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POSTGRADUALE FERNSTUDIENGÄNGE MANAGEMENT & LAW STUDIENBRIEF MGS0730a MANAGEMENT VON GESUNDHEITS- UND SOZIALEINRICHTUNGEN TELEMEDIZIN UND E-HEALTH AUTOR PROF. DR. ROLAND TRILL

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POSTGRADUALE FERNSTUDIENGÄNGEMANAGEMENT & LAW

STUDIENBRIEF MGS0730a MANAGEMENT VON GESUNDHEITS- UND SOZIALEINRICHTUNGEN

TELEMEDIZIN UND E-HEALTH

AUTOR PROF. DR. ROLAND TRILL

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Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung und des Nach-drucks, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf außerhalb der im Urheberrecht geregelten Erlaubnisse in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmi-gung der Technischen Universität Kaiserslautern, Distance & Independent Studies Cen-ter, reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Kaiserslautern 2016 (2., aktualisierte und überarbeitete Auflage).

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Inhaltsverzeichnis I

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis I

Abbildungsverzeichnis IV

Glossar VI

Kurzinfo zum Autor XI

Literaturverzeichnis XII

Lernziele XVII

1 Einführung 1

2 Aktuelle Herausforderungen im deutschen Gesundheitswesen 5

2.1 Angebot- und Nachfrageentwicklung 5 2.2 Der demographische Wandel 6 2.3 Ärzte- und Fachkräftemangel 10

3 Trends im Gesundheitswesen 15

3.1 Überblick 15 3.2 Gesundheit aus Sicht des Bürgers 15 3.3 Gesundheit: Aus Sicht der Gesundheitsökonomie 17

3.3.1 Gesundheitsausgaben 17 3.3.2 Vernetzung und Standardisierung 18 3.3.3 Neue Handlungsfelder 19 3.3.4 Technologische Innovation 21

4 eHealth 25

4.1 Technischer Fortschritt im Gesundheitswesen 25 4.2 Überblick über eHealth-Anwendungen 26 4.3 Ziele und Potenziale von eHealth-Anwendungen 28

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II Inhaltsverzeichnis

5 Telemedizin 31

5.1 Übersicht 31 5.2 Doc2Doc 34

5.2.1 Teleradiologie 34 5.2.2 Telekonsultation 36 5.2.3 Webbasierte Fort- und Weiterbildung (Teleausbildung) 39

5.3 Doc2Pat (Doctor to Patient) 40 5.3.1 Telemonitoring 40 5.3.2 Telediagnostik und Teletherapie 44 5.3.3 Tele-Patientenschulung 47

5.4 Ambient Assisted Living 48 5.5 P2P 49

6 Patientenakten 51

6.1 Patientenakten im Überblick 51 6.2 Elektronische Fallakte (EFA) 51 6.3 Elektronische Patientenakte 53 6.4 Elektronische Gesundheitsakte (EGA) 56 6.5 Vergleichende Darstellung 58 6.6 MS HealthVault: Beispiel einer eGA 60

6.6.1 Funktionsweise 60 6.6.2 Einbindung von Gesundheits-Apps 62 6.6.3 Einbindung von Privaten Gesundheitsgeräten 62 6.6.4 Das persönliche Gesundheitswesen 63

7 Portale 65

7.1 Die wachsende Internet-Nutzung 65 7.2 Gesundheitsportale 66 7.3 Beispiele für Gesundheitsportale 67 7.4 Kriterien zur Bewertung von Gesundheitsportalen 69

8 mHealth 73

8.1 Begriffsbestimmung 73 8.2 Anwendungsgebiete von mHealth 74 8.3 Erwarteter Nutzen von mHealth 81 8.4 Marktvolumen und Potenziale 83

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Inhaltsverzeichnis III

9 Geschäftsmodelle 87

9.1 Ausrichtung von Geschäftsmodellen 87 9.2 Gesundheitsökonomische Evaluation 87 9.3 Einzelwirtschaftliche Geschäftsmodelle 89

10 eHealth in Deutschland 95

10.1 Entwicklungsstand im europäischen Vergleich 95 10.2 Die Elektronische Gesundheitskarte 99

10.2.1 Gesetzliche Grundlagen 99 10.2.2 Aufbau der EGK 101 10.2.3 Funktionen der EGK 103 10.2.4 Umsetzung der EGK 104 10.2.5 Ausblick 106

11 eHealth und Patient Empowerment 109

11.1 Begriffserläuterung 109 11.2. Ziele und Voraussetzungen des Patient Empowerment 110 11.3. Veränderung der Gesundheitskompetenz 112 11.4. eHealth befördert Patient Empowerment 114 11.5 Ansätze des Patient Empowerment 118

12 eHealth und Akzeptanz 121

12.1 Beeinflussungsfaktoren der Technologie-Akzeptanz 121

13 Qualifikationsprofil eHealth 125

14 Ausblick 127

Musterlösungen zu den Übungsaufgaben 129

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IV Abbildungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb.1: Bevölkerung nach Altersgruppen 7 Abb.2: Bevölkerung nach Altersgruppen und Regionen 8 Abb.3: Bestand an Vertragsärzten, die z. jeweiligen Jahresende 60 Jahre

o. älter sind 10 Abb.4: Ärzte je eintausend Einwohner 1993 und 2011 11 Abb.5: Entwicklung der Zahl der Hausärzte bis zum Jahr 2020 11 Abb.6: Wichtigkeit verschiedener Aspekte für die persönliche

Lebensqualität 16 Abb.7: Gesundheitsausgaben und Anteil am BIP 18 Abb.8: Breitbandverfügbarkeit in deutschen Haushalten 21 Abb.9: Anteil der Internetnutzer nach Alter 22 Abb.10: Szenario: Gesundheitswesen 2020 23 Abb.11: Anwendungsfelder von eHealth 26 Abb.12: Anwendungsfelder der Telemedizin 33 Abb.13: Beispiel einer Telekonsultation 37 Abb.14: Schematische Darstellung einer Telekonsultation 38 Abb.15: Beispiel einer Videokonferenz 38 Abb.16: Teleüberwachung eines Patienten mit Diabetes-Mellitus Typ 2 42 Abb.17: Gegenüberstellung von EPA, EFA und EGA 59 Abb.18: Gesundheitsinformationen in der HealthVault 61 Abb.19: Das persönliche Gesundheitswesen 64 Abb.20: Arten von Gesundheitsportalen 67 Abb.21: Startseite des Gesundheitsportal-Flensburg 68 Abb.22: Beispiel für eine interaktive Consumer-Anwendung 75 Abb.23: Beispielhafte Gesundheits-Apps 76 Abb.24: Erfassung von Gesundheitsdaten seitens Patienten und Ärzten 77 Abb.25: Teleüberwachung eines Patienten mit Diabetes-Mellitus Typ 2 78 Abb.26: Beispiel für eine mobile Anwendung im Bereich Asthma 79 Abb.27: Das Handyscope 80 Abb.28: Studie eines Doc-Mobils 80 Abb.29: Umsatzprognose mHealth 2013 - 2017 83 Abb.30: Schema zur Dokumentation der Akteure und Effekte 88 Abb.31: Vorgehen bei der gesundheitsökonomischen Bewertung 89

