studentenscript-standortpolitik
TRANSCRIPT
1
Standortpolitik und
-auswahl
Berufsakademie Mosbach, 5 Semester, 2006
2
Inhalt
• Welche Erfahrungen bringen Sie mit?• Einleitung• Warum ist die Standortfrage so wichtig?• Wann stellt sich die Standortfrage?• Besonderheiten der Standortfrage• Überblick über Standorttheorien• Verfahren der Standortauswahl• Standortbewertung im dynamischen Umfeld• Standortpolitik im Zeichen von Globalisierung und Internationalisierung• Wissensmanagement und Standortentscheidungen• Alternativen zur Standortauswahl• Fazit und Abschluss
Dozent: Jörgen Erichsen Max-Liebermann-Strasse 10 51375 LeverkusenE-Mail: [email protected], Telefon 0214-9098974
3
Wie entscheiden Sie, wo diese Rennräder produziert werden sollen?
4
Wie entscheiden Sie, wo Lager eingerichtet und betrieben werden sollen?
5
(für Ersatzteile)
6
Einführungsbeispiel I
Zwischen den Städten A und B soll ein Flughafen gebaut werden. Es gilt, einen günstigen Standort zu finden.
Randbedingungen/Annahmen:
• Fahrtkosten für die Anreise aus den Städten soll für die Fluggäste minimal sein• Erwartetes Fluggastaufkommen Stadt A = F (A) 150 000 Personen,
Stadt B = F (B) 250 000 Personen• Kosten pro Kilometer/Fluggast für Anfahrt (KK) 0,6 Euro• Entfernung (E A, B) zwischen Stadt A und B (Luftlinie) 130 Kilometer• e A,X und e B,X ist die Entfernung von X zur Stadt A bzw.. B
Aufgabenstellung:
Wo soll der Standort (X) für den Flughafen liegen, damit die Gesamt-Fahrtkosten für die Fluggäste minimal sind?
7
Einführungsbeispiel I
Standort K min = Kilometerkosten * (Fluggastaufkommen Stadt A * Entfernung von A zu Standort +Fluggastaufkommen Stadt B * Entfernungvon B zu Standort)
X K min = KK * (F (A) * e (A,X) + F (B) *e (B,X))
Lösungsmöglichkeiten:
Kosten = 0,6 * (150 000 * 65 + 250 000 * 65) = 16 900 000 Euro
Kosten = 0,6 * (150 000 * 100 + 250 000 * 30) = 13 500 000 Euro
Kosten = 0,6 * (150 000 * 130 + 250 000 * 0) = 11 700 000 Euro
8
Einführungsbeispiel I
Variante/veränderte Situation:
Eine neue Studie geht davon aus, dass das Fluggastaufkommenbeider Städte in 5 Jahren gleich sein wird, wobei das Aufkommenvon A sich überproportional steigert. F (A neu) = 300 000, F (B neu) = 300 000
Lösungsmöglichkeiten:
Kosten = 0,6 * (300 000 * 65 + 300 000 * 65) = 23,40 Mio. Euro
Kosten = 0,6 * (300 000 * 100 + 300 000 * 30) = 23,40 Mio. Euro
Kosten = 0,6 * (300 000 * 130 + 300 000 * 0) = 23,40 Mio. Euro
9
Einführungsbeispiel I:
Ist dieser Fall realistisch? Wie beurteilen Sie die Lösungen?
• Umweltauflagen• Genehmigungen• Genehmigungsdauer, Bearbeitungszeiten• natürliche Gegebenheiten, z.B. Berge, Flüsse• Bodenbeschaffenheit• Personal, Arbeitskräfte, Qualifikation• Erreichbarkeit, Infrastruktur• Verkehrsknotenpunkt• Kostenstruktur, Folgekosten• Investitionsvolumen• Finanzierbarkeit• Subventionen• …
10
Einführungsbeispiel II
Ein Unternehmen möchte seine Produkte nicht mehr direkt ab Werk versenden, sondern über zwei neu anzumietende Lager.Es stehen drei alternative Standorte für die Lager zur Ver-fügung. Es sollen diejenigen Lager gewählt werden, die für das Unternehmen die geringsten Kosten aufweisen.
Randbedingungen/Annahmen:
• Fünf Händler H1-H5 mit festen Abnahmemengen• Gegebene Fixkosten für Lager L1 - L3 (Mieten, Abgaben)• Fest stehende Transportkosten je Einheit/Produkt • Jeder Händler wird immer vollständig aus einem Lager beliefert
(keine Teillieferungen)
11
Einführungsbeispiel II
Formel: Gesamtkosten min Lager x,y = Summe der Liefermengen an Händler * Lieferkosten + Fixkosten für Lager x,y
Formel: GK min Lager x,y = m (Kmin) * (TK (K Lager x) + TK (K Lager y))+ Kf Lager x + Kf Lager y
Wobei: GK = Gesamtkosten, Kmin = minimale Kosten, TK = Transportkosten, m = MengenKf = Fixkosten
�
12
Einführungsbeispiel IIHändler H1 H2 H3 H4 H5
Mengen (m) 5.000 4.000 3.000 4.000 2.000
L1 4 4 3 4 4
L2 3 3 6 3 5
L3 4 4 2 8 6
Fixkosten/Euro L1 L 2 L 3
51.000 43.000 48.000
Transportkosten/Stück/Euro
13
Standorte Transportkosten Fixkosten
L1, L2 3 * 5.000 + 3 * 4.000 + 3 * 3.000 + 3 * 4.000 + 4 * 2.000 51.000 43.000
L1, L3 4 * 5.000 + 4 * 4.000 + 2 * 3.000 + 4 * 4.000 + 4 * 2.000 51.000 48.000
L2, L3 3 * 5.000 + 3 * 4.000 + 2 * 3.000 + 4 * 4.000 + 4 * 2.000 43.000 48.000
Lösungen: AuslastungenL1, L2 L1 L2 13.000
L1, L3 L1 L3 3.000
L2, L3 L2 L3 3.000148.000
150.000 5.000
15.000
15.000
165.000
Einführungsbeispiel IIAlle Angaben in �
14
Einführungsbeispiel IIAlle Angaben in �
Variante/veränderte Situation:
Alle Lager verfügen über eine Kapazität von 10 000 Einheiten.Standorte Transportkosten Fixkosten
L1, L2 3 * 5.000 + 3 * 4.000 + 4 * 3.000 + 4 * 4.000 + 4 * 2.000 51.000 43.000
L1, L3 4 * 5.000 + 4 * 4.000 + 2 * 3.000 + 4 * 4.000 + 4 * 2.000 51.000 48.000
L2, L3 4 * 5.000 + 3 * 4.000 + 2 * 3.000 + 3 * 4.000 + 5 * 2.000 43.000 48.000
Lösungen: AuslastungenL1, L2 L1 L2 9.000
L1, L3 L1 L3 8.000
L2, L3 L2 L3 10.000151.000 8.000
157.000 9.000
165.000 10.000
15
Einführungsbeispiel II:
Ist dieser Fall realistisch? Wie beurteilen Sie die Lösungen?
• Vorhandene Lager• Notwendigkeit von Umbauten, Investitionsvolumen• Erreichbarkeit, Infrastruktur• Automatisierungsgrad• Personalbedarf/-verfügbarkeit• Finanzierbarkeit• Subventionen• Genehmigungsdauer• Erweiterungsmöglichkeiten• Geografische Lage• Umweltauflagen• Lieferbereitschaft/-zeit• Kostenstruktur, Folgekosten• …
16
Was verbindet aus Ihrer Sicht die beiden Einführungsbeispiele?
• Komplexität der Entscheidung• Langfristigkeit der Entscheidung• Vielfalt von Beurteilungsfaktoren wichtig• Beurteilungsfaktoren sind sich ähnlich• Problematisch und unsicher• …
17
Definitionen
18
Definitionen
Standort
Der (physikalische) Ort bzw. die Orte, an dem ein Betriebangesiedelt ist oder angesiedelt werden soll.
Ziel: Höchste Verzinsung des eingesetzten Kapitals.
Standortpolitik
Als Standortpolitik bezeichnet man die Summe der Maßnahmen, die zur marktorientierten Auswahl des Unternehmensstandorts notwendig sind.
19
Definitionen
Standortfaktoren
Jedes Unternehmen stellt an (s)einen potenziellen Standort bestimmte Anforderungen und findet andererseits bestimmte Bedingungen vor.
20
Definitionen
Standortanforderungen
Alle Ansprüche , die ein Betrieb an den Standort stellt, um seinen Leistungserstellungsprozess optimal durchführen zu können.
21
Definitionen
Standortbedingungen
Alle Gegebenheiten eines Ortes, die von Betrieben bei der Erfüllung ihrer Aufgaben genutzt werden können. Bei den Standortbedingungen sind vor allem diejenigen interessant, die von Ort zu Ort verschieden bzw. die beeinflussbar sind.
22
Warum ist die Standortfrage
so wichtig?
23
• Allgemein: Ein Unternehmen kann nur dort erfolgreich sein, wo es für sich selbst gute Rahmenbedingungen vorfindet
•Das eingesetzte Kapital soll möglichst gut verzinst werden.
•Fragen u.a.: Wo ist das am ehesten möglich? Was heißt gut verzinst?Wie rentiert sich mein Kapital im Vergleich zu einer festverzinslichen Geldanlage?Welche Erwartungen hat der Betrieb?
24
• Standortpolitik ist gleichzeitig auch immer Sicherung des oder der Standorte
•Aufgabe ist es, die Struktur von Standortnetzen (bei Filial-unternehmen) zu verbessern
•Hintergrund: wenige große Standorte bzw. Verkaufsflächen lassen sich mit geringem logistischen Aufwand (Transport-kosten) versorgen
•Umgekehrt führt eine hohe Zahl von Filialen zu einer Flächendeckenden des Landes
25
• Zwischen dem Standort (bzw. der Verkaufsfläche) eines (Handels)Unternehmens und dessen Marktanteil bzw. den Verkaufszahlen besteht ein direkter Zusammenhang
• Kritisch wird die Situation, wenn die Anzahl der Standortesteigt, und gleichzeitig die Verkaufszahlen zurückgehen
• Steigt der Marktanteil schneller als die Anzahl der Standorte,ist eine Expansion betriebswirtschaftlich sinnvoll
26
• Es muss einfacher Zugang zu unterschiedlichsten Märkten vorhanden sein: Absatz, Beschaffung, Produktion, Arbeit, Verkehr, Kapital.....
• Aber: an jedem Standort gibt es gute und weniger gute Bedingungen! Es gilt, einen möglichst ausgewogenen Kompromiss zu finden
--> Was ist wichtig, was ist weniger wichtig, wo findet man die meisten Vor- und die wenigsten Nachteile?
27
Zentrale Merkmale der Standortpolitik
• In einem Absatzgebiet verteilen sich die Verbraucher i.d.R. ungleichmäßig auf das Absatzgebiet, z.B. Städte, Dörfer, ländliche Regionen.
• Die Lokationen des Absatzgebietes sind durch Strassen, Schienenusw. vernetzt, auf denen sich die Verbraucher bewegen. Von der Lage und Erreichbarkeit hängt wesentlich der Erfolg ab.
• Topografische Lage entscheidet ebenfalls über Erreichbarkeitund sorgt dafür, dass kein Absatzgebiet dem anderen gleicht.
28
Zentrale Merkmale der Standortpolitik
• Merkmale sind verantwortlich dafür, dass es gute und wenigergute Standorte gibt.
• Aufgabe der Standortpolitik und –sicherung ist es, qualitativhochwertige Standorte auszuwählen und zu erschließen.
• Unternehmen, die über qualitativ bessere Standorte verfügen,haben im Wettbewerb große Vorteile.
• Ein Standortwettbewerb ist nur in einem unvollkommenen Markt möglich.
29
Zentrale Merkmale der Standortpolitik
• Voraussetzung der Standortlehre ist Vorhandenseinalternativer Standorte.
• Standortentscheidung ist Auswahlentscheidung.
• Entscheidungskriterien sind unvollständig.
• Wirtschaftliches Wachstum und Expansion sind immer noch unverzichtbar.
30
Zielsetzung der Standortwahl
Im Rahmen der Standortwahl wird entschieden, an welchen Orten die Produkte und Leistungen eines Unternehmens entwickelt, hergestellt und vertrieben werden.
Bei der Wahl des Standortes müssen eine Vielzahl von Faktorenberücksichtigt werden, die auch miteinander in Konkurrenz stehen (i.d. R.: Kostenvorteile <--> Absatzvorteile).
Die Standortstrategie ist vom Funktionsbereich und der Branche abhängig.
31
Zielsetzung der Standortpolitik
• Steigerung bzw. Konsolidierung des eigenen Marktanteil
•Verdrängen der Wettbewerber
• Erringen der Marktführerschaft
gute Verhandlungsposition mit Industriegünstige Beschaffungskonditionen
gesättigte Märkte, rückläufige BevölkerungszahlenWachstum i.d.R. nur zu Lasten der Wettbewerber (Inland)
PreisführerschaftSortimentsführerschaftAngebotsattraktivität zieht immer neue Kunden an (���� Reilly)
32Vgl. Vahs, D., Schäfer-Kunz, J.: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, 3. Aufl., S. 53)
33
Wann stelltsich die
Standortfrage?
34
• Betriebs-/Existenzgründung• Expansion Inland/Ausland • Gründung neuer Niederlassungen/Tochtergesellschaften/Filialen• Betriebsverlagerungen• Überprüfung der Standortfrage (Schubladenplan) • Diversifizierung/Erweiterung des Produktprogramms• Business-Reengineering (Neugestaltung von Prozessen)• Fusionen, Zusammenschlüsse• Wechsel von Eigentümern/Betriebsübergaben• Unternehmensnachfolge• Kooperationen, Joint-Ventures• .....
35
Besonderheitender
Standortfrage
36
• Abstimmung mit Unternehmensstrategie notwendig • Langfristig ausgelegt• Hohe Risiken, Unsicherheit• Komplexität• Vielzahl von Einflussfaktoren• Fehler schwer zu korrigieren und teuer• Individuell und von Branche zu Branche verschieden• Letzte Entscheidung sollte immer Chefsache sein• Umfassende Investitionsentscheidung• .....
37
38
Für welche Branchen ist die Standortfrage
wichtig -
und warum?
39
Branche Sehr wichtig Weniger wichtig Kaum
Land- und Forstwirtschaft X
Steuerberater X
Groß- und Einzelhandel X
Gastronomie X
Handwerk X
Industrie (Produktion) X
Pflegedienste X
Banken/Kreditinstitute X
Speditionen X X
Unternehmensberater X
IT-Dienstleister X
Finanzdienstleister X
40
Ihre Aufgabe in den kommenden Tagen:
Stellen Sie sich vor, Sie sind Unternehmer oder Existenzgründer,
und wollen Ihren eigenen Betrieb auf- oder ausbauen. Sie wollen
Fahrräder verkaufen und suchen einen geeigneten Standort:
• Wie würden Sie in einem solchen Fall vorgehen?
