stunden, wo der unsinn waltet, sind so selten, stört sie nie! … · 2013. 6. 9. ·...
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Stunden, wo der Unsinn waltet,
Sind so selten, stört sie nie!
Schöner Unsinn, glaubt mir Kinder,
Er gehört zur Poesie.
Aus: Bardenklänge aus Deutschlands Wehmutschachtel, Berlin 1867
…. Zeit für Poesie
Spielarten der Unsinnspoesie, beispielsweise
AbzählreimeEne mene muh, und raus bist du!
EndlosgedichteEin Hund lief in die Küche…
PalindromeReliefpfeilerEin Esel lese nie.
Rentner
NebelRebeGrasRegal
Schüttelreime
Im Juli gibt es heiße Nächtedann fängt man in der Neiße Hechte
(Heinz Erhardt)
Lautgedichte
Unter Zeiten
Das Perfekt und das Imperfekt
tranken Sekt.
Sie stießen aufs Futurum an
(was man wohl gelten lassen kann).
Plusquamper und Exaktfutur
blinzten nur.
Christian Morgenstern (1871-1914)
Komma
Ein Hauptsatz
sagt zum Nebensatz
wir sind so nahkomm, sei mein Schatz
Das Kommamuss verschwinden
Dann können wiruns finden.
Jürgen Spohn
Grammatik-Gedichte
Es läuft im Leben etwas schief,wenn man verharrt im Konjunktiv.
Wolfgang Lörzer, 2008
Der Werwolf
Ein Werwolf eines Nachts entwich
von Weib und Kind und sich begab
an eines Dorfschullehrers Grab
und bat ihn: Bitte, beuge mich!
Der Dorfschulmeister stieg hinauf
auf seines Blechschilds Messingknauf
und sprach zum Wolf, der seine Pfoten
geduldig kreuzte vor dem Toten:
,Der Werwolf' - sprach der gute Mann,
,der Weswolfs, Genitiv sodann,
,dem Wemwolf, Dativ, wie man's nennt,
,den Wenwolf, - damit hat's ein End'.
Dem Werwolf schmeichelten die Fälle,
er rollte seine Augebälle.
Indessen, bat er, füge doch
zur Einzahl auch die Mehrzahl noch!
Der Dorfschulmeister aber mußte
gestehn, daß er von ihr nichts wußte.
Zwar Wölfe gäb's in großer Schar,
doch ,Wer' gäb's nur im Singular.
Der Wolf erhob sich tränenblind -
er hatte ja doch Weib und Kind!!
Doch da er kein Gelehrter eben,
so schied er dankend und ergeben
Christian Morgenstern
Die Dinge reden
„Ich reime mich auf Zuckerbäcker“,
sagt der alte Rasselwecker.
„Ich reime mich auf Nasenflügel“,
sagt der linke Brillenbügel.
Es brummelt stolz die Tiefkühltruhe:
„Ich reime mich auf Stöckelschuhe.“
Und die Standuhr sagt: „Merkt ihr es nicht?
Wir sind ein Gedicht!“
Georg Bydlinski
Laut-Klänge-Reime
Das ästhetischeWiesel
Ein Wiesel
saß auf einem Kiesel
inmitten Bachgeriesel.
Wißt ihr
weshalb?
Das Mondkalb
verriet es mir
im Stillen:
Das raffinierte Tier
tat's um des Reimes willen.
Christian Morgenstern
Wenn die Möpse Schnäpse trinken..
Wenn die Möpse Schnäpse trinken,
wenn vorm Spiegel Igel stehn,
wenn vor Föhren Bären winken,
wenn die Ochsen boxen gehn,
wenn im Schlafe Schafe blöken,
wenn im Tal ein Wal erscheint,
wenn in Wecken Schnecken stecken,
wenn die Meise leise weint,
wenn Giraffen Affen fangen,
wenn ein Mäuslein Läuslein wiegt,
wenn an Stangen Schlangen hangen,
wenn der Biber Fieber kriegt,
dann entsteht zwar ein Gedicht,
aber sinnvoll ist es nicht!
James Krüss
Mach mit!
Spielereien
Zungenbrecher
Quelle Illustration: http://stefaniereich.blogspot.nl/
Palindrome
Rebe =
Gras =
Regal =
Neffen =
Schüttelreime
Beim Zahnarzt in den Wartezimmernhört man nicht nur ………….
Ich will nichts mehr vom Baden wissen, seit mich Krebse in die …………..
Die Stadt kann bei den leeren Kassen die Straßen nicht mehr ………………….
Die Menschen mögen Möwen leiden, während sie die …………….
Rätselreime
Wer bin ich?1. Trag’ tausend Nadeln her und hin, obwohl ich doch kein
Schneider bin
2. Was fliegt so bunt im Sonnenschein und kehrt als Gast bei Blumen ein?
3. Weiß wie Kreide, leicht wie Flaum, weich wie Seide, feucht wie Schaum.
4. Erst weiß wie Schnee, dann grün wie Klee, dann rot wie Blut, schmecke allen Kindern gut.
Lösungen
1. Trag’ tausend Nadeln her und hin, obwohl ich doch kein
Schneider bin (Der Igel)
2. Was fliegt so bunt im Sonnenschein und kehrt als Gast bei
Blumen ein? (Der Schmetterling)
3. Weiß wie Kreide, leicht wie Flaum, weich wie Seide, feucht
wie Schaum (Die Schneeflocke)
4. Erst weiß wie Schnee, dann grün wie Klee, dann rot wie
Blut, schmecke allen Kindern gut (Die Kirsche)
Was steht denn hier?
Gedicht in Bi-Sprache
Ibich habibebi dibich,
Lobittebi, sobi liebib.
Habist aubich dubi mibich Liebib?
Neibin, vebirgibib. Nabih obidebir febirn,
Gobitt seibi dibir gubit.
Meibin Hebirz habit gebirn
Abin dibir gebirubiht.
Joachim Ringelnatz
Gedicht in Bi-Sprache
Ibich habibebi dibich,
Lobittebi, sobi liebib.
Habist aubich dubi mibich Liebib?
Neibin, vebirgibib. Nabih obidebir febirn,
Gobitt seibi dibir gubit.
Meibin Hebirz habit gebirn
Abin dibir gebirubiht.
Joachim Ringelnatz
Widersprüchliches
Dunkel war's….
…..der Mond schien helle,
schneebedeckt die grüne Flur,
als ein Wagen blitzeschnelle
langsam um die Ecke fuhr.
Drinnen saßen stehend Leute,
schweigend ins Gespräch vertieft,
während ein erschoss´ner Hase
auf der Sandbank Schlittschuh lief.
Und an einem fernen Ort,
der gleich um die Ecke war,
tobt ein schwarzgelockter Jüngling
brav, mit blondgezopftem Haar.
In der Hand die alte Dame
-sie war höchstens sechzehn Jahr-
trug ein leichtes Sommerkleidchen,
das mit Pelz gefüttert war.
Lauter klitzekleine Bäumchen
ragten haushoch bis zum Mars.
In der Nacht, die tags geträumt war,
schien der Mond hell,
dunkel war's.