· vo r w o r t. ein vorwort dient meist dazu, eine rechtfertigung fur die wahl des behandelten...

259

Upload: others

Post on 25-Jan-2020

1 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen
Page 2:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

englische Bankwesen.

E d g ar J a ffe.

Leipzig,

V e r l a g v o n D u n c k e r H u m b l o t.

1904.

M.hfwi t ‘<M 7qA1M [

!NT LZ t I m YVYA R A

Page 3:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

1 1 46270

All e Rechte vorbehalten .

Page 4:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

V o r w o r t.

Ein Vorwort dient meist dazu , eine Rechtfert i gung furdie Wahl d es behandelten Themas zu geben.

I n dem vorl i e genden Fall e kann von e iner s olchen wohlabgesehen werden : Über d ie Bank von England und uber dieFragen des engl ischen Notenbankwesens s ind wir zwar durcheine R e ihe mei s t vorzuglicher Arbe iten unterri ch tet , aber auchd iese s ind te il s veral tet

,te i ls beh andeln sie nur ganz Spez iel le

Ausschni tte aus dem grofsen Gebi ete .

Über das ubrige engl ische Bankwesen besaß en wirAusnahme e inerÜbersetzung vonB a g e h o t s Lombard Streetund einiger kurzer Abhandlungen in verschi ed enen Zeitschriften so gut wie ni ch ts

,bi s A d o l f W e b e r sein Buch

Depo s itenbanken und Spekulationsbanken“

(Leipz ig 1902) veroffentlichte . Auch dieses h at d ie Lück e noch ke ineswegs aus

gefullt ; denn der Verfasser s tel l t si ch vor al l em d ie Aufgabe ,d ie Frage zu beantworten

,ob d as deutsche System der Arbe i ts

vereini gung oder das engl isch e der Arbei tste i lung bessereResul tate ergebe . Er richtet dementsprech end s eine A us

führungen auf d ie Beantwortung d ieser Frage aus und vernachlassigt das , was in ke iner direkten Beziehung zu d iesemProbl em s teht . A ufserdem konz entri ert si ch s einHauptint eressenatürl i cherweise auf di e Sch il derung der deutschen Verhaltni sse

,für wel che die engl i s ch en sozusagen d ie Fol ie bi lden.

Auch d ie vorl i egende Arbe i t wi l l keineswegs das ganze

grofse und vi e l se i tige G ebie t e rs chöpfend behandeln : das könnteerst durch eine Reihe von Spezial arbeiten geschehen

,zu denen

d ie h ier gegebene Darstel lung viel le i cht anregen wird .

Die Absi ch t war vielmehr,in grofsen Zagen ein Gesamt

bil d der engl i schen Kred itorganisation zu geben,sowe i t d iese

in den Bere i ch des Bankwesens fal l t,al so mi t A usschlufs de r

Page 5:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

VI XXIII 4.

Sparkassen,der Kreditgenossenschaften und Ähnl i chem . Der

h ier vorl i egende Te i l b eschrankt si ch auf die Sch i l derungdessen

,was entsprechend der engl ischen Termino log ie das Bank

wesen ausmacht , d . h . das Noten Depositen und Kredi tbankwesen. D ie Darstel lung des Emiss i ons und G ründungs

wesens bleibt e iner späteren Bearbe itung vorbehalten.

Die geringe Anzah l einzelner L iteratur und Quel lennachweise wi rd viel l e i cht auffal l en. Der Grund l iegt einmaldarin

,dafs die Darstel l ung ,

sowe i t sie l i terari sche Quell enbenutzt

,s ich weni ger au f einzelne Angab en in den betreffen

den Werken stutzt d ies führt nur al lzuoft'

zu sch iefenSchlufsfolgerungen und i st besonders gefährl i ch be i der Benutzung engl i scher Bucher , die im einzelnen oft e ine Mengevon Ungenauigkeiten enth al ten a l s auf d ie al l gemeinenResultate d ieser Quel len

,d ie von dem sachverstandigen Teil

der Öffentl i chen Meinung in England als richtig anerkanntworden sind . Da in Engl and eine wi ssenschaftl i che Kritik ,wie wir sie in Deutschl and besi tzen,

kaum vorhanden i st,so

sind di e Äufserungen der Fachblatter und d ie Anerkennungdurch die Praxi s die s icherste R ichtschnur für d ie Zuverlassigke it der Angaben der betreffenden Autoren.

Dann aber habe ich sowei t d ie s i rgend mogl i ch war, versucht

,d ie Darstel lung auf der Kenntnis der tatsächli chen Ver

haltnisse aufzubauen,die ich mi r in e iner langjahrigen kauf

männischen T atigkeit und in engeren personlichen Bez iehungenzu A ngehorigen d es Bankgewerbes in England erwerben konnte .

Herrn A r t h u r S p i e th o ff , dem ich die Anre gung zudiese r Arbe it und viel se i ti ge Unters tützung durch sachkundigenRat verdanke

,sage i ch an dieser Stel l e meinen freundschaft

l ichen Dank .

H e i d e l b e r g November 1904 .

Edgar Jafi'

é .

Page 6:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

I nhaltsverzeichnis .

I . Die A rbeitsteilung im Bankwesen .

D i e B a n k v o n E n g l a n d .

1. Das I ssue Department“2. Das Bank ing-Department

3 . Die Reserv eB . D ie D e p o s i t e n b a n k e n

1. Die Londoner Bankena) D ie „

C ity “ Banken , b) Die ,Westend“ - Banken ,

c ) Die „Sub urban Banks

Die Londoner Banken mit F i lialen in d er Prov inz .

Die Provinzialbanken

Die Privatbank iersDie irischen BankenDie s chottis ch en Bank en

C.Di e K 1 e d i t u n d H a n d e l s b a n k e n1. D ie

„Merchant Bankers“

a) %7ie Entwi cklung L ondons zum K ap italmarkt d erelt

b ) London als„Cleziring-Hau s “ d e1 W elt

2. Die K o lonialbanken3. Die N iederlassungen au sland ischer Banken in London

D . D i e K r e d i t v e rm i t t l e r1 . Die W echselmakler Bi l l Broke1 s ‘2. Die Fond smakler Sto ck Brokers “ )3 . Die Finanzie1ung d er Indu strie und d es Import und

Exp orthande l sE . D a s C l e a r i n g H o u s e

H. Die Organisation d es K red itsA . D i e S c h a f f u n g v o n Um l a u fs m itt e ln

1. D ie Notenau sgab ea) Die Bank von Eng landb) Die Notenausgabe d e1 P1 ivatbankenc) Die Notenau sgab e d er schottischen und irischenBanken

2. Der ScheckverkehiUmfang und Bedeutung d es Scheckve1kehrsZertifizierte S checks

8 . De1 Wechse l

Page 7:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

VIII XXIII 4 .

B . D i e K r e d i tk o n z e n t ra t i o n .

1. Die K assenführung2. Die D epo sitenannahme

3 . Die B ehand lung d er G uthab ena) I n Londonb) I n d er Prov inzc) S areinlagen in d er Prov inzd) nclaimed Balances

4 . StatistikD i e K 1 e d itg ew ah r u n g1. Das W echseld iskontges chaft .

2. Das Akzeptges chäft3. L omba1 d und K ontokorrentkredit .

4. Die T echnik d es Vo 1 schul'sgeschäftes5 . Die L eihsatze d er Banken

Die innere Organisation d er Banken und ihre Geschaftsführung .

A . D i e B a n k v o n E n g l a n d1 . Die inne1 e Organisation d e1 Bank .

2. Die Zentralreserve3. Die Diskontopolitik

B . D i e D e p o s i t e n b a n k e n .

1. Innere Organisation .

2. Das F ilialsystem

3. D ie K onzentrationsbestrebungen .

4. Die K onkur1 enzverhä ltnisse .

C . S i c h e r h e i t u n d R e n ta b i l i t a t

1. Die halbjährl i chen Abs ch lüsse .

2. Die Siche1heit d er Bankena) Die G a1 antiemittelb) Der R eservefondsc) Die N achschufsverpflichtung d er A ktionare

d) D ie Anlagen d er Bankene) Die Pass iva

3. Die Rentab i l ität d er BankenSchlul

s

Die Reform d es Ein-Reserve-Sy stem .

Tabellen

Page 8:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

L i t e r a t u r1

I . Buch er

A t t f i e l d ,Engl ish and F 0 1 eign Bank s . London 1893.

B a g eh o t , Lombard Street . London 1900 (zuerstB o a s e , A Century of Bank ing in Dundee . E dmburg 1867.

C l a r e ,A Money Market Pr1mer. London 1891.

C l a r e, T he ABC of foreign Ex changes . London 1892.

C o b b , T hreadneed le Street. London 1891.

C o n an t , H istory of Modern Bank s of I ssue . N ew York 1896.

C o r d in g l e y , Gu ide to the Stock Ex change . London 1901 .

D i l l o n ,Bank ing in Ireland . Dub l in 1889

E a s t o n , Bank s and Bank ing . London 1896.

T he work of a bank . L ondon 1900 (2.

E h r e n b e rg , G rofse Vermogen. Jena 1902.

F o r b e s , Memo irs of a Banking Hou se London 1860.

F r an c i s , History of the Bank of England . London 1848 .

G i f f e n , E ssays in F inance . London 1882.

G i l b a r t , H istory , Princip les and Practice of Bank ing. London 1900

(zuerst 1827 unter d em T 1tel : A practical treatise on Bank ing“ ,seitdem zahlreiche Auflagen) .

G o d d e n H u t t o n , T he C ompanies acts , 1862—1900. L ondon 1901.

G o s ch e n , Theory of foreign ex changes London 1898 .

G r i n d o n , Manchester Banks and Bankers . Manchester 1877.

H an k e y , Princ1ples o f Bank ing. London 1887 (revi d ierte Ausgabe) .H a r d c a s t l e , Bank s and Bankers . London 1843.

H e l ffe r ich , Das Gel d . Leipzig 1903 .

H i l t o n P r i c e , A Handb ook of London Bankers . L ondonH o wa r t h , Our C learing System. London 1897.

J e v o n s , Money . London 1899 (zuerstK e r r , S cottish Bank ing 1865— 1896. London 1898 .

K i d d y , T he C ountry Bankers Handb o ok . London 1899 (3.

L aw s o n , H istory of Bank ing London 1855 .

M o d e l -L o c h , Die grofsen Berliner Eflektenbanken. Jena 1896.

M o x o n , English Practical Bank ing. Manchester 1901 (11 .

M a c l e o d , Theory and Practice of Banking. London 1893 (5 .

O v e r s t o n e , Tracts on Curmncy. London 1857.

P a g e t , T he Law of Banking. London 1904.

P a l g r a v e , Abstract of evidence , Banks of I ssue , 1875 . London 1876.

Bank Rate and the Money Market . London 1903.

P h i l i p p o v i c h , Die Bank von England imD i enste derFinanzverwaltungd es Staates . Wien 1885 .

1 E s sind h ier nur d 1e W i r k l i c h b e n u t z t e n Werke zitiert , undes

_

1813 nicht b eab sichtigt, eine B1b110 graphie d er ungemein umfangre ichenL iteratur uber d as englische Bankwesen zu geben.

Page 9:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

X u m 4 .

P h i l l i p s ,A H istory of Banks , B ankers and Bank ing in Northumberland,

Durham &c. London 1894.

P r i c e ,Currency and Bank ing. London 1876.

P u l b ro o k ,Jo int Stock C ompanies . London 1901 (3.

R esponsability of Directors . London 1901.

R a e , T he C ountry Banker. London 1885

R i ch a r d s o n ,Coutts C o . London 1900.

R e e v e s , T he Roths chi l ds . London 1887.

S c h ar l i n g ,Bankpoliük . Jena 1900.

S e y d , T he London Bank ing System. London (0 .

S t r u c k,Die Eflektenborse . Leipzig 1881.

T u rn e r , Chronicles of the Bank of England . London 1897.

T h o r p e , How to invest and how to speculate London 1901.

W a r r e n , How to deal with your Banker. London 1900 .

How to ch oose your Banker. London 1900.

Your Bankers Po sition at a glance . London 1901.

W e b e r , Dep o siten und Spekulationsbanken. Leipzig 1902.

W i l s o n , Banking Reform. London 1879 .

I I . Einzelne A ufsatze in ZeitschriftenG l a u e r t , Depositenbildung in England und Deutschland . C onrads

Jahrbucher, 3. Folge, Band 7. 1894.

M am r o th , Die s chottis chen Banken . Ebenda, Band 24. 1902.

N a s s e ,Das engl1sche Bankwesen 1857. Zeitschrift fur d ie gesamte

Staatswissenschaft, Band 15 . 1859 .

S t r u c k , Stud ien uber d en engl ischen Ge ldmarkt. Schmollers Jahrbuch,Band X. 1886.

S t r u c k, Der internationale Gel dmarkt 1888. Ebenda, Band XI II . 1889 .

I I I . Period isch e PublikationemT he E conomist“ , London wo chentlich .

T he Bankers Magazine“ , London (zitiert als B . M ) monatl ich .

Journal of1

the Institute of Bankers, Lond on (zitiert als Institute) 9 Heftejahr ich .

Economic J ournal, London viertelj ahrlich .

Journal of the Royal Statistical S o ciety , London viertelj ahrlich .

J ournal o f the Manchester Statistical S o ciety, Manchester jährlich .

Banking Almanac , London j ahrhch .

S k i nn e r , T he London Banks j ahrlich .

M a t h i e s o n , Handbook for Investors

I V. Handworterbuch d er Staatswissenschaften.

(II . Auflage . JenaArtikel uber :

Die Banken in Groß britannien und Irland . Von N a s s e u . L e x i s .

Zur Statistik d es engl ischen Bankwesens . Von L ex i s .

S check Von G . C o h n.

D iskonto und Diskontopolitik. Von W . L o t z .

Die volkswirtschattliche Bedeutung d es Wechse l s . Von L e x i s .

Page 10:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

E in l e i tu n g .

Die Aufgabe des modernen Bankwesens i st eine dreifache :Erstens sol l e s die zerstreuten Emparnisse und Anl a ge suchend en Kapitalüberschüsse d es ganz en Landes wie in e inemgrofsen Reservoi r sammeln,

zwei tens di e anvertrauten Summendenj eni gen zur Verfü gung stel len

,wel che einen d en Aufgaben

der gesamten Volkswirtschaft entsprechenden Gebrauch davonzu machen imstande s ind , und dri ttens mufs es Sorge tragenfür d ie S chaffung von bequemen und si cheren Umlaufsmitteln

,

durch wel che die Erfül lung der erstgenannten Aufgaben erleichtert bezw . überhaupt erst ermögl i cht wird .

Diese Rol l e d es K r e d i t v e r m i t t l e r s tr i tt be sondersdeutl i ch hervo r in einem Lande wie England , in wel chem diegesamten Barbestände , gegense it igen Forderungen usw . derganzen Volk swirts chaft in den Kassen und Büchern der Bankenerscheinen

,und in dem das Ei genkapital der Banken e ine ver

schwindende Rol l e Spie lt ge genüber demjenigen,über welches

d iese Insti tute in Form des Depositengeschäftes verfügen,und

welches p rak ti sch das gesamte disponibl e Leihkapi tal derganz en Nation reprasentiert.

Das Geschaft der Banken stel l t s ich also dar al s das einesVermittl ers zwi schen zwe i Prinzipalen ,

nur dafs die Bankenih ren Gl äubi gern die Zahlungsfäh igkei t der von ihnen gewähl ten Schuldner garant i eren und h ierfür mi t i hrem ganzenVermögen haften. (Um d ie S i cherhei t d i eser Haftung in den

Augen des Publ ikums zu erh öhen,haben die engl ischen

Deposi tenbanken nur e inen rel a t iv geringenProzentsatz meist20 bi s 30 °/o ih re s geze i chneten Kap ital s im Geschä fte verwendet , der Rest wi rd ni cht aufgerufen und braucht in v iel enFäl len nur eingezahl t zu werden

,wenn d ie Bank in Liquid a ti on

treten sol l te ; er i s t al so al s ein Garantiefonds fur die S icherhei t der der Bank anvertrauten Gel der z u betrachten.)

Schon die A ufzählung diese r Aufgaben zeigt uns, welchegrofsen Anfo rderungen an die O rgani sat i on und Verwal tungder betreffenden Insti tute gestel l t werden müssen :Forschungen XXII I 4 J a f f e.

Page 11:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

2 XXIII 4 .

Das Sammeln der Kapitaluberschusse , das in Englandzur höchsten Vollkommenhe i t au sgebi ldet ist, bringt zugle ichd ie Verpfl i chtung mit sich , durch das Halten genügender Barreserven dem ganzen Aufbau der K red itwi rtschaft e ine sich ereund auskömmli che Grundlage zu s chaffen sowie d ie h ierzuerforderl ichen Edelmetallvorrate aufzubewahren und zuschützen,

Speziel l auch anderen Nati onen gegenüber . I n engsterVerbindung hiermit steht d ie von den Banken gel ei stete Beihi lfe zur Schaffung von Umlaufsmitteln neben d en vomStaa t gel ieferten des gemünzten Geldes in der Form von

Banknoten, Schecks undWechseln, welche h is to risch die Grundl age des ganzen Bankwesens b i ldet .

Die bei wei tem schwierigere und verantwortl i chere A ufgabe da gegen i st d ie zwe ite

,denn sie l egt in d ie Hände der

Banken in der modernen Kred i twirtschaft,auf welcher s ich

heute das gesamte Wirtschaftsl eben der Nation aufbaut , dieEntsche idung darüber

,wer p roduzieren so l l

, und ni cht sel tenauch über das

,was produz i ert werden so l l

,da d ie M oglich

kei t der ganzen modernen Handel s und Indus tri eentwicklungauf der Bere itstel lung grofser Kapital ien beruht , wel che nurdurch die Vermittlung der Banken erfolgen kann. Von ihnenbangt e s ab

,ob d ie M i ttel der Nation in uns icheren

Spekulationen oder in gut fundierten Unternehmungen an

gelegt werden,welche Arten von Unternehmungen ins Leben

gerufen werden und welche ni cht . Ja,ni ch t nur d ie Be

stimmung uber d ie Produkt i on,zum grofsen Teil auch diej enige

über die Art der Konsumtion und die Richtung von Handel undVerkehr unterl iegt i hrer Ents ch eidung

,heute

,wo Transport

unternehmungen,überseei scher und Binnenhande l ebens o auf

d ie Unterstützung des Leihkapi tal s angew iesen sind wie dieversch i edenen Formen der Produkt ion. Ob eine Nati on imw irtschaftl i chen Kampfe ums Dasein

,der heute stärker al s

j e entbrennt,si ch erhal ten und forts chre iten o der unterl i egen

wird,hängt in erster Linie mit davon ab

,wie die obi gen

Aufgab en gelo st werden,d . h . ob das Geld und Kreditwesen,

sowohl h ins i ch tl i ch se iner O rgani sati on,als se iner s i cheren

Fund ierung, d en zu stel l enden Anford erungen genügt oder

h inter denselben zurückb l e ibt . I n ganz besonderem M afse

gi l t d ies aber von England, ni cht nur wei l h i er d i e Kredit

wirtschaft we iter fortgeschri tten al s in i rgendeinem anderenLande

,sondern auch wei l d ie wi rtsch aftl i che Blüte Englands

wie d ie keines anderen Landes vor o der neben ihm auf Handelund Verkehr

, auf Austausch von Industrieprodukten gegenRohstoffe und Nahrungsmittel anderer Völker und Erdtei l eangewi esen

,mit anderen Worten kein Volk in die Maschen

der Weltwirtschaft verstri ckt i s t w ie gerade das engl i s che .

D ie wei tgehende Konzentrat ion al l er Kapitaluberschussein den Händen der Banken hat dem engl i schen Geldmarkt zu

Page 12:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 3

s e iner auch heute no ch unbestr i ttenen Vormachtstel lung verholien ; denn ni ch t die Menge der vorhandenen

,sondern di e

j enigen der v e r fü g b a r e n Kap ital ien gibt d en M afsstab fürdi e Lei stungsfähi gkei t der Kred itorganisation. Mit Ausnahmevie lle icht der Vere inigten Sta a ten i st es keiner anderen Nationgelungen

,di e vorhandenen Kapital i en derart zu mob i l i s ieren

,

w ie die s in Engl and durch Vermittlung der Banken der Fal list. Die grofse Ausbre itung der engl is ch en Handels und

Schiffahrtsverbindungen ebenso wie d ie staunenswerte in

dustrielle Entwi ck lung im Laufe des 19 . Jahrhunderts s inderst ermögl icht worden durch d ie Le ichtigkei t , mit « d er auf

d em Londoner Geldmark t für j edes Erfol g versprech endeUnternehmen d ie nöti gen Kap italien zu bil l i gem Z inssä tze an

stand slos herangezogen werden können. Dafs d ieser Vorte i ld em engl i schen Wirtschaftsl eben zugä ngl i ch war

,l ange ehe

Deutsch land und Frankrei ch sich ä hnl i cher E rl e i chterungenerfreuten

,verdankt es einz ig und al le in der Entwi ck lung

e iner feingegliederten Kreditorganisation , die fü r andereNationen vorb i ldl i ch geworden i st . Ob die Wei terentwi ck lungd i es er O rganis at ion al l en Ansprüchen gere ch t geworden i s t

,

wel ch e neue,veränderte Verhältni s se an d ies elbe stel l en

,wird

s i ch aus den vorl iegenden Untersuchungen ergeben.

D ie Aufgabe einer kriti schen Betrachtung der engl i schenKreditorganisation wird zweckmäfsig in die Prüfung derfol genden Punkte zerfal l en :1 . D ie Organi sation d es Geldmarktes (die Arbe i ts te i l ungim Bankwesen) .

2. Die Organi sat ion des Kredits (die Bankges chä fte) .3 . Verfassung und Verwaltung der Banken ( inne re O rganisation und Geschäftsführung) .

Page 13:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

I . Die A rbeitsteilung im Bankwesen.

Das Grundprinz ip,aufdem d ie engl ischeKred itorganisation

insoweit sie sich ungeh indert entwickeln konnte , si ch aufbaut ,i st das der A r b e i t s t e i l u ng

,indem die h istorische Ent

wicklung und d i e weites tgehende Anpassung an die Erforderni sse des modernen Verkehrs dazu geführt haben ,

dafs fastfür j ede Art der verschi edenen Kred itgeschäfte bestimmteInst i tute oder Personenklassen si ch zum Träger des j eweil igenGeschäftszweiges ausgebi l det haben.

Wir können nach dieser Richtung hin unterscheiden :1 . N o t e nb a nk e n und al s deren Hauptrepräsentanten dieBank von England

, d a die Notenausgabe der anderenBanken eine untergeordnete Rol l e spi el t .

2. D e p o s i t e n b a nk en,die wiederum ihrer Konst ituti on

nach in Akt i enbanken und Privatbankier s zerfal l en. Dieersteren zeigen verschiedenen Charakter

,j e nachdem si e

in London,in der engl ischen Provinz oder in Schottland

bezw . Irl and ihr hauptsächl iches Wirkungsfeld haben.

3 . H a n d e l s o d e r K r e d i t b ank e n ,d . h . sol che , die

ihren Wirkungskrei s ni cht , wie d ie unter 2 genannten, imI nlande finden

,sondern d ie s ich di e Förderung des über

seeischen Handel s zur Hauptaufgabe gemacht haben,und

d ie,dem gröfseren Risik o entsprechend , im Gegensatz zu

den Depositenbanken hauptsächl ich mit e igenem Kapita larbeiten. S ie zerfal l en in : erstens d ie so gen.

„fr e m d e n

B a nk i e r s un d K a u f l e u t e “ ( foreign bankers and

merch ants) , zwe i tens d ie „K o l o n i a l b a n k e n“

(foreignand Col onia] banks) und endl ich dri tt ens in die N i e d e rl a s s u n g e n a u s w ä r t i g e r hauptsächl ich deutscherund französischer B a n k i n s t i t u t e in London.

/ 4_ E m i s s i o n s u nd G r ü n d u n g s i n s t i t u t e (Promoters

,Financial Syndi cates

,Finance Companies and

Trusts) . Ihre Täti gke i t steh t in England völl ig aufser

halb des übrigen Bankwesens und wird h ier nicht berücksichtigt.

Page 14:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXII I 4. 5

Die Arbeitsteilung ist j edoch hierbei ni cht stehen gebl i eben,

sondern es haben si ch wiederum Spez ial insti tute zur Pflegeganz bestimmte r Branchen der Kred itvermittl ung aus gebi ldet

,

wo h i erfür eine besondere Personen Waren o der Platzkenntnise rforderl i ch war . A ufserd em haben si ch in vielen Fäl lenzwischen die Bankins t i tute in ihrer E i genschaft als Kred itgeber ( „Reservo ire de s Le ihkapital s

) und die gewerbetreibenden Kreditnehmer Zwischengl ieder einges choben

,die wi r unter

d er Bezei chnung der „K r e d i t v e r m i t t l e r“ ges ondert zu

betrachten haben werden.

D ie Gesamthei t al l er die ser untere inander in engster Bez iehung stehenden Faktoren ergibt das kompl iz i erte Gebi l dedes engl is chen Geldmarktes , der eine Kred itorganisation von

der grö fsten Feinhe i t , aber auch von der gröfsten Empfind lichkei t darstel lt . Was vor al l em zu dieser Empfindl ichke i t be iträgt

,ist das Vorhandensein j ener Zwi schengl ieder, der Kredit

vermittler d ie ohne se lbst uber bedeutendere Kap ital i enzu verfügen doch in der Übertragung von sol chen d ieHauptrol le Sp iel en. Nach dieser R ichtung hin i st denn auchfür England das , was oben über di e ausschlaggeb ende Roll ed er Banken in bezug auf Rich tung der Produktion usw . gesagtist

,einzuschränken

,indem diesel ben

,infolge ihrer weitgehen

d en Spezia l i sat ion auf gewi sse , fest umgrenz te Geschäftszweige ,d i ese Best immung zu e inem bedeutenden Teil e anderen überl assen. Dies gi l t ganz besonders fur das Gründungswesen,

mit dem s ich d ie Banken prinzip i el l ni cht beschäftigen ; dochauch im Wechselgeschäft

,im Effek ten-Handelsgeschaft u . a . m .

Spielen d ie Kreditvermi ttl er eine oft aus schl aggebende Roll e .Die wichti gsten Kl assen der Kreditvermittler sind : 1 . di eWechselmakler

,2. d ie Fond smakler ,

3 . d ie Produkten und

Warenmakler.

Die Banken,sp ezi el l d ie Londoner D epos itenbanken, haben

d urch die Benutzung dieser Zwischengl ieder des Verkehrse inen Tei l ihrer Aufgabe auf diese abgewälz t . Sie haben dad urch eine grofse Bequeml i chkei t ihrer Geschafstführung und

e ine ausgedehnte Liqu id i tät und S i cherhe i t ihrer Anl agen errei ch t

,abe r indirekt dazu beigetragen,

dafs d ie Verwendungd es Leihkapital s der N ation si ch ih rer Kontrol l e entzo gen hat

,

und dafs es zum Tei l in fur d ie Volkswirtschaft unfruchtb areG ebiete gele itet wi rd . M anche der speziel l a uf der Fond sbörses i ch geltendmachenden M ifsstände s ind erst durch d ie Unters tützung

,wel che die Banken d irek t oder ind irekt der Speku

l at ion gewähren,ermögl i ch t worden und durch d ie Leichtig

kei t,mi t der die überschüssi gen Gelder der Banken zur Unter

s tütz ung der Spekul ati on herangezogen werden können.

Page 15:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

6 XXIII 4 .

Dafs im praktischen Leben die Grenz l inien dieser Arbeitste ilung ineinander fiiefsen ,

d afs auch bei dem konservat ivenCharakter des engl ischen Volkes von e inigen Ins ti tuten Geschäftszweige noch be ibehal ten worden sind

,d ie eigentl i ch

schon in das Berei ch anders organisi e rter fal l en ,so dafs oft

die einhei tl i che Arbe itsteilung nur als Tendenz der Entwi cklung nachz uweisen i st , mag an d ieser Stel l e hervorgehobenwerden gegenuber denj eni gen Praktikern,

welche einer wissenschaftlichen Klassifizierungsarbeit d ie nie zu leu gnendenUnterschiede zwischen den zu einer Kategori e zusammengefafsten Ersche inungen vorhalten und dabei vergessen

,dafs

be i der unendl i chen Fül l e der individuel len Erscheinungene ine wissens chaftl i che Erkenntnis nur auf dem Wege der vorsichtigen Abstraktion zu gewinnen i st .

Wie wei t diese Spez i a l i s i erung fortgeschritten i st,wird

si ch bei der nachstehenden Betrachtung der versch iedenenKategorien von Bankinst i tuten ergeben.

A . D ie Bank v on E ng lan d .

Im Mittelp unkte des engl ischen Bankwesens s teh t d ieBank von Engl and , ein Verhaltnis, welches si ch in Londonauch ortl ieb darstel l t , denn um das Gebäude der Bankgruppieren s ich die versch iedenen Geldinsti tute wie um e inengemeinsamen Mittelpunkt : dem Hauptportal der Bank gegenüber die Roya l Exchange

,auf der das Geschäft in fremden

Wechseln s i ch vo l lz ieh t,daran anschliefsend der Eingang zu

Lombard Street,gl e i ch rech ts in e inem engen Hofe das

Clearinghouse “,sodann die Zentralbureaus der grofsen Depo

sitenbanken ,denen si ch d ie der hauptsäch l i chsten fremden

und Kolonia lbanken anschliefsen ; west l ich von der Bank von

Engl and d ie Sto ck Exchange,d ie Konto re der Fonds und

Wechselmak ler sowi e diejenigen der grofsen Vers icherungsgesel lschaften u . a . 111.

Wenn die Bank von England im Gegensatz zu d en übri genBank inst ituten e iner Füll e von Aufgaben gerecht zu werdenhat , so hat di es se inen Grund in dem eigentüml ichen Doppelcharakter der Bank

,die einerse its eine einfache p rivate Er

werbsgesellschaft auf Aktien,anderse its mit Pr ivil egien mono

polistischer Art ausgesta ttet ist ,wel ch e ihr d en Charakter

eines öffentl i chen Institutes verleihen ; es l i egt h ierin keinBeweis gegen das Grundprinzip der Arbei tstei lung

,die s ich

in d iesem Falle innerhalb des Insti tuts selbst vol l z ieht . Dazukommt , dafs bei d er Bank d ie hi s tori s che Überl ieferung und

der engl is che Konservatismus besonders ins Gewicht fal len,

und dafs sie durch d ie ihr verl i ehene Monopolstell ung in gewisse vorgeschriebene Bahnen gedrängt worden ist , so dafs

Page 16:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 7

die naturliche Entwicklung s ich nicht in gl e ichem M afse

gel tendmachen konnte .

Die Bank von Engl and wurde 1694 a l s pr ivate Aktiengesel lschaft gegründet

,der al s Ersatz d afür

,dafs sie der Re

gierung ih r ganzes Kapi tal (1 200 000 vorschofs,das Rech t

d er Notenausgabe und das Priv i le g der beschränkten Haftungihrer Akti onäre verl iehen wurden.

D ie Erneuerung resp . Weiterausgestaltung dieser R echteim Laufe des 18 Jah rhunderts war mit fortwä hrend en weiterenVorschüssen verknüpft

,so 1709 , al s das Recht der Notenausgabe

dah in erweitert wurde,dafs es ke iner Gesel l schaft von mehr

al s sechs Teilhabern gestattet sein sol l te,Noten auszugehen,

ferner 1742,als der Bank ein förml i ches Monopol des Bank

geschäftes in Engl and ausdrück l i ch e ingeräumt wurde l.

D aneben b esorgte d ie Bank sei t 1751 al l e in d ie Verwaltung d er Staat sschulden und sei t 1780 einen Te i l d er Kassenverwaltung fur den Staat 2.

Diese Verquickung mit denFinanzgeschaften der Regierungführte 1797 zu der berühmten Suspens i on der Barzahlungen,

d i e ers t 1819 wieder in vol l em Umfange aufgenommen wurden.

Erst da s Gesetz vom Jahre 1826 bewirkte eine tei lweiseE insch ränkung der Vorrechte der B ank

,indem es Banken

mi t mehr al s sech s Teilhabern,die aufserhalb eines Radius

von 65 engl i s ch en Meil en um London domiz il i ert und keineFi l ial en in London hatten

,gesta ttet wurde , Noten auszugehen ;

ein weiteres Gesetz vom Jahre 1833 stel l te um Zweifel,die

s ich über d ie Tragwe ite der Privi l e gien der Bank erhobenh atten, zu beheben autori tat iv fest

,dafs diese si ch nur auf

d i e Notenausgabe bezogen,abe r nieht die Errichtung von

Banken mit mehr al s sech s Teil habern aussch lössen, „provi ded

that they did not borrow,owe

, or take up in England any

1 A nd to prevent any doubts that may arise concerning the privilege or p ower given by former Acts of Parhament, to the said G overnorand C ompany o f ex clusive BA N K I N G , and also in regard to the erectingof any other Bank or Banks by Parliament, or restraining other personsfrom bank ing during the continuance of the sa1d Privi lege granted to

the Governor and C ompany o f the Bank of England , as before rec ited ,it is hereby further enacted and declared , by the authority aforesaid ,that it is the true intent and meaning of the A ct that no other Bankshal l be erected , estab l ished , or al l owed by Parl iament, and that it shal lnot be lawful for any body , p o liti c or corp orate whats oever , united , or

to be united , in covenants or partnership , ex ceeding the number o f sixpersons ,

in that part of Great Brita in cal led England , to borrow ,one ,

or take up any sum or snms of money, on their btlls or notes payable at

demand,or at any less t1me than s ix months from the borrom ng thereof,

during the continuance of such said pr1vilege of the said Governor and

C ompany , who are hereby declared to be and remain a corp oration W iththe privd ege of exclusive BA N K I N G

,as before recited .

2 Ph i l ip p o v i c h , Die Bank von England im D ienste d er Finanzverwaltung d es Staates, S . 45 .

Page 17:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

8 XXIII 4.

sum or sums of money on the ir b il l s or no tes payabl e on

d emand , or at any l ess time than six month s from the borrowingthereof“

,eine Bestimmung , die bereits 1834 zur Errichtung

der ersten Depos itenbank in London führte . Dasse lbe Gesetzverl ieh d en Noten der Bank von England d as gesetzl i cheZahlungsrecht für Engl and und Wales ( legal tender)

Di e Schwieri gkeiten,in wel che d i e Bank in d en Jahren

infolge des volligen Mangels e iner zielbewufsten

Diskontopolitik geriet , und die darin gipfel ten,dafs nur durch

d ie Aufnahme einer Anl e ihe von rund 3 Mill i onen in Pari sund Hamburg eine Katastrophe vermieden werden konnte

,

gaben A nlafs zu einer fast leidenschaftl i ch en Kontroverse überd i e Aufgaben e iner Zentralno tenbank und gipfe l ten endl i ch inder berühmten Peelschen Bankakte vom Jahre 1844

,deren

Bestimmungen mit geringen Abänderungen auch heute nochzu Recht bes tehen

,und d i e eine grundsätz l iche Neuordnung

der Rechte und Pfl i chten sowi e d er ganzen Organisat i on derBank brachte .

Diese Neuordnung entsprach den Theorien der CurrencyScho ol “ 1 di e unter der Führung von Lord Overs tone das Ohrd es Premierminis ters gewonnen hatte

,und d ie in der un

heschränkten Notenausgabe seitens der Bank von Engl andund der Provinzialbanken und Bankiers d ie Quel l e de s Übel ssah . Sie gl aubte diese s besei tigen zu konnen ,

wenn d ieNotenausgabe so geregel t wurde

,dafs die Menge der umlaufen

d en Noten fluktuierte, „al s ob statt ihrer nur Bargel d uml iefe “

( „ that when Bank notes are p ermitted to be i ssued , the numberin ci rculation shoul d always be exactly equal to the coin whichwoul d be in circul ation if they did not Da die seSchule nur Gold und Banknoten als Umlaufsmittel ( currency)ansah

,so glaubte s ie ihren Zweck dadurch zu erreichen, dafs

man d en Banken vorschrieb,nur so vi el ni cht in bar gedeckte

Noten auszugehen,al s im Durchschni tt der l etz ten Jahrzehnte

im Verkehr benötigt worden waren,für alles darüber Hinaus

gehende aber Bardeckung verl angte .

Besonders bemerkenswert ist,dafs man in der Hitze j ener

Kontroverse , di e übrigens bis in d ie 70 er Jahre h inein an

dauerte,vo llkommen übersah

,dafs die Notenausgabe , d ie früher

d en wichti gsten Teil des Bank geschäftes ausgemacht hatte ,mehr und mehr durch di e enorme Ausdehnung d es Depos itengeschä ftes in den Hintergrund gedrängt zu werden im Begriffstand . Die Fol ge war

,dafs man den Inhaber der Banknote

auf j ede Wei se gesetzl ich zu s chutzen suchte,dagegen aber

1 Vgl . uber d ie s ch ier endlo seK ontroverse uber d ie „ Currency (Gel d)Theorie“ d en Artikel

„Banken“ von Nasse und Lex is im Handworter

buch d er Staatswissenschaften, 2. A ufl. ,II S . 143, und d ie dort angegebene

1

I

;iteratur , wel che auf Vo l l ständigkeit j edoch keinen Anspruch machenann.

Page 19:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

10 XXIII 4 .

sol chen Vorkommni ssen durch die Regelung der Notenausgabevorbeugen zu können. Was man dagegen erreich te

,war die

absolute S icherung derN ote, an und für si ch schon ein grofser

Erfol g .

Waren so die b e a b s i ch t ig t enWirkungen des Gesetzesvon 1844 wei t hinter dem zurückgebl ieben , was man von

ihnen erwartet hatte ,so sind im Gegentei l im Laufe der

nächsten Jahrzehnte d i e u nb e a b s i c h t i g t e n Wirkungenvon um so grofserer , ja ,

von aussch laggebender Bedeutungfür d ie Entwicklung des engl ischen Kredi twes ens geworden,

und zwar haben s ie ni cht nach der Seite gröfserer S icherheit ,sondern nach der Gegenri chtung hin ihren Einflufs gel tendgemacht . Das Gesetz bewirkte , trotzdem es d ie Privi l egiender Bank von England st ark einschränkte

,zunächst eine Be

festigung der bisheri gen Monopo l stel lung derselben,die zur

Folge hatte , dafs sie,auch nachdem ihr in den grofsen

Depo si tenbanken mächti ge Rival en erwachsen,fortfuhr

,die

führende Stel lung auf dem engl ischen Geldmarkt einzunehmen.

Es i st d ies eine Ersch einung,die unschwer zu erk l ären ist :

Von 1697bis 1826 resp . 1833 hatte d ie Bank das Monop ol besessen,

al s e inz ige Akti engesell schaft Bankgeschäfte in Engl and und Wal e s betre iben zu durfen ; das Notenprivil eg stel l tesie in den Augen des Publ ikums einer Staatsanstal t gl ei ch ;d ie Gesch i chte l ehrte

,dafs die engl ische Regierung si ch in

al len Schwieri gke iten mit der Bank gl ei chsam identifizie1t

hatte ; die Ausweise , wel ch e d ie Bank wöchentl ich veröffent

l i ch te,erlaubten eine Beurte ilung ihrer S i cherhei t

,während

man von dem Status der anderen Banken si ch kein kl aresB i ld machen konnte ; die Bestimmungen des Gesetzes zwangend ie Bank

,als Deckung für d ie Noten einen relat iv hohen

Gol dvo rrat zu hal t en,der

,trotzdem er für die S i cherung der

übrigen Verb indl i chkeiten ni ch t verwendbar war , doch demGanzen d en Ansch ein ungewöhnl i cher Stabi l i tä t gab . Dazukam d ie enorme Höhe des Akt ienkap it al s und der Reserven,

so dafs es ni cht wundernehmen kann ,wenn der Ausdruck

sa fe as the bank “ ( i . e . the Bank of England) Sprichwörtl i ch e Bedeutung erl angte . M an darf wohl sagen

,dafs kein

Kredi tinst i tut der Wel t in den Augen des Publ ikums ein

so l ch es Ansehen geniefst wie sie .

Die natürl i che Folge d ieser Vormachtstel lung war ,dafs

ihr e ine Reihe von Aufgaben zufiel , welchen weder ihreO rganis at ion noch ihre Mittel entsprachen. Wenn sie auchweder durch gesetzl i che Bestimmungen noch durch eigeneWil lenserklärung

,noch auch durch Auftrag von Mini stern

oder Parl ament verpfl i ch tet war,d iese Aufgaben zu erfül len,

so h at sie sich do ch unter dem D rucke der öffentl i chen Meinungdens elben ni ch t entziehen können. Di ese Verpfl i chtungen erwuchsen ih r in erster L ini e aus dem Umstände

,dafs

,nachdem

Page 20:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4. 11

e inige der Privataktienbanken si ch in den Kri sen der Jahre1838 ,

1839 und 1847 als ni ch t l ebensfähi g erwiesen hatten,

das Publ ikum se ine Gelder in erste r Lini e ihr anvertraute,

und dafs die anderen Akt ienbanken ,die mit grofsem M ifs

trauen betra chtet wurden,diese s einigermafsen dadurch zu

zerstreuen suchten,dafs s ie ihre Barbestände ni cht unter

e igener Kontrol l e beh ie lten,sondern sie dem angesehensten

Kreditinst itut der Bank von England,die zuglei ch d er

s icherste und bi l l igste A ufbewahrungsortwar übergaben. A us

dieser G epflogenheit hat s ich dann bei wach sender Ausdehnungdes Depositengeschäftes das „

Ein-Reserve-Sys tem entwickel t,

(1. h . d ie Reserven s ä m t l i c h e r Banken werden be i demZ e n t r a l institut der Bank von England h interlegt,welche die se jedo ch wie einfache Depositen behandel t und inih rem Geschä fte verwend et . Die Bank von England

,d eren

Organi s a ti on und gesetzl i ch e Grundl age d ie einer N otenbankwaren, wurde so zur Depos itenbank

„par excel l ence dadurch

,

d afs sie die„Bank der D ep ositenbanken“ wurde .

Ohne d ie gesetzl i ch fixierte Monopol ste l l ung wurden die

grofsen Banken ke inerl e i A nlafs gehabt haben,d en gröfsten

Tei l ihrer Barreserven zinsl os der mit ihnen konkurri erendenZentral bank anzuvertrauen

, und an Stel l e des grofse Gefahrenin s i ch bergenden

„Ein-Res erve-Systems “ würden weni gstens

di e grofsen Inst i tute genöti gt sein,ih re eigenen Reserven z u

halten, statt si ch in Zeiten von Kri s en und Paniken auf d ie

Hi lfe des Zentral inst ituts zu verlassen,wel ches h i erzu um so

wenige r in der Lage ist,j e meh r sein Einflufs auf dem Gel d

markt ge genüber demj eni gen der es an Geschäftsumfang übertreffenden anderen Banken zurücktr i tt .

Das„Ein-Reserve-System “

an und fur si ch hatte j edochno ch ni cht notwendig d i e Wirkung gehabt , dafs neben demim Issue-Department vorhandenen Golde ni ch t auch andereGoldvo rrä te

,z . B . in den Händen der Ed elmetallhänd ler

(Bull ion-Deal ers) und anderer, si ch ansammelten. D ies i s t aberverh indert w orden durch d ie Best immung ,

welche di e Banknöti gt , jederzei t ih r angebotene s Gol d zu 77 sh 9 (1 per Unze

g) zu kaufen ; d ie staat l i ch e Münze ist all erd ings verpflichtet , ihr übergebene Goldbarren im Mindestwert von

20 000 kostenfre i in Sovereigns umzuprägen ,was einem

Ertrag von 77sh 10% d pe r Unze glei chkommt ; h iervon sindaber in Abzug zu bringen : der Zinsverlu st wahrend der

Prä gung d es G oldes und d ie Ausl agen fur Fests tel lung derFeinh ei t de sselben sowie d i e Aufbewahrungskosten d es gep rägten Goldes , bi s d asselbe wieder zur Verwendung kommt ,welche zusannnen mehr betragen als di e zwischen M unzpreis

und Bankpreis festgesetzte Differenz von d per Unze ,ganz abgeseh en von der Bequeml ichkei t

,das G ol d e infach an

d ie Bank di rigi eren zu können und kostenl o s Noten dafur zu

Page 21:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

12 XXIII 4 .

e rhal ten. Das Resultat ist also , dafs fast al l es Gold 1,wel ches

nach Engl and kommt , sowe it es ni cht zur soforti gen Wiederausfuhr b estimmt ist, in d ie Kel ler der Bank geht und gegenNoten umgetauscht w ird , sonst aber ke inerl e i andere Vorrätevon Bedeutung vorhanden sind . Etwa für den Export gebrauchte Summen

,Spezi el l d ie zur Ausgleichung der inter

nat ional en Zahlungsbi lanz benötigten ,können al s o nur aus

d en Vorrä ten der Bank von England entnommen werden.

Die wochentlichen Ausweise , wel che d ie Bank von Engl andlaut gesetz l i cher Vorschrift veröffentl i ch t

,und d i e zugle i ch di e

S tell e der Bilanz vertreten , da e ine sol che von der Bankni cht bekanntgegeben wird , gehen ein Bild ihrer vi e lse i t i genT ät i gkeit

,s o dafs d i e genauere Anal yse eines so l chen A us

wei ses uns am le i chtesten mit d en vers ch iedenen Funkti onend es Inst i tuts bekannt machen wird . Wir gehen im fol gendenals Beispiel d en Ausweis vom 16. Dezember 1903 .

I s s u e -D e p a r t m e n t .P a S s iv a

Au sgegebene Noten 46927885

A k t i v a :S chu ld d er Regierung (Government Debt)Andere R egierungs S chuldverschreibungenG o l d (Barren und gemünzt) .

B a n k i n g -D e p a r t m e n t .P a s s i v a :

Aktienkapital (Proprietors Cap ital)Reservefonds (Rest) .

O ffentliche Dep o sitengel der (Publ i c Dep osits)Andere Dep ositengelder (Other Dep o sits) .

Laufende Wechse l (Seven Days and other b i l ls)

A k t iv aR egierungs

-S chuldvers chreib ungen (Government Securities) 19 234 927 55Andere Wertpap iere (other securities) 24 841 288

Noten 18 521 450

G ol d und Silbermünze 1 950 029

1 Wenn Go l d , statt in Barren von bekanntem Feingehalt , m der

Form von G o ldstaub , versch iedenen Munzen, Medai l len o der Stückchenimp ortiert wird , so werden derartige Sendungen d en

„Bullion—brokers “

überwiesen , d ie d en Feingehalt feststel len und d ie Sendungen kaufen.

Doch s ind d ie Betrage, d ie sich auf d iese Weise zeitweilig in d en Händens ol cher Handler befinden , keine sehr grofsen. Auch d ie Betrage , d ie

s ich fur Rechnung engl ischer Arb itrage-Banken in N ew York , Paris o derin Transit befinden, sind zu gering, um einen grofseren Einflufs ausuben

zu können.

Page 22:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 13

I n di esen Ausweisen Spiegeln sich zugle i ch vermoge derzentral en Stel l ung

,wel che d i e Bank von Engl and in der

Ökonomie des Geldmarktes e innimmt , die Bewegungen auf

demselben mit zieml icher Deutl i chke it wider ; der wöchentl ich e Auswe i s d i ent daher als Barometer für al l e interess iertenKreise .

1 . Das „ I ssue-Department“ .

Die erste und wichti gste Aufgabe der Bank von Englandist die N o t e na u s g a b e , die nach d en gesetzl i chen Vors chri ften erfo l gt

,welche bestimmen

,dafs d ie ausgegebenen

Noten bi s zu einem festgesetzten Betrag durch Schuldverschreibungen der Regierung zu decken s ind

,e ine Ausgabe

von Noten über di esen Betrag hinaus aber nur gegen Hinterlegung von Edelmetal l gestattet i st . Die Deckung eines Teilesdes N otenumlaufes durch Wechsel , wie dies der deutschenRei chsbank vorgeschr i eben ,

ist de r Bank ni ch t erlaubt . Der

Höchstbetrag der Noten,welcher durch Staatsschuldverschrei

bungen gedeckt werdendurfte,betrug ursprüngl i ch 14 000 000g ,

da man herausgefunden hatte dafs d ie Summe der in den

Händen des Publ ikums befindl i chen Noten in d en der neuenGesetzgebung vorangehenden Jahrzehnten nie unter diesenBetrag gesunken war . M an konnte also annehmen

,dafs d i ese

Summe das für den tä gl i chen Verkeh r absolut erfo rderl icheMinimum darstel l te

,wel ches d aher auch nie zum Austausch

gegen Gold bei der Bank prä sent iert werden könne,so dafs

al s o tro tz der Zinsersparnis auf diese 14 Mil l i onen das Idealdes Gesetz gebers : sämtl iche No ten

,di e überhaupt präsent iert

werden können,durch Gold gedeckt zu sehen, ni cht angetastet

ersch ien ; ein Bei sp iel für d ie Spezifisch engl i sche Kombinationvon reiner Theorie und rein prakti sch en Beweggründen.

Da das Gesetz der Bank gestattet,ihre ni ch t durch Gold

gedeckte Notenausgabe mit j edesmal iger Erl aubni s der Regierung um zwei Dri ttel desj eni gen Betrages zu erh öhen

,

wel cher von denPrivatnotenbanken unte r gewissen Bedingungenaufgegeben werden mufste

,so beträgt zurzei t (End e 1903)

di e durch Staatsschuldverschreibungen gedeckte Summe18 450 000 59 wenn d ie noch bestehenden Privatnotenbankensämtl ich ihre Notenaus gabe aufgegeben oder verl oren habenwerden

,so kann si ch d i e ni cht durch Gold zu deckende

Notenausgabe der Zentralbank bi s auf rund 19 % Mill i onen 58erhöhen.

Wie aus dem Ausweis hervorgeht,gesch ieh t d ie D eckung

de1 18 450 000 58 in de1 Wei se,dafs gegen d iese Summe

11 015 100 59 valed ieren, wel che eine Buchschuld de1 Regierung

be i der Bank d a1 3tellen ; sie ist ein Übe1bleibsel der obenerwähnten Gefä lligkeitsvorschusse, wel che d ie Bank se i t ihrer

Page 23:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

14 XXIII 4.

Gründung im Jahre 1694 zu versch i e denen Zeiten der Regierung gele is tet , und für wel che keine Schuldverschreibungenausgegeben worden s ind ; der Res t bes teht aus gewöhnl i chenS tucken der versch iedenen Anle ihen des engl ischen Staates .

I n dem wöchentl i chen Ausweise gibt d ie unter„Issue

Department “ l inks stehende Zahl die Höhe der gl e ichze itigenNotenausgabe an ; doch ist zu bemerken ,

dafs si ch ni ch t dieganz e Summe im Umlauf befindet ; vielmehr ruht ein bedeutender Tei l im Bank ing-Department “ der Bank selbst

,wovon

unten mehr . Auf der rechten Seite finden wir Posten,die

zur Deckung der ausgegebenen Noten bestimmt s ind,und

zwar Buchs chul d der Regierung,staatl ich e Schuldverschrei

bungen und für den Rest Gold (gemünzt und in Barren) .Das Bankgesetz ges tattet d er Bank

,e inen Tei l (bis zu einem

Viertel des j eweil i g vo rhandenen Gol dvorrates ) dieser Notenreserve in S i l b e r zu hal ten, doch macht di e Verwal tung derBank von diesem Rechte keinen Gebrauch mehr , trotzdem esn i cht an Aufforderungen hierzu von bimetallistischer Seite gefehl t hat .

D iese Bestimmung wird übri gens schon dadurch il lusorischgemacht , dafs Si lber nur b i s zum Betra ge von 2 (40 sh)als gesetzli ch es Zahlungsmi ttel gi l t , während der kleins te Bet rag

,auf d en eine Note l auten darf, 5 beträgt . Das Sil ber

ware also zur Einlösung der No ten ni ch t verwendbar . Fur

d en Gegensatz , der ze itwe il i g zwischen den Ansi chten derBankleitung und denjenigen der anderen Banken und Bank iersherrscht

,i st es beze ichnend

,dafs im Jahre 1897 auf e ine A n

frage der Regierung hin der Gouverneur der Bank si ch berei te rkl ärte

,von der in der Bankakte gegebenen Erlaubni s Ge

brauch z u machen. Infol ge e ines energischen Protestes desKomitees der Londoner Cl earing-Banken sah j edo ch die Regierung von e iner Weiterverfolgung der auf amerikani s cheAnregung hin in Erwägung gezogenen bimetallistischen

Pläne ab 1 .

I n dem Gol dvorrat nun s ind zwe i begriff l i ch streng zus che id ende Summen enthal ten ,

e inerseits d ie G o l d r e s e r v ef ü r N o t e n

,wel che zus ammen mit d en im Issue-Department

héh iidli’

éhénWertpap1eren,zur Sicherung der Einl ösba rkeit der in

d enHänden des Publ ikums befindl i chen Noten der Bank gesetzl ich festgel egt und für andere Zwecke ni ch t verwendbar i st 2

,

1 E conomic Journal 1897 p . 641 .

2 M erkwurd igerweise herrscht uber d iesen Punkt keine vollige

K larheit . Der Wortlaut des Gesetzes s cheint al lerdings durchaus furd ie h ier vertretene Annahme zu sprechen :

„T he who le amount of Bank

o f England notes then (31. August 1844) in c irculation shal l bed eemed to be issued on the cred 1t of su ch securitws , co in and bu l l ionso appropriated and se t apart to the said 1ssue department . “ Aber es

ist dagegen von j uristischen Autoritä ten geltendgemacht worden , dafs

Page 24:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 15

und anderse i t s di e B a nk r e s e r v e,d . h . diejenige Barsumme

,

welche ä1S"Déöküh

'

g“

fiii'

d i'

e“

anderen Verbindl i chkeiten derBank , smT ziö11

"ä l"s

'

ö"der

"bei Re

gierung , der Privaten oder anderen Banken bestimmt i s t . Dainfo lge der e igentüml ichen Organi s a t i on de s engl i schen Gel dmarktes d i es der e inzige gröfsere di sp onibl e Barvorrat in ganzEngl and ist , so reprä sent iert d i ese Bank

_re s _er_

y

d ie e i n z i g e B_a_ ITT—67573? auf re iner Gold

m m esauten engl i schen Kreditsystems,auf der ni cht nur

der Bank sel t'

s

'

owie all er anderenBanken

,sondern auch die j edes engl i s chen Kaufmannes

,fas t

al l er Angehörigen der höheren und Mittelklas sen,der Kom

munen und öffentl i chen Korperschaften ,j a

,eines Te i l es der

engl ischen Kol onien und die des ganzen engl i s chen Staate sa l l e i n beruht . Wir erhal ten den Antei l d er

„Goldreserve

für N oten“

,indem wir von der Summe der ausstehenden

Noten abzieh en : ers tens di e im Banking-D epartment befindl ichen Noten und zwei tens diej eni ge Summe der aussteh endenNoten

,welche ni cht durch Gol d , s ondern nur durch Schul d

t itel der Regierung ge deck t i st . I n dem oben gegebenenAusweise also :Au sgegebene Noten 46927885abzügl ich Noten im Banking-Department 18 521 450

durch Schuldverschrei

bungen gedeckt 18 450 000

36971 450

a lso G o l d r e s e r v e fu r N o t e n

D ie B a n k - G o l d r e s e r v e betrug am gle ichen Tage18 521 450 d . h . sie ist gleich dem Betrage der j ewe i l ig imBank ing-Department vorhandenen Noten

,z u dem eventuel l

noch ein kl einer Kassenvorrat an Gold und S il bermünzehinzutritt .

D ies fuhrt uns zur Betrachtung des

2. Banking-Department“

.

Wahrend das Issue-Department in se iner Geschaftsfuhrungan d ie detai l l ierten Best immungen des Gesetzes gebunden i s tund re in automatisch funkti oni e rt es i s t oft darauf hingewiesen worden

,dafs es viel l e i ch t vorzuziehen ware , d asselbe

auch örtl i ch von dem Bank ing-Department z u trennen , dad iese l okal e Vereinigung der Grund vi el er fal

sch er Auffassungen

d ie Absicht d es Gesetzes nicht d ie gewesen sei , d en N oteninhaber zu

s ichern, s ondern nur d ie Notenausgabe zu beschranken, was schon daraushervorgehe ,

dafs d ie im engsten Zusammenhang mit d em 44er Gesetzestehenden und auf d er gleiehen Grund lage ruhenden entsprechenden G esetze uber d ie Notenau sgabe d er irischen und schotti schen Banken (1845)nur eine Beschrä nkung d er Notenausgabe bezweckten, fur d ie S 1cherungd er Einlosharkeit des normalen N otenumlaufes aber keine Bardeckungvorschrieben.

Page 25:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

16 XXIII 4 .

uber das Wesen der Bank im engl i schen Publ ikum ist trittuns im Banking-Department d ie äl teste und gröfste PrivatAktienbank Englands entgegen, di e durch keinerle i gesetz l i cheBestimmungen genöt igt ist , ih ren Geschäftsbetrieb anders einzuri chten al s di e grofse Zahl der se it dem Jahre 1826 ent

standenen Joint Stock-Banks Der e inzi ge Untersch i edwäre darin zu finden

,dafs sei t 1844 auch das Banking-Depart

ment einen wöchent l i chen Auswei s veröffentl i chen mufs,

während die anderen Aktienbanken erst seit 1879 überhauptverpfl i chtet sind

,wenigstens einmal im Jahre eine Bi lanz zu

veröffentl i chen. Eine Reihe hervorragender Präs identen derBank hat es denn auch wiederh ol t ausgesprochen

,dafs das

Banking-Department keine anderen Rücksi chten zu nehmenhabe al s auf die Interessen der Akti onäre der Bank und d ie

S i cherheit der von ihren Kunden deponi erten Gel der die Geschäftsführung der Bank sei t 1844 ha t aber b ewiesen,

dafs auchd ie theoretisch e iner anderen Ansicht huld igenden M änner inder Prax is si ch do ch der Verpfl i chtungen wohlbewufst waren

,

wel che der Bank von Engl and infol ge ih rer h istoris ch begründeten Monopol stel lung unter dem Druck der öffentl i chenMeinung deshalb zufielen

,weil s ie trotz ihrer rech tl i chen

Stel lung al s reine Privaterwerbsgesellschaft 1. d ie Bank de sStaates ,

2. die Bank der Banken und Bankiers und 3 . dieHüterin des einzigen grofsen Goldvorrates der Nat ion ist .

Der Charakter der Bank al s reiner Privaterwerbsgesellschaft ergibt sich aus den ersten beiden Posten des Auswe isesd es Bank ing-Department . Das e ingezahl te Kapital ( „ Proprietors cap i tal

) in Höhe von 14 553 000 stel l t d ie Bankni ch t nur an die Sp itze sämtl i cher engl ischer Banken (d ie demKapital nach nachstgröfste Uni on of L ondon Smiths Bank “

hat zurzei t ein gez ei chnetes Kap ital von 22934 100 g ,von

denen j edoch nur 3 554785 53 bar eingezahl t sind) , sondernübertrifft dasj eni ge a l l er sonstigen Staats oder Privatbankender Wel t . Die Reichsbank hat bekanntl i ch nur ein Kapitalvon 7500 000 59 (150 Mi ll i onen Mark ) 1 . Im Gegensatz zudem bei d en anderen Banken herrschenden System ist das

Kapita l der Bank von Engl and vol l e ingezahl t,und keine

N achschufspflicht der Akti onäre vorhanden ; dasselbe wird ni chtdurch Aktien repräsent i ert , sondern besteht in Stock “

,

d . h . der jeweil i ge Besitzer i st als sol cher nur in den Büchernder Bank eingetragen,

und es findet Übertragung des Ei gentumsdurch Umschre ibung in d iesen Büchern statt ; das Kap ital i std ementsmechend auch ni cht in bestimmte Beträge eingete i l t

,

wie dies bei Akti en ( Shares) der Fal l i st , sondern kann inbel ieb igen Beträgen ,

d ie j edo ch ni cht unter 100 betragendürfen, besessen resp . übertragen werden.

1 Vom 1. Januar 1905 ab erhobt auf 180 Mi llionenMark ; das Kap itald er Bank von Frankre1ch betragt 182 500 000 Francs .

Page 27:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

18 XXIII 4 .

d ie gesamte Staatsschul denverwal tung . Die gesamten tagl ichen Einnahmen aus d en Zöllen (Customs) , der I nland besteuerung (Exci se) , d i e Stempelabgaben (Stamp duties) u . a . m.

,

ebenso wie d ie überschüssi gen Gelder der Pos t und Telegraphenverwaltung aus dem ganzen Konigreich finden ihrenWeg in d ie Kassen der Bank und stehen so der Regierungsofort w ieder zur Deckung der l aufenden Ausgaben zur Verfügung

,wodurch eine grofse Ersparni s an Umlaufsmitteln

,

Z insen usw. errei cht wird . Sämtl i che Zahlungen des Staatesfur Mil itär und M arineausgaben sowie für sonstige Verwaltungszwecke werden von der Bank gele istet

,die Z insen der

Staatsschul d durch sie ausgez ahlt . Die wöchentl i chen Ein

zahlungen auf den R egierungskonten bel iefen sich in den 1870erJahren auf ungefähr 1 300 000 59 ; der gröfste Tei l d ieserSummen ble ibt in den Kassen der Bank bi s zu dem Tage

,an

wel chem der nächste viertelj ährl i che Z ins auf die Staatsschul dfäl l ig ist ; an so lchen Tagen gelangen dann 5 —6 Mil l i onenauf e inmal zur Auszahlung an das Publ ikum.

Nach Ph i l ip p o v i c h1 betrug in den 80 er Jahren des

19 . Jahrhunderts d ie durchschni tt l iche Jahreshöhe der öffentl i chen Guth aben bei der Bank 7057000 53,

so dafs wennd ie Bank hiervon 40 % in Reserve hält

,was e inen sehr hohen

Satz darstel l en wurde ihr durchschni ttl i ch 4 235 000 59 zurfreien Verfügung stehen.

Die Bank beso rgt ferner d ie Aufnahme neuer Anl eihenfur d en Staat , wenn s ie auch nur al s Zei chnungsstel l e d ient

,

da Engl and seine Anl eihen durchgängi g ni cht,wie dies z . B .

in Deutschl and noch al lgemein gesch i eht,an ein Konsortium

von Banken vergibt, s ond ern si ch direkt an d en Privatkapital isten wendet . S ie befri edigt ferner durch Ausga be von Schatzs cheinen (Exchequer und Treasury

-Bi l l s) die dringenderenGeld hedürfnisse des Staates , und sie macht demselben auchBarvorschüsse (gegen sogen. Deficiency

-Bil ls) , wenn zei tweisedie Aus gaben d ie vorhandenen Kassenbestände überschreiten.

Einbegriffen unte r den Publ ic Deposi ts s ind ferner di e flüssigenGelder der Postsp arkassen (Post-Office Savings-Banks ) und deranderen ebenfal l s unter Staatsaufs i cht stehenden Sparkassen(Trustees Savings Banks) , sowie d ie zur Schul dentil gungb e rei tgestel l ten Summen (Commiss ioners for the Nati onal D ebt) .

Die Bewegungen auf dem Konto der Pub l i c Deposi tssind insofern ohne sehr grofsen Einflufs auf die Verhältni s sedes Gel dmarktes

,al s diese Bewegungen durchgehend s zu fest

stehenden Zeiten erfolgen,und i hre Wirk ungen al lgemein be

kannt s ind . Von gröfserer Bedeutung ist nur das sta rke A nwachsen de1 Pub l i c Deposits “ in dem Zeitraum zw1s6hen

Mitte"Januar und Ende Marz

,wei l d ann der gröfste

-"Peil r der

1a . a. O . S . 213 u . 214.

Page 28:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 19

Steuern ( I ncometax ,Houseduty ,

Landtax) _

fallig s ind ,da in

England—"d iese Zahlungen fü r d as ganz e Jahr auf e inmal zu

l eisten s ind,so dafs uber zwe i D ri tte l der Ein

nahmen d_ _

es Staates bis—Em arz j eden Jah1e_

s_

eingé he .n

DÜ ufserd em der gröfste Teil der vom Städte zu leistendemZahlungen bi s zum Ende d i eser Per iode , die zugle i ch dasEnde des Finanzj ahres i s t , verschoben werden ,

so ste igt da sGuthaben d es Staates in d ieser Zeit auf fast das Doppel te desgewöhnl i chen Standes

,um dann in den ersten Tagen d es Apri l

schnel l wi eder auf d en durchschni tt l i chen Bes tand zu fal l enÄhnl i ch

,wenn auch weniger stark

,wirkt di e Ansammlung von

öffent l i chen Mitte ln zwecks Zahlung der fäll igen Zinsen aufd ie enorme engl isch e Staatsschul d und dann deren Auskehrungan di e Berechtigten,

wel che zuerst eine Knappheit und danne ine Fulle der ve1fügba1 en Mittel des offenen Marktes bewirkt .Am deutl ichsten zei gen s i ch di ese Wirkungen an den Unte1schieden 1n de

“ ’

Spannung zwi schen de1 offiz i el len Bank rateüTi

d'

d ä“

„Mä rket rate of discount “ . Anfang Januar hat der

Markt info lge der Ausschü ttung der D ivi denden genügendeMittel und kann d ie Bank unterb ieten

,j e mehr das Quarta l

s ich j edo ch seinem Ende zune igt,um so ärmer wird der M ark t

und um so reicher die Bank , was s ich in e iner fortsch re i tend en Annäherung de r M arktrate an die Bankrate dokument i ert

,

b i s d ann die grofsen Zahlungen se itens der Regierung am Endedes Quartals d ie Posi t i on umkehren. I n gewöhnl i chen Ze i tenist d ie s die einzige Perio de

,in der die Bank ohne andere

Hilfsmitte l den Markt beherrscht und e inen grofsen Teil desDiskontogeschaftes an sich zi ehen kann ; doch gil t es al s fes tstehende Regel

,dafs sie d iese ihre M acht dann nur in be

schranktem M afse fühlbar macht . Von Ende Marz an sindd i e Schwankungen auf dem Konto gering

,es finden nur

kleinere Senkungen am Ende j eden Viertelj ah res , info lge derZ ahlung von Zinsen und Geh ä l tern

,statt . Im November ist

das Guthaben der Regierung am niedrigsten,

'

Sö"d ä fs

sie dannoft gez wungen i st

,auf deficiency bil ls

“ bei der Bank zubo rgen , um die Z inszahlungen am Ende d es Jahres l e istenzu können ; d ies manifestiert si ch in dem fast regelmäfsigenStei gen der aufgewi esenen

„Government S ecurit ies ( s . unten)

in dem j ewei l i gen ersten Bankausweise im neuen Jahre .

Neb en d en Finanzgeschaften des vere ini gten Köni gre ich esvon G rofsbritannien und Irl and besorgt di e Bank auch d iejenigen d es Kaise rreiches Indien sowie einer Anz ah l derKronkol onien und auch e iniger der sel bständig regi ertenKo loni en, daneben auch d ie v iel er Kommunen und ande reroffentlicher Körperschaften

,d eren Guthaben j edoch zum Tei l

unter d en nächstf'

o lgenden Posten fa l l en.

D iesen nächsten Posten auf der Deb i t-Seite b i l den d ie„O t h e r D e p o s i t s

. D ieselben umschliefsen zwe i vol l i g

Page 29:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

20 XXIII 4 .

heterogene Kategorien von Depos itengel dern,naml i ch : 1 . Gelder

,

die von Kunden der Bank ( öffentl i chen Körperschaftenüßauf

leuten,Privaten usw .) dieser älS gewöhnl i ch e D epos iten über

geben woi den sind ; sie zeigen uns also d ie Bank in ihrerTäti gkei t als gewöhnl i ch e Deposi tenbank , welche ihren Kundenzwar keine Z insen vergütet

,dafür aber deren Kassenführung

besorgt , und 2. d ie„Bankers D epos its “

,d . h . die Summen

,

wel che di e anderen Banken und Bank iers be i der Bank von

Engl and deponie rt h aben,und welche di e gesamte Barres erve

sämtl i cher Bankinst itute Engl and s repräsent i eren. Bis zumJahre 1877 wurden d iese bei den Posten in den Wochenauswe isen der Bank gesondert aufgeführt unter den Titeln :„Private Dep os its “ und

„Bankers Deposits “

,und es i st ein

schwer zu rechtfe1 tigender S chr itt , dafs d ie Bank von dembis dah in befol g ten Systeme abgegangen ist

,trotzdem von

d en berufensten Persönl i chkei ten wi eder und wieder geforde1 tworden ist, zu d en früheren Gepflogenheiten zurückzukehren,

beharrt si e bi s h eute bei der damals inaugurierten Neuerung .

Wenn man si ch kl ar macht,e ine wi e ungeheure Wichti gke it

gerade das Verhäl tni s d i ese r Bankierguthaben zu der Reservedes Zentral inst i tutes h at

,so wird man der Bank d en Vorwurf

ni cht ersparen können,dafs s i e s i ch h ier e iner Versch leierung

schul dig macht,die d ie schwersten Schaden nach si ch z iehen

kann. Um zu begre ifen,was die Bankierguthaben fur d i e

Stabil i tät de s ganzen Bankwesens bedeuten,mussen wir bereits

hier e inen Bl i ck auf den engen Zusammenhang des ganzenengl i s chen Kreditsystems werfen

,dessen Bindegl i e d gerade

d iese Bankierguthaben b eim Zentral insti tut sind .

I n Engl and und Wales,in noch höherem Grade in S chott

l and und in ni cht v iel geringerem in Irland i s t di e Z irkulationvon Metal l geld und Noten im Vergl eich zu dem enormenVerkehr eine ganz minimale , was dadurch errei cht wird , dafsni cht nur j e der Gewerbetreibende

,von der grofsen Aktien

gesel l sch aft herunter bis zum kle inen Krämer , sondern auchj eder Beamte

,j a fast sämtl i che selbständ ige Angehöri ge der

oberen und mittleren und bis herunter in die bessere A rbeiterkl as se ein Bankkonto hat und se ine Kassenbestände und

Kass enführung einer Bank ubertragt, indem er seine Einkäufefast ausschliefslich durch eine Anweisung auf d ie selbe (Cheque)bez ah l t . I n den Händen des Publ ikums befindet s ich al s o anGel d und Noten nur

,was für d en —tä gl i chen Verkehr er

förderl i ch ist ; die Banken und deren Agenturen im ganzenLand haben in ihren Kassen aber auch nur so viel an Barbeständen

,wie der tägl i che Verkehr erfordert ( „Til l

D er Rest wird,fal l s di e Zentral e s i ch in London befindet , an

diese abgeführt,oder wenn dieselbe si ch in einer der grofsen

Provinzialstäd te befindet,so hat sie wieder ein sie vertretendes

Bankinst itut in London ,dem sie die überflüssi gen Summen

Page 30:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 21

z uwei st . Von d en Londoner Banken werden d iese Gel der,

wie Später ausführl i cher zu beschre iben i s t,wiederum der

Bank von England üb erwiesen,welche durch Vermittlung der

Abrechnungsstell e (des Clear inghouses) einen Teil der Kassenführung der Banken übernimmt . S o repräsenti eren d ieseBankguthaben also ni ch t gewöhnl i che Depos iten

,wel che ge

nügend gedeckt s ind , wenn man e inen kleinen Teil al s Reservebehäl t und mi t dem anderen wieder Geschä fte macht , sondernsie repräsenti eren di e e inzi gen Reserven ni cht nur der Bankenund Bank iers

,sondern al l er Gewerbetreibenden. j a e igentl i ch

d ie des ganz en Landes und müfsten al s sol che j edenfal l s intaktg ehalten werden. Die Bank von Engl and behandel t sie aberzum gröfsten Tei l al s gewöhnl i ch e Deposi ten,

und in der Zei t,

in wel cher die Bankierguthaben al s selbständiger Posten ind em Wochenauswei s der Bank ersch ienen ,

ist es häufig vorgekommen,

dafs die Gesamtreserve des Banking-Departmentsnicht hinrei chte , auch nur d iese Guthaben zu decken 1

; . manist naturgemäfs geneigt zu gl auben ,

dafs h ier in der Grundzu suchen i st

,warum die Bank es vorzieht

,diese Guthaben

ni cht mehr separat aufzuführen,indem sie mit Recht fürchtet

,

d afs eine grofse Beunruh igung d es Gel dmarktes j edesmal eint reten wurde

,wenn das Verhältni s zwischen Bankierguthaben

und Bankreserve sich ungünst i g gestal tet eine besserePol itik wäre es j edenfal l s , die Summe zu veröffentl i chen und

d ie Reserve dementsprechend höher zu halten.

Wei l al so di e„Bankers bal ances “ d en kurzen Arm des

Hebels bi lden,an dessen anderem Ende das ganze Gewicht

d er gesamten in und ausl änd ischen ZahlungsverpflichtungenEngl ands hängt

,und durch d en al l e diese Verpfl i chtungen auf

d ie Reserve der Bank von England bez ogen werden,sind die

B ewegungen d ieses Postens von allergröfster Bedeutung .

D ie„Bankers balances “ setzen si ch selbs t wieder aus dre i

verschiedencih—Bestandtei l en

zusammen,denn sie enth a l ten :

1 . Die Summen,welche j ede Bank sozusagen als Kassen

bestand b'

ei‘

d‘

er“

Bank von England hal ten mufs,damit diese

imstande ist,d ie tägl ichen Ab und Zus chre ibungen im

Clearinghouse fur sie vorzunehnien ; bei den enormen Ums ätzen

,di e an d en vierzehntägigen S tock-Exchange se ttl ing

1 Vgl Tabel le 3 ,wel che d ie durchschn ittliche Hohe der „

Bankersbalances“ , soweit diese bekannt geworden s ind , sowie deren Verhaltniszur Barreserve d er Bank von England wiedergibt. W ie sich d ies Verh ä ltni s heute stel lt, kann nur nach Anal og ie d ieser bis 1878 rei chendenZahlen annä hernd berechnet werden. Wahrend d er grofsen Krisen d erJahre 1847

, 1857 und 1866 war d as Verhaltnis d er Reserve zu d en

„ Bankers balances “ natürl i ch ein besonders ungunstiges :

am 30. Okt. 1847 betrug d ie Reserve nur 81 0/o d er „Bankers balances

11. N ov. 1857 3016. M ai 1866

(P a l g r a v e , Bank Rate and the Money Market, p .

Page 31:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

22 XXI I I 4 .

days ni ch t sel ten 50 Mill i onen und mehr betragen,i s t

h ie rfür al lein schon ein sehr bedeutender Betrag der Gesamtsumme abzusetzen.

2. Enthal ten si e die Barreserven der Banken,d . h . di e

jenigen Summen Bargel d , wel che d i e Banken berei t hal tenmussen für den Fal l , dafs aufsergewöhnliche Ansprüche nachd ieser R ichtung hin an sie gemacht werden s o l l ten

,wie z. B.

im Fall e e ines pl ötzl i chen Runs “ , da s i e sel bst nur die fürd en 1 egelmäfsigen_

tägl ichen Gebrauch benöti gten Summeninihren eigenen Kassen halten.

Diese be i den Posten sind naturgemä fs sehr stabil , d ererstere erhöht sich nu1 langsam im Laufe der Jah1 e mit demzunehmenden Umfange der Umsätze,

und der zweite z ei gtstark e Bewegungen nur in Zeiten grofser Unruhen,

al so besonders be im Herannahen einer Kris i s

,indem dann d ie Banken

ih re Reserven bei der Bank von England erh öhen,um gegen

den here inbrechenden Sturm gerü stet zu se in. Ein gutes Be iSpiel hi erfür bi eten d ie auf den Zusammenbruch der FirmaAlexander Col l i e Ci e . und e iner Anzahl anderer gröfsererHäuser im Jahre 1875 fol genden Erei gni sse

,die deshal b von

Intere sse sind , wei l di e Bewegungen d er „Bankers bal ance s “

damals genau bekannt waren.

darunterOther Depo sits, Bankers balances 1Mi l l ionen Mi llionen :

19 . M ai 17 g22. M ai : Krisis in R io, Zahlungsein

stel lung einer d ortigen Bank .

S chwierigkeiten in London .

26. M ai

31. M ai . G rofsere Zahlungseinstel l ungen2. Juni3 . 8 Juni : KeineweiterenZu sammen

bru ch e ; Rückkehr d esVertrauens .

9 . Juni15 Juni : Zusammenb ru ch von

A . C o ll ie C o . und mehrereranderer Firmen.

23. Juni24.—29 . Juni: Weitere Zu sammen

brü che .

30. Juni

I n sech s Wochen z eigten al so d ie„Other D epos its eine

Zunahme von Mill i onen von denen ni cht weniger als7 Mil l i onen auf di e Banken entfal l en

,d i e ihr Guthaben

fast verdoppelten.

Im Jahre 1878 , zur Zei t d es Zusammenbruches der C i tyof Glasgow-Bank , stiegen d ie „

O ther Deposi ts “ von Millionen 53 am 25 . September auf M i l l i onen am 16. Ok

1 C l a r e , A money-market primer, p . 32.

Page 32:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 23

tober ; 1890 bei der Baring-Kris i s in e iner e inz igen Wochevon dem bere i ts hoh en Stande von auf M il l i onen

„gg.

A hnlich 1885,al s Verwicklungen zwis chen England und Rufs

land drohten,und die „Other D ep osi ts

“von 24 Mil l i onen

‚g?im Februar auf 34% Mil l i onen 59 im Jul i sti egen.

3 . Das, was den Bankers bal ances und damit dem ganzenPo sten der Other Deposi ts “ in gewöhnl i chen Zei ten se ineE i gensch aft afi äfön?etér der dem Geldmarkt zur freienVerfügung stehenden Mittel ve11eiht

,i st der d r i t t e Bestand

te11“

namlichm

d ie Gel der,welche d? Bähken augenblickl i ch

ni cht in ihrem Geschäfte unterbringen können und d ie naturliT

°

starken Schwankungen unterworfen sind . Ein Steigender fast regelmäfsig in denjenigenPerioden ein , an denen d i e Z insz ahlungen auf di e engl i scheS taatsschul d stattfinden

,und häl t an

,bis diese Summen A n

l age gefunden haben ; in Peri oden starker D epression desGeschäftsl ebens ist e ine fast chroni sche Überfül lung mi t undismnierten G eldern zu beobachten

,welche d en Leihsatz des

offenen Marktes dann bis fast auf d en Nullpunkt h erabdrü cken.

