stadt erlangen die amtlichen seiten · 2015. 12. 3. · gen - san carlos e. v. wurde die...

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Mit der alljährlichen Benefiz-Fiesta für San Carlos endete am 21. No- vember das Jubiläumsjahr „25 Jahre Städtepartnerschaft Erlan- gen-San Carlos“. Dieses besondere Jubiläum wurde in beiden Städten mit einem bunten Programm gefei- ert. Besondere Highlights waren der gemeinsame Festakt an der Uferpromenade in San Carlos und der Jugendaustausch, zu dem erstmals fünf junge Menschen aus Mittelamerika nach Franken einge- laden wurden. Mittlerweile beste- hen vielfältige Kontakte zwischen beiden Kommunen, obwohl die große Distanz und hohe Reiseko- sten eine große Herausforderung darstellen. Die Gründung der Städtepartner- schaft 1990 folgte dem Beispiel vieler anderer europäischer Städte, die mit einer Partnerschaft ihre So- lidarität mit dem von Diktatur und Bürgerkrieg erschütterten Nicara- gua zum Ausdruck brachten. Außerdem gab es schon ein Vor- bild: Nürnberg besiegelte bereits fünf Jahre vor der Hugenottenstadt die Partnerschaft mit der Kommu- ne in Mittelamerika. So lag es na- he, sich dieser Partnerschaft anzu- schließen. Schwerpunkt der Beziehungen liegt vor allem auf der Unterstüt- zung von lebenswichtigen Projek- ten. Insbesondere der Ausbau der medizinischen Versorgung in San Carlos steht dabei im Mittelpunkt. So konnten beispielsweise ein Krankenhaussaal für die nachope- rative Behandlung und der Bau ei- ner Kinderstation finanziert werden. Neben diesen Aktivitäten, an de- nen sich auch die Erlanger Bevöl- kerung immer wieder mit Spenden beteiligt, spielt die Begegnung ei- ne wichtige Rolle. Vor allem die Einsätze junger Menschen im Frei- willigendienst tragen zum Aus- tausch und gegenseitigen Ver- ständnis bei. Einen wichtigen Bei- trag zum globalen Lernen liefert der Verein Bandena e. V., der die Erlanger Schulen in die Städtepartnerschaft ein- bindet. Mittlerweile haben sich die partnerschaftlichen Beziehungen auf viele Be- reiche ausgeweitet: Bei- spiele sind die Unterstüt- zung des Frauen-Hilfspro- jektes ARETE, Verbesse- rung der Trinkwasserver- sorgung und Schulprojek- te. Besonders mit der Gründung des Vereins Städtepartnerschaft Erlan- gen - San Carlos e. V. wurde die Städtepartner- schaft um einen wichtigen Akteur ergänzt. Daneben engagieren sich der Dritte-Welt-Laden, die Arbeits- gemeinschaft der christlichen Kir- chen und Privatpersonen. Zur Ab- stimmung des partnerschaftlichen Engagements treffen sich alle Ak- teure regelmäßig am Runden Tisch San Carlos. Im März 2015 wurde erstmals ein Jubiläum der Städtepartnerschaft in San Carlos gefeiert. OB Janik und sein nicaraguanischer Kollege Jhonny Gutiérrez äußerten dabei den gleichen Wunsch für die Zu- kunft: die Städtepartnerschaft soll stärker zu einer Partnerschaft der Menschen werden. Fachaustausch, Jugendbegegnung und interkultu- reller Austausch sollen verstärkt werden. Ein erster Schritt in diese Richtung konnte bereits umgesetzt werden: im Juni und Juli besuchte erstmals eine 5-köpfige Gruppe aus San Carlos Erlangen zu einem Jugendaustausch. Seit Kurzem laufen auch die Vorbereitungen für den Gegenbesuch im August 2016. Stadt Erlangen 25 Jahre Städtepartnerschaft EXTRA Erlangen - San Carlos Liebe Erlangerinnen, liebe Erlanger, in diesem Jahr konnten wir das 25- jährige Jubiläum der Städtepartner- schaft Erlangen-San Carlos feiern - ein besonderes Jubiläum für eine un- gewöhnliche Partnerschaft. Mit der Begründung 1990 zeigte sich die Stadt Erlangen solidarisch mit dem von Bürgerkrieg und Diktatur ge- beutelten Land und bekannte sich zur Bedeutung der kommunalen Entwick- lungszusammenarbeit für den dauer- haften Frieden und das Verständnis zwischen den Völkern. Durch das intensive Engagement der Aktiven aus Bürgerschaft, Politik und Verwaltung konnten in San Carlos in den letzten 25 Jahren schon viele le- benswichtige Projekte realisiert wer- den. Diesen Akteuren gilt mein herzli- cher Dank, ohne sie hätte sich die Städtepartnerschaft nicht so erfolg- reich entwickeln können. Nicaragua ist noch immer das zweitärmste Land in Mittelamerika und die Entwicklungszusammenarbeit wird weiterhin ein Aspekt der Partner- schaftsarbeit sein. Gleichzeitig sind gerade in den letzten Jahren neue Aktivitäten hinzugekommen, die den Austausch zwischen den beiden Städten intensivieren. Eine Entwick- lung, die ich sehr begrüße. Denn ich wünsche mir, dass die Städtepartner- schaft noch stärker als bisher eine Partnerschaft der Menschen wird. Denn ich bin überzeugt, dass wir viel voneinander lernen können und der Austausch eine Bereicherung für die Bürgerinnen und Bürger beider Städte darstellt. Dr. Florian Janik, Oberbürgermeister Die amtlichen Seiten Offizielles Mitteilungsblatt der Stadtverwaltung Erlangen Nr. 24 | 72. Jahrgang www.erlangen.de 3. Dezember 2015 Impressionen aus der Partnerstadt, festgehalten von den Fotografen Roland Thamm und Ingrid Albrecht. 25 Jahre Solidarität und Begegnung mit San Carlos Städtepartnerschaft feierte Jubiläum - Partnerschaft der Menschen stärken

