untersuchungen zur uterinen keimdynamik bei kühen … · apathogene staphylokokken = 1 pathogene...

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Untersuchungen zur uterinen Keimdynamik bei Kühen im postpartalen Zeitraum cand. med. vet. Sarah Maria Neetz, cand. med. vet. Cornelia Seiler Projektleitung: Prof. Dr. M. Krüger 1 , Prof. Dr. A. Sobiraj 2 1 Institut für Bakteriologie und Mykologie der Universität Leipzig 2 Ambulatorische und Geburtshilfliche Tierklinik der Universität Leipzig Ergebnisse Bei 8 der 19 Kühe war nach der allgemeinen und gynäkologischen Untersuchung eine Endometritis/Metritis zu verzeichnen (2 LVG Oberholz, 6 Agrar GmbH Störmthal-Seifertshain). Diese Kühe wurden für den weiteren Verlauf als „erkrankt“, alle anderen als „nicht erkrankt“ eingestuft. Zur statistischen Auswertung der bakteriologischen Untersuchungen wurden den verschiedenen Keimgruppen folgende Werte zugeordnet, durch die eine Gewichtung der Pathogenität für den Uterus ermöglicht wird: Gedruckt im Universitätsrechenzentrum Leipzig Zielstellung Es soll ein Zusammenhang zwischen den klinischen und blutanalytischen Befunden, der uterinen Keimdynamik, der Bakterien im Kot sowie von bestimmten Serumwerten (C-reaktives Protein [CRP], Haptoglobin, Paraoxanasen) von 19 Kühen post partum erarbeitet werden. Probennahme und -aufbereitung Am 2., 10. und 21. Tag post partum wurden 19 Kühe (9 LVG Oberholz, 10 Agrar GmbH Störmthal-Seifertshain) allgemein klinisch und gynäkologisch (Befundschlüssel modifiziert nach Götze) untersucht. Fazit In der Gruppe der klinisch kranken Tiere konnten ein erhöhter Bakterien-Score und erhöhte Werte der Akut-Phase-Proteine festgestellt werden. Ein Zusammenhang zwischen den Paraoxanasegehalten im Serum und der klinischen Erkrankung liegt nicht eindeutig vor. Die Kotuntersuchungen lassen nicht auf einen bakteriellen Übertritt in die Blutbahn und somit in den Uterus schließen, was jedoch auch in einer nicht adäquaten Probenaufbereitung des Kotes begründet sein könnte. Um eine bessere Auswertbarkeit der Kotproben zu erreichen, hätte eine spezifischere Auswahl der Nährmedien stattfinden müssen. Es wurden zum gleichen Zeitpunkt Cervix- bzw. Uterus-Tupferproben (Equivet- Stutentupfer) entnommen (Abb. 1), auf Blutagar (Schafblut-Fertigplatten) aerob und anaerob ausgestrichen und eine komplette bakteriologische Untersuchung durchgeführt. Des Weiteren wurden Blutproben unter möglichst sterilen Bedingungen aus der Schwanzvene (V. caudalis mediana) gewonnen (Abb. 2) und blutanalytisch (Erythrozytenzahl, Leukozytenzahl, Hämatokrit) sowie serologisch (CRP, Haptoglobin, Paraoxanasen) untersucht. Eine Kotprobe wurde an den Untersuchungstagen ebenfalls entnommen und bei ausgewählten Kühen aerob und anaerob bakteriologisch untersucht (Schafblutagar-Fertigplatten). Abb. 1: Tupferprobenentnahme Abb. 2: Blutprobenentnahme apathogene Staphylokokken = 1 pathogene Staphylokokken = 2 apathogene Streptokokken = 3 pathogene Streptokokken = 4 aerobe Sporenbildner = 5 Enterokokken, Gramnegative = 6 Clostridien, Arcanobakterien, Fusobakterien = 7 Um einen Bakterien-Score zu errechnen, wurden diese Werte mit der Quantität der jeweiligen Bakterien multipliziert (+/++/+++) und anschließend durch die Gesamtzahl der auftretenden Keimgruppen pro Kuh dividiert (Abb. 3). Es konnte in der Gruppe der erkrankten Kühe ein signifikant höherer Bakterien-Score ermittelt werden als bei der Gruppe der gesunden Tiere. Des Weiteren wurden die Akut-Phase-Proteine CRP und Haptoglobin im Serum bestimmt, um einen Zusammenhang zwischen den klinisch erkrankten Tieren und diesen Werten herzustellen (Abb. 4 und 5). Daraus ergab sich, dass die Akut- Phase-Proteine bei den klinisch kranken Kühen signifikant höher waren als bei den gesunden, was auf einen Entzündungsprozess schließen lässt. In Abb. 6 sind die Werte der Paraoxanasen im Serum der erkrankten und nicht erkrankten Kühe im Vergleich dargestellt. Paraoxanasen sind eine Gruppe von Enzymen mit drei verschiedenen Genotypen (PON1, PON2, PON3). Diese wirken als Antioxidantien und schützen vor oxidativem Stress. Im Hinblick auf unsere Untersuchungen konnte kein deutlicher Unterschied zwischen den Mittelwerten festgestellt werden. Jedoch ist anzumerken, dass bei der Gruppe der klinisch kranken Tiere der Minimalwert der Paraoxanasen wesentlich geringer ist als bei den übrigen Kühen. Von den Erkrankten wurde im Anschluss eine bakteriologische Untersuchung des Kotes durchgeführt. Diese ergab keine signifikante Übereinstimmung der nachgewiesenen Keime im Kot und Uterus. Demnach ist der Bakterienursprung der klinischen Metritiden/Endometritiden nicht im Darm anzusiedeln. Dies widerspricht der Theorie, dass durch die ischämisch bedingt eröffnete Darmbarriere im peripartalen Zeitraum ein vermehrter Keimübertritt in die Blutbahn stattfindet und dadurch Uterusentzündungen ausgelöst werden können. Abb. 3 Abb. 6 Abb. 4 Abb. 5 Institut für Bakteriologie und Mykologie An den Tierkliniken 29 04103 Leipzig Tel.: 0341 - 97 381 80 [email protected] Ambulatorische und Geburtshilfliche Tierklinik An den Tierkliniken 29 04103 Leipzig Tel.: 0341 - 97 38490 [email protected]