Ein starker Rück gang der O ther Depos i ts“ i s t d age genmei st der Vorbote e ines Anzi ehens des Leihzinses.

S ei t den 1890er Jahren,d . h . al so s e i tdem fast al le Banken

regelmä fsige halbjährl i che resp . monatl iche Ausweise veröffentl i chen

,sind noch zwe i ganz regelmäfsig wiederkehrende Be

wegungen hinzugekommen ; si e bestehen in einem Anschwel lenam Ende und einem A bflauen am Anfang jeden Monats , e ineBewegung

,di e si ch besonders stark Ende Juni und Ende

D ezember fühlbar macht . Der Grund l ie gt darin,d afs die

Banken um ih re Ausweise mogl i ch st günsti g zu gestal ten,

vor dem jedesmal i gen Abschlü sse einen Tei l ihrer ausgel i ehenenGelder zurückzieh en, um d iese dann al s K assenbestände aus

wei sen zu können und,nachdem dieser Zweck erfül l t i st , so

fort wieder ausl e ihen.

Die Bank vonEngland tragt dem Umstä nd e , d afs s i ch ind enBankers balances “ d iese versch i edenarti gen Bestandteile vere inigen

,insofern Rechnung

,als sie nach Angabe eines lang

j ährigen D irektors l nur d ie Minimalbeständ e dieser Guthaben

,d . h . al so d i e Summen,

wel che d ie Banken al s e isernenFond und zur Deckung d er Clea ring-Home Umsätze beimZentra l ins ti tut stetig h al ten ,

in ih rem Geschä fte verwendet ,wei l d i es e ja auf keinen Fal l se i tens der Banken zurückgezogen werd en können. Hierüber h inausgehend e Summenal so d en regelmä fsigen Schwankungen unterworfenen Tei lbehand el t sie dagegen ni ch t als gewöhnl i ch e Depo s i ten und

verwendet d ies e wed er zum Ankauf vonWechseln noch selbstzu Darlehen an d en offenen Markt . Eine schärfere Ver

1 T . H a n k e y , Principles of banking, p . V.

Page 33:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

24 XXIII 4.

urteilung als sie in d ieser na iven Selbstvertei di gung enthal teni s t

,hätte kein no ch so scharfer Gegner des Ein-Reserve

Systems aussprechen können,d enn wenn di e Bank von Eng

l and die Verpfl i ch tung anerkennt , d ie Reserven der anderenBanken ni cht als gewöhnl i ch e Depos iten zu behandeln

,so

mufs s i ch dies doch ni ch t nur auf d ie zufä l l igen Überschüssed iese r Reserven,

sondern auch ganz besonders auf d en bl e ibend en Grunds tock ders e lben bez iehen. Nur bezüg l i ch derCl earing-House-Balances bes teh t ein gewisses Recht

,diese in

ihrem Geschäfte z u verwenden, einmal , um sich für die Arbe itdes Abrechnungsverkehrs e ine Entschädigung zu schaffen

, und

zwei tens,weil h ierzu seitens der Bank von Engl and Bar

summen nur erforderl i ch s ind , wenn e inmal d as ganze Gebäudedes Clearing zusammenstürzen so ll te

,und dann i st j a so wi e

so al l es verlo ren.

Der nä chste Posten Seven days and other b il l s “ zeigts tets nur minimale Betrage

,er ist ein Überble ibsel aus der

Zei t der l angsamen Postverbindungen,al s d ie Reise

,d ie e ine

Z ahlungsanwe isung auf dem Wege von London in die Provinzund zurück machte , ni ch t selten eine Woche erforderte

,und

man um Zinsverlust zu vermeiden statt der Banknoten so

genannte Postwechsel (Post b i l l s) mi t s iebentägiger Laufzei tve rwandte.

Wir wenden uns nun zur K r e d it s e it e des Ausweisesde s Bank ing - Departments und damit zu den A k t i vg e s c h ä f t e n der Bank . Denn die beiden ersten Posten„Government securit ies

“und

„Other securi t i e s repräsent ieren

1116111?nur d ie Anlagen,wel che"di e Bank selbst gemacht ha t ,

um e inen Tei l ihr—ei Gel der zu placieren

,indem sie Schuld

ve rs chre ibungen der R egie1ung oder andere marktgängi geWertpapie1e auf e igene Rechnung kauft

,sondern vi e lmehr

zum gröfseren Tei l sol che Dokumb

ente,wel che der Bank al s

S i cherhei t übe1geben worden sind gegen von ihr gemachteDarl ehen

,und d ie

damit formel l in ih ren Besitz übergehen ;d

ies‘

betuht auf einem Grundsatze des„Common Law“

,nach

dem d as als Si cherhei t für ein Darlehen verpfändete Objektd urch die Verpfändung jurist isch in das Ei gentum desGläubi gers ubergeht ,

während dem S chuldner nur die Nutzniefsung verb leibt , bis d ie Verpfändung wieder rückgäng ig gemacht i st ; ein Satz

,der sich auch auf di e hypothekarische

Verpfä ndung von Häusern,Grundstücken u . dergl. aus dehnt ,

indem in sol chen Fäl l en die Besi tzti tel dem Hypothekengläub iger ubergeben werden.

Die Other securiti e s “ setzten si ch Spez iel l zusammenaus Schul dverschre ibungen der grofsen Städte und K ömfiiüh en,

dann aber aus Wechseln, welche d ie Bank entweder erworben(d i skontiert) ha t , oder di e al s S i cherhei t fur ein Darlehen ihrübergeben werden. Das Diskontogeschäft der Bank i st gegen

Page 35:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

26 XXI I I 4.

von M il l . am 9 . M ai auf Mi l l . am 16. M ai 1866 (Overend ,Gurney

16. Juni 30. Juni 1875 (A&

C o llie& Co

25 . Sept . 16. Okt. 1878 (C ityo

ofGlasgow—Bank ),

„12 N ov. 19 . N ov . 1890 (Baring

3. Die R eserve.

Die bei den l etz ten Posten auf der Kred itseite (Notenund Gol d und Silbermünzen) bilden den al l erwi chti gsten Teildes ganzen Bankauswe i ses .

Die im Bank ing-Department befindl i chen Noten (wel chejederze it im Issue-Department gegen Gold umgetauscht werdenkönnen) stel l en zusammen mit dem geringen und nur zurDeckung der tä gl i chen Kassenerford ernisse best immten Barvo rrat des Banking-Department s se lbst . die Reserve dar , welchedi eses häl t

,um jederze i t den Ansprüchen se iner Depo si ten

gläubiger gerecht werden z u können. Da zu d iesen durch di eVermittlung der

„Bankers balances “ j edoch ni cht nur die

Banken se lbst,sondern auch die Depositengläubiger al l er

Banken des ganzen Landes und dadurch,dafs die Bank

von England zuglei ch Staatshauptkasse ist auch dieGlä ubiger der Regierung

,der Sparkassen usw. geb oren

,so ist

die Re serve des Banking-Departments zuglei ch d ie Zentralreserve des

'

ganzen‘

Land es, neben der keine andere exi st i ert ,und

—auf der am Ende a l l e gegense i ti gen Forderungen ni ch t

nur der engl ischen Volkswirtschaft,s ondern auch der fremden

Nati onen an diese basi eren. All e d iese Forderungen sind imletzten Ende in G o l d z ahlbar .

D ie Reserve i st demgemafs e iner zweifachen Reihe von

Schwankungen unterworfen : sol ch en,die aus Bedürfnissen des

i nn e r e n Marktes,

und solchen,di e aus demj enigen des

i n t e r n a t i o n a l e n Verkehrs herrühren. Erstere z erfa l l enin r e g e lm ä fs ig w i e d e r k e h r e n d e und in a u f s e r

g e w ö h n l i c h e . Die regelmä fsigen Bedü rfni sse resp . di edurch sie hervorgerufenen Schwankungen der Reserve sindvon geringerer Bedeutung , e inmal , wei l ihr E intreffen bekanntund al so entsprechende Vorsorge ge troffen werden kann, und

dann wei l s i e eben deshalb auch keinen Einflufs auf di eStimmung der bete i l igten Kreise ausübt ; e ine Verminderungder Reserve selbst um eini ge Mill ionen fur die bekanntenund regelmäfsig wiederkehrenden Bedürfni sse des innerenVerkehrs hat so gut wie keinen Einflufs auf den Geldmarkt ,wei l man weifs

,dafs die betreffenden Summen innerhalb e iner

bestimmten Frist wieder in d ie Bank zurückfliefsen. Eineähnl i che Verminderung aus ni ch t vorherzusehenden Grundenbringt dagegen die grö fste Beunruh igung mit si ch eineVerstärkung ders elben kann zur Panik führen.

Page 36:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 27

Die r e ge lm ä fs ig e n Bewegungen zeigen ein starkesAnsteigen der Reserv e von dem Tiefstand im Januar b is zumHöchststä nde Ende März

, gröfstenteils begründet in der schone rwähnt en Zahlung von Steuern im ersten Quartal . Da ein

ni ch t geringer Tei l dieser Steuern von Personen gelei stet wird,

die ke in Bankkonto haben und also in Noten oder Münz ezahl en

,so veranlafst d ie s e inen starken Rück gang d es Bar

wie des N otenumlaufes im ganz en Lande und ein entsmechendes

Ste i gen d er Bankreserve . Nach C l a r e 1 betragt der regelmäfsige M inderumlauf gegen Ende des ersten Vierteljahres an

Münz e 3 Mill i onen und an Noten M i l l i onen ge,was

zum gröfsten Tei l auf d ie S teuerzahlung zurückzuführen ist.

Der Rest der fäl l i gen Steuern kommt aus den Guthaben d eranderen Banken be i der Bank von England

,indem deren

Kunden ih re Steuern mittel s Cheque auf ihre Bank bezah len.

A uf diesen Hochstand fo lgt ein rapi der Fal l , der einenTiefpunkt iHL-

M ä 1 errei ch t , dadurch ,dafs fast al l e gröfseren

Zahlungen in Schottl and zu zwe i best immten Terminen imMai und November erfo lgen

,und d ie dortigen Banken zur

S i cherung ihrer d ann vermehrten Notenausgabe gröfsere Goldbeträge der Bank von England entz iehen

,wel che nach sechs

bi s a ch t Wochen wieder zurückkehren. D er Rei severkehr ind en Monaten Jul i bis September veranlafst wi ederum ein

Fall en der Reserve,ebenso wie d ie am Ende jeden Quartales

e intretenden grö fseren Zahlungen von Z insen und Gehäl tern.

Der Tiefpunkt wird im November errei cht durch die Kumulierung der schotti s ch en Bedürfni s se mi t der Erschöpfung derR egierungsguthaben. Wie ge sagt

,s ind d iese bekannten und

regelmä fsig wiederkehrenden Schwankungen ohne gröfserenEinflufs

,treffen si e jedoch mit e iner aufsergewöhnlichen Störung

zusammen,so tragen s i e dazu be i

,diese zu verstärken ; e s ist

in dieser Hinsi ch t bezeichnend,dafs d ie grofse Panik von

1857 Mitte November , d i e noch schl immere von 1866 MitteMai ausbrachen , al so zu der Ze i t , al s d ie Wirkungen der

s chott i s chen Bedürfni sse s ich geltend machten.

Die au fs e rg ewö h n l ich en Schwankungen der Reserveaus Gründen des i nn e r e n Verkehrs haben ihre Ursacheentwede r in sehr günst igen Umständen : näml i ch in einempl ötzl i ch auftretenden A ufschwunge oder in sehr ungünstigen :e iner herannahenden Kri si s . I n er sterem Fall e wird d ie

Nachfra ge nach Gol d zu Lohnzahlungszwecken steigen , imletz teren die Nachfra ge nach Noten

,d a Banken und Kaufl eute

versuchen ,si ch in den Besitz einer gröfstmöglichen Summe

gesetzl i cher Zah lungsmittel zu setzen. Im ersteren Fal l e findete ine Beunruhi gung ni cht s tatt

,da bei dem steigenden Ver

trauen durch stärkere I nansmuchnahme anderer Kred itumlaufs

1a. a. 0 . p . 27.

Page 37:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

28 XXIII 4 .

mittel an Stel l e der durch das Bedürfni s nach Gol d aus demVerkehr gedrängten Noten Abhilfe geschaffen wird ; bes onders , da in sol chen Zei ten d i e aus der Bank entnommenenZ ahlungsmittel sehr schnel l zu dieser zurückfliefsen. Ganzanders in Zeiten der Beunruhigung . Während sonst die inUmlauf befindl i che Menge von Gold und Noten d en A nsmüchend es Verkehrs genügte ,

weil das Hauptbedürfnis desselbendurch d en s i ch j edem Erforderni s genau anpas senden Gebrauchvon Cheques befriedigt wird , so ze i gt s ich j etzt pl ö tzl ich ein

d ringendes Verlangen nach dem Besitz e iner gröfseren Mengegesetzl i cher Z ahl ungsmittel ni ch t nur für den Verkehr , sondernals Reserve für Notfäl le ; j e h öher die Beunruh igung ste igt ,um so dringl i cher wird dies Verl angen. D ie grofse Gefahr l iegtsowohl in der Plötzl i chkeit des Auftretens wie in der j edervernünfti gen Berechnung si ch entz iehenden Ausdehnung d iese rBedürfni sse . Da d ie ni ch t gegen Gol d ausgegebene Notenmenge der Bank von England durch das Gesetz auf 18 450 000l imi t iert i st

,d i e in den Kassen der Bank von England

,der

anderen Banken und im Umlauf befind li che Goldmenge nachversch iedenen Schätzungen durchs chni ttl i ch 100 Mill i onenbeträgt 1

,so erg ibt d i es ca . 120 Mill ionen gesetzl i che

Zahlungsmittel,die in gewohnlichen Zeiten vö ll i g aus rei chen,

aber fur sol che bes onderen Bedürfni ss e keinen genügendenSp ielraum lassen. Treten derartige Bedürfnis se allmäh l ichein

,so kann die Bank durch Diskontoerhöhung Gold aus dem

A usland e heranz iehen und Noten gegen dieses in Umlaufsetzen. Bei pl ö tz l i ch auftretendem Verl angen nach bedeutendenExtrasummen versagt d ies Mittel le ich t , und dann bl eibt nure ine Suspendierung des Bankges etzes übrig

,wie sie 1847, 1857

und 1866 tatsächl i ch erforderl ich war,um zu verhindern, dafs

d a s ganze Kred itgebäude zusammenstürz t . Al s in d iesenFäl len die Reserve des Bank ing-Department s o gut w i e erschöpft w ar

,ermächt i gte die Regierung die Bank , aus dem

Issue-Department Noten zu entnehmen,welche ni cht durch

Gold,sond ern durch Hinterl egung von Staatspap ieren ged ekt

waren. Ein anderer Ausweg war unmögl ich, denn die Reservebetrug in dem j ewei l i g l etz ten wöchentl ichen Ausweis vo r derSuspendierung des Gesetzes :

30 . Okt . 184711 . Nov . 1857

16. Mai 1866

1 Nach H e l ffe r i c h , Das Ge l d , Leipzig 1903, S . 193, betrug d er

monetare Go ldvorrat Englands am 1. Januar 1900 2044 M il lionen Mark( dazu 470 Mil lionen Mark S i lber mit beschrä nkter Zahlkraft) Die englischen S ch ä tzungen s chwanken zwischen 70 und 115 Mi l lionen vergl .A nm. auf S . 102.

2 P a l g r a v e a . a . 0 . p . 89 .

Page 38:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 29

und konnte auch ni ch t durch d en Verkauf der in d en Händ ender Bank befindl ich en Wertpapiere ergänzt werden, da infol gedes Ein-Reserve-Systems und des Fes thal tens der Noten s e itensdes geängst i gten Publ ikums niemand imstande war, dieselbenzu kaufen

,ohne das Geld dazu wieder aus der Bank selb st

zu entnehmen.

Von noch grö fserer Bedeutung al s d ie Erforderni sse desinneren Verkehrs s ind di e Ansprüche ,

wel che der i n t e rn a t i o n a l e Verkehr an die Reserve stel l t und zwar aus zweiGründen : Einmal ist di ese Reserve der am le i chtesten zugängliche Gol dvorrat in ganz Europa ,

so dafs jedes andereLand

,das Gol d braucht

,zuerst versuch t , dies aus Engl and

zu bez iehen,indem es Wechsel auf London kauft, diese dort

disk onti e rt und gegen das so geschaffene Guthaben Notenentnimmt

,um letz tere be im Issue-Department gegen Gold

umzutauschen. Zweitens hat kein anderes Land e ine Zahl ungsb ilanz

,d ie auf der Debet und Kreditseite so ungeheuere

Summen umfafst ,e ine Volkswirt sch aft

,d ie so auf d en Um

tausch fremder Pro dukte,auf Vermittlung des Warentrans

po rts und Zahlungsverkehrs zugesp itzt ist und so häufi geund s o enorme internat i onale Verpfl i ch tungen eingegangenund internat i onale Forderungen erworben hat wie Engl and .

D ie Abrechnung diese s ganzen Verkehrs beruht aber ebenfal l s auf der Reserve der Bank von Engl and

,al s dem ein

zigen Hort desjeni gen Metall es , mit welchem in l etzter Linied ie D ifferenz en der enormen Verrechnung zu begl e i chen s ind .

Dazu kommt,dafs d i e versch i edenen Einflüsse si ch gegen

sei tig bedingen und kumul ieren : Ein s ta rker Goldexport verringert d ie Fäh igkeit der Bank ,

ihren inl ändischen Verpflichtungen nachzukommen

,kann wenn von eini gem

Umfang M ifstrauen erwecken und so ein s tarkes Verlangennach gesetzl ichen Zahlungsmitteln fur d en inneren Verkehrbewirken

,gerade in dem Augenbl i ck

,wo di e Reserve so wie so

schon niedrig ist. Eine starke Verminderung der Reservedurch aufserordentliche innere Bedürfni sse schädi gt aberwieder den engl ischen Kred i t im Ausland und führt event .zur Zurückzi ehung fremder Guthab en in Gol d usw . All ed iese S chwierigkei ten wurden bei dem Vorhandensein e inerrel ativ grofsen Reserve weniger ins G ewicht fal len,

b e i e inerverhältnismäfsig kl einen ,

wie sie d ie Bank gegenuber ihrenVerpfl i ch tungen hält

,s ind sie j edo ch von grofster Gefahr .

Wir werden weiter unten,in dem Kapitel über d ie

D iskont0pol i tik der Bank,d i e M ittel kennen l ernen

,wel che

ih r zur Verhütung derartiger Schwierigke iten zu Gebote stehen,

und wir werden do rt zu zeigen haben,inwiewei t d ieselben

genügen,um den angestrebten Zweck zu erfül len.

Page 39:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

30 xx111 4 .

B . D ie D ep o s itenb ank en .

Infol ge der Gesetze vom Jahre 1709 und 1742,wel che

vorschr i eben,dafs mit Ausnahme der Bank von England keine

andere Gesel l schaft von mehr al s sechs Tei lhabern in Englandund Wal es Noten ausgeben resp . Bankgeschäfte betreibend ürfe 1 , war diese fast anderthalb Jahrhunderte d ie ausschliefs

l i che Beherrscherin des engl i schen Gel dmarktes,da e iner so

mächti gen Korp orat ion gegenüber der Einflufs der anderenBankhäuser

,d ie nur in der Form der offenen Hand elsgesell

schaft mit höchs tens sech s Te i lh abern s ich etabl i eren durften,

naturgemä fs ein geringer war .Da die Notenausgabe der Bank von Engl and den Bedurf

ni s s en des wachsenden Verkehrs besonders in d en Provinz enni cht genü gte , so hatten si ch sch on gegen Ende d es 18 . Jahrhunderts und noch mehr in den Jahren nach d em Abschlüs sed er napol eonischen Kriegsp eri od e (1816— 1825 ) eine grofse

Anzahl Privatl eute,Krämer

,Händler und Kauf leute veran

lafst ges ehen,i hrerse its Noten auszugeb en und sonsti ge Bank

geschäfte zu b etre iben. I n der besonders s charfen Krisi s von

1825 waren dann ca . 700 sol che Bankiers “ in der Provinznicht imstande ihren Verpfl i chtungen nachzukommen Dasfurchtbare Elend

,welches die ser Krisis folgte

,veranlafste d ie

ö ffentl i che Meinung,zu verl angen

,da fs die Notenausgabe in

d er Provinz in die Hände kap italkräftiger Insti tute gel egtwerde ; die Regierung und das Parlament kamen d iesem Wunscheins owei t nach

,al s durch das Gesetz von 1826 Banken mit

mehr al s sechs Teilhabern a u fs e rh a l b e ines Umkrei ses von

65 Meilen von London,der der Bank von England reserviert

bl ieb , d as Recht der Notenausgabe verl iehen wurde Anfangd er 30er Jahre begann man sodann d ie Errichtung einerAkt ienbank in London

,d ie das Depositengeschäft pflegen

s o l l te,ins Auge zu fassen

,nachdem bere its 1822 Jopl in

darauf aufmerksam gemacht hatte,dafs der Wortl aut des der

Bank von Engl and ertei l ten Priv i l egs si ch nur auf d ie Notenausgabe erstrecke

,andere Bankgeschäfte aber ni ch t mi t um

fasse . Die Bank von England versuchte h ierauf i hre Pri vilegien so erwe itern zu lassen

,dafs eine sol che Gründung un

mögl ich gemacht werde ; sie drang aber ni cht durch , s ondernes wurde im Gegentei l be i der Erneuerung der Bankprivilegienim Jahre 1833 ausdrückl i ch festgel egt, dafs : any body p ol iti cor corporate

,or s o ciety o r comp any , or partnership , of

whatever number they cons i sted , might carry on the businessof bank ing in London

,or within si xty-five mi l es thereof,

p r o v i d e d t h a t t h e y d i d n o t b o r r o w,owe

,o r t a k e

1 Vgl. s . 7.

Page 40:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 31

u p in E n g l a n d a ny s u m o r s u m s o f m o n e y o n t h e i rb i l l s o r n o t e s p a y a b l e o n d e m a n d ,

o r a t any l e s st i m e t h a n s i x m o n t h s fr o m t h e b o r r o w i n g t h e r e o f

,

during the continuance of the privi l eges o f the Bank of

England “ .

D ies ermö gl i ch te die Gründung der ersten h eute nochbestehenden grofsen Dep os itenbank

„The London West

minster Bank “ im Jahre 1834,der dann 1836 di e „

LondonJoint S tock Bank “

und 1839 die„Uni on Bank “

und d ie

„London County Bank “

folgten.

Der Zei traum von 1833— 1844 i s t ausgefü l l t mit vergehl i chen Versuchen der Bank von Engl and , die Entwicklung derneuen Konkurrenten mögl i chst zu erschweren ; die Bank g ingsogar so weit

,besondere Regeln aufzustell en

,nach denen j ene

zu bekämpfen wären 1. Die London Westminster Bank

,di e

unter der gesch ickten Leitung von J . W . Gi lbart de sspäteren Verfassers e ine r Reihe von grundlegenden Werkenüber das engl i sch e Bankwesen stand

,war al s Pioni er der

ganzen Bewegung in fortwährende Kämpfe m it der Bank von

England verwickel t . S ie versuchte zuerst di e Best immungendes Gesetze s

,welche ihr verboten , Wechsel zu akz ept ieren,

dadurch zu umgehen,dafs sie d ieselben ni cht in ihrem eigenen

Namen,sondern in demjenigen ihrer Trustees akzept i erte ; a ls

d ie Bank von England h i ergegen erfolgre i ch Einsp ruch erhob,

zahlte j ene die Wechsel,ohne s i e vo rher zu akzept i eren.

Bedeutend gröfsere S chwierigkeiten entstanden d en neuenBanken aus dem Umstä nde

,dafs sie e infach

„Co—partnersh ips

waren und das Recht e ine r j uri s t ischen Person nich t besafsen,

so dafs bei je der Rechtsstreit i gke it ni cht d ie Bank,sonde rn

die Gesamthei t o de r ein e inzelner der Akti onäre al s Kläge roder Beklagter auft reten mufste ; die s wurde Später dadurchumgangen, dafs d i e Prozesse im Namen des Trustees geführtwurden. Der sonderbarste Fal l erwuchs aber aus dem Umstände

,

dafs es den Geistl i chen gesetz l i ch verboten war,Geschäfte zu

betreiben,und dafs Handel sgese llschaften

,denen Geist l iche al s

M itgl ie der angehörten,ungesetzl i ch waren ; bei A nlafs einer

Wechselkl age benützte der Beklagte diesen Einwand,und es

stel l te s i ch heraus,dafs aus d iesem Grunde d i e meisten der

neuen Unternehmungen ungesetzl i ch waren ; es wurde sofortein Gesetz geschaffen

,um diesem Übelstände abz uhelfen.

Es kann ni cht wunder nehmen,dafs der chaoti sche

Recht-z ustand auch zur Entstehung einer Reihe völ l i gschwindelhafter Gründungen 2 führte

,welch e in den schwierigen

Zei ten Ende der 30 er Jahre wieder zusannnenbrachen und

1 Institute o f Bankers , 1898 S . 374 .

2 I m Jahre 1836 wurden nicht weniger als 138 Bankiergeschafte inAktiengese l lschaften verwandelt o der mit so lchen verschmo lzen. G il

b a r t , H istory , princip les and practi ce of Bank ing, I , p . 423.

Page 41:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

32 XXIII 4 .

ein al lgemeines M ifstrauen gegen derartige Unternehmungen,

sowie den Wunsch nach einer durch greifenden gesetzl i chenRegelung der ganzen Materie erzeugten. Diese erfolgte imAnschlufs an d ie Regel ung des Notenbankwesens durch ein

Gesetz im Jahre 1845 , wel ches ebenfal ls der Ini tiative von S irRobert Peel se ine Entstehung verdankte . Peel gehörte zu denausgesprochenen Gegnern der Akt ienbanken und wol l te daherd i e Errichtung derselben mögl i chst erschweren. Das Gesetzs chreibt d ementsmechend vor

,dafs der M inimalbetrag de r

einzelnen Akti en der neuzuerrichtenden Banken fnind estens

100 betragen müsse,von denen 50 e inzuzahlen sind .

Die Folge war, dafs d en bere its bestehenden Banken eine Artvon Monopo l verl iehen wurde , indem N eugrundungen bis zurS chaffung der Grundl age eines modernen A ktienrechtes imJahre 1862 fast ni cht mehr stattfanden 1

. Diese erfo l gtedurch

„The Companies Act

,1862

(25 and 26 Victoria,Ch .

die Gesel l s chaften von mindestens 7 Teilhabern,die si ch

den festgesetz ten Bedingungen unterwarfen ,das Recht der

b e s c h r ä n k t e n H a f t u n g ihrer Aktionä re verl ieh , ohnedi ese l etztere jedoch zur Bedingung zu machen. Fur Bankenwurde spez iel l vorgeschri eben

,dafs in Zukunft Geschä fte mit

mehr al s 10 Teilhabern si ch in der Form einer A ktiengesells chaft nach M afsgabe der Bestimmungen des Gesetzes konstituieren m ü s s e n.

Die Folge war,dafs die nach 1862 ge gründeten Banken

d ie Haftung ihrer Aktionäre auf die Höhe der gezei chnetenAntei l scheine beschränkten, während d ie bereits bestehendenIns t itute erst durch ein Gesetz vom Jahre 1879 das Rechterhi el ten

,die bis dah in unbeschränkte Haftbarke it ihrer

Akti onäre auf e ine best immte Summe festzusetz en ; das glei cheGesetz machte auch d ie Anstel lung von R evisoren und dieVeröffentl i chung des Jahresabschlusses fur all e Aktienbankenobl igatori sch .

Die sonstigen zahl re ichen A nderungen des engl ischenA ktienrechtes , das heute in d en „

Companies A cts 1862— 1900 “

zusammengefafst ist, sind für das Bankwesen von geringererBedeutung .

1 Dies erhel lt wohl am besten aus d er fo lgenden Tabel le , wel chedarstel lt , zu welchen Zeiten d ie 1875 bestehenden 118 englischenDepo s itenbanken entstanden sind :

Zwischen 1826—30 10

1831—35 28

1836—40 34

1841—45 3

1846—50 0

1851—55 1

1856—60 0

1861— 65 26

1866—70 5

1871—74 11.

Page 43:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

34 XXIII 4 .

bankiers gab , war die Spez ial i sat ion noch v iel auffäl l iger als

heute,wo s ich d i ese me ist in Fil ial en der Grofsbanken ver

wandelt haben und deren Firma führen. I n Wirkl i chkeitaber haben auch heu te noch die betreffenden Fil ialen ihreinnere Besonderhe i t v i elfach beibehal ten

,so dafs man um

j eden Mittelpunkt des Verkehrs e inen Kranz der betreffendenBankfilialen sich bi lden sieht : so um Smithfield -Cattlemarket

,

um d ie vers ch iedenen Produktenbörsen ,um die Docks

,d ie

Zentren des Kolonialwarenimports und des Exporthandels .

Entsp rechend diesen Verhältni ssen bi rgt d ie nachfol ende auf

der Verschiedenhei_ t _der Lokal i s i erung der ei17zéffiSfiffirfken

begram1etä Sch ei dung zugleich einen Artuntersc_

hied der zueiner

'

Kategorie zusammengefa‘

fsteii lüs'

titü‘

té ih Sich , da diese ,j e na ch der Bevölkerungsklasse

,der sie d ienen

,aü

chf'

fé iüeentsmechende Versch iedenhei t ihrer inneren Struktur besitz en.

H ierbei ist j edoch zu bemerken ,dafs diese Unte rsch iede d i e

Tendenz haben,si ch meh r und mehr auszugle i chen

,und dafs

die Entwi ckl ung augenscheinl ich auf die Schaffung e iner b eschränkten Anzah l grofser ,

gl e icharti ger Dep os i tenbankenhinz ielt

,die

,indem s ie ihre Täti gke i t sowohl auf London

w ie auf die l andwirtschaftl ichen und industriel len Grafschaftenzugl e i ch erstrecken

,die hier gesch i lderten Untersch iede nur

noch in dem versch ied enen Charakter ihrer e inzelnen Fi l ial enbewahren werden. Zurzeit sind jedoch diese vers ch ie denenZweige auch in Engl and noch zum grofsen Tei l durch Spez iel l eIns t i tute vertreten, und der e inheitl i che Typus bi l de t sich ers ta l l mähl i ch h eraus 1 .

Wenn wir tro tz der in den l etzten Jahren mit Riesenschri tten fortschrei tenden Verschmel zung d er früher vö l l igge trennten Banktypen diese Scheidung in der nachfolgendenS ch ilderung aufrecht erhalten, so gesch i eh t di es einmal

,weil

,

wie gesagt , auch nach der Vereinigung die einzelnen Zweigbureaus ihre al te l okal e Besonderheit noch aufrecht erhal ten,

und dann besonders d eshalb,weil die Hervorhebung der

Wesensunterschi ede zwischen dem hauptstädtischen und demprovinzial en Bankwesen zum ri chti gen Verständni s des

Charakters der engl ischen Kred itorganisation erforderl i ch ist.

Denn der Gegensatz in den Prinz ipien der Geschäftsführung der Londoner und der Provinzialbanken bil det d ieGrundlage d es ganzen Systems , das g era de aus d ieser Verschiedenheit heraus seine markantesten Züge entwickel t hat .

1 Die s chottischen und irischen Banken, d ie sowoh l durch ihre geograph i sche Lage wie durch ihre se lb stä ndige Geschaftsfuhrung re inl ichvone inander und von d en englischen getrennt s ind , bi lden vol lig selbstä ndige Glieder d es ganzen Systems . Auch heute no ch s ind ke inerleiAnzeichen vorhanden, dafs S ie ihre Eigenart in ab sehbarer Zeit verlierenwerden ; d ie K onzentrationsbestrebungen beschranken si ch bis j etzt ausschliefslich auf d ie englischen Banken.

Page 44:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXI II 4 . 35

Auf der Vernachlassigung des Studiums der Eigenar t derProvinzialbanken beruht auch so manche sch iefe Auffassungd es engl ischen Bankwesens überhaupt

,die ihren na türl i chen

Grund dar in findet,d afs engl ische wi e auch kont inental e Be

obachter l eicht geneigt sind , den hauptstä dtischen Typus fürd en al l e in ausschlaggebenden zu hal ten

,besonders weil d ie

engl ische Fachl i teratur s ich fast ausschliefslich mit diesembeschäfti gt .

Wir werden dementsprechend die folgend en Gruppen zuunters chei den haben :

d i e Londoner Banken,

d ie Londoner Banken mit Fi l i a l en in der Provinz,

di e Provinzialbanken,

die Privatbankiers ,d i e i rischen Banken

,

d i e scho tt ischen Banken 1.2

1. Die Londoner Banken.

Metrop olitan

D ie hauptstä dti schen Banken zerfielen ursprüngl i ch in

d re i scharf gesonde rte Zweige :a) d ie „

C ity-Banken im Mi ttelpunkt des G eschaftsverkehrs,

b) d ie „Westend-Banken“in der fe inen Laden und Wohn

gegend ,c) die Suburban-Bank “

in d en Vororten der Riesens tadt .

Zu d en unter a) genannten geboren di e Pi oni e re de sDepositenbankwesens : di e London and Westminster - Bank

,

d ie Uni on-Bank und di e London Joint Stock Bank ;f al leanderen Akt ienunternehmungen dieser Kategorie sind ent

weder von tatkräftigen Provinzialbanken ,d ie einen di rekten

Ant e i l am Londoner Cl earinghaus und an den Geschäftenauf dem Londoner Geldmark t anstrebten

,aufgesaugt worden

,

oder aber sie haben,um der wach senden Konkurrenz zu be

gegnen ,Fil i al en in der Provinz eröffnet

,resp . provinz i a l e

Privatbanken s i ch angegl i edert . S ie sind so in die al l e inzukunftsre i che Klasse der London und Provinzialbanken

( vgl . unter 2) hinübergetreten. Bis vor wenigen Jahren ha ttee s d en Anschein

,al s ob wenigstens d ie o bengenannten drei

al ten Banken ih re Sonderstellung behal ten würden,se itdem

aber 1902 d ie Unionbank durch Fusi on mit der grö fsten und

angesehensten Privatbankfirma Smi th,Payne and Smiths

,d ie

e ine Anzahl von Zweighäusern in der Provinz besafs ,dem

Zug der Zei t gefolgt ist , kann e s nur eine Frage wenigerJahre sein

,bis auch die be iden andern Banked

einen ä hnl i chen

1) N aheres aber d ie Zahl und d en Umfang d er Institute in d en ver

sch iedenen D istrikten ergibt sich aus Tabel le 9

Page 45:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

36 XXIII 4.

S chr itt tun werden, um so mehr,als s ie auf ihrem eigensten

Boden ,der City

,durch die jüngere Konkurrenz bedrängt

werden.

Auf Jahrzehnte hat di e Ausdehnung auf d as Westendund die A ufsenbezirke der inneren Stadt genügt , j etzt aberi s t die Notwendigkei t , auch d ie Provinz in den Kre is derGeschäfte zu z i ehen , für j ede s Insti tut , das ni cht se ineStel lung unter d en führenden verl i eren wil l , gegeben.

D er Grund für di e se Erscheinung l ie gt hauptsachlichd arin,

dafs b e i dem herrschenden System , mit geringem Ei genkapi tal und mögl ich st grofsen,

fremden Depositenge ldern zuarbeiten

,nur durch d ie ausgedehntes te Verwendung d ieser

,

zu rel at iv bi l l i gen Sä tzen z u verz insenden Gelder,eine ent

Sprechend hoh e D ividende herausgewirtschaftet werden kann,

während e ine Erhöhung des Akti enkapita l s d ie Höhe derDividende ungünst ig bee influssen wurde . Zwar waren diegenannten grofsen City-Banken durch ihr Alte r

,i hre an

gesammelten grofsen Reserven und ih re bekannte vorsi chtigeG eschäftsführung, die sie in dem al lgemeinen Ansehen an d ieSp itze der Banken ste l l ten, lange in der Lage , grofse Depositensummen zu erh alten

,ohne entsprechende A usgaben für E r

ri chtung eines grofsen Fil i a lnetz es machen z u mü ssen. Siesind aber sch on heute ,

was die Höhe der D ivi dende betrifft,

ni ch t mehr imstande , mit denj eni gen j üngeren Inst i tuten zukonkurrieren

,d ie

,als das Feld noch fre i war , gröfsere A n

strengungen na ch d ieser R ichtung hin gemacht haben. DasAnseh en der alten Banken i st aber auch heute noch unerschüttert ; die London und Westminster-Bank gil t al s da sMuster einer Privataktienbank und di e L ondon Jo int Sto ckBank

,d ie se it Jahren in ih rem Aufsi ch tsrate eine Anzahl

deutsche r Kaufl eute hat , und d ie lange Jahre h indurch di eGeldge s chäfte der deutschen Regierung in London besorgteund e inen grofsen Ante i l an der Abwi cklung der franz ös ischenKriegsentschäd igungszahlungen nahm

,i s t in der fo rt schritt

l i chen Art ih rer Geschäftsführung vorbi ld l i ch für viele ander eIns ti tute .

Dies e Banken haben ih ren festen Kundenkreis in den

grofsen Kaufmannsfirmen der Ci ty , sie besi tzen sehr ausgedehnte Konnektionen auf der Fond sbörse und in der

„Haute

finance “,und e ine gröfsere Anzahl öffentl i cher Korpora ti onen

und Kommunen zäh len zu ihren Kunden. S ie s ind zugleichdi e Cl e aringhouse -Vertreter der meistenKoloni al und Fremdbanken und vie ler Provinzialbanken ; sie besorgen danebenden Anl e ihed ienst einer Reihe überseei scher Staaten.

Die Fil i al en d er dre i grofsen City-Banken haben s ich al lmä hl ich auf d ie d iese umschliefsend en Stadtv i erte l ausgedehnt ;Spezie l l s ind e ine Anzah l von Bureaus in d en Laden und

Wohngegenden des Westend s schon frühzeitig eröffne t worden ;

Page 46:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXII I 4 . 37

d a es aber früher al s das richt i ge fur eine grofse Bank galt ,ni ch t mehr als sechs ode r al lerh öch stens zwö lf Fi l i al en zu bes itzen ,

so i st d i e neuerdings versuchte weitere Ausdehnungauf ausl i egende Bezirke

,d ie man früh er ni cht berücksi chtigt

h atte,von keinem grofsen Erfol ge begl ei tet gewesen ,

wei lihnen die wei ter unten zu schi l dernden

„Suburban“

-Bankenzuvorgekommen waren. Die weitere A usdehnungsmoglichkeitfur d ie Ci ty-Banken l i e gt al so nur in der Provinz .

D ie sogenannten„Westend “ -Banken (b ) s ind meist aus

grofsen Privatbankhausern entstanden. Ihre Kundschaft rekrutiert si ch hauptsachlich aus d en Krei sen der Ari stokrat ieund der oberen Zehntausend “ ; info l ge fortschre itender Amalgamierung mit den grofsen City-Banken gehen sie ihrer I nd ividualität mehr und mehr verlusti g .

c) D i e S u b u r b a n B a nk s .

Ihren ers ten Prototyp kann man wohl in der London und

County-Bank suchen ,die , bereits 1839 gegründet , si ch d i e

nähere resp . weitere Umgebung L ondons als Wirkungsbere ichausgesucht hatte

,sei tdem aber längst über dieses Fel d

hinausgewachsen und z u den mächt igsten der London und

Provinci al-Banks zählt .Die heutigen Suburban-Bank s s ind in d en 1860er Jah ren

entstanden ; sie haben si ch die Vororte der Riesenstadt,d ie

d amal s ihr enormes Anwachsen begannen,sowie d ie in engster

Verb indung mit der Metropol e st ehenden uml iegenden Ortschaften zum Arb eitsfel d gewähl t und dadurch , dafs si e , derEntwicklung zuvorkommend

,diese mit e inem mögl ichst eng

maschigen Netz von Fil ial en überzogen,und dafs sie s i ch

h auptsächl i ch auf di e Pflege des kle inen Depositengeschäftss owie der Kass enführung fur kle inere Gewerbetre ibende und

Ladenbes i tz er,kurz

,der lower middle clas s es “ warfen, s ich

ein lukratives Geschäft ges i chert . S ie waren d ie ersten,

d ie erkannten,dafs di e Pflege des sogenannten „smal l depo

sitö fi“

f ä ii dem die anderen Banken noch stol z vorübergingen,

d ie—"G rundlage abgeben würde für eine enorme Ausdehnung

d é'

Depositengeschäftes , eine E ins i ch t,die j etzt all gemein

ist ;"ünd d ie ih ren Ausdruck in der Erri chtung kl einer Fi l i al en

der Grofsstäd te und desflä chen Landes sei tens sämtl icher fortschre itender Banken

-fm_

d et. Di e Suburban Banks gebo ren mit zu d en bestenDividendenzahlern ; da der ste igende Wohl s tand der von

ihnen bearbei teten D istrikte das Wachstum ihrer Geschäftebegünstigt

,so fangen sie an

,auch in der C ity Fil ial en

zu eröffnen. Zum Tei l al l erdings ve rdanken sie i hre hohenD iv idenden dem Umstände

,dafs sie mit einem sehr geringen

e ingezahl ten Kap ita le arbeiten und geringere Barreservenhal ten als d ie grofsen City-Banken.

Page 47:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

38 XXIII 4 .

M it S tolz hebt die London und Southwes tern-Bank( gegründet 1862 als erste d ieser Kategorie) hervor ,

dafssie ni ch t durch Amalgamationen , sondern nur durch umsichtige Vermehrung ihrer Fil ialen gewachsen ist (1904 :150 Fil i a l en

,d ie m i t wenigen Ausnahmen innerhal b des

Londoner Postbez irks l i egen) . Eine andere,d ie London und

Provinz ial-Bank (ge gründet besafs 1904 167 Fil i al enin d en Londoner Vororten und in den uml ie genden D istrikten ;neuerdings ist die Bank bestrebt , ih r Ges chäft in den südl i chen und östl i chen Grafschaften auszudehnen ; sie i s t übrigensd ie e inz i ge Londoner Bank

,die keine monatl i chen Abschlüsse

veröffentl i cht .

Die Lond oner Banken mit Filialen in d er Provinz.

London and Provincial Bank s “

)

S i e bil den den heute bere i ts stä rksten einflufsreichsten

und forts ch ri tt l i chsten Te i l der eng lischen Depositenbankennd zu gle ich den Typus

,nach dem si ch in weni gen Jahren

as ganze engl i s che Depositenbankwesen organisi e rt haben

(wird , und der so bes timmt ist, am Ende al l e ande ren bestehen

den Organi sa t ionen ih si ch aufzunehmen. Fast keiner dieserBanken i s t an der Wiege gesungen worden

,dafs sie einst zu

sol ch er R iesenbedeutung si ch entwi ckeln würde , denn sie sindm i t weni gen Ausnahmen ni cht in der heutigen Form gegründet

,

sondern stel len vi elmehr das Produkt e iner langen,

Entw icklung und Ausl ese dar

,d ie nach dem Prinzip des Überl ebens

d es Lei s tungsfähig sten vor s i ch gegangen i st . Die Entwi cklungvol l z o g si ch s o , dafs einmal gut organi sierte Provinzialbanken,

um Zutri tt zum Londoner Gel dmarkt und Ante i l an den Vorte il en des Cl ea ringhouses zu erhal ten

,kleinere L ondoner

Aktienbanken oder auch Privatbankiers aufsaugten (so LloydsBanks

,London City and Midland Bank , Will iam Deacons

Bank) oder auch auf eigene Faust ihre Hauptbureaus nachLondon verl e gten

,wi e d i e Nati onal Provinc ia l Bank

,d ie ur

Sprünglich auf die Provinz si ch beschränkte,j edoch d en Vor

tei l e ines Etabl issements in London so hoch anschlug , d afs si e ,um dieses e rrei chen zu können,

das Privi leg der Notenausgabe(sie hat te 1844 das höchste Kont ingent e rhal ten) einfach auf

gab . Anderersei t s sind es Londoner Banken,die ihren Wir

kungskreis al lmähl ich erst auf den nä heren Umkre is und

dann auf d ie Prov inz ausdehnten,wi e d ie London und

County-Bank . D iese Banken s ind,insowei t sie si ch Nieder

lassungen in der wei teren Umgebung Londons und in Südengland angegl i edert haben

,nur dem Zug der hauptstädti schen

Bevölkerung gefol gt,die in den wohlhabenden Kl assen s i ch

ih ren Wohnsi tz in immer grö fseren Entfernungen von Londonund zum Tei l in d en an der südl ichen Küste gel egenen See

Page 48:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 39

platzen sucht , von denen aus dann di e Kauf leute usw . tä gl i choder auch nur eini gemal in der Woche nach London fahren

,

um ihre Geschä fte zu erl edi gen. D ie l etz tere A rt der Entstehung i st j e doch die sel tenere ; in d en meisten Fal len handel t es si ch um Provinzialbanken ,

die durch Fus i oni erungmehrerer Aktienunternehmungen oder Aufsaugung von Privatbanken e ine gröfsere Bedeutung gewannen und dann dasWerk der Konsol i d ierung durch d en Zusammenschlufs mi te inem Londoner Bankhause oder einer Akt ienbank krönten.

D ie allermächtigsten Inst itute sind auf d iese Wei se entstanden.

E inen besonderen Typus wenigstens ihrer Entstehung nachb i l det d i e Bank von Barcl ay Co .

,d ie aus der Amalgamation

e ine r Reihe bedeutender Londoner und provinzialer Privatbank iers ent s tand

,die si ch so der Konkurrenz der Akti en

banken erwehren woll ten.

I n dem Charakter ih rer Geschaftsfuhrung nehmen d ie

London and Provinci al Banks “ eine Mittelste llung zwi schen denre in hauptstä dtischen und den Provinzbanken ein : durch ihreHerkunft

,durch d as stark e Überwiegen p ro vinzie l l er D irek

toren und zum Tei l Aufs i chtsrate (weni g st ens in den erstenJahren der Verpflanzung nach London) , endl ich durch dieRücksi ch t auf das Interess e ihrer grofsen Provinzialkund schaftsind sie weniger e insei tig in ihren Geschäften als die Londoner und bringen di e be i d en Provinzialbanken z u sch i l dernd en Vorte il e der andersarti gen Organi sati on mit in d en Londoner Betrieb herein. Andererse i t s sind sie im Vergl ei chmi t der reinen Provinzialbank durch den wachsenden Einflufs der Londoner Hauptbureaus ,

durch die engere Verbindung mi t dem Londoner und dam it dem internati onalen Gel dmarkt auf eine meh r konservative Pol itik und vors i chti gereFinanzp ol i t ik h ingewiesen die ihnen durch d ie grö fseren Mittelauch l eichter gemacht wird al s der kl e ineren Provinzialbank .

3. Die Provinzialbanken .

Di ese Banken , d ie sä mtl i ch in L ondon durch eine demCl earinghaus angehörige Ak t i enbank oder Privatbankfirmavertreten sind

,d i e ihre Zahl ungen vermi ttel t

,zerfal len wieder

in di e folgenden ,scharf gesch iedenen Unterab tei l ungen :

a ) Banken in denj eni gen Distrikten,in wel chen der Ackerbau

vorwiegt , und die zugl ei ch den vo rnehmen Kl assen England sal s Wohns i tz d ienen (der Südwesten , Sü d en und Südos tenEngl ands) ; b ) Banken in den hauptsächl i chsten Industri ebezirken : d ie Ei senindustri e der

„Midlands (Bi rmingham und

Sheffield) , d ie Baumwoll und Ma schinenindus tri e des Nordwestens (Lancash ire) , d ie Wol l und Kohlenindustri e im Nordosten (Yo rkshire , Northumberl and , Durham ) .

Page 49:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

40 XXIII 4 .

Von ganz hervorragendem Einflufs auf di e wirtschaftl icheEntwicklung d es engl ischen Volkes s ind die in d en Industri ebezirken zahl reich vorhandenen Bankinsti tute geworden, ohnederen Unters tützung der bei sp iel l ose Aufs chwung ,

welchend ie Baumwoll Wol l Eisen und Kohlend istrikte besondersin der zweiten Hälfte des 19 . Jahrhunderts genommen haben

,

überhaup t unmögl ich gewesen wäre . Im Gegensatz zu d en

Londoner Banken ,d ie stets ihr Gel d nur gegen si cheres

Unterpfand berliehen,sind sie es gewesen

,d ie si ch in engste

Bez iehungen zu “

d en w irtschaftl i chen Bestrebungen der Bevolkerung gesetz t h aben,

die durch Ausbil dung des Vorschufsgeschäftes in l aufender Rechnung (Kontokorrentverkehr) , zumTei l durch Gewä hrung von Bl ankokred iten (overdrafts , cashcredits) auch weni ger bemittel ten Kaufl euten und Industriel l enes ermögl icht h aben

,s i ch zu etabl ieren resp . i hre Geschäfte

auszudehnen. Diese s Vorgehen mit der S icherheit der ausgel iehenen Gel der zu verbinden

,war nur dadurch mogl ich

,

dafs d i e Banken uber Charakter,Lebensführung

,Fähigkeiten

und Konnektionen ih rer Kunden si ch aufs genaueste orientierten und stet ig auf dem Laufenden erh iel ten

,indem sie

,

der Ind iv idual i tät ih rer Kunden entsp rechend , d ie denselbengewährten Kred ite bemafsen und , wenn nötig

,ratend und

helfend in deren Geschäfte eingriffen. Es ist woh l auch demgemäfs kaum zu verwundern,

dafs d ie Lei ter sol cher Inst i tuteeine weit tiefere Kenntni s der gesamten wirtschaftl i chen Verhä ltnisse s i ch anzuei gnen in der Lage waren a ls ihre Londoner Kol l egen , die sich in erster Lini e nur als Verwal terder ihnen anvertrauten Gelder fühl ten und si ch darauf beschrä nkten , diesel ben nach fests tehenden Normen mögl ichsts i cher anzul egen

,und d ie Höhe ihrer Vorschü sse nach der

Höhe der h interl egten Wertpap iere bemafsen,während sie

eine tatkräftige Förderung von Handel und Verkehr d en

Merchant Bankers und den fremden Banken ,die daher ihr

Geschäft stet i g ausdehnen , überlassen. Viel fach wird den

Londoner Deposi tenbanken und in noch h öherem Grade ihremPrototyp , dem London-Banker , die s zum Vorwurf gemacht undauf die Praxi s der Provinzialbanken h ingewiesen

,di e in dieser

H ins icht mehr derj enigen unserer deutschen Banken ä hnel t .Zugunsten der Londoner Banken i st dagegen zu sagen

,dafs

ihre Geschäftsprax is eine si chere ist,und dafs be i e iner

Depositenbank S icherhei t,d . h . gröfstmogliche Liquid itä t der

Anl agen ,so sehr di e Hauptsache ist

,da fs al l es and ere da

neben zurücktreten mufs,wie denn auch d ie grofsen Bank

zusammenbrü che in erster Lini e Provinzialbanken betroffenhaben,

und zwar fast immer,wei l d ie Betreffenden ihre Mittel

in industriel l e Unternehmungen oder in d er Finanzi erung von

Handel sgeschäften festgelegt hatten.

Der Grund fur das versch i edene Geschaftsgebaren ist

Page 51:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

42 XXIII 4 .

papieren auf kurze Fri st zu l eihen ; den Rest d eponi eren sie

bei d en Später zu erwä hnenden Wechselmaklern ge gen Verpfändung von Wech seln , resp . sie erwerben kurzfri s ti geWechsel durch Vermittlung derselben. Daneben l eihen sie

auch grofse Summen auf d er Fondbörse aus , und zwar wiederumgegen Verpfändung von Wertpap ieren.

Diese Art der Akt ivgeschäfte wi rd naturgemä fs in ersterL ini e auch von den London und Provincial Banks und

,in

geringerem Umfange , von den kl einen Prov incial Banks bet rieben ; j e stärker di e Verzweigung ihrer Fi l ial en in der

Provinz i s t , um so rel a t iv geringere Wichti gkeit h at für sied ie Verwendung ihrer Barmittel in London

,und um so gröfsere

Summen werden in der Prov inz untergebracht . Al l erdingssind sol che Banken d eren Wirkungskrei s in d en Ackerbauund anderen ni cht industri ell en Distrikten si ch befinden, ni ch tin der Lage ,

an Ort und Stel l e gröfsere Summen auszul e ihen,

da die Unterstützung des Baugewerbes und d es landwi rtschaftl i ch en Betriebes

,wel ch e zu langfristiger Anlage gröfserer

Summen führen würde , mit Hins icht auf d ie nöti ge Liquid i tätder Aktiven vermieden werden mufs . I n dieser Lage befind liche Insti tute sind al so ebenfal ls für ih r Aktivgeschäftauf den Londoner Markt angewiesen

,sowei t ni cht durch fort

sch re itende Amalgationenund Errichtung neuer Niederl as sungenin d en kapitalsuchenden Industri ebez irken d ie Mögl ichke itgeb o ten ist

,d ie Funktionen s owohl des Einsammelns wie der

Verte i lung d er Kapital i en durch eigene Organe und im Kre iseder eigenen Kund schaft zu vo ll z i ehen.

4. Die Privatbankiers .

Neben den gesch il derten Joint-Stock-Banks stehen in

London und in der engl ischen Provinz noch überal l di e Restederj eni gen Organi s a t ion

,wel che früher dieselben Funkti onen

au sübten,die von d en grofsen A ktienbanken heute erfüll t

werden. Es s ind dies die Bankers “,deren Ursprung sich

aus den alten Gold schmieden herl eitet,und unter denen s i ch

Fi rmen wie Chi ld Co . und Hoare Co . befinden ,die s eit

mehr al s 300 Jahren florieren. Es ist h ier z u bemerken,da fs

nach engl ischem Sprach gebrauch mit dem Ausdruck„Banker “ 1

nur sol che Fi rmen bez ei chnet werden,wel che vorwiegend

f r e m d e,ihnen von eine r gröfseren oder kleineren Anzahl von

Kunden auf kürzere oder l ängere Frist anvertraute Gel derin ihrem G esch ä fte verwenden ; Hauser wie Rothschi l d , welchevorwi egend ei genes oder Kommanditkapital benutzen, werden

1 B a g e h o t , Lombard Street, p . 214 ff.

Page 52:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4. 43

ni cht al s„Bankers “ , sondern al s „

Merchants“ beze ichnet ; w irwerden sp ater auf sie zurückkommen.

Während di e Bank von Engl and al s Finanzgesellschaftund Notenbank ins Leben trat und das Depositengeschäft erstz u einer v iel Späteren Zei t aufnahm , finden wir , sch on vorihrer Entstehung

,be i den Goldschmieden d ie Anfänge de s

Depositenbankwesens .

Wer Lombard Street durchschre i tet,s ieht no ch an fast

jedem Hause sonderbare Wah rze i chen hangen : herald ischeWappen

,Fabel t i ere

,N egerköpfe , Heuschrecken usw . Es sind

die A ushangeschild er der al ten Goldschmiede , al s d eren direkteNachfo lger si ch d ie grofsen C ity Bankers und Banken ansehen.

Wie der Name der Strafse an d ie Vo rgänger j ener,die 10m

bardischen Geldwechsl er er innert,

so erzähl en auch dieseS i gns “

,dafs in die sen Hausern se it meh r al s 300 Jahren

der Mitte lpunkt des engl ischen Bankwesens s i ch befindet . Die

Gesch i chte der wenigen uberlebenden Firmen i st zugle i ch diejenige d es Aufstei gens des engl isch en Bürgertums zu Reichtum , Ansehen und Einflufs im Staate und der bei sp iel l osenwirtschaftl ichen Entwi cklung der ganzen engl ischen Volksw irtschaft .

Wenn auch ein grofser Te i l der Bankers bere its von den

Jo int Stock Banks aufgesogen worden ist o der selbst ihreUnternehmungen in Aktiengesel l s chaften verwandel t haben,

und auch d ie h eute no ch bestehenden in absehbarer Zei t e inemgl e i chen Sch icksal e entge gengehen

,so ist es doch notwendig ,

ihre Funkti onen kurz zu beschre iben,da sie in vi el en Fäl l en

auch nach der Vereini gung m it e iner Aktienbank ihrenspez i e ll en Geschaftsbetrieb und e inen Tei l ihrer alten Kundschaft beh al ten

,trotzdem sie in Wirkl i chkei t nur noch einen

Tei l des grofsen Betriebes bil den.

Unter den Privatbank iers lassen si ch di e fol gendenKategorien unterscheiden :

1 . die Ci ty-Bankers,

2. d ie Westend-Bankers,

3. d ie Provinzial-Bankers .

Die Funkti onen der ersteren sind gl e ich denen der oben- 1gesch ilderten Londoner City-Banken

,um mit dem Unte1 schied ,

dafs das eigene K ap ita l der P11vatbankie13 im Vergl ei ch mit iden ihnen zui Verfügung ges tel l tenDepositengelde1n ein 1 el at ivgrö fse1es i s t al s be i d en Akti enb anken. Sie s ind hie1 dmch ‚

verh indert , ihr Kapital so hoch zu verz insen,w ie j ene e s

können ,und al so auch ni cht in der L age

,i h re Kunds chaft

so b il l i g zu bedienen wie die grofsen Aktienunternehmungen,

zu welchen d as Publ ikum schon ih res grofsen Kapital s wegenmehr Vertrauen hat als zu der Privatfirma

,sel bst wenn diese ,

wie es neuerdings regelmäfsig gesch ieht , monatl iche oder halbj ährl iche Ausweise veröffentl i ch t .

Page 53:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 .

Auf d iese Umstä nde ist in erster Linie das al lmä hl i cheVerschwinden d er al ten Bankierfirmen zurückzuführen ; imJahre 1810 waren 46 s ol cher Bankers Mitgl ieder des Clearinghouses

,im Jahre 1873 war d iese Zah l auf 13 zurückgegangen

,

und im Jahre 1900 waren es noch 3,heute s ind nur noch

Robarts,Lubbock Co . und Glynn

,Mil l s

,Currie Co ubrig .

Von den zwischen 1873 und 1904 verschwundenen ist nur e ineFirma eingegangen

,d ie anderen haben si ch in A ktiengesell

schaften verwandel t oder s ich mit so l chen amal gamiert ; neuesind ni cht aufgenommenworden. Die wenigen noch bes tehendenFi rmen haben si ch ganz nach We ise der Jo int Stock Compani esorganisiert und werden

,wenn die j etz igen Inhaber s terben

,

si ch l e i ch t in sol che verwandeln. Im Jahre 1902 hat di e bed eutend ste unter ihnen ,

d ie e inen Weltruf genofs Smi th,

Payne and Smith s wie bere its erwähnt,durch Verschmel

zung mit der Union-Bank ihre Selbständigkei t aufgegeb en.

Ein um so bemerkenswe rterer Vorgang,al s zu ihren Kunden

Häuser wi e Rothsch i l d,Früh l ing und Goschen u . a . m . gehörten

,

und sie aufserd em ausgeze ichnete Verbindungen in der Prov inzbesafs , indem d ie in N ott ingham und anderen Orten bestehend en

,derselben Famil ie geh öri gen Geschäfte zugle ich di e

ä l testen unter d en noch ex isti erenden Provinzialbankiers

waren 1.

Es ist s i cher,dafs das Verschwinden des al ten Typus

der Bankers “ auch manche grofse Nachtei l e mit s i ch gebrachthat ; es waren Leute

,d ie hohes Ansehen genos s en : men of

h igh stand ing,cu lture

,refinement and knownweal th “

(Bagehot) ,welche

,in persönl i ch em Kontakt mit ihren Kunden stehend ,

d en Bedürfni s sen des e inze lnen wei t bess er gerecht werdenkonnten als j ene grofsen Maschinen wie man die JointStock-Banken ni cht mit Unrecht genannt ha t .

Aber d ie j üngs te Entwick lung des Kred i twesens hats i ch weni gstens für das Depositenbankwesen,

da s nach festvorgeschr iebenen Regeln betrieben werden kann ihnenni ch t günstig erwie sen

,und sie haben dem Grofsbetrieb auf

Aktien das Fel d räumen müssen. Der l etz te und ausschlaggebende A nstofs für ihr Verschwinden war d ie Baring-Kri si sim Jahre 1890

,d ie ein derartiges M ifstrauen gegen in Privat

händen befindl i che Bankhäuser erweckte,dafs die se s i ch ge

1 Die Londoner Firma genofs einen fast sagenhaften R uf; so wirderzä hlt , dafs in ihrem Bureau jahrelang eine d er ihrem Betrag nachgrö fsten von d er Bank von England au sgegebenen Noten unter Glas hing,was einen j ä hrl i chen Z insverl ust von einigen Tausenden fur d ie Firmadarstel lte, aber zugleich eine au sgezeichnete Reklame fur d en Reichtumd es Hauses war. A uf d iese Firma lautete auch d er grö fste Cheque, d erwohl j e in einem B etrage ausgestel lt worden ist ; er reprasentmrte d ieKaufsumme , d ie d ie

„Manchester Ship Canal C oy “ fur d ie Erwerbung

d es „Bridgewater Canal Undertakings“ zahlte , und be lief sich auf rund37 Mi l lionen Mark .

Page 54:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 45

zwungen sahen, d en unglei ch und beschwerli ch gewordenenKampf aufzugeben.

E ine e i gentüml iche Stel lung nehmen die so g .„We s t e n d

B a nk e r s “ ein ; sie s ind di e Bank iers der reich sten Aristokrati eder Wel t

,be i ihnen Sp ie l en d ie der Kundschaft e ingeräumten

Fazilitäten e ine meist vi e l geringere Rol l e al s al th ergebrachteVerb indungen und ein durch Jahrhunderte bekannter Name .

Es gi l t fas t als zum guten T on gehörig,be i einer oder der

anderen dieser Fi rmen sein Konto zu h aben,genau wi e man

nur e inem guten Klub angeh ört und nur auf den besten Sitzim Theater geh t . Dafs man fur die Ehre , zusammen mitden anderen Mitgl iedern der ersten Kl as se im Staate Kundeeines solchen Hauses zu sein

, auf di e Verzinsung seines Guthabens verz i chtet , ers cheint nur selbstverständl i ch .

Das Geschäft d i ese r Häuser i st al so ein ganz spez iel les ;einerse its haben sie Kunden

,die jahrelang grofse Beträge

zinsl o s stehen l assen,dann abe r auch plötz l i ch wieder grofse

Vors chüsse verl angen,b e i denen sie es a l l erd ings mi t den

ihnen auferlegten Bedingungen ni cht sehr genau nehmen.

Andererse its sind die Westend - Bankers oft genötigt,ih ren

Kunden langfrist ige Vorschüsse gegen Lebensversicherungs

pol i cen oder gar gegen Hypothekendokumente zu machen,

was an und fur s i ch für e ine Dep os itenbank als weni g pas sendeAnlage ihrer flüssigen Gelder erscheint .

Wahrend di e hauptst ädti schen Bankers si ch auf demAussterbeetat befinden

,und auch d ie reicheren unter ihren

Kol l egen in der P r o v i n z sehr schnel l von d en ausd ehnungs

bedürftigen Aktienbanken aufgesogen werden,hat sich doch

dort der kle inere Priva tbankier al s l ebensfähig erwi esen,in

sofern er Kred itbedurfnisse gewisse r Kreise erfü l l en kann,

denen d ie Aktienbanken ni ch t gerecht werden. Es darf hierbeial l erd ings ni cht unerwä hnt bl eiben

,dafs di e unterste Stufe

di eser Privatbank iers fast unmerkl i ch in d i e der wucheri schenGel dverle iher übergeht

,über deren Gebahren der Beri cht der

„Royal Commiss i on on Money l end ing “ dankenswerten A uf

schlufs gegeben hat . Während die schott ischen Bankenwenigs tens zum Tei l auch die Kred itbedurfnisse der kleinerenHändl er und Ladenbesitze r befried i gen,

so l e ihen die engl is chen„Joint Sto ck Banks “ ih re Gelder an kleinere L eute nur gegensi chere s Unterpfand und machen nur höch st ungern Vorschüsse auf Häuser oder Grundbes i tz . Bauunternehmer

,

Ladenbes itzer und kle inere Handwerker sind al so auf den

kle ineren Privatbank ier angewiesen,der hauptsächl i ch mi t

eigenem Kap ita l arbe i te t und,mit den Lokalverhä ltnissen

auf das genaues te vertraut,s ol che ri skantere Geschäfte machen

kann ; zum Tei l i s t e r wegen der dami t verbundenen gröfserenGewinne geradezu auf solche Transakt i onen angewiesen

,wenn

er sein Kapital verz insen will .

Page 55:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

46_XXII ‚I 4 .

Doch stell t s ich vielfa ch dem G eschaftsbetrieb der Privatbankiers mehr und mehr d ie Schwieri gkei t in den Weg , dafsihre besseren Kunden

,sobald sie Vorschüsse ni ch t mehr

brauchen,s ondern ihrerse its Gelder zur Anlage erübrigt haben,

d iese der grö fseren Sicherhei t wegen l ieber e iner Jo int-Sto ckBank anvertrauen,

und somit der Bankier stets in Gefahr ist,se ine besten Kunden zu verl i e ren.

Dazu kommt,dafs infolge der wach senden Konkurrenz

der grofsen Banken untere inander , wel che ,entgegen der

früheren Praxis,si ch auf gewisse Distrikte zu beschränken

,

neuerdings auch in d i e Kundenkreise anderer Banken ein

zudringen versuchen,in den meist en Orten die Bankfazilitäten

so grofse geworden s ind ,dafs die gegense itige Konkurrenz

dies e Banken zw ingt, auch die weniger gewinnbringenden und

ri skanteren Geschäfte z u übernehmen,so dafs dem Privat

bank ier auch in der Provinz allmähl i ch der Boden unter d enFüfsen schwindet .

5 . Die irischen Banken.

I n Irl and ebenso wie in Schottl and exi s tiert der PrivatbankieT

'

h‘

é'

d té ni cht fü“ Irland ist er im Laufe des

19 . Jahrhunderts , in Schottl and anscheinend sch on gegen Mittedes 18 . Jahrhunderts von der Bildfläche verschwunden. Soherrscht das System der Aktienbank unbeschränkt in beiden

Di e Gesch ichte und Entwicklung des iri s chen Bankwesensist in mancher Hinsi cht e ine Wiederholung des engl is chen,

nur dafs d ie dortigen Banken entsprechend der schwächerenEntwi cklung des Wirtschaftsl ebens von weit geringerer Bedeutung sind al s d ie engl ischen.

Hier wie dort finden wir eine Zentralbank in enger Verbindung mi t dem Staat und mit ähnl i chen Privi l egi en ausgestatte t . wodurch eine normale und gesunde Entwick lungverh indert wurd e

,bis die si ch ergebenden M ifsstände zur

Bese i tigung eines Tei les der Privi legien und damit zur Entstehung grö fserer Depositenbanken führten,

d ie schnel l einengrofsen Aufschwung nahmen und zugle ich di e Entw i cklungvon Handel und Industrie forderten.

Da jedo ch Irland vor al l em auf d ie Landwirtschaft angewiesen i st , und d ie O rganisati on e iner Depos i tenbank nachengl i sch em Muster wenig geeignet i st , z ur Unters tützungkl einer Landwi rte und Pächter

,die keine S icherhe it h inter

l egen können,die d ie entl i ehenen Gelder auf l ängere Fri s ten

benötigen und s ich schwer auf best immte Rückz ahlungstermineve rpfl i chten können

,so hat der M angel e ines gee i gneten

Systems grofse Nachteile hervorgerufen ,wel che die Ent

wicklung des Landes schwer geschädigt h aben. Dazu kommendie allgemeinen ungünst igen pol iti schen Verhä l tnisse

,di e ab

Page 56:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

xx111 4 . 47

nehmende Bevölkerungsz iffer , der A bsenteeismus, d ie niedrigeBi l dungsstufe des ganzen Volkes und manches andere ,

das

natü rl i ch auch die Entwick lung des Bankwesens ungünst igbeeinflufst hat.

Die Bank von Irland wurde durch Charter vom 15 . Mai1783 gegründet und besafs bis 1825 ein voll ständ iges , von

1825 b is 1845 ein te i lweises Monopol des Bankgeschäftes inIrl and

,indem in der ersten Peri od e keine Gesel l schaft von

mehr al s sechs Personen Noten ausgeben durfte (ohne Notenausgabe war aber in j ener Z eit in e inem armen Lande wieIrland das Betre iben von Bankgesch ä ften e infach unmögl ich) .

Im Jahre 1797 wurde „der Gleichmäfsigkeit wegen

den

Noten der Bank Zwangskurs gegeben , tro tzdem keine derG ründe , wel che diese M afsregel für die Bank von Engl andstatth aft s cheinen liefsen,

in Irland bestanden ; die Fol ge warein ungeheueres Anschwellen des N otenumlaufes (1797:621 91753 ; 1825 : 6309 300 d ie Goldprämie betrug bereits1801 10 Eine Reihe von Gesetzen (1820 und

gestattete Banken von mehr als sech s Te i lhabern die Notenausgabe aufserhalb e ines Umkre ise s von 50 i rischen Meil enum Dubl in ,

und erst das Gesetz vom Jahre 1845,das d ie

recht l i che Grundlage de s heutigen Zustandes bi l det , gestatteteal l en bes tehenden Banken die Notenausgabe in ganz Irl andin der We is e

,dafs jede Bank d en durch schni ttl i chen Noten

umlauf des Jahres 1844 ohne besondere Si cherung im Umlaufh al ten durfte .

Erst se i t 1886 veröffentl ich t d ie Bank von Irl and hal bj ä hrl iche Auswei se ; ihr Kap ital beträgt 2769 231 g und i s tganz inVorschüssen angel egt

,welche di e Bank zu versch i edenen

Zeiten dem Staate gewährt hat, und auf wel che di es er Z insenzahl t (sei t 1903 : Die Bank von I rl and bes orgt d ieKassenführung fur die Regierung

,nimmt aber sonst in keiner

Weise e ine Stel lung ein wie die Bank von Engl and . S iekonkurriert v ielmehr mit den anderen Banken fü r al le Artenvon Geschäften und vergütet sei t 1864

,wie diese

,Z insen auf

ihr anvertraute Gelder . Ihre Noten s ind ni cht l egal tender,

ausgenommen gegenüber der Regierung , al so für die Zah lungvon S teuern usw.

Von d en übrigen heute besteh enden ach t Depo s iten-Aktienbanken datieren fünf aus der Zeit vor 1845 und haben al sodas Recht der Notenausgabe . Die Bestimmungen d es Gesetzesvon 1845 wel che vorschrieben

,dafs die Noten j e der Bank

an der h asse derj eni gen Fil ial e zahlbar sind , d ie sie aus

gegeben hat , haben dazu geführt , dafs d i e Banken ihre Notenan al len i h ren Fil ial en einl ösen ; d ie Folge ist, dafs d ie i r i schenNotenbanken bedeutend gröfsere Goldvorräte hal ten al s d iescho tt ischen und engl ischen 1

.

1 Vgl. d ie Ausführungen auf S . 112.

Page 57:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

48 XXIII 4 .

Die al l gemeine G eschaftsfuhrung der i ri schen Bankenunters cheidet s i ch , soweit d ie industriel l en und kommerz iell enKl assen i h rer Kundschaft in Betracht kommen,

ni cht sehr vonderj enigen der engl i schen Provinzialbanken ,

doch sind sie ,wie schon gesagt , d en Aufgaben

,d ie ihnen spezi el l aus

d em landwirtschaftl i chen Charakter d es i rischen Erwerbsl eb ens erwachsen ,

ni cht gerech t geworden. Es ist ihnenal l erdings gelungen

,dem berüchtigten

„Gombeenman d . h .

dem lä ndl i ch en Wucherer schl immster Art , der die verarmteund ungebil d e te untere Kl asse von kl einen Pächtern und

Bes i tzern b i s aufs Blut aussaugte,einigermafsen das Hand

werk zu l egen,aber di e betreffenden Bevölkerungsklassen

hab en hierdurch nur einen harten Herrn mit e inem anderenfast ebenso harten vertauscht . Bezei chnend dafür

,wie weni g

d i e i ri schen Banken ein vo lkswi rtsch aftl i ch einigermafsen befried igend es Resultat gel iefert hat, i st der Umstand dafs d iebi s vor kurzem in Grofsbritannien vol l i g unbekannten l andwi rtsch aftlich en Kreditgeno ssenschaften gerade in Irland Fufsgefafst h aben und in starker A usdehnung begriffen sind .

Wie d ie Tä t i gkeit der Banken nach dieser Richtung binse lbst von offiziel l er Sei te beurte i l t wi rd

,geh t wohl am b esten

aus der fol genden Stel l e des von W. F . B a i l e y,dem Legal

as si stant Commissi oner , erstatteten Berichtes über d i e Lageder auf Grund der ir ischen Land-Acts geschaffenen TenantPurchasers hervor ; es handel t s i ch h ier um Bauern, d ie dasvon ihnen gepachtete L and erworben haben

,aber ni cht ge

nügend Kap i tal bes i tzen ,um ihren Viehstand zu ergänzen

und sonst ige Verb esserungen vorzunehmen, und d ie versuch en,

si ch das Geld durch Anl e ihen oder gegen Wechsel bei d erDepos itenbank zu verschaffen : „

Der Zinsfufs für kle ineSummen beträgt haufi g 10 0 /o. Um das Geld zu bekommen,

mufs der Schuldner zwei Bürgen mitbringen,deren Ausgaben

für den Tag inkl usive der nöti gen,Erfris chungen‘ er zu

zahlen hat . Bei der Erneuerung des Wechsels mufs er d ieBürgen wieder zur Stel l e b ringen und die dazu gehöri gen Kostennochmal s tragen,

so dafs mi t all em,was d rum und d ran hängt ,

das Darlehen ihm 20,30

,ja selbst 40 % d er ursprüngl i ch

gebo rgten Summe kostet . Gegen einen 5 bis 10 % igen Zinsfufsfür Darl ehen und d ie no ch hoheren oben genannten Ratenzah len die Banken nur 1 Z insen auf ihnen anvertrauteGel der

,was keine Ermuti gung fur d en Sparsinn der Be

völkerung mit s i ch bringt .“ Selbst der

„Economi st “ bemerkt

h ierzu; „Dies i s t zwe ife l los ein Vortei l für die Aktionäre ,

aber Übertre ibungen dieser Art können l e i cht zum Nachte i lspäterer Geschäfte ausarten

1 Economist 1903 N r. 3111, p . 656 ; N r. 3135, p . 1640.

Page 59:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

50 XXIII 4 .

auch in den kle ineren O rtschaften Fil ial en errichten,welche

die auf sie v erwendeten Kosten sonst ni cht gedeckt hätten ;ebenso gelangten die der Bevölkerung gewährten Kred itew ieder in der Form von Noten z ur Auszahlung

,so dafs di e

vermehrten Aktivgeschäfte zuglei ch e ine Stärkung des ein

träglichen Passivgeschäftes (Notenumlauf) mit si ch brachten.

Nachdem auf d ies e Wei se d ie Bevölkerung sich gewöhnthatte

,den Banken das gröfste Vertrauen entgegenzubr ingen,

war es naturgemä fs , dafs , als be i ste igendem Wohlstand d ieverfügbaren Kapital i en si ch mehrten

,d iesel ben in Form von

Depos iten den Banken zur Verfügung geste l lt wurden. Sowuchs aus d er Notenau s gabe das zweite und heute w ichtigstePass ivgeschäft fast von selbs t hervor .

D ie schottischen Banken haben von Anfang an das Prinzipverfolgt

,auf sämtl i che ihnen anvertraute Depos itengelder

‚Z insen zu vergüten und die verfügbaren Summen ganz be

1 sonders auch d en ärmeren Klassen zur Verfügung zu stell en.

S ie waren e inersei t s d ie Sparkassen des Volkes,andersei ts

aber durch das System der Cash_

Credi ts (Gewä hrung von

D arl ehen ohne Unte rpfand,aber gegen Bürgschaft von Ver

wandten und anderen) diejenigen,wel che Hande l und Industr ie

fö1*

_

d_

ei ten und befruchteten,indem sie nicht nur d en Wohl

habenderen,sondern auch denj enigen, welche ni chts al s ihren

guten Namen und ih re Fähigkei ten mitbrachten,z u dem zum

Geschäftsbetri eb notwend igen . Kapital e verha lfen und ihnenSpäter treue Freunde

,Berater und Förderer b l ieben.

Im Gegensatz zu den nach engl ischem Muste r o rganisierten i r i schen Banken haben sie es mögl i ch gemacht

,auch

d ie Landwirtsch aft t rotz des ungünst igen Bodens auf einenrel at iv hohen Stand zu heben

,indem sie den kleinen Bauern

durch das System der Cash-Credits d ie Mögl ichkei t der Befriedigung se ines Kred itbedürfnisses zu bil l igem Z ins ermöglichten.

Unter d en heute bestehenden el f Banken sind d i e altestend ie Bank of S cotland (gegründet die Roya l Bank of

S cotl and ( gegründet 1747) und die Brit i sh Linen Company 1

(gegründet Erstere wurde durch Act of Parl iament,

d ie anderen durch Roya l Charter err ichtet und daher von A nfang an mit dem Privi leg der beschränkten Haftbarkei t ihrerAktionä re ausges tattet ; diese Vortei le wurden d en übri genBanken erst durch d ie Fortsch ritte d er Gesetzgebung in derzwei ten Hälfte des 19 . Jahrhunderts zute i l . S onst aber wardie Errichtung anderer Banken keinerle i Hinderni s unterworfen. Die frühzeiti ge Etabl ierung e iner Re ihe grofser

1 Sie verdankt ihren Namen d em Umstä nde , dafs sie gegründetwurde , um d ie Leinenindustrie zu fordern , indem sie d en Fabr i kantenVorschü sse machen so l lte .

Page 60:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 51

Aktienbanken hat bew11kt,dafs Privatbank iers überhaupt ni ch t

So dafS se it M itte des 18 . Jahrhunderts da s Gesch

°‘

ft al l e in in de1 Hand grofser, kapitalkräfti ger und gutverwalteter Notenbanken l a g

,di e dem Lande frühze iti g d en

Vortei l ausre ichender und si cherer Umlaufsmittel gaben.

