vom dreiland in die welt hinaus –und zurück · 2020. 10. 7. · kultur.bl magazin |14 |2.2015...

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kultur.bl Magazin | 14 | 2.2015 Vom Dreiland in die Welt hinaus – und zurück Atelier Mondial – weltweiter und grosszügiger Freiraum Der erste und einzige trinationale Museumspass Der Weltraumbahnhof am Freilager-Platz 9 in Münchenstein/Basel +++ ERNTE 2015 Präsentation der Kunstankäufe 28.3.– 26.4.2015 +++

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  • kultur.bl Magazin | 14 | 2.2015

    Vom Dreiland in die Welt hinaus – und zurück

    Atelier Mondial – weltweiter und grosszügiger FreiraumDer erste und einzige trinationale MuseumspassDer Weltraumbahnhof am Freilager-Platz 9 in Münchenstein/Basel

    +++ERNTE2015

    Präsentation der Kunstankäufe28.3.– 26.4.2015+++

  • Öffnungszeiten: Di – Fr 14 – 18 Uhr Sa/So 13 – 17 Uhr Regionale 16 Öffnungszeiten siehe Homepage Adresse: Bahnhofplatz Liestal/BL Kulturhaus PalazzoPostadresse: Kunsthalle Palazzo Postfach 277 CH-4410 Tel 0041 (0) 61 921 50 62 / 061 921 14 13 Infos: www.palazzo.ch E-Mail: [email protected] Sammlung neue Medien BL während den Ausstellungen geöffnet. Foto: Niggi Messerli Dezember 2014 Bundeshaus Bern

    31. Januar bis 15. März Vernissage Freitag 30. Januar 18 Uhr

    PC / Political correctness? Heike Kati Barath Mike BouchetSylvie Fleury Thomas Hirschhorn Elena Kovylina Garrett Nelson Johannes Willi

    Kuratoren: Eveline Wüthrich Kunsthistorikerin BL und Niggi Messerli Direktor Kunsthalle Palazzo

    28. März bis 26. AprilVernissage Freitag 27. März 2015 18.30 Uhr

    Ernte 2015 / Die Kunstankäufe des Kantons BLKuratorin: Barbara van der Meulen Kunsthistorikerin und Mitglied der Fachkommission Kunst Basel - Landschaft

    29. August bis 11. OktoberVernissage Freitag 28. August 18 Uhr

    Die Welt retten / Arche Matthias Aeberli Victor Bächer Elisabeth Heller Jung-Yeun Jang Rahel Knöll Georgette Maag Josef Felix Müller Wilfried Riess Annelies Štrba u.a.

    Kuratoren: Matthias Aeberli Künstler BS und Elisabeth Heller Künstlerin ZH

    November 2015 bis Januar 2016

    Regionale 16 / Visual politicsKuratoren: Manuela Casagrande Kunsthistorikerin BS und Matthias Aeberli

    Stadt Liestal

    Hans Wilhelm Auer 1847 - 1906

    Architekt des Post- und Tele-graphengebäudes in Liestal 1891/1892 (seit 1979 Kulturhaus Palazzo) und des Bundeshauses in Bern

    Jahresprogramm 2015 Zeitgenössische Kunst im gesellschaftspolitischen Kontext...

    Johannes Willi

    Kunsthistorikerin BL

    / Die Kunstankäufe des Kantons BL

    29. August bis 11. OktoberVernissage Freitag 28. August 18 Uhr

    Die Welt retten / ArcheMatthias AeberliJung-Yeun JangJosef Felix Müller

    Kuratoren: Matthias Aeberli Elisabeth Heller

    November 2015 bis Januar 2016

    Regionale 16 / Visual politicsKuratoren: Manuela Casagrandeund Matthias Aeberli

    Jahresprogramm 2015Jahresprogramm 2015 Zeitgenössische Kunst im gesellschaftspolitischen Kontext...Zeitgenössische Kunst im gesellschaftspolitischen Kontext...

