Über trüffeln und trüffelzucht

9
320 Vill: Über Crüffeln und CrÜffel3ucht. Von V i l l , tgl. gjorjtmeijler in @onbernl)eim o. 9?lj. J n Deutschland beschränkte man sich bis je|t auf das Einsammeln der in den Waldungen wildwachsenden Speisetrüffeln. Das Ergebnis wird auf durchschnittlich jährlich 1000 kg mit einem Verkaufswerte von etwa 10 000 Jl geschäht. Wie ganz anders liegt die Sache in Frank¬ reich! Da werden jährlich nahezu 2 Millionen Kilogramm Trüffeln mit einem Umsa| von 28 Miß. Mark geerntet, wovon nur 12,8 Mill. Mark ins Ausland, hauptsächlich nach Deutschland gehen. Sollten wir da nicht alle Hebel in Bewegung seien, durch richtigen Betrieb unserer Waldungen die Ausbeute unserer von Natur aus vorhandenen Trüffeln zu steigern und durch künstliche Trüsfelzucht das Ertragsgebiet unserer heimischen Trüffeln ganz wefentlich zu erweitern? Man denke nicht, daß unsere „Deutfche Trüffel", wie ich unsere schwarze Speisetrüffel Tuber aestivurn Vitt, nennen will, minderwertig ist, sie koftet bei uns gerade¬ soviel wie die Perigordtrüsfel am Produktionsorte, nämlich 3—5 Jt das Pfund; man glaube auch nicht, daß man unter franzöfifchen Trüffeln immer bie hochwertigen Perigorbtrüffeln Tuber melanosporurn Vitt, er¬ hält, nicht selten b. h. wenn man Trüffeln nicht birekt aus Frankreich von einer Firma bezieht, welche nur Perigorbtrüffeln führt, empfängt man ein Gemisch von Tuberarten. Die Sorte „Morceauj", schreibt eine Trüsfelhanblung in Earpentras in ber Provence, ist eine Mischung von schwarzen unb braunen Trüffeln also von Tuber melanosporurn, ber Perigorbtrüffel, unb von Tuber brumale, ber in Frankreich überall ver¬ breiteten Herbsttrüffet —, wollte man btese Sorte nur aus schwarzen Trüffeln machen, so könnte man nur ein Viertel bes Bebarses becten unb ber Preis bavon würbe ein brei- bis viermal höherer Sein« ^ a ch F r a n c e verschmähen es bie wackeren Provenzalen burchaus nicht, bie ungenießbare, bittere Hirschtrüffel (Elaphomyces granulatus) ober künft- lich gefärbte weiße Trüffeln unb sogar gefärbte Kartoffeln unb Nüben, bie in „Spezialfabriken" mit mobernfter Technik zu solchem Zwecke präpariert werben, unter ihre Ware zu mengen. Gar manche von unseren Trüffelhanblungen haben sich, wie ich aus sicherer Duelle weiß, vom Führen ber beutschen Trüffel nur wegen bes unregelmäßigen Einganges ber. Lieferungen abgewenbet balb erfolgte bie Lieferung zu früh, balb zu spät; balb gingen wenige, balb gar keine ein. Also nicht bie Dualität ber Trüffel ist allein ausschlaggebenb für bie gewaltige Einfuhr, fonbern ber Mangel an einheimifchen Speisetrüsfeln.

Upload: bill

Post on 16-Aug-2016

219 views

Category:

Documents


4 download

TRANSCRIPT

Page 1: Über Trüffeln und Trüffelzucht

320 Vill:

Über Crüffeln und CrÜffel3ucht. Von V i l l , tgl. gjorjtmeijler in @onbernl)eim o. 9?lj.