Dieses sowie der Umstand,dafs d ie Zentralbureaus der

Banken s i ch fast sämtl i ch in Edinburgh befanden,hat es den

Banken ermögl icht,frühzeitig gemeinsame Bestimmungen uber

d en Geschäftsverkehr zu vere inbaren , so , wa s Höhe desDepositenzinses ,

e inhei tl iche Vorschufsbed ingungen anbetrifftu . a . m . Dagegen haben d ie angebl i chen Vortei l e , d ie s ichdaraus fur e ine Überwachung der unvorsichtigen Bankendurch di e vorsichtigen ergeben sol l ten

,s i ch ni cht gezeigt

,

denn Zusammenbrüche s ind ni ch t verh indert worden ; wohlaber wurden die Folgen abgeschwächt , indem das Zusammens tehen der übrigen Banken ke ine Panik aufkommen l i efs .

Di e schottischen Banken s ind natürl ich den Gefahren,d ie

e ine intensivere Förderung von Handel und Verkehr für di ebetei l igten Ins t itute mit si ch bringt ,

ni cht entgangen DerZusammenbruch der City of Glasgow Bank im Jahre 1878 ,info lge geradezu unerh ört l e i ch ts inni ger Kred itgewährung an

e inige im ind ischen Handel bete il igte Fi rmen,i st ein Beispi el .

Diese Katastrophe,be i wel ch er übri gens die Gläubiger vo l l

bezahlt wurden,wenn auch ein grofser Te il der Akti onäre

wirtschaftl i ch zugrunde ging , ha t ni ch t vermocht , das Vertrauen des Volkes in die anderen Banken zu erschü tte rn

,so

d afs selbs t in j ener Krisi s die Noten derselben im ganzenLande im Umlauf bl ieben.

Auch im schott ischen Bankwesen hat eine Konzentrati oninsofern s tattgefunden

,a l s die Zahl der 1845 mit N otenrecht

ausges tatteten Insti tute von 19 auf d ie heute bes tehenden 10 1

z usammenges chrumpft i st .Die S ch o tten sind überal l im engl ischen Geschä fts leben

ge fä hrl i ch e und ungern gesehene Konkurrenten ; besondersgi l t d i es aber im Bankwesen. Als d ahe r die Nat ional Bankof Scotland im Jahre 1865

,d ie Royal Bank 1873 und Später

andere,Niederl a ssungen in London eröffneten

,angebl i ch

,um

den Zahlungsverkehr ihrer scho tti schen Kunden zu erl e i ch tern,

in Wirkl i chke i t aber,um s ich e ine Ste ll ung auf dem Londoner

Geldmarkt zu erobern,versuchten die in ih rem Besitzstä nde

bedroh ten Londoner Banken umsonst,ihnen d ies zu verwehren.

Von d en hauptstädt i schen Firmen wird es mit Recht als Harteempfunden

,dafs d i e schott ischen Banken im Gegensatz zu d en

engl ischen trotz Eröffnung von Niederl assungen in Londondas Recht der Notenausgab e in Schottl and ni cht verl i eren ;

1 Die h inzutretende „Mercantile Bank o f S cotland “ i st d as e inzige

nach 1845 gegründete Institut ; sie hat kein Recht , Noten au szugeben.

Page 61:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

52 XXIII 4 .

der Wortlaut des Gesetzes von 1844 schl i efst naml ich nur

so l ch e Notenbanken von London aus,deren N oten in England

selbst, ni ch t aber so l che

,die

,wie die schott ischen

,aufserhalb

Engl ands zah lbar sind .

Die schott ischen Banken nutzen den Umstand ,dafs ihre

M on0polstellung sie im eigenen Lande vor jedem Angriffse itens der engl ischen Banken schützt

,nach j eder Richtung

hin aus , so belas ten sie z . B . d en engl is chen Banken aufal l e in Schotland zahlbaren Schecks und Wechsel

,d ie jene

ihnen präsent i eren,eine Provisi on

, während sie für ihre Kundend ie E inz iehung kostenfre i b esorgen

,eine Praxis

,durch

wel che di e L ondoner Etabl issements der s chotti schen Bankenmanchen engl isch en Kunden herangezo gen haben. D ie durchdie Hände diese r Etabl i ssement s gehenden Schecks auf engl ische Banken dagegen müssen von diesen da sie durch dasClearing-Haus gehen kostenfre i bezahl t werden

,selbst wenn

si e auf den entlegensten engl i schen Provinzialplatz lauten.

Ja die s chottischen Banken haben sogar schon se i t M i tteder 1870er Jahre F i l ia len in den an Schottl and angrenzendenengl ischen Grafschaften eröffnet

,infol gedessen s chottis ch e

N oten in wachsender Menge im Norden Englands zirk1111eren 1.

Gegenuber der Geschl os senhe i t des schott i s chen Systems nachaufsen hin haben d ie engli schen Banken keine Mittel inHänden

,da be i der herrschenden Konkurrenz ein Zusammen

schlufs nach schott i schem Muster no ch in wei tem Fel de l i egt .

C . D ie K re d it un d H an d e ls b ank en .

Die im vorigen Abschni tt behandel ten Depositenbankendienefi n

—erster Lini e dem innereri Verkehr S ie habenkeine

'

Filiälen im A uSlände,und trotzdem sie e ine grofse Zahl

ausländis cher Banken zu ihren Kunden zählen,so s ind sie

für di e se doch eigentl i ch nur Zahlstel l e für die auf Londongezogenen Schecks und Wechse l und Vermittler de s Zahlungsverkehrs mit dem engl i schen I nlande . Die F inanz ierung dergrofsen a u s w ä r t i g en Handels Wechsel Geld und Fondsgeschäfte l iegt dagegen überwiegend ni ch t be i ihnen

,sondern

in den Handen e iner Anzahl ganz anders organi s ierter Bankansta lten. D ie wichtigsten unter ihnen sind

1. Die „M erchant-Bankers“ ;

D ie ä l testen unter ihnen und diejenigen,die auch heute

no ch einen Weltruf geniefsen ,s ind Baring Brothers und di e

Rothsch il ds .

1 P a l gr a v e , Banks of Issue 1875, p . 57ff.

2 Die Bezeichnungen , mit denen d ie versch iedenen Arten d er

Page 62:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 53

Der Vater des Gründers des Hauses Baring Bro thers warein in der M i tte des 18 . Jahrhunderts aus Bremen ein

gewanderter Geistl i cher ; das Londoner Haus Ro thsch i ld wurdein den ersten Jahren des 19 . Jahrhunderts von dem drittenSöhne des al ten Frankfurter Rothsch il d begründet . Es istbeze ichnend

,dafs die meisten auch der anderen fahrenden

Firmen fremder Abstammung sind ; viele sind Deuts che,so

Frederik Huth Co .,John Henry S chröder et Co . ,

Frühl ingGöschen, Win. Brandts Sons C o .

,K le inwort Sons Co .

,

Speyer Brothers (Deutsch - Amerikaner) u . a . m . ; Murrietaet Co . sind Spani er

,Ral l i Brothers Gr iechen

,Blyd enstein

Co . Hol länder ; Sassouns s ind Inder usw .

1.

Der Grund , warum gerade d ie Fremden auf di esemschwi e rigsten Geb iete des Bankwesens so festen Fufs fassenkonnten

,l iegt unzweifelhaft darin , dafs sie

,mit dem fremd

länd ischen Geschäfte genau vertraut, eine grö fsere Bewegl ichkei t und Anpassungsfähigke it s i ch erhalten haben

,al s s i e dem

engl i schen Bankier e igen ist. Der Stock-Engländer i st von

Haus aus zu weni g anpassungsfäh ig,um die oft e ine del ikate

Behandlung verlangenden Fäden geld geschäftlicher Transakt i onen in fremden Ländern anzuknüpfen. Es waren daherd i e nach Engl and überges i edel ten Fremden

,die von dort aus

d ie Finanzie rung der fremden Anl e ihen und den Zahlungsverkehr mi t fremden Ländern besorgten.

Der enorme Einflufs,den di e Merchant-Bankers auch

h eute noch ausüben ,entsmingt s owohl ihrer durch keine

Vei pflichtungen gegenDepositenglä ubiger beschrankten g1 0 fseiiKapitalkraft sie umfassen d ie ersten Namen de r europai s chen F1nanzwelt al s auch dem Umstä nde , dafs si ch unte1ihnen e ine Reihe ganz hervorragender Finanzl eute befinden.

Im Gegensatz z u d en„Bankers “ und den Jo int S tock Banks “ ,

d ie al lmä hl i ch ganz in einer festen Routine aufgeben ,s ind

es d ie„Merchant-Bankers “ , d ie am ersten unseren grofsen

Bankiers verwandt,kühn , geschäfts und menschenkund ig,

zum Tei l rücks i ch tsl os d en e igenen Vorte i l verfolgend , dochdie Pi oniere d er Entwick l ung und Ausdehnung der engl ischenGeldmacht sind Sie s ind es

,die d en Hebel , welchen die

grofse Kap italmach t Englands bietet , im Konkurrenzkampf

Merchant-Bankers be legt werden , s ind entweder„Foreign Bankers and

Merchants“ , wenn sie daneben auch d asWarenges ch ä ft pflegen, was sehrhaufig d er Fal l , indem sie durch ihre H i lfe finanzierte Pro d uktenladun en

d ann au ch fur Rechnung ihrer auswä rtigen Kunden in London varkan en.

Vereinzelt findet s ich auch d erAusdruck„Foreign Bankers Billbrokers

wenn d ie Hauser S i ch speziel l mit d em A n und Verkauf fremderWechselb efassen, was früher eine Spezial itä t Rothschi lds und auch Bar1ngs war.

1 Englander finden s ich unte1 ihnen um ver .emzelt Dagegen uberwiegt in der Leitung d er Aktiengesel ls chaften, sowe it sie mit englischemKap ital betriebenwe1den (d ie sogen. f oreign ColonialBanks), d as schottische Element.

Page 63:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

54 XXIII 4 .

de r Nationen verwenden ,und ih rer Tä tigkeit ist es zu ver

danken, wenn heute wo die engl is che Supremati e auf demGebiete d e r Indus tri e und des Handel s im Schwinden begriffeni s t die Stel lung Londons als Vorort d es internati onalenGeldverkehrs noch fast unerschüttert gebl ieben i s t . S i e sindals Vermittl er des internati onalen Zahlungsverkeh rs auch von

gröfster Bedeu tung für den deutschen Exp ort und Gel dhandel ,und e s ist um so bedauerl icher

,dafs d ie S chi lderung ihrer

Tätigkei t in der engl i schenFachl i teratur und inno ch höheremGrade in der auf jener fufsenden deutschen gänzl i ch zurücktr i tt hinter derjenigen der Depos itenbanken.

Nach der Schätzung Si r Robert G iffens (z i t i ert be iH e l ffe r i c h a a . O . S . 451) beträgt d i e E innahme Engl andsaus Zinsen und Unternehmergewinn auf ausländische Kapi tal sanl agen j ede r Art 90 Mil l i onen pro Jahr

,aus internationalen

Zwischenhand elsd iensten (hauptsächl i ch Bankprovi s ionen)18 Mill i onen

‚53 ,aus Schiffartsd iensten für das Ausl and

70 Mil l i onen ‚59 . Nicht nur die Übertra gung dieser enormenSummen ge s ch ieh t durch die Vermittlung der h ier zus ch il dernden Banken

,sondern sie sind es

,die d i e Pl azierung

und Bewegung der Kap i tal ien,aus deren Erträgen j ene

Summe jährl i ch erwachst,mit der genü genden Si cherhe i t

s i ch vo l l z ieh en lassen.

a) D i e E n t w i c k l u n g L o nd o n s z u m K a p i t a l m a r k td e r W e l t .

D ie S tel lung Londons al s Zentrum des interna ti onal enGeldhandel s d atiert erst aus der Peri ode nach 1815 ; im18 . Jahrhundert war Amsterdam in dieser Hinsi ch t durchausführend

,und Lond on trotz seiner Bedeutung als der gröfste

n a t i o n a l e K apitalmarkt Europ as für den internati onal enGel dverkehr no ch von geringer Bedeutung . Der grofse wirts ch aftl i che Aufschwung während der ganzen Revolutions und

Krie gsperi od e ,d ie Verni chtung oder Verarmung al l er Kon

kurrenten,das Zusammenströmen grofser Kapitalmengen,

d ie

durch die Kriege hervorgerufene Uns icherhei t al l er anderenGeldmä rkte und end l i ch di e engen Beziehungen , welche si chdurch die Unterhal tung der engl ischen Armeen auf demKontinent und di e rie sigen Subventi onen,

d ie England an d ie

versch i edenen gegen Frankrei ch streitenden Mächte zah lte ,anbahnten

,al le s wirkte zusammen

,um London zum Zentrum

des Kap ital s und Zahlungsverkehrs der Wel t zu machen.

Dies zeigte si ch am deutl i ch sten,als nach A bschlufs der

Kriegsw irren all e Kont inentalstaaten ihre vol l i g in Unordnunggeratenen Finanzen stabil i sieren und d ie durch di e Kriegeverursachten Schäden h ei len mü fsten. War früher Holl anddas Land

,wo s ol che Anl e ihen untergebracht werden konnten,

Page 64:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

xx111 4. 55

so war dies j etzt,wo es sich um ganz andere Summen handelte

,

nur no ch in London mögl ich . Über ein halbes Jahrhundertbl ieb d i e se r Zustand bestehen

,bis dann allmählich

,neben

Pari s,auch New York und Berl in dem engl ischen Markte

se ine Stel lung s trei ti g zu machen b egannen.

Auch heute noch Sp iel en d ie Merchant-Bankers e ine bedeutende Rol le in der Kap italvermittlung für Anl e ih ensuchende Sta aten. Zwar hat England selbst

,das noch im

Krimkrieg seine Anl e ihen durch Rothsch il d aufnahm,s i ch

ganz selbständi g gemacht , indem es si e wohl als e inz igerS taat ohne j ede Vermittl ung d irekt b eim Publ ikum unterbringt . Auch die grofsen europäischen Staaten ,

d ie früherz . T . von Häusern wie Ro thsch i ld so gut wie abhä ngig waren,

finden heute e ine genügend kräftige Kapi talmacht im eigenenLande . Aber ärmere Staaten

,wie z . B . Spanien

,dann Chil e

,

Brasi l ien,sind auch heute noch fas t ganz in den Händen von

Roths ch i l d ; Argent inien stand in engster Verbindung mi tBaring

, d essen Zusammenbruch 1890 info lge von Überlastungvon zurze i t unverkäufl i chen argent ini s chen Anl e ih en erfol gte .

Ähnl i ch d i e anderen süd und zentralamerikanischen Staaten,

die al lerd ings in d en l etzten Jahren mit ihren Anl e ihebedu1fnissen mehr nach New Yo rk gravi t i eren. Seitdem durchd ie Konkurrenz de1 Koloni al banken und der fremdenAktien

'

b'

ä1'

1ken sowie durch die Erstarkuiig der Kap italkraft einerRe ih e von Staaten di e Anleihe ges chäfte an Umfang ve1 loren

haben, haben s i ch di e Merch ant-Bankers mehr der Unterstützungde 1 privaten Emission und Gründürigstätigkeit gewidmet .zwar treten s ie sel ten oder nie hiermi t an di e Öffentli chke i t,aber durch ih re Bete il igung an resp . Unterstützung von

Gründergesel l sch aften (promoting Syndi cates , Finance Companics) , dann bes onders durch Unterwriting

(Übernahmeder Garant i e dafür

,dafs e ine Emissi on zu oder uber e inem

gewissen Kurse gel ingt,widri genfall s man d ie Papiere selbst

zu diesem Kurs aufzunehmen gezwungen i st) , wi rd die Tätigkeit der ni cht sel ten weni g kap it a lk räftigen angebl i chenGründ er (Promoters) zum gröfsten Tei l erst ermögl i ch t . Alles ,was man in der Öffentl i chkei t hi ervon erfährt , ist h öchstensein Ent1efilet in e inem Börsenbl att : M an sagt , dafs Rothsch ildh inter der Amal gamat i on der und der M inengesel l schaft steheoder Ähnl i che s . Mehr in di e Öffent l ichkei t t1 eten d ie amerikanischen Bankhäuser , wie Speyer Bros , die z . B . zurze i tmit der Finanzi e rung eines umfass end en Systems el ektri scherÜntergrundbahnen in London, das unter amerikani s ch er Le i tungim Entstehen begriffen ist

,si ch befassen. Überh aupt i s t d ie

Stel lung der amerikanischen Bankiers in London e ine rechtinteres sante ; sie d ienen vor al lem dazu

,engl isches Kapita l

fü r amerikani sch e Unternehmungen flü ssi g zu machen ; so hatz . B . Morgan versucht

,das fur den Ankauf der engl i schen

Page 65:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

56 XXIII 4 .

Schiffahrtslinien benöt igte Kapi tal mogl i chst in England selbstaufzubringen. Es ist j a das Sonderbare bei der neuerl ichenEntwi cklung ,

dafs England mehr und mehr in die Rol l e desre inen Gel dgebers gedrä ngt wird ,

während die eigentl icheVerfügung über die Kap ital i en v ielfach in die Hände derAmerikaner und anderer gel angt . Früher war das anders :Wo es in der Wel t ein Gaswerk

,eine Strafsenbahn

,e ine

Hafenanl age oder E isenbahn zu schaffen gab,da war ni cht

nur engl isch es Geld . sondern auch engl ische Unternehmungsl u st am Plä tze und führte das Werk in e i gener Regi e aus

,

so dafs einmal die Aufträge und Lieferungen und dann d ieSpä te ren D iv idenden nach Engl and flossen ; z . T . ist das auchh eute noch so , wie z . B . d ie M inen in Süd und Westafrikaund in Austral i en fast ausnahmslos in engl ischen Händen sind

,

wenn auch die Akt ien tei lweis e in deutschem oder franz ös ischemBes itz si ch befinden. Aber an viel en anderen Orten s ind esheute di e Amerikaner

,d ie derarti ge Unternehmungen selbst

schaffen,d ie Kapi tal i en dazu zu einem ni cht geringen Teil

aus England bez i ehen und dafur entweder Obl i gati onen ode rgeh örig gewassertes Aktienkap ital nach England senden

,so

d afs ni cht nur d ie Lieferung d en Engländern entgeht , sonderndafs sie auch für ihr Kapi tal nur eine relati v geringe Verzinsung erhal ten

,wahrend der Unternehmergewinn d en

A ner1kanern verble ibt,die neuerd ings s ogar in England selbst

d ie wi chtigs ten Unternehmungen in d ie Hande bekommen(Schiffahrtstrust, d i e gesamte Tabakindustrie , die elektrischenÜntergrundbahnen in London) ; au ch die einzi g wirkl i ch bedeutende Fabrik zur Herstel lung el ektrischer Apparate und

Maschinen in Engl and ist ein amerikani s ches Unternehmen(West inghouse) . Ganz neuerdings treten s ogar Länder w ieD eu tschland und d ie Vereini gten Staaten auf dem LondonerGeldmarkt als Kapitalverleiher auf indem sie dort begunstigt durch das fre i e und si ch al len A nsmuchen

anpassende

Aktienrecht e inen bequemen Absatz für die Überschüsseihrer Volkswirtschaft finden. Hiermit hä ngt d ie Entwi cklungder Londoner Fond sbörse zu e inem Inst itut internationalerKapital vermittl ung für industriel l e und Bergwerksunter

nehmungen auf der ganzen Welt auf das engste zusammen ;an diesen h aben die Merchant-Bankers einen ni cht unwesentl ichen Antei l genommen. Spez i el l di e Entwicklung der sudafrikanischen Gol dminen hat eine neue Kategori e von finanz iel lso mäch tigen Häusern geschaflen ,

dafs man sie kurzweg a l sthe Cap ital ist s “ o der the m ining-magnates “ bezeichnet .Namen wie Bei t

,Barnato

,Eckste in u . a . m . deuten auch hier

auf fremdländisch en Ursprung hin,

d ie Firmen dieser Klassewerden v iell eicht heute von den al teren Merchant-Bankersnoch ni cht als Bankiers betrachtet und sehen si ch auch wohlselb st noch gar ni ch t als sol che an

,trotzdem sie fast aus

Page 67:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

58 XXIII 4.

anderen handel treibenden Nationen zum allergrofsten Tei l inSterlingwechseln auf London ausgegl i chen werden.

Endl i ch kommen noch zwei Gründe hi erzu,um London

vor all en anderen Weltmarktszentren zu dem geeigneten AbwicklungSplatze al l er Z ahlungsverbindl i chkei ten zu machen.

Einerse its das absolute Vertrauen in d ie Kreditwürdi gke itder engl ischen Banken und Bank iers und anderse i ts der Umstand

,dafs London der e i n z i g e v ö l l i g fr e i e G o l d m a r k t

der Wel t i st , d . h . dafs j ede Forderung auf England ni chtnur auf Gold l autet

,sondern auch s i c h e r und auf al le Fäll e

in Gold eingel ö st wird .

D ie grofsen Goldvorrä te der russ i s chen Reichsbankebenso w ie di e der ö st erre i ch isch-ungarischen Bank s ind dema ll gemeinen Verkehr ni cht e rre ichbar ; die Bank von Frankre i ch hat es durch ih re Goldpramienpolitik in der Hand, denA bflufs von Gol d zu erschweren ; ebenso i st d ie deutscheReich sb ank in der Lage

,den Goldexport wenigstens in e inem

gewi s sen Grade zu beeinflussen ; nur in England ist j edeForderung sofo r t und ohne i rgendeine Extraausgabe in Gol dkonvertierbar , und das Vertrauen hierauf trägt viel l eichtmehr als i rgendein anderer Umstand dazu bei

,den Ab

rechnungsverkehr der Welt in London zu erhal ten und al l eVersuche , der deutschen Valuta auf ubersceischen Märktenneben dem Pfund Sterl ing e ine ebenbürtige Stel lung zu si chern

,

zum Schei tern zu bringen.

Die F unk t i one n,welche den M e r c hant -Bank e r s heute

zufal l en , ergeben S ich aus der geschüdeiféii ZéntialstellungLondons in der Ökonomi e des internati onal en Geld und

Kap ital verkehrs . Si e nehmen damit e ine S tel lung ein,d ie

in vi el er Bezi ehung derjeni gen d er grofsen Kredi tbanken auf

dem Kont inent glei ch t,und hieraus fol gt

,da fs die Etabl ierung

von Niederl assungen der letzteren in London in erster Linieeine Konkurrenz fur d ie Merch ant-Bankers und ni cht fur dieengl i schen Deposi tenbanken bedeutet ,

die s i ch von den von

j enen gepfl egten Geschäften so gut wi e ganz fernhal ten.

Neben dem Emissi onsgeschäft ist daher der A n und Verkauffremder Wechsel sowi e das Wechselakzeptgeschäft , da s be id en engl ischen Dep osi tenbanken ganz zurücktri tt

,ein von

d en alteren Merch ant-Bankers mi t bes onderer Vorl iebe gepflegter Geschäftszweig . Hieran schl iefs t si ch das Wechselund Effektenarbitragegeschäft, in dem den Roths chi l ds di efüh rende Ro ll e z ufäll t . Endl i ch l i egt das E delmetall-Import

i und Exportgeschäft in ihren Händen. Ersteres ist desh a lbvon besonderer Bed eutung

,wei l all e s in ubersceischen

Ländern gewonnene Gol d zuers t nach London kommt und erstvon dort aus se inen Weg in den Handel findet .

Neben den aufgezähl ten Geschäften . d ie man al s das„regulare Bankgeschäft “ der Merchant-Bankers beze ichnen

Page 68:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

xx111 4 . 59

kann, finden wir ih re Hand aber noch vi el fach h ier und dort,

wo si ch ihre Kap it a lmacht gel tendmachen kann. So ist Rothsch i ld E igentümer der weni gen grofsen Quecksilberminender Wel t und bestimmt aus ei gener Machtvol lkommenhe it.den Wel tprei s ; so haben andere Häuser mehrfach versuch t

,

in ä hnl i cher Weise in die Prei sbewegung sol cher Produktee inzugrei fen, bei denen ein scha rf abgegrenztes und ni cht sehrausgedehntes Pro dukt i onsgebiet di e s gestattete ; so z. B. sindmehrfa ch di e gesam ten Ernten und Vorräte von Pfeffer

,

S chel l ack u . a . m .„gecornert

“ worden.

Von ganz besonderer Bedeutung ist di e Tä ti gkei t derMerchant - Bankers in der R ichtung der ü b e r s e e i s c h e nK r e d i t v e r m i t t l u n g für den expo rti erenden Fabrikantenund Kaufmann e inersei ts und d en import i erenden uberseei schen Rohstoffproduzenten anderse i ts . S ie gestatten ih reneur0pä ischen und überseeischen Agenten

,gegen Verl adung von

Produkten auf London zu trassieren,sie bele ihen schwimmende

Sendungen und b esorgen den kommissionsweisen Verkauf, sieübernehmen Delkredere für südamerikani sche Regierungenund Private , kurz : die ganz e Ve1mittlung der Export und

Import Kre ditgewä hrung l iegt in ih1 en Händen.

e"en alS die später

'

zu e1wahnend en

Kol oni albanken noch im Entst ehen beg11ffen waren ,und das

Kabelnet z derWelt noch zu weni g ausgedehnt war,um tel e

graphische Übertragungen (Kabeltransfers) in gröfserem Umfange zu gestatten

,waren sie di e einzi gen Träger und Ver

mittl er d es internati onalen Gel dverkehrs . Besonders Zentralund Südamerika waren ganz auf ihre Vermittlung angewiesen ;Häuser wie Baring

,Huth u . a . m . hatten in d en wich tigsten

Plätzen ih re Korrespondenten,wel che für Rechnung der Ver

lad er von Land esmodukten auf d ie Londoner Firma trassi ertenoder auch anderen Kaufleuten

,welche R imessen auf Europa

z u machen hatten , Wechsel auf London ausste l l ten ,d ie wie

bares Geld uml iefen. I n Lä ndern ohne eigene Edelmetal lproduktion war d ie s oft di e e inzige Art

,in der Gelds endungen

nach Europa gemacht werden konnten,aus wel cher Monopo l

stel lung sowohl der Korresmndent des Londoner Bankhauseswie d i eses selbst den gröfstmöglichen Nutzen zogen. Zum

Tei l verbinden d ie Londoner Häuser noch heute mi t demBank ein Waren-Exp ort und Importgeschäft nach denj enigenübersee ischen Lä ndern

,mit denen sie in engerer Verb indung

stehen ; vielfach i s t das Bank geschäft erst al lmähl ich aus d emWarengeschäft hervorgewachsen.

Ein grofser Teil de s international en Zahlungsausgleiches,den die Fo re i gn Bankers vermitt eln

,spi el t s i ch zwe imal

wöch entl i ch auf der R o y a l E x c h a n g e ab,wo die fremden

Wech selkurse festgesetz t werden,und der A n und Verkauf

fremder Wechsel s tattfindet .

Page 69:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

60 XXIII 4 .

Hier setz t dann auch das (Wechsel-)A r b i t r a g e g e s c h a f tein

,welch es d arauf beruht , dafs z . B . an Tagen, an denen d ie

Nachfra ge nach Wech seln auf Pari s gröfser i s t al s das A ng ebot , und die Wechselkurse dementsprechend anz iehen

,von

Häusern,wel che entweder Guthaben oder Kredit in Frank

rei ch haben,d iese Konjunktur ausgenutzt wird

,indem sie

Wechsel auf Paris auss tel len ; d ie betreffende bezogene Firmain Paris wartet so dann e ine ähnl iche günst ige Gelegenhei tauf dem dortigen Markte ab

,um d ie Summen wiede r nach

Engl and zurückzule iten. Von noch weit gröfserer Bedeutungist neuerdings das inte rnational e A rbitragegeschäft in Wertpapieren geworden

,besonders seitdem Deutschland und Frank

re i ch ih stei gendem M afse auf d er Londoner Fond sbörse inM inenakt ien Spekul i eren

,während engl ische Kap i tal isten

Riesensummen in amerikani schen Eisenbahn und anderenAkti en auf der New Yorker Bö rse anl e gen.

Durch die s tets wei ter fortschrei tende Arbei tstei l ung imBankwesen ,

durch die Etabl ierung kapi talkräftiger Aktienbanken in den Hauptplä tz en des engl ischen und französi s chenKoloni al rei ches wi e auch in China

,Japan und d en südamerika

ni schen Handel splätzen,endl i ch durch das Erscheinen der

grofsen kontinenta l en Banken auf dem Londone r Gel dmarktist ein Tei l der Vermittlung der ü b ersee ischen Geldgeschäfted en Handen der Merchant - Bankers entzo gen und in d ie

Hände von Ins ti tuten ubergegangen , welche wir in den

nächsten beiden Abschni tten zu betra chten haben werden.

2. Die K olonialbanken.

Foreign and Co l onial Banks .

Unter l etzterer Bezei chnung fafste man früher sämtl i cheInst i tute zusammen

,die

,mit engl i schem Kapital betrieben

,

unter engl ischer Le itung stehend,i hren Hauptsitz in London

und Fil i al en in engl i schen Koloni en oder aber umgekehrtih ren Haupts i tz in e iner engl is chen Kol oni e und nur e ineN i ederlassung in Lond on hatten (Colonial Banks) . sowie diej enigen ,

wel che Haupts itz resp . Niederl assung in fremden,

ü berseei sch en Ländern besafsen (Foreign Banks) . Neuerd ingshaben s ich jedoch eine gröfsere Anz ahl anderer Banken in

L ondon etabl iert,deren Haupts itz in Deutschland

,Frankrei ch

,

R ufsland usw . si ch befindet,d ie mi t e inheimischem Kapital

arbeiten und unter e inheimischer Verwal tung steh en und al soim Gegensatz zu d en früher genannten fr e m d e Interessen

auf dem Londoner Gel dmarkt vertreten. S ie werden von

engl ischen Fachblättern auch den Foreign and Co l oni alBanks “ zugezähl t

,ih re Stel lung und ihre Aufgabe ist ab er

e ine vol l ig versch iedene,und wir werden sie daher gesondert

zu betrachten haben. Es wäre wüns chenswert,wenn in Zu

Page 70:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 61

kunft weni gstens d ie wi s sens chaft l i che Betrachtung d iese zweiKategorien auch mit bes onderen Namen beze i chnen würde .

Wir möchten vorschl agen,d i e l etz teren re ine Fremdbanken“

(pure Foreign Banks) zu nennen und fur die anderen d ie

j etz t gü l ti ge Bezei chnung beizubehal ten. Wir‚

wenden uns

zunäch st d en mit engl ischem Kap i tal e betriebenen Inst ituten zu .

Wie in al len Zweigen des modernen Bankwesens , so

macht sich auch in dem,welcher di e Tätigke i t der Merchant

Bankers “ umfafst,d ie Verd rängung der offenen Handelsgesell

sch ä ften durch Aktienunternehmungen gel tend,

wenn auchin weit geringerem M afse al s z . B . im Depositenbankwesen.

M an könnte beinahe gl auben,Ad . Smith hätte das moderne

engl i sche Bankwesen im Auge gehabt,al s er sagte , dafs d ie

Form der Aktiengesel l s ch aft s i ch hauptsächl i ch fur s o l cheGeschä ftszwei ge ei gne

,zu deren Fuhrung vo r al lem eine ge

wiss e Rout ine notig sei.

I n das Tätigkeitsgebi et der Merchant Bankers haben d iee n g l i s c h e n Aktiengesel l schaften denn auch nur so wei t eindringen können

,als es s i ch um Transak t ionen handel t , di e

si ch sozusagen nach demselben Sch ema vol lz iehen ; hierüberhinaus hat der Merchant Banker se in Arbeitsfel d b eh auptet

,

es se i denn,dafs d ie Ni ederl assung der kontinental en und

sp ezi el l der deutschen Aktienbanken ihm ins Gehege kommen.

Denn fur diese scheint Ad . Smiths Regel ni cht z u gel ten ; siehaben di e notwendi ge Routine auf der einen

,aber auch den

nötigen„Push “ und d ie Anpas sungsfäh igkei t auf der anderen

Sei te , die den engl i schen Aktienunternehmungen so oft ab

geht .Die

„C o l o n i a l B a n k s “ im engeren S inne gl i edern si ch ,

der geograph ischen Ausdehnung des engl i s chen Koloni al re ichesentsprechend

,in die v i er grofsen Kate gorien der k anad is chen,

südafrik ani schen,aust1alischen und indischen Banken.

—“

Die eng1isclien „F o r e i gn B a nk s

“ haben ihren Wirkungékrei_s vornehml ich im westl i ch en Tei l der VereinigtenStaaten ,

in fast sämtl ich en Zent1al und sudamerikanischenRepubliken

,im nahen Osten (Ägypten ,

Türke i,Rumäni en

,

Persi en)“

und endl i ch im fei nen Osten (China , Japan) .I n den überseei s chen Pl ätzen widmen sie sich al l en

Zweigä i“

d es regulä ren Bankgeschäftes , j e nach den Bedürfni ssen d es betreffenden Ortes : s ie geb en dort Noten aus , so

weit"'

d ie gesetzl i chen Vorschriften d ies gestatten,sie s tel len

Kredi tb riefe aus, besorgen Geld übertragungen al ler Art , zah lenGehäl ter und Pensi onen

,machen Vorschüsse gegen Unte rpfand

von Wertpapieren u . a . m . , kurz : sie übertragen das Prinz ipder engl i s chen Joint-Stock-Bank auf di e Kol oni en und überseeischen Länder . Ih re L ondoner Fi l ial en haben Konten beie iner oder der anderen grofsen Deposi tenbank ,

bei der siel

Page 71:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

62 XXIII 4 .

auch einen Tei l ihrer R e serve deponie ren ; sie stehen durchd iese auch mit der Bank von England in Verbindung

,so dafs

auch der internationale Verkehr in l etzter L ini e durch d iesegeh t und auf ih rer Reserve basi ert .

Die Tätigkei t der Co l oni a l and Foreign Banks in L o n

d o n und dam it ih r Einflufs auf d en engl ischen Geldmarkt,

der h ier al l e in fur uns von Interesse i st,gl iedert s i ch

,wie

folgt :S ie d i enen vor al lem als Vermittl er des internat ionalen

‘Zahlungsverkehrs,indem sie Wechsel und tel egraphische

Transfers auf d i e von ihnen vertretenen Länder ausstel l enre sp . sol che kaufen. Von bes onderer Bedeutung ist d iesE x c h a n g e B u s i n e s s “ naturgemäfs bei der Ausgle i chung

von Zahlungsverpflichtungen mit Ländern,die nicht nur e inen

anderen M ünzfufs , s ondern auch eine andere Währung al sEngl and haben,

a lso gegenüber Indien und China mit ihrerS i lberwährung resp . gegenüber d en meisten sü d und z entralamerikani schen S taaten mit ihrer mehr oder minder verkapptenPap ierwä hrung . Einige der indis chen und o stas i atischen I nstitute haben si ch zu Spezi al i s ten d ieses Geschäftszwe iges ausgebi l det , so dafs sie kurzweg als „Exchange Banks

“ beze ichnetwerden. Fur Indien fäl l t nach d i eser Richtung hin die stetsstark ak t ive Handelsbi lanz ins Gewi cht , welche den Ausgl ei chd er Zahlungsbil anz sehr kompl iz iert ; da durch , dafs se it 1893d ie indi schen Munzen geschl ossen sind und der Kurs derRupien gesetzl i ch festgelegt i st

,hat s ich das Exchangegeschäft

d er dortigen Banken stark vermindert . Das Hauptgeschä ftd er in Südamerika interess i erten Banken nach d ieser Richtung hin ist di e Vers icherung der Exporteure gegen d ie fortwährenden S chwankungen des Goldagios .

A n das Exchangegeschäft schl iefst si ch das E (1 e l m e t a l ]g e s ch ä fü als

'

haturgemäfse Ergänzung an. Der Vorte i l,den

d ie‘

se B anken,die ihre Niederlassungen sowohl in London

als auch an d en übersee ischen Plätzen haben,vor den Merchant

Bankers geniefsen,l i e gt darin

,dafs si e sowohl hüben wie drüben

über Guthaben verfügen und de shalb j ederze i t dem Bedürfni sentsprechend Wechse l entweder kaufen o der verkaufen können,

wahrend vor der Etabl i erung d ieser Banken häufig zuzeitenb esonders nach der E rnte der Hauptex

'

portprodukte ein

Überangebot an Wechseln stattfand,das auf den Kurs druckte

,

und dem zu anderen Zeiten dann ein vö l l i ger Mangel an

s o l chen folgte .

besteht d ie Tä tigkei t dieser Banken in derFordei‘ü h g

'

deS"W a r e n - E x u n d I m p o r t s

'

zwischen EngI är

'

1d“

üütl'

den betreffenden Interessensphären. Dies e voll ziehtSich

" '

auf"

Der engl i sche Fabrikant oderExmrteur übergibt der Londoner Niederl assung der Bank di eVerschiffungsdokumente (Konnossement , Seeversicherungspolize

Page 72:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 63

und Fakturakopie) und erhal t h iergegen von der Bank einenVorschufs bi s zu einer gewissen Höhe des Wertes der betreffenden Ware (mei st 75— 80 0/o) ; d ieser Vorschufs ist innerhalb e ines bestimmten Zeitraumes z urückzuzahl en. D ie Dokumente gehen sodann an die betreffende übersee ische Fi l i a l eder Bank

,wel che die Ware dem Kunden nur gegen die Z ah

lung des Fakturabetrages ausl i efert . D iese Art d er Vermittlung wird vor al lem für L ieferung an eingeborene indischeoder chinesische Käufer in Anwendung gebra cht

,denen der

betreffende Exporteur einen Kred it ni cht einräumen wil l .Für Verladungen an europä i s che resp . Kolonialkund en (hauptsächl ich Austra l i en) , die e inen gröfseren Kred it beansp ruchenkönnen

,Sp iel t s ich die Sache durch Vermittlung einer d o c u

m e n t a r y b i l l “ ab , d . h . der Verlader übergibt der Bankaufser den Verschiffungsdokumenten einen Wechsel auf denEmpfänger mit der Ins trukti on

,d ie Waren bei Ertei l ung des

A kzepts auszul iefern ; der so akzeptierte Wechsel wi rd dannvon der Bank diskont iert und fur d en Erl ös dem Verl aderein Wechsel auf London gesandt resp . ihm auf Wunsch derBetra g per

„telegrafic transfer

in London angewiesen. Dabe i dieser Transaktion der Verl ader mindestens während derZei t

,welche die Ware unterwegs i s t

,s e in Gel d festle gt , in

dem die Bank am Verladungsort ni cht immer gewi l l t ist, s ol cheunakzeptierte Wechsel auf internat i onal e Plätze zu d iskon

tieren,so wi rd viel fach statt dessen ein d o c u m e nt a r y

C r e d i t “ vereinbart . I n diesem Fal l e gibt der überseei scheKunde dem L ieferanten der Ware einen Kredi tbrief auf d ieL ondoner Niederl assung se iner Bank

,durch welchen er auto

risiert wird,gegen Verl adungen bis zu e inem best immten

Höchstbetrag auf die Bank zu ziehen. Dies invo lviert naturl i ch eine Krediteinräumung sei tens der Bank an d en betreffenden Überseekunden. Dasselbe Arrangement findet Verwehdung b e i der Verladung übersee i scher Produkte nach England oder e inem dritten Lande

,indem z . B . deuts che Käufer

austral ischer Wol le s i ch mi t e inem Kreditbrief versehen,nach

dem die Londoner Niederlassung der betreffenden aust ral ischenBank si ch verpfl i chtet , Wechsel , die auf d iesen Kreditbriefhin gezogen s ind

,zu akzepti eren resp . zu zahlen,

fal l s s ie m ite inem Zert ifikat des Korresmndenten resp . der Fil ial e derBank versehen sind

,dafs Wolle im entsprechenden Werte

dersel b en zur Verschiffung an d ie Londoner Niederl assungübergeben worden i s t . A uf ähnl i ch e Weise voll zi ehen s i chaustral ische Einkäufe im fernen O sten

,in Indien usw.

Eine ni ch t zu unterschätzend e Erl e ichterung des Exporthandel s resultiert daraus dafs der Exporteur d urch se ineBankverb indung an den übersee ischen Platzen si ch uber d iefinanz iel le Lage der Kundschaft nahere Auskunft verschaffenkann ; dafs se ine Reisenden durch die Fil ial en der Bank Ein

Page 73:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

64 XXIII 4 .

führungen an deren Kunden erhalten, kurz : dafs der einzelneK aufmann auf d iese Weise in der Agentur se iner Bank einezuverl äs sige Vertretung seiner Interessen an al len Plätzenfindet

,wo diese Fi l ial en oder Agenturen unterh al t .

I n Lä ndern mit weni ger entwi ckel ten Kreditsystemenübernehmen d ie Banken sogar e inen Tei l der Funktion derKaufl eute . So „Bank of Egypt

grofse Lagerhäusm,

in d ie d ie kle inen Bäumwollpröduzenten ihre Ernte abl iefern ;sie erhalten hi e 1für Vorschüsse von der Bank

,wel che ihrer

se i ts d i e Verl adung , den T rans;10rt und den Verkauf derProdukte beso rgt . Die Niederl assung in Karthum sammel tin ähnl i cher Weise all e Landesp rodukte und beso rgt derenVerkauf nach Europa .

Es i st h ier al so ein fast automatisch a1beitender_

Apparatfur den inte rnati onalen Warenaustausch mit geringen Kostengeschaffen ; nur auf Grund sol che r Einrichtungen ist dieenorme Ausdehnung und relat ive S icherhei t der Handel sbez iehungen Englands in all en Weltte il en mogl ich gewesen.

Deutschl and ist,nachdem d ie ers ten Versuche in den 1870er

Jahren erfol gl o s gebl ieben,erst in der al l erl etzten Zei t durch

di e Errich tung der Deutsch-brasi l i ani schen Bank,der Deutsch

üb ersee ischen Bank und ähnl i cher Insti tute d iesem Vorbildegefol gt . Auch d ie Amerikaner haben neuerdings der Etahlierung übersee ischer Banken gröfsere Aufmerksamkeit gewidmet

,so s ind 1902 zwei so l cher Insti tute im fernen Osten

ins Leben getret en. Die deutschen Überseebanken unters cheiden si ch insofern von den engl ischen ,

al s sie ei gentl i chnur scheinbar sel bständig s ind , in Wirkl i chkeit aber in völ l igerAbhängigkei t von den grofsen deutschenEffektenbanken stehen,

die ihre Gründung veranlafst und d en gröfsten Teil ih rerAkt ien in Händen haben und auch auf die ganze Geschäftsführung einen ausschlaggebenden Einflufs ausüben ,

wodurchd iese Banken ni ch t zu einer selbständigen Entwi ckl ung gel angen können. D ie engl ischen

„Foreign and Coloni al Banks “

stehen ganz auf eigenen Füfsen und haben i hre vol l e Uhabhängigke it

,auf der zum Teil ih r unbes tri t tener Erfolg be

ruhen dürfte .

Endl i ch besch ä ftigen s i ch d i e„Foreign and Col oni al Banks

in ähnl i cher Weise,wenn auch in beschränkterem Umfange ,

i,wie di es oben bei den Merchant Banks geschi l dert wurde ,'mit der Placierung fremder Anl e ih en auf dem Londoner Geldmarkt . So i st di e Hongkong und Shanghai Bank ing Corporat ion der Bank ier der ch inesi schen Regierung und vermittel td ie Ausgabe der japani schen Anl e ihen in Engl and u . a. m .

Welche enorme Bedeutung d ie einzelnen Banken fur d ieLä nd er haben

,in denen sie vertreten sind , mag d araus er

hel len,dafs z . B . die London River Plate Bank d ie Ab

rechnungsstell e fur al l e Banken in Buenos Aires bi l det , wo

Page 75:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

66 XXIII 4 .

haben,durfte d ie Berechtigung sol cher Befü rchtungen er

wiesen haben : Von ganz besonderem Interess e s ind d i eT endenzen,

wel che zu ihre r Etabl ierung geführt haben ,wei l

es hauptsächl ich d ie grofsen d eutschen Banken sind,de ren

Niederl a ssungen h ier in Betracht kommen. Als Vo rläuferdersel ben kann man e inige kleine Insti tute beze ichnen

,wie

d ie International Bank , die German Bank (ni ch t zu verwech seln mit der Deutschen Bank

,d ie al l erd ings an i hrer

Gründung s tarken Ante i l genommen hatte , um sich eine Vertretung in London z u si chern, s o lange der Errichtung einere i genen Niederl as sung noch Schwieri gke iten im Wege standen) ,d ie London and Hanseatic Bank (deren Aktien zum grö fsten

Tei l in d en Händen der Hamburger Kommerz und Diskont oBank si ch b efinden) , die , wenn auch als engl ische Bankense i t Beginn der 1870er Jahre in London e tabl iert

,den Zweck

ve rfol gten,deutsches und andere s auswärtiges Kapital dort

zu verwerten und engere Bezi ehungen spez i e l l zwis chen demdeuts chen und engl ischen G el dmä rkte anzubahnen. Sie d ienenauch h eute no ch der Förderung internati onaler Handel sbezi ehungen durch Beleihung von Warensendungen sowieauch dadurch

,dafs sie ihnen wohlbekannten Exportfirmen

Akzeptkredi te in blanko zur Verfugung stel len. S ie besorgenauch das Exchangegeschä ft zwischen England und dem Kon

tinent , kurz : sie qual ifizi eren si ch al s Konkurrenten derMerchant -Bankers in der Vermi tt lung des inte rnati onalenZ ahlungs und Handel sverkehr s .

Von Bedeutung ist der Einflufs der ausl ä ndis chen Bankenaber erst geworden ,

se i tdem erstkl assi ge Insti tute,wie der

C réd it-Lyonnai s , das Compto ir d’Escompte ,

besonders aberunsere grofsen deutschen Banken,

wie die Deutsche Bank,die

D resdener Bank und neuerd ings die Diskontogesellschaft

u . a . m .

,Zweighauser in London err i ch tet haben und so in

d er Lage s ind , di rekt in di e dortigen Geschäfte einzugrei fen.

Das Bank ers Magazine (März 1904) berechnet , dafszurze it 55 fremde Banken Niederlassungen in Engl and bes i tzen

,während 876 durch Agenten vertreten s ind . Dafs es

s i ch im ersteren Fal l e zum Tei l um Niederl assungen gross enUmfangs handelt , mag daraus hervorgehen ,

dafs d ie unte rd em b escheidenen Titel einer Agentur betriebene Niederlassungd er Deutschen Bank , d ie se i t 1873 besteht ( „Deutsche Bank ,Berl in

,London sich zu einem der bedeutendsten

Bankbetriebe in London entwickel t hat und zurzei t mit über300 Angestel l ten arbe itet . Von ähnl i chen Ins t i tuten wäre zu

nennen aufser den bereits erwähnten d ie YokohamaSpeci e Bank (j ap ani sch) , der Schweizer Bankvere in ,

TheGuaranty Trust Co . (amerikani sch) , d ie Russische Bankfür auswä rtigen Handel

,d ie

„Société Généra l e “ u . a . m .

Im Jahre 1903 haben auch die Ö sterre ichisch e Lä nderbank

Page 76:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

X XIII 4 . 67

und der Wi ener Bankverein ih re Londoner A genturen in'

Zwei'

gni ederl assungen verwandelt . Das fremde Kap i tal

,welches auf

d i es e Weise in London in Konkurrenz m it dem einhe imischent r i tt , ist naturgemäfs schwer z u schä tzen ; es wurde bereits1898 bei Gelegenhei t e ines Vo rtrages im

„Bankers Inst i tu te

als die Höhe von 100 000 000 (über 2 Mil l iarden Mark) erre ichend angegeben.

Der Zweck,d en die meisten di e ser Banken bei der Etah

lierung von Nie derl a ssungen in London im Auge h atten,war

das e inträgl iche und s i chere Geschäft,wel ches si ch auf der

Vermittlung des internati onalen Zahlungs verkeh rs für ihr eh eimatl i chen Kunden aufbaute

,in i hre ei genen Hande zu be

kommen. Dies Motiv war besonders stark für d ie deutschenBanken infol ge de s si ch mächtig entfaltenden WarenverkehrsDeut sch l ands mi t d en überseei schen Ländern. Der deutscheImporteur

,wel cher Pro dukte in übersee is chen Lä ndern zu

k aufen hatte,konnte d ies nur tun

,wenn er dem Li eferanten

e inen Wechsel auf London in Zahl ung geben resp . ihm in

London e inen Kre dit eröffnen konnte, d a e ine andere Val uta

als da s Pfund Sterl ing in überseei schen Pl ätzen ni cht gangbar war . Kont inenta l e Importeure müssen also z u d iesemZwecke be i d en Londoner Merchant Bankers Kredite re gelmäfsig in Anspruch nehmen , und um dies Geschäft an s ichzu z iehen

,sahen si ch d ie Festl and-Banken z uerst zur Kom!

mand itierung Londoner Hauser und dann zur Erri ch tunge igener Niederlassungen genötigt . Die Deutsche Bank ver;fol gte bei ihrer Gründung ausgesprochenermafsen d ie Absi cht ,die internati onalen Geld geschäfte des deutschen Handel s indi e Hand zu nehmen 1

. Um d en deutschen Handel von Londonunabhängig zu machen und dem Mark-Wechsel im internatio

nalen Verkehr eine gl e i chwertige Ste l lung neben dem PfundS terl ing zu schaffen

,versuchte d i e Bank durch d ie Gründung von

Fil ial en in überseei sch en Plätzen die deutsch e Valuta dorte inzuführen indem sie deutsche Kaufl eute veranlafste

,statt

des Londoner d en e inheimischen Kred i t in Anspruch zu

nehmen und zugle i ch al s Kä ufer für die auf Deutschl and gezogenen Wechse l aufzutreten,

ein Versuch,dessen M ifs

l ingen bei dem d amals » noch geringen überseei schen Handelvorauszusehen und mit der Aufgabe j ener Fil i al en (1875 ) z ugestanden ward . Trotz des inzwischen enorm angewachsenenHandel s und der grofsen Erl e ichterung d es d irekten Verkehrszwi schen Deuts ch land und den überseei schen Gebieten durchdie Ents tehung d irekter Dampferl inien ist auch heute no ch

1 2 d es Statuts : „Der Zweck d er Gesel ls chaft ist d er. Betrieb von

Bankgeschaften al ler A rt, insbesondere Forderung und Erleichterung von

Handelsbeziehungen zwischen Deutschland , den übrigen euro aischen

Lä ndern und überseeischen Markten.

“ M o d e l , Die grofsen erlmer

Effektenhanken. Jena 1896.

Page 77:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

68 XXIII 4 .

die Stel lung des Pfund Sterl ing-Wechsels zur Vermittlung kontinentaler Gesch äfte mit Übersee unerschü ttert, und die wachsende Zahl und Wi chtigkei t fremder Bankniederl assungen inLondon zeigt , dafs fürs ers te wenigstens e ine Umgebung Londons ni ch t tunl i ch , der international e Gel dverkehrsi ch vi elmehr in wachsendem M afse h ie r konzentriert .

Wenn nun auch das Hauptmotiv für die Etabl i erung de rfremden Banken in dem Bedürfni ss e zu suchen ist

,e ine s elb

ständi ge Vertretung auf dem als international e A brechnungss tel l e fungierenden Londoner Geldmarkt zu bes itzen

,so l i egt

es doch auf der Hand ,dafs eine sol che Kapitalmacht

,wie

sie diese Inst i tute reprä sentieren ,in sachkundigen Handen

ruhend,ni ch t ohne Einflufs auf die G estal tung d es engl i schen

Gel dmarktes sel bst bl eiben konnte,und so war es eine natur

l i che Fol ge,dafs d ie Banken si ch ni ch t damit begnügten

,Ge

schäfte fur ihre heim i sche Kunds chaft zu vermi tteln,sondern

sel bst als Konkurrenten de r engl ischen Geldinst i tute auftraten.

Auch sind d ie engeren Verbindungen ,welche s i ch be

sonders sei t Erlafs des deutschen Börsenges etzes zwischenunseren Kapitalistenkreisen und der Londoner Fond sbörse an

gebahnt haben,ni ch t ohne Einflufs auf die Entwicklung der

deutschen Bankniederlassungen gewesen. Das starke A n

wachsen der Geschäfte der Londoner Niederl assungen, derDeutschen wie der Dresdener Bank

,in d en l etzten Jahren

steh t zweifell o s in allerengster Verbindung gerade mit d i esenErscheinungen, zu denen spezi el l be i der Deutschen Bank diegrofsen Intere ssen an gewi ssen amerikani schen E isenbahnwerten treten

,für d ie L ondon der Hauptmarkt ist. Wenn der

an und fur si ch erfreul i che Aufschwung auch zum Tei l inVerbindung mit einer Entwicklung steht

,d ie vom Standpunkte

der deutschen Volkswirts ch aft aus nich t immer befriedi gendgenannt werden kann

,so ist do ch hervorzuheben

,dafs di e

Bas i s der Erfolge d ieser Niederlassungen in erster Lini e d arinzu suchen ist

,dafs sie es sich zur Aufgabe machten ,

d ieFinanzierung des sol i den überseei schen Handel s durch Kred itgewährung an Importeure und Exmrteure zu weit kulanterenBed ingungen z u besorgen

,al s d i es seitens der engl ischen I n

stitute der Fal l war , wodurch z . B . d ie Londoner Fi l ial e derD eutschen Bank ni cht nur die deutschen Firmen den englischen Hausern abspenst ig machte , sondern s i ch einen festenKreis engl ischer Kunden erworben hat . Jed enfalls ist derTeil des Londoner Bankgeschäftes , wel cher früher von eng11Söhfi

Banfi iäusern“

für R echnung kontinentaler Fi rmen besorgt wurd e

,gänzlich in die Händ e der fremden Banken über

ge gangen. Von besonderem national en Inte res se ist h i erbeid er

'

Umstand,dafs früher al l erdings ein Tei l der Geschäfte

von ursprüngl i ch deutschen resp . französischen Bankfirmen inLondon besorgt wurde

,sol che aber meist schon nach einer

Page 78:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 69

Generat ion ihren Nati onal charakter verl oren. Dies i st naturgemäfs bei den Niederl assungen grofser Aktienunternehmungenausgeschl o ssen ; d ie von diesen eroberten Ges ch ä fts zwei ge verb leiben al s o auch dauernd im Bes itze der Nat ion

,wel che

d urch ihr Kapi tal und die Tü chtigk ei t ihrer Angehöri gen d ieselben geschaffen oder an s i ch gezogen hat .

Nicht unerwä hnt bl eiben darf endl i ch die Tä tigkei t derBankniederlassungen in der Ri chtung des Ausgl ei chs von A n

gebot und Nachfra ge kurzfri stiger Kapitalsmengen zwis chend em he imatl i chen und dem engl ischen Geldmä rk te . Währendd ie französ i s chen Insti tute besonders s e i t dem Transvaa lk rieg mehr in der Rol l e der Ausle ihenden auftre ten

,haben

die deutschen umgekehrt als Darl ehensnehmer grofser Kapitals ummen zu bil l igem Zinsfufs fungiert und dadurch der Entwicklung des deutschen Wirtschafts lebens grofse D ienste gel e i ste t .Es i st bekannt

,dafs d ie grofsen Kapitalsbed ürfnisse zum Tei l

mi t fremden,uber L ondon bezogenen Kap ital ien befried igt

werden mü fsten. Dafs dies gelang ,ist vor al l em dem A n

s ehen und d em Vertrauen in die deutschen Banken zu verd anken. Ganz ohne Widers tand ist es dabei natürl ich ni chtabgegangen ; die Placierung der zu d ies em Zwecke geschaffenendeutschen Finanzwechse l “ ist ni cht sel ten auf S chwierigke i tengestofsen,

uh d“

ü'

éüérd ings hat di e Bank von England die von

fremden,in London domiz il ierten Banken akzept ierten Wechsel

von ihrem Diskontogeschäft ausgeschl oss en ,wod urch deren

Pl acierung sehr erschwert w ird 1 . Sei t dem A bflauen derA ufschwungsperiode sind auch die deutschen Banken wiederal s Ausleihende in London aufgetreten . Von wel ch grofser Bed eutung die S tel lung der fremden Banken auf dem LondonerGel dmarkt i st

,mag daraus hervorgehen

,dafs der bekannte

S tatistiker Giffen 2,der die dem Londoner Short Loan Market

zur Verfügung stehenden Summen auf 200— 300 Mil l i onenberechnet , annimmt , dafs h iervon 50 Mi ll i onen auf die von

fremden Banken bere i tgestel l ten Summen entfall en. Jedenfal l s hat der zweifel l ose Erfol g spez i el l der deutsch en Niederlassungen tro tz d es grofsen Konservati smus , der besonders inengl i schen Bankkreisen herrscht , dazu gefüh rt , dafs im BankersInsti tute “ mehrfach d ie Frage diskutiert worden i st

,ob die

so v ie l gerühmte Arb eitste i l ung im engl ischen Bankwesenni cht zum Tei l an dem Erfolg der deutschen Banken schul dist. Vor al l em der Umstand

,dafs d iese aus der schweren

industriel l en und finanzi el l en Krisi s von 1901— 02 mi t amEnde rech t geringen Verlusten hervorgegangen

,hat vie l dazu

beigetragen,die Anhä nger der ab soluten Arbei tste i l ung zwis chen

Deposi tenbanken einersei ts und Effektenbanken andersei tsstutzig zu machen.

1 Bankers Institute 1900, S . 72.

2 Ebenda 190 1, S . 258 .

Page 79:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

70 XXIII 4 .

D . D ie K re d itv e rm ittler .

Dem Kenner e inschlä giger engl ischer Verh ä ltni sse mufsbeim Studium der Werke über den engl i schen Gel dmarkt auffal len

,dafs ,

seit dem zuers t Nasse 1 im Jahre 1859 und dannvor al l em Bagehot Anfang d er 1870er Jahre in se inem so oft

zi t i erten vortreffl i chen Buche„Lombard Street “ eine Schil

derung der Funkti onen der Wechselmakler ( „Bi l l-Brokers )gegeben hat , diese e ine ständi ge Kategori e in der L iteraturgeworden sind

,wahrend si ch ni rgends ein Hinweis d arauf

findet,dafs diese für di e Finanzierung des Wechsel geschäftes

g eschi lderte Arbeitst ei l ung zwischen Bank und Kredi tvermittlerk e in vereinzel ter Vorgang ist , sondern dafs h i er ein ei gentümliches Prinz ip der K redit gewährung zutage tritt

,das für

‚fast Sämtl i che Zweige des Wertpapie rhandels , für einen Teildes R oh stoff-Importhande l s , j a für gewi sse Zweige der industriellen Produktion sowie d es Exmrtgeschäftes zur A n

w endung gel angt “.

Bagehot erwä hnt,da fs d i e Fond smakler ahnliche Ge

schä fte im grofsen Sti l e betreib en wie die Wechselmaklrr,

nur dafs be i ihnen an Stel l e de r Wechsel börsengängige Wertp ap iere al l e r Art (fremde Staatsanl eih en,

amerikani sche E i senbahnakt1en, M inenpapiere usw . ) treten, deren Wert sie bes serbeurte i len können

,al s d i es den Banken mögl i ch ist ; dafs sie

d aher imstande s ind, grofse Beträge mit geringem Ris iko auf

die s e lben zu l eihen,und dafs sie wi e d i e Bi l l Brokers die

Wechsel s o bel i ehene Wertpap iere dann ihrerseit s be i d enBanken als S i cherheit für Darl eh en deponieren. Bagehotfügte damal s mit Bezug auf die Fond smakler h inzu , d afs d i esGeschäft an Ausdehnung mi t dem der Wechselmakler ni chtzu vergl ei chen se i ; heute ist d as Gegentei l de r Fall .

Auch in neueren Werken über engl i s ches Bankwesenwird auf d ie stet ig enger wer dende Bez iehung zwischen denJo int-S tock-Bank s und der Fond sbörse h ingewiesen und ges ch i ldert

,wie die ersteren dort ihre ü berschüssigen G elder an

l egen ; aber es fehl t auch hier der Hinwei s d arauf , dafs essi ch dabei um d ie Betäti gung des Prinzips handelt

,auf dem

zum Te i l vi el lei cht s elbst den Betei l i gten unbewufst

ein grofser Tei l der Kred itgewährung im modernen Englandsi ch aufbaut , und das darin besteht

,dafs für fast j ede Kate

gorie von Wertp apieren,von industri el len Roh stoffen ,

von

1 Uber das englis che Bankwesen im Jahre 1857“ in d er Zeitschriftfur d ie gesamte Staatswissenschaft XV, S . 15 .

S t r u c k in d en Studien uber d en engl ischen Geldmarkt“(Schmollers Jahrbuch X, 1886, Heft 1 u . 2) weist bereits h ierauf hin,indem er sagt , dafs d ie Wech se lmak ler ni cht nur Geld auf Wechsel,sondern auch auf Waren , Effekten und andere Gegenstä nd e vermitteln.

Page 80:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXI II 4. 71

Nahrungsmitteln sowie fur viel e Stapelartikel d er Grofsindustrie Organe s ich herausbil den

,die j edes für das ihm

zufal l ende engere oder weitere Gebiet d i e Finanz ierungvermi tteln

,genau nach demselben Prinz ip der Spezi al i s i erung

,

wi e es der Wechse lmakler für Wechsel tut .Das gesamte Leihkapi tal des Landes ist in den Handen

d er Banken,und nur von ihnen kann al so die Finanz ie rung

i rgendeines Gesch ä ftszweiges ausgehen ; aber ebenso wenig o dervi elmehr n o c h v i e l w e n i g e r

,als der Bankier den inneren

Wert der ihm angeb otenen Wechsel beurtei len kann,i st es

ihm mögl ich,dies zu tun

,wenn e s s i ch um di e zum grofsen

Teil sehr b edeutenden Pre iss chwankungen unterworfenenRohprodukte und Halbfabrikate wi e Woll e

,Kaffee

,Zucker

,

Baumwoll e , Getreide , Kupfer , Roheisen,Baumwoll garne , Tuche

usw.

, o der um die nach Tausenden zahlenden,oft mehr oder

minder exoti s chen Wertpapi ere handel t,di e ihren Markt auf

d er Londoner Fond sbörse haben.

Al l e Geschäfte,d ie s i ch mit d i esen und ä hnl i chen Artikeln

b efassen,sind auf Gewährung von Kred iten seitens der Banken

angewi esen ; diese aber wurden einem Chaos Vö'

ri'

A'

nswüchenan i hre Mit tel gegenübersteben,

wenn si e d ie Kreditgewährungni ch t na ch einem bestimmten Prinzipe vornähmé h

,und d ieses

ist Stru ck (allerdings nur in bezug auf d as Wechselge schäft) ri chtig dah in prä zi siert worden ,

dafs die Banken,

haup tsä ch l i ch auf die p e i s o n 11 ch e Z u v e r l ä s s ig k e i t de sKunden; dess enKasse sie führen, und dessen Geschäftsführungsie

kenneh f sich'

verlassend,di esem einen naturgemä fs he

s chränkten Kredit einrä umen,während di e Wechselmakler d i e

innere Güte des Wech sels (nach Ausstell er , Akzeptant , I n

d osso ) ohne v iel Rücksi cht auf den augenbl i ckl i chen Inhaberp rüfen und bewerten können

,al so imstande sind

, grofse

Summen auf densel ben herzul e ih en.

D ie Banken können infolge ihres Spez iell en Passi v- 1ge schäftes (Deposi ten) nur rel at i v geringe Beträge in demFo rm des reinen Personalkred its anl egen

, gröfsere dagegennur gegen l e i ch t re al isi erbares Unterpfand , dessen innerenWert zu beurte i l en sie aufser wenn es si ch um gangbareengl i s ch e und ko loni al e Wertpapiere handel t selten in derLage sind .

Hier tr itt d ann der Kred itvermi ttle r ein, der durch se inesp ez iel l e Geschäftskenntnis d en objekt iven Wert des Unterpfandes ri chtig beurtei l en k ann.

So bel eih t d er Wollmakler,wel ch er d ie gi of

'

sen Aukti onenvon Rohwolle in London l e i tet und d er beste Kenner d es

Warenwertes ist,die in den Dock s l agernd e I lohwolle . ebenso

der Baumwollmakler in Liverpool d i e Rohbaumwol l e . der

Getreidemakle r das Korn,der auf dem al s Kaffernzirkus

bekannten Tei l der Fond sbörse se ine G eschä fte 111aehend e

Page 81:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

72 XXIII 4 .

Jobber die Aktien sudafrikanischer Minen,ebenso der Handl er

mit Baumwollengarn ,mit baumwol l enen Tüchern , mit R ob

ei sen usw. usw. die viel le icht noch in den Hä nden desFabrikanten s i ch befindl i chen Waren. Das Kap i ta l zu d iesenBele ihungen aber geht den Betreffenden von den Banken zu

,

wel ch e ihre S icherhei t weniger in h interl egten Warrants ,Lagerscheinen usw .

,deren Wert si e oft gar ni ch t genau zu

beurte i len imstande s ind,sondern in dem Vertrauen auf di e

Sachkenntni s,Vorsicht und das Stand ing des betreffenden

Makl ers,Stockjobbers

,Agenten oder Kommissi onärs

,d ess en

G eschaftsführung ihnen genau bekannt i st , suchen und auchfinden

Wi r stehen h ier also vor e iner ganz eigentüml i chen,

grofsartigen und doch , konnte man sagen,ei gentl ich un

beabs i chti gten Arbei ts und Risikote il ung , die das ganze gewerbl i che Leben Englands durchz i eht

,und die wi r Spä ter

,

wenn auch in etwas veränderter Form,in der Finanz i erung

des Exporthandel s nachwei sen werden ; sowe it in Englandvon e iner R ealkred itgewährung seitens der Banken die Redese in kann

,bed ienen auch sie s i ch ähnl i cher Zwischengl ie der .

Unter d iesem neuen Gesichtsmnkte werd en wir nun dieeinzelnen Verzweigungen dieser Kre ditvermittlung betrachten.

Dafs Bagehot , der genaue Kenner des engl ischen Geldmarktes

,auf di ese Verhältnisse ni cht energischer h ingewiesen,

h at se inen Grund darin,dafs die Entwicklung zum grofsen

Tei l neueren Datums ist,und dafs , al s er sein Buch schrieb

(Anfang der 1870er Jah re ein grofser Tei l d er Transakti onen,

d i e heute d en Produktenmaklern und d en Agenten für Hal bund Ganzfabrikate zufal len in d ie Domäne der Wechselmakl ergehörten. Es hängt dies eng zusammen mit der berei ts erwähnten A bnahme d es Wechselgeschäftes ; was Rohproduktebetrifft

,so ist an Stel le des auf dre i oder sechs Monate

gezogenen Wechsel s,welcher Verl adungen sol cher Waren

repräsentierte,vielfa ch die telegraphische Überweisung ge

tre ten,so dafs d er Wert der Ware ni cht meh r durch einen

Wechsel repräsenti ert w ird,sondern höchstens durch das Ver

lad ungsdokument (Konnos sement) oder durch e inen Lagersche in der Dockgesellschaft (Warrant) .

Unzweifelhaft ist hierdurch eine Gesundung des Kred itverkehrs eingetreten ; denn früher konnte e ine so l ch e Ladungdie Unterlage b i l den für e ine ganze Ser ie von Wechseln, d iea l l e nur auf dem Werte der e inen Sendung ruhten

,z . B . :

der überseei sche Verl ader zog einen Wechse l in der Hohe desungefähren Wertes der Waren auf den engl ischen Importeur

,

1 Sein Buch „Lombard Street ist al lerd ings in einer grofsen Reihe

von Auflagen ers chienen. M it Ausnahme einiger unbedeutender Zufügungen ist d er alte Text aber unverä ndert geb l ieben.

Page 83:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

74 XXIII 4 .

Ursprüngl i ch nur auf Prov i si on angewi esene Vermittler: zwi schen den geldbedürftigen Kaufleuten und Industriel lenund d en fur i h re überschüss igen Gelder Anl age suchendenBank iers und Kapita l isten

,haben sie si ch al lmäh l i ch z u

kapitalkraftigen Firmen entwi ckel t , wel che sich d ie Gelderder Banken

,mei st gegen Verpfändung vonWertpap ieren und

Wechseln,l e ihen und mit diesen dann auf e i gene Rechnung

Diskontogeschäfte machen1

.

Neben d iesem Geschäft auf eigene Rechnung betre iben

_1speziel l die k lei

neren Firmen auch heute noch das reineMakl ergeschä ft

,und eini ge beschränken s i ch fa st ausschliefs

l ich auf dasselbe ; die grö fsere Zahl dagegen ware heuterichti ger als Webhselhandler

“ zu beze ichnen.

Das Insti tut der Makler bestand schon im Anfang de s19 . Jahrhunderts ; sie waren Vertreter der Provinzialbankenund be sorgten bi s über d i e M i tte de s Jahrhunderts h inausden Austausch von Kap i ta l i en zwischen den ländl i chenD istrikten

,welche d en aus Pachte innahmen und Verkaufen

l andwirtschaftl i cher Produkte si ch ergebenden Überschufs ni ch tnutzbringend anlegen konnten

,und zwischen d en rapi d e auf

blühenden Industri ebez i rken Lanca sh ires und Yorksh i res,die

,

in steter Entwicklung begriffen, grofse Summen j e derze it ver

werten konnten.

D a zu jener Z ei t London noch ni cht d as Zentralreservoirfur das flüss ige Kap ital de s ganzen Landes war

,so geschah

das D iskontieren der Wechsel zum gröfseren Teil e ni cht inLondon

,sond ern der d amal ige Londoner Wechselmakl er sandte

di e aus den Industri ebez i rk en einl aufenden Wechsel an d ie

Bank iers in den l andwirt sch aftl i ch produz ierenden D istriktendes östl i chen und südöstl i chen Engl ands

,und h ier wurden

dieselben diskont ie rt . Die Wichtigkelt der Stel lung des Vermi ttl ers l ag darin

,dafs er durch langjäh rige Erfahrung im

stande war,die Güte der Wechsel zu prüfen, was dem aufser

j ed em Konnex m i t der Industr i e stehenden Landbankier un

mögl i ch war ; das Renommee und , mit d i es em verbunden,die

Stei gerung der Umsä tze des Makl ers h ing davon ab,dafs

seine Informationen genügend gute waren,um den Geld geb er

vor Verlus ten zu bewahren.

Der Umschwung, d en d ie Etabl ierung der grofsen Aktien

banken in London und in der Provinz und deren ra schwachsend e nahe Verb indung unterein

'

ander herbeiführte und

wel cher der A nlafs war,da fs d ie verfügbaren Gel der d es

„M an kann d ie heutigen Bi l l Brokers am besten d efinie1en als

Bank iers , d ie, mit kleinem Kap ital arbeitend , als Passivgesch ä ft Dep o sitenvon anderen grö fseren Bank iers entgegennehmen und als Aktivges ch ä fteWechseldiskont treiben, d ie erworbenen Wech sel aber sofort wieder als

S icherhe it fur weitere Ausdehnung ihres Passivgeschaftes verwenden.

(S c h an z in Anlehnung an Bagehot.)

Page 84:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4. 75

ganzen Landes si ch in London , al s dem gemeinsamen Geldreservoi r und Geldmarkt

,konzentri erten

,brachte eine Ver

anderung auch in der Geschäftsführung der Wechselmakl ermi t si ch .

Einerse its ging ihnen das Kapitalvermittlungsgeschaftzwischen den versch iedenen Grafschaften verl oren

,anderseits

dagegen gewann durch d ie grofsere A nnaherung von Angebo tund Nachfrage , d ie si ch j etzt in London konzentr ierten

,ih r

Gesch äft an Intensi tät ; auch der Londoner Bank ier war ebensowenig o der no ch weni ger al s sein Kol lege in der Provinzimstande

,die mi t dem al lgemeinen Aufschwung ins ungemessene

s te igende Z ahl neuer Firmen und derenWechseltransaktionen

zu beurte i l en ; immer mehr mufste er s i ch auf den Vermittl erverlassen

,wel cher

,um diesen Anforderungen gerecht zu

werden,se inerse its si ch gezwungen sah, seine Aufmerksamkeit

e iner bestimmten Kategori e von Wechseln resp . von durchWechsel repräsenti erten Produkten zuzuwenden. Ebenso wiees Makl er gab , d ie ihre Aufmerksamke i t z. B. nur den westindischen Wechseln zuw andt en

,gab es andere

,die nur Baum

wol l Wech sel verkauften ; man spezial isi erte si ch ,sei es auf

e ine gewisse Anzahl von F"men 1n e inem geographisch ab

gegne na Gebiete oder auf ein oder mehrere Produkte . Imersten

Falle l ag das Interesse rein in“

der Sol id i tät der betreffenden Geschäfte

,im anderen mehr in der Beurte i lung

, ob

ein gewi sser Geschä ftszweig al s sol cher in gesunder Ent

wicklung s i ch befand,

ersteres kam meistens vo r bei verarbei teten Erzeugnissen

,d ieses be i R oh und Halbprodukten.

Diese Arbei tstei lung h a t dann mit d er fortschre itendenSpez ial isierung im Handel und Verkehr S chritt gehal ten, und

j e vi elfäl tiger d ie Entwi cklung der gesamten Verhäl tni sse s ichgestal tete

,um so weniger waren die Geldgeb er in der Lage ,

selbst d i e Güte der erworbenen Wechse l zu prüfen , so dafssie si ch ganz auf d ie Zuverläss igkei t der betreffenden Wechselmak ler verlass en mufsten. Dies führte dann al lmähl i ch dazu

,

da fs d i e Makler nun auch die Wechsel formel l garant i erten,

und zwar dadurch,dafs sie dieselben mit ih rem Indosso ver

sahen, wodurch sie a l so juri s tisch Verkä ufer derselben wurden.

Von h i er war es nur ein kurzer Schri tt zur näch sten S tufeder Entwi cklung

,wel che darin bestand

,dafs d i e kapi tal

krä ftigen Firmen oder d iejeni gen,denen gröfsere Summen

zur Verfügung standen ,ni cht nur formell

,sondern auch de

facto selber di e Wech sel kauften und dann z u günstigerenBedingungen wiederverkauften oder

,wenn d i es ni ch t sofort

mögl ich war,d ieselben lombard ierten .

Diese Entwi cklung wurde durch d ie noch immer weiterfortschreitend e Konzentrati on al les fiussigen Kapital s in den

Handen der Londoner Banken ungemein gefordert .Die Banken le gten ihre ei genen Gel der und die ihnen

Page 85:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

76 XXIII -4 .

von den Provinzialbanken anvertrauten in Wechseln und Wertpapieren (Konsols) an ; zum Tei l deponi erten sie d ieselben beid er Bank von Engl and . Was in Konsols angelegt war

,konnte

ni cht immer , wenn pl ötz l i cher Gel dbedarf eintrat , ohne Verl ust real is iert werden ; was in der Bank von England l a g

,

brachte keine Z insen,während d ie Banken doch für d en

gröfsten Teil ihren Kunden Z insen vergüten mufsten ; es gal talso

,eine Anl age zu finden

,wel che Z insen tru g und do ch

j ederzeit ohne Verlust l iquide zu machen war,und es stel l te

si ch bal d h eraus,dafs

,wenigstens in der Theo rie

,e ine sol ch

ideal e Art der Anl age zu finden war,indem man denWechse l

maklern,Spezi e l l denen

,di e si ch zu führender Stel lung auf

dem Geldmä rkte aufgeschwungen hatten,die überflüssigen

Gelde r anvertraute, und zwar zum Tei l al s tagliches Gel d ,

zum Tei l„at short noti ce “

,d . h . mit dre i s ieben oder

vierzehntägiger Kündigung . Wir werden spater sehen, dafsd i ese Art der Anla gen nur

„theoretisch “ eine i deale z u

nennen war , und dafs s i e in der Praxis grofse Gefahren involvierte insofern , al s gerade dann,

wenn d ie Banken ihreGelder am nötigsten brauchten

,z . B . beim Herannahen einer

Kris i s,d ie Wech selmakl er ni cht immer imstande waren

,d iese

Summen zurückzuzahl en.

Aus dem Wechselhändler, der dem Bankier o der demanlagesuchenden Kap ital isten die von ihm garantiertenWechsel verkaufte

,ist al so am Schlü s se der Entwickl ung ein

Bankier geworden, dessen Pas sivgeschäft darin besteht , einenTei l der Reserven der Banken auf kurz e Kündigung zu l e ihen,

und der al s Aktivgeschäft Wechsel d iskontiert , wel che er aberso fort al s Faustpfand bei den mit ihm arbe itenden Gel dgeberndeponiert . Noch heute bestehen a ll e dre i Stufen der Entwicklung nebene inander

,zum Teil auf se lbständige Ges chäfte

arbeitsseitig vertei l t , zum Tei l in demselben Geschäfte nebene inander ; die zul etzt gesch il derte Form ist aber die heuteaussch laggebende und d iej enige

,der di e Entwicklung zudrängt.

Neuerdings,besonders se i tdem auch Aktiengesel l schaften

mit gröfserem Kap ital si ch an diesem Geschäftszweige beteiligen,

s ind die z ur Kategorie der Bil l Broker gehörigenFirmen der Stufe der Banken noch nä her gerückt

,indem sie

als Passi vgeschäfte ni cht nur von d iesen ,s ondern auch vom

Publ ikum Depo s iten entgegennehmen und al s Aktivge schäftni ch t nur Wechsel kaufen

,sondern auch Vorschüsse auf ge

wisse Kategori en von s i cheren Wertpap ieren geben, genauwi e die Banken dies tun. Formell i st es heute überhauptunmögl ich

,e inen Untersch ie d zwischen den modernen D iscount

Companie s und d en Banken zu konstrui eren ; materiel l l i egtd er Hauptunte rschied darin

,dafs di e die

_gekauften Wechsel wi ederverkaufen

,soba d

_

s ie d ies mi t Gewinntu

'

ii"liönfien

,während

d ie Löridoh éf'

Ba'

nken ni emals d ie ge

Page 86:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 77

kauften Wechse l rediskont ieren ,da d ies ihrem Kredi te den

grö fsten zufügen wurde ; die Provinzialbanken,

Speziel l in Lancashire ,dagegen red iskontierten früher ganz

al lgemein ,s e itdem sie aber zum Tei l m i t Londone

r Bankenverschmolzen oder eng l i iert s ind , durfte dies heute nur

noch in geringem Umfang der Fal l se in.