    9. Mai bis 21. Juni Welt in Liestal / RUSSLANDVernissage Freitag 8. Mai 18 Uhr

    / DickichtZeitgenössische Kunst aus Sankt Petersburg

    Alexander Belov Marya Dmitrieva Gleb Gavrilenkov Vlad Kulkov Pavel Pepperstein Daria PravdaIlya Trushevsky sowie Stephan Spicher (CH)und Peter Wüthrich (CH)

    Kurator: Dmitriy Semenov Sankt Petersburg

    10:24

  • GPS KULTUR.Bl Magazin | 14 | 2.2015 3

    Atelier Mondial: Ein Atelierprogramm made in Basel – und weitere Förderaktivitäten im Bereich der Bildenden Kunst des Kantons Basel-Landschaft

    Die Kulturförderung des Kantons Basel-Landschaft hat sich in den vergan-genen Jahrzehnten professionalisiert und dadurch stark verändert. Eines derkantonalen Fördergefässe aber hat seit 85 Jahren Bestand: der Kunstkredit.Im Bereich der Bildenden Kunst in der Schweiz wurden vielerorts bereits An-fang des 20. Jahrhunderts sogenannte Kunstkredite etabliert, um die Not derKünstlerinnen und Künstler während des Ersten Weltkriegs zu lindern. DerKanton Basel-Landschaft kennt den Kunstkredit seit 1930. Und 1935 wurdedafür eigens eine Kommission einberufen, bestehend aus zwei Regierungs rä-ten, einem Künstler, einem Architekten und Vertretern des Hochbauamtes,die fortan Werke bei den Kunstschaffenden der Region ankaufte. Die Tradi -tion der Atelierbesuche und Ankäufe bei Kunstschaffenden wird bis heutefortgeführt – dies im Sinne einer Werkförderung und einer besonderen Aus-zeichnung von Künstlerinnen und Künstlern der Region. Die Ankäufe wer-den an der Ausstellung ERNTE 2015 vom 28. März bis zum 26. April 2015 inder Kunsthalle Palazzo in Liestal gezeigt. Längst werden im Förderbereich Bildende Kunst – und damit aus dem Kunst- kredit – aber auch andere Förderformate unterstützt. Ungefähr alle zweiJahre schreibt die Fachkommission Kunst Basel-Landschaft den WettbewerbSolo-Position aus. Ausserdem spricht der Kanton Beiträge an Ausstellungs-und Kunstprojekte und vergibt neu subsidiäre Produktionsbeiträge zur De-ckung von Herstellungskosten. Und mit dotMov.bl, der Sammlung Neue Me-dien Baselland, wird seit Ende der 1990er-Jahre eine Sammlung von Arbeitendes bewegten Bildes der Region betrieben. Wie sich diese Sammlung, ur-sprünglich hauptsächlich von Videos, entwickelt hat – darüber war vor ei-nem Jahr in diesem Heft zu lesen.Doch wenig von diesen Förderformaten, Sammlungen und Wettbewerben wäre möglich ohne die Zeit für intensive Schaffensphasen und neue Inspira- tions quellen in Paris, New Delhi oder einst in Moskau. Der Kanton Basel-Land schaft vermittelt seit den 1980er-Jahren einen Atelierplatz in Paris undbeteiligt sich seit Anfang der 1990er-Jahre am Atelier- und Austauschpro-gramm Atelier Mondial. Am Anfang stand im Jahr 1986 der Entscheid der Christoph Merian Stiftung,einen Fonds zur Förderung des Austauschs zwischen Kunstschaffenden zu er-öffnen. Das Internationale Atelier- und Austauschprogramm der Region Ba-sel, kurz «iaab» – und seit Neuem «Atelier Mondial» – genannt, vergab Atelier -plätze hier in der Region im Dalbeloch und entsandte gleichzeitig die Kunst-schaffenden der Region in entlegene Städte. Beliebt waren zu Beginn etwa dieDestinationen jenseits des Eisernen Vorhangs – Moskau, Kiew oder Tiflis. Seit 2004 wird Atelier Mondial von Kantonen und Gemeinden des Dreiländer -ecks getragen und ist damit trinational aufgestellt. Damit gelang eine Koope-ration, die heute Lehrbuchcharakter hätte: die Schaffung eines länderüber-greifenden Kulturraums und eine gut funktionierende Public-Private-Part-ner ship, die Kompetenzen bündelt – und den Kunstschaffenden attraktiveDestinationen und ein anregendes Austauschprogramm bietet. Die Journa-listin Naomi Gregoris besuchte die neuen Ateliers inmitten des an Form ge-winnenden Dreispitzareals und berichtet in diesem Heft darüber.