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Page 1: Stadt Erlangen Die amtlichen Seiten · 2015. 12. 3. · gen - San Carlos e. V. wurde die Städtepartner-schaft um einen wichtigen Akteur ergänzt. Daneben engagieren sich der Dritte-Welt-Laden,

Mit der alljährlichen Benefiz-Fiestafür San Carlos endete am 21. No-vember das Jubiläumsjahr „25Jahre Städtepartnerschaft Erlan-gen-San Carlos“. Dieses besondereJubiläum wurde in beiden Städtenmit einem bunten Programm gefei-ert. Besondere Highlights warender gemeinsame Festakt an derUferpromenade in San Carlos undder Jugendaustausch, zu demerstmals fünf junge Menschen ausMittelamerika nach Franken einge-laden wurden. Mittlerweile beste-hen vielfältige Kontakte zwischenbeiden Kommunen, obwohl diegroße Distanz und hohe Reiseko-sten eine große Herausforderungdarstellen.

Die Gründung der Städtepartner-schaft 1990 folgte dem Beispielvieler anderer europäischer Städte,die mit einer Partnerschaft ihre So-lidarität mit dem von Diktatur undBürgerkrieg erschütterten Nicara-gua zum Ausdruck brachten.Außerdem gab es schon ein Vor-

bild: Nürnberg besiegelte bereitsfünf Jahre vor der Hugenottenstadtdie Partnerschaft mit der Kommu-ne in Mittelamerika. So lag es na-he, sich dieser Partnerschaft anzu-schließen.

Schwerpunkt der Beziehungenliegt vor allem auf der Unterstüt-zung von lebenswichtigen Projek-ten. Insbesondere der Ausbau dermedizinischen Versorgung in SanCarlos steht dabei im Mittelpunkt.So konnten beispielsweise einKrankenhaussaal für die nachope-rative Behandlung und der Bau ei-ner Kinderstation finanziert werden.Neben diesen Aktivitäten, an de-nen sich auch die Erlanger Bevöl-kerung immer wieder mit Spendenbeteiligt, spielt die Begegnung ei-ne wichtige Rolle. Vor allem dieEinsätze junger Menschen im Frei-willigendienst tragen zum Aus-tausch und gegenseitigen Ver-ständnis bei. Einen wichtigen Bei-trag zum globalen Lernen liefertder Verein Bandena e. V., der die

Erlanger Schulen in dieStädtepartnerschaft ein-bindet.