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Abbildungsverzeichnis V

Abb.32: Beispielhaftes Geschäftsmodell „Telemonitoring für Herzinsuffizienz-Patienten 91

Abb.33: Bewertung der eHealth-Aktivitäten in Europa 95 Abb.34: Beispielhafte Sicherheitsstruktur 99 Abb.35: Vorderseite der elektronischen Gesundheitskarte 102 Abb.36: Rückseite der elektronischen Gesundheitskarte 102 Abb.37: Vergleich von KVK und EGK 103 Abb. 37: Anforderungen an die Akteure 111 Abb.38: Die Arztrolle im Licht des Patient Empowerment 111 Abb.39: Veränderung des Patientenbilds bei der Nutzung von Internet

und EGA 112 Abb.40: Einordnung des Empowerment in die Health Literacy 113 Abb.41: Chancen und Risiken des Patient Empowerment 114 Abb.42: Patient Empowerment durch eHealth-Anwendungen 115 Abb.43: Screenshot “Gesundheitsinformationen” 117 Abb.44: Screenshot „Bewertung von Apps“ 117 Abb.45: Einstellung der Ärzte zum Zugriff von Patienten auf die EPA 118 Abb.46: Einflussfaktoren auf die Akzeptanz von eHealth-Anwendungen 122 Abb.47: Curriculum Masterstudiengang „eHealth“ 126

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VI Glossar

Glossar

Authentifizierung

Bei der Authentifizierung findet ein Vorgang statt, um die angegebene Identität zu überprüfen. Zum Beispiel kann es sich um Zugangsrechte handeln.

Autorisierung

Autorisierung findet im Zusammenhang mit Computerprogrammen statt. Das Sys-tem überprüft, ob für eine bestimmte Eingabe die Rechte beim Nutzer vorhanden sind.

Befähigung

siehe Patienten Empowerment

Compliance

Unter Compliance versteht man den Grad, in dem das Verhalten einer Person – z. B. in Bezug auf die Einnahme eines Medikaments – mit dem ärztlichen oder gesundheitlichen Rat korrespondiert.

Datenschutz

Jede Person hat ein Grundrecht auf den Schutz der persönlichen Daten. Insbeson-dere beim Einsatz von eHealth und somit gesundheitsbezogenen Daten ist diesem Punkt viel Bedeutung beizumessen.

Datensicherheit

Die Datensicherheit soll den Verlust sowie die Manipulation von Daten verhin-dern. Ebenfalls darf kein Dritter ohne Berechtigung Zugriff auf die Daten erhal-ten.

DICOM

DICOM (Digital Imaging and Communication in Medicine) ist ein Standard, der in der Medizin zur Übertragung von Bilddateien verwendet wird. Dies gilt zum Beispiel für Röntgen- oder auch CT-Bilder.

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Glossar VII

eArztbrief

Den Arztbrief erhält jeder Patient nach einem Krankenhausaufenthalt zur Weiter-behandlung für den Hausarzt. Dieser soll im Bereich eHealth zukünftig auf elekt-ronischem Wege übermittelt werden.

EFA (Elektronische Fallakte)

Die EFA ist eine elektronische Kommunikationsplattform für Ärzte und soll den Austausch von medizinischen Daten unter den gültigen Datenschutzbestimmun-gen ermöglichen. Somit wäre es möglich, dass verschiedene Beteiligte an einem Behandlungsprozess jederzeit Zugriff auf die notwendigen Daten haben und ein Austausch somit leichter möglich ist.

EGK (Elektronische Gesundheitskarte)

Die EGK stellt eine Erweiterung der bisherigen Krankenversicherungskarte dar. Sie ist unter anderem mit einem Lichtbild versehen. Darüber hinaus sollen u. a. Notfalldaten sowie ein elektronischer Arztbrief auf der Karte gespeichert werden können.

eHealth

eHealth umfasst den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien im Gesundheitswesen.

eMedikation

Die eMedikation soll die Behandlung von der Verordnung bis zur Abgabe der Medikamente an den Patienten unterstützen.

EPA (Elektronische Patientenakte)

Die EPA umfasst alle Daten eines Patienten wie administrative Daten, Diagnose-daten, Therapieempfehlungen etc. in elektronischer Form. Sie kann einrichtungs-intern oder einrichtungsübergreifend ausgelegt werden.

eRezept

Ein Rezept ist die schriftliche Anordnung eines Arztes für ein Medikament. Die-ses Medikament wird dem Patienten in einer Apotheke durch einen Apotheker ausgehändigt. Dieser Vorgang kann durch das eRezept und eine digitale Unter-schrift des Arztes erleichtert werden.

Gesundheitsakte

siehe Personal Health Record

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VIII Glossar

Gesundheitskarte

siehe EGK

Gesundheitsportale

Ein Gesundheitsportal liefert zentral gesammelte Informationen rund um das Thema Gesundheit. Portale können überregional sein oder aber einen regionalen Standortbezug haben.

Health Literacy

Health Literacy bezeichnet die Fähigkeiten, die die Motivation und Möglichkeiten eines Menschen bestimmen, um Informationen zum Thema Gesundheit für die Förderung der eigenen Gesundheit nutzen zu können.

Health Professionals

Personen, die über eine Ausbildung in einem Gesundheitsberuf verfügen.

HL7

HL7 ist ein Übertragungsstandard im Bereich der Kommunikation innerhalb von Krankenhaussoftware.

HPC (Health Professional Card)

Der Heilberufsausweis weist den Heilberufler aus und ist als ein spezieller Perso-nalausweis anzusehen.

