strahlend gesunde zähne - brigitte
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S P E C I A L I N T E R E S T
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Liebe Leserin und lieber Leser
ZAHNALLTAG Seite 4Schöne Zähne, schmerzendes
Zahnfl eisch – was tun?
Plus: Die richtige Pfl ege für
jeden Tag
BEIM ZAHNARZT Seite 6Keine Angst! Wie Sie den Arzt
Ihres Vertrauens fi nden.
Plus: Entscheidungshilfen in der
Zahnarztpraxis – was es gibt,
was es kostet, wer’s bezahlt
SCHÖNHEIT Seite 12Richtig gut aussehen: Was
Zahnkosmetik beitragen
kann. Alle Methoden
und Kosten im Überblick.
Plus: So bekommen Sie
weiße Zähne
ZAHNERSATZ Seite 16Kein Mut zur Lücke! Methoden
für den Zahnersatz im Vergleich.
Plus: Wer zahlt wie viel –
die Kosten im Überblick
IMPRESSUM Chefredakteure: Andreas Lebert und Brigitte Huber Stellv. Chefredakteurin: Claudia Münster Textchefi n/Chefi n vom Dienst: Susanne Mersmann Redaktion: Nikola Haaks, Sinja Schütte (Ltg.), freie Mitarbeiterinnen: Dr. Antje Kunstmann, Irene
Stratenwerth Freie Autorinnen: Angelika Brodde, Bettina Laude, Anne Otto, Angela Schöneck, Dr. Sabine Thor-Wiedeman Art- Director: Kolja Kahle Layout: Birgit Kliemke Bildredaktion: Holger Geys, Sonja Streit Schlussredaktion: Angela Gier
Produktionsteam: Germaine Tarnow Verlags leiter: Axel Wüstmann Anzeigen leiterin: Anja Dreßler Vertriebsleiter: Rainer Stöber
(DPV) Herstellung: Tanja Kuge (Leitung), Horst Conrad. © 2010 by Verlag Gruner + Jahr AG + Co KG, Druck- und Verlagshaus;
Redaktion BRIGITTE, 20444 Hamburg. Druck: Appl Druck, Wemding
[ EDITORIAL ]
Es scheint nur zwei Gruppen von Menschen zu geben: Die einen brauchen beim Zahnarzt maximal fünf Minuten, weil immer alles okay ist. Die anderen schrecken schon auf, wenn sie unerwartet auf eine Nuss im Müsli beißen – zu viele Stunden haben sie schon mit weißem Lätzchen unter grellem Licht verbracht. Gerade diese Geplagten wissen, wie wichtig gesunde Zähne für ihr gesamtes Wohlbefi nden sind. Und gehen, wenn sie vernünftig sind, regelmäßig zu Zahnarzt oder Zahnärztin. In den Stuhl sinken, den Mund öffnen, die V erantwortung abgeben – diese Zeiten sind jedoch vorbei. Immer häufi ger ist in der Zahnarztpraxis unsere Entscheidung gefragt: Wollen wir eine professionelle Zahnreinigung? Aus welchem Mate-rial soll unsere neue Füllung angefertigt werden? Welche Art des Zahnersatzes darf es sein? Fast 90 Prozent der Bundesbürger, das zeigt eine aktuelle Emnid-Umfrage, wünschen sich Zahnfüllungen aus Gold, Keramik oder Kunststoff. Viele fürchten allerdings, dass sie hochwertige Zahnfüllungen aus eigener Tasche nicht fi nanzieren können.Mit dieser Broschüre wollen wir Sie informieren und Ihnen Entscheidungshilfen geben: Was Sie jeden Tag für ein gesundes Gebiss tun können. Welche Möglichkeiten Ihr Zahnarzt Ihnen heute anbieten kann. Wann die gesetzlichen Kranken-kassen zahlen und welche Leistungen eine private Zusatzversicherung übernimmt.
Alles Gute, Ihre BRIGITTE
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T[ ZAHNALLTAG ]
„Ich brauche das Gefühl, im Mund ist alles okay!“
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Zahnpfl ege beginnt beim Essen. Doch
nicht nur, wenn wir Süßes meiden,
tun wir unseren Zähnen etwas Gutes.
Manches Leckere mag auch unser
Gebiss richtig gern: Fisch und Krusten-
tiere etwa. Denn Meerestiere enthalten
Fluoride, die den Zahn versiegeln.
Gleiches leistet auch fl uoridiertes
Speisesalz: Dessen Einführung hat das
Kariesvorkommen in verschiedenen
Ländern erheblich gesenkt.
Auch das Kalzium aus Milch und
Milchprodukten härtet den Zahn und
stärkt das Zahnfl eisch. Und ein Stück
Käse nach der Mahlzeit kann zur Not
auch mal das Zähneputzen ersetzen,
denn Fett und Eiweiß legen sich
wie ein Schutzfi lm um den Zahn.
Zur Vorbeugung von Parodontitis und
zur schnelleren Heilung des Zahn-
fl eisches empfi ehlt sich Vitamin C zum
Beispiel aus Zitrusfrüchten, Kiwis oder
Paprika. Immer wichtig: gründliches
Kauen. Dabei entsteht viel Speichel,
und der neutralisiert Karies-Bakterien.
Den Rest erledigt das Zähneputzen. Wichtig ist dabei die richtige Technik:
Schonend und gründlich reinigt eine
Zahnbürste mit kleinem Kopf und
weichen, höchstens mittelweichen
Borsten. Damit geht’s – ohne zu festen
Druck – Zahn für Zahn vom Zahnfl eisch
Richtung Zahn, also von Rot nach Weiß.
