thema freiheitsentziehende maßnahmen sind reduzierbar · deskriptive variablen (bewohner)...
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22.05.2008Datum
Thema
Sprecher
Reduktion von Fixierung
Projektteam ReduFix Praxis
Freiheitsentziehende Maßnahmen sind reduzierbar
2Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Was sind freiheitsentziehende Maßnahmen (FEM)?
Geschlossene TürenBettgitterKörpernahe Fixierung (Fixierung i.e.S.) - Gurte (Rumpf, Fuß/Arm) - Tischsteckbrett - Leibchen, Bandagen - festgestellte Rollstuhlbremse, etc.Medikamente
FEM Synonyma - Unterbringungsähnliche Maßnahmen Bewegungseinschränkende Maßnahmen
Fixierung
Segufix™ Fixiergurtsystem: „5-Punkt“-Fixierung,
Foto: Ulrich Lindemann, Ulm
3Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Definition Fixierung (Physical Restraint)
Vorrichtungen, Materialien oder Gegenstände, die am oder in der Nähe desKörpers der Person angebracht werden und
sich von dieser nicht leicht entfernen oder kontrollieren lassen
und die körperliche Bewegungsfreiheit einschränken oder in der Absichtverwendet werden, willkürliche Positionswechsel und/oder den Zugriff auf deneigenen Körper zu verhindern.
(Def. Nach The Joanna Briggs Institute, 2002, Syndney)
4Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Wie häufig wird in stationärenAltenhilfeeinrichtungen fixiert?
International 12-49% (The Joanna Briggs Institute,2002; Harmers et al., 2004)
Deutschland 26-42% 5-10% „körpernahe“ Fixierung
(Klie/Pfundstein, 2002; Becker et al.,2003; Meyer/Köpke, 2007)
5Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Wie lange wird fixiert
4,2
1,5
32,8
20,2
38,1
34,5
22,6
11,8
4,8
29,6
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
0-4
Std
.
5-8
Std
.
9-1
2 S
td.
13-1
6 S
td.
17-2
0 S
td.
21-2
4 S
td.
0-4
Std
.
5-8
Std
.
9-1
2 S
td.
13-1
6 S
td.
17-2
0 S
td.
21-2
4 S
td.
Maßnahmen im Bett Maßnahmen am Stuhl
Pro
ze
nt
(Klie/Pfundstein, 2004, S. 107)
6Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Wer wird fixiert (Risikoindikatoren)
Einschränkung der Mobilität
(The Joanna Briggs Institute, 2002 – Review; Bredthauer et al., 2005; DeSantis et al. 1997)
Alte Menschen mit:
Kognitiver Beeinträchtigung
Pflegebedürftigkeit und Inkontinenz
Fordernden Verhaltensweisen
7Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Gründe für Fixierungen
Patientenorientierte Gründe: Stürze, Verhalten
Behandlungsorientierte Gründe: medizin./ pfleger. Maßnahmen(bspw. Sonde)
Sozialorientierte Gründe: Konfliktvermeidung
Personal- und organisations- Personalschlüssel, Rechtorientierte Gründe:
Einstellungen, Haltungen
(Hantikainen, 2001; Hamers/Huizing, 2005; Haut et al., 2004 -Review; Kirkevold et al. 2004; Klie et al. 2004; Koch, 2006;Mammun et al., 2005; Moore et al. 2007; Werner, 2002)
8Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Ethisch-Rechtliches Dilemma
Verfolgung der Fürsorgepflicht- Schutz der körperlichen Unversehrtheit (Art. 2 GG)
Respektieren von Menschenrechten- Wahrung von menschlicher Würde (Art.1 GG)- Recht auf Freiheit der Person (Art. 2 GG)- Förderung von Aktivität, Autonomie und Selbstbestimmung
versus
(Grundgesetz [GG] für die Bundesrepublik Deutschland, zuletzt geändert 28.08.2006The ICN Code of Ethics for Nurses, 2000; Heimgesetz (HeimG) zuletzt geändert 31.10.2006
9Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Fachliche Vorgaben
FEM müssen „erforderlich“ und „geeignet“ sein, um die „erheblicheGesundheitsgefährdung“ abzuwenden.
Pflege- und medizinische Fachkräfte müssen ihre Entscheidungen am „Stand des Wissens“ (Standards, Leitlinien, Studien) orientieren.
Sind freiheitsentziehende Maßnahmen wirklich ein adäquatesund wirksames Mittel
- um vor Stürzen und Verletzungen zu schützen?
- im Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten? ?
10Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
„Stand des Wissens“
1. Fixierte Menschen: Stürze ↔ (↑)Ernsthafte sturzbedingte Verletzungen ↑Verhaltensauffälligkeiten ↑
2. Fixierungsreduktion: Verletzungsrisiko ↓Psychopharmaka ↔↓Personalschlüssel ↔
3. Weltweit zeigt keine Studie einen positiven Effekt von Fixierungen!
4. Daten über negative Folgen (Verletzungen, Stress) sind alarmierend!
11Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Tödliches RisikoRechtsmedizin Hamburg (K. Püschel)
12Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Negativspirale bei Fixierung
Sturzbedingte VerletzungsgefahrFordernde Verhaltensweisen
Fixierung
Psychischer Stress,Gegenwehr →Direkte VerletzungenMobilität ↓Verhaltensauffälligkeiten ↑
Psychopharmaka werdengegeben bzw. erhöht
Sturzgefährdung↑Nahrungs-,Flüssigkeitsaufnahme ↓Medizin. Komplikationen, wieKontrakturen, Dekubitus, Pneumonie
Allgemeinzustand ↓Lebensqualität ↓(Tod)
Angehörige, Personal:Schuldgefühle ↑Arbeitszufriedenheit ↓„Burn-Out“
Angehörige, Personal:Schuldgefühle ↑Arbeitszufriedenheit ↓„Burn-Out“
13Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung 13
Das ReduFix Projekt
Laufzeit: 05/2004 – 04/2006
Förderung: BMFSFJ (Kapitel 1702, Titel 684 32)
Robert Bosch Stiftung (Forschungskolleg Geriatrie)
Beteiligung: Robert-Bosch-Krankenhaus StuttgartPD Dr. C. BeckerDr. P. Koczy, U. Rißmann, D. Beische
Ev. Fachhochschule FreiburgProf. Dr. T. KlieV. Guerra, S. Branitzki, A. Klein
FH Frankfurt, Forschungskolleg Geriatrie (Robert Bosch Stiftung)
Prof. Dr. D. Bredthauer
14Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung 14
ReduFix Studienplan
In dem Projekt wollten wir
Alternativen zu körpernahen Fixierungsmaßnahmenvermitteln und deren Wirksamkeit überprüfen
Studiendesign: Prospektive cluster-randomisierte, multizentrische Interventionsstudie mit Wartelisten-Kontrolldesign (RCT)
Population: Alten- und Pflegeheime aus Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen (45 plus eine Piloteinrichtung)
Kriterium: dass fünf oder mehr Bewohner von körpernahen bewegungseinschränkenden Maßnahmen betroffen sind
15Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Fragestellungen der ReduFix Studie
es zu vermehrten sturzbedingten Verletzungen kommt?
vermehrt nebenwirkungsreiche Psychopharmaka gegeben werden?
Ist es möglich, durch gezielteInterventionen
die Anzahl der fixierten Personen zu reduzieren?
die Fixierungszeiten zu verringern?
die Anzahl der neu fixierten Personen abzusenken?
Ohne dass......................
16Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung 16
ReduFix Endpunkte
Hauptzielgröße Fixierungsprävalenz nach drei Monaten
Nebenzielgröße Fixierungsdauer, -inzidienz, Stürze, Frakturen und Psychopharmakagebrauch
Deskriptive Variablen (Bewohner) Mobilität (u.a. modifizierter Rivermead-Mobilitätsindex nach Collen) Kognitiver Status (Kognitives Screening nach Weyerer) fordernde Verhaltensweisen (modifizierte Cohen-Mansfield-Skala) Pflegestufe
Deskriptive Variablen (Institution) z.B. Bewohneranzahl, -profil oder Fachkräfteanteil
17Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
ReduFix - Multifaktorielle Intervention
„Anlaufphase“
Schulung von Mentoren
Hilfsmittelvergabe*:
Telefonische Beratung (juristisch, medizinisch, pflegerisch und einmaliger Vor-Ort-Besuch
Hüftprotektoren Sensormatten Antirutsch-Hausschuhstrümpfe
* Mit freundlicher Unterstützung von Fa. Roelke Pharma, Fa. WinkerTec GmbH&CoKG, Fa. Vitaness
18Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
ReduFix Studiendesign
Wartegruppe (WG; 131 Bewohner)
2. Stichtag Interventionsende
3. Stichtagserhebung
3 Monate Dokumentation
3 Monate Intervention WG
3 Monate Dokumentation
3 Monate Intervention IG
Interventionsgruppe (IG; 231 Bewohner)
Randomisierung (IG 23, WG 22 Heime)
Informationsveranstaltung
1. Stichtag Interventionsbeginn
3 Monate Dokumentation
19Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung 19
Ergebnisse - Entfixierung
Beendigung der bewegungseinschränkenden Maßnahmen IG - 48 Bewohner von 231 wurden entfixiert (20,8%) WG - 15 Bewohner von 133 wurden entfixiert (11,3%)
Unterschied signifikant, p= .021
88,7
79,2
70
80
90
100
Interventionsbeginn Interventionsende
WG
IG
20Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung 20
Ergebnisse - Fixierungsdauer
Reduktion der Fixierungszeiten (301 Personen)> zu allen drei Messzeitpunkten wurden drei Tage als Referenz gewählt unddavon der tägliche Durchschnitt errechnetTendenz zum Gruppenunterschied bei Interventionsende; p= .051
12,012,1
12,2
10,7
11,6
11,4
10,0
10,5
11,0
11,5
12,0
12,5
13,0
4 Wochen vor
Interventionsbeginn
Interventionsbeginn Interventionsende
WG
IG
21Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung 21
Ergebnisse - sonstige Zielgrößen
Neufixierung: In jeder Gruppe ca. 10% Neufixierungen (p= .92)
Sturzgefahr: mehr Stürze und stürzende Personen in der IG als auch in der WG; kein
Anstieg der Frakturen
0.044*
0.037*
p
0.95
0.086
p
12 (9%)39 (16.9%)4 (3%)17 (7.4%)Stürzende Personen
WGIGWGIG
21
59 (70/100)15 (95/100)
Frakturen
Stürze (Anzahl / 100 Bewohnerjahre) 85 (102/100)25 (137/100)
20
Während Interventionsphase4 Wochen bis Interventionsbeginn
22Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung 22
Ergebnisse - sonstige Zielgrößen
Psychopharmaka: kein Unterschied zwischen IG (231) und WG (133) bei Interventionsende
Forderndes Verhalten: kein Unterschied zwischen IG und WG bei Interventionsende
ABER: unabhängig von der Gruppe – im Verlauf Verbesserung beientfixierten Bewohnern (p= .047*)
„Domänen“:
>„Unruhiges Verhalten“; p = .040> „Verbal agitiertes Verhalten“; p = .051
0.42
0.95
p
0.266
0.21
p
14.3%8.7%12.8%8.7%Mindestens 1 potenziell ungeeignetesPsychopharmakon
WGIGWGIG
15.15 (15.22)18.92 (17.87)Forderndes Verhalten (CMAI; Mittelwert(SD)) 16.61 (16.54)16.07 (14.82)
Stichtag InterventionsendeStichtag Interventionsbeginn
23Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung 23
Zusammenfassung
BewegungseinschränkendeMaßnahmen können reduziertwerden.
