stein & wein
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Ahrwein e.V.TRANSCRIPT
A u s L e i d e n s c h a f t z u r K l a s s ewww.ahrwein.de
Stein & Weinan der Ahr
Steine • Böden • Terroir
Ahrtal-Tourismus
• VermittlungvonUnterkünften,
auchfürIhreprivatenBesuche
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BadNeuenahrundAhrweiler
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• Kartenvorverkauffür
Veranstaltungen
WeitereInformationenzuPauschalen,
ArrangementsundVeranstaltungen
erhaltenSie
telefonisch unter: 02641-91710,
via E-Mail: [email protected]
und vor Ort in den Tourist-Informationen
des Ahrtal-Tourismus
in Ahrweiler: Blankartshof 1
und in Bad Neuenahr: Hauptstraße 80
oder online unter www.ahrtal.de
Unsere Service-Leistungen für Sie.DasTeamdesAhrtal-TourismusbietetIhnenrundumBadNeuenahr-Ahrweilereineganze
PalettehilfreicherServiceleistungen.Wirmöchten,dassSiesichimAhrtalrundherum
wohlfühlenundbemühenuns,alleIhreUrlaubs-Wünscheumfassendund
schnellzuerfüllen.
Vorwort
3
Mit rund 560 ha Reb-fläche gehört die „Ahr“zudenkleinstenWein-anbaugebietenDeutsch-lands.Daswild-roman-
tischeAhrtalzähltzudenschönstenSeitentälerndesRheinsundziehtNaturliebhaberundWeinfreundegleichermaßeninseinenBann.
Es ist das Anbaugebiet, das den höchsten Anteilan Rotweinsorten (ca. 80%) aufweist und als be-kanntestesdeutschesRotweingebietgilt.DieArbeitder Ahrwinzer ist seit Jahren von der Philosophie„Qualität stattQuantität“ geprägt.AusderKombi-nation von Tradition, Innovation und Experimen-tierfreuderesultierenTop-Weine,diedieAhrwinzeran die Spitze der deutschenWeinerzeuger führen.Besonders der Blaue Spätburgunder ist zweifellosder„König“derAhrunddiemeistangebauteReb-sorteanderAhr.
BereitsdieRömerwusstendieAhralsWeinanbau-gebietzuschätzenundpflanztenihrerzeitdieerstenReben an. Die ersten urkundlichen ErwähnungenbezeugendenWeinanbaubereits fürdas Jahr770,wo von denWeinbergen „ad Aram“ – an der Ahr– die Rede ist. Seit über 1200 Jahrenwird an derAhrWeinbaubetriebenundgeradedieRebflächenund die Steillagen prägen diese wunderschöneKulturlandschaft. Weinbau und Landschaft warenund sind in diesen vielen Jahren einem ständigenWandel unterworfen. Dabei galt früher wie heute:ändernsichdieRahmenbedingungenfürdenWein-bau, so ändert sich zwangsläufig auch die Land-schaft.DerWeinbauistnachwievoreinetragendeSäulediesereinzigartigenFlusslandschaftundistein
unverzichtbarerWirtschaftsfaktorfürdieRegion.
Der Begriff „Terroir“ ist seit einigen Jahren inDeutschlands Weinszene in aller Munde. Aberwas bedeutet Terroir? Als Terroir wird der Einflussvon Winzer, Klima, Sonnenenergie und –einstrah-lung, Topographie, Geologie sowie der Hydro-logie im Zusammenspiel mit den angepflanztenRebsorten auf die spezielle und unverwechselbareCharakteristik des Weines bezeichnet. Aus diesemZusammenspiel reifen unsere unverwechselbarenRotweine und verleihen den für die Ahr typischenSpät- und Frühburgundern ihre einzigartigeAuthentizität.
WirmöchtenIhnenmitderBroschüreEinblickeindie bewegte Erdgeschichte unseres Anbaugebietesund auf den Einfluss der Geologie auf den Ahr-wein gewähren. „Stein undWein“ stellt Ihnen dietypischenWeinbergsbödenanderAhrvorundzeigtIhnenanhand ihrerBeschaffenheit,wiedieBödendieRebsortenbeeinflussen.
Wirhoffen,wirweckenIhreNeugierundgewährenIhnenmit dieser Broschüre neue Einblicke in diezahlreichenFacettendesWeinanbausimAhrtal.VielVergnügen!
Ihr
MarcAdeneuerVorsitzenderAhrweine.V.
Inhalt
Vorwort 03
Landschaft 04-07
Klima 08-09
Weinbau 10-11
Boden 12-15
Geologie 16-23
Geologie Übersichtskarte 24-25
Sandstein 26-27
Sandsteinlehm 28-29
Schiefer 30-31
Schieferlehm 32-33
Basalt 34-35
Löss/Lösslehm 36-37
Auen-, Terrassensedimente 38-39
Wandern, wo der Wein wächst 42-45
Weincharakteristik 46-49
Glossar 50-53
Veranstaltungen an der Ahr 54
Impressum 55
Mit Eintritt in die sandig-schiefrigen Partien
der Ahreifel versteilt sich die Flusslandschaft
zum mittleren Ahrtal. In abwechslungsreicher
Tallandschaft geht es durch die Ahrberge, ent-
langsteilerFelshängeundwindungsreichdurch
ausgeprägteTalmäander.DiehäufigenUmlauf-
berge,wiedermitderBurgKreuzberg,berichten
ausderEntstehungsgeschichtedesTales.Noch
vorwenigenhunderttausendJahrenumflossdie
AhrdieseFelsenineinerSchleife,bevorsiedie
AbkürzungvordemFelsenentlangfand-ihren
heutigen Weg. Zurück blieben das Trockental
undeinUmlaufberg.
Mit demNaturschutzgebiet Ahrschleife bei Alten-
ahrbeginntdastiefeingeschnitteneEngtal.Hier
imspektakulärenmittlerenAhrtalragenzubei-
den Seiten des schluchtartigen Talabschnittes
steilste, fast senkrechte Felsklippen bis zu 200
MeteremporunddrängendieschattigeTalsohle
aufwenigerals50MeterBreitezusammen.Die
kathedralenartigaufwärtsstrebendenFelswände
entstandendurchdasZusammenspielvonGe-
birgsfaltungundspätererTiefenerosionderAhr.
Die Landschaft
Die Landschaft des AhrtalsDieAhrentspringtinNordrhein-WestfalenimhistorischenOrtskernvon
Blankenheim unweit der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz. Aus einer
durchmehrereKarstquellengespeisten,historischgefasstenQuellefließt
siezunächstalsWiesenbachinvielenSchleifendurchdiesanfthügelige
KarstlandschaftderKalkeifelmitihrenmarkanten
WacholderhängenunddenimFrühjahrund
SommervonOrchideenundEnzian
bestandenenKalkmagerrasen.
Die Auffaltungsprozesse, im Zuge derer das
Rheinische Schiefergebirge im Erdaltertum
entstand, ließenhierdenAhrtalsattel aufstei-
gen,indessenKernbereichdieGesteinsbänke
diesteilsteAufrichtungerfuhren.Wiederholte
plattentektonischeBewegungenzerrüttetendie
oberstenPartienundschufeneineSchwäche-
zone, an der sich hunderte Millionen Jahre
später,zuBeginnderErdneuzeit,diejungeAhr
aufihremWegzumRheinorientierteundda-
beimitihrerTiefenerosiondiesesspektakuläre
Landschaftsbild freilegte. Ab Altenahr gesellt
sich noch ein weiterer landschaftsprägender
Aspektdazu,dieKulturlandschaftderWeinahr.
In jahrhundertelanger Tradition nutzen die
AnwohnerdiedurchdasTalwindgeschützten,
zurSonneexponiertenSchieferhänge fürden
WeinbauundschufendieTerrassenlandschaft
derWeinberge.
Nachdem das Engtal an der Lochmühle vor
MayschoßseinezweitegroßeFlussschleifepas-
sierthat,weitetes sich imFolgendenbisDer-
nau auf rund 200 Meter Breite zu einer leb-
haften Szenerie aus Talmäandern und Um-
laufbergen. Die letzte und stärkste Einengung
erfährt das felsenreichemittlere Ahrtal an der
Felsformation Bunte Kuh unweit des Klosters
Marienthal.
Kurz danach öffnet sich ab Walporzheim das
Ahrtal zu einer Talweitung von rund einem
KilometerBreite.DieSprunghöhezudenmeist
mäßig geneigten Talhängen beträgt hier nur
noch rund einhundert Meter. Dieser auffällige
WechseldesLandschaftsbildeshatseineUrsache
in derNähe zur direkt nördlich angrenzenden
flachwelligen Ebene der Niederrheinischen
Bucht.Einige ihrerNordwest/Südostausgerich-
tetenVerwerfungslinienkreuzenhierdasAhrtal
undführtenwährendder jüngerenErdgeschichte
Der Etzhardt in Mayschoß – ein alter Umlaufberg der Ahr
Die trichterförmige Talweitung bei Walporzheim
Die Landschaft
5
durch Abwärtsbewegungen zu großräumigen
Senkungsbereichen, die sofort von jungen Ab-
lagerungenaufgefülltwurden.DasTonvorkom-
menvonRingenisteinBeispieldafür.EinBlick
vonderLandskroneinRichtungBadNeuenahr
macht die Landschaftsstufe deutlich sichtbar.
DieTalweitungvonBadNeuenahristalsoland-
schaftlichbereitsderAbdachungderAhreifelzur
NiederrheinischenBuchtzuzuordnen.Daherge-
staltet sichdienördliche Talseite auch eher als
lebhaftesHügelland,währenddiesüdlicheTal-
seitenochMittelgebirgscharakterbesitzt.
Die Verwerfungslinien der Niederrheinischen
Bucht schufen auch die Aufstiegswege für die
Vulkane des unteren Ahrtals, wie den Neuen-
ahrer Berg, die Landskrone und weitere.
Auch steigen an diesen Verwerfungslinien
und an der Störungszone des Ahrtalsattels
die kohlensäurehaltigen Mineralwässer des
Ahrtals auf. Zur Gewinnung von Ackerland
kam es in früheren Zeiten zur baulichen Re-
duzierung der ehemaligen Wiesenmäander,
seither hat die untere Ahr ein sehr gerades
und damit schnelles Flussbett. Ahrabwärts,
östlich der Vulkane, enden die letztenWein-
berge von Heimersheim und Ehlingen.
Weiter flussabwärts verliert das untere Ahrtal
starkanReliefundöffnetsichohnemarkante
Geländestufen dem Rheintal. Hier zeigt sich
erneut die landschaftsprägende Wirkung des
Ahrtalsattels. Wiederholte Bewegungen in
seinem Verlauf auch während der jüngsten
Erdgeschichte schufen die Ahrtalstörung, die
hieraufdasRheintaltrifft.IndieserSchwäche-
zoneschufdieAhrmitihremwindungsreichen
Verlauf eine flache Mündungsebene mit
riesigenSchwemmfächernunddrängtedamitden
Talweitung bei Bad Neuenahr, im Hintergrund die Landskrone
(50 Meter üNN) legt die Ahr auf ihren 90
KilometernFlusslängerund400Höhenmeter
zurück.IhreMündungindenRheinliegtnahe
demStädtchenSinzig in einemNaturschutz-
gebiet mit dem Schutzzweck der Erhaltung
desnatürlichenMündungsgebietsmit seinen
Wasser-,Sand-undSchlammflächensowieals
Lebensraum wildwachsender Pflanzen und
seltenerTier-undVogelarten.