Elektrische Bürsten mit rotierender
Bewegung sind den Handzahnbürsten
sogar etwas überlegen. Weil die meisten
Bakterien zwischen den Zähnen und
am Zahnfl eischrand sitzen, gehören zu
einer gründlichen Reinigung zusätzlich
Interdentalbürstchen oder Zahnseide.
Wenn die kleinen Bürstchen richtig
passen, sind sie der Seide überlegen.
Diese empfi ehlt sich dagegen vor
allem bei sehr eng stehenden Zähnen.
Trotz kerngesundem Gebiss hat Kulturwissenschaftlerin Nadja Priesemuth, 32, Probleme mit den Zähnen. Genauer: mit ihrem Zahnfl eisch Wenn die Schulzahnärztin kam, musste ich den Mund immer ganz weit aufmachen. Als lebendes Zahnmodell für die anderen Kinder. „Seht euch mal Nadjas Gebiss an“, sagte sie. Keine Plombe, kein Loch, kein gar nichts. Kein Wunder, denn mein Vater ist Zahnarzt und meine Mutter Heil-praktikerin. Sie achtete darauf, dass möglichst was Gesundes auf den Tisch kam, und er, dass das Ungesunde zwischendurch keine Spuren hinter-ließ. Bis heute habe ich keine einzige Plombe. Aber statt der Zähne machen mir leider Zahn-fl eisch und Mundhöhle Probleme. Das erste Mal hatte ich die kleinen fi esen Bläs-chen an der Schleimhaut kurz vor dem Abitur. Während des Studiums wurden sie zu regelmä-ßigen Besuchern, sobald die nächste Klausuren-runde nahte. Auch mein Zahnfl eisch blutete leicht. Spätestens jetzt war mir klar: Mein Mund reagiert, wenn ich im Stress bin. Seit mir dieser Zusammenhang bewusst ist, versuche ich, min-destens zweimal pro Woche früh schlafen zu gehen. Und ich achte auch immer darauf, dass ich morgens und abends etwas Frisches esse. Obst im Müsli, Brot mit Gurken und Tomaten. Derzeit bin ich in Elternzeit und viel zu Hause, weil ich letzten Winter mein zweites Kind be-kommen habe. Klingt gemütlich, bedeutet für meinen Körper aber auch wieder Stress. Vor allem der fehlende Schlaf macht mir zu schaffen. Vor Kurzem hatte ich wieder eine ganz heftige Zahn-fl eisch-Entzündung. Jetzt spüle ich regelmäßig mit Salzlauge. Denn die kann man, so mein Zahn-arzt, dauerhaft vorbeugend anwenden. Eigentlich gibt mir mein Körper schon zu ver stehen, was er braucht. Meistens: einen Gang runterschalten, ausruhen statt aufwischen. Ich versuche, kleine Ruheinseln in den Alltag einzubauen. Ein halbe Stunde aufs Sofa, Chai-Tee trinken, vielleicht etwas lesen – das tut mir gut.
ZÄHNE LÜGEN NICHTRichtig essen, richtig putzen:Was wir jeden Tag für unserGebiss tun können.
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„Elisabettchen, det kriegen wir hin!“
[ BEIM ZAHNARZT ]
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Als ich mich das erste Mal auf seinem Behand-lungsstuhl nach hinten sinken ließ, war mir sehr mulmig. An meinem neuen Zahnarzt lag es nicht, es lag an allen Zahnärzten dieser Welt.Niemand mag es, derart ausgeliefert dazuliegen, Kehle ungeschützt, Mund sperrangelweit offen. Einige Menschen reagieren in dieser Situation panisch. Sie verkrampfen sich, zucken weg, hyper-ventilieren oder hören gleich ganz auf zu atmen. Ihren Zahnarzt wechseln sie häufi g, gehen selten oder gar nicht hin, bald sieht ihr Gebiss ent-sprechend aus. Meins auch – eine Dentalruine. Der Mann im weißen Kittel sprach damals zu mir, und ich war deutlich über 18: „Elisabett-chen!“ Seine Finger umgriffen mein Handgelenk, drückten es sanft. „Ich mache nüscht. Ich gucke bloß.“ Durch die Angstschwaden, die mein Ge-hirn verdunkelten, vernahm ich seine singende Stimme. Ich lag trotzdem da wie ein gefrorenes Brett, bereit, sofort in Ohnmacht zu fallen, sollte er nach einem Bohrer greifen. In den vergangenen 12 Jahren suchte ich seine altmodisch anmuten-de Praxis regelmäßig auf. Ein Früher-war-alles- besser-Typ ist er nicht, aber Zahnärzte, die den ganzen Menschen behandeln, muss man inzwi-schen suchen. Welcher Arzt hat heute noch Zeit, eine ärztliche Übervaterpersönlichkeit zu sein?
ngstpatienten erkennt mein Zahnarzt auf einen Blick: die zusammengepressten Knie,
die hochgezogenen Schultern, der verschreckte Blick, der feuchte, zaghafte Händedruck. „Erst ma gucken“, so klingen seine Beruhigungssätze. Er macht ein Röntgenbild, bespricht mit dem zitternden Häufl ein Furcht, was im Mund Schrott ist, welche Wünsche es hat. Ist Akut-Hilfe erfor-derlich, so sorgt er dafür, wenig „Extra-Schmerz“ zu produzieren. „Ich bin zum Zahnkranken wie ein Pfarrer.“ Er ist aber auch handfest und un-missverständlich. Nach der Untersuchung faltete er die Hände und sprach: „Elisabettchen, da ist einiges zu machen. Aber det kriegen wir hin.“
Und ich hab’s ihm geglaubt wie ein Schaf, weil sein Zutrauen in meine Möglichkeit, dies alles durchzustehen, für drei reichte. Während mein kariöses Gebiss in Arbeit war, roch und spürte ich meinen Zahnarzt nur noch, rechts an meiner Schulter, dicht über meinem Oberkörper, er redete ohne Unterlass, und das sehr schnell. Wenn mein Kopf durch ein Meer von vibrierenden, knurrenden Bohrgeräuschen schwamm, nirgends eine rettende Insel, ärgerte ich mich, dass ich nicht antworten konnte. Sagte er: „Das tut nicht weh“ oder „Es piekst gleich“, konnte man sich auf sein Wort verlassen.