Fragen wir nun,weshal b s i ch d ie Banken e inen so be

deutenden Tei l des Wechseld i skontgeschäftes ihrer Kundenentgehen lassen

,so l i egt der Grund , wie Struck sehr treffend

bemerkt,ni ch t darin, dafs d ie Banken nur di e Wechsel ihrer

ei genen Kunden diskont ieren ; d enn da j eder Kaufmann ein

Bankkonto hat, so könnte j eder seine Wechsel d ort diskont ieren,

sondern darin,dafs d ie Banken teurer sind al s di e B i l l

Broker .Bank sieh t weni ger auf di e S icherhei t des Unter

pfandes (der Wechsel) , von dem si e weni g weifs,als des

Borgers,dessen Kasse s i e führt , und den sie beurte i len kann.

Der Wechs elmakler dagegen kann infol ge se iner Spez ialk enntni s d en 1nneren Wert des Wéclisels beurte i len ; er hatalso grofää

*

efiSiche_

rheit als die Bank und kann darum bill i gerd iskont ieren. Dis Folge i st , dafs fast al le guten Wechsel ,sW iejenigen der inl änd ischen Fabrikanten auf derenKunden sowi e auch d ie in überseeischen Ländern gegen Verl adungen gezogenenWechsel , wel che die Kunden derExporteuredi e sen als Rimesse senden , direkt von den Kaufl euten

,

Exporteuren und Industrie ll en ganz Englands den grofsen

Londoner Bil l Brokers zugeben , und nur d ie weniger guten,

welche auch in London hohe S ätze zu bezahl en haben würden,

d en Banken zum Diskonto seitens ihrer Kunden gegebenwerden.

Die Provinzialbanken haben dies oft als schwere Schadigung empfunden

,be sonders we i l es ja zum Tei l ih r eigene s

G el d ist. mit denen der Londoner Wechselmakl er ihnen h ierKonkurrenz mach t .

Sind al so für d iese ihre Ak ti vgeschä fte d ie Wechselmaklerin d er Lage , sich Kund en heranzuziehen, indem sie d en bes tenMarkt darstel len , so mussen sie um be i ihrem Geschäftüberhaupt einen Gewinn zu machen in ihrem Passivgeschäft in der Lage sein,

bil l iger z u borgen al s andere ; dieserre i chen s ie d adurch , dafs s ie ni ch t nur den Banken durchHinterl e gung von Wertpap ieren oder Wechseln sow ie auchdurch ihr Renommee eine Garant i e für völ l ige S i cherhei tb ie ten

,s ondern auch dadurch

,dafs sie e inen grofsen Tei l der

G el der„at cal l “ annehmen

,d . h . sie verpfl i chten s i ch ,

d ieselben be i Bedarf dem Bank ier j ederze i t zur Verfügung zustel len. Die Bank ist so in der Lage

,ih re Uherschusse, wi e

sie s i ch T ag für Tag ergeben ,s ofort gewinnbringend an

zul egen,ohne d ie Verfügung über d i ese Summen einzubüfsen.

Page 87:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

78 XXII I 4 .

Der Bil l Broker ist so das Organ des Gel dmarktes,dessen

Funktion es ist, auf e inen mögl i ch s t vol lständi gen A usgl eichvon A ngebot und Nachfra ge h inzuwirken ; auf seiner tägl i chenRunde erfährt er genau , wel che Summen verfügbar und für

wel che e ine entsprechende Anl a ge vorhanden i s t . JederUberschufs macht s i ch sofo rt da der Broker bei s e inergeringen Gewinnmarge ke in Geld ungenutz t l i e gen lassenk ann in e inem dr ingenden Angeb ot fühlbar ; j eder grö fsereAusfal l nötigt ihn

,be i der Bank von Engl and Zuflucht zu

nehmen und somit d eren Leihrate„effekt iv zu machen, al so

d en Leihpreis zu steigern.

Diese Täti gkei t macht ihn zu einem schwer entbehrl i chenG liede in der O rganisati on des Geldmarktes ; na türl i ch versu chen die Broker

,mögl i chst die Summen auf l ängere o der

kürzere Kund igung zu erhal ten und l i eber etwas h öhere Sätzehierfur zu zahl en ; da abe r h ier di e Interessen der Geldgeberund Gel dnehmer ko l l id ieren

,so sind die l etzte ren

,als der

schwächere Tei l,meist gezwungen

,s i ch dem s tärkeren an

zubequemen.

Es l euchtet ein,dafs auch be i kapitalkraftigen Firmen

e ine Rückzahl ung nur mögl ich i st,wenn d ie z u zahlenden

Summen anderwei ti g wieder geborgt werden,d afs das ganze

Arrangement al so nur in ruhigen Zei ten funktioni ert , in gefährlichen Krisen aber s i ch nur halten kann

,wenn ein Gel d

geber vorhanden,der auch dann in der Lage und gew il l t i st ,

di e Makl er zu unterstütz en. Ein so l ch er exist i ert d enn auchin der Bank von England ; dies e ,

die s elber ein gröfseres

Diskontogeschäft betre ib t o d er wenigstens früher betrieb , befindet si ch in e iner s ol chen Krisi s

,wenn es ihr näch stes

Interesse i st , si ch selbst zu st ärken, in der unangenehmenLage , d iej eni gen Leute , d ie ihr in gewöhnl i chen Zeiten d ies chärfste Konkurrenz machen ,

unterstützen zu müssen,um

d a s gesamte Kreditgebäude vor dem Einsturz zu bewahren.

Fast al l e Kri sen haben denn auch damit begonnen,dafs grofse

Wechselmaklerfirmen in Schwierigkei ten gerieten.

Auch in ruhi gen Zeiten gehört das Geschäft der Wechselmakler ni ch t zu d en l e ichtesten ; durch d i e sch arfe Konkurrenzunte r ihnen werden die Diskontosätze auf dem offenen Markt ,besonders be i d em neuerdings s i ch zeigenden Mangel an

gutenWechseln, auf das äufserste herabgedrückt,s o d afs oft

d ie Marge zwischen Leihz ins der B anken und Diskontosatz fast auf d en Nullpunkt herabgesetz t w ird 0 /o und

weni ger ) . Durch eine Vereinbarung sämtl i cher Fi rmen wirdd er Satz

,den sie fur tägl iches Geld zahl en

,von Zeit zu

_

Zei tfestgesetz t , so dafs wenigstens nach d ieser Seite hin ein Uberb ieten ni cht mögl i ch ; ohne d iese Voraussetzung ware dasganze Ges chäft wohl kaum zu machen.

Während die Banken e inen Tei l der ihnen anvertrauten

Page 88:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4. 79

G el der zinsfre i erh al ten ,mussen d i e Bil l Brokers fur al l e

G el der , die sie entnehmen, Zinsvergütung mach en ; sie s indal so ni ch t in der Lage , grofsem Reserven halten zu können

,

sond ern mussen die Gel der sofort wie der anl egen ; bei ruh i gemG eschaftsgang sind ihnen d ie Gelder , wel ch e sie von d en

Banken erhalten,deshalb besonders erwünscht

,wei l es si ch

e inmal um grofse Summen handel t , und sodann d i ese Geldere inen Tei l der Reserve der Banken dars te ll en,

sol che Reservenaber seitens der Banken ni cht z u anderen Zwecken verwendetzu werden pfl egen

,und deshalb di e Bil l Brokers darauf

rechnen können,da fs d iese Gelder unter gewöhnl i ch en Um

ständen ni cht zurückgezogen werden,und d i es nur in aufser

o rdentl i chen Fäl len geschehen wird . Tritt aber ein sol chaufserord entlicher Fal l ein

, (1. h . braucht die Bank ihr eReserve was j a nur im Fall einer sch arfen Kri si s si ch e re ignen wird

,durch d1e so Wie so der B111 Broker in Bed rangnis

gerat dann i st auch 1m offenen M ark t ke in Gel d zu haben,

und der Bil l Broker mufs, wenn auch zu hohen Sätzen ,bei

de r Bank von England Zuflucht suchen. Um wel ch enormeSummen es si ch auch schon in früheren Jahrzehnten handel te

,

mag daraus hervorgehen,dafs z . B . am 11 . November 1857

die London und Westminster Bank al l e in Wechsel im Betragevon 5 623 000 59 für Wechselmakl er diskontiert hatte

,von

d enen 2 800 000 9 bis zum 4. Dezember und weitere2 000 000 b i s zum 81 . Dezember fallig waren ; da die Bankin der damal i gen Krisi s s i ch stärken wol lte , so wei gerte sie

s i ch,an Stel le der verfal l enen Wechsel andere zu diskonti eren,

und d ie Bi l l Brokers mufsten versuchen,diese Summen ander

weitig z u decken.

I n j ener K ri sis streckte d ie Bank von England denWechselmakl ern uber 9 Mil l i onen vor

,während ihre Darl ehen an

d ie Banken in London und der Provinz nur 8 Mil l i onenbetrugen. Die Bank versuchte in d en darauffol genden Jahren,

d ie Bil l Brokers zu zwingen , gröfsere Reserven zu hal ten,

indem sie es z ur Regel machte , denselben nur zu bestimmtenZeiten Gelder vorzuschiefsen. Es stell te s ich j edoch heraus,dafs d iese Regel s i ch auf d ie Dauer ni ch t aufrechterh a l tenl i efs

,und so wurde sie später w ieder aufgegeben.

Die Geschäftspraxi s der Bank gegenuber d en Wechselmakl ern ist heute die ,

dafs sie zu j e der Zei t so l che Wechseld erselben

,die ni cht mehr al s 15 Tage zu l aufen haben ,

d is

konti ert,aber ni cht unte r der offiziell en Bankrate “ ,

und in

d em sie s i ch d as Recht vorbehäl t , eine höhere Rate zu berechnen.

Durch d iese M afsregel erhalten d ie Wechselmakler d ieS icherhei t

,dafs sie gute Wechsel j ederze i t real i si eren können ;

d ie Höhe der in Anrechnung zu b ringenden Diskontosätze

i st aber e ine starke Warnung fur sie , d ieses Si cherheitsventi l

Page 89:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

80 XXIII 4 .

nur im äufsersten N otfalle zu benutz en , und veranlafst sie

zwe i fel l o s, g1 öfsere Reserven selbst z u halten und ih r Ge

schaft vo rsi chtig zu betreib en. Ähnl i ch verfährt d ie Bank,

wo es sich um Vorschüsse auf Wertpap iere oder Wechselhand elt

,indem sie h ierfür 1 0 /o übe r ih rem offiziel l en D i skonto

satz rechnet,s o dafs d i e Bi l l Broker l i eber d en Banken den

vo l len Diskontosatz der Bank von Engl and zahlen als von

d ieser se lbst Gel der bor gen. Sobal d abe r bei d en Bankenke in d i sponibl es Gel d mehr vorhanden i s t , sind d ie Wech

°

el

makler al l e in auf die Bank angewiesen, und der Privatd isk ontsteigt dann sofort auf das N iveau des Bankdiskontos und se lbstdarüber .

Die Bedeutung der Wech selmakle r nach der Hohe desvon ihnen in ih ren Geschäften investierten Kapital s zahl enmäfsig zu schatzen ,

ist l e ider ni ch t mi t einiger Si cherhei tmögl i ch . Struck gibt in se inen Stud ien über den englischenGel dmarkt d ie Zah l der Privatfirmen mit 20 b is 30

,neben

8 Aktiengesel lschaften ,an ; l etztere h atten damal s ( 1886) an

Kap ital und Deposi ten 27775 000 ge, und gel angt er auch auf

Grund einer Angabe , wel ch e d en Geschäftsumfang der Privatfirmen zu d en Aktiengesell sch aften wie 7 zu 8 annimmt

,

zu dem S chlüs se,dafs damals d as gesamte Betriebskap i tal

der Wech selmakler 90 Mill i onen betragen habe,von denen

d as ihnen von Banken zur Verfügung geste ll te Leihkap i talrep räsent i ert , eine j e denfal l s auf h öchst uns i cherer Basi sruhende Schätzung . Ende 1900 betrugen d ie D epos iten und

das Kapi tal der Akti engesel lschaften 38% Mill i onen dasj enige der Privatfirmen entzieht s i ch j ed er S chätzung .

Jedenfal l s s ind heute d ie Tage vorüber,in denen d ie

Wechselmakl er eine ausschlaggeb ende Stel lung auf dem Gel dmarkte e innahmen ; e s h at si ch eben in j eder Krisis von 1847

an gezei gt , dafs d as ganze Kred itsystem dadurch ,dafs d i e

führenden Häuser auf dem G eldmarkt ungeheure Verbindl i chkeiten und vergl ei ch sweise unbedeutende Reserven hatten, zu

den schwersten Gefahren für sämtl i che andere Gl i eder desGel dmark tes führte . Jede der grofsen Krisen wurde

,wie

erwähnt,eröffnet oder h erbei geführt durch den Zusammenbruch

von grofsen Häusern mit Wel truf,die zur Kategorie der

Wechselmak ler geh örten.

1857: Sanderson C o . mit Passiven von 5 000 000

1866 : Overend , G urney C o . 11 000 000

1875 : Sanderson C o . (d ie beieits 1857betei ligt waren)und Young, B orthwick C o .

1890 : Ba1 ing Brothers ( Foreign B i llBrokers ‘ 21 000 000

Die Erfahrungenhaben dazu geführt , dafs man bedeutendv ors i chtiger geworden i s t

,und seitdem von den Banken ni ch t

mehr so l ch enorme Summen d en e inzelnen Häusern zur Ver

Page 91:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

82 XXIII 4.

gerufen,d ie Banken anzuhal ten

,re lat iv grofsere Summen

selbst in Reserve zu halten und dementsprechend die denBil l Brokers zur Verfügung gestel l ten Summen zu verringern.

So l ange aber das herrschende Einreservesystem in s einenGrundzügen unverandert ble ibt , wird auch der Bil l Brokerni cht verschwinden,

und zwar deshalb,weil er fur die Banken

ein unentbehrl i ches Bindegl ie d darstel l t,mittel s des sen sie

ims tande sind , in Zeiten der Krisis s i ch der Reserve derBank von England fast w i e ihrer e igenen z u bed ienen.

Hier l iegt denn auch der innere Grund,warum die Banken

die Bil l Brokers do ch stets unters tü tzen,

und wenn ein

engl ischer Bankdirektor sa gt : L ike heroic 1nothers the banksgo on supplying them ( the Bil l Brokers) with the food wh i chgives them power to tear th e maternal so kannman nur s agen

,d afs d ie Banken im Grunde seh r wohl

w issen , warum si e so handeln. Wir werden Spater hieraufzurückzukommen haben (vergl . Abschni tt II I

2. Die Fond smakler („ Stock

Wir haben gesehen,dafs be i d en Wechselmaklern der

Übergang vom Makler zum Händler ein allmähl i cher war ,dafs d i e Grenzen ineinander flossen

,und häufig beide Funkti onen

von derselben Firma ausgeübt werden.

Ander s be i den Fond smaklern,bei denen auf der scharfen

Sche idung dieser beiden Tätigkeiten d ie Organi s ation de rganzen Fond sborse beruht .

Ungle i ch d en Wechselmaklern bestehen die Fond smakleraus e iner festen Zahl von Firmen

,welche zusammen d ie Fonds

börse bilden (von ih ren Tei lnehmern stets al s the House “

bezeichnet) , und denen al l e in der Zutritt zu derselben gestattet ist . S ie bilden eine festgeregelte Korporati on , di eunte r eine r sel b stgewähl ten Leitung steh t und ih re Mitgl iederstrengen Vors chriften unterwi rft .

Um sie herum gruppi ert s i ch dann d ie Unzahl unorganisierter „

O utsi der “ ,welche aber nur durch Vermittlung eines

Mitgl i eds Geschä fte auf der Börse machen können. DieM i tgl ieder d er Stock Exchange zerfa l len in B r o k e r s

Kommiss ionäre und in J o bb e r s oderD eale r

'

s’

Effektehhändler, d ie auf eigene Rechnung Effekten

kaufen und verkaufen.

A uf"dieser Kombinati on beruht die A ufnahmefahigkeit

der Londoner Fond sbör°se 2 ; d enn während ohne dieselbe ein

1„Bankers Magazine , B d . LV,

S

S . 206, zitiert nach W e b e r ,Depo siten und Spekulationsbanken, S

2 Eine ahnhche Organisation natürlich 111 entsprechend kleineremM afsstabe besitzen d ie prov inziel len Fond sborsen, deren bedeutendstes i ch in L iverp o o l

,Manchester, Leeds , B irmingham, Sheffiel d , Ed inburg,

Glasgow und Dub lin befinden. S1e haben durchgangig nur B edeutung

Page 92:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

xx111 4 . 83

Broker,der z . B . mit dem Verkauf e iner gewi ssen Summe

,

s agen wir : Konsols,betraut ist

,di e sen Auftrag erst erl edigen

kann ,wenn er einen oder eine Kombinat ion von mehreren

B rokers gefund en hat,d ie A ufträge haben ,

die entsp rechenden Beträge zu kaufen,

so kann er statt dessen j ederze i t s eineVerkaufs und Kaufaufträge be i dem Jobber erl ed igen ,

wennnur se in Einkaufs oder Ve rkaufsprei s d en von diesen auf

gestel lten Sätzen entswicht. Die Jobber verfahren dabei so,

d a fs sie fü r die von ihnen bevorzugt en Gattungen von Wertpap ieren zwei Prei s e aufstel l en : denjeni gen

,z u dem s ie kaufen

,

und den ,zu dem sie verkaufen ; der Untersch ied zwischen

be iden heifst the turn of the market “ und stel l t d en Verd ienst des Jobb ers d ar .

Naturgemäfs rei ch t das eigene Kap ital der J o b b e_ r ni ch taus ,

um grofse Mengen von Wertpapieren aufzunehmen und

zu h a l ten , bis si e d iesel ben mit Gewinn weite1 verkaufen

können,und darum deponieren sie die von i hnen erworbenen

Papiere bei ihrer Bank ,welche ihne

"fi dagegen Vors chüsse

gibt—genau w ie d ies b e i denWechselmaklern gesch ieht . Hier

d ürch wird d ie Stock Exchange zur Trägerin derauch der internati onal en Kapi talvermittlung ; denn ohne d iesek ombinierte Akti on der Fondsmakler und der Banken wäred ie Pl az ierung einhe imischer wi e fremder Anl e ihen

,Aktien usw.

sehr erschwert. S ie ermögl i cht es , dafs in London eigentl i chfür jedes Wertpapier ein Markt zu finden i st durch die Komb inati on der

„ Bereits tel lung des Kap ital s seitens der Bankund der ri chtigen Beurte ilung des innerenWertes se itens dera"1b é?tsteilig Spezialisi erten Jobber* *

Breses 1St abe r nur e iner de1 dre i Kanal e , wel che di eBanken und die Fond sbörse verbinden

,ganz abgesehen davon

,

dafs die Banken Wertp api ere fur Rechnung ihrer Kunden auf

d er Borse kaufen und verkaufen l assen und zur dauerndenAnl age e ines Teil es ihrer Reserven s el b st Wertpap iere kaufen.

D ie zwei te Art der Verbindung besteht d arin,dafs d ie Banken

es'

7i en B r o k e r s ermögl i chen, Spekulationsaufträge deren

Kunden zu p rol ongieren,indem die Brokers gegen eine Vergütung

d ie Wertpapi ere aus e igenen Mitteln bezahl en und,um d ies

tun zu können,Darleh en von den Banken gegen Verpfändung

eben d ieser Papiere aufneh1ne“

n (R e p o r tg e s ch ä ft) .“ “ Die Ausführung d ieser Operati on zwischen dem Broker

und se inem Kunden e rfol gt meist in der Form d es „Contango “

,

d . h . der Kunde verkauft d ie Papiere dem Broker mi t demRecht , d ieselben z u e inem etwas hoheren Preis (fur Zins undAusl agen) wieder zuruckzukauf

'

en. Zwischen Bank und Broker dagegen vol lz i eht si ch das Geschäft in de r Weise ,

dafs

fur l okale Werte, d a sich fur al le anderen d as Gesch ä ft al lein 111 Londonk onzentriert . N ahems ul1c 1 d ic O1ganisation d er Fond sbo 1 se bei S t r u c k ,

Die Effektenbo 1 se . Leipzig 1881.

Page 93:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

84 XXIII 4 .

d ie Bank gegen Verpfandung de r Pap iere dem Broker'

dasDarl ehen gibt (Borrowing with cover) . Selbstverständl i ch istdie Contango-Rate höher al s die vom Broker der Bank gezahlte Z ins rate .

Beide Arten von Transakt i onen s ind nur dadurch mogl i ch

,d afs in no ch vi el h öherem Grade

,al s dies bei denWechsel

maklern der Fal l , die Mi tgl ieder der Stock Exch ange s ich aufgewisse K ategorien von Wertpapieren beschränk en. D iesestreng durchgeführte Arbeits teilung druckt sich auch in denNamen aus , welche den versch i edenen Tei len der Börse nachdem Standorte , wel chen die betreffenden K ategorien ih rerMitgl ieder e innehmen

,tragen ; so sprechen d i e Beri chte über

d en Verl auf der Fond sbörse vom Kaffernzirkus“

(sudafrikanische Minenwerte) , von den Westraliern

,auch

„Kan

garoos“

(westaus tral isch e Minen) , von dem„Jungle market “

(westafrik ani s che Gol dminen) u. a . m .

Info l ge d ieser Gesch ä fte kann man, ä hnl i ch wie dies oben

be i den Bil l Brokers ges chehen,auch d i e Stock Brokers al s

Bankiers definieren ; die s gil t in erster L ini e von den sso en

M o n e y B1 o k e r s d ie eine Mittelstellung zwische en

Banken”und d en eig'

éntliclféfi Stock Brokers einnehmen. Es sindwoh lhabende Firmen

,d ie e inen besonders gutenKredi t geniefsen

und—daher bei d en Banken j ederze it b edeutende Summen er

hal ten können,di e si e dann an die kl einen Brokers weiter

verleihen. Thei r int imate knowl edge of the members of theHouse “ enab l es them to l end with l ess r isk than an ordinarybanke1 woul d incur

,and therefor the ex istence of th i s cl ass

enabl es many to borrow t o w h o m a b a n k w o u l d r e f u s et h e n e c e s s a r y a c c omm o d a tio nfl.

Während di ese be iden Arten von I nansmuchnahme derBanken durch d i e Fondsbörse auf der Ini t i ative der letzterenberuhen ,

entsteht d i e dri tte Art dadurch,dafs d ie Banken

und auch di e grofsen Diskonthä user e inen Tei l ihrer überschussigen Gelder , wel che sie zu einem bestimmten Terminbrauchen

,in der Wei se zinst1agend anlegen ,

dafs sie Wertpapiere (mei s t Konsols) for money

,d . h . Kas sa

,kaufen und

zu gle icher Zei t on term‘

,d . h . auf Lieferung , verkaufen.

D ieser Verkaufsprei s auf Lieferung ist stets der höhere , dader j eweil i ge Zinskoupon seiner E inl ösung na ch Abl auf derLieferung “ näher ist. Die Differenz gestattet dem Bank iere ine

,wenn auch ni edrige Verzinsung des so investierten Geldes .

Nicht sel ten kommt es auch vor,dafs umgekehrt di e Stock

Brokers si ch d i e für d en settl ing day “ benöti gten Konsolsbis zum nächsten Abrechnungstage von d en Banken l eihenund d iesen dafür die entswechend en Gelder bi s zur Rückgabe

1 Bankers Institute, N ov. 1899, p . 492 ; d ie letzten Worte vom Verfä sser dieses hervorgehoben.

Page 94:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 85

der Pap iere z insl o s z ur Verfugung stel len,wodurch die Bank

e inen kleinen Z insgewinn machen kann 1.

Eine durch die noch fortschreitende Amalgamation von

Provinzi a l und Londoner Banken immer be drohl i cher werd ende .

G efahr fur Handel und Industri e l i egt zwe ifel los darin ,dafs

die Verbindung zwi schen den Banken und der Stock Exchangestetig enger w ird

,und d ie Geschäfte immer gröfsere Dimen

sionen annehmen. Besonders,se it d ie Abnahme des Wechse l

d i skontgeschäftes d i e Banken gezwungen hat , di e ihnen an

vertr auten,von Jahr zu Jahr wachs enden Kap i tal ien ander

weitig anzulegen ,haben die Transaktionen si ch enorm ge

s te igert ( s . h ierüber zahlenmafsigen Nachwei s in dem Abschni tt uber da s Cl earing House ) .

Die grofse Gefahr l iegt darin, dafs , wahrend all e Summen,

d ie d en Wechselmaklern zufliefsen, dazu dienen ,

Handel undVerkehr zu beleben

,die der Sto ck Exchange zur Verfügung ge

s te llten Gel der der Ausdehnung der S p e k u l a t i o n in ersterL ini e zugute kommen. Leider ist es ni ch t s chwer

,hierfür

auch l iterari sch e Belege in grofser Anzah l beizubringen.

Nearly the whol e of the p rofes s i onal speculat i on on the Stockexchange is carried 0 11 with bank money “ ( Insti tute of Ban

kers Oktober 1899 S .„The Gambl e in Smel t ings

Invol vement of th e Nat iona l Bank of Scotl and “ (Economi st28 XI . 03 S .

„The forced L iquidation in Kaffi rs

( sudafrikanische Gol dminenakt ien) was attributed to thea ct ion of the Scotch Banks ,

who after mak ing h e a v y a d

v a n c e s on S o u t h Af r i c a n S h a r e s 2 suddenl y demandedadd i t iona l margin ; the Scotch Banks are to o prone freely toback up speculat i on to a certain point and then abruptly puton the brake . They adopted th is l ine frequently in the cas eof pig- i ron

,and again in the whisky col lapse .

(Economist 10 . Oktober 1903 S .

Dies i st um so bedenkl icher , wei l infol ge der Amalgamationen die Klagen in S chottl and und in de1° Provinz s i chmehren

,dafs

,seitdem die Leitung der grofsen Provinz ial

banken 11ach London verl e gt i st, d ie Summen, wel che früherin d en landwirts ch aftl i ch en Distrikten und den Fabrikations

z entren zur Verfugung von Handel und Industri e s tanden,

j etzt immer meh r nach London abfiiefsen und dort , wie obengesch il dert , die Bestände vermehren ,

aus denen d ie Spekulat ion ihre Betriebsmitte l sch0 pft. Welch unhe il vol l e Bedeutung ein Weiter-u1n-s ich-grei fen d ieser Tendenz haben wurde ,wird sich von selbst aus dem fol genden Kapitel erge ben,

welches die Finanz ierung der Fab rikati on und des Exporthandel s schi ldert . Ein gewisser Vortei l der engeren Verbin

G i l b a rt a . O . I S . 297.

2 Vom Autor hervorgehoben.

Page 95:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

«hp

86 XXIII 4 .

d ung zwi schen den Banken und der Fond sborse mag vi el le i chtdarin erbl ickt werden, dafs j ene es in der Hand haben,

Auswüchs e der Spekulati on hintanzuhalten,

indem sie im gegebenenAugenbl i cke ihre Gelder zurückzi eh en

,was denn auch oft

genug gesch ieht ; ob aber derartige Transaktionen demCharakter e iner D eposi tenbank entswechen

,mufs doch al s

sehr fragl i ch ersch einen.

3. Die Finanzierung d er I ndustrie und d es I mport und

Exporthand els .

Es wurde we i t uber den Rahmen der vo rl iegenden A rbei th inausgehen , eine Sch i ld erung davon zu geben ,

wie d ie Befried igung der Kred itbedürfnisse von Handel und Industri ein al l en ih ren Zwei gen in England si ch vol lz ieh t . Das Themai s t j edoch durch seine Beziehungen zum Bankwesen ein so

wich tiges,auch fur unsere Betrachtungen

,dafs wi r genötigt

s ind,weni gstens an eini gen prägnanten Beispiel en zu ze i gen

,

wie diese Kred itvermittlung s ich abspi el t .Abzuseh en i st dabei von der Kapi talvermittlung fur d ie

grofsen Aktienunternehmungen ,insowei t si ch di ese durch

Emissi on von Akti en und Obl igat ionen auf d er Fond sbörse

voll z i eh t,da

,wie berei ts erwähnt , das gesamte G ründungs

und Emissionswesen hi er ni cht berü cks i ch tigt werden so l l .Es handelt si ch als o h i e r in erster L inie um die Kredi t

vermittlung für Privatfirmen sowie für d ie grofse Zah lkleinerer und mittl erer Akt i engesel lschaften (Limited Companies) , d eren Antei lsch eine sich in festen Band en befindenoder auf der Fond sbörse ni cht noti ert werden. (G esel l s chaftenmit weni ger als 100 000 K apital können e ine Notierungwenigstens auf der Londoner Fond sbörse ni ch t oder nur unterganz besonderen Umständen erlangen. )

Was zunachst d ie I n d u s t r i e betr ifft,

so i s t hervorzuheben, dafs d i eselbe mi t geringen Ausnahmen ihren Standort in der Provinz und ni cht in oder um Lond on hat . Beid er Kreditgewahrung für dieselbe kommen al s o d i e LondonerBanken kaum in Betrach t : sie würden s i ch ih rer ganzeninneren Organisati on nach fur diese Aufgabe weni g eignen.

Sie haben s i ch in ihrer Entwi cklung auch ganz den in Lond ongemachten Ansprüchen

,die von der Grofsfinanz und dem

Handel ausgehen,angepafst.

Anders die Provinzialbanken : Si e sind zum grofseren

Teil durch d ie Bedürfniése'

der Industri e selbst ins Leben gerufen worden”; ihre Hauptaufgabe war von vornhere in

,dies en

Bä lürfnissen gerecht zu werden.

-a u f

schiedenen I ndustriezweige sich auf l okal strenggeschiedenen

Page 96:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4. 87

Geb ieten konz entriert haben : D ie Baumwol lspinnerei und-webere i in Lancashire und Nord cheshire

,d ie Herstel lung von

Maschinen für d iese und verwandte Industrien ebendaselbs t,

die Woll industri e in Yorksh i re,die Sp itzen und Gardinen

industrie in Nottingham,d ie Kl eine isenindustrie in Sheffield

,

d ie Grofseisenindustrie in Birmingham und d en uml iegendenDistrikten

,welche s i ch dadurch d en beze ichnenden Namen

de s schwarzen Lande s (black Country) erworben haben ,die

Jute industri e in Dundee ( Schottland) , die Leinenindustri e inBelfas t (Irland) usw .

Diese Lokal is ierung und Spezi al isi erung geht aber no chwei ter

,so dafs z . B . in der Baumwol l sp innere i grobe Garne

in N ord lancashire , feinste in Südlancashire gewonnen,in der

Baumwol lwebere i l e i chte Tuche in N ordostlancashire,schwere

in N ord cheshire gewebt werden. Ja , e s kommt so wei t , dafsin e iner bestimmten Stadt (z . B . Stockport) nur Garne von

einer gewi ssen Feinheit (Nr . 100 und darüber) , in Bolton nur

sol ch e aus ägypt i s cher Baumwol le (Nr . 60 er bi s 80 er) ,Oldham nur d ie gröberen (unter 60) gesp onnen werden,

dafsgewisse Orte (Ashton ,

Hyde) nur Tücher von 32—36 Zol lBreite aus schweren Garnen

,andere (Burnl ey) so l che von

24—34 Zol l aus l e i chtem Gar,

ne w ieder andere (Blackburn,

Darwen) solche von 86—54 Zoll Bre i te weben.

Ä hnl i ch in der Wol l industri e,wo s ich Bradford und

Umgegend auf d ie Herstel lung von halbwollenen Damenstoffen beschränkt

,in Leeds d i e bi l l i geren , in Hal ifax d ie

besseren Herrenkleiderstoffe hergestel l t werden,während di e

al lerbesten Qual itäten im Westen von England und zum Tei lin S chottland (Home spun) fabriz iert werden.

Die Folge d ieser Spezial is ierung war,neben e iner be

sonders grofsen Leistungsfähigkei t , dafs d i e Banken in d en

versch iedenen Ortschaften si ch einem einheitlichen,l e i ch t zu

beurteilenden Geschaftszweige gegenüber fanden. S ie warenso imstande ,

durch E ins i chtnahme 111 d ie Bücher der Fabrikanten deren Geschäftsfuhrung genau zu beurte i l en

,was

ihnen ermögl ich te,auf Grund genauester S achkenntni s und

ohne a llzu grofses Risiko grofsere Kred i te zu gewahren.

Aber auch hi er ha t man speziel l e r Kategori en vonK r e d 1 tv e r1

_h_1 tt le rn

"fiebén den Banken ni ch t entraten können. I n

@?Baumwollmdustn e z . B . finden Wir Sie unter dem Namende r Garnagenten (Yarn A gents) resp . T uchagenten (Cl o thAgents) .

Der Fabrikant,dem der von der°

Bank gewahrte Personalk red it ni cht genügt

,bedarf daneben noch eines Warenkred ites

,

der es ihm gestattet,d ie in ferti gen und hal bferti gen Waren

fe stl iegenden Summen zu real i s ieren. D ie Bank lä fst s i chhierauf ni cht od er do ch nur sehr ungern und in geringemUmfange ein

,weil sie ni cht in der Lage i st , den wirkl ichen

Page 97:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

88 XXII I 4 .

Wert der Waren zu beurte il en ; der Fabrikant wendet s ichal so an den obengenannten Agenten , welcher in der be

!treffenden Spezialbranche ,

sei es al s Vermittler sei

es al s Kommissionar täti g i st und sich auchwieder auf die Fabrikate e inzelner weni ger Fabriken b eschränkt und diese genau kennt . Er ist al so imstande , dem

' Fabrikanten auf dessen halbfertige und fertige Waren Vorschüsse zu machen ; dafur bedingt er s i ch meist das Privi l egdes Al l e inve rkaufs all er Produkte des betreffenden Fabrikantenaus

,j a er bestimmt oft aus e igener Machtvol lkommenhe it d en

Verka ufspre is der Ware,wird soga r ni cht sel ten auf diese

iWeise der Verl eger des früher sel bständ i gen Fabrik anten.

Das Gel d zu s ol chen Vorschüssen erhal t e r seinerse itswieder zum grofseren Tei l von der Bank in der Form einesi hm personlich gegebenen Kred i tes .

Gle i ch h ier mag erwähnt werden,dafs

,wo solch e

Fabrikations oder Kommissiongeschafte ni cht Privatleuten,

sondern Aktiengesel l sch aften gehören,die Bank den Kred i t

ni cht der Gesel l s chaft , s ondern d en e inzelnen Aufsi chtsratsm itgl iedern gewährt resp . deren Bürgschaft dafur verl angt .

Nicht vi el anders vol lz ieh t s i ch d ie Kreditgewä hrung füre inen Tei l d er Mas ch inenindustrie

,Spez iel l wo es si ch um

jene grofsen Betriebe handel t , wel ch e d ie Errich tung und

Ausrü stung ganzer Fabriken fur Spinnere i,Webere i usw . in

Engl and wie im Ausl and übernehmen.

Da es s ich h ier um enorme Summen handel t,so kann

d ie Bank auch ihnen nur einen relativ be schränkten Personalk redit eröffnen

,da si e sonst in die Gefahr kame

,ihre Mittel

in e inem einz i gen s o l chen Unternehmen,das ja oft ein halbes

Dutzend Fabriken zu glei ch er Ze i t in Bau hat,festzulegen.

Das h i er verfolgte Sys tem,nach wel chem Hunderte von

Etabl issements in England und d ie meisten der in Ind ien err i ch teten Falu iken ent standen sind

,ist das folgende : Der

Bauunternehmer,die Masch inenfab rik und eventuel l der

Kommissi onär,der spater d ie Produkte der Fabrik verkaufen

w i ll, tun s i ch in der Art zusammen,

dafs der Bauunte rnehmerd ie Gebä ude herstel l t

,d ie Masch inenfabrik di e gesamte innere

Einrichtung l iefert,und der Kommis si onä r das nötige Betriebs

kap ital zur Verfugung s tel l t . Es wi rd eine Aktiengesel l schaftgegründet

,mit deren Ante i ls che inen d ie Li eferanten s ich vor

erst bez ahl t machen,di e si e aber bei der Bank verpfänden

können,um so ihr Kapital wieder flü ssig zu machen. Da

eine sol che Fabrik mit den neuesten Maschinen ausgerüstetist und in d en ersten Jahren ke inerl e i Reparaturen und nur

geringe Abschre ibungen zu machen braucht,so können meist

gute D iv idenden bezahl t, und die Aktien an das Publ ikum

abgestossen werden,worauf dann e ine neue Fabrik in Arbei t

genommen wird .

Page 99:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

90 xx111 4 .

Wir kommen nun zu der Kred i tgewä hrung fur d en

E x p o rth an d e l . Es ist hier s ch arf zu unters chei den zwischendemj enigen Gesch ä fte , be i wel chem es s ich für d en Exporteurum sol che überseeischen Kunden handel t

,denen er e inen

offenen Kredi t ni cht gewahrt (hauptsächl i ch da s indis che , ostafrikani sche und ostasi at ische Geschäft) , und zwi s ch en sol chen,

be i denen er genötigt i s t,dem Abnehmer einen kürzeren oder

l ängeren Kredit me ist se chs Monate,haufig aber auch neun

Monate , bis ein Jahr zu gewahren (zentral und süd

amerikani sches Geschäft,zum Tei l auch sudafrikanisches und

austral isches) .Die Kred itgewahrung se i tens der Banken an den Exporteur

findet im ersteren Fall e fas t ausschliefslich in der Wei sestatt , wie sie oben be i der Sch i l derung der

„Col oni a l Banks “

w iedergegeben worden ist, d . h . die Bank bevorschufst die i hrvom Exporteur übergebenen Verladungsd okumente und l i efertdie Ware durch ih re übersee ische Vertretung an den

Kunden aus .Ganz anders gestal tet si ch d i e Kredi tgewä hrung fur d as

amerikani sche und andere Exportge schäftEs handel t si ch h i er fur d en Exmrteur mei s t d arum

,dafs

er d ie h inausges andte Ware auf Kred it l i efert . ohne s ich ine inem be i der Bank di skontierbaren Wechsel auf den Kundendafur erholen z u können. Denn d i eser letztere i st nach derganzen Art

,wie er die Ware wei terverkauft (zum Tei l ins

Innere und an Abnehmer,d ie nur ein bis zweimal nach der

Ernte in d er Küstenstadt ersche inen,um Einkäufe zu machen

und alte S chulden abzutragen) , gar ni ch t in der L age ,an

e inem vorher bestimmten Tage zu zahl en,sondern schickt

R imessen,wenn er Gelder von seinen Kunden e inkassi ert .

A n kle ineren Platzen kommt es auch häufig vor,dafs der

betreffende Kunde,selbst wenn er d i e Summe bereitl iegen

hat,gar ni cht in der L a ge ist

,d iese nach Europa zu senden,

wei l zu der betreffenden Zei t Wechsel auf Europa eventuel lgar ni cht z u haben sind , und er warten mufs ,

bis er s ol chebekommt

,oder bi s er L andesprodukte re3p . Edelmetal le selb er

senden kann. Dem Verfasser i st es in se iner geschäftl ichenTätigkei t regelmäfsig vorgekommen,

d afs Kunden in bestimmtenkolumbi anischen Ortschaften ihre Schulden nur bezahl enkonnten

, wenn es ihnen gelang ,eine genügende Quanti tät

Gol dstaub zu erl angen , da andere'

Landesprodukte wegender schl echten Kommunik ationsmitte l ni cht gesandt werdenkonnten.

Da der Exporteur nach der allgemein herrsch enden Geschaftspraxis se ine sämtl i chen Einkäufe be im Fabrikantenstets bar bezahl en mufs

,wenn er überhaupt konkurrenzfähig

sein wil l,so könnten nur sehr kapi talkräft i ge Firmen das

Exportgeschäft betreiben,und neuhinzutretende hätten mit

Page 100:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 91

den grofsten Schwieri gkei ten zu kämpfen ,wenn ni cht d ie

Banken solchen Firmen gegenuber in der Kred itgewährunge ine grofsere Freihei t walten liefsen. Dies gesch ieht in d erForm der Overdrafts “

,d . h . d ie Bank gestattet dem be

treffenden Exporteur sein Konto regelmäfsig bis zu einem gewissen Betrage

,z . B . 100 000 M k . , z u uberziehen,

und zwar inder Art

,dafs derselbe zur Bezahlung der Fabrikanten S checks

auf d ie Bank z ieht . die von di eser honoriert werden,trotz

dem keinerl ei Guthaben oder Unterpfand vorhanden ist . Beis o l iden Firmen macht d i e Bank auch keine Schwierigkei ten

,

wenn die so festgesetzte Summe z e itwei l ig uberschritten wird ,Bedingung ist nur

,dafs bei E intreffen überseei scher Zahlungen

diese verwendet werden, um die S chul d be i d er Bank wiederauf di e festges etzte Höhe zu reduz ieren.

D er Exmrteur geniefst so e ine äufserst wertvoll e Freihei tund Elasti z i tät in seinen Beziehungen zur Bank da er ni chtgezwungen i s t

,seine Schul d zu festen Term inen zu d ecken ;

d iese ersch e int v ielmehr als ein Kommand itkapital , welchesd ie Bank wenn auch auf Widerruf in se in Geschäfteinschiefst

,ohne dafs d ie h ierfür geforderte finanz i el l e Ver

gütung e ine d ruckende wäre .

Dafs die infol gedessen von der Bank geübte fortl aufendeKont rol l e der Geschäftsführung des Betreffenden in der Ri chtunge iner mögl i chst grofsen Sol id i tät wi rkt , braucht wohl kaumhervorgehoben zu werden.

Entsprechend der meh rfach gesch il derten rel ativen Ei genart der Lond oner und der Provinzialbanken l i egt e s auf der

Hand,dafs d ie ers tere Art der K redi tgewährung als Darlehen

gegen Unt erpfand in den Geschaftsbereich der hauptstädtischenInst i tute

,d ie zweite aber

,die auf genauer Kenntni s des Ge

schäftsganges d es Exmrthandels beruht , in denjeni gen der

Provinzialbanken fäl l t .Bei d ieser l etzteren Art der Kred itgewahrung zeigt si ch

wi ed er das Prinzip,dafs d i e Bank

,die denWert der Ford erung ,

wel che der Expo rteur an seinen überseei s chen Kunden h at,

ni cht b eurtei l en kann,ih ren Kred it bemifst nach dem persön

l i chen Vertrauen,wel ches di e Exportfirma bei i hr sel bs t ge

niefst. Hier ist es a lso d er Exporteur,d er in gewiss em S inne

di e Stel lung des Kredi tvermi ttl ers zw i schen engl ischer Bankund übersee i s chen Kunden einnimmt .

E . D a s „ C lea ring H o u se“

.

Die G esamthe i t der in d en vo rhergehenden Abschni ttenbehandelten Kredi tinsti tute bi ld et d en Londone r Geldmarkt( the money market) . A uf der e inen Sei te d ie Geld geber , a lsoin erster L inie d i e Depositenbanken und d ie Merchant Bankers ,

Page 101:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

9 2 XXIII 4 .

auf der anderen die Geldnehmer,reprasentiert durch di e

be iden Hauptkl a ssen der Kreditvermittl er,mehr im Hinter

grund steh en d ie fremden Banken,die j e nach Bedürfni s al s

G eldgeber oder als G el dnehmer auftreten ,und endl i ch im

M ittelpunkt des Ganz en die Bank von England .

Es bleib t nun noch dasj eni g e Insti tut zu betrach ten uhrig,

d as,e igentl ich ohne se lbst e inen konkreten Inhal t zu bes itzen,

d o ch das Bindegl ie d und den Brennpunkt dieses enormenVerkehrs b ildet

, und das zugleich eine Handhabe bietet , umd ie Grofse desselben zahlenmäfsig zu erfassen. Es ist dasC learing House , d ie al l gemeine Abrechnungsstel le , die es ermöglicht, dafs der Ausgle i ch von Verpfl i chtungen

,die tä gl i ch

M i l l i onen Pfund S terl ing ausmachen,s ich ohne d ie Be ih i lfe

e ines einzi gen Stückes Bargeld vol lz ieh t .Die vielverzweigten geschäftl i chen Transakti onen der Lon

d oner Bankiers hatten augensch einl i ch schon frühzeiti g zurE rri chtung einer gemeins amen Abrechnungsstel l e geführt .Die erste dauernde Einrichtung dieser Art in London datiertaus dem Jahre 1775 ( in Edinburg s ol l schon vor dieser Zeite ine ähnl i che E inrichtung bestanden haben) .

Nach und nach traten al l e bedeutenden Hauser d iesemsogenannten Clearing House “ bei ; fes te Regeln für den Geschäftsverkehr und d ie Verwal tung einemKomitee der Bete il i gten anvertraut . Auch die in d en dreifsigerJahren entstehenden Joint - St ock - Banken suchten der Vere inigung beizutreten ; sie wurden aber al s unl iebsame Eind ringlinge und Konkurrenten behandelt

,und erst a l s das gegen

sie obwal tende M ifstrauen geschwunden war , und s ie s i ch eineachtunggeb ietende S tel lung auf dem Londoner Geldmarkt erobert

,gelang es ihnen, 1854, di e Aufnahme zu erzwingen. Glei ch

zei tig trat an die Stell e der Zahlung der Sal d i durch Notend i ej enige durch Anweisung auf d ie Bank von England , sod afs seitdem der gesamte Abrechnungsverkehr sich ohne Verwendung von Bargel d oder Noten vol l z ieht

,Im Jahre 1864

trat d i e Bank von Engl and be i , weni g stens insowe i t , al s ihreForderungen auf d i e anderen Banken in Betracht kommen.

I n dem Jahrzehnt 1854— 64 galt di e Aufnahme jeder solventen Londoner Bank al s z ieml ich selbstverständl i ch ; dannaber änderte si ch die Praktik der Mitgl ieder

,indem sie si ch

zu einem Numerus clau sus konsti tu i erten und mit geringfügigen A uéiiähfn

'

en' “

keinea nderen Banken mehr zuliefsen und

d ie M on0polstellung, die ihnen ihre Mit gl iedschaft gab , nachK räften auszunutzen begannen 1

. D ie Gründe,aus denen

anderen Banken der Zutri tt verweigert wurde,waren sehr

1 Der grofse Wert der Monop o lstel l ung ist daraus ersichtl ich, dafsz . B . 1902 d er Vorsitzende d er Union Bank mittei lte , dafs 10 0/o d er ge

s amten C learing House-Umsä tze auf diese eine Bank entfal le.

Page 103:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

94 XXIII 4 .

Banken,ebens o wie di e Suburban Banks bewirken d ie Aus

g l e i chungen ihrer Zahlungen untereinander,und mit d en

Clear ing Banks no ch in der Wei se,dafs so genannte

„Walk

Clerk s “ fas t den ganzen Tag zwischen d en einz elnen Bankenunterwegs s ind

,um Schecks und Wechsel zu präs ent i eren.

Welche Verschwendung von Zeit und Kraft dies darstel l t ,geht daraus hervor

,dafs ni cht einmal al l e Cle aring Banks

ihre Fo rderungen gemeinsam bei j eder der anderen Bankenp rä s enti eren l assen

,sond ern j ede einzelne Bank e ine Anzahl

von Kommis hat,d ie bei j ed er der ni ch t im Clearing befind l i chen

Banken Schecks präsenti e ren und austauschen müssen. Se i t1888 s ind die schott i schen Banken weni gstens insofern in dasLondoner Clearing mit einbez ogen,

als d ie Cle aring Banksni ch t mehr ihre Schecks auf S chottl and direkt bei den vers ch iedenen schotti schen Banken präsent ieren

,sondern sie der

j enigen schott ischen Bank ,die es übernommen hat , die be

trefl°ende engl ische Bank im schotti schen Clear ing z u ver

treten,zur E inkassi erung ubergeben. Die Zahlung erfol gt

d ann durch Vermittlung de r Bank of Sco tland oder der RoyalBank of S cotland

,di e Monat für Monat abwechselnd diese

Aufgabe fürd ie Gesamthei t der schott ischenBanken übernehmen.

Es sind besonders neuerd ings von viel en Se i ten Vorschlägegemacht word en,

um diesen M ifsständen abzuhelfen ( BankersMagazine “ Jul i 1901

,p . 29 ; Februar 1902, p . 222 ; Juni 1902,

p . Auch das Komitee des Clearing House hat d i eseVorschlage bespro chen, i s t aber zu dem Resul tat gekommen,

d afs es am besten sei,al le s be im alten zu l assen

,und zwar

mit der Begründung ,dafs der vorhandene Pl atz ni ch t aus

re i che,und eine Erweiterung zu grofse Kosten machen wurde .

Verwunderli ch ist es,da fs di e dem Clearing House ni cht

angehörenden Banken d ie Exklusiv itä t desselben ni cht schonl ange ni edergebrochen haben ; sie würden h ierzu wohl in derLage sein

,wenn sie ähnl i che Mitte l anwenden woll ten , wie

d ies früher von j etzi gen Mitgl iedern erfolgre i ch ge scheheni s t . Wenn si e a ll e ihre Forderungen auf d ie Clearing-Bankersd11ekt p rä sent i eren würden und Zahlung in bar verlangten,so würden sie j enen derartige Unannehml i chkei ten bere iten,

d afs wahrscheinl i ch eine Anderung dieses Systems die Folgesein würde .

Neben der Bank von Engl and sind heute 17 selbstä nd i geBanken Mitgl i eder des Cl earing House

,d az u tritt eines der

Zweiginstitute der L0nd on and Westminster Bank ,das al s

selbständige Bank behandelt wi rd .

D ie kompl iz i erte,aber höchst zweckmafsige Organisation

d er Abrechnungsstell e ist s o oft und so ausführl i ch gesch il dertworden

,dafs es s i ch erubrigt ,

h i er darauf e inzugehen (vgl .d ie Sch ilderung von W . Howarth Our Clearing System and

C l earing Houses “ London

Page 104:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4. 95

Es sei hier nur das Wicht i gste erwahnt : Zur Abrechnung gelangen sämtl iche Forderungen,

d ie in einer der fol genden Formen s i ch darstell en : 1 . Wechsel ( di e Geri chtshöfehaben ents chieden

,dafs Präsentat ion im Clearing House eine

rechtsgü ltige Präsentat i on darstel le) ; 2. Schecks ; 8 . Koupons

(Div i dend Warrants) ; 4 . Bankübertragungszettel (BankersPayment S l ips) ; 5 . Kred itnoten für e ingel öste Banknoten derProvinzialbanken.

Es werden tägl ich dre i C l earings vo rgenommen : morgensfur nach Schlufs des l etzten Clearings e ingegangene Dokumente sowi e fur d ie an d iesem Tage fäl l i gen Londoner Forderungen ; mittags für das Country cle aring , al s o im Laufeder letzten 24 Stunden von den Provinzialkorrespondenten

e ingegangene Forderungen ; endl i ch nachmi tta gs für al le bi s4 Uhr erhal tenen Londone r Dokumente .

A hnliche Einrich tungen existi eren in d en wichtigstenHauptorten von Handel und Industri e : Birmingham (Eisen) ,Manchester (Baumwoll e) , Newcastl e (Kohlen) , Leeds (Woll e) ,Le ices ter , G l asgow ,

Edinburg und Dubl in. Bekanntl ich s indnach engl ischem Vorbild ähnl i che Einri chtungen in Nordamerika

,Frankre ich

,Deutsch l and und anderen Ländern ent

standen. Eine Vermehrung der Provincial C learing Houseware sehr wünschenswert

,um der Überl astung de r Londoner

Abrechnungsstel le wenigs tens einigermafsen abzuhelfen.

Nach dem Vorbild d i_

e_

s_er Abrechnungss tel len sind ahn

l i che m furT en*

m_

ents tanden. So"besteht

s'

éit 1874 das Stock Exchange Cl eafiri

'

äi'

düich‘

welches für di e bedeutendsten Effektengattungen“

die j eweil i gen Umsä tze,so we i t a l s mögl ich

,kompens iert

werden, so dafs nur für den etwa verbl e ibendenRest ein S checkausgestel l t wi rd . Für die Umsätze auf der Fond sbörse i stdas Ergebni s

,dafs nm ar-10 d er

'

selbian per Scheck zu beZä h l en s ind

,wä hrend 90 0 /o de r gegense it igen Verpfl i chtungen

s i ch durch e infachen“

Ausgle ich erl edigen A hnliche Abiech

'

nüngstellen besteh en fur auf Spekulati on gekaufte Baumwol l e , Kaffee u. a . m. (entsprechend d en d euts chen Waren

Die Fondsmakler ebenso wie d ie Produktenmakler s ind tro tz ih res oft minimalen Kapitals infolgedieser Einri chtungen imstande

,enorme Umsätze fur e igene

Rechnung zu machen,wobei ihnen noch besonders d ie Ein

ri chtung der s ogenannten„Settl ing Days “ zugute kommt .

D iese besteht darin,d afs sämtl iche Trans aktionen ni cht tag

l i ch,sondern nur zu bestimmten Terminen (ein bis zweima l

monatl i ch ) b ezahl t werden ,und da an diesen die Brokers

grofse Summen sowohl zu zahl en wie zu empfangen haben,

so machen sie ihre Zahlungen am M orgen des b etreffenden

J e v o n s , Money , p . 282.

Page 105:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

96 XXIII 4.

Tages durch Ausstellung von Schecks auf ihre Bank,t rotz

dem sie dort viel l e icht ni ch t d en zehnten Teil der Summezur Verfügung haben ; am Nachmitta g zahlen sie dann dieerh al tenen Schecks die zum grofsen Teil auch keine bessereUnterl age haben bei ih rer Bank ein

,und im Clearing d es

nächsten Tages werden dann d ie Summen gegene inander ausgegl i ch en ; ohne di es e Erl ei chterung könnten d ie Betreffendeni hr Geschäft gar ni cht betre iben.

Von grofsem Interesse sind die regelmä fsig veroffent

l i chten Zahlen der Umsätze des Londoner Clearing House ,weil sie ein gutes Bil d der Entwi cklung des Geldverkehrs inEngland geben 1

,wei l si ch so dann die Wirkung von auf

stei gender und abste i gender Konjunktur in den Ergebnissensp iegel t

,und we i l endl ich aus densel ben ein Schlufs auf die

relat ive Bedeutung des Wechsel geschäfts e inerseits und d er

Umsä tze auf der Fond sbörse anderers ei ts ermögl i ch t wi rd .

Die Zusammenstel l ung der veröffentl i chten tägl ichenUmsätzegesch ieht in der Weise

,dafs angegeben werden :

1 . der wochentliche Gesamtumsatz ;2. der Umsatz an dem Vierten eines jeden Monats (d i es gestattet einen R ückschlufs auf die im Umlauf befindl ichenWechsel , da der gröfste Tei l derselben auf Ende e ine sMonats fä l l i g

,und die betreffende Zahlung am Vierten

des nächsten Monats geleistet wi rd ) ;8 . der Umsatz an den vi erzehntä gigen Abrechnungstagender Fond sbörse (Medio und Ultimo ) und endl i ch

4 . der Umsatz an d en sogenannten Consol s Settl ing days(einmal im Monat) , (1. h . an d en Tagen

,an d enen d ie

auf der Fondsbörse gekauften engl ischen Staatsanl e ihenbezahl t werden. (D ie Gesamtsumme d er bei den l etz tenPosten ergibt d ie Umsätze auf der Fond sbörse

,s owe it

d iese in Gel d ausgegl ichen werden,da sie ja all e durch

Schecks auf die Banken berichtigt werden. )

Besonders interessant fur d ie Beurteil ung der Verb indungder Banken mit der Fond sborse ist der v i erte Posten ; denndie enorme Zunahme der Umsätze gerade in Konsols i s t in

1 Fur e ine zahlenmafsige Erfassung der Betrage , welche ni cht durchd as C learing House gehen, s ind le i der nur ungenügende Daten vorhanden :

I n einem 1865 vor der Royal Statistical S o ciety gehaltenen Vortrage(Journ. , p . 861) gibt Sir John Lubbo ck an, dafs von d em Umsatz seinesHau ses etwas uber 70 0lo im Clea1ing erled igt werde . Im ganzen darfman ab er annehmen , dafs ein bei weitem grofserer Tei l d er Ges chä ftes ich ohne Vermittl ung des C learing House ab spiele . S o berechnet z . B .

P ownal l , dafs in Manchester nur 22 0/o d er E inzahlungen bei den C lear ingBanks durch das Manchester C learing Hou se gehen ; durch s chnittlichkann angenommen werden,

dafs d ie Halfte d er Umsä tze im'

g'

ahm ände

d iiföh zum Ausgleiche gelangen.

Page 107:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

98 xx111 4 .

lionen im Durch schnitt der Jahre al so um über86 während z u gleich er Zeit der Umsatz in Wechseln um38 0 /o z urückgeht .

Es läfst s i ch gegen obi ge Zahl en naturlich e inwenden,

dafs ein grofser Tei l der Wechsel ni cht am Ende des Monatsverfäll t, dafs ferner ein bedeutender Bruchte i l überhaupt ni chtdurch das Clearing House geht und somi t in obigen Zahl enni cht berücksi chtigt werden kann ; es wäre auch verfehl t , ausd enselben Schlüsse über di e absolute Höhe der umlaufendenWechsel zu z iehen ; da aber der gröfste Tei l der Wechsel amVierten j eden Monats gezahl t wird

,s o s ind ob ige Zahl en zur

Bel egung der Tendenz der Entwi ck lung j edenfal l s ausre i ch end .

Gerade da s umgekehrte Bi l d bi etet s i ch uns ,wenn w ir

d i e Kolumnen 4 und 5 betrachten,d i e auch für unsere Zwecke

Anspruch auf Vol ls tänd i gkeit machen können , da sich j a inihnen die ni cht kompens i erbaren Gesamtumsätz e auf de rFond sbörse ausdrucken

,indem al l e Transaktionen auf dersel ben

durch Vermi ttlung des Clearing House geregel t werden .

Wenn wir al s o von den hier gegebenen Durchschni ttsz iffern die Durchschnittsziffer der gewöhnl i chen Tage abz i ehen,

so ergibt si ch z ieml ich genau der auf die Fond sbörse ent

fal l ende Mehrbetrag.

Fur die Perioden und geben diese Zahlendas Ergebnis ,

dafs si ch die Umsätze im Durchs chni tt de rzehnj ährigen Periode geste igert h aben, an den Konsolsabrech

nungstagen von Mil l i onen auf Mil l ionen gle i ch65 0/o ; an d en Fond sbörse-Liquidationstagen von Mi llionen 58 auf Mill i onen 59 , gle i ch

Tabell e 7 ist besonders interes sant durch die aufgewieseneStei gerung der absoluten Umsätze an den Fond sbörse-Liqu id ationstagen in den Jahren 1899—1908

,trotzdem der Trans

vaalkrieg und se ine wirtschaftl i ch en Nachwirkungen dochgerade d ie Fond sbörse in al l ererster H ins i cht in Mitle i dens chaft gezogen haben.

D ie Einrichtungen so l cher Abrechnungsstel len wie d ie obengesch ilderte ges tatten einen Einbl i ck in di e enorme A us

dehnung,wel che der moderne Geldverkehr in e inem Lande

wie England genommen hat,und der ohne Zuhi lfenahme sol cher

Einrichtungen uberhaupt ni ch t zu b ewäl tigen ware,so dafs

d ieselben al s ein mä chtiges Werkzeug des volkswirtschaftl ichenFortschritts erscheinen.

Seitdem (seit 1854) die tei lnehmenden Banken die je dere inz elnen tägl i ch zufal l enden Beträge ni cht mehr in Noten

,

s ondern durch S checks auf d ie Bank von Engl and ausgl ei chen,

vol lzi eht s ich w ie erwähnt d i eser ri esige A brechnungsverkehr durch Umschre ibung in den Büchern dieser Bank .

Es handel t si ch um re ine Kred ittransakti onen,d ie aber doch

Page 108:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4. 99

s ä mtl i ch darauf beruhen,dafs ein j eder das R e c h t hat

,Gold

o der Noten an S tel l e der Kred itdokumente z u fordern. Dasganze Abrechnungssys tem beruh t auf dem al lgemeinen Vertrauen in d ie Zah lungsfäh igke it se iner Mit gl i eder und in l etzterLinie der Bank von England , und die fast fabel haft erscheinenden Summen ,

d ie hier umges etzt wer den (1908 : 88 M illionen 59 pro Tag) , ruhen zuletz t auf der diesen Summengegenuber winzig ers cheinenden Barreserve der Bank von

Engl and .

Ein auch nur wenige Tage anhaltendes Schwinden d ies esVertrauens würde d ie ganze kompl iz ierte Masch ineri e zumS t i l l s tand bringen und damit den Zus ammenbru ch des gesamten Kreditsystems Englands herbeiführen.

Page 109:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

I I . Die Organisation d es K red its .

D ie Funkt ionen d es modernen Bankwesens l assen sich ,wie in der Einl e i tung ausgeführt , in drei Hauptkategorienzusammenfassen ; dementsprechend gl i edert s i ch eine nähereBetra chtung der Tätigkei t der Banken in dre i Abschni tte :A ) Die S chaffung von Umlaufs-(Kred itubertragungs-)mitteln.

B) Die Kred itkonzentration.

C ) Die Kred itgewahrung.

A . D ie S ch affung v on Um lau fsm itte ln .

Die E inr ichtung und Erhal tung eine s geregel ten Munzwesens i st di e ausschliefsliche Aufgabe des Staates ; wo aberein Bedarf an Umlaufsmitteln neben dem gemünzten Geldesi ch geltend gemacht hat , da hat der Staat d ie Schaffung von

Geld surrogaten in d en meisten Fäl len der Privat ini t i at iveüberl assen und d ie Regelung derselben erst später in den

Bereich se iner gesetzgeberischen Tätigk eit gezogen.

Im engsten Zusammenhang mit d em Münzwesen habensi ch im M i ttelal ter d ie Anfänge des modernen Bankwesensentwi ckel t ,

das seine Grundlage im Geldwechselgeschäft

hat 1 . A nschliefsend an das Geldwechselgeschäft hat sich so

dann der Wechsel entwi ckel t,der wohl das älteste Kredit

zah lungsmittel repräsent i ert ; der Scheck und die Banknoteverdanken i hre Entstehung e iner Späteren Entwi cklung . Wirwol l en h ie r zunächst d ie letz tgenannte betrachten.

1 Bezeichnend fur d ie engl i s chen Verh ä ltnisse ist es, dafs d ies Gel dwech selgeschaft , d as fur das k ontinentale Bankwesen no ch immer einegewisse B edeutung hat , in Grofsbritannien nicht mehr als zum Bankgesch ä ft gehor1g gerechnet wird und d en Fi l ialen d er fremden Bankens owie d en Reiseagenturen uberlassen bleibt ; an d en Kassen d er grofsenengl i s chen Banken wurde man umsonst versuchen , fremdes Ge l d ein

zuwechseln.

Page 111:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

102 XXIII 4.

Reg elung der No tenausgabe erfolgte fur England und Walesdurch die mehrfach erwähnte Peelsche Bankakte vom Jahre1844

,d iej enige für Scho ttland und Irland durch entsprechendes

Gesetz im Jahre 1845 .

Es gibt woh l wenige Gesetz e uber d ie Regelung deswirtschaftl i chen Verkehrs , die so verschieden beurte i l t wordensind al s gerade d i ese Bestimmungen über d ie küns tl i cheBeschränkung der Notenausgabe : Die einen haben sie al s denhöch sten Ausdruck w irtschaftl icher Weishei t gep ri esen

,die

anderen haben d iesem„Procrustes Bett “ die Schul d an al len

wirk l i ch en und an e iner noch gröfseren Anzahl vermeintl i cherwirts chaftl icher Nach te il e zugeschrieben. Erst B a g e h o t s Buch„Lombard—Street “ das nachwi es

,e ine wie geringeBedeu

tung unter den inzw ischen gä nz l i ch veränderten Verhäl tni s sendi e Frage der Notenausgabe für di e Zukunft habe

,hat dem

Stre it ein Ende gemach t . Die Wahrhei t l i egt wohl auch hierin der M itte : Trotzdem di e theo ret i schen Grundlagen

,auf

denen s i ch das Gesetz au fbaut , zum Teil unri cht ige sind , hates s i ch do ch in der P r a x i s im ganzen gut bewährt ; es h atdem Publ ikum ein unbed ingtes Vertrauen in die Einl ösbarkei tder engl isch en Noten eingeflöfst , e s h at dazu bei getragen,

dafs in den Kel lern der Bank v . Engl and ein rel a t iv grofserBetrag von Gold angesammel t wurde 1 , und dafs die Di rektoren genötigt wurden , d ie Reserve der Bank durch e inevo rsi ch tige D isk ont0 pol it ik zu s chützen. Seine mangelndeElasti z i tät i s t in g e w ö h n l i c h e n Zeiten kein Hinderni s desVerkehrs geworden

,da gegen i st ni ch t zu l eugnen

,dafs das

Gesetz be i je der Kri s i s mehr oder minder versagt hat , wie jaaus se iner obenerwä hnt

_

en dreimaligen Suspend ierung hervorgeht . Es ist j e doch Übertre ibungen gegenuber daran fe stzuhal ten

,dafs diese Krisen ni ch t durch das Gesetz herbei

geführt worden s ind,wohl aber durch d ie Best immungen

desse lben an Intensi tä t gewonnen haben ,und dafs d ie ver

Spätete z e itwei l ige Aufhebung zwar nich t das schon an

geri chtete Unhe i l w ieder gutgemacht,aber doch weiteres

verhindert hat . Heute,wo die Bewegungen auf dem Geld

markt besser verstanden werden,und j ed ermann weifs

,dafs

im Notfal l e ine Suspend ierung des Gesetzes sicher e intretenwird

,sind d ie nach tei l igen Folgen weniger gefährl ich . Eine

A nderung d es Gesetzes nach dem Vorbilde der deutschenN otengesetzgebung ,

durch welche an Stel l e der a b s ol u t e nFestlegung des N otenumlaufes und der Durchbrechung dieserVorschrift in e iner Kri s i s die e l a s t i s c h e Bes t immung der

1 Die in d en Kel lern d er Bank von England und im Umlauf befindl iche Goldmenge wurde geschä tzt auf : 1844 : 86M il l . g ; 1857: 57Mi l l .1875 : 110—115 M il l . gg. Banks of Issue 1875, p . 36. Vgl. auch d ie A nmerkung auf S . 28.

Page 112:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4. 108

N otensteuer fur d en Fall einer die festgel egte Grenz e überschre itenden Notenausgabe treten würde

,ist mehrfach an

geregt worden. Eine auf ähnl i chen Ideen beruhende Gesetzesvorlage wurde bere i ts 1878 e ingebracht, ging aber ni cht durch ,und se itdem wartet man

,wie be i so v i e len ähnl ichen A n

gele genheiten,bi s e inmal wieder durch i rgendeinen un

glückl i chen Zufal l d ie Frage akut werden sol l te,um dann

vi el le icht Abhi l fe zu schaffen oder di ese nochmal s z u versch i eben. M an ha t si ch begnügt

,die aus den gesetzl ichen

Bestimmungen entspringenden Gefahren durch Notbehel fe z ubeheben ; aber man hat si ch gescheut , ein Gesetz zu verbessern,

dessen Fehler nur damit verteidi gt werden können,dafs man

si ch s ei t 60 Jahren mit ihnen ab gefunden hat . Im Gegensatzzur Notenausgabe der deu tschenRei chsbank , be i de 1

° mindestensein Dritte l des im Umlaufe befindl i chen Betrages in bar gedeckt sein mufs

,hat di e Bank von England d en g a n z e n Be

trag an Noten, d en sie ni ch t in bar zu de cken hat,im Um

l auf,d . h . es sind jed erz e i t 18 450 000 58 Noten im Uml auf,

gegen die keinerl e i Bardeckung vorhanden ist; denn das Gesetzhat d ie ni cht durch Gol d zu deckende Notenausgabe völ ligunabhängig gemacht von der Höhe der durch Gol d gedeckten

,

so dafs theo retisch der Fal l e intreten könnte , dafs überhauptkeine Gol ddeckung für d i e Noten vorhanden wäre , naml i chdann

,wenn d ie Notenausgabe auf 18 450 000 59 fiele . Das

E int reten dieser Eventual i tät wi rd al l erdings dadurch verh indert

,dafs das Bank ing-Department seine Reserve in Noten

häl t und somit stet s eine bedeutend grofsere Anzahl Notenvom Issue-D epartment ausgegeben werden

,al s si ch im Umlauf

befinden 1.

Der Notenumlauf der Bank von Engl and ha t si ch se i t1844 nur unerhebl i ch gehoben. Trotzdem der Gel dverkehrdes Landes

,fur den wir in den Ziffern des Cl earing House

e inen guten M afsstab haben,si ch in diese r Peri o de mindes tens

verzehnfa cht hat,ist der Notenumlauf der Bank zieml ich

k onstant gebl ieben,wie aus Tabe l le 1 ers ichtl ich i st . Er beträgt

heute rund 29—80 000 000 und neben i hm hat di e Notenausgabe d er Privatbanken mit durch schni ttl i ch 700 000gröfsere Bedeutung eingebüfst. Im Jahre 1814 all e rd ingszu einer Zei t

,in der d ie Noten der Bank von England Zwangs

kurs hatt en erre i ch te der Notenumlauf e ine Summe von

uber 47 Mil l i onen‚gg, näml i ch :

1 Wenn man s ich ein richtiges B il d d es N otenumlaufes machen wi l l ,darf man deshal b nur d ie Hohe d er sogen.

„Active C 11 culatmn“

, d . 11 . d en

Betrag, der verb leibt, wenn man von d er Gesamtau sgabe d ie 1111 Ba11kmgDepartment als Re serve l iegenden Noten abzieht , 111 B erechnung z iehenund nicht, wie d ies ö fters ges ch ieht, d ie G esamtsumme d er au sgegebenenNoten, was ein vol l ig fal s ches B i ld d es Umlaufs geben wurde .

Page 113:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

104 XXIII 4 .

No ten und Bankpostwechsel der Bank von Engl and in der Höhe von 5 g und darüber . 16455 540

desglei chen unter 5 g 8 845 540

zusammen rund 24 800 000 gg

Noten der Provinzialbanken 22709 000

Summa 47509 000

Vergl i chen mit den ungeheuren Umsä tzen , di e durchVermittlung von Schecks ausgegl i chen werden

,erscheint di e

Bedeutung der Bankno te heute ungemein klein. Wenn trotzdem al les

,was die Notenausgabe betrifft , für das engl ische

Kredi twesen von grofsem praktischem Interesse i st , so hängtd ies in erster Lini e damit zusammen

,dafs die Notenausgabe

in engster Verb indung mit der Zentral re serve des ganzenLandes steht .

Die Stückelung der Noten der Bank von England reich tvon der unters ten Grenz e von 5 gg bis 1000 g . Das Verhältnis

,in dem si ch die Noten d er verschiedenen Gröfse in d en

Gesamtumlauf te i l en,ergibt s i ch aus folgender Tabell e 1 °

5 g : 10 gg : 20—100 gg : 200—500 g : 1000 g : Total1844 : 28 8 178 100

1854 : 19 ,6 100

1864 : 100

1874 : 100

1878 : 76 1007

Die aufsere Form der Note i st eine sehr vera ltete , indemsie aus e infachem einseitigem schwarzem Aufdruck auf weifsemPap ier besteht ; die Rückse ite der Note bleibt ganz fre i , undau ch di e Vorderseite z ei g t eine gröfsere unbedruckte Flache .

Hierdurch s ind Fäl schungen sehr erl e i chtert ; der e inzi geM afsstab zur Untersch ei dung echter von fal schen Noten l i e gtin dem Papier, das bis vor kurzem innerhalb der Bank selbsthergestel lt wurde . Da zu d ieser Unterschei dung eine bedeutende Übung gehört , so sind Fäl schungen ni cht sel ten

,

wenn auch ni cht oft etwas h ierüber an d ie Öffentl i chkeitdringt . Bezeichnend fur die Stel lung

,d ie di e Bank von Eng

l and in d en Augen forts chri ttl i ch denkender Geschäftsl eutee innimmt

,ist d ie Bemerkung eines Bank iers gegenüber d em

Reporter der„Da ily Mai l “

,der ihn über

eine grofse Notenfälschungsaffaire interwiewte : „

The Bank del ight s in all thati s old . The fact that the note s ar

e ol dfash i oned and produced by ol dfash ioned mach inery i s the very rea son th at wi l linduce the bank to s ti ck to them .

“ Die grofse Bel iebthei t,deren si ch d i e engl ische Banknote früher im Reise und

sonsti gen internat ional en Verkehr erfreute,ist heute im

Schwinden begriffen,wei l die Bank von Engl and , auf Grund

e iner neueren geri chtl i chen Entsche i dung (vgl . Economi st vom1 Institute I , S . 288 ; neuere Daten waren leid er nicht zu ermitteln.

Page 115:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

106 XXIII 4

bi ldeten den kapitalkraftigen Mittelpunkt der Volkswirtsch aft .Al s dann h ier das Bank geschäft gröfsere Dimens ionen annahm ,

und es im Interesse der Bankiers lag , s i ch die Verfugungübe r mogl i chst grofse Summen baren Geld es zu verschaffen,

.

d a konnte d ies am le i chtesten dadurch geschehen,dafs sie

d en Kaufl euten und Grundbesitzern für b ei ihnen deponi erteGel der eine angemess ene Verzinsung boten. Zugle i ch machtesi ch infol ge der zunehmenden Geldverschl ech terung das Bedürfnis nach einem bequemen und si cheren Umlaufsmittelimmer stärker füh lbar . Bei der uber den Wert oder Unwertdes uml aufenden Geldes herrschenden Unsi cherhei t zog j edervo r

,Zahl ungen, anstatt in bar , durch Ubertragung zu machen,

und d ie beste Handhabe ,dieses Hilfsmi ttel auch denen zu

ganglich zu machen, d ie kein Konto be i d en Bank iers hatten,bot e ben di e Note . Die Notenausgabe war h ier al s o in

ers ter Lini e ein Ins trument zur Erle i ch terung de s Gel dverkehrs .

I n noch hoherem M afse al s L ondon l i tt d ie Provinz an

dem Mangel eines si cheren und ausrei chenden Umlaufsmittels,

da d ie vorhandene unterwertige Münze h ie rzu ni ch t ausreichte . Durch fortwährendes Abströmen des Gel des nachLondon zur Zah lung von Pachten

,S teuern usw . herrs chte

ze i tweise ein derartiger Mangel an Umlaufsmitteln,dafs

Krämer und andere Kaufl eute Blechstücke ausgaben,d ie als

M unzen verwende t wurden : so 1648— 1672 und wiederumna ch 17871 . Da hier aber d ie Grundl a gen zum Depos i tengeschäft m it aus demse lben hervorgehender Notenausgabefehlt en

,so mufste di ese si ch auf e iner anderen Grundlage

aufbauen. Während in London d ie Note,wie auch aus der

ursmünglichen Form hervorgeht , e ine Qu ittung über h interlegtes Gel d war , gelangte sie im Gegensatz h i erzu in derProvinz in ers te r L ini e al s Ins trument des K r e d i t s in denVerkehr

,(1. h . dem Kunden wurde der ihm gewährte K red i t

in Noten zur Verfügung gestel l t , d ie so bal d al l gemein in

Umlauf gelangten. Hie r ist also di e Notenausgabe ni ch t eineBegl ei terscheinung des bereits bestehenden Bankgeschä ftes ,sondern si e ist der A n f a n g e i n e r K re d ito rg a n i s a t io n ,

a u s d e r d a nn d i e ü b r i g e n Z w e i g e d e s B a nkg e s c h ä ft s s i c h e n t w i c k e l t h a b e n.

°

Dieser durchgreifende Untersch ied in der Entstehung d eshauptstädti schen und provinz ialen ° Bankwesens

,der h i er

meine s Wissens zum ersten Male dargel egt i st,erkl ä rt zu

gl e ich den s cheinbarenWidempruch in der engl ischen Literaturüber di e sen Punkt : Wir finden einerseits di e Beh auptung ,d afs d i e Grundl age des modernen engl i schen Bankwesens in

1 P h i l l i p s ,H istory of Bank s , Bankers and Banking in North

umberland , Durham etc . , p . 17.

Page 116:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4. 107

d er Übertragung der Kassenführung an d ie Londoner Gol dschmiede l i ege

,und andersei ts wird gesagt , es sei d ie Noten

ausgabe,auf der erst das Depositengeschäft sich aufgebaut

habe,wahrend doch nachwe i sl i ch d i e Note spater entstand en

ist al s j enes . D ie erste Beh auptung i st r i chtig für das hauptstädti sche

,d ie zweite für das provinzi a l e Bankwesen. Das

Depositengeschäft verlangt al s Grundl age ein gewisses M afs

von Reichtum und von Verkehrskonzentrat ion ; d as Notenbankwesen da gegen ist die gegebene Form d er Kreditorganisationfür ein no ch in der Entwi cklung begriffenes o der armes Land .

Di e Notenausgabe,die in London al s We iterentwick lung des

bere i ts bestehendenDepositengeschäftes erscheint , und d ie dortein Mitte l der forts chre itenden K r e d i tk o n z e n tr a t ion

bildet,ist in d en Anfängen des Provinzialbankgeschäftes ein

Mittel der K r e d i t g e w ä h r u n g se itens der Bankiers an ih reKunden ; s ie ist hier um es ganz paradox auszudrückenein A k t iv g e s ch ä ft der betreffenden Banken gewesen.

Hieraus erkl ärt si ch auch der stetige Rückgang desNotenb ankwesens se i t dem ersten Drittel des 19 . Jahrhunderts :Die Ausdehnung des Verkehrs e inerseits hat e ine weitgehendeKonzentration des Gel dwesens ermoglicht, und anderse its h atder mi t der Entwicklung von Handel und Industri e überal lzunehmende Volksreichtum die Unterl age für ein aus gedehntesDepositenbankwesen auch in der Provinz gesch affen. Wodieses s i ch aber entwi ckel t

,da sind di e Tage der Note gezahl t ;

denn wer ein Bankkonto hat ; zahl t seine Noten sofo rt aufd ieses ein und begleicht se ine Zahlungen mit dem Scheck .

Die Note,die früher oft jahrelang im Umlauf bl i eb

,kommt

nun fast s o fort wieder zur Bank zurück ; es i s t ni cht mehrmögl i ch

,eine grö fsere Anzahl dauernd im Ve rkehr zu ha lten,

und d ami t schwindet für den Bank ier d i e Mögl i chkei t, auf

diese Weise gröfsere Summen an sich zu ziehen ; er erre i ch tin Bal de denselben Zweck besser durch Gewä hrung einesgeringen Zines für Dep os i ten

,d ie ihm nun re ich l ich zufliefsen.

