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Stile der Selbstdarstellung Nicht Jeder möchte in gleicher Weise „seinen Stil in Anspruch“ nehmen, nicht jeder seinen Stil sorgsam pflegen oder zur Grundlage seiner Urteile über sich selbst oder andere machen. Es scheinen insbesondere Menschen zu sein, die eine hohe Tendenz zur „öffentliche Selbstaufmerksamkeit“ haben (davon später), die ganz besonderen Wert auf Stil und Stilfragen legen, während Menschen, die da- zu neigen, in allen möglichen Situationen stets und in erster Linie sich selbst in den Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit zu stellen, mit „Stil“, Stilpflege und der- gleichen weniger anzufangen wissen. Während bei Menschen mit hoher öffentlicher Selbstaufmerksamkeit das Stil- schema ein zentrales Moment des Selbstkonzeptes darstellt, gilt dies nicht für den Fall einer habitualisierten privaten Selbstaufmerksamkeit. Menschen neigen nun mal in unterschiedlicher Weise und Intensität, sich gegenüber anderen Men- schen darzustellen – mit oder ohne Rekurs auf den eigenen Stil. Wenn wir von Selbstdarstellung im Medium des eigenen Stils sprechen, sind damit in diesem Kontext Selbstdarstellungen angesprochen, die sich bestimmter, symbolbesetzter Dinge, Objekte und Handlungen bedienen, um sich „ins rechte Licht zu rücken“. Diese im engeren Sinne stilistische Selbstdarstellung ist je- doch in aller Regel eingebettet in übergreifende Gewohnheiten und Strategien der Selbstdarstellung, von denen im folgenden einige näher erörtert werden sol- len. Die Art der gewohnten Selbstdarstellung – die bevorzugte Selbstdarstellungs- strategie – wird, so kann angenommen werden, die Wahl, Ausbildung, Pflege und Nutzung des eigenen „Stils“ nicht unbeeinflusst lassen – im Gegenteil: Wenn wir von einer Person wissen, welche Selbstdarstellungsstrategie diese im Allgemeinen bevorzugt, dann können wir auch konkrete Vorstellungen über de- ren Stil gewinnen, mit dem sie sich umhüllt und zeigt. Beginnen wir mit der Erörterung einer nahezu klassischen Unterscheidung zwi- schen zwei verschiedenen Selbstdarstellungsstilen, die in der Sozialpsychologie unter dem Stichwort „impression management“ bekannt sind.

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Stile der Selbstdarstellung

Nicht Jeder möchte in gleicher Weise „seinen Stil in Anspruch“ nehmen, nicht

jeder seinen Stil sorgsam pflegen oder zur Grundlage seiner Urteile über sich

selbst oder andere machen. Es scheinen insbesondere Menschen zu sein, die eine

hohe Tendenz zur „öffentliche Selbstaufmerksamkeit“ haben (davon später), die

ganz besonderen Wert auf Stil und Stilfragen legen, während Menschen, die da-

zu neigen, in allen möglichen Situationen stets und in erster Linie sich selbst in

den Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit zu stellen, mit „Stil“, Stilpflege und der-

gleichen weniger anzufangen wissen.

Während bei Menschen mit hoher öffentlicher Selbstaufmerksamkeit das Stil-

schema ein zentrales Moment des Selbstkonzeptes darstellt, gilt dies nicht für

den Fall einer habitualisierten privaten Selbstaufmerksamkeit. Menschen neigen

nun mal in unterschiedlicher Weise und Intensität, sich gegenüber anderen Men-

schen darzustellen – mit oder ohne Rekurs auf den eigenen Stil.

Wenn wir von Selbstdarstellung im Medium des eigenen Stils sprechen, sind

damit in diesem Kontext Selbstdarstellungen angesprochen, die sich bestimmter,

symbolbesetzter Dinge, Objekte und Handlungen bedienen, um sich „ins rechte

Licht zu rücken“. Diese im engeren Sinne stilistische Selbstdarstellung ist je-

doch in aller Regel eingebettet in übergreifende Gewohnheiten und Strategien

der Selbstdarstellung, von denen im folgenden einige näher erörtert werden sol-

len.

Die Art der gewohnten Selbstdarstellung – die bevorzugte Selbstdarstellungs-

strategie – wird, so kann angenommen werden, die Wahl, Ausbildung, Pflege

und Nutzung des eigenen „Stils“ nicht unbeeinflusst lassen – im Gegenteil:

Wenn wir von einer Person wissen, welche Selbstdarstellungsstrategie diese im

Allgemeinen bevorzugt, dann können wir auch konkrete Vorstellungen über de-

ren Stil gewinnen, mit dem sie sich umhüllt und zeigt.

Beginnen wir mit der Erörterung einer nahezu klassischen Unterscheidung zwi-

schen zwei verschiedenen Selbstdarstellungsstilen, die in der Sozialpsychologie

unter dem Stichwort „impression management“ bekannt sind.

Die unter diesem Label verhandelten Selbstdarstellungsstrategien zielen

darauf ab, uns als den Menschen zu präsentieren, der wir sind oder von dem wir

wollen, dass andere Menschen glauben, dass wir so sind. In den verschiedensten

sozialen Situationen bemühen wir uns dann, aus der Fülle unserer Selbstkon-

zeptmöglichkeiten bestimmte Komponenten zu akzentuieren, so dass wir mit der

Darstellung dieses – situationsangepassten – Selbstkonzeptes am besten unsere

Ziele und Bedürfnisse erreichen und befriedigen können, wie wir meinen.

Die Konzepte der Selbstdarstellung oder des impression management wurden

von Erving Goffman (1955) in die Sozialwissenschaften eingeführt. Seine Theo-

rie der sozialen Interaktion gründete sich auf einem dramaturgischen Modell,

welches das Theater als eine zentrale Metapher des sozialen Lebens sieht. Auf

der Bühne präsentiert ein Schauspieler dem anderen bestimmte Selbstaspekte

(oder seine Rolle). Goffman meint, dass wir genau dasselbe auch in unserem

Alltagsleben veranstalten. Auf der Bühne des Lebens präsentieren wir den ande-

ren Menschen aktiv eine bestimmte „Selbstrolle“, einen bestimmten Ausschnitt

aus unserem Bild von uns selbst, um in den Augen derjenigen, an die wir unsere

Botschaft richten, einen bestimmten Eindruck zu erwecken oder zu erhalten.

