v. c. barry (herausgeber), chemotherapy of tuberculosis. 281 s., 15 abb., 43 tab., 2 taf. london...

2
90 Buchbesprechungen (Bonn). Dem in der Mikrobiologie arbeitenden Biologen kann diescr lei( ht verstandliche Band fur das Selbststudium empfohlen werden. WALTER BEIER, Rinfuhrung in die theoretische Biophysik. 237 S., 64 Abb., 23 Tab. Stutt- gart 1965: Gustav Fischer Verlag Stuttgart. DM 42,-. Die Grenzgebiete der exakten Naturwissenschaften, besonders die Biophysik, weisen in den letzten Jahren eine stiirmische Entwicklung auf, die unter anderem der quantitativen und theoretischen Durchdringung aller meStechnisch erfaBbaren GroSen und Prozesse zu verdanken ist. Der Autor behandelt die theoretische Biophysik vom Standpunkt des Phy- sikers, vielleicht mit der Absicht, auch den Biologen zu einer Stellungnahme zu veranlassen. Ausgehend von einer Bet,rachtung der Zelle als biophysikalisches System, werden im ersten Teil des Buches dem Physiker wesentlich erscheinende Merkmale hinsichtlich ihrer theo- retischen und experimentellen ErfaSbarkeit erlautert. Viren werden in einem kurzen Ab- schnitt mitbehandelt. Der zweite Teil des Buches klassifiziert die Wechselwirkungen zwi- schen biologischen Systemen und physikalischen Energieformen in passive und aktive. Zur ersten Gruppe gehoren physikalische Methoden zur Bestimmung der Form und GroSe biogener Makromolekule. Die zweite Gruppe bezieht sich ausschlieSlich auf die biologischen Strahlenwirkungen. Die Prinzipien der Treffertheorie werden erlautert. Der letzte und um- fangreichste Teil des Buches behandelt die n'echselwirkungen biologischer Systeme unter- einander. Die gesamtc Theorie der Populationsdynamik und -kinetik wird ubersichtlich zusammengestellt. Zwanglos schlieaen sich die Theorien der Lernprozesse an, zu denen der Verfasser selbst wcscntliche Beitrage geliefert hat,. In allen Kapiteln des Buches findet der Lescr quanDitative Abschatzungen der QroSenordnung von MeSwerten, was fur die prak- tische Arbeit von besonderer Wichtigkeit ist. Mit seinen 200 Literatnrzitaten und 64 in- struktiven Abbildungen wird das Buch nicht nur dem Studenten ein wertvolles Hilfsmittel sein. D. KOACK (Jena) G. SCHOFFA, Elektronenspinresonanz in der Biologie. 1. Aufl. 352 S., 142 Abb., 53 Tab. Karlsruhe 1964: G. Braun. DM 68,-. Untersuchungen der Elektronenspinresonanz und magnetischen Suszeptibilitat von bio- logischen oder biochemischen Systemen stellen hohe Anforderungen an die Empfindlichkeit der Apparaturen. Das ist sicher einer der Grunde fur die relativ spate Anwendung solcher Messungen auf biologische Metallkomplexe, Fermentreaktionen, Triplettzustande, sowie foto- und strahlenchemisch gebildete Radikale. Die Schilderung dieser Ergebnisse nimmt den breitestcn Raum des Buches ein, wobei die Litcratur bis in das Jahr 1963 berucksichtigt wird. Einige fur den Physikochemiker verstandliche Kapitel uber Theorie, MeStechnik und Spektrenabhangigkeit sind dem grol3eren Teil I (Elektronenspinresonanz) und dem Teil I1 (Statistische, magnetische Suszeptibilitat) vorangestellt. Die vom Autor zu sichtenden MeBergebnisse sind naturgemaB sehr heterogen und haufig widersprechend. Wahrend die definierten Metallkomplexe zumeist eine sehr gute Ubereinstimmung ihrer Hyperfeinstruk- tur mit der Theorie aufweisen, ist die Herkunft der Signale von Geweben, Nucleinsauren, Proteinen, Chlorophyll vor und nach Bestrahlung haufig umstritten, so daS eine abgerun- dete Darstellung jetzt noch nicht moglich sein kann. Die Radikalgenerierung durch Be- strahlung von Farbstoffen, Aminosluren, Peptiden, Hormonen, Kohlenwasserstoffen u. a. wird ausfuhrlich behandelt. Dagegen vermil3t man die leicht zu steuernde, definierte Radi- kalbildung durch kontinuierlichc Elektrolysc innerhalb oder aurjerhalb des Resonators. Davon abgesehen ist vorliegende in die ,,Bibliotica biophysica'' aufgenommene Mono- graphie fur jeden auf diesem Gebiet Arbeitenden uncrlaSlich. V. C. BARRY(Herausgeber), Chemotherapy of Tuberculosis. 281 S., 15 Abb., 43 Tab., 2 Taf. London 1964: Butterworths. 79 s 6 d. Der Weltgesundheitstag des Jahres 1964 stand unter dem Motto : ,,Kein Waffenstillstand fur die Tuberkulose". Trotz der BCG-Schutzimpfungen, die in den Landern mit konsequen- ter Impfprophylaxe zu einem drastischen Riickgang dieser heimtiickischen Krankheit fuhrte, wird die Zahl der TuberkulOsen auf der Erde noch auf rund 15 Millionen geschatzt. Es ist also nach wie vor unerlaSlich, sich mit der nlcdikamentosen Behmdlung eingehend zu beschaftigen. Das vorliegende Buch umfaBt 10 Beitrage namhafter irischer, englischer, franzosischcr, deutscher und schweizer Autoren. Behandelt werden Probleme der Chemo- therapie der Tuberkulose, die Tuberkulostatika und ihre lf7irkungsweise, die chemische H. GRIMM (Jena) HERMANN BERG (Jena)

