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Staubläuse Psocoptera (engl.: Cereal psocid, Book lice, franz.: Psoques, ital.: Psocotteri) Anticimex AG, Sägereistrasse 25, CH-8152 Glattbrugg, Tel +41 58 387 75 75, www.anticimex.ch, [email protected] Von den rund 1600 weltweit vorkommenden Ar- ten kommen bei uns in Lagern und Wohnräumen nur zehn bis zwanzig Arten vor. Es handelt sich um Arten der Gattungen Liposcelis (Bücherlaus), Lepinotus und Trogium. Die in früherer Literatur häufig genannte Art Li- poscelis divinatorius (Müller) wird heute in mehr als 20 schwer zu unterscheidende Arten aufge- teilt, von denen etwa die Hälfte in Häusern auf- treten kann. Vorkommen: Staubläuse können sich an Ge- treide mit hohem Wassergehalt, an schimmeli- gen, zu feucht lagernden Vorräten und in feuch- ten Speicher-, Fabrikations- und Wohnräumen (auch Neubauten) massenhaft vermehren, wo- durch Getreide und andere Vorräte als Nahrung für den Menschen unbrauchbar werden, bei starkem Auftreten in Wohnungen sind sie ekeler- regend. Nahrung: Das Nahrungsspektrum reicht von Staub über Schimmelpilzrasen bis zum Mehlkör- per von Getreidekörnern. Staubläuse sind wahr- scheinlich nicht in der Lage, ganze Getreidekör- ner anzugreifen, sondern müssen sich mit ge- brochenen Getreidekörnern begnügen. Sie hin- terlassen kein charakteristisches Schadbild. Zwi- schen Pilzbefall und Staubläusen besteht eine wechselseitige Abhängigkeit. Pilze sind Nah- rungsgrundlage der Staubläuse, die ihrerseits die gefressenen Pilzsporen mit ihrem Kot weiter- verbreiten können. Schaden: In erster Linie ist es die Masse der he- rumlaufenden oder nach Bekämpfungsmass- nahmen toten kleinen Insekten, die den Befall kennzeichnen. So können z.B. beim Aussieben von 1000 g befallenem Weizen nach einer Be- gasung etwa 1 bis 2 g Staubläuse anfallen. Dazu kommt in Mehl, Drogenpulvern oder Tee die Verschmutzung durch ihren dunklen Kot. Der Schaden durch Frass ist meistens nicht auffällig, da sich die Staubläuse vielfach mit Abweiden von Schimmelrasen begnügen. Es kann aber auch an Getreide (mit verletzten Kornhüllen) der Mehlkörper und mit Vorliebe der Keim ganz auf- gefressen werden. Wenn es zu einem Massen- auftreten in feuchten Lagerräumen kommt, kön- nen die vorratsschädlichen Arten bei ihrer gerin- gen Körpergrösse durch die feinsten Spalten und Risse im Verpackungsmaterial in die Vorräte eindringen. Sie können aber auch in die leeren Verpackungshüllen vor der Füllung hineingeraten sein, wenn diese in einem feuchten Raum auf- bewahrt wurden. Es gibt daher viele Möglichkei- ten für den Befall verpackter Lebensmittel, wes- halb der Zeitpunkt des Erstbefalls einer vom Händler bezogenen Packung kaum zu entschei- den sein dürfte. Die Staubläuse leben auch an schimmeligem Stroh, an Heu und Pflanzenhaaren und können damit in Wohnungen eingeschleppt werden, wenn solche Materialien zur Isolierung von Wän- den und Decken oder Füllung von Polstermöbeln und Matratzen verwendet werden. Sind die Räume feucht genug, um ein Schimmel- wachstum zu fördern, so kann es nach einiger Zeit zu einer Massenvermehrung der erst über- sehenen Tiere kommen. Die Staubläuse laufen dann in der ganzen Wohnung herum und drin- gen in die Schränke und die darin aufbewahrten Vorräte ein. Auch Vogelnester an den Häusern können die Quelle für eine Staublausinvasion in Wohnungen bilden. Staubläuse können auch an pilzbefallenem Papier fressen.

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Staubläuse Psocoptera (engl.: Cereal psocid, Book lice, franz.: Psoques, ital.: Psocotteri)

Anticimex AG, Sägereistrasse 25, CH-8152 Glattbrugg, Tel +41 58 387 75 75, www.anticimex.ch, [email protected]

Von den rund 1600 weltweit vorkommenden Ar-ten kommen bei uns in Lagern und Wohnräumen nur zehn bis zwanzig Arten vor. Es handelt sich um Arten der Gattungen Liposcelis (Bücherlaus), Lepinotus und Trogium. Die in früherer Literatur häufig genannte Art Li-poscelis divinatorius (Müller) wird heute in mehr als 20 schwer zu unterscheidende Arten aufge-teilt, von denen etwa die Hälfte in Häusern auf-treten kann. Vorkommen: Staubläuse können sich an Ge-treide mit hohem Wassergehalt, an schimmeli-gen, zu feucht lagernden Vorräten und in feuch-ten Speicher-, Fabrikations- und Wohnräumen (auch Neubauten) massenhaft vermehren, wo-durch Getreide und andere Vorräte als Nahrung für den Menschen unbrauchbar werden, bei starkem Auftreten in Wohnungen sind sie ekeler-regend. Nahrung: Das Nahrungsspektrum reicht von Staub über Schimmelpilzrasen bis zum Mehlkör-per von Getreidekörnern. Staubläuse sind wahr-scheinlich nicht in der Lage, ganze Getreidekör-ner anzugreifen, sondern müssen sich mit ge-brochenen Getreidekörnern begnügen. Sie hin-terlassen kein charakteristisches Schadbild. Zwi-schen Pilzbefall und Staubläusen besteht eine