    Bernadette HauertRessortleiterin Kunst & Musik

    Inhalt

    04 GPS SPOT

    05 Schwerpunkt Atelier Mondial

    21 GPS MAIL

    23 GPS FUNDSTÜCK

    24 Porträt

    26 GPS NAMEN & KÖPFEImpressum

    GPS MagazinKulturpolitische Orientierung und Basisfür eine glaubwürdige Kulturpolitik.Erscheint dreimal im Jahr

    GPS StandpunktAktuelle und spontane Klarstellungen,Einsprüche, Antworten – was es zu sagen gibt.Auf www.kulturelles.bl.ch

    GPS kultur.bl 2.0Responsetool und Diskussionsforum –zeitgerecht, zeitgemäss, direkt.Auf Facebook

    +++ERNTE2015

    Präsentation der Kunstankäufe28.3.– 26.4.2015+++

  • 4 GPS KULTUR.Bl Magazin | 14 | 2.2015

    GPS SPOTAls das Haus der elektronischen Künste im Frühjahr 2011 in einem früheren Lagerhaus aufdem Dreispitzareal seine Türen öffnete, gehörte es im ehemaligen Zollfreilager zu den Pionieren. Seither hat sich dort, speziell im sogenannten Kunstfreilager, viel getan. So zogdie Hochschule für Gestaltung und Kunst (HGK) auf das grossflächige Areal – und auchdas HeK selber hat sich verändert: Im Herbst 2014 wurde das Kunsthaus für Medienkunstnach einer 14-monatigen Umbauzeit am Freilager-Platz 9 neu eröffnet. Es verfügt nun über grosszügige, moderne Ausstellungsräume, einen multifunktionellen Raum für Konzerte, Vorträge und Workshops – und über ein Café. Im Gebäude befinden sich nun auch die internationalen Austauschateliers, die sich neu «Atelier Mondial» nennen.Beat von Wartburg, Direktor der Christoph Merian Stiftung, welche die Gründung des HeKentscheidend gefördert hat und nach wie vor den grössten Teil der finanziellen Mittel bereit-stellt, bezeichnete das HeK an der Eröffnungsfeier vom 21. November des letzten Jahresals «elektronisches Kunsthaus»; Hedy Graber, Leiterin der Direktion Kultur und Sozialesdes Migros-Genossenschafts-Bunds und Mitglied der Trägerschaftsstiftung, sprach von einem «Weltraumbahnhof, der vor den Toren der Stadt entstanden» sei, und von einem «Haus der Zukunft». Am Starttag des «Weltraumbahnhofs» konnte die HeK-Direktorin Sabine Himmelsbach darin auch die erste Ausstellung eröffnen: des japanischen Künstlers undKomponisten Ryoji Ikeda. (www.hek.ch)