• Welche Faktoren würden Sie für sich betrachten? Welche Kriterien fallen
Ihnen zur Standortwahl ein?
• Was macht für Sie einen Standort attraktiv?
• Was würde Sie an einer Entscheidung für einen bestimmten Standort hin-
dern?
• Gibt es einen für Sie optimalen Standort? Warum?
• Warum würden Sie sich ggf. gegen einen Standort entscheiden?
Lehnen Sie sich auch an einen oder mehrere Ihnen bekannten Fälle an. Grei-
fen Sie auf die Erfahrungen, die Sie in Ihrem Betrieb bzw. in Ihrer bisherigen
beruflichen Laufbahn gemacht haben, zurück!
41
Übung:
Nennen Sie aus Ihrer Sicht wichtige Standortfaktoren und Kriterien, mit deren Hilfe Sie die Güte der Standortfaktoren beschreiben können.
42
Standortfaktoren (1/2)
• Absatzmarkt• Wettbewerbslage• Beschaffungsmarkt• Arbeitsmarkt• Logistikanbindung• Kooperationspartner• Allgemeine Kostensituation• Steuern, Abgaben, Gebühren
43
Standortfaktoren (2/2)
• Subventionen• Nähe zu Großkunden/Lieferanten• Auslandsnähe• Politische Rahmenbedingungen• Zukunftsaussichten, Trends, Entwicklungen• Informationen/Kooperationsbereitschaft• (Regionale) Netzwerke• Weiche Faktoren, z.B. Image Region, Vorlieben Eigentümer• .....
44
Gruppenarbeit
Sie wollen Fahrräder produzieren/verkaufen. Nach welchen Faktoren/Kriterien würden Sie einen Standort wählen?
Begründen Sie Ihre Entscheidung!
45
Überblick über
Standorttheorien
46
Überblick über Standorttheorien
• von Thünen• Launhardt • Weber• Christaller• Smith, Pred, Seyffert• Behrens• Ruppmann• Hansmann• ....
47
Überblick über Standorttheorien
• von Thünen• Launhardt • Weber• Christaller• Smith, Pred, Seyffert• Behrens• Ruppmann• Hansmann• ....
48
Überblick über StandorttheorienJohann Heinrich von Thünen (1826)
Primärer Sektor ���� Landwirtschaft, z.T. Bergbau (Lagerstätten bestimmen Standort)
• 1800 Intensivierung der Landwirtschaft(Flurbereinigung, Bauernbefreiung, steigende Einwohnerzahlen, wachsende Märkte)
• von Thünen, Landwirt (1783 – 1850)(führte 10 Jahre Bücher, Kosten für Gemüse, Getreide, Holz …, Schlussfolgerung: Transportkosten hängen ab von Marktentfernung, Gewicht, Verderblichkeit)
• Erfahrungen im norddeutschen Tiefland• Hauptwerk 1826 „Der isolierte Staat in Beziehung auf Landwirtschaft
und Nationalökonomie“
49
Überblick über StandorttheorienJohann Heinrich von Thünen (1826)
untersuchte
• die Anordnung landwirtschaftlicher Produktionszweige• in isoliertem Staat • mit einem Absatzort• unter Berücksichtigung von Bodenwert, Entfernung zum Absatzort und Produktionskosten
• Alle Produzenten haben gleiche Produktions- und Kosten-funktionen
• Homogenes Produkt = einheitlicher Preis am Markt.
50
Überblick über StandorttheorienJohann Heinrich von Thünen (1826)
… wollte herausfinden, warum der landwirtschaftlich
verwendbare Boden um eine Stadt herum einem
bestimmten Nutzen zugeführt wurde, und warum die
verschiedenen Arten - Acker-, Weide- und Holz- und
Milchwirtschaft - immer in einer bestimmten Reihenfolge
um die Stadt herum angeordnet waren.
51
Überblick über StandorttheorienJohann Heinrich von Thünen (1826)
Stadt/Markt
2 3 4 5 6
Thünsch´en Ringe oder Kreise.
1
52
Überblick über StandorttheorienJohann Heinrich von Thünen (1826)
Eigenschaften bezüg. Bodenverwendung
Kreis 1 6Verderblichkeit schnell langsamVerh. Gewicht/Wert groß niedrigBewirtschaftung intensiv extensiv
53
Überblick über StandorttheorienJohann Heinrich von Thünen (1826)
Kreis Bewirtschaftung
1 Verderbliche Güter des tägl. Bedarfs2 Forstwirtschaft, z.B. Brenn- Nutzholz3 Fruchtwechselwirtschaft (Getreide, Blattfrucht)4 Koppelwirtschaft (Feld, Graswirtschaft)5 Dreifelderwirtschaft (Rotationsprinzip, um Feldern
Brache zukommen zu lassen)6 Viehzucht, Jagd (hoher Wert, einmaliger Transport)
54
Überblick über StandorttheorienJohann Heinrich von Thünen (1826)
55
Überblick über StandorttheorienJohann Heinrich von Thünen (1826)
Ergebnis:
Art der Bodennutzung hängt nicht nur von der natür-
lichen, unabänderlichen Bodenbeschaffenheit sondern
auch von der Entfernung des Produktions- und des
Konsumortes - und somit von den Transportkosten - ab.
56
Überblick über StandorttheorienJohann Heinrich von Thünen (1826)
Abnehmende landwirtschaftliche Produktion mit zuneh-
mender Entfernung von Markt/Stadt.
Voraussetzungen: um den Markt/die Stadt sich
geometrisch gleichmäßig ausbreitende ebene Flächen
mit gleichen Bodenverhältnissen, die überall
kulturfähig sind.
57
Überblick über StandorttheorienJohann Heinrich von Thünen (1826)
Die Lagerente nimmt mit Entfernung vom Konsumort ab .
Lagerente = Marktpreis - Transportkosten (Ertrag pro Flächeneinheit)
���� Abnehmende Intensität der Bodennutzung. Bei verschiedenen Produkten ergeben sich unterschiedliche Rentenlinien und Staffelung der Produkte in konzentrischen Ringen.
58
Überblick über StandorttheorienJohann Heinrich von Thünen (1826)
59
Überblick über StandorttheorienJohann Heinrich von Thünen (1826)
Markt-/Stadtnähe: Transportkosten niedrig, Lagerente hoch, Produkte mit hohem Erlös je haFläche setzen sich durch
Markt-/Stadtferne: Transportkosten hoch, Lagerenteniedrig, Produkte mit niedrigem Erlösje ha Fläche setzen sich druch
Nettoerlös je ha Fläche sinkt für jedes Produkt mit zunehmender Entfernung zum Markt/Stadt
Arbeitsintensität je ha Fläche sinkt mit Entfernung zumMarkt/Stadt ���� zunehmender Bracheanteil
60
Überblick über StandorttheorienJohann Heinrich von Thünen (1826)
Markt-/Stadtnähe: Transportkosten niedrig, Lagerente hoch, Produkte mit hohem Erlös je haFläche setzen sich durch
Markt-/Stadtferne: Transportkosten hoch, Lagerenteniedrig, Produkte mit niedrigem Erlösje ha Fläche setzen sich druch
Nettoerlös je ha Fläche sinkt für jedes Produkt mit zunehmender Entfernung zum Markt/Stadt
Arbeitsintensität je ha Fläche sinkt mit Entfernung zumMarkt/Stadt ���� zunehmender Bracheanteil
61
Überblick über StandorttheorienJohann Heinrich von Thünen (1826)
Markt-/Stadtnähe: Transportkosten niedrig, Lagerente hoch, Produkte mit hohem Erlös je haFläche setzen sich durch
Markt-/Stadtferne: Transportkosten hoch, Lagerenteniedrig, Produkte mit niedrigem Erlösje ha Fläche setzen sich durch
Nettoerlös je ha Fläche sinkt für jedes Produkt mit zunehmender Entfernung zum Markt/Stadt
Arbeitsintensität je ha Fläche sinkt mit Entfernung zumMarkt/Stadt ���� zunehmender Bracheanteil
62
Überblick über StandorttheorienJohann Heinrich von Thünen (1826)
Nennen Sie Beispiele, bei denen die Grundaussage der Zonierungheute noch Anwendung findet!
• Luftfracht• Postgebühren• Telefonentgelte• Versicherungstarife (KFZ, bedingt)• Speditionen• Bahntarife• Taxitarife• Anlieferungen von Baumärkten• Handwerker (Anfahrtskosten)• Preise für Theater/Musical• Mautgebühren• Mieten• Stadtbilder• …
63
Überblick über StandorttheorienJohann Heinrich von Thünen (1826)
Zonierung, Lagerente und städtischer Bodenmarkt heute
Stadt-zen-trum
Einzelhandel
Büroflächen
Wohnraum
Gewerbe
Landwirtschaft
64
Überblick über Standorttheorien
• von Thünen• Launhardt • Weber• Christaller• Smith, Pred, Seyffert• Behrens• Ruppmann• Hansmann• ....
65
Überblick über StandorttheorienWilhelm Launhardt (1882)
Sekundärer Sektor ���� Beginn des Industriezeitalters
• 18tes Jahrhundert, Industrialisierung
• Wilhelm Launhardt (1832 – 1918)
• Erste modelltheoretische Betrachtung
66
Überblick über StandorttheorienWilhelm Launhardt (1882)
Optimierung der (inner)betrieblichen Standortplanung
Diese Ansätze beschäftigen sich mit Fragen der
Standortwahl für Unternehmungen mit räumlich
getrennten Einrichtungen, z. B. Werke, Verkaufs-
niederlassungen, Zentral- oder Auslieferungslager.
67
Überblick über StandorttheorienWilhelm Launhardt (1882)
Optimierung der (inner)betrieblichen Standortplanung
Hierunter fällt auch die Standortwahl für öffentliche
Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäuser , u.ä.
68
Überblick über StandorttheorienWilhelm Launhardt (1882)
Launhardt behandelte speziell den Modell
theoretischen Fall der Standortbestimmung
im Dreieck , indem er den Transportkosten
minimalen Standort zwischen zwei Rohstoff-
vorkommen und einem Absatzort untersuchte.
69
Überblick über StandorttheorienWilhelm Launhardt (1882)
Rohstoffvorkommen A
Rohstoffvorkommen BAbsatzort
Niederlassung/Werk
70
Überblick über Standorttheorien
• von Thünen• Launhardt • Weber• Christaller• Smith, Pred, Seyffert• Behrens• Ruppmann• Hansmann• ....
71
Überblick über StandorttheorienAlfred Weber (1909)
Sekundärer Sektor ���� Industrieelle Fertigung
• 18tes Jahrhundert, Industrialisierung
• Alfred Weber (1868 – 1958)
• Hauptwerk 1909 „Über den Standort der Industrien“
72
Überblick über StandorttheorienAlfred Weber (1909)
Im Zuge der Industrialisierung kam zusätzlich die Frage auf,
warum sich Industriebetriebe an bestimmten Orten verstärkt
ansiedelten bzw. warum eben nicht. Weber begründete die indus-
trielle Standortlehre und verfasste darüber sein Hauptwerk
„Über den Standort der Industrien, reine Theorie des Standorts“.
Industrie bedeutet für Weber die Produktion materieller Güter.
73
Überblick über StandorttheorienAlfred Weber (1909)
Weber entwarf das erste wirtschaftliche Standortmodell. Er
versuchte, den optimalen Produktionsstandort eines
Einzelbetriebes für den Industriesektor zu finden.
Schwerpunkt: zu transportierendes Material
Verallgemeinerung des Ansatzes von Launhardt.
74
Überblick über StandorttheorienAlfred Weber (1909)
Prämissen:
• Standorte der Rohmaterialien für das fertige Produkt sind bekannt
• Räumliche Verteilung des Konsums und der Arbeitskräfte sind gegeben
• Lohnhöhe der Arbeiter ist konstant, aber räumlich differenziert
75
Überblick über StandorttheorienAlfred Weber (1909)
Prämissen:
• Politische, wirtschaftliche und kulturelle Bedingungen homogen
• Mögliche Erlöse räumlich konstant• Transportkosten ergaben sich aus der Funktion von Gewicht und Entfernung
• Transportmöglichkeiten stehen überall zur Verfügung• Jeder Punkt einer Fläche ist ein potenzieller Standort für einenBetrieb
76
Überblick über StandorttheorienAlfred Weber (1909)
Typische Aufgaben- bzw. Fragestellung von Weber:
Wenn in ein Produkt die Stoffe S1 und S2 eingehen, dieden Orten O1 und O2 gefördert, und an einem Konsum-ort K abgesetzt werden sollen. Wo soll das Gut produ-ziert werden? Zur Wahl stehen neben S1, S2, O1, O2 und K noch weitere Alternative Standorte A1-An.
Unter den gegebenen Prämissen sollte das Gut dort produziert werden, wo die Summe der anfallenden Transportkosten mini-mal ist!
77
Überblick über StandorttheorienAlfred Weber (1909)
Das zu transportierende Material wird differenziert nach:
Lokalisiertem Material ���� nur an bestimmten Orten zu findenReingewichtsmaterial
Gewichtsverlustmaterial
(geht vollständig in Produkt ein)
(geht nur z.T. in Produkt ein)
Ubiquitäten ���� überall zu findendes Material, z.B. Wasser, Luft
78
Überblick über StandorttheorienAlfred Weber (1909)
Im Modell von Weber werden drei Determinanten untersucht:
LohnkostenAgglomerationsfaktoren (begünstigen die Bildung von industriellen Ballungsräumen, z.B. Infrastruktur, Versorgungstädtische Einrichtungen, natürliche und politische Gege-benheiten)Transportkosten
Die Standortfaktoren, die die Wahl des Standortes beeinflussen,sind immer Kostenvorteile!
79
Überblick über StandorttheorienAlfred Weber (1909)
Jeder Ort ist für die Produktion geeignet,
…solange die Transportkosten für Rohstoffe und Endprodukte die Ersparnisse durch niedrigere Arbeitskosten nicht übersteigen.
Oder: Bei gleichen Arbeitskosten und fehlenden Agglo-merationsvorteilen sind die TransportkostenStandort bestimmend.
80
Überblick über StandorttheorienAlfred Weber (1909)
Auch bei Weber nehmen die Transportkosten bei der industriellen Standortbestimmung eine zentrale Stellung ein.
Da die Transportkosten ausschließlich vom Gewicht des bei der Produktion eingesetzten Materials bzw. der erstellten Fertigerzeugnisse sowie der räumlichen Verteilung von Material und Konsum abhängen, reduziert sich die Fragestellung auf dieBerechnung des "tonnenkilometrischen Minimalpunkts", d.h. des Standorts mit der niedrigsten Transportkostenbelastung.
81
Überblick über StandorttheorienAlfred Weber (1909)
Demnach erweisen sich Industriezweige mit Verarbeitungs-
verfahren, die einen hohen Gewichtsverlust bedingen, bei ihrer
Standortwahl als eher Rohstoff orientiert, und siedelten sich
meist in der Nähe der natürlichen Vorkommen des jeweiligen
Rohstoffes an.
