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Wirtschaft MONTAG, 5. 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STUTTGART/SCHWERIN Ba- den-Württembergs Agrarmi- nister Peter Hauk (CDU) sieht in der Bauernkrise wegen nied- riger Milchpreise nord- und ostdeutsche Bundesländer in der Pflicht. „Diese Länder ha- ben ihre Milchproduktion in den vergangene Jahren deut- lich hochgefahren, also müssen sie jetzt besonders zur Prob- lemlösung beitragen“, sagte Hauk am Wochenende. Dem widersprach Mecklen- burg-Vorpommerns Agrarmi- nister Till Backhaus (SPD) energisch. Zwar sei die Milch- menge bis 2015 in seinem Land wie in den anderen ostdeut- schen Ländern gewachsen, zu- vor sei sie aber – nach der Wie- dervereinigung – stark gesun- ken. „60 bis 70 Prozent der Rin- der wurden abgeschafft“, sagte Backhaus. Der Osten habe dem Westen so die Möglichkeit ge- geben, stabil weiter zu wirt- schaften. Die Milchquote je Hektar sei nur halb so hoch wie im Westen gewesen. Die Krise auf dem Milch- markt wird erneut das bestim- mende Thema der Agrarminis- terkonferenz von Bund und Ländern vom 7. bis 9. Septem- ber in Rostock-Warnemünde sein. Es geht darum, das Über- angebot an Milch zu reduzie- ren, das am Weltmilchmarkt die Preise in den Keller drückt. Backhaus als Vorsitzender der Agrarministerkonferenz äußerte sich enttäuscht dar- über, dass Hauk jetzt „den Schwarzen Peter“ von Süd nach Nord, von West nach Ost schiebe. Hauk verwies dagegen auf eine behördliche Statistik, der zufolge die Milchbauern in Süddeutschland von 2000 bis 2015 die Milchproduktion nur um 9,6 Prozent erhöhten, in Norddeutschland dagegen um 27,3 Prozent. In Baden-Würt- temberg seien es 6,3 Prozent mehr gewesen (auf rund 2,3 Millionen Tonnen Milch im Jahr 2015), während in Meck- lenburg-Vorpommern die Pro- duktion um 21,9 Prozent auf 1,6 Millionen Tonnen stieg. Auch in Schleswig-Holstein wuchs die Milcherzeugung von gut 2 351 000 Tonnen im Jahr 2000 auf 2 978 000 Tonnen im Jahr 2015 – eine Steigerung um gut 21 Prozent. Backhaus indes verwies dar- auf, dass Mecklenburg-Vor- pommern in der aktuellen Kri- se seine Milchproduktion deut- lich zurückgefahren habe. „Im ersten Halbjahr 2016 wurden 2,8 Prozent Milch weniger als im ersten Halbjahr 2015 produ- ziert.“ Im Juni 2016 seien es im Vergleich zum Juni 2015 sogar 5,4 Prozent weniger gewesen. Hauk führte dagegen an, dass Baden-Württemberg von 2014 – als die Milchpreise noch lu- krativ waren – zu 2015 seine Produktion um 0,3 Prozent senkte, während die vier nord- und ostdeutschen Länder die Menge um bis zu 2,6 Prozent hochfuhren. Während Baden- Württemberg bereits etwas zur Lösung der Krise getan habe, sei in Norddeutschland die Menge weiter gestiegen und habe das Problem verschärft. Der CDU-Politiker sprach sich gegen einen staatlichen Eingriff in den Markt aus. Back- haus hingegen sagte im Vorfeld der Konferenz: „Wir brauchen einen kostendeckenden Milch- preis. Dafür muss der Staat len- kend eingreifen.“ dpa/sh:z BERLIN Der Deutsche Bau- ernverband lehnt eine höhere Mehrwertsteuer auf Fleisch und Milch ab. „Strafsteuern halten wir nicht für sinnvoll“, sagte der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, am Sonnabend in Berlin. Berater der Bundesregie- rung hatten eine höhere Mehrwertsteuer auf Fleisch, Wurst, Milch und andere tie- rische Produkte empfohlen. Da bei der Produktion tieri- scher Lebensmittel mehr Treibhausgase entstünden als bei pflanzlichen, solle für sie der reguläre Mehrwertsteuer- satz von 19 Prozent gelten, heißt es in einem Klimagut- achten, das Landwirtschafts- und Ernährungsminister Christian Schmidt (CSU) übergeben wurde. Bisher gilt der reduzierte Steuersatz von sieben Prozent. Krüsken sagte, das Klima- gutachten enthalte generell gute Ansätze. Höhere Steuern aber hätten keine Lenkungs- wirkung für die Konsumen- ten. Es sei fraglich, ob die Ver- braucher dann weniger Fleisch essen würden. „So pauschal funktioniert das nicht.