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Foto: Anna Leitenstorfer/Delta Cultura echo 1/2008 Sport für Entwicklung Sport für Entwicklung Österreichische Initiativen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Südosteuropa Österreichische Initiativen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Südosteuropa www.fairplay.or.at

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Page 1: Sport für Entwicklung · den Müttern zusammen. Bei der Gründung der MYSA 1987 stand die Idee im Vordergrund, den populären Fuß-ball als Mittel der sozialen Entwicklung einzusetzen

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Sport für EntwicklungSport für EntwicklungÖsterreichische Initiativen in Afrika, Asien,Lateinamerika und SüdosteuropaÖsterreichische Initiativen in Afrika, Asien,Lateinamerika und Südosteuropa

www.fairplay.or.at

RZ_S+E 15.01.2008 18:23 Uhr Seite 1

Page 2: Sport für Entwicklung · den Müttern zusammen. Bei der Gründung der MYSA 1987 stand die Idee im Vordergrund, den populären Fuß-ball als Mittel der sozialen Entwicklung einzusetzen

q In der internationalen Entwicklungspolitikhat der Sport in der jüngsten Vergangenheit –ähnlich der Kultur – einen beachtlichen Aufstiegerlebt. Eine steigende Zahl an Initiativen undProjekten belegen, dass Sport und Entwicklungauch in Österreich zu einem ernstzunehmendenBereich der Entwicklungszusammenarbeit ge-wachsen ist.

Ziel der vorliegenden Broschüre ist es, eineAuswahl der über die letzten Jahre in Österreichinitiierten innovativen Projekte zu dokumentie-ren und damit den Ansatz Sport for Develop-ment sicht- und nachvollziehbar zu machen. Diebeim ersten Dialogforum Sport und Entwick-lung begonnene Vernetzung und der Erfah-rungsaustausch zwischen NGOs, Sportorganisa-tionen und politischen EntscheidungsträgerIn-nen wird mit dieser Broschüre vertieft.

Eine der ersten heimischen Organisationen,die Sport mit entwicklungspolitischer Bildungs-arbeit und dem Engagement gegen Rassismusverbindet, ist das Wiener Institut für internatio-nalen Dialog und Zusammenarbeit (vidc). Dievidc-Initiative FairPlay. Viele Farben. Ein Spielnutzt seit 1997 das Interventionsfeld Sport zurgesellschaftlichen Transformation. Die globaleFaszination des Fußballs gepaart mit seinen ein-fachen und international gültigen Regeln machtihn zu einer gemeinsamen Sprache, welche dieGrenzen der Kulturen, Sprachen, ethnischenHerkünfte und Religionen potentiell transzen-dieren kann. Im heurigen Europäischen Jahr desInterkulturellen Dialogs und anlässlich des Me-gaevents UEFA EURO 2008 gilt es, an das Po-tenzial des Sports für die Schaffung einer ge-rechteren Welt und einer Gesellschaft frei vonDiskriminierung zu erinnern.Viel Spaß beim Lesen wünschen im Namen desFairPlay-Teams Kurt Wachter und Bettina Surtmann

Kontakt:T:+43/(0)1/7133594-90E-Mail: [email protected]

q Dialogforum Sport und Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

q Sport: eine neue Methode in der EZA . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

q Interview mit Oliver Stamm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

q Sport macht nicht alle gleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

q Gegen Nationalismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

q Für Frieden und soziale Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

q Eine Halbzeit für Burkina Faso . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

qWomen swimming into the future . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

q Escola Futebol Tarrafal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

q Interview mit Katarina Rázová . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

q Interview mit Reinhold Lopatka . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

q Laufen macht gesund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

q Kinder fördern – Frieden schaffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

qWohnen – Lernen – Spielen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

EDITORIAL

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Österreichische Entwick-lungszusammenarbeit:Sport und Entwicklung

q Sport bewegt die Welt und ist fixer Be-standteil im Leben vieler Menschen. Die Ös-terreichische Entwicklungs- und Ostzusam-menarbeit (OEZA) ist sich der Bedeutung be-wusst, die Sport in Entwicklungsprozessenspielen kann und ist bestrebt, dieses Potenti-al zu nutzen. Sport vermittelt nicht nur posi-tive Werte wie Respekt und Fairness, son-dern bringt oft Menschen aus unterschiedli-chen kulturellen Zusammenhängen auf fried-liche Weise zusammen. Aktuelle Ereignissewie die Fußball-Europameisterschaft 2008 inÖsterreich und der Schweiz, die OlympischenSommerspiele in Peking sowie der Ausblickauf die Fußball-WM 2010 in Südafrika bietendie Chance, eine breite Öffentlichkeit aufentwicklungspolitische und interkulturelleFragen aufmerksam zu machen.

Die Österreichische Entwicklungszusam-menarbeit unterstützt zahlreiche Informa-tions- und Bildungsprojekte in Österreichund leistet damit einen wesentlichen Beitrag,das Interesse und Engagement für Entwick-lungszusammenarbeit und interkulturellenDialog zu stärken. Unter anderem fördert dieOEZA die Initiative „FairPlay. Viele Farben. EinSpiel.“ mit ihren Aktivitäten im Zeichen vonAntirassismus und Entwicklungspolitik.

Im EU-Jahr des Interkulturellen Dialogs2008 werden mögliche Synergien genützt,um das Konzept „Sport und Entwicklung“ inProjekten zu berücksichtigen.

Côte d‘Ivoire mitChelsea-Star Drogbazeigt am InnsbruckerTivoli Rassismus dieRote Karte

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Page 3: Sport für Entwicklung · den Müttern zusammen. Bei der Gründung der MYSA 1987 stand die Idee im Vordergrund, den populären Fuß-ball als Mittel der sozialen Entwicklung einzusetzen

q Nach dem erfolgrei-chen UNO Jahr desSports und der Sport-erziehung organisiertedas Wiener Institut fürinternationalen Dialogund Zusammenarbeit(vidc) in Kooperationmit dem BKA-SektionSport das erste öster-reichweite „Dialogfo-rum zu Sport und Ent-wicklung“. Internatio-nale ExpertInnen dis-kutierten im Septem-ber 2006 gemeinsammit 70 VertreterInnenvon Sportverbänden, Nichtregierungsorganisa-tionen und politischen EntscheidungsträgerIn-nen über den Nutzen des Sports in der Entwick-lungszusammenarbeit.

Eröffnet wurde die Veranstaltung im Haus desSports von Nationalratspräsidentin und Präsi-dentin des vidc Barbara Prammer und vom frü-heren Bundespräsidenten der Schweiz, AdolfOgi (Foto).

Adolf Ogi, seit 2001 UN-Sonderberater fürSport im Dienste von Entwicklung und Frieden,betonte in Wien: „Mein Ziel ist es, eine neue Ge-neration aufzubauen, die durch die Lebens-schule Sport gegangen ist und gelernt hat zuverlieren, gewinnen und Respekt voreinanderzu haben. Diese Generation wird uns zukünftigregieren.“

Der Erfahrungsaustausch über den Ansatz„Sport für Entwicklung“ wurde 2007 in Form ei-nes Vernetzungsworkshops fortgesetzt. Bereitsmit Blick auf die WM 2010 in Südafrika wirdheuer mit Unterstützung der ÖsterreichischenEntwicklungszusammenarbeit, der Dialog rele-vanter österreichischer AkteurInnen im Bereich„Sport und Entwicklung“ weitergeführt. Konkre-te Vorhaben sind zudem eine Informationsver-anstaltung zum Afrika Cup 2008, ein Begleitpro-gramm zum Länderspiel Österreich – Nigeria(28. Mai), ein internationales Jugendturnier un-ter dem Motto „Fußball verbindet die Alpen, dieAdria und den Balkan“ zu Pfingsten und die Pro-duktion eines FairPlay-Jugendmagazins zumProjekt Euroschools 2008 und dem BA-CA StreetSoccer Cup 2008. In Frühjahr erscheint in derTageszeitung Kurier eine Beilage zu Sport undEntwicklung.

Die Zusammenfassung zum Dialogforumkann über die FairPlay Homepage als PDF her-untergeladen werden.www.fairplay.or.at

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Erstes Dialogforum zuSport und Entwicklung

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BAOBABEntwicklungspolitische Bildungs- und Schulstelle für GLOBALES LERNEN

q BAOBAB wurde 1993von der Südwind-Agen-tur, dem Österreichi-schen Entwicklungs-dienst (ÖED) und der Drei-königsaktion der Katholi-schen Jungschar (DKA) als gemeinsame Bil-dungs- und Schulstelle ins Leben gerufen. Siewird von der Österreichische Entwicklungszu-sammenarbeit maßgeblich gefördert. DerVerein BAOBAB bietet Information für Exper-tInnen, dokumentiert, verkauft und verleihtMaterialien und Medien für die entwicklungs-politische Bildungsarbeit. Darüber hinaus ko-ordiniert sie das österreichische Netzwerk ent-wicklungspolitischer Infotheken.

Über die BAOBAB-Website haben Sie Zugriffauf den Online-Katalog der Bibliothek und dasgesamte Angebot.

Kontakt:Magdalena EmprechtingerBAOBAB – Entwicklungspolitische Bildungs-und SchulstelleBerggasse 7, 1090 WienT:+43/(0)1/3193073F:+43/(0)1/3193073–290E-Mail: [email protected]

DVD

Die Welt ist rundFußballträume – Fußballrealitäten

q Die DVD enthält fünf Fil-me zum Thema Fußball. DerImpulsfilm The Ball ermög-licht einen witzigen Einstiegin das Thema AIDS.

In Balljungs berichtenzwei Burschen aus Pakistanüber ihren Alltag. Assan undSagir nähen Tag für Tag Bäl-le. Sie träumen davon, eines

Tages in die Schule gehen zu können.Der Film Mika, Chula und Karma zeigt un-

terschiedliche Lebenswelten von Mädchen undBurschen auf.