Identifikation

Identifikation dient dem eindeutigen Erkennen einer Person. In der Informations-technologie bedeutet dies, dass sich der Nutzer meist durch Eingabe eines Pass-wortes oder eines PIN ausweisen muss.

Interoperabilität

Interoperabilität bezeichnet die Fähigkeit von Geräten, homogen untereinander zu arbeiten, um Informationen jederzeit nahtlos austauschen zu können. Hierfür müs-sen keine zusätzlichen Eingaben oder Kenntnisse beim Nutzer vorhanden sein. Der Austausch soll automatisch durch den Einsatz von Standards sichergestellt werden.

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Glossar IX

Krankenakte

siehe EPA

Leistungserbringer

Zu Leistungserbringern zählen verschiedene Berufsgruppen und Organisationen, die medizinische oder allgemein gesundheitsrelevante Leistungen für die Versi-cherten der Krankenkassen erbringen.

Medienbruch

Bei einem Medienbruch findet ein Wechsel vom digitalen Medium wie zum Bei-spiel einer Software zu Papier statt. Es ist möglich, dass durch einen Medienbruch Informationen verloren gehen, was dazu führen kann, dass ein Prozess verlang-samt durchgeführt wird und Qualitätseinbußen entstehen können.

mHealth (Mobile Health)

Mobile Health umfasst die Nutzung mobiler Endgeräte (Smartphone, Tablet usw.) für den Austausch gesundheitsbezogener Daten, u. a. unter Verwendung so ge-nannter Apps (Applikationen).

Notfalldaten

Elektronische Notfalldaten sind Informationen über eine Person, die in einer Not-situation zur besseren Versorgung führen können. Beispielhaft können hier Aller-gien genannt werden.

Onlineportale

siehe Gesundheitsportale

Patient Empowerment

Mit Patient Empowerment wird die Eigenschaft der Bürger umschrieben, einen aktiven Part in ihrem eigenen Gesundheitsmanagement spielen zu können. Der Patient soll zum „Selbstmanager“ seiner Krankheit werden.

Personal Health Record

Hierunter wird im deutschen Sprachgebrauch die elektronische Gesundheitsakte verstanden. Sie wird von den Patienten selbst geführt, d. h., sie machen Einträge und entscheiden, wer Zugriff haben soll. Idealerweise korrespondiert sie mit der elektronischen Patientenakte (der Professionals).

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X Glossar

Qualitätssicherung

Qualitätssicherung ist ein Teilbereich des Qualitätsmanagements. Es dient zur Überprüfung der Einhaltung von Qualitätsstandards.

Qualitätsstandards

Qualitätsstandards sind verbindliche Regeln, an die sich Gesundheitsbetriebe zu halten haben. Hier sind beispielhaft Hygienestandards, Behandlungsstandards oder auch Kommunikationsstandards zu nennen.

Standards

Standards legen eine gemeinsame einheitliche Sprache fest. Der Austausch von Informationen funktioniert am besten über Standards. Somit ist eine technische In-teroperabilität gewährleistet. Außerdem beseitigt der Einsatz von Standards Miss-verständnisse bezüglich der Interpretation von Informationen.

Telemedizin

Telemedizin ist ein Teilbereich von eHealth. Es handelt sich um den Teilbereich Telematik aus dem Gesundheitswesen und betrifft die Diagnostik und Therapie mit Überbrückung einer räumlichen Distanz. Dies kann zwischen Arzt und Patient stattfinden oder auch zwischen zwei Ärzten. Bereiche der Telemedizin sind unter anderem Telekonsultation, Telemonitoring und Telekardiologie.

Verschlüsselung

Die Verschlüsselung bezeichnet den Vorgang, digitale Informationen mit Hilfe von Verschlüsselungsalgorithmen „unleserlich“ zu machen. Dadurch soll sicher-gestellt werden, dass nur der adressierte Empfänger die Information wieder ent-schlüsseln und damit lesbar machen kann.

WHO (World Health Organization)

Weltgesundheitsorganisation.

Zertifizierung

Zertifizierung beschreibt ein Verfahren, nach dem Produkte oder Dienstleistungen gewisse Normen und Standards einhalten. Dies gilt auch für die Herstellungsver-fahren. Bei einer Zertifizierung wird meist ein Zeugnis oder auch ein Zertifikat mit einer begrenzten Gültigkeit ausgestellt.

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Kurzinfo zum Autor XI

Kurzinfo zum Autor

Professor Dr. Roland Trill, Jahrgang 1952, hat über 30 Jahre Erfahrungen im Ge-sundheitswesen gesammelt. Seit 1987 lehrt er an der Fachhochschule Flensburg in den Studiengängen Krankenhausmanagement und eHealth (MA). Seit ca. 10 Jah-ren ist sehr aktiv in EU-geförderten Projekte im Rahmen der Ostseestrategie ein-gebunden, größtenteils als Projektleiter. Er führt seit 2008 das eHealth for Regi-ons Network im Management-Sekretariat. In der Gesundheitsregion Nord ist er seit 2008 erster Vorsitzender. Im 2012 neu gegründeten Institut für eHealth und Management im Gesundheitswesen ist er in der Leitung tätig. In über 120 Veröf-fentlichungen sowie Vorträgen im In- und Ausland hat er seine Erfahrungen im Gesundheitswesen kommunizieren können.

Auslandserfahrungen:

Teilnehmer am Cornell Health Executive Program

mehrere kurze Studienaufenthalte in den USA

Deutsch-Dänische Projekte: ciTTis, clear, Cross-Border Breast Health, Patient Saftey, HANC (bis 12.14) (“_” = als Leadpartner)

Projekte im Rahmen der Ostseestrategie: eHealth for Regions (2004–2007); ICT for Health (2010–2012);

Leitung des Management-Sekretariats des eHealth for Regions Networks (seit 2008)

Studienaufenthalte in Finnland, Litauen und Norwegen.