Ohne Nachteile für die Bewohner:> konstante Verletzungsrate trotzAnstieg der Stürze> kein Anstieg potenziellungeeigneter Psychopharmaka> Verhaltensauffälligkeiten nehmenbei den entfixierten Bewohnerntendenziell ab
hohe Akzeptanz bei den Mitarbeitern
24Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Schulung
Regionale Gruppen(4-16 Teilnehmern)
Mentoren 10 – 16 Uhr
Inhalte/ Methoden:- Interaktiv- Selbsterfahrung und Übung- Fallbeispiele- Prozess der Entscheidungsfindung- Kurzvorträge: Stand des Wissens, alternative Interventionen- Einweisung in die Hilfsmittel- Rechtliche Aspekte anhand von konkreten Beispielen
Handlungssicherheit gewinnen!
25Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Praxisübung
26Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Internationale Empfehlungen
? Vor dem Einsatz müssen alle Alternativen ausgeschöpft sein
? Der potentielle Nutzen muss höher sein als der mögliche Schaden
? Die minimalste Variante sollte eingesetzt werden
? Der Einsatz sollte kurzfristig erfolgen
? Die Notwendigkeit der Maßnahmen muss regelmäßig überprüft werden
? Eine institutionseigene Richtlinie sollte vorhanden sein
? Die Anwendung muss fachkundig erfolgen
? Ein kontinuierliche Beobachtung der fixierten Bewohner ist notwendig
? Alle Mitarbeiter müssen in deren korrekten Gebrauch geschult sein
Modifiziert nach Joanna Briggs Institute, 2002
27Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Nationale Empfehlungen zur „Sicherheit“
Bauchgurte die keine seitliche Rückhaltevorrichtungen haben oder beidenen die zugehörigen Vorrichtungen separat beiliegend geliefert wurden, sindzurückzurufen oder sie sind dauerhaft und fest am Bauchgurt angebrachtenVorrichtungen nachzurüsten.
Zukünftig sind Bauchgurte zur Patientenfixierung im Bett derart zu konstruieren,dass ein Verrutschen in den Thoraxbereich sicher verhindert wird. Am Bauch-gurt integrierte seitliche Rückhaltevorrichtungen sind beizubehalten.
Die Patientenfixierung darf nur in Betten mit durchgehenden Seitengitternerfolgen, die Gitter sind hochzustellen.
Die Patientenfixierung darf nur durch Personal, das im Umgang mit demProdukt geschult wurde, durchgeführt werden.
Die Anwender sind über diese Produkte sowie über das korrekte Anlegen derFixiergurte zu informieren, um eine fachgerechte Durchführung der Fixierungsicherzustellen. BfArM: Information für Fachkreise, 04.12. 2003 www.bfarm.de/; Stand: 20.04.08
28Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Gutachtleriche Empfehlung zur Unfall-
vermeidung:
1.Seitenbefestigung anlegen
2. Durchgehende Bettgitter hochstellen,
Ausnahme: 5-Punkt-Fixierung
3. Die Diagonalfixierung gem. Gutachten
von Prof. Dr.-Ing. U.Boenick, TU-Berlin
verwenden.
(24.04.2001)
29Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Rechtsfragen
Haftungsangst / Mythos „Aufsichtspflicht“
Übergehen von Grundrechten/ Rechtswahrnehmung(Körperliche Unversehrtheit versus Recht auf Freiheit der Person)
BGH-Urteile aus 2005
Legitimation: Wer entscheidet?Wie bindend ist ein Beschluss („muss“ oder „darf“)?
Sorgfaltsmaßstab: Fachliche Standards!Dokumentation des Entscheidungsprozesses
Wann gelten Alternativen als Fixierungen (Sensormatte, Gehfrei)bzw. als „Überwachungsmaßnahmen“?
30Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Fallbeispiel 1
Katharina Sommer82 JahreSchweres Demenzsyndrom(vermutl. Alzheimer-Typ)
Betreuer: Ehemann
Bildquelle: Handlungsempfehlungen zu Fixierung und freiheitsbeschränkenden Maßnahmen Demenzkranker, In: Deutsche Expertengruppe Dementenbetreuung e.V. 2003, S. 8
31Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Im Vorfeld der Heimaufnahme
Zunehmende Unruhe und Rufen („Hilfe“, „Muttilein“) bei
fortgeschrittenem Demenzsyndrom (bisher keine Diagnostik), Weglaufdrang.
Bereits ambulant hausärztliche Medikationsversuche mit Melperon, Diazepam,
zuletzt Haldol Tropfen ohne wesentliche Besserung der Unruhe.
Damit zuletzt Dekompensation der häuslichen Pflegesituation („Rund-um-die
Uhr“-Betreuung durch den Ehemann, stundenweise ambulanter Pflegedienst).
Heimaufnahme erfolgte dann vor ca. 3 Wochen.
32Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Aktuelle Situation
Bei Heimaufnahme noch selbständig mobil aber bereits beginnendGangunsicherheit. Nicht absprachefähig, geht suchend auf dem Flur auf undab und in alle Zimmer (Mitbewohner beschweren sich schon). Bereits zweimalden Ausgang nach draußen gefunden, Rückführung jeweils nur unterWiderstand der Bewohnerin möglich.Wegen der Unruhe wurde vor einer Woche die Medikation erhöht (Haldol).Patientin seither deutlich gang- und transferunsicherer, inzwischen dreiStürze (Prellungen), davon einmal vor dem Bett aufgefunden.Zur Sicherung der Bewohnerin wird seit 2 Tagen nachts eine Fixierung am Bett(Bauchgurt, Bettgitter) und tagsüber stundenweise am Stuhl (Geristuhl)durchgeführt. Der Ehemann (Betreuer) hat dieser Maßnahme zugestimmt.Seither schreit u. ruft die Bewohnerin vermehrt u. laut, klopft auf die Armlehnedes Stuhls bzw. Bettgitter, versucht immer wieder, sich aus der Fixierung zubefreien. Tageweise auch starke Sediertheit mit resultierend mangelnderNahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme und Tag-Nacht-Umkehr.
33Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Aktuelle Situation
Fortgeschrittenes Demenzsyndrom vermutlich v. Alzheimer-Typ
Arterielle Hypertonie
Stürze in der Anamnese (ohne Fraktur)
Harn- und Stuhlinkontinenz
Gewichtsverlust ca. 7 kg in den letzten 2-3 Monaten
Aktueller RR: 105/55 mmHg
34Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Biographische Angaben (durch den Ehemann)
- 7. von insgesamt 9 Geschwistern,
- Eltern Landwirtschaft; bereits als Kind auf Hof mitgearbeitet;
- mit 20 Jahren während des Krieges geheiratet, Kriegsgefangenschaft des
Ehemannes, insgesamt 3 Kinder
- zu den Kindern bestehe seit vielen Jahren kaum Kontakt mehr
(wohl seitens der Kinder ; - wird vom Ehemann vorwurfsvoll, aber nicht ohne
scham- und schuldbesetzten Unterton erzählt)
- Persönlichkeit: früher „stille Natur“, ernst, habe Haushalt akkurat geführt,
Kinder streng erzogen
- angenehme Tätigkeiten: früher gerne genäht, viel spazierengegangen
- nach Berentung des Ehemannes hätten beide praktisch „alles zusammen
gemacht“
35Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Prozess der Entscheidungsfindung
1. Analyse der Situation („Problemanalyse“)
2. Einschätzung der Alternativen
3. Festlegen der Ziele und Maßnahmeplan
4. Treffen der Entscheidung (Optimal: Fallkonferenz)
5. Durchführung der Maßnahme
6. Beobachtung und Evaluation
36Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Risikoeinschätzung und Ursachenabklärung
Was sind die Gründe für die Fixierung? Worin genau bestehen die individuellen Risiken?
- bei Sturzgefährdung? - bei fordernde Verhaltensweisen?
Welche (behandelbaren?) Ursachen kann die Sturzgefahr, das Verhalten, etc. (mit)bedingen?
37Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Ursachenabklärung: Grundbedürfnisse
Schmerzen / Unwohlsein
Ausscheidung (Harnverhalt!)
Hunger / Durst
Bewegung (Autonomie)
Geborgenheit, Zugehörigkeit (Abhängigkeit)
!
38Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Medizinische Ursachen (Beispiele)
Infekt / Fieber
Blutzucker-Entgleisung
Exsikkose
Schilddrüsenfunktionsstörung
Parkinson-Syndrom
Medikamente
somatisch
Demenz
Depression
Delir
Suchterkrankung, (Benzo-, Alkoholentzugssymptomatik)
Wahnhafte Störung, Halluzinose, Psychose aus demschizophrenen Formenkreis
psychiatrisch
39Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Medikamentöse Behandlung der Demenz
Körperlichen Grund-/Begleiterkrankungen
(Bsp.)
Bluthochdruck,Diabetes mellitus,Schilddrüsenfunktions-störungen,Infektion,DehydratationVitaminmangel
Medikamente !!
KognitiveSymptome:
Antidementiva
Acetylcholinesterase-hemmer z. B. Donepezil (Aricept®)
Memantinez.B. Ebixa®
„PsychiatrischeBegleitsymptome“:Psychopharmaka
Antidepressiva*Neuroleptika**
Benzodiazepine**
„Alternative“ Substanzen*
* i.d.R. unterverordnet** i.d.R. überverordnet
40Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Häufig zu wenig, zu viel,falsche Indikation, zu lange,altersuntaugliche Medikamente
Wechselwirkungen↑Nebenwirkungen ↑
durch verändertePharmakodynamik im Alter
Schlüsselposition: Pflegefachkräfte,aber auch: Betreuer, Angehörige !
Zu fordern:Ärztliche Überprüfung der Medikationdurch gerontopsychiatrisch erfahrenenArzt !
Typische Nebenwirkungen:
- Neurologisch (Schlucken↓,Stürze)
- Herz-Kreislauf (RR↓, Kollaps,Arrythmie)
- Kognitiv-zerbral (Sedation, Ver-
wirrtheit, Unruhe, Halluzination)
Fehlmedikation im Alter: Bsp Psychopharmaka
Bildquelle: www.apotheken.de/graphics/arzneimittel-hand-abda.jpg
41Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Flurazepam Dalmadorm®Amitryptilin Saroten®Doxepin Aponal®Fluoxetin tgl. Fluctin®Chlordiazepoxid Librium®Promethazin Atosil®Thioridazin Melleril®Diazepam Valium®u.a. langwirksame BenzodiazepinDosisabhängig :
Lorazepam Tavor® >3mg,Oxazepam Adumbran® >60 mg,Alprazolam Tafil® >2mg,Temazepam Planum® >15mg,Triazolam Halcion® >0,25mg
Diphenhydramin, Betadorm®, AmphetamineModif. N. Update von Fick et al (2003) Arch Intern Med 163
„Beers“-Kriterien („Negativ-Liste“)Generell ungeeignete Psychopharmaka für ältere Menschen (65 + ):
42Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
43Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Kultur “Good-Ageing”
Umgebung und Architektur“Milieu (therapie)” Licht,Temperatur, Mobiliar, Rundgänge(Sinnes-)Garten
Netzwerk formeller undinformeller Helfer
Pflege- u. a. Gesundheitsfachberufe,Angehörige, Betreuerbürgerschaftlich Engagierte
Person mit Demenzkognitive sowie sensorischeBeeinträchtigungen,Mobilitätseinschränkung, physischeund psychische Mulitmorbidität,zunehmende Wichtigkeit andererSinne, Biografie und Persönlichkeit
Schulung,Aus-, Fort-, und Weiterbildung
Personal- und ArbeitsorganisationPersonzentrierte Pflege, spezif.Dementenbetreuung,Kleingruppen
Grundsätzliche Empfehlungen zur Unterstützungder Lebenswelt von Menschen mit Demenz
Technische HilfsmittelGehhilfen, Hüftprotektoren,Alarm-
systeme, etc.
Bildqelle: Sylvia Cox, Stirling 2005
Spezielle Programme undTherapien
Validation, Biographiearbeit, Snoezelen,Basale Stimulation, Tiertherapie, etc.
44Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Hilfsmittel
Umgebung
Pflegende
Person mit Demenz undSturzgefährdung/
forderndenVerhaltensweisen
Größtenteils keine ausreichendebzw. nur „schwache Evidenz“!