In Adelante Muchachas steht Mädchenfuß-ball im Mittelpunkt.

Der Dokumentarfilm Sold out berichtet überden Handel mit Fußballspielern aus Ghana zueurpäischen Fußballklubs.

Die DVD eignet sich für Kinder ab zehn Jah-ren. Preis: Euro 40,-, inklusive Recht zur nicht-gewerblichen Nutzung. Mit VerleihrechtenEuro 70,-, jeweils exklusive Porto.

DIALOG

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q Im Vorfeld von Fußballgroßveranstaltungen wie derFußball-Weltmeisterschaft 2006 oder der bevorstehen-den Fußball-Europameisterschaft 2008 in Österreich undder Schweiz scheint sich (fast) alles um den Sport zudrehen. KünstlerInnen, PolitikerInnen, ÖkonomInnenund sogar kritische Intellektuelle, die sich im Allgemei-nen den kickenden AkteurInnen auf dem grünen Rasenkulturell überlegen fühlen, widmen sich immer öfterdem massenkompatiblen Phänomen.

TheoretikerInnen sprechen von Sport als der neuenkulturellen Leitwährung, die unter anderem über dasTrägermedium Fernsehen maßgeblich Werte und Ein-stellungen von Jugendlichen formt und beeinflusst. DieSuperstars des Sports sind weltweit funktionierendeRollenmodelle, sie verkörpern wie kaum eine andere Be-rufsgruppe eine neoliberale Ideologie des Erfolgs undder Leistung. Vermarktbare Sportarten scheinen heuteunweigerlich mit Kommerzialisierung, Korruption, Men-

schenrechtsverletzungen und Dopingbetrug verbundenzu sein. Wie jede Populärkultur ist auch der Sport ambi-valent. So bietet er durchaus ein Potential zur gesell-schaftlichen Transformation und Emanzipation und istein Instrument, um die soziale Integration, Solidarität,Gesundheit und das friedliche Zusammenleben inner-halb und zwischen Kulturen zu fördern.

Sport für EntwicklungNachdem die Rolle des Sports in der Entwicklungspo-

litik lange ignoriert wurde, hat dieser während der letz-

ten Jahre einen beachtlichen Aufstieg erlebt. Die Verein-ten Nationen haben das Jahr 2005 zum „InternationalenJahr des Sports und der Sporterziehung“ erklärt. Ziel wares, die Kraft des Sports für die Realisierung elementarerWerte und Zielsetzungen wie Gerechtigkeit, soziale Ko-häsion, Solidarität, Förderung von Kindern und Jugendli-chen, sowie die Verbesserung von Gesundheit, Bildungund der wirtschaftlichen Entwicklung zu nutzen.

Im Zuge der weltweiten Mobilisierung für das Ak-tionsjahr wurde der Sport als Träger einer entwicklungs-politischen Botschaft z.B. im Kampf gegen HIV/AIDS,der Erreichung der Millennium Entwicklungsziele derVereinten Nationen (MDGs) und in Ergänzung zu ortho-doxen Methoden der Armutsbekämpfung in der Projekt-arbeit im Süden eingesetzt.

Ein Vorzeigeprojekt ist dabei die Mathara Youth SportAssociation (MYSA) in der kenianischen Hauptstadt Nai-robi. Die über 500.000 EinwohnerInnen des Armenvier-tel Mathara leiden besonders an der gravierenden Um-weltverschmutzung und der hohen Kriminalität. DieMehrheit der Haushalte setzt sich aus allein erziehen-den Müttern zusammen. Bei der Gründung der MYSA1987 stand die Idee im Vordergrund, den populären Fuß-ball als Mittel der sozialen Entwicklung einzusetzen.

Inzwischen ist die MYSA mit 14.000 Mitgliedern eineder größten Jugendorganisationen in Afrika. Über 1.000Mannschaften, davon über 200 Mädchenteams, spielenin 100 Ligen für die Altersgruppe der neun- bis 18-jähri-gen. Neben dem Sport bietet die MYSA auch ein Stipen-dien– und Berufsbildungsprogramm an.

Welche positive Mobilisierungskraft Sport habenkann, zeigt sich am Beispiel der Sportart Kricket. Bereitsim ersten Monat nach der Tsunami Katastrophe wurdenmit einem Benefizspiel in Melbourne 15 Millionen US-Dollar aufgebracht, mit denen in Sri Lanka 276.000Menschen direkt unterstützt, 65 Schulen wiederaufge-baut und über 100 Sportplätze errichtet werden konn-ten. Später gelang es ebenfalls über Kricket, die Bezie-hungen zwischen den verfeindeten Atommächten In-dien und Pakistan zu entspannen. Im April 2005 kam diepakistanische Kricket-Mannschaft auf Besuch nach In-dien und wurde dabei begeistert empfangen. Zum er-sten Mal nach Jahrzehnten verkehrten zu diesem Anlassauch wieder Busse zwischen den beiden Ländern. DieAtmosphäre in den Stadien war nicht mehr vergiftetund es wurde gemeinsam angefeuert und gefeiert.

Ein Blick auf die SchattenseitenBei aller Begeisterung für das neu entdeckte Wunder-

mittel Sport im Kampf für eine bessere Welt müssenauch die Grenzen aufgezeigt werden. Sport per se istnicht gesund, friedlich oder anti-diskriminierend, sondernbesitzt lediglich positive Potenziale, die es zu entwickelngilt. Eine Studie in Deutschland hat gezeigt, dass Jugend-liche, die in Sportvereinen organisiert sind, mehr Alkohol

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ANALYSE

Sport: eine neue Methode in der EntwicklungpolitikDas Wundermittel für eine bessere Welt?Von Kurt Wachter

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Sri Lanka vs. Indien inAbu Dhabi: Der Kricket-

verband organsierte 2005eine Serie von Matches

für die Opfer derTsunami-Katastrophe

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konsumieren als ihre nicht Sport treibenden Altersgenos-sen – Sport als Einstiegsdroge sozusagen.

Die Einnahme illegaler leistungsfördernder Substan-zen ist längst nicht mehr nur ein Problem des klassi-schen Spitzensports. Doping hat auch den Behinderten-sport erfasst, wenn auch die ExpertInnen öffentlich dar-über schweigen.

Im hochbezahlten Ligaalltag in Spanien oder Italien istdie Herabwürdigung von schwarzen Spielern eine stän-dige Begleiterin. Und es sind nicht nur die Fans auf denRängen die mit „Uh, Uh, Uh“-Rufen schwarze Fußballe-rInnen diffamieren, auch FunktionärInnen und Traine-rInnen sind vor Rassismus nicht gefeit. Spaniens Team-chef Luis Aragones nannte den französischen Exwelt-meister Thierry Henry im Oktober 2004 vor laufenderKamera einen „Scheiß N****“. Aragones wurde zu einerGeldstrafte verurteilt und wird bei der Fußball-Europa-meisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz trotz-dem auf der Trainerbank sitzen. Henry nutzte darauf hinseine symbolische Macht und startete mit dem SponsorNike die Anti-Rassismus-Kampagne „Stand up, Speakup“. Das Symbol der Kampagne, ein schwarzweißesArmbändchen, wurde in der Folge über fünf MillionenMal verkauft. Die Einnahmen flossen in einen Fonds zurUnterstützung von Projekten im Kampf gegen Rassis-mus im europäischen Fußball.

Aber auch abseits des Spielfeldes werden die Schat-tenseiten des globalen Sport–Business sichtbar. Firmenwie Nike, Adidas oder Puma sind nicht nur unter Ju-gendlichen bekannt und nicht wenige legen Wert dar-auf, Sportbekleidung dieser Labels zu tragen. Alleine imJahr 2002 soll mit Sportartikeln ein Umsatz von nahezusechzig Milliarden US-Dollar gemacht worden sein. Unddie Sportartikelindustrie boomt weiter. Im Kampf umdie Gunst der KundInnen statten die Unternehmen diesportlichen Idole mit einträglichen Werbeverträgen aus.Gleichzeitig zeigen Untersuchungen und Berichte von

Nichtregierungsorganisationen aber, dass der Welt-markt der Sportbekleidung durchaus problematisch ist.Unzumutbare Arbeitsbedingungen in den Nähereizen-tren Asiens und Osteuropas, in denen vor allem Frauenarbeiten, sind keine Ausnahmen: niedrige Bezahlungsteht an der Tagesordnung, Verträge haben Seltenheits-wert, Gewerkschaften sind oft verboten. In den letztenJahren sahen sich zwar viele Firmen aufgrund öffentli-cher Proteste der VerbraucherInnen gezwungen, Sozi-alstandards auch für die Zulieferbetriebe einzuführen,doch deren Kontrollen sind schwierig.

PerspektivenDer uruguayische Schriftsteller Eduardo Galeano erteilt

uns den Rat: „Um zu verstehen wie die Welt funktioniert,ist es sicherlich nicht schlecht, sich in die Fußballwelt zuvertiefen.“ Sport sei, so Galeano weiter, nicht nur einSpiegel gesellschaftlicher Entwicklungen, sondern viel-mehr selbst ein zentraler gesellschaftlicher Akteur. DasThema Sport sollte m.E. im Rahmen des Globalen Ler-nens eine größere Rolle spielen. Viele Jugendliche sindsportlich aktiv und fast alle besitzen aufgrund ihres Me-dienkonsumverhaltens ein exzessives Trivialwissen überdas Universum des Sports. Besonders am Beispiel desweltweit verbreiteten Fußballs lassen sich im Unterrichtoder in der Projektarbeit Strukturen und Zusammenhän-ge aufzeigen, die den Lauf der Welt bestimmen: Globali-sierung, Nord-Süd-Verflechtungen, Geschlechterverhält-nisse, Rassismus oder soziale Ungleichheit. Der Sport istvielleicht nicht das alleinige Wundermittel an dem dieWelt genesen wird, aber eine lohnende und Ressourceund ein spannendes Lernfeld in der Bildungsarbeit.