Kontakt:

Prof. Dr. Roland Trill

Fachhochschule Flensburg

Institut für eHealth & Management im Gesundheitswesen

Nordstraße 2

24937 Flensburg

+ 49 461 48161 209 (Telefon)

+ 49 461 805 1496 (Fax)

E-Mail: [email protected]

www.institut-ehealth.de

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XII Literaturverzeichnis

Literaturverzeichnis

A. Verwendete Literatur

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Budych, K. et al., Telemedizin – Wege zum Erfolg, Stuttgart 2013

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Destatis, Demographischer Wandel in Deutschland, Heft 1: Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung im Bund und in den Ländern, Ausgabe 2011

Goldschmidt, A. / Hilbert, J. (Hrsg.), Gesundheitswirtschaft in Deutschland – Die Zukunftsbranche, Wegscheid 2009

Haas, P., Medizinische Informationssysteme und elektronische Krankenakten, Berlin 2005

Heinze, R. G. / Hilbert, J. / Paulus, W., Der Haushalt – ein Gesundheitsstandort mit Zukunft. In: Goldschmidt, A. / Hilbert, J. (Hrsg.), Gesundheitswirt-schaft in Deutschland – Die Zukunftsbranche, Wegscheid, S. 772-799, Wegscheid 2009

Homberg, B., Trotz vieler eHealth-Konzepte – Telemedizin ist in Europa noch nicht in der medizinischen Wirklichkeit angekommen, in: Telemedizin-führer 2009, S. 38-39, Bad Nauheim 2009

Juffernbruch, K., Telekonsultation – Die Zukunft der Medizin? Ein wegweisendes Pilotprojekt in Schottland, in: Telemedizinführer 2009, S. 53-54, Bad Nauheim 2009

Kopetsch, T., Dem deutschen Gesundheitswesen gehen die Ärzte aus! Studie zur Altersstruktur- und Arztzahlentwicklung, 5. Auflage, Berlin: Bundesärz-tekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung, 2010

Monteagudo Peña, J. L. /Moreno Gil, O., e-Health for patient empowerment in Europe – Informes, Estudios e Investigación, 2007

Nefiodow, L. A., Der sechste Kondratieff, 4. Auflage, Sankt Augustin 2000

Palfrey, J. G. / Gasser, U., Generation Internet. Die Digital Natives: Wie sie leben – Was sie denken – Wie sie arbeiten, München 2008

Potratz, W., Die niedergelassenen Ärzte. Das Abschiednehmen der Einzelkämp-fer, in: Goldschmidt, A. / Hilbert, J., Gesundheitswirtschaft in Deutsch-land – Die Zukunftsbranche, S. 400-423, Wegscheid 2009

Presseinformationsdienst Gesundheitswesen vom 9. September 2013

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Literaturverzeichnis XIII

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Roland Berger & Partner, Telematik im Gesundheitswesen – Perspektiven der Te-lemedizin in Deutschland, 1998

Stähler, P., Geschäftsmodelle in der digitalen Ökonomie. Merkmale, Strategien und Auswirkungen (Reihe: Electronic Commerce, Bd. 7), 2. Auflage, Lohmar, Köln 2002

Schroeder, U. Teleradiologie – Neun Jahre Praxis in Schleswig-Holstein – ein Er-fahrungsbericht, in: Trill, R. (Hrsg.), Praxisbuch eHealth – Von der Idee zur Umsetzung, Stuttgart 2009

Thielscher, S. 434-435, 2012

Trill, R. (Hrsg.), Praxisbuch E-Health. Von der Idee zur Umsetzung, Stuttgart 2009

Waegemann, C. P., Current Status of EPR Developments in the US: Medical Rec-ords Institute 1999

Warda, F.. Patienten-Empowerment durch den Einsatz elektronischer Gesund-heitsakten. In: Telemedizinführer 2008, S. 374-378, Bad Nauheim 2008

Wirtz, B., Business Model Management: Design – Instrumente – Erfolgsfaktoren von Geschäftsmodellen, Wiesbaden 2010

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B. Verzeichnis der Internet-Quellen

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XIV Literaturverzeichnis

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Bildnachweis. eGK Rückseite, verfügbar unter http://www.bmg.bund.de /fileadmin/dateien/Bilder/Symbolbilder/Gesundheit/Gesundheitskarte /Elektronische_Gesundheitskarte/Rueckseite_eGK_300dpi_110928.jpg (abgerufen am 08.09.2013)

Bildnachweis. eGK-Basisrollout, verfügbar unter http://www.ehealth-bcs-terminals.de/files/egk-basisrollout.jpg (abgerufen am 08.09.2013)

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Literaturverzeichnis XV

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TÜV Rheinland Consulting, (Hrsg.), (2012). Bericht zum Breitbandatlas Ende 2012, verfügbar unter http://www.zukunft-breitband.de/Dateien/BBA/ PDF/breitbandatlas-bericht-ende-2012-teil-1,property=pdf,bereich=bba 2012,sprache=de,rwb=true.pdf (abgerufen am 28.10.2013)

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XVI Literaturverzeichnis

C. Weiterführende Literatur

BARMER GEK (Hrsg.), (2011), Nutzen und Akzeptanz der elektronischen BARMER Gesundheitsakte aus Sicht der Versicherten. Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben der BARMER GEK 2010 – Kurzfassung, ver-fügbar unter http://www.barmer-gek.de/barmer/web/Portale/Versicherte/ Rundum-gutversichert/Infothek/Broschueren__und__Downloads/PDFs_ _Bilder_ _Broschueren__und__Downloads/Downloads/Forschung/Absc hlussbericht,property=Data.pdf

Burchert, H., Informations- und Kommunikationstechnologien, in: Gesundheits-wirtschaft – Aufgaben und Lösungen, München 2002, S. 132-140

Koch, T. (Hrsg.), Achtung: Patient Online, Wiesbaden 2010

Lauterbach, K. W. / Stock, S. / Brunner, H. (Hrsg.), Gesundheitsökonomie, 2006

Schöffski, O. / Graf von Schulenburg, J. M., Gesundheitsökonomische Evaluati-on, 3. Auflage, Berlin, Heidelberg 2007

Trill, R. Informationstechnologie im Krankenhaus, Neuwied, Kriftel 2002

WHO, (Hrsg.), http://www.who.int/mediacentre/events/meetings/2012/patient_em powerment/en

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Lernziele XVII

Lernziele

Das vorliegende Skript „eHealth“ befasst sich mit der Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien im Gesundheitswesen. Der Prozess, eHealth-Technologien in Deutschland einzusetzen, steht noch ganz in seinen Anfängen. Zudem werden diese Entwicklungen alle Arbeitsplätze im Gesundheitswesen der Zukunft direkt oder indirekt beeinflussen. Insofern soll dieses Skript den Bearbei-ter in die Lage versetzen, …

eHealth-Technologien hinsichtlich ihrer Einsatzpotenziale zu beschreiben und zu beurteilen,

eHealth-Anwendungen erkennen und beschreiben zu können,

eine Beziehung der aktuellen Herausforderungen im Gesundheitswesen zu den eHealth-Applikationen herstellen zu können,

die Stakeholder bei der weitergehenden Entwicklung zu identifizieren,

die Erfolgsfaktoren eines Einsatzes dieser Technologien zu kennen, insbesondere ihrer Wirkungen auf das so genannte Patient Empowerment,

Geschäftsmodelle für eHealth-Anwendungen zu entwickeln,

Aktivitäten zu entwickeln, um die Akzeptanz bei den Akteuren zu erhöhen,

an Projekten im eHealth-Bereich aktiv teilzunehmen,

relevante Gesundheitsinformationen identifizieren und extrahieren zu können,

mittel- und langfristige Perspektiven des Einsatzes dieser Technologien entwickeln zu können.

