universität für bodenkultur wien department für raum, landschaft und infrastruktur institut für...
TRANSCRIPT
Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung an der Universität für Bodenkultur Wien 1
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Raum, Landschaftund Infrastruktur
Erlebniswelten und Freizeitgroßanlagen
Def. Erlebniswelt:künstlich geplanter, kommerzieller Freizeit- (oder
Urlaubs-)bereich, in dem geplant versucht wird, den dafür i.d. Regel zahlenden Menschen besonders viele Funktionen zu vermitteln und dabei als besondere Dienstleistung emotionale Erlebnisse für einen begrenzten Zeitraum zu verschaffen. Es geht um eine Angebotsvielfalt, es geht aber auch um Gefühle – Spaß, Freude,
Glückszustände usf. (Kagelmann, 1998, S. 61)
Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung an der Universität für Bodenkultur Wien 3
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Raum, Landschaftund Infrastruktur
Erlebniswelt – Oberbegriff
- wie kleine Städte, hohe Kosten- „Storytelling“: muss
thematisch erfassbar und erfahrbar sein, alles steht miteinander in Verbindung – daher entsteht „dichter Eindruck“, „intensives Erleben“ (Kagelmann, 1998, S. 85)
Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung an der Universität für Bodenkultur Wien 4
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Raum, Landschaftund Infrastruktur
Themenpark, präziser themenorientierter Freizeit-/Vergnügungspark (Subtypen: Brand-Parks, Safari-Parks,...)
Ursprünge: - Weltausstellungen im 19. Jh. (Eiffelturm, Riesenrad)- Öffnung fürstlicher Gärten- Walt Disney 1955 Disneyland in Kalifornien
Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung an der Universität für Bodenkultur Wien 5
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Raum, Landschaftund Infrastruktur
Freizeit- und Vergnügungspark, Amusementpark
privatwirtsch. betrieben vielfältige stationäre
Vergnügungseinrichtungen Verpflegungs- und Verkaufsangebot,
v.a. Tagestouristen Bsp.: Prater,
Tivoli in Kopenhagen
Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung an der Universität für Bodenkultur Wien 6
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Raum, Landschaftund Infrastruktur
Def. Themenpark I
nach best. Themen großflächig angelegt in sich abgeschlossen künstlich geschaffen primär stationäre Ansammlung
versch. Attraktionen, Unterhaltungs-, Spieleangebote
Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung an der Universität für Bodenkultur Wien 7
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Raum, Landschaftund Infrastruktur
Def. Themenpark II
umgeben von Geschäften, Restaurants, Hotels, Shopping-Anlagen, Musik- u.a. Bühnen
kommerziell fast immer am Rande großer Städte Unterhaltung und Spaß (nicht Lernen
und Bildung)
Themenpark III Aufenthaltsdauer durchschn.
unter 1 Tag (mehr als 50% Tagesbesucher)
Bsp.: Disneyland, Styrassic Park, Kristallwelten (=Brand Park)
Entwicklung von einem Ausflugsziel zu einer originären tour. Destination
Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung an der Universität für Bodenkultur Wien 9
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Raum, Landschaftund Infrastruktur
Urban Entertainment Center (UEC)
• innerstädtische Erlebniszentren
• Kombination aus Handel, Freizeit, Kultur und Gastronomie
auf der „grünen Wiese“ (engl. green field development)
versus
innerstädtische Standorte, Verwertung von Brachen (engl. brownfield development)
Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung an der Universität für Bodenkultur Wien 10
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Raum, Landschaftund Infrastruktur
Urban Entertainment Center (UEC)
• innerstädtische Erlebniszentren
• Kombination aus Handel, Freizeit, Kultur und
Gastronomie
• „Ankermieter“ notw.
• einzelhandelsorientierte,
• abendunterhaltungsorientierte
• themenorientierte UEC
Bsp.: Sony-Center am Potsdamer Platz in Berlin (vgl. Ackermann, Lantzerath-Flesch, 1999)
Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung an der Universität für Bodenkultur Wien 11
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Raum, Landschaftund Infrastruktur
„Runderneuerte“ Erlebniswelten
Anlagen, die es schon länger gibt – neue Anziehungskraft durch v.a. techn. Entwicklungen:
z.B.: Ausstellungen „neuer Art“: Anfassen, Ausprobieren, Interaktivität, Erzählen von Geschichten und/oder Einbezug von Multimedia (Science Center, Arbeitswelt Steyr,…)
Andere Anlagen, z.T. mit Erlebniswelt-Charkater:
Musicaltheater, Open-Air-Konzerte (z.T. mit überregionaler Bedeutung)
Ski-indoor-Anlagen (z.B. GB, NL, Dtld.: Ruhrgebiet: 40 ha gr. Areal)
Groß-Diskotheken (>1.000 m2), Fussballstadien Spaß- und Erlebnisbäder, Thermalbäder Multiplexkinos Zoos Weltausstellungen, Messen Erlebnisgastronomie
Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung an der Universität für Bodenkultur Wien 13
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Raum, Landschaftund Infrastruktur
Ferienparks, - clubs, Erlbnis- und Themenhotels
Übernachtung steht im Vordergrund
Ferienpark: ähnl. Feriendorf, aber mit vielen Einrichtungen und überdachter Dorfmitte (Bade-, Einkaufs- und Dienstleistungskomplex) (s. Center Parcs aus den Niederlanden)
zusammenhängend geplant und verwaltet, aufgelockerte Bungalowanlagen im Grünen
40 – 350 ha
Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung an der Universität für Bodenkultur Wien 14
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Raum, Landschaftund Infrastruktur
Ferienclub: Club Med, Magic Life = Sonderfall des Ferienparks, v.a. im sonnigen Süden
Erlebnishotel: oft im Wellnessbereich, Thermalbäder, Gourmetlandschaft
Themenhotels: Las Vegas: Ceasar´s Palace, Venetian Hotel, Luxor ...