Beispiele: Tagebau, Kohle, Eisenerz, allg. Rohstoffe,
Kalkstein, Zement, Kali …
82
Überblick über StandorttheorienAlfred Weber (1909)
Rohstoffvorkommen / Lieferant A
Rohstoffvorkommen / Lieferant BAbsatzort
Tonnenkilometrischer Minimalpunkt= idealer Produktionsstandort
GewichtsverlustmaterialInput > Output = > 1Standort = Rohstoffnah
83
Überblick über StandorttheorienAlfred Weber (1909)
Bei gleichen Arbeitskosten und fehlenden Agglomerations-vorteilen Standort bestimmend:
Gewichtsverlustmaterial
Input > Output
Standort = rohstoffnah
Beispiel Stahlerzeugung: 10 t Erz + 5 t Kohle = 1 t Stahl
84
Überblick über StandorttheorienAlfred Weber (1909)
Unternehmen, deren Endprodukte im Verhältnis zu den
Rohmaterialien sehr schwer sind, agieren eher Markt orientiert
und siedelten sich in der Nähe der Endverbraucher an.
Beispiele: Schlosserei, Handwerk, Kesselbau (viel umbauter
Raum) …
85
Überblick über StandorttheorienAlfred Weber (1909)
Rohstoffvorkommen / Lieferant A
Rohstoffvorkommen / Lieferant BAbsatzort
Tonnenkilometrischer Minimalpunkt= idealer Produktionsstandort
ReingewichtsmaterialInput < Output = < 1Standort = Absatznah
86
Weber bestimmte zum einen Transportkosten minimale Standorte.Zum anderen Isokostenlinien, wobei jede IsokostenlinieStandorte mit gleichen Transportkosten enthielt.
87
Überblick über StandorttheorienAlfred Weber (1909)
Viele der von Weber aufgestellten Regeln gelten in den Grundzügen zum Teil noch heute:
• Schwerindustrie: Standorte „auf der Kohle“ und „am Stahl“, z.B. Ruhrgebiet
• Allgemein: Produktionen mit Gewichtsverlustmaterialien finden am Fundortder Materialien statt
• Dezentralisierung der Industrie fand i.W. auf Basis dezentral vorgefundenerEnergien statt
• Beispiele: Wasserkraft in der Schweiz oder im Bergischen Land, Kleinindustrie
• Transport über Wasserwege billigste Transportmöglichkeit, gibt Ländern ohne bzw. mit geringen Rohstoffvorkommen Chance auf eigene Produktion
• Bei Produktion mit Reingewichtsmaterialien ist die Standortfrage grundsätzlich offen und andere Faktoren dominieren
• Der Standort für Produktion leichter und hochwertiger Güter wird nicht durch Transportkosten dominiert.
88
Überblick über StandorttheorienAlfred Weber (1909)
Kritik:
• Rechnet mit Homo oeconomicus, der über vollständige Informationen verfügt und sich rational verhält
• Statisches Modell• Überbetonung Transportkosten• Raumbedingungen gelten als konstant, können aber
beeinflusst werden• Konstante Erlöse unrealistisch• Unterschiedliche räumliche Verfügbarkeit von Arbeitskräften
und Konsum • Nur Kostenbetrachtung (Transport, Lohn, Versorgung) und
Agglomerationsvorteile
89
Überblick über StandorttheorienAlfred Weber (1909)
Kritik:
• Aber: für damalige Verhältnisse differenzierte Betrachtungdurch simultane Betrachtung mehrerer Faktoren
• Grundsätze und Grundzüge sind noch heute gültig• Allerdings: Veränderung/Verschiebung der Variablen• Heute im Fokus: Arbeitskosten, Agglomerationsvorteile
90
Übung:Was verstehen Sie im Zusammenhang mit der Standortpolitik unterAgglomerationsfaktoren? Welche Agglomerationsfaktoren spielen aus Ihrer Sicht bei der Standortentscheidung eine Rolle?
Allgemein: Agglomerationen sind Zusammenballungen, z.B. in Form von Städten oder Betrieben.Agglomerationsfaktoren sind Faktoren, die am potenziellen Unternehmens-standort bereits vorhanden sind oder die für das Unternehmen geschaffen werden. Sie begünstigen die Ansiedlung von Unternehmen an einem Standort und führen zu internen und externen Einsparungen. Das Unternehmen muss zur Erlangung der Vorteile kein oder nur wenig eigenes Kapital aufbringen.
Beispiele: vorhandene Infrastruktur, Versorgungsmöglichkeiten, Subventionen, finanzielle Unterstützung, Bildungs- und Kultureinrichtungen, Steuervorteile, städtische Einrichtungen, politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, Faktorangebot …
91
Übung:Was verstehen Sie im Zusammenhang mit der Standortpolitik unterAgglomerationsfaktoren? Welche Agglomerationsfaktoren spielen aus Ihrer Sicht bei der Standortentscheidung eine Rolle?
Agglomerationen erklären bei Weber und anderen Standorttheoretikern, warum sich häufig schon in vorindustrieller Zeit oder zu Beginn der Industri-alisierung (Rohstoffvorkommen) erste Zentren gebildet haben.
Wachstum findet u.a. durch Agglomerationen statt, dadurch wachsen auch die Agglomerationen weiter, was wiederum das Wachstum steigert usw. …
Es werden drei unterschiedliche Gründe für die Bildung von Agglomerationengenannt:
- Kohle- und Stahllagerstätten- Seewege und der Ausbau der Häfen (Handelswege, billiger Transport)- Erweiterung der Hauptstädte
92
Agglomerationen in Deutschland
Rhein-Ruhr-Region 11,2 Mio. EW, 3,7 Mio. Beschäftigte
In Deutschland gibt es heute fünf große Agglomerationen.
Großraum Berlin 4,0 Mio. EW, 1,4 Mio. Beschäftigte
Rhein-Main-Region 2,8 Mio. EW, 1,3 Mio. Beschäftigte0
Großraum Hamburg 2,1 Mio. EW, 0,7 Mio. Beschäftigte
Großraum München 1,9 Mio. EW, 0,9 Mio. Beschäftigte
93
Agglomerationen
Frühere Erklärungsversuche (Weber) genügen nicht, um das lang-fristige überdurchschnittliche Wachstum heute zu erklären
Agglomerationsprozess in alten Industrienationen hält an.
Erklärungsversuch modernerer Theorien: Agglomerationen bieten Unternehmen und Menschen Vorteile, die sie an anderen Orten so nicht finden
Agglomerationsvorteile unterschiedlichster Güte und Qualität
94
Agglomerationen
Einteilung von Agglomerationsvorteilen
Agglomerationsvorteile
Interne Ersparnisse(interne economies of scale)
Externe Ersparnisse(positive Externalitäten)
Lokalisationseffekte(externe economies of scale)
Urbanisationseffekte(economies of scope)
95
Agglomerationen
Interne Ersparnisse = I.e.S. Vorteile der Massenproduktion in einem Betrieb. Kernidee: Produktion und Verkauf in großer A. bietet größeren Markt als in kleiner A. und ermöglicht Kosten günstigere Produktion.
Voraussetzungen: Geringe Transportkosten für Beschaffungsgüter,da ansonsten dezentrale Produktion günstiger. Wenig Wettbewerb, da ansonsten Verdrängungs-wettbewerb, und Verringerung der Vorteile bzw. Erlangung erst nach Durchsetzung am Markt
Einteilung von Agglomerationsvorteilen
96
Agglomerationen
Externe Ersparnisse = Positive Interdependenzen zwischen Unternehmen,Unternehmen und Verbrauchern, Unternehmen und Staat usw.
Lokalisationseffekte = Vorteile für Unternehmen der gleichen Branche(gemeinsame Standorte, Clusterbildung). Vorteileentstehen z.B. durch Konzentration von Know-How, spezialisierter Arbeitsmarkt, Ansiedlung von Zu-lieferindustrien, Kompetenzaufbau, Image, Zugriffauf die gesamte Wertschöpfungskette, Schaffung
gemeinsamer Ausbildungsstandards, InnovationenBeispiele: Silicon Valley, Solingen, Wiesbaden.
Einteilung von Agglomerationsvorteilen
97
98
Agglomerationen
Urbanisationseffekte = Vorteile, die zwischen Unternehmen unterschied-licher Branchen bzw. zwischen verschiedenenAktivitäten auftreten (Diversifikationsvorteile)
Einteilung von Agglomerationsvorteilen
Vorteile = Große lokale Märkte (Absatz, Beschaffung, Arbeit), Verfügbarkeit wichtiger Querschnitts-dienstleistungen und Forschungseinrichtungen,ausgebaute Infrastruktur
Vorteile für Haushalte = Beschäftigung, Konsum, Bildung, Kultur, Freizeit
Vorteile für Staat = Steuern, Aufbau öffentlicher Dienstleistungen
99
Überblick über Standorttheorien
• von Thünen• Launhardt • Weber• Christaller• Smith, Pred, Seyffert• Behrens• Ruppmann• Hansmann• ....
100
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller (1933)
Tertiärer Sektor ���� Dienstleistungen
• Anfang 20tes Jahrhundert, Zunahme Dienstleistungsangebot
• Walter Christaller (1893-1969)
• Hauptwerk 1933 „Die zentralen Orte in Süddeutschland, eine ökonomisch-geografische Untersuchung über die Gesetzmäßigkeiten der Verbreitung und Entwicklung der Siedlungen mit städtischen Funktionen“
101
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller (1933)
Mit der zunehmenden Bedeutung eines sich ständig ausweiten-
den Dienstleistungsangebotes untersuchte der deutsche Geograph
und Volkswirtschaftler Walter Christaller in den 30er Jahren des
20ten Jahrhunderts die Verteilung zentraler Orte, die auf Grund
ihrer Ausstattung mit privaten und öffentlichen Einrichtungen
für sich und ihr Umland Versorgungsfunktionen übernahmen.
102
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller (1933)
Christaller schrieb Abhandlungen über städtische Siedlungen, die
er in seinen Theorien der zentralen Orte niederlegte. In seinem
Erklärungsansatz zur Standortwahl untersuchte er u.a. die
Fragen:
• Wie siedeln sich Siedlungen im Raum an und welche Kräfte bewirken diese
Ordnung?
• Warum sind einige Städte größer/bedeutender als andere?
• Welche Gesetz- bzw. Regelmäßigkeiten verbergen sich dahinter?
103
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller
• Stadt ist der Produktionspunkt und das homogene Umland ist das Absatzgebiet
• Transportkosten sind die einzige Raum strukturierende Variable
• Raum und Umland sind homogen, d.h. Produktions- und Kostenfunktionen sind identisch
• Es gibt keine Agglomerationseffekte und -vorteile
104
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller
• Folge: Für die Produzenten gibt es keinen Grund, sich nahe beieinander anzusiedeln
• Jeder Anbieter wird versuchen, ein eigenes Gebietsmonopolzu erreichen
• Im homogenen Raum ist das Absatzgebiet eine kreisförmige Fläche um den Produktionspunkt (Stadt) herum
• Preise sind im Zentrum am niedrigsten und steigen nach außenhin durch die Transportkosten kontinuierlich an
105
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller
• Jedes Gut hat zwei Reichweiten, eine innere und eine äußereReichweite
• Innere Reichweite ist das Betriebsminimum, also das Absatz-gebiet, das der Produzent mindestens benötigt, damit sich dieHerstellung überhaupt lohnt
• Äußere Reichweite ist das maximale Absatzgebiet, wo der Preiseinschließlich Transportkosten dem des nächsten Gebiets-monopolisten gerade entspricht
• Dringt ein Anbieter in das Gebiet des nächsten ein, wird der erste keine Güter verkaufen können, weil sein Preis wegen der höheren Transportkosten nicht konkurrenzfähig ist
106
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller
= zentraler Ort
= innere Reichweite, Umsatzschwelle
= äußere Reichweite, keine Nachfrage
Innere und äußere Reichweiteeines zentralen Gutes
107
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller
• Soll ein Raum Flächen deckend von mehreren Gebietsmono-polisten versorgt werden, entstehen zunächst viele kreisför-mige Absatzgebiete
• Kreisförmige Absatzgebiete überschneiden sich an den äußeren Grenzen (Reichweiten)
• Lösung: Bildung von gleich großen, regelmäßigen Sechs-ecken als Absatzgebiete für jeden einzelnen Gebietsmono-polisten. Kreisförmige Absatzgebiete werden zwischen benachbarten Monopolisten aufgeteilt.
108
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller
Größe der Marktgebiete resultieren aus der inneren und äußeren Reichweite (keine unversorgten Gebiete)
109
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller
AB
110
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller
• Jedes Gut hat eine eigene Reichweite. Unterschiede ergeben sich durch Angebots- und Nachfragefunktion sowie durch Transportkosten
• Unterschiede bewirken ein für jedes Gut andere Reichweiten
• Für jedes Gut gibt es wabenförmige sechseckige Absatz-gebiete
• Absatzgebiete für verschiedene Güter überlagern sich nichtbeliebig!
111
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller
• Raumstruktur wird geprägt von den Gütern, die das größteeffektive Absatzgebiet haben.
• In denjenigen Orten, wo Güter mit großem Absatzgebietproduziert werden, werden auch alle anderen Güter produziert
• Grund: es besteht schon ein Markt, der zu Transportkostenvon Null beliefert werden kann
• Diese Orte nennt Christaller „zentrale Orte“, da hier alle Produkte der gesamten Palette produziert werden, von der kürzesten bis zur längsten Reichweite.
112
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller
Zentral bedeutet nach C., dass eine Stadt oder Gemeinde einen „Bedeutungs-überschuss“ gegenüber anderen Städten hat, der das Ergebnis des wirtschaftlichen Zusammenwirkens der Einwohner ist.
C. bestimmte Bedeutungsüberschuss einer Stadt als Verhältnis zwischen den Diensten, die insgesamt bereit gestellt werden und den Diensten, die nur für die Bewohner des zentralen Ortes benötigt werden.
Bedeutung hängt nicht von der Fläche oder Einwohnerzahl ab.
113
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller
• Für Güter mit kürzeren oder mittleren Reichweiten entstehenNebenzentren
• Es entsteht eine Hierarchie der Zentren. Hauptzentren produ-zieren immer das gesamte Sortiment und versorgen mit Güterngroßer Reichweite ein großes Absatzgebiet
• Nebenzentren produzieren ein immer kleineres Sortimentvon Gütern mit immer kleinerer Reichweite
• Machen die Gebietsmonopolisten Gewinn, ziehen sie weitereAnbieter an, die sich zwischen den Grenzen ansiedeln. In der Folge verschieben sich die Absatzgebiete hin zu den inneren Reichweiten
114
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller
Je höher die Zentralität eines Ortes, desto größer die Anzahl und Qualitätder Dienstleistungen je Bewohner.
Es gibt drei typische Arten von Zentren:
Oberzentren (A) = höherer BedarfMittelzentren (B) = gehobener BedarfUnterzentren (C) = Grundversorgung
Jedes höhere Zentrum übernimmt zugleich die Aufgaben der zentralen Orte niedrigerer Stufe = Ober- ist gleichzeitig Mittel- und Unterzentrum.
