermeister“ werden
sowieüberwertvolleTippsvonMitbenutzerInnenundderMarke-
tingabteilungFaktenundNeuigkeitenerfahrenundsogenannte
„Specials“ freischalten.Derzeit bietetdieNYPLals Special zum
BeispieleinemonatlicheVerlosungvonTicketsaneinenNYPL-
BürgermeisterundeineTourhinterdieKulissenihrerberühmten
Kartensammlungan.AufFoursquarehatdieNYPLeineSeiteein-
gerichtet,diemittlerweileüber40.000Mitgliederhat.DieseMit-
gliederbekommenautomatischneueTippsderBibliothekdirektin
derFoursquare-AppaufihrenSmartphonesangezeigt.
Blogs,digitaleGalerienundYouTube
UmeinesogroßePräsenz insozialenNetzwerkenattraktivund
interessant zu gestalten, braucht die NYPL natürlich auch eine
MengevonInhalten.DieseInhaltebestehenzumgroßenTeilaus
Artikeln der mehr als 100 aktiven NYPL-BloggerInnen, die im
Durchschnittinsgesamtzweibis
dreineuePostsproTagerstel-
len,ausüber700.000digitalen
BildernderNYPLDigitalGallery
undausHundertenvonVideos
auf der NYPL-YouTube-Seite.
DieseInhaltewerdenimRedak-
tionskalender von der Mar-
keting-Abteilung koordiniert,
indemdiegeplantenNachrich-
ten für den jeweiligen Monat
festgehaltenwerden.
Die sozialen Datenströme
werden täglich von Mitarbei-
terInnen verfolgt, Leistungs-
kennzahlen wie Netzwerks-
wachstum, Interaktionen und
Webseitenbesuche werden
monatlichineinemMarketing-
berichtzusammengefasst.Zielistdabei,dieBeobachtungenund
ErkenntnissedirektindieVerbesserungderSocial-Media-Initiative
einfließenzulassen.SohatsichzumBeispieldieAnzahlderBesu-
cherInnen, die von sozialen Netzwerken auf nypl.org kommen,
zwischendemFinanzjahr2010und2011fastverdreifacht.Dieser
ErfolgistaufeinestrategischeArbeitsweise,dieZusammenarbeit
von Personal verschiedener Ressorts und eine kontinuierliche
ErfolgsmessungundVerbesserungzurückzuführen.
4Johannes Neuer isteCommunicationsManagerderNewYorkPublicLibrary.
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SoCIALMEDIAFüRBIBLIoTHEKEN4Social-Media-Projekte
Die Kinder- und Jugendbibliothek Am Gasteig veranstal-
tete in Kooperation mit dem Jugendinformationszentrum
München (JIZ) die Medienwoche „Depp 2.0?? – Tipps +
Tricks für Fans + Freunde“. Eine Woche lang konnten
SchülerInnen, LehrerInnen, Multiplikatoren und Inte-
ressierte alles über einen kompetenten Umgang mit dem
Web 2.0 erfahren.
DieMünchnerStadtbibliothekunddasJIZsindschonseitlänge-
rerZeitjeweilsmiteinemeigenenFacebook-AccountimInternet
vertreten,dennSocialCommunities–sozialeNetzwerke–bieten
eineschnelleundwirksameVermarktungeigenerAngebote.Dort
suchenmoderneBibliothekenaktivdenDialogmitihrenZielgrup-
penundinteragierenmitihnen.SodieBefürworter.Gleichermaßen
wirdaberdieKritikimmerlauter:VerstoßgegendenDatenschutz,
VerletzungderPersönlichkeitsrechte,AbzockeundCybermobbing
sindnureinigeStichwörter.
GenauandieserStellesolltedieMedienwoche„Depp2.0??“anset-
zen.WiekönnenwirJugendliche,ElternundPädagogInnenkom-
petentandiesesThemaheranführenunddafürsensibilisieren?
Das Ziel von „Depp 2.0??“ war zum einen, Erwachsenen die
medialgeschürtenBedenkenvordenNetzwerkenzunehmenund
ihnendenSpaßunddieVorteiledesvirtuellenVernetzensnäher-
zubringen;zumanderen,Jugendlichezuanimieren,ihreigenes
Mediennutzungsverhaltenzureflektierenundeinenbewussten
UmgangmitdemWeb2.0,insbesonderedensozialenNetzwer-
ken,zuschaffen.
WorkshopsfürSchulklassen
Während der Medienwoche wurden im Multimedia-Studio der
ZentralbibliothektäglichdreistündigeWorkshopsfürjeweilseine
Schulklasse (ab Jahrgangsstufe 8) angeboten. Von der Förder-
schulebiszumGymnasiumwarenalleSchultypenvertreten.Neben
zweiBibliothekarinnenwarenzudemeinStudentalsHonorarkraft
und ein Fachangestellter für Medien- und Informationsdienste
(FAMI)beiderDurchführungdabei.Sokonnteeinesehrindividu-
elleBetreuungstattfinden.ZielderSchulklassenworkshopswardie
VermittlungvonDetailwissenundVertiefungbereitsvorhandener
KenntnisseinBezugaufsozialeNetzwerke.
AlsEinstiegzumThemawurdenkurzeVideoclipszumThema(zum
Beispielvonwatchyourweb.deoderklicksafe.de)gezeigt.Aufdie
VideosfolgteeineDiskussionsrunde,inderdieJugendlichensehr
euphorischerzählten,wassieamliebstenimInternetundspeziellin
denNetzwerkenmachen.DannwurdendieSchülerInneninkleine
GruppenaufgeteiltundbekameneinigeBegriffe(z.B.„Nameder
Schule“,„inwenichverliebtbin“)ausgeteilt,diesiefolgendenvier
Kategorienzuordneten:„AufjedenFallprivat“–„nurfürFreunde“
–„nichteindeutig“–„immeröffentlich“!
Im Anschluss wurden die Ergebnisse mit den anderen Gruppen
verglichen und diskutiert. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde ganz
bewusst noch nicht am Computer gearbeitet. Die SchülerInnen
solltendieMöglichkeithaben,sichalleinemitdenBegrifflichkei-
„Depp2.0??“MedienwocherundumsWeb2.0inderMünchnerStadtbibliothek.