“ dpa Zwei Schleswig-Holsteiner transportieren mit umgebauten Katamaranen Techniker zu ihren Arbeitsplätzen auf dem Meer HUSUM/HELGOLAND Wer mit Jannes Piepgras telefoniert, der merkt es schnell: Dieser Mann steht unter Strom. Kein Wunder, der 33-Jährige ist quasi ständig unterwegs, ob auf einem seiner Schiffe oder mit dem Flugzeug irgendwo zwischen dem Firmensitz in Husum, der Basis auf Helgoland und den Kunden. Zu- sammen mit Geschäftspartner Dennis Ronnebeck (36) verfügt Piepgras über drei Katamaran-Fähren, transportiert bei Wind und Wetter jeden Tag Dutzende Techniker von Helgoland aus zu ihren Ar- beitsplätzen auf den Offshore-Wind- kraftanlagen in der Nordsee. Es ist eine ebenso ungewöhnliche wie steile Karriere. Nach Abitur und einer Ausbildung zum Fischer bei seinem heu- tigen Kompagnon auf einem Pellwormer Krabbenkutter machte der gebürtige Kieler sein Kapitänspatent, wurde an- schließend 2011 auf einem so genannten Crew-Transfer-Schiff in Emden ange- stellt, das – genau wie er selbst heute – Ar- beiter zu den Offshore-Windkraftanla- gen bringt. Piepgras: „Die Branche war noch sehr jung, ich habe häufiger mit mei- nem ehemaligen Lehrherren gesprochen, wir wollten irgendetwas Anderes, Neues machen.“ Zu der Zeit konnten die Trans- portschiffe aufgrund der Auflagen als Kleinfahrzeug nur mit maximal zwölf Personen fahren. „Wir haben gesehen, dass wir das besser machen können, bei einem Besuch auf Helgoland kam uns die Idee“, so Piepgras. In Norwegen suchte und fand das Duo 2014 eine ausrangierte Passagierfähre für die Fjorde, die geeignet schien. Nach län- geren Verhandlungen ließ sich schließ- lich eine Bank überzeugen, die mehrere Millionen Euro schwere Finanzierung zu übernehmen. „Wir haben das Schiff in Kiel umgebaut, einen großen Gummifen- der am Bug montiert, so dass wir den ge- gen die Plattform der Windanlagen drü- cken können und die Leute von Bord hinübersteigen.“ Der Clou daran: Im Ge- gensatz zu den anderen Schiffen darf die Katamaran-Fähre „Seewind I“ als Passa- gierschiff bis zu 90 Menschen transpor- tieren. „Wir reizen das längst nicht aus. Aber auch mit 40 Leuten können wir viel mehr und aufgrund des Rumpfes und der Maschine wesentlich schneller bei weni- ger Verbrauch transportieren.“ Im Juni 2014 bekamen Piepgras und Ronnebeck mit ihrer Firma „North Frisi- an Offshore“ den ersten Chartervertrag auf Helgoland für nur einen Monat. „Gerade bei schlechtem Wetter ist das Anlegemanöver eine große Herausforde- rung, das Schiff bewegt sich schnell hoch und runter, die Crew muss hellwach sein, und alle Sicherheitsvorschriften müssen eingehalten werden, damit niemand ver- letzt wird“, so Piepgras. Es habe am An- fang viel Skepsis wegen des neuen Schiffstyps gegeben. Was in den Fjorden funktioniert, das funktioniert auch drau- ßen bei Seegang, dachten sich die muti- . . ........................................................ . . ........................................................ „Wir haben gesehen, dass wir das besser machen können.“ Jannes Piepgras Unternehmer gen Jungunternehmer. „Davon waren wir zu 100 Prozent überzeugt, wissen konn- ten wir es allerdings nicht.“ Doch alles lief bestens, der Charterer war so zufrieden mit der reibungslosen Performance der „Seewind I“, dass der Vertrag immer wie- der neu verlängert wurde, derzeit bis zum Jahr 2019. Im vergangenen Jahr entdeckte man ein weiteres ähnliches Schiff in Norwe- gen, investierte erneut mehrere Millio- nen Euro in Kauf und Umbau. „Und seit Anfang dieses Jahres managen wir zu- sätzlich das Schiff eines Windpark-Eig- ners, ebenfalls ein Katamaran“, sagt Piep- gras, der zusammen mit seinem Partner mittlerweile 26 Angestellte beschäftigt, „alle gut trainiert, aus der Region und mit Erfahrung in der Seefahrt“, wie er betont. Auch für die nächste Zeit gibt es viele Pläne. In Norwegen gebe es keine Fähren mehr, die zu gebrauchen wären, sagt Piepgras. „In Planung ist daher der Neu- bau eines weiteren Katamarans auf Basis der Erfahrungen, die wir mit unseren Schiffen bis jetzt gemacht haben.“ Auch in der Luft soll die Zukunft liegen. Piepgras und Ronnebeck bieten Außen- Inspektionen der Offshore-Windkraftan- lagen mit Flugdrohnen an. Demnächst wollen sie Generatoren vermieten, die beim Aufbau neuer Anlagen Strom lie- fern. Selbst den Wechsel des Getriebeöls in den riesigen Windkraftanlagen wollen sie bald in ihr Repertoire aufnehmen. „Wir sind auf Wachstumskurs“, sagt Jan- nes Piepgras. „Aber mit Bedacht.