Nur in S chottl and ,wo die Gewohnung des Volkes an d ie

Ein-Pfund-Note , die s ich dem Kle inverkehr gut anpafst, dieserein Spezi el l es Wirkungsfel d zuweis t

,i st die No tenausgabe

noch im S tei gen begriffen.

Die typisch en Unte rschi ede aber , d ie si ch bis auf den

heutigen Tag zwischen dem Bankwesen de r Hauptstadt unddemjeni gen der Provinz erh al ten haben

,beruhen auf d iesem

historisch begründeten Untersch i ede der w i rtsch aftl i chen Verhältnisse : h i er die k onsumi erende Metropol e mi t ih remKapitalüberschufs ,

dort d ie produzierende Provinz mi t ih remKapitalbedurfnis ; selbst d ie fortschre itende Verschmelzungvon hauptstä dti schen und Provinzialbanken hat d iesen Unte rs ch ied nur verdecken ,

ab er ni cht aufheben können. Bezei chnend fur die versch iedene Wertung der Notenausgabe

Page 117:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

108 XXIII 4 .

ist e s , dafs d ie Londoner Banken im Laufe d es 18 . Jahrhunderts d iese ganz von selbst aufgegeben haben 1

,wahrend

sie von den Provinzialbanken noch bei Gelegenheit derEnquete von 1875 auf das entschiedenste vertei d igt wurde .

D ie heute neben der Bank von Engl and noch bestehendeNotenausgabe der Privatbanken i st zum Tei l durch die s trengenBestimmungen des Gesetzes von 1844 auf ih re heutige Unbedeutenheit herabgedrück t worden ; der verä nderte Charakterd es Bankgeschäfts h atte j edoch sch on vor dem Inkrafttretendieser Best immungen eine starke Verringerung des Notenuml aufes herbei geführt : Im Jahre 1814 bel ief s ich der Notenumlauf der engl ischen Provinzialbanken auf 22709 000während glei chze i tig d i e Bank von Engl and nur wenig m ehr

,

näml i ch 24 800 000 g , im Umlauf hatte . 1844 hatte si ch dasVerhäl tni s bere its dah in geändert , dafs d i e Bank von Englandannähernd d en gle ichen Betrag ,

naml i ch 20 200 000 ‚g ,im

Umlauf hatte ,die anderen Banken dagegen nur no ch etwas

über Mill i onen,d ie si ch wie fol gt vertei l ten :

217 Bankierfirmen 5 158 417 gg72 Aktiengesell schaften 8 478 280

8 681 647 so”.

Der Notenuml auf der Provinzialbanken bel äuft s i ch heuteauf durchschni ttl i ch 700000 gg (gegen rund 29—80 000 000 gder Bank von England ) bei einer autor i s ierten Notenausgabevon (Oktober 1902) 1 95 1 214 gg,

d . h ,der w irkl i che Noten

umlauf der Banken beträgt al so nur ungefähr ein Dri ttel desautoris ierten

,und zwar entfal l en aufPriva tbank iers ca . 200000 g

und auf Akt ienbanken etwas ü ber 500 000 fg. Es ist al sona ch dieser R ichtung hin di e Abs icht S ir Robert Peel s sogut wie erre i cht worden

,und an d ie Stell e der ni cht von der

Zentral b ank ausgege b enen Noten zum Tei l Go l d getreten ;d enn während sich im allgemeinen der gesamte Notenumlaufin d en Jahren s ei t 1844 gl e ichgebl ieben i s t , ist eine z ieml i chs tarke Zunahme des Goldumlaufes zu beobachten 3

.

Es kann ke inem Zweife l unterl i egen,dafs der Noten

umlauf der Pri vatbanken für l okal e Zwecke se ine Aufgabegut erfül l te ; sein Verschwinden hat dazu geführt , dafs d ieS chwankungen d es Bedürfni s ses an Umlaufsmitteln ,

welchefrüher l okal bef1ied igt werden konnten ,

j etzt ih ren Einflufsauf d i e Reserve der Bank von England ausüben. Es i stdaher auch verständl ich

,dafs si ch noch in den siebz i ger Jahren

d ie Sachverstandigen fur die Beibeh altung des N otenrechtes

1 M ar t in a. a. O . , S . 277, gibt an , dafs seine Firma zuletzt imJahre 1802 Noten im Umlauf hatte, und dafs d iese mehr Bes cheinigungenuber h interlegte Depo s itengel der als Banknoten im heutigen S inne ge

wesen seien.

2 Bankers Magazine November 1902, p. 559 .

3 Vgl. Anmerkung auf S . 102.

Page 119:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

1 10 XXIII 4 .

bez ei chnend fur d en damals herrschenden Mangel an Münzeist es

,dafs d ie Bank ,

t rotzdem sie vol lständig sol vent war,

im Jahre 1704 vorübergehend d ie E inl ösung ihrer Noten ein

stel l en mufste, wei l es unmögl i ch war , e ine genügende Mengevon Munzen aufzutre iben ; d ie Ein-Pfund-Noten wurden in vierS tücke zerrissen

,um al s Ersatz für d ie mangelnde S il ber

münz e im Verkehr zu dienen.

Ebenso w ie in der engl ischen Provinz konnte auch in

S chottland , d as Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhundertsein armes Land ohne grofsere Akkumul a tion frei en Kapital swar

,die Ausdehnung des N otenumlaufes nur dadurch vol l

z ogen werden,dafs d ie Noten al s Instrumente des Kredits in

Umlauf gesetzt wurden. D ies konnte geschehen entwederdurch Di skontierung von Wechseln oder durch Gewährungvon Darlehen ; da aber d ie Summe der Wechseltransaktionen

in einem dem grofsen Handelsve rk ehr noch so wenig erschlossenen Lande gering war

,so l ag das Hauptgeschäft der

Banken in der Gewährung von Darlehen,die in den e i genen

Noten de r Banken zur Auszahlung gel angten. Es bil dete so

die No twendi gkeit,i hre Noten auf diese We ise in den Verkehr

zu bringen ,die Grundlage des so berühmten Systemes der

Cash Cred its . Gegen Ende d es 18 . Jahrhunderts war diekommerz iel l e Bedeutung Schottl ands so sta rk gestiegen, dafszu Adam Smiths Z eiten die meisten Banken ihre Noten bere itsdurch das Di skont i eren von Wechse ln in Umlauf br ingenkonnten. Als in der Krise von 1825 , in der Schottl and info lgeder So l i d ität seines Bankwesens bedeutend weni ger l i tt als

England,auch h ier d i e Ein-Pfund-Noten verboten werden

sol lten , scheiterte d iese Absicht an dem all gemeinen Widerstand d es schott ischen Volk es .

Di e endgül ti ge Regelung des schott ischen N otenwesens

erfol gte durch das Gesetz von 1845 . Während Peel in Engl and das private No tenbankwesen völl i g bes ei tigen wol l te

,be

gnügte er sich fur Schottl and und Irl and mit der Beschränkungdes ni cht durch Gol d gedeckten N otenumlaufes auf ein bestimmtes M afs ; als d ieses wurde der zur Z e it des Inkrafttretende s Gesetzes im Uml auf befindl iche Betrag gewählt ; al l esdarüb er Hinausgehende mufste in Gol d gedeckt werden. Den

Noten wurde die Qual i tät al s„l egal tender “ ni cht verl i ehen.

Der Notenumlauf der damals bestehenden Banken wurde auf8 087209 festgesetz t ; durch d en Zusammenbruch zweierBanken verminderte s ich der autoris ierte Betrag auf den

h eute gel tenden von 2676850 ggWährend der Notenumla uf in England se i t 1844 zieml ich

kons tant gebl i eben ist,zeigt d ie Gesamtnotenausgabe der schot

t i schenBanken in di esem Zei traum eine bedeutende Steigerung ;d i ese i st zweifel l os auf d as Vorhandensein der Ein - PfundNote zurü ckzuführen

,d ie ebenso gerne wie Gold genommen

Page 120:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 111

wird und d ieses im Kleinverkehr vol lkommen ersetzt . DieS te igerung des Notenumlaufes entsmicht al so dem Wachstumd er Klasse , wel che noch kein Bankkonto hat. Die Bankens elbst haben heute nur ein geringes Interesse daran

,d ie

Menge der im U m l a u f befindl i chen Noten zu vermehren ;d enn schon 1875 war der Gewinn an d en umlaufenden Notene in minimaler und durfte heute , entsmechend dem all gemeinb il l i geren Zinsfufs, noch geringer se in. Der Wert der No tenausgabe für d i e Banken l ie gt vi elmehr in denj eni gen Noten,

wel che,ohne zur Ausgab e zu gelangen

,in den Kass en der

Banken l i egen und eine Reserve bi lden,die der Bank ni ch ts

kostet . Diese Ersparni s am ‚ Betriebsk apital hat es e rmöglicht ,

e ine gröfsere Anz ahl kle iner und kleinste r Bankfilialen zu eröffnen,

die s onst ihre Kosten ni cht decken würden.

Zweimal im Jahre nimmt der Bedarf an Umlaufsmittelnregelmäfsig so grofse Dimensi onen an , dafs d ie Banken zurDeckung der Mehrausgabe von Noten grofse Beträge barenGeldes von der Bank von England bez iehen müssen. Bezeichnend fur das Vertrauen , dafs d ie Noten geniefsen ,

i stes

,dafs auch zu diesen Zei ten ein Bedarf an barem Gel de

fast nie eintritt,und die von London bezogenen Goldmünzen

,

regelmä fsig , ohne ausgepackt zu werden,wied er dorthin

zurückkehren.

Die Vortei l e des s chott ischen Sys tems einer dezentralisierten Notenausgabe l i egen hauptsächl i ch in der Wirkung ,d ie dasselbe auf die wi rtsch aftl iche Entwi ck l ung des Landesin der V e r g a n g e nh e i t ausgeübt hat , und zwar nach d enfo lgenden Richtungen hin :1 . Schaffung eine s s i cheren , bequemen und sich den Bedürfnissen anpassenden Umlaufsmittels

,verbunden mit

e iner bedeutenden E rsparni s an Edelmetal l ;2. frühzei tige Gewöhnung des Volkes an d en Gebraucheines auf Kredit beruhenden Geld surrogates und ent

sp rechende Erweckung eines gerechtferti gten Vertrauensin die Kred itorganisation des Landes in al l en Klassender Bevölkerung und damit Vermeidung ungerechtfertigter Paniken ;

8 . frühzei ti ge Heranziehung der Ei° Spä i°

nisse al ler Klassenauf Grund d es so gewonnenen Vertrauens und endl i ch

4 . Unter stützung von Handel und Verkehr durch d ie Gewährung von Darl ehen nach dem System der CashCredits

,d ie si ch als e ine notwendi ge Begl ei tersche inung

d er Notenausgabe darstel l te .

Nachdem aber auf d iese Wei se d ie wi rts chaftl i che Erz i ehung des Volkes abgeschl ossen und d ie Wohlhabenhei t eineso grofse geworden i st , dafs das N otengeschäft h inter derDepositenannahme zurücktritt , l ie gen d ie Vorte il e der dez entral i si ertenNotenausgabe li ä üptsäclilich in der Erl eich terung

Page 121:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

112 XXIII 4.

fur die G eschaftsfuhrung der Banken. Wenn daher auchheute no ch von d en Anhängern einer dezentral i s ierten Notenausgabe Schottland als ein glänzendes Beisp iel angeführtwird

,s o i st darauf zu erw idern

,dafs d ie unl eugbaren Vo rteil e

,

die Sch ottl and d iesem Systeme zu verdanken hat,historisch

b egründete,aber keine all gemein und unter al len Umständen

s i cher zu erwartende s ind,

und dafs es anderseits ni ch tangeht

,das Bei sp iel e iner zwar blühenden

,aber doch ni ch t

sehr grofsen Volk swirts chaft , die heute nur im Rahmen e inergröfseren mögl i ch ist, auf grofse sel bs tändige Volksw irtschaftenanzuwenden,

und endl i ch , dafs d ie Stabil i tät des schotti schenBankwesens in l etzter L ini e ni cht auf s i ch selbst

,sondern

auf der Reserve der Bank von England beruht .

Die i r i s c h e Notenausgabe wurde ebenfal l s durch ein

Gesetz vom Jahre 1845 defini t i v geregel t . Die damal s bestehenden sechs Notenbanken wurden autoris i ert

,eine dem

dama l igen N otenumlaufe entsprechende Summe von Notenohne besond ere Bardeckung im Uml auf zu erhal ten ,

a ll esdarüber Hinausgehende i st durch Gold zu decken. Wenneine der Banken ih re Notenausgabe aufgeben sol l te

,so darf

di e Bank von Irland d en ih r zugewiesenen Betrag um dievol l e Summe des aufgegebenen vergröfsern. Während in

Schottl and d ie Banken ih re Noten nur an dem Orte in Gol dumzuwechseln brauchen

,an wel chem sich ihr Hauptbureau b e

findet,s ind d ie Noten der iri schen Banken stets an dem Orte

zahlbar,wo sie ausgegeben sind ; die Banken s ind daher ge

nötigt,be i j eder Fi l ial e

,die Noten ausgibt

,eine entsprechende

Barreserve zu h a lten ,wodurch si ch der rel ati v hohe Gel d

bes tand in den Kas sen der iri schen Banken erklä rt . I n de rPraxis l osen die Bank en ihre Noten an j eder Fil i al e ein ohneRück sicht darauf , ob sie von d ieser oder einer anderen aus

gegeben sind .

D ie ungedeckte autor i s ierte Notenausgabe betrug 1845

8 788 428 g und hat si ch se itdem ni ch t verändert . Die Bankvon Irl and geniefst den Vorzug

,dafs ihre Noten bei d er

Steuerzahlung al s l egal tender “ gelten ; für d en sons ti genVerk eh r bes itzen weder ih re

,noch die Noten der anderen

Banken d i eses Recht . Eine so grofse Wichtigke i t wiein S cho ttland s cheint in Irl and d er Notenaus gabe ni chtbei gemessen worden zu sein

,wie denn auch bere i ts vor

1845 Banken ohne das Recht der Notenaus gabe gegründetworden s ind

,und eine weitere nachher gegründet wurde , d ie

dies Rech t ni cht besi tzt ; nur bei der Erri chtung von Fi l i alenscheint der Vortei l de s N otenprivilegs ins Gewi cht gefall enzu sein. D ie Notenausgabe d er Banken hat si ch ni cht inähnl i chem Umfange wi e in Schot tl and in der l etzten Hälfted es 19 . Jahrhunderts geh oben ,

vielmehr ist die autori s i erte

Page 123:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

114 XXIII 4 .

Das briti sche N otenwesen setzt si ch al so aus ni cht wenigeral s v i er versch iedenen Systemen zusammen :1 . Dem engl ischen,

mit e iner Zentralbank,die bis zu einem

fes tstehenden Betrage Noten gegen Si cherh e it von S taatsschul dverschre ibungen in entsmechend er Höhe ausgebendarf , weitere Noten aber nur gegen Hinterl e gung von

Gold . Daneben e ine nur noch unbedeutende l okal e Notenausgabe durch Privatbanken

,d ie j edoch eine festgelegte

Grenze ni ch t überschrei ten dürfen Eine Bardeckungist für l etztere ni ch t vorgeschri eben. Noten unter 5 gdürfen nicht ausgegeben werden.

2. Das s c h o t t i s c h e S y s t e m : Die Notenausgabe l iegtin den Händen von zehn Banken

,d ie dies Recht nur

durch freiwi l l igenVerzi ch t o der durch Insolvenz verl ierenkönnen, ohne dafs für d ie etwa verfal l ene Notenausgabeandere Banken ih re ungedeckte Z irkulati on erhöhendurfen. Bi s zu e iner festge legten Grenze sind keinerle iBestimmungen uber Deckung des N otenumlaufes gegeben ;darüber h inaus können Noten in unbeschränkter Mengegegen Golddeckung ausgegeben werden. D ie kleinsteNote ist 1 g ; das erlaubte Maximum ungedeckter Notenbi l det heute nur rund ein Drittel des Bedarfes .

8 . Das i r i s c h e S y s t e m ähnel t dem schottischen mit demUnters ch ied

,dafs neben den notenausgebenden eine A n

zahl anderer Banken ohne Notenausgabe bestehen. DerUmlauf kleiner ( l g ) Noten ist bedeutend . D ie fre ieNo tenausgabe wird nur unbedeutend übersch ritten.

4 . Das S y s t e m d e r I n s e l M a 11 : Sämtl i che ausgegebenenNoten s ind durch bei der Reg ie rung hinterl egte Wertp apiere zu decken.

D iese Buntscheckigkeit stammt daher , dafs Peel s eineAbsi cht

,e ine einhe itl i che Notenausgab e für ganz Grofs

britannien zu schaffen,infol ge der sta rken sch ottischen und

i rischen Oppos iti on '

auf England und Wales beschrankte und

auch hier,anstatt durchzugreifen

,si ch auf Kompromi s se

einliefs .

Es sei erwä hnt,dafs d ie N oteninhaber der Aktienbanken

noch eine besondere S icherheit vor anderen Gläubigern d adurchgeniefsen,

dafs die Akti onäre (mit Ausnahme der durch Chartergeschaffenen Banken) für die Befriedigung der N oteninhabermit ih rem Gesamtvermögen haften.

2. Der Scheckverkehr.

Wie d ie Banknote,so hat auch der engl i sche Sch eck

se inen U1°Sprung in der im 17. Jahrhundert üb li ch werdenden Übertragung der Kassenbestände an die Gol dschmiede .

Entweder erh iel t der Deponent einen auf d en Inhaber l auten

Page 124:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 115

d en Empfangssche in (Goldsmith’s oder Banker’s Note) , der

s ich al lmähl ich in d ie uns geläufige Form der Bankno te verwandelte

,oder aber er erte i l te dem Gol dschmie d d en schrift

l ichen Auftrag,an eine von ihm genannte Person Zahlungen

in bestimmter Höhe zu machen. Diese Anweisungen,Gold

smith’s Cashnotes genannt , hatten d ie Form eines höf l ichenZahlungsersuchens und unters ch ieden si ch weni g von demheuti gen Scheck . Eine der frühesten der uns erhaltenenCashnotes, von der Hilton Pri ce in

„Ye Marygol d “ ein Fak

simi le gibt,l autet :

„July 30th

,1689 .

Sir, On s ight hereof pray pay unto ye R ev. Doctor

T ytu s Oates or his ord f . ye sum of Fifty Pounds

,and place ye

same to the ac c ount ofyf. assured friend ,B olton .

M r. ifra. Ch i l d ,N r. Temple Barre,

These.

‚gg 50“

Einen grofseren Umfang konnte d er Scheck; g1;kehr ni chtannehmen

,solange das Monopol der Bank von Engl and die Bil

dung gröfserer Aktienbanken verh inderte , und erst nach 1826

re sp . 1888 waren die Bedingungen für e ine Ausbil dung des selbend ie 1844 erfolgende

'

Beschränkungd er

'

N otenausgabe beitrag. Die Gesetzgebung hatte s i ch mitd e

m“

Sch‘

eck bi sher fast gar ni cht bes chä ftigt ; er gal t al s einz u ei genem Gebrauche des Trassanten auf e inen Bankier gezogener Wechsel , der nur an d en Überbringer z ahlbar warund innerhalb e ines Rad ius von 15 engl i schen Meilen von

dem Orte,auf den er l autete

,ausgestel lt s e in mufste 2

. UnterE inhal tung dieser und e iner Anzahl anderer Bed ingungenwar er stempelfrei ; e ine N ichtbeobachtung auch nur e inerder verschiedenen Vorschriften machte den Scheck ungül tig ,zog schwere Strafen fur d en Auss te ll er nach s i ch ,

und derz ahlende Bank ier wa r ni cht berech ti gt

,se inem Kunden d ie

ausgez ahl te Summe zu bel asten. Da aufserd em Übertra gungan einen Dritten verboten war , so bl ieb die Verwendung desSchecks eine sehr beschrankte . wurde d iehohe Stempelabgabe auf al le Sichtwec 1sel auf ein Penny . un

abhäng ig herabgese tzt , wo durch es dnöglich

v7ü"17167

'

dém S check durch Anheftung d iese s S tempel s d ier echtl i che Si cherhei t e ines S ichtwechsels zu geben ; 1858

wurden dann der Untersch ied z wis chen S ichtwechsel uiidScheck

_

aufgehoben,und der Stempel fur al l e Scheck s auf e inen

Pe'

iifi} festgesetz t . Auch nachdem d iese Grundbedingungen

1 Institute I , p 275 .

Inst itute II,p . 76 ff.

Page 125:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

116 xx111 4 .

fur die Ausdehnung des Scheckverkehrs gegeben waren,hing

diese dd öli ab : 1 . von d er

Mögli chke it,für e ine grofse Personen

ein“

Scheckdiese trat

mit der Ausdehnung d es Depositengeschä ftes von selber ein,

und 2. von den Erle i chterungen,die d ie Banken ihren Kunden mit Bezug auf Einkassierungund Ausstellung von Schecks e inrä

_

umten. D ieser zweit e Punktmachte gröfsere Schwierigkeiteri ; denn sol ange di e Bankenke ine Sch ecks unter 5 g erl aubten und aufserd em fur Ein

z i ehung resp . Auszahl ung eine h öhere Provision berechneten,

war der gröfsere Tei l der Umsä tze des tägl i chen Verkehrs vonder Benutzung d es Schecks ausgesch loss en. Die Bank von England erwartete , dafs für j eden von e inem Kunden gezogenenScheck ih r eine Vergütung von mindestens 6 Pence zukäme .

Bis 1854 waren Scheck s unter 1 g gesetz l ich verboten,und

bis Ende der s ieb z iger Jahre waren,wenigstens in London

,

Schecks unter 5 s ehr sel ten. Heute ist inLondon die Minimalhöhe für d en Sch eck 5 sh . ; in d ie Beträ ge

bis-

auf e inen S chilling herunter S ch on gegen Ende dersi ebziger

-Jahre waren 25 0/o“

der Country Cheques,d ie durch das

Londoner Clearing House gingen,unter 5 g ,

und der Durchs chni tt all er unter 80 Ni ch t unwesentl i ch mag zu dergrofsen Ausbreitung des S checkverkeh rs in der Provinz de rUmstand beigetragen haben

,dafs im Norden Englands lange

Zei t h indurch Wechsel an Stel l e von Noten das gebrauchlichste Umlaufsmittel gebildet hatten ,

und d ie Bevölkerungsi ch daher l e i ch t an den bequemeren Scheck gewöhnte .

D ie Entwicklung des S checkverkehrs in ganz Engl andist ungemein dadurch gefördert worden

,dafs derselbe nach

dem die Stempelpflicht e inmal geordnet war von anderengesetzl i chen Beschrankungen frei , s ich ganz entsprechend denBedürfni s sen des Verkehrs entwi ckeln konnte . Bis zum Jahre1882 war , mit Ausnahme e iniger durch die Gesetzgebung zuversch iedenen Zei ten gere gel ter Spezialfragen, die gesetzl i ch eGrundlage eine gewohnheits rech tl i che

,und erst bei Gelegen

he i t der einheitl i chen Kod ifikation des Wechsel rech ts fürGrofsbritannien wurden die Grundlagen des Scheckverkehrsgesetz l i ch geregel t

,und zwar durch Sekt i on 78 82 der Bi l l s

of_ E_x_ change Act 1882 (45 and 46 Vict . ch . Da der

Scheck al s ein auf einen Banki er gezogener , bei Prä sentationzäh arer Wechsel an eschen wird (a Cheque i s a b il l of Ex

a ker payabl e on demand) , so unterl iegt er fur al l e durch die obenerwähnten Bestimmungenni cht spez iel l geregel ten Fäll e dem allgemeinen Wechsel recht .Da die Spezialbestimmungen j edoch nur die al lerwicht igsten

1 Vgl. d ieWiedergab e d er wichtigsten Bestimmungen irnHag dworterb uch d er Staatswissens chaften, 2. A ufl .

,Bd . I II , S 28

Page 127:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

118 XXIII 4 .

Schutz der Sekti on 82 zu s ichern. Sie haben ferner d iesgil t vor all em für die Provinzialbanken auf d iese so erworbene S i cherh ei t d ie Gewohnhe it gegründet ,

ihren Kundenzu erlauben

,gegen eingezahl te S checks s ofort wi eder auf d ie

Bank zu ziehen , trotzdem di ese durch Vermi ttlung des

Country Cl earing erst in drei oder vier Tagen zur Abrechnung gelangen. Diese ganze Praxi s

,di e fur die Kunden der

Bank eine ungeme ine Erlei ch terung bedeutete , ist durch zweiim Jahre 1902 gegebene Ent scheidungen des Court of Appeal(Gord on v . London City M idland Bank

,Gordon v . Capi

tal Count i es Bank) gefährdet worden. Die Entschei dungl autet

,dafs

l . Durchkreuzen des Scheck s se i tens der Bank sel bstnicht d i e Folge h at

,dieser d en Schutz der Sek tion 82 zu ge

währen ; denn dies e gel te nur fur den Fall der Be a u ftr ag u ng der Bank sei tens d es Kunden ; eine sol ch e konne jedochnur von dem Kunden selbst ertei l t werden ; di e Bank könnesi ch ni cht sel bs t d i esen Auftrag geben.

2. Aber und di es ist von vi el weittra gender Bedeutung komme auch be i von Kunden gekreuzten Schecks d erBank der SChutz der Sekt ion 82 ni cht zugute , wenn sie demKunden erlau be ,

ehe d i e e ingezahl ten Schecks defini t i v ein

gel öst wären, gegen das so geschaffene Guth aben neue Sch eckszu zi ehen. Denn wenn di e Bank dies gestatte ,

so gebe sie

dadurch zu,dafs sie d ie Schecks selbs t erworben hatte , und

sie könne ni cht mehr al s Beauftragte d es Kunden gel ten,

sondern handl e auf e igene Rechnung . (Not agent for collec

ti on, but hol der for v alue ) Sol lt e di e se Entscheidung vom

House of Lords,al s obersten Geri chtshof

,bestäti gt werden 1

,

so würde di es eine vol lkommene Umgestal tung d es bisherigenGeschäft sverkeh rs nach si ch z i ehen

,denn e ine grofse Anz ahl

von Ge schä ften beruht auf der Mögl i chkeit,gegen eingezahlte

Scheck s am gl e i chen Tage wieder über die betreffendenSummen zu di sp onieren .

Der Stempel auf a l l e Scheck s betragt,wie erwabnt, e inen

Penny,ohne Rücksi cht auf d ie Höhe des Betrages ; ein neuer

l ich er Versuch der Regierung im Jahre 1902,die Stempel

steuer auf zwei Pence zu erhöhen,sche i terte an dem starken

Widerstand der handel tre ibenden Bevölkerung , besonders danachgewiesen wurde

,dafs eine sol che Erhöhung gerade d ie

kle ineren Gewerb etreibenden relat iv stark treffen würde , wei lderen Umsätze si ch auf e ine grofse Anzahl kle iner und ganzkl e iner S checks beschränken

,und d iese Klassen,

d ie sich erstsei t kurzem an den Gebrauch des Schecks gewöhnt h aben,

1 D ies ist inzwis chen geschehen ; um d ie so geschaffene unhaltbareS ituation zu beenden, ist d em Parlament ein entsprechender Gesetzentwurfvorgelegt worden.

Page 128:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 119

durch einen hoheren S tempel veranlafst werden konnten,

wieder mehr Gol d oder Noten zu gebrauch en.

U m f a n g un d B e d e u t u n g d e s S c h e c k v e r k e h r s .

Die Zahl en,die uber d en Umfang des Scheckverkehrs

gegeb en werden,können dem nicht aus eigener Ansch auung

mit engl isch en Verhältnissen Vertrauten kein Bild davon geben,

in wel ch em Grade der Scheck zu einem unentbehrl i chen Mittelde s gesch äftl i chen und all gemeinen Verkehrs geworden i st .Solch e Anek doten wi e di e von Esquiros

,nach d er di e Zah

lung mi ttel st Schecks d en Gentl eman charakteris i ert,genügen

ni cht mehr,um eine Idee hiervon zu geben ; denn e s i st schon

l ange ni cht mehr der Gentleman und grofse Geschä ft smannal l e in , der seine Zahlungen so vol lz i eht

,fa st j eder Kramer

und kl e inste Gewerbetre ibende tut das heute auch ; j ederbessere bürgerl i che Haushal t b egl ei cht seine Rechnungen so .

Die Fol ge i s t,dafs aus den Kassen der Geschä ftshäuser di e

No te und das Gold fast ganz verschwunden sind 1 .

Der enorme S checkverkehr erfordert zu se ine r Bewaltigung eine zweckmäfsige Gestal tung de s Geschäftsbetriebesder e inzelnen Bank . Es wäre d en grofsen Inst ituten einfachunmögl ich

,in der kurzen Geschäftsze i t (9— 8 Uhr) denVerkehr

zu bewä l tigen,wenn wie di es in Deutschl and und Frank

reich gesch ieht jeder prä sent ierte Scheck erst genau geprüft und mit dem Stand des Guthabens vergli chen würde

,vi el

l e i cht auch noch erst eines besonderenVermerks e ines oder mehrerer Beamten bedurfte

,ehe er vom Kassi erer ausbezahl t wird

,

was dazu führt,dafs der Kunde oft zehn bi s zwanzig Minuten

und mehr warten mufs. I n England wird fast j eder Scheck,

sowie er präsenti ert wird,ausbezahl t ; der b etreffende Kas

si e rer mufs d en S tand der Guth aben der ihm zugewies enenKunden im K ö pfe haben und deren Untersch rift so genaukennen, da fs ein Nachsehen in den Büchern nur in den al lersel tensten Fällen nöti g wird . Hierbe i ist zu bedenken

,dafs

di e Bank für j eden gefä l schten S check,den si e auszahl t

,dem

Kunden haftbar i st .Fur d as rel at ive zahlenmafsige Anwach sen des Scheck

verkehrs besi tzen wir in d en Zahl en der Umsätze d es Londön

e‘

i‘ h nd der Provinz ial -Clearingh

auser e inen ausgezei chnetenM afsStab, da die hi er zur Ab rechnung kommenden D okument ezüin allergröfsten Te il aus Schecks besteh en. D i e absolutenZ iffern d es Verkehrs können aus d iesen Unterlagen j edoch

1 I ch mo chte aus e igener Erfahrung als B eisp ie l anfuhren, dafs ine inem gro fsen , mehr als 100 Angestel lte beschaftigend en Exporthausemehr als e inmal n i cht 10 gg in d er Kasse waren, und als d er Chefnach Schlufs d er Bank (8 Uhr) sich zu einer Re i se entschlofs, er s ich d asGeld bei d en Angestel lten le i hen mufste .

Page 129:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

120 XXIII 4 .

nich t entnommen werden,da eine grofse Menge Schecks gar

ni cht durch das Clear inghaus gehen,und aufserdem di e Zah l en

der schotti s chen und i ri s chen Abrechnungsste l l en ni cht veröffentlicht werden Nach all gemein als ri cht igane rkannten A nnahme

“ '

ié?dtar Bet1 ag,der ni cht durch d ie

Abrechnungsa ellen l aufenden Schecks ungefähr ebenso hochwie

"derjenige der d ort

'

abgerechneten‘

. Einen Anhalt zurFeststel lung der Z a h l der im Umlauf b efindl ichen Schecksb ietet di e Höhe der mit einem eingedruckten Pennystempelverseh enen Dokumente

,da diese fast ausschliefslich z u Scheck

formularen Verwendung finden. Mit e inem Pennystempel sindnäml ich in Engl and neben den Schecks nur Quittungen zuversehen

,wenn s ie auf Summen uber 2 g l auten ; da man

al so be i Quittungsformularen ni cht im voraus wissen kann,

ob s ie zu Betragen verwendet werden ,die stempelpflichtig

s ind,so geschi eh t d i e Stempelung durchgängig vermittel st

nachträgl i ch aufgekl ebter Marke . Beim Scheck dagegen,der

unter al len Umständen stempelpflichtig ist,und für dessen

Stempelung d ie Banken verantwortl ich sind ,sorgen diese

schon dafür,dafs nur Formul are mi t e inge drucktem Stempel

zur Ausgab e gelangen,besonders

,da ein eingedruckter Stempel

bereits durch die e infache Ausfü l lung d es Dokumentes vernichtet wi rd , wahrend be i aufgeklebten Marken eine besondereAnnull ierung auf der Marke selbst erfo rderl ich ist. D ie Z ah lder mit einem eingedruckten Pennystempel versehenen Dokumente , die a l so zi eml i ch genau der Anz ahl der umlaufendenSchecks entspricht

,betrug :

1857 18 000 000

1859 86500 000

( 1858 fand ,wie gesch i l dert

,die Neuregelung der S tempel

abgabe auf Schecks statt)1878 97000 000

152217000

ca . 200 000 000

Über d ie Hohe der Betrage,auf welch e d i e e inz elnen Scheck s

l auten , stehen uns nur Stichproben zur Verfügung . Dieneuesten entstammen der Berechnung eines D irektors derLondon Ci ty and Midland Bank (B . M . Juni 1902 p . 896

Von 22000 meist Londoner Schecks l auten 12000 (ca . 54

im Gesamtbeträ ge von 50 000 g auf Betrage unter 10 g ,die

restl ichen 10 000 im Gesamtbeträ ge von gg 700 000 auf Beträgeuber 10 gg . Von 278 000

,meist Provinzialschecks, l auteten

151 000 (56 im Gesamtbeträ ge von 566000 gg auf Beträgeunter 10 g ,

die restl i chen 120 000 im Gesamtbeträ ge von

15 Mil l ionen auf Beträge über . 10 g .

1 Fur d ie Gesamtumsä tze der Londoner Abrechnungsstel le vgl.

Tabel le 7.

Page 131:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

122 XXIII 4 .

auf den Vortei len aufbauen,die diese Schecks bieten ; hi erzu

hat si ch das System ni cht a ls ausrei chend erwiesen,aber in

Verbindung m it dem regulä ren Geschäft e iner grofsen Depositenbank dürfte es noch eine grofse Zukunft haben. Untereinem zertizifierten Scheck versteht man e inen sol chen

,d en

die bezogene Bank mit einem Vermerk versehen hat,durch

den s i e sich verpfl i chtet, den Betrag dem Inhaber zu zahl en .

Das Zertifikat entspricht al so dem Akzept be im Wechsel undgibt dem Inhabe r di e S icherhei t , dafs der Ausste l ler aucheinen entsprechenden Betrag bei d er Bank zugute h at ; fürd ie Zah lung bürgt d ann ni cht nur der Kred it des Kunden,

sondern derj eni ge der Bank . I m Clearing House—Verkehr hattes i ch bere i ts früher etwas A hnliches herausgebil det

,indem die

bete i l igten Banken Schecks,d ie fur d ie Abrechnung zu Spat

e ingel i efert werden,mit e inem Vermerk versehen (to mark) ,

wodurch si e d ieselben als für die A brechnung des nä ch stenTages geei gnet anerkennen ; zw ischen den b etei l i gten Bankengil t d ies al s Z ahlungszusage , jed och ist es kein l egal e s Akzeptund ve rl e iht dem Inhaber des Schecks kein bes onderes Recht .Das N eue an dem von der Cheque-Bank eingeführten Systembesteht d arin

,dafs es d ieselbe Wirkung hat wi e ein vol l

gül t i ges Akzept,und zweitens , dafs dies Akzept erte i l t w ird ,

ehe der S check in Umlauf gesetzt wird,so d afs eine Prä sen

tation unnötig i s t Der Modus war ,dafs dem Kunden bei

Einzahlung se ines Guthab ens e ine Anzahl von Formularenausgel iefert wurde

,d eren j edes e inen Vermerk trug

,dafs

die Bank d en betreffenden Scheck nach se iner Ausfül lung auf

e inen e ine festgesetz te M aximalsumme ni ch t übersteigendenBetrag zahl en würd e ; die Summe der so zertifizierten Beträge entsmach dem von dem Kunden e ingezahlten Guthaben :Hatte er z . B. ein Guthaben von 100 g , so erhi el t er j e nachWuns ch zwe i Formulare zu 50 g oder 10 zu 10 gg usf. Dergrofse Vorte i l di eser Einrichtung l iegt darin ,

dafs sie dieVerwendung von Scheck s auch dort ermoglicht, wo sonst mi tGo ld od er

_ _

N oten bez ahl t werden mufste (Hotel rechnungen,

Einkaufe,Übertragung von Grund stücken) . Der zertifizi erte

S check übernimmt al so d ie Funkti on der Banknote ; es i s tzweifell os

,dafs diese Einrichtung

,wenn sie von einer grofsen

Bank aufgenommen wird,das Privileg der Notenausgabe der

Zentralbank zum Tei l i l lusori sch machen würde ; der grofseVorte i l d es Schecks vo r der Banknote , dafs er Unte rschlagungenanvertrauter Gelder erschwert , bl e ibt auch hi er bewahrt .D i ese Vorte i l e sind übrigens in so weitem M afse anerkanntworden

,dafs tro tz des Ausschei dens der Cheque—Bank die Ver

wendung der zertifiz i erten Scheck s stetig an Umfang zunimmt .A uf der Fond sbörse ,

ebenso w ie auf den grofsen LondonerProduktenbörsen

,s ind sol che Schecks se it lä ngerer Ze it im

Gebrauch ; nur di e Sol icitors,durch deren Hande sehr be

Page 132:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 128

deutende Barsummen fliefsen ,indem Zah lungen fur Grund

stücksverkäufe und Beleihungen stets durch sie gehen,ver

hal ten s i ch noch ablehnend,und zwar wegen des l egal en

Unterschi edes zwischen der No te al s gesetzl i chem Zahlungsmittel und dem zertifi z ierten Scheck

,der diese Qual i tät ni cht

bes itzt . Fur die Banken wäre es von grofstem Vorte i l , wenngerade auch bei G rundstuckskaufen Zah lung mittel st Schecksstattfinden würde . Eben die fur sol ch e Zwecke verwendetenSummen notigen di e kleineren Fil i al en in den grofsen Städten,

bedeutende Barbeträ ge in ganz kurzer Fri st b erei tzustel len ;wo sonst der Gebrauch von Schecks ein so all gemeiner i st

,

führt ein derarti ger ni ch t vorherzusehender Bedarf an Notenzu S chwierigk eiten für d ie Banken.

3. Der Wechsel .

Der Wechsel ist der Trager zwe ier versch iedener Funktionen : Er ist einmal

,wi e di e Note und der S check

,ein Um

laufsmittel,und zwei tens dient er in hervorragendem M afse

der Kreditvermittl ung .

Ursprüngl i ch war er vo r all em ein bequemes Werkzeugder Zahlungsvern11ttlung

1,

und auch h eute spi el t e r als

sol ches im Verkehr von Land zu Land eine bedeutende Rol l e,

wenn auch Scheck s,t elegraphi s che Übertragungen

,Kre d it

briefe und ähnl i che durch d i e moderne Technik und den

modernen Rei severkeh r ins Leben gerufene Vermittlungsorgane s e ine Wichtigkeit in d ieser Hins icht bedeutend herabgemindert haben. Im inneren engl ischen Verkehr hat derWechsel besonders infol ge der in al len Geschäftszwei gen ein

gebürgerteri Barzahlung d en Ch arakter al s Umlaufsmittel vol lk

_

örhmen verloren.

Seine Bedeutung al s Vermittler der K r e d i t g e w ä h r u n ghat er“ dagegen ,

besonders infolge der grofsen S icherhei t,

wel che die Gesetzgebung der Wech selforderung einräumt,noch

zum guten Tei l behauptet . Dies gil t all erd ings in ersterLihie

für d ie ausl ändischen Wechsel , denn di e Bedeutüiig desI nlandwechsels

,der früher in Engl and

,wie h eute noch in

Deutschland,be i de r Kreditgewä hrung die erste Rol l e Spiel te

,

ist ganz aufserordentlich zurückgegangen. Die Benutzungd és Wechsel s al s Vermittl er zwischen Produzent und Grofsbandl er resp . Grofshänd ler und Detail l isten setz t e ine Organisat ion des inneren Handel s verkehrs voraus ,

d ie noch vor

1 I n Lancash ire war bis zur Eroffnung einer Fi l iale der Bank von

England in Manchester d erWechsel das al lgemeine Zahlungsmittel : „Es

kamen damal s Wech se l von 10 g mit 120 I nd ossierun en vor, und manschä tzte, dafs in Manchester d er Z irkulation durch echsel und nur

durch Go ld und Banknoten vermittelt werde .

(L e x i s , im Handworterbuch d er Staatswissenschaften, I I . A ufl . , VI I , 8 .

Page 133:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

124 XXIII 4 .

wiegend auf l angfristi ger Kred it gewä hrung beruht und e inernoch rel ativ wenige r entw ickel ten Stufe der volkswirtschaftl i chen Organisat ion angehört , auf der die Kreditgewährungnoch zum grofsen Tei l von den Gewerbetre ibenden selbst ausgeübt wird . Der Fabrikant verkauft seine Ware dem Grofshändler auf drei oder sechs Monate Z iel und erhol t s i ch durche inen Wechsel auf j enen

,d en ihm die Bank diskont i ert ;

e b enso macht es dann der Gros s ist gegenüber seinen Kunden.

Derjeni ge,der h i er Kredit e inrä umt

,ist al so in erster Linie

der Gewerbetreibende selbst ; auf der entw ickel teren S tufed er O rgani sati on

,d ie in England erre ich t ist

,verkauft der

G ewerbetre ibende gegen Kassa ; d en Kredi t , den se in Kundeh ierzu benöti gt

,gewährt i hm seine Bank in der Form des

Vorschusses ; d ie Mögl i chkei t der Barzahlung beruht alsod arauf

,dafs d ie gesamte Kred itgewä hrung si ch allmähl i ch in

den Hä nden der Banken konzentriert . Dieser Zustand is tauch in England noch ni cht völl ig erre icht ; die Entwi cklungist abe r bere i ts so weit vorgesch ri tten

,dafs der Warenwechsel

allmähl ich aus dem Verkehr verschwindet,und zwar ver

mindern s i ch in erster L ini e di e besten Warenwechsel , dader Übergang zur Barzahlung si ch zuerst zw ischen d en

grofsen Firmen ausbi ldet , so dafs der gute Wechsel immers el tener wird

,und nur zwei tklass i ges Papier in gröfserer Menge

übrig bl eibt . Für Engl and i s t d ie Bedingung für diese Verkürzung der Zahlungsfrist gegeben worden durch die a llmähliche Sättigung mit Kap i ta l

,die si ch in d en l etzten

80 Jahren vol lzogen hat,und di e ihren Grund darin findet,

d afs zuglei ch mit stetig wachsendem Wohl stä nde ein gewisse rG l e i chgewichtszustand in der industriel len und kommerzi el l enEntw i ckl ung eingetreten i st , d ie ni cht mehr, wie früher (undwie heute noch in D eut schl and) , fortwährend grofser Kapital ien zur Neu resp . Wei terentwi cklung bedarf.

Auch e ine früher sehr häufige Art der Wechsel,das

s o genannte B r o k e r s P a p e r “,d . h . Wechsel

,die von dem

I mporteur der Roh stoffe auf den verkaufenden Kommi ssi onärg ezogen wurden,

verschwinden mehr und mehr ; an ihre Stel l etritt d ie Beleihung der Ware in der Form der Verpfändungd er Lagerscheine (Wa r r a n t s) .

Demgegenüber hat der Wechsel im Verkehr mi t f r e m d enN ationen noch eine grofse Bedeutung für die engl i sche Volkswirts chaft

,aber e ine relativ geringe für das engl i sche B a n k

w e s e n , und zwar aus folgenden Grunden :1 W3 1Lßpg liiühfl ß ankiers .-fremde, ‚ d . h . auf.das A m land

gez ogene Wechsel ni cht zu Anl agezwecken kaufen ,s ondern

d ie Zahl der in England „

auf das Ausland gezogenen Wechsel im Vergl ei ch zu den vom Ausland auf Eng

Page 135:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

126 XXIII 4 .

Fur 261 Banken,resp . Bankagenturen , in der Provinz

hat Pownal l im Jahre 1880 das fol gende Verhäl tnis konstatiert 1 °

G ol dS i lber und KupferN oten der Bank von EnglandAndere BanknotenS checks auf d ie gle iche Stadt od. d. gle ich . Distrikt 26

A ndere Schecks und Wechsel

B . D ie K re d itk onzentration .

Je mehr die S chaffung von Umlaufsmitteln al s Hauptaufgabe des Bankwesens an Bedeutung verli e rt, um so klarert reten die beiden anderen grofsen Funktionen : die Kreditkonzentrati on und al s deren Kompl ement d i e Kreditgewährung

,

in den Vordergrund .

Eine so weitgehende Kred itkonzentration,wie sie in Eng

l and erreicht worden,ist nur auf dem Wege eines ausgebildeten

Depositenbankwesens mög l i ch , das für seine Entstehung e inerReihe von Vorbedingungen bedarf. D iese sind : 1 . die Erreichung einer zieml i ch hohen Stufe der Entwicklung derVolkswi rt schaft und eine h iermit verbundene Sätti gung mi tüberschüssi gem Kap ital ; 2. ein hoher Grad von Vertrauenni cht nur in die I ntegritat der Bank iers , sondern auch in diej enige der staat l ichen Organe und der R echtSpflege ; endl i ch3 . die S i cherhei t vor inneren Wirren und fe indl i cher Invasi on.

Diese Bedingungen waren für d ie Hauptstadt Engl andsmit dem A bschlufs der Revolution von 1688 und der BerufungWilhelms III . auf den engl i s chen Thron wesentl i ch erfül l t .

A hnlich gunstige Bedingungen wurden dagegen fur die engl i sche Provinz

,ebenso wie für Irl and und Schottland

,erst um

e in vol l es Jahrhundert später errei cht,al s auch hier im A n

schlufs an di e grofsen techni schen Fortsch ritte und d ie durchd i ese ermögl ich te Ents tehung von Grofsindustrie und Grofshande l bedeutendere verfügbare Kap i tal ien si ch ansammelten.

So haben wir in London schon sei t Mitte des 17. Jahrhundertsvon bei den Goldschmieden zinstragend deponi erten Summengohort ; dagegen wi ssen wir aus d en Geschäftsberichten der1764 begrund eten Bank of Dundee

,dafs e r s t sei t 1792

Depos i tengelder entgegengenommen wurden, und d ie se si chlange in s ehr bescheidenen Grenzen hiel ten Wahrend aberS chottland infolge se ines freieren und besseren Banksystemsd och seit etwa 1800 e ine bedeutendere Entwicklung desDepositengeschäftes z eigte , wurde d ieses in der engl ischenProvinz erst nach der Gesetzgebung von 1826 heimisch . Die

Bankers Institute II , p . 638.

Page 136:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 127

damals gegründeten Aktienbanken,die si ch in erster L ini e

d ie Förderung der mächtig aufstrebenden Industrie zur Aufgabe mach ten und zum grofsen Teil durch d ie Bedürfni ssederselben ins Leben gerufen wurden

,haben bis auf d en

heutigen Tag den grofsen Kap italbedarf ihrer Kundschaftni cht aus den Distr ikten,

in denen sie etab l i ert sind,decken

können. S ie waren vielmehr genö ti gt , diesen Mangel durchHeranz iehung von Kapital ien aus dem Südosten und SüdenEngl ands und aus London auszuglei chen. Dieser Gegensatzzwischen den in erster L ini e kapitalsammel

_

nden B. nk'

en des'

s'

üd l1cfien E“

gl"ä nd s

fi

uii d denkapitäl verte1lend en des Nordenshat der

ü Chai*äkt éi* d es ganzen engl is chen DepositenbankwesensséW igrm_

ü1@ ebén ,und d er

—“Gegensatz d er Ges chäfts

führung und -verwal tung,der s i ch bi s auf den heuti gen Tag

geltendmacht , findet h i erin se ine E rklärung . I n de1 natür

l i chen Bestrebung d es Ausgle i chs dieser Gegensätz e l iegtauch di e Wurzel fur d ie immer stärker s i ch geltendmachendeBewegung zur Amalgamation hauptst ä dtischer mit Provinz ia linst i tuten,

Ih ren Zweck,in mogl ichst hohem G1 ade al le verfügbaren

Kap i tal i en an si ch z iehen,haben d ie Banken auf zweifacherri

Wege"errei cht : e inmal durch Übernahme der Kassenführung

f“ ‘

1 den Staat,d ie Gemeinden

,d i e Erwe1bsgesellschaften und

Private,wodurch d ie Barbes tände und flüss igen Betriebs

kap ital ien der gesamten Volkswi rts chaft ihnen zutiossen ;zweitens durch die Heranziehung eines bedeutenden Teil esder Emparnisse und anl äg?süöhö fiden Kap ital ien in der Formverzinsl i cher Depositfl

*

d en“ ers ten and erthalb

'

J‘

ali‘

rW u des modernen Bankwesens in Engl and ist e ine

d ieser beiden G eschäftszwei ge nichtÖ

na chzuweisen.

Sie sch e1nt‘ s1ch erst 1111 Laufe d es 19 . Jahrhunderts

,und zwar

bei den schottisch en Banken,

zu_ _

haben,bei denen

si ch auch zue1 st d ie heute al l gemein üblichen AusdrückeCurrent account “ fur die Kassenführungskontcn und Depos i taccount “ für die Spareinl agen find et ; in London hiefsen l etztereursprüngl i ch

‚Dead accounts weil ke ine Schecks gegen sie

gez o gen werden durften.

1 . Die Kassenführung.

Die grofsen Vorte il e e iner mogl i ch st we i tgehend en Ubertragung der gesamten Kassenführung an d ie Banken s indso all gemein anerkannt

,dafs es unnö tig erschiene

,h ie r auf

di eselben hinzuweisen ,wenn ni ch t selbst in wirtschaftl ich

fortgeschrittenen Ländern , wie Deutschland und Frankreich,

von d ieser E inri chtung ein so vo l l ig ungenügender Gebrauchgemacht würde . Der am meis ten ins Auge Springende Vortei list d ie grofse Ersyrarnis an Metal l geld resp . an zur S icher

Page 137:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

128 XXIII 4 .

hei t fur den Notenuml auf festgelegtem Gol d . Als zwe itesM oment tri tt hinzu d ie grofse Vereinfachung al l er Zahlungen,

damit der Wegfal l des R isikos und der Kosten bei dem fo rtwährenden Hin und Hertragen gröfserer Barsummen von

e iner Stell e zur anderen,wie denn e ine genügende Ausbil dung

des Abre chnungswesens nur im Zusammenhang mi t der Gewöhnung an d en Besi tz e ines Bankkontos sei tens der Mehrzahl der wi rtschaftenden Subjekte mögl i ch ist. Ein weiterergrofser Vorte il der bankmä fsigen Kass enführung l iegt darin,

dafs ein grofser Teil der sons t unbenutz t in d en Händen d esPubl ikums befindl i chen Summen zur Kredi tgewährung benutz t werden kann

,da d ie Zahlungen si ch gegense it ig

z i emli ch gleichmafsig kompens ieren ,und nur ein geringer

Bruchte il der Guthaben in d en Kassen der Banken zu verbl eiben braucht . Al s Bel eg h ierfür kann di e von Moxon,

dem Direktor einer Manchester-Bank ,gemachte Angabe dienen

,

dafs 1882 d i e be i d en sechs grofsen dortigen Banken deponierten Gelder im Betrage von über 25 000 000 38 si ch auf

80—100 000 versch iedene Konten vertei l ten (mehr al s dieHälfte der Konten war unter 100 Nur durch d ie Konzentration in weni gen Handen war es mogl i ch

,über ein

Drittel d i eser Summe wieder zur Kredit gewährung zu verwenden. Für Grofsbritannien berechnet d ieser genaue Kennerder Verhäl tnisse d i e Summe

,d ie so für anderweit i ge Ver

wendung frei gemacht wurde,schon damal s auf 200 000 000 59 1

.

Sel b s t wo fur Lohnzahlungen und derglei chen no ch gröfsereBarbeträge zur Verwendung kommen ,

bewirk t der Umstand,

dafs d i e Ladeninhab er , Wirte usf s ämtl i ch ih r Konto haben,

e ine ungemein rasche Rückkehr der Gelder in d ie Kassen derBank . So werden z . B . in einem grofsen Industrieorte inLancash ire am Sonnabend durch die Banken di e Löhne an

die zahlre ichen Fabrik und Eisenbahnarbeiter ausbezahl t : bere its am Montag kommt ein Tei l d ieses Geldes durch dieKonten der Ladeninhaber wieder zur Bank , am Dienstag ein

noch gröfserer Bruchtei l , und am Mittwoch sind dann di e gezah l ten Summen wieder vol lständig zurückgeflossen und werdender Zentrale zugeführt ; am Freitag erhäl t di e Fi l i al e wi edere ine entsprechende Barsendung ,

die am Sonnabend zur Ausgabe gelangt

, um d en wöchentl i chen Kreislauf wieder von

neuem zu beginnen.

Die grofse Verbre i tung der bankmä fsigen Kassenführungi st ni cht zum mindesten dem Vorbi l d de s Staates selbst zuzuschre iben

,der bereit s seit Mi tte des 18 . Jahrhunderts seine

Finanzverwal tung d er Bank von England ubertrug . Diegrofsen finanz i el len und admini strativen Vorte il e , d ie h i erauserwuchsen

,hat Philippovich in dem berei ts erwähnten Buche :

Manchester Guardian vom 11. Marz 1882.

Page 139:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

180 XXIII 4 .

3. Die Behand lung d er Guthab en.

a) I n L o n d o n.

Die B a n k v o n E n g l a n d vergutet ke ine Zinsen auf

Guthaben ; eine Schei dung zwi s chen Depositen und Kassenführungsgeldern findet daher bei ihr ni cht statt ; sie nimmtE inlagen von jedem entgegen

,der respectably introduced

ist . berechnet keine Provis ion für d ie Führung des Kont os ,verl angt ab er

,dafs ein der G rofse und Häufi gkeit der

Umsätz e entsprech endes Guthaben j ederze i t gehalten wird .

Nach den Ä ufserungen e ines Direktors der Bank müssen aufe inem Konto

,das du1chschnittlich ein Guth aben von 500 58

aufwei st,mindestens 100 stet s unbenutzt bl e iben ; der Rest

von 400 3 zu 8 % 12 Z insgewinn per Jahr wurde dannals genügend erachtet werden,

fal l s ni cht meh r als 500 Schecksim Jahre b ez ogen werden ; be i zahl reicheren Transaktionenverl angt d ie Bank ein gröfseres Guthaben. D ie Konten von

Kunden, die d iesen Anforderungen ni cht entswechen,werden

ohne we iteres ges ch lossen.

Die Mehrzahl der a n d e r e n L o n d o n e r B a n k e n ve rguten ebenfal ls keine Z insen in l a u fe n d e r R e c h nun g

,be

rechnen keine Provi s i on fur d ie Führung des Kontos,verl angen

iaber ein ähnl i ches M inimalguthaben wie d ie Bank von England ;es wi rd ke in Konto eröffnet

,auf das ni cht mindes tens 100

e ingezahl t worden ist. Die Anforderung an d ie Höhe derGuthab en wechseln j e nach dem Charakter d er Bank und derKundschaft : d ie gröfsten A nsmuche werden von d en grofsen

„Private—Bankers und den City-Banks ges tel l t

,d i e geringsten

von den Suburban-Banks . Im Durchschni tt kommen heutedie folgenden Bedingungen zur Anwendung : Für das Kontoeines kl e inen Gewerbetre ibenden mit einem j ä hrl i ch en Umsatzvon 3000 würd e ein Mindestguthaben von 60— 100 53 als

ausrei chend erachtet werden ; ein Grofskaufmann mit e inemjährl i chen Umsatz von 150 000 59 und entsprechend zahl re ichenTransakt i onen wurde sein Mindestguthaben nie unter 1000fal l en l assen und Sorge tragen

,dafs das Durchschnittsgut

h aben 1500— 2000 betragt . Es gibt jedoch vi e le Firmenin London ,

deren Durchschni ttsguthaben si ch auf 5000 bi s10 000 und meh1 beläuft , ohne dafs d ie Fuhrung ihresKonto s mühsamer wäre ,

al s die anderer . -T rotzdem nun

offi z i el l d ie Banken auf'

l aufende Rechnung_ j rg _

ea dhér'

Art keine Z insen verguten ,so werden für sol che Ku_n_ _

dennatürl ich Ausnahmen von dieser Regel gefiiacht _

werden.

Es wird dann mei s t so vorgegangen,dafs ein bestimmter

Bruchtei l , bei e inem Durchschni ttsguthaben von 5000 9z . B . 1000 zins l os s tehenbleiben

,fur d en Rest aber

eine geringe Vergütung gemacht wird (meist 11 /2 0 /o unter

Page 140:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 181

d er offiz ie ll en Bankrate) . Da die Bank von i hren Schul dnern1 % und mehr über Bankrate erhäl t , so macht sie noch keins ch lechtes Geschäft be i e inem so lchen Arrangement . Beikl eineren Kunden findet bei d enFi l i alen in d enLondoner A ufsend istrikten häufig no ch die Berechnung einer Provis i on fur di eFührung des Kontos statt , wenn der Kunde si ch di es gefall enläfst. Jedenfal l s i st das Hal ten e ines Kontos in l aufenderRechnung fur den kleineren Gewerbetre ibenden in Lond onnur mit Festl egung eines unverhä ltnismäfsig grofsen Teil esseines Betriebskapitals mogl ich ; doch fuhrt d ie wachsendeKonkurrenz unter d en Fil i al en der e inzelnen Banken und besonders das Eindringen der Provinzialbanken allmahlich zuErl e i chterungen.

Neben d en Einl a gen in laufender Rechnung nehmen dieLondoner Banken D e p o s it en e in la g e n mit si eben odervierzehntagiger Kündigung entgegen. Si e vergüten h ierfüre inen Z inssatz

,der durch gemeins ame Vereinbarung al ler

Banken festgesetzt w ird und s eit längerer Zeit 1% 0/o unt erder j ewei l igen offizi e l len Diskontorate der Bank von Engl and steht . Bei jeder A nderung di eser Rate ändert s i chsom it auch die Verz insung al ler Depositengelder ; dieseA nderungen werden in den fuhrenden Fachblättern bekanntgemacht . Es wird be i d ieser Bekanntmachung aber stetsausdrückl i ch erwähnt , dafs der so fes tgesetzte Z inssatz nurfür Depo s iten bei den Zentralbureaus der Banken und beideren hauptstad tischen Agenturen gil t , als o für die anderenFil ialen der betreffenden Bank keine Anwendung findet .Diese G leichmäfsigkeit in der Behandlung der Kunds chaft iste rst mögl ich geworden

,seitdem d ie Zahl der Banken sta rk

zusammenge s chmolzen i s t und etwa ein halbes Dutzend unterihnen s i ch e ine führende Stel lung erobert hat , so dafs dieanderen s i ch ihnen fügen müssen. D ie G leichformigl; ej_t„ g i l tj edoch

,wie erw ähnt

,nur fur London ; für die_

provinzial enXg?fitü

'

ren'

behal ten d ie e inzelnen Banken si ch vol le Fre ihei tv'

örf"Wenn d i e offiziel le Bankrate auf 2 % s inkt

,erhalten

d iӎ

'

Depositenguthaben al so nur unte r d iesen Satz sindd ie Banken noch ni cht herabgegangen, denn schon, wenn derbewi ll igte Z inssatz betragt

,macht sich d i e Tendenz

gel tend,die Depo sitengel der zurückzuz iehen und d as Geld

in Konsols ,die j e nach dem Kurs — 3 0 /o bringen

,an

zul egen. Die Gepfiogenheit , mi t dem Depositenzinssatz den

Bewegungen d es Bankd iskonts zu fol gen,hat es mi t s ich

gebracht,dafs d ie Schwankungen d es l etz teren e ine wei t

gröfsere Bedeutung fur das grofse Publ ikum erhal ten,als

i hnen sonst zukommen würde . Die Bedingungen,unte r denen

d ie L ondoner Banken z instragende Depos i ten entgegennehmen,

sind die fol genden : Die d ep onierte Summe d arf ni ch t unter10 59 betragen ; Schecks dürfen gegen sol che Guthaben ni cht

9

Page 141:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

182 XXII I 4 .

gez ogen werden ; Teil e o der das Ganz e des Guthabens werdennur gegen Rückgabe des be i Deponierung erte il ten

„Deposit

receipt ausgezahlt ; so ll en aufgelaufene Z insen (di e halbjährl ich berechne t werden) wiederum Zins tragen,

so mufs dasal te rece ip t zurück gegeben und ein neues für die um dieZ insen vermeh rte Summe ausgestel l t werden. Da die wenigstenDeponenten di es wissen resp . s i ch der Muhe unterziehen

,

ihre Deposi t rece ipts halbjä hrl ich umzutauschen,so haben di e

Banken den Genufs der aufgelaufenen Zinsen meist l ängereZeit umsonst . Es werden nur so l che Summen verz inst , die

weni gstens e inen voll en Monat zur Verfugung der Bank gestanden haben ; be i weiteren Einzahlungen mufs stets w iede rdas alte receip t annull i ert und ein neues über d i e vergröfserteSumme ausgestel l t werden, sofern d ie neu eingezahl te Summeni ch t mindestens 10 58 beträgt , in wel chem Falle ein Extrasch ein fü r si e ausgestel l t werden kann. Summenwird ke ine Kündigungsfr ist verlangt ; Beträge vonü

t ö f liegen einer s ieb'

entägigen Kündigungsfri s t,ganz grofse

Summen einer vierzehntägi gen. A n dieser stipul ierten Kün

digarngsfrist hal ten die Banken meist ni cht fest ; fordert einKunde se in Guthaben ohne Kündigung o der vor Ablauf dersel ben zurü ck

,so erhäl t e r es so fo rt ausbezahlt

,wei l d ie

Banken fürchten,ihren Kredit zu schädi gen

,wenn sie auf der

Einhal tung der Kündigungsfrist bes tehen,

ein Umstand,der

besonders b e i vorkommenden Runs “ von Bedeu tung ist . Diekleinl i chen Vorschriften über di e Ausstel lung der Despositreceip ts haben zum Tei l dazu geführt

,dafs gröfse Summen

bei den Spark a ssen,statt be i den Banken

,dep onie rt werden.

b) I n d e r P r o v i n z .

Ganzlich verschi eden i st die Behandlung in der P r o v i n 2 ;auch die Londoner Banken fügen sich fur ih re dortigenNiederl assungen d en herrschenden Bedingungen und versuchenes ni ch t

,die in London übl i chen Gepfiogenheiten in die Provinz

zu ubertragen.

Die Bedingungen sind hier die folgenden : ZurEroffnung einesKonto s in l a u fe n d e r R e c h n u n g genugt e ine ganz geringeEinzahlung

,z . B . 10 d ie Hal tung e ines M inimalguthabens

wird entweder gar ni cht gefordert —oder doch sehr ni edr ignorm iert . Hält der Kunde ein genügendes Guth aben,

so wi rder es me i st durchsetzen können

,dafs sein Konto provi sionsfre i

geführt wird ; be i einem rel at iv k leinen Guthaben berechnetsi ch die Bank eine Provi si on

,die j e na ch den Umständen

zwischen resp . des Umsatzes und einer rein nominel len Summe schwankt . Ein kl e ines Konto mit e inem durchschnittlichen Umsatz von 8000 59 per Jahr wird be i e inemGuthaben von 50 fre i geführt werden ; bei e inem kle ineren

Page 143:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

184 XXIII 4 .

selben zu verfugen ; nur wenn die Bewegungen auf demKonto so häufig werden ,

dafs dieses d en Charakter e inesCurrent a ccount annimmt

,so wird eine Provi s ion berechnet .

Ein grofser Teil d er Kassenführung fur Private Spiel t s i ch j edoch auf Deposi tenkonto ohne Berechnung von Provisi onu. d ergl. ab ,

da d ie Banken in d ieser Hinsicht sehr l ibera lsind und h ierdurch bewirken

,dafs selbst be i einem nur

betragenden Zinse ihnen grofsere Summen ni cht entz o genwerden. Hierzu mag al l erdings auch beitragen

,dafs ein

grofser Tei l der Kund schaft , Spez iell d ie z ahl reichen weibl i chenDepositengläubiger, überhaupt ni ch t wissen ,

wel chen Z inssatzsie erhalten

,da d ie Provinzialbanken die gewährten Sätze

weder in den Zeitungen veröffentl ichen noch an ih ren Schaltern ansc hl agen ; auch aus d en Eintragen in d ie Depositenbücher s ind di ese ni ch t zu erkennen : am Ende jeden Hal bj ah res wird nur die Summe d er Zinsen eingetragen , und d ie

weni gsten machen s i ch d ie Muhe nachzurechnen,zu welchem

Satze der Z ins berechnet worden ist. Bequeml ichkei t,Ge

schaftsungewandtheit und Schüchternhe i t di eser Kundschafttra gen ni cht weni g d azu bei

,di e Dividenden der Banken auf

ih rer Hohe zu hal ten.

I n Scho ttl and entsprechen di e Verhä ltnisse z ieml ich genaudenen des nördl ichen Englands

,wel chem sie zum Vorbilde

gedient haben,nur dafs hier das Entgegenkommen der Banken

ein no ch weitergehendes ist. Ein Guthaben in fester Hohewi rd weder für d ie Eröffnung noch fur die Führung einesKontos gefordert

,so dafs j eder kleine Gewerb etre ib ende si ch

der Vorzüge eines sol chen erfreuen kann. Die Banken berechnen keine Provisi on für d i e Führung des Kontos und vergüten auf a l l e ihnen anvertrauten G elder Z insen ; sie habensi ch so zu Sparkassen d es Volkes entwi ckel t und in dem zumTei l armen

,auch heute noch z ieml i ch dünnbevölkerten Lande

mi t nur dre i bis vier gröfseren Städten bed eutende Kap ital i enflüssig machen konnen. Die Verzinsung der Guthaben in

laufender Rechnung wie auf Dep osi tenkont o ent spricht derj enigen im Norden Englands ; früher wurden in laufenderRechnung Z insen auf das j eweil ige tä gl i ch e Guthaben gewährt

,se it e ini gen Jahren wird aber nur der Sal do verzinst

der s ich im Durchschnitte des Monats ergibt .

d) U n c l a i m e d B a l a n c e s (ni cht-rekl amierte Guthaben) .

I n diesem Zusammenhang verdient ein Punkt der Erwähnung,

der keineswegs einen Ruhme st i tel der Banken aus

macht : es i st d ie Behandlung der ni ch t abgehobenen Guthaben. Infolge von Vergefslichkeit , Verl ust von Deposi t receipts , pl ötzl i chen Todes und Krankhei tsfäl len u . a . 111 . habens i ch in den Kassen der Banken al lmähl i ch grofse Summen

Page 144:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4. 185

angesammel t , d eren Gesamtbetrag auf viele Mi ll i onen geschätzt wi rd

,di e von d em rechtmäfsigen Inhaber ni cht rekla

miert worden s ind und d en Banken eine wil lkommene Quel l edes Gewinns gewähren. Wenn diesel ben auch in den Büchernals Schuld der Bank weitergeführt werden

, so weifs dies edoch sehr genau

,dafs weder Kap i tal noch Z ins ihr j e ab

gefordert werden wird . Die einzi ge Verpfl i chtung , die da sGesetz d en Banken auferl egt , ist : auf Verlangen Auskunftzu geben

,im Fall e ein gehöri g l egi timierter T estamentsvoll

strecker oder Erbe ausdrückl ich anfrä gt, ob ein s ol ches Guthaben vorhanden sei. Ergeht e ine solche Anfrage ni cht , so

hat d i e Bank keinerlei Verpfl i chtung,di e Erben oder sonstigen

Berechti gten von dem Vorhandensein eines Guthabens zu benachrichtigen ; auch veröffentl i chen d ie Banken keinerle i L i s tenso l cher Guthaben

,aus denen die Interessenten s i ch informieren

könnten. Wenn ein sol ches Konto einige Zeit l ang ke ineBewegungen aufweist

,so w ird es z u d en sch lafend en ( dor

mant) Konten gerechnet , und während sons t d i e Kontobücherd en Kunden regelmäfsig zugesandt werden. um etwaige Differenzen zu konstat ieren

,so unterbl e ib t di es be i den dormant

accounts “ . Besonders wenn ein Kunde mehrere Bankkontenoder e ine Anzahl von verschi edenen Guthaben bes itzt

,i st es

für d ie Hinterbl i ebenen oft sehr schwer , d i ese sämtli ch herauszufinden. S o arbeiten eine Reih e von Umständen zusammen,

um diese h errenl osen Betrage s teti g zu vermehren.

Es ist meh rfach angeregt worden , d afs di e Banken verpflichtet se in s ol l ten

,ein gröfseres Entgegenkommen nach

d i eser Ri chtung hin zu z e igen ; in d en Jahren 1886 und

wiederum 1894 s ind dah in zi el ende Gesetzentwürfe e ingebrachtworden, s ie haben abe r die Zu stimmung des Parlaments ni ch tgefunden. Das wenigste

,was man verl angen könnte

,i st

,d afs

d ie Banken regelmä fsig e ine L iste a l l er Konten , auf denenüber fünf Jahre ke ine Bewe gungen st attgefunden haben

,ver

öffentl i chen und , wenn ihnen d ie Adresse des Betreffend enoder seiner E rben bek annt ist

,d ies em vom Vorhandense in

s eines Gutha bens M ittei lung mach en.

4. Statistik.

D ie beste G rundl a ge fur e ine zahlemnafsige Erfas sungd er in d en Händen der Banken befindl i chen Depositensummenl iefern di e vom

„Economis t “ hal bj ährl i ch im Mai und Oktober

veröffentl i chten Zusammenfas sungen d er Bankabschlusse . Esist zu diesen Zahlen das folgende zu bemerken :

1 . Das z ieml i ch rapide Anwachsen d er Gesamtsummenin d en l etz ten zwanzig Jahren i s t ni cht nur auf Rechnunge iner entsprechend starken Zunahme ve rfügbarer Kapi tal i enzu setzen , sondern beruht zum Tei l d arauf, da fs eine gro l

'

sere

Page 145:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

186 XXII I 4 .

Anzahl von Privatbanken,d ie ke ine Auswe ise veroffentlichten,

von den Akt ienbanken aufgesogen worden sind . Die Zunahmeberuht also ni cht nur auf Neubi ldung von Kapital

,s ond ern

auf Einbez i ehung von Summen,d ie früher bere its als Depo

s iten vorhanden,aber ni cht als sol che veroffentlicht wurden.

2. Wie unten naher aus geführt,sind ein Teil de r al s

Guthaben der Kunden ausgewiesenen Summen nur unbenutzteKredite und müfsten

,wenn es si ch um die Ermittlung der

wi rkl i chen Depositensummen handel t,abgezogen werden.

Hierdurch wi rd ni cht nur die absolute Hohe d ieser S ummenbeeinflufst, sondern es l eidet auch d ie Zunahme von Jah r zuJahr in ih rer Vergleichsfähigkeit, da ni ch t nur die Zunahmeder Bankfilialen eine Zunahme so l cher Vorschüsse mit si chbringt , sondern di ese in Jah ren eines l ebhaften Geschäftsverkehrs grofser sein werd en als bei rückgängiger Konjunktur .

I n der deutschen Li teratur über d as engl i sche Bankwesenfindet si ch in Rücksi ch t auf diesen Umstand vielfach di e Behauptung ,

da fs d ie sei tens der engl ischen Banken veröffent

l i chten Summen mit d en entsp rechenden Zahlen in Deutschland

,Frankrei ch usw. ni cht vergl ich en werden konnten , weil

d ie fes tl ä ndischen Banken nur wirkl i ch eingezahl te Summenal s Guthaben der Kunden auffuhren

,wahrend die engl ischen

Banken als„Deposi ts “

,neb en d en Guthaben in laufende r Rech

nung und den ei gentl i ch en Spare inl agen,auch sol che Summen

aufführten , die den Kunden in der Form von di skontiertenWechseln oder lombard ierten Wertpapieren vorgesch os senworden sind und von ihnen zur Zeit des Rechnungsabschlussesder Bank no ch ni ch t ganz verwendet worden s ind

Demgegenüber mufs betont werden,d afs d i e G epflogen

hei t,bewill i gte Kredi te al s Guthaben aufzuführen

,nur bei

den Londoner Banken herrscht,und zwar aus Gründen ,

d iein dem Abs chni tt uber Kredi tgewährung näher ausgeführtsind . Aber selb st fur d iese habe ich durch Umfrage be i e inerAnzahl Londoner Bankdirektoren konstatieren können ,

dafsbei d en führenden Inst i tuten die bewi l l i gten Kredite von derveroffentlichten Depositensumme in Abzug gebracht werden ;

1 S o G l a u e r t in„C onrads Jahrbü chern“ , 8 . Folge, Bd . VI I

S . 801 ff Dann au ch bei W e b e r a. a. O . S . 80 , d er als Beleg e1ne

A ufserung von Mitch ie in der von d iesem durchgesehenen Neuauf lagevon Bagehots „

Lombard Street“ anfuhrt , die sich aber led ighch daraufbezieht, dafs em Vergleich d er Gesamt-Deposntensumme deshalb unmogl ich sei, wei l d 1e deutschen Banken d ie Spareinlagen separat auf

'

fuhren,d ie Kassenfuhrungseinlagen aber zu sammen mit ihren anderen Verpflichtungen , wahrend ln England d ie Spar und Kassenfuhrungseinlagen zu

sammengefafst , d 1e anderen Verpflichtungen aber separat aufgeführtwerden . Diese Bemerkung bezieht sich also nicht auf d ie Frage , d 1e

h ier und auch fur G lauert d 1e ausschlaggebende ist : ob d ie als Kassenfuhrungs und Sparemlagen aufgeführten Summen deshalb so ho ch sind ,wei l in ihnen g ewa h r t e K r e d i t e mit einbegmfl

'

en sind .

Page 147:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

188 XXIII 4 .

Die Londoner Fi l i a l en der Kol onial banken z iehen glei chfal l s die Spareinlagen des Publ ikums in gröfserem Umfangean si ch ; in di eser Hinsi cht haben wir bere its oben auf di eaustral i schen Banken h ingewiesen. Die eingel egten Gelderwerd en meis t auf 1—5 Jahre fest gegeben ; die Verzinsungist eine entsprech end hohe . Heute erhal ten d iese Bankenauch fast ausschliefslich nur Gelder von Leuten

,d i e genau

wissen,d afs diese höhere Verz insung einem entswechend

h öheren Risiko entsp ri cht ; vor dem austral i schen Bankkra chdage gen vertrauten auch viel e kleine Leute

,angelockt durch

den hohen Zinsfufs,ih re Spargeld er den Kol oni albanken an.

Die Hohe der engl ischen Deposi ten in diesen Banken entz i eh ts i ch der Beurtei lung

,wei l di e veroffentlichten Ausweise samt

l i che d eponi e rten Geld er einschliefsen ,also ni cht nur d ie

engl ischen,sondern auch d ie kol oni al en Sparemlagen usw .

Die Höhe der zurz e it verguteten Zinsen ergib t si ch aus

Tabell e 15 ; inte ressant ist der Unters chied der Zinssä tze be iden einzelnen Banken und ein Vergl ei ch mit den zur selbenZeit von d en engl i s chen Deposi tenbanken gezahl ten S ätzen.

D ie Fremdbanken kommen hier ni cht in Betracht , da sie

ke ine D eposi ten in England annehmen.

A ls weitere Konkurrenten um die Spare inl agen des

Publ ikums treten eine Reihe von Banken auf,die entweder

in engster Verb indung mi t einer bestimmten Baugesel l schaftsteh en oder do ch ih re Gel der hauptsäch l i ch in Hypothekenanl egen. Eine so weitgeh ende Spezial i s i erung ,

wie wir sie

in unseren deutschen Bau und Hypoth ekenbanken besitzen,

ist in England ni cht erre i cht worden ; spez iel l di e Ausgabevon Pfandbriefen auf Grund gewahrter Hypothekendarl ehenist dort völ l i g unbekannt . Es ist daher nur e ine kle ine Zahlvon Banken,

die h ier in Frage kommen ; die bekannteste istdi e B irkbeck Bank . Der grofse Erfol g d ies er Bank , di e d ieV erbindung d es kurzfri stigen Depositengeschäftes mit derAnl a ge eines Tei l es ihrer Gelder im Hypothekengeschäft dadurch ermögl i cht , dafs sie stets eine sehr grofse Reserveberei thäl t

,hat in den neunziger Jahren dazu geführt , dafs

auch von anderer Sei te Ähnl i ch es versucht wurde,j edoch ni ch t

mi t gl e i ch em Erfol ge . Der d amal s erfol gende Zusammenbruch der London and General-Bank , di e a ls Finanzi erungsinst itut eines ganzen Rattenköni gs schwindelhafter Baugesellschaften d iente

,war eine wahre Kalamität für die zahl

re ichen kleinen Leute , die ihr gesamtes Vermögen der Bankanvertraut hatten. Dies führte damals auch zu einem R un

auf d ie Birkbeck Bank , d ie in weni gen Tagen uber Mil l .Einl agen auszahl en mufste

,trotz dem aber dem Ansturm sich

gewachsen erwies .

Neuerd ings haben in d en Indu stri ebez irken d ie Bankenauch in ihren eigenen Kunden

, näml i ch in Fabriken und

Page 148:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4. 189

anderen gewerbl i chen Unternehmungen,Konkurrenten um d i e

Dep osi tengelder erhal ten : I n Lancash i re nehmen z ahl re i cheSpinnere ien vom Publ ikum und sogar von ih ren eigenenArbei tern verzinsl i che Deposi ten entgegen ; entsprechendeAnnoncen finden s i ch in al len Lokalblättern 1

. A us d en A us

weisen viel er Fabriken geht hervor,dafs sie nur durch das

so erh al tene Le ihk ap it a l in den Stand gesetzt werden ,zu

exi stieren.

Auch ein bedeutender Tei l der Geldbedurfnisse der Stä dteund Kommunen wird durch direkte Entgegennahme von

Gel dern der Sparer und kle inen Kapital isten befried igt . A n

zeigen wie di e folgende finden si ch in wachsender Menge inal l en Zeitungen :

T HE CORPORATION of BURY i s prep ared to RECEIVELOAN S

,in sum s o f no t les s than 100, for tw e lv e month s or any longer de

fim te p eriod , at per cent per annum ,and repayabl e at srx month’s n o tme . Special

term s g1v en fo r s ums o f 500 and upwards Appl i cations to be made to th e Boro ughT reasurer Pars ons Lane

,Bury .