115
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller
A A
B
C
A = OberzentrenB = MittelzentrenC = Unterzentren
116
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller
• Übertragung der Idee der zentralen Orte auf Städte und Dienstleistungen
• Voraussetzungen: homogener Raum mit gleichmäßig ver-teilten Abnehmern, direkt proportionalen Transportkosten zur geografischen Distanz, identische Angebots-, Nachfrage- und Transportbedingungen für identische Güter
• Häufigkeit der Nachfrage bestimmt die Reichweite des Gutes,Transportkosten bestimmen die Reichweite
• Häufige Nachfrage, hohe Distanzempfindlichkeit = Grundbedarf, Nahbereich (Post, Friseur)
• Seltene Nachfrage, geringe Distanzempfindlichkeit= Güter gehobener und höherer Ordnung (Orte höherer Zentralität,z.B. Textilien, Schuhe, Unterhaltungselektronik, Universitäten)
117
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller
Wies nach, dass es eine Regelmäßigkeit von Städten und Gemeinden im Raum nach ihrer Bedeutung gab.
Messbarer Indikator für die Zentralität:
Anzahl der Telefonanschlüsse, die es in den 1930er Jahren vor allem in Wirtschaft und Verwaltung gab.
ZI = (nTel-N) * MiTel
Wobei: ZI = Zentralitätsindex, nTel = Anzahl Telefonanschlüsse, N = Einwohnerzahl, MiTel = Mittelwert der Telefonanschlüsse je Einwohner im Ergänzungsgebiet (das den zentralen Ort umgebende Gebiet)
Zentralität = Bedeutung der Stadt/Gemeinde
118
119
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller
Gliederungsprinzipien der zentralen Orte
VersorgungsprinzipFunktionsvielfalt abhängig von der Stadtgröße. Basiertauf transport- und markttechnisch begründeten Reich-weiten von Gütern (u.a. Verderblichkeit, Lagerfähigkeit)
VerkehrsprinzipStrahlenförmige Aufreihung von Städten gleicher Größein Abhängigkeit von der in der Vergangenheit (1930er Jahre)zu bewältigenden Tagesentfernungen
VerwaltungsprinzipEntspricht politischen oder verwaltungstechnischen Einheiten, Abgrenzung geschlossener Räume, z.B. Tal-Bergregionen
120
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller
In den Oberzentren (A) dominieren hochwertige Dienstleis-
tungen und Produkte zur Deckung des langfristigen Bedarfs.
In Unterzentren (C) finden sich überwiegend Anbieter des
täglichen Bedarfs. Die Mittelzentren (B) bewegen sich zwischen
diesen beiden Extremen (Grund- plus gehobener Bedarf).
121
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller
Übung: Finden Sie Dienstleistungen, die Ihrer Meinung nach typisch für die unterschiedlichen Zentren sind!
Unterzentren C Mittelzentren B Oberzentren A
Post Höhere Schule Waren-/KaufhäuserKirche Berufsschule SpezialgeschäfteGrundversorgung Krankenhaus Hoch-/Fachhochsch.Grundschule Facharzt SpezialklinikenApotheke Notar, Anwalt Theater/MuseenArzt und Zahnarzt Steuerberater BehördenSparkasse Kulturelles Angebot ......Bäuerliche .....Genossenschaft…..
122
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller
Eingang in das deutsche Raumordnungsgesetz zum Teil bis heute.Grundlage der Mittelverteilung, um zunächst Unterzentren aus-zubauen.
Ziel: Schaffung gleicher Lebensbedingungen für alle, Aufbau vonInfrastruktur, Industrie, Kultur, Verwaltung …Stopp der Abwanderung aus ländlichen Gebieten
123
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller
Beispiel: Landesentwicklungsplanung Baden-Württemberg
Festlegung der Ober- und Mittelzentren auf Landesebene.Definition weiterer Zentren erfolgt auf Ebene der Regional-planung
124
125
Ordnungsstufen der zentralen Orte Radius eines M-Ortes: 4 kmB-Orte: Radius einer Fuhrwerkstagesreise (21 km = 4* (√3)3 km)
Radiuserweiterung der n�chsth�heren Ordnungsstufe = r √3
Typ Abk. Beispiel (1932) Radius km angebotene Güter
hilfszentraler Ort H Nussloch 2,3 10Marktort M Leimen 4 40Amtsort A Schriesheim 7 90Kreisort K Wiesloch 12 180Bezirkshauptort B Weinheim 21 330Gaubezirksort G Bruchsal 36 600Provinzialhauptort P Heidelberg 62 1.000Landeszentralort L Stuttgart 108 2.000
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller
126
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller
Vierfache Stufung/zentrale Orte
Oberzentren = Mittelzentren plus spezialisierter höherer Bedarf
Mittelzentren = Unterzentren plus gehobener Bedarf
Unterzentren und Grund(Klein)zentren = Grundversorgung
127
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller
Oberzentren: Standorte großstädtischer Prägung, Versorgungeiner Region mit mehreren hundertausend EW,hohe Qualifikation und Spezialisierung
Mittelzentren: Umfassen min. 35 T-EW, sollen entwickelt werden,um vielfältiges höherwertiges Angebot erstellen zu können
Unterzentren: Umfassen min. 10 T-EW, sollen häufig wiederkehrenden Bedarf und Grundversorgung decken können
Kleinzentren: < 10 T-EW, Grundversorgung, z.T. darüber hinaus
128
Überblick über StandorttheorienWalter Christaller
Kritik
• Idealtypische Prämissen (weltfremd)
• Aktuelle Siedlungsentwicklung entfernt sich vom Modell (u.a. Telearbeit, Bündelung öffentlicher Einrichtungen)
• Theorie der zentralen Orte (Zentren) für viele materielle Produkte heute unerheblich (gestiegene Reichweiten macht Produktion überall möglich)
• Gültigkeit z.T. für Dienstleistungen, die am Ort des Entstehens verbrauchtwerden müssen (Produzent kommt zum Kunden oder umgekehrt). Dies ist auch heute noch teuer, weil Wegzeiten (Transport) berechnet werden
• Kein marktwirtschaftliches Prinzip durch festgeschriebene Förderung der Zentren (Investitionslenkung)
• Verhinderung der Funktionsspezialisierung der Städte
129
Kernmerkmale der frühen theoretischen Ansätze:
Entfernungen und Transportkosten
Es wird in der Regel davon ausgegangen, dass die
Transportkosten proportional zur zurückgelegten
Entfernung und der transportierten Menge sind.
Somit verbleibt als wesentliche Einflussgröße für die
Standortwahl lediglich die Entfernung zwischen
zwei oder mehr Standorten.
130
Kritische Betrachtung der frühen theoretischen Ansätze
• Transportkosten sind nicht konstant, z.B. Großkundentarife,Rabatte für Entfernungen, steigende Kraftstoffkosten, Maut, Abgaben
• Konkurrenz der Anbieter sorgt für Preisverfall
• Unterschiedliche Güter haben unterschiedliche Preise
• Preis variiert auch je nach Transportmittel, LKW, Bahn,Schiff, Flugzeug
• ....
• Es müssen stets auch andere Kostenpositionen betrachtet werden, z.B. Grund und Boden, Personal, Mieten, ....
131
���������
��� ����� ������� ��
�������������������������������������� �������������������� ����!����� ����"��������"�� ����# ����� ��������!�$�������� �" ����� ���� ��%������&'�������������� ����������������� �������������� �������������"���� ����'������$�( ��)�'�� ��� �������� ��*+'��,������-� ,��� � �������������������������� ��, ����.������ ��������!��� ��/���������'�� ���������'�"�������� ��%������&'������+� '�� ��$�( ���� ���������'�� ������'�������0������1�2���.������ ���'��������� ��%���������,������������������������"�� ����3455�� ������6$�.������'��������������!����'�����������'����3778��6$�(�����" ����!��� ��%� ������� ���,��� ����� ��� ������-������� �����9� ��������������38:7��6����������� �0������������������������'����'��������3:;7��6$�(��������<� ��������� �� ������*��� �����3==5��6$�(������� � ����!������(�������'��������� '��'�487�������� ��>'����������������������� '#/���� ����'����'���?;7������!�$�(���@�������������A�������������'� ����9� ������������'�������������� ���,���+��$�(�'�'����������� ���� �������"����'���!��� ��B ����� ��:8�����������2������ ��;5C��������� �������$)��'��������������!��� ������� ��� �����%������&'������?;;D��������"�� ����������������$���' ����'������� ������������� �������� ��$���� ����'�������'����� ���������'�������������� ������������$�(������������ ������.����������� ���� ���������� ���������������A��������� ���������'�� �'$�(�������������� ������������ � �������' �����-������� ���� ����������� ������������������$�
�+����#�����#���� '���=?$;=$=55D
132
•Welche Rolle spielen Transportkosten bei Standortwahl und anderen betriebswirtschaftlichen Entscheidungen heute?
•Würden steigende Transportkosten Standortverlagerungenzur Folge haben und/oder bestehende Standorte in Fragestellen?
•Welche Voraussetzungen/Bedingungen müssten gegeben sein?
•Welche weiteren Veränderungen würden steigende Transportkosten in der Wirtschaft auslösen?
Aufgabe
133
• Unternehmen sind keine isolierten Organisationen (mehr), die ihre Vorprodukte aus der Natur beziehen
• Unternehmen sind Teile einer vielgliedrigen und komplexenProduktions- und Transportketten
• Transportkosten spielen in der betriebswirtschaftlichenKalkulation nach wie vor wichtige Rolle
• Transportkosten gehen in die Berechnung der Preise ein
• Transport, Beschaffung und Logistik spielen für viele Betriebe (v.a. Produktion, Handel, Handwerk) eine großeRolle
Lösungsansatz
134
• Transportkosten werden heute differenziert, z.B. nach Güter-, Personen- und Informationstransportkosten
• Preisanstieg für Transport ist (langfristig) absehbar: z.B. Maut, Abschaffung von Subventionierungen (z.B. Pendler-Pauschale), steigende Energiepreise, Steuern, Abgaben, Internationalisierung
• Alle drei Faktoren haben Einfluss auf die Höhe der Trans-portkosten eines Unternehmen, z.B., wenn Arbeitnehmer aufGrund steigender Preise ihre Wohnorte verlagern und sich neue Arbeitsplätze suchen
Lösungsansatz
135
• Unternehmen müssten sich dann z.B. auf ein verändertesPersonalangebot einstellen
• Höhere Kosten würden voraussichtlich zu Veränderungenvon Standorten führen, z.B. Just-in-Time würde stärkerals bisher durch Unternehmensverbünde (Ansiedlung der Lieferanten am Standort des Empfängers) abgelöst, (Wieder)Verteilung Transportkosten intensiver Industrien auf die Fläche (regionale Absatzstruktur, Dezentralisierung), z.B. Brauereien und Getränkehersteller
Lösungsansatz
136
• Alternativ: Optimierung bestehender Transport- und Wert-schöpfungsketten, um Kosten zu reduzieren und Preise kon-stant zu halten
• z.B. Satelliten-Technologie, Verkehrslenkung, Vermeidung von Leerfahrten, Telekommunikationsmedien
• Fazit: langsam und kalkuliert steigende Kosten führen wahr-scheinlich zu Optimierungsbestrebungen der Unternehmen,stark und schnell steigende Kosten zu einer Verlagerung und grundsätzlich zu einer Agglomeration in bestimmten Ballungs-gebieten
Lösungsansatz
137
Fazit der frühen theoretischen Ansätze:
• Zeigt historische Überlegungen und historische Denkweisen auf
• Theoretische Ansätze heute wenig/kaum (entschei-dungs-) relevant, aber noch Gültigkeit
• Meist idealtypische Prämissen
• Geringer Praxis Bezug
• Heute: Andere bzw. mehr Faktoren entscheidend
138
Überblick über Standorttheorien
• von Thünen• Launhardt • Weber• Christaller• Smith, Pred, Seyffert• Behrens• Ruppmann• Hansmann• ....
139
Moderne StandorttheorienDavid M. Smith
• erweitert Webers Standorttheorien um ein variables Kosten-modell, das neben Transportkosten auch andere Kosten enthält
• Ergänzung um die an einem Standort zu erwartenden Erlöse
• für jeden möglichen Standort ergibt sich eine individuelle Kostenkurve
• für jeden möglichen Standort ergibt sich zudem eine indivi-duelle Erlöskurve
• Durch Überlagerung der Kurven können profitable Standorteidentifiziert werden.
140
Moderne StandorttheorienDavid M. Smith
• der optimale Standort befindet sich in der Zone, wo die Differenz zwischen Erlösen und Kosten am größten ist
• Smith berücksichtigt erstmals auch Steuern und Subventionen, die die Kosten an einem ungünstigen Standortreduzieren
• Ansiedlungen außerhalb der Zone führt für ein Unternehmenzum Untergang
141
Moderne StandorttheorienAllen Pred (1936*)
• entwickelte erste verhaltenswissenschaftliche Theorie der Standortwahl (behavioral approach)
• bisherige Theorien (Weber, Smith etc. deduktiv) unterstelltenobjektive Sichtweise und einheitlichen Informationsstandder Unternehmer
• Pred ging davon aus, dass Unternehmer über unterschiedliche Informationen und Fähigkeiten verfügen
• Wahl des Standortes hängt von der Anzahl der Informationen und der Fähigkeit der Unternehmer ab, die Daten so auszu-werten, dass er den optimalen Standort findet
142
Moderne Standorttheorien
• Unternehmern hat begrenzte Informationen und kann selbst diese nicht optimal verarbeiten
• Grund ist seine „Mental Map“, in der seine Werte, Beweggründe und persönlichen Erfahrungen gespeichert sind
• Pred: selbst bei gleichem Wissens-/Informationsstandunterschiedliche Entscheidungen
Allen Pred (1936*)
143
Moderne Standorttheorien
• erstmalig Einbeziehung nicht materieller Werte (weiche Faktoren)
• erstmalig Betrachtung einer zeitlichen Komponente
• Informationen, Informationsstand, Fähigkeiten und Werteändern sich im Zeitverlauf
• Äußere Faktoren, Druck, Stress, Politik verändern Verhalten
• Fazit: Standortentscheidungen können in Frage gestellt und verlagert oder aufgegeben werden
Allen Pred (1936*)
144
Moderne StandorttheorienSeyffert
• beschreibt die überwiegend auf der Absatzseite der Handels-unternehmen wirksamen Standortfaktoren
• (Einzel)Handelsbetriebe sind ausnahmslos Absatz orientiert
• Ausnahme: Versand- und Spezialgroßhandel sind produktions-orientiert
• Seyffert fokussiert stark auf die Absatz bezogenen Standort-faktoren
• Wesentliche Standortfaktoren für Seyffert sind: Konsum, Wettbewerb, Verkehr, Raum
145
Überblick über Standorttheorien
• von Thünen• Launhardt • Weber• Christaller• Smith, Pred, Seyffert• Behrens• Ruppmann• Hansmann• ....