Das kann so weit gehen, dass wir alle Hebel in Bewegung setzen, um einen be-

stimmten Eindruck auch tatsächlich zu forcieren oder bei anderen nahezulegen.

In Japan ist man zum Beispiel sehr besorgt darum, dass auch die „richtigen“

Gäste in einer Mindestzahl auf dem Hochzeitsfest erscheinen und eine sozial

ziemlich festgelegte Anzahl Trauernder an einer Beerdigung teilnehmen. Wenn

dann - aus welchen Gründen auch immer – die passenden Gäste einfach nicht

kommen wollen oder können und die passende Anzahl von Trauergästen nicht

zusammenkommt, dann begibt man sich in eine Agentur, die für ein stattliches

Sümmchen die Gäste- und Trauerliste komplettiert – alles nur, um nur keinen

falschen, „peinlichen“ Eindruck im Blick der anderen zu installieren. (Argyle et

al.)

Menschen unterscheiden sich offensichtlich darin, welche Formen und

Strategien eines impression managements, einer gezielten Selbstdarstellungs-

strategie, sie bevorzugen. Eine der bekanntesten Taxonomien des Selbstdarstel-

lungsverhaltens stammt von Tedeschi, Lindskold& Rosenfeld (1985). Zunächst

kann man zwischen lang- und kurzfristig angelegten Strategien unterscheiden.

Man ändert sein Äußeres durch eine Gesichtsoperation oder man schminkt sich

für einen bestimmten Auftritt. Daneben unterscheidet man zwischen Durchset-

zungs- (assertiven) und defensiven Auftretensweisen. Bei ersterer steht das Ziel

im Vordergrund, sich durch seinen Auftritt bei anderen Vorteile zu verschaffen,

wobei dies mit einem bestimmten Risiko behaftet sein kann, etwa negativ aufzu-

fallen, weil man allzu deutlich seine verborgenen Ziele hat durchscheinen lassen

oder als Angeber entlarvt wird, etc.etc.

Bei defensiven oder protektiven Selbstdarstellungsstrategien steht dagegen im

Vordergrund, Misserfolge zu vermeiden und sein eigenes Selbstwertgefühl und

seine Identität zu schützen. Hier liegt die Gefahr darin, dass man sich so unauf-

fällig präsentiert, dass man erst gar nicht bemerkt wird.

Außerdem ist immer wieder untersucht worden, mit welchen Techniken

Menschen vorgehen, wenn sie einen bestimmten Eindruck bei anderen erwecken

möchten.

Ganz grob werden folgende Techniken oder Vorgehensweisen zur Eindrucks-

steuerung unterschieden:

Direkte oder indirekte Methode:

Direkte Selbstdarstellung bedeutet zum Beispiel, dass man auf die eigenen Vor-

züge aufmerksam macht. Man lässt auf einer Party intelligente Bemerkungen

fallen, ist witzig und höchst amüsant, tanzt hervorragend, redet charmant mit Je-

dermann und Jederfrau und so weiter. Eine derartige direkte Strategie kann,

muss aber keineswegs gut bei anderen ankommen, sie kann auch – und vor al-

lem bei Schüchternen, die es auf jeder Party gibt – leicht als Prahlerei missver-

standen und damit negativ bewertet werden. Die avisierten Ziele – als besonders

intelligente und sozial kompetente Person aufzufallen – können so konterkariert

werden. Indirekte Strategien dagegen sind da subtiler und schwerer zu durch-

schauen. Hier hat sich bewährt, nicht auf eigene Vorzüge zu verweisen, sondern

auf die unglaublich interessanten, gut aussehenden, intelligenten und erfolgrei-

chen Freundinnen und Freunde, zu denen man innige Beziehungen unterhält.

Kompetitive und assoziative Methoden

Viele bemühen sich auch, das eigene Selbstwertgefühl aufzuwerten, indem man

andere abwertet „Ich muss schon sagen, meine Freundin kann manchmal ziem-

lich dummes Zeug quatschen“- dies als Beispiel einer kompetitiven Technik der

Selbstdarstellung, oder indem man – ganz im Gegenteil – andere (und damit in-

direkt sich selbst) lobt und aufwertet („Ich kann Dir gar nicht sagen, wie toll

meine Freundin sich anzieht, und das alles für wenig Geld“ – dies als Beispiel

einer sogenannten assoziativen Technik der Selbstdarstellung.

Beide Methoden – sowohl die kompetitive als auch die assoziative – ber-

gen Risiken, die man kennen sollte, wenn man über Techniken der gezielten

Selbstdarstellung grübelt. Einen Gegner oder Konkurrenten öffentlich anzugrei-

fen, um sich auf diesem Wege als der Bessere darzustellen, kann eine Möglich-

keit sein, selbst – in Relation zum Gegner – positiv wahrgenommen und bewer-

tet zu werden. Es kann aber auch dazu führen, als ungerecht, unfair, aggressiv

oder arrogant bewertet zu werden und damit als unsympathisch. Diese Gefahr ist

besonders hoch bei direkten Angriffen „Der Kollege HE ist ein komplettes

Nichts, ein Hochstapler und sollte am besten zu Hause bleiben!“ Versteckte oder

indirekte Abwertungen mögen da schon mal erfolgreicher sein („An seiner Stel-

le würde ich mich in der Öffentlichkeit, wenn es um Wissenschaft geht, doch

stärker zurückhalten“.

Assertive Methoden und Techniken

Wie bereits erwähnt, ist es das Ziel assertiver Strategien, über positive Selbst-

darstellung das Publikum so zu beeindrucken, dass die eigene soziale Macht

vergrößert wird und eigene Interessen und Wünsche vom Publikum erfüllt wer-

den. Zur Annäherung an diese Ziele steht eine Fülle von Techniken und Metho-

den zur Verfügung. So die Technik des Einschmeichelns („Ich finde, dass Du

einen wunderbaren Stil hast, um den Dich jeder nur beneiden kann“) oder eine

Kommunikation der Selbsterhöhung („Bei aller Bescheidenheit, die mir zu ei-

gen ist, wie man weiß, darf ich doch darauf hinweisen, dass man mir noch nie

einen Geschmacksirrtum oder gar eine Stillosigkeit nachgesagt hat, meine Lie-

be.“).