Upload: w-koehler

Post on 15-Jun-2016

212 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: V. C. Barry (Herausgeber), Chemotherapy of Tuberculosis. 281 S., 15 Abb., 43 Tab., 2 Taf. London 1964: Butterworths. 79 s 6 d

90 Buchbesprechungen

(Bonn). Dem in der Mikrobiologie arbeitenden Biologen kann diescr lei( h t verstandliche Band fur das Selbststudium empfohlen werden.

WALTER BEIER, Rinfuhrung in die theoretische Biophysik. 237 S., 64 Abb., 23 Tab. Stutt- gart 1965: Gustav Fischer Verlag Stuttgart. DM 42,-.

Die Grenzgebiete der exakten Naturwissenschaften, besonders die Biophysik, weisen in den letzten Jahren eine stiirmische Entwicklung auf, die unter anderem der quantitativen und theoretischen Durchdringung aller meStechnisch erfaBbaren GroSen und Prozesse zu verdanken ist. Der Autor behandelt die theoretische Biophysik vom Standpunkt des Phy- sikers, vielleicht mit der Absicht, auch den Biologen zu einer Stellungnahme zu veranlassen. Ausgehend von einer Bet,rachtung der Zelle als biophysikalisches System, werden im ersten Teil des Buches dem Physiker wesentlich erscheinende Merkmale hinsichtlich ihrer theo- retischen und experimentellen ErfaSbarkeit erlautert. Viren werden in einem kurzen Ab- schnitt mitbehandelt. Der zweite Teil des Buches klassifiziert die Wechselwirkungen zwi- schen biologischen Systemen und physikalischen Energieformen in passive und aktive. Zur ersten Gruppe gehoren physikalische Methoden zur Bestimmung der Form und GroSe biogener Makromolekule. Die zweite Gruppe bezieht sich ausschlieSlich auf die biologischen Strahlenwirkungen. Die Prinzipien der Treffertheorie werden erlautert. Der letzte und um- fangreichste Teil des Buches behandelt die n'echselwirkungen biologischer Systeme unter- einander. Die gesamtc Theorie der Populationsdynamik und -kinetik wird ubersichtlich zusammengestellt. Zwanglos schlieaen sich die Theorien der Lernprozesse an, zu denen der Verfasser selbst wcscntliche Beitrage geliefert hat,. I n allen Kapiteln des Buches findet der Lescr quanDitative Abschatzungen der QroSenordnung von MeSwerten, was fur die prak- tische Arbeit von besonderer Wichtigkeit ist. Mit seinen 200 Literatnrzitaten und 64 in- struktiven Abbildungen wird das Buch nicht nur dem Studenten ein wertvolles Hilfsmittel sein. D. KOACK (Jena)

G. SCHOFFA, Elektronenspinresonanz in der Biologie. 1. Aufl. 352 S., 142 Abb., 53 Tab. Karlsruhe 1964: G. Braun. DM 68,-.

