Über den wert der normalwörtermethode

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Über den Wert der Normalwörtermethode Author(s): Emil Martin Source: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 4, No. 5 (Apr., 1903), pp. 141- 142 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30170769 . Accessed: 15/05/2014 13:24 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly. http://www.jstor.org This content downloaded from 194.29.185.154 on Thu, 15 May 2014 13:24:21 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

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Page 1: Über den Wert der Normalwörtermethode

Über den Wert der NormalwörtermethodeAuthor(s): Emil MartinSource: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 4, No. 5 (Apr., 1903), pp. 141-142Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30170769 .

Accessed: 15/05/2014 13:24

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Page 2: Über den Wert der Normalwörtermethode

Allerlei fir die Schulpraxis. 141

die dann meist im niichsten Jahre zu guten Schiilern werden, sind fiir den Lehrer auch keine Last. Ein versp.itetes Sitzenlassen in htheren Klassen ist in den mei- sten Fiillen v6llig nutzlos.

Dies fiihrt zum Schluss zu der Frage: Welches ist das Mass, das wir bei der Beurteilung der Versetzungsfiihigkeit eines Kindes anlegen miissen? Es besteht in Leipzig wohl meist die Bestimmung, dass Kinder, die die Hauptzensur 4, aber im Rechnen und Deutsch Zensur 5 haben, zuriickbleiben. Das heisst also, dass Kin- der, welche auch nur ganz notdiirftig das Ziel der Klasse erreicht haben - und sei es auch unter Zuhilfenahme von Privatstunden und sonstiger Druckmittel - doch mit zu versetzen sind. Ich halte das nicht fiir richtig. Unter dem Drucke der Verhuiltnisse gestaltet sich die Sache meist noch so, dass sich der Lehrer die Frage vorlegt: Kann ich es verantworten, das Kind sitzen zu lassen? d. h.: Werde ich auch bei Beschwerden seitens der Eltern mit meinem Urteil durchdringen, oder kann ich in die fatale Lage kommen, dass nach kurzer Prifung meine Entscheidung umgestossen wird? Ich meine, die Frage muss direkt umgekehrt werden und darf nur heissen: Kann ich es verantworten, das Kind den Anforderungen auszusetzen, die die niichste Klasse stellt? Hat das Kind die nitige geistige Reife erlangt, die

Aufgaben aus eigner Kraft zu 1isen, die das niichste Schuljahr ihm bringt? Der Klassenlehrer wird dariiber ein ziemlich sicheres Urteil haben, und in Zweifelfil- len wird das Kind immer den geringeren Schaden erleiden, wenn es zuriickbleibt.

Alle die erwihnten Schwierigkeiten wirden ja besser und sicherer behoben wer- den durch eine Scheidung der Kinder in den Parallelklassen nach ihrer Befithigung, die ja von verschiedenen Seiten vorgeschlagen und an manchen Orten auch schon durchgefiihrt ist. Aber da woh noch manches Jahr vergehen wird, bis wir dieses Ziel erreichen, miissen wir versuchen, durch das Sitzenbleiben einen, wenn auch not- diirftigen, Ausgleich zu schaffen.-(Leipziger Lehrerzeitung.)

fiber den Wert der Normalwirtermethode. Vor wenigen Tagen fiihrte mich das Gesprich mit einem Kollegen auf den Wert der Normalwirtermethode; hierbei konnte ich die Beobachtung machen, dass jener nur geringe Kenntnis der Bedeu- tung dieser Methode besass. Dieser unerfreulichen Beobachtung steht gliicklicher- weise die andere gegeniiber, dass einsichtsvolle Schulmiinner entschieden fiir die NormalwSrtermethode sich aussprechen und ihre Einfiihrung in die Schule f~rdern.

In der Tat ist die Normalwartermethode in ihrem piidagogischen Werte der synthetischen Leselehrmethode weit iiberlegen. Es handelt sich um den inneren Zu- sammenhang des Lesens und Schreibens mit dem gleichzeitigen Anschauungsunter- richte. In dieser Beziehung wird die Normalwartermethode ihre Gegnerin immer an Wert iiberragen. Nehmen wir hierzu ein Beispiel aus der Unterrichtspraxis!

Vor kurzem gelangte in unserer Elementarklasse der Apfelbaum zur Bespre- chung. In der Unterredung mit den Kindern wurden etwa folgende Siitze gewon- nen: Im Garten steht der Apfelbaum. An seinen Zweigen hiingen rotbickige &pfel.