Jn Deutschland beschränkte man sich bis je|t auf das Einsammeln der in den Waldungen wildwachsenden Speisetrüffeln. Das Ergebnis wird auf durchschnittlich jährlich 1000 kg mit einem Verkaufswerte von etwa 10 000 Jl geschäht. Wie ganz anders liegt die Sache in Frank¬ reich! Da werden jährlich nahezu 2 Millionen Kilogramm Trüffeln mit einem Umsa| von 28 Miß. Mark geerntet, wovon nur 12,8 Mi l l . Mark ins Ausland, hauptsächlich nach Deutschland gehen. Sollten wir da nicht alle Hebel in Bewegung seien, durch richtigen Betrieb unserer Waldungen die Ausbeute unserer von Natur aus vorhandenen Trüffeln zu steigern und durch künstliche Trüsfelzucht das Ertragsgebiet unserer heimischen Trüffeln ganz wefentlich zu erweitern? Man denke nicht, daß unsere „Deutfche Trüffel", wie ich unsere schwarze Speisetrüffel Tuber aestivurn Vitt, nennen wi l l , minderwertig ist, sie koftet bei uns gerade¬ soviel wie die Perigordtrüsfel am Produktionsorte, nämlich 3—5 Jt das Pfund; man glaube auch nicht, daß man unter franzöfifchen Trüffeln immer bie hochwertigen Perigorbtrüffeln Tuber melanosporurn Vitt, er¬ hält, nicht selten b. h. wenn man Trüffeln nicht birekt aus Frankreich von einer Firma bezieht, welche nur Perigorbtrüffeln führt, empfängt man ein Gemisch von Tuberarten. Die Sorte „Morceauj", schreibt eine Trüsfelhanblung in Earpentras in ber Provence, ist eine Mischung von schwarzen unb braunen Trüffeln — also von Tuber melanosporurn, ber Perigorbtrüffel, unb von Tuber brumale, ber in Frankreich überall ver¬ breiteten Herbsttrüffet —, wollte man btese Sorte nur aus schwarzen Trüffeln machen, so könnte man nur ein Viertel bes Bebarses becten unb ber Preis bavon würbe ein brei- bis viermal höherer Sein« ^ a ch France verschmähen es bie wackeren Provenzalen burchaus nicht, bie ungenießbare, bittere Hirschtrüffel (Elaphomyces granulatus) ober künft-lich gefärbte weiße Trüffeln unb sogar gefärbte Kartoffeln unb Nüben, bie in „Spezialfabriken" mit mobernfter Technik zu solchem Zwecke präpariert werben, unter ihre Ware zu mengen.

Gar manche von unseren Trüffelhanblungen haben sich, wie ich aus sicherer Duelle weiß, vom Führen ber beutschen Trüffel nur wegen bes unregelmäßigen Einganges ber. Lieferungen abgewenbet — balb erfolgte bie Lieferung zu früh, balb zu spät; balb gingen wenige, balb gar keine ein. Also nicht bie Dualität ber Trüffel ist allein ausschlaggebenb für bie gewaltige Einfuhr, fonbern ber Mangel an einheimifchen Speisetrüsfeln.

Page 2: Über Trüffeln und Trüffelzucht

Über Trüffeln und Trüffeljucht. 3 2 1

Könnten wir diesen beseitigen, so würde ber Handel mit unseren Trüffeln geradeso florieren, wie mit den ausländischen.

Zur Erreichung dieses Zieles stehen uns verschiedene Wege ju Gebote: 1. Durch Ve rmeh rung ber Spe i f e t rü f f e l n i n unseren

Wa ldungen . 2. Durch Anzucht von trüffelführenden Bäumen auf örtlich¬

feiten mit entsprechenden Böden und in paffender f l imattfcher Lage.

1. IJjjtttteljrMttß &«• $ptifttvüfftlu i» Htm Pittö««gsm* Versuche, nicht von Trüffeln besiedelte, aber geeignete Waldstetten

durch Übertragung von Erbe, Humus, &aub, Ninbenfiücfchen aus Trüffel* orten, wodurch die Sporen und das Pilzmtizel dahin verbracht werden fottten, in trüffelreiche umzuwandeln, finb fchon vielfach gemacht werben — aber ohne jeben Erfolg. Sogar bie Marfgräftn Karolina Louise von Baden, eine geistreiche, gelehrte Frau, welche fich gern mit Natur¬ funde befchäftigte, ftellte schon am Anfange des vorigen Jahrhunderts Versuche an, indem fie öfters Trüffeln mit einem Umfreife von Erde unbeschädigt unb unverrüift ausheben unb an anderen Orten wieder in ähnliche Verhältnisse, in welchen sie eniftanben waren, einsehen ließ. Die Trüffeln lösten sich immer wieder auf, aber nie erfolgte eine Vermehrung oder Erneuerung.