Untersuchungen der Elektronenspinresonanz und magnetischen Suszeptibilitat von bio- logischen oder biochemischen Systemen stellen hohe Anforderungen an die Empfindlichkeit der Apparaturen. Das ist sicher einer der Grunde fur die relativ spate Anwendung solcher Messungen auf biologische Metallkomplexe, Fermentreaktionen, Triplettzustande, sowie foto- und strahlenchemisch gebildete Radikale. Die Schilderung dieser Ergebnisse nimmt den breitestcn Raum des Buches ein, wobei die Litcratur bis in das Jahr 1963 berucksichtigt wird. Einige fur den Physikochemiker verstandliche Kapitel uber Theorie, MeStechnik und Spektrenabhangigkeit sind dem grol3eren Teil I (Elektronenspinresonanz) und dem Teil I1 (Statistische, magnetische Suszeptibilitat) vorangestellt. Die vom Autor zu sichtenden MeBergebnisse sind naturgemaB sehr heterogen und haufig widersprechend. Wahrend die definierten Metallkomplexe zumeist eine sehr gute Ubereinstimmung ihrer Hyperfeinstruk- tur mit der Theorie aufweisen, ist die Herkunft der Signale von Geweben, Nucleinsauren, Proteinen, Chlorophyll vor und nach Bestrahlung haufig umstritten, so daS eine abgerun- dete Darstellung jetzt noch nicht moglich sein kann. Die Radikalgenerierung durch Be- strahlung von Farbstoffen, Aminosluren, Peptiden, Hormonen, Kohlenwasserstoffen u. a. wird ausfuhrlich behandelt. Dagegen vermil3t man die leicht zu steuernde, definierte Radi- kalbildung durch kontinuierlichc Elektrolysc innerhalb oder aurjerhalb des Resonators. Davon abgesehen ist vorliegende in die ,,Bibliotica biophysica'' aufgenommene Mono- graphie fur jeden auf diesem Gebiet Arbeitenden uncrlaSlich.

V. C. BARRY (Herausgeber), Chemotherapy of Tuberculosis. 281 S., 15 Abb., 43 Tab., 2 Taf. London 1964: Butterworths. 79 s 6 d.

Der Weltgesundheitstag des Jahres 1964 stand unter dem Motto : ,,Kein Waffenstillstand fur die Tuberkulose". Trotz der BCG-Schutzimpfungen, die in den Landern mit konsequen- ter Impfprophylaxe zu einem drastischen Riickgang dieser heimtiickischen Krankheit fuhrte, wird die Zahl der TuberkulOsen auf der Erde noch auf rund 15 Millionen geschatzt. Es ist also nach wie vor unerlaSlich, sich mit der nlcdikamentosen Behmdlung eingehend zu beschaftigen. Das vorliegende Buch umfaBt 10 Beitrage namhafter irischer, englischer, franzosischcr, deutscher und schweizer Autoren. Behandelt werden Probleme der Chemo- therapie der Tuberkulose, die Tuberkulostatika und ihre lf7irkungsweise, die chemische

H. GRIMM (Jena)

HERMANN BERG (Jena)

Page 2: V. C. Barry (Herausgeber), Chemotherapy of Tuberculosis. 281 S., 15 Abb., 43 Tab., 2 Taf. London 1964: Butterworths. 79 s 6 d

Buchbesprechungen 91

Zusammensetzung der Mykobakterien, ihre Pathogenitat und ihre sonstigen Merkmale. AbschlieDend finden sich zwei Kapitel uber die Methoden der klinischen Erprobung neuer Tuberkulostatika und Richtlinien fur die Anwendung dieser Heilmittel in der Praxis.

Das Buch ist vorwiegend fur den Tuberkulosefacharzt bestimmt, aber auch der Mikro- biologe wird es mit Gewinn zur Hand nehmen, da die Mykobakterien weit uber den medi- zinischen Bereich hinaus von Interesse sind. W. K~IILER (Jena)

M. S. MANI, Ecology of Plant Galls (Monogr. Biol. Vol. XII). 434 u. XI1 S., 164 Abb., 9 Taf. The Hague 1964: Dr. W. J u n k Publishers. 40.- hfl.