    BILD: CHRISTIAN FLIERL

  • GPS KULTUR.Bl Magazin | 14 | 2.2015 5

    Vom Dreiland in die Welthinaus –und zurück

  • Babette Kleijn bei der Ankunft in ihrem neuen Atelier

  • GPS KULTUR.Bl Magazin | 14 | 2.2015 7

    Ein dick bepackter Mann betritt den Raum. Er schreitetlangsam durch die sitzenden Zuschauer, bis nach vorne zur Bühne, wo er stehen bleibt und lange ins Publikum blickt. Seinedunklen Augen funkeln ernst unter den weiss übermalten Au-gen brauen. Dann fängt der Mann an, sich Schicht für Schichtseiner Kleider zu entledigen. Wobei die Bezeichnung «Kleider»fast als Zumutung erscheint angesichts der kunstvoll drapier-ten Stoffe, die seinen Körper umhüllen. Weit geschnitten und insatten Farben gehalten, erinnern sie an asiatische Aristokraten -gewänder. Dazu trägt der Mann einen hohen, fächerartigen Hut,der starr von seinem Kopf absteht. Er löst Schnürungen, faltetauf und streift ab, seidige Stoffe folgen auf raues, fetzenartigesGewebe, grosszügige Muster auf feine Färbungen. Ein dickes,umgeknicktes Kissen kommt zum Vorschein. Als er bis auf einschlichtes weisses Gewand alles abgestreift hat, lässt er denStoffhaufen hinter sich liegen, geht zu einem sauber gefaltetenKleiderstapel und fängt an, sich wieder anzuziehen. Nach weite -ren Minuten Schnüren und Umlegen schreitet er wieder hinaus,dieses Mal auf hohen, klappernden Holzsandalen. Als die Türsich schliesst und das Scheppern der Schuhe verstummt ist,herrscht für kurze Zeit andächtige Stille. Dann ist begeistertesKlatschen zu hören.

    Vom Kimono-Workshop zur Performance«Schön, dass es Ihnen so gefallen hat!» Gwen van der Eijn -

    de lacht herzlich. Eine Woche nach der Performance an der Mu-seumsnacht sitzt der Künstler im Unternehmen Mitte, trinkt ei-nen Milchkaffee und erzählt von seiner Verbindung zu AtelierMondial. 2014 wurde ihm ein freies Reisestipendium des Atelier-und Austauschprogramms, das damals noch unter dem Namen«iaab» lief, zugesprochen. Eine Zeit, die der französisch-hollän-dische Künstler unbedingt in Japan verbringen wollte. Der ge-lernte Textildesigner interessierte sich für die traditionelle ja-panische Kleidungsindustrie und besuchte für einen Monat ei-nen Kimono- und Textilien-Workshop in Kyoto. In den restli-chen zwei Monaten mietete er sich ein kleines Haus. «Ich war

    wie besessen von dem Thema, das ganze Geld gab ich für Re-cherche aus.» Van der Eijnde besuchte Museen und Archive undkaufte Bücher, Stoffe und Arbeitsmaterial. Mehrere Maleschickte er grosse Pakete nach Hause.

    Das Stipendium von Atelier Mondial sei perfekt auf seineSituation abgestimmt gewesen, meint der Künstler. «Es ist un-glaublich grosszügig. Man muss sich nicht wie bei anderen Sti-pendien bis ins kleinste Detail erklären und ist auch in der Aus-führung sehr frei. Atelier Mondial hat grosses Vertrauen in sei-ne Stipendiaten, das ist wunderbar entlastend.» Van der Eijndemusste am Ende des Programms kein Werk abliefern oder seineErkenntnisse aus dem Japan-Aufenthalt zum Besten geben.Trotzdem blieb er mit den Mitarbeiterinnen von Atelier Mon dialin engem Kontakt und war sofort dabei, als er angefragt wurde,für die Museumsnacht eine Performance beizusteuern. «Es wardie perfekte Gelegenheit, einen Teil dessen auszudrücken, wasich in Japan gesehen und gelernt habe.» So war die Kleidung fürdie Performance grösstenteils selbst geschneidert, van der Eijn -de färbte Stoffe ein und wandelte ungewöhnliche Materialien inhochwertige Kleidungsstücke um, unter anderem einen Wisch -mob oder schwarze Plastikfächer, die er zur Kopfbedeckung um-funktionierte. Ihn interessiert die Verbindung von alltäglichen,günstigen Materialien und theatralischen, exquisiten Stücken,aber auch die Verbindung von Schweizer und japanischer Kul-tur: «Die Muster und Schnitte sind japanisch, die Stoffe aber ha-be ich zu einem grossen Teil aus der Schweiz.» So ist etwa dieSchichtung der Kleidung, die er in der Performance besondershervorhob, typisch für Japan. «Im Mittelalter trug man im asia-tischen Raum bis zu zwölf Schichten, je mehr, desto besser!»