146
Behrens (1965)
ergänzt die Ansätze von Seyffert um die Beschaffungsseite
Standortfaktoren von Handelsunternehmen
Absatz und Standort
Absatzpotenzial Absatzkontakte
Bedarf
RaumWettbewerb
Kaufkraft
Beschaffung und Standort
Beschaffungs-kontakte
Beschaffungs-potenzial
Betriebs-raum
Arbeits-leistung
Waren
Moderne Standorttheorien
147
Überblick über Standorttheorien
• von Thünen• Launhardt • Weber• Christaller• Smith, Pred, Seyffert• Behrens• Ruppmann• Hansmann• ....
148
Ruppmann (1968)
• Bedarfsträger � Auswahl und Abgrenzung des Einzugs-gebiets, Kundenstruktur, Einkaufsgewohn-heiten
• Konkurrenz � Anzahl und Stärke der Wettbewerber• Einsatzgüter � Arbeitskräfte, Verkaufsräume, Transport-
bedingungen
• Ruppmann unterscheidet nach externen und internen Faktoren
Moderne Standorttheorien
• Extern: Wirkungsfaktoren, die von außen auf ein Unternehmenwirken:
149
Ruppmann (1968)
• Handelsprogramm � Sortiment, Preis, Elastizität der Nach-frage
• Leistungsfaktoren � Verfahren zur Auftragserlangung, z.B. Stationärer Handel, Werbung, Ansprache
• Betriebsgröße � Anzahl Mitarbeiter, Verkaufsfläche, Wa-reneinsatz
• Ruppmann unterscheidet nach externen und internen Faktoren
Moderne Standorttheorien
•Intern: Bedingungsfaktoren
150
Ruppmann (1968)
• Ruppmann unterscheidet nach externen und internen Faktoren
Der Standort, an dem sich Wirkungsfaktoren und Bedingungs-faktoren am besten vereinen, ist der optimale Standort (Kon-gruenz der Faktoren).
Ablauf:
• Gedankliche Fixierung der Bedingungsfaktoren, Entscheidungam grünen Tisch
• Marktuntersuchungen, zu den Bestimmungsfaktoren• Entscheidung und Standortauswahl � Kongruenz der Faktoren
Moderne Standorttheorien
151
Tietz (1969)
• Entwickelt ein Konzept, das sich von der bisher beschreibenden(deskriptiven) Standortlehre löst
• Will nicht nur bestehenden Zustand und einzelne Zeitpunkte beschreiben
• Führt Standortdiskussion ein• Sieht die gesamtwirtschaftlichen Daten als Bestimmungsfaktor
für Verkaufsflächen und Standortsuche• Sieht die Wirtschaft als dynamischen Prozess, in dem alle Fak-
toren einem steten Wandel unterworfen sind• Wendet mathematische Methoden an, um Modelle transparenter
zu machen• Ziel von Tietz: mithilfe gesamtwirtschaftlicher Prognosen den künftigen Bedarf von Verkaufsflächen im (Einzel)Handel bestimmen
Moderne Standorttheorien
152
Überblick über Standorttheorien
• von Thünen• Launhardt • Weber• Christaller• Smith, Pred, Seyffert• Behrens• Ruppmann• Hansmann• ....
153
Hansmann (1999)
• Unterscheidet qualitative und quantitative Faktoren
• Der Beitrag der quantitative Faktoren zum
Unternehmenserfolg kann analytisch gemessen werden
• Der Beitrag der qualitativen Faktoren muss (subjektiv)
geschätzt werden
Moderne Standorttheorien
154
Hansmann (1999)
Quantitative Standortfaktoren
Moderne Standorttheorien
• Personalkosten• Beschaffungskosten• Infrastrukturkosten• Transportkosten• Steuern und Abgaben• Subventionen• Grundstückkosten• Erzielbare Absatzmengen und –preise (Umsatz)• …
155
Hansmann (1999)
Qualitative Standortfaktoren
Moderne Standorttheorien
• Infrastruktur des Standortes• Verkehrslage des Standorts• Arbeitskräftebeschaffung, Qualifikation• Absatzmöglichkeiten• Wettbewerb• Kooperationspartner, Netzwerke• Beschaffenheit des Standorts• Finanzierungsmöglichkeiten• Verfügbarkeit von Ressourcen• Politische Rahmenbedingungen• …
156
Veränderungen gegenüber den frühen Standorttheorien
• zunehmende Komplexität von Standortentscheidungen • Relevanz vieler Faktoren• Veränderungen und Dynamik rücken in den Fokus• Einsatz von Modellrechnungen und mathematischen Verfahren• Internationalisierung und Globalisierung• Höherer Praxisbezug• Standortentscheidungen sind häufig „Verdrängungs-
entscheidungen“• Monitoring von Standorten und von Veränderungen• Hohe Unsicherheiten, starke Dynamik• Standortentscheidungen immer noch „Einmalentscheidung“• …
157
Verfahren der Standortauswahl
158
Standortplanung, -bewertung und –auswahl als
strategischer Lernprozess
159
160
Quelle: Verbundprojekt Bestand
161
Vorauswahl von Standortalternativen
• Ziel: Reduktion der Anzahl potenzieller Standortalternativen auf X Möglichkeitenund Länderauswahl
• Vorauswahl: Definition von K.O.-Kriterien
• Unternehmensziele und –strategien, z.B. kein Standort in…
• Politische Stabilität, Zuverlässigkeit, z.B. Parteien, Sicherheit…
• Wirtschaftliche Rahmenbedingungen, z.B. Gebäude, Personal…
• Rechtliche Rahmenbedingungen, z.B. Schutzrechte, Patente…
• Geospezifische Eignung, z.B. Klima, Wasser…
• Investitionsrisiko, z.B. allg. Planungssicherheit…
• Infrastrukturelle Basisanforderungen, z.B. Transportwege, Anbindung…
• …
162
Länderselektion:
Länderrisikoindikatoren/Länderbewertung (Country-Ratings, Ausland, BERI-Index���� Business Environment Risk Information)
Vorauswahl von Standortalternativen
163
Beri-Index
3 Teilrisikoindikatoren
Operations-Risk-Index (ORI), GeschäftsklimaPolitical-Risk-Index (PRI), politische Lage/RisikenR-Index, Rückzahlungsindex, Kapital, Erträge
Beri-Institut
Beurteilung der wirtschaftlichen und politischen Risiken in derzeit ca. 50 Ländern, wird 3x jährlich erstellt, Beurteilung durch ein Country- oder Länder-Rating mit Noten von außerordentlich günstig bis nicht akzeptabel (4-0)
164
Operations-Risk-Index (ORI), Geschäftsklima, 15 Einzelkriterien
z.B. Geschäftsklima, Investitionsklima, Infrastruktur, Bürokratie, Produktivität, Lohnkosten
Political-Risk-Index (PRI), politische Lage/Risiken, 10 Kriterien
z.B. Politische, kulturelle, soziale Lage/Stabilität, politische Abhängigkeit
R-Index, Rückzahlungsindex, 4 Kriterien
Zahlungsfähigkeit, Zahlungsbilanz, Währungsreserven,Auslandsverschuldung
165
Handlungsempfehlungen aus dem Beri-Index
Punktzahl Empfehlung
0-120 keine geschäftlichen Transaktionen!von jeglicher Geschäftsbeziehung wird abgeraten
120-160 nur Handel treiben!Die Lage erlaubt keine Investitionen, nur einzelne,kurzfristige geschäftliche Transaktionen ohneKapitaltransfer
160-180 Dividendenlose, ertragsunabhängige Zahlungen!Nur geringes Eigenkapital investieren und versuchen,über Know-How-Transfer, Lizenzverträge u.ä.Gewinne zu erzielen
180-300 Für Investitionen geeignet!Investitionen werden empfohlen. Probleme der Kon-vertibilität oder des Dividendentransfers sind nicht zuerwarten
166
Kritische Würdigung des Beri-Index
• Zum Teil subjektiv, z.B. Kriterienkatalog, Gewichtung,Auswahl
• Kriterien sind nicht unabhängig voneinander• Durchschnittsbildung bewirkt Kompensation schlechter/guter
Ausprägungen• Keine vollständige Betrachtung• Bewertung der aktuellen Lage, keine Prognose• Betrachtung weniger Staaten• Kosten günstig• Gut für erste Information• Unverzichtbar für grobe Selektion bei Auslandsengagement• Ausgangspunkt für weitere Bewertung und Folgeaktivitäten• …
167
Gängige Standortbewertungsverfahren 1/2
Qualitative Verfahren
• Stochastische Verfahren• Erfahrungswertmethoden• Checklistenverfahren• Nutzwertanalyse
168
Gängige Standortbewertungsverfahren 2/2
Quantitative Verfahren
Statische InvestitionsrechnungsverfahrenKostenvergleichsrechnungAmortisationsrechnungRentabilitätsrechnung
Dynamische InvestitionsrechnungsverfahrenKapitalwertmethodeAnnuitätenmethodeInterne-Zinssatz-Methode
169
Stochastische Verfahren
170
Bei den stochastischen Methoden geht es um das Beschreiben, Interpretieren und Verstehen von Zusammenhängen, die Aufstellung von Klassifikationen und die Generierung von Hypothesen. Die Befragten können ihre Gedanken (häufig) frei formulieren, und der Interviewer stellt ggf. präzisierende Nachfragen.
171
Wahrscheinlichkeitsbetrachtung, mit der ein Verbraucher/Kundeeinen Einkauf am Standort eines Unternehmens vornimmt.
Die Standortbestimmung erfolgt hier in der Regel durch
• Befragungen• Tests• empirische Erhebungen
Eine empirische Erhebung ist in der Statistik ein Vorgang der Datenbeschaffung. Die primäre Datenerhebung kann in Form der Befragung, Beobachtung (z.B. Verkehrszählung) und als Experiment erfolgen. Bei der sekundären Datenerhebung hingegen wird auf für andere Zwecke bereits erhobenes Datenmaterial zurückgegriffen.
172
Erfahrungswertmethoden
173
• Gehminutenmethode• Zeit-Distanz-Methode• Kundendateien• Konsumentenbefragungen
174
Gehminutenmethode
Ermittlung von Gehminutenzonen. Auf Grund von Erfahrungs-werten werden gedanklich Kreise um einen Standort gezogen,wobei jeder Kreis dem Abstand einer Gehminute entspricht.
• Bis 5 Gehminuten spricht man vom primären Einzugsgebiet. Es wird von rund 80% der Kunden frequentiert (Radius ca. 300-600m)
• Bis 15 Gehminuten spricht man vom sekundären Einzugsgebiet.Es wird von etwa 15% der Kunden frequentiert
• Darüber hinaus gehende Gehminutenzonen werden kaum noch in Anspruch genommen
175
Gehminutenmethode
5 Gehminuten
15 Gehminuten
176
Gehminutenmethode
kann Anwendung finden bei
• Innenstadtgeschäften
• kleinen Geschäften außerhalb der Zentren, z.B. Bäckereien, Metzgereien, Kioske ......
• Lokalen Dienstleistern, z.B. Friseure, Versicherungsbüros ....
• Imbissbuden, Pizza-Service, Restaurants (eingeschränkt)
• Überwiegend für Geschäfte mit Laufkundschaft
177
Zeit-Distanz-Methode
Untersucht Zusammenhang zwischen Verkehrsmittel und Standort
• Steigende Geschwindigkeit (zu Fuß, Pferd, Straßenbahn, PKW)und „sinkender Raumwiderstand“
• Radius, in dem sich ein Verbraucher bei gleichem Zeitverbrauchbewegt, steigt
• Konstantes Zeitbudget 2-5% von 24 Std. ca. 30-75 Min. wird akzeptiert
178
Zeit-Distanz-Methode
Wegezeit zwischen der Wohnung des Kunden und dem Unternehmen. Die kritische Zeitschwelle liegt bei rund30 -75 Minuten. Mehr Wegezeit wird nur in besonderen Fällen akzeptiert, z.B. spezielles Angebot, Service....
Kann relevant sein bei
Handelsbetrieben auf der grünen Wiese, z.B. Baumärkten, Einkaufzentren, Discounter ....
179
Beispiel Gehminutenmethode
5 Gehminuten
15 Gehminuten
180
Kundendateien
durch Datenverarbeitung heute umfangreiche und umfassendeAuswertung des Kaufverhaltens möglich (Data-Mining).
Beispiele: Verkauf von Adressen und Kundendaten an Werbeunternehmen Anlegen von Kunden-/Kaufprofilen von unterschiedlichen Geschäften --> Einzelhandel,Elektro, Tankstellen, Restaurants, Veranstaltungen,Banken
Stichwort: Gläserner Kunde --> Datenprofile aus mehreren Quellen können zur Standortwahl hinzu gezogen werden.
Beispiel: Fa. Schober, Creditreform, Feri-Consult …
181
Kundenbefragungen
Ziel ist die Gewinnung von Informationen über das bisherige und das voraussichtliche künftige Kaufverhalten. Darüber hinaus sollen Motive, Lebensverhältnisse und Einstellungen (Werte) der Kunden in Erfahrung gebracht werden. Auch in Richtung Stand-ort-Optimierung von Interesse.
• Wo kommen Kunden her (regional, sozial)?• Welche Gründe führen zu Besuch?• Wie hoch ist der durchschnittliche Kaufpreis?• Wie oft wird das Unternehmen besucht?• Werden Konkurrenten besucht? Welche? Warum?• Warum kaufen die Kunden bei mir?• Gibt es „weiche Faktoren“, z.B. Image, Service?• .....
182
Fazit Erfahrungsmethoden
• eignen sich gut zur Abrundung von Entscheidungen
• für bestimmte Branchen in bestimmten Umfeldern
• Schätzungen unterliegen immer Unsicherheiten
• Kunden sind nicht immer ehrlich und/oder geben kein Feedback (Umfragen)
• Kundendateien und -profile eignen sich besonders für Handel, Handwerk oder regionale Dienstleister
• Basis für Standort-Optimierung
183
ChecklistenverfahrenNutzwertanalyse
184
Standortfaktoren (1/2)
• Absatzmarkt• Wettbewerbslage• Beschaffungsmarkt• Arbeitsmarkt• Logistikanbindung• Kooperationspartner• Allgemeine Kostensituation• Steuern, Abgaben, Gebühren
185
Standortfaktoren (2/2)
• Subventionen• Nähe zu Großkunden/Lieferanten• Auslandsnähe• Politische Rahmenbedingungen• Zukunftsaussichten, Trends, Entwicklungen• Informationen/Kooperationsbereitschaft• (Regionale) Netzwerke• Weiche Faktoren, z.B. Image Region, Vorlieben Eigentümer• .....
186
Aufgabe:
Ordnen Sie die Standortfaktoren in Abhängigkeit vonBeeinflussbarkeit und Bedeutung grundsätzlich in die Matrix ein!