Verlauf des Rheins weit nach Osten ab.
Aufgrund der fruchtbaren Schwemmland-
böden trägt die Mündungsebene der Ahr den
Namen „Goldene Meile“. Von ihrer Quelle
(470 Meter üNN) bis zu ihrer Mündung
Die Landschaft
7
rote Umgrenzungen-Weinbau
DasAnbaugebietAhrliegtauf50°30´nördlicherBreiteundist
damitdasnördlichstederrheinland-pfälzischenWeinanbaugebiete.
BeeinflusstdurchdieLageamSüdrandderNiederrheinischen
Bucht(KölnerBucht)profitiertdieRegionAhrvommilden,
durchdenGolfstromgeprägteatlantischeKlima.
Das Klima im Ahrtal
Die mittlere Jahresdurchschnittstemperatur
beträgt für BadNeuenahr 10,2°C,mit einer
ausgesprochen milden mittleren Wintertem-
peratur (Dezember bis Februar) von 2,6°C.
Die Lage der Ahrregion imWind- und Regen-
schatten der Eifel, hat einen relativ nied-
rigen mittleren Jahresniederschlag zur Folge
(BadNeuenahr:654mm).Bedingtdurchdie
West-Ost-Ausrichtung der Weinahr liegen die
meistenWeinberge auf der nördlichen Fluss-
seite. Sie profitieren mit ihren überwiegend
vonOst über Südost, Süd, Südwest bisWest
ausgerichteten Rebflächen am stärksten von
den 1450 Sonnenscheinstunden der Wein-
ahr.Die steilen Südhängemit ihrendunklen
Felsen heizen sich rasch auf und geben die
gespeicherte Wärme nur allmählich an die
Reben weiter, so dass auch nachts ausge-
glicheneTemperaturengewährleistetsind.
Da in Abhängigkeit vom Talabschnitt das
KleinklimaderWeinahrdeutlichvariiert,wird
sieinzweiRegionenunterteilt.DiezumRhein-
taloffeneuntereWeinbauregionprofitiertvon
ihrer niedrigen Tallage und der Nähe zum
Das Klima
milden Rheinklima. Ihr Mikroklima variiert
kaum und erreicht selbst auf Nord/Nordost
ausgerichteten Rebflächen dasMaximum der
Durchschnittstemperatur in der Vegetations-
periode.Mitetwa1450Sonnenscheinstunden
wirdauchdieAhrvonderSonneverwöhnt.
Imwindgeschützten Engtal der oberenWeinahr
variiert das Mikroklima deutlich und wird
überwiegend durch die Orientierung der
Ahrschleifen bestimmt. Zwischen den Fluss-
schlingen und Felsen bilden sich kleinteilige
Klimaräumeaus.AbgeschirmtvomWindder
Hochfläche entstehen hier allein durch die
Sonneneinstrahlung schnell hohe Luft- und
Bodentemperaturen.So indenAhrmäandern
zwischenMayschoßundRechsowiezwischen
Dernau undWalporzheim, deren Rebflächen
durch die Sonneneinstrahlung während der
Vegetationsperiode das Temperaturmaxi-
mumerreichen.DieWeinahrzähltmit ihren
maximal 700 Millimetern Jahresniederschlag
bereits zu den trockenen Regionen Deutsch-
lands. Besonders im unteren Engtalbereich
treten auf denwindabgewandten Seiten, den
Leeseiten, höhere Trockenheiten auf. Beson-
ders im Kleinklima zwischen Marienthal und
BadNeuenahrsinktdieJahresniederschlagsrate
sogarauf650Millimeterunderreichtdamitbe-
reitskontinentalenCharakter.DiehohenSom-
mertemperaturenverstärkendiesenEindruck.
Das Klima
9
Ahrtal bei Dernau im Frühjahr
Weinbergsterrassen bei Mayschoß im Winter
Klimadiagramm der Station Bad Neuenahr
Der Weinbau im AhrtalDieAhristeintraditionellesRotweinanbaugebietmit85%rotenReb-
sorten.Diesistungewöhnlich,würdemanaufgrunddergeographischen
LageundderBodenbeschaffenheithierdochehereinWeißweingebiet
vermuten.AberauchimVergleichzudenanderenrheinland-
pfälzischenWeinanbaugebieten,unterdenendie
Ahrmitihren563Hektardaszweitkleinsteist,
dominiertsiemitdemhöchsten
AnteilanrotenRebsorten.
DabeiistderAnteilanrotenBurgundersorten,
insbesondere des Blauen Spätburgundersmit
63%besondershoch.ErstelltdieLeitrebsorte
dar. Rote undweißeWeinsorten sind für die
klösterlichenLändereienanderAhrbereitsfür
das9.Jahrhunderturkundlichbelegt.IhreBur-
gundersortenverdanktsieabererstdernapole-
onischenZeit.
Geprägt durch die geologischen Gegeben-
heiten finden sich die Steil- und Steilstlagen,
(53%derRebflächen)vorwiegend imEngtal
zwischen Altenahr und Marienthal. Die zwi-
schen10und30%geneigtenRebflächender
Hanglagenmachen34%derGesamtflächeder
Weinahr aus. Sie dominieren die Weinlagen
der unteren Ahr zwischenWalporzheim und
Heimersheim. Die völlig ebenen Weinlagen
des Talgrundes und der Hochflächenvereb-
nungenmachenrund13%derRebflächeaus.
WegendeshohenAnteilsanrotenBurgunder-
sortenimWeinanbaugebietAhr,insbesondere
der Leitrebsorte des Blauen Spätburgunders,
sind die beschriebenen Geschmacksprofile
auch dieser Rebsorte zuzuordnen. Sie zeichnen
sich durch Fruchtaromen nach Erdbeere,
Kirsche und Trockenfrüchten mit einem
spürbaren Säureeindruck und hoher Mine-
ralität aus. Der überwiegende Teil derWeine
wird trocken ausgebaut. Eine Besonderheit
desRotweinausbausanderAhr istdiehäufig
praktizierte „Vermählung“ von Weinen, die
auf verschiedenen Böden gewachsen sind.
Sowerden die Vorzüge und geschmacklichen
Ausprägungen der einzelnen Lagen in einer
Cuvéemiteinanderverschmolzen:vonderFi-
ligranität des Schiefers über die klare Frucht
Der Weinbau
11
des Sandsteins und das Feuer des Basalts bis
zur Frische der Auen entsteht eine einzigar-
tigeWeinkomposition.HochwertigeRotweine
werden dann häufig in kleinen Holzfässern,
den so genannten Barriquefässern gelagert.
DurchihregeringeGrößekannvielSauerstoff
in denWein eindringen, was ihm die nötige
Reife verleiht und Dichte, Komplexität sowie
FarbedesWeineskräftigt.Aromendersüßlichen
Vanille, des herzhaften Kakaos oder des ge-
röstetenKaffeesbishinzurauchigenAromen,
die diese Barriquefässer dem Wein geben,
ergänzen den Geschmack, den die Rebsorte
und der Boden diesenWeinen verleihen und
zu einem besonderen Geschmackserlebnis
werdenlassen.
Grundlage BodenDerBodenistdieobersteSchichtderErde.ErbedecktdasGestein,mal
nurwenige Zentimeter dünn,malmehrereMetermächtig.Die Rebe
nutztdenBodenzurVerankerungsowiealsNährstoff-und
Wasserreservoir.ImBodenlebtderfürunsunsichtbare
Teil der Rebe, dieWurzel, die häufigmehr
MassebesitztalsderRebstockselbst.
Aufbau,FormundGrößedesWurzelwerkshän-
geninjederLebensphasederRebevomBoden
ab. In ihrer Jugendphase ist die Rebe auf die
ausreichende Qualität des Oberbodens an-
gewiesen, denn hier sollen die jungen zarten
Wurzeln möglichst ungehindert ihren Lebens-
raum erobern und ausreichend Wasser und
Nährstoffefinden.Ineinemlockeren,alsonicht
zu schwerenoder steinigenBoden gelingt dies
am besten. Die Rebe wird ihr Wurzelwerk so
langeweiterentwickeln und vergrößern, bis sie
genügendBodenraumerschlossenhat,umeine
dauerhafteVersorgungzugewährleisten.Beiaus-
gewachsenenRebenentstehenjenachBodenbe-
schaffenheitunterschiedlicheWurzelbilder.
DerBodenhatauchgroßenEinflussaufdasfür
Rebwachstum und Traubenreife bedeutende
Mikroklima.JenachZusammensetzungkönnen
die Böden die Sonnenenergie in unterschied-
lichemMaßeaufnehmen,speichernundwieder
andiebodennaheLuftschichtabgeben.Feuchte
schwere Böden benötigen viel Sonnenenergie
bissiesicherwärmen,könnendieseWärmeaber
auch lange speichern. Leichte trockene Böden
Grundlage Boden
13
dagegen erwärmen sich schnell, kühlen aber
auchebensoschnellwiederab.DerBodenbesteht
aus mineralischer und organischer Substanz,
Bodenlebewesen sowie Wasser und Luft. Die
mineralischenBestandteileentstehendurchdie
VerwitterungderanstehendenGesteine.Siesind
von unterschiedlicher Größe und chemischer
Zusammensetzung. Viele wichtige Pflanzen-
nährstoffewieKalium,MagnesiumundCalcium
stammenausdenmineralischenBestandteilen.
Organische Bestandteile sind vor allem abge-
storbenePflanzenteile, aber auchdieAusschei-
dungen und Reste von Bodenlebewesen. Die
organischen Bestandteile liefern den Pflanzen
ebenfalls wesentliche Nährstoffe, insbeson-
dereStickstoffundPhosphor.Bodenlebewesen
schließendurchdieZersetzungderorganischen
Bestandteile vieleNährstoffe auf.DasGewicht
derBakterien,Pilze,Einzeller,Würmer,Insekten,
Spinnen, Schnecken, Algen und Kleinsäuger
summiertsichproHektaraufrund5Tonnen.
Auch Luft und Wasser sind Bestandteile des
Bodens.Bodenluftzirkuliertdurchdiegröberen
Hohlräume (Grobporen) des Bodens, die zu
großsind,umWasserfesthaltenzukönnenund
ermöglicht hier Bodenleben. Niederschlags-
wasser sickert durch die Bodenoberfläche ein,
wobeieinTeildavondurchdieGrobporenbis
insGrundwassersickert.DasübrigeWasserwird
gegendieSchwerkraft indenFein-undMittel-
porenfestgehalten.DiePflanzenwurzelnnutzen
nurdasWasser,dassichindenMittelporenbe-
findet. Für dasWasser inden Feinporen reicht
ihre Saugspannung nicht aus. DieMenge und
Verteilung der Poren ist in den Böden sehr
unterschiedlichundhängtvonderKorngrößen-
zusammensetzungundderLagerungsdichteab.