o lernte ich, dem Schmerz nicht mehr auf-zulauern, sondern freundlich an meinem
Zahnarzt vorbei an die Kiefernholzdecke zu star-ren. Er duzte mich von Anfang an. Ich habe es mir leicht gefallen lassen, denn es war kein herab-lassendes Du, sondern ein fürsorgliches, das Ver-bindlichkeit und Nähe schuf. Sagte er zu einem entzündeten Zahn: „Elisabettchen, da liegt kein Segen drauf“, dann ließ ich mich seufzend sinken, damit er den Übeltäter an der Wurzel packen konnte. Die schönsten Stunden meines Lebens verbrachte ich in seiner Praxis wahrlich nicht, doch nie ließ er mich spüren, dass er in Eile oder von meiner Panik überfordert war. Wenn ich vom Behandlungsstuhl aufstand, den Pudding aus den Knien quetschte, tätschelte er meine Hand und sprach: „Ham wa’s jeschafft, meene Kleene.“ Er hat eine berufl iche und menschliche Reife, die ihm mit Angstpatienten eine felsenfeste Sicher-heit verleiht. „Dass einer nicht auf mich reagiert, ist selten. Das Zauberwort heißt: erklären. Mein Glück ist, dass ich gleichzeitig quatschen und konzentriert arbeiten kann.“ Für den Lauf der Welt hat es keine Bedeutung, dass er eines Tages sprach: „Elisabettchen, wat ick jetzt mache, dafür lohnt ’ne Spritze nich. Das hältste jetzt mal aus.“Ich lehnte mich daraufhin brav zurück und ba-lancierte freihändig über den Abgrund.
Elisabeth Lisenga, 50, hatte panische Angst vorm Zahnarzt – bis sie den richtigen fand
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[ BEIM ZAHNARZT ]
Nur ein Viertel aller Deutschen nehmen entspannt im Behandlungsstuhl Platz, al-len anderen wird oft schon beim bloßen Gedanken daran mulmig. Und je größer die Furcht, desto unangenehmer empfi n-den wir auch alles, was dann tatsächlich beim Zahnarzt passiert. Fünf Prozent lei-den sogar an einer echten Phobie und gehen gar nicht erst hin, selbst wenn das Gebiss noch so sehr schmerzt. Doch mit den richtigen Strategien können die meis-ten Menschen ihre Ängste selbst bewälti-gen oder zumindest reduzieren:Kommunikation: Ein Gespräch mit Zahnarzt oder -ärztin schafft Vertrauen und baut Ängste ab. Teilen Sie Bedenken mit, nur so kann der Arzt diese berücksichtigen und auf Sie eingehen. Manchem helfen genaue Infor-mationen, was wann eigentlich passiert. Nichts spüren: Früher gehörten Schmerzen beim Zahnarzt dazu, heute gibt es Betäubungsmittel, die schnell und gut wirken. Selbst der Einstich der Spritze ist kaum noch zu spüren, wenn die Einstichstelle vorher für kurze Zeit an der Oberfl äche betäubt wird. Beruhigend ist es auch, vorher mit dem Zahnarzt ein Stoppsignal, zum Beispiel durch Handhe-ben, zu vereinbaren, falls die Behandlung doch überraschend schmerzen sollte.Kleine Schritte: Oft kostet es schon Mut, überhaupt einen Termin zu vereinbaren. Erst recht, wenn man lange nicht beim Zahnarzt oder bei
einer Zahnärztin war und sich für den schlechten Gebisszustand schämt. Fragen Sie, ob Sie auch erst einmal nur zu einem Gespräch in die Praxis kommen können. Und vor allem: Gehen Sie hin, immer wieder und nicht erst, wenn’s weh tut. Ablenken und entspannen: Angst wird intensiver, je mehr man sich darauf konzentriert. Alles, was uns auf andere Gedanken bringt, beruhigt. In vie-len Praxen läuft deswegen Musik oder im Wartezimmer der Fernseher, manche bie-ten sogar schon Videobrillen an. Oder Sie bringen sich Ihren eigenen MP3-Player und Kopfhörer mit oder suchen in Ge-danken ganz bewusst das Weite, etwa mit einer Fantasiereise. Auch Entspannungs-techniken, wie zum Beispiel Atem-Ent-spannung oder progressive Muskelrelaxa-tion, können sehr gut dabei helfen, die Behandlung gelassener zu überstehen.Weitere Hilfen: Eine Zahnbehandlungs-Phobie ist als Angst erkrankung anerkannt, gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine kurze Psychotherapie. Etwa 70 Prozent der Phobiker werden durch so eine Behandlung ihre Ängste los. Hypnose: Entspannt und schmerzfrei lässt man sich auch nach einer medizinischen Hypnose in den Behandlungsstuhl sinken. Etwa 1200 Zahnärzte in Deutschland haben eine ent-sprechende Zusatzausbildung und können das Verfahren anwenden.