Mittlerweile haben sichdie partnerschaftlichenBeziehungen auf viele Be-reiche ausgeweitet: Bei-spiele sind die Unterstüt-zung des Frauen-Hilfspro-jektes ARETE, Verbesse-rung der Trinkwasserver-sorgung und Schulprojek-te. Besonders mit derGründung des VereinsStädtepartnerschaft Erlan-gen - San Carlos e. V.wurde die Städtepartner-

schaft um einen wichtigen Akteurergänzt. Daneben engagieren sichder Dritte-Welt-Laden, die Arbeits-gemeinschaft der christlichen Kir-chen und Privatpersonen. Zur Ab-stimmung des partnerschaftlichenEngagements treffen sich alle Ak-teure regelmäßig am RundenTisch San Carlos.

Im März 2015 wurde erstmals einJubiläum der Städtepartnerschaftin San Carlos gefeiert. OB Janikund sein nicaraguanischer KollegeJhonny Gutiérrez äußerten dabeiden gleichen Wunsch für die Zu-kunft: die Städtepartnerschaft sollstärker zu einer Partnerschaft derMenschen werden. Fachaustausch,Jugendbegegnung und interkultu-reller Austausch sollen verstärktwerden. Ein erster Schritt in dieseRichtung konnte bereits umgesetztwerden: im Juni und Juli besuchteerstmals eine 5-köpfige Gruppeaus San Carlos Erlangen zu einemJugendaustausch. Seit Kurzemlaufen auch die Vorbereitungen fürden Gegenbesuch im August 2016.

Stadt Erlangen

25 Jahre

Städtepartnerschaft

EXTRAErlangen -

San Carlos

Liebe Erlangerinnen,

liebe Erlanger,

in diesem Jahr konnten wir das 25-

jährige Jubiläum der Städtepartner-

schaft Erlangen-San Carlos feiern -

ein besonderes Jubiläum für eine un-

gewöhnliche Partnerschaft.

Mit der Begründung 1990 zeigte sich

die Stadt Erlangen solidarisch mit

dem von Bürgerkrieg und Diktatur ge-

beutelten Land und bekannte sich zur

Bedeutung der kommunalen Entwick-

lungszusammenarbeit für den dauer-

haften Frieden und das Verständnis

zwischen den Völkern.

Durch das intensive Engagement der

Aktiven aus Bürgerschaft, Politik und

Verwaltung konnten in San Carlos in

den letzten 25 Jahren schon viele le-

benswichtige Projekte realisiert wer-

den. Diesen Akteuren gilt mein herzli-

cher Dank, ohne sie hätte sich die

Städtepartnerschaft nicht so erfolg-

reich entwickeln können.

Nicaragua ist noch immer das

zweitärmste Land in Mittelamerika

und die Entwicklungszusammenarbeit

wird weiterhin ein Aspekt der Partner-

schaftsarbeit sein. Gleichzeitig sind

gerade in den letzten Jahren neue

Aktivitäten hinzugekommen, die den

Austausch zwischen den beiden

Städten intensivieren. Eine Entwick-

lung, die ich sehr begrüße. Denn ich

wünsche mir, dass die Städtepartner-

schaft noch stärker als bisher eine

Partnerschaft der Menschen wird.

Denn ich bin überzeugt, dass wir viel

voneinander lernen können und der

Austausch eine Bereicherung für die

Bürgerinnen und Bürger beider Städte

darstellt.

Dr. Florian Janik, Oberbürgermeister

Die amtlichen SeitenOffizielles Mitteilungsblatt der Stadtverwaltung Erlangen

Nr. 24 | 72. Jahrgang www.erlangen.de 3. Dezember 2015

Impressionen aus der Partnerstadt, festgehalten von den Fotografen Roland Thamm und Ingrid Albrecht.