“ Schließlich müsse man mit seinen ange- botenen Produkten auch immer eine gute Auslastung finden. Über seine eigene kann Piepgras jedenfalls nicht klagen, ge- rade hat er einen kurzen Urlaub gemacht. „Das erste Mal seit Anfang 2014.“ Niko Wasmund Starten mit ihrem Offshore-Business durch: Dennis Ronnebeck (li.) und Jannes Piepgras. NORTH FRISIAN OFFSHORE (2) Bei Seegang nicht ungefährlich: Über den Schiffsbug müssen die Techniker auf die Plattform klettern. Akku-Desaster: Samsung startet Umtauschaktion SEOUL/BERLIN Smartphone-Marktfüh- rer Samsung hat nach dem weltweiten Verkaufsstopp für sein neues Vorzeigemo- dell Galaxy Note 7 mit einer kostspieligen Umtauschaktion begonnen. Nach mehre- ren Fällen von Akkubränden hatte das süd- koreanische Technologieunternehmen mitgeteilt, dass die Geräte aus dem Ver- kehr gezogen werden. Von der bisher bei- spiellosen Rückrufaktion für ein Smart- phone-Spitzenmodell  bei Samsung sind nach eigenen Angaben weltweit – ohne China – 2,5 Millionen verkaufte Geräte be- troffen. Auch in Deutschland können sich Kunden für einen Austausch des Samsung Galaxy Note 7 auf einer Homepage regis- trieren lassen, wie Samsung Deutschland gestern auf seiner Facebook-Seite ankün- digte. „Kunden, die ihr Galaxy Note7 be- reits erhalten haben, werden wir ihr Gerät selbstverständlich durch ein neues erset- zen“, sagte ein Firmensprecher. Details zum Austauschprozess gebe es in den nächsten Tagen. Samsung machte zu- nächst keine Angaben dazu, wie viele Ge- räte in Deutschland betroffen sind. Unter- dessen forderte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) Aufklärung: „Ich frage mich natürlich, warum diese Akkus explodieren können und wie dieses Prob- lem jetzt dauerhaft behoben wird“, sagte sie der „Bild am Sonntag“. dpa BER – Lufthansa will noch spätere Eröffnung SCHÖNEFELD/FRANKFURT In der De- batte um den wackligen Eröffnungstermin für den Hauptstadtflughafen hat die Deut- sche Lufthansa eine Verschiebung des Starts um ein halbes Jahr gefordert. Die Airline halte es für ungünstig, den Flugha- fen mit einem knapp genähten Winter- flugplan zu eröffnen, mit der Gefahr unter anderem von Schnee und Nebel, sagte der Leiter der Abteilung Konzernpolitik Tho- mas Kropp, am Sonnabend im RBB-Info- radio. Daher sei es besser, den Flughafen nicht, wie offiziell weiter geplant, Ende 2017, sondern erst im Sommer 2018 in Be- trieb zu nehmen. Die Flughafengesell- schaft FFB reagierte reserviert auf den Vorstoß der Lufthansa. „Unser Ziel ist wei- terhin die Inbetriebnahme Ende 2017“, sagte FBB-Sprecher Lars Wagner. „Dazu besteht nach wie vor die Chance.“ dpa 4000 Besucher bei größter Messe für fairen Handel DORTMUND Die bundesweit größte Mes- se für fairen Handel, die „Fair Friends“ in Dortmund, hat in diesem Jahr steigende Besucherzahlen verbucht. Rund 4000 Be- sucher und Teilnehmer seien in die West- falenhallen gekommen, teilten die Veran- stalter am Sonnabend zum Abschluss der dreitägigen Nachhaltigkeitsmesse mit. Rund 180 Aussteller aus 15 Ländern hät- ten seit Donnerstag ihre Angebote aus den Bereichen Ernährung, Mode, Gesundheit, Energie, Umwelt und Design präsentiert. 2016 findet die „Fair Friends“ vom 31. Au- gust bis zum 2. September statt. epd RENDSBURG Spielereien zum Ausklang der Landwirt- schaftsmesse Norla in Rends- burg: Während im Zelt der Landfrauen Agrarminister Ro- bert Habeck (Grüne, li.) und Bauernpräsident Werner Schwarz „Alles in Balance?“ spielten, vergnügten sich die Kleinen mit ferngesteuerten Mini-Traktoren. Die Veran- stalter zogen „sehr positives Fazit“: Die Norla 2016 konnte an den Erfolg des Vorjahres an- knüpfen. Messeleiterin Dörte Röhling teilte am Nachmittag die offizielle Besucherzahl mit: Von Donnerstag bis ges- tern kamen 70 000 Interessier- te zur Fachausstellung. sh:z DIRK JENNERT (2) Agrarminister-Streit: Süden wirft Norden Überproduktion vor Bauern gegen Strafsteuer auf Fleisch Per Fjord-Fähre zum Offshore-Windpark Nachrichten Spannend bis zum Schluss: Die Norla