Dieser Artikel basiert auf einem Text, der unter dem Titel „Sport und

Entwicklung“ im Juni Heft 2006 der „Materialien und Medien zum

Globalen Lernen“ von BAOBAB – Entwicklungspolitische Bildungs–

und Schulstelle veröffentlicht wurde.

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Der FC Wacker und seine Fans beteiligten sich im UNO-Jahr des Sports 2005an der FairPlay-Stadionaktion unter dem Motto „Kick Poverty“.

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FairPlay: Was sind Ihre Aufgaben als Botschaf-ter von Right To Play?Oliver Stamm: Hauptsächlich soll ich meine Be-kanntheit und meine vielen Kontakte nutzen umzu sensibilisieren, aufmerksam machen aufRight To Play und vor allem auf die MilleniumEntwicklungsziele der Vereinten Nationen, die esgilt, bis zum Jahr 2015 zu erreichen. Wir habennur ein kleines Werbebudget, darum sind dieAthletinnen und Athleten Role Models, Werbe-trägerInnen und Aushängeschilder die die Werteder Organisation nach außen tragen sollen.

Was bedeutet Ihnen diese Aufgabe?Für mich ist es eine große Aufgabe und Heraus-forderung. Ich finde, Right To Play ist eine tolleOrganisation und ich verehre besonders Präsi-dent Johann Olav Koss, den mehrfachen Gold-medaillengewinner im Eischnelllauf. Er ist einerder letzten großen Helden. Er ist wahrlich einfuture world leader! Es bedeutet mir so viel,dass ich bereit bin, ohne Honorar Zeit und Lei-denschaft zu investieren und zu reisen, zu redenund präsentieren.

Wie sehen Sie den Stellenwert und die Rolledes Sports in der österreichischen Entwick-lungszusammenarbeit?

Der Sport spielt nach meiner Einschätzung inder österreichischen Entwicklungszusammenar-beit nicht die Rolle, die er spielen könnte undsollte! Gerade die EURO 2008 bietet in Öster-reich die Chance, in diesem Bereich stärker aktivzu werden.

Haben Sie persönliche Erfahrun-gen, was Sport gegen Armut,Diskriminierung usw. leistenkann?

Ich möchte das Beispiel Zambia er-wähnen. Eine Masern-Impfaktionwar sehr erfolglos verlaufen. DerVersuch, Jugendliche und Kinderzum anstrengenden und langenMarsch in die Gesundheitszentrenzu motivieren war misslungen.

Mein Right To Play-Kollege und Fußballstar Kalus-ha, ein riesiges Idol in Zambia, stellte sein Portraitfür Sammelkarten zur Verfügung. Plötzlich ka-men die Kinder um die begehrten Karten zu er-halten und wurden gleichzeitig geimpft.

Was leistet Right To Play, was andere Organisa-tionen nicht leisten?Die Größe von Right To Play schafft Aufmerk-samkeit, Einfluss und besitzt einen hohen Stel-lenwert. Als Sekretariat der Sport for Develop-ment and Peace International Working Grouporganisieren und gestalten wir Meetings undKonferenzen – machen quasi die Policies. Durchdie starke Nähe zu den Vereinten Nationen undden starken Einsatz von UN-SonderberaterAdolf Ogi spielt Right To Play in höchsten Ebe-nen und hat direkten Zugang zu Regierungen.

Wie können Regierungen und politisch Verant-wortliche in den Ländern des Südens motiviertwerden, für Ihre Anliegen Geld auszugeben?Wir können mit erfolgreichen Projekten denEntscheidungstrttägerInnen zeigen, was mög-lich ist und wie gut es funktioniert.

Welchen Stellenwert messen sie Sportgroßer-eignissen für die Entwicklungszusammenar-beit bei?Man erreicht auf diese Art sehr rasch sehr vieleLeute. Großereignisse sind interkulturell, frie-densstiftend, damit sind sie wichtig und habeneine Vorbildfunktion. Man erreicht Multiplikato-rInnen, PolitikerInnen und SponsorInnen höch-sten Ranges. Es entstehen aber auch neue He-roes, neue Stars die in den Ländern des Südensso wichtig sind, weil diese ihrerseits die Ent-scheidungsträger ihrer Länder erreichen. Veran-staltungen von der Größenordnung wie Olympi-sche Spiele bringen Motivation – alle Kids wollensein wie ihre Idole im Fußball, Basketball usw.

Was leisten Role Models, sprich Spitzen-sportlerInnen für die EZA?Sie können Selbstbewusstsein, Fair Play, Res-pekt für sich und andere, Solidarität und Team-geist, aber auch gesundheitsrelevante Themenvermitteln.

Kontakt: Oliver StammE-Mail: [email protected]

INTERVIEW

Right To PlayRight To Play ist einevon AthletInnen getra-gene, internationale Or-ganisation mit Haupt-sitz in Toronto (Kana-da). Sie nutzt Sport undSpiel, um die Lebens-qualität benachteiligterKinder nachhaltig zuverbessern.

In 24 Ländern imNahen Osten, Afrikaund Asien versuchtRight To Play mit sei-nen Programmen,Menschen die durchKrieg, Gewalt undKrankheiten beein-trächtigt sind, phy-sisch, mentale, emo-tional und sozial zufördern. Dazu zählenauch Gesundheitspro-jekte. Right To Play ar-beitet im Bereich vonHIV/AIDS und Malariamit nationalen Ge-sundheitsbehörden zu-sammen und unter-stützt z.B. Impfaktio-nen.www.righttoplay.com

Oliver Stamm ist Österreichs erster Beachvolleyballprofi, bei den Olympischen Spielen in Sydney 2000 erreichte er den 9. Platz. Seit 2001ist er Athletenbotschafter der internationalen Organisation „Right ToPlay“- einem der ganz großen Player im Bereich Sport und Entwicklung.Bettina Surtmann befragte den nunmehrigen Sportmanager, Moderatorund Dancing Star zu der Arbeit von Right To Play und der Rolle vonSpitzensportlerInnen.

„Athleten und Sportevents haben Vorbildfunktion“

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Page 7: Sport für Entwicklung · den Müttern zusammen. Bei der Gründung der MYSA 1987 stand die Idee im Vordergrund, den populären Fuß-ball als Mittel der sozialen Entwicklung einzusetzen

q Im Rahmen ihres Vortrags beimVernetzungsworkshop des WienerInstituts für internationalen Dialogund Zusammenarbeit (vidc) am 30.November 2007 stellte die Politolo-gin und Projektleiterin für Genderund Sport der SAD, Marianne Meier,Geschlechterverhältnisse und derenRelevanz für den Sport in den Mit-telpunkt ihrer Präsentation. Hier ei-ne kurze Zusammenfassung ihrerwichtigsten Aussagen.

Gender meint alleSport und Entwicklungszusam-

menarbeit treffen sich im Bereichder soziokulturellen Rahmenbedin-gungen, auf nationaler, regionalerund lokaler Ebene. Dazu zählen ein-erseits wie etwas und was als Sportdefiniert wird, andererseits wie undmit welchen Assoziationen Männ-lichkeit und Weiblichkeit verbundensind, wie „Körper“ in Bezug aufmännliche und weibliche Rollenbil-der angewendet wird, und schließ-lich ob und wie öffentliche Raumbe-anspruchung (Visibilität) die mitsportlicher Aktivität einher geht, ver-handelt wird.

Wie und auf welche Art und WeiseMädchen und Frauen sich in Län-dern des Südens sportlich betätigen,hängt maßgeblich von eben diesenFaktoren ab. Sind Frauen aus demgesellschaftlichen Leben ausge-schlossen beziehungsweise unter-liegt ihre persönliche Freiheit räumli-chen Grenzen, können sie sich in derÖffentlichkeit nicht frei bewegen.Das wird auch in der Selbstwahrneh-mung der Mädchen und Frauen of-fenkundig, die dann nicht einfachauf die Straße laufen, weil sie einenBewegungsdrang verspüren.

Es müssen innere und nicht nuräußere Grenzen überwunden wer-den. Je älter Mädchen werden, umsogeringer wird in der Regel ihr Ak-tionsradius. Der Vorteil von Sport (inder Entwicklungszusammenarbeit)liegt darin, dass er es möglich machtTabus anzusprechen z.B. werdenKörperlichkeit, HIV/AIDS, Prävention,

Gesundheit, Selbstempfinden,Selbst- und Fremdwahrnehmungusw. thematisiert und darüber Wis-sen vermittelt.

Gegen IgnoranzIn manchen Kulturen braucht es

nur „ordentliche“ Sportbekleidungoder entsprechende sanitäre Anla-gen für Mädchen und Frauen, umden Ball ins Rollen zu bringen. Man-che Sportarten sind Nischen fürMädchen und Frauen, zu anderenhaben sie je nach Land, Region oderKultur keinen Zugang. Deshalb mussim Rahmen der Entwicklungszusam-menarbeit großes Augenmerk undSensibilität für die ungeschriebenenGesetze der Geschlechter aufge-bracht werden, will man vermeidenFrauen und Mädchen zu benachteili-gen oder auszugrenzen.

Genderexpertin Meier merkt an,dass es an verlässlichen Zahlen undDaten fehle, die Aufschluss über dieWirkungen, Mängel und Fehler inder Entwicklungszuammenarbeit ge-ben könnten. Deshalb sei es wichtig,auch in die längerfristige Forschungzu investieren, um für die Zukunftdie richtigen Schritte setzen zu kön-nen.

AkteurInnen, die Sport als Instru-ment in der Entwicklungszusam-menarbeit einsetzen möchten, müs-sen sich fragen: wen will ich fördern?Wie kann das geschehen, ohne be-stehende diskriminierende Routinenzu perpetuieren?