B O R O U G H o r E C C L E S .

T h e CORPORAT ION INVIT E OFFERS of LOAN S o f $ 100 and upvvat d s . Particu larsmay be obtained from the Bo ro ugh Acco untant.

Es l iegt auf der Hand,dafs eine s ol che Konkurrenz ih re r

eigenen Kunden denn die Kommunen sind mei s t d en

Banken verschulde t von diesen mit scheelen Augen an

ges ehen wird . Der im Jahre 1908 e ingetretene starke Ruckgang der bei d en Banken deponi erten Gelder (17400 000 59 )ist wohl zum Tei l h i erauf zurückzuführen. Die Banken sindents chl ossen

,mit al l en Mitteln

,di e ihnen zu Gebote stehen

,

gegen d i ese Konkurrenz der Kommunen anzukämpfen.

Die gefährl i chsten Konkurrenten der Banken sind dieSparkassen. Es gib t erstens d i e ä lteren

T r’

üsteesf“

Savings Banks“

: d ies s ind früher fre i e Sparkassen,

sä mtl ich sei t den sechz i ger Jahren unte r M itverwal tung d er R egierung stehé

'

fi d iä"'

Pöst

S avings Banks) , d 1e re1ne S taa tsanstal ten

zugehen,ist hier ni ch t der Platz ; es mufs genügen

,zu

konstati eren,dafs in Grofsbritannien ( ohne Irland) 1908

11 117700 Einl agekonten mit einem Gesamtguthab en von

216488 800 gezäh l t wurden.

1 z. B. : PARK PLACE,SPINNING COMPANY

,

LIM IT ED . BLACKBURN .

SUBSCRIBED SHARE CAP ITA L ,

T h e Company rs p repared to RECE IVE LOAN S ,interes t

at the rate o f pe r cent ( free o f 1ncome -tax ) Sum s

o f and upwa rd s 5 p er cen t.\V1tlrd rawable at cal l .Depo s rts to be mad e to bankers

,London Crty and M id land

Bank,L imited .

Page 149:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

140 XXIII 4 .

1 D ie Kassen sind durch gesetzl i che Vo rschri ft gezwungen,

ihnen anvertraute Gel der ,mit Ausnahme eines minimal en

Kassenbes tande s , in engl i schen Staatsanle ihen anzulegen. DieSparkassen gewähren e ine fes te Verzinsung von 2% D ad ie engl ischen Sta atsanl e ihen bis 1908 23 /4 0 /o Z ins trugen

,

aber fast immer über Pari e ingekauft werden mü fsten,s o

genügt d ie Verzinsung ni cht,um di e Kosten der Verwal tung

und Zinsvergütung zu tragen,so dafs der Staat j ä hrl i che Zu

schüsse machen mufs . Er hat aber ein mehr als ausreichendesAquivalent hierfür in der fre ien Verfügung uber so grofse

Summen gefunden,durch di e se ine Anl e ihe-Transak ti onen sehr

erle i ch tert worden sind . Da der Z inssa tz der engl i s chen A nle ihen vom 1 . April 1908 ab nur betragen wird

,so

s teht e ine entsp rechende Herabsetzung des Zinsfufses derSp arkassen bevor .

C . D ie K re d itg ew ah rung .

Es ist die schwierige und verantworliche Aufgab e de rBanken

,d ie ihnen zu Gebot e stehenden Gesamtmittel in

richti ger Weise zum eigenen Nutzen wie zu dem der ganzenVolkswi rtschaft zu verwenden ; für d ie e inzelne Bank wi rdh i erbei nur der erste Tei l dieser Aufgabe ins Gewicht fal len ;d ie krit i sche Beurtei lung d es Bankwesens in se iner Gesamthe i t wird dagegen auf d en zweiten Tei l d as überwiegendeGewi cht zu legen haben.

D 1e verfügbaren Mitte l der Banken setzen si ch zusammenaus : 1 . dem eigenen e ingezahlten Kap ital , 2. d en durch d ieNotenausgabe erl angten Gel dern ,

8 . aus den Guthaben derKunden in l aufender Rechnung und endl i ch 4 . den Spare inlagen.

Durch die j ewei l igen Quel l en,aus der di e Summen her

ruhren,i st bere its für d ie Art ihrer Verwendung e ine feste

R i chtschnur gegeben,d ie mei st in dem Satz zusammengefafst

wird : Die Pass ivgeschäfte einer Bank müssen ihren Aktivlgeschaften entsmechen. Bei der rel ativen Geringfügigkeit d ese igenen Kapitals der engl i schen Banken g il t fur sie d ieser! Grundsatz no ch in verstärktem M afse

,besonders da di e Gel der

,

di e sie in ih rem Geschäfte verwenden, so gut wie ausschliefsl i ch aus k u r z f r i s t i g e n Einl agen herrühren. Das eigeneKapi tal i st meist gera de grofs genug

,um als Betriebsfonds zu

dienen,(1. h . zum Erwerb von Grund und Boden und Ge

bäud en für d i e Zwecke des Bankbetriebes und als ei sernenBestand für die Kassen der Bank ; der Res t wi rd zusammenmit dem unverteilten Gewinn (Reservefonds) in der Form zinstragender s i cherer Pap iere angelegt

,die als e ine Art Betri ebs

fonds zwei ter Ordnung anzus ehen s ind . Fur die ei gentl ichenGeschäfte b leiben dann nur d ie fremden Mitte l ubrig. Dies e

Page 151:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

142 XXIII 4 .

gedruck t wird,dafs der bei e iner sol chen Anl age zu erzielende

Gewinn ein sehr geringer i st .

Von dem zur Verfugung stehenden Wechselmateri als cheiden für die engl ische Bank al le auf fremde Länder gezogenen Wechsel von vornherein aus ; sie gelten selb stwenn ihre Si cherheit uber al l en Zweifel erhaben i st ni ch tal s Anlagepap ier ; sie werden deshalb auch ni cht di skont iert

,

sondern sofort an die fremden Wechselmakler we iterverkauft .Von d en inländi schen Wechseln steht an erster S tel l e dasBankpaper d . h . Wechs el

,d ie von engl i schen Banken und

Bank iers gezogen o der von sol chen akzeptiert und indoss iertsind . A n zweiter Stell e in der Schätzung des Diskonteurs

stehen di e als„Remittance Paper “ beze i chneten, d . h . Wechsel

,

die von bekannten Import oder Exportfirmen auf ihre Kundengezogen und von j enen akzept iert worden sind .

—ES fo lgt sodann eine Klasse von Wechseln, d ie ebenfal ls zu den bevorzugten gehören ,

wei l sie von grofsen Handlungshäusern auf

bekannte Merchant Bankers gezogen s ind , die aber e ine wirkl iche Warentransaktion ni cht zu ihre r Unterlage haben. Hierher gehören die Wechse l , die von den übersee ischen Agentender grofsen Londoner Finanzhä user auf diese gezogen werden

,

und endl i ch sol che , die d ie Ausnutzung e ines Blankokred ites ,den engl i s che Firmen bei s ol chen Finanzhäusern geniefsen,

ermoglichen. Si e sind le i cht daran zu erkennen,dafs s ie auf

gröfsere runde Summen lauten und von inländi schen Kaufl euten auf Londoner Finanzhauser gez ogen sind

,mit denen

sie ni cht wohl andere Transaktionen als d ie hier gesch il dertenhaben können . All e d i e se Wechsel werden als Prima-Papierebezei chnet und geniefsen die jeweil s ni edri gsten Diskontosätze .

Als nä chs te Kategorie kommt da s „Inl and drawn paper “

,

d . h . Wechsel , die vom engl ischen Exporteur auf die englischen Niederlassungen überseei scher Firmen gezogen werden.

Ungefähr mi t d i esen auf gl e icher S tufe steht das BrokersPaper “

,d . i . Wechsel , die von Importeuren der Rohstoffe

auf die grofsen Brokerfirmen gez ogen werden,denen d ie Ware

zum Verkauf übergeb en ist . D iese s ind meist begleitet vone inem Scheine de s Brokers

,in dem er si ch verpfl i chtet

,d en

Erlö s der Ware zur Bezahlung des betreffenden Wechsels zuverwenden ; vorsi chti ge Diskonteure verlangen auch noch d ieAusl ieferung der L a gerscheine über di e betreffenden Waren

,

die dann erst nach erfolgter E inl ösung des Wechsel s zurückgegeben werden. Es fol gt sodann di e zahl re i che Kl asse derTrade-Bil l s d ie aus den mannigfachen Handel sbeziehungend es engl ischen Inl andes hervorgehen und von den Wechselndes grofsen Fabrikanten auf d en Grofsisten in London bisherab zu dem Winkelpapier des Landkrämers auf seinensäumigen Kunden rangieren. Bei der Behandlung di ese rKlasse von Wechseln i s t für den Diskonteur e ine genaue

Page 152:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 148

K enntnis alle r Bete i l i gten no twend ig , wie sie eigent l ich nur

d e r Bankier haben kann,der alle Umsätze des Kunden in

se iner Hand vereinigt,s o dafs es e ine der Bed ingungen i st

,

d ie j ede Bank stel l t (die aber keine erzwingen kann) , dafsd er Kunde al le seine Wechsel b e i seiner ei genen Bank d iskont iere

,und dafs e r nur be i ihr ein Konto habe und bei

ke iner anderen. Die grofste Vorsi cht erfo rdert di e Behandlungvon Wechseln

,die ke ine Unterl age in e inem wirkl i chenWaren

umsatz besitzen,und be i denen es s i ch oft um fiktive Trans

akti onen handel t ( „Kite flying,Accommodation Bei

der Abnahme des Wechselgeschäfts im al lgemeinen und derentsmechenden Zunahme anderer M oglichkeiten ,

sich auf

mehr oder minder ehrenhafte Weise d i e Verfügung uber fremdeGelder zu verschaffen

,i st auch der A kkommodationswechsel in

Engl and sel tener geworden. Früher war er d agegen die beliebteste Fo rm ni cht nur für schwindelhafte Geschäfte k le inenUmfangs

,sondern er ha t auch dazu gedient

,eine d er gröfsten

Katastrophen der engl i schen Bankgeschichte zu ermoglichen.

Das klassische Be isp ie l bi e tet die C ity of Glasgow Bank,di e

d as enorme Defizi t,das durch übermäfsige Kred i tgewährung

an e ine Anzahl Exmrtfirmen entstanden war,dadurch zu ver

s chl ei ern suchte,dafs sie Tratten dieser Firmen in s tei gen

d en Betragen akzept i erte und von diesen gez ogene re ineA kkommodationswechsel übernahm und weiterd iskontierte . DieFurcht vor derarti gen Wechsel reite re ien i s t infol ge dieserE rfahrungen so grofs

,dafs sie auch auf die Beurte i lung der

festl änd ischen„Finanzwechsel “ , d i e ja im ganzen schon

d urch die Kred itfäh igke i t der auf ihnen ers cheinenden Namene ine genügende S i cherhei t b i eten

,e inen ungünst igen Einflufs

ausübt .Im Gegensatz zu der Stel lung

,die auf den kontinental en

G eldmä rkten von den Zentralbanken eingenommen wird,i st

d as Diskontogeschäft der Bank von England heute ein s ehrgeringes . Ihr Diskontosatz bedeutet in den mei sten Fäll enni cht mehr als e inen Grenzwert ; er hat se ine Bedeutung wei tmehr in dem Einflufs ,

d en er auf die Höhe der LombardDarl ehen und des Depositenzinsfufses ausübt , als in se inerWirk ung auf die Höhe des Wechseld iskonts im offenen MarktD ies ergibt s i ch am klarsten aus einer Vergle ichung deroffiz iel l en Diskontorate mit d en Sätz en des offenen Marktes

,

d ie s i ch nur in Zeiten grofser Geldknapph ei t j enen bis auf

ein geringes nahern . Unte r d iesen Umständen kann d ie Banksi ch auch ihren Tei l dm l1

'

s

'

elgrés

'

chäfts nur d adurch erhälten

,dafs sie für ihre Kunden zur jeweil i gen M arktrate

d iskont i ert .“ “

Difa'

Depositenbanken d iskontieren nur fur ihre eigenenKunden ; aus früher ause inandergesetz ten Grunden e rhal tenS1e aber nur e inen Teil der Kundenwechsel zum D iskont ,

Page 153:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

144 XXIII 4.

und zwa r gerade d en weni ger wunschenswerten. Der grofsereTeil d er bes ten Wechse l wird direkt d en Wech

'

s'

éh'

üä klern

zum angeboten , d ie Banken sind d aher genöti gt,

e1nen T ei l de r Wechsel,d ie sie al s Anlage benötigen , von

j enen zu kaufen. Natü rl i ch hat diese r Umstand dazu geführt

,dafs di e Banken s i ch bemühen

,ein direktes Arbeiten

ih rer Kunden mit d en Wechselmaklern zu verh indern ; vi e lErfolg haben sie aber h i ermi t ni cht gehabt . I n diese r Bez iehung ist j ed och d ie Lage der Provinzialbanken e ine relat i v günstige ; sie sind durch ihre genaue Kenntni s der Geschäfte ihres D istriktes vol lkommen in der La ge

,d i e Güte

der angebotenen Wechsel zu prüfen,und ferner macht s ich

ihnen gegenüber d ie Konkurrenz der Wechse lmakl erfühlbar

,da naturgemäfs nur d ie ganz grofsen Firmen in

direkter Verbindung m it einem Londoner Bil l Broker stehen,

wahrend di e entsprechenden Diskontohauser in d en Provinz ia ls tädten nur geringe Be deutung haben. Ein Blick auf d ie

Abschlüsse der Banken bestä ti gt d ies : Während die reinenLondoner Bap ken nur e inen geringen Te11

'

1hre1 Anl agen ms

'

teigt"d iese

'

r bei d en London and Provinci a lBanks“ b ereits bedeutend

,d ie grofsen Banken in Lancash i re

ünd Y ri'

rk'

shfie haben d agegen te ilweise mehr al s d i e Hälfte ihre rGelder im Wechseld i sk ont verwendet . Ein grofser Unterschied besteht auch darin

,dafs d i e Londoner Banken ih r

Wechselportefeu il l e als feste A nlagfi'

éträchtén und ni emal seinen Wechse l weiterd iskontieren

,da dies ih ren Kredit schä

dfgfi wu"1

'

d6f“

F ür d i'

e‘

Provinzialbeamten ist es dagegen durchaus ni chts durch Vermi ttlung ihres Wechselmakl ers

—d iskon

u

tierte Wechsel weiterzuverk aufen ; der Grund"dafs Tlas KaTfitäl öedürfnis

'

der Provinzein bedeutenderes ist ; dadurch ,

dafs sie einen Teil ihre sPortefeuil l es an d ie Londoner Wech selmakler weitergeben

,

l ei ten die Provinzialbanken Gel der in ih re Distrikte , die sie

aus e igenen Mitteln ni ch t l i efern konnt en. Bedenkl ich wi rdd i ese Praxi s

,wenn die betreffenden Banken ih re gutenWechsel

regelmäfsig sofort weiterbegeben und nur die weni ger gutenim Portefeu il l e behal ten

,d essen Inhal t im Fall e von Schwie

rigkeiten dann so gut wie unverkäufl ich ist.

Entsprechend der Qual i tä t der Wechsel und der Stellungder diskonti e renden Firma sind auch di e erziel ten D iskontosätze sehr verschieden. Es gibt sel bst in London eine Reiheregelmäfsig noti erter Abstufungen : wenn z . B . Dre i-MonatsBank Paper 0/o not iert

, so mufs auf l ängere Ze iträume l aufendes 0 /o bezahlen ,

Sechs-Monat-TradeBi l l s aber 4 0/o. Während auf dem offenen Markt einhöherer S atz al s d ie offiziel le Bankrate überhaupt ni ch t zurAnwendung gelangt

,kommen im Verkehr zwischen Bank und

Kunden je nach Qual i tät des Wechsels auch über diese

Page 155:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

146 XXIII 4 .

Bremer Firmen haben samtlich s olche Kredite bei LondonerMerchant Bankers , d ie s i e regelmäfsig benutzen. Im ganzeni s t d i eser Geschäftszwei g so vors ichtig gehandhabt worden

,

dafs für bei de Tei l e s i ch nur Vorteil e aus demselb en ergebenhaben. Beträgt der D i skont für Primawechsel z . B . 2 0/o

,so

k ostet das Gel d den Kunden einschliefslich der Provisi on nur

8 % im Jahr,während ein Warenlombard mindestens 5 0/o

kostet . Uber die Höhe der so gewahrten Kredi te ist esschwer

,Genaueres zu ermitteln. Die Summen bewegen s i ch

meist zwischen 2000 und 5000 d a aber gröfsere Häuserni ch t se l ten e inen derartigen Kredit be i zwei o der dre i Merchant Bankers geniefsen ,

so bedeutet di e s e ine Erhohungd es Betriebskapitals, das viele Geschäfte ermögl i cht , d ie s onstunterbl e iben würden.

8. Lombard und Kontokorrentkred it.

Das Darlehen in l aufender Rechnung,sei es gegen sach

l ichesUnterpfand , sei es ohne ein sol ches (persönl i cher Kredi t ,Bürgs ch aft) , i st h eute in England d ie w ichtigste Form derKred itgewährung.

'

S ie rangiert vom Darlehen des Pawnbroker s

,der

,ohne jede Rü cksicht auf die persönl i che Kredit

fäh igkeit des'

Borgers , se in Augenmerk nur auf den Wertder verpfändeten Sachen richtet

,bis zur Kred i tgewä hrung

an den Handel sherrn und Fabrikanten,bei welcher der Haupt

faktor in dem Vertrauen auf die T uchtigkeit und Zuverläs s i gkei t der Person l ie gt . Fur das englischeBankwesen in seinerbesten Form ist das Uberw1egen

d é€ Personalkred its eine dervoikswirtschaftlich wichti gste

'

n Seiten gewesen ; es hat ermögl icht, dafsnebenden bestehenden Unternehmü rigen,

auch stetsneue Kräfte aufkommen konnten ,

d ie a l s einziges Kapi tali hre Tüchti gkeit und Ehrl ichkeit

'

zu Markte trugen. Nurdurch die Unterstützung d ieser Kreise ist e s ermoglicht worden,

d afs Unternehmungsgei st und Unte rnehmungsl ust nich t aussta rben

,dafs d ie R eichgeword enen ni cht auf ih ren Lorbeeren

a usruhen konnten,sondern im Konkurrenzkampf mit den

jüngeren Kräften s i ch entweder bewähren oder d iesen den

Platz rä umen mufsten. Wenn in d en l etzten Jahrzehnten derk aufm ä nnische Unternehmungsgeist in England im Schwindenbegriffen zu se in scheint

,s o hat d i es ni cht zum mindesten

seinen Grund darin ,dafs durch die si ch vol lziehende Um

wälzung in dem Charakter des Bankwesens , durch d ie Ersetzung des Privatbank iers und der kleineren Prov inzialbanken durch die grofsen A kt1enunternehmungen ,

das Aufste i gen junger Kräfte ohne Kap ital immer schwieri ger gewo rden ist. Geschäftsu_

m_

f_

ang und der durchdiesen bedingtéii Schemät

'

isfielrung al ler Geschäfte m denRiesenbetrieben mufste"der PerSön

'

alk'

red it inelfr_denHintergrund

Page 156:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 147

t reten und an se iner Stel l e das Darl ehen gegen Hinterlegungem an

Bedeutung gewinnen.

Daher haben si ch Qual itä ten wi e Schärfbliclf , Menschenkenntni s

,s chnel l e Entsch eidung

,die d en geborenen Bank ier

von dem routinierten Beamten unte rscheiden,mehr dort er

hal ten,wo diese Tendenz noch ni ch t ganz zum Durchbruch

gekommen ist, al so bei d en Provinzialbanken und vor al lemb ei d en grofsen Merchant Bankers .

Die volkswi r tschaftl iche Bedeutung der Lo ans “ oder„Advances “

,mit wel chen Namen sowoh l Vorschüsse gegen

Unterpfand wie auch die ohne sol ches gewährten bezeichnetwerden

,wird am besten klar werden, wenn wir sie na ch d en

e inzelnen Volkskre isen o rdnen, denen sie zugute kommen.

1 . Im Importbandel : Kred itgewä hrung hauptsä ch l i ch gegenUnterpfand von Waren (reprä sent i ert durch Verladungsdokumente oder Lagerscheine) . Persönl i cher Kredit inder Form des Akzeptgeschäftes .

2. Exporthandel : Lombardkredit gegen Unterpfand von

Verladungsd okumenten bei den Koloni albanken. Persön

l i cher Kre dit bei den Provinzialbanken im Kontokorrentgeschäft und bei den Merchant Bankers im Akzeptgeschäft .

8 . Innerer Handel : Personalkredit,verbunden mit Ve1

pfändung von Vermögensstucken,die in keiner unmittel

baren Beziehung ‘

zu dem betreffenden Ge schäfte stehen(Wertp apiere ,

Versicherungspolizen und anderes mehr) .4 . Industrie : Zum Tei l Personalkred i t , wie beim Exporth andel , zum ande ren Tei l Darlehen gegen Unterpfandder Gebä ude

,Maschinen usw.

5 . Baugeschaft : Verpfändung von Hausern und Land .

6. Landwirtsch aft : Geringfügiger Persona lkredi t .

Wir konnen al so in der Kreditgewä hrung zwei sch arfgetrennte Arten von Vorschüssen unterscheiden : 1 . diel aufenden Vorschüsse im Kontokorrent und 2. d ie Darlehengegen spez iel l es Unterpfand (Lomb ard) . Erstere erfol genentweder ohne Unterp fand

,oder

,wo ein sol ches gefordert

wi rd,d ient es nur al s

„Col l ateral securi ty “ für den gewährten

persönl i chen Kred it ; seine Wirkung i st e ine dauernde Vermeh rung des Betriebskapita13 für den Betreffenden. Diezwe ite Klasse von Darl ehen wird stets nur gegen Unterpfandd er das betreffende Geschäft ausmachenden Wertgegenstände(Wertpapi ere , Waren,

Wechsel ) gewährt ; sie dienen l edigl i chdazu

,das in der betreffenden Transak tion festgelegte Kap i ta l

sofort wieder flüss i g zu machen. Von dem Standpunkte absoluter Sicherhe i t der Anl age bet rachtet

,ist die l e tztere Klasse

von Geschäften für d ie Bank vorzuziehen wei l sie s onst l e i cht10 *

Page 157:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

148 XXIII 4 .

zur stillen Teilhaberin in dem Geschä fte ihrer Kunden werdenkann und Gefahr l äuft , dafs die ,Gel der der Bank nich t nurzur Vermehrung des Betriebskapitals des Kunden dienen

,

sondern si ch in„stehendes “ Kapital verwand eln. Die London

allerdings ,was in ihrer

I ä11fénde Kredi tgewä hrung mögl i chst_

zu redu_

zieren ; s ie wo ll en11

'

1I f“

die erst j ede smalwieder abgetragen werden müssen

,eh e neue gewahrt werden.

D ie Proyinzj albanken dagegen suchen ihre Hauptaufgabe indes Kredits i

Kred itgewä hrung sich auf den i st esrel at iv l ei ch t für die Bank

,dem Grundsatz treu zu bl e iben,

dafs ihr Kred it si ch nur auf sol ch e Geschäfte erstrecken darf,di e sich entsprech end schnell real isie ren

,und zu verh indern

,

d afs s i ch d ie gewahrten Vorschüsse in einen Anla gekredi tverwandeln

,den die Banken weder geben dürfen no ch geben

können. S chon be i der Geschaftsverbindung mit grofsen

Reedereien i s t d ies bedeutend schwieriger ; wenn auch h ier derGrundsatz gil t

,dafs der Bankkredi t s i ch nur auf Ausgaben

für kl einere Reparaturen,Ausrü stung

,Proviant

,Vorschufs

auf Frach ten und dergle i chen erstrecken sol l,so i st doch die

L inie zwischen einer l aufenden und einer gründl i cherenReparatur

,z . B . bei einem Dampfer , so schwer zu ziehen,

dafsd i e Banken l e i cht wei tergehen

,als sie wollen

,und zuletzt als

Gegenwert ihre s Darl ehens ni ch t den l aufenden Frachtgewinn,

sondern den Dampfer selbst in Händen haben.

A hnlich ,aber nur no ch schwieri ger

,stel l t s i ch di e Sache

bei der G eschaftsverbindung mit der I n d u s t r i e . Auch hiermufs für eine Depos itenbank der Grundsatz gel ten , dafs derBankkredit s i ch nur auf Summen erstrecken darf

,die den in

Verarbe itung befindl i chen o der fertiggestell ten Fabrikatenentsp richt . D iese Grenze wi rd aber nur zu l e i cht über

schritten,so dafs d ie Bank unmerkl i ch zur Teilhaberin an

der Fabrik wird und im Notfä l l e s ie übernehmen und

vi el l e i cht zeitwe il ig sel bs t betreiben mufs. Die Höhe desgewährten Kredits sol l te hochstens dem umlaufenden Kapitaldes Unt ernehmens entsprechen, es mufs deshalb se inen M afs

stab in der Höhe der regelmä fsigen Umsätze und ni cht inder Grofse und dem Wert der Anl age al s sol cher suchen.

Eine Verkennung dieses Prinz ipes hat regelmäfsig zu grofsenVerlusten und Schwieri gke iten für d i e betreffenden Bankengeführt .

Diese Schwierigkei ten steigern s i ch noch bedeutend beider Kreditgewährung an das B a u g e w e r b e . Die engl ischespekulative Bautätigkeit , die si ch in erst er L inie auf d ieHerstel lung von kleinen Häusern (Cottages) für die mittlerenund unteren Klassen beschränkt , vol lzi eht sich meist wi e folgt :Der Unternehmer (Builder) pachtet das Land fur eine oder

Page 159:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

150 XXIII 4

Sol i ci tors) o der von Spez i al ins t i tuten,wi e d i e Bu i lding

S ocieties . Ein Fortschri tt auf diesem G eb iete konnte eventuel lzur Etabl i erung von Hypothekenbanken nach deutschemMuster fuhren ,

ni emal s aber zu einer stärkeren Betei l i gungder Dep os i tenbanken an die sem Geschäfte .

Nicht uninte ressant s ind auch die Verhä l tnisse,unter

denen die Darl ehen der Banken an d ie g r o fs e n B r a u e r e i e nerfolgen : D ie sch arfe Konkurrenz zwischen di esen hat d azugeführt , dafs fas t al le Schankkonzessionen zu zum Teil enormenPre i sen von d en Brauerei en erworben worden sind

,die die

betreffenden Häuser dann von Pä chtern betreiben l assen,um

sich einen gesi ch erten Absatz zu s chaffen Durch d ieses Vorgehen s ind d ie Preise der konzessi oni erten Häuser ganz enormin die Höhe getrieben worden und übersteigen oft um dasZehn und Mehrfache d en Wert des betreffenden Hauses ohned ie Konzessi on

,die durch Verschulden des Wi rtes l e i cht ver

l o ren gehen kann. Da d ie Brauereien d en Banken al s S icherhei t fur Vorschüsse mei st weni g mehr z u b ieten haben al sdiese Hauser

,die do ch nur e ine sehr ungenü gende S i cherhei t

darstel l en. so h aben s i ch License Insurance Companies “ geb i l det

,d i e das Risiko des Verlustes der Konzession uber

nehmen.

Die Kred itgewä hrung an den D e t a i l h a nd e l und an

die L a nd w i r t s c h a ft ( l etz tere ist vorwiegend mittl ererPachtbetrieb) l e idet nun zwar ni cht an der obenerwähntentheoret ischen Schwierigkei t e iner genü genden S che idung von

Betriebs und Anl agekred i t . Es handelt s i ch bei beiden ,so

gut wie ausschliefslich,nur um die Mögl i chkei t der Gewährung

des ersteren,der sich beim Detailhandel auf die Z e it von de r

Bezahlung der Ware an den G rofshändler bis zur Einkass i erungvon e inze lnen Kunden

,bei der Landwirtsch aft auf id ie Zei t

von der Aus saat und Erntearbei t bis zur R eal i si erung dergeernteten Produkte erstreckt . Die S chwierigke i t l iegt vielmehr darin. dafs es si ch in beiden Fall en um reinen Personalkredi t h andel t da besonders der Landwirt im Pachtbetriebe

weni g hat,wa s d ie Bank als

„bankmäfsig sicheres

“ Unte rpfand ansehen könnte . Der Deta ilhandel hat si ch e inigermafsen da durch geholfen

,dafs er seinen Kredit zum Teil bei

se inem Lieferanten,dem Gross isten

,findet

,und aufserd em geht

die Entwick lung dah in, d afs in steigendem M afse auch in der

einen oder der anderen Form der D etai lhandel zum Grofsbetri eb w ird und damit in d en Bereich der ausrei chendenbankmäfsigen Kred itgewährung tri tt .

Am ungünstigsten l iegen di e Verh ä l tnisse fur die L an d

w i r t s c h a ft,besonders seitdem

,infolge der Konz entration

im Bankwesen und der allmähl i chen Einbürgerung hauptstäd t i scher Geschäft3prinzipien in der Provinz , d ie Gewährungvon Personalkredit auf Schwieri gkeiten stöfst. Das Banker s

Page 160:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4. 151

Magazine “ sagte h i erüber bereits 1894 (S .„Pachter

,die

noch vor wenigen Jahren anscheinend in günst igen Vermögensverhältnissen sich befanden , mussen Darlehen von

hauptstädti schen Wucherern aufnehmen,wei l die Banken in

vielen landwi rtsch aftl i chen D istr ikten Instrukti onen von ihrenZentralbureaus haben

, ni cht einmal wenige 100 an Pachterauszule ihen

,d ie vor zehn oder zwanz i g Jahren ebens oviel

Tausende an Depos i ten hatten. Der Kapitaluberflufs i st sogrofs , dafs Gel d mit Schwi erigkeiten zu 1 /4 °/o in Londonunterzubringen ist

,w ährend die Farmer froh wären, bis 5 %

zu bez ahl en.

“ Der Verfasser erinnert sich e ines Fal le s,in

dem ein früher gut s itu ierter Pachter nur infol ge der Unmögl ichkei t e inen angemessenen Kredit zu erhalten

,zum

Konkurs getrieben wurde . Bei der Zwangsverste igerung ergab si ch ein Uberschufs von mehr als 400 52 ; der Mann waral so völ l i g sol vent

,und nur der Mangel e ines entsp rechenden

Kredi tes verni chtete se ine Exi stenz . Diese Verhäl tni sse h abendaz u geführt

,dafs das land liche Genossenschaftswesen

,wel ches

bisher in England ke inerle i E ingang gefunden hatte,se it

M itte der neunzi ger Jahre zuerst in Irl and und dann auchin Engl and zur L inderung der Kred i tno t der Landwirtsch a ftherangezogen worden i st . I n d en l etzten Jahren hab en si chin Irl and eine gröfsere Anzahl ländl i cher Kred it und Darlehenskassen na ch dem R aiffeisensystem gebil det ; in Engl andselbst i st d i e Bewegung jedoch noch in ih ren ersten Anfängen.

4. Die T echnik d es Vorschufsgeschaftes .

Die B a nk v o n E n g l a nd i s t d i e einz ige unter dengrofsen Banken,

d ie auch sol chen Personen,d ie ni ch t zu ihren

regelmä fsigen Kunden gehören,Darlehen gewährt . D ie Bank

gibt Darlehen nur auf mindestens sieben Tage und setz t denZinsfufs j e nach der Lage d es Geldmarktes an ; der Maximalsatz i st 1 % über der offiziel l en Bankrate . Darlehen werden :nur gegen Unterpfand von engl ischen und ko loni a l en Staatsanl e ihen und sonstigen absolut erstkl a ssigen Papieren oder .von Wechseln gewährt . Das Vorschufsgeschäft der Bank erstreck t s i ch zum allergrofsten Teil auf Darl ehen anWechselmakl er und Fond smakler.

Die anderen L o n d o n e r D e p o s i t e n b a nk e n gewahrenih ren Kunden Darl ehen durch Eröffnung eine s

„Loan account “

,

und zwar wird ,wie folgt , verfahren : Ein Kunde arrangier t

z . B .,dafs i hm gegen Verpfä ndung von Wertpap i eren ein

Kred it von 5000 e röffnet werden s ol l,und verspricht h ier

auf 5 °/o Zins zu z ahlen. Die Bank eroffnet i hm dann ein

Vorschufskonto,dem 5000 gutgeschrieben werden. Der

Kunde z ieht sodann Schecks gegen dies Vorschufskonto und

zahl t d ieselben zugunsten se ines l aufenden Kont os ein. Bis

Page 161:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

152 XXIII 4 .

der ganz e Vorschufs vom Kunden wirkl i ch in Anspruch genommen i s t

,ersche int die Summe in den Büchern der Bank

als ein Deposi tenguthaben des Kunden. Solange nun derganze Vorschufs ni ch t abgetragen i st , mufs der Kunde auf

d ie ganze entnommene Summe den vol len Zinssatz zahlen,

s elbs t wenn er zeitwe ise auf s einem laufendenKonto grofsere Beträge zugute haben so l l te

,auf die ihm j e nach der dauernden Ab

machung, die er mit der Bank hat , gar kein oder doch nur einganz geringer Zins vergütet wi rd . Erst wenn er von se inemlaufenden Konto entsprechende Betrage auf das Vorschufskontoübertragen lä fst, vermindert s i ch auf diesem die Z insberechnungent sprechend ; e ine sol che R ückübertragung _

erford ert aber einerse i ts e ine fortwährend aufmerksame Überwachung beiderKonten

,zu der ni cht j eder Geschä ftsmann Zeit hat

,und ist

anders eits nur mögl i ch,wenn der Kunde in l aufender Rechnung

genü gende Summen auf längere Ze it zur Verfügung h at,da d ie

Bank eine tägl i ch wechselnde Hin und Herübertragung von

e inem Konto auf das andere ni cht zuläfst. D ie Folge ist , dafs ind en meisten Fäl l en eine Verminderung der auf dem Vorschufskonto zu verz insenden Summen bei d iesem System erst eintr i tt

,wenn der Kunde den Vorschufs ni ch t we iter benotigt

und denselben ganz abträgt . Ein konkretes Beispiel sei hierangeführt : E ine Londoner Exportfirma hat ihre l aufendeRechnung bei einer der grofsen Deposi tenbanken ; sie mufsein Mindestguthaben von 1000 ge auf diesem Kont o z insfre ihal ten

,um die Bank fur ihre Mühewaltung zu entschädigen ;

in Wirkl i chkei t läfst sie aber stets uber 2000 58 stehen und

begnügt sich fur das zwei te Tausend mit einer ganz minimal en Verz insung . Braucht sie gröfsere Vorschusse ,

so erhält sie d iese nur gegen Hinterl egung von Wertpapieren und

5 % Zinsvergü tung, ganz ohne Rücks icht darauf , dafs sie inl aufender Rechnung ein so bedeutendes Guthaben hat . DerGrund warum d ie Fi rma eine so grofse Summe müfsig l i egenläfst, ist darin zu suchen

,dafs s ie h ierdurch ihren al lgemeinen

Kred i t ungemein stärkt : Da man s i ch in England be i Auskünften uber kaufmä nnis che Fi rmen fast ausschliefslich auf

Bankers Opini on“

,d . h . auf d ie Auskunft verläfst , die d ie

ei gene Bank des Angefragten gibt , so l euchtet es ein , dafsd ie Auskunft über die Firma s ich in einem Fall e wie demobigen s ehr güns tig gest al tet ; sie

_wird etwa lauten : „D ie

Betreffenden machen bedeutende Umsätze und haben stetseinen gröfseren Betrag bei uns zugute .

“ Eine sol che A uskunft ist aber fur die betreffende Firma zehnmal mehr werta ls di e 20 o der 80 35 Z insen , die s i e dafür im Jahreeinbüfst.

I n der P r o v i n z dagegen,wo

,wie wir wissen

,di e Banken

kein Mindestguthaben fordern,gesch ieht d ie Kredi tgewährung

in der Form des„Overdrafts “

,d . h . die Bank bezahlt b i s zu

Page 163:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

154 XXIII 4 .

Da uber engl i sche Staatsanl e ihen,ebenso wie uber v i el e

Kolonial und Kommunalanl eihen , keine Stücke aus gegebenwerden,

sondern das Eigentum an denselben durch Umschreibung in d en Büchern derj eni gen Bank

,der di e Verwaltung

der betreffenden Anl e ihe übertragen ist,

an d en Erwerberübergeht so gesch ieht d ie Verpfändung in der Weise

,dafs

di e darle1hend e Bank sich einen„Blank trans fer “ geben läfst,

d . b . ein Dokument , in dem der Besitzer der Wertpapi ereden Auftrag gib t

,sein Eigentumsrech t an eine noch ni cht

genannte Person ,deren Namen di e Bank im N otfalle selbst

ausfül lt,zu übertragen. Bei der Verpfändung von Aktien

wird meist so verfahren,dafs d ie Bank der betreffenden Ge

sel lschaft anzeigt , dafs die A ktienzertifikate nebst Ubertragungsscheinen b e i ihr a ls S i cherheit fur ein Darlehenhinterl egt worden sind . Dies genügt um der Bank ein

Vorrech t auf die Aktien zu si ch ern ; sie tri tt aber ni cht indie vol l en Rechte und Pfl i chten des betreffenden Aktionä rsein ,

bi s si e si ch in den Büchern der Gesel lschaft als Ei gentumerin e intragen läfst. Bei der Verpfändung von Wertpapie ren u . d ergl. mufs ausdrü ckl i ch erwähnt werden ,

dafsdi ese Verpfä ndung eine kont inuierl iche se in s o ll

,da rechtl i ch

d i e Verpfändung sonst nur fur das spez iel l gegebene Darlehengil t und ni cht fur Später gewahrte

,wenn das ursprüngl i che

e inmal zurückgezahl t ist. Wenn z . B . e ine Bank 1000

gegen Verpfändung von Wertpapieren vorschiefst ,der Kunde

aber im Laufe e iner Woche in mehreren Summen Einzah

l ungen auf se in Konto macht , d ie zusammen 1000 b etragen,

und dann von neuem einen Scheck über e ine gröfsere Summez ieht, so ist die Verpfändung ni cht mehr für d ie l etz tentnommene Summe gultig,

es se i denn,dafs vorher ausdruck

l i ch festgesetzt w ird,dafs es si ch um eine cont inuing secu

ri ty handeln sol l .Darl ehen werden ferner gewahrt gegen Verpfändung von

1Lebenw ersicherungspolizen ; da die Versi cherungsgesel l schaftense lbst oder d i e zahlre ichen grofsen „

Reversionary Companies “

j ederz e it b ere i t sind,die Polizen auf Basi s der von den

ers teren Gesel lschaften festgesetzten R ückkaufsbed ingungen

(Surrender Value) zu erwerben und die Bank natürl i ch di eHöh e d es Darl ehens nach der ih r bekannten Skal a der Versicl1erungsgesellschaft bemifst ,

so können diese Polizen al svol lkommen si cheres Pfandobjekt gel ten.

Alle fur die L ondoner Depos i tenbanken genannten Darlehnsgeschäfte kommen in gleicher Weise für die Prov inzia lbanken in Betracht ; d aneben erscheint aber hier d ie in Lond on ni ch t übl i che Form der Darlehnsgewährung ohne Unterpfand oder doch weni gstens mit Unterpfand , das die Höhedes Darl ehens ni cht erreicht . Die Art und Weise in welcherdiese Dahrlehen

,die s i ch meist zu einer l aufenden Verschul

Page 164:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 155

dung des Kunden be i der Bank auswachsen,gewahrt werden,

i st bereits oben in dem Abschni tte über di e Kredi tgewährungan Handel und Industri e ausführl i cher gesch il dert worden.

Eine Spezial i tä t der schottischen Banken bil den d ie sogenanntenCash Credi ts “

,d ie darin bestehen

,dafs unbemittel teren Kun

d en gegen die Bürgschaft wohlhabender Personen ein Kredi tin l aufender Rechnung eröffnet wi rd . Das System ist bere i tsvon Adam Smith und später so haufig gesch il dert worden

,

dafs wir e s al s bekannt vo raussetzen dürfen. Seine Anwendung i s t übri gens neuerdings stark zurückge gangen.

5 . Die Leihsatze d er Banken.

A hnlich,wie wi r be i d en Depos i ten gesehen haben

,dafs

d ie Sätze in London und d en grofsen Städten s i ch nach derLage des Geldmarkte s ri ch ten

,in d en übri gen Di strikten aber

zieml i ch stab i l s ind,l i egt die S ache auch bei den Darlehns

z inssätzen,so dafs z . B . zu eine r Zei t

,wo Darleh en in Lon

d on kosten, in der Provinz 4V2—5 gezahlt werden.

Auch h ier ze i gt s ich der grofse Vorte i l , den Banken mit Verbindungen in der Provinz uber d ie rein hauptstädti schen I nstitute haben.

Der Lombardzinsfufs in London betragt‘

bei Hinterlegunggute r Si cherhe it durchgehends über der offiz i el len Bankrate

,ohne Berechnung einer Provi s i on ; stei gt der Bank

diskont j ed och auf so beträgt auch der Lombardzinsfufsni cht über 5 % Noch bis in d ie neunz iger Jahre b etru g deral l gemeine Darlehnssatz 1 % übe r Bankrate ; infol ge der zu

nehmenden Konkurrenz s ind d ie Banken auf zurü ckgegangen

,und bei b il l igem Geld stand e wird auch dieser Satz

'

ni cht mehr aufrechterhal ten. Grofse Firmen ,d ie wei test

gehende S i cherhei t bieten konnen,zahlen nur d ie Bankrate

oder selbst unter d ieser mit einem Minimum von

Im ganzen reprä senti ert also d er offizi el l e Diskontosatz dergenau d en Marktpreis

_

der Darigt d iese Rate auf über so

me i st besse r bezahl t,die betreffenden Wert

p ap iere,di e doch nur —8 tragen ,

zu verkaufen stattzu verpfänden

,und dies veranlafst die Banken

,die Darl ehns

rate mögl i chst ni ch t uber 4 zu e rhöhen.

1

-D

I n der Provinz betra gt der Leihsatz durchgehends 5 °/o ,und 1

/ s Vorschufsprovision ; auch h ier werden grofse Fi rmennatürl i ch bes ser beh andel t und können al s beste Bedingungbe i vol lständ iger Deckung in ers tklassigen Wertpapieren diegl ei chen Sätze wie in London erre i chen unter Bankrate . Minimum 8 be i Deckung mit Waren o derweni ger l e icht real is ierbarenWertpapieren wird die Rate da

Page 165:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

156 XXIII 4 .

gegen auch fur s ie — 5 zuzügl ich e iner nominel l en Provision betragen. Be i nur te i lwei ser Deckung des Vorschussesbeträgt der Darlehnssatz durchgehends 5 % mit 1 /s oder selbst

Prov i s i on ; ungedeckte Vorschüsse, die in gröfserem Umfange nur Häusern mit bestem Renommee gewahrt werden

,

kosten ebensovi el . I n entfernteren Teil en des Landes s indd ie Sätz e noch hoher : so betragen s ie z . B . in der Isl e ofM an für die Durchschnittskunden stets 5 1/z und 1 % Provi sion. Tei lweise hängt die Höhe der berechneten Sätze auchd avon ab, ob der Kunde „

easy go ing “ i st,ode r ob er die ver

s chiedenen Banken gegene inander auswielt und energischd arauf dringt , niedrige Sätze zu erhalten. Doch ist es fürihn

,wenn er ni ch t ganz unabhängig i s t

,ni cht immer k lug

,

nach dieser Seite hin die Schraube zu s tark anzuz i ehen ; dennd ie Banken haben ein gute s Gedächtnis , und wer a l s „

Drucker“

bekannt i s t , wird dies zu se inem Schaden herausfinden,wenn

er einmal d i e Hilfe seiner Bank wirkl i ch braucht . Der guteG eschä ftsmann,

auch der mi t grofsen Umsätzen, druckt l iebere inmal ein Auge zu

,wenn die Charges “ ihm auch etwas

hoch ersch e inen. Er weifs , dafs es vo r a ll em wichtig ist,

s i ch mi t der Bank gut zu stel l en,und wegen eine s etwa bi l l i

geren Angebots se in Konto e iner anderen Bank zu übertragen,

i st oft ein riskanter S chritt,der d en Kred i t des Betreffenden

schädigt .Wie gut die Banken es im ganzen verstehen

,fur ih re

Vorschüsse genügende S icherheit z u erha l ten, geht ni ch t nuraus d en durchschni ttl i ch sehr geringen Verlusten,

d ie sie erl eiden

,hervor

,sondern auch daraus

,dafs fast be i j e dem Kon

kurs die Bank ihre Hand s tets auf di e besten Vermögensobjekte l egen kann und d ort , wo eine Bank stark bete il i gtist

,d ie anderen Gläubiger meist leer ausgehen.

Für die d i rekte Kreditgewährung i st der Leihpreis desGel des al so entweder ein fe ste r ode r ein mit der offiz iel len'Diskontorate wechselnde r , in j e dem Fal l e aber abhängi g von

einem M afsstab,der den augenbl ickl i chen Leihpreis d es Geldes

. weni g in Betracht z ieht ; denn,wie w ir wissen

,ist die offi

zielle Rate nur in besonderen Zeiten ein M afsstab für"de

'

n'

w irkl i ch en Preis des Gel des . Im Gegensatz'

h ierzu kommtbei den Darl ehen an den offenen di

'

eWechselmakier müd

"an die Fond smakler ,

der augenbl ickl i che Wertauf dem „

short l oan market “ zum Ausdruck .

Anr* *

dentiiöh'

stw prägt s

'

i ch'

dies in den Darlehßn an dieWechselmakl er aus

,weil di ese d ie Gel der von d en Banken

zu tägli ch wie“

ch'

éelfrden Raten entnehmen. Hierdurch wirdein derart d irekter Zusammenhang zwi schen Darlehnssatz

u”

d‘

M arktdfskont herges tell t , dafs d i e geringste Schwankungd

'

e'"s ei

'

1

'

1'

en sofort se ine Wirkung auf d en anderen fühlbarmacht .

Page 167:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

I I I . Die innere Organisation d er Bankenund ihre G eschäftsführung .

A . D ie Bank v on E ng lan d .

1. Die innere Organisation d er Bank.

Das Wichtigste h ierüber i st bere its in dem Abschnitteuber die Arbei tste il ung mitgete i l t worden so dafs h ier nurweni ges nachzutragen bl e ibt . D ie le i tenden Organe der Banksetzen s i ch z usammen aus 1 . dem Aufs i chts rat (Board of

Directors) , 2. dem Präs identen (Governo r) und 8 . dessen S tel lvertreter (Deputy Governor) . Die Mitgl ieder des A ufsichtsrates werden offiz i el l von d en Aktionären der Bank gewähl t ;j edes Jahr schei det eine bestimmte Anz ahl derselben aus , dieein Jahr l ang dem Aufsi ch tsrat ni cht angehören dürfen,

dannaber von den Akt ionä ren wiedergewäh l t werd en können. I n

Wirkl i chke it i st es j edoch der Aufsichtsrat , der s ich selbste rgänzt : die j ährl i ch ausscheidenden Mitgl ieder werden stetswie dergewähl t

,wenn ihre Kol l egen es wünsch en

,und Vakanzen

,

d ie durch T od oder Rücktritt e ines Aufsichtsratsmi tgl iedese intreten,

werden vom Aufs i chts rat selbst wieder gefü l l t,und

zwar aus den Kreis en der j üngeren Mitgl i eder einer Anzahlers ter Londoner Handel shäuser . Es werden fast nur jüngereMänner gewähl t

,wei l d ie Amter d es Präs i denten und Vize

prä s identen nach der Anci enni tät gegeben werden,indem das

j ewei ls älteste Mitgl ied des Aufsi ch tsra tes,das noch ni ch t

Präs ident gewesen i st , zum stel l vertretenden Prä si denten und

das Jahr darauf zum Prä si denten gewähl t wi rd . Waren alsod ie Mitgl ied er bei ihrem Eintri tt ni cht jüngere Männer

,so

läge d ie Gefahr nahe , dafs sie das Amt des Prä s i denten,das

ihnen ungefähr 20 Jahre nach ihrem Eintri tt zufäl lt,erst er

h iel ten,wenn ih re Arbeitskraft schon im Abnehmen b egriffen

i st . Ausnahmsweise wird ein Direktor,der an der Reihe

wäre stel lvertretender Prä s ident zu werden , auf eigenenWunsch e ini ge Jahre zurückgestel lt ; in ganz wenigen Fäll enhat man d en Inhabern grofser Geschä fte . deren Zei t zu sehr

Page 168:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 159

in Anspruch genommen war , ge stattet , d ie Wahl abzulehnen.

Wahrend sonst der Prä si dent sein Amt stets nur ein Jahrinne hat

,hat man in besonders schwieri gen Zeiten gee i gne te

Personlichkeiten für ein zwe i tes Jahr wiedergewählt,s o während

der Baring-Krisi s , als auf all gemeinen Wunsch Mr . Lidderdal e

,der die H ilfsakti on e ingele itet hatte, noch ein weiteres

Jah r im Amte bl ieb , und wiederum während des sudafrikanischen Krieges .

Es i st dafur gesorgt , dafs d ie jüngeren Mitgl ieder desAufsichtsrates ke inen überwiegenden Einflufs ha ben ; dennnur aus ihrer Zahl schei det jährl ich eine Anz ahl aus

,wahrend

Mitgl ieder,d ie bere it s den Po sten eines Präs identen inne

gehabt haben,permanent sind . Die Gesamtzahl der per

manenten Mitgl ieder bi lden das Schatzkomitee (Comitee ofTreasury) , dem , zusammen mit dem Prä sidenten und s e inemStel l vertrete r

,die Ents che idung über d ie w icht igsten A n

gelegenheiten zus teht ; der Einflufs dieses Komi tees wechselt ,j e nachdem der Präs ident ein mehr oder weniger hervor ragender und unternehmender Mann i st ; d ieser Einflufs ble ibt aberin al l en Fäl len ein bedeutender und gibt der Pol i tik derBank S icherheit und S teti gkei t . Auß er diesem Komiteewerden aus der Zah l der Aufs i chtsratsm

_

i tgl i eder noch wei tereacht Komitees geb il det

,d ie si ch in die Überwachung der ver

schiedenen Geschäftszweige te il en. Eine Gesamts itzung desAufs i chtsrates (Court of Directors) findet nur e inmal wochent1i ch statt und dauert fast nie l anger al s anderth a lb bis zwe iS tunden ; schon hi eraus geht hervor , dafs d ie wi rkl iche Lei tungder Bank in d en Händen des Prä s i denten und der einze lnenKomi tees l iegt

,da in e iner so kurzen Gesamtsitzung nur al l

gemeinere Fragen erled igt werden können.

Die gesamte innere Organisat ion der Bank beruht ni ch tauf festgesetz ten Statuten

,sondern auf al ter Gewohnheit

,

ebenso wie jene eigentüml iche Bestimmung,dafs ke in Bank ier

M itgl ied des Aufs i chtsrates se in darf. Diese Best immungdatiert noch aus der Zeit , al s d ie Bankiers als Konkurrentender Bank angesehen wurden ; ih re Aufre chterhal tung berührtaber hochst sonderbar heute

,wo d ie anderen Banken ni ch t

mehr Konkurrenten,wohl aber d ie gröfsten Kunden der Bank

von Engl and s ind . Ihre Erfahrung,Fähigke it und genaue

Kenntnis des Bankgeschäfts würden von gröfstem Nutzen fürdie Verwal tung der Zentral bank sein. D iese A usschliefsungerstre ckt si ch sowohl auf Privatbanki ers wie auf A ufsichts

ra tsmitgl ieder,D irektoren und Angestel l te der Aktienbanken.

S ie erstreckt s ich dagegen ni cht auf Häuser w ie Rothschi ldein Mitgl ied d i eses Hauses s itzt im Aufs i chtsra t der

Bank die,wie berei ts erwähnt

,ni ch t als Bankers

,sondern

als Merchants angesehen werden E benso gehorte im Jah re1890 e iner der Inhaber des Hauses Baring dem Aufsi chts rat

Page 169:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

160 XXIII 4 .

der Bank an , die so frühzeit ig wohl in der Lage war,die

d iesem Hause drohende Gefahr zu übersehen und einer gefährlichen Erschütterung des Geldmarktes vorzubeugen. D ieMitgl i eder des Aufsi chtsrates s ind also durchgehends Kaufleute

,die ihre e i genen grofsen Geschäfte in London haben,

und deren genaue Kenntnis der versch iedenen kaufmännischenGeschäftszweige für d i e Bank sehr d ienl i ch i st . Für einegewiss e Z ahl grofser Fi rmen könnte man fast von e inem erbl i ch en Rech t auf d ie Stell ung eines Mitgl iedes im A ufsichts

rat der Bank von England sprechen. Bedenkl ich mufs es nur erscheinen ,

dafs d i e meisten keine genauere Kenntni s deseigentl i chen Bankges chäftes besitzen

,da s ie ke ine wirkl i che

Schulung in einer Bank durchgemacht h aben ; Speziel l di etechni s che Se ite des Bankgewerbes

,d i e von der des kauf

männischen_

Geschäftes grundversch ie den ist,kommt h ierbei

zu kurz . A hnliches kommt j a al lerdings be i den meistengrofsen Aktienbanken vor ; dort aber l iegt die wirkl i che Le itung der Geschäfte in d en Händen von Direktoren (Managers) ,d ie von Jugend auf in d em Spez i el l en Geschäftszwei g geschultworden s ind

,und ! denen der Aufsichtsrat mehr als Kontro l l

instanz gegenübersteht . Bei der Bank von Engl and gibt e ss ol che Personen in l e itender Stel lung j edoch ni cht ; die laufenden Geschä fte werden vom Präsid enten

,se inem Stel lvertreter

und d en versch iedenen Komitees al l ein erledi gt ; diesen gegenüber sind d ie fes t angestel l ten Beamten nur ausführende 0 1°

gane ohne j e de S timme in der Entscheidung über di e Geschäftsführung . Der Präs ident oder sein Stel lvertreter s indwährend der Ges chäftsstunden ste ts anwesend ; si e entscheidenüber al l e Vors chü sse

,d ie aufserhalb der gewöhnl i chen Ge

schäftsroutine l i egen, fuhren die Korresmndenz mit der Regierung

,l egen d ie wi chti gsten Angelegenhei ten dem Schatz

komitee vor,kurz : sie beso rgen al l e Geschäfte , d ie bei einer

anderen Bank dem Manager zufal l en würden.

Dafs eine sol ch e O rganisati on ni ch t ohne schwerwiegendenEinflufs auf di e ganze Geschäftsfuhrung der Bank i st , l iegtauf der Hand . Die Vorte il e der O rganisati on haben sichdarin gez e i gt , dafs d ie Aufsi chtsräte als vorsi chti ge Kaufl eutestets auf die S icherhei t der e inzelnen Geschä fte beda cht waren,

dafs ih re Kenntni s d er kaufmännischen Verhäl tnisse sie davo rbewah rt h at

,schlechte Schulden zu machen

,dafs i h r Rei ch

tum und ihre Stel lung sie vor d em Verdach t schutzen,die

Mach t der Bank zu ihrem eigenen Vorte i l zu benutzen. DieNachte i l e s ind j edo ch wei t schwerwi egender : Ein Komiteevo rs i chtiger Kaufl eute ist v iel lei ch t die bes te Instanz , umuber di e S icherhe i t e inzelner noch so grofser Geschäfte zuents chei den

,es i st aber weni g geeignet besonders wenn

seine le itenden Organe j ä hrli ch wechseln weitschauend e

Entsch lüsse zu fassen und die ganze Kred itpol it ik e ines

Page 171:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

162 XXIII 4 .

2. Die Zentralreserve.

D ie gesetz l i chen Vorschriften fur die Notenausgabe sindso scharf präzisiert , dafs das mit d ieser Aufgabe betrauteIssue-Department vol l ständi g automatisch funktioni ert . I n

ähnl i cher Weise ist d ie Kass enführung für d en Staat und d ieöffentl i che Schuldenverwal tung durch gesetz l i che Vorschriftenfestgelegt , so d a fs auch diese Tätigke i t aus dem fre ienWirkungskreis der Bank ausscheid et . Für ihre sä mtl ichenanderen Geschäfte dagegen ist die Bank nur dem Wil len ihrerLeiter resp . i hrer Aktionä re unterworfen.

Soweit d iese Tätigkeit si ch im Rahmen d es gewohnlichenBankgeschäftes absp i el t

,ist si e schon in d en vorhergehenden

Abschni t ten berücksi ch tigt werden. A n di eser Stel le ist darumnur d ie Bank in ihrer Ausnahmestel lung a ls

„Bank der

Banken“

und al s Hüterin der einz igen grofsen BarreserveEngl and s ins Auge zu fassen. Die Wirkung d es steti g engerwerdenden Netz es von Bankni ederl assungen, wel ch e das ganz eLand und fast al l e Bevölkerungsklassen in den Krei s ihrerWirk samkeit z iehen ,

d ie Verfeinerung der Methoden desZah l ungsverkehrs durch d en fast all geme inen Gebrauch von

S checks,d ie Inst itut i on d es

„Bankers clearing house “

,des

Stock Exchange und des Produce-Clearing haben dazu gefuhrt

,dem engl ischen Kred itwesen eine Gestal tung zu geb en

,

d ie ni ch t unzutreffend mit einer auf ih rer Spi tze bal anci erendenPyramid e vergl i chen werden i st . Diese Spitze nun

,auf der

j ener ganze eno rme Auf bau ruht , i st der j ewei l ig im BankingDepartment vorhandene Barvorrat resp . die d enselbenreprasentierenden Noten. Es ist hier di e Okonomie in derVerwendung von Surrogaten des gemünz ten Geldes so wei tgetri eben worden

,dafs e ine Verringerung der Barbestände

der Zent1albank um weni ge Mill i onen Pfund S terl ing genügt,

um d ie al l erschwersten Gefahren für das wirt schaftl i che Lebenheraut

'

zubeschwören. D ie S orge dafür diesen Gefahren zubegegnen

,l iegt al l ein in d en Händen d er Bank

,d i e damit in

e inen s teten Konfl ikt zwisch en den Interessen ih rer Akt ionä reund denj eni gen der All gemeinhe it versetzt wird . Wie grofsund schwieri g diese Aufgabe ist , wi rd si ch aus der Beantwortung der folgenden Fragen ergeben :

1 . I n w e l c h e m V e r h ä l t n i s s t e h t d i e R e s e r v e z ud e n au f s i e a l s l et z t e D e c k u n g a n g e w i e s e n e nV e r p fl i c h t u n g e n?

2. W i e h o c h mü f s t e s i e s e i n,u m a l l e n A n

s p r ü c h e n z u g e n ü g e n?8 .W e l c h e M i t t e l b e s i t z t d i e B a nk

,u m s ie a u f

e i n e r a n g e m e s s e n e n H ö h e z u e r h a l t e n un d

i nw i e w e i t e r r e i c h e n d i e s e M i t t e l i h r e nZ w e c k?

Page 172:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4. 168

Bei dem Versuch,die erste Frage zu beantworten

,stel l t

s i ch uns sofort e ine Schwierigkeit in d en Weg : Wir werdenuns naml i ch auf d ie A ufzeigung der inl änd is chenVerpfl i chtungenbeschranken müssen

,weil ke inerle i Mittel vorhanden sind

,um

d ie Ansprüche des inte rnati onalen Verkehrs an die Barreservea uch nur annähernd zu berechnen. S ie s ind viel gest a l t i gund im voraus ni cht zu best immen.

Neben d en Erforderni ssen der internationalen Zahlungsb i lanz treten noch eine Reihe anderer Ansprüche auf

,welch e

d araus e rwachsen,dafs Engl and der e inzig völ l ig freie Geld

mark t der Wel t i st,und dafs al l e s Gold von den Produkt1ons

ländern zuerst nach London flicfst. Jedes Verl angen nachdem gelben Meta l l

,sei es für Währungs sei es für andere

Zwecke,mufs hie r se ine Befri ed i gung suchen.

Fur d ie inneren Verpfl i ch tungen dagegen haben wir einens ehr guten M afsstab in der Höhe der kurzfri sti gen Verbindl i chkei ten al l er Banken.

Die Verpfl i chtungen d es Banking-Department nach die serR i chtung hin setzen si ch zusammen :1 . aus d en „

Publ i c Depos its“,

2. aus d en„Private Depos i ts in denen die Bankers

balances enth al ten s ind .

Erstere bi l den e inen an und fur si ch sehr stabi l en Po sten,

d essen Bewegungen si ch z ieml ich genau vorherbestimmenl as s en ; da aufserd em keinerle i Gefahr vorl iegt , dafs di e Regierung ih r Guthaben pl ö tzl i ch zurückzieht , so gehört diesesKonto zu den si chersten

,wel che e ine Bank überhaupt haben

kann. Eine besonders hohe Re serve is t al so dafür durchausni cht erforderl ich ; grö fsere Ausz ahlungen erfol gen zudemmeis t nur in der Form von Buchubertragungen.

Nicht v i e l anders s teht es mi t dem Tei l der PrivateD epo s i ts

,der aus Einla gen von Kaufl euten, Privaten u. a . be

steht ; denn im Fal l einer Kris is ,welche das Vertrauen des

Publ ikums in die anderen Banken erschüttert,wird d ie Bank

von England als der festeste Pfe i ler des ganzen Systems anges ehen

,und Gelder

,d i e den anderen entz ogen word en sind ,

i hr anvertraut . I n schwi eri gen Zeiten werden diese D epositens i ch al so eh e r vergröfsern al s vermindern.

Es bl e iben al so nur die Bankers Deposi ts,und auch diese

stel l en si ch be i oberflächlicher Betrachtung al s ein Postendar

,der be im Herannahen einer Kri si s ni ch t ab sondern zu

nimmt . Erstens besteht er j a,wie wi r wissen

,zum Tei l aus

d en Guthaben der Banken,die zum Zwecke der Abrechnung

im Clearing House d ienen,und deren Zurückz iehung d ie

Grundl age des ganzen Bankverkeh rs zerstören würde . Derandere Te il d ieser Banke rs bal ances aber hat di e Tendenz

,

in schwierigen Zeiten stark zu steigen , und zwar deshalb,

wei l dann die Banken i h re flüssi gen Mittel zu ve rmehren11 *

Page 173:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

164 XXIII 4 .

streben ; sie bewerkste l ligen d ies , indem sie i hr Guthaben be ider Bank , das fur völ l i g flüss ig angesehen wird , erhöhen.

Da d ie Bank nun gegen ihre Verpfl i chtungen e ine Res ervevon durchschni ttl i ch 48 häl t

,so erscheint ihre Ste l lung

absol ut ges i chert,besonders da es nach dem Vorhergesagten

ih r auch in unruhigen Zeiten ke inerle i Schwierigkei ten machenwürde

,di ese Reserve auf e iner angemessenen Höhe zu er

h al ten,wenn sie einfach ihre Diskontierungen und Vorschüsse

in sol chen Peri o den e inschrä nkte . Schon der unverhältnis

mafsig hohe Prozentsatz der Reserve bel ehrt uns aber darüber ,dafs d ie Bank sehr wohl weifs

,dafs ein sol ch es Vorgehen

unmögl i ch ist,und dafs der Versuch einer sol ch en Beschränkung

zum so fortigen Zusammenbruch des ganzen Systems und

damit auch der Bank selbst führen würde . Einmal in derKri si s d es Jahres 1866 hat die Bank einen Augenbl i ckges chwankt

,ob sie dies e re striktive Pol i tik durchführen könne

,

und s chon das G erücht einer s o l chen Erwägung führte zue iner unerträgl i chen Verschärfung der Panik . Im Gegente i l'ist sie in s ol chen schweren Zei ten genötigt , ei gentl ich ohne‚j ede Rück si cht auf die Höhe ihrer Reserve jedem

,der

gute S i cherhei t b ieten kann,zu hel fen

,und zwar aus folgen

den Grunden :Wie w ir bere its wissen

,h al ten die übrigen Banken gegen

uber ihren enormen Verpfl i chtungen nur ganz geringe Barbestände ; be i eintretender Beunruhigung o der gar beim Herannahen e iner Kri s i s müssen sie d iese sofort vermehren ,

umgegen e inen eventuell en „R un

“ ihrer Depositengläubiger gerüstetz u se in. Das Nächstl ie gende wäre das Zurückziehen d es freienTe il es i h res Guthabens be i der Bank von Engaud . D ieses M itteli s t in den Kri sen der Jahre 1847, 1857, zum Tei l auch noch1866, spez i el l se itens der Provinzialbanken zur Anwendunggekommen ; e s fuhrt aber zu einer sofo rtigen Verstärkung derSchwieri gkeiten o der gar zu einer Panik , indem einmal di edadurch hervo rgeru fene Verminderung der Zent ral reserve denal l ersch lechtesten Eindruck macht und zwe i tens d ie Summen

,

wel che auf d iese Weise fre i werden, vi el zu gering s ind , umdie Kassenbestände der Banken genügend zu erhöhen. Se i t1866 wird deshalb auch die entgegengesetzte Po l i t ik verfol gt .M an versucht

,anderweiti g Gel d flüssig zu machen

,erh öht

h i erm it das Guthaben be i der Bank von England,wodurch

einmal d ie Zentralreserve gestärkt wird und andersei ts d ieBanken e inen sta rken moral ischen Anspruch auf die Unterstützung des Zentral inst ituts gewinnen. Die Banken machenzu diesem Zwecke ihre sonstigen kurzfrist igen Anl agen in dernachstehenden Reihenfolge flüssi g .

I n erster L ini e werden die d en Wechsel und Fondsmakl ern gewahrten Darlehen (cash a t cal l und sho rt notice)zurückgezogen. Diese

,die j a so gut wie ohne eigene Reserve

Page 175:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

166 XXIII 4 .

bruch des Banking-Department selbst , da ,wie wir w issen

dessen Reserve in so lchen Zei ten ni cht ausre ich t,um auch

nur diese Guthaben zahl en zu können.

Di e Bank kann natürl i ch ihre Vorschü sse nur so l angefortsetzen ,

bis ih re Reserve erschöpft i st . Dann kann nur

e ine Suspend ie rung de s Bankgesetzes , wie sie 1847,1857und

1866 eintrat , d en völl i gen Zusammenbruch aufhal ten. D ieu nn ö t i g e Verschärfung der Panik i st in al l en diesen Fall enauf die undehnbaren Bestimmungen des Gesetz es von 1844

zurückzuführen,wel che es s o v i elen unm ögl i ch machten

,si ch

in den Besi tz d es gesetzl i ch en Zah lungsmittel s zu setzen.

Fakti sch h at denn auch d ie Suspendierung des Gesetzes j edesmal zur Wiederkeh r des Vertrauens geführt .

Wenn es der Bank gelungen ist sei t 1866 d en Ausbrucheiner wirk li ch grofsen und gefährl ichen Kris is zu verhindern

,

so i st di es den folgenden Umständen z uzuschreiben : Erstenshaben die grofsen Fehl er in der Behandlung früherer Kr isendazu geführt

,d ie Gesetze und Kräfte , die d en Geldmarkt be

einflussen,in ih ren Wirkungen al lmähl i ch besser zu erkennen.

Zwei tens i st di e Pol i tik der Bank,wenn auch keine we it

schauende,doch eine vorsi ch ti ge und d en Verhäl tnissen ent

Sprechende gewesen. S ie hat infol ge ih rer fehl erhaftenOrgani s ati on keine grofslinige Pol1tik treiben können ;sie hat si ch stets mit der Lösung der Schwierigkeiten erstbefafst , wenn d iese bereit s eine gefahrd rohend e Gröfse an

genommen hatten,ein Verh al ten

,das j a überhaupt fur eng

l ische Verh ältnisse im all gemeinen so ch arakterist i s ch ist.

M an kann si ch ni cht dazu bringen,

si ch für künftigeS chwieri gkeiten und Kampfe systemati sch vorzubereiten ; manwartet vielmehr b i s di ese da sind , in dem festen Vertrauen,

dafs man so o der so im l etz ten Augenbl i ck gl e ichsam von

selbst Mi ttel finden werde,i hnen z u begegnen. Die Art und

Weise,wie man in den fünfzi ge r Jahren in den Krimkri eg und

genau ebens o neuerdings in d en Burenkrieg hineinging,sind

frappante Be ispiel e fur diese Geistesd ismsition,die Lord

Rose b ery treffend dami t charakteri sierte,wenn er sagte :

„We

have always wriggled through somehow . Unter d iesen Umständen kann es ni cht wundernehmen , wenn es l ange gedauert hat

,bis einigermafsen feste Prinzipi en in der Behand

lung der auf dem Geldmarkt auftretenden Schwieri gkei tensi ch herausgeb ildet hab en ; eine Betrachtung der grofsen Krisenvon 1825— 1866 z eigt nur e ine l angsame Verbe ss< rung in d erMethode der Behand lung solcher Störungen.

Die Prinzip ien,d ie h eute al lgemein al s ri ch tig anerkannt

werden,s ind folgende : 1 . Di e Bank mufs f r ü h z e i t i g eine

starke Erhöhung ihrer Rate vo rnehmen, um einen A hflufs vonGold nach dem A uslande und d amit e ine starke Verminderungder Re serve zu verhindern. D ie Erfahrung hat gez eigt

,dafs

Page 176:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 167

e ine Erhöhung um weni ger al s 1 nicht genü gt , um einengröfseren Einflufs auszuüben ; es kommen deshalb Erhöhungenum ni ch t mehr zur Anwendung .

2. Einem sich im I nland e infolge wach sender Beunruhigunggeltendmachend en Bedürfnis nach gesetzl i chen Zahlungsmitteln mufs so schnel l a ls mogl ich und in genügend em Umfange entgegengekommen werden,

da nur so e ine Verschärfungder Beunruhi gung zur Panik verh indert werden kann. Umjedoch d ie Inansp ruchnahme der Bank durch u nn ö t i g e Beleihungen zu verhü ten ,

mussen d iese Vorschüsse nur gegene ine so hohe Leihrate gewährt werden ,

d afs nur wirkl i chno twendige Summen entnommen werden. Zu die ser Ratemufs aber j e d e r , der bankmäfsige Si cherhei t b i eten kann,

auch s i cher sein, Vorschüsse zu erhalten. Die Bank gewährtd aher zu jeder Ze it an j edermann Darl ehen ,

wenn nur erstklassige S icherhei t geleiste t wi rd . Endl i ch ist die mangelndeEl a sti z ität der Notenausgabe ni cht mehr wie fruher ein

Fakto r,der zu e iner unnöti gen Erhöhung der Panik b ei tragt

,

se itdem„

man weifs,dafs d ie Regierung im Notfä l l e e ine zei t

weise Übersch re i tung der festgel egten Grenze sanktioni erenwurde .

Durch d ie Kombination di eser M ittel h a t man es erre i cht,

dafs,trotz der ungenügenden Höhe der Re serve

,seit 1866

e ine wirkl i che Panik ni cht mehr zum Ausbruch gekommeni s t . Nicht zum mindesten ist d ies günstige Resul tat zu verdanken dem sei t M itte d er s i ebziger Jahre besser werdendenVerhältni s der anderen Banken zum Zentral inst i tu t und deral lmähl i ch sich geltendmachend en Eins icht , dafs nur durchein engeres Zusammenarbei ten a l l e r d en regelmä fsig wiederkehrenden Gefah ren d ie Spitze geboten werden könne . DieAnwendung dieser Erkenntni s bewirkte , dafs 1890 , al s infol geder verfehl ten Spekulationen d es Hauses Baring di e viel lei ch tgefährl i ch ste Kris is droht e , diese Gefahr im Keim ersti cktwurde dadurch . dafs unter Füh rung der Bank von Englandal l e anderen Banken sol i dari sch vergingen. Ob d as was damals geschah

,al l erd ings ni ch t über d en Rahmen e iner vor

sichtigen Pol itik hinausging , ist seh r fragl ich .

Die Bank von Engl and erkl ärte si ch bere i t,

gegeneine te i lwei se Garant i e der anderen Banken,

sie b i s zu einerbestimmten Höhe fur etwaige Verluste zu entsch ä d igen

,

d ie Verpfl i ch tungen j ener Fi rma zu übernehmen und s i chaus deren Akt iven (meist zurze it unverkäufl i che argentinischeAnl e ihen) bezahl t zu machen. Dies war denn doch ein gewagter S chri tt fü r d as Zentral insti tut Engl ands ; es war j aal l erdings z ieml ich si cher , dafs am Ende der Liquida tion ein

Verlu st ni cht 1 esultieren würde ,aber d a fs d ie Bank einen

grofsen Te i l ihrer fre ien M i ttel auf lange Ze i t festl egte,be

deutete d ie Übernahme eines grofsen Ris iko s , und sie g ing

Page 177:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

168 XXIII 4 .

damit we ite r,als sel bs t d ie e ifrigsten A nhanger des Ein

Reserve-Systems verl angen konnten. Das Vorgehen der Bankwurde d amal s m it grofsem Enthusi asmus begrüfst ; Später , alsd ie Ernüchterung kam ,

hat man dann in d en l eitenden Kreisender Bankwel t eingesehen ,

dafs man d ie Rettung des HausesBaring vi el l e i cht etwas teuer bezahl t haben wurde

,wenn d ie

Ve rhältni sse s i ch ni ch t nachträgl ich günst i g gestal tet hätten.

Wenn auch hierüber weni g in d ie Presse gelangt i st,in den

Kreisen der Banken ist man z iemli ch klar darüber,dafs in

ähnl i ch en Fallen die Bank von England sich ni cht w ieder soweit engagieren wird .

A us al lem bisher Ausgeführten geh t hervor , dafs d ieAufgabe der Bank eine ungemein s chwi erige ist

,und dafs si e

derselben nur gerecht werden kann,wenn s ie j e d e r z e i t

im Bes itz e e iner genügend grofsen Reserve ist resp . dieM ittel besi tzt

,d iese durch Heranziehung von Gold auf eine

d en Ansp rüchen ent sprechende Höhe zu bringen. Es i st ohnewei te res klar

,dafs es ni ch t mögl i ch i st , aus der Grofse der

im Bankausweise aufgezei gten Verpfl i chtungen e ine Fol gerungauf die Höhe der zu hal tenden Reserve zu z iehen

,weil

durch die Bankers ba lances ein vo l lkommen unbest immbaresMoment in d iesen Auswei s h ine inkommt . Ein ni edrigerProzent satz de r Reserve im Verhältnis z u d en Verpfl i chtungenkann die Fol ge eines sta rken Anwachsens der R egierungsguth aben se in

,d ie keine besonderen Rü ckl agen erfordern

,

wahrend ein hoher Prozentsatz zusammenfal len kann mit einerwei t üb er d ie scheinbare S tärkung hinausgehenden Erhöhungder Verpfl i ch tungen auf dem gefährl i chen Konto der Bankersbalances . Es i st da rum auch verfehl t , wenn man ,

wie d iesin Engl and al l gemein gesch ieht , aus dem prozentual en Verhältnis der Reserve (j etzt durchschnittl ich 40—50 zu d enausgewiesenen Verb indl i chkeiten auf die genügende Höhej ener schl iefst . Wir haben j a gesehen

,dafs d i e Höhe der

Ansprüche,d ie an die Reserve zu irgendeiner Zeit gemacht

werden können , rechtl i ch der ganz en Summe der tä gl ichfäl l igen und sämtl ich auf Gold bas ierenden Verpfl i chtungender ganzen Volk swirtschaft gle i chkommt . Trotzdem es sichnatürl i ch nie darum handeln kann ,

d ie Reserve so grofs z umachen

,dafs s i e z ur Deckung al ler dieser Verpfl i chtungen hin

reich t,das hiefse j a die gesamte O rganisati on des Kredits um

sto ssen,

so mufs sie doch grofs genug se in,um bei all en Be

teiligten d en Eindruck hervorzurufen und zu befest igen,dafs

sie ausre icht,um zur pünktl i chen Erfüllung der l aufenden

Verpfl i chtungen d ie erforderl ichen Zahlungsmittel fur d en

inneren und Gol d fur den internat ionalen Verkehr in genügender Menge zur Verfügung zu stel l en. J l asl rohlm . istalso

_

in_ erster Linie Die Schwankungen

,

die aus Gründen des inneren wie des internat ional en Ver

Page 179:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

170 XXIII 4 .

Auch fur d ie pol i ti sch e Stel lung Englands i s t die Reservefrage von grofser Bedeutung ; denn die geringe Höhe d er

Reserve b ie tet einem unfreundl i ch gesinnten Staate den

günstigsten A ngrif ßpunkt ,um z . B . im Fall e einer Krie gs

erk lärung dem engl i s chen Kredi t durch pl ötzl i che Entz iehungeiniger Mi l l i onenPfd . Sterl. in Gold e inen schweren Stofs zu versetzen. D as Deutsche Rei ch hat am Anfang der si ebz i gerJah re aus der franz ösischen Kriegsentschädigung grofse Summen dauernd in London gehal ten

,die

,tro tzdem ihre allmäh

l i ch e Verminderung mit der anerkannt gröfsten Rücksi chtnahme auf den engl i schen Geldmarkt geschah

,doch diesen zu

ze i ten in e ine recht unbehagl i che Lage versetzten. Bagehots

oft genanntes Buch mit seiner scharfen Kritik des Ein-ReserveSystems st ammt aus jener Ze it und knüpft spez iel l an d ieseGuthaben Deutschl ands an. Es könnte heute z. B. der russ ischen Regierung ni cht schwer fal len

,

*5—10 Mill i onen in

Gol d p l ötzl i ch der Bank zu entz ieh en und dami t , wenn ni chte ine Katas trophe

,so doch d ie gröfsten Schw ierigke i ten fur

Engl and herbeizuführen. D ie Fol ge des Ein-Reservesystemsist j a

,dafs d ie vorübergehende Entz iehung e iner Summe, d ie

an und fur s ich gegenüber dem enormen Rei chtum Englandsso unbe deutend ist ,

dafs sel bst ihr völ l iger Verlust weni gE indruck machen konnte

,e ine so weittragende Wi rksamkei t

erhält,weil d iese Entz i ehung an dem Punkt stattfinden wurde ,

an dem S1e wie die Last am Ende eines l angen Hebelarmes,mit hundertfach verstärktem G ewich t auf das ganz e Kred i tsystem wirkt M an braucht si ch j a nur zu vergegenwärtigen,

dafs d i e 25 Mil l . 59 der Reserve u . a d ie einzige Unterl agefür rund 1000 Mi ll . EE j ederzei t fä l l i ger Depos iten bilden ;e ine Redukti on der Re serve um 5 Mil l . bedeutet also dasVerschwind en der Unterlage für 200 Mil l . Depositen !