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XVIII Lernziele

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Kapitel 1: Einführung 1

1 Einführung

Dieses Skript wird Sie auf umfassende Veränderungen im deutschen Gesund-heitswesen vorbereiten. Die Komplexität des deutschen Gesundheitswesens kann durch die folgenden Zahlen skizziert werden:

80,2 Mio. Einwohner

134 gesetzliche Krankenkassen

ca. 70 Mio. gesetzlich Versicherte (etwa 90 %)

2100 Krankenhäuser

208.000 Fach-Hausärzte sowie Zahnärzte und Psychotherapeuten

In den Medien wird das Gesundheitswesen derzeit mit den Themen „Demografi-scher Wandel“ und „Fachkräftemangel“ identifiziert. Es wird deutlich, dass „et-was“ getan werden muss, um die hohe medizinische Qualität auch in der Zukunft zu erhalten sowie die Effizienz des Systems zu erhöhen. Was liegt näher, als bei einem so informationsgetriebenen System darüber nachzudenken, inwieweit Technologie helfen kann, diese Herausforderungen zu bestehen, und das bei ei-nem System mit vielen Akteuren und Aktionen:

1,48 Mrd. Arzt-Patienten-Kontakte/Jahr

4 Mio. Patientenkontakte in Apotheken/Tag

durchschnittlich 45 Patientenkontakte pro Arzt/Tag

5 Milliarden Dokumente pro Jahr

Technologie ist ein Instrument, das nicht zum Selbstzweck werden darf. Daher beginnt dieses Skript nicht mit einer Definition der Technologien, sondern mit der Vorstellung von Einsatzszenarien im Gesundheitswesen der Zukunft. Durch die-ses Vorgehen sollte sich die Notwendigkeit eines weitergehenden Einsatzes von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) erschließen, so dass die Begriffe „eHealth“ und „Telemedizin“ definiert und erläutert werden können. Be-reits an dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass „eHealth“ als Oberbegriff für al-le Anwendungen der IKT im Gesundheitswesen verstanden wird.

Im Anschluss daran werden die mit dem Einsatz verfolgten Ziele ausgeführt, wo-bei sie im Hinblick auf die Anspruchsgruppen (Patient, Leistungserbringer, Kos-tenträger, Staat) zu differenzieren sein werden. Es folgt eine Darstellung der un-terschiedlichen Anwendungen, die die medizinischen Leistungserbringer ebenso als Beteiligte sehen wie den Bürger oder den Patienten. Besonders auf mobile Lö-sungen wird eingegangen, da diese eine hohe Flexibilität und Ortsunabhängigkeit

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2 Kapitel 1: Einführung

gewährleisten. Zudem handelt es sich um Anwendungsfelder, die gerade für die junge Generation einen neuen Zugang zum Themenkreis Gesundheit ermöglichen.

Bevor Innovationen in den Routinebetrieb überführt werden können, müssen Nut-zen und Aufwand einander gegenübergestellt werden, wobei zwei Perspektiven eingenommen werden können: die gesamtgesellschaftliche und die einzelwirt-schaftliche Perspektive. Beide werden in diesem Skript unter der Überschrift „Ge-schäftsmodelle“ (Kapitel 9) behandelt.

Nun vermutet man, dass Deutschland in Europa Vorreiter in Sachen eHealth sein wird. Dies ist aber (leider) nicht so. Die Darstellung der gegenwärtigen Situation in Deutschland sowie die Einordnung in die eHealth-Erfahrungen anderer Länder wird dies beweisen. Das zurzeit meistdiskutierte eHealth-Projekt in Deutschland ist die elektronische Gesundheitskarte. Ihr wird aus diesem Grund viel Raum zum Thema „eHealth in Deutschland“ (Kapitel 10) eingeräumt.

Oben wurden eingreifende Veränderungen im deutschen Gesundheitswesen ange-kündigt. Hierzu gehört eine sich verändernde Rolle des Patienten, vom Erdulden-den zum aktiven Partner in seinem Versorgungsprozess. eHealth macht diese Ver-änderung erst möglich, da ein „empowerter“ Patient Transparenz über seine Ge-sundheit und Kommunikation mit allen an der Versorgung Beteiligten benötigt. Patient Empowerment ist eine starke Strömung im europäischen Gesundheitswe-sen, die hier nicht vernachlässigt werden darf. Eine Voraussetzung hierfür ist die Akzeptanz der Technologien bei der Organisation des „eigenen“ Gesundheitswe-sens. Das Thema „Akzeptanz“ (und das sowohl auf den Patienten als auch auf den Gesundheitsdienstleister bezogen) wird demzufolge auch ausgeführt (Kapitel 12). Mit den eHealth-Anwendungen erhält der Patient (oder im Rahmen der Gesund-heitsförderung und Prävention in seiner Rolle als Bürger) die Möglichkeit, tat-sächlich sein individuelles Gesundheitswesen aufzubauen und selbst zu gestalten. Sie glauben das nicht? Sie werden überrascht sein, welche Möglichkeiten bereits heute bestehen.

Im letzten Abschnitt soll deutlich werden, welche Aufgaben auf dem Weg zu ei-nem neuen Gesundheitswesen (2020) noch vor uns allen liegen, welche Tätigkei-ten zum Beispiel Berufsbilder verändern werden. Das Kompetenzprofil eines für den eHealth-Arbeitsmarkt ausgebildeten Mitarbeiter ist ein besonderes. Gelingt es, die verfügbaren Technologien einerseits und die Herausforderungen anderer-seits in Einklang zu bringen, werden die umschriebenen Ziele erreichbar sein und die Bevölkerung Deutschlands wird beruhigt in die Zukunft blicken können.