Angst vorm weißen Mann? Das hilft!
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Professionelle Zahnreinigung In manchen Praxen wird der rein
kosmetische Teil der Behand-
lung, die Reinigung der Zähne
mit einem nach Salz und Zitrone
schmeckenden Pulverstrahl,
bereits als Professionelle
Zahnreinigung (PZR) verkauft.
Das reicht aber nicht. Die
Bundeszahnärztekammer hat
die Arbeitsschritte festgelegt,
die ins amtliche Reinigungs-
programm gehören: Zuerst wird
der Kiefer genau untersucht,
die Tiefe der Zahnfl eischtaschen
gemessen. Danach werden
mit einem Haken Zahnstein und
Plaque gelöst, das kratzt zwar
an den Zähnen, löst aber fest
sitzende Beläge. Es folgt be-
sagte Air-Flow-Behandlung –
mit Natriumbikarbonat und viel
Wasser werden Kaffee-, Tee-
und Nikotinfl ecken abgerieben.
Viertens entfernt ein Ultraschall-
Gerät die Ablagerungen, die
tief unter dem Zahnfl eischrand
liegen. Zum Abschluss wird
noch eine Fluorid-Paste auf die
Zähne aufgebracht, die eine
50-mal stärkere Fluor-Konzen-
tration als Zahnpasta hat. Sie
härtet den Zahnschmelz, macht
die Zahn oberfl ächen glatt und
glänzend. Das ganze Reini-
gungsprogramm wird ein- bis
zweimal im Jahr empfohlen.
Parodontitis-Behandlung Einer Zahnfl eischentzündung
beugt man am besten durch
eine professionelle Zahn-
reinigung und gutes Putzen
vor. Reicht das nicht, kann
der Zahnarzt die Zahnfl eisch-
taschen mit Instrumenten,
Ultraschall oder Laser gründlich
reinigen, eventuell auch mit
antibakteriellen Mitteln behan-
deln. In schweren Fällen muss
chirurgisch eingegriffen werden.
Heute kann man bei einer
solchen Operation sogar wieder
neue Knochensubstanz auf-
bauen. Zum Beispiel mit einem
Gel, das auf die Zahnwurzel
aufgetragen wird (so genannte
Schmelzmatrixproteine) und
im umgebenden Knochen das
Zellwachstum fördert. Oder
es wird eine Membran um die
Zahnwurzel gelegt, die das
schnell wachsende Zahnfl eisch
zurückhält, bis der Knochen
Zeit hatte, sich neu zu bilden.
Wurzelkanalbehandlung
Sobald Entzündungskeime,
meist ausgehend von einem
Kariesherd, in den Wurzelkanal
eingedrungen sind, herrscht
Alarmstufe Rot. Jetzt kommt es
darauf an, das Zahninnere
keimfrei zu bekommen und
dann als Schutz gegen weitere
Infektionen dicht zu verschlie-
ßen. Die Wurzelkanäle gerade
von Backenzähnen sind ver-
zweigt und gewunden. Das
macht es so schwierig, die
feinen Kanälchen mit speziellen
Instrumenten auszukratzen.
Seit einigen Jahren nimmt man
auch maschinell rotierende
Feilen aus Nickel-Titan, die sehr
fl exibel sind. Anschließend wird
mit unterschiedlichen desinfi -
zierenden Lösungen gespült,
manchmal auch mit entzün-
dungshemmenden Medikamen-
ten nachbehandelt. Erst wenn
das Zahninnere richtig sauber
ist, kann die anschließende
Wurzelfüllung wirklich halten.
Mit einer solchen Behandlung
kann man in rund 70 bis 90
Prozent der Fälle verhindern,
dass der Zahn gezogen werden
muss. Er kann dann, z. B. nach
einer Überkronung, oft noch
viele Jahre erhalten werden.
Füllungen und Inlays
Wie gut eine Zahnfüllung ist,
hängt vor allem von der Sorg-
falt des Zahnarztes und vom
verwendeten Material ab.
Amalgam ist seit Jahren wegen
seines hohen Quecksilber-
gehalts umstritten. Zweifellos
erhöhen diese Füllungen die
Quecksilberbelastung des
Körpers. Dass dadurch Krank-
heiten entstehen, ist aber
wissenschaftlich nicht belegt.
Schwangere und Nierenkranke
sollten vorsichtshalber auf
Amalgam verzichten. Was die
Belastbarkeit und die Haltbar-
keit angeht, ist Amalgam aber
nach wie vor unschlagbar.
Komposite sind Kunststoffe.
Solche Füllungen sind relativ
aufwendig und teurer als Amal-
gam. Der Zahn wird angeätzt
und mit Kleber bestrichen, dann
wird das Komposit in dünnen
Schichten aufgebracht, die
zwischendurch mit energie-
reichem Licht gehärtet werden.