VonRaphaelaMüller
4 Lieber Webchecker als Depp 2.0: Die Jugend-
lichen lernen Tipps und Tricks zu Social Media
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Social-Media-Projekte 3 SoCIALMEDIAFüRBIBLIoTHEKEN
tenauseinanderzusetzen.Dabeiwurdedeutlich,dassJugendliche
echteFreundinnenundFreundesehrwohlvonFacebook-Freund-
schaftentrennen.MeistenshabensiejedochSchwierigkeiten,diese
ErkenntnistechnischaufihrFacebook-Profilzuübertragen,indem
siebeispielsweiseFreundeslistenanlegenundnach„BestenFreun-
den“,„Schulfreunden“,„Familie“etc.kategorisieren.
SusiSecretundLeoLässich
ZurVeranschaulichungderunterschiedlichenEinstellungenwur-
denimVorfeldzweiBeispiel-Profileeingerichtet:„SusiSecret“und
„LeoLässich“sindmiteinanderbefreundet,gehenaufdiegleiche
SchuleundteilengleicheInteressen.Wassiejedochvoneinander
unterscheidet,istihrUmgangmitdereigenenPrivatsphäre.Wäh-
rendSusiSecretihrFacebook-ProfilnurfürFreundezugänglich
machtunddieseauchsorgfältigauswählt,bestätigtLeoLässich
jedeFreundschaftsanfrageundlässtalleUserInnenseineFotosund
Pinnwandeinträgeanschauen. IngrößerenGruppensetztensich
dieSchülerInnenjeweilsmitSusisundLeosProfilauseinanderund
klicktensichdurchihreKontoeinstellungen.EineweitereGruppe
beschäftigtesichmitderFanseitederKinder-undJugendbiblio-
thekAmGasteig.IhreAufgabewares,LeoundSusiausSichteines
ArbeitgebersalspotenzielleAuszubildendezubewerten.
AmEndedesWorkshopswurdegemeinsamüberPersönlichkeits-
rechte(wieRechtameigenenBild),UrheberrechteimNetz(Ver-
weisaufCreativeCommons)undErfahrungenmitCybermobbing
gesprochen.
Die Schulklassenworkshops stießen auf enorme Resonanz und
waren innerhalbwenigerTageausgebucht,weitüber30Schul-
klassenmusstenaufdieWartelistegesetztwerden.
InformationsabendundSpielenacht
ErgänzendzudenWorkshopsfandeninderMedienwocheInfor-
mationsabendefürMultiplikatorInnenimJIZstatt.Nebeneinem
VortragüberaktuelleForschungsergebnissezurNutzungsozialer
Netzwerke(InstitutfürMedienpädagogik inForschung&Praxis
-JFF)informierteeinRechtsanwaltüberrechtlicheFallenimInter-
net.MitarbeiterInnenundJugendlichedes„SIN–StudioimNetz“
stelltenaußerdemdieneuestenComputerspieleimNetzvor.Am
letztenAbendkamenVertreterInnenausStadtrat,StadtschülerIn-
nenvertretung,CaféNetzwerk,JFF,denLokalisten,JIZundder
BibliothekzueinergroßenPodiumsdiskussionzumThema„Web
2.0–Depp2.0??SocialCommunities–AlbtraumoderLebens-
raumfürJugendliche?“zusammen.ZumkrönendenAbschlussder
Medienwoche„Depp2.0??“veranstaltetedasCaféNetzwerkeine
LAN-PartyfürJugendliche.
„WebWithoutWorry“
AufgrundderhohenNachfragewurdedasursprünglicheKonzept
aufeineinhalbStundenverkürztundwirdnunalsneueReihe„Web
WithoutWorry“angeboten.Dabeiisteswichtig,sichkonkretauf
diejeweiligeKlassevorzubereiten–z.B.dieLehrerInnenzubitten,
einekurzeAbfrageinderKlassedurchzuführen,welcheSchüle-
rInnensichaufwelchenPlattformen im Internetbewegen.Eine
weitereVoraussetzungzurDurchführungderWorkshopsistes,sich
selbstaktivindenNetzwerkenzubewegenundüberechteUser-
Kenntnissezuverfügen.DennSozialräumeimInternetsindnicht
virtuell,siesindfesterrealerBestandteilnichtnurderJugendkul-
turen,sondernderheutigenInformationsgesellschaft.
4Raphaela MülleristMitarbeiterinderKinder-undJugendbibliothekAmGasteigderStadtbib-liothekMünchen(www.muenchner-stadtbibliothek.de).PräsentationzumProjektinkl.Videounter: http://prezi.com/wenawupxl1yi/depp-20
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SoCIALMEDIAFüRBIBLIoTHEKEN4Social-Media-Projekte
Mit dem Projekt „Bibliothek Interkulturell“ setzt sich
die Stadtbibliothek Köln für Integration ein – und nutzt
dabei die Möglichkeiten des Web 2.0. Einerseits lernen
Jugendliche in Workshops den Umgang mit sozialen
Medien, andererseits werden die Schulungsangebote via
Social Media begleitet und beworben.
„BibliothekInterkulturell“(„BI-IN“)isteinProjektderStadtbiblio-
thekKölninKooperationmitzurzeitzehnBildungseinrichtungen,
diemitunseine „InterkulturelleBildungspartnerschaft“ einge-
gangensind.DieBandbreitereichtvonderVolkshochschuleüber
denDeutschenFamilienverbandbishinzumBegegnungs-und
FortbildungszentrumfürmuslimischeFrauen.DasProjekt„BI-IN“
starteteimoktober2009.Seitdemhabenknapp1000Teilneh-
mendevonIntegrationskursendieBibliothekbesucht.
BibliothekundIntegration
„BI-IN“bestehtausmehrerenModulenvonWorkshopsfürKurs-
leiterInnenbishinzukleinerenmultimedialenProjekten,die in
ZusammenarbeitmitdenKursteilnehmerinnenund-teilnehmern
realisiertwerden.EinwichtigesZielistesauch,MitarbeiterInnen
derBibliothekmitMigrationshintergrundaktiveinzubinden.Das
AngebotsspektrumreichtjenachKursniveauvonderVermittlung
derGrundfunktioneneinerBibliothekbiszumBearbeiteneinzel-
nerRecherchethemen.AktivierendeElementeunddasSchaffen
von kommunikativen Situationen spielen dabei eine wichtige
Rolle.DazugehörtzumBeispiel,dieeigeneBiografieanhandvon
BibliotheksmedienvorzustellenoderRechercheaufgabenzulösen
undanschließenddieErgebnissezupräsentieren.