Auch den anderen nach dem Munde reden, ihn einzuschmeicheln, wenns denn

sein muss, kann unter Umständen ein probates Mittel sein, den intendierten Ein-

druck auf andere zu machen und diese zu einem gewünschten Verhalten zu ver-

anlassen. („Wie Du das wieder hingekriegt hast! Das macht Dir keiner nach!

Von Dir kann ich noch viel lernen, Wolfgang!“) .

Manches Mal mag es jedoch günstiger sein, sich selbst als arm und hilflos dar-

zustellen, um auf diesem indirekten Weg die Menschen zu veranlassen, genau

das zu tun, was man sich von ihnen wünscht. („ Im Gegensatz zu Dir weiß ich

überhaupt nicht, was mir steht. Du mußt mir einfach helfen, das richtige Outfit

für mich zu finden!“).

Wenn das Alles nichts hilft, dann versuchen es manche mit der Methode der

Einschüchterung. Sie stellen sich als große Nummer mit wichtigen Freunden

im Hintergrund dar, dem man nicht beikommen kann und mit dem zu verglei-

chen einer Gotteslästerung gleichkäme.

Auch ein ordentliches, geschickt vorgetragenes Selbstlob kann Wunder wirken,

wenn man sozialpsychologischen Befunden Glauben schenken darf. Wenn dies

noch ergänzt wird durch den Hinweis, man sei Mitglied der Gruppe soundso,

die dafür bekannt ist, dass sich dort die Meister ihres Faches versammeln, und

wenn man gleichzeitig sich überdeutlich von einer geächteten Gruppe distan-

ziert („Mit diesem Gesocks habe ich Gottseidank nichts, aber auch gar nichts zu

tun!“) bei gleichzeitigem dezenten Verweis auf die eigene moralische Integri-

tät („Mein Gewissen verbietet mir jede Form er Ausnutzung und Instrumentali-

sierung anderer Menschen für meine eigenen Zwecke“), dann können Sie eini-

germaßen darauf vertrauen, dass es Ihnen gelingen wird, genau die Botschaft zu

vermitteln, die Sie intendiert haben:

Sympathisch und kompetent zu wirken, dem oder den anderen überlegen zu sein

und über diesem Pfad die Leute dazu veranlassen, genau das zu tun, was Sie sich

von diesen anderen erwarten.

Die vier Seiten einer Botschaft können auch über den Gebrauch assertiver Tech-

niken an die Frau oder an den Mann gebracht werden.

Soll die Botschaft von Dauer sein, dann empfehlen sich weitere Techniken und

Methoden der Selbstdarstellung:

Eine in meinen Kreisen besonders beliebte Methode der assertiven Selbstdarstel-

lung ist die Selbstpräsentierung als Experte, der sich gern zur Verfügung stellt,

wenn man nach ihm verlangt. Schließlich gibt es keinen, der über so viel Wissen

und Erfahrung verfügt im Bereich XYZ wie er, der sein Wissen und seine Erfah-

rungen auch gern und selbstlos anderen zur Verfügung stellt. Wenn man dabei

noch mit dem berühmten weißen Kittel oder dessen symbolischer Verwandlung

in Form einer bescheiden-eleganten grauen Kleidung mit randloser Brille und

gepflegt – zerzaustem Haar auftritt und damit den hohen Status des selbstlosen,

intellektuellen Wissenschaftlers vorführt, dem man um jeden Preis auch noch

vertrauen kann und der bei aller Expertenschaft es sich nicht nehmen lässt,

auch noch privates, Intimes einfließen zu lassen im Belehrungsgespräch, ja dann

versichert sich der Kollege auf Dauer seine Überlegenheit und einer damit ver-

bundenen Submissivität seiner Umgebung, die er so sehr schätzt.

Defensive Methoden und Techniken

Das Ziel von defensiven Strategien der Selbstdarstellung liegt darin, wie er-

wähnt, dass man zu verhindern oder einzuschränken versucht, einen schlechten

Eindruck beim Publikum zu hinterlassen und darüber an Einfluss zu verlieren.

Welche Techniken bieten sich nach allem Wissen der Sozialpsychologie dafür

an?

Durch geschicktes Herauslavieren aus einer peinlichen Situation mag das

Schlimmste schon mal zu verhindern sein. („Ich weiß auch nicht, wie das passie-

ren konnte. Eigentlich stelle ich vor einem Vortrag immer mein handy aus. Aber

woher kennt Papst Benedikt aus Bayern eigentlich meine Nummer?“).

Man könnte es auch anders versuchen, indem man jede Verantwortung für den

peinlichen Vorgang abwehrt („Wie oft sage ich meiner Frau, sie solle mein

Handy nicht einfach in meine Jackentasche stecken! Ich muss mich in aller

Form dafür entschuldigen!“).

Aber man kann sein nicht besonders günstig bewertetes Verhalten auch rechtfer-

tigen („Wenn Sie wüssten, wie ich unter diesen ständigen Anrufen leide, aber

was soll ich tun! RTL erwartet zu Recht, dass ich für ihn jederzeit erreichbar

bleibe, sorry, das werden Sie nicht kennen, aber so ist es nun mal.“).

Selfhandicapping ist ein weiteres, nicht ungeschicktes Verfahren zur Vermei-

dung eines schlechten, insbesondere inkompetenten Eindrucks auf Andere. Man

weist schon mal im Vorfeld darauf hin, dass man gestern Nacht überhaupt nicht

geschlafen habe und daher heute gar nicht so recht anwesend sei. („Mich würde

es überhaupt nicht wundern, wenn mir heute der Vortrag völlig entglitte – ich

bin einfach übernächtigt.“) Wenn dann tatsächlich ein Missgeschick geschieht,

muss das nicht unmittelbar auf den Vortragenden zurückfallen, sondern kann der

Tatsache einer durchwachten Nacht in Rechnung gestellt werden. So bleibt der

gute Eindruck bestehen und die Gefahr ist vorerst gebannt, sich zu blamieren

und darüber von heftigen Selbstzweifeln geplagt zu werden, was man doch un-

bedingt mit seiner defensiven Strategie der Selbstdarstellung vermeiden wollte.

