verzewiflung · 2018. 1. 31. · der jugendliche geist ist dem wesen nach ein geist des...
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aus: Erikson_1987_Kindheit und Gesellschaft, S. 255-258; 268
S. Identität gegen Rollenkonf~sion
hlit der Aufrichtung cincs guten Verhältnisses zur Welt der I-Iandfcrtigkciten und Werkzeuge und mit Eintritt der sexuellen Rcifc ist dieeigcntliehc Kindheit zu Ende. Die Jugendzeit beginnt. Aber das rasdteKörpcrwad>stum, das fast dem der frühen Kindheit gleichkommt, unddas völlig neue Hinzutreten der körperlidicn Geschleditsreifc stcllcn»ic vorher sdton als zuverlässig empfundenen Werte der Gleid>1>eitund Kontinuität wieder in Frage. Die heranwad>senden, sich entwikkelnden Jugendlichen sind angesichts dieser psyd>ologischen Revolution
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in sich selber vor allem daran interessiert, wie sie in den Augen anderererscheinen, verglichen mit ihrem eigenen Gefühl, das sie von sidi haben,und wie sie ihre früher geübten Rollen und Geschicklichkeiten mit denaugenblicklid> vorherrschenden Idealtypen in Verbindung setzen können. Auf der Suche nach einem neuen Kontinuitäts- und Gleichheitsgefühl muß der Jugendliche viele Kämpfe der früheren Jahre nocheinmal durchliämpfen, selbst wenn er zu diesem Zweck absolut wohlwollende Menschen künstliCh zu Feinden stempeln müßte; auch ist erständig bereit, bleibende Idole und Ideale als Wächter seiner endgültigen Identität aufzustellen.
Die Integration, die nun in Form der Ich-Identität stattfindet, istmehr als nur die Summe der Kindheits-Identifikationen. Es ist diegesammelte Erfahrung über die Fähigkeit des Ich, d tese Indifikationenmit den Libido-Verschiebungen zu integrieren, ebenso wie mit den auseiner Grundbegabung entwickelten Fähigkeiten und mit den Möglichkeiten sozialer Rollen. Das Gefühl der Idk-Identität ist also die angesammelte Zuversicht des Individuums, daß der inneren Gleichheitund Kontinuität auch die Gleichheit und Kontinuität seines Wesens inden Augen anderer entspricht, wie cs sich üun in der gieifbäreri Aussicht auf eine»Laufbahn«bezeugt.
Die Gefahr dieses Stadiums liegt in der Rollenkonfusion"-. In Fällen,in dcncn dieser Zwiespalt auf starken frülieren Zweifeln des jungenMenschen an seiner sexuellen Identität beruht, kommt es nicht selten zu kriminellen oder sexuellen oder ausgesprochen psychotischenZwisd>enfällcn. Wenn diese Fälle richtig diagnostiziert und bchandcltwerden, so brauchen sie nicht die fatale Bedeutsamkeit anzunehmenwie in anderen Altersgruppen. Es ist hauptsächlich die Vnfähigkcit,sich für eine berufsrnäßige Identität zu entscheiden, was die jungctlMenschen beunruhigt. Um sid> selbst zusammenzuhalten, übcridcntifizieren sie sich zeitweise scheinbar bis zum völl igct> Idcntitätsverlustmit den Cliquen- oder Massen-Helden. Damit treten sie in die Phaseder»Schwärmerei«, was keincswcgs ganz oder auch nur vorwicgcndetwas Sexuelles ist-außer die herrschenden Bräuche verlangen diesLiebe des Jugcndlichcn ist weitgehend ein Versuch, zu einer klaren Definition seiner Identität zu gelangen, indem er seine diffusen Ich-Bilder aufeinen anderen Menschen projiziert und sie in der Spiegelung allmählichklarer sicht. Darum bcstcht junge Liebe so weitgehend aus Gespräd>cn
"" Siehe Das Problem der Ich-Identität, Psyd>c X, Stuttgart 1956/57
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Junge Leute können außerdem auffällig»klanhaft«empfinden undgrausam im Ausschluß aller derer sein, die»anders« in der Hautfarbe,im kulturellen Milieu, im Geschmack ureid in der Begabung sind undhäufig sn derart geringfügigen Nuancen der Kleidung und Geste, wiesie gerade als das Abzeichen der Gruppenzugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit gelten. Es ist wichtig, eine derartige Intoleranz als Abwehr gegen ein Gefühl der Identitätsverwirrung zu verstehen — wasnicht heißt, daß man sie verzeihen oder an ihr teilnehmen soll. Denndie Jugendlichen helfen nicht nur einander gegenseitig durch vieleSchwierigkeiten, indem sie Cliquen bilden und sich selbst, ihre Idealeund ihre Feinde zu Stereotypen erheben; sie prüfen paradoxerweisedadurch auch ihre wechselseitige Fähigkeit, Treue zu wahren. Die Be
' reitschaR zu solch einer Prüfung erklärt auch den Anreiz, den einfache
und grausame totalitäre Doktrinen auf die jugendlichen Geister derLänder und Klassen ausüben, die ihre Gruppenidentität (feudal, agrarisch, stammesmäßig, national ) verloren haben oder verlieren und sichder weltumfassenden Industrialisierung, Emanzipation und Kommunikation gegenübersehen.
Der jugendliche Geist ist dem Wesen nach ein Geist des moratoriums,ein psychologisches Stadium zwischen Kindheit und Erwachsensein,zwischen der vom Kind erlernten Moralität und der Ethik, die derErwaChsene entwickeln muß. Er ist ein ideologischer Geist — und tatsächlich ist es die ideologische Warte der Gesellschaft, die am verständlichsten zum Jugendlichen spricht, der danach strebt, von Gleichartigenbestätigt zu werden und bereit ist, sich durch Rituale, Glaubenssätzeund Programme überzeugen zu lassen, die gleichzeitig festlegen, wasböse, was unheimlich und was feindlich ist. Auf der Suche nach densozialen Werten, die der Identität Leitbilder vermitteln, stellt mandaher die Probleme der Ideologie und der Aristokratie einander gegenüber, beide in ihrem weitestmöglichen Sinn, was einschließt, daß innerhalb eines festbegrenzten Weltbilds und eines vorbestimmten historischen Ablaufs das beste Volk zur HerrschaA gelangt und Herrschaftdas Beste im Menschen entwickelt. Um nicht zynisch oder apathisch zuwerden, müssen junge Menschen irgendwie imstande sein, sich selbstzu überzeugen, daß diejenigen, die in ihrer antipizierten Erwachsenenwelt Erfolg haben> damit die Verpflichtung übernehmen, die besten zusein. Später werden wir über die Gefahren sprechen, die von menschlichen Idealen ausgehen, wenn sie der Lenkung von Supermaschinerienals Vorspann dienen, seien sie von nationalistischen oder internatio
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