Der Vater nimmt die Xpfel ab. Die Xpfel schmecken siiss. Bis zur Entwicklung und EinpriLgung dieser vier Sitze fiihrte die Besprechung

des Apfelbaumes im Anschauungsunterrichte. An diesen reihte sich der Unterricht im Lesen und Schreiben. Hierbei wurden die folgenden beiden Siitze-im Anschluss an den vorausgegangenen Anschauungsunterricht - an die Wandtafel geschrieben: Im Garten ist der Apfelbaum. Er hat schtne &pfel. Nun folgte die Zerlegung die- ser Slitze in Worte und Laute und die Zusammenfassung der sprachlichen Teile zum Ganzen. Hieran schloss sich die Niederschrift der beiden Sittze durch die Kinder.

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142 Pidagogische Monatshefte.

Danach wurden die Siitze auch in Druckschrift an der Lesemasehine gezeigt, gelesen und lautiert, nach welcher tb ang das Lesen der Druckschrift in der Fibel beim Nor- malwort Apfel eintrat.

Man sieht leicht ein, worin der pidagogische Wert dieses Unterrichtsganges liegt: er ruht im sachlichen Zusammenhange der Schreiblesefilbungen mit dem Ge- genstande des Anschauungsunterrichtes. Auf diese Weise ird das Interesse des Kindes leicht und natirlich von der Sache auf die Form, also auf das Wortbild und den Wortklang, hinilbergeleitet. Dass die Kinder wirklich mit regem Interesse die- sem Unterrichtsgange folgen, lehrt die Beobachtung.

Deshalb ist es mit Freude zu begriissen, dass die Normalwartermethode, als das interesseerwekende Lehrverfahren, in neuerer Zeit energisch sich Bahn bricht, also die synthetische Methode mit ihrem geistlosen Wirrwarr von vielfach abstrak- ten Wirtern als ein iberlebtes Verfahren aus der Schule verdringt.

(Emil Martin-Siichs. Schulzeitung.)

Die Pflege der guten ussprache in der Schule. Ernst Littge erirtert in einem gehaltvollen Aufsatz der ,,Deutschen Schulpraxis" (Nr. 1 u. f.) fiber den gesamten Dcutschu nterricht auf einheitlicher Grundlage u. a. auch die Notwendigkeit, der guten Aussprache in der Schule ale Aufmerksamkeit zuzuwenden. Wer mit pho- netisch geschirftem Ohr an die Aussprache unserer Schiiler herantritt, findet hier ein weites Arbeitsfeld, wo das Unkraut in urwichEsiger Fiille wuchert. Ich denke dabei nicht bloss an die groben Auswichse des Dialekts; auch wo diese beseitigt

sind, bleibt die Lautbildung in vieler Ilinsicht immer noch eine ausserst mangel- hafte. Das Sprechen mit zussmmengepressten Zithnen und kaum geaffneten Lip- pen, die unreine Vokalisation, die schlaffe Artikulation der Konsonanten, das Ver- schlucken einzelner Laute und ganzer Silben, das hastige akzentlose Herleiern der Siitze: das sind Fehler, die der Sprache der Kinder, wie ja iberhaupt des Unge- bildeten das charakteristische Geprige geben und die, weil niemals planmissig be- kiimpft, gewissermassen zu chronischen Sprachfehlern werden. Die Lehrer gewih- nen sich allmiihlich so an diese Miingel, dass sie sie gar nicht mehr heren oder doch damit wie mit einem notwendigen tbel rechnen, zu dessen griindlicher Beseitigung es an Zeit fehlt. Aber doch muss man sich wundern, dass man nicht schon mit Ricksicht auf die Orthographie, die ja sonst so sorgfiltig gepflegt wird, der guten Aussprache mehr Sorgfalt zuwendet. Denn wilrde man die Peinlichkeit und Kon- sequenz, womit beim Schreiben auf genaue Darstellung aller Buchstaben gehalten wird, auch aufs Sprechen anwenden, wiirde man ein Wort, statt es zehnmal schrei- ben zu lassen, ebenso oft mit recht scharfer Artikulation sprechen lassen: ich bin iiberzeugt, die Rechtschreibung wiirde weniger, als es jetzt der Fall ist, als ein Schul- kreuz empfunden werden. Die Pflege einer guten Aussprache ist zunichst Selbst- zweck. Denn wer die Sprache als Ganzes beherrschen will, der muss sie in ihren Elementen beherrschen. Diese Elemente aber sind die Laute, und ihre richtige Er-

zeugung ist eine Grundbedingung jeder gesunden Sprachbildung. Nur wenn der Schiler angeleitet wird, jeden Laut in seiner eigentiimlichen Gestalt darzustellen, kann er zu einer vom Buchstaben unabhingigen: Lautvorstellung gelangen; und nur wenn seine Sprechtechnik bis ins einzelnste und kleinste ausgebildet wird, kann er gut und fliessend sprechen lernen.

tber Schulanderungen. Dieses Thema behandelt ein Artikel von Kienscherf in der ,,Neuen Padagogischen Zeitung". Der Nutzen der Schulwanderungen wird im

folgenden erschuipfend nachgewiesen: Neben andern unterrichtlichen Hilfsmitteln

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