Was mag sonst noch helfen? Zum Beispiel eine glaubhaft vorgebrachte Ent-

schuldigung für seine missliche Tat, ohne jede Rechtfertigung, sondern viel-

leicht sogar mit einer Prise öffentlicher Selbstbeschimpfung. („Manchmal könn-

te ich mich für meine Schusseligkeit hassen! Dies war beileibe nicht das erste

Mal, dass mein Handy zur Unzeit und am falschen Ort röhrte!“).

Selbstdarstellungsstrategien und Stilwahl

Wir haben gerade verschiedene Strategien, Techniken und Methoden kennenge-

lernt, mit denen Menschen sich bemühen, auf andere und damit – direkt oder in-

direkt – auch auf sich selbst einen ganz bestimmten Eindruck zu machen und

gleichzeitig sich selbst oder andere zu einem bestimmten Verhalten zu veranlas-

sen.

Es ist zu vermuten, dass auch der eigene Stil, den man entwirft und pflegt, mit

dem man sich in der Öffentlichkeit zeigt und inszeniert, nicht unabhängig ist

von der Art und Weise der gewöhnlichen Selbstdarstellung! Menschen wechseln

nicht gern und selten ihre Selbstdarstellungsweisen. Im Laufe der individuellen

und sozialen Biographie entwickeln sich spezifische Vorlieben und Abneigun-

gen für und gegen bestimmte Arten und Weisen der Selbstdarstellung.

Wie noch zu zeigen sein wird, ist es nicht falsch, Selbstdarstellungsweisen als

relativ stabile und situationsübergreifende Gewohnheiten aufzufassen, welche

eine Person gegenüber anderen Personen auszeichnen und charakterisieren. So

wie man etwa seine Werthaltungen in aller Regel nur in Grenzen, langsam und

selten wechselt, so ungern und selten wechselt man auch seine habituell gewor-

denen Weisen der Selbstdarstellung.

Und der eigene Stil, dieses von mir so und nicht anders mit der Absicht einer

Selbstinszenierung zusammengestelltes Ensemble von symboltragenden Dingen,

Objekten und Handlungen, gehört in aller Regel zu dem eingeübten Repertoire

meiner Selbstdarstellung, stützt diese, spiegelt, kommentiert, verstärkt die Art

und Weise, wie ich mich im Blick der anderen selbst darzustellen versuche.

Es wäre eine interessante empirische Frage, ob und inwieweit bestimmte Selbst-

darstellungsweisen mit ganz bestimmten individuellen Stilen korrespondieren

und in welchen gegenseitigen Verhältnissen individueller Stil und Selbstdarstel-

lungsart stehen können.

Zu einigen Aspekten dieser Frage werde ich zu einem späteren Zeitpunkt der

Vorlesung noch näheres berichten.

An dieser Stelle seien nur einige Überlegung dazu geäußert.

Ein assertiver, durchsetzungsorientierter Stil bedient sich, wie berichtet, gern

der Methode der Einschüchterung, der Selbsterhöhung und der öffentlich vorge-

führten Identifizierung mit sozial hochgeschätzten Gruppen. Diese Charakteri-

sierung entspricht recht genau der Schilderung des Soziologen aus dem Beginn

des vergangenen Jahrhunderts, des US-Bürgers Thorstein Veblen, über den de-

monstrativen Konsum- und Lebensstil der herrschenden Bevölkerungsschichten

in den Vereinigten Staaten und Europa zu Beginn des 20. Jahrhunderts, einem

Stil, der sich in manchen Kreisen bis heute hartnäckig zu halten scheint. Die Art

der Stilvorführung mittels exzessiver und demonstrativer Konsumierung geriet

zu einem herrschenden Selbstdarstellungsstil jener Jahre, der eng mit den Sym-

bolgehalten „Elite“, „Überlegenheit“, „Unerreichbarkeit“, „Abgrenzung gegen-

über den Nichtbesitzenden“, „Luxus des Müßiggangs“ assoziiert war und ist.

Heutzutage scheint sich eine durchsetzungsorientierte Selbstdarstellungsweise

eng mit einem Selbstinszenierungsstil zu verbinden, den man in Anlehnung an

Gerhard Schulze („Die Erlebnisgesellschaft“) als den „Hochkultur-Stil“ be-

zeichnen könnte. Ästhetische Vorlieben, Konsum- und Freizeitgewohnheiten,

Werthaltungen und persönliche und soziale Ressourcen fügen sich mühelos zu

einer umfassenden Art und Weise einer „elitären“ Selbstdarstellung, welche ei-

nen ganz bestimmten Stil, den Hochkulturstil, nutzt und pflegt, um auch auf der

sozialen Bühne der Selbstinszenierung eine hervorragende und bezeichnende

Rolle mit Glaubwürdigkeit und hoher Erfolgsaussicht spielen zu können. Der

individuelle Stil als Mittel und Medium der Selbstvergewisserung durch elitäre

Abgrenzung von „Ungebildeten“.

Welcher Stil „passt“ demgegenüber zu einer auf Defensive ausgerichteten

Selbstdarstellung?

Die bevorzugten Methoden lauten hier: Selbstverzwergung, sich im Hintergrund

halten, Verantwortungsdiffusion und andere Techniken der „Selbstzerstreuung“:

Methoden und Techniken, die darauf ausgerichtet sind, Dinge, Objekte und

Handlungen im Zweifelsfall aus der Eigenverantwortung herauszulösen und an-

dere oder anderes für diese Dinge, Objekte und Handlungen verantwortlich zu

machen, wenn die Gefahr eines Selbstwertverlustes allzu groß erscheint.

Möglicherweise finden sich unter denjenigen, die einen eher „unauffälligen“,

unspektakulären, nicht eindeutig festlegbaren Stil der Selbstinszenierung pfle-

gen, besonders häufig Menschen, die es gelernt haben, über defensive Selbstdar-

stellungsweisen ihre Selbstwertschätzung und ihr Selbstwertgefühl gegenüber

inneren und äußeren Angriffen mit Erfolg schützen zu können.