Zwei Bemerkungen am Schluss:

eHealth ist ein internationales Thema. Projekte dazu gibt es weltweit, internationale Organisationen befassen sich schon viele Jahre mit dieser Thematik. Im Verlaufe dieses Skripts ist es nicht zu vermeiden, auf englische

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Kapitel 1: Einführung 3

Fachausdrücke zurückzugreifen. Die Beschäftigung mit diesem Thema setzt Grundkenntnisse in der englischen Sprache voraus.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine Differenzierung der Geschlechter verzichten. Alle personenbezogenen Bezeichnungen meinen beide Geschlechter.

Und nun … viel Spaß bei der Bearbeitung dieses spannenden Themas!

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4 Kapitel 1: Einführung

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Kapitel 2: Aktuelle Herausforderungen im deutschen Gesundheitswesen 5

2 Aktuelle Herausforderungen im deutschen Gesundheitswesen

2.1 Angebot- und Nachfrageentwicklung

Im deutschen Gesundheitswesen werden sich Nachfrage und Angebot in den kommenden Jahren zunehmend gegenläufig entwickeln. Während die Nachfrage weiter zunehmen wird, reduziert sich das Angebotspotenzial. Maßgeblich für die Entwicklungen sind …

für die gesteigerte Nachfrage …

eine immer älter werdende Bevölkerung,

eine damit einhergehende Zunahme chronischer Erkrankungen, die einer dauerhaften Versorgung bedürfen,

veränderte soziale Bezüge (Haushaltsgrößen),

der medizinische Fortschritt, der bisher nicht behandelbare Krankheiten be-handelbar machen wird bzw. bekannte Krankheiten effektiver versorgen lässt,

die Erwartungshaltung der Patienten;

für das reduzierte Angebot …

fehlendes Personal in den Gesundheitsberufen.

Die aufgeführten Entwicklungen werden nachfolgend dargestellt, bevor darüber diskutiert werden kann, welche Gegenmaßnahmen ergriffen werden können.

Die Gesundheitswirtschaft setzt sich aus verschiedenen Akteuren zusammen.

Der Kernbereich, auch erster Gesundheitsmarkt genannt, umfasst den Bereich der „klassischen“ Gesundheitsversorgung, die größtenteils durch gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und private Krankenversicherung (PKV) (ein-schließlich Pflegeversicherung) sowie durch Arbeitgeber (Lohnfortzahlung im Krankheitsfall), den Staat (z. B. Beihilfe für Beamte und Pensionäre, Zuschüsse zur GKV) und weitere Sozialversicherungsträger geprägt ist.

Als zweiter Gesundheitsmarkt werden alle privat finanzierten Produkte und Dienstleistungen rund um die Gesundheit bezeichnet. Dabei ist die Zuordnung, welche Waren und Dienstleistungen einen Bezug zur Gesundheit aufweisen, nicht

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6 Kapitel 2: Aktuelle Herausforderungen im deutschen Gesundheitswesen

klar definiert und teilweise umstritten. Der zweite Gesundheitsmarkt umfasst nach allgemeinem Verständnis freiverkäufliche Arzneimittel und individuelle Gesund-heitsleistungen, Schönheitsoperationen, Fitness und Wellness, Gesundheitstou-rismus sowie – zum Teil – die Bereiche Sport/Freizeit, Ernährung und Wohnen.

Die deutsche Gesundheitswirtschaft ist eine dynamische Wirtschaftsbranche mit hoher Innovationskraft und erheblicher ökonomischer Bedeutung für den Standort Deutschland. Die Gesundheitsausgaben beliefen sich nach Angaben des Statisti-schen Bundesamtes im Jahr 2011 auf rund 294 Milliarden Euro – das entspricht einem Anteil von 11,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Im Kernbereich der Gesundheitswirtschaft werden ca. 70 Prozent der Ausgaben durch die sozialen Sicherungssysteme finanziert. Allein die Ausgaben der GKV betrugen im Jahr 2012 rund 185 Milliarden Euro. Die privaten Krankenversiche-rungsunternehmen weisen für 2011 knapp 28 Milliarden Euro für Gesundheits- und Pflegeleistungen aus. Im zweiten Gesundheitsmarkt wurden knapp 59,5 Mil-liarden Euro ausgegeben (2009).1

2.2 Der demografische Wandel

Die demografische Entwicklung eines Landes, d. h. der Aufbau und die Struktur der in einem Land lebenden Bevölkerung, wird durch verschiedene Faktoren be-einflusst. Die beiden natürlichsten Faktoren sind hierbei die Anzahl der Neugebo-renen auf der einen Seite und auf der anderen Seite die Sterbefälle in der Bevölke-rung. Zusätzlich zu diesen beiden Faktoren wird die Gesamtbevölkerungszahl durch die Zu- und Abwanderungen entweder positiv oder negativ beeinflusst.

Derzeit leben in der Bundesrepublik Deutschland ca. 82 Millionen Menschen. Die nachstehende Abbildung zeigt die Veränderung der Alterspyramide im Zeitraum 2008 bis 2030.

Eine deutliche Verschiebung innerhalb der Gruppen wird hierbei schnell deutlich. Die Altersschicht der Bewohner im Alter von 20 Jahren oder jünger, die die zu-künftigen Erwerbstätigen im Land darstellen, machten im Jahr 2008 noch 19 Pro-zent der Bevölkerung aus. Im Jahr 2030 sind dies voraussichtlich nur noch 17 Prozent der Bevölkerung. Beim Vergleich der Gruppen der unter 20-Jährigen und der über 65-Jährigen wird hierbei deutlich, dass die Gruppe der über 65-Jährigen im Jahr 2008 nur geringfügig größer gewesen ist (20 Prozent zu 19 Prozent), sich aber im Jahr 2030 ein größeres Missverhältnis zwischen den Gruppen widerspie-geln wird (29 Prozent zu 17 Prozent). Die Gruppe der Erwerbstätigen im Alter

1 Vgl. http://www.bmg.bund.de/gesundheitssystem/gesundheitswirtschaft/gesundheitswirtschaft-im-ueberblick.html

(abgerufen am 24.05.2013)

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Kapitel 2: Aktuelle Herausforderungen im deutschen Gesundheitswesen 7

zwischen 20 Jahren und 65 Jahren sinkt in diesem Zeitraum von 61 Prozent auf 54 Prozent der Bevölkerung nach dem alten Renteneintrittsalter.