Nicht überall sind Frauen- und Mädchenförde-rung gewünscht oder notwenig, dies sollte aberauch konsequenterweise kommuniziert werden.„Es ist völlig in Ordnung, wenn ein Projekt nurfür Jungs gemacht wird. Nur sollte dann nichtvon Jugendlichen und Kindern die Rede sein,denn das würde bedeuten, dass auch Mädchengemeint sind!“, stellt Meier klar.

Empfehlungen:Folgende Faktore sind bei der Umsetzung von

Sportprojekten für Mädchen und Frauen relevant:

q Eigenheit von Sportarten

q Ausmaß des Körperkontaktes

q Koedukation/Seedukation (Def.: getrennteKlassenführung von Mädchen und Jungen,aber auch Weißen und Schwarzen etc.)

q Psychosoziale Bedürfnisse der Betroffenen

q Scheinbare Neutralität von Sportarten hin-terfragen

q Raum beanspruchen

q Gefahrenpotentiale für Mädchen/Frauen ab-klären (Ausgrenzung, Gewalt etc.)

q Ganzheitliches Verständnis von GenderEyes–opening Effekt, Männer/Burschen sindnicht ausgegrenzt, sondern gefordert zupartizipieren

q Vorbilder identifizieren und einsetzen

q Vorbildfunktion wahrnehmen (Verantwortung)

VORTRAG

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Swiss Acadamy forDevelopment – SADWesentlicher Bestandteil einer geschlechter-sensiblen Projektplanung und -umsetzungsind die Überprüfung und Evaluierung derangewendeten Praktiken und die strukturelleAusrichtung von Projekten.

Das Projekt Gender, Sport und Entwicklungder SAD erforscht die Wechselwirkungen zwi-schen Sport und Geschlechternormen im Ent-wicklungskontext, erarbeitet praxisrelevanteEmpfehlungen für die konkrete Projektarbeitund vernetzt AkteurInnen im Bereich Gender,Sport und Entwicklung.

Bisherige Resultate zeigen, dass Sport Mäd-chen und Frauen den Zugang zum öffentlichenRaum erleichtern kann, wo sie sich treffen kön-nen, neue Fähigkeiten und ein stärkeres Kör-perbewusstsein entwickeln und dadurch mehrSelbstvertrauen gewinnen. Der Einbezug einerGeschlechterperspektive kann den Erfolg vonSportprojekten also begünstigen.

Kontakt: Dr. Marianne MeierSwiss Academy for Development – SADBözingenstraße 71, 2502 Biel, SchweizT: +41/(0)32/344 30 50E-Mail: [email protected]

Sport macht nicht alle gleich„Um den Sport als ein Instrument gegen Diskriminierungeinsetzen zu können, brauchen wir einen breiten Sport-begriff“, ist Marianne Meier von der Swiss Acadamy forDevelopment – SAD überzeugt. Von Bettina Surtmann.

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Page 8: Sport für Entwicklung · den Müttern zusammen. Bei der Gründung der MYSA 1987 stand die Idee im Vordergrund, den populären Fuß-ball als Mittel der sozialen Entwicklung einzusetzen

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q Fußball kann einerseits Rassismus, Nationa-lismus und andere Formen von Diskriminierungbekämpfen und andererseits gleichzeitig Kon-flikte konstituieren. Am Beispiel Ex-Jugoslawienswird dies besonders deutlich. Menschen kamenauf FairPlay-vidc zu und fragten, ob die Kam-pagne gegen Rassismus im Fußball nicht aucham Balkan initiiert werden könnte! Ausgangs-punkt waren Kontakte in Serbien, wo die Kam-pagne den Anfang nahm. „Allerdings war esFairPlay-vidc von Beginn an wichtig, dass auchandere Staaten am Balkan in die Aktionen ein-gebunden werden“, bekräftigt Michael Faniza-deh von FairPlay-vidc.

Neben Gastgeber FK Smederevo nahmen dieJugendteams Vardas Skopje aus Mazedonien,FK Sarajevo aus Bosnien und Herzegowina, HNKOrient Rijeka aus Kroatien, ZSKA Sofia aus Bulga-rien sowie FK Partizan Belgrad, OFK Belgrad undFK Mladost Apatin aus der Vojvodina aus Serbienam U16-Bewerb teil. Die beteiligten Mannschaf-ten freuten sich über die friedliche und freundli-che Atmosphäre während der drei Tage.

Aktionen 2007Im August 2007 startete das Projekt „Football

Unites Alpe, Adria and the Balkans” in Partner-schaft mit FARE und einem Regionalturnier ge-gen Nationalismus am Balkan im serbischen Pa-racin. Die Jugendmannschaft von Rad Belgradgewann dieses Turnier und fuhr wie der Siegereines weiteren Regionalturniers in Pljevelja(Montenegro) zum Finalturnier am 12. Augustnach Sarajevo, der Hauptstadt von Bosnien undHerzegowina. Munib Usanovic, Generalsekretärdes bosnischen Fußball Verbands, unterstütztedie Aktion, denn „in unserem Land gibt es sehrviel Nationalismus“. In diesem Sinne lautete derSlogan des Events: „Nein zu Rassismus – StopNationalimus“.

In Sarajevo haben Jugendteams aus Bosnienund Herzegowina (Bosniakisch-Kroatische Föde-ration und Republika Srbska), Kroatien, Monte-negro und Serbien teilgenommen, um gemein-sam ein Fest gegen Rassismus, Chauvinismusund Intoleranz am Balkan zu feiern.

Workshops in Schulen wurden organisiert undInfomaterial verteilt. Für viele der Jugendlichen

war es der erste Kontakt mit Gleichaltrigen ausanderen Staaten des ehemaligen Jugoslawiens.Denn so selbstverständlich die Kontakte früherwaren, so gibt es heute kaum inerethnische Ko-operationsprojekte am Balkan und noch weni-ger, um dabei Nationalismus zu überwinden.

ZukunftspläneAuch 2008 und darüber hinaus soll die Kam-

pagne am Balkan fortgesetzt werden. DerSchwerpunkt der Aktivitäten liegt weiterhin amsüdlichen Balkan, also in den Staaten Mazedo-nien, Bosnien und Herzegowina, Monteneground Serbien. Finanziert wird die Kampagne biszum Ende 2008 von Nike und der King BadouinFoundation, für die Zeit danach werden neueUnterstützerInnen gesucht.

BALKAN

Die Kriege und der ZerfallJugoslawiens bedeutete für vieleFußballklubs eine Zäsur. Die neu ge-gründeten Ligen und Nationalteamsder neuen Staaten am Balkan könnenbis heute nicht an alte Erfolge an-knüpfen und verlieren ihre bestenSpielerInnen häufig an ausländischeKlubs, z.B. an Österreich.

FARE Aktionswoche 2007Bei der 8. FARE Aktionswoche vom 17. bis 30.Oktober 2007 fanden Maßnahmen in allenLändern des ehemaligen Jugoslawien statt:Mazedonien: Aktionen mit der Liga und dem

Verband, sowie von NGOs und Roma Verei-nigungen.

Serbien: Beteiligung der gesamten serbischenErsten Liga. Ein Höhepunkt war die Aktionam 31. Oktober beim Spiel Partizan Bel-grad – Borac Cacak und ein Jugendturniervon ethnischen Minderheiten in Smederevo.

Bosnien und Herzegowina: Aktion beim Län-derspiel Bosnien – Norwegen, sowie bei ei-nem Liga Match in Mostar.

Kroatien: Beteiligung der Futsal League inRijeka.

Montenegro: Beteiligung der Ersten Liga ander Aktionswoche.

Kontakt: Mag. Michael FanizadehFairPlay-vidcKoordinationsbüro von FARE – FootballAgainst Racism in EuropeMöllwaldplatz 5/3. Stock, 1040 WienT:+43/(0)1/7133594–91F:+43/(0)1/7133594–73E-Mail: [email protected], www.FAREnet.org

Gegen Nationalismus

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FairPlay. Viele Farben.Ein Spiel. besteht seitzehn Jahren am WienerInstitut für internatio-nalen Dialog und Zu-sammenarbeit (vidc)und organisiert Maß-nahmen im Bereichder Rassismusbekämp-fung im österreichi-schen Fußball. Seit1999 koordiniert Fair-Play-vidc zudem daseuropaweite NetzwerkFARE – FootballAgainst Racism in Eu-rope. Momentan sindüber 250 Faninitiati-ven, antirassistischeFußballprojekte,MigrantInnenorganisationen, Vereine undSpielerInnengewerkschaften in 38 Ländernbei FARE aktiv.

FARE ist einer vonvier langfristigen Soci-al Responsibility Part-nern der UEFA. FAREwurde beauftragt, beider UEFA EURO 2004in Portugal erstmalsein präventives Pro-gramm gegen Rassis-mus und zur Betreu-ung von Fans durchzu-führen, welches bei derEURO 2008 in Öster-reich und der Schweizfortgesetzt wird.

FOOTBALLBRIDGES THEWORLD ist dieSchwerpunktaktion derKatholischen Männerbe-wegung/ Aktion SEI SOFREI anlässlich der EU-RO 2008 in Österreich.www.seisofrei.at

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Page 9: Sport für Entwicklung · den Müttern zusammen. Bei der Gründung der MYSA 1987 stand die Idee im Vordergrund, den populären Fuß-ball als Mittel der sozialen Entwicklung einzusetzen

q Fußball hat über das Spielfeld hinaus viel Po-tential, um gesellschaftspolitisch Akzente zu set-zen. Seine Popularität und die öffentliche Auf-merksamkeit, die ihm zuteil wird, ermöglichenes, mit einem Schlag politische Botschaften vie-len Menschen zu vermitteln. Kampf gegen Ras-sismus und ein konstruktiver Dialog der Kulturenzwischen Nord und Süd können bei Sportgroß-veranstaltungen wie dem Afrika Cup oder derEURO 2008 auf vielfältige Weise erfolgen.