187
Lösungsmöglichkeit:
Kosten
Großkun-den/Lieferer
Beschaffungs-markt
Absatz-markt
Steuern,Abgaben
Politik
Infra-struktur
Logistik
Beeinflussbarkeit
Bed
eutu
ng
Hoch
Hoc
h
Niedrig
Nie
drig Auslands-
nähe
Kooperations-partner
Wettbewerb Arbeits-markt
Netzwerke
Subven-tionen
Trends, Ent-wicklungen
Weiche Faktoren
188
Aufgabe:
Finden Sie typische Beispiele für alle vier Matrizenfelder!
189
Standortfaktoren Positive NegativeFaktoren Faktoren
Faktoren, die im Vorfeld bedacht wurden � Theorie
Faktoren, die sich im Nachhinein als relevantherausgestellt haben � Praxis
Strukturierung von StandortfaktorenBeispiel Strategie „Kostensenkung“
PersonalkostenEnergiekostenSteuern, AbgabenPrognose Kosten
„Brückenkopfeffekt“SkaleneffekteInfrastrukturausbauNetzwerkeVerbesserungen in Dt.
Verfügbarkeit PersonalQualifikationProduktivitätLogistik
BürokratieAnlaufzeitKoordinationKommunikationKontrolle
190
Daten- und Informationsquellen
191
Aufgabe:
Finden Sie wichtige Daten- und Informationsquellen, die zur Fundierung von Standortentscheidungen genutzt werden können!
192
Daten-/Informationsquellen (1/2)
• Kammern und Verbände • Immobilien-Makler, Mietspiegel• Primärforschungen, z.B. Studien, Befragungen• Mitarbeiter, vor allem Einkauf, Service, Vertrieb• Statistische Ämter• Gesellschaft für Konsumforschung (GfK)• Karten, Atlanten• Energieversorger• Müllentsorger• Datenbanken
193
Daten-/Informationsquellen (2/2)
• Messen, Kongresse, Ausstellungen• Behörden, Ämter, z.B. Bundesministerium für Wirtschaft,
Bundesländer, Kommunen• Personalvermittler, Zeitarbeitsfirmen• Wirtschaftsfördergesellschaften• Arbeitsgemeinschaft deutscher Technologie- und Gründer-
zentren• Publikationen, Zeitschriften, Zeitungen• Banken und Sparkassen• Pendlerstatistiken • ....
194
Checklistenverfahren
195
Checklistenverfahren
• weitere Eingrenzung der Standortalternativen
• Auflistung der als relevant angesehenen Standortfaktoren
• Einzelbewertung jedes Standorts
• Gegenüberstellung mehrerer Alternativen
• Kein Gesamtwert für die einzelnen Standortalternativen
• Grundlage für weitere Standortbewertung
• Anwendung In- und Ausland
• …
196
Checklistenverfahren
Standortfaktor Standort 1 Standort 2 Standort 3
MarktBeschaffung ++ + -Absatz + + 0Wettbewerb ++ ++ +
ProduktionMaschinen/Anlagen + ++ ++Produktionserfahrung ++ ++ +Qualität ++ ++ +Automatisierungsgrad ++ + +
PersonalKosten 0 ++ +Qualifikation ++ ++ ++Angebot ++ + +Sprachkenntnisse - + +
InfrastrukturVerkehrsanbindung ++ ++ +
…
Beispiel
197
Checklistenverfahren
• Eigene Einschätzung, Erfahrungen
• Untersuchung vor Ort
• Kontakte, Netzwerke
• Umfragen bei wichtigen Geschäftspartnern
• Sekundärquellen, z.B. Internet, Kammern, Verbände
• …
Ausgewählte Bewertungsmöglichkeiten
198
Fazit Checklistenverfahren
• für Eingrenzung geeignet
• Identifikation möglicher Ausschlusskriterien
• Betrachtung mehrerer Faktoren
• nur bedingte Vergleichbarkeit
• „Sensibilisierung“ für Komplexität
• oft hoher Grad an Unsicherheit (Schätzungen)
• umfassende Entscheidung nur bedingt möglich
• …
199
Nutz- oder Punktbewertungs-
verfahren
200
• Erweiterung Checklistenverfahren• Standortfaktoren numerisch bewerten• Mehrere alternative Standorte bewerten
201
Nutzwert- oder Punktbewertungsverfahren
Vorgehensweise:
• Festlegung geeigneter Faktoren • Festlegung, wie viele Punkte ein Faktor maximal erhalten
soll (Bedeutung für Unternehmen)• Die maximale Punktzahl über alle Faktoren beträgt immer 100• Für jedes Beurteilungskriterium wird ebenfalls ein Maximal-
wert festgelegt. • Die Summe der maximal möglichen Punkte der Beurteilungs-
kriterien ist identisch mit der maximalen Punktzahl der Faktoren!
• Vergabe von Punkten je Merkmal für jeden Standort• Addition der Punkte und Bewertung je Faktor und später je
Standort
202
Beispiel Gesamtbewertung mithilfe des Nutzwertverfahrens
Gesamtübersicht
Standortfaktoren Max. Punkt-
zahl
Standort
1
Standort
2
Standort
3
Absatzmarkt 15 12 13 11
Beschaffungsmarkt 12 11 11 9
W ettbewerbssitutation 12 10 11 10
Kooperationspartner 11 9 10 7
Logistik 8 7 6 5
Trends und Entwicklungen 7 6 7 5
Verkehr und Infrastruktur 7 6 5 6
Politische Rahmenbedingungen 6 3 5 4
Expansionsmöglichkeiten 6 3 5 3
Miet- und Infrastrukturkosten 6 4 5 2
Allgemeine Kostensituation 6 4 5 2
Steuern, Subventionen 4 1 2 3
Punktsumme 100 76 85 67
RANG 2 1 3
203
Standortfaktoren bewerten
Beispiel Absatzmarkt
Der für die meisten Betriebe wichtigste Faktor. Die Größe des Marktes entscheidet in erster Linie darüber, ob in ausreichenderZahl Kunden und Wachstumsmöglichkeiten vorhanden sind.
Ausgewählte Beurteilungsmerkmale sind:
• Anzahl potenzieller Kunden im Einzugsgebiet• Erwerbstätige (ggf. Absolut und relativ)• Höhe der Kaufkraft• Altersstruktur (demografische Merkmale)• Kundenwünsche und -bedürfnisse, Kaufgewohnheiten• Anteil Lauf-/Stammkundschaft• Bevorzugte Absatzwege• ....
204
Anlage zur Bewertung des AbsatzmarktesFaktor: AbsatzmarktKriterium Beschreibung Zielgröße Datenquelle Ausprägung für Standort.... Punkte für Standort.....
1 2 3 1 2 3
15 12 13 11Bemerkungen
Anzahl potenzieller Kunden
Kaufkraft
Altersstruktur
Kaufgewohnheiten
Stamm-/Laufkundschaft
Erwerbstätigenquote
Andere......
Einwohner + Pendler in Region zw. 18 u. 65 J.
Verfügb.Einkommen je Haushalt / Jahr
Anteil Personen in Zielgruppe u. 49 J.
Regelmäßiger Konsum
Überwiegender Anteil Stammkundschaft
Anteil Erwerbstätiger im Verh. zur Bevölkerung
Einwohner-meldeamt 68.500
Befragungen1,25
Arbeitsamt-Statistik 46
> 70%
> 45%
3
GfK, IHK35.000 36.000 34.500 4 3 4 2
76.900
> 35000 Euro
> 40%
> 1 x Woche
378.900 3 2
3 2GfK
46 45 40 3 3
1
0,95 1,05 3 3
1
2 2
Befragungen60 61 68 1 0 0
1 1
0 0 0 0
0 0 0
0 0 0
00 0 0
Max. Punkte
0
0
49 51 1
> 70000 Personen
205
Beispiel: Bewertung des Faktors Absatzmarkt
Faktor: Absatzmarkt
Kriterium Punkte für Standort.....1 2 3
15 12 13 11
1 1 1 1
0 0 1
Erwerbstätigenquote
1Stamm-/Laufkundschaft
3 3 2 2
3 3 2
Kaufgewohnheiten
3Altersstruktur
4 3 4 2
2 3 3
Kaufkraft
Max. Punkte
Anzahl potenzieller Kunden 3
206
Aufgabe: Finden Sie für die folgenden Standortfaktoren mögliche Bewertungskriterien und beschreiben Sie sie in Stichworten
• Wettbewerb• Beschaffungsmarkt• Arbeitsmarkt• Kooperationspartner• Innovationsfähigkeit• Auslandsanbindung• Politische Rahmenbedingungen• Verfügbarer Raum/Erweiterungsmöglichkeiten• Logistik• Miet- und Infrastrukturkosten• Allgemeine Kostensituation• Trends und Entwicklungen• Umwelt• Wissen• Geografie
207
Weiche Faktoren
Weiche Faktoren lassen sich nicht oder nur schwer objektiv messen, häufig tragen sie aber erheblich zur Entscheidung bei!Daher sollte man sich vor einer Entscheidung klar darüber werden,dass es sie gibt, und dass sie möglicherweise Einfluss haben.
Ausgewählte weiche Faktoren sind:
• Persönliche Vorlieben• Image einer Region, Stadt, Gemeinde• Voraussichtliche Wirkung auf das eigene Image• Angebot an Freizeit und Kultur• Wohnumfeld • ......
208
Nutzwert- oder Punktbewertungsverfahren
Vereinfachungsmöglichkeiten:
1. Kategorisierung der Faktoren, z.B. Kategorie I = Unabdingbar,
Kategorie II = Notwendig, Kategorie III = Nice-to-Have, Kategorie IV = Verzichtbar.
2. Bewertung nur für Kategorie I + II
3. Abrundung durch Kategorie III + IV
209
Nutzwert- oder Punktbewertungsverfahren
Kritik an der Nutzwertanalyse
• Nutzung vor allem bei Entscheidungsalternativen, wenn bereits Vorschläge für Standorte vorliegen
• Definition/Festlegung der Entscheidungskriterien, d.h. welche Kriterien werden angesetzt
• Gewichtung der Kriterien• Möglichkeit der nachträglichen Veränderung von Faktoren• Bei „engen“ Ergebnissen bleibt die Qual der Wahl bestehen• Teilweise subjektives Vorgehen• U.U. unklar, ab wann ein Standort „geeignet“ ist (Mindestpunktzahl)• …
210
Veränderung des Beispiels NutzwertverfahrenG e s a m tü b e rs ic h t
S ta n d o rtfa k to re n M a x . P u n k t-
z a h l
S ta n d o rt
1
S ta n d o rt
2
S ta n d o rt
3
A b s a tz m a rk t 1 5 1 4 1 2 1 1
B e s c h a ffu n g s m a rk t 1 2 1 2 1 0 9
W ettbe w e rb s s itu ta tio n 1 2 1 1 1 0 1 0
K o o p e ra tio n sp a rtne r 1 1 1 0 9 7
L o g is tik 8 7 6 5
T re n d s u n d E n tw ic k lu n ge n 7 6 7 5
V e rk e h r u n d In fra s tru ktu r 7 6 5 6
P o li tis c h e R a h m e n b e d in g u ng e n 6 3 5 4
E xp a n s io n s m ö g lic h k e ite n 6 3 5 3
M ie t- u nd In fra s tru k tu rk o s te n 6 4 5 2
A llg e m e in e K o s te n s itua tio n 6 4 5 2
S te u e rn , S u b v en tio n e n 4 1 2 3
P u n k ts u m m e 1 0 0 8 2 8 1 6 7
R A N G 1 2 3
211
Fazit Nutzwertverfahren
• Hohe praktische Relevanz
• Berücksichtigt viele Standortfaktoren
• Erweiter- / Ausbaubar
• Faktoren können detailliert bewertet werden
• Insgesamt umfassende Betrachtung
• Schrittweises Vorgehen sorgt für Transparenz und Nachvollziehbarkeit
• Nachhaltige Lerneffekte
212
Fazit Nutzwertverfahren
• Teilweise subjektiv (weiche Faktoren, Schätzungen)
• Erfahrung notwendig
• Bewertung abhängig von der Qualität der Quellen (Studien)
• Vergleichsweise hoher Aufwand
• Häufig wird Standort auf Grund strategischer Gründe ohne Analysen entschieden
• Hohe Dynamik und viele Interdependenzen sorgen für teilweise erhebliche Unsicherheiten
• Gefahr der Reduktion der Entscheidung auf einen einzelnenaggregierten Wert (erreichte Punktzahl)
• Faktoren/Kriterien nicht überschneidungsfrei
213
Fazit Nutzwertverfahren
Der eigentliche Vorteil des Nutzwertverfahrens ist, dass es einen kontinuierlichen Lernprozess in Gang setzt, der alle Phasen der Standortentscheidung umfasst.
- Identifikation der Faktoren und Kriterien- Gewichtung- Datensammlung - Bewertung - Entscheidung
214
Quantitative Verfahren
Statische InvestitionsrechnungsverfahrenKostenvergleichsrechnungAmortisationsrechnungRentabilitätsrechnung
Dynamische InvestitionsrechnungsverfahrenKapitalwertmethodeAnnuitätenmethodeInterne-Zinssatz-Methode
215
Kapitalwertmethode
216
Standortbewertung Kapitalwertmethode
Kapitalwertbetrachtung 2005 2006 2007 2008 2009 2010Umsatzerlöse 3.000.000 3.060.000 3.228.300 3.551.130 3.995.021 4.594.274Personalkosten 560.000 568.400 579.768 594.262 609.119 627.392Materialkosten 2.000.000 2.010.000 2.060.250 2.152.961 2.239.080 2.373.424Transportkosten 60.000 70.000 80.000 90.000 100.000 110.000Herstellkosten 2.620.000 2.648.400 2.720.018 2.837.223 2.948.198 3.110.817Verwaltungskosten 50.000 50.000 55.000 60.000 65.000 80.000Vertriebskosten 170.000 190.000 200.000 210.000 215.000 220.000Sonstige Kosten 100.000 110.000 115.000 120.000 130.000 140.000Sonstige betriebliche Kosten 320.000 350.000 370.000 390.000 410.000 440.000Abschreibungen 60.000 87.000 96.000 105.000 110.000 112.000Zinsen 6.000 7.000 7.500 8.500 9.000 95.000Kapitalkosten 66.000 94.000 103.500 113.500 119.000 207.000Ergebnis vor Steuern -6.000 -32.400 34.782 210.407 517.823 836.458Ertragssteuern -1.200 -6.480 6.956 42.081 103.565 167.292Ergebnis nach Steuern -4.800 -25.920 27.826 168.325 414.258 669.166Kalkualtionszinssatz 10,0%Kapitalwert 745.038
Investitionen 730.000 80.000 30.000 20.000 20.000 70.000
Cashflow, Selektiv -734.800 -105.920 -2.174 148.325 394.258 599.166Cashflow, Kumuliert -734.800 -840.720 -842.894 -694.569 -300.311 298.855
217
Absatzerwartungen
Kundenverhalten
Umsatzerlöse Kaufkraft
Kaufkraftbindung
Preiserwartungen
…
Anzahl Mitarbeiter
Fluktuation
Personalkosten Verfügbarkeit
Qualifikation
Lohnerwartungen
…
…
Standortbewertung Kapitalwertmethode
218
Fragen, die u.a. beantwortet werden können:
• Wann amortisiert sich das eingesetzte Kapital?