Problemkomplexe der Raumplanung im Umgang mit Freizeit- und Erlebniswelten
Größe der Anlagen: Maßstäblichkeit der umgebenden Anlagen, Belastung der Infrastruktur
Flächenbedarf, hohe Flächenversiegelung, auch für ruhenden Verkehr Orientierung nach innen, verbinden sich nur in seltenen Fällen mit ihrer
Umgebung Standort auf der „grünen Wiese“
• visuelle Beeinträchtigungen• oft baulich oder funktional nicht integrierbar (bei städtischen Projekten)• große Überkapazitäten bei Infrastruktureinrichtungen – enorme Belastung für Gemeindehaushalt (z.B. Wasserversorgung, Kläranlagen, Lärmschutz, Anlagen f. fließenden und ruhenden Verkehr)
Verkehr: auf Erreichbarkeit mit privatem Pkw ausgerichtet, verkehrsanziehende und verkehrsauslösende Wirkung – Emissionen, Flächenverbrauch
soziale Aspekte: - bei innerstädtischen Projekten: private Unternehmer oder
Immobilienfonds – nicht alle Bevölkerungsgruppen sind zugelassen, öffentlicher Raum verschwindet
- Belastungen dch. Verkehr- Verteuerung von Boden, Mieten- Effekte auf Ortskerne- Lohndumping durch billige Saison-Arbeitskräfte- Verlust an Erholungsflächen und Grünräumen
wirtschaftliche Aspekte: Überschneidung des Angebots mit anderen bereits
bestehenden Freizeit-, Kultur-, Gastronomie oder Beherbergungsangeboten, unerwünschte Konkurrenzsituationen, Verdrängung v. kleinen Betrieben
Projekte sind oft Anlass für interkommunale Konkurrenz
aus kommunalwirtsch. bzw. fiskalischer Sicht oft nicht ertragreich, weil höhere Verwaltungs- und Infrastrukturkosten
oft externer Investor, Großlieferanten für Versorgung der Anlage Geldmittel fließen aus Region ab
Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung an der Universität für Bodenkultur Wien 18
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Raum, Landschaftund Infrastruktur
Risiko eines Fehlschlags - finanzielle und räumliche Probleme: Gefahr von städtebaulichen Brachen
Gründe für das Scheitern von Erlebnisparks
- tendenziell kurze Lebenszyklen- starker Innovationsdruck: etwa alle
zwei Jahre müssen neue Attraktionen angeboten werden
bei Scheitern eines Projektes: welche Nachnutzung?
Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung an der Universität für Bodenkultur Wien 19
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Raum, Landschaftund Infrastruktur
ökologische Aspekte: Versiegelung Zerschneidung v. Naturräumen Ressourcenverbrauch, Emissionen durch
Verkehr, Betrieb der Anlage (Abwässer, Energie, Müll, Wasser,…)
Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung an der Universität für Bodenkultur Wien 20
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Raum, Landschaftund Infrastruktur
Positive Auswirkungen von Freizeit- und Erlebnisweltenökonomisch: a) betriebswirtschaftlichb) volkswirtschaftlich: Steuern, Ausgaben der Besucher,
längerer Aufenthalt, Besucherzahlen , Nächtigungen, Arbeitsmarkteffekte, zusätzliche Kaufkraftströme, Steigerung der Umsätze in Restaurants, Geschäften, Transportbetrieben; Vermarktung von regionalen landwirtschaftlichen Produkten, Multiplikatoreffekte
- Beiträge zur Infrastrukturfinanzierung- positive Imageeffekte, Beitrag zur Marketingposition,
überregionale Bekanntheit- Schaffung neuer Arbeitsplätze
Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung an der Universität für Bodenkultur Wien 21
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Raum, Landschaftund Infrastruktur
positive soziale Aspekte: Verbesserung des ÖV Arbeitsplätze Revitalisierung von Gebäuden neue Freizeitangebote für BewohnerInnen Förderung der regionalen Kultur Stärkung der regionalen Identität
positive ökologische Aspekte:-Flächensicherung als Ausgleich für Verbauung- Verstärkte Auslastung öff. Verkehrsmittel-Errichtung, Modernisierung von Kläranlagen-Nutzung reg. erneuerbarer Energiequellen Erhöhg. der Rentabilität-Synergieeffekte dch. gemeins. Anlagen
Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung an der Universität für Bodenkultur Wien 22
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Raum, Landschaftund Infrastruktur
Leitlinien für die Beurteilung von Freizeit- und Erlebniswelten
Regionale Entwicklung und Wertschöpfung - Schaffung von Arbeitsplätzen
o neues zusätzliches Angebot in d. Region?o Eingliederung in best. Angebotsstruktur oder Konkurrenz? (z.B.Auswirkung auf Nahversorgung)o „all-inclusive“-Leistung (ÜN, Verpflegung, Sourvenir, Sport, Kultur,
…) oder Teilleistung Folgeumsätze bei anderen Betriebeno Arbeitsplätze: Förderung der Lohnstruktur od. Nivellierung?o regionale landwirtsch. Produkte in Gastronomie od. Verkaufsshop?o lokale Investoren beteiligt od. fallen Entscheidungen auswärts?
Quelle: Naturfreunde International, Leitfaden zur Beurteilung von Mega-Tourismusprojekten
aus Sicht einer Nachhaltigen Entwicklung
Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung an der Universität für Bodenkultur Wien 23
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Raum, Landschaftund Infrastruktur
Diversifizierung der regionalen Wirtschaft Abhängigkeit von einem einzelnen Wirtsch.sektor
verstärkt?
Langfristigkeit Lebensdauer des Projektes Erfordernisse aus dem Zwang zu Innovation und ev. zur
Vergrößerung gibt es Rück- oder Umbauszenarien
Integrierter, intersektoraler Ansatz
o Förderung der Zusammenarbeit zw. untersch. Wirtschaftssektoren
o Erhaltung der reg. Kultur
o Erhaltung der Natur- und Kulturlandschaft
Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung an der Universität für Bodenkultur Wien 24
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Raum, Landschaftund Infrastruktur
Sozio-kulturelle Integration Arbeitszeitmodelle für Eltern mit
Erziehungspflichten, Nebenerwerbslandwirte Unterstützung lokaler Vereine günstigere Preise für Einheimische Einbindung von Arbeitslosen, Problempendlern Eine Saison oder ganzjährig? öff. Verkehrssysteme neu geschaffen oder gestärkt?
Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung an der Universität für Bodenkultur Wien 25
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Raum, Landschaftund Infrastruktur
Vermeidung von Zersiedelung und Verkehrsbelastung
Verkehrsanbindung über ÖV bestehende Verkehrsbelastung in der Region Parkplätze vorhanden oder Neuanlage notw.? in bereits erschlossenem Gebiet, Nutzung einer
Brachfläche/Überwindung städtebaulicher Barrieren oder auf der „grünen Wiese“?
Kapazität der bestehenden Verkehrsinfrastruktur ausreichend?
Neubau oder vorh. Baustrukturen genutzt? Beitrag zur traditionellen Bausubstanz
Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung an der Universität für Bodenkultur Wien 26
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Raum, Landschaftund Infrastruktur
Schonung der Umwelto Baulandwidmung notw.?o Wasserversorgung gesichterto Kapazität der Abwasseranlagen (Kanal,
Kläranlage)o Bodenversiegelungo Bepflanzung mit heimischen Arteno Energiekennzahleno Flächensicherung, Ausgleichsflächen
Internalisierung externe Kosten
kommt Projektbetreiber für zus. Kosten auf (Parkplätze, Infrastruktur,…)
Rücklagen für Abbruch/Entsorgung
Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung an der Universität für Bodenkultur Wien 27
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Raum, Landschaftund Infrastruktur
Beteiligung der Bevölkerungo Beiteilung von versch. Bevölkerungsgruppen,
Interessengruppen, NGOs, Gemeinden,…o im Einklang mit vorh. Entwicklungszielen
Stärkung der reg. Identität Aufbau auf reg. Besonderheiten
Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung an der Universität für Bodenkultur Wien 28
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Raum, Landschaftund Infrastruktur
Vorschläge der Naturfreunde Internationale
zwingende UVP und RVP bei Projekten, die die Zahl der lokalen ÜN bzw. Tagesbesucher um mehr als 20% je Saison erhöhen würden
zwingende Versicherung für Abbruch u. Revitalisierung im Konkursfall
öff. Fördermittel von der Nutzung und Auslastung best. Infrastruktur abh. machen
Infrastrukturabgabe für die Anzahl der mit privaten Pkws anreisenden Besucher