JugendprojektemitWeb2.0-Einsatz
DasProjektwirdvonMitarbeiterinnenundMitarbei-
tern des Lektorats und der Benutzungsabteilungen
konzipiertunddurchgeführt.Unteranderemdurchden
EinsatzvonWeb2.0-ToolswerdenMöglichkeitendes
Zusammenarbeitens,KommunizierensundPräsentie-
rensvonErgebnissennach innenundaußengenutzt.
ZweimultimedialbegleiteteProjektewerden imFol-
gendenvorgestellt.Beidenistgemeinsam,dasssiedie
BibliothekalsortdesLernensundderBegegnungals
Bezugspunktnehmen.
„Wir lernen bloggen“ – ein Jugendintegrati-
onskurs zu Gast in der Stadtbibliothek
„Wir lernenbloggen“warderTiteleinesdreistün-
digenWorkshops.NacheinemBesuchderStadtteilbi-
bliothekKöln-PorzwarendieTeilnehmerInneneines
JugendintegrationskurseszuGastinderZentralbiblio-
thek.WährenddesWorkshopswurdenauchInterviews
„BibliothekInterkulturell“StadtbibliothekKölnsetztaufWeb2.0.
VonCordulaNötzelmannundMarkusVolz
4 Workshop mit Jugendlichen in der Bibliothek – und im Social Web
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Social-Media-Projekte 3 SoCIALMEDIAFüRBIBLIoTHEKEN
undFotosgemacht.DieseAufgabenwurdenzweiAuszubildenden
mitMigrationshintergrundübertragen.BeieinemdrittenBesuch
gingesdarum,unterdemTitel„WirgeheninsPraktikum“gemein-
sameinenFragebogenzubearbeitenunddiesenalsBlogbeitrag
zuveröffentlichen.DieTonspurenderInterviewsunddieFotos
wurdenzueineretwadreiminütigenAudioslideshowzusammen-
gefügt,welchedieeinzelnenPhasendesWorkshopsdokumen-
tiert.überdenWorkshopwurdeaufFacebook, imöffentlichen
WeblogwieauchiminternenMitarbeiterblogderStadtbibliothek
Kölnberichtet.FürdiemitdemWorkshopbetrautenAuszubil-
dendenwardieseinerseits einErfolgserlebnis, andererseits ein
ZeichenderWertschätzungfürihreinterkulturellenKompetenzen.
„Was du willst, kannst du auch erreichen“ – eine
Internationale Förderklasse in der Stadtbibliothek
Internationale Förderklassenbestehen aus neu zugereisten
JugendlichenundjungenErwachsenenab16Jahren,derenAuf-
enthaltsstatus inDeutschlandunsicher ist.Die Internationalen
FörderklasseneinesKölnerBerufskollegsführteneinmehrteiliges
Projektdurch,unterandereminderStadtbibliothek.ZumBiblio-
theksprojektgehörtedieProduktioneinesRadiobeitragsfürdas
BürgerradioKöln.DieJugendlichenwurdenmitFotoapparatund
AufnahmegerätausgestattetundsolltenanhandvonInterviews
dieBibliothekfürsicherkunden.EineAuszubildendemitMigra-
tionshintergrund begleitete die Jugendlichen. Zum Abschluss
setzensichdieSchülermiteinemfotografischenStatementper
Selbstauslöser insBild.Eine ihrerBotschaften: „Wasduwillst,
kannstduaucherreichen.“
DerBesuchfandEingangindasöffentlicheWeblogderStadtbi-
bliothekKölnundmündeteineinekleineReihe,derenZielesist,
dieAktivitätenderFörderklasseinderBibliothekzubegleiten.Der
SendetermindesRadiobeitragswurdenatürlichzugegebenerZeit
überdieWeb2.0-KanälederBibliothekbekanntgegeben.Auch
andiesemBeispielwerdendiegewinnbringendenEinsatzmög-
lichkeitenvonMultimediaundSocialWebdeutlich.Diekommu-
nikativeSituation„Bibliothekerkunden–Reporterspielen“weckt
dasInteressederJugendlichen.Auchwerdensieermuntert,ihre
sprachlichenFähigkeiten auszuprobierenundSchwellen abzu-
bauen.
Dassozial-integrativeWeb
PrimäresZieldieserProjekteistes,dieBibliothekalslebendigen
ortder Integrationerfahrbar zumachen.Dabei istderEinsatz
technischer Mittel kein Selbstzweck: Immer steht die Biblio-
thekalsLernortoderTreffpunktimMittelpunkt.Wiedieunter-
schiedlichen„Einsatzmöglichkeiten“ineinandergreifenundsich
verbindenlassen,lässtsichwiefolgtdarstellen:DieBibliothek
stelltdieAktionenaufFacebookundimBlogvorundwilldamit
aucheinerbreiterenÖffentlichkeiteinenEindruckdavonver-
mitteln,welchePotenzialedieZuwanderermitbringen.Vieleder
jüngerenProjektteilnehmerInnensindwiederumaufFacebook
aktivundkönnensoihrenFreundinnenundFreundenvonihrem
Projektberichten.AberauchfürBesucherInnenderBibliothek
wirdwährendderAktionensichtbar:Hierpassiertetwas.Inner-
betrieblich verstärkendieProjektedas experimentierfreudige
Klima:NeueIdeenwerdendiskutiertundausprobiert.Kompe-
tenzenvonMitarbeiterinnenundMitarbeiternmitMigrations-
hintergrundwerdenaktivmiteinbezogen.Sieerfahrenhierdurch
eineWertschätzungihrermehrsprachigenKompetenzen.Diese
werden imRahmen von innerbetrieblichenFortbildungen zur
interkulturellenKompetenzweitergefördert.
DerEinsatzvonWeb2.0-ToolsundmultimedialenElementen
indieintegrativeBibliotheksarbeithatsichbishersehrbewährt.
Bei denhier vorgestelltenProjektenkannes sich jedochaus
verschiedenenGründennochnichtumStandardangeboteder
Bibliothekhandeln:Sie sindauseinzelnenKursenentstanden
undhängenstarkvompersönlichenEngagementderDozentin-
nenundDozentenab.AuchhabensiedasStadiumdesExpe-
rimentierensnochnichtverlassen.EinzelneElementedagegen
haben schondieAufnahme indas Standardprogrammerfah-
ren.SowirddieineinemdererstenIntegrationskurseentstan-
deneAudioslideshow„KommenSieindieBibliothek“beijedem
„BI-IN“-Kursals„Aufwärmer“gezeigt.