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Page 1: T R E N E J K R I Per Fjord-Fähre zum Offshore-Windpark · lich zurückgefahren habe. „Im ersten Halbjahr 2016 wurden 2,8 Prozent Milch weniger als im ersten Halbjahr 2015 produ-ziert.“

Wirtschaft

MONTAG, 5. SEPTEMBER 2016 SEITE 4. ............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

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STUTTGART/SCHWERIN Ba-den-Württembergs Agrarmi-nister Peter Hauk (CDU) siehtin der Bauernkrise wegen nied-riger Milchpreise nord- undostdeutsche Bundesländer inder Pflicht. „Diese Länder ha-ben ihre Milchproduktion inden vergangene Jahren deut-lich hochgefahren, also müssensie jetzt besonders zur Prob-lemlösung beitragen“, sagteHauk am Wochenende.

Dem widersprach Mecklen-burg-Vorpommerns Agrarmi-nister Till Backhaus (SPD)energisch. Zwar sei die Milch-menge bis 2015 in seinem Landwie in den anderen ostdeut-schen Ländern gewachsen, zu-

vor sei sie aber – nach der Wie-dervereinigung – stark gesun-ken. „60 bis 70 Prozent der Rin-der wurden abgeschafft“, sagteBackhaus. Der Osten habe demWesten so die Möglichkeit ge-geben, stabil weiter zu wirt-schaften. Die Milchquote jeHektar sei nur halb so hoch wieim Westen gewesen.

Die Krise auf dem Milch-markt wird erneut das bestim-mende Thema der Agrarminis-terkonferenz von Bund undLändern vom 7. bis 9. Septem-ber in Rostock-Warnemündesein. Es geht darum, das Über-angebot an Milch zu reduzie-ren, das am Weltmilchmarktdie Preise in den Keller drückt.

Backhaus als Vorsitzenderder Agrarministerkonferenzäußerte sich enttäuscht dar-über, dass Hauk jetzt „denSchwarzen Peter“ von Südnach Nord, von West nach Ostschiebe. Hauk verwies dagegenauf eine behördliche Statistik,der zufolge die Milchbauern inSüddeutschland von 2000 bis2015 die Milchproduktion nurum 9,6 Prozent erhöhten, inNorddeutschland dagegen um27,3 Prozent. In Baden-Würt-temberg seien es 6,3 Prozentmehr gewesen (auf rund2,3 Millionen Tonnen Milch imJahr 2015), während in Meck-lenburg-Vorpommern die Pro-duktion um 21,9 Prozent auf

1,6 Millionen Tonnen stieg.Auch in Schleswig-Holsteinwuchs die Milcherzeugung vongut 2 351 000 Tonnen im Jahr2000 auf 2 978 000 Tonnen imJahr 2015 – eine Steigerung umgut 21 Prozent.

