Über die löslichkeit feinverteilten goldes in ferrocyankaliumlösungen

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Uber die Loslichkeit feinverteilten Goldes in Ferrocyan- kal i u m I osu n g e n.' Von ERNST BEUTEL. Die L os li ch k ei t des metallischen Go1 d e s in Cyan k alium - losungen wurde schon in der ersten Halite des vorigen Jahr- hunderts zur Herstellung von Goldbadern benotzt2 und bat seit der Einfuhrung der Cyanidlaugerei durch Mc. ARTHUR und die Gebruder FORREST eine hervorragende technische Bedeutung ge- wonnen. Nachdern mehrere Forscher eine Erklarung des Vorganges zu gebei: versucht hatten, gelang es BODLANDER eine befriedigende Losung des Problems zn finden, indem er fur den sich bei der Auf- losung des metallischen Goldes abspielenden ProzeD die folgenden Gleichnngen aufstellte: 2Au + 4KCN + 2H,O + 0, = ~KAuCY, + 2KOH + H,O, und 2 AU + 4 KCN + H,O, = 2 KAuCy, + 2 KOH. Es erschien nun aus verschiedenen Griinden nicht uxiinteressmt zu erforschen, ob sich metallisches Gold auch in Losungen von gelbem Blutlaugensalz aufzulosen imstande ist und welche Vor- gange sich hierbei abspielen. Zur Erlangung feinverteiltei: Goldes wurden 50 ccm einer Losung von Goldchlorwasserstofaure mit einem Goldgehalt von Sitzungsberichte der kaiserl. Akademie der Wissenscliaften in Wien. Mathem.-naturw. Klasse; Bd. CXIX, Abt. 11 b, Juni 1910. Vgl. : ,,Die Operationen, Manipulationen und Geratschaften der Elektro- chemie". Aus dem Franz6sischen von P. HARZER 1849, Weimar; VOIQT, S. 124 f., HXNLE: ,,Galvanoepikalymmatik", Lahr, GEIGER 1857, S. 27. BODL~NDER, ,,Chemie des Cyanidverfahrens", Zeitschr. nlzgew. Chem. 1836, 583.

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Uber die Loslichkeit feinverteilten Goldes in Ferrocyan- kal i u m I osu n g e n.'

Von

ERNST BEUTEL.

Die L os li ch k e i t des metallischen Go1 d e s in C y a n k a l i u m - l o s u n g e n wurde schon in der ersten Halite des vorigen Jahr- hunderts zur Herstellung von Goldbadern benotzt2 und bat seit der Einfuhrung der Cyanidlaugerei durch Mc. ARTHUR und die Gebruder FORREST eine hervorragende technische Bedeutung ge- wonnen.

Nachdern mehrere Forscher eine Erklarung des Vorganges zu gebei: versucht hatten, gelang es BODLANDER eine befriedigende Losung des Problems zn finden, indem er fur den sich bei der Auf- losung des metallischen Goldes abspielenden ProzeD die folgenden Gleichnngen aufstellte:

2Au + 4KCN + 2H,O + 0, = ~ K A u C Y , + 2KOH + H,O, und

2 AU + 4 KCN + H,O, = 2 KAuCy, + 2 KOH.

Es erschien nun aus verschiedenen Griinden nicht uxiinteressmt zu erforschen, ob sich metallisches G o l d auch in Losungen von gelbem B l u t l a u g e n s a l z aufzulosen imstande ist und welche Vor- gange sich hierbei abspielen.

Zur Erlangung fe inver te i l te i : G o l d e s wurden 50 ccm einer Losung von Goldchlorwasserstofaure mit einem Goldgehalt von

Sitzungsberichte der kaiserl. Akademie der Wissenscliaften in Wien. Mathem.-naturw. Klasse; Bd. CXIX, Abt. 11 b, Jun i 1910.

Vgl. : ,,Die Operationen, Manipulationen und Geratschaften der Elektro- chemie". Aus dem Franz6sischen von P. HARZER 1849, Weimar; VOIQT, S. 124 f., HXNLE: ,,Galvanoepikalymmatik", Lahr, GEIGER 1857, S. 27.

BODL~NDER, ,,Chemie des Cyanidverfahrens", Zeitschr. nlzgew. Chem. 1836, 583.

156 E. Beutel.

0.00472 g pro 1 ccm mit Ferrosulfat qriantitativ gefallt, der Gold- niederschlag durch Dekantation rnit heiBem Wasser grundlich ge- waschen, die Waschwasser Clurcli eiri Filter gegossen, dieses verascht und das auf demselben befindliche Gold rnit der Hauptmenge des Niederschlages vereint. Das feinverteilte Gold im Gewichte von 0.2360 g wurde nun in eiiieni Erlenmeyerkolben mit 50 ccm einer l/lo-norm. K a l i u m f e r r o c y a n i d l o s u n g (0.33705 g) und 100 ccm Wasser am Ri ickf luBkul i le r durch 20 Stunden gekocht. indem von Zeit zu Zeit ein lebhafter Strom Sauerstoff durchgeblasen wurde. Bereits nach kurzer Zeit war das Auftreten eines feinpnlverigen, gelbbraunen Niederschlages von E i s e n h y d r o x y d zu bemerken, jedoch waren selbst nach 20stundigem Kochen nocli ziemliche Mengen feinverteilten Golcles vorhanden. Die Trennung desselben vom Eiscnhydroxyd wurde in der Art bewirkt, daB der abfiltrierte und griindlicli gewaschena Niederschlag mit heiser, verdunnter Schwefelsaure digeriert wurde. Das Eisenhydroxyd loste sich hierbei vollstandig auf, das Ferrisulfat wurde durch Zink reduziert und das entstandene Ferrosulfat mit Kaliumpermanganatlosung (1 ccm =

0.0005401 g Eisen) titriert. Der verbrauchten Menge von 19.95 ccm entsprechen 0.0107 g P' ~ s e r i .