• Wie hoch ist der zu erwartende Gewinn?
• Welche Alternative wirft mehr Gewinn ab?
• Wie rentiert sich das eingesetzte Kapital im Vergleich zu einer (sicheren) Geldanlage bzw.
• Welche Alternative rentiert sich besser?
Investitionsrechnungsverfahren
219
Standortbewertung im
dynamischenUmfeld
220
Wesentliche Unsicherheitsfaktoren 1/2
• Schätzung der Zeit, die bis zum Eintreten bestimmter Bedingungen vergeht, z.B. Verkaufsmengen, Personalauswahl
• Auswirkung einzelner Faktoren auf den UnternehmenserfolgWelchen Einfluss haben einzelne Faktoren?Wird der Einfluss über- bzw. unterschätzt?Welchen Einfluss haben Veränderungen einzelner Faktoren auf andere Faktoren (Wechselwirkungen), z.B. geringere Absatzmengen und Fixkosten?
• Auswahl bzw. „Treffen“ der erfolgskritischen StandortfaktorenWurden die richtigen Faktoren ausgewählt?Wurden wesentliche Faktoren nicht erkannt?
221
Wesentliche Unsicherheitsfaktoren 2/2
• Entwicklung der vom Unternehmen nicht oder nur schwerzu beeinflussenden externen Faktoren, z.B.
Wechselkurse, Entwicklung der Lohn- oder Materialkosten, Marktentwicklungen, Wettbewerbersituation (Markteintritt neuer Unternehmen, Fusionen), im Ausland: Know-How-Verlust, Produktpiraterie
• Entwicklung „interner Performancefaktoren“, die vom Unter-nehmen deutlicher beeinflusst werden können, z.B.
Absatzmengen, Produktivität, Produktqualität, Qualifikation Mitarbeiter, Overheadkosten, Fluktuation
Zuordnung zu externen oder internen Faktoren ist nicht immereindeutig und hängt von konkreter Unternehmenssituation ab.
222
Ein Szenario ist die Beschreibung einer vorstellbarenzukünftigen Situation für ein Unternehmen. Es wird der Entwicklungsverlauf aufgezeigt, der zu dieser Zukunftssituation führt.
Mithilfe der Szenariotechnik wird versucht, mehreredenkbare Entwicklungen in die Zukunft vorweg zu projizieren (Zukunftsbilder).
Szenarien zeigen alternative Entwicklungen auf, bei der die Beschreibung mit dem aktuellen Zustand (Wissen)beginnt und mit der möglichen Situation in der Zukunft endet.
Bewertung mithilfe von Szenarien
223
Gängige Szenarien sind:
Real-Case = Realistische Planung unter Einbeziehung allerbekannten Annahmen.
Best-Case = Optimistische Veränderung der Annahmen des Real-Case.
Worst-Case = Negative Veränderung der Annahmen des Real-Case.
224
Standortbewertung Kapitalwertmethode Real-Case
Kapitalwertbetrachtung 2005 2006 2007 2008 2009 2010Umsatzerlöse 3.000.000 3.060.000 3.228.300 3.551.130 3.995.021 4.594.274Personalkosten 560.000 568.400 579.768 594.262 609.119 627.392Materialkosten 2.000.000 2.010.000 2.060.250 2.152.961 2.239.080 2.373.424Transportkosten 60.000 70.000 80.000 90.000 100.000 110.000Herstellkosten 2.620.000 2.648.400 2.720.018 2.837.223 2.948.198 3.110.817Verwaltungskosten 50.000 50.000 55.000 60.000 65.000 80.000Vertriebskosten 170.000 190.000 200.000 210.000 215.000 220.000Sonstige Kosten 100.000 110.000 115.000 120.000 130.000 140.000Sonstige betriebliche Kosten 320.000 350.000 370.000 390.000 410.000 440.000Abschreibungen 60.000 87.000 96.000 105.000 110.000 112.000Zinsen 6.000 7.000 7.500 8.500 9.000 95.000Kapitalkosten 66.000 94.000 103.500 113.500 119.000 207.000Ergebnis vor Steuern -6.000 -32.400 34.782 210.407 517.823 836.458Ertragssteuern -1.200 -6.480 6.956 42.081 103.565 167.292Ergebnis nach Steuern -4.800 -25.920 27.826 168.325 414.258 669.166Kalkualtionszinssatz 10,0%Kapitalwert 745.038
Investitionen 730.000 80.000 30.000 20.000 20.000 70.000
Cashflow, Selektiv -734.800 -105.920 -2.174 148.325 394.258 599.166Cashflow, Kumuliert -734.800 -840.720 -842.894 -694.569 -300.311 298.855
225
Standortbewertung Kapitalwertmethode Worst-CaseKapitalwertbetrachtung 2005 2006 2007 2008 2009 2010Umsatzerlöse 3.000.000 2.985.000 3.044.700 3.166.488 3.324.812 3.607.421Personalkosten 560.000 565.600 571.256 576.969 582.738 588.566Materialkosten 2.000.000 1.990.000 2.019.850 2.080.446 2.132.457 2.260.404Transportkosten 60.000 70.000 80.000 90.000 100.000 110.000Herstellkosten 2.620.000 2.625.600 2.671.106 2.747.414 2.815.195 2.958.970Verwaltungskosten 50.000 50.000 55.000 60.000 65.000 80.000Vertriebskosten 170.000 190.000 180.000 190.000 200.000 210.000Sonstige Kosten 100.000 110.000 110.000 100.000 110.000 120.000Sonstige betriebliche Kosten 320.000 350.000 345.000 350.000 375.000 410.000Abschreibungen 60.000 90.000 93.000 102.000 108.000 110.000Zinsen 6.000 7.000 7.500 8.500 9.000 95.000Kapitalkosten 66.000 97.000 100.500 110.500 117.000 205.000Ergebnis vor Steuern -6.000 -87.600 -71.906 -41.426 17.618 33.452Ertragssteuern -1.200 -17.520 -14.381 -8.285 3.524 6.690Ergebnis nach Steuern -4.800 -70.080 -57.525 -33.141 14.094 26.761Kalkualtionszinssatz 10,0%Kapitalwert -104.278
Investitionen 800.000 50.000 30.000 20.000 20.000 70.000
Cashflow, Selektiv -804.800 -120.080 -87.525 -53.141 -5.906 -43.239 Cashflow, Kumuliert -804.800 -924.880 -1.012.405 -1.065.546 -1.071.452 -1.114.690
226
Standortbewertung Kapitalwertmethode Summarische Gegenüberstellung der Szenarien
Kapitalwertbetrachtung Real Worst Best Absolut %Umsatzerlöse 21.428.726 19.128.422 22.421.989 3.293.567 14,69%Personalkosten 3.538.941 3.445.128 3.578.125 132.996 3,72%Materialkosten 12.835.715 12.483.156 13.425.689 942.532 7,02%Transportkosten 510.000 510.000 485.000 -25.000 -5,15%Herstellkosten 16.884.657 16.438.285 17.488.813 1.050.529 6,01%Verwaltungskosten 360.000 360.000 360.000 0 0,00%Vertriebskosten 1.205.000 1.140.000 1.205.000 65.000 5,39%Sonstige Kosten 715.000 650.000 715.000 65.000 9,09%Sonstige betriebliche Kosten 2.280.000 2.150.000 2.280.000 130.000 5,70%0Abschreibungen 570.000 563.000 570.000 7.000 1,23%Zinsen 133.000 133.000 133.000 0 0,00%Kapitalkosten 703.000 696.000 703.000 7.000 1,00%0Ergebnis vor Steuern 1.561.069 -155.863 1.950.175 2.106.038 107,99%Ertragssteuern 312.214 -31.173 390.035 421.208 107,99%Ergebnis nach Steuern 1.248.855 -124.690 1.560.140 1.684.830 107,99%0Kalkualtionszinssatz 00Kapitalwert 745.038 -104.278 934.910 1.039.189 111,15%
Investitionen 950.000 990.000 890.000 -100.000 -11,24%Cashflow, kumulativ 298.855 -1.114.690 670.140 1.784.830 266,34%
Bandbreiten
227
Fazit Szenariotechnik
• Berücksichtigt dynamische Veränderungen an den Standorten• Absicherung/Fundierung der Entscheidungen• Zeigt Schwachstellen und Stellgrößen auf• Systematische Aufarbeitung von Unsicherheitsfaktoren• Zeigt „negativen“ Break-Even auf• Erhöht den Lerneffekt• Wichtiger als das Erstellen von Szenarien nach Schema
ist das Denken in Szenarien• Sensibilisierung der Entscheidungsträger• Änderungen, Chancen und Risiken sollten dokumentiert
werden (Wissensmanagement)• …
228
Standortwahl im Zeichen von
Globalisierung und Internationalisierung
229
Globalisierung und Internationalisierung
Einige Statements
• Seit den 90er Jahren Öffnung der ehemaligen Staatshandels-länder
• Drang der ehemaligen Entwicklungs- und Schwellenländer in den Welthandel
• Mobiles Kapital
• Moderne Kommunikations- und Informationstechnologiesorgt für geringe Transaktionskosten
• Transportkosten sind insgesamt immer noch gering
230
Globalisierung und Internationalisierung
Einige Statements
•Hohe Subventionen und Unterstützungsleistungen v.a. der „neuen“ Länder
• Zunehmende Rechtssicherheit und Stabilisierung der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen
• Zunehmender Anpassungsdruck nach unten führt zu Steuerausfällen und Problemen in den Staatshaushalten„etablierter“ Länder
231
Auslandsinvestitionen auf RekordhochHauptgrund für die Jobverlagerung ins Ausland sind niedrigere Löhne.
Berlin - Die Auslandsinvestitionen der deutschen Wirtschaft werden in diesem Jahr auf ein neues Rekordhoch steigen. Diesergab eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) bei 7500 Unternehmen. Vier von sechs be-fragten Firmen wollen demnach in diesem Jahr im Ausland investieren und teilweise Produktionskapazitäten aus dem In-land verlagern. Von diesen planen wiederum 42 Prozent höhere Investitionen als im Vorjahr. Dabei ist die Kostenerspar-nis im Vergleich zu Deutschland zweitwichtigstes Motiv. Die Planungen für Auslandsinvestitionen hätten 2005 den höchsten Stand aller bisherigen Befragungen erreicht, heißt es in der DIHK-Studie. Hervorgerufen werde das durch das weiter starke Wachstum der Weltwirtschaft, aber auch „durch Kos-tenlasten am heimischen Standort“. Einsparungen bei Löhnen und sonstigen Kosten waren laut Studie für gut ein Drittel(34 Prozent) der Unternehmen wichtigstes Motiv für den Gang ins Ausland. Dies sind jedoch fünf Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Erstmals seit 2001 wichtigste Triebfeder war wieder der Aufbau von Vertriebskanälen und Kundendiensten. Hintergrund ist der boomende Export, der von den Unternehmen durch Verkaufspersonal und Serviceleistungen flankiertwerden muss. Hauptziele für deutsche Unternehmen sind die neuen Mitglieder der Europäischen Union. An zweiter Stelle folgte China. Am stärksten ist der Drang ins Ausland bei klassischen Exportbranchen, darunter Autoindustrie, Elektronik, chemische Industrie, Medizin-, Mess-, Steuerungstechnik sowie Maschinenbau. Dort plant laut der Umfrage rund jedes zweite Unter-nehmen Investitionen im Ausland. Daneben ist die Größe entscheidender Faktor für den Blick über die Grenze: Bei den Unternehmen über 1000 Beschäftigten planen dieses Jahr 69 Prozent Investitionen im Ausland. Die These, dass durch Investitionen im Ausland spürbar auch Jobs im Inland entstehen, lässt sich laut DIHK durch die Studie nicht belegen. Demnach wollen in diesem Jahr 13 Prozent der im Ausland engagierten Unternehmen in Deutschland neue Stellen schaf-fen, 60 Prozent planen keine Veränderung und 27 Prozent wollen hierzulande Jobs abbauen. Die Umfrageergebnisse deu-teten an, „dass mehr als jedes dritte Investitionsprojekt im Ausland dazu führt, dass heimische Kapazitäten auf den Prüf-stand kommen.“DIHK-Präsident Georg Ludwig forderte schnelle Fortschritte in der Reformdebatte sowie „klare Signale“ des Bundes-kanzlers vom Jobgipfel am Donnerstag. Dabei nannte er unter anderem eine Unternehmenssteuerreform sowie die Klarstellung der Rechtslage für betriebliche Bündnisse für Arbeit. Darüber hinaus müssten die Lohnzusatzkosten „dringend reduziert werden“. Anreize zur Frühverrentung müssten zurückgefahren werden. (afp)
Kölner-Stadt-Anzeiger, 16.03.2005
232
Übung:
Was fällt Ihnen zur Standortdebatte in Deutschland ein?
• Globalisierung/Internationalisierung• (zu) Hohe Kosten in Deutschland• Hohe Steuern- und Abgabenlast• Neue Absatzmärkte erschließen • Standortverlagerung in Kosten günstigere Länder• Arbeitsplatzabbau• Vorruhestand, Belastung der Sozialsysteme• Steuerausfälle• Lohneinbußen• Permanente Standortdebatte • Kurze Arbeitszeiten, geringe Flexibilität• Hohe bürokratische Hürden, Dauer von Genehmigungsverfahren• Überregulierender Staat• Unflexible Arbeitnehmer mit hohem Anspruchsdenken• …
233
Übung:
Was fällt Ihnen zur Standortdebatte in Deutschland ein?
• Gute Infrastruktur • Hoch qualifizierte und motivierte Arbeitnehmer• Gute Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten• Internationale Erfahrungen (v.a. in Konzernen)• Zunehmende Flexibilisierung der Arbeitszeiten in einzelnen
Unternehmen• Gutes Freizeit- und Kulturangebot• Innovationsbereitschaft, Produktentwicklungen, F&E• Image (Made in Germany)• Großer Binnenmarkt• Dezentrale Aufstellung, hohe Vielfalt von Produkten und
Dienstleistungen• Konsensfähigkeit und Kompromissbereitschaft• …
234
Globalisierung und Internationalisierung
• 1/3 des deutschen Bruttoinlandsproduktes durch Export
• Ca. 25% der Arbeitsplätze hängen am Export
• Verflechtung der Volkswirtschaften nimmt ständig zu
• Neue Länder drängen auf die Märkte, z.B. China, EU-Ost-erweiterung
• Konkurrenz durch billige Arbeitskräfte
235
Globalisierung und Internationalisierung
• Standorte in anderen Ländern werden z.T. hoch subventioniert
• Zunehmender Trend zur Expansion ins Ausland auch im Mittelstand
• Noch mehr Faktoren / Unsicherheiten, z.B. Sprache, Kultur,andere Märkte, Gewohnheiten, Spielregeln
• aber auch große Chancen, Märkte, Absatzmöglichkeiten,neue Trends, Entwicklungen, Produkte
• Wettbewerb und Konkurrenz nehmen dramatisch zu
236
ARBEITSPLATZSICHERUNG
Glos will EU-Förderung bei Betriebsverlagerung streichen
Bundeswirtschaftsminister Glos wird aktiv im Kampf gegen Arbeitsplatzverlagerung ins Ausland: Er will einem Zeitungsbericht zufolge künftig verhindern, dass Betriebe, die ihre Produktion ins Ausland verlagern, für neue Fabriken auch noch EU-Förder-gelder kassieren.