Backhaus indes verwies dar-auf, dass Mecklenburg-Vor-pommern in der aktuellen Kri-se seine Milchproduktion deut-lich zurückgefahren habe. „Imersten Halbjahr 2016 wurden2,8 Prozent Milch weniger alsim ersten Halbjahr 2015 produ-ziert.“ Im Juni 2016 seien es imVergleich zum Juni 2015 sogar5,4 Prozent weniger gewesen.

Hauk führte dagegen an, dassBaden-Württemberg von 2014

– als die Milchpreise noch lu-krativ waren – zu 2015 seineProduktion um 0,3 Prozentsenkte, während die vier nord-und ostdeutschen Länder dieMenge um bis zu 2,6 Prozenthochfuhren. Während Baden-Württemberg bereits etwas zurLösung der Krise getan habe,sei in Norddeutschland dieMenge weiter gestiegen undhabe das Problem verschärft.

Der CDU-Politiker sprachsich gegen einen staatlichenEingriff in den Markt aus. Back-haus hingegen sagte im Vorfeldder Konferenz: „Wir braucheneinen kostendeckenden Milch-preis. Dafür muss der Staat len-kend eingreifen.“ dpa/sh:z

BERLIN Der Deutsche Bau-ernverband lehnt eine höhereMehrwertsteuer auf Fleischund Milch ab. „Strafsteuernhalten wir nicht für sinnvoll“,sagte der Generalsekretär desDeutschen Bauernverbandes,am Sonnabend in Berlin.

Berater der Bundesregie-rung hatten eine höhereMehrwertsteuer auf Fleisch,Wurst, Milch und andere tie-rische Produkte empfohlen.Da bei der Produktion tieri-scher Lebensmittel mehrTreibhausgase entstünden alsbei pflanzlichen, solle für sieder reguläre Mehrwertsteuer-

satz von 19 Prozent gelten,heißt es in einem Klimagut-achten, das Landwirtschafts-und ErnährungsministerChristian Schmidt (CSU)übergeben wurde. Bisher giltder reduzierte Steuersatz vonsieben Prozent.

Krüsken sagte, das Klima-gutachten enthalte generellgute Ansätze. Höhere Steuernaber hätten keine Lenkungs-wirkung für die Konsumen-ten. Es sei fraglich, ob die Ver-braucher dann wenigerFleisch essen würden. „Sopauschal funktioniert dasnicht.“ dpa

Zwei Schleswig-Holsteiner transportieren mit umgebauten Katamaranen Techniker zu ihren Arbeitsplätzen auf dem Meer

HUSUM/HELGOLAND Wer mit JannesPiepgras telefoniert, der merkt esschnell: Dieser Mann steht unter Strom.Kein Wunder, der 33-Jährige ist quasiständig unterwegs, ob auf einem seinerSchiffe oder mit dem Flugzeug irgendwozwischen dem Firmensitz in Husum, derBasis auf Helgoland und den Kunden. Zu-sammen mit Geschäftspartner DennisRonnebeck (36) verfügt Piepgras überdrei Katamaran-Fähren, transportiert beiWind und Wetter jeden Tag DutzendeTechniker von Helgoland aus zu ihren Ar-beitsplätzen auf den Offshore-Wind-kraftanlagen in der Nordsee.

Es ist eine ebenso ungewöhnliche wiesteile Karriere. Nach Abitur und einerAusbildung zum Fischer bei seinem heu-tigen Kompagnon auf einem PellwormerKrabbenkutter machte der gebürtigeKieler sein Kapitänspatent, wurde an-schließend 2011 auf einem so genanntenCrew-Transfer-Schiff in Emden ange-stellt, das – genau wie er selbst heute – Ar-beiter zu den Offshore-Windkraftanla-gen bringt. Piepgras: „Die Branche war

noch sehr jung, ich habe häufiger mit mei-nem ehemaligen Lehrherren gesprochen,wir wollten irgendetwas Anderes, Neuesmachen.“ Zu der Zeit konnten die Trans-portschiffe aufgrund der Auflagen alsKleinfahrzeug nur mit maximal zwölfPersonen fahren. „Wir haben gesehen,dass wir das besser machen können, beieinem Besuch auf Helgoland kam uns dieIdee“, so Piepgras.