Chancen wahrnehmenSOS-Kinderdorf International hat es sich zum

Ziel gesetzt, Fußball als entwicklungspolitischeMaßnahme für die Jugend einzusetzen und fürMenschenrechte und gegen Gewalt zu werben.12.000 bis 15.000 Kinder im schulpflichtigen Al-

ter können in den über vierzig Schulen Ghanaserreicht werden.

Als Projektträgerinnen sind die SOS-KinderdorfOrganisationen Ghana, Afrika und Internationalund der Hermann Gmeiner Fonds Deutschlandfür die Umsetzung verantwortlich. Projektkoor-dinator ist der aus Ghana stammende Erzie-hungswissenschafter Bella Bello Bitugu (Univer-sität Innsbruck). Zu den PartnerInnenorganisa-tionen, die vor Ort im Einsatz sind, zählen nebenden afrikanischen SOS-Kinderdorf Organisatio-nen, Play Soccer Ghana, Ngorkor-Step by Step,Tackle Afrika und Right To Play Ghana. Ebenfallsunterstützt wird das Projekt von FairPlay-vidcund FARE. Die Weltbank hat sich als möglicheProjektpartnerin vorgestellt, die Verhandlungenüber eine mögliche Kooperation waren zu Red-aktionsschluss noch nicht abgeschlossen.

Alternativen aufzeigen

Mit den geplanten Programmen möchten wirden Geist der Solidarität und sozialen Verantwor-tung stärken. Kinder und Jugendliche sind ebensounsere Zielgruppe wie Fußballfans, Jugendorgani-sationen, MultiplikatorInnen, LehrerInnen undFußballklubs der Männer und Frauen.

Neben umfangreichen Maßnahmen zur Öf-fentlichkeitsarbeit ist im Rahmen des Afrika Cubein Jugendturnier geplant, das gemischte Teamsvon Mädchen und Burschen aus mehreren SOS-Kinderdörfern bestreiten werden. Vor dem An-pfiff werden die KapitäInnen der Teams kurzeStatements zu Frieden und gegen Gewalt prä-sentieren, während die ZuschauerInnen speziellangefertigte ghanaische Mini-Flaggen mit Sprü-chen gegen Gewalt schwenken können.

Es wird ein oder zwei Matches von Fußball-stars geben, deren Einnahmen der Jugendarbeitzu Gute kommen sollen. Abschließend werdenbei einer Abschlussgala Auszeichnungen undPreise verliehen.

Probleme bereiten die begrenzten finanziellenund organisatorischen Ressourcen der ghanai-schen OrganisatorInnen, Koordinator Bella BelloBitugu ist aber zuversichtlich: „Ich bin davonüberzeugt, dass sie es schaffen werden. EinigeTeile des Projekts haben wir gestrichen, weildafür die Zeit zu knapp wurde. Das werden wirspäter nachholen.”

Nach dem Afrika CupUnter der Führung von SOS-Kinderdorf Ghana

wird das Projekt nach Ende der Meisterschaftenin die nächste Phase und die Verantwortung dereinzelnen nationalen Organisationen überge-hen. Die Vorbereitungen für die Aktionen undProgramme laufen derzeit auf Hochtouren. Für2009 und 2010 ist geplant, weitere afrikanischeOrganisationen und Länder zu involvieren.

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Für Frieden und soziale EntwicklungAnlässlich des Afrika Cup 2008 in Ghana initiierte SOS-Kinderdorf International ein Projekt zur Friedensförderungder Jugend und Zivilgesellschaft – mit Hilfe des Fußballspiels.

SOS-Kinderdorf International

„Die Kinder von heutesind die SportlerInnenvon morgen – amSpielfeld und in derGesellschaft. Wir könnenihnen helfen zusammen-zuarbeiten”.Richard Pichler, Generalsekretär von SOS-Kinderdorf International

Kontakt: Dr. Bella Bello BituguInstitut für Erziehungs-wissenschaftenUni InnsbruckAndreas-Dipauli-Str. 326020 InnsbruckT:+43/(0)512/278104E-Mail:[email protected]

SOS-Kinderdorf InternationalBillrothstraße 221190 WienT:+43/(0)1/3686678E-Mail: info@sos-kinder-dorfinternational.orgwww.sos-kinderdorfin-ternational.org

Hermann Gmeinergründete 1949 den er-sten SOS-Kinderdorf-Verein (Tirol). Sein Zielwar es, elternlosen undverlassenen Kindernnach dem ZweitenWeltkrieg eine Familiezu geben. Ein flexiblesund integratives Kon-zept, das für die SOS-Kinderdörfer auf derganzen Welt zum Vor-bild wurde. Derzeit istder Verein in 132 Län-dern aktiv. Unter der

Dachorganisation SOS-Kinderdorf Internatio-nal sind alle autono-men nationalen Vereinemiteinander verbun-den.

Die Zusammenarbeitmit dem Fußballwelt-verband (FIFA) geht aufeine Initiative des frü-heren FIFA PräsidentenJoão Havelange zurück.SOS-Kinderdorf Interna-tional ist seit 1995Hauptbegünstigter desFIFA-Jugendfonds.

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SOS-KINDERDORF INTERNATIONAL

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q Am Beginn stand die Musik CD „Eine Halbzeitfür Burkina Faso“, deren Produktion von der Tivo-li Nordtribüne im Jahr 2005 initiiert wurde. Fürden Tonträger haben Bands wie z.B. Mono-bomb, TBC What?, Mais Uma, United Under-dogs, BUG und DJs Riada, Santo, Sub und Egogemeinsam mit Fans Lieder eingespielt. Durchden Verkauf der CD wurden über Euro 3.000,-eingenommen um damit für die jungen Spielerder Fußballschule Bobo Dioulasso Fußballschu-he, Dressen und anderes Trainingsmaterial zu fi-nanzieren. Mittlerweile ist aus der Aktion einProjekt geworden.

Zukunft ist jetzt„Ich möchte mich bei allen Helfern, Sponsoren

und den CD-Käuferinnen und –Käufern bedan-ken“, sagte Thomas Gassler vom FC Wacker, beider Übergabe der Materialien in der 500.000EinwohnerInnen-Stadt Bobo Bioulasso. DieFeierlichkeiten für die Übergabe der Trainingsu-tensilien fanden im Stade Wobi, wo sich auchdie Fußballschule Centre de Formation de Footbefindet, statt.

Jonas Bayoulou, Vizepräsident des Fußballver-bandes von Burkina Faso bekräftigte in seinerRede: „Jetzt gilt es, sich zusammenzusetzen undan der Umsetzung zu arbeiten, damit die Part-nerschaft Früchte trägt und lange bestehenbleibt.“ Famozo Sanou, der Manager der Fuß-ballschule, bestätigte die bisherige Arbeit: „Wirhaben einen sehr guten Ruf und der Traum allerKinder ist es zu uns zu kommen. Die Trainer ar-

beiten ehrenamtlich. Wenn die Jungs Hilfe brau-chen dann helfen wir natürlich, aber wir sindam Limit.“ Thomas Gassler betonte: „Ihr habtuns Willi Sanou und Ossi Zongo gegeben, dawar es für uns eine Herzensangelegenheit auchetwas für euch zu tun.“

Ousseni Zongo (früher bei FC Wacker) undWilfried Sanou (früher bei FC Tirol) haben denSprung in den europäischen Fußball geschafftund haben maßgeblich dazu beigetragen dasProjekt in Gang zu bringen. Ebenfalls entschei-dend zum Erfolg beigetragen hat Eric Bayaladurch seine Vermittlungsbemühungen zur Fuß-ballschule und die Organisation der Reise nachAfrika.

Beide Seiten profitierenDie talentierten Kicker

aus Burkina Faso könnendurch einen mehrmona-tigen Trainingsaufenthaltin Österreich ihre Beruf-schancen verbessern. Essoll ihnen auf diese Wei-se der Sprung in den in-ternationalen Fußball er-möglicht werden.

Zu den Voraussetzun-gen für einen Auslands-transfer zählen eine ab-geschlossene Ausbildungoder die Möglichkeit,diese in Innsbruck zu ab-solvieren und Schaffungvon Weiterbildungsmög-lichkeiten, sowie dieMöglichkeit Spieler nach

gegenseitiger Absprache in einem dritten Vereinunterzubringen.

Österreichische LehrerInnen und angehendeMedizinerInnen werden zukünftig ihr Fachwis-sen mit KollegInnen in Afrika austauschen undzusätzlich die Möglichkeit erhalten, eine ihnenfremde Kultur kennen zu lernen. Das Bildungs-angebot für die Jugendlichen wird von LehrerIn-nen aus beiden Ländern zusammengestellt undsoll durch entsprechende Unterrichtsmaterialenergänzt werden. Der Sprachunterricht in eng-lisch, französisch und deutsch wird sich auf fuß-ballerisches Fachvokabular und die Kommunika-tion konzentrieren.

Getragen wird das Projekt vor Ort durch ver-diente Persönlichkeiten, z.B. ehemalige Profi-spieler und Trainer, die ehrenamtlich Turniereveranstalten, aber auch nach Möglichkeit Un-terricht und Trainings unterstützen. Ein Komiteeaus sechs Personen, drei aus Burkina Faso, dreiaus Österreich, vernetzt die verschiedenen Pro-jektpartnerInnen und koordiniert die techni-schen Aufgaben.

FC WACKER INNSBRUCK

Eine Halbzeit für Burkina FasoDer FC Wacker Innsbruck und die Fußballschule BoboDioulasso fördern angehende Profispieler durch bessereBildungs- und Trainingsbedingungen.

ProjektträgerInnen:FC Wacker InnsbruckFußballschule Centre de Bobo Diou-lasso

ProjektpartnerInnen:Stadt Innsbruck, das Land Tirol, der

Verein Sahel Yeleen, Federation Bur-kinabè de Football, Commune de Bo-bo Dioulasso, Region de I’ouest.