Assertive SP-Taktik Defensive SP-Taktik

Assertive SP-Strategie

Defensive SP-Strategie

Der Akteur versucht, über positive Selbstdarstellung das Publikum so zu beein-drucken, daß seine soziale Macht vergrößert wird und eigene Interessen und Wün-sche vom Publikum erfüllt

werden

Der Akteur ver-sucht zu verhindern

oder zumindest einzuschränken,

daß er beim Publi-kum an Ansehen

verliert

Der Akteur ist be-müht, eine langfristig gültige, gute Reputa-tion zu erwerben, die

über verschiedene und unterschiedliche Situationen hinweg

wirksam ist

Der Akteur ist bemüht, ein Bild von sich zu ver-mitteln, wonach er über verschie-dene und unter-

schiedliche Situa-tionen hinweg nicht in vollem Maße für sein

Handeln verant-wortlich zu ma-

chen ist

Ingratiation (Schmeicheln) Predictaments and

a

Competence or Epete

ess and und

ich darstel-

Face-work (sich aus einemißlichen Lrauswinden)

r ge he-

pertise (Komund als Experscheinen)

x- Helplessntent er-

Anxiety(hilflos ängstllen)

self-enhancing communica

oder andere zu

h als tw

llen

Attractiveness (d

te

lcoholism & diction

k der ernahme antwor-

hol-ucht)

ti- Excuses (sicon (Ziel: sich höhen)

er-nicht veranlich hinste

ort-)

als attraktiv unbenswert dars

sich A lie-llen)

Drug Adals AusdrucNichtübvon Vertung Alko/Drogens

Opinion conformity (Meinungskonformität)

Justifications (Rechtfertigung)

Status and Pres(status-

fter auftreten)

of lness hme der "Geis-

")

tige Symptomsmental il

,prestigebehatä

t, eli- (ÜbernaRolle desteskranken

Favor-doing (nett sein)

Disclaimers aself-handicapping

elle späterelg

lity & Trustworthynes

ürdigk t, ürdigkeit

nd Credibi

(andere über etune Mißerfoformieren)

ven- eige-e in-

(GlaubwVertrauenswdarstellen)

s

ei

Intimidation (Einschüchte-rung)

nt-en)

disclosure (sich anderen gegen-über öffnen, er-schließen)

Apologies (Eschuldigung

Self-

Supplication (Hilfsbedürferscheinen)

tig

Self-Promotion (Kompetent

und intelligent erscheinen)

Entitlements ( verbal Leis-

tung herausstellen)

Enhancements (eigenetung überb

Leiewerten)

s-

Social Identity (sich manerkannten Gruppe iden

it einer ti - fi

zieren)

Blasting (rivalisierende Gruppen/Personen abwehren)

-

Exemplification (sich als bei-er spielhaft,moralisch,integ

darstellen)

Kehren wir zu der Fragestellung zurück, ob und inwieweit sich Menschen

ihrer Art der Selbstdarstellung in systematischer Weise voneinander unter-

cheiden lassen.

ürzlich hat ein deutscher Persönlichkeitspsychologe, Lothar Laux von der U-

arstellung“. Histrionische Persönlichkeiten fassen, so die Um-

00 Einzelinterviews

in

s

K

niversität Bamberg, ein in diesem Zusammenhang höchst interessantes Konzept

vorgestellt: Das Konzept einer „histrionischen Persönlichkeit“ und einer „histri-

onischen Selbstd

schreibung des Konzepts, soziale Alltagssituationen als Gelegenheit zum Rol-

lenspiel auf. Sie führen also absichtlich und explizit vor Zuschauern eine kurze

Handlungsepisode auf, die für sie „Als – Ob –Charakter“ hat. Sie führen also

ganz bewusst und zielgerichtet ein Spiel auf, das auch so als Spiel, als „Simula-

tion“ von Alltagsleben begriffen werden soll von den anderen, den Zuschauern

und –hörern. Auf beiden Seiten herrscht oft ein stillschweigendes Einverständ-

nis, sich auf das Spiel einzulassen. Alltagssituationen werden von histrionischen

Personen gern in kleine dramatische Scenen umgewandelt.

Nach den berichteten Befunden von Laux kann davon ausgegangen werden,

dass ungefähr 20 Prozent der Bevölkerung zu einem histrionischen Darstell-

lungsstil neigen, im weiteren Sinne also als histrionische Persönlichkeit angese-

hen werden können. Auf der Grundlage von ungefähr 1

konnten fünf verschiedene „dramatisierende“ Selbstdarstellungsstile heraus-

destilliert werden.

Der Bühnendarsteller: Bei diesen Personen steht Lustgewinn als Motiv

für ihren Auftritt deutlich im Vordergrund. Es geht ihnen vor allem darum,

selbst Spaß zu haben und auch dem Publikum Spaß zu bereiten und eine lang-

eilige Situation mit Witz und Spielfreude zu beleben. Bühnendarsteller scheu-

sen für sie nicht so wich-

g. Sie reflektieren ihren Stil auch weniger und bevorzugen es, im kleinen, ü-

so sehr um den eigenen Lustgewinn, son-

ern darum, dem Publikum eine angenehme Erfahrung zu verschaffen und auf

demonstrativ vorgeführtes Kompetenzstreben konstitutiv. Ihr Hauptmotiv liegt

w

en keinesfalls ein großes Auditorium, ganz im Gegenteil, verfügen über ein brei-

tes Repertoire von dramatisierenden Darstellungstechniken, das sie ständig in

Form eines bewussten „Trainings“ erweitern möchten.

Der Heimspieler: Diesen Menschen geht es ebenfalls um Lustgewinn für

sich und sein Publikum. Im Gegensatz zu den „Bühnendarstellern“ ist der Rück-

griff auf ein Repertoire an histrionischen Verhaltenswei

ti

berschaubaren Rahmen aufzutreten.

Der Protektive: Bei diesen Menschen steht der Wunsch im Vordergrund,

die Stimmungen der oder des Interaktionspartners positiv zu beeinflussen. Al-

lerdings geht es dieser Gruppe nicht

d

diesem Wege die Sympathien der Anwesenden zu gewinnen oder zu sichern.

Anders als bei den Bühnendarstellern und Heimspielern stehen die Protektiven

ihrem histrionischen Stil eher zwiespältig gegenüber. Da sie sehr darum bemüht

sind, ihren Stil stets en Bedürfnissen und Erwartungen anderer anzuschmiegen,

sehen sich Protektive häufig vor die Aufgabe gestellt, ihr „wahres“ Befinden

und ihre „wahre Persönlichkeit“ hinter einer Maske zu verbergen. Der protektive

Inszenierungsstil wird demnach als Mittel zum Schutz des Selbstwertgefühls

gegenüber Bedrohungen von innen und außen genutzt und auch, um mit der

Selbst-Vorführung von eigenen, selbstwertgefährdenden Gedanken und Emotio-

nen abzulenken.