8. Die Diskont0politik.

Das hauptsachlichste Mittel , wel ches der Bank zur A uf

rechterhaltung e iner genügenden Reserve zur Verfügung steht ,ist die Diskontopolitik ,

d . h .„das bewufste Vorgehen nach

best immten Grundsä tzen gegenüber Diskontierungsgesuchen(Lotz) und Lombard ierungsgesuchen Die D iskontopolitik dient dazu :

Verringerungen der Reserve,infolge von Ansprüchen

d es inneren Verkehrs oder durch Golde1<port ins Ausland , ingewissen Grenzen zu halten resp . durch Heranziehung von

G old zu kompensieren2. Auss chreitungen der Spekulation

,welch e die So l iditä t

des engl i schen Kredi tsystems erschü ttern könnten,zu ver

h indern.

Page 180:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4. 171

Zur Losung der ersten Aufgabe ist die Bank wohl besserin der Lage al s i rgendein anderes Zentral inst i tut der Wel t

,

und zwar sowoh l wegen der starken Verschuldung al ler Länd er an England wie infol ge der ausgedehnten Handelsverbindungen mit al l en Welttei l en

,des Vorhandenseins eines Netze s

engl isch er Bankniederlas sungen in den aufsereurop'

aischen

Ländern und endl ich des Vertrauens in die Kredi tfähi gkeitEngl ands . D ie Gesamthei t di eser Faktoren bewirkt

,dafs

,so

b a ld d i e Verwendung von Kapital i en auf dem LondonerMarkte einigermafsen gewinnb ringend wird ,

sofort von al l enSei ten Gelder nach dort abfliefsen. Die Bank von Englandist denn auch jed erz e it imstande gewesen

,das Gold

,das sie

brauchte , auch wirk l i ch zu erl angen ,wenn auch gelegentl i ch

nur unter grofsen Schwierigkei ten. Dies e Erfolge ha ben zu

e inem recht gefährl ichen Optim ismus geführt und mi t dazubeigetragen

,dafs der G eldmarkt die Bemühungen der Bank ,

eine genü gende Reserve zu erhalten,ni cht hinre ichend unter

stütz t . Dieser Optimismus ist um so weni ger gerechtfertigt ,als si ch neuerd ings di e Lage zuungunsten Englands verschoben hat . Erstens l egen di e kont inental en Banken in

steigendem M afse einen Tei l ih rer Reserve in Wechseln auf

London an,wodurch die Mogl i chke it gegeben ist

,entweder

Gol d aus England heranzuz iehen oder be i Erh öhung der englischen Diskontorate den A bflufs von Gold dorth in zu vermindern. Von den im Portefeui l l e der Rei chsbank befindl ichenfremden Wech seln entfal l en durchschni ttl i ch 80 auf Engl and ; wie wi r wi ssen ,

haben die engl i s chen Banken dagegenfast gar keine frem den Wech sel in ih rem Besitz .

Ferner hat der grofse Kapi tal bedarf Engl ands infolge de s’l‘

ransvaalkrieges ebenso wie die Konzentrierung des Geschäfte sin überseeischen M inenwerten in London dazu geführt , dafsungemein grofse Summen fremden Kap ital s in Engl and resp .

in engl ischen Papieren angelegt s ind,durch wel che ein Tei l

der Verschuldung fremder Länder an England kompens iertwi rd . So schätz te der Vo rsi tzende der Union Bank of Lond onim Januar 1902 d ie Summe

,d i e s i ch in engl i schen Wechseln

und Wertpap ieren al l e in in d en Handen französischer Bankenb efand

,auf 60—70 Mill . Economist “ 1902 S . eine

Summe , d ie e ine Invest i erung franz ös ischen Kapita ls in Lon

d on da rstell t , das j ed erzei t zurückgefordert werden kann.

Die immer grofser werdenden Umsätze fur ausländische Rechnung auf der Londoner Fond sbö rse haben die Aufgab e derBank von England auch deshalb seh r erschwert , wei lwäh rend frühe r der Stand de r fremden Wechselkurse e ineneinigermafsen si ch eren M afsstab fur voraussi chtl i che Gol dbewegungen abgab heute durch e ini ge

,s i ch in weni gen

Stunden vo l lziehenden R iesentransaktionen auf der Fondsbörsedie ganze Z ahlungsb i l anz auf Wochen hinaus ein völ l i g ver

Page 181:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

172 XXIII 4 .

ändertes Bil d ze igen kann. Heute Sp iel en ja in der Ausgle i chung der internat ional en Verpfl i chtungen d ie Wechseltransakti onen e ine z ieml ich wenig bedeutende Roll e gegenüber d en durch Übertragung von Wertpapieren bewirktenVeränderungen der gegensei ti gen Verschul dung .

Die Wirkung einer Diskontoerhöhung macht s ich dort ,wo der offene Markt von der Zentra lbank abhängig ist

,in

e iner Verstei fung des G eldstandes fühlbar , die auf fol gendeWeis e z utage tritt : Für innere Bedürfni sse werden nur d ieab solut notwend igen Summen ,

sei es in Form der Wechseld i skonti erung ,

sei e s al s L ombarddarl ehen , entnommen werden ; e ine Reih e von Geschäften

,die nur be i niedrigem Zins

satz Gewinn abwerfen ,unterbl eiben dagegen ganz

,wodurch

al so d ie Inanspruchnahme der Zentralbank vermindert wird .

S o dann wird aus d en benachbarten kapi talkräftigen Ländernd as kurzfri sti ge Anl age suchende Kapi tal , s oweit es s i ch in d enHänden der Banken und Banki ers befindet , herubergelockt.

Die schon erwähnte Bel iebthei t , deren s ich erstkl ass i ge Lond oner Wechsel al s Anl agepap ier erfreuen, bringt es mit s ich ,dafs s chon be i glei chem Zinssatz ,

o de r sogar noch darunter,

der Anl age in London der Vorzug gegeben wird . Hierbeifäl l t zugunsten Engl ands ins Gewicht , dafs , soba ld eine Verste ifung des Geldmarktes di e Umsätze an der Fond sbörse erschwert

,s ich dies sehr schnel l in e inem Fal l en der Kurs e der

hauptsäch l i ch gehandel ten Wertpapiere aufsert,was wiederum

d as Ausl and zur Anl a ge in d iesen veranlafst. Es zeigt s ichh ier der grofse Vorte i l des Umstandes, dafs so v iel e engl i s cheWertpap iere einen Markt auch in e iner Reihe fremder Land er finden ‘

. Voraussetzung für d iese Wirkung der D iskontoe rhöhung ist al l erdings , dafs das al l gemein herrschende Vertrau en in die Kredi tfäh igkei t England s unerschütte rt bleibt ;tri tt eine sol che Erschütte rung ein

,dann nützt auch e ine un

verhaltnismäfsige Erhöhung d es Diskontosatzes sehr weni g .

Da di e Bank von England im A uslande e inen ausgeze ichnetenKredi t geniefst , so hat bi sher e ine Diskontoerhöhung s tetsda s nöt ige Gold gebrach t ; nur 1866, als das Bankgesetz sus

pend iert und diese Suspensi on vom A uslande al s Zahlungs

1 Theoretis ch wird angenommen, dafs eine Diskontoerh ö hung auchd eshalb günstig auf d ie Zahlungsb i lanz wirkt , wei l sre d ie. Warenpreiseim I nlande dru ckt, dadurch d en Export erleichtert und so eine starkere

Vers chuldung d es Au slandes bewirkt. Se lb st wenn diese Annahme richtigsein s o l lte, so konnten derartigeWirkungen do ch immer erst nach l ä ngererZe it e1ntreten , während bei d er heutigen I ntensitat d es internationalenVerkehrs d ie Verhaltnisse sich fast von T ag zu T ag verschieben. Der

artige Wirkungen konnten nur als Folgeerscheinungen einer langer andauernden Hebung oder Senkung d es Gel dwertes e1ntreten. Die raschwechse lnden D1skontoveranderungen der Bank von England durften

aufser d em bere its erwahnten Einflufs auf d ie Preise d erWertpap ierenur geringe Wirkungen nach dieser Richtung hin haben.

Page 183:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

174 XXIII 4 .

e ine Verteuerung der Leihsatze dieser Banken,sowei t es

s i ch um Darl ehen auf längere Frist handelt . D iese Wirkungen treten aber ni cht s chnel l genug ein

,um einen drohen

ld en G oldabflufs zu verh indern. Die Bank von England bed ient si ch deshalb eines schnel ler w irkenden Mittel s , um einenentsmechenden Einflufs auch auf d ie kurzfri st i gen Darlehenauszuüben. Si e entz ieh t selbs t deni M ä rkte d ie überflüss igenGelder und zwingt so d ie D arlehensnehmer zu ih r zu komm

"e

,n

so dafs i h r e Leihrate w irksam wird Dies e Transakt ionSp i el t s i ch in der Wei se ab

,dafs d ie Bank einen Tei l ihrer

Konsols fur Gel d “ verkauft und sie zugleich auf Rechnung “

zuruckkauft. Der auf Rechnung “ Preis ist höher,wei l er

einen gröfseren Teil der näch s t fä l l i gen Zinsen e inschl iefst ;der Untersch ied zwischen be i den Prei sen stel l t die Vergütung

'

d ar,wel che d i e Bank für d iese Anle ih e zahl t . D ie Ko sten,

d ie ihr so erwachsen , werden dadurch wieder e ingebracht ,dafs ihr j etzt e ine gröfsere Quote der Darlehensgesclräftezufä ll t .

Um sich ferner dagegen zu si chern,dafs durch Finanz

operati onen der kontinentalen Banken die infol ge d er Erhebung der Diskontorate günstig gewordenen Wechselkurseküns tl i ch zu ungunsten Englands verschoben werden wash auptsä chl i ch durch Abgabe sogenannter Finanzwechsel aufLondon geschehen kann diskonti ert di e Bank von Engl and überhaupt keine Wechsel der in London domizil ie rtengrofsen Fremdbanken ,

wodurch die Umlaufsfälrigkeit sol cherWechse l s tark e ingeschrä nkt wi rd . Weitere Mittel

,d ie von

d er Bank zur Anwendung gebracht werden, Gol'

d'

h erä'

n

züäTeh en s ind ern'

e ze itwe il i ge Erhöhung'

de'

s'"Goldanka

'

ufs

pre is es und im äüfs'

ersten Notfä l l e eine direkte Goldänleiheim Ausland .

'

Das l etzte‘

re M ittel ist zuletzt im Jahre 1890

zur A ffwendung gebracht , als von der Bank von Frankreichmehrere Mill i onen Pfund Sterl ing entl i ehen wurden. Die Erhöhung d es A nkaufsmeises für Gol d ist zuers t im Jahre 1889versuch t worden (Struck a . a . O .

,S . 202) und gehört se it

dem zu den regelmäfsig in Anwendung gebrachten Hilfsmittelnder D i skont0pol itik . Wie schon erwähnt

,i st die Bank ver

pflichtet, al l es ihr angebotene Gold zu 77 sh . 9 (1. pe r'

Unzezu kau ;fen ihr Verkaufspre is für Gold i st 77 sh . 10 d . ,

und

sie setz t d iesen auf 77 sh . 11 d . herauf , wenn e ine s tarkeNachfrage si ch geltendmacht. Bis 1889 hat di e Bank d en gesetzlich festge setz ten M inimalankaufspreis nie überschritten,

infolgedes sen ih r oft grofse Betrage entgingen,di e sie dringend

benöti gte . Se itdem hat sie schon bis 78 sh . gezahl t .Mit Hilfe diese r vers ch i edenen Mitte l ist es der Bank

mogl ich gewesen das jewei l ig zur Ergänzung der Reservebenöti g te Gold aus dem A usland e heranzuz i ehen ; sie hat d iesaber nur erreichen können

,indem s ie oft ohne j ede Ruck

Page 184:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 175

s i ch t auf d ie Verhä ltni s se auf dem inneren Markte ih reRate häufig wechs el te . Hierdurch ist der natürl i che Zustand ,in dem die offiziel l e Bankrate den ungefä hren Ausdruck d esVerhältni sses von Angebot von und Nachfrage nach Kredita uf dem Geldmä rkte zum Ausdruck br ingen so l l

,verschoben

worden : Die Bankrate b il det nur noch d en Grenzwert , d . h .

sie stel l t den höchsten S atz dar,den ein Kredi tnehmer unte r .

ungünst igen Umstanden zu zahl en genötigt werden k a nn : ;

a ber der wirk l i che Ausdruck von Angebot und Nachfra gespi e gel t s i ch al l ein in d en Bewegungen des M arktd iskonts

resp . des S atzes fur tä gl i ches Gel d,welch e s i ch zum Tei l

ohne R ucksicht auf die offiz i el l e Rate absp ielen. Das A ngebot auf dem Geldmarkt wird repräsent i ert durch d ie von

d en Banken und anderen Gel dgebern (Versiclrerungsgesellschaften) den Kred itvermittlern zur Verfugung gestel ltenSummen

,d ie Nachfrage durch die Menge der angebotenen

e rstkl ass i gen Wechsel und Darlehensgesuche . Wie geringder Zusammenhang zwis chen d en Faktoren

,wel che d ie offl

zielle Rate , und denj eni gen welch e die M arktrate bedingen,ist , geht aus einer Vergl e i chung der glei ch z ei t igen Bewegungen b eider Raten hervo r .

Die Folge des auf einer zu kleinen Reserve aufgeb autenSystems i st al so

,dafs d i e Bank ihren Leihsatz fast ausschliefs

l i ch nach d en Einflussen normieren mufs,die im Zusammen

hang m it der mehr oder minder zufäll igen Hohe ih rer Baarreserve stehen und dafs s ie so in gewöhnl i chen Zeiten l ei chtd en Kontakt mit den all gemeinen Kred 1tverhä ltnissen verl iert .Hierdurch ist s ie aber a

ufserstand e,i hrer zweiten Aufgabe .

ng inneren'

Markt'

es in d er man ebenden

Weise wie das z B . di e Rei chsbank ber uns tut,gerecht zu

werden. Dies konnte si e nur wenn die ande1en Banken11 13 1

"Führung folgen würden , was j edoch nur dann der Fal l

i s t, wenn besondere Umstände'

oder die Anwendung der obengesch i ld erten künstl i chen Mitte l der Bank z e i t w e i l i g einegröfsere Herrschaft über den Markt geben. Diese Herrschaftgeht stets wie der verloren

,sobal d d i e Reserve e ine gewisse

Höh e erre icht,und zwar deshalb

,wei l d i e von der Bank zur

Wirksammachung ihrer Rate angewendeten Mittel nur vor

übergehend wirken und auch al lein ni cht imstande sind,eine

wirkl i ch e Gel dknapphei t her .bei zuführen A ufserdem l iegt,

s obal d e ine genügende Erhöhung der Reserve eingetreten i s t ,für di e Bank keinerl e i Veranl assung vor

,si ch zweck s weiterer

Erhöhung in Unkosten zu stürzen. Im Gegente i l gewinntdann sofort das privatwirt schaftl i ch e Interes se ih rer A ktionare die Oberhand

,wel ches dazu drangt

,keine uberflussigen

Gelder z insl os l i egen zu l assen, und wel ches bewirkt , dafs d ie

Bank ih re R a te herabsetz t, um s i ch e inen entsprechenden

Anteil an dem regulären Gesch äft zu si chern. Aber selbst,

Page 185:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

176 XXIII 4.

Wenn di e Bank dies en priva twi rtschaftl i chen Interessen nichtnachgibt , sondern auch in ruh i gen Zeiten ver sucht , ihre Reserve auf eine gröfsere Höhe zu bringen , so kann sie di e sZ iel ni cht errei chen

,wei l di e Z inss ätz e fur tägl iches Gel d

der Erhöhung der offiziel l en R ate nur d ann fol gen,wenn d ie

dem offenen Markte zur Verfügung stehenden Summen starkzusammensch rumpfen

,ni ch t aber

,wenn aus G runden der Vor

s icht eine Verste ifung des Marktes geboten erscheint . Des

hal b können wir wieder und wieder konstatieren,dafs in

Zeiten, in denen al les zur Vors icht mahnt,das Vorhanden

se in mafsig grofser fre ier Summen auf dem Sho rt LoanMarket genügt

,um die Leihrate auf e inen unverhältnismä fsig

ni ed rigen Stand herabzudrücken. D i es i s t besonders haufigin der auf eine starke A nsmnnung regelmä fsig fol gendenDepressionsperiod e der Fal l . Infolge der dann herrschendenGeschäftsunlust haben d ie Banken grofsem Beträ ge zur Verfügung

,die auf den Markt drucken, bi s die M arktrate fast

auf d en Null punk t sink t ( „money becomes a drug in the

Hierdurch werden Geschäfte erm ögl i cht,d i e d ie

fremd en Wechselkurse zuungunsten Englands beeinflussen und

so bewirken, dafs da s v i el lei cht mit schweren Opfern erworbene Gol d w ieder ins Ausl and abfliefst. Hier l i egt dennauch d ie grofse Schwierigkei t , d ie si ch einer dauernden starkenErh öhung der Gold rese rve der Bank entgegenstel l t . Eineso l che w i rd

,solange das heute herrschende Ein—Reserve-System

besteht,stets zu einem ni e drigen Zinsfufs im offenen Markte

und zu der si ch aus diesem ergebenden Gefah r des Goldabflusses führen

,der dann

,s obal d er grö fsere Dimens ionen

annimmt,wieder durch vorübergehend wi rkende M itte l z e it

weilig unschädli ch gemach t werden mufs .

D ie Bank ist info lgedessen zu einer Diskontopolitik genö tigt

,die ste ts nur auf augenbl ickl i che Verhä l tni sse Rücksi cht

nehmen kann : s i e mufs ihre Aufmerksamkeit ste ts auf d ieHöhe der Zentral reserve ri chten

,sie mufs ih re ganze Pol itik

d iesem Faktor unte_

rordnen,und sie wird s o info lge des

Einflusses,den die Anderung ihres offiziell en Satzes auf den

Leihpreis der l angfristi gen Darl ehen im ganzen Lande aus

üb t,

statt zu einem regul i erenden,häufi g zu einem sto ren

d en Faktor fur das Wirtsch aftsl eben. Denn dieses bedarf vorallem einer mogl i chst grofsen Steti gkei t der Darlehnsraten,

auf denen s i ch d ie Berechnung der Unternehmer aufbaut .Die ze itwei se grofse Verbil l i gung derselben kommt in ersterLini e nur der Spekulati on und al l erhöch stens d en ganz grofsenUnternehmungen zugute . Die grofse Zahl der im Wirtschaftsl eben stehenden Unternehmer ist da gegen vor al lem an e inergewissen S tetigkei t der Leihzinsrate interess iert, e ine Stetigkeit

,die bei dem grofsen Kapitalreichtum Engl ands mit ge

ringer Schwierigkei t zu erz iel en ware,wenn ni ch t durch das

Page 187:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

178 XXIII 4 .

money at ca l l or short notice an die Kreditvermittler ausgel iehenen Summen. Wir werden im Schlufsabschnitt hieraufzurückzukommen haben.

Es ist immerh in erwä hnenswert , dafs d ie Bank von England sei t 1890 e ine Reihe kleinerer Mittel anwendet

,um die

verlorene Herrschaft über den Markt weni gstens einigermafsenzurückzuerobern. So geht aus einer Mittei lung des Grafschaftsrats von Hampshire hervor

,dafs die Bank fur de

ponierte Summen Z insen vergüte , j e nach der Mögl ichkeit dasGel d gewinnbringend zu verwenden ; ein ähnl i ches Arrangementi st mit dem India Council “ getroffen worden

,um die der

indischen Regi erung in London zur Verfugung stehendenGelder einigermafsen unter der Kontrol l e der Bank zu hal ten ;auch mit anderen Korporati onen so llen ähnl i che Abmachungenbestehen. Ferner diskont i ert d i e Bank j etzt Wechsel

,die

nur noch ganz kurze Z e it zu l aufen haben (einige Tage bi sdrei Wochen) ; dadurch , dafs sie diese ni cht erneuert

,i st s i e

imstande,dem Markte gröfsere Summen zu entz iehen und so

i h re Rate s chnel ler wirksam zu machen.

B . D ie D e p o s itenb ank en .

1 . I nnere Organisation.

Die na ch dem Jahre 1826 in der Prov inz etabl iertenBanken trugen zuerst den Charakter einer sogenanntenCopartnery

,d . h . es taten s i ch 20— 100 Kapi tal i s ten zusammen

,

die e ine Bank gründeten oder ein b erei ts bestehendes privatesBankgeschäft übernahmen und zur Leitung aus ihrer Mittee ine Reihe geeigneter Persönl i chkei ten wählte

,die mit den

l okal en Verhältnissen vertraut waren ; trotzdem behiel ten s ichaber die Gründer e inen grofseren Antei l an der Leitung derGeschäfte vor. Als j edo ch seit 1883 die Etabl ierung so l cherBanken auch in London gestattet wurde , zei gte es s i ch , dafsdiese Organi s at ion h ier

,wo es si ch um gröfsere Probleme

hande lte und l okale Kenntnisse von geringerer Bedeutungwar

,en ni cht genügte . M an sah si ch genotigt d ie Leitung

der Banken,anstatt e inem vielk0pfigen Direktorate , e inem

tüchtigen und weitsehenden e inzelnen Manne anzuvertrauen,

d en man zum Manager “ ernannte , und neben dem die ausd en Kreisen der Akt ionä re gewä hl ten D irectors mehr eineneb ens ächl i che Rol l e sp iel ten. Dieser Schritt war um so

mehr geboten,wei l während si ch bei d en kleineren Aktien

banken in der Provinz unter den Gründern meist einige geschul te Bank iers befanden in London die Bankers “ und

al les,was mit der Bank von England in Verb indung stand ,

d en neuen Unternehmungen feindl ich oder doch argwohnisch

gegenubertrat. D ie Gründer und ersten D irectors waren

Page 188:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4. 179

in London Kapital i sten,Kaufl eute usw . ,

die keinerle i Kenntni svon der Prax i s des Bankgeschäfts h atten und s chon deshalbd ie Führung der Geschäfte zum allergrofsten Teil dem Managerüberliefsen. Diejenigen Managers

,wel chen es gel ang

,trotz

d er zuerst s chwieri gen Verhäl tni sse Erfolge zu erziel en,

s i ch erten si ch dadurch auf l ange Ze it h inaus e inen vorwiegend en Einfiufs auf di e Geschi cke der betreffenden Bank ; es ents tand j ene Kl asse tüchti ger

,umsi chtiger und erfolgre i cher

,

aber auch unabhängiger Bankmanager,denen die grofsen

Inst itute ihre gl änzenden Erfolge verdankten ; natürl i ch bl iebauch di e Kehrs eite ni ch t aus , wenn untüchtige oder gewissenl ose Leute aus Ruder kamen und der Bank Verluste odergar d en Untergang bere iteten.

Mit der Zeit h aben si ch dann d ies e Verhä l tni sse geandert :Heute stehen in London d ie al ten Bankers den A ktiengesellschaften ni cht mehr feindl i ch gegenüber ; v iele haben ihreGeschäfte an j ene verkauft und s ind in den Aufs i chts rat eing etreten ,

so dafs der l etztere j etzt Leute enthält , d ie d i eGeschäfte von Grund aus kennen und selbst tätig mit eingreifen wol l en. D aneben haben aber auch die K lassen ausd enen die anderen D irectors mei st gewä hl t werden (Kaufl eute ,Fabrikanten Gelegenheit gehabt

,si ch mit Bankgeschäften

vertraut zu machen ; auch sie sind daher wenige r gewi l l t ,dem Manager fre i e Hand zu lassen. Ferner war e s

,sol ange

das Bankge schäft grofse Schwierigkei ten zu überwinden ha tte ,notw end i g

,die Leitung e iner e inzigen sachkundigen Hand an

zuvertrauen. Se itdem aber jene Schwieri gkeiten verschwundensind und si ch ein festes

,al lgeme in anerkanntes Sys tem

der Geschaftsführung ausgebil det hat , das zum Teil bereitszur reinen Routine geworden ist , können auch Leute

,die

weniger selbständige Bank iers al s gute Verwal tungsbeamtes ind

,d ie Stel lung eines Managers ausfüll en.

Endl i ch i st durch die Verschmelzungen u . a . m . der Umfang de r grofsen Banken derartig gewachsen ,

dafs es nich tmeh r mogli ch ist

,d ie Lei tung e i n e m Manne zu überlassen

,

s ondern mehrere koord inierte Beamte notwend ig werden,d ie

dann al l e e iner Instanz,und zwar der höch sten

,al so d em

Board of D irectors,direkt unters tel l t se in mussen

,um R eibungen

zu vermeiden. Um besonders tüchti gen Managers doch nochd en gröfstmöglichen Einfiufs zu geben,

hat man sie ni ch t sel tenspäter zu Mitgl ied ern des Board und eventuel l zu Manag ingD irectors “ ernannt .

I n der Provinz , wo d ie Banken noch kl einer und d ieGesch ä fte infol ge der stärkeren Ausbi ldung d es Pers ona lk redits schwerer in e ine feste Routine zu pressen s ind

,hat

de r Manage r zum Teil noch aussch laggebende Bedeutung .

Durch d ie Amalgamation mit resp . Aufsaugung von Lond onerBanken tri tt auch h ier e ine schnel l e Anderung ein : Die

12*

Page 189:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

180 XXIII 4 .

fus ionierte Bank behal t zuerst noch ihre al ten Managers undihre l okal en Directors bei . Dann werden die Managers , wei lal lmähl ich das Londoner G eschäft gröfsere Bedeutung für di eBank erl angt, nach der Hauptstadt gezogen und ih re Stel l endurch Jüngere ersetzt ; d ie l okal en A ufsichtsratskomiteeswerden al lmähl ich aufgel ös t , und wenn dann die früherenManagers endl i ch ausschei den

,so treten an ih re S tell e jüngere

Kräfte , d ie dem nun in London konzentrierten Aufsi cht sratgegenüber ke ine gröfsere Selbst änd igkei t mehr besi tzen 1

. Sokommt es , dafs d ie alte Rasse der Bankmanagers , der Leuteangehörten

,d ie neben ih rer erfo lgre ichen geschäftl i chen

Tätigkei t di e Fachl i teratur durch wichtige Be iträge bere i cherten, Kunst und Literatur durch Verständni s und Fre igebigkeit befruch teten,

und di e zur Hebung der sozial enStel lung des Standes ungemein vi el beitrugen,

ausst i rbt ode rbere its ausgestorben ist. Männer wie Gilbart

,Bagehot

,

Palgrave , Rae u . a . m . haben s i ch e inen bleibenden Namenni cht nur in der engl ischen Fachl iteratur erworben. A n ih reStel l e treten Leute

,die tü chtige

,z uverl äss ige Beamte sind

,

denen aber meist der Bl i ck für grö fsere Verhäl tni sse und d ienur durch selbständ ige Verantwortl i chkeit zu erwerbende grofseMenschen und Geschäftskenntnis zum Tei l mangel t . Die

Folge ist,dafs das Schwergew icht der Leitung si ch immer

mehr von den Managers zu dem Board of Directors resp .

eini gen besonders Tüchtigen unter diesen wendet .

Es ist trotzdem vol lkommen verfeh lt , wenn in D eutschland viel fach d ie Ans icht besteht

,dafs d ie Organi sat ion der

engl i schen Banken di e wä re,dafs ein Aufsi chtsrat nach

deutschem Muster ni cht vorhanden sei,dafs der Board of

D irectors dem Vorstä nde der deutschen Aktiengesel lschaftentspeche, und dafs der oder d ie Managers nichts anderesse ien als d ie A bteilungschefs unserer grofsen Banken. Dafs

diese Ansich t unrich ti g i st,geh t s chon daraus hervor

,dafs

sol ch e A bteilungschefs ,d i e unte r dem M anager stehen , in

Engl and ebenso vorhanden sind wie be i uns ,und besonders

da raus,dafs schon d i e zahlenmäfsige Zusammensetzung des

Board of D irectors (6— 18 oder mehr) es d iesem ganz un

mögl i ch macht,di e Funkti onen des Vorstandes auszuüben und

ihn vi elmehr auf di e Stufe des Aufsi chtsrates stel lt . Nichtwenig mag zu diesem M ifsverständnis b eigetragen haben,

dafsdi e führende engl i sche Fachzeitschrift

,der Economi st

1 Zum besserenVerstä ndnis d er Termino logie sei hier erwä hnt, dafsd er englis che Board of Directors eine Mittel stel l ung zwischen unseremdeutschen Aufsichtsrate und Vorstä nde einnimmt ; ein Vorstand, wie ihnd as deutsche Aktienrecht kennt , ist in England ni cht vorhanden ; seineFunktionen werden in den meisten Fal len von d em Manager inVerb indungmit einigen speziel l designierten Mitgliedern d es Board of D irectors aus

geübt.

Page 191:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

182 XXIII 4 .

d es ganzen Board fuhren,eine Eventu al i tä t

,wel che d ie

Aktionäre nur im Notfall hervorrufen werden Manche Gesellschaften haben in ihren Satzungen die Bestimmungen

,dafs

ausschei dende Mitgl ieder des Boards erst nach Verl auf einesZwisch enjahres wiedergewähl t werden k onnen ; d iese Bestimmung ist j edoch veral tet

,und fast all gemein werden d ie

Directo rs bei Ablauf ihres Mandats wi edergewähl t . S ies ind so meist l ebenslängl i ch mi t der Bank

,der sie e inmal

angehören,verbunden. Innerhal b des Board findet e ine

Arbeitste i lung insofern s tatt,a l s der Vorsi tzende (Chairman) ,

meist ein gew iegter Banker , d ie Ri chtung des Geschäftsgangesim al lgemeinen bestimmt ; unter gewöhnl i chen Umstandenbl eibt er j ahrelang auf se inem Posten und übt somit einendauernden Einfiufs auf d ie Geschi cke der betreffenden Bankaus . Einige Banken

,besonders d ie , bei denen der Chai rman

keine so ausschl aggebende Rol le spiel t,haben neben ihm noch

einen,wie er

,vom Board aus seiner Mitte gewähl ten

„Managing

Director “,dem dann di e Füh rung der Bank in erster Linie

obl iegt ; wie erwähnt , wird ni cht sel ten auf di esen Posten ein

im Dienste der Bank ergrauter Genera l Manager berufen.

D ie übrigen Mi tgl ie der des Boards teil en si ch in„

eine Anzah lverschiedener Komitees

,deren j edes mit der Üb erwa chung

eines Zweiges der Tätigkei t der Bank betraut i st . Die nochverbleibenden Mitgl ieder des Boards

,d ie keinem sol ch en

Komitee angehören,s ind meist Kaufl eute

,deren e i gene Ge

s chäfte sie zu sehr in Anspruch nehmen,als dafs s ie imstande

wären,Speziel l e D ienste zu übernehmen

,ihr Rat und ihre

Erfahrung sind jedoch bei den regelmä fsigen S itzungen von

grofsem Wer t ; endl ich enthäl t fast j eder Board noch einigemehr oder minder ornamentale M itgl ieder, die entweder ihresRei chtums

,ih res Ti tels oder ihres pol i t i schen Einflusses wegen

dort si t z en. D ie Führung einer Bank ist j edoch ein zuschwieriges und verantwortl i ches Unternehmeh ,

al s dafs dieZ ahl so lcher Tei lnehmer an der Verwaltung e ine grofse seindurfte . I n der Provinz findet man sie sehr sel ten und auchin London hab en di e Banken si ch von der gefährl i chen Klassedieser Guinea Pigs “ (wörtl i ch Meerschweinchen das WortSp iel hängt dam it zusammen

,dafs d ie D i recto rs für j ede

S itzung,der sie beiwohnen ,

eine bestimmte A nzahl Guineaserhal ten) so zieml i ch freihal ten können.

Ein grofser Vorzug dieser Zusammens etzung d es A uf

sichtsrates aus e iner Anzahl versch iedenenBerufen angehörigerPersonen l iegt dar in

,dafs sie e ine weit gehende Arbeitstei lung

ermögl i cht . All es,was zur Rout ine d es Bankgeschäfts gehört ,

d ie rein finanz iel l en Fragen ebenso wie die ge samte Organisati on der inneren Verwaltung und deren Beaufsi cht i gung,bleibt d en Managers überl a ssen ; d i e Entsche idung über d ieHöhe aufserordentlicher Darlehen und über die Qua l i tät der

Page 192:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4. 188

zu h interlegenden S icherheiten i s t dagegen meist Sache derD irectors

,deren genaue Kenntnis des Ganges der Geschäfte

in d en versch iedenen Branchen,di e si e durch ihre e i gene

Zugehörigke i t zu diesem oder jenem Ge schä ftszweig od er zu dere inen oder anderen sozi alen Sch i cht sel bst genau kennen,

von

grö fstem Nutzen ist. Diese Art der Arbeitste i lung bietetauch den Vorte il

,d afs a ll e Antrage betreffs Kred it gewä hrung

dem Manager vorgetragen werden,die endgül t i ge Ents cheidung

aber einer unabhängi gen und fü r d en Kunden unpersönl i chenKörperschaft zusteht . Im Vergl ei ch zu d en Privatbank i ersergibt si ch h ieraus der grofse Vorte i l , d afs persönl i cher Bekanntschaft und Ähnl i chem weni ger Einfiufs auf d i e Geschä ftsbez iehungen e ingeräumt wird . Diej eni gen D irecto rs

,d ie uber

genügend Zei t verfügen ,kons ti tuieren ein meist aus 2 bis

4 Personen b estehendes„Commi ttee ofManagement “

, d as tä gl ichoder wenigstens mehrmals in der Woche einige Stunden in

der Bank anwesend i s t,mit dem der M anager über all e

wichtigen laufenden Angel egenheiten konferiert . und das m itihm zusammen über d iese ents che idet . A ufserd em findenmeist wöchent l ich , wenigs tens aber a l le 14 Tage ,

Gesamtsitzungen des Boards statt , in denen die von diesem Komiteegefafsten Besch lüsse d i skutiert und genehmigt werden. Da

die wirkl i ch mafsgebend en Persönl ichkeiten, wie der Chairmanund der Managing D irector

,stets d iesem Komitee angehören

,

so wird die Entscheidung des Boards in d en meisten Fäll en mi tderjenigen des Komitees übereinst immen,

so dafs in Wirkl i chkei t d i e Lei tung in den Handen des l etzteren l iegt . D ieshat e ine Reihe grofser Vorte i l e zur Folge : Der Boa rd ist

mei st zu grofs,um eine Diskussion und Entscheidung über

al l e vorl iegenden Fragen mit Erfolg zu ermögl i chen,e ine

Einigung innerha lb d es Komi tee s biete t weni ge r Schwierigkei ten ; sodann i st das l etztere nicht offiz iel l k onsti tui ert undseine Zusammensetzung weder d en Aktionären noch den

Kunden der Bank bekannt,wodurch die Gefahr persönl i cher

Beeinflussung auf ein Minimum reduziert und dem Komiteeeine grofse Unabhängigkeit gewahrt wird . Endl i ch könnenetwaige Änderungen in der Pol i t ik der Bank s i ch vol l z iehen

,

ohne d afs d i e A ufsenstehend en e twas davon erfahren,und

ohne dafs die Gegensätze al l zu sehr aufeinanderplatzen,indem

durch eine Äenderung in d e1 Zu sammensetzung d es Komiteesb estimmte Personen ausschei den und durch andere e rsetztwerden. Be i eini gen Banken

,besonders bei denen

,wo das

Haup tgewi cht der Le itung in d en Händen eine s ManagingDirectors l i egt

,finden wir

,dafs d as ihm zur Se ite steh ende

Komitee seine Zusammensetzung regelmä fsig wechsel t , so da fsder R e ihe nach mögl i chst all e D irectors demselben angeh ö ren.

Durch d ie Einri chtung eines sol chen Komitees wi rd fe rnerd i e Gefahr

,dafs der Managing d i rector oder der Genera l

Page 193:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

184 XXIII 4 .

Manager den al l ein ausschlaggebenden Einfiufs erhal t,ver

mindert , was sicher ges chehen wurde ,wenn er al s der m it

al len Detai ls Vertraute e iner höchstens e inmal wöchentl i chtagenden Versammlung von 6— 18 oder mehr ni ch t ebens osachkundigen Directors gegenübersteh t .

Es l iegt in der Natur der Sache,dafs der Board den

Vorstehern der F i l i a l e n eine gewisse Bewegungsfreihe itl a ssen mufs ; doch geht d ie Tendenz dahin,

diese mögl i chst zubeschranken. Vorschüs se gegen Unterpfand kann der Managere iner Fi l i ale in einer kleinen S tadt bi s zum Höchstbeträ gevon 5000 oder (3000 Mark aus e i gener Machtvollkommenheit gewähren ; in einer grö fseren Provinzialstadt würde seine Bewegungsfreiheit bis 10 000 resp . 80 000 Mark

,j e nach der

Gröfse und Bedeutung des O rtes,gehen. Der City Manager

e iner grofsen Bank in London dürfte in gleicher _

Weise ime inzelnen Fal le bi s 40 000 oder 60 000 Mark gehen

,natü rl i ch

wechseln diese Befugni sse j e nach der Bedeutung der Bank,

der Stel lung d es Manage rs zu den Directors u . a . m .

,ob ige

Zahl en dürften aber dem Durchschni tt nahekommen. Überd ie festgesetzten Grenzen h inausgehende Geschäfte müssendem „Advance Department am Haupts itze der Gesel l s chaftvo rgelegt werden , dessen Chef d en Antrag genau prüft und ,wenn er das Geschäft für si cher häl t

,dem Board vorl egt

,der

dann di e Ansi ch t des Genera l Manager h ört und endgü l ti gent s ch ei det . Meist b le iben d iese Arrangements ein Jahr inKraft bei weni ger guter S i cherheit auch wohl nur dreioder sechs Monate nach Ablauf dieser Zeit mufs wiederein ausführl icher Beri ch t über d ie Lage des Kunden erstattetwerden

,worauf der Board einer Verlängerung zustimmt oder

we itere S i cherheit verlangt . Eine Überschre itung der fes tgel egten Grenze mufs der Local Manager sofort dem AdvanceDepartment m itte i l en ; aufserdem mufs er monatl i che Beri chteüber al le Konten

,wel che di e ihm vorgeschriebene Grenze mit

Bewil l i gung der D irectors überschre itet,e insend en

,und zwar

ist, um Betrug seitens des Agenten (Submanager) zu ver

h indern , d ie Vorschri ft al l gemein gegeben ,dafs d iese Aus

zuge von einem Beamten der Bank direkt aus d en Bücherngemach t werden mussen und der betreffende Local Managernur kurze Bemerkungen uber die e inzelnen Kunden hinzufügt .Bei e ini gen Banken müssen solche Beri ch te wöchentl ich oderal l e 14 Tage eingesandt werden ; die meisten begnügen s i chmi t monatl i chen Berichten. A ufserdem werden mindestenszweimal j ährl ich sogenannte L ong Reports “ e ingesandt , indenen je des Konto ,

auf dem ein Kunde der Bank auch nur

einen geringen Betrag schul det,genau spezifizi ert ist. Die

Überwachung der Fil ia len erstreckt si ch hauptsächl i ch auf zweiPunkte : auf d ie genaue Kontrol le der Kassen (Gelder, Wertpap iere usw.) und auf die Kontrol le der di skont ierten Wechsel

Page 195:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

186 XXIII 4.

(Chief Cl erk) , d er fur sie verantwortl i ch ist ; die Arbeits tei lungist so weitalsmögl i ch durchgeführt , um eingl attes Funkt ioni erendes ganzen Betriebes zu erreich en. Besonders das Kassendep artement i st vorzügl i ch organi si ert

,die Ka ssen sind von

9— 3 oder 4 Uhr ohne Unterbrechung geöffnet und in j ederHins i ch t auf eine mögl i chst s chnel l e Abferti gung des Publ ikumse ingeri chtet . Der dem Publ ikum zugewandte Teil bestehtaus einem langen brei ten Tische

,h inter dem die Kassierer

nebeneinander stehend Auszahlungen besorgen und Ein

z ahlungen entgegennehmen. Hinter j edem befindet s i ch ein

Pul t,an dem di e Bucher der ihm zugewi esenen Kunden ge

führt werden, so dafs ein Einbl i ck in das Konto j ederze it

schnel l mögl i ch i st . Bei dem Verz ich t auf eine genaueKontrol l e j ede s präsent i erten S checks vor Auszahlung desselben kommt es vor

,dafs S checks bezahl t werden

,wenn der

Kunde gar kein Guthaben mehr hat ; der ge ringe Verlus t , dersich so ergibt

,i s t gar ni ch t zu vergle i chen mit den Mehr

ausgaben fur Gehälte r und Arbei tsräume,d ie ein so kompli

ziertes Kontro llverfahren,wie es be i uns übl i ch ist ,

nötigmachen wurde . Versuche

,gefäl schte Schecks in grö fseren

Beträgen zu prä senti eren,kommen haufiger vor ,

gel ingenaber sehr sel ten. Dagegen sind Fäl schungen und Betrügere ienseitens Angestel lter trotz a l l er Vorsichtsmafsregeln ni ch tsel ten

, und vi e lfach s ind Banken h ierdurch schwer geschädigtworden. Im Vergl e i ch mi t neuerl i chen Vorkommni s s en in

Deutschland fäl l t es aber auf , dafs derartige Betrügereiendurchgehends von ni ederen Beamten ausgeführt worden sind ,dafs aber le i tende Pers önl i chkeiten (Managers , Submana gersusw . ) in ke iner Wei se daran bete i l igt waren. Es ist dieswohl in erster L ini e dem Umstä nde zuzuschreib en ,

dafs d i eD irektoren selb st mit dem Gang der Verhältni sse genau vertraut s ind und all es persönl i ch kontro l l i eren. Früher wardies ni cht der Fall

,und es i st v i el le icht von Interesse , zu

konsta t ieren,dafs die engl i s chen Bankkatastr0phen der

si ebzi ger Jahre ähnl i ch e Ursachen hatten wie unsere deutschenvon 1900 und 1901 und zu ähnl i chen Klagen über d ie un

genügende Kontrol l e der Geschäfte se itens der Aufsichtsräteführten wie be i uns .

A ls bestes M ittel gegen Veruntreuung der niederen A n

gestel l ten hat si ch,neben e iner genauen Kontrol l e durch be

sonders h ierz u angestel l te Beamte‘

,bewährt : 1 . ein fort

währendes,ni cht nach einer bestimmten Reihenfolge erfol gendes

Auswech seln der Beamten untereinander , so dafs keiner auf

l ängere Zei t h inaus di e betreffende Arbei t al lein macht ;2. der Zwa n g für jeden Beamten,

einen j ährl i chen, mindestens14 Tage dauernden Url aub zu nehmen

,währenddessen s eine

Arbei t von einem anderen übernommen wird . Besonders di el etztere E inrichtung hat si ch ungemein bewahrt und fast

Page 196:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4. 187

regelmä fsig zur Entdeckung etwaiger Unterschl eife u . dergl.

geführt . Al s s i cherstes M ittel,Betrü gere ien A u fsens teh end e r

zu vere i teln ,mufs stet s gel ten ,

dafs grofse Vorsich t bei derErofinung e ines ne uen Kontos geübt wird , besonder sniemand ein Scheckbuch „

erhalt , „der ni cht _mitfféfifiäh E in

v on Fruher war man in diese r Hins ichtse 1 genau steigende Konkurrenz

,besonders in den

kleineren Orten und in d en A ufsend istrikten der grofsen

Städte,hat aber dazu geführt

,dafs heute j eder

,der Gel d de

poniert , auch als Kunde angenommen wird und ein Sch eckbuch erhal t . Die neuerl ichen grofsen Ünterschlagungen be ider Bank von Liverpool haben geze i g t , wie lei cht es demBetrüger und seinen Helfershelfern war

,Konten sowohl be i

Londoner wie be i Provinzialbanken eröffnet zu erhal ten,ohne

dafs dies e Erkund i gungen einzo gen oder Referenz en forderten.

N eben den Directors “ sind von der Gesetzgebung nur

noch zwei wei tere O rgane vo rgesehen : D ie General versammlung,

die ungefähr diese lben Befugni sse h at w ie in Deutsch land,

aber h ier wie d ort einen wirkl i chen Einflufs auf d en Gangder Geschä fte ni cht auszuüben imstande ist

,und die R evisoren

Di ese steh en neben dem Board of Direct ors undso l l en al s Beauftragte der Akt ionä re die Bücher und besondersdie Abs ch lüsse prüfen. Nach dem Gesetz von 1879 mufs j edemit dem Recht der beschräukten Haftung ihrer Aktionäre ausgestattete Bank ihre Büche r und Abschlüsse durch unabhängi ge von der Genera lversammlung zu bestel l ende Auditorsprüfen l assen

,di e die R ichti gkeit d ies er Angaben zu be

stätigen haben. I n Wirkl i chkei t s ind es aber di e D i rectors,

d ie auf d ie Wahl der R evisoren einen best immenden Einflufsausüben ; d ie von den Auditors ausgestel l ten Zert ifikate überdas Erg ebni s ihrer Prüfungen besagen mei st nur

,dafs d er

A bschlufs mit d en Angaben in den Büchern der Bank übere instimme

,und dafs die im Besi tze der Bank befindl ichen Wert

pap iere auch wirkl i ch vorh anden se ien ; oft sind d iese Zertifikate derart verkl ausul iert

,dafs ihnen ein grofser Wert ni cht

be i gemessen werden kann. Der Audi t“ l i egt meist in d erHand grofser Firmen,

die d i e Abschl ü sse einer ganzen Reihevon Gesel l schaften bearbeite t und s ich so natürl i ch eine grofseFertigkei t in d er Prüfung der fo r m a l e n Richtigkeit d erAbschlüsse und Bucher ane ignen. Es l iegt aber auf der Hand ,d afs das Eindringen in den m a t e r i e l l e n Stand der Geschäfte bei den vielverzweigten Transakti onen e iner grofsenBank fur e inen Draufsenstehenden so gut wie unmögl ich ist ;aufserdem woll en d ie Audi tors es auch natü rl i ch ni ch t m it d enDirectors verderben

, und wenn auch wissentl i ch fa lsche Zertifikate sel ten sind l

,so ist doch die Prüfung im ganzen eine

1 E ine Ausnahme b 1ld et d er Zusammenbruch von Dumbells Bank ;

Page 197:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

188 XXIII 4.

so oberfiachliche , dafs man vi ell e ich t ni ch t m it Unrecht von ihnens agt :

„They are not worth the p ap er they are written upon.

“ WoDirectors e iner Gesel l schaft den Status verschle iern woll en

,

g el ingt es ihnen mit Lei chtigk ei t trotz al ler Audi to rs,wie

denn auch schwindelhafte Zusammenbrüche durch diese Einrichtung ni cht verhindert worden s ind .

2. Das Filialsystem.

Fur d ie Entwicklung des engl ischen Bankwesens in den

letzten Jahrzehnten s ind zwei nebene inander herlaufende Entwicklungstendenzen mafsgebend gewesen : Ausdehnung desFil i a lnetzes einerseits und Zusammenschweifsung kleiner undmittlerer Banken zu R iesenunternehmungen anderseits .

Die A u s d e h n u n g d e s F i l i a l n e t z e s beginnt hauptsachl ich erst in den achtzi ger Jahren

,nimmt in den neunzi ger

Jahren grofse Dimensi onen an und hat anscheinend heuteihren Höhepunkt erre icht . Die Gründe für diese Entwickl ung

,die ih r Vorbi ld in dem ausgebrei teten Filialsystem der

s chottis chen Banken findet,s ind in der für die Ausdehnung

d es Depositengeschäftes erforderl i chen Einbeziehung ganzneuer Bevölkerungssch ichten in denWirkungskreis de r Bankenzu suchen. Der Zustand in d en siebz iger Jahren war ni chtunä hnl i ch demjeni gen

,der heute in Deutschl and herrscht :

Kaufl eute,Industriel le und bedeutendere Gewerbetre ibende

hatten sämtl ich e ine Bankverbindung,und dasselbe gal t von

d en wohlhabenderen Schichten im all gemeinen ; d ie kl einerenG ewerbetreibenden : Wirte ,

Kramer usw. , sowie d ie mittl erenund unteren Schichten der Bevölkerung nahmen damals nochn i cht Tei l an die sen Vorzügen. Da waren es einerse its di eS uburban Banks in London und andersei ts einige Provinz ialbanken im Nordwes ten

,die unter der Leitung weitschauender

Managers erkannten,dafs e ine grofsartige Weiterentwicklung

d es Depositenbankwesens mögl ich se i , wenn man demsch ottischen Beispie l folgend auch den mittl eren und

kl e ineren Kapital i s ten und Gewerbetre ibenden heranziehe .

D i es war nur mögl ich durch d ie S chaffung eines Netzes von

Fil i al en in den Vororten der grofsen Städte , inM arktfiecken,

k l eineren Landorten usw. Eine sol che Ini ti ative war natür

l i ch vorerst mi t grofsen Kosten verbunden ; es waren l angeJahre müh samer und gedul diger Arbei t erforderl ich , ehe dieAusgaben si ch aus d en geschaffenen Geschaftsverbindungenbezahlt ma chten. Anfang bis Mitte der achtz iger Jahre war

h ier hatte d er Auditor Unregelmafsigkeiten entdeckt und d en Directorsgegenuber gerügt ; er hatte aber trotzdem nachtraglich das ‚

Zertifikat er

tei lt und mufste , obgleich er keinerlei Vortei l aus seiner S chwache gez ogen, ins Gefä ngnis wandern.

Page 199:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

190 XXIII 4 .

zwe i Tage in der Woche geöffneten Fil ial en in d en ganzkleinen Orten anl angt es ist wohl mögl i ch

,dafs hierdurch

d er bi sher benachte i l igte Stand der kle inen Landwirte . Ladeninhaber und Handwerker Gelegenheit hat

,durch Kred itzufüh

rung seine Stel lung zu stärken ; aber fur die Banken tr i ttd as neue schwierige Prob lem auf, wie die s tarke Ausdehnungd er Geschäfte mit e iner so l chen Kundschaft si ch mit d en al lgemein mafsgebenden Geschäftsprinzipien einerDepositenbank

vereinigen läfst. Es ist vi el l e i cht bezeichnend,dafs d ie schot

t i schen Banken ni ch t vi el über j e hundert Fi l ial en pro Bankh inausgegangen s ind ,

eine Zahl,di e s i ch auch in England

bewährt hat . Ob es mögl i ch se in wird,für 4—500 Fi l i a l en,

d ie wir al s Resul tat der neuesten Entwi cklung bei e inzelnenBanken finden , e ine ausre ichende Kontro l l e zu schaffen ,

i ste ine Frage

,deren Losung der Zukunft überlassen se in wird .

Fragl os ist die grofse Ausdehnung ,di e di e Errichtung von

Fil i al en in d en l etzten Jahren genommen hat , zum Tei l ni chtmehr auf kühl e und verständ ige Berechnung

,s ondern auf

,

man mochte be inahe s agen : N achahmungssucht und Eitelke i tzurü ckz uführen. Wenn d ie e ine Bank an e inem Platz e e ineFil i al e eröffnet

,wei l ein Bedürfni s vorl iegt

,so eröffnet im

nä chst en Jahre die Konkurrenzbank ebenfall s e ine,nur um

d em Riva len das Fel d ni ch t zu lassen. D ie Fi l ial en mit ihrermeist seh r eleganten und teueren Ausstattung sind e ine ArtReklamem ittel für di e Banken geworden

,und es herrscht eine

beinahe krankhafte Neigung,s i ch gegenseiti g in der Gesamt

zahl der Fi l ial en zu übertreffen ; anstatt dafs rein geschäftl i che Gesi chtspunkte al l ein mafsgebend wären ,

tröstete mans i ch dam it , dafs man mitma chen müsse , was der andere tut ,um nich t aus dem Fel de geschl agen zu werden. So vorteilh aft ein zahlrei ches Filialsystem ist , wenn es si ch den Bed ürfni ssen anpafst , so gefährl i ch ist d iese Ausdehnung um jedenPreis

,die dem Bedürfni s vorausei l t . lin Rückschlag i s t all er

Wahrsch einl i chkeit nach zu erwarten.

Näheres über Zunahme und Zahl der Fi l ialen wie uberd eren Verhäl tni s zur Bevölkerungsz iffer ergibt Tabel l e 6.

3. Die K onzentrationsb estrebungen.

Im engsten Zusammenh ä nge mi t der Ausdehnung desFilialsystems steht die Tendenz zur K o n z e n t r a t i o n , zumZusammenschlufs zu immer mä chti geren Inst ituten durch Aufsangung der kle ineren oder Amal gamati on der ungefähr gl e ichs tarken. D iese Bewegung rei cht in ihren Anfängen b is ind ie Mitte d es 19 . Jahrhunderts zurück

,gewinnt aber erst in

d en achtz i ger Jahren gröfsere Bedeutung ,um dann in d en

neunzigern in Verbindung mit der berei ts ge sch ild erten Ausdehnung d es Filialsystems ih ren Höhepunkt zu erre ichen .

Page 200:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4. 191

Se it der Wende des Jahrhunderts i st die Bewegung im Abfl auen begriffen , zum Teil infolge Mangel s an wei terem geeignetem Material , zum anderen Te il infol ge der E rrei chunge ines gewissen Gleichgewichtszustandes. Die Bedeutung die serBewegung für die Gestal tung des ganzen engl i sch en Bankwesens i st e ine so grofse ,

dafs man mi t Rech t sagen kann,

sie habe die Grundl agen dessel ben vol l ig verändert .Die G r u n d e für dies e Entwi cklung sind mannigfach

,

doch las sen si ch e ini ge al s di e wirkl i ch tre ibenden Faktoreni so l ieren : Der Haup tgrund ist derselbe

,den wi r sch on für d ie ,

Ausdehnung des Filialsystems al s aus sch laggebend erk annt }haben,naml ich das Bestreben

,durch Ausdehnung auf b isher ,

noch ni ch t berührte Gebiete d i e zur Verfügung s teh enden'

Depositensummen zu vermehren und zugleich fur d iese Gel derd ie Mögl ichkeit gewinnbringender Verwendung zu finden.

Daneben bestand dann noch das Bestreben,di e Abhängigke it

von d en l okal en Verhäl tni ssen durch Verbindung mi t Bankenin anderen Di strikten mögl i chst zu vermindern. Wo dies ‘

Z iel von den e1mansionsfähigen und aufstrebenden Bankeneinmal erkannt war

,lagen zwei Wege offen

,um dasselbe zu

erre i chen. Entweder Errichtung eigener neuer Niederlassungen oder Verschmel zung mit d en berei ts in j enen G ebi eten bestehenden Bankhäusern. Die gegensei t igen Vortei l ed ieses l etz teren Verfahrens lagen von Anfang an so kl ar aufder Hand , dafs es überal l zu r Anwendung gelangte ,

wo dieUnterl agen dafur vorhanden waren

,al so dort

,wo kleinere

Banken mit e inem mehr o der minder d ichten Fil ialnetz berei ts bestanden. Das Anwachsen der Banken ausschliefslich

durch Ausdehnung des e igenen Filialsystems ohne jede Amalgamation mit bere its bestehenden Inst ituten erfolgte nur dort

,

wo es galt,ganz neue

,dem Bankwesen überhaupt noch ni cht

erschlossene Gebiete zu eröffnen.

Ein Umstand,der di e kl e ineren Banken wil l ig machte ,

s i ch mit gröfseren zu verschmelz en ,l ag in dem Anwachsen

der gewerbl i chen und anderer Unternehmungen und derenVerwandlung in Aktiengesellschaften mi t gröfserem Kapital .Das wachsende K red itbedürfnis derselben konnte von demkl eineren Bankgeschäft entweder gar ni cht o der doch nur

mit grofsen Gefahren befried igt werden ; kle inere Banken ge

ri eten hierbe i ni ch t sel ten in eine gefährl i che A bhangi gkeitvon l okalen Unternehmern. Dieser Ve ränderung in demCharakter der Kundschaft mufste von den Banken Rechnunggetragen werden

,und al s überd ies noch d ie Zusammenb rüche

Ende der siebz ige r Jahre dazu führten,da fs d ie Depo s iten

gel d er in ste igendem M afse nur den ganz grofsen Bankenzuflossen

,war de r A nstofs gegeben zu d er ers ten Reihe von

Amalgamationen,wel che d ie achtzige r Jah re charakterisi eren.

D ie entscheidende Wendung trat mi t der Baring—Krisi s 1890

Page 201:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

192 XXIII 4 .

ein. Von nun an war das Vertrauen de s Publ ikums in d iePrivatbankiers vö l l ig geschwunden ; man verlangte von d en

Ins t ituten ,denen man se in Geld anvertraute

,e ine gröfsere

S icherhe it , die vor al lem durch grofses Kapital , grofse Reserven und Veröffent l i chung regelmäfsiger Abschlüsse ge

währleistet zu se in schi en ; diese Voraussetzungen fand manam besten bei den ganz grofsen Insti tuten erfü l l t . Dazu trateine immer s chärfer werdende Krit ik d iese r Abschlüsse se itensder Fachpresse , d ie den schwä cheren Banken wei tere Schwierigkeiten bereitete und sie nötigte

,Anlehnung be i d en stär

k eren zu suchen. Die Bewegung ging hauptsächl i ch von eine rReihe tatkräftiger Provinzialbanken aus und gipfe lte darin

,

dafs diese s i ch auch Londoner Banken oder Bank i ers an

gl iederten,um so den Zutritt z um Londoner Clearing House

und e ine Stel lung auf dem Londoner Gel dmarkt zu erl angen.

Al s sie auf diese Weise dort heimisch geworden waren und

durch Anwendung ih rer fortsch rittl i chen GeschäftSprinzipienden Londoner Banken scharfe Konkurrenz machten ,

sahendiese si ch genötigt , ihrerse its si ch entsprechende Vorteil edurch Zusammenschlufs mit noch bestehenden Provinzia lbanken zu verschaffen. D ie Ini ti a tive

,die zuerst be i d en

Provinzialbanken lag, war somit jetzt zum Tei l auf d ie Londoner Banken übergegangen. Wir k onnen al so in der ganzenEntwi cklung eine Reihe si ch ablösender Bewegungen kon

statieren,die

,chronolog isch geo rdnet

,etwa das fo l gende Bil d

ergeben würden :1844— 1875 : Langsame Konso l i dierung der Akti enbanken in

London und der Provinz durch Aufsaugung und Verd rängung der Privatbankiers .

1878— 1890 : Zusammenschlufs de r Provinzialbanken z u grofseren Inst i tuten ; eini ge fas sen in London Fufs .

1890— 1896 : Fast vö ll ige Verdrängung der Privatbank iersauch in London. D ie grofsen Provinzialbanken habensi ch in London konsol idi ert .

1896— 1902 : Die verble ibenden Londoner Banken d ehnen s ich ,um ihre Stel lung j enen gegenüber zu behaupten, auf

die Prov inz aus oder vereini gen si ch mit anderen, diedort Verb indungen besi tzen ,

während zugle ich die b estehenden London and Prov incial Banks si ch wei tereProvinzialbanken angl i edern.

Die Amalgamationen s ind heute so weit fortgeschritten,

dafs es mögl ich ist , d ie Resul tate ,die si ch aus ihnen er

geben,näher ins Auge zu fassen :

Fur d ie Banken hat si ch 1 . e ine bedeutende Ersparni sder General unkosten und Verringerung d es Personal s ergeben.

2. I st d ie innere O rganisation insofern beeinflufst worden,

als d ie gröfsere Ausdehnung der Banken die scharfe Durch

Page 203:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

194 XXIII 4 .

D ie Fol gen fur d en G e l d m a r k t sind im ganz en gun

s tige gewesen : A n Stel le e iner grofsen Zahl isol i erter Lokalbanken sind eine relativ k leine Anzahl kapitalkräft iger I nstitute mit bedeutenden Reserven und gesunder , der Kontro l ledes Publ ikums sch arf unterworfener Geschäftsführung getreten ;da s Vertrauen des Publ ikums ist entsmechend gewachsen,d ie Gefahr pl ötzl i cher Paniken ger inger geworden. Da fernerimmer grö fsere Betrage si ch einfach durch Kompensati on ind en Büchern der Banken erledi gen. so ist das so stark uberl a stete Country Clear ing etwas entlaste t worden und auche ine gewisse Ersparnis an N oten*

und sonstigen Umlaufsmittelne ingetreten. Die wichti gste Fol ge i st die fas t absolute Konzentration der

Vo‘

lkswirtschaft'

in

L"öfidon ,

Hüföh'"d ie einers e its d ie Mögl i chkei t

,a ll en Bed ürf

nis s en gerecht zu werden, sehr erl e ichtert worden i st , anderse i ts aber auch d ie Gefahr der fa l s c h e n Verwendung s tarkgestiegen i st .

4. Die Konkurrenzverhaltnisse.

Trotz dem die Konkurrenz unter den Banken e iner derFaktoren gewesen i st

,der zur Amalgamation b eitrug , so i st

doch ein wirk l i ch scharfer Wettbewerb erst entstanden,se it

d em al s Resul tat d i eser Bewegung eine Anzahl zieml ichgl e i chstarker Inst i tute sich gegenübersteht . Vorher hat e ineKonkurrenz im gewöhnl ich en S inne des Wortes ni cht bestanden ; j ede Bank bemühte si ch natürl i ch

,i hren Kunden

kreis mögl i ch st auszu dehnen,aber s i e stand davon ab

,in

d enjenigen der N achbarbank e inzudringen. Nicht nur gal te s für unfa ir , e iner anderen Bank die Kunden abspenstig zu

machen,sondern auch

,wenn ein Kund e von selbst h erüber

kam,so wurde sein Konto ni cht angenommen

,ohne Rück

frage bei seiner früheren Bank . Wenn e ine Bank in e inemO rte

,einer Stadtgegend oder Hauptstrafse etabl i ert war , so

war e ine andere ni cht sogl e i ch be i der Hand,s i ch in deren

Berei ch einzuni sten,man suchte wenigstens d ie Fikti on auf

rech t zu erhal ten dafs j ede ihre eigene Kundschaft bediene,

1ndem man die neue Fil i al e mögl i chst entfernt von der Nachbarbank etabli erte . Al l d ies hat si ch neuerdings geändert .M an wirft d en schotti schen Banken vor

,dafs sie es seien

,di e

mit dem Kundenfang begonnen und d amit da s Bankgewerbeauf den Stand eines gewöhnl i chen kaufmänni schen Geschäftsherabgedrückt hätten (Bank ing i s a profe ssion,

not a trade) .Wenn man l iest

,was Kerr in seinem Buche

„Scott i sh Banking “

ü ber d i e in d ieser Hinsi cht zu übende Pol i tik sagt, so hatd iese Bes chuldi gung all erdings einige Wahrscheinl i chkei t fürsi ch . Wie dem aber auch sei

,heute ist d ieser Geist auch in

d en engl ischen Banken und besonders bei d en Filialleitern

Page 204:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 195

d erselben,d ie s i ch durch Heranz iehung neuer Kunden bei

ihrem Board bel iebt machen wol l en,rege

,und das Resultat

i s t ein heifser Kampf um die Kundschaft . Während es früherd ie Regel war

,dafs der Kunde zur Bank kam , um ihr die

Verwal tung seines Konto s anzutragen ,so i st es heute

,be

s onders wo e s si ch um bedeutendere G eschafte handelt , haufigder Fal l , dafs eine oder mehrere Banken s ich um neue Kundend irekt bewerben und einander durch mögl i ch s t günstige A nerb ieten z u unterb i eten suchten. Die Gemeinden und öffent

l i chen Körpers ch aften s ind soga r so weit gegangen,dafs s ie

e ine re gelrechte Submission für die Verwal tung ihrer Gel derveranstal ten

,und haben Banken gefunden

,die darauf ein

gehen. (Vgl . R . M . 1902 , p . 568 [Apri l ] , p . 780 [Mai] undofter . ) Wenn es neuerd ings häufiger vorkommt

,dafs d ie

Banken d en Korporationen einen Tei l ihrer Wertpap iere als

S i cherhei t für deponierte Gel der verpfand en und s o ihre an

deren Glä ub iger benachtei l i gen,so hat di e s se inen Grund vor

al l em in d ieser mafslosen Konkurrenz . Bezei chnend ist,dafs

der Präsident d e s Inst i tute of Bankers be i seiner Rede imJahre 1902 sagte :

„Die Konkurrenz der Banken um neues

Geschä ft ze igt kein Nachla ssen,sondern wird noch immer in

tens iver . Wir gehen al le zu,dafs e ine vernünftige Kon

kurrenz gesund und wünschenswert ist , aber eine Konkurrenz ,d ie bas iert au f gröfseren Vergütungen,

Herunterschneiden derDarlehensraten und Erle ich terung der sons t feststehendenBedingungen

,ist zu verurte i l en. Ich weifs aus eigener Er

fahrung ,dafs Banken si ch um Geschäfte beworben haben

zu Bedingungen,die zu einem j ährl i chen Verlust führen

müssen.

Dafs in dieser übertri ebenen Konkurrenz e ine grofse

Gefahr l iegt,wird ni emand leugnen,

der d ie Krisis im austra

lischen Depositenbankwesen in d en neunziger Jahren und derenVeranl assung vor Augen hat . Es wird denn auch von den

führenden Fachzei tsch ri ften fortwä hrend auf d ies e Gefahrh ingewi e sen, aber bi s die Banken di e Resul tate dieser Po l i tikam eigenen Le ibe gefühl t haben

,wird wohl so l e i cht keine

Anderung e intreten ,weni g stens ni cht

,bis der ubermä fsigen

Errichtung neuer Fi l i al en ein Z iel gesetzt w ird . Es i st mehrfach versu ch t worden

,zwischen den Banken zu e iner Ver

ständ igung über diese Punkte zu kommen ; e ine sol ch e h a tj edoch erst Aussich t auf Erfolg

,wenn d ie z urze it noch so

s ta rken Tendenzen der Expansion und Amalgamati on ih renvol l en Lauf gehabt haben. D ie Entwi ckl ung geh t unzweifelhaft da rauf hinaus , dafs s ich in d en nächsten Jahren einevol l ständige Konsol id ierung d es engl ischen Deposi tenbankwesens vol lzi ehen wird

,nach deren A bschlufs e ine Reihe

zieml ich glei chs tarker Inst i tute ü b rig sein werden ,d ie sich

nach einem scharfen Kampf um den Besit z der verschi edenen13 *

Page 205:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

196 XXIII 4 .

Gebiete untereinander vertragen werden,genau wie d ies in

Schottl and und Kanada der Fal l ist .Eine solche Konsol i di erung wird das Ende einer uber

mä fsigen Konkurrenz bedeuten, zugle ich aber auch d ie Gefahre iner Monopol i s ierung in si ch tragen. Das System

,welches

s i ch in Schottland seit Jahrz ehnten fertig ausgebi ldet vorfindet,wird dann auch vollständ ig auf England übertragen se in.

C . S ich erh e it u n d R entab ilitä t .

1 . Die halbj ährlich en A bschl ü sse.

Mit Ausnahme der Bank von Engl and,d ie durch gesetz

l i che Bestimmungen genötigt i st,ih ren Status wöchentl i ch

zu veröffent l i chen,war das , was über d ie anderen Banken

in dieser R ichtung zur Kenntnis des Publ ikums kam, bis gegen

Ende der si ebz i ger Jahre von geringem Werte ; nur dieschot t i schen Banken veroffentlichten bere i ts seit 1865 ih rej ährl i chen Abschlüsse . Von d en engl i schen Aktienbankenges ch ah die s nur bei einer geringen Zahl

,die Privatbankiers

hüteteten das Geheimni s ih rer Vermogensverhältnisse auf dassorgfäl ti gste

,und was an Materia l über di e Aktienbanken

vorhanden war,re ich te ni ch t aus

,

‘ zu einer auch nur an

nähernden Beurte i lung der wirkl ichen Lage,da j ede E inhe it

l ichke it und damit fast j ede Verglei chbarkei t in d en veröffentlichten Zahlen mangel te . Die Ereigni sse des Jahres1878 ,

d ie zum erstenmal das Vertrauen der Depos itengläubiger bis in di e Grundfesten erschütterte

,führte zu einer

‚ Änderung . Der„Economi st “ begann in diesem Jahre die Ver

öffentlichung se ines Bank ing-Suppl ement s , in dem halbjährl i chdie Abs ch lü sse der Banken vere inigt und einander gegenübergestel l t wurden ; zugle ich b egann dieses Blatt

,unterstützt

von e ini gen anderen Fachblättern ,e inen Fel dzug

,der d ahin

z i el te,all e Banken zu einer Veröffentl ichung ihrer Resul tate

in mogl ich st e i n h e i t l i c h e r und ausgiebiger Form zu veranl assen. Von grofser Bedeutung für die Errei chung diesesZi el es wa ren die Best immungen des Gesetzes vom Jahre 1879(42 und 48 Viktor i a

,c . das für jede unter d ies Gesetz

fal lende Bank eine Revisi on durch unabhängi ge R evisoren

(Audi tors) Vorschreibt,wel che ganz besonders d ie B i lanzen

zu prüfen und durch ih re Unterschrift al s korrekt befundenzu begl aubigen haben. Nicht in das Gesetz aufgenommenwurde d ie Klausel des Entwurfes

,wel che feste und al lgemein

gül t ige Regeln für di e Form der Aufstel lung der Bil anzenvorschrieb ; trotz a l l en Drängens de r Fachpresse ist in d ieserH ins icht heute noch viel zu tun übrig . Das durch di eBaringkrisis erneuerte M ifstrauen des Publ ikums , das s ich diesmal besonders gegen die Priva tbank iers ri chtete ,

hatte zur

Page 207:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

19 8 XXIII 4.

Vom S tandpunkte der l e i tenden Organe der Banken aus

be trachtet,stehen im Vordergrunde j eder Entschliefsung uber

di e Regelung des Geschäftsganges die bei den si ch in gewissemS inne widerswechenden Aufgaben S i c h e rh e it und G e w i nn.

Unte r Berücks i chti gung dieser beiden Kardinalpunkte wirdau ch die Ents cheidung über die Höhe der Garant iemittel

,

w ie über d ie Art der Anlagen getroffen werden. Die Tatsa che , dafs di e Fäh igkei t der Bank , d en an si e he rantretendenV erpfl i ch tungen j ederze it gerecht zu werden

,vor a l lem ande ren

ge sich ert se in mufs und daher die fremden Gelder nur zug anz si cheren und kurzfristigen Anl a gen verwendet werdend ürfen

,gestattet di e Erz ielung eines ausrei chenden Gew innes

nur dadurch , dafs di e ri s ikolosen Geschäfte in mögl ich stgrofsem Umfange und bes onders in mögl i chst grofser Zah lgemacht werden. Es ist daher das Prinzip der Banken

, d ie

zur Verfügung stehenden Gelder,

so oft al s mögl i ch umzusetzen ; deshalb gil t es al s Grundsatz j eder Bank ,

dafs Vorschüsse und Darl ehen nur dem gewahrt werden

,des sen Konto

l ebhafte Bewegung zei gt . Um weiterhin die Rentabi l itätmögl i ch st zu heben

,hat man"das "eingezahlte Ka

'

pitaf sehrni

ed rig"

geliältenj um so trotz des geringen Gewinnes auf j ede se inzelne Geschä ft eine relat iv hohe D ividende herauszuwirtschaften. Bei jeder Betrachtung der Rentabi l i tät der engl ischenBanken und der aufserordentlichen Durchschni ttshöhe ih rerDividenden mufs stets im Auge behalten werden

,dafs das

di videndenberechtigte Kapi tal vergl ei chsweise ein minimalniedriges ist.

Bei der Erörterung der Frage der Sicherheit e iner Bankoder e iner Gruppe von Banken pflegt man a ls den wichtigstenPunkt das Verhäl tni s der eigenen Mitte l z u den Verpfl i chtungenanzusehen (Aktienkapital , R eservefond und etwaige wei tereVerpfl i chtungen der Aktionäre gegenüber d en Gläubigern ergeben die Summe der Garanti emittel) . Dieses Verfahren magfür unser deutsch es Bankwesen ri ch ti ge Resultate ergeben

,

in England sp iel t aber die Höhe der Garant i emittel für dieFrage der S i cherheit der Banken eine völ l ig sekundäre Rol l e .

Wir können v i elmeh r konstatieren,dafs d iejenigen Banken

,

d ie als d ie si chers ten angesehen werden müssen , einen ganzunverhältnismä fsig kle inen Prozent s atz von Garantiemittelnzu ihren Verpfl i chtungen zeigen

,während vielfach d iej enigen

,

wel che ein be i weitem günstigeres Verhäl tni s aufweisen ,zu

d en weni ger s i cheren zu rechnen sind .

Bei der rela tiv geringen Höhe d es eigenen Kap itals,das

e ine D epositenbank in ihrem Gesch äftsbetri eb überhaupt nutzb ringend verwenden k a nn

,ist ni cht die Höhe de1 Garanti e

m1ttel,„ s ondern d ie _Höhe der B a r r e s er v e und besonders d ie

Art w ie d i e gesamten verfügbarer M ittel angelegt wer ,denz ieml i ch al l e in ausschl aggebend für die Beurte i lung der

Page 208:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4. 199

Si cherhei t . M an kann sagen,j e l i qu ider die Anlagen und j e

gröfser die Barreserven, um so geringer können die Garant iemittel se in , wahrend andersei ts geringe Reserven und wenigl iqu ide Anl a gen einen relat iv hohen Satz von Garant i emittelnfordern , um die ungünsti geren Liquid itätsverhältnisse in denAugen der Gläubi ger auszugl ei chen. Banken

,wie d i e haupt

städt ischen,d ie mit Lei chti gkei t grofse Summen von Depos iten

geldern heranziehen konnten,brauchten ke in grofses e igenes

Kap ital , s ie waren v i elmehr darauf angewies en,d ieses mög

lichst niedri g zu hal ten ,mü fsten aber anderse its mit Rück

s icht auf ihre enormen Verpfl i chtungen ih re Mitt el v öl l i gflüss ig h alten und grofse Barreserven ansammeln ; Resul tat i s tder gesch il derte Betrieb der Londoner Bank : Grofse Geschä fte , häufige Umsätze ,

banktechni s ch sichere Anl agen,

Pflege des Lombard und Vernachlässigung des Personalkred ites .

Umgekehrt waren d ie Provinzialbanken nich t in der Lage,

grofse Depositensummen anzusammeln ,da Kaufl eute

,Fabri

kanten und Gewerbetreibend e ihre Ersparni sse sofort wiederim ei genen Geschäft verwendeten

,Renti ers aber nach London

oder aufs Land zogen,sobal d s ie genug verd ient h atten. Die

Banken mü fsten h ier al so in höherem M afse mit ei genemKapi tal arbe iten und

,um dieses zu verzinsen

,auch ri sk antere

Geschäfte mi t in den Kauf nehmen ; das Resul tat ist der gesch i lderte Typus der Provinzialbank : Geringe Depos iten

,

weniger haufige Umsä tz e ,bankt echni sch weniger günstige

Anlagen, kleine Barreserve usw . A us dieser Vers ch i edenhei terkl ärt si ch j a auch die Bewegung zur Konzentrati on

,di e im

Begriff steht,d ie überl ieferten Gegensätze auszugle i chen.

a) D i e G a r a n t i e m i t t e l .

D iese setzen si ch zusammen aus dem eingezahlten Aktienkap ital , dem Reservefonds der aus unverteilten Gewinnen herrührt

,und d en etwaigen N achschufsverpflichtungen

der Akti onäre .

Das e i n g e z a h l t e K a p i t a l d e r B a nk e n ist mit de reinz igen Ausnahme der Bank von Engl and sowoh l rel at iv

,

al s ab sol ut ein geringes . Es betru g 1904 für 87 Depositenbanken rund M il l i onen (vergl . Tabell e

M an war früher der Meinung,dafs das eingezahl t e

Akti enkap ital in einem gewissen Verhältni sse zu d en Verpflichtungen der Bank stehen so l l e (Gil bart sagt wievielfach s ind in früheren Jahren Erh öhungen des Aktienkap i tal s vorgenommen worden

, um b e i wachsender Deposi tenmenge ein sol ches o der ähnl i ches Verhäl tnis aufrecht zu erhal ten. Heute i st

‚di e Praxi s h iervon zurückgekommenund Banken wie die London und Westminster und andere

,

di e jenem Prinzip folgend,ih r Akti enkapi tal erh öht haben

Page 209:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

200 XXIII 4.

s ind heute aufserstande,in der Hohe der Dividende mit

anderen,ebenso s i ch er fundierten Ins ti tuten z u konkurrieren

,

d ie ein wei t ni edrigeres Verhäl tnis von Ak ti enkap ital zu Verbindlichkeiten aufweisen ; bei der ausgez e i chnet gele i tetenLondon und Countybank war 1900 das Verhal tni s wie

b) D e r R e s e r v e f o n d s .

Er hat ursprüngl i ch den Zweck gehabt,Summen zu

Verfugung zu stel l en,aus denen in weni ger günstigen Jahren

d ie D iv i dende ergänzt werden könnte ; heute würde keineBank mehr wagen dürfen,

d en Reservefonds für Zwecke derDividendenverteilung anzugre ifen. Er dient v ielmehr als einevermehrte S icherhei t in den Augen der Gläubi ger ; und danngestattet er

,den Anfo rderungen eines gestei gerten Geschäfts

umfanges gerecht zu werden, ohne das Akt ienkapi ta l zu vermehren und damit d ie Höhe der D ividende zu beeinträchtigen.

Erreicht er,wie d ie s bei v iel en Banken der Fal l

,d ie Hälfte

,

zwei Dri ttel oder so gar di e ganze Höhe des Aktienkapital s,

so befindet s i ch d ie betreffende Bank in der angenehmenLage

,nur auf e inen Tei l ihres K apital s e ine D ivi dende ver

te i l en zu müssen,wodurch einmal d ie Höhe derselben günst ig

beeinflufst , anderse it s eine Entblö fsung von flüssigen Mitte lndurch Auskehrung sehr grofser Summen al s D ividende vermi eden wird . Ferner ergibt s i ch die Notwendigke it e ineshohen Reservefonds aus der d enAktien anhaftendenNachschufsverpflichtung ,

d ie es den Directors zur Pfl ich t macht,durch

Ansammlung grofser Rückl agen die E info rderung von Nachs chüssen auf Ausnahmefäl l e zu beschränken ; andernfal l smüfsten d i e Aktionä re be i ungünstigem Geschäftsgä nge j ederze it mit der Einforderung von Nachzahlungen

,d ie allgemein

den ungüns ti gsten Eindruck hervorrufen wurden ,rechnen.