Die Pflanzengallen sind viele Jahre hindurch vernachlassigt worden, seitdem sich Ross, KUSTER und andere mit ihnen beschaftigt haben und ihre ,,fremddienliche ZweckmaBigkeit" das Interesse der Philosophen erregt hat. - Der Autor gibt einleitend einen allgemeinen tfberblick uber Gallenerreger, iiber die Verbreitung der Gallen bei Pflanzcn und uber die allgemeinen morphologischen und histologischeii Merkmale der Gallen. Zwar liegt das Schwergewicht bei Insekten als Erregern und hoheren Pflanzen als Wirten, aber Gallen kommen schon bei Algen, Pilzen und Flechten vor, und unter den gallerzeugenden Orga- nismen sind auch Bakterien, Pilze, Algen vertreten. Danach behandelt der Autor im ein- zelnen Bauplane und Histologie der Gallen, gegliedert nach den Pflanzenorganen, die Gallen tragen oder zu Gallen umgewandelt werden. Es folgen Abschnitte uber Lebensweise und Entwicklung der gallenerzeugenden Tiere, uber Pilze, Viren und Bakterien als Erreger von Gallbildungen. Die letzten Abschnitte behandeln die Probleme der Cecidogenese und ver- gleichen die Phytomonas tumefaciens-Gallen mit Tumoren des Tierkorpers. So wird in einer klaren, konzentrierten Darstellung ein nberblick gegeben, der anstelle der teleologischen Betrachtungsweise die Reziehungen zur allgemeinen Physiologie unterstreicht, auf die grol3e Zahl der noch offenen Fragen hinweist und besonders dem Okologen und Physiologen zahlreiche Anregungen vermittelt. Die Abbildungen im Text erlautern in sauber ausge- fiihrteu Strichzeichnungen Einzelheiten der Gallentwicklung oder zeigen Diagramme uber Verbreitung und Haufigkeit der Gallen usw. Die Tafeln bringen photographische Wieder- gaben einer groDen Zahl charakteristischer Gallbildungen. Das Literaturverzeichnis um- faBt 1300 Titel. W. SCHWARTZ (Hamburg)

KENNETH V. THIMANN, Das Leben der Bakterien. Wachstum, Stoffwechsel und Ver- wandtschaftsbeziehungen. (Deutsche Ausgabe nach dem Manuskript zur 11. verbesserten und erweiterten amerikanischen Suflage, 1963, iibersetzt von Dr. H. SENFF, Dr. habil. U. TAUBENECK, Dr. F. ZICKLER und Dr. habil. H. BOHME. Wissenschaftliche Redaktion der deutschen Ausgabe : Dr. rer. nat. habil. UDO TAUBENECK, Institut fur Mikrobiologie und experimentelle Therapie Jena der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin). 875 S., 150 Abb., 55 Tab. Jena 1964: VEB Gustav Fischer. MDN 98,-.

K. V. THIMANNS ,,Life of Bacteria" war schon in seiner ersten amerikanischen Auflage (1955) von den meisten Mikrobiologen als ausgereiftes, vorbildliches Lehrbuch geschatzt worden. Das Buch erschien nach einer 15jahrigen Vorbereitungszeit, in der der Verfasser versuchte, die Bakteriologie nicht nur im Ganzen als Zweig der Biologie zu sehen, sondern auch ihre Entwicklung aus der Vergangenheit bis in die Gegenwart darzustellen. Gerade weil THIMANN diese zweifache Aufgabe in so eindrucksvoller Weise gelost hat, ist sein Buch im mikrobiologischen Unterricht unersetzlich geworden. Man darf deshalb den Heraus- gebern und Ubersetzern fur die ausgezeichnete deutschsprachige Ausgabo des Manuskriptes sehr dankbar sein.

Die bewahrte Konzeption der ersten Auflage ist unverandert beibehalten worden; den Fortschritten der einzelnen Arbeitsgebiete entsprechend, wurden alle Kapitel erganzt, SQ daB sich der Umfang des Buches um uber 100 Seiten erweitert hat. Die gesamte Darstellung ist in vier Teile mit zusammen 26 Kapiteln gegliedert. Der erste Teil uber die Morphologie und allgemeine Physiologie der Bakterien behandelt auch die systematischen Einheiten der Bakterien und verwandter Gruppen einschliel3lich der Viren. Es folgen je ein Teil uber die Rolle der Mikroorganismen im Stickstoffkreislauf und uber den Kohlenhydratstoffwechsel mit der Darstellung der zahlreichen Garungstypen und des Abbaus von Di- und Poly- sacchariden. Der letzte und umfangreichste Teil ,,Wachstum und Synthese" behandelt die anabolischen Stoffwechselvorgange, die Ubertragung von Merkmalen, die chemo- und photoautotrophen Lebensweisen der Bakterien, die Wachstumshemmung und schlieljlich Vorstellungen uber die Evolution der Bakterien. In den meisten Kapiteln folgt die Dar- stellung der historischen Entwicklung des betreffenden Teilgebietes. Die rnit neuen Beob-