Projektziel:Es soll eine kontinuierliche Zusam-

menarbeit zwischen dem FC Wackerund der Fußballschule Bobo Dioulas-so geben. Die vorhandene Infrastruk-tur wird ausgebaut, zum Beispieldurch weitere Fußballplätze. EineTurnhalle inklusive sanitärer Einrich-tungen, Büroräumlichkeiten undKlassenzimmer sind im Aufbau.

Zielgruppe:Junge Spieler aus U10- bis U17-

Mannschaften, die physisch undmental den Anforderungen gewach-sen sind und deren Eltern zustim-men. Aufnahmebedingungen für Bur-schen, die überwiegend aus sozialschwachen Familien stammen, sindfehlende Alternativen, z.B. wenn siein keiner anderen Schule aufgenom-men wurden beziehungsweise keineandere Möglichkeit des Schulbesuchsbesteht.Kontakt:Mag. Thomas GasslerFC Wacker InnsbruckStadionstraße 1b, 6020 InnsbruckT:+43/(0)512/588877-0F:+43/(0)512/588877-30E-Mail: [email protected]://fc-wacker-innsbruck.at

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Page 11: Sport für Entwicklung · den Müttern zusammen. Bei der Gründung der MYSA 1987 stand die Idee im Vordergrund, den populären Fuß-ball als Mittel der sozialen Entwicklung einzusetzen

q Im Februar 2006 machten sich gemeinsammit Vertreterinnen von Frauen ohne Grenzenvier engagierte Schwimmtrainerinnen auf denWeg in die vom Tsunami (2005) schwer betroffe-ne Küstenregion. Elke Reicht und FriederikeSeidl von der Wasserrettung und Hedwig Weirerund Eva Zagorz vom Jugendrotkreuz waren fürdas professionelle Training zuständig.

Als durch eine Studie der englischen Hilfsorga-nisation Oxfam im Frühling 2005 bekannt wur-de, dass die Flutwelle viermal so vieleFrauen/Mädchen wie Männer/Burschen getötethatte, entstand bei der Wiener Frauenorganisa-tion die Idee Mädchen und Frauen die Möglich-keit zu geben, schwimmen zu lernen. In den Fi-scherdörfern an der Küste sind Frauen mehrheit-lich dazu gezwungen sich um Haushalt und Kin-

dererziehung zu kümmern. Sie sind es nicht ge-wohnt, sich regelmäßig sportlich zu betätigenund viele von ihnen können nicht schwimmen.

Doch es gibt auch Herausforderungen zu be-wältigen. In den mitgebrachten Schwimmanzü-gen fühlen sich die Frauen nicht wohl. Sie ver-hüllen sich zusätzlich mit ihren Schals und kön-nen sich vor lauter Sorge um die Bekleidungkaum auf das Schwimmen konzentrieren. ÜberNacht werden Outfits mit langen Hosen und T-Shirts organisiert, am nächsten Tag gibt es keinHalten mehr und die Mädchen und Frauen be-ginnen zu schwimmen.

Einen ausführlichen Projektbericht gibt es un-ter www.frauen-ohne-grenzen.org/projekte/21

Der Kurzfilm zum Projekt Different Strokes!kann über das Büro bestellt werden.

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Das von Frauen ohne Grenzen initiierte Projekt in der süd-indischen Region Tamil Nadu versucht Mädchen und Frauendurch Schwimmunterricht neue Perspektiven zu eröffnen.

Projektträgerin:Frauen ohne Grenzen

ProjektpartnerInnen:Smart (indische Frauen NGO)Österreichischer SchwimmverbandWasserrettungÖsterreichisches Jugendrotkreuz

Projektziele:Neben dem Schwimmen, geht es

in diesem Projekt vordergründig da-rum das Selbstvertrauen der Mäd-chen/Frauen zu fördern. Eigene Fä-higkeiten zu erkennen und Kontrolleüber Situationen, Beziehungen unddas eigene Leben zu gewinnen.

Zielgruppe:Mädchen, Frauen und zukünftige

Schwimmtrainerinnen aus TamilNadu, Mamallapuram und Chennai.

Zukunftsperspektiven:Die Partnerinnenorganisation

Smart hat mittlerweile die Koordina-tion des Projekts übernommen. ImJuli 2007 gab es wieder Besuch ausÖsterreich. Die Arbeit mit den Mäd-chen und Frauen ist weiterhin in vol-lem Gange, Politik und Öffentlichkeithaben das Vorhaben positiv ange-nommen, so dass es weiter betrie-ben werden kann.

Kontakt: Mag.a Elisabeth KasbauerFrauen ohne GrenzenGumpendorferstraße 221060 WienT:+43/(0)1/533455F:+43/(0)1/533455–2E-Mail: [email protected]

Women Swimming Into The Future

„Nach dem Tsunami hat sich unser Lebenenorm verändert. (…). Viele Menschenfürchten sich vor dem Wasser. (…). Die Men-schen müssen einfach schwimmen können,vor allem Mütter, damit sie ihre Kinder ret-ten können.“ Selvi, 25 Jahre

„Seit ich den ersten Tag im Wasser war, habeich sehr viel Selbstvertrauen gewonnen. Ichbin nicht ängstlich, ich vertraue einfach mirselbst und bewege mich. Dieses Programmist das Beste, was in meinem Leben passiertist!“ Sudhalakshmi, 22 Jahre

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Page 12: Sport für Entwicklung · den Müttern zusammen. Bei der Gründung der MYSA 1987 stand die Idee im Vordergrund, den populären Fuß-ball als Mittel der sozialen Entwicklung einzusetzen

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Die Fußballschuleq Die Idee zur Fußballschule vonDelta Cultura in Tarrafal (Kap Verde)stammt von Florian Wegenstein (erist ausgebildeter Nachwuchstrainer)sowie José Carlos Mendes Spinola(Tarrafal). Geleitet und organisiertwird die Fußballschule von Delta Cul-tura Cape Verde (DCCV), unterstütztdurch den Verein bd sport active(Schweiz). Nachdem die Schule imDezember 2002 gegründet wurde,haben sich sofort mehr als 100 Bur-schen im Alter zwischen neun und 15Jahren angemeldet. Inzwischen zähltdie Schule 150 Buben und seit 2003,vierzig Mädchen.

Die Fußballschule trainiert zwei-mal in der Woche acht Gruppen zu jezwanzig Buben oder Mädchen. Ne-ben der Fußballschule wurde 2005das Projekt zu einem Kinder- und Ju-gendzentrum ausgebaut. Die Fuß-ballschule wurde als integrativer Be-standteil des Zentrums weitergeführtund ausgebaut.

Zu den wichtigsten ProjektpartnerInnen zählen neben Delta

Cultura Österreich und Schweiz,heuer erstmals das FIFA Football forHope Movement, das vorläufig dieBetriebskosten des Jugendzentrumsfinanziert. DCCV ist ebenfalls Teil desinternationalen Netzwerks street-footballworld.

Das JugendzentrumDas Zentrum ist für Kinder und Ju-

gendliche zwischen acht und 18 Jah-ren aus besonders prekären wirt-schaftlichen und sozialen Verhältnis-sen gedacht. Ständig konfrontiertmit der Emigration von Familienmit-gliedern und nahestehenden Men-schen, wachsen die Kinder mit demWunsch auf, ihre Heimat so schnellwie möglich zu verlassen. Kriminali-tät und Drogenmissbrauch unter Ju-gendlichen sind im Steigen begriffen.Deshalb sind die vordergründigenZiele von Delta Cultura die Schaffungvon Zukunftsperspektiven, die Verrin-gerung der Armut der Burschen undMädchen und die Verminderung derAnreize für eine ArmutsbedingteEmigration.

Die Bildungsangebote des Zen-trums reichen von Sprach- und Infor-matikkursen, Hausaufgabenhilfe,psychologische Beratung und Berufs-

ausbildungen für Schneiderinnenund Schreiner. Die Schreinerwerk-statt finanziert sich zur Zeit selbst,hat vier Fachkräfte zur Verfügungund wird 2008 voraussichtlich zweibis drei neue Lehrlinge aufnehmen.

Das Zentrum profitiert besondersvon der Anbindung an das Internet,das SchülerInnen gratis nützen kön-nen. Denn PCs sind Mangelware.Das Internet auf Kap Verde ist einsder langsamsten und gleichzeitigteuersten der Welt. Ein Anschlusskostet inklusive Datentransfer mo-natlich zwischen 300 und 500 Euro.

Die Fußballschule, Alphabetisie-rungskurse für Straßenkinder in Tar-rafal, die Batucogruppe (traditionel-ler Trommel–Tanz–Gesang) für Mäd-chen und eine Werkstatt zur Terra-kotta Fliesenproduktion (in Koopera-tion mit zwei österreichischen Kera-mikern) werden von DCCV selbst fi-nanziert. Der Bau, das Ausbildungs-angebot sowie die Betriebskostendes Zentrums wurden beziehungs-weise werden vom Deutschen Bun-desministerium für wirtschaftlicheZusammenarbeit und Entwicklungund dem Arbeiter-Samariterbund-Deutschland übernommen.

Langfristige ZieleZiel ist es, den Betrieb des Zen-

trums auf Jahre hinaus autonom zufinanzieren. „Aber ohne Hilfe von ca-boverdeanischen öffentlichen Stellen(Gemeinde, Ministerien, Bildungsin-stitutionen) wird dies vorläufig nichtmöglich sein“, erklärt Wegenstein. Esliegen bereits Zusagen all dieser Stel-len vor, das Projekt nach Ablauf derFörderung zu unterstützen. DeltaCultura will aber langfristig andereWege gehen und so unabhängig wiemöglich werden. Denn „zahlreicheEntwicklungszusammenarbeitspro-jekte zeigen, dass Langfristigkeit undNachhaltigkeit durch die Partizipa-tion öffentlicher Stellen in keinerWeise garantiert sind“, meint Wegen-stein auf der Homepage des Vereins.