EinBodenentwickelt sich,wennEinflüssevon
außen,alsodieAtmosphäre(das„Wetter“)und
Lebewesen (Pflanzen und Tiere) die Gesteine
Der Rigolpflug bereitet den Boden
Grundlage Boden
13Böden sind vielschichtig
angreifen(Verwitterung).DieeigentlicheBoden-
bildung erfolgt,wennStoffeumgewandelt, an-
gereichert oder abgeführt werden. Dies ist ein
ständig fortlaufender Vorgang, der erst endet,
wennäußereEinflüsse ausbleiben.Dieheutige
AusprägungeinesnatürlichenBodenswirdvom
Ausgangsgestein, der Lage im Relief und dem
KlimawährendseinerEntwicklungbestimmt.
Tatsächlich sind heute fast alle Böden Mittel-
europasdurchmenschlicheNutzungbeeinflusst.
Dies gilt in besonderemMaße für Weinbergs-
böden.Vorallem,wennmanbedenkt,dassder
WeinbauhäufigschoninrömischerZeitseinen
Anfang nahm. Durch die intensive und tief-
reichende Bodenbearbeitung (Rigolen) wurde
der Weinbergsboden vor jeder Neuanlage ge-
lockert, um die Durchlüftung und Wasser-
speicherung zu verbessern und der Rebe die
Durchwurzelungzuerleichtern.
DieAnlagevonWeinbergsterrassenwar fürdie
WinzerdieeinzigeMöglichkeit,dieoftmehrals
35° (60 %) steilen und zudem unregelmäßig
15
klassische Weinbergsterrassen: Viel Handarbeit!
erleichtert.AuchderBodenabtrag imSteilhang
war nun gestoppt. Dem aufgefüllten Boden-
material wurde reichlich organischer Dünger,
meist in Form von Mist, beigemengt. Grobe
Steinewurdenausgelesenundzufestgelagerter
Bodengelockert.DerStandortwurde so fürdie
Reben optimal vorbereitet und hatte nun eine
deutlich bessere Qualität als der ursprüngliche
Boden.
So entstand aus der Zusammenwirkung von
Mensch und Natur das Terroir derWeinbergs-
terrassender steilen Schiefer- und Sandstein-
hänge.EszeichnetsichdurchbesondereKultur-
böden, eigene kleinräumig variierende Klein-
klimaverhältnissemit geringer Frostgefährdung
sowie durch optimierte Bewirtschaftungsmög-
lichkeitenaus.DarüberhinauswurdedasLand-
schaftsbildderWeinkulturlandschaftAhrdurch
die Weinbergsterrassen mit ihren eindrucks-
vollen Trockenmauern nachhaltig geprägt. Die
WeinbergsbödendesAhrtalsverbindeneineviel-
fältigenatürlicheAusstattungmiteinerenormen
Kulturleistung bei der Anlage und Pflege der
Rebflächen.AuchsiesindwesentlicherBestand-
teilderKulturlandschaft.
geformtenfelsigenHängedesAhrtalszubewirt-
schaften. Auf dem Fels aufsitzende Trocken-
mauern aus Schiefer und dunklem Sandstein
gabendemBodenmaterialHalt,dashinterden
Mauern aufgefüllt wurde. So entstand jeweils
eine kleine, gleichmäßig geneigte Fläche mit
deutlichgeringeremGefällealsderursprüngliche
Hang. Die beschwerliche Arbeit des Winzers
im Steillagenweinbau wurde dadurch etwas
Grundlage Boden
15
Böden müssen gepflegt werden
Böden müssen gepflegt werden
Handarbeit im Weinberg
Exkurs in die ErdgeschichteDieEntstehungderSchiefer-undSandsteinederAhreifelsind
einKapitelinnerhalbderlangengeologischenGeschichte
desRheinischenSchiefergebirges.DasrheinischeMassiv
entstandausdenvielfältigstenAblagerungeneines
Meeres,andassichnordwärtseingroßesFestland
anschloss.DieBergederAhreifelmarkieren
dieLagederKüstenebene.
In diese wurden aus dem nördlichen Festland
durch große, teils deltaartig mündende Flüsse
UnmengenvonSedimenteneingespültundab-
gelagert.AusdenKüstensedimentenentstanden
dieTonschieferundSandsteinederAhreifel.
MitderGebirgsauffaltung,MillionenJahrespä-
ter,diedengesamtenSedimentinhaltdesMeeres
zusammenschob, erfolgte eine Reliefumkehr
von der ständig sinkenden Beckenlandschaft
zumaufsteigendenGebirge.EsbeganneineZeit
der intensiven Gesteinsverwitterung. Im Zuge
derer schuf die Erosion die wilden Landschaf-
tenimmittlerenFlussabschnittderAhrausfast
senkrecht stehendenFelsklippen,die sichbei
näheremHinsehenalsdiebiszu50Metersteil
indieLuftaufragendenseitlichenFlankenehe-
maligerGesteinsfaltenentpuppen.
GroßräumigeEinbrüchederErdkrustezuBeginn
der Erdneuzeit zerteilten das bis dahin zu-
sammenhängenderheinischeMassivundschufen
dieGrundlagen für die Tiefenerosionund ihre
Talbildungen. Neben diesen Reliefverände-
rungenwurde dieGebirgsregion nochmal für
Geologie
17
PflanzenkleinsteSchwebeteilchendesMeeres
undbliebenalsFeinmaterialzurück.ImLaufe
vonJahrmillionensammeltensichansolchen
StandortenUnmengen an Schlick, aus dem
durch die spätere Faltung Schwarzschiefer
wurde. Bei Heppingen, im unteren Ahrtal,
wurde dieser in kleinen Gruben als Dach-
schiefer abgebaut.Zwischendemmeerwärts
gelegenenreinenSandwattmitRippelmarken
sowie eindeutigen Meeresfossilien und den
küstennahen Schwemmlandbereichen mit
Pflanzenfossilien gab es alleÜbergänge von
TonenbiszuSanden.
Durch wiederholte, leichte Anstiege des
Meeresspiegels entstanden rhythmische
Wechselfolgen aus dunklen pflanzenreichen
einigeZeitzurKüstenlandschaft.DasAbsinken
der Niederrheinischen Bucht, deren südlichste
Ausläufer bis indieAhreifel reichen, führte zu
einem erneuten Meeresvorstoß in die Region,
diesmalvonNorden.DiestarkenBewegungenin
derErdkrustewurdennaturgemäßvonheftigen
vulkanischenEreignissenbegleitet.
SoprägtejedegeologischePhasedieLandschaft
erneut,hinterließeindeutigeSpurenunddrückte
ihrihrenunverwechselbarenStempelauf.Doch
derReihenach:
Tonschiefer oder Sandstein - Wie entstanden
die Gesteine der Ahrberge?Lauschenwirdem
Wind,dervorrund400MillionenJahrenimZeit-
alterdesDevonleiseplätscherndeMeereswellen
aufeinesehrweite,fastebeneKüstenlandschaft
triebunddabeimitjedemWellenschubRippel-
marken aufhäufelte. Strandwanderer kennen
dieses Relief im Sandwatt flacher Küsten. Die
heute versteinerten Wind- und Wellenspuren
berichtenvomseewärtsgelegenenAblagerungs-
raumderSandsteinederAhrberge.Diehäufigen
Funde verschiedenster Meeresfossilien in den
GesteinenvertiefendenEindruck,hierdenver-
steinertenAblagerungeneinerlängstvergangenen
Meeresküstezubegegnen.
InderEpochedesDevonwarunserPlanetbe-
reitsüppigbelebt.IndenMeerenhattesicheine
artenreiche Lebewelt entwickelt und die Fest-
länder wurden von Pflanzen erobert. Und so
spiegeln die häufigen Fossilfunde der Ahreifel
die kleinräumige Aufteilung der längst vergan-
genenKüstenlandschaft.SchalenvonMuscheln
und anderen Meerestieren dokumentieren die
Lage der Wattbereiche, die im Spiel von Ebbe
undFlutlagen.Pflanzenfossiliendagegenzeigen
dasFestlandan,dasvonPflanzenbesiedeltwar
undnurbeiSturm-oderSpringflutenvomMeer
überspült wurde. Dann verfingen sich in den
Rippelmarken auf der Oberfläche einer Tonschieferschicht
Tonschiefer
Geologie
Tonlagen an der Basis, die sich über sandigere
Partien zu reinen Sandablagerungen ent-
wickelten.
DieseWechsellagenausTonschieferundSand-
stein werden überlagert von einer mächtigen
Sandsteinfolge. Sie dokumentiert eine weitere
SenkungsphasedesMeeresbodens,wodurchdie
Schwemmland-Inseln für längere Zeit in den
Flutenversanken.StarkeStrömungenerzeugten
tiefe Strömungsrinnen, die später wiederum
mit Sediment gefülltwurden. Soberichtendie
SedimenteunddieFossilienvoneinerabwechs-
lungsreichen und immer wieder veränderten
Küstenlandschaft. Deren ehemals weiche Sedi-
mentschichtenpräsentierensichunsheuteteils
alsdunkelgraueTonschieferundteilsalshärtere,
hellgraueSandsteinbänke.
Doch wie kommt es, dass die ehemals flach
liegenden Rippelmarken heute auf den fast
senkrechtstehendenSchichtflächenderGesteine
zufindensind?
Wechsellagerung von Schiefer- und Sandstein bei Altenahr
Geologie
19
DienahezusenkrechtindieHöheaufragenden
Felswände des mittleren Ahrtals dagegen sind
die steilstehenden seitlichen Flankendes soge-
nannten Ahrtalsattels, einer nach oben gerich-
tetenGroßfalte.DieAuffaltungdesRheinischen
Schiefergebirges erfolgte in mehreren Schüben
mit sehr intensivem Faltungsdruck. Zunächst
entstanden aufrecht stehende Faltenkörper, die
durch den nächsten Schub eineNeigung nach
Nordenerfuhren.WeitererFaltungsdruckführte
besonders imKernbereichdesAhrtalsattels zur
ÜberdehnungunddamitzumAuseinanderreißen
derGroßfalte in ihrerFirstlinie.DieSchwäche-
zonen dieser tief in die Erdkruste reichenden
BruchstellennutztedieAhrJahrmillionenspäter,
umihrenWegzumRheinzufinden.Auchder
AufstiegderThermal-undMineralwässersowie
derKohlensäureinunsererZeitorientiertsichan
diesenBruchlinien.
Die weitere geologische Entwicklung
Nach der Faltung war das Rheinische Massiv
mehrerehundertMillionenJahrederVerwitterung
ausgesetzt. Besonders durch das subtropisch
feuchteKlimades ausgehendenErdmittelalters
erfuhren die dunklen Schiefer und Sandsteine
starke, tiefgreifende Ausbleichung und mine-
ralische Umwandlung, sie wurden zum ‚weiß-
verwitterten Devon‘. Diese alte Landoberfläche
tritt mit ihren hellen Bodenfarben rund um
BadNeuenahrdeutlich inErscheinung. Inden
höher gelegenen Bereichen der Ahreifel wurde
siedurchdieErosionbereitswiederabgetragen.
ZuBeginnderErdneuzeiterfuhrdasRheinische
MassiveineneuedynamischePhase.