25 Jahre Solidarität und Begegnung mit San CarlosStädtepartnerschaft feierte Jubiläum - Partnerschaft der Menschen stärken

Page 2: Stadt Erlangen Die amtlichen Seiten · 2015. 12. 3. · gen - San Carlos e. V. wurde die Städtepartner-schaft um einen wichtigen Akteur ergänzt. Daneben engagieren sich der Dritte-Welt-Laden,

II Dokumentation: 25 Jahre Städtepartnerschaft mit San Carlos DaS Nr. 24

Der Ausbau der medizinischenVersorgung in San Carlos ist einwesentlicher Bestandteil der Städ-tepartnerschaftsarbeit. Danebensind viele weitere Themen von Be-deutung.

Trinkwasserver-sorgung sichernObwohl San Carlos am großen Ni-caraguasee und am Río San Juanliegt, gibt es keine ausreichendeTrinkwasserversorgung. Nur einkleiner Teil der Familien verfügtüber fließendes Wasser. Es wirdzwei Stunden am Tag zugeteilt undin Tonnen und Tanks abgefüllt. Stadt-teile, die nicht an die Pumpstatio-nen angeschlossen sind, werdenein- bis zweimal pro Woche durchTankwagen beliefert. In den Außen-bezirken liegen auf den Hügeln,entfernt von Fluss und See, die Ar-menviertel. Hier liefert der Tankwa-gen ein- bis zweimal pro WocheTrinkwasser, das von den Men-schen in Kanistern gezapft wird.

Für das Brauchwasser haben sichdie Menschen Erdlöcher gegrabenin denen sich das Oberflächen-wasser sammelt. Selten hat dasWasser die Qualität von Grundwas-ser. Bei heftigen Regenfällen wirdSand und Schmutz in die Erdlö-cher geschwemmt. Es besteht einhohes Unfallrisiko, besonders fürKinder, und eine große Gesund-heitsgefährdung durch Infektions-erkrankungen. Mit Hilfe von Spen-dengeldern aus Erlangen konnten

die Bewohnerinnen und Bewohnerin Eigenarbeit 2014/2015 die Erd-löcher mit ca. ein Meter hohen ge-mauerten Einfassungen und mit ei-ner Abdeckung versehen. Das Was-ser wird nun mit Eimern über Fla-schenzüge geschöpft. Die Wasser-qualität konnte so um 75 % ver-bessert werden. Trinkwasserquali-tät wurde damit jedoch noch nichterreicht. Um jede Verunreinigungvon außen zu vermeiden, sollen dieBrunnen jetzt mit Schnurpumpenausgerüstet werden. Zehn dieserPumpen konnten bereits mit Spen-den aus Erlangen installiert werden.

Natur- und Umwelt-schutz stärkenSüdwestlich von San Carlos liegtdas tropische Schutzgebiet „LosGuatuzos“ mit einer Größe von 437km2. Hier leben knapp 400 Vogel-arten. Zahlreiche weitere Zugvogel-arten lassen sich vorübergehend

hier nieder. Häufig vorkommendeTierarten sind Kaimane, Affen, Ja-guare und Faultiere. Die Region bil-det einen wichtigen Naturkorridor,denn Tier- und Pflanzenarten sinddarauf angewiesen, sich bei Klima-verschiebungen neue Lebensräu-

1985Gründung des Erlanger Nica-ragua-Komitees im Juni (be-steht bis 2000).

Bürgermeisterin Nydia Vallecil-lo aus San Carlos und derNürnberger OberbürgermeisterAndreas Urschlechter unter-zeichnen im November denPartnerschaftsvertrag und be-siegeln damit die Städtepart-nerschaft Nürnberg-San Carlos.

1990Unterzeichnung des Partner-schaftsvertrages Erlangen-SanCarlos durch OB Dietmar Hahl-weg, Gloria Guevara Silva undOB Peter Schönlein im Sep-tember.

1998Finanzielle Katastrophenhilfefür die Folgen des Hurrikans„Mitch“ in San Carlos.

2005Das Treffen der europäischenPartnerstädte von San Carlosfindet erstmals in Erlangenstatt.

2006Erstmals reist eine offizielleDelegation aus Erlangen mitOB Balleis nach San Carlos.