Der Kompetenzdarsteller: Bei diesen Menschen ist ein ausgeprägtes und

darin, mit ihrem spezifischen histrionischen Auftreten den Eindruck zu vermit-

teln, man sei höchst kompetent, fit, fähig, um darüber die Gunst und das Interes-

e des Publikums zu gewinnen. Kompetenzdarsteller schätzen dabei ein mög-

ter Empörung über diese Provokation, dieses unmögli-

he Verhalten ist das Ziel des Provokateurs erreicht: Er beabsichtigt mit seinem

erfolgen mit ihrer Selbstdarstellung in der Kommunikation

it anderen das Ziel, „originell“ zu sein und vor allem so auch zu wirken. Das

kative Darstellungsart sollte doch mit entsprechender materieller

„Begleitmusik“ noch wirkungsvoller gestaltet werden können als ohne. Unter-

s

lichst grosses Publikum.

Der Provokateur: Diese Spielart histrionischer Auftretensstile wird in der

Absicht gewählt, das Publikum zu provozieren, um auf diese Art und Weise Re-

aktionen beim Publikum auszutesten oder bestimmte Antworten gezielt hervor-

zurufen. Bei laut geäußer

c

Darstellungsstil, sich von anderen, den Biedermännern und Langweilern, deut-

lich abzuheben. Diesem Stil geht es also weniger um Sympathiewerbung und

Signalisierung von sozialer Zugehörigkeit, sondern um Abgrenzung, um eine

oftmals ironisch bis zynisch vorgeführte Botschaft des „Ganz – Anders-Seins“

als das Publikum.

Bei allen Unterschieden ist den hier dargestellten histrionischen Darstellungssti-

len doch gemeinsam, dass diese Form der Interaktionssteuerung mit „Überra-

schung“, mit Abweichung von Erwartungen und Normen operiert. Histrionische

Persönlichkeiten v

m

macht ihre Besonderheit und Stärke aus, und das wiederum birgt auch manche

Gefahren. Weniges tut mehr weh als mitzuerleben, wie eine Person in völliger

Überzeugung ihrer Einzigartigkeit dem vermeintlich einvernehmlichen Publi-

kum die neuesten Originalitätsprodukte präsentiert und dabei auf das Publikum

den ungewollten Eindruck macht, bemüht, selbstverliebt, unkritisch seinen eige-

nen Produkten gegenüber zu sein und dabei ganz stolz auf die eigene Originali-

tät zu ein.

Auch den unterschiedlichen Varianten eines histrionischen Auftretens können,

wie ich vermute, mit einiger Sicherheit spezifische Stilvorlieben und Stilvarian-

ten zugeordnet werden. Auch hierzu fehlen jedoch bislang empirische Studien.

Eine provo

stützt durch schrille Kleidung, vor den Kopf stoßende Symbole des Schreckens,

offensichtlichen Insignien einer Verwahrlosungsvorführung – alle diese mate-

riellen Komponenten eines „provokativen“ Stils der Selbstinszenierung passen

ut in das weitere Ensemble einer provokativen histrionischen Persönlichkeit,

weis,

ls Symbol der „wahren“ Identität des defensiven Stilvorführers interpretiert

r

d in unterschiedlichsten Situation

arüber nachzudenken, welche Wirkung man auf seine Mitmenschen ausübt.

g

unterstreicht sichtbar deren Absichten, forciert die intendierten Wirkungen und

stellt sicher, dass die „Provokation“ von dem Provokateur auch so gemeint ge-

wesen war. Dafür sorgt schon die andauernde Präsenz der Stil – Insignien.

Dagegen der Stilentwurf der protektiven histrionischen Persönlichkeit. Hier

könnte man eher einen unauffälligen Selbstinszenierungsstil vermuten, mit viel

„Normalität“ der Dinge und Objekte, die zur Selbstinszenierung genutzt werden;

ein Stil der Unauffälligkeit, Konformität und möglicherweise der Täuschung.

Der individuelle Stil eines defensiven Darstellers soll gerade nicht als Hin

a

werden können.

Und der Kompetenzdarsteller? Ich stelle ihn mir vor als einen Menschen, der ei-

nen Selbstdarstellungsstil entwickelt hat, der am ehesten mit den Attributen:

präzise, überlegt, kostbar & preisgünstig, exklusiv, emotionsneutral, sozial ab-

gesichert und auf eine Identifizierung mit relevanten, angesehenen sozialen

Gruppierungen angelegt beschreibbar wäre.

Private versus öffentliche Selbstaufmerksamkeit

Ich möchte im folgenden auf eine Persönlichkeitsdimension eingehen, die in

diesem Zusammenhang von Bedeutung ist: die individuelle Neigung zur priva-

ten oder öffentlichen Selbstaufmerksamkeit.

Damit ist die Tendenz einer Person gemeint, entwede

a) immer wieder und in den unterschiedlichsten Situationen sich selbst

genau zu beobachten (die Neigung zur „privaten Selbstaufmerksamkeit“) oder

b) die Tendenz, sich immer wieder un

d

Die Persönlichkeitsdimension „private versus öffentliche Selbstdarstellung“

Ich merke, wie ich mich selbst beobachte.

ist mir wichtig, wie andere über mich denken.

hied möchte ich Ihnen kurz

von einer empirischen Studie berichten, an der auch einige von Ihnen vor eini-

Hintergrund der Studie ist ein Fragebogen zur Bedeutsamkeit und Funktionen

on Stilen für unterschiedliche Personen. 48 Fragen beinhalten Aussagen zu un-

ten Neigung zur „privaten oder öffentlichen

elbstaufmerksamkeit“ ab, mit weiteren Fragen wurden bestimmte Geschmacks-

. Welchen Stellenwert hat ein individueller Stil im Alltagsleben einer Person

nd

. welche Ansprüche und Funktionen werden der Stildarstellung zugeschrieben?

wurde in entsprechenden Tests unter anderem mit den folgenden Aussagen be-

stimmt:

Beispiel für private Selbstaufmerksamkeit:

Beispiel für öffentliche Selbstaufmerksamkeit:

Es

Zur Illustration solcherart interindividueller Untersc e

gen Wochen teilgenommen hatten.

v

terschiedlichen Facetten eines individuellen Stils, ca. 25 Fragen zielen auf die

Erfassung von individuellen Werthaltungen und einer ganz bestimmten Persön-

lichkeitsvariable, der schon erwähn

S

und Stilvorlieben zu erfassen versucht.