4Cordula Nötzelmann,M.A.(LIS),istAbteilungsleiterinfürdasDezentraleBibliothekssystem,Markus VolzistProjektleitervon„BI-IN“undLekto-ratssprecherderStadtbibliothekKöln.
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Linktipp 4„DieBibliothekschecker“(BildundTonvondenBesu-chenderinternationalenFörderklasse)imBibliotheks-Blog:http://stadtbibliothekkoeln.wordpress.com/tag/interkul-turelle-bibliothek
SoCIALMEDIAFüRBIBLIoTHEKEN4Social Reading
Mit den Social Media kommt das Social Reading. Der soziale
Aspekt des Lesens hat Tradition – neu sind die technischen
Möglichkeiten, die sich auch Bibliotheken zunutze machen
können!
Lesengehörtzu jenenDingendesLebens,mitdenenmansich
bestensalleinebeschäftigenkann.WersicheinemBuchwidmen
will, braucht weder Gesellschaft noch Ablenkung. Dieser stille
Aspekt istesauch,denvieleamLesenschätzen–unddersich
zumKlischeedesinsichgekehrten,vergeistigtenBüchermenschen
verfestigthat.Tiefer,alsdiesesKlischeewurzelt,undlänger,alsdas
Buchbesteht,reichtjedochdieTraditiondesgemeinschaftlichen
Erzählens,WeitergebensundBesprechensvonGeschichten.
WasistSocialReading?
SocialReading,einSchlagwort,dasmitdemSiegeszugderSocial
MediainModegekommenist,istdahernichtneu–esmeintden
AustauschüberTexte.DerkannunterFreundenstattfinden,die
sich über ein Buch unterhalten, in einem Lesezirkel, bei einem
AutorengesprächodereinerBuchdiskussion.MitdenMöglichkei-
tendesWeb2.0kanndieserAustauschauchonlinepassieren.Hier
findengleichgesinnteLeserInnenzueinander–undmanchstille
LektürewirdzumAnlassfürregeDiskussion.DenRahmenbieten
online-PlattformenrundumsLesen,neueBuchformateundeine
VielzahlelektronischerLesegerätesamtzugehörigerSoftware,die
VernetzungvonLeserInnenundAutorInneneinfachmachen.
Ihronline-offline-Buchklub
BibliothekenkönnensicheinerseitsdasBedürfnisihrerLeserInnen
zumAustauschüberLiteraturundandererseitsdieneuenMög-
lichkeitenimBereichSocialReadingzunutzemachen,indemsie
etwa einen eigenen Buchklub anbieten. Empfehlenswert ist es,
online-KomponentenmitrealenZusammenkünftenzuverbinden:
Sie können zum Beispiel regelmäßige Treffen in der Bibliothek
abhalten, diese auf Facebook bewerben oder auf LibraryThing
ankündigen(sieheS.25)undineinervirtuellenLeserundeweiter-
diskutieren(sieheKasten).
Neue Social-Reading-Tools
>Dieonline-CommunityLovelyBooksbieteteinen„Social
Reading Stream“ an,mitdemLeserInnenviaE-Book
miteinander und mit AutorInnen diskutieren, sich zu
online-Lesekreisen verabreden oder Buchtipps austau-
schenkönnen.LeserInnendesgedrucktenBucheskön-
nen den Stream kostenlos im Internet nutzen und sich
so auch ohne E-Book beteiligen. Das „Social Reading
Widget“ lässtsich indieeigeneWebsiteeinbinden,um
dortLeserundenanzuzeigenoderselbstDiskussionenzu
starten.www.lovelybooks.de/social-reading
> Ein neues Social Network rund um E-Books bietet
Readmill, Kernstück ist eine Lese-App für das iPad.
NacheinerTestphaseistdasinBerlinangesiedelteStart-
upseitDezemberfürdasbreitePublikumgeöffnet.
http://readmill.com
4Smartphone, E-Reader und Tablet helfen beim Vernetzen mit anderen Leserinnen und Lesern
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SocialReading: Lesenundmehr VonSimoneKremsberger
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„Vernetztes Lesen“Was ist „Social Reading“? Was ist das Neue daran? Und liegt darin
die Zukunft des Lesens? Libroid-Entwickler Jürgen Neffe und
Mirjam Mieschendahl von Lovelybooks geben ihre Einschätzungen ab.
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DasLesen–alsFolgeundErgänzungmenschlicherErzählkultur–trägtdasSoziale
insich,solangeesBücherbzw.ihreVorgängergibt.JedesBuch,dasmehralseinenLeser
findet,besitztimGrundeschondiese(kommunikative)Komponente.
DieneuenKonzeptedes‚SocialReading‘beziehensichauftechnischeEntwicklungen,dieeingemeinsamesLesenundKom-
mentierenvonBüchern(und‚Büchern‘wiedemLibroid)ermöglichen.Bücherkönnen‚lebendig‘werden,wennz.B.ineiner
virtuellen,möglicherweisesogarglobalenLesegruppeAnmerkungen,Links,Bilder,Quellenusw.ausgetauschtundindividuell
nachdenBedürfnissendesEinzelneneingebautwerden.AllgemeinerverstehtmandarunterFunktionenwieHinweiseaufZitate,
Buchempfehlungen,dieperMailoderübersozialeNetzeausgetauschtundverbreitetwerden.EinSpezialfall,dessenZukunft
ichwenigersehealsandere,istderdirekteDialogderLesermitdemAutor.InteressantwirdindemZusammenhangauchdas
SocialWriting,dasgemeinsameSchreiben,etwanachdemWikipedia-Prinzip,oderauchdasFortschreibenvonGeschichtenaus
Romanen,wieesimNetzjamannigfaltiggeschieht.
WasdieZukunftdesLesensbetrifft,glaubeich,dassdas‚einsame‘,völligunbeeinträchtigteLesenvonBüchernimmereinwich-
tigerTeildesLesensbleibenwird,besondersbeischöngeistigerLiteratur.DassozialeLesenkommtalsweitereKomponentedazu
undwirdvermutlich,besondersimSach-undFachbuchbereich,einunverzichtbarerBestandteil.
4Jürgen NeffeistJournalist,AutorundEntwicklerdesdigitalenBuchformatsLibroid(libroid.com).