Komposit-Füllungen fallen
kaum auf, allerdings können sie
sich mit der Zeit verfärben. Sie
können auch schrumpfen, und
in den dadurch entstehenden
Randspalten kann sich wieder
Karies bilden. Komposite geben
verschiedene chemische
Sub stanzen ab, ob das gesund-
heitlich bedenklich ist, ist zur
DARF ES EIN BISSCHEN MEHR SEIN?Immer häufi ger ist auf dem Zahnarztstuhl Ihre Entscheidung gefragt.Was Sie dazu wissen sollten
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[ BEIM ZAHNARZT ]
Sie sind gesetzlich krankenversichert? Dann bekommen Sie Ihre zahnärztliche Grundversorgung von der Kran-kenkasse erstattet: Für reine Kontrollbesuche fällt nicht einmal die Praxisgebühr an. Auch die Entfernung von Zahnstein wird einmal pro Jahr von der Kasse bezahlt. Dasselbe gilt für alle anderen Behandlungen und Reparaturen, die medizinisch notwendig sind. Warum also übrhaupt über eine private Zusatzversicherung nachdenken? Zum einen, weil hochwertiger Zahnersatz oft nur mit Hilfe einer Versicherung erschwinglich wird. Zum anderen aber, weil auch die Kosten für regelmä-ßige Maßnahmen zum Zahnerhalt – wie professionelle
Zahnreinigung, Knirsch-Schienen oder die häu-
fi gere Zahnsteinentfernung – von der Zusatzver-sicherung getragen werden. Und auch bei Reparaturen der Zähne zählt manchmal durchaus der Unterschied: Bei Wurzel- und Paradontose-Behandlungen muss im Einzelfall geklärt werden, ob die gesetzliche Kranken-kasse zahlt. Die private Zusatzversicherung übernimmt diese, je nach gewähltem Tarif, in voller Höhe. Amalgam-Füllungen werden in vollem Umfang von der Krankenkasse übernommen, nicht aber so genannte Inlays und Onlays und Füllungen aus anderen Materia-lien, zum Beispiel aus Kunststoff oder Gold. Wer eine private Zusatzversicherung abschließt, bekommt hier einen Zuschuss von bis zu 100 Prozent. Angst vorm Zahnarzt? Eine kurze Psychotherapie zahlt die gesetzliche Krankenkasse. Wer sich lieber per Hypnose in Trance versetzen lässt, um die Behandlung besser zu überstehen, bekommt diese Kosten nur von der Zusatzversicherung. Dasselbe gilt für schwierige Zahnbehandlungen unter Vollnarkose.
Die Kaumuskeln haben’s in sich: Mit einem Druck von 300 bis 400 Kilo pressen sie die Zähne auf-einander. Kein Wunder also, dass unbewusstes Knirschen im Schlaf den Zahnschmelz zermahlt und die Zähne auf Dauer zerstören kann. Meis-tens liegt die Ursache in Stress und innerer An-spannung. Seltener sind schlecht aufeinander-passende Zähne der Grund für das Knirschen.
In diesem Fall schafft eine Zahnkorrektur Abhilfe, bei psychischen Problemen wirken Entspan-nungsmethoden wie autogenes Training oder progressive Muskelrelaxation. Sehr guten Schutz für die Zähne bietet eine Aufbiss-Schiene aus Kunststoff, die nachts getragen wird – aber bitte eine maßgefertigte vom Zahnarzt und keine güns-tige von der Stange, die verrutscht viel zu leicht.
GUTE ZÄHNE, TEURE ZÄHNE?Was eine private Zusatzversicherung bringt
Zeit noch nicht geklärt. Sie
halten etwa fünf bis zehn
Jahre, bei guter Verarbeitung
und Pfl ege auch länger.
Goldinlays sind Füllungen aus
Goldlegierungen, die im Zahn-
labor passgenau vorgefertigt
werden. Auch große Löcher in
den Zähnen können so noch
gefüllt werden. Sie halten
hohem Kaudruck stand und
haben eine lange Lebensdauer
(10 bis 15 Jahre). Außerdem
sind sie sehr gut verträglich,
Allergien sind aber etwas
häufi ger als beim Amalgam.
Bei der Vorbereitung des
Zahns für das Inlay geht relativ
viel Zahnsubstanz verloren.
Keramikinlays werden aus
zahnfarbenem Keramikmaterial
im Zahnlabor gefertigt. Sie
sehen sehr gut aus, sind gut
verträglich und halten um die
zehn Jahre. Wie beim Goldinlay
muss zur Vorbereitung auch
gesunde Zahnsubstanz ge-
opfert werden. Wenn die Inlays
nicht perfekt passen, können
sie aufgrund ihrer Härte die
gegenüberliegenden Zähne
erheblich schädigen.
TOTAL VERBISSENZähneknirschen ist keine harmlose Marotte. Aber man kann etwas dagegen tun
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ERGO Direkt VersicherungenDeutschlands meistgewählter Direktversicherer
„Und wenn ich mir kein Gebiss leisten kann?Soll ich etwa das von meiner Großmutter benutzen?“
Zuschuss der Krankenkasse bis zu 100% der Gesamtrechnung verdoppeln: Zahnersatz-Versicherung ab 9,90 €/Monat.
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„Ich fühle mich jetzt einfach strahlender“
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SO GUT WIE NEU Schöne Zähne sind weiße Zähne.Was Sie tun können, um Ihrehelle Freude an ihnen zu haben
Aufhellende Zahncremes sollen
Verfärbungen, etwa durch Kaffee oder
Rotwein, vom Zahnschmelz abtragen,
ohne ihn mit ihren Schleifkörpern
an zuknabbern. Das Kunststück gelingt
aber nicht immer. Zunächst wirken die
meisten Cremes gut. „Doch es besteht
Gefahr, dass sich die Zähne danach
schneller zurückverfärben“, warnt
Dr. Sabine Köhler, Vorsitzende des
Medizinischen Beratungsdienstes für
Zahnärzte. Der Grund: Auf dem an-
gerauten Zahn setzen sich neue Rück-
stände leichter ab. Ein Zeichen dafür,
dass der Schmelz gelitten hat. Ganz
ohne diesen Abrieb aber verfehlen die
Cremes ihren Zweck, schädliche Be-
läge zu entfernen. Die exakte Abtrags-
kraft wird für jedes Produkt in einem
standardisierten Test ermittelt, bei dem
eine Maschine radioaktiv markierten
Schmelz bearbeitet. Der so gemessene
„RDA“-Wert reicht von 0–70 (gering)
über 70–100 (mittel) bis zu 100–150
(stark). Für den täglichen Gebrauch raten
Mediziner zu einem RDA-Wert zwischen
30 und 50. Manche, aber leider nicht
alle Hersteller vermerken den RDA-Wert
auf der Zahncreme-Verpackung.