Marktbrand in San Carlos imNovember; im Anschluss Spen-denaktionen und Benefizauk-tion Erlanger Künstler für denWiederaufbau.

2007Beschluss Agenda 21: Finan-zierung der Kinderstation desstaatlichen Krankenhauses.

Erstes Koordinierungstreffender Erlanger San Carlos-Ak-teure im Oktober, später „Run-der Tisch San Carlos“.

Eine Familie freut sich über einen neuen Brunnen.

Nicaragua bietet eine reiche Tier- und vor allem Pflanzenwelt.

me zu erobern. Dennoch ist dieNatur um San Carlos vielen Bedro-hungen ausgesetzt: Um Weide-flächen zu gewinnen, wird Waldgerodet. Durch Wiederaufforstungkann die Artenvielfalt des ur-sprünglichen Ökosystems nie wie-der erreicht werden.

Durch den Klimawandel kommt esin Nicaragua verstärkt zu Stürmenund tropischen Gewittern. Dadurchwerden große Flächen des Ur-walds zerstört. Andererseits tritt dieRegenzeit nicht mehr zuverlässigein. Es kommt zu extremer Dürre,die die Lebensräume der Feucht-gebiete entlang des Nicaragua-sees und der zahlreichen Flüssenachhaltig schädigt und enormeEinbußen in der Landwirtschaftverursacht. Derzeit wird geprüft,wie das Thema Natur und Umwelt-schutz stärker in die Städtepart-nerschaftsaktivitäten integriert wer-den kann.

Themen der Städtepartnerschaft

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DaS Nr. 24 Dokumentation: 25 Jahre Städtepartnerschaft mit San Carlos III

Gewalt gegen Kinder eindämmenDie Mehrheit der Mädchen in Ni-caragua leidet unter sexuellenÜbergriffen und häuslicher Gewalt.Man schätzt, dass mindestens dreivon fünf Mädchen und zwei vonfünf Jungen misshandelt odermissbraucht worden sind. Größten-teils findet die Gewalt in den Fami-lien statt. Ein Grund dafür sind dieschlechten Lebensbedingungender Familien mit hoher Arbeitslo-sigkeit, extremer Armut und oft-mals auch Alkoholmissbrauch. Inden sehr kleinen Häusern oderHütten bleibt wenig Rückzugs- undSchutzmöglichkeit für die Kinder.

Um der alltäglichen Gewalt entge-gen zu wirken, muss der Gewalt-kreislauf durchbrochen werden.

Dazu muss schon Kindern im Kin-dergarten und in der Vorschule ge-zeigt werden, dass Gewalt kein Lö-sungsmodell zur Konfliktbewälti-

gung ist, sondern dass schwierigeSituationen auf andere Weisegelöst werden können (und müs-sen).

Getragen wird diese wichtige Ar-beit in San Carlos von dem Bera-tungszentrum ARETE, das 2008 un-ter der Leitung der deutschen Ent-wicklungshelferin Hilde Düvel auf-gebaut wurde und das regelmäßigvon Erlanger Seite unterstützt wird.Das Projekt ARETE dient zur Be-treuung von Opfern familiärer undsexueller Gewalt und von Men-schenhandel in San Carlos undder Region Río San Juan.

Medizinische Ver-sorgung verbessernSeit vielen Jahren besteht eine en-ge Verbindung zum Hospital LuisFelipe Moncada in San Carlos. DasHospital ist für das gesamte De-partamento Río San Juan zustän-dig und hat damit ein Einzugsge-

biet von der Größe Mittelfrankens(Fläche). Dort leben knapp 100.000Einwohner. Mit großem Engage-ment arbeitet die Belegschaft häu-fig am Rande der Kapazitäten,denn gerade durch den Ausbauder Straße nach Managua ziehenimmer mehr Menschen in die um-liegende Region und die Anzahlder Verkehrsunfälle steigt kontinu-ierlich. Gleichzeitig sind jedoch dieAbteilungen des Hospitals unzurei-chend ausgestattet und für unsselbstverständliche Verbrauchsma-terialien sind Mangelware. Den-noch zeigen sich Besucher immerwieder beeindruckt von der Arbeitder Mediziner, die mit großem En-gagement und Disziplin das Best-mögliche aus der gegebenen Si-tuation herausholen.