Der Mißerfolg all ' solcher Versuche liegt wohl in der Verfennung de! parasitären Etjarafters der Trüffel.

Erfi Dr. Hesse in Marburg a. L., der im Austrage des fgl. preuß. Staatsminifieriums 1890, wenn auch vorerst nur z« wissenschaftlichen Zwecken, Versuche zur Kultur bezm. Zucht von Trüffeln und trüffetartigen Gewächsen in den Waldungen in der Nähe von WühelmShöhe bei Eafsel anstellte, will es in einem Zeiträume von V-jt bis l s / 4 Jahren gelungen fein, Fruchtförper von Speisetrüffeln ju erzielen, die allerdings, wie er meint, infolge des ungeeigneten Klimas dortfetbst nur Erbsengröße erreichten.

Die Nesultate seiner Forschungen hat Dr. Hesse in feinem umfang¬ reichen Werfe „Die Hupogäen Deutschlands" niedergelegt.

Deffett Kul turmethode laust in der Hauptsache barauf hinaus, das auszulegenbe Trüffelmaterial in unmittelbare Berührung mit ben feinen Faserwürzelchen der Walbbäume zu bringen, bamit das aus den Trüffelsporen sich entwickelnde Mvzel mit diesen fich zu vereinigen im-stände ist, denn er glaubt, daß die Speisetrüffeln, wenn auch nicht in den ersten Stadien ihrer Entwicklung, fo boch fpäter bie Wurzeln

Page 3: Über Trüffeln und Trüffelzucht

3 2 2 Vitt:

lebender Bäume sehr wahrscheinlich zu ihrem Wachstume durch Auf¬ nähme von Wasser und Nährsäften aus denselben nötig haben.

Zu diesem Zwecke werden entweder reife Trüffeln — ganze oder in Scheiben geschnittene, frifche oder getrocknete, nicht verschimmelte — auf die freigelegten Faferwurzeln der Eichen und Buchen flach aufgelegt unb bann mit &auh ober Humus leicht bebeckt oder in Zerfall begriffene Trüffeln mit der Erbe unb ihrer Bebedung gleichfalls an bie freigelegten Faserwurzeln ber Bäume flach aufgebrückt Dr . Heffe, mit dem ich perfönlich über die Sache gesprochen habe, betonte immer und immer wieder, die Hauptsache sei, baß bie auszulegenben Trüffeln unb Trüffel-fcheibm von re i fen unb nicht konservierten ober verdorbenen Fruchtkörpera zu nehmen seien unb versteht unter reifen Trüffeln solche, welche unmittelbar vor dem Erweichungszustande stehen, weil nur von solchen die Sporen keimten. J n der Beschaffung geeigneten Materials bestäube bemnach bie Hauptschwierigkeit zur Heranzucht von Trüffeln in Walbungen nach ber Dr. Hesse'schen Methobe.

Unsere deutsche Trüffel ist bie Trüffel ber Flußtäler, sie kommt in allen Aßuviaiwalbungen bes Nhein-, Elbe- unb Odergebietes vor; sie findet sich vorwiegend auf den wellenförmigen Erhöhungen der älteren AUuvionen in Schichten von Ton und Lelm, die mit kalkhaltigem Schilde überlagert sind und unter denen fich Sand- und Kieslager befinden. Diese Böden sind — soweit die pfälzischen Nheinauen in Betracht kommen — mit Eichen, Hain- und Notbuchen, Maßholdern, Nüstern usw. be-stodt und in solchen Wäldern liegt die Heimatiiätte der Trüffeln. Wie sie hingekommen find, bleibt wohl ein Nätset. Hier findet man sie sorgsam eingebettet zwischen den feinen Faserwurzeln der Bäume, namentlich von Stieleichen und Hainbuchen, nicht sonderlich tief im Boben, benn bie Wurzeln ber Bäume können nicht weit in die fandigen und lesigen Böden eindringen; aber selbst da, wo sie srüher in großen Mengen vorhanden gewesen sein sollen, |e|t nur mehr in geringer Anzahl.