Alternative Interventionen
45Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Bürgerschaftliches Engagement
Bürgerschaftliches Engagement in Verbindung mit FEM:
Reduzierung der Fixierungszeiten durch Betreuung und Aktivität(Spaziergang, Alltagsbegleitung)
Minimierung der als subjektiv belastend empfundenen Fixierung(Beschäftigung, Besuche)
Unterstützung zur Prävention bei Risikogruppen
Ein Faktor zur Verbesserung der Lebensqualität von Heimbewohnern
46Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Bürgerschaftliches Engagement
Bürgerschaftlich Engagierte gewinnt man am besten durch direkte Ansprache.
Es bedarf engagementfreundlicher Strukturen im Haus (Ansprechpartner) wie auch eine Anerkennungskultur. Engagierte wollen direkt angesprochen werden. Engagement bedarf der fachlichen Begleitung (Tandem – eine Pflegekraft arbeitet mit einem Engagierten zusammen für Projekte, o.ä.).
81% der im stat. Altenhilfebereich Tätigen bestätigen:„Ehrenamtliche lohnen sich“(Bela-Studie, Klie/Pfundstein/Hoch (2004) im Auftrag derLandesstiftung Baden-Württemberg)
Engagierte sind eine Brücke in das Gemeinwesen. Engagierte eröffnen Kapazitäten für kreative und neue Projekte.
Benötigt bestimmte Voraussetzungen
47Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
KDA-Empfehlungen zur Umstrukturierung stationärerEinrichtungen für Menschen mit Demenz
„Kleinteiligkeit und Überschaubarkeit“:
- Kleingruppen
- Mitarbeiter
- räumliche Dimension (Bewohnerzimmer, Wohnküche, Flur!)
Bundesministerium f. Gesundheit und Soziale Sicherung (Hrsg.) (2004)www.kda.de/files/bmg/2005-02-14-band19.pdf, [Stand: 15.05.2008]
48Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Kleingruppen
geben Sicherheit
befriedigen das Bedürfnis nachZugehörigkeit
stärken das Selbstwertgefühl
üben noch erhaltener Fähigkeiten
Ermöglichung spielerischenKraft- und Balancetrainings
üben niederschwellig kognitiverFähigkeiten
Bildquelle: Ulrich Lindemann, RBK Stuttgart
49Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Kraft- und Balancetraining
Sichere Umgebung
Angepasste Hilfsmittel/ technischeHilfen
Einsatz von Hüftprotektoren
Inkontinenzmanagement
Sehhilfen
WICHTIG: Mobilität fördern!
Aber: Fixierungen „unbedingtvermeiden“!
www.dnqp.de
Sturz- und Verletzungsprävention
50Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
z. Bsp.
Schreien, etc.
Aggressivität
Weglauftendenz
Nahrungsverweigerung
Unruhe + Sturzgefährdung
Synonyme: fordernde Verhaltensweisen,
Verhaltensstörungen,
Verhaltensauffälligkeiten,
psychiatrische Begleit-
symptome der Demenz
Herausforderndes Verhalten
51Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Rahmenempfehlungen im Umgang mitherausfordernden Verhaltensweisen
Validation
Erinnerungsarbeit
Snoezelen
Berührung
Körperliche Bewegung
Bundesministerium für Gesundheit (Hrsg.)(2007), http://www.bmg.bund.de/cln_041/nn_603380/SharedDocs/Publikationen/Forschungsberichte/f007,templateld=raw,property=publicationFile.pdf/f007.pdf[Stand: 24.09.2007]
52Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Hilfsmittel
Umgebung
Pflegende
Person mit Demenz undSturzgefährdung/
forderndenVerhaltensweisen
Größtenteils keine ausreichendebzw. nur „schwache Evidenz“!
Alternative Interventionen
53Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Bewohnerzimmer: Identität und Vertrautheitermöglichen
Foto: Gareth Hoskins, Architects SummerschoolDementia & Design 2005
54Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Wohnküche als Zentrum der Gemeinschaft:Transparenz und einladende Offenheit
Otto-Koti & Fanny-Koti, Tampere, FinnlandFoto: Damian Utton, Associate/Senior ArchitectPozzoni Design Group Summerschool Dementia & Design 2005
55Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Flure: Transparenz und Helligkeit, Tageslicht
Denvill Hall, NorthwoodFoto: Acanthus LW Architects , SummerschoolDementia & Design 2005
56Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Sicherheit, Orientierung und Autonomie durchAusleuchtung und „Wegführung“
Dykebar Hospital; Fotos: David Denholm,Summerschool Dementia & Design 2005
vorher
nachher
57Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
„Wandern“
(24h-Protokoll, Gradmann Haus Stuttgart, 2003)
Autonomie fördern – Freiheit maximieren
58Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
“Versteckte Türen”
Schutz und Sicherheit
gewährleisten -
aber WÜRDE wahren!
Foto: Doris Bredthauer (2005), Iris Murdoch Building, Stirling
59Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
„Barrierefreiheit“
Kontraste und Symbole sinnvolleinsetzen -
SELBSTSTÄNDIGKEIT fördern,
SICHERHEIT geben
Foto: D. Bredthauer, Gradmann-Haus Stuttgart Foto: D.Bredthauer (2005) Iris Murdoch Building, Stirling
Bildquelle: Burnett Associates (2005)
60Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Kontrastsetzung
Foto: D.Bredthauer (2005) Iris Murdoch Building, Stirling
61Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Größtenteils keine ausreichendebzw. nur „schwache Evidenz“!