Neben dem Hospital gibt es zu-dem die Gesundheitsposten mitKrankenpflege- oder Hilfspersonalund die Gesundheitszentren, in de-nen auch Allgemeinärzte und Heb-ammen beschäftigt sind. Sie sindAnlaufstelle für die Basisversor-gung von Patienten. Doch auchhier besteht ein kontinuierlicherMangel an dringend benötigtenMaterialien.

In den vergangenen Jahren konn-te mit Unterstützung aus Erlangenschon viel erreicht werden, z. B. derBau einer Kinderstation und dieAusstattung des Physiotherapie-saals. In diesem Jahr unterstütztedie Stadt Erlangen die medizini-sche Versorgung in San Carlos mitüber 12.000 Euro, unter anderemfür die Verbesserung der Diabetes-Behandlung.

2008Bereitstellung des „San CarlosBildungs-Koffers“ durch denDritte Welt Laden im Januar.

Gründung des Frauen-Hilfs-projektes „ARETE“ in San Car-los im April.

Start des Projektes „Bandena -Band der Nationen“, einerSchulplattform für Erlangenund San Carlos im November.

2009Erstmals ist für Erlanger undNürnberger Jugendliche eineBewerbung im Rahmen des„weltwärts“-Programms für zweiFreiwilligendienstplätze in SanCarlos möglich.

2010Delegationsbesuch aus SanCarlos zum Festakt anlässlichdes 20-jährigen Städtepartner-schaftsjubiläums (Februar).

ARETE eröffnet Frauenhaus inSan Carlos (September).

2011Finanzierung der Ausstattungfür den Physiotherapiesaaldurch die Stadt Erlangen.

Gründung des Städtepartner-schaftsvereins.

2013Siemens Spendet 25.000 Eurofür ein Ultraschallgerät.

2014Stadt Erlangen unterstützt denAusbau der medizinischen Ver-sorgung mit insgesamt 16.000Euro.

Zum Projekt ARETE gehört die Bäckerei „Pantzin“.

Das Hospital Luis Felipe Moncada in San Carlos.

Page 4: Stadt Erlangen Die amtlichen Seiten · 2015. 12. 3. · gen - San Carlos e. V. wurde die Städtepartner-schaft um einen wichtigen Akteur ergänzt. Daneben engagieren sich der Dritte-Welt-Laden,

IV Dokumentation: 25 Jahre Städtepartnerschaft mit San Carlos DaS Nr. 24

IMPRESSUM© Stadt Erlangen, November 2015 Redaktion: Bürgermeister- und Presseamt (Tobias Ott, Dr. Christofer Zwanzig, SebastianMüller); Textbeiträge von Dr. Hildegard Ju-risch, Julie Mildenberger und Susanne Scheer;Fotos: Stadt Erlangen, Roland Thamm und In-grid Albrecht, Frank Ochomogo sowie von Teil-nehmern der Reisen 2008 bzw. 2015. Druck:Druckhaus Haspel Erlangen

