tsvasman orientierung

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Konzept "Orientierung" aus konstruktivistischer Sicht von Dr. Leon Tsvasman

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Page 1: Tsvasman Orientierung

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Orientierung [orientation]

Im Gegensatz zu der alltagssprachl. Kon-notation des Begriffs (im Sinne des topo-grafi schen „Sich-Zurechtfi ndens“ oder als Ausdruck des menschlichen Bedürfnisses, sich nach jmd. oder etw. wie Leit- oder Vorbildern auszurichten, s. Duden 2001), konzeptualisiert der interdisziplinäre kom-munikationswissenschaftl. Entwurf „O.“ als kognitiv-intersubjektive Leistung , die einem bewussten Wesen hilft, sich im „Koordinatensystem“ seiner Wirklichkeit mit ihren dynamischen Gegebenheiten, intersubjektiven Geltungen (s. auch ↑ In-tersubjektivität ) und gesellschaftl. Kon-strukten (soziale O.) interagierend zu ent-falten. Diese Bedeutung ist einerseits an das verhaltensbiol. „O.sverhalten“ ange-lehnt und fasst Mechanismen zusammen, mit deren Hilfe sich Organismen (auto-poietische Systeme , vgl. ↑ Maturana /Varela 1987) mit ihrer Umwelt auseinanderset-zen. Andererseits meint sie das kommu-nikative Handeln, das sich auf Selektion stützt und in die Wirklichkeitskonstruk-tion involviert ist. Konsequent system-theoret. betrachtet, erfolgt O. im Zuge der Selbstorganisation kognitiv-sozialer Pro-zesse und ist bei vielfältigen Ereignissen beobachtbar.

Anthropologisch angelegt (den Men-schen eigen) ist die O. über Zeichen (Appräsentationsverweisungen, bei de-nen die wahrnehmbare Gegebenheit auf Bewusstseinsakte verweist, vgl. KO-LOSS, online), die als Stellvertreter für sinnhafte Zusammenhänge agieren (s. Alfred Schütz 1932). Damit wird die „ori-entierende Funktion“ der Massenmedien – insbesondere der Leitmedien wie dem ↑ Fernsehen im Bezug auf das mehr oder weniger „passiv“ orientierte/zu orientie-rende Publikum – begründet und ange-wendet. Dieser Ansatz versteht „Massen-medien“ als eine gesellschaftl. Institution, welche die intersubjektive Wirklichkeit strukturiert.

Die o.g. holistische Auffassung der O. impliziert die zuletzt erwähnte Me-dienfunktion als einen Faktor jener O.swirklichkeit, die als die Gesamtheit der o.srelevanten Entitäten (wie sämtliche ontologische Gegebenheiten, intersubjek-tive Konstrukte oder auch Medien im weitesten Sinne) defi niert werden kann.

Leon Tsvasman

>> Intersubjektivität; Objektivität; Wissen; Me-dienwirkungen; Aufmerksamkeit; Öffentlich-keit; Mediengesellschaft; Medienpsychologie; Kom munikationspsychologie; Manipulation.

Literatur: DUDEN (2001): Das Stilwörterbuch. 8., völlig

neu bearb. Aufl . Band 2. Mannheim, Leipzig, Wien,

Zürich. MATURANA, H., VARELA, F. (1980): Autopoi-

esis and Cognition: The Realization of the Living, Bos-

ton. MATURANA, H., VARELA, F. (1987): Der Baum

der Erkenntnis. Die biologischen Wurzeln mensch-

lichen Erkennens. Bern und München. SCHMIDT,

S. J. (1994): Kognitive Autonomie und soziale Ori-

entierung. Frankfurt a. M. SCHÜTZ, A. (1932): Der

Sinnhafte Aufbau der sozialen Welt. Frankfurt a. M.

[Internetquelle] KOLOSS (Kommunikationswissen-

schaftliches Lern-Online-Software-System), Glossar:

http://www.kowi.uni-essen.de/koloss/mainframe01.

htm. (Stand: 25.07.2006).

Pädagogik und Medien [pedagogics, education science]

Pädagog. Handeln ist notwendig auf Me-dien angewiesen, weil die Interaktion zw. Personen ebenso eines Gemeinsamen, Mittleren oder Mittlers bedarf wie die In-teraktion der sich bildenden Person mit Natur und Geschichte. Dieses Vermitteln-de kann sich als Geste , Schall oder zei-chenhafter Gegenstand oder (nunmehr techn. betrachtet) als Schrift , ↑ Buch , Bild, Radio , ↑ Fernsehen, Computer manifes-

Orientierung

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