Die Bäume scheinen trüffelmüde geworben zu sein, oder der Boden ist nicht mehr in der richtigen Verfassung, vielleicht ist es auch stellen¬ weise zu dunkel, obwohl bie deutsche Trüffel viel Schatten verträgt, oder zu licht — kurz e§ fehlt irgendwo! Um die allen Stätten wieder trüffel¬ reich zu machen, erachte ich es als das richtigste, die Bestände zu ver̂ jungen, also die alten Bäume abzutreiben und junge Eichen, Not- und Hainbuchen anzupflanzen, den Boben gegen Lauboerwehungen zu schuften, ihn rein zu erhatten, überhaupt in eine richtige Gare zu bringen. So¬ bald der junge Bestand in der richtigen Verfaffung ift, ist zu hoffen, daß das Trüffelmvzel, das ja von früher da ift, fich mit den feinen Fasern-

Page 4: Über Trüffeln und Trüffelzucht

Uber Trüffeln und Trüffeljitcht. 323

wurzeln der Bäumchen verbunden unb ben Boden fo reichlich durchschichtet |aben wirb, daß die frühere Ergiebigkeit an Trüffeln wieder in Er¬ scheinung tritt.

Die Trüffel follte überhaupt wie ein Naturbenfmal behandelt unb bah« Jedes willkürliche Nachgraben von Unberufenen an solchen Plätfen, wo Kennzeichen von Speifetrüffeln wahrzunehmen finb, unterlassen werden, damit das Trüffelmvzel nicht zerfiört und bie fernere Trüffelbilbung unmöglich gemacht wird.

Der Nücfgang der Trüffeln in ber Nheinpfalz fällt auch in die Zeit, in der die reich mit Jungeichen bestockten Walbungen wegen des hohen Preises der Eichenlohrinde an vielen Orten, namentlich in Gemeinde¬ Waldungen in Schälwalbungen mit kurzem Umtriebe (12 Jahre) über¬ geführt würben. Jn folchen Ausschlagwaldungen findet die Trüffel kein Gedeihen mehr, fie braucht zu ihrer Epftenz Suft unb Licht, reinen, feinen verfitzten, vergrasten unb erschöpften Boden, wie ihn die Ausschlag¬ Waldungen, besonbers wenn noch Streunu|ung barin stattfindet, gern mit sich bringen. Es ift eigentümlich, baß bie Trüffel nach bem Abtriebe ber Eichenlohben erst wieber erscheint, wenn bie neu fich bittenden Stocf-ausfchläge ihr Hauptwachstum zurücfgelegt haben, also nach 10 bis 12 Jahren unb wenn ber Boden zwifchen den Slocfausfchlägen nicht mehr verunkrautet, sondern rein und krumig geworden ist.

Ausschlagwalbungen mit vielen Trüffelorten wären daher in reinem Umtriebe von 24—36 Jahren zu bewirtfchaften — noch besser, einem hochwaldartigen Betriebe zu unterstellen.

2, JUtfttd*! *»*t Sptifetvülfcln in iUaniag-m. Jn Frankreich wurden seinerzeit und auch heute noch die Perigord-

trüffeln geradeso wie bei uns bie deutschen Trüffeln wildwachsend in ben Eichenwaldungen gefunden und zwar ebenfalls in gar nicht in Betracht kommender Menge. Da machte, was tnftorifch feststeht, Mitte des vorigen Jahrhunderts ein am Südhange des Mont Ventoui bei Earpentras in ber Provence ansässiger kleiner Bauer die merkwürdige Entdeckung, baß in einem Gehölze, das er mit eigener Hand mit Eicheln, die einer alten trüffelführenden Eiche entnommen waren, beftuft hatte, sich Trüffeln fanben unb das brachte ihn auf ben Gedanken, noch mehr folcher Eichengehölze anzulegen und wirklich fand er nach einigen Jahren ebenfalls Trüffeln im Erbreiche. Sein Beispiel wurde nachgeahmt, überall h f̂e es „Säet Eicheln, wenn ihr Trüffeln haben wollt" und so vollzog sich in Frank¬ reich nach unb nach der großartige Trüffelbau, wie er einzig in der Welt basieht. Auch im Perigorb, der eigentlichen Heimatftätte ber

