Über die durch den wind bedingte ungleiche verteilung von schildläusen und wintereiern der...

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XXIV. JAHRG. Heft 3 M~irz 1951 BEGR13NDET VON PROFESSOR DR. DR. h. c. K. ESCHERICH UND PROFESSOR DR. F. STELLWAAG Illllll I Illll I I I INHALT G. F r ie d r i e h: 13ber die dureh den Wind bedingte ungleid~e Verteilung yon Sdtildl~iusen nnd Wintereiern der tnsekten an den Zwcigen der Obstbiiumc . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 A'. R i t s c h I: Sdlfidcn an Kopfsalat durdt den Wurzclspinncr ]]cpiolus sylvinus L . . . . . . . . . . 34 It. G ~i h I e r : Giftspritzringmethode und ihre Entwieklungsmiigliehkciten 35 W. T h a I e n It o r s t : Der Kokon yon CamltoplcX anguslatus Titoms. (Hym., ldmeumonidae) . . . . . . 36 J- Fr a n z: Neue forstentomologisd~e Forsdtungen in Canada . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Wd. E i c h l e r : Freilandmitlclpriifungen beim Riil~enderl~riit~ler . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 A. W. B o b a c k: Die Bcslandsiinderutlg dcr Wahivogelweh dutch Kricg und Kriegsfolgeal .nd tier forstlidle Vogelschut3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 I. B e r t r a m : Rattenl~ekampfung auf ei~emisdler Grund|age . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 K l e i n e M i t t e i l u it g e n : Personalien, Buchl~espred~ungen, Zeitsd~riflensd~au, Kurzberidite . . . . . . 44 ( ber die durch den Wind bedingte ungleiehe Verteilung yon Schildliiusen und Wintereiern der lnsekten an den Zweigen der Obstbllume Von Dr. Gerhard F r i e d r i c h, Leipzig Mit 2 Abbildungen Zahlrcidlc Schadinsekten dcr Obstbiiume, wie z. B. Rote Spinne, Apfelblattsauger, Kirsdd)lfitcnmotte u.a. haben die Gewohnheit, ihre Wintereier auf der der Hauptwind- richtung abgekehrtcn Seite der Zweige abzulegen. In dcr Regel |st der der Hauptwindridatung zugekehrtc Tell des l?rudltholzes verh~iltnism~iBig glatt, in windreichen Gegen- den mandmlal wit poliert. Auf der Windsdlattcnseite da- gegen |st das Holz rauher, mit tieferen, oft auch zahl- reidleren Falten bedeckt, in denen sjdl Tau und Rcgen dutch Kapillarkr~ifte gebunden, l~nger halten als auf der dem Wind zugekehrten, glatteren Seite. In feudlten Klimagebieten |st die Wittdsdtattcnseite h/iufig durd~ einen Bewudls mit Griinalgen und Moosen gekcnnzeidtnet. In den Fahen des Frudltholzes eingezw~ingt, finden sial1 oft in groger Menge die Wintercier der Insekten, wie kS Abh. 1 am Be|spiel der ,,Roten Spinne" (Obstbaumspinn- tnitbe) deutlid~ zeigt. DiG Windsdtattenseite diirfte nidJt allein deswegen yon den Insekten zur EiaMage bevorzugt Werden, weil die stiirkere Faltung der Rinde die Untcr- bringung der Eier in Rissen nnd Spahen crlcid~tert, sot~- dern audl, weil dort die Eier nidtt nnmitte|har den aus- trocknenden, kahen Winterstiirmen attsgcseBt si~Jd. Nicht nur bel der Ablage der Wi~ttereier wird die dem Wind zugekehrte Scite der Zweige yon den htsekten ge- tnieden, audl die unbeweglidlen Vollinsekten der Sdfild- liluse bevorzugen zur Ansiedhntg dic gesdliit3te Wind- sdlattenseite (s. Abb. 2). Erst wenn der Befall so stark Wird, dab auf dieser kein Plat3 mehr vorhanden |st, greift die Besledhmg auf die Windseit.e fiber. 1)abet |st zu heohadtten, dab die direkt dem Wind und der Witterung ausgeseBten Tiere in der Entwiekhmg gegeniibcr ihren Antiltoden deutlidl zuriickbleiben. Windseite bzw. Windsdlattenseite hraudlt nidlt in je- dent Falle gleidtbedeutcnd zu sein mit einer bestimmten Himmelsridttung. Baumgruppen, W:,ilder, Hi~henziige, Geh~iude usw. kiinnen allgemcin vorherrschende Luft- strlimungen soweit ablenken, dab Versdliebungen dcr- selhen aus der urspriinglidlen Stellung zur Windrose AI,b. 1 Eier der Rolon Spinn~ nm Apfelzweig a) Windsehaltenselte mit Eiab|agen yon R.ter Spinnc b) Wiudschalttmscito mit Eiorn vergr~fiert e) Windselte glatt, ohne Eiahlagcn