Die Faltung zum Gebirge
Die Dehnung der Erdkruste, die über Jahr-
millionen das Meeresbecken absinken ließ,
kehrte sich inder Folgezeitum.DasMeer ver-
landete und vor 325 Millionen Jahren setzte
einstarkerSchubderErdplattenvonSüdenein.
DieserschobdengesamtenSedimentinhaltdes
Meeresbeckens auf die Hälfte des ehemaligen
Meeresraumeszusammen.DieGesteinsschichten
reagiertenaufdieEinengung,indemsiesichin
Falten legten. Kleinere Gesteinsfalten wurden
durch die Erosion freigelegt und treten in den
Felswänden der Ahrberge besonders häufig
zutage.
Böden müssen gepflegt werden
Sandsteinzersatz – Bad Neuenahrer Sonnenberg
Blockschutthalde aus Basalt - Landskrone
Geologie
BegleitetvonverschiedenstenVulkanausbrüchen
kam es zum Einsinken der Niederrheinischen
Bucht und ihrer südlichsten Ausläufer in der
Ahreifel. Im Schutz dieser Senke blieben Teile
des ‚weißverwittertenDevons‘ vor der Erosion
bewahrt. Auch die Wellen des Nordmeeres
folgtenderDepressionnachSüdenundbrachten
einenletztenMeeresvorstoßindieAhreifel.Das
‚weißverwitterteDevon‘derumliegendenHöhen
wurdedurchNiederschlägeindieseKüstenebene
gespült und sammelte sich dort zu mächtigen
Tonablagerungenan.InUferzonenentwickelten
sichBraunkohlesümpfe,diebiszu2Meterdicke
Kohleflöze hinterließen. Die bald darauf ein-
setzende Hebung des Rheinischen Massivs
drängtedasMeerendgültignachNordenzurück.
Die Entstehung des Ahrtals
AuchdieFlussgeschichtederAhrreichtungefähr
bis zu diesem Zeitraum zurück. Umlaufberge
und höher gelegene ältere Trockentäler zeigen,
dassderFlusswährendseinerGeschichtewieder-
holt seinenLauf veränderte.DieseÄnderungen
wurden meist durch vorangegangene kleinere
Terrassenkies
Geologie
21
fünfhunderttausend Jahren so rapide, dass die
Tiefenerosiondes Flusses viel stärkerwirkte als
dieAufschüttung,esentstanddasEngtalderAhr.
IneinemZeitraumvonnurdreihunderttausend
JahrenwardieGebirgshebungsostark,dassdie
Ahr ihr Engtalmit bis zu zweihundertMeter
hohensteilenTalwändenausräumenkonnte.
Wind und Dauerfrost
Während der Kaltzeiten des Pleistozän, dem
älteren Teil des Quartär, kam es neben der
Terrassenbildung auch zu intensiven Staubver-
wehung aus den vegetationsfreien Flächen der
Moränen der nordischen Vereisung und den
Schotterfluren der großen Flüsse. Dieser Staub
wurde als sogenannter Löss besonders auf den
altenTerrassenflächendesAhrgebietesabgelagert.
Nördlich der Ahr ist die Lössbedeckung be-
sondersweitverbreitetundmächtig.Hierwirkt
sichdieNähederweitenLössebenederMecken-
heimerBuchtaus.
IndenWarmzeitendesPleistozänentwickelten
sichBöden,dieunserenheutigenentsprechen.Sie
wurdenaberinderjeweilsnachfolgendenKaltzeit
indenHanglagenweitgehendwiederabgetragen.
Auf den weiten Hauptterrassenverebnungen
dagegenwurdendieLösslehmbödenerhalten,die
sichdurchEntkalkungundVerlehmungdesLöss
indenWarmzeitengebildethatten.
In den Dauerfrostböden der Hanglagen kam
es während der sommerlichen Auftauphasen
zu Fließbewegungenmit einer intensiven Ver-
mischungvonunterschiedlichemBodenmaterial.
Häufigwurde dabei das Bodenmaterial des im
UntergrundanstehendenGesteinsmitLössund
Lösslehm vermengt. Hierbei entstanden dann
lehmige und z.T. auch kalkhaltige Schiefer-
schuttfließerden, die heute in Hangfußlagen
oder anHangverebnungen besondersmächtig
erhaltensind.
KippbewegungeninderErdkrusteausgelöst.Seine
wesentliche landschaftlichePrägung erhielt das
AhrtalwährendderKalt-undWarmphasendes
Pleistozän. In den trocken-kalten Phasen ent-
stand durch Frostsprengung sehr viel Gesteins-
schutt,derindenfeucht-kaltenPhasenvonden
Hängen ins Flussbett gelangte und dieses mit
Kies und Geröll füllte. In den wasserreichen
warmen Phasen schnitt sich die Ahr in die
eigenen Aufschüttungen ein und räumte einen
Großteil davon wieder aus. Nur die höher ge-
legenen Schotter auf denTalflanken, die durch
dieständigeEintiefungdesFlussbettesvonden
Wassermassen nicht mehr erreicht werden
konnten, blieben als Terrassentreppe zurück.
Die Hebung des Massivs verstärkte sich vor
Lösswand bei Bad Neuenahr
23
Das Ahrtal im Holozän
DieWarmzeit,inderwirheuteleben,wirdHolo-
zängenanntundbegannvoretwa11600Jahren.
DieBodenbildungentwickeltesichentsprechend
den veränderten Klimabedingungen. Aus Löss
bildetensichParabraunerden.SaureBraunerden
wurden die vorherrschenden Böden auf den
GesteinendesSchiefergebirges,aufdenQuarzit-
rückenentwickeltensichstellenweisePodsole.
Die größte Veränderung, die das Holozänmit
sich brachte, war die Besiedlung durch den
Menschen. Rodung und landwirtschaftliche
Nutzung veränderten die Böden. Bodenbear-
beitung und die Störung der Vegetationsdecke
verstärktenAbtragungsprozesse,Erosionsformen
dernatürlichenBödentratenvermehrtauf.Das
erodierte Bodenmaterial lagerte sich in Hang-
fußlagen, Hangsenken und in Talniederungen
derBächewiederabundführtezurEntwicklung
Großer Sprudel - Bad Neuenahr
Geologie
23
Sie stehen in direktem Zusammenhang mit
den jüngsten Großereignissen des Osteifel-
vulkanismus, dessen vulkanische Aktivität mit
denletztenAusbrüchendesLaacherSeesvorca.
11.000 Jahren endete. Das heute aufsteigende
CO2 stammt direkt aus der nachvulkanischen
Aktivität dieser erkaltendenMagmenherde, die
inca.30kmTiefeanderGrenzevonErdkruste
zuErdmantelliegen.Vonhiersteigtdastrockene
CO2-GasbisinetwaeinbiszweiKilometerTiefe
auf,wo es sichmit tief eingedrungenenOber-
flächenwässern vermischt. Das Gas wird als
Bikarbonat imWasser gelöst. Das Gas-Wasser-
Gemisch hat ein geringeres spezifisches Ge-
wicht als dasWasser und steigt auf. Thermale
Wässermit einer Temperatur von rund 55 °C
tretenimunterenAhrtalzwischenBadNeuenahr
und Bad Bodendorf auf. Ihr Aufstieg erfolgt
beschleunigt an der tief reichenden Ahrtalstö-
rungszone,wasgrößereTemperaturverlustever-
hindert. Die im Talverlauf vonWest nach Ost
verlaufende Störungszone wird von kleineren
Brüchengequert.DieseKreuzungsbereichesind
die bevorzugten Aufstiegswege der Hydrogen-
karbonatwässer im Ahrtal. Das natürlich
austretende CO2-Gas wird teilweise industriell
genutzt,dasmineralisierteWasseralsHeil-und
Mineralwasser aufbereitet und die thermalen
WässerfürdenKurbetriebgenutzt.vonKolluvisolen,Bödenausangeschwemmtem
humosemBodenmaterial.IndenAuenderAhr
lagerten sich sandigeund lehmige, oft humus-
reicheHochwasser-Sedimenteab,diezufrucht-
barenSchwemmlandbödenwurden.
Kohlensäure und warmes Wasser
DiedynamischeGeologiederAhreifelzeigtsich
heute inFormvonetlichen,direkt imTalgele-
genenAustritten vonKohlenstoffdioxid (CO2).
Thermalbadehaus - Bad Neuenahr
Weinbaugebiet Ahr - Gesteine und BödenBodenarten BodentypenBöden aus devonischen Meeresablagerungen
Böden aus teriären Vulkangesteinen
Böden aus quartären Fluss-, Wind- und Hangablagerungen
Sandstein
Sandsteinzersatz
Sandsteinlehm
Sandsteinzersatzlehm
Schiefer
Schieferzersatz
Schieferlehm
Schieferzersatzlehm
Basalt und Basalttuff
Löss
Lösslehm
Auen - und Terrassenkies
Auen - und Terrassenkieslehm
lehmiger Sand,sehr stark steinig
sandiger Lehm,stark steinig
schluffig-sandiger Lehm,stark steinig
sandiger Lehm,steinig
schwach sandiger Lehm,sehr stark steinig-grusig
schluffiger Lehm,stark grusig
schwach toniger Lehm,grusig bis stark grusig
schluffiger Lehm,schwach grusig bis grusig
sandiger bis toniger Lehm,sehr stark grusig-steinig
lehmiger Schluff,z.T. grusig
schluffiger Lehm,z.T. grusig
lehmiger Sand über Sand,sehr stark kiesig
schluffiger bis sandiger Lehm,kiesig
Braunerde, Ranker
Braunerde, Regosol
Braunerde, Parabraunerde
Braunerde, Regosol,Fersiallit
Braunerde, Regosol
Braunerde, Regosol
Braunerde, Parabraunerde
Braunerde, Fersiallit
Braunerde, Regosol,Ranker
Parabraunerde,Pararendzina
Parabraunerde, Braunerde,Pseudogley-Braunerde
Vega, Braunerde, Regosol
Vega, Braunerde
Geologie des Ahrtals – Übersicht
25
Steinreich
Eine alte geologische Bezeichnung für diese
grauen dickbankigen Feinsandsteine ist übri-
gens„Grauwacke“,einvondenWinzernauch
heute gernbenutzter Begriff.Dieharten, ver-
witterungsresistenten Gesteine sind in zahl-
reichenSteinbrüchenanderAhralsNaturbau-
stein abgebautworden. Sie fandenbeimBau
von Trockenmauern der Weinbergsterrassen
Verwendung,aberauchzahlreichehistorische
GebäudeanderAhrsindausder„Ahrgrauwa-
cke“errichtetworden.DerRotweinwanderweg
führt zwischen Walporzheim und Mayschoß
Sandstein - Devon Rebfläche: 125 ha
Typische Lagen:
• Dernauer Goldkaul, Pfarrwingert
und Schieferlay
• Marienthaler Jesuitengarten
• Walporzheimer Domlay,
Kräuterberg und Pfaffenberg
• Ahrweiler Rosenthal und Silberberg
Sandstein
immer wieder an Felspartien vorbei, die aus
diesendevonischenSandsteinenbestehenund
diemitihrerbeeindruckendenFaltungBelege
für die enormen Kräfte der Gebirgsbildung
liefern.AlsBeispielseiderRotweinwanderweg
unterhalb derMichaeliskapelle in denWein-
bergenvonMayschoßerwähnt,wodieRoute
in einem Felsdurchbruch durch eine solche
Falteverläuft.Diemeistflach-bismittelgründigen
Bodeneigenschaften
•mittelgründigersandigerLehm,
starksteinig
•Wurzelraumund-tiefe
eingeschränkt
•ausreichenderWasserspeicher
•hoheWasserdurchlässigkeit
•ausreichendeNährstoffversorgung
•saureBodenreaktion
•sehrguteErwärmbarkeit
sandigen Lehme, die aus diesen Gesteinen
hervorgegangen sind, besitzen einen besonders
hohenSteinanteilundsindguterwärmbar.Sie
haben das geringste Wasserspeichervermögen
allerBödenanderAhr,wasbeiflachgründigen
StandortenderSteil-undSteilstlagenzuTro-
ckenstress führen kann. Die Nährstoffvorräte
sind geringer als bei Schieferböden und die
Bodenreaktion ist meist sauer, so dass diese
Böden zumindest der Kalkdüngung bedürfen
können.Sandsteinbödenerzeugenfiligraneund
feingliedrigeWeinemiteleganterFruchtausprä-
gung.SolcheWeinesindlebendigundanregend.