    Die Freiheit, sich dieses Wissen anzueignen und der Fragenachzugehen, wie man mit Bekleidung ein Narrativ schafft, wieman sich auch selbst verändert, wenn man sie trägt, das sei fürihn ein grosser Schritt nach vorne gewesen. Für van der Eijndewar die Erfahrung unbezahlbar: «Ich weiss, das klingt jetzt fastetwas anbiedernd, aber ich habe wirklich enorm profitiert undbin Atelier Mondial sehr dankbar dafür.»

    Das Basler Studienprogramm Atelier Mondial bietet Kunstschaffenden einen weltweit einzigarti-gen Freiraum: Ohne Produktionsdruck können Künstler bis zu sechs Monate ins Ausland reisenoder in Basel ein Atelier beziehen. In den Ateliers um Basel und in zehn weiteren Destinationen aufder ganzen Welt können sie Inspirationen tanken, Netzwerke knüpfen, in ein anderes Kunstver-ständnis eintauchen oder ihre Arbeit reflektieren. Eine Möglichkeit, die für Kunstschaffende eineder wichtigsten Erfahrungen ihres Berufslebens darstellt. — Eine Recherche von Naomi Gregorismit Bildern von Christian Flierl

  • Paul Caporn (links) in seinem Atelier am Open Day im November 2014

  • Neue Freiräume dank JubiläumsgeschenkAlexandra Stäheli freut sich sehr, als sie von van der Eijn -

    des Kommentar hört. Sie sei stets bemüht, mit den Stipendiatenden Kontakt aufrechtzuerhalten, meint die Projektleiterin vonAtelier Mondial. «Es freut mich immer ungemein, wenn MitteJahr alle bei der optionalen Abschlussausstellung ‹Going Pla-ces› mitmachen.» In den letzten Jahren habe kaum je ein Künst-ler abgesagt, was wohl auch daran liege, dass die Stipendiatenauf diese Weise etwas zurückgeben könnten, das so direkt amBeginn nicht gefordert war: Die Künstler bewerben sich zwarmit einer konkreten Vorstellung, was sie bei ihrem Aufenthaltin der Partnerinstitution im Ausland machen möchten, aber siesind nicht dazu gezwungen, am Ende ihrer Residency ein ferti-ges Werk zu präsentieren.

    Für Stäheli ist gerade diese Eigenart von Atelier Mondial– sie unterscheidet das Programm deutlich von anderen Orga-nisa tionen – von enormer Bedeutung: «Als das Austauschpro-gramm vor 29 Jahren gegründet wurde, ist viel über künstleri-sche Freiräume und Freiheiten diskutiert worden. Und dieserTradition fühlen wir uns auch heute noch in gewissem Sinneverbunden, auch wenn sich der Kontext verändert hat. Wir ma-chen immer wieder die Erfahrung, dass sich eine Residency um-so produktiver auf das Werk eines Künstlers auswirkt, je weni-ger Korsette im Voraus geschnürt werden. So ergibt sich für denKünstler auch die Gelegenheit, in Zusammenarbeit mit derPartnerorganisation im Ausland völlig neue Wege zu gehen. DieDialogforschung rund um den Physiker David Bohm etwa istvor einigen Jahren übrigens zu ähnlichen Ergebnissen gekom-men.»