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XXIV. JAHRG. Heft 3 M~irz 1951

B E G R 1 3 N D E T V O N P R O F E S S O R DR. D R . h. c. K. E S C H E R I C H U N D P R O F E S S O R D R . F. S T E L L W A A G

Illllll I I l l l l I I I

I N H A L T G. F r i e d r i e h : 13ber die dureh den Wind bedingte ungleid~e Ver te i lung yon Sdtildl~iusen nnd Win te re i e rn

der tnsek ten an den Zwcigen der Obstbiiumc . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 A'. R i t s c h I : Sdlfidcn an Kopfsa la t durdt den Wurzc lsp inncr ]]cpiolus sylvinus L . . . . . . . . . . 34 It. G ~i h I e r : G i f t sp r i t z r ingmethode und ihre Entwieklungsmiigliehkciten 35 W. T h a I e n It o r s t : Der Kokon yon CamltoplcX anguslatus Titoms. (Hym., l dmeumon idae ) . . . . . . 36 J- F r a n z : Neue forstentomologisd~e Forsd tungen in Canada . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Wd. E i c h l e r : F re i l andmi t lc lp r i i fungen beim Riil~enderl~riit~ler . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 A. W. B o b a c k : Die Bcslandsi inderut lg dcr Wahivoge lweh dutch Kricg und Kriegsfolgeal . n d tier fors t l id le

Vogelschut3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 I. B e r t r a m : Rat tenl~ekampfung auf ei~emisdler Grund |age . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 K l e i n e M i t t e i l u it g e n : Personal ien , Buchl~espred~ungen, Zeitsd~riflensd~au, Kurzbe r id i t e . . . . . . 44

( ber d i e durch d e n W i n d b e d i n g t e u n g l e i e h e V e r t e i l u n g y o n Schi ld l i iusen u n d W i n t e r e i e r n d e r l n s e k t e n

an d e n Z w e i g e n d e r Obstb l lume Von Dr. Gerhard F r i e d r i c h , Leipzig

Mit 2 Abbi ldungen

Zahlrcidlc Schadinsekten dcr Obstbiiume, wie z. B. Rote Spinne, Apfe lb la t t sauger , Ki rsdd) l f i tcnmot te u .a . haben die Gewohnhei t , ihre Win te re ie r auf der der Hauptwind- richtung abgekehr tcn Seite der Zweige abzulegen. In dcr Regel |s t der der Hauptwindr ida tung zugekehr tc Tell des l?rudltholzes verh~iltnism~iBig glatt , in windreichen Gegen- den mandmla l w i t poliert . Auf der Windsd la t t cnse i t e da- gegen | s t das Holz rauher , mit t ie feren , of t auch zahl- re id leren Fa l t en bedeckt, in denen sjdl Tau und Rcgen dutch Kapillarkr~ifte gebunden, l~nger hal ten als auf der dem Wind zugekehr ten , g la t te ren Seite. In feud l ten Kl imagebieten | s t die Wit tdsdta t tcnse i te h/iufig durd~ einen Bewudls mit Griinalgen und Moosen gekcnnzeid tne t . In den F a h e n des Frud l tho lzes eingezw~ingt, f inden sial1 of t in groger Menge die Win te rc ie r de r Insekten , wie kS Abh. 1 am Be|spiel de r , ,Roten Spinne" (Obstbaumspinn- tnitbe) deutlid~ zeigt. DiG Windsd ta t t ense i t e di i r f te nidJt allein deswegen yon den Insek ten zur EiaMage bevorzugt Werden, weil die s t i i rkere Fal tung der Rinde die Untc r - br ingung der Eier in Rissen nnd Spahen crlcid~tert , sot~- dern audl, weil dor t die Eier n id t t nnmi t t e | ha r den aus- t rocknenden, k a h e n Win te r s t i i rmen attsgcseBt si~Jd.