Bleaching ist ein Sammelbegriff für
verschiedene Methoden, die alle mit
demselben Wirkstoff arbeiten: Wasser-
stoffperoxid. Es ist dieselbe Substanz,
die auch Haare blond bleicht. Bei
„sach gemäßer Anwendung“, so betont
Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident
der Bundeszahnärztekammer, können
Bleichgels den Zahn um ein bis zwei
Nuancen aufhellen. Der Effekt hält
mehrere Jahre, bleibende Schäden sind
nicht zu befürchten. Generell darf aber
nur gebleicht werden, wenn Zähne und
Zahnfl eisch gesund sind. Nicht nur
Nanette Stelling, 33, Flugbegleiterin aus Hamburg, hat sich ihre Zähne mit Veneers verblenden lassen Ob es mein Gesicht ist, meine Kleidung oder meine Wohnung – ich umgebe mich gern mit schönen Dingen. Ich war schon als Kind so. Als ich acht Jahre alt war, sind bei einem Unfall meine beiden oberen Schneidezähne abgebrochen. Erst habe ich provisorische Zähne bekommen, danach Kronen. Und damit ging der Ärger los, denn sie haben nie so richtig gepasst. Zu groß, zu klein, zu dick, fal-sche Farben … Andere haben es vielleicht gar nicht bemerkt. Aber ich mit meinem hohen Anspruch an mein Äußeres habe ziemlich drunter gelitten. In meinem Beruf als Flugbegleiterin sind drei Dinge besonders wichtig: Offenheit, Freundlich-keit und ein gepfl egtes Aussehen. Dazu gehört lächeln, lächeln, lächeln. Und das konnte ich nicht so offen und befreit, weil ich immer dachte: Hoffentlich guckt keiner auf die Kronen. Vor zwei Jahren habe ich dann beschlossen, etwas daran zu ändern. Ich wollte einen perfekten Zahnbogen und habe deshalb alle meine Zähne mit Veneers überziehen lassen, nicht nur die zwei Kronen. Die Kosten? Ungefähr so viel wie ein Kleinwagen. Ein kleiner Kleinwagen. Als ich meinem Freund da-von erzählte, hat er gelacht. „Du hast doch auch so wunderschöne Zähne“, sagte er, „du brauchst das nicht.“ Mein Entschluss stand aber fest. Ich habe mich dann für so genannte „Non-Prep Veneers“ entschieden, denn dafür müssen die Zähne nicht abgeschliffen werden, man hat keine Schmerzen, und sie halten lange. Ein Non-Prep-Veneer ist ein ganz feiner, kontaktlinsenartiger Keramik-Überzug, der dauerhaft auf die Zähne aufgeklebt wird. Bei mir wurde alles mit Hightech vermessen und genau angepasst. Ein gutes Labor, das die Überzüge anfertigt, ist sehr wichtig: Da-mit die Zähne natürlich aussehen, ist auch der Farbverlauf und die Kleberfarbe entscheidend. Ob’s den Kleinwagen wert war? Ja. Denn seitdem lächle ich viel mehr. Ich fühle mich strahlender, und das hat mein Selbstbewusstsein gestärkt.
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SCHÖNHEIT AUF REZEPT?Für ästhetische Zahnkorrekturen zahltweder die private noch die gesetzlicheKrankenversicherung. Es sei denn . . .. . . gut aussehen bedeutet auch gesünder sein. Die professionelle Zahnreinigung etwa wird, je nach Art des Tarifs, in voller Höhe oder bis zu einem Betrag von 50 Euro jährlich von der Zu satz-ver sicherung bezahlt. Auch kieferorthopädische Maßnahmen, also etwa Zahnspangen, werden bei Erwachsenen unter bestimmten Umständen von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen – dies sollten Sie unbedingt vorher abklären! Für Veneers wiederum zahlt in einigen Fällen auch die private Zusatzversicherung: Wenn die Verblen-dung zum Beispiel an Stelle einer aufwändigeren Überkronung der Zähne vorgenommen wird.
[ SCHÖNHEIT ]
deshalb raten Fachgremien von der
Selbstbehandlung mit Bleaching-
Klebestreifen, -Gelen und -Lacken ab.
Der Preis für die maßgeschneiderte
Behandlung schwankt, weil Bleaching
nicht in der Gebührenordnung für
Zahnärzte steht. „In der Regel kostet
die Behandlung der sichtbaren Zähne
zwischen 200 bis 500 Euro“, so Oester-
reich. Eher günstig ist das so genannte
„Home Bleaching“. Hier passt der
Zahnarzt Schienen an, unter denen man
daheim Bleichgel wirken lässt. Beim
„In-Offi ce-Bleaching“ kommt ein stärke-
res Gel gleich in der Zahnarztpraxis zum
Einsatz. Und eine zusätzliche Licht-
bestrahlung soll beim teuren „Power
Bleaching“ den Prozess beschleunigen.
Wissenschaftlich bewiesen ist die
Wirkung des Lichts allerdings nicht.