Bisher liegen die Ergebnisse von 290 Personen vor – einige dieser Ergebnisse

möchte ich Ihnen kurz berichten.

Der Fragebogen zum individuellen Stil beinhaltete zwei Kategorien von Aussa-

gen:

1

u

2

Mithilfe bestimmter statistischer Verfahren konnten in einem ersten Schritt ins-

gesamt neun „Stildimensionen“ identifiziert werden – Stildimensionen, die of-

dividuellen Stils:

Wenn ich meinen eigenen Stil aufgeben würde, dann wäre ich nicht mehr

. Die Wichtigkeit der Stildarstellung im Alltag

r Sinn, wenn man es mit Geschmack und Stil verbin-

. Die Sicherheit, mit der eine Person glaubt, genau zu wissen, was zu ihrem

. Der Anspruch, seinem „einen“ Stil treu zu bleiben oder eine hohe Flexibilität

e:

g, immer nur einen Stil zu haben.

ünf Facetten repräsentieren unterschiedliche Funktionen und Ansprüche, die

it „authentisch“ repräsentieren wollen.

Mein äußeres Erscheinungsbild soll meine inneren Haltungen und Werte

zum Ausdruck bringen.

fensichtlich den Urteilen der 290 befragten Personen zugrunde liegen.

Vier Facetten repräsentieren die subjektive oder Selbst - Bedeutsamkeit eines

in

1. Die Zentralität des eigenen Stils für die Definition des Selbstbildes.

Beispiel für eine Aussage:

dieselbe Person.

2

Beispiel für eine Aussage:

Das Leben macht nu

det.

3

Stil paßt und was nicht

Beispiel für eine Aussage:

Ich weiß immer ganz genau, was zu meinem Stil passt und was nicht.

4

bei der Entwicklung und Präsentation eines eigenen Stils zu behaupten.

Beispiel für eine Aussag

Ich finde es langweili

F

eine Person mit der Präsentation eines Stils verbindet:

1. Seine eigen Persönlichke

Beispiel für eine Aussage:

.

2. Seine eigene Persönlichkeit „hinter“ einem Stil verbergen können („Mimi-

ry“),

ss man aus meinem äußeren Erscheinungsbild Rück-

als Grundlage für die Beurteilung und Bewertung anderer Menschen fungie-

l für eine Aussage:

den akzeptieren, dem "Stil" und guter Geschmack

. Grundlage für die Beeinflussung des Urteils anderer über die eigene Person

piel für eine Aussage:

ußen zeigen, welchen Menschen ich mich zugehörig

. Symbolische Selbstergänzung – mit der Vorführung eines Stils Facetten der

nicht „wirklich“ verfügt.

rscheiden, unterscheiden sich auch deutlich in

ie Bedeutung und die Funktionen von Stil und Stil-

ische Befunde

entralität - ++

k

Beispiel für eine Aussage:

Ich möchte nicht, da

schlüsse auf meine Persönlichkeit ziehen kann.

3.

ren

Beispie

Ich würde nie jeman

nichts bedeuten.

4

sein.

Beis

Mein Stil soll nach a

fühle und welchen nicht.

5

eigenen Persönlichkeit präsentieren wollen, die man sich wünscht, über die man

jedoch

Beispiel für eine Aussage:

Mein guter Stil hilft mir über meine eigene Schwächen und Fehler hin-

weg.

Was haben wir nun herausgefunden? – Menschen, die sich in ihrer Selbstauf-

merksamkeitsgewohnheiten unte

ihren Auffassungen über d

darstellung.

Empir

Facetten des Stils SAP SAÖ

Z

Wichtigkeit + ++

Sicherheit + +

Authentizität ++ +

Mimikry - ++

- +

flege und öffentliche Präsentation

alität, nur für Individuen mit

fmerksamkeit einen hohen Stel-

abe ür M nsch , die ihre Aufmerksamkeit im normalen

enleben“ richten. Insbesondere schei-

it hoher öffentlicher Selbstauf-

erksamkeit die eigene Stilbildung und die Stilinszenierung als probates Mittel

Stil so zu inszenieren, dass sie damit einen posi-

ihre Mitmenschen manchen. Menschen mit privater Selbst-

Urteile über andere

Urteile von anderen + +++

Selbstergänzung - ++

Auffällig ist zunächst, dass die Entwicklung, P

des eigenen Stils, die Stilwichtigkeit und Stilzentr

einer hohen Tendenz zur öffentlichen Selbstau

lenwert haben, nicht r f e en

Alltagssituation in erster Linie auf ihr „Inn

nen nach diesen Ergebnissen nur Personen m

m

zur „Kaschierung“ eigener Schwächen oder, anders formuliert, als Mittel zur

„Selbsterhöhung“ einzusetzen.

Was fällt noch auf:

Während Personen mit privater Selbstaufmerksamkeit in erster Linie möchten,

dass in ihrem Stil ihre „wahre Persönlichkeit“ zum Ausdruck kommt, neigen

Personen mit öffentlicher Selbstaufmerksamkeit in starkem Maße dazu, sich

„hinter“ ihrem vorgeführten individuellen Stil zu verbergen und gleichzeitig,

ganz anders als Personen mit hoher privater Selbstaufmerksamkeit, sich selbst

im Blick der anderen mit ihrem

tiven Eindruck auf

aufmerksamkeit suchen da offensichtlich andere Mittel und Wege, um das Glei-

che zu erreichen. Einer Stilinszenierung trauen sie da möglicherweise nicht über

den Weg.

FRAGEBOGEN ZUM STILBEWUSSTSEIN

In der Umfrage geht es um Fragen nach dem eigenen Geschmack und dem eige-nen Stil. Wie man sich zu Hause einrichtet, wie man sich gerne kleidet, welche Fernsehsendungen und Filme man sich besonders gerne ansieht oder scheußlich findet, was man gerne liest oder hört - alles dies gehört zu dem eigenen Ge-schmack, dem eigenen Stil. Stil ist die Art, wie wir uns geben, welche Ge-schmacksvorlieben und welche Gewohnheiten wir haben. Und jeder Mensch hat "seinen Stil", seine eigene Art, sich zu geben, allein oder in der Öffentlichkeit.