N i c h t nur bel der Ablage der Wi~ttereier wird die dem Wind zugekehr te Scite der Zweige yon den h tsek ten ge- tnieden, audl die unbewegl id len Vol l insekten der Sdfild- liluse bevorzugen zur Ansiedhntg dic gesdliit3te Wind- sdla t tensei te (s. Abb. 2). Ers t wenn der Befall so s tark Wird, dab auf dieser kein Plat3 mehr vorhanden |st , greif t die Bes ledhmg auf die Windseit.e fiber. 1)abet | s t zu heohadt ten, dab die d i rek t dem Wind und der Wi t te rung ausgeseBten Tiere in der Entwiekhmg gegeniibcr ihren Antil toden deutl idl zuriickbleiben.

Windsei te bzw. Windsd la t t ense i t e h raud l t n id l t in je- dent Falle g le id tbedeutcnd zu sein mit e iner bes t immten Himmelsr id t tung. Baumgruppen , W:,ilder, Hi~henziige, Geh~iude usw. kiinnen al lgemcin vorher rschende Luft- str l imungen soweit ablenken, dab Versd l iebungen dcr- selhen aus der urspr i ingl idlen Stellung zur Windrose

AI,b. 1 Eier der Rolon Spinn~ nm Apfelzweig

a) Windsehaltenselte mit Eiab|agen yon

R.ter Spinnc

b) Wiudschalttmscito mit Eiorn vergr~fiert

e) Windselte glatt, ohne Eiahlagcn

~ A. R i t s e h I : Schltden an Kopfsalat durds den Wurzelspinner Hepiolus sylvinus L.

eintreten. Stehen Biiume eingekeih in Waldlidstungen, Tiilern oder Gebiiudekomplexen, so kommt es m~glidser- weise nidst mebr zu einer Differcnzierung in dee Aus-

Abh. 2 Yon Kommasehildl~usen befallen©r Zwvig

a) Windschattenaelt¢ stark mit Kommaadaildliusea besel~t

b) Die dem Wind zugekehrtn Seitv ist fast frei yon Komma-

schildlilusen

bildung des Holzes unter dam EinfluB von Wind und Witterung.

Win wirkt sioh nun die ungleldse Verteilung der Sdsild- liiuse und Insekteneier am Holz bei der Sdslidlings- bekiimpfung mit chemlsdsen Mitteln aus? Bei der Durds- fiihrung der Winterspritzuug lautct die Vorsdsrift, dab d : r Sp: i~ende mit dem Riicken zum Wind steht und das Spri~rohr so halt, dab dee Wind die SpriBbriihe an den Baum herantr~igt. Eine Spritzung des Baumes gegcn den Wind wird wegen der dadu: ds zwangsliiufig entstehenden starken Versdsmutzung yon Gesidst und Kleidung iiber- haupt vermicden oder sie erfolgt nnr rasds und ober- fllidslids. Bei dieser Arbeitsweise wird man aber nads den oben wiedergegebenen Erkenntnissen die zu be- klimpfenden S&iidlinge nur dann sidser abti~t~n, wenn der Wind zufiillig eiwmai entgegrn der sonst eingrhahe- nen Ridstung weht. Da dieser gufall nidst hiiufig sein wird, ist damit zu redsncn, dab in den meisten Fiillen nur die Teile der Zweige yon der Sprigbriihe getroffen werden, die yon Natur aus frei yon Sdslidlingsbefall sind, wiihrcnd die stark mit Eiern bese~ten Hiilften nidst be- neBt werden. Die immer nods auftretenden Klagen fiber mangelnde Wi]ksamkeit der Winterspritzung, besonders dort, we erst in jiingster Zeit Obstbaumspritzungen aus- gefiihrt werden, dlirften hliufig auf die gesdsilderten M~ingel in der tcdsnisds~n Durdsfiihrung zuriickzufiihren sein. Die Winterspritzung hat m. E. nur dann einen vollen Erfolg, wenn die Biiume mit dem Wind und gegen den Wind solange gespri~t werden, his die Spri13b.fihe all- seitig gleidsm~iBig abtropft; denn nut dana ist die Be- netzung und damit die Abtlitung aller am Baum fiber- winternden Sdsadinscktcn gesidsert.