Veneers: Wenn Sie Hollywood-Ambi-
tionen haben, können die 0,5 Millimeter
dünnen Verblendschalen aus Keramik
vielleicht Ihre Chancen beim Casting
verbessern. Amerikanische Talentscouts
irritiert es sehr, dass europäische Schau-
spieler häufi g neben ihrem Können eine
Reihe unregelmäßiger, verfärbter Zähne
präsentieren. Medizinisch notwendig
sind die etwa 600 bis 800 Euro teuren
Verschalungen (pro Stück) nicht. Bevor
Veneers für etwa 15 Jahre fest auf dem
Zahn verklebt werden, wird dieser 0,5
bis 0,8 Millimeter angeschliffen. Und
muss die Verblendung einmal wieder
herunter, weil etwa das Zähneknirschen
zu heftig ausfällt, braucht der Zahn
danach immer wieder ein Veneer oder
eine Krone. Denn seine Schutzschicht,
der Schmelz, ist für immer entfernt. Aus
Amerika kommt eine spezielle, hauch-
dünne „Non-Prep“-Veneers-Art, die
„Lumineers“, die besonders natürlich
wirken soll und meist ohne Anschleifen
und Schmelzabtragen auskommt. Die
Kosten: etwa 900 Euro pro Zahn. Da das
Veneer in den USA gefertigt wird, muss
man mehrere Tage Wartezeit einplanen.
BESSER SPÄT ALS NIESchiefe Zähne lassen sich auch bei Erwachsenen noch korrigierenSchönheit ist das eine. Doch für eine Zahnkorrektur jenseits des 18. Lebensjahres sprechen manchmal auch funktionelle Gründe: So erschweren eng ste-hende, schiefe Zähne die Pfl ege und erhöhen so das Karies- und Parodontose-Risiko. Allerdings: Wer als Erwachsener auf eine Zahnspange setzt, braucht Geduld. Die Behandlung dauert oft Jahre. Danach muss das erzielte Ergebnis weitere Jahre mit her-ausnehmbaren Schienen oder Spangen stabilisiert werden, damit die Zähne nicht in ihre alte Position zurückrutschen. Zum Fürchten sehen moderne Zahnspangen übrigens nicht aus: Die kleinen Plätt-chen, die auf die Zähne geklebt werden (Brackets), gibt es heute aus zahnfarbenen und transparenten Materialien. Sie können auch auf der Rückseite der Zähne angebracht werden (Lingualtechnik), das ist besonders unauffällig, allerdings auch aufwändiger und teurer. Die Brackets werden durch einen Draht-bogen miteinander verbunden, der dosierten Druck auf die Zähne überträgt. Neu ist die Zahnkorrekur mit dünnen durchsichtigen Kunststoffschienen (so genannte Aligner), die zum Essen herausgenommen werden können. Sie müssen allerdings sehr diszipli-niert mindestens 22 Stunden pro Tag getragen wer-den, um einen sichtbaren Effekt zu haben.
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16 BRIGITTE Special Interest 2010
„Als wär’s ein Zahn von mir“
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1. Advent: Ein hässliches Knirschen, und mein maroder Ba-ckenzahn zersplittert an einer zu hart geratenen Nussmakrone. Das kommt nicht wirklich über-raschend. Schließlich bestand der Zahn nur noch aus einer notdürftig gefüllten Ruine. Sie sieht schlimm aus, die Zahnlücke. Und jetzt?4. Dezember: Beim Zahnarzt: Drei Alternativen gibt es, die Zahnlücke zu beseitigen. Einen Stift einzementie-ren und darauf eine Krone befestigen – mit dem Risiko, dass die gefüllte Wurzel kaputtgeht. Eine Brücke, doch dazu müssten die beiden gesunden Nachbarzähne abgeschliffen und überkront wer-den. Oder ein Implantat, das fest wie ein eigener Zahn wäre und mit Glück lebenslang halten könnte. Überschlafen Sie die Entscheidung, rät mein Zahnarzt, der den Zweifel in meinen Augen sieht. Doch mir ist ziemlich schnell klar: Ich will lieber jetzt die harte Tour und dann hoffentlich jahrzehntelang Ruhe. Also ein Implantat. 11. Dezember: Heute muss die Wurzel raus. Nach einer Betäu-bungsspritze geht das Ziehen und Hebeln los. Es soll Leute geben, die träumen sich in solchen Situationen weg an karibische Strände. Ich gehöre leider nicht dazu. Doch dann – schon vorbei. Als die Betäubung nachlässt, hält sich der Schmerz in Grenzen. Jetzt muss alles ein paar Wochen heilen und sich neuer Knochen im Kiefer bilden.12. Februar:Heute ist das Implantat dran. Um das Infektions-risiko für den Knochen gering zu halten, schlucke ich schon seit ein paar Tagen ein Antibiotikum. Und wieder gibt’s eine Betäubungsspritze. Dass der Zahnarzt sich durch das Zahnfl eisch zum Knochen vorarbeitet, merke ich später nur an einem dumpfen Schaben. Dann wird im Kno-chen ein Kanal für das Implantat gebohrt. Mein Kopf vibriert heftig, aber es tut nicht weh. Da-
nach kommt das zahnärztliche Heimwerkerset zum Einsatz. Mit einem winzigen Schrauben-schlüssel wird das Implantat wie eine Schraube in den Knochen gedreht. Schließlich wird die Wunde mit sieben Stichen fein vernäht. Jetzt noch ein Röntgenbild zur Kontrolle, und auf wackligen Beinen verlasse ich nach 90 Minuten mit einem Kühlbeutel auf der Wange die Praxis. Zu Hause packe ich mich mit meinem Eisbeutel ins Bett. Als die Betäubung nachlässt, brauche ich eine Schmerztablette. Am nächsten Tag ist die Backe ein bisschen geschwollen und bläulich verfärbt, aber ich habe keine Schmerzen.20. Februar: Die Fäden werden gezogen, das geht schnell und leicht. Jetzt heißt es wieder ein paar Monate warten, bis das Implantat unter dem Zahnfl eisch fest im Knochen eingeheilt ist.8. Juli: Heute wird das Implantat wieder freigelegt. Das Zahnfl eisch wird aufgeschnitten, dann ein län-geres Metallteil auf das Implantat geschraubt, das aus dem Zahnfl eisch herausschaut. Sinn der Übung: Das Zahnfl eisch soll um dieses Teil schön ordentlich herumwachsen, damit später, wenn dann die Krone aufgesetzt wird, schon ein ver-nünftiger Zahnfl eischrand existiert.24. August: Der Abdruck für den Zahntechniker ist fällig, damit die Krone hergestellt werden kann. Dabei geht es genau zu. Mit einem Spezialgestell wird die Achse für die Kieferbewegung bestimmt, damit ich das Implantat nicht falsch belaste.15. September: Endlich fertig. Die Krone ist montiert. Sitzt, passt, wackelt kein bisschen, und Haselnuss-makronen traue ich mir auch wieder zu.