Page 5: Über Trüffeln und Trüffelzucht

324 Biß:

Perigordtrüsfel, wurden die schlechtbefiodten Eichenwaldungen an den Ge¬ hängen und die von der NehlauS vernichteten Weinberge in sehr ergiebige Trüffelplantagen umgewandelt. Diese Plantagen, welche ich mir im Vorjahre angesehen habe, haben mit dem Begriffe „Wald" nicht das geringste zu tun.

Weitstänbig, 5—15 m auseinander, bunt durcheinander ober reihen¬ weise stehen einzelne bünne, mit Moos überzogene, 5—8 m hohe, bufchige Eichenheifter im Alter bis zu 30 Jahren in einem mit vielen Kalkstein¬ brocken vermischten, sanbigen roten Lehmboben. Unb an biesen ver-früppelten Eichen unb in biefem steinigen Boben wachsen längs ber flach ausstreichenben Wurzeln bie berühmten Perigorbtrüffeln. Es ift kaum glaublich unb doch ift es so, wie ich mich burch ben Augenschein über¬ zeugt habe. Dort, wo ber Erbboben über ben Wurzeln sich leicht erhebt unb bie ro|e Erbe zutage tritt, schlummert sorglich eingebettet zwischen ben seinen Faserwurzeln ber köstliche Pilz. Aber nicht ein einzelner klammert sich mit seinem Mvzel an bie Wurzeln, sonbern viele, Ost 20 unb noch mehr sollen es sein, bie jahraus jahrein vom Lebenssäfte bes Baumes saugen. Da ist es gewiß unmöglich, baß bie Bäumchen anbers aussehen, mit 30 Jahren sinb sie aber auch vollstänbig erschöpft unb trüsfelmübe.

Der Anbau ber Trüsfeleiche vollzieht fich je |t ganz allgemein in glei&er Weife burch Aussaat von Eicheln ober Auspflanzung von Eichen in Streifen von 4—6 m Weite, in welchen fchließlich bie Bäumchen in 3 m Entfernung voneinander stehen f °H e n - bazwischen liegende Fläche ist ständig rein zu halten unb kann mit Ianbwirtschastlichen Pro-bukten hauptsächlich Stidstofffammlern solange bebaut werben, als bie Eichenwurzeln nicht befchäbigt werben können. Durch bie große Ent¬ fernung berühren fich bie Bäume nicht, ber Schatten ift ein mäßiger, bie Trüsfelbrut erhält Licht, Luft unb Sonnenfchein unb bie Wurzeln ver¬ wachsen nicht zu bichten Knäueln.

Als Trüffeleiche hat man nach mancherlei Verfuchen bie Filzeiche Quercus pubeseens W., in der Provence je |t mehr bie immergrüne Eiche Quercus Hex L. erwählt, letztere, weil sie nicht fo fchnell wachse, mehr buschsörmig bleibe, infolge ihres geringen Aftreichtums nicht viel Schatten mache, überhaupt eine zähe Lebensbauer habe und daher längere Zeit trüffetiragenb bleibe.

Haupterforbernis beim Anbau ber Trüffeleiche ist, baß bie Eicheln von Eichen stammen, welche als gute Wirtspflanzen für Trüffeln sich bereits ausgezeichnet haben

Von vielen Seiten, auch von Dr. Heffe tvirb bezweifelt, baß bie Eicheln, bie man ausfät, als auch bie jungen Eichen, bie man auspflanzt,

Page 6: Über Trüffeln und Trüffelzucht

Über Trüffeln and Trüffclzucht. 325

mit Trüsselfporen oder Trüffelmtjzel behaftet sein können, und man glaubt, baß eben ber Boben bie schlummernben Pilzkeime enthalte ober Negen-wasser, Jnsekten, verwehtes 2aub, bie Exkremente ber trüfselfressenben Tiere usw. ben Baumwurzeln die Pilzsporen zuführen, nach der ,,Mvfo-plasma"-Theorie des Professors Er iksson kann es aber doch fo sein. Nach dieser Theorie kann sich ein Pilz mit bem Plasma seiner Wirts¬ pflanze so innig vermischen, daß beibe zeitweilig zu einem Körper ver¬ schmelzen. Die Eichel kann bemnach bie Mnzelfäben ber Trüffel ent= halten.