Aus dem Staatlidten l~stitut /fir P/lanzenschu$ in Freiburg i. Br.

Sehilden an Kopfsalat dutch den W u r z e l s p i n n e r Heplolus sy lv inus L.

Von Dr. A. R i t s e h l

Mit 2 Abbildungen

Als Sdslidlinge des Kopfsalates sind vor allem die Drahtwilrmer, also Larven einiger Elateriden, ferner Engerlinge, Erdraupen und gebietsweise die Maulwurfs- grille bekannt. Es sei hier des weiteren auf eine Sdsmetterlingsraupe, nlimlids die Raupe des W u r z e 1- s p i n n e r s oder W u r z e l b o h r e r s (Hepiolus syl- vinus L.) hingewiesen, deren Sdsadbild dem des Draht- wurmes sehr iihnlids ist. Die heranwadssenden Pflanzcn welken pl~Blids. Bef niiherer Betradstung ist sin Bohr- gang wahrzunehmen, der an der Wurzel unten beginnend oft his welt in den Strunk verliiuft und leidst mit Draht- wurmfral~ zu verwedsseln ist.

Im Friihjahr 1949 und 1950 konnte ids in Giirten in der N~ihe des Kaiserstuhlgebietes vetsdsied~ntlich soldse Sdsliden beobadsten. Es konnten auf Kopfsalatbeeten Ausfiille bis zu 20 °/0 festgestelh werden. Drahtwiirmer wurden in keinem Falls gefunden, dagegen weiB2gelblidsc Raupen yon 2--3,5 cm L~inge mlt hellbraunem Kopf, sdswarzen Mundwerkzeugen und kurzen, sdswarzen borstenartigen Haaren. Beim Beriihren bewegten sids die Raupen sehr lebhaft, oft riickwiirts laufend (widdelartlge Bewegungen). Sie hiehen sids racist ira Wurzelwerk oder Strunk verborgen, so dab sis erst ands griindlidsem Sudsen entdcckt wurden.

.~hnlids dem Drahtwurm begniigten sids die Raupen nidst mit der Zerstllrung elner einzelnen Pflanz% sondern sudsten, nadsdem die erste zum Welken g~bradst war, die n~idsststehende auf. Harts eine Pflanze crst nor kurzer Zeit zu welken begonnen, so konnte die Raupe an odor dicht bei dee Wurzel nods gefaBt warden. Spiiter war sie meist sdson weitergewandert*).

Dee Wurzelspinncr kommt in Europa in mehreren Species nor. Hepiol, us lupulinus ist an velsdsiedenen Gartenpflanzcn, win rBlumenzwiebeln, Erdbeeren and ands Salat gelegentlids festgestelh worden, dageTen his j (~t erst in einem Falle, bei Saaz in Bi~hmen, an Kopf- salat. Wilhrend nun Hepiolus lupulinus im April sdsllipft und die Raupen ihre Entwicklung den Sommer fiber durdsmadsen und im erwadssenen Zustande fiberwlnternt erscheinen die Falter yon Hepiolfzs sylvinus erst im Au~gust/S~ptember. Aus einer in Zudst genommenen Raupe sdsliipfte Ends August d . J . sin weiblidser Falter, dee als H. sylvinus bestimmt wurde. Milnnds-n und Weibdsen sind in Gr~fle und Fiirbung versdsleden. Erstere sind kleiner und zeigen auf den Fliigeln eine meh~ riit-

*) Der Nachweis, ob einem Seschiidlgtea Salatbeet benadlbart atehende junge Clarkien, die ebent'alls iufolg0 WurzelfrsBes gewelkt waren, mit den gleidlen Raupen im Zuaammaahans stehen, konuta uidat erbracht werdeu.