Kontakt:Elisabeth ZimmermannDelta CulturaGallitzinstraße 94A, 1160 WienT:+43/(0)1/9115329E-Mail: [email protected]://deltacultura.orgwww.streetfootballworld.org

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Delta Cultura will unkonventionelle und unabhängigeEntwicklungszusammenarbeit leistenEscola Futebol

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Page 13: Sport für Entwicklung · den Müttern zusammen. Bei der Gründung der MYSA 1987 stand die Idee im Vordergrund, den populären Fuß-ball als Mittel der sozialen Entwicklung einzusetzen

q Seit 1993 ist Katarina Ráczová für Sport und Ent-wicklung international aktiv. Im Gespräch mit Betti-na Surtmann erklärt sie ihre Rolle und ihr Verständ-nis von Sport als Instrument gegen Diskriminierung.

FairPlay-vidc: Wie verstehen Sie Ihre Rolle als ehe-malige Spitzensportlerin bei der Umsetzung von„Sport für Entwicklung“?

Katarina Ráczová: Jede Spitzensportlerin, jederSpitzensportler muss sich dessen bewusst sein, einVorbild zu sein. Diese Vorbildwirkung können wiruns nicht aussuchen, sie ist ein Faktum, ob wirwollen, oder nicht. Sobald wir SpitzensportlerInnensind, blicken Menschen, vor allem Kinder und Ju-gendliche, zu uns auf, beobachten unsere Schritte.Dieser Verantwortung müssen wir uns stellen. Fürmich stehen Kinder und Jugendliche als Zielgruppevon Entwicklungsprojekten im Mittelpunkt.

Wie ist die Resonanz auf ihr Engagement, von woerhalten Sie Unterstützung?

Als Botschafterin für Sport, Toleranz und Fair Playbin ich dem Bildungsministerium der SlowakischenRepublik eingegliedert. Ich arbeite eng mit dem

Fair Play Klub des Slowakischen OlympischenKomitees zusammen, dem ich als Vorstandsmit-glied angehöre. Unterstützt werde ich bei mei-nen Vorhaben von Sportverbänden und einigenNGOs wie z.B. dem Kinderhilfswerk der Verein-ten Nationen (UNICEF) und der Zentraleuropäi-schen Foundation. Während es also oft leichtfällt, den Enthusiasmus bei unseren Teilneh-mern und Teilnehmerinnen zu wecken, erweistsich der Kampf um Medienpräsenz oft alsschwierig.

Was kann Sport, das andere Methoden der Ent-wicklungszusammenarbeit nicht können?

Sport ist weit mehr als nur eine positive Reali-tätsflucht. Sport bringt auf einzigartige WeiseMenschen zusammen und lässt sie Grenzenüberwinden, fördert Völkerverständigung, spielteine wichtige Rolle als Integrationsfaktor. Sportermöglicht aktive persönliche Beteiligung undhilft, Einsatzwillen und Teamgeist zu entwi-ckeln. Sport bietet sozial Benachteiligten undMenschen mit besonderen Bedürfnissen eineChance im Leben, mehr zu erreichen. Sport istein wertvolles Instrument zur Erreichung derMillennium Entwicklungsziele der Vereinten Na-tionen.

Kontakt: Katarina Ráczová, M.A.European Fair Play MovementWiener Straße 152405 Bad Deutsch – AltenburgT+F:+43/(0)2165/67156E-Mail: [email protected]

„Der Kampf um Medien-präsenz ist schwierig“Die ehemalige Fechterin und Olympionikin Katarina Ráczováist als Nationale Botschafterin für Sport, Toleranz und FairPlay des European Fair Play Movements und als Präsidentindieser Vereinigung in ihrer Heimat Slowakei engagiert.

ProjektträgerInnen:CCK ist ein internationales

Netzwerk und seit 1996 in Ös-terreich aktiv. Seit 2002 ist dieSüdwind Agentur Sitz der Ös-terreichischen Koordinationder CCK die zur Zeit in 13 Län-dern vertreten ist.

ProjektpartnerInnen:Die Clean Clothes Kampagne

hat rund 300 PartnerInnenor-ganisationen weltweit, meistzivilgesellschaftliche Organisa-tionen und Gewerkschaften.

Projektziele:Verbesserung der Arbeitsbe-

dingungen in der Bekleidungs-und Sportartikelindustrie. CCKfordert die Einhaltung sozialerMindeststandards in Verbin-dung mit regelmäßiger Über-prüfung durch unabhängigeKontrollinstanzen.

Standpunkte:Kleidung, die wir in Europa

kaufen, wird zum Großteil inAsien, Lateinamerika, Norda-frika und Osteuropa produ-ziert. Die Auslagerung der Be-kleidungs– und Sportartikel-industrie in Fabriken in Billig-lohnländern ermöglicht denUnternehmen extrem niedri-ge Herstellungs– und Lohn-kosten.

Sozialleistungen wie z.B.Krankenstand oder Mutter-schutz existieren kaum unddie Gründung von Gewerk-schaften wird vom Manage-ment oft im Keim erstickt.

Zurzeit existieren drei unab-hängige Instanzen, die Unter-nehmen in Zusammenarbeitmit Gewerkschaften undNGOs überprüfen: Fair WearFoundation (FWF), Fair Labor

Association (FLA), Ethical Tra-ding Initiative (ETI).

Clean Clothes-Verhaltenskodex:Keine ZwangsarbeitKeine DiskriminierungKeine KinderarbeitKeine exzessiven ArbeitszeitenVereinigungsfreiheit und Kol-

lektivvertragsverhandlungenBetrieblicher Arbeits- und

GesundheitsschutzFeste Beschäftigungsver-

hältnisseBezahlung eines „living wage“,

d.h. ein Lohn, vom dem dieArbeiterInnen leben können.

Kontakt:Mag.a Michaela KönigshoferSüdwind AgenturLaudongasse 401080 WienT:+43/(0)1/4055515-306E-Mail: [email protected]

Clean Clothes Kampagne (CCK)

„Auch in Einzelbe-werben sind sportli-che Werte wie Team-spirit und Verant-wortungsbewusst-sein von großerBedeutung“. Katarina Ráczová

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INTERVIEW

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Page 14: Sport für Entwicklung · den Müttern zusammen. Bei der Gründung der MYSA 1987 stand die Idee im Vordergrund, den populären Fuß-ball als Mittel der sozialen Entwicklung einzusetzen

q Die Idee stammt von AMREF Aus-tria Vorstandsvorsitzenden WalterSchmidjell. Einerseits wird damit aufdie besonderen Leistungen afrikani-scher AthletInnen aufmerksam ge-macht, andererseits wird dabei dieOrganisation und ihre Anliegen einerbreiteren Öffentlichkeit präsentiert.

2001 waren etwas mehr als 1.000TeilnehmerInnen am Start. Vier Jahrespäter wurde daraus bereits ein Ma-rathon mit über 3.000 LäuferInnenaus über zwanzig Ländern gewor-den. Der Sportevent wird mittlerwei-le professionell von der AgenturSportImPuls organisiert. Ein Info-Rahmenprogramm widmet sich mitWorkshops, Vorträgen und Filmvor-führungen in den „Days Of Dialogue“rund um den Marathon, den vielfälti-gen Aspekten afrikanischer Kulturen.

2007 lief bei den Männern der Ke-nianer Mike Rotich mit einer Zeit2:18:41 neuen Streckenrekord. Eva-

Maria Gradwohl wurde mit einer Zeitvon 2:46:31 österreichische Staats-meisterin, angefeuert von über20.000 begeisterten ZuschauerInnen.

Die Erlöse aus den Einnahmenkommen einem Projekt in Kenia zuGute. Gemeinsam mit der österrei-chischen Entwicklungszusammenar-beit wurde 2006 in Magadi, einer dertrockensten und ärmsten Regionendes Landes, das Projekt Manyatta-Based Health Delivery Model forMaternal and Child Health gestartet.Darüber hinaus konnten sechs BushHospitals mit medizintechnischerAusrüstung, Medikamenten undImpfstoffen ausgestattet werden.

Für die Zukunft ist geplant, diemedizinische Infrastruktur weiterauszubauen. Medical Officers sollenfür jede Dorfgemeinde der Regionausgebildet und damit die medizini-sche Versorgung auf der Mikroebenedauerhaft verbessert werden.

Laufen macht gesundUnter dem Motto „Afrika macht das Rennen“ findet seit2001 in der Stadt Salzburg der AMREF-Marathon statt.

Sportstaatssekretär ReinholdLopatka zur Rolle des Sports imEntwicklungsprozess.

Aus den Flying Doctorsder 1950er Jahre, wel-che Buschspitäler inentlegenen Regionenmit ambulanten medi-zinischen Leistungenversorgten, wurde einumfassendes Gesund-heitsprogramm entwi-ckelt. In mehr als 200gesundheitsbezogenenProjekten werden kos-tengünstige, an vor-handene Verhältnisseangepasste Versor-gungssysteme durchge-

führt. 2007 feierte dieAfrican Medical and Re-search Foundation ihr50-jähriges Bestehen.

Arbeitsschwerpunktesind die Erforschung,Bekämpfung und Be-handlung von Infek-tionserkrankungen wieMalaria, Tuberkuloseund HIV/AIDS. Der Aus-bau der medizinischenInfrastruktur in Zusam-menarbeit mit der loka-len Bevölkerung ist einweiterer wesentlicher

Tätigkeitsbereich. MitHilfe von ca. 800 afri-kanischen Mitarbeiter-Innen werden in mehrals 200 Spitälern jähr-lich zehntausende Men-schen behandelt, Ope-rationen durchgeführtund rund 6000 Perso-nen zu Gesundheitsper-sonal ausgebildet.

AMREF – African Medical and Research Foundation

Kontakt: Mag.a SusiKerschbaumerAMREF AustriaWaagplatz 35020 SalzburgT:+43/(0)662/840101E-Mail: [email protected]

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FairPlay: Was kannSport für eine nachhal-tige Entwicklungszu-sammenarbeit leisten?Reinhold Lopatka: Un-ser Anliegen muss essein, dass Sport in allenpolitischen nationalen

Programmen für Mädchen und Buben festvorgesehen ist und in der Entwicklungspolitikder Geberländer verankert wird.