wechselseitige Abhängigkeit. Pilze sind Nah-rungsgrundlage der Staubläuse, die ihrerseits die gefressenen Pilzsporen mit ihrem Kot weiter-verbreiten können. Schaden: In erster Linie ist es die Masse der he-rumlaufenden oder nach Bekämpfungsmass-nahmen toten kleinen Insekten, die den Befall kennzeichnen. So können z.B. beim Aussieben von 1000 g befallenem Weizen nach einer Be-gasung etwa 1 bis 2 g Staubläuse anfallen. Dazu kommt in Mehl, Drogenpulvern oder Tee die Verschmutzung durch ihren dunklen Kot. Der Schaden durch Frass ist meistens nicht auffällig, da sich die Staubläuse vielfach mit Abweiden von Schimmelrasen begnügen. Es kann aber auch an Getreide (mit verletzten Kornhüllen) der Mehlkörper und mit Vorliebe der Keim ganz auf-gefressen werden. Wenn es zu einem Massen-auftreten in feuchten Lagerräumen kommt, kön-nen die vorratsschädlichen Arten bei ihrer gerin-gen Körpergrösse durch die feinsten Spalten und Risse im Verpackungsmaterial in die Vorräte eindringen. Sie können aber auch in die leeren Verpackungshüllen vor der Füllung hineingeraten sein, wenn diese in einem feuchten Raum auf-bewahrt wurden. Es gibt daher viele Möglichkei-ten für den Befall verpackter Lebensmittel, wes-halb der Zeitpunkt des Erstbefalls einer vom Händler bezogenen Packung kaum zu entschei-den sein dürfte. Die Staubläuse leben auch an schimmeligem Stroh, an Heu und Pflanzenhaaren und können damit in Wohnungen eingeschleppt werden, wenn solche Materialien zur Isolierung von Wän-den und Decken oder Füllung von Polstermöbeln und Matratzen verwendet werden. Sind die Räume feucht genug, um ein Schimmel-wachstum zu fördern, so kann es nach einiger Zeit zu einer Massenvermehrung der erst über-sehenen Tiere kommen. Die Staubläuse laufen dann in der ganzen Wohnung herum und drin-gen in die Schränke und die darin aufbewahrten Vorräte ein. Auch Vogelnester an den Häusern können die Quelle für eine Staublausinvasion in Wohnungen bilden. Staubläuse können auch an pilzbefallenem Papier fressen.

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Die Frassstellen selbst sind sehr schwer zu se-hende Schabespuren. An Briefmarken fressen sie besonders die Klebeschicht ab und vermin-dern dadurch deren Sammelwert. In Herbarien und Insektensammlungen kann ihr Frass grosse Werte zerstören. Die getrockneten Pflanzen ver-nichten sie oft vollständig, ebenso kleine Insek-ten, während sie sich bei grösseren Arten auf Fühler, Mundtaster und Fussglieder beschrän-ken; bei Schmetterlingen weiden sie die Schup-pen ab. Die Nadeln sind für sie kein Hindernis, um an ihre Nahrung zu kommen. Aussehen: Staubläuse sind relativ primitive In-sekten mit keinen oder stark zurückgebildeten Flügeln. Die erwachsenen Tiere sind nur 1 bis 2 mm gross und von gelblichen, brauner bis schwarzer Farbe. Da die Staubläuse zu den Hemimetabolen gehö-ren, sind die Larven den erwachsenen Tieren sehr ähnlich. Die Larven sind hell und manchmal transparent, und ihre Füsse sind immer nur zweigliedrig, auch ihre Fühler haben weniger Glieder.

Bei manchen Arten kommen Männchen vor, an-dere vermehren sich nur parthenogenetisch (durch Jungfernzeugung, d.h. Männchen fehlen). Entwicklung: Zwischen Ei und Imago sind 3 bis 8 Larvenstadien eingeschaltet. Die Entwick-lungsdauer liegt im Sommer zwischen 20 und 40 Tagen, bei konstant 27°C und 65% r. F. umfasst sie etwa 30 Tage, wovon 7 auf die Eier entfallen. Im Jahr können 6 bis 8 Generationen ausgebil-det werden. Die Lebensdauer der erwachsenen Tiere kann 10 bis 12 Wochen betragen. Ökologie: Staubläuse sind an hohe Luftfeuch-tigkeiten gebunden (65 bis 95% r. F.), doch ist ein zeitlich begrenztes Vorkommen (z. B. in tro-ckenem Mehl) auch bei Werten bis zu etwa 60% herab möglich. Sinkt die relative Luftfeuchtigkeit unter 65%, nimmt die Sterberate drastisch zu. Die Anzahl abgelegter Eier je Weibchen nimmt mit steigender Feuchtigkeit zu. Damit zeigt sich klar, dass durch Schaffung tro-ckener Bedingungen die Populationsentwicklung von Staubläusen verlangsamt oder gar zum Still-stand gebracht werden kann.

Staubläuse: Von links nach rechts: Kurzflüglige Form von Psyllipsocus ramburi, Trogium pulsatorium, Lepinotus inquilinus, L. reticulatus und die flügellose Bücherlaus (Liposcelis sp.)

Version 2014