Wir möchten nun gerne von Ihnen erfahren, welche Meinungen Sie über be-stimmte "Stilfragen" haben. Dazu legen wir Ihnen 48 Fragen vor. Wir möchten Sie bitten, alle Fragen zu beantworten, auch solche, bei denen Sie sich eigentlich nicht eindeutig entscheiden können.

Kreuzen Sie das Kästchen an, das Ihrer Meinung am ehesten entspricht!

1. Ich erkenne sofort, ob jemand Stil hat oder nicht. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

2. Ich fühle mich wohler in der Gegenwart von Menschen, die großen Wert auf ihren eigenen Stil legen, auch wenn es nicht mein eigener ist.

stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

3. Mir fällt sofort auf, wenn Freunde etwas an Ihrem Äußeren verändern. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

4. Ich weiß immer ganz genau, was zu meinem Stil passt und was nicht. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

5. Mich interessiert alles, was mit gutem Geschmack und Stil zu tun hat. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

6. Es wäre mir sehr unangenehm, wenn man mir einen schlechten Stil nachsagen würde.

stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

7. Ich bewundere Menschen mit einem sicheren Gespür für Stilfragen. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

8. Viele Menschen denken zu viel über ihre Wirkung auf Andere nach. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

9. Ich mag Leute nicht, für die Stilfragen wichtiger sind als alles andere. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

10. Ich weiß meistens, was meinen Bekannten gut stehen würde. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

11. Ich würde nie jemanden akzeptieren, dem "Stil" und guter Geschmack nichts bedeuten.

stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

12

. Ich achte sehr auf meinen Stil. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

13. Meine Freunde bewundern mich wegen meines treffsicheren Ge-schmacks.

stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar n

icht

4. Ändert sich der Stil eines Menschen, ändert sich seine Persönlichkeit. 1 stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nich

t

5. Ich bin sehr anspruchsvoll, wenn es um Stilfragen geht. 1 stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

ist mir sehr wichtig, einen zu mir passenden Stil zu haben.

16. Es stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

17 n

. Ich mag Leute icht besonders, die keinen Stil haben. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

18. Ich verwende viel Zeit für mein Äußeres. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

1w

9. Ich freue mich sehr, wenn ich für meinen guten Geschmack gelobt erde. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

20. Menschen ohne guten Geschmacw

k und Stil könnten nie meine Freunde erden. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

21. Ich versuche, meinem eigenen Stil konsequent treu zu bleiben. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

ein äußeres Erscheinungsbild soll meine inneren Haltungen und e zum Ausdruck bringen.

22. MWert

stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

h beurteile andere Menschen ganz entscheidend danach, ob sie

23. IcGeschmack und Stil haben oder nicht.

stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

24 l

. Es ist mir ega , was andere über meinen Stil denken. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

25. Ich bin ein stilbewußter Mensch. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

26. Ich finde es langweilig, immer nur einen Stil zu haben. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

27. Für mich ist es ganz wichtig, einen Stil z entwickeln, der meiner Persö

unlichkeit entspricht.

stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

28. Mein Stil soll nach außen zeigen, wem ich mich zugehörig fühle und wem nicht.

stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

29. Ich hatte schon immer den gleichen Stil. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimm nicht

30. Es

t gar

ist wichtig für mich, einen guten Stil zu haben. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

p

31. Es macht mir S aß, ständig meinen Stil zu wechseln. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

32. Ich versuche, mit meinem Stil aufzufallen. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

33. Heute unterscheiden sich die Menschen weniger nach ihrer politischen Überzeugung, sondern nach ihren Geschmackvorlieben und ihrem Stil.

stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nich

t

4. Ich möchte nicht, dass man aus meinem äußeren Erscheinungsbild 3Rückschlüsse auf meine Persönlichkeit ziehen kann.

stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

35. Ich

genieße es, wegen meines besonderen Stils im Mittelpunkt zu stehen. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

36 rk

. Am Äußeren e enne ich sofort, ob eine Person zu mir passt oder nicht. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

37. Mein guter Stil hilft mir über meine eigene Schwächen und Fehler hinweg.

stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

38. Mir sind Menschen ohne Stil und Geschmack unsympathisch. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

umgebe mich gern mit Dingen, die Ausdruck meiner Persönlichkeit ind.

39. Ichs

stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

h möchte, dass mein Stil als Zeichen meiner inneren Überzeugungen esehen wird.

40. Icg

stimmt genau stimmt einigermaßen st t e niimm her cht stimm t

as Leben macht mehr Sinn, wenn man es mit Geschmack und Stil erbindet.

t gar nich

41. Dv

stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nich

42. Ich

t

möchte mit meinem Stil einen guten Eindruck machen. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

r

43. Wenn ich meinen eigenen Stil aufgeben würde, dann wäre ich nicht mehr dieselbe Pe son.

stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

44. In den Dingen, mit denen ich mich umgebe, drücke ich auch meine eigenen Wünsche und Träume aus.

stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

45. Ich möchte mich mit meinem Stil von anderen Menschen abgrenzen. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

46. Viele sagen, dass mein Stil genau zu mir passt. stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

h genieße es, meine wahre Persönlichkeit hinter meinem Stil zu erstecken

47. Icv

stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

unsicheren Zeiten wie heute wird es immer wichtiger, seinen eigenen til zu entwickeln und zu pflegen.

48. InS

stimmt genau stimmt einigermaßen stimmt eher nicht stimmt gar nicht

ensionen des "Stilbewußtseins"

flexibilität vs Stiltreue Items: 21(-), 26, 29(-), 31

sItems: 14,16,22,27,34,39,40,43,44,47

Items: 6,19,24(-),42

. Signalisierung von Zugehörigkeit/ Abgrenzung Items: 1,2,7,8(-),20,28,33,36,45

Aufbau des Fragebogens: A. Dim 1. Stilwichtigkeit, Stilzentralität: Items: 5,12,15,18,25,30

2. Stil 3. Stilsicherheit

Items: 3,4,10,46 B: Funktionen von Stil 4. Ausdruck der Per önlichkeit 5. Beurteilungskriterium über Andere Items: 9(-), 11, 17,23,38 6. Medium der Selbstdarstellung 7. Aufmerksamkeitslenkung

Items: 13,32,35 8 9. Symbolische Selbstergänzung

Items: 37,41, 48