Sandstein
27
Recher Herrenberg
Aufgeweicht
Im Bereich der Bad Neuenahrer Talweitung
undaufdenHochflächenrestenoberhalbdes
Engtales im westlichen Teil des Weinanbau-
gebietes sind die devonischen Sandsteine
durch tiefgreifendeVerwitterungwährendder
subtropischen Klimaphasen des Tertiär auf-
geweicht und vielfach gebleicht oder teilweise
auchbuntverfärbt.DieserweicheGesteinszersatz
besitzt zwar noch die Struktur des ursprüng-
lichenSandsteins, aber erwird vondenReb-
wurzeln durchaus durchdrungen und bietet
ihnenWasserundNährstoffe.DerSandstein-
Sandsteinzersatz und
Sandsteinlehm – Tertiär/QuartärRebfläche: 158 ha
Typische Lagen:
• Dernauer Hardtberg
• Marienthaler Rosenberg und Stiftsberg
• Ahrweiler Forstberg
• Bachemer Sonnenschein und Steinkaul
• Neuenahrer Sonnenberg
• Heimersheimer Landskrone und Heimersheimer Burggarten
Sandsteinlehm
zersatzisthäufignochvoneinerbiszumehreren
Metern mächtigen sandigen Lehmschicht
überdeckt, die aus umgelagertem Sandstein-
zersatzbestehtundnochbesserzudurchwur-
zelnist.DieStandortemitsolchenSandstein-
zersatzlehmensindbesonderstiefgründigund
wuchskräftig.
Besonders eindrucksvoll läßt sich der Sand-
steinzersatzmit seinermächtigenLehmdecke
nurrund50mMeterunterhalbdesRotwein-
wanderweges in der Lage Bad Neuenahrer
Sonnenbergbewundern.
Aber auch in den Steilhängen im westlichen
Bodeneigenschaften
•tiefgründigergrusig-sandigerLehm
•großeWurzeltiefe
•großerWasserspeicher
•mittlereWasserdurchlässigkeit
•ausreichendeNährstoffversorgung
•schwachsaureBodenreaktion
•mäßigeErwärmbarkeit
TeildesWeinanbaugebietesmitseinenunver-
witterten Devongesteinen finden sich Sand-
steinlehme. Sie haben aber eine andere Ent-
stehungsgeschichte. Es handelt sich hier um
SchuttdeckenausfestenSandsteinstücken,die
mitLössoderhäufigermitLösslehmvermengt
sind.IhreweinbaulicheBedeutungistabernur
gering. Im Gegensatz zu den leichten Sand-
steinlehmen sind die Weine, die er hervor-
bringt, eher schwer. Sie präsentieren sich bei
eleganter klarer Fruchtausprägung tiefgründig
unddicht.
Sandsteinlehm
29
Alt und faltig
DieGesteine der an der Ahr vorkommenden
Siegenschichten des Unterdevon sind nur
in Ausnahmefällen reine Tonschiefer, wie in
HeimersheimundHeppingen,wodieschwarzen
Tonschiefer sogar als Dachschiefer abgebaut
wurden. Häufiger finden wir mal mehr, mal
wenigerEinschaltungenvongrauenbankigen,
meist 10 - 30 cm dicken Feinsandsteinlagen
(sogenannte „Grauwacken“). Die größte Ver-
breitung haben die Schieferböden im west-
lichenTeildesWeinbaugebietesvonRechüber
Schiefer – Devon
Rebfläche: 98 ha
Typische Lagen:
• Altenahrer Eck und Übigberg
• Mayschosser Laacherberg
und Mönchberg
• Recher Hardtberg und
Herrenberg
Schiefer – Devon
31
intensiver Bodenpflege, nicht nur die Nähr-
stoffversorgung, sondern auch den Wasser-
haushalt verbessert. In den kleinterrassierten
SteilhängenfindensichhinterdenWeinbergs-
mauern häufig humushaltige Schieferböden
mitsehrguterStruktur,dieerstaunlicheMäch-
tigkeitenvonbiszu1,5merreichenkönnen.
Hier liegen dann wahre Schätze im Boden.
Weine,dieaufdiesenSchieferbödenwachsen,
sind geprägt von einer feinen Mineralität.
DieseWeine sindwürzig imGeschmack und
feinnervig,aberkomplexinihrerStruktur.
Mayschoß und Reimerzhoven bis Altenahr
undKreuzberg.EsliegenhiermeistBödenmit
hohemGrus-undSteinanteilundintrockenen
JahrenmitknapperWasserversorgungvor,die
aber auf tiefgründigen Standorten durch den
größeren Wurzelraum ausgeglichen werden
kann.Auchdiehäufigvorkommendenatürliche
Beimengung von etwas Lösslehm verbessert
die Standorteigenschaften der Schieferböden.
ZudemhatdieKultivierungspeziellderBöden
inaltenWeinbergsterrassendurchRigolen,ver-
bundenmitwiederholtemHumuseintragund
Bodeneigenschaften
•mittelgründigerschwachtoniger
Lehm,starkgrusigundsteinig
•mittlereWurzeltiefe
•mäßigerWasserspeicher
•hoheWasserdurchlässigkeit
•guteDurchlüftung
•ausreichendeNährstoffversorgung
•schwachsaureBodenreaktion
•guteErwärmbarkeit
Schieferlehm
Ganz schön mitgenommen
Im Bereich der Bad Neuenahrer Talweitung
sinddiedevonischenTonschiefer,wieauchdie
Sandsteine durch tiefgreifende Verwitterung
während der subtropischen Klimaphasen des
Tertiär aufgeweicht und gebleicht oder auch
bunt verfärbt. Dieser weiche Gesteinszersatz
besitzt zwar noch die Struktur des ursprüng-
lichenSchiefers,abererkannvondenRebwur-
zeln durchdrungen werden und bietet ihnen
reichlichWasserundNährstoffe.DerSchiefer-
zersatz ist häufig noch von einer schluffigen
Schieferlehm - TertiärRebfläche: 36 ha
Typische Lagen:
• Neuenahrer Kirchtürmchen
• Ehlinger Kapellenberg
Schieferlehm
33
Lehmschichtüberdeckt,dieausumgelagertem
Schieferzersatz besteht und noch besser zu
durchwurzeln ist. Die Standorte mit solchen
Schieferzersatzlehmen sind besonders tief-
gründigundwuchskräftig.
In der Tongrube Oedingen, die rund 10 km
nördlich des Ahrtals liegt, ist der Schiefer-
Bodeneigenschaften
•tiefgründigergrusig-schluffigerLehm
•großeWurzeltiefe
•großerWasserspeicher
•mittlereWasserdurchlässigkeit
•ausreichendeDurchlüftung
•guteNährstoffversorgung
•schwachsaureBodenreaktion
•mäßigeErwärmbarkeit
zersatz ineinereindrucksvollenTiefevonbis
zu 20m zu beobachten.Der Gesteinszersatz
wurdehierfürdieKeramikindustrieabgebaut.
IndenWeinbergenanderAhrtretendieBöden
ausSchieferzersatzmeistnurkleinflächigneben
Sandsteinzersatz auf. Nur in den Lagen Bad
Neuenahrer Kirchtürmchen und Ehlinger
Kapellenbergfinden sich größere zusammen-
hängendeFlächenmitentsprechendenBöden.
Zur Zeitwerden dort aber keine spezifischen
Weineausgebaut.
bunter Schieferzersatz mit Sandsteinbänken
Basalt
Basalt - TertiärRebfläche: 5 ha
Typische Lagen:
• Mayschosser Burgberg
(Guckley)
• Heimersheim Burggarten
und Landskrone
Unter dem Vulkan
Basalt ist ein sehr dichtes dunkles Vulkange-
stein,dasanderAhr ineinerPhasemit inten-
sivenBewegungenderErdkrusteimTertiärent-
stand,wiewir sie auchausdemSiebengebirge
und der Vulkaneifel kennen. Die Kuppen von
LandskroneundNeuenahrerBerg,dieüberdie
Schiefergebirgslandschaft hinausragen, sinddie
eindrucksvollstenReliktederVulkantätigkeitan
derAhr.SiesinddiedurchErosionfreigelegten
Vulkanschlote von ehemals größeren Vulkan-
bauten.AnihrenFlankenfindenwirauchnoch
RestederporösenundweicherenBasalttuffe,die
bei Eruptionen des Vulkans gefördert wurden.
Basalt
35
Bodeneigenschaften
•mittelgründigersteinig-
lehmigerTon
•eingeschränkterWurzelraum
•großerWasserspeicher
•geringeDurchlässigkeit
•ausreichendeDurchlüftung
•sehrguteNährstoffversorgung
•schwachbasischeBodenreaktion
•guteErwärmbarkeit
Basaltsäule von der Landskrone bei Heimersheim
Die harten Basalte wurden auch als Bausteine
verwendet, so ist z.B. die Burganlage auf der
LandskronezumgrößtenTeilausBasaltsteiner-
baut.InihrenMauernfindensichimmerwieder
gutausgebildetesechskantigeBasaltsäulen.Aber
auch kleinere Vorkommen wie der Basaltgang
der Guckley imMayschosser Burgberg belegen
dieweitverbreitetevulkanischeAktivitätander
Ahr. IndenWeinbergenfindenwirmeist stark
verwitterte Basaltreste. Die schweren dunklen
Böden sind einerseits stark tonig und anderer-
seitsmitzahlreichenfestenBasaltstückendurch-
setzt,wasdieBodenbearbeitungerschwert.Eine
größere weinbaulich relevante Verbreitung be-
sitzendieseBödennurindenoberenHanglagen
der Heimersheimer Landskrone. Die dortigen
Basaltbödenbringensehrdichteundkomplexe
Weinehervor.SowiederBasaltvomFeuerder
Erde geprägt wurde, prägt er einen feurigen,
würzigenWein.