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“SocialReadingoder‚vernetztesLesen‘istvorallemeines:dasunmittelbareTeilenvonEmotionen,GedankenundMei-
nungenzumText.DerAustauschmitanderenLesernoderdemAutorerweitertdaspersönlicheLeseerlebnisunderöffnetandere
ZugängezueinemBuch,alswennes‚nur‘imstillenKämmerleingelesenwird.DasSpannendeanSocialReadingist,dasseinBuch
imPrinzipnieganzabgeschlossenist,daesdieLesermiteigenenInhaltenendloserweiternkönnen.
LiteraturhatseitjeheretwasSoziales.Geschichtenwurdenjahrhundertelangmündlichüberliefert,indenKaffeehäuserndes
19.und20.JahrhundertsdiskutiertemanlautstarküberBücherundAutoren.MitdemInternetwirddasgemeinsameLesen
unmittelbarer:Im21.JahrhundertwirddieganzeWeltzumKaffeehaus.AufgrunddertechnischenMöglichkeitenvonelektro-
nischenBüchernbeschränktsichderAustauschnichtmehralleinaufSprache,dieLeserkönnenauchBilder,Ton,Videosoder
Linksfürandereanhängen.
DasInternetunddiesozialenMediendurchdringenimmermehrdenAlltagundsindfürdiejungeGenerationlängstselbstver-
ständlich.SchonjetztinformierensichvieleLeseronlineüberBücher,z.B.durchLeserrezensionen,persönlicheBuchempfeh-
lungenoderDiskussioneninSocialNetworks.MitSocialReadingrücktdieseArtderKommunikationnäherandasBuchselbst.
DieErgänzungdesBuchesmitInhaltenandererLeserkanneinengroßenMehrwertfürdasLeseerlebnisdarstellen–soferndiese
unaufdringlichsindunddeneigentlichenTextdesAutorsnichtverdrängen.
4Mirjam MieschendahlistProjektleiterinbeideronline-CommunityLovelybooks(lovelybooks.de).
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Eineinhalb Millionen Menschen sitzen zu Hause und kata-
logisieren ihre Bücher. Nicht der Traum einer besessenen
Bibliothekarin, sondern Realität – darf ich vorstellen, das
ist LibraryThing. LibraryThing hilft nicht nur dabei, ein-
fach und schnell die eigene Privatbibliothek zu katalogi-
sieren, es ist auch ein internationaler, virtueller, sozialer
Raum für Literaturfans.
Wiefunktioniertdas?
Kurzgesagt:Manmusshiernichtkatalogisierenkönnen,umzu
katalogisieren.IneineneinfachenSuchschlitztippt(oderscannt)
man ISBN oder AutorIn/Titel ein und holt sich die Daten aus
einervonüber700Bibliotheks-oderBuchhandelsdatenbanken
miteinemKlickindeneigenenKatalog.Wermöchte,kannden
Datensatzmiteigenen Informationenanreichern–Tags(nicht
normierteSchlagwörter),Ankaufsdatum,BeginnundAbschluss
derLektüre,Bewertung,Rezension…DasInteresseistgroß:An
dieeineinhalbMillionenregistriertePersonenhabenmittlerweile
über 66 Millionen Bücher katalogisiert und über 80 Millionen
Tagsvergeben.
LibraryThingundich
DabeiwurdeLibraryThingvonTimSpaldingeigentlichalspriva-
tesProjektinsLebengerufen.DurchdengroßenZuspruchaus
seinemBekanntenkreisermuntert,ließSpaldingLibraryThingim
August2005onlinegehen.NurzweiWochenspäterwurdeich
Mitglied. 2115 Bücher finden sich zum Redaktionsschluss der
„Büchereiperspektiven“inmeinemKatalog.ImRückblickerkenne
ich,dassmichverschiedeneEreignisseförmlichindieArmevon
LibraryThinggetriebenhatten.ErsterAuslöser:InderMailingliste
Inetbibdiskutiertenwir2003dieMöglichkeiten,dieheimischen
Bücherberge(unddieAusleihenanFreundinnenundFreunde)
zubewältigen.AusheutigerSichtfastprophetisch,damalseher
scherzhaftschriebBerndMartinRohde:„Wirkoenntenunsjaals
Konsortium zusammenschliessen, ein Bibliothekssystem erwer-
benundmachendannden‚VerbundkatalogderPrivatbibliothe-
kenvonBibliothekaren/innen–VKPBB’auf.(…)Allabendlich
koennten wir dann zuhause katalogisieren und Problemfaelle
untereinander abklaeren. Waere das nicht ein Riesenspass ...
undwomoeglichderKillerfuervieleFreund-undPartnerschaf-
ten!“Worauficherwiderte:„AbervielleichtderAuslöserfürneue
Freund-undPartnerschaften–mankönntedanneinfachPerso-
nenmiteinemähnlichenBestandsprofilherausfilternlassen;-)“.
DassichwenigspäterzumwiederholtenMaleeinBuchkaufte,
dasohnediesbereitsbeimirimRegalstand,zwangmichzudem
Eingeständnis,denüberblickendgültigverlorenzuhaben,und
fachtemeinInteresseamPrivatkatalogweiteran.LibraryThing
gabeszudiesemZeitpunktnochnicht,dasGeldfüreinesder
etabliertenBibliothekssystemefehlte.Alsobegannichzunächst
damit,meineBücherineinersimplenExcel-Listezuerfassen.Und
dannkamdasentscheidendeE-MailmitderFrage„Kennstdudas
schon?“undeinemLink.Schonwar’summichgeschehen:Die
nächstenWochenwidmeteichauchmeineFreizeitdemKatalo-
gisieren,undseitdemhabeicheinenonlinekatalog,dermir,mir
ganzallein,gehört–undmichdochmitandereninVerbindung
bringt.
SozialeElemente
LibraryThing bietet nämlich viele Möglichkeiten, mit anderen
Buchfans inKontakt zu tretenoder interessanteBuchtipps zu
LibraryDings,äh,LibraryThing!KatalogisierenalsHobby–einpersönlicherErfahrungsbericht.
VonMonikaBargmann
SoCIALMEDIAFüRBIBLIoTHEKEN4Social Reading
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bekommen.DasindzunächstdieDiskussionsgruppenzunen-
nen.Diebeidengrößtensinddie„LibrarianswhoLibraryThing“
mit8363unddie„ScienceFictionFans”mit3775Mitgliedern.
Nützlichfinde ichdieGruppe„NamethatBook“, inderver-
suchtwird,vagenErinnerungenwie„eskameineSonnenuhr
vor,undeshatteeinen rotenUmschlag“aufdieSprüngezu
helfen.SolcheAnfragenkenntmandochzurGenügeausdem
Bibliotheksalltag.