J n Deutfchland find meines Wissens noch feine Versuche nach der französischen Methobe unternommen worden, wohl weil solche mit vielen Kosten verbunben sind, Eicheln von Trüsfeleichen nur fchwer z« erhalten fein werden unb schließlich weil zu lange Zeit — 5 bis 6 Jahre — bis zur ©ichtbarwerbung eines Erfolges vergeht.

Unb tro|bem muß ich mich für biefe Methobe aussprechen — ich halte sie bis jefct sür bie einzige, nach ber man mit Erfolg Trüffeln künstlich züchten fann.

Jm Jahre 1899 hat zwar A. de Gramont , Duo de Lesparre-Paris eine neue Methobe der Trüffelzucht ausgedacht und fie in feinem Werfe „Etüde Sur Les Spores De La Truffe" veröffentlicht, aber fie bietet, wie später auseinanbergefe|t werben wirb, noch große Schwierigkeiten.

Lesparre wirb wohl bazu burch bie Theorie des Abbe Eharvat» katholifcher Pfarrer in Neauville, einer ber Grünber ber größten Trüffel¬ plantagen in Drörne, über bie Entstehung ber Trüffel gekommen fein. Eharvat benkt biefe „burch eine Art von AuSfchwitjung ber Ajle, Zweige unb ber auf ben Boden fallenden Blätter" entstanden.

E r begrünbet seine Ansicht folgenbermaßen; „Jch habe viel beobachtet, viel geprüft, alles was ich gesehen unb

gehört habe, veranlaßt mich, bie Theorie der Fliege, des Mrjzeliums, ber Keimung an ben Wurzein %u verwerfen unb führt mich mit Gewalt bazu, baß ber erzeugende Grundfioff ber Trüffel von ben Asten kommt. Ein Trüffelbaum bringt Trüffeln in einem proportionalen Abftanbe zur Ausbreitung seiner Ufte hervor — wenig vom Stamme entfernt. So¬ weit bie Afte ausgeftredt finb, find die Trüffeln entfernt, verfchwinden die Afte, indem man fie abbaut, verfchwinden auch die Trüffeln; kommen die Afte wieder, kommen auch die Trüffeln wieder, atfo die Gegenwart unb Abwefenbeit, bas Alter unb bie Stärke der Afte beftimmen bie Keimung unb den Aufenthaltsort der Trüffel, also sind die Trüffeln ab¬ hängig von Den Asten; der Keim ber Trüffeln kommt von den Asien, gedeiht aus diesen, fällt von selbst herunter, wenn er reif ift, ober besser

Page 7: Über Trüffeln und Trüffelzucht

326 Vill:

er wirb burch bie wirkenbe Kraft ber Natur heruntergeschwemmt. Einmal in ben Lage« bes Pflanzenwuchses ernährt er sich wie alle lebenden Keime, organisiert sich, umgibt sich mit Hautwärzchen unb saugt bie ©äste, welche na|e &ei ihm find, ein. Je weiter ich gehe, befto mehr sehe ich, baß bie Keime ber Trüffeln von ben Asien, von ben Zweigen, von ben Blättern kommen.0

De Lespar re scheint ber Anficht E | a rva t 'S nachgegangen unb schließlich zu ber Uberzeugung gekommen zu fein, baß fich big Sache ähnlich verhält. Er erklärte baher bie Trüffel für einen heteröcischen Pilz — also einen Pilz, ber zu seiner Entwicklung eines Zwischenwirtes bebarf, wie z. B. ber Ninbenbtafenrost ber Strohe bie Nibessträucher für fein Auftreten notwenbtg hat. Die Pilze verschwinden, wenn bie Sträucher aus ber Nähe ber Strobe entsernt werben.