Löss und Lösslehm
Der Staub der Eiszeiten
WährendderKaltzeitendesPleistozänwurde
aus den vegetationsfreien Kaltwüsten große
Mengen an feinem,meist kalkreichem Staub
ausgeblasen. Stürme wirbelten die Staub-
wolken bis zumehreren tausendMetern auf
und verwehten ihn hunderte Kilometer weit.
Bei nachlassendem Wind sank der Staub zu
Bodenundbauteso imLaufevon tausenden
vonJahrenbisüber30MetermächtigeDecken
auf, diewirheute Lössnennen. Erst die Ent-
wicklung einer dauerhaften Pflanzendecke
nach dem Ende der Kaltzeiten sorgte dafür,
dassdie Lössdeckennun endgültig festgehalten
Löss und Lösslehm – QuartärRebfläche: 129 ha
Typische Lagen:
• Mayschosser Burgberg
und Mönchberg
• Ahrweiler Daubhaus
und Riegelfeld
• Bachemer Karlskopf
Löss und Lösslehm
37
wurden.MitderVeränderungdesKlimashin
zu unseren heutigen gemäßigt-feuchten Be-
dingungen wurde der Kalk der Lössdecken
durchdasNiederschlagswasserausdenoberen
Bodenschichten ausgewaschen. Aus dem ent-
kalktenLösswurdedannauchnochderfeine
Ton ausgewaschen und in tiefere Boden-
schichten verlagert. Die Böden, die hierbei
entstanden,werdenParabraunerden genannt.
Durch die intensive Landnutzung der letzten
JahrhundertesinddieoberenBodenhorizonte
vielfacherodiert,sodasswirheutehäufigbis
in den Oberboden kalkhaltige Lössböden,
diePararendzinen,finden.Besondersaufden
Bodeneigenschaften
•tiefgründigerschluffigerLehm
•gutundtiefreichenddurchwurzelbar
•guterWasserspeicher
•ausreichendeWasserdurchlässigkeit
•ausreichendeDurchlüftung
•sehrguteNährstoffversorgung
•schwachbasischeBodenreaktion
•langsameErwärmbarkeit
Verebnungen der Mittel- und Hauptterrassen
trittgrößerezusammenhängendeLössbedeckung
auf.Der Löss ist hier z.T.mehrereMeter tief
entkalktunddurchTonverschlämmungsowie
Bodenfließen zu einem dichten Lehm, dem
Lösslehm, geworden. Besonders in ebener
LageneigendieLösslehmbödenzurStaunässe.
TieflockerndeBodenbearbeitung ist indiesen
RebflächeninjedemFalleinezuempfehlende
VorbereitungbeiNeuanpflanzungen.
Auf Löss und Lösslehm werden an der Ahr
derzeitnurvereinzeltspezifischeSpätburgunder
ausgebaut.
Fluch und Segen des Hochwassers
IndenTalauenderAhrfindenwirmeistmehrere
MetermächtigeKieseundLehme.Hierhatsich
seiteinigenTausendJahrenbeijederÜberflutung
feines Ahrsediment abgesetzt, das zu einem
großen Teil aus abgeschwemmtem Boden-
material der Siedlungs- und Ackerflächen der
letzten zwei Jahrtausendebesteht. Entsprechend
reich an Humus und mineralischen Nähr-
stoffensinddieseSchwemmlandböden,diein
vielenRegionenderWeltzudenfruchtbarsten
Ackerbödengehören.BeiHochwassersteigtdasAuen und Terrassen - QuartärRebfläche: 42 ha
Typische Lagen:
• Recher Blume
• Dernauer Burggarten
• Walporzheimer Himmelchen
• Ahrweiler Riegelfeld
und Ursulinengarten
• Bachemer Steinkaul
Auen- und Terrassensedimente
39
Grundwasser in denAuenlagen an und kann
dannauchdenWurzelraumderRebenerreichen.
BeiextrememHochwasserkönnenRebflächen
kurzzeitigsogarganzoderteilweiseüberflutet
werden.Meist ist derWurzelraum der Reben
aber frei von Grundwasser. Auch in höheren
Lagen, z.B. indenAhrweilerLagenRiegelfeld
und Ursulinengarten sowie in der Bachemer
SteinkaulfindenwirSande,KieseundLehme,
dievonderAhrabgelagertwurden.Siestammen
aus der Zeit des Pleistozän, als die Ahr sich
nochnichtsotiefindenSchiefergebirgssockel
eingeschnittenhatte.SpezifischenWeinausbau
gibt es zur Zeit nur in den Auenflächen des
heutigen Talgrundes.Weine, die in den tiefer
gelegenen kiesig-lehmigen Flussauen der Ahr
gedeihen, sind vital und frisch, mit ausge-
prägter,jugendlicherFrucht.
Ahrkies
Bodeneigenschaften
•tiefgründigersandig-kiesigerLehm
•gutundtiefreichenddurchwurzelbar
•großerWasserspeicher
•mittlerebishoheDurchlässigkeit
•guteDurchlüftung
•sehrguteNährstoffversorgung
•neutraleBodenreaktion
•mittlereErwärmbarkeit
imGebietvonBadNeuenahrwirdderUnter-
grundjedochnochvondentypischenSchiefern,
SandsteinenundGrauwackendesUnterdevons
(ca.395Mio. Jahre)aufgebaut.Ausdiesen, in
BadNeuenahrnoch ingroßerTiefe anstehen-
den, gebrochenen und zerklüfteten Schiefern,
SandsteinenundGrauwackendesUnterdevons,
stammt das wertvolle Apollinaris-Mineralwas-
ser. Es hat seinen besonderen Charakter und
seinewertvollenMineralstoffe und Spurenele-
mentevondenumgebendenGesteinen,diees
durchfließtsowiedervulkanischenKohlensäure.
Die Talhänge der Ahr werden ebenfalls von
solchen unterdevonischen Festgesteinsfolgen
aufgebaut.FürdenWeinbausindhierbeiinsbe-
sondere die Schiefer durch ihre gute Wärme-
speicherfähigkeitvongroßerBedeutung.
InBadNeuenahrkannmandankbeiderNatur-
schätze Wein und Wasser dem Rat Goethes in
seinem Gedicht „Wasser allein macht stumm“
folgen,denWeinmitWasservermischtzutrinken.
ImAhrtal,wovulkanischeKräfteeinemtiefen
WasserdenWegdurchdasuralteEifelmassivge-
bahnthaben,liegtBadNeuenahr.
AusgeologischerSichtgehörtdiesesGebietzum
Ahrtal-Sattel.EristTeileinesFaltengebirges,das
währenddervaristischenOrogenese,dievorca.
395Mio.Jahrenbegannundbisvor230Mio.Jah-
rendauerte,entstandenist.ImZugevonEinen-
gungsvorgängenwurdenhierbeidiezuvorflach
abgelagertenSedimenteangehoben,gebrochen
undzueinemFaltengebirgemitSättelundMul-
denverformt.HeuteistdasGebirgezwargröß-
tenteils durch Erosionsvorgänge abgetragen,
Herrliche Touren mitten durch die Weinbergs-
terrassen des Rotweinparadieses bieten nicht
nur phantastische Aussichten. Sie gewähren
auch Einblick in eines der bekanntesten Rot-
weinanbaugebieteDeutschlands.
Die Route durch das „Paradies der roten Trau-
ben” ist zugleich eine Informationstour vor
Ort. Der malerische Wanderweg führt von Al-
tenahr nach Bad Bodendorf (Start jeweils am
Bahnhof), ist ca. 35 km lang und verbindet
die Weinorte oberhalb des romantisch ge-
legenenFlussbettesderAhr.AlleOrtestehenin
direkter Verbindung zu dem 1972 eröffneten
Wanderweg. Wer zwischendurch einen Wein
genießen oder eine Pause einlegen möchte,
gelangt über den jeweiligen Abstieg in den
Weinort seinerWahl.Dortwartengemütliche
Weinstuben, urige Weinkeller und berühmte
Genossenschaften auf Wanderfreunde und
Weintrinker.Undfürjene,diedirektanderAhr
wandernwollen,schlängeltsichgegenüberein
gutbefestigtesPendant,derAhruferweg,durch
teilweiseunberührteNatur.
Hier kann man dem Winzer bei der Traubenlese
über die Schulter schauen und viele fleißige Hände
bei der Arbeit beobachten. Auf dem Rotweinwan-
derweg erfährt man, was man schon immer einmal
zum Thema Weinlese wissen wollte.
Der Rotweinwanderweg
Wandern, wo der Wein wächst
43
Etappen des Rotweinwanderweges:BadBodendorf-Lohrsdorf 4,0km
Lohrsdorf-Heimersheim 1,3km
Heimersheim-Heppingen 1,2km
Heppingen-BadNeuenahr3,0km
BadNeuenahr-Ahrweiler7,4km
Ahrweiler-Walporzheim3,2km
Walporzheim-Marienthal3,0km
Marienthal-Dernau 4,2km
Dernau-Rech 1,8km
Rech-Mayschoß 2,1km
Mayschoß-Altenahr 4,4km
EineÜbersichtskartedesRotweinwanderwegsfindenSieaufSeite45.
AhrweinfindenSieauchunterwww.facebook.com/ahrweinundwww.twitter.com/ahrwein_ev
31 Schautafeln informieren
AufeinerLängevonca.4km führt zwischen
Ahrweiler und Walporzheim ein „Weinbau-
lehrpfad“ über den Rotweinwanderweg und
den Winzerweg unterhalb des Hotel Restau-
rantsHohenzollern.31Texttafelninformieren
überallesWissenswerterundumdenWeinbau
imAhrtal.
Kleine Einführung zum Thema Weinanbau
Die Schautafeln geben einen Überblick über
denVerlaufdesWeinbaulehrpfadessowieeine
kleine Einführung zumWeinbau. In unregel-
mäßigen Abständen wird derWanderer über
Klima,Rebsorten,Bodenbeschaffenheit,Boden-
bearbeitung und alle Arbeiten amWeinstock
informiert.
Auf dem Weinbaulehrpfad erhält der Wanderer
auf Schautafeln einen Einblick in den Wein-
anbau an der Ahr. Er wird über Klima, Rebsorten,
Bodenbeschaffenheit, Bodenbearbeitung und alle
Arbeiten am Weinstock informiert.
Der Weinbaulehrpfad
45
Rebsortenspiegel ha %
Rotweinrebsorten 475 84,4
BlauerSpätburgunder 353 62,7
Frühburgunder 37 6,6
Portugieser 30 5,3
Regent 20 3,6
Dornfelder 14 2,5
Domina 10 1,8
Acolon 3 0,5
Dunkelfelder 2 0,4
Sonstige 8 1,4
Rebsortenspiegel ha %
Weißweinrebsorten 88 15,6
Riesling 46 8,2
Müller-Thurgau 16 2,8
Weißburgunder 14 2,5
Ruländer 4 0,7
Kerner 2 0,4
Solaris 2 0,4
Sonstige 4 0,7
Rebsortenspiegel ha %
Bestockte Rebfläche gesamt 563 ha 100 %
davonRotweinrebsorten 475ha 84,4%
davonWeißweinrebsorten 88ha 15,6%
StandderAngaben:2013EinzelwerteinTabellenwerdenimAllgemeinenohneRücksichtaufdieEndsummegerundet.