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Page 1: Untersuchungen zur uterinen Keimdynamik bei Kühen … · apathogene Staphylokokken = 1 pathogene Staphylokokken = 2 apathogene Streptokokken = 3 pathogene Streptokokken = 4 aerobe

Untersuchungen zur uterinen Keimdynamik bei Kühen im postpartalen Zeitraum

cand. med. vet. Sarah Maria Neetz, cand. med. vet. Cornelia SeilerProjektleitung: Prof. Dr. M. Krüger1, Prof. Dr. A. Sobiraj2

1 Institut für Bakteriologie und Mykologie der Universität Leipzig2 Ambulatorische und Geburtshilfliche Tierklinik der Universität Leipzig

ErgebnisseBei 8 der 19 Kühe war nach der allgemeinen und gynäkologischen Untersuchung eine Endometritis/Metritis zu verzeichnen (2 LVG Oberholz, 6 Agrar GmbH Störmthal-Seifertshain). Diese Kühe wurden für den weiteren Verlauf als „erkrankt“, alle anderen als „nicht erkrankt“ eingestuft.Zur statistischen Auswertung der bakteriologischen Untersuchungen wurden den verschiedenen Keimgruppen folgende Werte zugeordnet, durch die eine Gewichtung der Pathogenität für den Uterus ermöglicht wird:

Gedruckt im Universitätsrechenzentrum Leipzig

ZielstellungEs soll ein Zusammenhang zwischen den klinischen und blutanalytischen Befunden, der uterinen Keimdynamik, der Bakterien im Kot sowie von bestimmten Serumwerten (C-reaktives Protein [CRP], Haptoglobin, Paraoxanasen) von 19 Kühen post partum erarbeitet werden.

Probennahme und -aufbereitungAm 2., 10. und 21. Tag post partum wurden 19 Kühe (9 LVG Oberholz, 10 Agrar GmbH Störmthal-Seifertshain) allgemein klinisch und gynäkologisch (Befundschlüssel modifiziert nach Götze) untersucht.