Alternative Interventionen
Hilfsmittel
Umgebung
Pflegende
Person mit Demenz undSturzgefährdung/
forderndenVerhaltensweisen
62Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Pflegebody
z.B. Pflegebody von suprima® mit Bein,
geknöpft – kurzer Arm (Art. 4 695)
Bildquelle: www.suprima-herzlieb.de
63Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Hüftprotektoren
z. Bsp. Safehip® Soft Kompakt, Top, Openvon Roelke-Pharma Bildquelle: www.roelke.de
z. Bsp. Suprima® ProtektorSlips, von Suprima GmbHauch mit Aussparung im Schritt,knöpfbar (Art. 1 424)Bildquelle: www.suprima-gmbh.de
64Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Helm, Knie- und Armschoner
65Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Adäquates Schuhwerk
Verbands- und Rehaschuhe
z.B. Verbands- und Rehaschuhe von
promed sanicabrio DXL
Bildquelle: www.promed.de
66Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
„Antirutsch“ - Socken
können Ausrutschen verhindern
warme Füsse – Wohlbefinden
„Angehörigenmaßnahme“
Bildquelle: Ulrich Rissmann, RBK Stuttgart
67Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Anti-Rutsch-Auflagen
Bildquelle: www.orientbazar24.com/ebay/images/stop/2.jpg
… eine kreative undkostengünstige Lösung
Anti-Rutsch-Auflagen
z.B. von Segufix®
Bildquelle: www.meditec.ch/shop/images/antiRutsch.jpeg
68Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Pflegenest und Niedrigstbett
z. Bsp. Völker Niedrigbett 5380 / 5380 K Bildquelle:Völkerworld
69Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
„Gehfrei“- Hilfen
z. Bsp. RCN-Walker (Fa. RCN) z. Bsp. Dynamico für Innen- undAußenbereich (Fa.Ormesa®)
Bildquelle:www.rcn-medizin.de Bildquelle:www.ormesa.com/de
70Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Sensormatte
meldet
das Aufstehen (Sturzgefahr)und
die aus-bleibende Rückkehr(Weglaufgefahr) des Bewohners
Koppelung mit Rufanlage
ortsunabhängig einsetzbar
z. Bsp. Safefloor ™ Fa. Roelke pharma
Bildquelle:www.roelke.de
71Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Lichtsensoren
geben
Orientierung
Sicherheit
Selbstständigkeit
z. Bsp. Beleuchtungssysteme, Fa. Altenburger Bildquelle:Fa. Altenburger
72Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Alarm- und Personensuch-Systeme
z. Bsp. Ortungshandy, Fa. Secal Sicherheitstechnik
Bildquelle und Information:www.alzheimerforum.de/2/13/2/safetytrack.html
73Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Entscheidungsfindung zwischen Technikeinsatz,Ethik und rechtlichen Vorgaben
1. Analyse der Situation (incl. Biographie, Persönlichkeit, etc.)
2. Identifizierung potentieller technologischer Alternativen
3. Abwägen der ethischen und rechtlichen Dilemmata
4. Zielsetzung und Maßnahmeplan (konkrete techn. Hilfen eingebettet in ein Versorgungskonzept
5. Treffen der Entscheidung
6. Schaffung der Rechtsgrundlage
7. Implementierung
8. Monitoring und EvaluationModifiziert nach: The Norwegian Centre for DementiaResearch (1999): „TeD“ (Technology, Ethics andDementia; EU Projekt)
74Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Was bedeutet das alles für die Praxis ?
75Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Aktuell noch kein juristisch bindendernationaler fachlicher Standard,
aber:
www.kda.de
BfArM
Heimgesetz
Institutionsinterne Richtlinien (z.B. LWV)
BGH-Urteile vom 28.04. und 14.07.05
Handlungs- empfehlungen DED
www.vincentz.net
„Evidenzbasierte Praxisleitlinie zurVermeidung von freiheitsein-schränkenden Maßnahmen in derberuflichen Altenpflege“(laufendes BMBF-Projekt 2007-2010)
www.pfv-nord.uni-bremen.de/projekt6.htm
www.stmas.bayern.de/pflege/pflegeausschuss/fem-leitfaden.pdf
www.dnqp.de
www.buko-qs.de
76Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Der Entscheidungsprozess im Umgang mit FEM
77Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Prozess der Entscheidungsfindung
1. Analyse der Situation („Problemanalyse“)
2. Einschätzung der Alternativen
3. Festlegen der Ziele und Maßnahmeplan
4. Treffen der Entscheidung (Optimal: Fallkonferenz)
5. Durchführung der Maßnahme
6. Beobachtung und Evaluation
78Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
1. Schritt:
Analyse der Situation
- Wie ist der „IST-Zustand“?
- Analyse der bisherigen Maßnahmen
- Das aktuelle Risiko einschätzen
- Ziele festlegen
Der Entscheidungsprozess im Umgang mit FEM
79Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
2. Schritt:
Einschätzung der Alternativen
- Welche Alternativen stehen zur Verfügung?
- Welche Ziele lassen sich mit den Alternativen erreichen
und welche Risiken haben sie?
Der Entscheidungsprozess im Umgang mit FEM
80Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
3. Schritt:
Maßnahmeplan
- Ggf. eine Fallkonferenz mit: Bewohner, Angehörige,
gesetzl. Betreuer, Pflegende, Arzt
- die Entscheidung vorbereiten
- die Ziele festlegen und fachlich begründen
- Risikoeinschätzung
Der Entscheidungsprozess im Umgang mit FEM
81Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Der Entscheidungsprozess im Umgang mit FEM
4. Schritt:
Treffen der Entscheidung
- auf der Basis des Maßnahmeplans?
- legitimiert durch Betreuer?
- vormundschaftlich genehmigt?
82Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Der Entscheidungsprozess im Umgang mit FEM
5. Schritt:
Durchführung der Maßnahme
- Wer ist verantwortlich?
- Zeitplan
83Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Der Entscheidungsprozess im Umgang mit FEM
6. Schritt:
Beobachtung und Evaluation
- Evaluation: Wann und durch wen?
- Dokumentation
84Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Fallbearbeitungen
85Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Arbeitsauftrag
Die Fallbeispiele demonstrieren jeweils einen Problembereich um einevorhandene oder drohende Fixierungsmaßnahme bei einem Heimbewohner.
Sie haben eine Stunde Zeit, das Fallbeispiel in der Kleingruppe zu bearbeiten.
Analysieren Sie den Fall anhand des Entscheidungsprozess.