PS: Fünf Jahre später – null Probleme mit dem Implantat. Als wär’s ein Zahn von mir.
NNach neun Monaten und acht Zahnarzt-Terminen hat BRIGITTE-Autorin Dr. Sabine Thor-Wiedemann die Lücke geschlossen – mit einem Implantat
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18 BRIGITTE Special Interest 2010
die Kieferhöhle verletzt werden. Wenn
Knochensubstanz aufgebaut werden
muss, kann insgesamt ein Jahr verge-
hen, bis schließlich die Krone montiert
wird. Implantate sitzen fest und kommen
einem natürlichen Zahn am nächsten.
Der Kaudruck, der über die Wurzel
übertragen wird, verhindert außerdem
den gefürchteten Knochenschwund, der
bei Brücken oder herausnehmbarem
Zahnersatz eintritt. Die Gesamtkosten
für ein Einzelzahn-Implantat liegen
ungefähr zwischen 1500 und 3000 Euro.
Zahnersatz muss her, wenn die Karies
so große Löcher gefressen hat, dass
eine Füllung nicht mehr möglich ist oder
wenn ein Zahn komplett fehlt. So geht’s:
Kronen sind die Lösung, wenn die
Zahnwurzel noch intakt ist – sie kann
ruhig auch schon wurzelbehandelt sein.
Es gibt verschiedene Kronentypen, von
der preiswerten Metallgusskrone über
mit Kunststoff oder Keramik verblendete
Modelle bis zu Vollkeramikkronen, die
wie ein eigener Zahn aussehen. Von der
einfachsten bis zur teuersten Lösung
bewegen sich die Gesamtkosten unge-
fähr zwischen 400 und 1000 Euro.
Brücke oder Implantat heißen die
Alternativen, wenn Zähne gezogen
werden mussten. Die Brücke wird an
zwei der Lücke benachbarten (gut
erhaltenen und fest sitzenden!) Zähnen
verankert. Der Nachteil dabei: Bei den
gesunden Ankerzähnen muss rund die
Hälfte der Zahnsubstanz weggeschliffen
werden. Manche Zähne vertragen das
nicht und sterben ab. Eine Alternative
sind Klebebrücken, bei denen die
Nachbarzähne nicht abgeschliffen
werden. Doch sind diese weniger
haltbar. Nachteilig ist, dass sich unter
der Brücke der Knochen zurückbildet,
weil diese ja „frei schwebend“ ange-
bracht ist und so vom Zahn keine Kraft
auf den Knochen übertragen wird. Der
Vorteil im Vergleich zum Implantat: Die
Behandlung ist schneller abgeschlossen,
und es ist kein operativer Eingriff. Eine
Brücke kostet je nach Größe und Aus-
führung ungefähr 800 bis 2200 Euro.
Implantate sind künstliche Zahn-
wurzeln, meist aus Titan, auf denen eine
Krone montiert wird. Sie können bei
größeren Zahnlücken auch als Veranke-
rung für Brücken dienen. Das Setzen
des Implantats ist eine kleine OP, bei der
es passieren kann, dass ein Nerv oder
ZIEMLICH TEUER, ODER? Eigentlich ist die Regelung einfach – aber im Einzelfall doch ganz schön kompliziert: Für Zahnersatz zahlt die gesetzliche Krankenkasse einen Zuschuss. Dieser beträgt 50 Prozent der Kosten, die für eine medizinisch notwendige Lösung – also etwa Krone oder Brücke – anfallen. Wer nachweisen kann, dass er regelmäßig beim Zahnarzt war, bekommt Bonus-punkte und damit einen erhöhten Zu-schuss. Für eine Krone beträgt der 50-Prozent-Zuschuss gegenwärtig etwa 125 Euro. Bei Zahnersatz müssen Sie also praktisch immer etwas dazu bezah-len, für qualitativ hochwertigen Zahnersatz sogar ziemlich viel. Private Zusatzver-sicherungen können einen großen Teil dieser Ausgaben abfedern: Je nach Tarif, nach Art und Kosten des Zahnersatzes werden 75 bis 90 Prozent zusammen mit den Kassenleistungen übernommen. Da die private Zusatzversicherung für die ersten Jahren klare Leistungsgrenzen festlegt, lohnt es sich, die Versicherung so frühzeitig abzuschließen, dass der volle Versicherungsschutz greift, wenn eine größere Maßnahme fällig ist.
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