Der Blaue Spätburgunder ist zweifellos der
“König“ an der Ahr. Der Spätburgunder gilt
alsedelsteRotweinsorteinDeutschlandüber-
haupt. Der samtig-feurige Geschmack zählt
ebenso zu seinen Charakterstärken wie die
Kraft und Fülle des „Spätzünders“. Denn diese
Rebe braucht Zeit zur Reife. Undwer sie ihr
gönnt,wirdreichbelohnt.HoheÖchsle-Grade
(MaßeinheitfürdasMostgewichtdesTrauben-
mostes) sind der Dank für die Risikobereit-
schaft vielerWinzer, so spät wiemöglich zu
lesen, sie sind höchster Gewinn bei diesem
PokerspielmitWindundWetter. Immerwieder
purzelnRekorde.
Zuden Spezialitäten der Ahr zählt der Blaue
Frühburgunder, der, sein Name lässt es
erahnen,früherreiftalsseinberühmter„später
Bruder“. Das Aroma des Frühburgunders ist
weich und duftig. Seine Weine bestechen
durchihreintensiverubinroteFarbeundihren
fruchtigen Charakter. An einigen Stellen im
AhrtalfühltsichderFrühburgunderbesonders
wohl, so in Bachem, einem kleinen Ortsteil
vonBadNeuenahr-Ahrweiler.
Die Rotweinsorten der Ahr, die die traditions-
reichen Winzergenossenschaften und Selbst-
vermarkter ihrer Kundschaft präsentieren, lassen
keine Wünsche offen.
Rotweine der Ahr
Weincharakteristik
47
ImGegensatz zum Blauen Spätburgunder ist
derBlauePortugiesereinVertreterderflotten
undunkompliziertenArt:Erreiftfrühundist
einangenehmer,säurearmerundsüffigerTrop-
fen. „Schnelligkeit“ beweist der Portugieser
auchimKeller:Er istschonEndeNovember/
AnfangDezembereinguttrinkbarerundhar-
monischerWein.
AnWaldbeerenundreifenHolundererinnert
dasAromadesDornfelders.Diesenochjunge
Züchtung ausHelfensteiner- undHeroldrebe
istvonintensiverFarbe.DerDornfeldersammelt
durch seine Widerstandsfähigkeit Punkte
bei denWinzern und überzeugt durch seine
kräftigenWeine.
VerschlüsseDerNaturkorkenhatKonkurrenzbekommen.DasistkeineNeuheit,abervielefragensich:SchmecktderWeinjetztanders?·Naturkork·Drehverschluss·Kunststoffverschluss·GlasverschlussFaktist:JederWinzertestetdieVer-schlüssefürseineWeineundwähltweisedenrichtigenaus.
Das richtige RotweinglasGrundsätzlichsolltenalleWeingläserdünnwandig,farblosundnachobenverjüngtsein.RotweingläsersindgrößeralsWeißweingläser.Rot-weinemüssenatmenkönnen–siebrauchenalsovielPlatz!Schwerer,körperreicherRotweingehörtineinbauchigesGlas.SüßweinhingegenkommtineinemkleinenDessert-weinglasambestenzurGeltung.DerCharakterdesWeinsbestimmtalsoimmerdieFormdesGlases.Tannin-betonteWeinebraucheneingroßesGlas,junge,leichteeinwenigervoluminöses.
Die Riege der meistgepflanzten „Roten“ an
derAhrkomplettiertdieDomina-Traube.Eine
Neuzüchtung aus Spätburgunder und Portu-
gieser trägt diesen wohlklingenden Namen.
Relativ bescheiden im Anspruch an Boden
und Klima bringt sie es dennoch zu einem
bukettreichen, qualitativ hochwertigen und
vollmundigen,elegantenRotwein.
InwunderbarerWeiseträgterseinemCharak-
ter Rechnung, ist spritzig und lebendig. Die
WinzerschätzendenRieslingschonwegensei-
ner „Nehmerqualitäten“. Die kleinen Beeren
steckeneinigesanTrockenheitundFrostweg.
Was sie imGlasewieder „austeilen“ hat den
legendärenRufdeutscherWeißweinebegrün-
det.VordemerstenSchluckistbereitsdieNase
entzückt:EingroßerRieslinghateinüberwäl-
tigendesBukett,dasanPfirsicheerinnert.
IndenwenigenTallagen ist derMüller-Thur-
gau(Rivaner)öfterszufinden.JeneKreuzung
zwischen Riesling- und Madeleine Royale
Rebe,diedemSchweizerProfessorMülleraus
Thurgaugeglücktist.DerWeinschmecktwürzig-
süffig,oftangenehmmild.DieRebereiftfrüh
und ihr „Saft“ mundet am besten zwischen
demerstenundzweitenJahrnachderFlaschen-
füllung.IstderKorkengezogenundderMüller-
Thurgau im Glas, entfaltet sich ein duftig-
blumigesMuskataroma.
Klar, dass der Riesling, die deutsche Nummer Eins
unter den Weißweinreben, nicht im Sortenspiegel
fehlt. An der Ahr schmeckt er besonders rassig und
pikant.
Weißweine der Ahr
Weincharakteristik
49
„Glückskind“ einer gelungenen Kreuzung aus
Trollinger und Riesling ist der Kerner, dessen
NamevondemschwäbischenDichterJustinus
Kerner (1786-1862) „geliehen“ ist. Was der
Winzerunteranderemanihmschätzt:Erzählt
zudenmittel-frühen„Reifern“,derreicheErträge
bei gutenMostgewichten bringt. Die Trauben
bringenfruchtige,rassigeundsüffigeWeinevon
Riesling-ähnlichemCharakterhervor.Auchder
KernerhateinleichtesMuskatbukett.
DerWeißeBurgunderentstandauseinerMutation
desGrauenBurgunders.DasBukettundderDuft
desWeißenBurgunderssindzartundeherver-
halten.Erpräsentiertsichfeinfruchtigundsehr
elegant.
SensorikBeiderSensorikgehtesdarum,denWeinmitallenSinnenzuerleben.JederWeinbesitzteineeigeneNote;mitIhrenSinnenkönnenSiedieVielfalterfassen.·BetrachtenSiedieFarbe!·SchwenkenSiedenWeinimGlas!·RiechenSietiefhinein!·SchmeckenSie!MitHilfedesAromaradeskanndasBestimmenderAromenundDüfteleichtergelingen.NehmenSiesichgenügendZeit,umgenauzuriechen,zuschmeckenundzugenießen!
Das richtige WeißweinglasDasidealeWeißweinglasistsogeformt,dassderWeinbeimTrinkensoaufdieZungetrifft,dassdiety-pischenWeißweinaromenzurvollenGeltungkommen.Nebeneinem„Universal-Weißweinglas“gibtesnochspezielleGlasformen:FürimHolzfassausgebauteWeißweine,fürexotischeAromen,fürsäurebe-tonteWeißweineundnatürlichdasschlankeGlasfürSekt.Weißweinwirdstetskühlgetrunken.DamitderWeinkühlbleibt,gießtmannurweniginsGlas,schenktöfternachundderGenussbleibtvollendetbiszumSchluss.
Der Graue Burgunder (Ruländer) ist eine
Mutation des Blauen Spätburgunders und in
Deutschland unter dem Synonym Ruländer
bekannt.Die frischen, feinfruchtigen,vorwie-
gendtrockenausgebautenGrauburgunderweine
erfreuensichstetigwachsenderBeliebtheit.
Ausgangsgestein: Festgestein oder Locker-
sediment,ausdemsichderBodenentwickelt.
Basalt: dunkles magmatisches Ergußgestein mit
basischemChemismus.
Block: kantiger Grobboden von mindestens 200 mm
Durchmesser.
Boden:anderErdoberflächedurchUmweltfaktoren
entstandene Verwitterungsschicht, die Luft, Wasser
undLebewesenenthält(s.Bodenentwicklung).
Bodenart: Einstufung der Korngrößenzusammen-
setzung desmineralischen Feinbodens nach ihren
prozentualen Anteilen an Ton, Schluff und Sand.
Insgesamtgibtes32(Fein-)Bodenarten.
Bodenentwicklung: (= Pedogenese) beschreibt die
Entstehung und Entwicklung des Bodens. Einfluss-
größensind:Ausgangsgestein,Relief,Klima,Vegetation,
Tierwelt,menschlicheNutzungundEntwicklungszeit.
Bodenleben:ZusammenfassungallerBodenorganis-
men(Bakterien,Pilze,Einzeller,Würmer,Spinnen,In-
sektenundKleinsäuger),denenderBodenalsLebens-
raumdientunddieanderBodenentwicklungbeteiligt
sind.(IneinerHandvollBodengibtesweitmehrLebe-
wesenalsMenschenaufderErde. IhrTrockengewicht
summiertsichproHektaraufrund5Tonnen.)
Glossar
Grobboden:Bodenbestandteilemitmehrals2mm
Durchmesser(Kies,Grus,Steine,Blöcke,Gerölle).
Grus:kantigerGrobbodenbis63mmDurchmesser.
Hangwasser:oberflächennahesWasser,dassich im
BodenderSchwerkraftfolgendhangabwärtsbewegt.
Kaltluft:entstehtinklarenNächten,wennsichdie
infolge hoher Ausstrahlung am Boden abgekühlte
LuftinHohlformen(Kaltluftseen)sammeltundin
RinnenoderTälchen(Kaltluftabfluss)abfließt.
Kies: gerundeteGesteinsstückebis 63mmDurch-
messer.
Kolluvisol: Boden, der aus abgespültem Ober-
bodenmaterialaufgebautist.Eristtiefgründig,fein-
material-,humus-undnährstoffreich.
Korngrößen: Einteilung von mineralischen Boden-
bestandteilennachihremDurchmesserinGrob-(Steine
oderKiese)undFeinboden(Sand,SchluffundTon).
Lagerungsdichte: die Masse der festen Bodenbe-
standteilebezogenaufdasBodenvolumen.Siegibt
an,wie„locker“oder„fest“einBodenist.
Lehm:mehroderweniger gleichmäßigesKorngrö-
ßengemischausSand,SchluffundTon.
Löss:kalkreicherStaub,derwährendderKaltzeiten
durchWindverlagertwurde.
Lösslehm: entkalkterundlehmigverwitterterLöss.
Magma: in der tieferen Erdkuste aufgeschmolze-
nesglutflüssigesGestein.Wennesbeivulkanischen
EreignissendieOberflächeerreichthat,wirdesals
Lavabezeichnet.
Mineral: natürlich vorkommender, kristalliner
Feststoff unterschiedlicher Kristallformen und
chemischerZusammensetzungen.
organische Substanz (= Humus): abgestorbene,
zersetzte, umgewandelte und neu gebildete Stoffe
pflanzlicherodertierischerHerkunftimBoden.
Parabraunerde: Boden, dessenOberboden durch
TonausschlämmungunddessenUnterbodendurch
entsprechende Toneinschlämmung geprägt ist.
HäufigeBodenbildungimLössundinanderenkalk-
haltigenLockergesteinen.
Pararendzina: gering entwickelter, junger Boden
aufkalkhaltigemLockergestein.