In Norwegen suchte und fand das Duo2014 eine ausrangierte Passagierfähre fürdie Fjorde, die geeignet schien. Nach län-geren Verhandlungen ließ sich schließ-lich eine Bank überzeugen, die mehrereMillionen Euro schwere Finanzierung zuübernehmen. „Wir haben das Schiff inKiel umgebaut, einen großen Gummifen-der am Bug montiert, so dass wir den ge-

gen die Plattform der Windanlagen drü-cken können und die Leute von Bordhinübersteigen.“ Der Clou daran: Im Ge-gensatz zu den anderen Schiffen darf dieKatamaran-Fähre „Seewind I“ als Passa-gierschiff bis zu 90 Menschen transpor-tieren. „Wir reizen das längst nicht aus.Aber auch mit 40 Leuten können wir vielmehr und aufgrund des Rumpfes und derMaschine wesentlich schneller bei weni-ger Verbrauch transportieren.“

Im Juni 2014 bekamen Piepgras undRonnebeck mit ihrer Firma „North Frisi-an Offshore“ den ersten Chartervertragauf Helgoland – für nur einen Monat.„Gerade bei schlechtem Wetter ist dasAnlegemanöver eine große Herausforde-rung, das Schiff bewegt sich schnell hochund runter, die Crew muss hellwach sein,und alle Sicherheitsvorschriften müsseneingehalten werden, damit niemand ver-letzt wird“, so Piepgras. Es habe am An-fang viel Skepsis wegen des neuenSchiffstyps gegeben. Was in den Fjordenfunktioniert, das funktioniert auch drau-ßen bei Seegang, dachten sich die muti-

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„Wir haben gesehen, dass wir dasbesser machen können.“

Jannes PiepgrasUnternehmer

gen Jungunternehmer. „Davon waren wirzu 100 Prozent überzeugt, wissen konn-ten wir es allerdings nicht.“ Doch alles liefbestens, der Charterer war so zufriedenmit der reibungslosen Performance der„Seewind I“, dass der Vertrag immer wie-der neu verlängert wurde, derzeit bis zumJahr 2019.

Im vergangenen Jahr entdeckte manein weiteres ähnliches Schiff in Norwe-gen, investierte erneut mehrere Millio-nen Euro in Kauf und Umbau. „Und seitAnfang dieses Jahres managen wir zu-sätzlich das Schiff eines Windpark-Eig-ners, ebenfalls ein Katamaran“, sagt Piep-gras, der zusammen mit seinem Partnermittlerweile 26 Angestellte beschäftigt,„alle gut trainiert, aus der Region und mitErfahrung in der Seefahrt“, wie er betont.

Auch für die nächste Zeit gibt es vielePläne. In Norwegen gebe es keine Fährenmehr, die zu gebrauchen wären, sagtPiepgras. „In Planung ist daher der Neu-bau eines weiteren Katamarans auf Basisder Erfahrungen, die wir mit unserenSchiffen bis jetzt gemacht haben.“

Auch in der Luft soll die Zukunft liegen.Piepgras und Ronnebeck bieten Außen-Inspektionen der Offshore-Windkraftan-lagen mit Flugdrohnen an. Demnächstwollen sie Generatoren vermieten, diebeim Aufbau neuer Anlagen Strom lie-fern. Selbst den Wechsel des Getriebeölsin den riesigen Windkraftanlagen wollensie bald in ihr Repertoire aufnehmen.„Wir sind auf Wachstumskurs“, sagt Jan-nes Piepgras. „Aber mit Bedacht.“Schließlich müsse man mit seinen ange-botenen Produkten auch immer eine guteAuslastung finden. Über seine eigenekann Piepgras jedenfalls nicht klagen, ge-rade hat er einen kurzen Urlaub gemacht.„Das erste Mal seit Anfang 2014.“

Niko WasmundStartenmit ihremOffshore-Businessdurch: Dennis Ronnebeck (li.)und Jannes Piepgras. NORTH FRISIAN OFFSHORE (2)

Bei Seegang nicht ungefährlich: Über den Schiffsbug müssen dieTechniker auf die Plattform klettern.