Ferner kann si ch heute ke ine Bank der Notwend igkei t ent

z iehen,einige riskantere Geschäfte zu machen

,zu denen d ie

fremden Gel der ni cht verwendet werden können ; ein hoherReservefonds gibt auch nach d ieser Seite hin die unentbehr

l i ch e Bewegungs fre ihe it .

c) D i e N a ch s c l1 u f sv e r p fl i c h tu ng d e r A k t i o n ä r e( R e s e r v e L i a b i l i t y

D a s Recht d ie Gründung von Aktiengesel l schaften mit beschränkter Haftpfl i cht zu gestatten,

war j ahrhundertelang ein

Privi leg des Königs oder des Parlaments . Von Banken waren e snur die Bank von England

,die Bank von Irl and und d ie beiden

durch königl iche Charter geschaffenen schotti schen Banken,

die diese Vergüns tigung besafsen. Für al l e anderen gal t d ieunbeschränkte Haftbarkei t der Aktionä re für d i e gesamten

Page 211:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

202 XXIII 4 .

vi ell e i ch t bezei chnend,dafs das Vorhandense in der Nach

schufspflicht so gut w i e gar keinen Einflufs auf die Höheder Kurse der Bankaktien auszuüben scheint ; man kannh ieraus schliefsen ,

wie wenig das grö fsere Publ ikum d ie

N achschufspflicht als etwa s stark ins Gewicht fal lendes behandel t .

d) D i e A n l a g e n d e r B a nk e n.

Da die Hohe der Garantiemittel fur die engl ischenDeposi tenbanken nur e ine sekundäre Roll e Sp iel t, so l i egt d asHauptgewicht fur die Beurte i l ung der S i cherheit in der Höheder Barreserve e inersei t s und der Qual ität der Anlagenanderse i ts .

I n England wi rd mei s t das,was wir in Deuts chland

l iqu i de Mittel ers ter O rdnung “ nennen also Kassenbestände

,Guthaben be i anderen Banken

,Anl age in Staats

pap ieren al s„Res erve “ bez ei chnet , und j e nach dem Ver

haltnis dieser Reserve zu d en Verbind l i chkeiten der Bank aufderen genügende oder ungenügende S icherheit gesch lossen.

Eine ganz obe rflächliche Betrachtung zeigt aber sofort , dafsmit diesem populären Begriff d er Reserve sehr weni g an

zufangen i st , und dafs d iese Art der Beurtei lung an den al lergröfsten Mängeln le idet ,

besonders wei l keinerle i Übere instimmung da rüber herrscht

,was im konkreten Fall e als

Reserve zu bez e ichnen i st . Theoretisch i s t man darüber eini g ,dafs unter de r Reserve e iner Bank diej eni gen j eden Augenbl i ck flüssi g zu machenden Mittel zu verstehen s ind , die zurDeckung a u fs e r g ewo h n l i ch e r ,

d . h . si ch ni cht aus demtägl ichen Betriebe ergebender Bedürfni sse ,

se itens der Bankbere itgehal ten werden. Aber schon über das, was al s j ederze i t flüss ige M ittel zu betrachten sei , gehen in der Praxi sder Banken di e Ansi ch ten sehr auseinander . Die eine rechnetals Reserve nur, was si e bar in ihren Kassen und al s Guthaben bei der Bank von England o der bei anderen Bankenhat

,di e zwei te z ähl t no ch d ie Geld er h inzu ,

die sie imoffenen Markte ausgel i ehen hat

,wieder and ere fassen den

Begrifl"noch wei ter und rechnen auch ihre Staatspap i ere

h inzu,einige sind sogar so weit gegangen , die im Wechsel

d i sk ont angel egten Summen ih rer Reserve zuzurechnen.

I n al l en diesen Fäl len wird aber der Begriff der Reserveni ch t entsprechend der oben gegebenen Defini t i on gefafst, indem di e genannten Summen nur in ganz besch ränktem M afse

zur Deckung a u fs e rg ewö hn l i c h e r Bedürfni sse herangezogen werden können : Der gröfste Tei l der in den Kassender Banken befindl i chen Barsummen sind „

til l money d . h .

sie dienen den Erforderni ssen des tä gl i chen Verkehrs und

können als o ni cht als Reserve angesehen werden. Sei t derBaringkrisis ist nun al l erd ings se i tens einer gröfseren Anzahl

Page 212:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 208

der ersten Banken mehrfach vers i chert werden,dafs sie lang

sam aber stetig bemüht seien,neben den al s „

ti ll money erförde rl i chen Barmitteln gröfsere Betrage anzusammeln, die a l swirk l ich e Reserve anzusehen se ien. Wie grofs di ese Summensind , darüber ist keinerl e i genauere Angabe in d ie Offentlichke i t gedrungen

,und wir müssen uns mit Behauptungen be

gnügen ; diesen stehen aber, meist nur p rivatim gemachte , Aussagen anderer Banki ers gegenüber , di e feststel l en , dafs dievermehrten Barbestände knapp den ebenfal l s vermehrten Umsätz en und Verpfl i chtungen entsmachen und mit Rücksi chtauf d i e enorme Ausdehnung des Filialsystems und d ie dadurch vermehrten Angriffspunkte all er Banken eher kl e inersei en al s früher . I n den ersten Jahren nach der Baringkrisisist al lerd ings e ine z ieml i ch sta rke Zunahme der Kassenbestände zu konstatieren

,di e ihren Grund darin hatte

,dafs

e inmal in der Depression der neunziger Jahre keine gewinnbr ingende Verwendung für al l e den Banken zu Gebotestehenden Mittel zu finden war

,und dafs die ungemein sch arfe

Kri t ik,wel che der damal i ge Finanzmini s ter Goschen an der

Geschäft sführung der Banken geübt hatte,indem er deren

Pol i tik,mit völ l i g unzurei chenden Barmitteln zu arbe iten

,

geradezu al s e ine nationale Gefahr bezeichnete,dazu geführt

hatte,dafs d ie Banken vorübergehend gröfsere Barbestände

in i hren Kassen hiel ten. I n d en sei ther verflossenen Jahrenist diese Frage wi eder und wieder d i skuti e rt worden , ohneaber ihrer Lösung naher gebracht zu werden. Seit ungefähr1899 i st wiederum ein etwas stärkeres Anwachsen der Barbestände zu kons tatieren

,das seinen Grund wohl hauptsächl i ch

in d en Erfahrungen hat,wel che d i e Banken während des

T ransvaalkrieges machten und d ie sie zur aufsersten Vorsi chtmahnen mufsteu. A ufserdem haben

,wie bereits erwä hnt , d ie

grofsen Amalgamationen e inen gewiss en Einflufs nach dieserR ichtung hin geübt .

Es i st sel bstredend so gut wie unmögl i ch , ein fur al l emalzu bestimmen

,wel ches d as richtige Verhältni s zwi schen Kassen

beständen , Anlagen e rs ter Ordnung und sol chen zweiterOrdnung se i und in wel chem Verhältni s d iese wiederum zud en Verpfl i ch tungen der Bank steh en sol l en. Dies würde einevol lkommene Kenntni s al l er Geschäfte voraussetzen und würdeentsprechend dem versch i edenen Charakte r der e inzelnenBanken in j e dem indiv i duel len Fall e zu einem verschiedenenResul tat führen mussen. Trotzdem sind di e Bedingungen,

unte r d enen die G esch äfte der engl i schen Depositenbankensi ch abspi el en , im grofsen und ganzen e inander so ä hnl i ch

,

dafs si ch weni gs tens ein annähernder M afsstab aufstel l en lä fstfür d as

, was unt e r d en herrschenden Verhäl tni ssen a l sM ind estforderung an den Status einer Bank angesehen werdenkann. A ls eine sol che M inimalgrenze der S icherhei t dürfte

Page 213:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

204 XXIII 4.

zu fordern se in,dafs d ie baren Kassenbestä nde mindestens

10 der j ederz e it fäl l i gen Verbindl i chkeiten betragen sol l ten,

und dafs weitere 10 0 /o a l s Guthaben be i der Bank von Engl and deponiert wären. Von d en Barb eständen wären dann5 % a l s T il l money für den Kassenverkeh r und we itere 5 %als Reserve , von dem Guthaben bei der Bank von England5 % al s durch den Clearinghouse-Verkehr festgelegt und d ierestl i chen 5 ebenfal l s als Reserve zu b etracht en. Vergl ei chenwir h i ermit d ie wi rkl ichenBestande im Jahre 1900 (Tab . 11 ,Kolonne 8 und so ergibt s i ch

,dafs nur wenige Banken

d i e se 20 0 /o aufweis en können. Se lbst b is 15 °/o was alsoe iner wirkl i chenBarreserve von nur 5 gle i chkommenwurdebesitzen nur eine rel ativ geringe Anzah l

Das Verhaltni s der K a s s e nb e s t a n d e zu Verbindl ichkei ten bei denj eni gen Banken, welche d i ese Bestände in ih renAusweisen spezifizieren,

war :

K u r z f r i s t i g e V e r p f l i c h t u n g e n :De ositen VerZah l p

_ Kassenbestände Verhaltni s von

derb1ndh chkerten ln

(Cash in hand and Kasse zu VerBanken :

lal‘

fifgge

gf

äfgä)nung atBank ofEngl.) z bind lichkeiten :

337718 875895 853 218

400 485 324417246961

418 141 056

488 775 372

Es i st al so be i d en Banken, wel che ihre Kassenbestä ndegetrennt von d en at cal l “ ausgel iehenen Geldern aufführen

,

in d en l etzten Jahren eine fortschrei tend e Besserung zu konstatieren. Demgegenüber sche int si ch der Status der anderenBank en eher verschlech tert zu h aben, indem das Verhäl tni svon Cash in hand and at cal l etc . “ zu Verb ind l i chkeiten beider Gesamtzahl al ler e n g l i s c h e n Banken in d en l etztenJahren stabi l gebl ieben ist. (Vergl . die auf Seite 208 gegebenen Zahl en. )

Wir kommen al so zu dem Resul tate,dafs mit Ausnahme

e iner sehr k leinen Anzahl der besten Banken,d ie eine Bar

reserve 1 von 5—10 °/o aufweisen,die engl i schenDeposi tenbanken

überhaupt keine Barbes tände h a lten,d ie als Reserve in dem

oben genannten Sinne anzusprechen wären,und dafs manche

sogar weniger Kasse hal ten,als bei einer einigermafsen vor

1 Wir lassen h ier ganz aufser Betracht, dafs d ie Bank von Englandd ie bei ihr dep onierten Ge l der nicht intakt halt, sondern zum Tei l ihrerseits au s leiht ; fur d ie Banken dürfen diese Summen immerh in als bar

vorhanden ge lten.

Page 215:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

206 XXIII 4 .

paradox d ie s kl ingen mag e ine Bank,d ie ih r Guthaben

beim Zentral institut und be i den Brokers zurückz iehen und

in Form von Gold in ihre Kassen l egen woll te,im Falle e iner

Panik schnell e r zu Fall kommen würde als d ie anderen,d ie

durch ihr Guthaben be i d en Kreditvermittl ern j ederze it d ieHilfe des Zentral inst i tutes selbst in Anspruch nehmen können.

Hier also l i egt der Grund,aus dem die Banken die Verbin

dung mit den Kred itvermi ttl ern ni ch t aufgeben konnen,selb st

wenn s i e es wol l ten ,tro tz dem sie s i ch damit sel bst Konkur

renzen grofsziehen lz Nicht nur ,

we i l di e Brokers besser dieS i cherhe it der Wechsel resp . der Wertpapi ere beurteil enkönnen

,ni ch t nur

,weil d ie Darlehen an j ene e ine b e

queme Verzinsung der überschüssigen Gelder gestatten,sondern

weil nur dieses Bindegl ied es den Banken ermögl i cht,prak

tisch ohne j ede andere Reserve zu arbeiten und doch dabeiwi rk l iche Gefahren für ihr Bestehen ni cht heraufzubeschwören,

wei l s i e s i ch so einen Rückhal t be i de r Bank von England'schaflbn.

Bei der grofsen Bedeutung ,die somit der Posten cash

at cal l “ für die S icherhei t der Banken gewinnt,wird die

Q u a l i t ä t d ieser Anlage von um so gröfserer Wichtigkeit ;denn die Banken können mi t S icherhei t auf den ri cht igenEingang der den Kredi tvermittl ern gel iehenen Summen nur

dann rechnen ,wenn die ihnen al s Unterpfand übergebenen

Wechsel und Wertpap iere d en von der Bank von Englandfür Bel eihungen gestel l ten Bedingungen entsmechen. DieL iqu i d ität der so ausgel i ehenen Summen wird al so gänz l i chvon der Qual itä t der al s S icherheit hinterle gten Dokumenteabhangen. Was die Darlehen an d ie Wechselmakl er anl angt

,

so ist wenig Gefahr vorhanden,dafs di e Banken Wechsel be

l e ihen,d ie ni cht den vom Zentral inst itut gestel l ten Bedin

gungen entsprechen ; anders aber bei den Darl ehen an d ieFond smakler. Di e Bank von England bel eiht nur wirkl i che rstklass ige Staatsp ap i ere

,und es gil t al s zweifelhaft , ob si e

in e iner Kri s i s auch nur auf Eisenbahnobligationen Darlehengeben wurde ; die Unterlagen aber , welche die Banken von

d en Stock Brokers akzepti eren,rangieren heute von Staats

pap i eren,d i e vie l lei cht d en gröfseren Teil ausmachen dürften,

ni cht nur bis zu amerikani s chen Eisenbahnwerten ,s ondern

bis zu Gol dminenaktien u . d ergl. Sie enthal ten also einenstarken Proz entsatz von Papieren ,

die im Fal l e einer Kris isni cht oder nur mit grofsen Verlusten zu l iqui dieren wären.

Für die Höhe sol cher minderwerti ger Pfandobjekte feh lt j ederAnhal t ; über ihr Vorhandensein kann aber kein Zweifelhe rrschen.

1 Vgl. h ierzu das S . 82 in dem Ab schnitt uber d ie WechselmaklerGesagte.

Page 216:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 207

Fur di e Anal yse der Bil anzen fol gt aus dem obigen,dafs

be i der e1geritrfi fiiiöh“

ii”0 rganisatiorr

—d es-"englischen"Geld

fifik tes“

die“

Entscireidung ü ber d ie'

Sicherheit e iner Bank

Von_ dg_

r Art,wie sie ihre

_

anderen Mittel angel egt hat ; und davon ob die Anlagen derartige sind , dafs sie ein Zurück greifen

moöhte d ies b e tonen gegenüber'

d er si ch“

neuerdings m Engl and geltend machenden Praxis , die S icherheit der Bankenf a s t a u s s ch l i e fs l i c h nach der Höhe ihrer Barreservenzu beurtei l en. Diese ist natürl i ch von allergröfster Bedeutung ; aber da d ie Bank von England es nun einmal unternommen hat , d ie Reserven für die anderen Banken z u ha lten,

so ist es ni cht zu verwundern, wenn diese d i e günst ige Lageausnutzend ,

das Halten grofser Kassenb estände al l e in demZentral inst itut üb erl assen und vor al lem Sorge tragen , ihreanderenAnl agen so zu wähl en,

dafs be i e intretenden Schwierigke i ten d ie Bank von Engl and zur Beihi l fe herangezogenwerden kann.

Die R icht igk eit di eser Pol it ik erg ib t s i ch,wenn wir di e

Gesch ichte derj enigen Banken , die in den l etzten dreifsigJahren zu Fall gekommen sind , vergle i chen mit denj enigen,

d ie trotz grofser Schwierigkeiten sich haben halten konnen. Di e9 b edrohten Banken hatten in wenigen Monaten Depositen

in der Höhe von Mill i onen von Pfund Sterl ing auszuzahlen,was

s ie dadurch ermögl ichten,dafs si e ihre versch iedenen Anlagen

sukzes s ive flüssig machten ; di e Birkbeck-Bank ,be i der es

M itte der neunz iger Jahre zu einem wirkl i chen„run

“ kam,

d er s i ch innerhalb von zwei b is dre i Tagen ab sp ielte,konnte

die sem widerstehen,trotzdem sie keine besonders hohen Bar

bestände hatte ; sie schaffte si ch das erforderl i ch e Gel d innerhalb weni ger Stunden durch Verpfändung und Verkauf ihrerAnl a gen ; di e Bank von Engl and al le in l i eh ih r s ofort5 00 000 59 gegen Überlassung von Konsols. Worauf es an

kommt,ist also

,dafs d ie betreffende Bank innerl i ch gesund

i st,dafs sie gegenuber ihren Verpfl i ch tungen Anl agen auf

zuwei sen hat,die wirkl i che Werte repräsentieren und l e i ch t

real i s ierbar sind . D ie Frage der zu haltenden Barreservekommt so l ange das Ein-Reservesystem bes teht erst inzwe iter L ini e ; sol l te al lerd ings di es ganze System e iner Reform bedürfen und wir wiss en,

da fs dem so ist so wirddann auch die Frage der Barreserven der e inzelnen Bankenin ein ganz andere s L icht gerückt ; h ierauf werden wir imSchlufsabschnitt zurückkommen. Wie die Sachen heute s tehen

,

i s t d ie Barreserve nach dem erfahrungsmäfsigen Bedürfni sp l u s einer gewi ssen S i cherhei tssumme zu bemessen. Wiew ir bereits oben ausführten, genügen aber d ie Ba rbeständevi eler Banken ni ch t e inmal h ierz u , und es kann ihnen der

Page 217:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

208 XXIII 4 .

Vorwurf ni cht erspart bl eiben dafs sie damit rechnen,dafs

die besser gel e i teten Institute im Notfä l le gezwungen seinwerden

,ihnen zu helfen , weil auch sie es ni ch t darauf an

kommen lassen dürfen,dafs durch den Zusammenbruch der

einen oder der anderen unvors icht igen Bank auch unter i h r enGläubigern e ine Panik entstehen und ein run

“auf sie statt

finden könnte . D iejeni gen Banken,welche best rebt s ind , durch

Erhöhung ihrer Barbestände dem ganzen System gröfsere

S icherheit zu verl eih en , sol lten ihren ganz en Einflufs auf

wenden, um die weni ger vors i cht igen zu nötigen,auch ihrer

sei ts diesen Verpfli chtungen nachzukommen.

Selbst wenn dies geschieht , ist die Frage der Bankreversenoch keineswegs gel öst

,auch dann b leib t das h isto ri sch uber

kommene Verhältni s bestehen,dafs d ie Barbestände der

Banken z ur Führung der Geschä fte nur desh alb ausrei chen,

wei l d ie Bank von England al s Hüterin der Zentral reservein d ie Bresche Spri ngen mufs eine Aufgabe

,der s i e heute

ni ch t meh r gewachsen i st .

Wir geben na ch steh end eine Zusammenstel lung,aus der

di e rel ative Höhe der s t e t s f l ü s s i g e n “ Gel der und derkurzfristi gen Verbindl ichke iten ersi chtl i ch i st :

V e r h a l t n i s d e r f l ü s s i g e n G e l d er (C a s h in h a n da t B a n k o f E n g l a n d , a t c a l l an d s h o r t n o t i c e) z ud e n V e r b i n d l i c h k e i t e n fü r D e p o s i t e n

,G u t h a b e n

in l a u f e n d e r R e c h n u n g u n d N o t e n.

1897: 1898 : 1899 : 1900 : 1901 : 1902 : 1908Hauptstä dtische Banken(grofse)

1. 81 0/o 35 olo 84 0/o 81 0/o 88 olo 84 81 0/o

(k leine) 2 . 15 16 12 16 18 15 18

London and Provinc ia lBanken (grofse) . 28 29 27 28 80 81 29

Reine Provinzialbanken

(grofse) . 18 17 17 18 18 18 17

(kleine) . 20 19 19 16 16 21 21

S chottische Banken(grofse) 17 17 19 19 27 26 25

(kleine) 19 16 20 11 16 18 15

Irische Banken 18 18 18 19 18 19 17

D i e ü b r i g e n A n l a g e n d e r B a nk e n setzen s i ch zusammen aus :

1 . Staats und sonstigen Wertpapieren,2. au s Wechseln,

8 . aus Lombard und Kontokorrentforderungen3

.

1 d . h . deren Gesamtaktiva j e 1 000 000 53 übersteigen.

2j e unter 1 000 000 betragen.

3 Fur d ie zahlenmafsigen Angaben ü ber d ie Vertei lung der ver

schiedenen Anlagen vgl. Tabel le 11 (relative Zah len) und d ie halbjahrlichen Zusammenstel lungen d es Economist“ (ab so lute Zahlen).

Page 219:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

210 XXIII 4 .

auftreten darf,ohne ihren Kredit auf das empfind lichste zu

schädigen. Selbs t d i e Provinzialbanken,die früher e inen Tei l

ihrer Wechsel weite rgaben,vermeiden es heute mögl i chst

,

ih re Wechsel in gröfserem Umfange zu redi skont ieren. DieWechse l im Portefeui l le s tel l en al so für d ie Bank e ine A nla ge auf Zei t dar , wenn auch in der si chersten Form undmit fest best immtem Verfal l termin. I n England werden deshalb durchgehends di e in Wertpap ieren angelegten Summenal s l i qui der angesehen als die Wechsel fo rderungen

,was auch

dadurch bestätigt wi rd,dafs d i e meisten Banken in ih ren

Abschl üssen d iskonti erte Wechsel und Lombard usw. Forderungen zusammenwerfen. Schon hi erdurch ist j ede Beurteilung der Bi lanz en gezwungen

,dasselbe zu tun.

K o n t o k o r r e n t u n d L omb a r d fo r d e ru ng en : Wennwir oben gesagt haben

,dafs für di e Beurte ilung der Si cher

he it der Banken, neben der Höhe der Garanti emi ttel und derBarreserve

,vor al lem di e Q u a l i t ä t der sonstigen Anl agen

aussch laggebend sei , so gil t d ies ganz besonders für di e derKundschaft gemachten Vors chüsse . Ob die al s Unterpfandangenommenen Papiere und Bürgschaften wirkl i ch den aufs ie gesetzten Wert haben

,ob d ie Geschä ftsl eute ,

denen mane inen grö fseren Personalkred it e ingeräumt ha t , diesen auchw irkl i ch verdienen davon hängt am l etzten Ende das Wohlund Wehe der e inzelnen Bank ab . Und in dieser H insi chtgl auben wir

,dafs dem engl ischen Bankwesen das Prädikat

gut“

in z i eml ich une ingeschränktem M afse ni ch t vorenthal tenwerd en kann. Mögen s i ch auch

,wi e ausgeführt

,unter d en

fur d ie Fond smakler reporti erten Effekten manch e zweifelh afte Werte befinden

,wa s di e Banken von ihren Kunden

selbst al s Unterpfand akzeptieren,

sind zum allergrofsten

Te i l nur erstkl ass i ge Papiere , und wo Personalk redi t ohneUnterpfand bewil l igt wi rd

,da bürgt die scharfe Kontro l le

der Bank u ber d as ganze Ges chäftsgebaren des Kundenfur ein vors i chtiges Vorgehen. Ausnahmen kommen natürl i chvo r

,aber si e bestät igen nur die Regel ; so war der Zusammen

bruch von Dumbells Bank in D ougl as im Jahre 1900 durchubermafsige Kreditgewährung an gewisse Unternehmungenverursacht , an denen d ie Bankdirektoren selbst interessie rtwaren.

Die Bil anzen der Banken können natürl ich keinen A n

hal t für d ie Beurtei lung der Qual i t ät der gemachten Darl eh en geben ; sie ermögli chen j edoch ein Urtei l darüber

,ob

im Vergleich zu d en eigenen Mitteln der Banken und zu ihrenVerbindl ichke iten die Vors chüsse si ch in d en all gemein al sr i chtig anerkannten Grenzen halten oder darüber h inausgehen.

D ies e Grenze wechsel t natürl i ch je nach dem Wirkungskrei seund der G röfse der e inzelnen Bank , wie auch nach der Höhe

Page 220:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 211

ih res ei genen Kapital s ; trotzdem ist aus der le tzten Kolumnevon Tabel l e 11 , d ie das Verhäl tni s von Anl agen in Wechselnund Darl eh en zu d en Verbindl i chkei ten aufweist

,zieml ich klar

e rsi ch tl ich,welch e Banken e inen al l zu grofsen Tei l ihrer

M itte l so anl egen,und wel che in dieser Hinsi cht vors i cht iger

zu Werke gehen.

e) D i e P a s s i v a .

Die Verpfl i ch tungen der Banken setzen s i ch zusammenaus : 1 . im Umlauf befindl i che Noten,

2. Akzepten,8 . Kassen

führungsguthaben der Kunden,4 . Spare inl agen.

D ie Noten s ind , wie wir wissen, heute so gut wie ohneBe deutung ; auch die Akzepte fal l en fur d ie Beurte i lung weni gins Gewi cht , da d ie Beträge bei d en e inze lnen Banken keineseh r grofsen sind und dann

,wie aus d en Ausweisen hervor

geht , d ie se Posten durchgängig seitens der Kunden,für deren

Rechnung das Akzep t erfol gt,durch hinterl egte Wertpapiere

gedeckt sind,so dafs d ie Banken e inen l e i ch t real i s i erbaren

Gegenwert in Händen haben.

Es bl eiben also nur die be iden l etz ten grofsen Pos ten,

d ie durchgängi g Summen darste l l en ,wel che j ederz eit oder

d och in ganz kurzen Fristen z urückgez o gen werden können.

Von diesen sind die Kassenfuhrungsguthaben ,d ie etwa zwei

D rittel des Gesamtbetrages ausmachen dürften,weni ger ge

fährd et ,wei l d ie Kunden d iese ni cht z urückziehen können,

ohne ihre gesamte Geschaftsverbind ung mit der Bank zul ö sen. Anders d ie Spare inl agen

,d ie auf ein blofses Gerüch t

hin pl ö tzl i ch zurückverlangt werden konnen,da sie zum

grofsen Tei l von Personen eingel egt sind , die von dem wi rkl ichen Betrieb e iner Bank so gut wie gar ni chts versteh enund zum Teil glauben

,dafs die Banken anvertraute Gel der

intakt in i h ren Kassen halten,bis sie zurückgefordert werden.

So lche L eute verl i eren bei dem ersten,vi el le ich t fa lschen

,

Gerüchte d en Kopf und inszeni eren e inen„R un

,der wie e ine

ansteckende Krankhei t wi rkt . Es wird aus früheren Krisenbe ri chtet

,dafs man d ie um ih re Einl a gen besorgten Deposi ten

glä ubi ger im einz elnen Fal l dami t beruhigte,dafs man Säcke

mi t Gol d und Si lbermünzen vo r ihren Augen ausschü ttete ;j edenfall s h at z . B . der

„R un

“auf die Birkbeck Bank noch

in d en neunziger Jahren gezeigt,dafs es angebracht se in kann,

de rarti ge Mittel anzuwenden ; denn es kamen e ine AnzahlFäl l e vor

,in denen die Einl eger

,nachdem sie ih r Guthaben

ausgezahl t erhal ten hatten,die Summe sofort w ieder e inz ahl ten

,

indem sie sa gten,sie batteri j a nun gesehen

,dafs ih r Gel d

w irkl ich da sei.

Das beste Mi ttel zur Verhü tung oder Unschad lichmachunggefä hrl i cher

„Runs “ ist e ine genügend hohe Barrese rve und

Page 221:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

212 XXIII 4.

ein Ausweis,der genügend Spezifiziert i st, um jedem zu ge

statten,s ich ein ri chtiges Urte i l über die w irkl i che Lage der

einzelnen Banken zu bi lden. I n bei den Punkten läfst diePol i t ik der Banken noch vi el zu wünschen übrig .

Mit den heute zu Gebote stehenden Unterlagen ist esni cht mogl i ch

,e inen s i cheren M afsstab für die Beurtei lung

der S i cherhei t der Banken z u gewinnen. Dafs was dieHöhe der Kassenbestä nde anl angt nur e ine ganz geringeAnzahl den zu ste l lenden Anforderungen genü gt , haben wirbere its gesehen ; in bezug auf die sonst i gen Anlagen und

deren Verhältni s zu d en Verpfl i chtungen läfst s i ch ein an

nähernder M afsstab der re lati ven S icherhei t immerhin aufdem Wege gewinnen

,dafs man die Zahlen der Abschlüsse so

zusammenstel l t , dafs die Versch i edenheiten be i d en e inzelnenBanken mögl ichst kl ar ins Auge fal l en. D ies ist in Tabel l e 11ges chehen

,indem fur j ede Bank angegeben wird : das Ver

hältnis der Kassenbe stände und der at cal l “ ausgel iehenenG el der zu d en Verpfl i ch tungen,

das Verhältni s der Wertpapiere,

der Garantiemittel usw . Als I llustrati on für das,was man

unter d en herrschenden Verhä l tni ssen als gute oder schl echtePol i t ik bezei chnen kann

,sind ferner aus der erwähnten Tabel le

fünf der besten Lond oner und vier schwächere Provinz ialbanken e inander gegenubergestellt (vgl . Tabel l e Es l iegtauf der Hand

,dafs Banken

,die , wie d i es e vier , die ge

samten Guthaben i hrer Kunden und z um Teil auch noch eineni cht unbeträchtl i che Quote ihres eigenen Kapital s inWechselnund Vorschü ssen angelegt h aben

,ein sehr gewagtes Spiel

tre iben. Auffal lend i st,dafs unter den fünf Londoner Banken

e ine Privatbank (Smith ,Payne Smiths) den günstigsten

Status aufweist ; s i e ist seit dem mit der Unionbank verschmolzen werd en.

A ls Beisp iel e ines typi schen Abs chlusses geben wir denjenigen der so vereini gten Banken vom 1 . Jul i 1908 .

U n i o n o f L o n d o n an d S m i t h s B a n k,L i m it e d .

Balance-Sheet June 80, 1908 .

L iab i lities . Assets.

Cap ital paid upReserve fundInvested in Local

L oans sto ck , 2% per 5 168 060

cent. C onso l s , andTransvaal G overnment8 per cent. Consolitad ed sto ck as per contra 2491 442

Transp ort : Transport 18 840 679

Cash in handCash atBank ofEnglandMoney at cal l and at

short noticeInvestments Securrtles

of and guaranteed bythe British Government

552878 200

2 807977

Page 223:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

214 XXIII 4 .

Transport Transport :Salaries , contribution to Gro s s profit for the halfpension fund , and other yearend ingJune

expenses at head offi ce after making provisionand branches for all bad and doubtfu l

Rebate on bi l ls not due debts and payment ofD ividend on 194 417 shares incometax 579 815

at 15 s ö d per share, equalto 10 per cent . per annum 150 678B onus of 8 s per share 0 11

194417 shares 29 168Appropriation to pensionfund .

Appropriation to widowsand orphan’s fund

Balance ofBank’s purchaseaccount 67696Balance , being undividedprofit carried forward tothe next hal f-year

688 818

8. Die R entabil ität d er Banken.

Bei Betrachtung der Tabelle 14,wel che di e D ividenden

der hauptsächl i chsten Banken während einer Reihe von Jahrendarstell t , fäl l t s owohl d ie H ö h e als auch die S t e t i g k e i tder Verte i lung ins Auge . Die erstere erklärt si ch , wie bereitserwähnt , aus d er geringen Höhe des e ingezahl ten Aktienkap ital s gegenüber den ri e senhaften Umsätzen der Bankensowie aus d en verhä ltnismäfsig sehr hohen Reserven,

die genau ebenso wi e das eingezahlte Kapit a l mitarbeiten , derenErtrag aber al l e in j enem zufäll t . Es wäre v iel l e icht ehrl i cherund ri chtiger

,d ie D ivi dende ni ch t auf das e ingezahl te K ap ital ,

sondern auf d iese s pl us der Reserve zu berechnen,da d ie

sche inbar h ohen Dividend enziffern e igent l i ch ein fal sches Bi l dgeben und die Kurse der Aktien in di e Hohe treiben. Die

Divid endenberechnung bez ieh t si ch na türl ich stets nur auf denwirkl i ch e ingez ahlten Tei l des Kapitals .

Die S t e t i g k e i t der D ividenden beruht darauf, dafs d ieBanken eben nur das sogenannte reguläre Bankgeschäft betre iben, das in guten wie in schlechten Zei ten einen zi eml i chglei chbl eibenden Nutz en abwirft ; ferner dafs regelmä fsig

grofse Betrage vorgetragen werden ,

und dafs durch A b

schre ibungen in guten Jahren grofse sti l l e Reserven vorhandens ind

,d ie in weni ger günstigen Peri oden herangez ogen werden

können,um d ie Divi dende auf der gewohnten Höhe zu er

halten. D ie D ividend enpol i tik der grofsen Banken gehtdarauf hinaus

,e inen Satz festzustel l en , d en sie auch in un

lgünstigen Zeiten si cher zu erre ichen imstande sind, und dannan diesem so we it als i rgend mögl i ch festzuhal ten , um. all

Page 224:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4. 215

zu grofse Schwankungen im Börs enkurs der Aktien zu vermeiden. So zahl t d ie London and County Bank se it über20 Jahren regelmäfsig 20

— 22 D ividende . S tehen in gutenJahren grö fsere Überschüsse zur Verfügung , so werden d iesezu bedeutenden Erhöhungen des Reservefonds verwendet

,die ;

b esten Banken streben danach,d iesen al lmähl ich auf die Höhe :

des eingezahlten Kap ita ls z u bringen , und e ine Anz ah l hat ,d ies bereits errei cht . Ferner werden auf die in Gebäudenfestgelegten Summen sehr hohe Abschre ibungen gemacht undbei Übernahme fremder Geschäfte d ie für deren Erwerb bezahl ten Betrage sobald als mögl ich gänzl ich abgeschrieben 1

.

Eine Erhöhung der D ividende tritt nur dann ein,wenn

Aussi cht vorhanden ist,die erhöhte Rate auch fernerh in

zahlen zu können ; sonst behilft man sich l ieber mit d er A uszahlung einer versteck ten D ividende in Form eines Bonuslo der m i t der Schaffung neuerA ktien

,d ie den al ten Aktionären'

umsonst zur Verfügung gestel l t werden,endl ich auch durch

E inzahlung einer wei teren Rate auf die al ten Akt ien ausBankmitteln.

Selbstverstä ndl ich sind aber d i e Banken zu eng mit demganzen Wirtsch aftsl eben verflochten,

als dafs Aufschwung undNiedergang ni ch t auch in ihren D ividenden zum Ausdruckkäme

,und so zeigt d i e erwä hnte Tabel le auch dies e Schwan

kungen,ab er d och in sehr stark abgeschwä chtem M afse . D ie

Londoner Banken sind in ih ren Erträgnissen insofern ab«

hängiger von dem Stand d es Geldwerte s,als si e e inen grofsen

Tei l ih rer E inl agen zinsl o s erhal ten,dafür aber die Kassen

führung der Kundsch aft um sonst beso rgen. Bei einem sehrni ed ri gen Geld stande werden die Geschäfte

,d ie s ie mi t Hil fe

d ieses Teil s i hrer Mittel machen,na ch Abzug d er Kosten für

di e Kassenführung nur e inen geringen Uberschufs ergeben ;be i hohem Gel dwert dagegen i st d ieser ein sehr bedeutender

,

Für d as res tl i ch e Dri tte l der verfügbaren Gelder s ind d ieSchwankungen geringer

,weil , wie w ir wissen,

d ie Höhe derfür diese Summen bewil l igten Depo s itenzinsen von der Höheder offizi el len Bankrate abhängt und mit dies e r steigt oderfäl l t . Im al l gemeinen gi l t ein Bankdi skont von 8 % und 4 %

al s besonders günstig fur die Banken ; bei teurerem Geldemüssen sie eine verhä ltnismäfsig hohe Depositenrente zahl en,

ohne ih re Leihsatze noch weiter h inaufsetzen zu können ,da

keine Bank ih rem Kund en gern mehr al s 5 % für Vorschüs sebel astet . Noch ungünstiger aber ist ein besonders niedriger Geldstand

,wei l einmal m it der Depositenrate ni cht unter 1— 1

1 /2 0/o

heruntergegangen werden k ann ,ohne dafs grofse Summen

zurückgezogen und and erweiti g angelegt werden,und dann

,

1 Vgl. d en oben gegebenen A bschlufs d er Union Bank “ , d ie in

e1nem Halbjahr 67000 53 so ab schrieb !

Page 225:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

216 XXIII 4 .

wei l in sol chen Zei ten tä gl i ches Geld oft kaum unterzubringenist und der Diskontosatz des offenen Marktes auf e inen vol l igunrenumerativen Stand fäl l t . Für die Erträgnisse der LondonerBanken ist al s o au sschl aggebend einmal di e Höhe des Gel dw ertes im offenen Markt , nach der s i ch die Diskontorate derWechsel und der Le ihz ins für die Darlehen an die Kreditvermittler rich tet

,und dann die offiz iel l e Bankrate

,wel che

d ie Höhe des bewill i gten Depositenzinses und den Leihsatz

fur Darlehen an d i e Kundschaft bestimmt,Da dies e Raten

bekannt s ind und in den Fachblätte rn regelmäfsig z usammengestel l t werden

,so kann aus e iner Vergl e ichung derselben

mit vo rhergehenden Jahren meist ein richtiger Schlufs auf

die Höhe der j ewei l igen Gewinne gezo gen werden.

A us d en veröffentl i chten Abschlüssen selbst i s t es ni chtmogl i ch

,si ch ein Bil d davon zu machen

,wie der ausgewiesene

Gewinn z ustande kommt,weil stets nur Gesamtzahl en gegeben

werden. Einen recht interessanten Einbl i ck in das Verhäl tni szwischen den Geschäften der Banken und d en hieraus sich ergebenden Gewinnen gibt e ine Berechnung von Pownal l Interdependance of Trade and Banking “

,Inst itute

,April der

den halbjährl ichen A bschlufs einer grofsen B ank in Prozenteumgerechnet und d ie Ausgabeposten Spezifiert hat , was in d enVeröffentl ichungen ni ch t ge sch ieh t . (Vergl . Tabel le Diemit der Aktiven zur Vertei lung gel angende Summeergab eine D ividende von 22 der Reingewinn für dasHalbj ah r betrug der Aktiven. Der

„Economist “ vom

1 0 . F ebruar 1900 berechnet für vier re in hauptstä dt is cheBanken d en entsprechenden durchschni ttl i chen Reingewinnsogar nur auf 18 sh d pro 100 ca . D iebetreffenden Banken zahlten resp . 16, 12,

18 und 70/o Dividende ,verfügten al l erd ings auch über 90 Mill i onen Depositen.

Eine Berechnung,wie hoch s ich der Gewinn im Verhältni s

z um Umsatz stel l t,ist kaum mögl ich , wei l keine der Banken

ih re Umsatzz iffer veröffentl icht ; wir s ind h ier auf S chätzungenvon Praktikern angewi esen. Eine sol ch e hat Moxon fur dieManchester Banken im Jahre 1882 gemacht ( „ManchesterGuardian“ vom 11 . III . er kommt zu dem Resultate , dafsder Rohgewinn 2 sh 8 d per 100 59 des Umsatzes beträgt ;h iervon sind 1 sh 5 d Unkosten abzuz iehen ,

es bl e ibt dannein Reingewinn von 1 sh 8 (1 auf j e 100 Umsatz (1. h .

pro M i ll e !Die re inen Provinzialbanken s ind von den S chwankungen

d es Geldmarktes unabhängiger al s die Londoner , da,wie wir

gesehen,bei ihnen di e Höhe der offiz iel len Bankrate von weit

geringerem Einflufs auf d ie Höhe der bewi ll igten Depositenz insen und der geforderten Darlehnsrate i s t . Dagegen Sp ieltder al lgemeine Stand des Wirtschaftslebens eine sehr bedeutende Roll e

,wei l ein grofser Tei l ihrer Gewinne aus

Page 227:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

218 XXIII 4.

erlassen wurde um zu verh indern,dafs von interes s ierter S eite

in Bankaktien a la Bai sse spekul iert wi rd und durch den Kursfal l dann e ine Beunruh igung der Depositengläubiger eintri t t .Das Gesetz best immt

,dafs j eder der Bankakt ien verk auft ,

die Nummern der gehand el ten Stucke angeben mufs,

und

dafs nur di e so beze ichneten Stü cke gel iefert werden dürfen.

S c h l u f s .

D ie R e fo rm d e s E in-R e se rv e -S y s tem s .

Das z entrale Problem , vor welches si ch die Wei terentwicklung d es engli s chen Bankwesens gestel l t s ieht

,i st d i e

S ch affung e iner genügend grofsen Reserve für d ie enormenund tägl i ch wachsenden Verpfli chtungen. Wir haben gesehen

,

dafs weder d i e Re serve der Bank von Engl and no ch die Barbestand e der anderen Banken i rgendwi e ausrei chen,

um demganzen Kred i tsystem die si chere Unterlage zu geben

,deren

es auf das dringendste bedarf.Im Laufe der letzten 80 Jahre s ind zu d en ver

schiedensten Zei ten eine Anz ahl von Reformvorsch lägen gemach t worden . ohne dafs man der Lösung des Problems erheblich näher gekommen i s t . Es fehl t in den hierauf b ezuglicben Erörterungen häufi g der klare Ausdruck d afür

,

dafs es si ch um die R eform von d r e i versch iedenen Punktenhandel t , d ie j edoch so eng mi te inander verknüpft sind ,

dafsder eine ni cht ohne den anderen gel öst werden kann. I n

der Diskuss i on werden d ie se Fragen aber haufi g so vermengt,

d afs e s ni cht zu einer Kl ärung kommt . Es handel t s i ch umdas Folgende :1 . Gröfsere Elastiz itä t in den Best immungen uber di eNotenausgab e ,

2. Stärkung der Stel lung der Bank von Engl and , d ie esihr ermögl i chen würde

,eine zielbewufste Diskontopolitik

zu betreiben,

8 . Sch affung einer grö fseren Barreserve sowohl fur d eninl ändischen Bedarf w ie zur R egelung der Verpfl i ch tungengegen d as A usland .

Der erste Punkt bi e tet insofern die geringsten Schwierigkei ten

,als heute d ie grofsen Fehler des Gesetzes von 1844

Page 228:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4. 219

al l gemein anerk annt werden und das Beisp iel der deutschenRei chsbank in gl änzender Weise bewiesen hat

,dafs die für

die Notenausgabe dieser Bank mafsgebend en Bestimmungenin vo llkommener Weise die nötige Elast iz ität mit der S icherh ei t ge gen eine Übertreibung der Notenausgabe verb inden.

Es i s t in Engl and mehr als e inmal ausgesmochen werd en,

dafs eine Anspannung d es N otenumlaufes,wie sie unsere

Rei chsbank in den Jahren 1900— 1902 erl ebte,in England

info lge der ges etzl i chen Beschränkung der Notenausgabe zu

einer scharfen Kr isi s geführt hatte,während sie in Deutsch

land,dank der elasti sch eren Best immungen , rel at i v lei cht

überwunden werden konnte . Trotz d ieser Erkenntni s i s twenig Auss i ch t vorh anden

,dafs e ine ent sprechende Anderung

der gesetz l i chen Bestimmungen vo rgenommen wird,es sei

denn,dafs d iese das Land noch einmal vor e ine Katastrophe

wie di e von 1866 s tel l en sol ltenEs sind j edoch eini ge Vorschlage gemacht werden

,di e

weni gstens e ine gewisse Erle i chterung der Notenausgabe an

st reben ; so z . B .,d afs d i e Bank von Engl and Fil ial en in

Südafrika und Westaustral ien erricht en und dann berechti gtsein sol l te

, gegen dort niedergel e gtes Gol d in Engl and Notenauszugeben. Hierdurch würde es erre ich t w erden

,dafs in

den Produktionslandern angekauftes Gol d s o f o r t für d ie

Notenausgabe nutz bar gemacht würde , anstatt d afs di es erstnach se inem Eintreffen in Engl and gesch i eht . Zugl e ich würdeh ierdurch die Anomal ie vermieden werden

,dafs häufi g Gol d

von London nach Südafrik a oder Austral ien geschi ckt werden.

mufs ; hiel te die Bank von England einen Teil ihres Vorratesdort

,so wäre die se s unnötig . Grofse Beachtung hat auch

diese Anregung ni cht gefunden.

Die Lösung d es zwe iten Problems hangt davon a b , ob di eEntsche i dung uber das dritte l autet : Aufrechterhal tung desEin-Reserve-Systems oder Ersetzung desselben durch e ine Kombinati on von Zentra lreserve und se lbständ igen Reserven dereinzelnen Banken.

Im ersteren Fall e wi rd si ch di e Stä rkung in e iner Weisezu vol lz iehen haben

,d i e zuglei ch der Bank von Engl and eine

bessere Beherrschung des Marktes gestattet,und zwar wird

auf diesen Punkt das Hauptgewi cht zu legen se in ; denn e ineErhöhung der Zentral reserve

,d ie ni cht zugl ei ch der Bank

eine gröfsere Bewegungsfre ih e i t verleiht , i st so gut wie nutzlos . Im zwei ten Fall e wird es sich darum handeln

,d ie

doppel te Aufgabe der Bank von England,sowoh l d en A n

sprüch en des inneren wie denen des äufseren Verkehrs gerecht zu werden

,dadurch zu erle ichtern,

dafs man d ie Sorgefur d ie inneren Bed ürfnisse auf andere Schul tern abwäl z tund so der Zentral bank na ch aufsen hin gröfsere Bewegungsfre ihe it s chafft . Von e iner Stärkung des Einflusses der Bank

Page 229:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

220 XXIII 4 .

auf den inneren Markt mufs dann abgesehen werden ; abere s wird auf andere Weise dafür zu sorgen se in

,dafs d ieser

d i e Pol i t ik der Bank ni cht durchkreuzt . Nur e ine Reform,

d ie b e i d e n Punkten zuglei ch gerecht wird ,hat Aussi ch t

auf Erfolg .

Von d en Vorschl agen ,die auf e ine Stä rkung des Ein

Reserve-Systems hinauslaufen,verd ientbesonders derErwähnung

d as Reformpro gramm Goschens , das , an di e Ereigni sse desJahres 1890 anknüpfend , neben der gewöhnl i chen Reserve derBank von England e ine zwei te schaffen wol l te

,die in ruhigen

Zeiten ungenutz t l iegen und nur im Fall e aufserord entlicher

Schwierigkei ten verwendbar se in sol l te . Bezei chnend für dieArt

,wie derarti ge Vors ch läge dem Publ ikum mundgerecht

gemacht werden ,ist

,dafs Goschen versuchte

,d iese zweite

Reserve ohne Ko sten fur die Bete il igten zu schaffen. Er schlugvor

,Ein—Pfund-Noten auszugeben und die durch d iese aus dem

Verkehr gedrängten Goldmünzen al s zweite Reserve fe stzulegen. Der Vorschlag scheiterte aus dre i Grunden : 1 . weilman ni ch t das Experiment wa gen woll te , ob die Noten auchwi rkl i ch Ankl ang finden würden

,und es sehr fragl i ch ersch ien

,

ob eine genügende Menge von Gold aus d en Taschen desPubl ikums herausgelo ckt werden könnte ; 2 wei l es so gutwie unmögl ich ist ,

eine fe ste Grenze aufzusstellen ,von der

b eginnend diese zwei te Reserve angegriffen werden durfte ;d er Vorschlag ,

d iese Grenze bei der Erre ichung eines offiziellen Diskontosatzes von 10 zu z iehen

,ze igt am besten

d ie Schwäche des ganzen Proj ektes ; denn ein so lcher Satz istdoch schon der Ausdruck dafür , dafs d i e Kal am itäten,

welchee ine grofse Reserve verhüten sol l , b ereits e ingetreten s ind ;8 . wei l e ine so fes tgelegte Reserve keinerle i Erle i chterungfur die D iskont0pol i t ik der Bank von England bedeutet habenwurde . Eine Reserve , di e ni cht j ederze i t benutz t werden kann,

i s t nach dieser Richtung hin so gut wie nutzlo s . AuchG o schen h at übri gens s te ts betont

,dafs aufserd em e ine

Erh öhung der Kassenbestände der e inzelnen Banken not

wend i g sei.

Andere Vo rschl age z ielen darauf hin,der Bank von

Engl and dadurch ihre mafsgebende Stellung auf dem Gel dma rkt zurückzugeben

,dafs d iese auf i hr anvertraute Gel der

Z insen vergüten sol l e,indem man annimmt

,dafs die Bank

d ann al le in durch ihr R enommee in d erL age sein würde , einengrofsen Tei l der den anderen Banken anvertrauten Gel der an

s i ch zu ziehen. Hiergegen ist mit Recht angeführt worden,

d afs von dem Augenbl icke an,wo die Bank Zinsen für sol che

Gel der zahlt,sie auch genötigt ist, die betreffenden Summen

gewinnbringend zu verwenden ; e ine Stä rkung der R e s e r v ewürde also ni cht o der nur in sehr geringem Grade eintreten.

D er Bank fehlt aber die Mögl i chke it, grofse Summen anders

Page 231:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

222 XXIII 4 .

hohe Barvorrate, aber s ie bi l den doch vorerst die verschwindendeM inderzahl . Dafs si ch aber aufser na ch einer d i e Grundfesten des ganzen Systems erschütternden Katastropheeine Maj ori tät im Parlament finden würde

,die so l che Vor

s chriften gesetzl ich festl egt,i st so gut wie ausgeschl o ssen.

Auch haben d ie Befürworter d ieser M afsnahmen versäumt,

d arauf h inzuweisen,dafs e ine derarti ge Erhöhung der E inzel

reserven e ine vollstandige Umwälzung der ganzen Organisationde s Gel dmarktes bewirkenwürde . Um 15 oder gar , wie Verfasserd i es für notig halten würde

,20 ihrer Verpfl i chtungen in bar

oder inNoten zu h al ten, müfsten d ie Banken zunächst d enj enigenT e i l ihres Guthabens bei der Bank von Engl and zurückziehen,

d er ni cht für den Clear ing-House-Verkehr erforderl i ch ist ; siemüfsten ferner die dem offenen Markte in der Form von

cash at cal l “ zur Verfügung ge stel lten Summen entwederganz zurückzi ehen oder j edenfa l l s so stark vermindern

,dafs

eine vol l ständige Desorganisat i on des„Short l oan market die

Folge se in wurde . Wie wir wissen, beruh t die ser so gut wieausschliefslich auf den überschüssigen Bankgeld ern und würdeohne diese den gröfsten Tei l se iner Bedeutung einbufsen. Obd i es für das engl ische Kred i tsystem ein grofses Unglück seinwürde

,wol len wir dah ingestel l t s ein l a ssen. Wir wissen, dafs

s eine Mi ttel im wa chsenden Umfange der profess i onel lenSpekul ati on zugute kommen

,und dafs auch d ie Dase ins

berechtigung der_

Wechselmakler s ich auf Grundl agen aufbaut ,d ie durch die Übernahme der Reservehaltung se itens derBanken selbst zum grofsenTei l verschwindenwürde . Theoreti schkönnte dies Zusammenschrumpfen des Short Loan Marketa l s o sogar al s für die gesamte Volk swirts chaft erfreul i ch ers che inen ; oh aber bei e inem so feinorganisierten Geb il de wiees das engl ische Kredi twesen i s t

,e ine derartige Verschiebung

ni cht auch grofse Nachte il e mi t si ch bringen wurde , kannnur die Erfahrung l ehren. Das Experiment i st j edenfal l sni ch t ungefährl ich .

Von uns erem Standpunkte aus konnen wir d ie Vorschl agePownal l s nur als d en bes ten Ausweg aus dem jetzigen D ilemmabetrachten. Es s cheint j a auch al s ob d ie natürl i che Entwicklung dah ingehe

,diese Wünsche al lmähl i ch zu erfüllen,

und zwar s ind al s mächti gste Fakto ren,die nach d ieser

R ichtung hin drangen,d ie wachsende Konzentration und die

m it ih r engverknupfte scharfe Konkurrenz zu bezei chnen.

Di e aus d ieser Bewegung entstehenden ganz grofsen Bankenh aben sich bere i ts genötigt gesehen, i h re Ausweise so zu gestalten

,d afs d i e Höhe der wirkl i ch vorhandenen Barbestände

einigermafsen ersi chtl ich wird ; d ie Konkurrenz um d ie Kunds chaft treibt dazu

,diese Barbestände zu verstärken,

und wirkonnen in einer Reihe von E inzelfä l l en ein starkes Anwachsengerade in d en a l l erl e tzten Jahren konstat ieren. Eine all

Page 232:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 223

gemeine Besserung i st a ll erd ings nur unter dem starkenDrucke der öffentl i chen Meinung mogl i ch ; ein sol cher ist aberbei der Eigenart des engl i sch en Charakters nur dann zu erwarten

,wenn einmal e ine wirkl ich grofse Katastroph e dem

Publ ikum di e Augen offnet. Wir wol l en hoffen,dafs es keiner

al l z u scharfen Lekt i on bedarf,um die durchaus nöti gen

Reformen in d ie Wege zu l e iten.

Eine sehr bedeutende Besserung ware relat iv l ei cht z uerre ichen , wenn d ie Bank von England si ch entschliefsen

wurde,d ie Bankers bal ances ni cht mehr in ihrem Geschäft

zu verwenden,sondern wie es di e anderen Banken so oft

verl angt haben intakt in ih ren Kassen z u halten. Naturl i ch könnte sie dann di e Kassenführung für d i e anderenBanken und di e Verwal tung d es Abrechnungsverk ehrs ni chtmehr umsonst besorgen ,

sondern müfste sich h i erfür einebesondere Vergütung berechnen . Dies würde aber di e anderenBanken veranl assen

,ih re E inlagen bei der Bank von England

zurückzuz iehen und die Gelder entweder selbst z u behal tenoder einem von ihnen zum Zwecke der Cl earing-House-Abrechnung gemeinsam z u errichtendendem Inst i tut zu übergeben

,

wie dies schon mehrfach von e inigen Banken selbst angeregtworden ist. D ie Reserve des Bank ing Department s der Bankvon England würde h ierdurch ni cht v iel kleiner werden , al ssie j etz t i s t ; denn b ei dem konservativen Charakter d er Bankverwal tung und bei dem Drucke , d en die öffentl i ch e Meinungauf dies e ausübt

,ist e s h öchst wahrsche inl i ch

,dafs die Bank

ihre Reserve ungefähr auf der al ten Höhe halten würde .

Aber selbst,wenn diese Reserve um einige M il l i onen abnehmen

würde,so wäre dies zehnfach dadurch aufgewogen

,dafs d ie

Bank dann imstande wäre , ihre wirkl ichen Verpfl i chtungengenau zu übersehen ; denn al les , was ih r d ann no ch an fremdenGeldern verb leibt

,s ind Deposi ten

,d ie keinen besonderen

Charakter h aben,wahrend die Bankers bal ances nach Hunderten

von Mil l i onen zahl ende Ansprü che reprä s entieren.

Sob al d d ie anderen Banken si ch aber ni ch t mehr auf d ieZentra lbank stutzen könnten

,wurden s i e bedeutend grö fsere

Barreserven halten müssen ; denn nur d ie Verqui ckung ihrerReserven mit derjenigen d es Zentral insti tuts hat dazu geführt

,

dafs man nur der letzteren genügend Aufmerksamkei t w idmeteund s i ch für den Rest damit tröstete ,

dafs im Notfä l l e d ieBanken auf d ie Reserve d es Zentra l inst i tuts zurü ckgreifenkönnen,

von dessen Stabil ität man so überzeugt ist,dafs man

keine di rekte Gefahr s ieht . Wenn aber erst einmal feststeh t,

da fs di e Bank en sich nich t mehr auf den Beistand desZentral inst i tute s verl assen können , so werden d ie D epos itengläub iger d ie Auswe i se mit ganz anderen Augen b etrachtenal s b isher

,und j ede Bank

,d ie s i ch ni cht de r Gefahr eines

„R un

“ aussetzen wil l,wird genöt i g t sein

,ih re K as senbestände

Page 233:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

224 XXIII 4 .

auf eine angemessene Hohe zu bringen. Da die Banken dieh i erzu benötigten Summen se lbstverständl i ch aus ihren freienGeldern nehmen müfsten

,so würden bedeutend geringere

Summen bei d en Bil l-Brokers und S tock-Brokers deponie rtwerden. D ies e wurden genö ti gt s ein

,in ganz anderem M afse

als b isher die Unters tü tzung der Bank von England in A n

spruch zu nehmen , wodurch diese einen grofsen Tei l ihresEinflusses auf d en offenen Markt zurückgewinnen würde . Dadie Bank nur gute Wechsel und si chere Staatspapiere bel eiht

,

so würde ihre Unterstützung auch nur denj enigen Brokerszugute kommen

,welch e derarti ge Unterlagen bi eten konnen.

Der Ausfal l wurde vor al len di ej enigen treffen,die regel

mäfsig Spekul ative Werte beleih en. Das Resulta t wäre al soe ine Erschwerung der Ge schäfte auf der Fondsbörse , was

ni ch t als ein Unglück angesehen werden kann. Die Bankvon England würde ab er durch d as ihr zufal lende gröfsereGeschäft mit den Brokers vol lkommen fur den Ausfal l entschäd i gt werden

,der ihr durch d en Verlust der Bankers

balances erwach sen würde .

Das Gesamtresul tat einer sol chen Neuerung wurde,wenn

auch ni cht das von Pownal l E rstrebte,doch immerhin d as

se in,dafs an Stel l e der Einzelreserve der Bank von England ,

au s welcher sowoh l jeder inländische Bedarf an Umlaufsm it teln wie der ausl ändische an G eld zu decken i s t , zweivölli g s e l b s t ä n d i g e und doch einander e r g ä n z e n d e Reserven vorhanden sein wurden

,von denen d iejenige der Bank

von Engand in erster L inie den Erfo rd ernissen des internat ionalen Zahlungsverkehrs d ienen würde . Dagegen würdesi e befre i t von der Aufgabe

,e inen Rückhal t und eine Garanti e

fur die s i chere Einl ösung der von den anderen Banken ubernommenen Verpfl i chtungen zu bi lden ; diese Aufgabe wäredenj eni gen Inst i tuten vorbehal ten

,d ie durch individuel le

Kenntnis ihrer Kundschaft in der Lage s ind,hieraus er

wach sende Anforderungen genau zu übersehen,und die da

es si ch um ihre ei genen G e schäfte handel t auch gerechterweise die aus di esen erwachsende Verantwortl ichkeit vo l l undganz auf si ch nehmen so l l ten.

Jedenfall s mufs aufs ausdrückli chste betont werden, dafses ni ch t angeht

,die Verantwortung für die völl i g ungenügende

Höhe der Barreserven,wie s i e heute besteht

,al l e in der Bank

von England aufzuhal sen. Die Vorte il e,di e ihr durch die

Verfügung uber die Bankers balances erwach sen,sind zu ge

ring im Vergl ei ch zu den hieraus entstehenden Verpflichtungen

, und auch fur i h r e S i cherhe i t wäre es ein grofser

Gewinn,wenn sie von d iesen befrei t wurde . Den bei weitem

gröfsten Gewinn würde abe r d as al lgemeine wi rtschaftl icheLeben der Nat ion aus einer durchgreifenden Reform ziehen,

welche die Grundl agen des ganz en Kreditverkehrs auf e ine

Page 235:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

226 XXIII 4 .

Industri e Grofses gel ei stet . Dagegen i st die si ch besondersin London geltendmachende enge Verknüpfung von Bank und

Fond sbörse, durch wel che stetig wachsende Summen der Spekul ati on zur Verfügung gestell t werden

,sehr bedenkl i ch . Wenn

d ie Londoner Banken durch die ihnen e i gentüml i che Art derKredi tgewä hrung auch imstande sind

,ein banktechni sch

s i cheres Geschäft zu mach en,indem s ie fast nur gegen Unter

pfand ausl e ihen und ni cht in die Gefahr kommen,ih r

Geld in fremden Unternehmungen festzulegen,so wird diese r

Vortei l doch ni cht aufgewogen durch die geschi ldertenNachtei le .

Bei den kl eineren Provinzialbanken i st dagegen d ie nichtsel ten sehr unliquide Qual itä t der Anlagen zu rügen.

Eine Besserung k ann sehr wohl durch d ie fortschre i tendeVerschmelzung von provinzi alen und hauptstäd ti s chen I n

stituten erfolgen,indem erstere dadurch in der Pro vinz

günstige A bsatzgelegenheit für ih re überschüss igen Gelderfinden

,während letz tere durch Amal gamation mit grofsen,

kapitalkraftigen Banken ihren finanz iel len Status verbessern.

Jedenfal l s gehören heute di ej enigen Insti tute,d ie aus den

grofsen Amalgamationen entstanden s ind ,zu den sol idesten

und bestgeleitetsten. Sie verbinden die fortschrittl i chere'

S innes art der Provinzialbank mit der gesünderen Finanz1gebarung der h auptstäd t ischen.

Völ l ig unzurei chend ble ibt jedoch die Unterstützung,

wel che d en w e n i g e r b e m i t t e l t e n Klassen durch die eng'l ische Kred itorganisation zute i l w ird ; unter der grofsen Zahlder Banken und bankähnlichen Instituten finden s ich k e i n e

,

welche auf die Befriedigung dieser Bedürfni sse zugeschni ttenwären ; d ie genossenschaftl i che Kreditgewährung ,

die h ieral lein helfen kann,

i st noch in i h ren al l erersten Anfängen.

Wir kommen al so zu dem Gesamtergebni s,dafs trotz

al ler aufgeze igten Schwächen die Organi sati on des englischen Kreditwesens , besonders was das Depositenbankwesenanl angt

,eine gl änzende und in viel er Hins i ch t auch heute noch

vorbildl iche i s t .Ihr grofster Mangel l iegt e inmal in der Fund ierung auf

e iner ungenügenden Barreserve und dann in der wachsendenRoutine

,in der starren Begrenzung auf das al thergebrachte

Wirkungsfeld,di e zur Fol ge hat

,d afs auf weiten Gebieten

d ie grö fsere Unternehmungslust und Tatkraft fremder Banken,

Spez iel l der grofsen deutschen Banken immer bedeutendereErfolge erz iel t . Keine der engl i s chen Dep o sitenbanken hate s gewagt

,aufserhalb des Ve reini g ten Königrei ches Fi l ial en

zu gründen und engere Verb indungen anzuknüpfen ; auch d ieForeign and Col onial Banks “ beschranken si ch eng auf

d as einmal gewählte Gebiet und seh en s ich durch d ie Fremd

Page 236:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 227

banken mancher Geschä fte beraubt ; d ie Merchant Bankerss ind al s Privatfirmen ni cht in der Lage

,über so grofse

Kapi tal ien zu verfügen,wie sie den fremden Aktienbanken

zur Verfügung stehen ,s elbst der Einflufs von Häusern

wie R otschild ist ni cht mehr derselbe wie früher .

Woran es l iegt,dafs auch auf di esem Geb iet d ie al te

T atkraft und der al te Wagemut Englands zu erlahmen beginnen,

i s t schwer zu entschei den.

Zum Tei l ist j edenfal l s die mangelnde Anpassungsfä higke i t

,zum anderen Teil e ine gewisse Satthe it und Selb st

zufriedenhei t daran schul d und end l i ch ni cht zum wenigs tender Mangel an Organi sat ionstal ent grofsen M afses

,der dazu

führt,dafs ganz grofse vo lkswirtschaftl ich e O rgani sat i onen in

England ni cht entstehen oder doch sehr schnel l e iner s tarrenRoutine anheimfal len und sich aus den gewohnten Gle isen ni chtmeh r herauswagen.

Die Folge ist,dafs auch was d ie Organi sation seines

Kreditwesens anbetrifft , England ni cht mi t der_ _Zeit fort

geschritten i st,dafs es zum Te il am Al ten und Überl ebten

haftend , ni cht ausreichend gerüstet ist , um die auf a llen Seiteni hm erwachsenden Mitb ewerber erfo lgre ich zu bekämpfen.

Aber auch auf diesem Gebiete sind die vorhandenen Krä fteund Mittel so ungeheure

,dafs es nur e iner klaren Erkenntni s

der entstandenen Mängel bedarf und e ines fe sten Will ens dies elben zu b esei t igen

,um die engl ische Vorherrschaft auf dem

Geldmä rkte auf absehbare Zeit s icherzuste l len.

Page 237:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

Tabel le N r. 1 1 . Die Bank von England „ Issue Department“ .

Page 239:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

280 XXIII 4.

Tabe l le N r. 8 .

Guthaben d er Lond oner Banken ( „Bankers Balances“) bei d er Bank

von England im Jahresdurchschnitt 1

von England

Die „Bankers Balances“ überstiegen d ie Hohe d er R eserve d er Bank

von England in d en wöchentlichen A usweisen :

1847 1mal 1872 1mal

1856 2 1878 6

1857 7 1874 6

1858 2 1875 9

1865 1 1877 2

%33?22 Zusammen 61mal in 81 Jahren

1 Nach Palgrave, Bank rate and the money market, p .

2 M it d iesem Jahre hört d ie Veröffentl ichung d er BankersBalances“ auf.

Page 240:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 281

Tabe l le N r. 4.

Vergleich der Schwankungen d er Diskontosatze d er Bank von Englandmit d enj enigen d er Bank von Frankreich und d er R eichsbank.

1881 18 . Jan .

°/o 26. A ug . 5

17. F eb . 8 5 . Okt.

28. April 2% 26. N ov . 5

18 . A ug . 8

61G ift .

1882 2. F eb .

28. Feb .

9 . Marz

Afig‘

.

14. Sept .

1888 25 . Jan .

15 . Feb .

1 . März10 . M ai

18 . Sept .27.

1884 7. Feb .

18. M ärz

8. Apri l19 . Juni9 . Okt.

80. Okt.

6. N ov .

1885 28 . Jan. 10. Marz 5

18. März 4 . A ril

6. M ai 8 ai 4

18 .

2

11 . N ov . 8

16. Dez . 4

1886 21. Jan . 8

2

8

28 . Feb . 8 18 . Jan .

K eine Verä nderung K eine Verä nderung

01

1-P—COLO

BD

CO

OJ

CAD

CD

rP—Cßoa

o-ß

01

®

tP—O1CJD

01

17. Feb .

6. M ai

10. Juni 2%26. A ug .

21 . Okt.

16. Dez . 5

1887 8 . Feb .

10 . März3

14 . Apri l

Page 241:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

282 XXIII 4 .

Tab e l le N r. 4 (Fortsetzung ) .

1887 4. A ug . 8 0/o

1. Sept. 41888 12. Jan . 8% 16. F eb . 2% 17. Sept.. 4 “

/o19 . 8 18 . S ept . 8% 6. Dez .

16. Feb . 2% Okt.

15 März 2 27. Dez . 4

10 . M ai 8

7. Juni 2%9 . A ug . 3Sept.

4 . Okt. 5

1889 9 . Jan 4

Apri l 2%

29: A ug:26. Sept. 530. Dez . 6

1890 20. Feb . 5 K eine Verä nderung 22.

6. März 4% 26. Sept . 518. 4 11. Okt.

10 . Apri l17.

26. Juni81. Jul i 5

21 . A ug . 4

25 . Sept. 57. N ov . 6

Dez . 5

1891 8. Jan

18. Juni 82. Juli24. Sept. 8

29 Okt. 4

10. Dez . 8%

1892 20. Jan . 8 19 . M ai 2% 0/o

6. Apri l27. 2

20. Okt. 8

1898 26. Jan . K eine Verand erungM ai 8

Page 243:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

284

1880

1881

1882

1883

1884

1885

1886

1887

1888

1889

1890

1891

1892

1898

1894

1895

1896

1897

1898

1899

1900

1901

1902

1908

1000‚gg

82000

80 500

28 800

80 700

84 000

29 100

28 500

27880

28 300

84 100

89 800

86000

84 058

88 768

87087

66461

54 786

49 647

48 411

48 627

48 798

48 841

65 206

56875

Tabel le N r. 5 1

XX II I 4 .

Entwicklung d es Depositengeschäftes .

Eng landund

Wales1000

226600

241 500

257300

269 400

284 000

294 200

299 200

808 129

838 500

852 100

868 700

891 900

896688

398 587

419 026

455 561

495 288

527248

548 552

566047

586726

584 842

600 838

588 488

1000 59

77700

79 820

80 280

88 190

88 440

81 770

80 550

82428

84 525

88 264

91 610

92868

92607

91 854

98 296

94 592

95 695

96886

98 625

102754

107154

107821

108 861

104 842

1000

38 020

34 480

84 255

86 104

87848

88 521

89 451

40 642

40 499

42652

44 890

45 552

48 666

45 900

48 154

49 449

49 117

50 247

51 469

G esamtd epositen,inkl .

d erungefahrenBetrage

inBand envon B anken,

d ie keine detai l l iertenZahlen v erö ffentl ichen

Mi l lionen gg

500—510

580—540

550—570

560 570

560 570

550—560

560—570

570—580

600— 610

680—640

660—670

670 690

680 690

670— 680

690—710

760—770

770—780

780—790

810—820

880— 840

840—850

840—850

860—870

840—850

1 Nach d en hal bj ährlichen Zusammenstel lungen d es„Economist

Page 244:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 . 285

Tab el le N r. 6 1

1) Zahl d er Bankbureaus in Grofsbritann ien

1858

2) Zahl d er Ortschaften , in d enen vorher keine Bank existierte,und d ie in d em betreffend en Jahr eine solche erhielten .

8) Es entfielen Einwohner auf j ed es Bankbureau .

12766 16252 10 767

11 288 18 002

1 Bankers Magazine, Februar 1904, S . 160, 164, 176.

Page 245:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

236 XXIII 4 .

Tabe l le N r. 7.

Lond oner Clearing-Haus .

Umsatz an d en Umsatz an d en Umsatz an d enFond sbörse C onso ls

grerten Tagen L iqu idations A brechnungser 12 Monate

tagen tagen

1000 1000 1000„g 1000 56

1 H ierbei ist zu berucksichtigen ,dafs nach d em auf S eite 95

G esagten nur z irka 10 d er w irklichen Umsä tze auf d er F ond sbö rse

d urch S checks ausgeg li chen werden ; d ie restlichen 90 werden durchK ompensation im

„Sto ck Exchange C learing

“erled igt.

Page 247:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

Tab el le N r. 9 .

NachÜZahl G eze1ch Ern schufs

Lau

äA

sbschli

t

i fsd er netes gezahltes verpflich

R

gse

rflve G evv

;rnn 1

%Pro °

195é“ 9 3 “1 F i l i K ap ital K ap ital tung d er

0 11 S “l g

alen Aktionäre DC

56

14 558 000 14 558 000 8 000 000 20758728 7

218 155 675 48 589 765 169 565 910 88 874 209 8 757485 4

29 568 140 9 396070 20 167070 7601 224 1 188 538 78 .

26249 281 7802 541 18 946690 8 967500 470 216 68

74 4 747746 unbegrenzt

Tab el le N r. 10 3 .

SummarischeÜbersicht d er Aktiva und Passiva sämtlicher Banken imVereinPassiva .

E'

11113V8?äflii iDh D

l

ep?8it

än’ D iverse

Jahrrr

igeza

t l

esR eservefond keiten (so R

a

pen e

Verb indlich Sum“p l weit ers ieht “°

N

n

émgenv keiten

l ich)0 e

55

1 Die Zahlen s ind au f G rund d er im Supplement d es Economist vom 2

1904 geggbenen zusammengeste l lt .

3 ie Bank von Eng land spezifiziert d ie Hohe ihres Wechselportefeu il les3 Nach d en j ährl ichen Zusammenstel l ungen im

„Bankers Magaz ine“

z ahlenmafsigen Unters ch iede , d ie s ich bei d er Verg lei chung d ieser T abell

Page 248:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4 .

banken 1. Tabel le N

S dVorschüsse in

Andere Depo s iten umme er Cassa, We chsel laufender RechPa e

0Verpflrch- und K red r G e ld

„at, Wert (sowert nun

„und

gegen

G esa

Zäräii

n

1

t

ci)

.ifel

iniäl

r

g%ä hii%hcal

s

l

riol

fiäd

Pap iere ges;;äertgitiiiiir

n

sil,iiie ak“

zepte Rechnung K ap itals not i ce geführt) nlc

glfrgiägll

il

ied

Aktiva.

98 255 56874 925 108 021 527 28 911 818 87684 927 —2 86424 787108 02

83 258 988 588 487716707948 604 149 076786 125 762484 46266784850 008 85870794

5 094 902 105 500 268 186584 981 24 975 749 81 612 189 14 801 458 57815 619 18658

515 221 51 469 210 70 562746 10 808 480 19 408 299 5 826 188 83 895 928 70 56

890 157 28 715 889 84 476848 6792487 9 824 887 16782740 84 47

Tabe l le N r

K ö nigreiche, d ie ihre Abschlü sse verö ffentlichen (einschl. d er Bank von EnglaAktiva .

D iskontierteEng lis che Akzept '

0 3 311 1“ Staats AndereWe chsel

,v erb ind G ebaud ehand

, at W tlaufende

l'

hk'

t d V Scal l and f)

s

é

c

l

)

lv

j

x

l

rgif papfdrd“K redite,

(wc

iegziggiil

- sizl

l

r

fied eiiI

e-

s

umm

5110 1 t11 0 110 8ersichtlich) %;ffäfiéfi

stehend)59 5?

T abel le N r. 9 ergeben,haben ihren G rund darin, dafs d ie Zusammenstel l ungen

„Bankers Magazins “ auf etwas anderen G rund lagen beruhen als d ie d es ,

Econom

I n diesen Summen befindet sich ein b edeutender Tei l eng lischer Stapapiere ,

d ie aber in d en Au sweisen nicht getrennt von anderen An lagengeführt sind .

Page 249:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

240 XXIII 4 .

Tabe l le N r. 11.

Die Abschlü sse d er Depos itenbanken in England und Wales per letztesSemester 1900 in Prozentzahlen ihrer Verbind lichkeiten.

Anlagen I . Ordnung

Name

Bank of L iv erp oo lWh itehaven .

Barclay C o .

Bi1m . Dist . Cnties .

B o l itho, W i l liams Co .

Brad ford Bkg . C o .

Commercral

D istri ctOld Bank

British Mutual B . CO .

Bucks Oxon . Unionap ital Countiesarlisle CumberlandC ornish BankCrav enCrompton EvansC umberland Union .

D ev on Cornwa l lG rant Maddison .

G uernsey Bkg . C o .

Hal ifax HuddersfieldCommercialJo int Sto ck

Is le o f M an Bk . C o .

Lancash ire orkshire

Lancaster Bkg . Co .

L in co ln LindseyL lo y ds BankL ondon C ounty

Prov incialSth . WesternWestminsterYorksh ire

City M idlandJo int Sto ck

Manchester CountLpool.District

Mercanti le of Lancash

Merchant Bkg . C o .

1 L ! rein Londoner Bank .

L P„L ondon and Provincial “ Bank .

P reine Provinzialbank.

Verhaltnis v on MoneyCash in

”at cal l Wert

K ate hand and Pap‘

ir

ere

gorie1 and at notice“ l

1

)_

(gr

B. o f E .

“Zu Ver lign.

.

zu V61‘ bind lich k'

tbind lich keiten 8 1 9 11

keiten0/o

Page 251:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

242 XXIII 4 .

Tabel le N r. 12.

Beispiele guter und riskanter Geschäftsfuhrung (nach d en A bschlüssen pro zweites Halbj ahr(I n Prozenten d er Verb ind l ichkeiten . )

N ame d er Bank

London WestminsterLondon Yorkshire .

London City Mid landUnion Bank of LondonSmith , Payne SmithsHal ifax Hud d ersfield Union PLancashire YorkshireSheffield Hal lamshireUnion Bank of Manchester

Tab el le N r. 18.

A bschlufs einer grofsen englischen Bank , in Prozente d er Aktivenumgerechnet.

(Nach Powna l l : Inter-dependence o f trade and banking , p .

Bilanz .

Passiva .

Eingezahltes K apitalReservefondsDepositen und G uthab en in

laufender RechnungAkzepte (durch Wertpapiereusw . gedeckt)

Zinsen auf no ch nicht ver

fal lene Wechse lReingewinn d es halb enJahres

G ewinnvortrag .

Abzg l . Ab s chreibungauf G ebäude .

Zuwendung zum R e

servefond s

G ew inn und V erlustk onto .

D en K unden gezahlte Z insen G ewinnv ortrag von letzterG ehä lter und andere A us Rechnunggaben . Rohgewinn d es Halbjahres .

A bs chreibung auf G ebaud e

Ü bertrag auf Reservefondskonto .

D iv idendeZ insen auf nicht v erfal leneWechse l

G ewinnvortrag auf nä chsteRechnung

A ktiva.

Cash in hand and. at Bankof E .

Money at cal l and notice(durch Wertpapiere usw .

gedeckt)Wertpap iere (StaatSpapiere

und Eisenbahnpapiere)Diskontierte WechselVors chüsse an K undenVerb ind l ichkeit d er K undenfür Akzepte (wie gegen

stehend)G ebäude

Page 252:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

XXIII 4. 248

Tab e l le N r. 14.

Börsenkurse und Dividend en d er wichtigsten Bankenim Jahrzehnt 1891—1900 .

Bank

Cap ital C ounties (L P)

L l oy ds Bank (L P)

London County Bank(L P)

London S outh Western(L P)

London Westminster (L)

Page 253:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

244 ‚ XXIII'

4 .

Tabe l le N r. 14 (Fortsetzung) .

Bank

London City MidlandBank (L P)

L ondon Jo int Sto ck Bank(L )

Manchester Liverpoo lD istri ct Bank (P)

Parr’s Bank (L P )

Wil liams Deacon’s Bank(L & P

B irmingham D istrict andC ounties (P )

Page 255:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen

Pierersche Ho f buchdru ckerei Stephan G erbel in Altenburg .

Page 256:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen
Page 257:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen
Page 259:  · Vo r w o r t. Ein Vorwort dient meist dazu, eine Rechtfertigung fur die Wahl des behandelten Themas zu geben. I n dem vorliegenden Falle kann von einer solchen wohl abgesehen