Der Ansatz „Sport und Entwicklung“ steht inÖsterreich noch am Anfang: was können Siebeitragen um das zu ändern?Ich setze mich für eine Mobilisierung desgesamten österreichischen Sports als Instru-ment für die Entwicklungszusammenarbeitein. Beispielgebend sind der Tennisverband,der Schwimmverband und der Fußballver-band entwicklungspolitisch aktiv. Anderer-seits gibt es sehr engagierte Organisationenwie z.B. die Don Bosco-Aktion Österreich,die eine Reihe von Projekten durchführt.

Welche Schwerpunkte setzt dasSportstaatsekretariat?Auf unsere Initiative während der EU-Rats-präsidentschaft hin, wurde 2007 das ThemaSport und Entwicklungspolitik in das „Weiß-buch Sport“ der EU-Kommission aufgenom-men. Das Sportstaatssekretariat hat im ver-gangenen Jahr Projekte mit Mayakindernaus sozialen Randschichten – mit Unter-stützung privater Sponsoren – in Guatemalaund in Ecuador gestartet.

Im Dezember unterzeichneten sie in Ghanaden Aktionsplan Sport für Entwicklung undFrieden, welche konkreten Maßnahmen sindhier zu erwarten?Das Ergebnis der Konferenz war, dass Sportbei schulischen und gesundheitspolitischenEntwicklungshilfeprojekten seinen fixen Platzbekommen soll. Da Sport nun im EU-Vertragvon Lissabon vorkommt, werde ich mit gro-ßem Nachdruck dafür kämpfen, dass sich dieEU in ihren entwicklungspolitischen Aktivitä-ten an der Erklärung von Ghana orientiert.

BKA-Förderrichtlinie für Projekte im BereichSport und Entwicklung: www.sport.austria.gv.at/DocView.axd?CobId=24670

Es gibt sehrengagierteOrganisationen

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Page 15: Sport für Entwicklung · den Müttern zusammen. Bei der Gründung der MYSA 1987 stand die Idee im Vordergrund, den populären Fuß-ball als Mittel der sozialen Entwicklung einzusetzen

q Geleitet wird das Jugendzentrum, in das einegut ausgestattete Fußballschule eingegliedertist, von den Salesianern und VIS, einer italieni-schen Nichtregierungsorganisation.Bildung, Berufsausbildung, Solidarität und spiri-tuelle Begleitung der jungen Menschen, unab-hängig von ihrer Konfession, stehen für die in-ternational tätige Don Bosco-Aktion im Vorder-grund.

Das Zentrum umfasst ein Gymnasium, ein Be-rufsausbildungszentrum für kaufmännische Bü-roausbildung, Handwerksberufe, Sozialarbeit,Computerwissen und Sprachen. Das Freizeit-zentrum bietet zusätzlich eine Tagesbetreuungfür ca. neunzig Straßenkinder in dem neben In-tegrationsprogrammen auch ein Schulbesuchmöglich ist.

Die Fußballschule hat sieben Mannschaftendie von zwei Trainern betreut werden. Regelmä-ßige Turniere wie der Don Bosco Cup zählen fürdie Fußball begeisterte Jugend zu den Höhe-punkten des Jahres.

Derzeit werden in Tirana ca. 2800 Kinder undJugendliche aus den Stadtteilen Laprake undBreglumasi betreut, das Don Bosco-Zentrum istdort die einzige Freizeiteinrichtung.

Ziel des Projekts ist es, die soziale Isolationder Betroffenen zu durchbrechen und ein Gefühlfür Gemeinsamkeit über ethnische und religiöseGrenzen hinweg zu fördern.

Das sportliche Angebot soll nun erweitert wer-den. Die derzeitigen Trainer sollen ihre Leitungs-fähigkeit durch Schulungen verbessern, und einsportlicher Koordinator soll eingesetzt werden.

Die beiden hier vor-gestellten Projektewerden durch das Bundeskanzleramt –Sektion Sport gefördert.

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Die Solidarität mit Lateiname-rika (SoL) finanziert ein Pro-jekt zur Errichtung einesSport- und Spielplatzes für dieBewohnerInnen des Casa Ho-gar und ihre jungen Nachba-rInnen. Das Casa Hogar ist ei-ne Wohngemeinschaft für be-gabte Indiokinder aus demHochland, denen in der Haupt-stadt in einer vertrauter Um-gebung Wohn- und Weiterbil-dungsmöglichkeit angebotenwerden kann. Der geplanteSportplatz dient als erste rich-tige Möglichkeit für sportlicheAktivitäten im Freien. In ins-

gesamt drei Realisierungspha-sen werden zusätzlich sanitäreAnlagen und ein überdachterBereich entstehen. Der Platzkann für Basketball und Volley-ball genutzt werden. Ein Mini-Fußballplatz soll ebenfalls Platzfinden. „Vorerst wird es beimEinsatz der neuen Infrastruk-tur für Freizeitaktivitäten blei-ben, Wettkämpfe sind erstmalnicht so wichtig“, erklärt SoL-Gründer DI Hermann Schallerdie Prioritäten.

Um begabten Indiokindernaus dem Hochland Zugang zuBildung zu ermöglichen, ohne

sie ihrer Kultur zu entfremden,initiierte der Pädagoge WernerRömich in Zusammenarbeitmit dem guatemaltekischenVizedirektor der österreichi-schen Schule, Marco Roca, denVerein ASOL (Verein Solidaritätfür Erziehung und Kultur). Vormehr als zwanzig Jahren er-richtete dieser das Casa Hogar.

Die Kinder besuchen, meistmittels Stipendium, die Öster-reichische Schule oder das Co-legio Viena. Die ursprünglicheUnterbringung war überausbescheiden und nur für 15Kinder geeignet. Nach langerSuche gelang es, einen Bau-grund in der Nähe der öster-reichischen Schule zu erwer-ben und zu erschließen. DasProjekt wurde von der oberös-terreichischen Landesregie-rung und der Steirischen Diö-zesankommission finanziellunterstützt. Inzwischen wur-de bereits ein Wohnheim fürfünfzig Jugendliche errichtetworden.

In der ÖsterreichischenSchule unterrichten österrei-chische und deutsche Lehre-rInnen. Zivildiener und Stu-dierende, unterstützen dieInitiativen des Casa Hogarund leisten auch Sozialarbeitüber den Unterricht hinaus.

Projektträgerin:Solidarität mit Lateinamerika

Projektpartnerin:Asosiacion Solidaridad para laEducacion y la Cultura

Zielgruppe:Kinder und Jugendliche des Ca-sa Hogar, Casa ASOL und derNachbarschaft, die aus sozialschwachen Familien stammen.

Kontakt:Solidarität mit Lateinamerika Krottendorferstraße 1128052 GrazT:+43/(0)316/877-6512F:+43/(0)316/877-6513www.sol-steiermark.at

DI Hermann SchallerFranz Nabl Weg 248010 GrazT:+43/(0)316/475204F:+43/(0)/316/427099

Wohnen – Lernen – Spielen

Kinder fördern –Frieden schaffenDas Don Bosco-Zentrum in Tiranabesteht seit 1995. Nach dem wirt-schaftlichen und gesellschaftlichenZusammenbruch sind Jugendlichebesonders betroffen.

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Kontakt: ErwinHinterholzerJugend Eine Welt – DonBosco-Aktion ÖsterreichSt. Veit Gasse 211130 WienT:+43/(0)1/8790707-0F:+43/(0)1/8790707-15E-Mail: [email protected]

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Page 16: Sport für Entwicklung · den Müttern zusammen. Bei der Gründung der MYSA 1987 stand die Idee im Vordergrund, den populären Fuß-ball als Mittel der sozialen Entwicklung einzusetzen

echo 1/2008, Herausgeber und Medieninhaber:Wiener Institut für Entwicklungsfragen und Zusammenarbeit – vidcMöllwaldplatz 5/3. Stock, A–1040 WienTel:+43/(0)1/7133594, Fax:+43(0)1/7133594-73E-Mail: [email protected], Homepage: www.vidc.org

Redaktion: Bettina Surtmann, Kurt WachterLayout: typothese.atDruck: Resch, 1150 Wien

Verlagspostamt: 1040 Wien. Erscheinungsort: Wien. P.b.b.: GZ02Z030389M.

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Fairtrade Bälleq Jugend Eine Welt ist eine der TrägerIn-nenorganisationen von Fairtrade und or-ganisiert für die EURO 2008 die Produk-tion von Fairtrade zertifizierten Fußbäl-len. Unterstützt wird die Produktion vomLebensministerium.

Fairtrade bedeutet einerseits PVC-freiproduzierte Bälle, andererseits gerechteEntlohnung für die NäherInnen. In rund

zwei Arbeitsstunden wird aus 32 Teilen,

mit circa 700 Sticken ein Ball genäht

(Konkurrent China lässt maschinell pro-

duzieren). Fairer Lohn bedeutet aber

mehr als nur mehr Geld für die Arbeiter-

Innen im Nordosten von Pakistan, wo

derzeit bis zu achtzig Prozent der welt-

weit verkauften Fußbälle produziert wer-

den. Es bedeutet in der Regel, dass Kin-

der die es sich „leisten“ können, die Schu-

le besuchen, statt für die Existenzsiche-

rung ihrer Familien arbeiten zu müssen.

Die Preise decken die Produktions- und

Lebenshaltungskosten der Beschäftigten

und liegen deshalb über denen der han-

delsüblichen Produkte. Zusätzlich erhält

Fairtrade eine Prämie für Sozialprojekte.

Die Einhaltung der Fairtrade-Kriterien

wird durch unabhängige Monitorings

gewährleistet.

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