Fragestellung: wie kann die Anwendung der Fixierungsmaßnahme bei demBewohner oder der Bewohnerin verhindert oder rückgängig gemacht werden
Erarbeiten Sie eine Präsentation der Ergebnisse.
Verteilen Sie die Ergebnispräsentation im Plenum unter allen Mitgliedern derKleingruppe.
Ziel ist, dass sie bei der Präsentation uns alle von ihrem Ergebnis derFallanalyse ÜBERZEUGEN!
86Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
ReduFix Praxis - Implementierung des ReduFix-Konzeptes auf Bundesebene
Reduktion von Fixierung
Projektteam:Priv.-Doz. Dr. C. BeckerDr. P. Koczy, U. RißmannGeriatrisches KompetenzzentrumRobert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart
Prof. Dr. T. KlieA. Klein, V. Guerra, M. Viol, S. BranitzkiArbeitsschwerpunkt Gerontologie u. PflegeKontaktstelle für praxisorientierte Forschungan der Evang. Fachhochschule Freiburg
Prof. Dr. D. BredthauerFachhochschule Frankfurt
Förderung: BMFSFJLaufzeit: 2007-2009
www.redufix.de
87Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung 87
Wen wollen wir erreichen?
SeniorenbeiräteAlzheimergesellschaftSelbsthilfegruppen
Kostenträger
MDKHeimaufsicht
BetreuungsbehördenGerichte
AKTEURE
Träger von Einrichtungen(Verbände (GF),Fachebene, Heime)
Schulen
Wissenschaft
ÄrzteFach- und Hausärzte
Presse(Medienpartner)
Industrie
Pflege
AKTEURE
88Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
ReduFix Praxis – Bausteine
- CoachingKonzeptionelle und strategische Abstimmung mit den Ländern
- Schulungen und VeranstaltungenZielgruppenspezifische VeranstaltungenSchulungen von Multiplikatoren
- ClearingAnlaufstelle für fachspezifische Fragestellungen, strategische Beratungen
- KommunikationÜbergreifende Öffentlichkeitsarbeit (Kampagne),Entwicklung zielgruppenspezifischer Kommunikationsstrategien.
89Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Die Länderansprachen
- 14 Länder haben reagiert.- Beratungen mit unterschiedlichen Ergebnissen und Prozessen,
Beispiele:
Bayern: verschiedene zielgruppenspezifische Veranstaltungen sind geplant(Ärzte, Fachschullehrer, Richter, Heimaufsichten, Fachstellen fürpflegende Angehörige).
Baden-Württemberg: eine Person schult in drei Jahren interessierte Heime,Richter- und Heimaufsichtsveranstaltung geplant, Erprobung
Bürgerengagement.Norddeutsche Länder (Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen über das NDZ):
Förderung der Multiplikatorenschulung
Mecklenburg-Vorpommern: große Trägerveranstaltung geplant
In allen Ländern sollen ReduFix Multiplikatoren geschult werden.
90Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Die ReduFix Kampagne
Ziel: Unterstützung des Vorhabens, die Wissensbestände um ReduFix indie Breite zu tragen, (Fachöffentlichkeit, aber auch allgemeineÖffentlichkeit)
Maßnahmen, z. B.:- Auftritt auf Messen und Tagungen- Flankieren der Öffentlichkeitsarbeit von ReduFix Praxis in Zeitschriften,
Zeitungen etc.- Vergabe des Altenhilfepreises 2009- Geplant: eine Plakette für Einrichtungen, die sich in Sachen ReduFix
schulen lassen.- Erstellung eines Verteilers mit ReduFix Interessenten (Newsletter,
Schulungsinteressenten etc.)
Die Kampagne wird gefördert durch:Ecclesia Versicherungen, Rölke, Economica Verlag, Vincentz Network
91Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Die Rolle der Multiplikatoren - Schulungen
Ziel von ReduFix Praxis: ein bundesweites Netzwerk an Multiplikatorenschaffen, die auf regionaler Ebene Einrichtungen schulen, d.h.:
- Die Schulungen werden über das Projekt vermittelt.
- Jedem M. steht es offen, in seiner Region selbst zu werben, seine Kontaktezu nutzen, um interessierte Einrichtungen zu gewinnen.
Diese selbst organisierten Schulungen bitte dem Projekt zurückmelden, damit sieerfasst werden können.
- Die Schulungen werden evaluiert. Die Auswertung erfolgt durch das Projektund wird rückgemeldet.
- Die Einrichtungen sollen für die Schulungen selbst bezahlen, d.h.Honorarkosten, die zwischen 500 und 800 Euro liegen sollten.
92Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Die Rolle der Multiplikatoren
Umgang mit den Materialien:
Die Folien können modifiziert werden. Inhaltliche Ergänzungen bitte dem Projekt zurückmelden. Alle fachliche Aspekte miteinbeziehen.
Begleitung:
Das Projektteam steht für fachliche Fragen zur Verfügung. Unterstützung bei selbst durchgeführten Werbemaßnahmen.
Nach Projektende (06/2009) können Multiplikatoren auf der ReduFixWebsite weiterhin registriert sein.
93Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Kooperationsvereinbarung
§ 1 Zweck der Vereinbarung§ 2 Leistungsaustausch§ 3 Umgang mit dem Lehrmaterial§ 4 Weitergabe von inhaltlicher und methodischer Qualität§ 5 Zusammenarbeit§ 6 Lizenz§ 7 Honorare§ 8 Vertragsverstoß
Bitte in Ruhe durchlesen und beide Exemplare unterschrieben an denProjektstandort Freiburg senden bis 6. Juni 2008.Bitte mit Angaben über die regionalen Schulungsmöglichkeiten.Danke!
94Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung 94
KontaktProjektstandorte Freiburg und Stuttgart
Arbeitsschwerpunkt Gerontologie & Pflege (AGP)an der Evangelischen Fachhochschule Freiburg (EFH)Bugginger Strasse 38D - 79114 FreiburgProjektleitung Projektmanagement FreiburgProf. Dr. Thomas Klie Virginia Guerra E [email protected] E [email protected] 0761 / 47812-32 T 0761 / 47812-639F 0761 / 47812-699 F 0761 / 47812-699
Robert Bosch KrankenhausKlinik für Geriatrische RehabilitationAuerbachstraße 11070376 StuttgartProjektleitung Projektmanagement StuttgartPD Dr. Clemens Becker Dr. Petra KoczyE [email protected] E [email protected] 0711-8101-5953 T 0711-8101-5953F 0711/8101-3199 F 0711/8101-3199
www.redufix.de
95Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und IhreAufgeschlossenheit für Veränderungen!
96Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
ANHANG
97Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
BUKO-QS (Hrsg.)(2008): Qualitätsniveau 1,Mobilität und Sicherheit bei Menschen mitdemenziellen Einschränkungen in stationärenEinrichtungen, Heidelberg: Economica Verlag
98Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
QN 1 - Kernaussage und ZieleBUKO-QS (Hrsg.) (2008), S. 28 ff.
Sonderfall: Bei der Bewohnerin mit Demenz sind bewegungseinschränkende und speziell freiheitsentziehende Maßnahmen nur als letzte Möglichkeit einzusetzen, um die Wahrscheinlichkeit schwerwiegender Verletzungen abzuwenden
99Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
QN 1 - Sonderfall
100Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Acute Care Setting
Powell et al. (1989):
Canad Med Assoc J;141:561 -4
Lever et al. (1995): Perspectives 19(1):3 -8
Hanger et al. (1999): J Am Geriatr Soc 47(5):529 -31
Type of study / Intervention
Before and after study
(7 year period)
Before an d after study (12 months)
Before and after study
(6 pre & 6 m onths post))
Change in restraint rate
52 > 0,3 per 1000 pt days
32 % to 18 % (at 6 months) increased to 54% by 12
months
30 % to 11 % (bedrails)
Results
Serious falls _ , Psychoactive
drugs _ , Nursing staff number s _ .
Number of fractures, falls or medication use _ .
Number of falls & minor injuries _
Serious injuries _.
Residential Care Setting
Testad et al. (2005): Int J Geriatr Psychiatry 20:587 -590
Evans et al. (1 997) : J Am Geriatr Soc 45 (6):675 -81
Bradley et al. (1995):
J Gerontol Nurs 21 (9):21 -34
Neufeld et al. (1999): J Am Geriatr Soc 47 (10): 1202
-7 Sundel et al. (1994):
J Am Geriatr Soc 42 (4): 381 -7
Ejaz et al. (1994): Gerontologist 34 (5) : 694 -9
Werner et al. (1994):
Am J Care Aging 15 (3): 142 -6
Levine et al. (1995): J Am Geriatr Soc 43 (8): 914 -8
RCT: 4 nursing homes IG (2): 6 -hour-seminar, guidance
1hour/month CG (2): treatment as usual
n= 151 residents (6mths)
RCT: 3 nursing homes
1. Restraint Education (RE) 2. RE & Consultation (REC) 3. Control (C)
n=643 residents (12mths)
Controlled trial
Before and after study n= 2017 residents, 16 nursing
homes (2 year)
Before and after study (14 months)
Before and after study n= 144 residents (1 year)
Before and after study
n= 172 (142 restrained) (1-2 m onths post removal )
Before and after study Phase 1: Education, Phase 2:
increased docu. (3 year s)
IG: 54% decline CG: 18% increase
RE: 56 % decline
REC: 23 % decline C: 12 % decline
10x E (repeated twice) _ 10x E (repeated once) _
2 hrs E _ 1 hr E _
41 % to 4,05 %
67,5 % to 36,7 %
97 % to 18 %
31,2 % to 1,6 %
Phase 1: 39 % to 20 %
Phase 2: 20 % to 6 %
Psychoactive drug use _
Staff numbers _ Fall related injuries _
Moderate injury rate _ Serious injury rate _
Minor injury rate _
Falls (minor) _
Fall related serious injuries _
Falls _ Injuries not evaluated
Falls _ Injuries _
Evidenz
101Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Evidenzgrade / Hierarchie der Evidenz
Berichte von Expertenausschüssen oder Expertenmeinungenund/oder klinischen Erfahrungen anerkannter Autoritäten, Studien vonschlechter methodologischer Qualität
SchlechtIV
Gut angelegte, nicht-experimentelle, deskriptive Studie, wie z.B.Vergleichsstudien, Korrelationsstudien, Fall-Kontroll-Studien
MässigIII
Mindestens eine andere Art von gut angelegter, quasi experimentellerStudie
Gut-mässigII b
Mindestens eine gut angelegte kontrollierte Studie ohneRandomisation
GutII a
Mindestens eine randomisiert, kontrollierte Studie (RCT)Sehr gutI b
Metaanalysen von randomisierten, kontrollierten StudienExzellentI a
Art der EvidenzBewertungEvidenzgrad
102Redu Fix Praxis | Reduktion von Fixierung
Zusatz: Studiendesign Projekt ReduFixBewohnerprofilbeiInterventionsbeginn:StrukturgleichheitzwischenIGundWGfür:
p = .02Bewohner der Interventionsgruppe waren höher eingestuftals die der Wartegruppe
Aber Struktur- Ungleichheit für:
Pflegestufen
p = .210WG: 12,8%IG: 8,7%
Potentiell ungeeignete Psychopharmaka(mind. 1 n. Beers-Kritierien)
p = .266WG: Mittelwert = 18,92; SD = 17,84IG: Mittelwert = 16,07; SD = 14,82
Fordernde Verhaltensweisen (CMAI:mögliche Werte 0-174)
p =.395WG: 3% (15 Stürze – 95/100)IG: 7,4% (25 Stürze – 137/100)
Stürze (4 Wochen bis Interventionsbeginn) anhandAnzahl Stürze / 100 Bewohnerjahre
p = .345Durchschnitt 75,8 von 100Sturzrisiko (subj. Pflegeeinschätzung)
p = .465WG: Mittelwert = 2,73; SD = 2,81 IG: Mittelwert = 2,62; SD = 2,99
Mobilität (Rivermead Mobilitätsscore: 0-10)