Abb. 1: Bevölkerung nach Altersgruppen2

Damit ergeben sich für das Gesundheitswesen gleich mehrere Konsequenzen, die im weiteren Verlauf noch ausgeführt werden:

Die Anzahl der älteren Menschen und damit die Gruppe mit den meisten Erkrankungen nimmt zu.

Die Zahl der Einzahler in die gesetzliche Krankenversicherung nimmt ab.

Das Arbeitskräftepotenzial für die Gesundheitsberufe nimmt ab.

2 Vgl. Destatis 2011, S 24

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8 Kapitel 2: Aktuelle Herausforderungen im deutschen Gesundheitswesen

Abb. 2: Bevölkerung nach Altersgruppen und Regionen3

Neben dem Geburtenrückgang spielt bei der demografischen Entwicklung die ge-steigerte Lebenserwartung eine wichtige Rolle. Die Lebenserwartung ist bedingt durch verbesserte Hygiene- und Ernährungsbedingungen, den medizinischen Fort-schritt und auch verbesserte Arbeitsbedingungen, die im Laufe der vergangenen Jahrzehnte stetig gestiegen sind. So können Kinder, die heute geboren werden, mit einer Lebenserwartung von durchschnittlich 83 Jahren bei weiblichen Neugebore-nen und 78 Jahren bei männlichen Neugeborenen rechnen.

Neben der Entwicklung zu einer „Gesellschaft der Alten“, ist in den vergangenen Jahrzehnten ein weiterer Trend deutlich geworden. Tradierte Lebensgemeinschaf-ten mit mehreren Generationen in einem gemeinsamen häuslichen Umfeld verlie-ren mehr und mehr an Einfluss. Es findet eine starke Entwicklung zugunsten klei-nerer Lebensgemeinschaften wie den Einpersonenhaushalten statt. Mittlerweile sind fast 40 Prozent dieser Lebensform zuzurechnen. Speziell im Alter ist das Al-leinleben eine der am weitesten verbreiteten Lebensformen. So waren von den 13,8 Millionen Alleinlebenden in Deutschland 60 Prozent über 65 Jahre alt.4

Die Konsequenz besteht in einem zunehmenden Bedarf an professioneller Pflege in der Zukunft.

3Vgl. Destatis 2011, S. 25

4 Vgl. Heinze/Hilbert/Paulus 2009, S. 775

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Kapitel 2: Aktuelle Herausforderungen im deutschen Gesundheitswesen 9

Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlich, an einer chronisch degenerati-ven Krankheit zu erkranken. Häufig sind es mehrere Krankheiten gleichzeitig (Multimorbidität).

Definiert wird eine chronische Krankheit als eine länger andauernde, schwer heil-bare Krankheit.

Durch den Gemeinsamen Bundesausschuss wurde eine Richtlinie erlassen, dass derjenige, der mindestens ein Jahr lang in jedem Quartal wegen derselben Krankheit behandelt wurde, als chronisch krank einzustufen ist5.

Von den Krankenkassen werden für chronisch Kranke so genannte Disease-Management-Programme (DMP) angeboten. Unter einem DMP wird ein systema-tisches Behandlungsprogramm, basierend auf der evidenzbasierten Medizin ver-standen, d. h., die Behandlung der Patienten soll nach standardisierten Behand-lungs- und Betreuungsprozessen erfolgen. Ziel solcher Programme ist es, eine arzt- und sektorenübergreifende Behandlung zu ermöglichen.

Häufige chronische Erkrankungen in der Bevölkerung sind z. B. Lungenkrankhei-ten wie die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), neurologische Er-krankungen wie Demenz und Alzheimer, Erkrankungen des Skeletts wie Rheuma, Stoffwechselerkrankungen, die Diabetes mellitus und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie die Koronare Herzkrankheit (KHK) und Bluthochdruck (Hy-pertonie). Es ist davon auszugehen, dass derzeit ca. 10 Prozent der Bevölkerung an einer chronischen Krankheit leiden.6

Chronische Erkrankungen belasten die Gesundheitsbudgets überproportional. Die WHO schätzt, dass ca. 70 Prozent der Ausgaben im Gesundheitswesen durch chronische Erkrankungen verursacht werden.

Eine besondere Rolle bei den chronischen Erkrankungen nehmen die Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein, da diese der häufigste Grund für eine Hospitalisie-rung eines Patienten sind und damit erhebliche Kosten für das Gesundheitssystem verursachen. Im Jahr 2008 wurden durch die Behandlung, Rehabilitation und Pflege von Erkrankungen Kosten in Höhe von insgesamt 254,3 Milliarden Euro

5 Weitere Voraussetzungen sind hierbei eine Pflegbedürftigkeit der Pflegestufe 2 oder 3 nach dem SGB XI. Eine

Behinderung oder Erwerbsminderung von mindestens 60 Prozent muss vorliegen. Außerdem muss eine kontinuierliche medizinische Versorgung notwendig sein, ohne die nach ärztlicher Einschätzung eine lebensbedrohliche Verschlimmerung der Krankheit, eine Verminderung der Lebenserwartung oder eine dauerhafte Beeinträchtigung der Lebensqualität zu erwarten ist (AOK-Homepage, online verfügbar unter: http://www.aok-bv.de/lexikon/c/index_00275.html, letzter Zugriff: 26.04.2013)

6 Vgl. Homberg 2009, S. 38

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10 Kapitel 2: Aktuelle Herausforderungen im deutschen Gesundheitswesen

verursacht; dabei entfielen allein 37 Milliarden Euro auf die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen7.

Aufgrund einer gesteigerten Hospitalisierung in diesem Krankheitsbild ist es na-türlich auch nicht verwunderlich, dass bei den Todesursachen in der Bundesrepub-lik Deutschland geschlechterunspezifisch die vorderen Plätze von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie einer Durchblutungsstörung des Herzens, einer Herzschwäche und auch dem akutem Herzinfarkt eingenommen werden. Es ist daher erklärbar, dass sich erste Projekte der Telemedizin mit der Versorgung dieser Erkrankten be-fassten. Unter dem Stichwort „Telemonitoring“ sollen die eingeführten Versor-gungskonzepte vorgestellt werden.