Akku-Desaster: Samsungstartet UmtauschaktionSEOUL/BERLIN Smartphone-Marktfüh-rer Samsung hat nach dem weltweitenVerkaufsstopp für sein neues Vorzeigemo-dell Galaxy Note 7 mit einer kostspieligenUmtauschaktion begonnen. Nach mehre-ren Fällen von Akkubränden hatte das süd-koreanische Technologieunternehmenmitgeteilt, dass die Geräte aus dem Ver-kehr gezogen werden. Von der bisher bei-spiellosen Rückrufaktion für ein Smart-phone-Spitzenmodell  bei Samsung sindnach eigenen Angaben weltweit – ohneChina – 2,5 Millionen verkaufte Geräte be-troffen. Auch in Deutschland können sichKunden für einen Austausch des SamsungGalaxy Note 7 auf einer Homepage regis-trieren lassen, wie Samsung Deutschlandgestern auf seiner Facebook-Seite ankün-digte. „Kunden, die ihr Galaxy Note7 be-reits erhalten haben, werden wir ihr Gerätselbstverständlich durch ein neues erset-zen“, sagte ein Firmensprecher. Detailszum Austauschprozess gebe es in dennächsten Tagen. Samsung machte zu-nächst keine Angaben dazu, wie viele Ge-räte in Deutschland betroffen sind. Unter-dessen forderte BundesumweltministerinBarbara Hendricks (SPD) Aufklärung: „Ichfrage mich natürlich, warum diese Akkusexplodieren können und wie dieses Prob-lem jetzt dauerhaft behoben wird“, sagtesie der „Bild am Sonntag“. dpa

BER – Lufthansa willnoch spätere EröffnungSCHÖNEFELD/FRANKFURT In der De-batte um den wackligen Eröffnungsterminfür den Hauptstadtflughafen hat die Deut-sche Lufthansa eine Verschiebung desStarts um ein halbes Jahr gefordert. DieAirline halte es für ungünstig, den Flugha-fen mit einem knapp genähten Winter-flugplan zu eröffnen, mit der Gefahr unteranderem von Schnee und Nebel, sagte derLeiter der Abteilung Konzernpolitik Tho-mas Kropp, am Sonnabend im RBB-Info-radio. Daher sei es besser, den Flughafennicht, wie offiziell weiter geplant, Ende2017, sondern erst im Sommer 2018 in Be-trieb zu nehmen. Die Flughafengesell-schaft FFB reagierte reserviert auf denVorstoß der Lufthansa. „Unser Ziel ist wei-terhin die Inbetriebnahme Ende 2017“,sagte FBB-Sprecher Lars Wagner. „Dazubesteht nach wie vor die Chance.“ dpa

4000BesucherbeigrößterMesse für fairen HandelDORTMUND Die bundesweit größte Mes-se für fairen Handel, die „Fair Friends“ inDortmund, hat in diesem Jahr steigendeBesucherzahlen verbucht. Rund 4000 Be-sucher und Teilnehmer seien in die West-falenhallen gekommen, teilten die Veran-stalter am Sonnabend zum Abschluss derdreitägigen Nachhaltigkeitsmesse mit.Rund 180 Aussteller aus 15 Ländern hät-ten seit Donnerstag ihre Angebote aus denBereichen Ernährung, Mode, Gesundheit,Energie, Umwelt und Design präsentiert.2016 findet die „Fair Friends“ vom 31. Au-gust bis zum 2. September statt. epd

RENDSBURG Spielereienzum Ausklang der Landwirt-schaftsmesse Norla in Rends-burg: Während im Zelt derLandfrauen Agrarminister Ro-bert Habeck (Grüne, li.) undBauernpräsident WernerSchwarz „Alles in Balance?“spielten, vergnügten sich dieKleinen mit ferngesteuertenMini-Traktoren. Die Veran-stalter zogen „sehr positivesFazit“: Die Norla 2016 konntean den Erfolg des Vorjahres an-knüpfen. Messeleiterin DörteRöhling teilte am Nachmittagdie offizielle Besucherzahlmit: Von Donnerstag bis ges-tern kamen 70 000 Interessier-te zur Fachausstellung. sh:zD

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Agrarminister-Streit: Süden wirft Norden Überproduktion vor Bauern gegenStrafsteuer auf Fleisch

Per Fjord-Fähre zum Offshore-Windpark

Nachr ichtenSpannend biszum Schluss:Die Norla