ImBereich„CommonKnowledge”aufWiki-Basiskönnenalle
MitgliederInformationenzuAutorinnenundAutoren,aberauch
zu Werken und Serien eintragen – vom Widmungstext über
Figuren und orte eines Romans bis zu Verfilmungen, vieles
davonDinge,dieBibliothekeninihrenKatalogennormalerweise
nichterfassen.
NichtzuletztkannmanaufKnopfdruckherausfinden,mitwem
man am meisten Bücher gemeinsam hat und welche Bücher
andereLeutezueinembestimmtenThemahaben.
DasgewisseEtwas
SympathischwirdLibraryThingfürmichdurchvielegelungene
Details:
> Die oberfläche ist in vielen Sprachen – von Deutsch
(www.librarything.de)überLateinbisPiratisch–verfügbar.
DassKlingonischinderAuswahlfehlt,istnatürlicheinJam-
mer,aberwasistnichtist,kannjanochwerden.
> Privatsphäre:MankannsowohldengesamtenAccountals
aucheinzelneBücherals„privat“kennzeichnen.
> Höhe:SeitkurzemkönnenHöhe,Breite,DickeundGewicht
erfasst werden. So weiß ich, dass meine Büchersammlung
geschätzte0,00492Blauwaleschwerist.
> Verlässlichkeit:InsechsJahrenlagkeineinzigesMalderSer-
verdarnieder,wennichLibraryThingverwendenwollte.
> Unsuggester: onlinebuchhändler bieten die Funktion „wer
diesesBuchmag,magauchjenes“an.LibraryThingkanndas
zwarauch,gehtmitdem„Unsuggester“aberzusätzlichden
umgekehrtenWeg:WenndudiesesBuchhast,wirstdujenes
sehrwahrscheinlichnichtmögen.
> GuterMittelweg:LibraryThingschafftes,denrichtigenKom-
promiss aus strengem bibliothekarischem Regelwerk und
„anything goes“ zu finden. Zum Beispiel wird automatisch
erkannt,dassderTag„englishliterature“dasselbebedeutet
wiederTag„englischeLiteratur“,derTippfehler„englsche
Literatur“unddieAbkürzung„engllit“.
> Angenehmer Nebeneffekt: Da meine beste Freundin ihre
Büchersehrgewissenhafterfassthat,bestehtkeinerleiGefahr
mehr,ihreinBuchzuschenken,dassieschonhat.
UndwervonIhnendingstjetztmit?
4Mag. (FH) Monika BargmannarbeitetinderPlakatsammlungderWienbibliothekimRathausundunterrichtetSocialSoftwareanderFHBurgenland.Website:http://about.me/librarymistress
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LibraryThing für Bibliotheken
Bibliothekenkönneneinfach ihreBestände inLibraryThing
erfassen.EinaktuellesBeispielistdieBibliothekder„occupy
Wall Street“-Bewegung (www.librarything.com/catalog/
oWSLibrary). Spezialbestände kann man auf LibraryThing
besonders hervorheben – so wie es die Wiener Bücherei-
zweigstelle Engerthstraße mit ihrem Fantasy-Schwerpunkt
macht (www.librarything.com/catalog/Engerthstrasse). Die
geringenEinstiegskostenladenzumAusprobierenein:Biszu
200Bücherkönnenkostenloserfasstwerden,mit10US-Dollar
proJahroder25US-Dollar„foralifetime“(alsoaufdieLebens-
dauerdesSystems)sinddieunbeschränktenBezahlaccounts
alswohlfeilzubezeichnen.Fürorganisationenbesonderswich-
tig:DieDatenkönnenproblemlosexportiertwerden.
LibraryThingbietetauchspezielleServicesfürBibliothekenan:
> LibraryThing for Libraries:DieTagsundRezensionen
aufderPlattform,diemeistwesentlichnäherandenLese-
rinnenundLeserndransindalsunsereSchlagwortnormdatei,
könnenzurAnreicherungdeseigenenKatalogsverwendet
werden.InÖsterreichnutztz.B.dieBibliothekderFHBur-
genlanddiesesAngebot.
> LibraryThing Local:BibliothekenkönnensichalsVeran-
staltungsorteeintragen lassenund ihreLiteraturveranstal-
tungenaufLibraryThingankündigen.
> Library Anywhere:einmobilerKatalogfürallewebfähigen
Handys,dermitvielenBibliothekssystemenkompatibelist.
Social Reading 3 SoCIALMEDIAFüRBIBLIoTHEKEN
Fotos: liBrarything
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SoCIALMEDIAFüRBIBLIoTHEKEN4Service
Was versprechen Social Media, was halten sie? In den
Expertenbeiträgen, Interviews und (inter)nationalen
Erfahrungsberichten dieser Ausgabe haben Sie darauf
vielfältige Antworten gefunden. Hier finden Sie die wich-
tigsten Punkte, die bei den Planungen für einen Auftritt
im Web 2.0 zu beachten sind, auf einen Blick. Machen Sie
den Social-Media-Check für Ihre Bibliothek!
WarumderSprunginsWeb2.0?
DieInternetnutzungistimletztenJahrzehntrasantangestiegen.
DiegroßenGewinnerderletztenJahresindSocialMedia:Platt-
formen imWeb2.0,dem„Mitmachweb“,dasnichtdurchein-
seitigeInformation,sonderndurchInteraktivitätundAustausch
gekennzeichnet ist. Für Jugendliche sind Facebook, YouTube
undCobereitsAlltag.DochauchdieErwachsenenholenauf,und
mittlerweilenutzt jeder zweite Internetuser sozialeNetzwerke.
BibliothekenalsInformations-undKommunikationsdienstleister
solltensichdieserEntwicklungnichtverschließen.
BraucheicheinenSocial-Media-Auftritt?
EineklassischeWebsiteistfür(mittel)großeBibliothekenbereits
selbstverständlich, immer mehr versuchen sich auch in Social
Media:vonderStadtbibliothekenbiszurGemeindebücherei.ob
einSocial-Media-Auftrittsinnvollseinkann,hängtvonvielen
Faktorenab,u.a.vondereigenenMotivation,derZielgruppe
unddembeabsichtigtenZweck.SiekönnenaufdieseWeiseIhre
ÖffentlichkeitsarbeitausbauenodereinzelneProjektebeglei-
ten,Fortgeschrittenekönnenz.B.medienpädagogischeWork-
shopszurNutzungvonSocialMediainderBibliothekanbieten.