Die Zwischenwirte sür bie Tuberarten sollen die Blätter uerschiebener Bäume, insbesondre ber Eiche sein:

„Die Trüffeln verfchwinben, wenn die Eichen abgehauen werden." Auf ben Blättern ber Eiche usw. würbe sich also bie erste Phafe ber Entwicklung ber Trüffeln • abspielen, im Boden an ben Wurzeln bie zweite. Ob bie Auffüllungen Lesparre's von beutfchen Pilzforschern nachgeprüft und sür richtig befunben würben, entzieht sich meiner Kenntnis.

Auf Grunb seiner Entbeclungen gibt er solgenbe Vorschriften zur Trüsfelanzucht:

„Man nimmt ein kleines Stückchen vom frischen oder vor der Keimung getrockneten Fruchtfleisch ber Trüffel unb weicht es einige Stunben in Waffer ein. Darauf wirb es zerdrückt und zu einem Teig zerrieben, der nun mit Waffer vermischt wird unb die Konsistenz von aufgelöstem Gummiarabikum haben soll. Diese Flüssigfeit enthält eine se|r große Anzahl von Sporen. M i t einem Pinsel wird eine kleine Quantität an die mittlere Nippe gegen den Stiel zu auf der un te ren Seite eines grünen oder getrockneten Eichenblattes (von pubescens) ge¬ schmiert. Dieses Blatt wird in eine Petri 'fche Keimschale gebracht. J n die Schale legt man zuerst einige Glasflücte von gleicher Form der Schate, etwa bis zu deren halben Höhe, bedeckt solche mit Zigaretten¬ papier und füllt die Schale mit etwas Wasser an, indem man Sorge trägt, daß die Zipfel bei Papiers in bas Wasser hineinragen und bai Wasser auffaugen. Auf bas Papier legt man da§ Blatt, die beschmierte Seite nach oben. Die Schale wirb bann geschloffen unb vor ber Sonne geschult Alle 8 Tage ist sie zu öffne«, um zu sehen, ob die Blätter nicht vertrocknen; ist dieses der Fall, werden einige Wafferiropfen darüber getan oder das Blatt wirb in Wasser erweicht unb bann wieber ein-

Page 8: Über Trüffeln und Trüffelzucht

Uber Trüffeln und Trüffelzucht. 327

gelegt. Nach einem Monat haben die Sporen ausgekeimt, die Blätter werden dann unter junge Eichen in die Nähe der Wurzeln ausgelegt; es dauert 5—6 Jahre, bis fich junge Trüffeln gebildet haben. Das Ge-fchäft des Ankeimens kann im November und später, aber auch im Frühjahre gemacht werden."

Die Methode Lesparre's erscheint im ersten Augenblicke sehr einsach zu sein, aber trofedem ist sie es nicht. Die Hauptschwierigkeit liegt in der Keimung der Trüsfelfporen. Bis jefct ift es nur fehr feiten gelungen, die Sporen der Trüffeln künstlich zur Keimung zu bringen; sie keimen durch¬ aus nicht an jedem Eichen- usw. blatte oder gar auf einem künstlichen Nährboden — es fehlen da jedenfalls die Neizftoffe, die zur Keimung notwendig find. Und mit der Keimung der Spore ift es allein auch nicht getan; das aus ihr hervorgehende Mrizel niuß lebens- und fort¬ pflanzungsfähig fein. Diefe fchwere Keimung der Trüffelfpore wird wohl die Urfache fein, warum fich der Pilz mit dem Plasma feiner Wirts¬ pflanze innig zu einem Körper — wie er in der Trüffeteichel in Er-fcheinung tritt — verbindet.

Jm Perigord tragen junge Eichen fchon reichlich Eicheln, man fagt gute Trüffeljahre feien gute Eicheljahre, der Trüffelpilz scheint demnach durch seine Symbiose mit der Eiche diese auf irgend eine Weife zu einer frühen und reichlichen Fruchtbildung zu veranlafsen.