Pelosol: Tonboden mit ausgeprägter Quellung
und Schrumpfung bei Durchfeuchtung und Trock-
nung.
Bodenlufthaushalt:wirddurchdasPorenvolumen
und die Porengrößenverteilung bestimmt. Boden-
luftbefindetsichhauptsächlichindengroßenPoren
(z.B. Regenwurmgänge), Bodenwasser hingegen in
denkleinenPorendesBodens.
Bodenprofil:senkrechterAnschnittdesBodens,der
denBodenaufbauvonderOberflächebiszumun-
verwittertenAusgangsmaterialzeigt.
Bodenwasserhaushalt:dasVerhalteneinesBodens
bezüglichWasseraufnahme,WasserabgabeundWas-
serspeicherung.Auchhier sindPorenvolumenund
Porengrößenverteilungentscheidend.
Braunerde:weitverbreiteterBodenunsererBreiten.
Auf entkalkten oder kalkfreien Ausgangsgesteinen
werden bei der Verwitterung braune Eisenverbin-
dungenfreigesetzt.SieumhüllendieMineralkörner
undführensozurcharakteristischenBraunfärbung.
chemische Verwitterung:Verwitterungsvorgänge,die
MineraleinihrerchemischenZusammensetzungverän-
dernodersievollständigauflösen.WichtigesMedium
derchemischenVerwitterungistWasser.
Erosion: Abtragungsprozesse durch fließendes
WasserundWind.
Geröll:gerundeteGesteinsstückemitmindestens63
mmDurchmesser.
51
Permafrost: (Dauerfrostboden) ist ab einer gewis-
sen Tiefe das ganze Jahr hindurch gefroren. Perma-
frostarealefindensichinGebietenmitarktischemund
antarktischem Einfluss und in Hochgebirgsregionen.
InNordrusslanderreichtderPermafrostbiszu1450m
Bodentiefe,inSkandinaviensindeslediglich20m.
physikalische Verwitterung: Zerfall vonGesteinen
und Mineralen in kleinere Teilchen, ohne sie che-
misch zu verändern, z.B. durch Temperaturwechsel
oderdenAusdehnungsdruckgefrierendenWassers.
Poren: Hohlräume zwischen den Festpartikeln des
Bodens.
Pseudogley: von saisonalerVernässungdurchStau-
oderHangwassergeprägterwechselfeuchterBoden.
Pyrit: Eisensulfid.Synonym:Schwefelkies.
Quarz (= Siliziumdioxid): in zahlreichen Gesteinen
als Hauptgemengeteil vorkommendes Mineral, das
keinefürdiePflanzennutzbarenNährstoffeenthält.
Quarzit: Quarzit entsteht unter hohemDruck und
hohenTemperaturenausSandstein.Quarzkörnerver-
zahnensichmiteinanderundbildeneinsehrhartes,
sprödes und gegenüber Erosion und Verwitterung
widerstandsfähigesGestein.
Glossar
Schieferung:trittnurbeiGesteinenmithohemAnteil
anTonmineralenauf.BeihohemgerichtetemDruck
regeln sichdieplättchenförmigenTonteilchen senk-
rechtzurDruckrichtungeinundbildenneueTrenn-
flächenaus(Schieferungsflächen),andenenSchiefer-
gesteinevorrangigbrechen.
Schluff:MineralbodenteilcheneinerKorngrößezwischen
0,002mmund0,06mmDurchmesser.
Schuttdecke: eine im Wesentlichen aus grob zer-
kleinertemGesteinbestehende„Deckschicht“.
Sedimente:Lockergesteine,diedurchWasser-,Wind-
oderEistransportsowiedurchchemischeAusfällung
oderdurchAnreicherungvonorganischenStoffenab-
gelagertwurden.
Sedimentgesteine: sind verfestigte Sedimente
(z.B.Sandstein).
Silikat: Minerale, die aus unterschiedlichsten che-
mischen Verbindungen mit Silizium und Sauerstoff
bestehen(z.Feldspat,Glimmer).QuarzistkeinSilikat.
Stauwasser: zeitweilig über stauenden Boden-
horizontenauftretendesWasser.
Stein (als Korngrößenbezeichnung): kantigeGe-
steinsstückevon63mmbis200mmDurchmesser.
Terrasse (Flussterrasse): Terrassenartige Gelände-
strukturdieFlüsseimWechselvonderAnlagebreiter,
sand-, kies- und geröllreicher Flussbetten (während
der Kaltzeiten) und der anschließenden Einschnei-
dung(amEndederKaltzeiten)schufen.Oft isteine
Abfolgemehrerer TerrassenunterschiedlichenAlters
alsTerrassentreppeausgebildet.
Terrassenschotter:AbgelagerteGerölleeinerTerrasse.
Ton: Teilchen einer Korngröße unter 0,002 mm
Durchmesser.
Tonschiefer: aus vorwiegend tonigem Material ge-
bildeterSchiefer.
Umlaufberg:beiderAbschneidungeinerFlussschlinge
entstandenerBerg.EristvomneuenFlusstalundvom
Umlauftal,deraltenFlussschlinge,umgeben.
Verwitterung: unter Einfluss der Atmosphäre und
unter Beteiligung von Lebewesen ablaufendeVerän-
derung und Zerstörung von Gesteinen. Man unter-
scheidet physikalische, chemische und biologische
Verwitterung.
Ranker:geringentwickelter, jungerBodenaufkalk-
freiemFestgestein.
Relief:FormundGestaltderErdoberfläche
Rendzina: gering entwickelter, junger Boden aus
Kalkstein.
Rigolen: tiefgründigesUmbrechen des Bodens (bis in
Tiefenvon80bis150cm)vorderWeinbergsneuanlage,
frühervonHand(Grabenrigolen),heutemitMaschinen.
Es verbessert den Wasserhaushalt und soll nähr-
stoffreicheresBodenmaterialnachobenbringen.
Rigosol: Boden, der durch tiefgründigen Bodenum-
bruch(Rigolen)beiWeinbergsneuanlagegeprägtist.
Sand: Mineralbodenteilchen einer Korngröße von
0,06mmbis2mmDurchmesser.
Sandstein:FestgesteinausSand.
Schichtung: während der Sedimentation können
sich Art oder Korngröße des abgelagerten Materi-
als ändern. So bildet sich eine Schichtenabfolge im
Sediment, die Schichtung, die auch im Sediment-
gesteinerhaltenbleibt.
Schiefer (= Schiefergesteine):unterhoherTempe-
raturundhohemDruckbeiderGebirgsbildungmit
einerSchieferungversehenesGestein.
53
Veranstaltungen
Die Veranstaltungen an der AhrVonJahresanfangbisEndeDezemberladenzahlreicheVeranstaltungenanderAhrzumVerweilenein.
EineTerminübersichtallerweinkulturellenVeranstaltungenfindenSieaufwww.ahrwein.de.
Weinevents an der Ahr
Weinfest in Bad Bodendorf ChristiHimmelfahrt
Burgunderfest in Bad Neuenahr LetzterSamstagimJuli
Historisches Weinfest in Heimersheim 3.WochenendeimAugust
Ländliches Weinfest in Walporzheim 4.WochenendeimAugust
Ahrweiler Winzerfest 1.WochenendeimSeptember
Weinmarkt in Ahrweiler 2.WochenendeimSeptember
Weinfest in Rech 3.WochenendeimSeptember
Weinfest in Bachem VorletztesWochenendeimSeptember
Winzerfest in Dernau LetztesWochenendeimSeptember
Weinfest-Wochenenden in Altenahr LetztesWochenendeimSeptemberund
anallenWochenendenimOkober
Mayschosser WeinwochenAnallenWochenendenimOktober
Gourmet & Wein: Seitrund20Jahrenschließen
sichTop-WinzerundSpitzen-Gastronomenaus
derRegionzusammen,umGourmetseinMaxi-
mumanGenusszubieten.DadieAuftaktver-
anstaltung,die„Gourmet&Wein-Gala“,meist
mehr Interessentenfindet als Karten vorhanden
sind, bieten die Einzelveranstaltungen, welche
überdasJahrverteiltinderRegioninRestaurants
undinBurgenstattfinden,ideenreicheundex-
zellenteAlternativen.www.gourmetundwein.de
Weinmarkt der Ahr: InBadNeuenahr-Ahrweiler
stehenjedesJahramPfingstwochenendeSekte,
WeineundBrändevonWeingüternundWinzer-
genossenschaftenausdemWeinanbaugebiet
Ahr im Mittelpunkt. DerWeinmarkt ist seit
Jahren ein fester Bestandteil an der Ahr. Das
Wein-Event überzeugt mit besonderem Flair,
guterMusikundUnterhaltunginaußerge-
wöhnlicher Atmosphäre. Besonderer Höhe-
punktdesWeinmarktesistdieKrönungder
neuenAhrweinkönigin.www.ahrwein.de
Tag der offenen Weinkeller:Der„Tagderoffenen
Weinkeller“ ermöglicht ein Blick hinter die
KulissenderWinzerimAhrtalundaufdieVer-
arbeitungderWeintrauben.DieBesuchererleben
einen unterhaltsamen und informativen Tag in
denWinzerbetriebenzwischen Mayschoß und
HeimersheimundkönnenindieWeinweltdes
Ahrtalseintauchen. www.ahrwein.de
Frühburgunder-Forum: Seit2007findetim2-Jah-
res-Rhythmus das Frühburgunder-Forum mit
großemErfolgstatt.NebenderTeilnahmean
wissenschaftlichen und geschichtlichen Foren
kannder interessierteBesuchermehrals40ver-
schiedene FrühburgunderdesAhrtals verkosten.
www.ahrwein.de, www.ahr-fruehburgunder.de
55
Finanzielle Förderung
Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft,
Ernährung, Weinbau und Forsten
Kaiser-Friedrich-Straße1
55116Mainz
Postfach3160
55021Mainz
Telefon:(Zentrale)0613116-0
Telefax:06131164646
Internet:www.mulewf.rlp.de
AutorenLandschaft,Klima,Geologie,Boden:
KarinOchel-Spies,Dr.Ernst-DieterSpies
Önologie:MichaelLipps
WeitereThemen:Ahrweine.V.
BildnachweisLGB(LandesamtfürGeologieundBergbau),
Ochel-Spies,DLR(Dienstleistungszentrum
LändlicherRaum),Ternes,WeinlandNahe,
OxfordScientific,KathieAtkinson /Auscape /
ardea.com / London,Dominik Ketz, Ahrtal-
TourismusBadNeuenahr-Ahrweilere.V.,
Ahrweine.V.
KartenTimurHauck,Dr.Ernst-DieterSpies
Herausgeber
Ahrwein e.V.
Hauptstraße80
53474BadNeuenahr-Ahrweiler
Telefon:026419171-0
Telefax:026419171-51
E-Mail:[email protected]
Internet:www.ahrwein.de
Landesamt für Geologie und
Bergbau Rheinland-Pfalz
Emy-Roeder-Str.5
55129Mainz
Telefon:061319254-0
Telefax:061319254-123
Internet:www.lgb-rlp.de
Mit freundlicher Unterstützung
Dienstleistungszentrum Ländlicher
Raum Mosel
Görresstr.10
54470Bernkastel-Kues
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