NichtallewollenoderbraucheneinenSocial-Media-Auftritt–
aberdieAuseinandersetzungmitneuenInformationstechnolo-
gienseiallenBibliothekarinnenundBibliothekarenempfohlen.
Wasbenötigeichdafür?
DereinfacheZugangunddaskostenloseAngebotmachenes
für viele Bibliotheken verlockend, ihren eigenen Auftritt im
SocialWeb zu starten.DochderSprung insWeb2.0 ist erst
der Anfang, die Arbeit kommt danach. Idealerweise ist mehr
alseinePersonfürdenSocial-Media-Auftrittzuständig–weil
dieArbeit imTeamsichtbarmehrSpaßmachtunddamitder
FlussnichtaufgrundvonDienst-undUrlaubszeiteninsStocken
kommt.DieVerantwortlichensolltenbereitsmitSocialMedia
unddenKommunikationsgepflogenheitenimWeb2.0vertraut
seinundeigenverantwortlichpostendürfen.Dazubrauchtes
Zeitressourcen,EngagementundvorabeinevernünftigeSocial-
Media-Strategie.
WasSiebedenkensollten,wennSieeinenSocial-Media-Auftrittstarten.
VonSimoneKremsberger
für Ihre Bibliothek
Foto: maigi/Fotolia.com
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Service 3 SoCIALMEDIAFüRBIBLIoTHEKEN
Waswillichdamiterreichen?
Bevor losgepostetwird,solltemansichgemeinsamdieFrage
stellen: Was und wen will ich erreichen? Im Vorhinein muss
abgestimmt werden, welche Informationen vermittelt werden
sollen,anwensiegerichtetsindundwensieüberhaupterrei-
chenkönnen.AuchwennSocialMediavorallemvonJugend-
lichengenutztwerden,sinddiesenichtunbedingtaufBiblio-
theksseitenunterwegs.SievernetzensichimWebvorallemmit
FreundinnenundFreunden.EssindeherdieälterenNutzerIn-
nen,die Informationenüber sozialeNetzwerkeeinholen.Die
Erwartungensolltemannichtallzuhochstecken:Nichtimmer
setztderErfolgsofortundaugenscheinlichein.
WelcherKanalpasstzumir?
Facebook ist derzeit das verbreitetste soziale Netzwerk, und
auchBibliothekenfindenhierdiegrößteReichweite.Google+
hat erst kürzlich Unternehmensseiten erlaubt, einige öster-
reichische Bibliotheken haben hier bereits Einzug gehalten.
Twitter eignet sich–nachdemdieserMikroblog-Dienstnoch
nichtsoetabliertist–derzeiteherfürgroßeBibliotheken.Hier
findenauchWeb2.0-begeisterteBibliothekarInnenAnschluss.
PlattformenwieYouTubeundFlickrsindsinnvollfürBibliothe-
ken,dieFotosundVideospostenwollen;einstandortbezogener
Dienst wie Foursquare für solche, die NutzerInnen auch via
Smartphonebedienenwollen.BlogskönnenzumBeispielPro-
jektebegleiten.AlldieseKanäle(sieheauchFactboxaufS.5)
lassensichleichtindieeigeneWebsiteeinbetten.Ersatzdafür
sindsienicht:MitSocialMediaerreichenSienurdieNutzerIn-
nenderjeweiligenPlattform.
Wassollichposten?
Veranstaltungstipps,InfoszuneuenMedien,Berichterstattung
überAktivitätenderBibliothekhabenebensoPlatzwielustige
AnekdotenausdembibliothekarischenAlltag,FotosundVideos
oderUmfragen. Information istwünschenswert,aberaufden
Unterhaltungswertsolltenichtvergessenwerden.
Wichtigistes,dieMöglichkeitendesMediumszunutzenund
denNutzerInnendesNetzwerkseinenMehrwertzubieten:vom
GewinnspielbiszurEinbettungdesBibliothekskatalogsindie
sozialePlattformistvielesmöglich.HaltenSiedenKommuni-
kationsflussamLaufen!
To do and not to do> Sprache und Kommunikation
InsozialenNetzwerkenherrschteinlockererUmgangston.Pres-
semeldungs-StilbringtIhnenkeineFans.VergessenSienicht,
dassesimWeb2.0vorallemumeinesgeht:Austausch.Hier
wird nicht in eine Richtung kommuniziert, idealerweise ent-
stehteinDialogmitdenNutzerInnen.BetreuenSieihreFans
dahergut.Dazugehörtesauch,KritikPlatzzugebenundauf
Beschwerdeneinzugehen.
> Achtung, Rechte!
BevorSieTexte,Musik,VideosoderFotosposten,klärenSie
dieUrheberrechteab.Fotos,die imInternetzufindensind,
sindkeineswegs automatisch frei zu verwenden! FragenSie
beimUrheberumErlaubnisodersuchenSieaufFotoplattfor-
men (wie z. B. www.flickr.com/creativecommons)nach Bil-
dernmitsogenanntenCreative-Commons-Lizenzen,dieunter
bestimmtenBedingungenwieNamensnennungfreiverwendet
werdenkönnen.
> Datenschutz und Privatsphäre
EinigesozialeNetzwerkesteheninKritik,dieDatenderUserIn-
nennichtentsprechendzuschützen.DochauchdieNutzerIn-
nengehenoftsorglosmitihrenDatenum.DenkenSiedaran,die
PrivatsphäreIhrerMitarbeiterInnen,KundinnenundKundenzu
wahren.PostenSienichts,wasanderebloßstellenkönnte.Fra-
genSieambestenimmernach,bevorSieFotosmiterkennbaren
PersonendaraufinsNetzstellen.BeiKindernmüssendieEltern
ihreEinwilligunggeben.
> Bleiben Sie dran!
„WirsindjetztauchaufFacebook“reichtnichtaus–werhier
tatsächlichmitspielenwill,mussdranbleiben:regelmäßigNews
posten,KommentareundAnfragenbetreuenundMonitoring
betreiben,umdenAuftrittweiterzuoptimieren.WennSieSocial
Mediaausprobierenwollen,machenSieeinenVersuchundblei-
benSieamBall,aberlassenSieIhreSeitenichtdahindümpeln,
denndamitistdenFansundderBibliotheknichtgedient.