San Carlos Ein Porträt San Carlos liegt im Südosten derRepublik Nicaragua, am Nicaragua-see und an der Grenze zu Costa Ri-ca. Die Entfernung zur HauptstadtManagua beträgt knapp 300 km.Die Stadt wurde Mitte des 16. Jahr-hunderts von den Spaniern als Han-delsstützpunkt gegründet. Zum ei-gentlichen städtischen Bereich kom-men noch zahlreiche Dörfer undkleine Ansiedlungen, die oft nur auflangen, beschwerlichen Land- oderWasserwegen erreichbar sind. Indiesen Teilgemeinden leben etwa80% der Bevölkerung (insgesamt ca.55.000 Einwohner). Die Gemeindeist Handelszentrum und Umschlag-platz für die regionalen Produkteaus Ackerbau und Viehzucht. Mitzwei Krankenhäusern - einem staat-lichen und einem privaten (das al-lerdings für die Versorgung dermeisten Menschen nicht von Be-deutung ist) - und den außerhalbgelegenen Gesundheitszentren ver-sorgt San Carlos die Menschen inder Region medizinisch. Grund- undweiterführende Schulen gewährleis-ten die Ausbildung der Kinder. Dar-über hinaus bildet eine kleine, vomStaat aber voll anerkannte Univer-sität den regional benötigten Nach-wuchs an Landwirtschaftsingenieu-ren und Lehrern aus. Mit dem Aus-bau der Straße nach Managua voreinigen Jahren hat sich die Fahrtmit dem öffentlichen Bus von rund18 auf 6 bis 8 Stunden reduziert.Gleichzeitig bewirkt die Straße einkontinuierliches Anwachsen der Be-völkerung. Immer mehr Menschenlassen sich häufig in wild wachsen-den Stadtteilen nieder, oft ohneStromanschluss und Zugang zusauberem Trinkwasser. Eine weitereneue Entwicklung ist die Zunahmedes Tourismus. Die Stadt eignet sichhervorragend als Ausgangspunktz.B. für einen Besuch des Solentina-me-Archipels oder des Naturschutz-gebietes Indio Maíz.

Info: www.erlangen.de/sancarlos

Kleine Chronik des Jubiläumsjahrs

16. bis 27. FebruarAusstellung des Städtepartnerschafts-vereins mit Spendenübergabe des RotaryClubs

11. bis 21. MärzDelegationsreise mit OB Janik, Stadträtenund weiteren Teilnehmern nach San Car-los und San Marcos

18. April Neustart der Spendenaktion „1 Euro fürSan Carlos“

18. bis 29. Mai Ausstellung: „un día normal“ von Schülernaus Erlangen und San Carlos, „las som-bras del canal“ von Michael Jordan und„ich sehe was, was du nicht siehst“ vonErstklässlern der Loschgeschule

19. JuniLauf für San Carlos an der Loschge-Grundschule. Insgesamt kommen über8.000 Euro zusammen, die für Projekte anSchulen in San Carlos eingesetzt werden.

23. Juni bis 16. Juli Erster Jugendaustausch: Fünf junge Menschen aus San Carlos kommen fürdrei Wochen nach Erlangen.

13. bis 17. Juli Projektwoche an der Grundschule Frauenaurach. Aktivitäten zum Sommerfestzugunsten von Bildungsprojekten in SanCarlos.

25. AugustAnkunft von Hamilthon Gerardo Vallecillo.Er absolviert bis August 2016 ein freiwil-liges soziales Jahr in den Regnitz-Werk-stätten der Lebenshilfe.

22. September bis 14. OktoberAusstellung „über-lebens-welten 2.0“ desInformationsbüros Nicaragua und „ich se-he was, was du nicht siehst“ der Loschge-Grundschule in der Neustädter Kirche.

Oktober bis NovemberProjekt von „Technik ohne Grenzen e. V.:„Entsorgung gefährlicher biomedizinischerAbfälle und Instandhaltung medizinischerGeräte im Hospital von San Carlos“

26. Oktober bis 16. November Ausstellung „San Carlos - Nicaragua /Land und Leute - Märkte und Natur“ vonRoland Thamm und Ingrid Albrecht

20. bis 24. November Besuch von Javier Machado Aguirre (Umweltbeauftragter San Carlos) und Nohemí Bellorín Dávila (ASODELCO)

Oktober / NovemberDie Stadt Erlangen unterstützt Projekte zurVerbesserung der medizinischen Versor-gung im Hospital von San Carlos unddem Gesundheitszentrum mit insgesamtüber 12.000 Euro. Zudem unterstützt dieStadt Erlangen ein Projekt zur Verbesse-rung der Trinkwasserversorgung.

21. November Fiesta für San Carlos im E-Werk

Der Stadtteil „19. Juli“.

Die Innenstadt: dort leben etwa 10.000 Menschen.

Blick auf die Uferpromenade „Malecón“.

OB Janik und Bürgermeister Gutiérrez mit Delegationsmitgliedern aus Erlangenund Jena beim Festakt in San Carlos (März 2015).