2.3 Ärzte- und Fachkräftemangel

Bei den vorhandenen oder den zu erwartenden Problemen im deutschen Gesund-heitswesen trifft man immer wieder auf das Problem des Ärztemangels. Diese Problematik setzt sich aus verschiedenen Einflussfaktoren zusammen. Einerseits betrifft das allgemeine Problem der älter werdenden Gesellschaft selbstverständ-lich auch die Ärzteschaft. Der Anteil der über 50-jährigen Ärzte betrug im Jahr 2010 52,5 Prozent, der Anteil der über 60-jährigen immerhin schon 21,5 Prozent (vgl. Abbildung 3). Anhand dieser Zahlen lässt sich absehen, dass in den kom-menden Jahren viele Ärzte in den Ruhestand gehen werden.

Abb. 3: Bestand an Vertragsärzten, die zum jeweiligen Jahresende 60 Jahre oder älter sind8

Die gegenläufige Entwicklung bei Haus- und Fachärzten ist bemerkenswert.

7Vgl. Destatis, https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Gesundheit/Krankheitskosten/Aktuell.html, (abgerufen am 27.04.2013)

8Vgl. Bundesarztregister der KBV

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Kapitel 2: Aktuelle Herausforderungen im deutschen Gesundheitswesen 11

Abb. 4: Ärzte je eintausend Einwohner 1993 und 20119

Die folgende Grafik zeigt die zahlenmäßige Veränderung praktizierender Haus-ärzte in Deutschland bis zum Jahr 2011 und eine Schätzung der Entwicklung bis zum Jahr 2020:

Abb. 5: Entwicklung der Zahl der Hausärzte bis zum Jahr 202010

9 Vgl. Bundesministerium für Gesundheit: Fakten Ärzteversorgung, „Daten und Fakten zur ärztlichen Versorgung in Deutschland“, http://www.bmg.bund.de/krankenversicherung/gkv-versorgungsstrukturgesetz/fakten-aerzteversorgung.html (abgerufen am 17.04.2013)

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020

Tatsächlich

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12 Kapitel 2: Aktuelle Herausforderungen im deutschen Gesundheitswesen

In der Zeit von 2005 bis 2011 sank die Zahl der Hausärzte in Deutschland von 53.255 auf 50.846, also um rund 4,7 Prozent. Die Schätzungen für die Anzahl der Hausärzte (ohne Kinderärzte) bis zum Jahr 2020 prognostizieren einen kontinuier-lichen Rückgang. Zu erkennen ist, dass dieser Rückgang beinahe linear erfolgt und dass die Hausarztzahlen vom Jahr 2010 bis zum Jahr 2020 auf 44.903 Haus-ärzte, also um ca. 13 Prozent sinken werden. Sollten sich die Hausarztzahlen in den darauffolgenden Jahren in gleichem Maße weiterentwickeln, wird es im Jahr 2050 nur noch 29.500, also rund die Hälfte der im Jahr 2010 praktizierenden Hausärzte geben.

Aufgrund der steigenden Lebenserwartung und der damit einhergehenden Zu-nahme der Komorbiditäten ist zukünftig auch mit einer Steigerung von behand-lungsintensiveren und damit auch zeitintensiveren Betreuungen zu rechnen, wodurch die Ärzteschaft zusätzlich belastet wird. Schon heute machen die „leich-teren Fälle“ bei der Betreuung der genannten Patientenzahl nur noch 20 Prozent aus.11

Die neue Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses für die Bedarfsplanung (aus dem Jahr 2013) versucht, den gesteigerten Bedarf auch altersjustiert zu be-rücksichtigen, übersieht dabei aber, dass es die dafür benötigten Ärzte nicht geben wird. Es muss also darüber nachgedacht werden, inwieweit es gelingen kann, neue Versorgungskonzepte (insbesondere für Chroniker) zu etablieren, die den einzel-nen Arzt zeitmäßig entlasten oder den Patienten aktiv miteinbeziehen.

Auch im Pflegebereich ist ein Mangel bereits festzustellen – ein Mangel, der noch zunehmen wird. Bis zum Jahr 2020 wird mit einem Mehrbedarf von ca. 80.000 Pflegekräften, bis 2030 sogar mit 200.000 Pflegekräften gerechnet.

Um Einbußen bei der Versorgungsqualität zu vermeiden, ist es notwendig, bei ab-nehmenden Ressourcen durch die genannten Entwicklungen die Prozesse im Ge-sundheitswesen hinsichtlich ihrer Produktivität zu optimieren. Eine Komponente zur Realisierung einer guten Gesundheitsversorgung unter Berücksichtigung der gestiegenen Anforderungen könnte die Nutzung des medizinisch-technischen Fortschritts darstellen. Dabei dürfen die Innovationen aber nicht nur unter dem Gesichtspunkt entwickelt werden, das Leben zu verlängern, sondern auch unter dem Aspekt, die bisherigen Modelle zu verbessern und auch unter Kostenge-sichtspunkten eine Verbesserung darzustellen.

Den beschriebenen Herausforderungen kann nur erfolgreich begegnet werden, wenn …

10 Vgl. Kassenärztliche Bundesvereinigung, Bundesärztekammer, 12. April 2013

11 Vgl. Potratz 2009, S. 405 ff.

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Kapitel 2: Aktuelle Herausforderungen im deutschen Gesundheitswesen 13

neue Versorgungsmodelle eingeführt werden,

neue Berufsgruppen entstehen,

tradierte Rollen im Gesundheitswesen über Bord geworfen werden,

moderne IKT implementiert und

das Gesundheitsbewusstsein der Bürger gesteigert werden kann.

Ohne IKT wird es nicht gehen, wie es Nellie Kroes, EU-Kommissarin der Digita-len Agenda, schon 2010 formuliert hat12:

„Ohne einen flächendeckenden Einsatz der IKT werden die Gesundheitswesen in Europa kollabieren.“

Welche wichtige Rolle die IKT in Form von eHealth dabei spielen kann und wird, soll im weiteren Verlauf dieses Skripts verdeutlicht werden.

Übungsaufgabe 1:

Beschreiben Sie, warum in Deutschland in der Zukunft mit einer wachsenden Nachfrage nach Gesundheitsleistungen gerechnet wird.

Übungsaufgabe 2:

Argumentieren Sie, warum neue Berufsbilder einerseits und das wachsende Ge-sundheitsbewusstsein der Bevölkerung andererseits zur Entspannung im deut-schen Gesundheitswesen beitragen können.

12 Erklärung im Rahmen der EU-Gesundheitsministerkonferenz am 15.3.2010 (eigene freie Übersetzung).