Außer der deutschen Trüffel können bei der Anzucht in Frage kommen: 1. Terfezia leonis Tul. die afrikanifche Trüffel: die Trüffel des

Sandbodens, der trockenen Gefilde, der dürren Abhänge. Als Erfa| für diefe dürften dienen: Choiromyces meandriformis V i t t , die weiße Trüffel Deutfchlands,

auch fchlefifche Trüffel genannt, weil fie hauptfächlich in der Provinz Schlefien vorkommen foH. Sie hat diefelbe Struktur und Farbe, auch Größe wie die afrikanifche Trüffel und von ihr fagt Dr. Heffe:

Aroma und Wohlgefchmack machen diefe Trüffelart zu einer der wertvollsten Htjpogäen Deutfchlands und die Kultur derfelben muß fobald als möglich angestrebt werden. Gelingt leitete, fo werden voraussichtlich fehr große und fchwere Fruchtkörper geerntet, die den franjöfifchen Trüffeln zum mindesten im Gebrauchswerte gteichzufegen find.

Leider ift es mir bis je|t tro| aller Mühe nicht gelungen, auch nur ein Ejemplar diefer Trüffetart zu bekommen.

2. Tuber rnelanosporurn Vitt., bie Perigordtrüffet. Die Perigord-trüffet bevorzugt in ihrer Heimat und ihrem Verbreitungsbezirke bie Kalkhänge ber Gebirgsausläufer, fie lagert vorzugsweife in einem aus Kalkfchicht gebilbeten, wafferburchtafsenben Boben unb verlangt das Klima

Page 9: Über Trüffeln und Trüffelzucht

3 2 8 ©chenlührindenverwertimg aus Staatswaldungen.

des WeinstocfeS. Als Ersa| könnte Tuber brumale Vitt., die Herbst-ttüffel gelten, die in Frankreich gemeinsam mit der Perigordtrüssel vor¬ kommt, auch in Deutschland auf Muschelkalk verbreitet, aber von geringerem Werte wie erstere ist.

Nach Dr. Schröter sott die Perigordtrüffel früher im Elfaß und in Baden gefunden worden sein, zurzeit wird sie nicht mehr angetroffen, wie die dortigen Trüffeljäger angeben, möglicherweise kann eine Verwechselung mit brumale vorliegen. Auch Tuber mesenterieum Vitt., die Moschus¬ oder Gekrösetrüffel könnte in Frage kommen. Diese ift der aestivum sehr ähnlich, aber selten größer als eine Walnuß. Das graubraune zarte Fleisch — dem Gekröse ähnlich — hat einen etwas bitteren, moschus¬ ähnlichen Geschmack, ift da|er weniger beliebt.

Die Moschustrüfsel kommt in ber Pfalz und in Baden vor. * *

* Für mich unterliegt es feinem Zweifel, daß sich unsere falfhaltigen

Alluviatböben in den Flußniederungen, unsere Kalfhänge z. B. an den Ausläufern ber Haardt bei Grünftabt unb Sausenheim in unserer sonnigen Pfalz ebensogut zur Trüffelzucht eignen, wie bie Hänge an der Dordogne und am Mont Ventour, in der Provence, man darf nur vor Versuchen nicht zurückschrecken, weit sie etwas Geld und viel Zeit kosten und große Geduld erfordern; vielleicht gelingt es bann für Deutschland einen ebenso guten Trüsfetbaum zu entdecken, wie e§ die Filz- oder die immergrüne Eiche in Frankreich ift

€ichenlohrindenr>erwerrung aus Staatswaldungen des .Kegierungsbezirfes der pfalz pro 1912.

Die Anfälle an Eichenlohrinden des laufenden Wirtschaftsjahres würben wie im Vorjahre durch die einschlägigen fgl. Forstämter dem freihändigen Verkaufe unterstellt.

Jm ganzen kamen von 4 Forstämtern in 7 Losen = 2430 Ztr. (ä 50 kg) Glanzrinbe I. u. II. Kl. — nur von Stockausschlag — zum Ausgebot und zwar

1330 Ztr. aus Schlägen unter 18 Jahren und 1100 ,, „ „ über 18 Jahre.

Etwa 830 Ztr. kommen aus durchforsteten und 1600 Ztr. aus nicht durchforsteten Schlägen zum Anfall.

Die Angebote waren am 5, März l J§ . bei den betreffenden kgl. Forfiämtern einzureichen.