Linktipp 4DieKommissionfürone-Person-LibrariansdesdeutschenBerufsverbandesInformationBibliothekbietetdieCheckliste Nr. 33: Eine Facebook-Seite für die One-Person Library anlegen zumDownloadunter: www.bib-info.de/kommissionen/kopl/publikationen/checklisten.html
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SoCIALMEDIAFüRBIBLIoTHEKEN4Service
VonSimoneKremsberger
ErfolgreichimWeb2.0
Ein Social-Media-Auftritt ist schnell
eingerichtet–istaberkeinrechterPlan
dahinterundweißmannichtumDosund
Don‘ts,kannerbekannterweiseebenso
schnell zum Social-Media-Absturz wer-
den. Damit Unternehmen und organi-
sationenwieauchBibliothekennicht in
Fettnäpfchentretenundsicherfolgreich
imWeb2.0präsentierenkönnen,sollten
sie sich vorabkundigmachenundeine
Social-Media-Strategieüberlegen.Mitt-
lerweilegibteszumThemaeinigeRat-
geberamMarkt–dieserBandstelltauf
übersichtliche und verständliche Weise
die Grundlagen des Social-Media-Mar-
ketings vor, präsentiert Fallstudien und
gehtaufdiewichtigstenPlattformenim
Web2.0ein.DieAutorinzeigtdieUnter-
schiedezumtraditionellenMarketingauf
undgibtTipps,welcheZieleüberwelche
Kanäleambestenzuerreichensind.Für
EinsteigerundFortgeschrittene.
Heymann-Reder, Dorothea : Social-
Media-Marketing : erfolgreiche
Strategien für Sie und Ihr Unter-
nehmen / Dorothea Heymann-Reder.
– München [u.a.] : Addison-Wesley ,
2011.–269S.:Ill.,graph.Darst.
ISBN978-3-8273-3021-5
kart.:EUR30,70
DasFacebook-Märchen
Wäre Facebook ein Land, wäre es das
drittgrößte auf der Welt. Mit solchen
MeldungenbringtunsderSocial-Media-
Gigant immerwiederzumStaunen.Der
allgemeine Jubel mischt sich jedoch
zunehmendmitKritik,vorallemwasden
Umgang mit den Daten der UserInnen
angeht.AufalleFällehatdieFacebook-
GeschichtedasZeugzumMärchen:Was
ineinerStudentenbudealsBasteleieines
Nerdsbeginnt,wirdzuminternationalen
Massenphänomen und macht Gründer
Mark Zuckerberg zum Helden des Web
2.0. Kein Wunder, dass Hollywood den
Stoff bereits auf die große Leinwand
gebannthat.DerJournalistDavidKirk-
patrickhatvieleGesprächemitZucker-
bergundseinenGefährtengeführtund
sorgfältignachrecherchiert.Werinallen
DetailsdieFacebook-Geschichteunddie
Hintergründe des Internet-Imperiums
nachlesenmag,findethierumfang-und
faktenreiche Lektüre. Fans werden den
„Facebook-Effekt“liken.
Kirkpatrick, David : Der Facebook-
Effekt : hinter den Kulissen des
Internet-Giganten / David Kirkpat-
rick. Aus dem Amerikan. von Karsten
Petersen.–München:Hanser,2011.
–402S.
ISBN978-3-446-42522-4
ISBN3-446-4252
festgeb.:EUR25,60
WiegehtTwitter?
Nur140Zeichen stehenTwitterernpro
MeldungzurVerfügung.Dochaufklei-
nem Raum hat neben dem alltäglichen
„Zwitschern“,wiesichTwitternüberset-
zenlässt,auchGroßesPlatz.Hierwurden
Wahlkämpfe geführt und Revolutionen
organisiert. Medien- und Kreativleute
lieben den Mikroblogging-Dienst, und
auch eine Schar von BibliothekarInnen
LiteraturzumThema
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Service 3 SoCIALMEDIAFüRBIBLIoTHEKEN
postethier regelmäßig zumFach.Die-
ses ebensokenntnisreichwie anschau-
lichaufbereiteteBüchleinimhandlichen
Querformat erklärt, wie Twitter funk-
tioniert: wie man einsteigt und wel-
che Basics man wissen sollte, wie man
interessanteTweetsundguteFollower
findet, wie man Twitter als Veröffent-
lichungsplattform und fürs Business
nutzenkann.EinebrauchbareAnleitung
–undauchTwitter-KennerInnenfinden
hiernochnützlicheTipps. Inderselben
ReihebietetderVerlagdas„Facebook-
Buch“sowieRatgeberzuFacebook-und
Social-Media-Marketingan.
o‘Reilly, Tim : Das Twitter-Buch /
Tim o‘Reilly und Sarah Milstein mit
VolkerBombien...2.Aufl.–Köln[u.a.]:
o‘Reilly,2011.–VIII,268S.:Ill.
ISBN978-3-89721-591-7
kart.:EUR18,40
Linktipps
4Social Media Report
JederzweiteInternetuserinÖsterreichverwendetregelmäßig
SocialMedia,undFacebookistzumMassenphänomengewor-
den:DassindErgebnissedes„SocialMediaReports2011“.Der
BerichtbasiertaufDatendesAustrianInternetMonitorsund
desSocialMediaRadars–hierfindenSieauchaktuelleZahlen
undUser-RankingszuFacebook,TwitterundGoogle+:
http://socialmediaradar.at
4Bibliotheken im Web 2.0
WeristimSocialWebaktiv?EineListevonBibliothekenund
benachbartenSeitenaufFacebookfindetsichunter
http://liswiki.org/wiki/Libraries_at_Facebook,eineAufstel-
lungfürTwitterunterhttp://liswiki.org/wiki/Microblogs.
KleinereundneuereAuftrittesind(noch)nichtintegriert–es
empfiehltsich,etwaaufFacebookselbstnachdendortpräsen-
tenösterreichischenBibliothekenzusuchen.
4BibCharts
FollowerzahlengebennurbedingtAuskunftüberdieAktivität
einerBibliothek.DennochsindRankingsBarometerfürgewisse
Trends.DiemonatlicherstelltenBibChartsdesZBW(Leibniz-
InformationszentrumWirtschaft)zeigen,wievieleFacebook-
FansundTwitter-FollowerBibliothekenimdeutschsprachigen
Raumverzeichnen.DerzeitführendbeidenFacebook-Fans:die
BüchereienWien.http://bibcharts.eu
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