Das zuruckgebliebene Gold wurde in Konigswasser gelost und aus dieser Losung mit Ferrosulfat gefallt. Dit seine Menge 0.1385 g betrug, waren 0.0972 g (ca. 41 a/o) Gold durch das Ferrocyankalium gelost worden.

Diese L o s u n g L, reagierte deutlich alkalisch und hatte die Farbe einer sehr verdiinnten Ferrocyankaliumlosung, von dem sie in der Tat noch unzersetzte Anteile enthielt. Eisen und Ferricyan- ionen waren abwesend , Schwefeldioxyd gab keine Fallung von metallischem Gold. Dieses befand sich als K a l i u m g o i d c y a n i d in der Losung und konnte aus ihr durch Erwarmen mit verdiinnten Siiuren mnachst in Form von Goldcyaniir gefallt werden. Mit Schwefelsaure eingedampft, verblieb nach der Zerstorung des iiber- schiissigen Ferrocyankaliums ein Gednisch von Kaliumsulfat, Ferri- sulfat und metallischem Gold.

Eine unter denselben Bedingungen paralell aufgestellte Ferro- cyankaliumlosung gleicher Konzentration hatte keinen Eisenhydr- oxydniederschlag gebildet.

Der V o r g a n g d e r G o l d a u f l o s u n g kann erstens unter Bildung von Kaliumaurocyanid und zweitens unter Bildung von Kaliumauri-

Lblichlceit feinveiteiltev& Goldes in lib.rocyanlcaliuml~s~~ngen. 1 5 7

Die Bildung des Kaliumauricyanids konnte dann cyanid erfolgen. durch die Endgleichung

3Au + K,FeCy, + 2H,O + 0, = 3KAuCy, + Fe(OH), + KOH,

jene des Kaliumaurocyanids durch die Endgleichung

3Au + 2K,FeCy, + 5H,O + 3 0 , = 3KAuCy, + 2 Fe(OH), + 5KOH

dargestellt werden. Die im vorliegenden E'alle aufgeloste Goldmenge wurde nach

der ersten Gleichung einen Eisenhydroxydniederschlag mit einem Eisengehalt von 0.00918 g, nach der zweiten Gleichung von 0.01835 g bewirken. Die tatsachlich gefundene Eisenmenge von 0.0107 g liegt der zuerst angefiihrten Menge bedeutend naher, weshalb anzunehmen ist, dab sich selbst bei lang nndauerndem Kochen von feinverteiltem Gold mit sehr verdiinnten Ferrocyankaliumliisungen zunachst K a l i u m - a u r o cyan id bildet.

Um nun auch iiber die Los l i chke i t des metallischen Goldes in k a l t e n Fe r rocyanka l iumlosungen ein Bild zu gewinnen, wurden 0.2499 g dnrch schwefelige Skure gefalltes, feinverteiltes Gold mit einer 100/,igen Losung von gelbem Blutlaugensalz uber- gossen und durch cat. 8 Wochen beobachtet. Der schwere dunkel- farbene Goldniederschlag verschwand immer mehr und mehr und an seine Stelle trat ein rotbrauner Niederschlag von Eisenhydroxyd. Die abfiltrierte, schwach alkalische Losung zeigte die gleichen Reak- tionen wie L,, der Niederschlag war mit Kieselsaure (von den Becherglaswiinden herriihrend) verunreinigt und wog nach dem Gliihen 0.0855 g. Sein Gehalt an Eisen (durch Titration mit Kalium- permanganat bestimmt) betrug 0.05281 g. Er enthielt wider Er- warten keine Spur metallischen Goldes.

Dem vollstandig in Losung gegangenen Bold (0.2499 g) ent- sprechen nach der ersten Gleichung 0.02359 g, nach der zweiten 0.04718 g Eisen. Da dieser Wert dem durch die Analyse er- mittelten ziemlich nahe koinmt, ist die Tatsache in Erwagung zu ziehen, daB es unter Umstanden (sehr lang andauernde Einwirkung konzentrierterer Losungen von Perrocyankalium in bedeutendem Uber- schuB) auch zur Bildung von Kaliumauricyanid kommen kann. Die intermediare Bildung von Wasserstoffsuperoxyd ist sehr wahrschein- lich, jedoch sind die diesbczuglichen Untersuchungen noch nicht abgeschlossen.

Als R e s u l t a t d e r obigen Versuche ist folgendes anzu- 2. anorg. Chem. Bd. ;8. 11

1 58 E. Beutel. Lbslichkeit feinverteilten Goldes it& Ek~ro~ankaliumliisulzgen.

fuhren: 1. Feinverteiltes metallisches Gold lost sich bereits bei ge- wohnlicher Temperatur in Losungen von Ferrocyankalium voll- standig auf. 2. Die Auflosung erfolgt selbst bei Siedetemperatur aehr langsam und fuhrt unter Zersprengung des kornplexeii Ferro- cyanions zunachst zur Bildung yon Kaliumaurocyanid. 3. Das durch die Spaltung entstehende Ferroioii wird durch den Luftsauerstoff oxydiert und bildet eine der in Losung gegangenen Goldmenge ent- spreahende Menge Eisenhydroxyd. 4. Die Losung erhalt eine deut- lich alkalische Reaktion.

Wien , Laboratoriunz der Chemiseh-Techn. Abilg. des /c. I%. Lehrmittelbiiro ft& gswerbl. Unterrichtsa~stalten.

Rei der Redaktion eingegangen am 16. Juli 1912.