Berlin - "Die gegenwärtigen Förderregeln sind Bürgern, Steuerzahlern und betroffenen Arbeitnehmern kaum vermittelbar", schreibt Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) in einem Brief an den EU-Ratsvorsitzenden und österreichischen Wirtschaftsminister Martin Bartenstein, berichtet die "Berliner Zeitung" heute. "Die künftige Förderung muss deshalb diesem Aspekt besser Rechnung tragen und Verlagerungen grundsätzlich von der Förderung ausschließen", heißt es in dem zweiseitigen Schreiben.
Quelle: Spiegel-Online 25.01.2006
237
238
239
Typische Internationalisierungsstrategien sind v.a.
• Kosten günstiger produzieren• Neue Absatzmärkte erschließen• Technologieerschließung • Abnehmern folgen (Following Customer Strategie)
240
Unterschiedliche Ziele
-Unterschiedliche Standortfaktoren
241
Ausgewählte Standortfaktoren zur Strategie„Kosten günstiger produzieren“
•Alle Kostentarten und –treiber einer Gesamtkostenbetrachtung
•Löhne, Gehälter, Nebenkosten, Material, Vorleistungen, Transport…
•Voraussichtliche Entwicklung der Kosten im Land
•Produktivitätsniveau im Land
•Verfügbarkeit und Fluktuation von Arbeitskräften
•Anlaufzeiten und –kosten (Sicherung von Qualität und Produktivität)
242
•In Deutschland entstehender Aufwand für Koordination, Kommu-nikation, Betreuung, Reisen…
•Aus- und Fortbildungskosten im Land
•Kosten für Netzwerkaufbau vor Ort
•Investitionen vor Ort zum Aufbau eines ausreichenden Technologie-niveaus (oft Doppelaufwendungen, da in Deutschland schon getätigt)
•Kosten für „Wiedergewinnung verlorenen Vertrauens“ in Deutschland
•Fördermittel, Subventionen, Steuern, Abgaben (umstritten, da Vor-teile oft schnell aufgebraucht sind)
Ausgewählte Standortfaktoren zur Strategie„Kosten günstiger produzieren“
243
Ausgewählte Standortfaktoren zur Strategie „Erschließung von Absatzmärkten“
•Realistische Schätzung des Marktpotenzials
•Anzahl und Marktmacht der Wettbewerber
•Technologieniveau
•Aufwand für Aufbau von Marktkenntnissen (inkl. Netzwerk)
•Verfügbarkeit und Zugriffsmöglichkeiten von Vertriebswegen
•Preisgestaltungsmöglichkeiten
•Margen
244
Ausgewählte Standortfaktoren zur Strategie „Erschließung von Absatzmärkten“
•Anpassungsmöglichkeiten des Produktangebots an Zielmarkt
•Gestaltung des Serviceangebot vor Ort
•Fragen der Produkthaftung
•Schutzrechte und Rechtsrahmen
•Handelsbarrieren
•Währungsvor- oder Nachteile
245
Ausgewählte Standortfaktoren zur Strategie „Technologieerschließung“
•Existenz eines „Lead-Markets“ im Land
•Nähe zu führenden F&E-Zentren und innovativen Clustern
•Geeignete Kooperationspartner mit „innovativem Profil“
•Anzahl relevanter Wettbewerber vor Ort (u.a. auf Grund guterBedingungen)
•Schutz vor Know-How-Verlust, Patenten, Lizenzen, Gefahr von Produktimmitationen
246
Ausgewählte Standortfaktoren zur Strategie „Technologieerschließung“
•Personalverfügbarkeit, Fluktuationsrate, Wechselbereitschaft
•IT- und Kommunikationsinfrastruktur
•Sprach- und kulturelle Barrieren
•Möglichkeiten des Wissenstransfers ins Heimatland
•Tragfähigkeit der räumlichen Trennung von Produktion und Forschung
247
Ausgewählte Standortfaktoren zur Strategie „Following Customer“
•Bedeutung der Schlüsselkunden (ABC-Analyse, Kundenportfolio)
•Belastbarkeit der zugesagten/prognostizierten Absatzmenge(i.S.v. garantierter Absatzmenge)
•Mögliche Unterstützungsleistung des/der Kunden während der Startphase (z.B. Produktion, Netzwerk, Logistik, Kooperation)
•Zertifizierungsanforderungen des Kunden an das eigene Unter-nehmen (Sicherheit/Vorsprung ggü. bereits vor Ort agierenden lokalen Anbietern ohne entsprechende Qualifikation)
248
Ausgewählte Standortfaktoren zur Strategie „Following Customer“
•Entwicklungsfähigkeit des lokalen Marktes (Neukunden-Akquise, Brückenkopf)
•Kooperationspotenziale mit dem/den Kunden
•Kosten und gebundenes Kapital durch Duplizierung der Anlagen
•Verfügbarkeit und Fluktuation lokaler Arbeitskräfte
•Koordniations- und Qualitätssicherungskosten
•Langfristige Auswirkungen des „Folgens“, z.B. starke Bindung an Kunden
249
Globalisierung und Internationalisierung
Kosten-reduktion
Erschließung Absatzmärkte
Following-Customer
Technologie-erschließung
Kosten- Qualitäts- Technologie- Hohe Liefer-führerschaft führerschaft führerschaft treueStrategie
Motive
Matrix zum Abgleich strategischer Ziele für eine Auslands-expansion und unternehmerischer Motive
250
Globalisierung und Internationalisierung
Reihenfolge der Motive *
Kostenführerschaft > 60%
Markterschließung = 60%
Following-Customer > 30%
Technologieerschließung < 10%
* Mehrfachnennungen möglich
251
Globalisierung und Internationalisierung
Fehlermöglichkeiten und Risiken bei der Auslandsexpansion
• Adaption der deutschen Bedingungen auf das jeweilige Land
• Umfeldbedingungen vor Ort unterliegen starker Dynamik
• Ungeklärte Finanzierung, fehlende Reserven
• Keine definierten Stopps
• Keine Begleitung durch eigenes Personal in Schlüsselpositionen
• Fehlende Netzwerke und Kenntnisse über Geschäftspartner
252
Globalisierung und Internationalisierung
Fehlermöglichkeiten und Risiken bei der Auslandsexpansion
• Kein Abgleich mit bestehenden Zielen und Strategien
• Umzureichende Planung und Vorbereitung
• Zu geringe Nutzung geeigneter Datenquellen
• Probleme werden unterschätzt, z.B. Kultur, Netzwerke, Qualifikationen, Fortbildungsnotwendigkeit, Kosten, Motivation, Koordination ….
• Zu hohe Erwartungen/zu kurzer Zeithorizont
253
Aufgabe:
Erklären Sie die Funktionsweise von Investitionsrechnungsverfahren am Beispiel der Kapitalwertmethode!
Erstellen Sie eine Struktur für eine aus Ihrer Sicht sinnvolle Vorgehensweise.
254
Lösungsansatz:
1. Kurze Erläuterung, was Investitionsrechnungsverfahren überhaupt sind, welche Ziele und Aufgaben sie haben.
2. Nennung gängiger Einteilungen ���� statische, dynamische Verfahren.3. Kurze Beschreibung der Unterschiede statischer und dynamischer
Verfahren4. Beschreibung der Funktionsweise der Kapitalwertmethode5. Ggf. kurze Wertung/Gegenüberstellung Kapitalwertmethode und
statische Verfahren6. Einsatzmöglichkeiten und Grenzen der Kapitalwertmethode (i.S. einer
„Einsatzempfehlung“ bzw. eines Fazits)
255
Alternativen zur
Standortauswahl
256
Alternativen zur Standortauswahl
Standortoptimierung/-anpassung
• Aufbau eines neuen Standortes ist teuer• Oft hohe Investitionen erforderlich• Zu Beginn häufig weniger Umsätze als geplant• Kapitalbindung beeinträchtigt Aktivitäten am alten Standort• Große Unwägbarkeiten• Fehlendes Netzwerk
Alternativ sollte bei bestehenden Unternehmen geprüft werden, ob und welche Möglichkeiten es gibt, den bestehenden Standort aufzuwerten, wenn die Gesamt-Rahmenbedingungen noch günstig sind.
257
Alternativen zur Standortauswahl
Standortoptimierung/-anpassung
Die meisten Unternehmen vergleichen die gewünschte optimale Struktur an einem neuen Standort mit der vorhandenen – mit Mängeln behafteten – Situation am aktuellen Standort.
Neuer (optimaler) Standort � �� �� �� � Aktuellen ungünstigen Standort
Wird dagegen geprüft, ob, wie und mit welchen Mitteln man den bestehenden Standort verbessern kann, relativieren sich vieleVorteile.
258
259
Standortoptimierung/-anpassung (1/2)
Beispiel Einzelhandelsunternehmen
• Vergrößerung der Parkfläche• Bonussystem für ÖPNV• Verbesserung der Beschilderung• Innovative Preissysteme• Kooperationen mit anderen Anbietern, die ähnliche Kunden-
gruppen ansprechen, selbst aber andere Produkte anbieten(Agglomerationseffekte), Beispiel: Wein, Delikatessen, Düfte
• Überschneidungen im Angebot mit anderen Betrieben reduzieren
260
Standortoptimierung/-anpassung (2/2)
Beispiel Einzelhandelsunternehmen
• Vergrößerung der Verkaufsflächen/Zusammenlegung mit Partnern prüfen
• Erschließen von Förderpotenzialen (z.B. Städte, Regional-förderung, Imagekampagnen)
• Beteiligung an gemeinsamen Werbemaßnahmen, z.B. City-Marketing, Affilate-Marketing (Internet Werbeform, bei der die eigene Werbeaussage auf der Webseite des Kooperations-partners untergebracht wird, auch möglich mit klassischer Werbung (O2 --> Xerox, Kraft-Food))
• .....
261
Aufgabe:
Ihr Betrieb sucht einen neuen Verkaufsstandort und hat dazu drei Alternativenmit der Punktwertmethode verglichen. Folgendes Ergebnis liegt vor (Übersicht).
Beschreiben Sie die Funktionsweise der Punktwertmethode, stellen Sie wichtige Vor- und Nachteile dar. Wann lohnt sich der Einsatz der Punktwertmethode und wo sind die Grenzen? Geben Sie Ihrem Geschäftsführer eine Handlungs-empfehlung für die weitere Vorgehensweise.
Begründen Sie Ihre Entscheidungen.
Stichworte genügen! Max. Punktzahl
S 1 S 2 S 3
Absatzmarkt 18 15 14 13Wettbewerb 15 12 13 14Beschaffungsmarkt 12 10 9 8Arbeitsmarkt 10 9 7 8Kosten 9 8 7 8Logistik 8 7 6 5Kooperationspartner 8 6 7 7Steuern, Abgaben, Subventionen 7 4 5 5Infrastrukturanbindung 7 5 5 4Politische Rahmenbedingungen 6 3 4 4Summen 100 79 77 76
262
Aufgabe
Sie arbeiten als Assistent der Geschäftsführung in einem mittelständischen Handelsunternehmen der Textilbranche. Der Geschäftsführer informiert Sie darüber, dass er mit dem Unternehmen im nächsten Jahr nach Osteuropa expandieren will. Zur Wahl stehen derzeit Ungarn, Tschechien und Polen. Ziel ist die Erschließung neuer Absatzmärkte, aber auch die Realisierung von Kostenvorteilen, u.a. beim Personal und im Einkauf. Er bittet Sie, eine mögliche Vorgehensweise für die Entscheidungsfindung zu erstellen (nicht für die eigentliche Umsetzung).
Beachten Sie vor allem folgende Aspekte und Fragestellungen:
• Beschreiben Sie, wie Sie vorgehen würden und achten Sie auf eine logische Reihenfolge der Schritte.
• Welche Standortfaktoren sind bei der Expansion aus Ihrer Sicht vor allem zu beachten?
• Auf welche zusätzlichen Risikofaktoren müssen Sie generell achten, wenn Sie sich ins Ausland begeben (unabhängig von den genannten Zielländern)?
• Welche Möglichkeiten haben Sie, diese zu reduzieren oder sogar zu vermeiden?
263
Standortpolitik und -auswahl
Literaturempfehlungen
• Adam, D., Planung und Entscheidung: Modelle – Ziele – Methoden. Wiesbaden, 1996• Bathelt, H., Glückler, J., Wirtschaftsgeografie, 2003• Beckmann, M., Lectures on Location Theory, Berlin, Heidelberg, 1997• Blohm, H., Lüder, K., Investition: Schwachstellenanalyse des Investitionsbereichs und Investitionsrechnung, 8. Auflage, München, 1995• Böventer, E., Standortentscheidung und Raumstruktur, Hannover, 1979• Christaller, W., Wie ich zur Theorie der Zentralen Orte gekommen bin, in: • Deutsches Handelsinstitut Köln e.V., Standortpolitik des Einzelhandels, Köln, 1991• Erichsen, J., Standortfaktoren – Kriterien zur Bewertung und Auswahl künftiger Standorte, in: Buchführung, Bilanz, Kostenrechnung, Nr. 18, 2003, S. 871-878• Fink, A., Szenariogestützte Führung industrieller Produktionsunternehmen, HNI • Fischer, K., Standortplanung unter Berücksichtigung verschiedener • Hansmann, K.-W., Entscheidungsmodelle zur Standortplanung der • Heck, A., (Hrsg.), Die Praxis des Knowledge-Mangements, Wiesbaden, 2002• Hummel, B., Internationale Standortentscheidung, Freiburg, 1997• Goette, T., Standortpolitik internationaler Unternehmen, Wiesbaden, 1994• Grabow, Busso u.a., Weiche Standortfaktoren, Stuttgart, 1995• Kotler, P.D., Haider, I., Standort-Marketing. Wie Städte, Regionen und Länder gezielt Investitionen, Industrien und Tourismus anziehen, Düsseldorf, Wien, New York, Moskau, • Lay, G., Wer kein Ziel hat, verzettelt sich. In: Lay, G., Mies, C. (Hrsg.), Erfolgreich reorganisieren. Unternehmenskonzepte aus der Praxis, S. 43-68, Berlin, Heidelberg, New • Lüder, K., Küpper, W., Unternehmerische Standortplanung und regionale Wirtschaftsförderung. Eine empirische Analyse des Standortverhaltens industrieller • Truijens, T., Standortentscheidungen japanischer Produktionsunternehmen in • Waning, T., Markteintritts- und Marktbearbeitungsstrategien im globalen Wettbewerb, • Weber, A., Über den Standort der Industrien: Reine Theorie des Standorts, Tübingen, • Zangemeister, C., Nutzwertanalyse in der Systemtechnik. München, 1976