FazitIn der Gruppe der klinisch kranken Tiere konnten ein erhöhter Bakterien-Score und erhöhte Werte der Akut-Phase-Proteine festgestellt werden.Ein Zusammenhang zwischen den Paraoxanasegehalten im Serum und der klinischen Erkrankung liegt nicht eindeutig vor.Die Kotuntersuchungen lassen nicht auf einen bakteriellen Übertritt in die Blutbahn und somit in den Uterus schließen, was jedoch auch in einer nicht adäquaten Probenaufbereitung des Kotes begründet sein könnte. Um eine bessere Auswertbarkeit der Kotproben zu erreichen, hätte eine spezifischere Auswahl der Nährmedien stattfinden müssen.

Es wurden zum gleichen Zeitpunkt Cervix- bzw. Uterus-Tupferproben (Equivet-Stutentupfer) entnommen (Abb. 1), auf Blutagar (Schafblut-Fertigplatten) aerob und anaerob ausgestrichen und eine komplette bakteriologische Untersuchung durchgeführt.

Des Weiteren wurden Blutproben unter möglichst sterilen Bedingungen aus der Schwanzvene (V. caudalis mediana) gewonnen (Abb. 2) und blutanalytisch (Erythrozytenzahl, Leukozytenzahl, Hämatokrit) sowie serologisch (CRP, Haptoglobin, Paraoxanasen) untersucht.

Eine Kotprobe wurde an den Untersuchungstagen ebenfalls entnommen und bei ausgewählten Kühen aerob und anaerob bakteriologisch untersucht (Schafblutagar-Fertigplatten).

Abb. 1: TupferprobenentnahmeAbb. 2: Blutprobenentnahme

apathogene Staphylokokken = 1pathogene Staphylokokken = 2apathogene Streptokokken = 3pathogene Streptokokken = 4aerobe Sporenbildner = 5Enterokokken, Gramnegative = 6Clostridien, Arcanobakterien, Fusobakterien = 7

Um einen Bakterien-Score zu errechnen, wurden diese Werte mit der Quantität der jeweiligen Bakterien multipliziert (+/++/+++) und anschließend durch die Gesamtzahl der auftretenden Keimgruppen pro Kuh dividiert (Abb. 3). Es konnte in der Gruppe der erkrankten Kühe ein signifikant höherer Bakterien-Score ermittelt werden als bei der Gruppe der gesunden Tiere.

Des Weiteren wurden die Akut-Phase-Proteine CRP und Haptoglobin im Serum bestimmt, um einen Zusammenhang zwischen den klinisch erkrankten Tieren und diesen Werten herzustellen (Abb. 4 und 5). Daraus ergab sich, dass die Akut-Phase-Proteine bei den klinisch kranken Kühen signifikant höher waren als bei den gesunden, was auf einen Entzündungsprozess schließen lässt.

In Abb. 6 sind die Werte der Paraoxanasen im Serum der erkrankten und nicht erkrankten Kühe im Vergleich dargestellt. Paraoxanasen sind eine Gruppe von Enzymen mit drei verschiedenen Genotypen (PON1, PON2, PON3). Diese wirken als Antioxidantien und schützen vor oxidativem Stress. Im Hinblick auf unsere Untersuchungen konnte kein deutlicher Unterschied zwischen den Mittelwerten festgestellt werden. Jedoch ist anzumerken, dass bei der Gruppe der klinisch kranken Tiere der Minimalwert der Paraoxanasen wesentlich geringer ist als bei den übrigen Kühen.

Von den Erkrankten wurde im Anschluss eine bakteriologische Untersuchung des Kotes durchgeführt. Diese ergab keine signifikante Übereinstimmung der nachgewiesenen Keime im Kot und Uterus. Demnach ist der Bakterienursprung der klinischen Metritiden/Endometritiden nicht im Darm anzusiedeln. Dies widerspricht der Theorie, dass durch die ischämisch bedingt eröffnete Darmbarriere im peripartalen Zeitraum ein vermehrter Keimübertritt in die Blutbahn stattfindet und dadurch Uterusentzündungen ausgelöst werden können.

Abb. 3

Abb. 6

Abb. 4

Abb. 5

Institut für Bakteriologie und MykologieAn den Tierkliniken 2904103 LeipzigTel.: 0341 - 97 381 [email protected]

Ambulatorische und Geburtshilfliche TierklinikAn den Tierkliniken 2904103 LeipzigTel.: 0341 - 97 [email protected]