    Tatsächlich stand bereits am Anfang von iaab (Internatio-nales Atelier- und Austauschprogramm der Region Basel) derkünstlerische Drang nach Freiheit im Zentrum: 1986 hatte dieChristoph Merian Stiftung zu ihren 100-jährigen Jubiläum einenFonds eröffnet, der zehn Jahre lang den Austausch zwischenKünstlern fördern sollte. Es war die Zeit nach den Zürcher Ju-gendunruhen, und das Bedürfnis nach Räumen, die nicht vonAutoritäten besetzt wurden, war gross. Also richtete iaab seinProgramm danach aus. Eine Jury vergab kostenfreie Atelier-räume im Ausland an Künstler, damit sie sich auf ihre Arbeitkonzentrieren, sich weiterbilden oder auch einfach nur zur Ru-he kommen konnten. Einen finanziellen Zustupf zusätzlich zumAtelierraum erhielten die Künstler damals noch nicht. Siewandten sich an den Kanton Basel-Stadt und erhielten dort inder Regel einen Batzen zugesprochen. Das sei heute anders,meint Stäheli. Das Stipendium umfasst zusätzlich zum Atelier-raum auch einen Beitrag an die Lebensunterhaltskosten. Zen-tral sei aber immer noch der Gedanke des Freiraums, in demsich der Künstler nach eigenem Gutdünken bewegen kann undsoll. «Je nach Künstler wird dieser Freiraum ganz unterschied-lich genutzt, bei den älteren Generationen geht es oft um eineEntschleunigung, einen Ort, wo man zur Ruhe kommen kann.Für die Jungen hingegen ist es ein Anstoss, eine neue Möglich-keit von Vernetzung.»

    Seit 300 Jahren im TrendDiese Vernetzung kann überall, auf der ganzen Welt statt-

    finden: Konnte man anfangs nur nach Montréal und Fremantlein den Austausch, so stehen bei Atelier Mondial heute elf Desti-

    Das Museum für Musikautomaten in Seewen – rund 10 km südlich von Liestal – bietet Ihnen ein besonderes Erlebnis im Spannungsfeld zwischen Präzisionstechnik und dem Zauber alter Melodien!

    Geöffnet | Di bis So, 11 bis 18 UhrFührungen | permanente Ausstellung 12.20,

    14.00 und 16.00 UhrBritannic-Orgel 13.40 und 15.40 Uhr

    Tipp | Postautohaltestelle direkt vor dem Museum – Museumsshop – Restaurant –wunderbares Wandergebiet

    Museum für MusikautomatenBollhübel 1, CH-4206 Seewen SO T +41 58 466 78 80

    DAS KLINGENDEMUSEUM

  • GPS KULTUR.Bl Magazin | 14 | 2.2015 11

    nationen zur Auswahl; von Buenos Aires über New Delhi bis Pe-king können sich Künstler einen Atelierplatz auswählen. Alter-nativ dazu gibt es ein Reisestipendium für ein freies Projekt, beidem Kunstschaffende Ideen für eine Reise einreichen und wievan der Eijnde drei Monate lang auf eigene Faust unterwegssein können. «Wir haben von Anfang an versucht, auch untypi-sche Destinationen ins Programm zu nehmen», meint Stäheli.Dazu gehörten unter anderem die Philippinen und Papua-Neu-guinea. «Da geht’s dann auch nicht nur um eine Neu-Fokussie-rung auf das eigene Arbeiten, sondern um eine ganz neue Le-benserfahrung.» Der Gedanke der Studienreise reiche weit zu-rück, so Stäheli: Bereits in den Zeiten von Louis XIV habe manKünstlern zu deren Weiterbildung einen Aufenthalt im Auslandfinanziert.

    Auch über 300 Jahre später steht eine solche Lebenserfah-rung noch immer hoch im Trend, wie die aktuell 180 Bewerbun-gen pro Jahr zeigen. Das sind noch einmal 30 mehr, seit aus iaabletztes Jahr Atelier Mondial geworden ist. Die Zahl der Bewer-bungen hat sich überhaupt erhöht, seit sich das Programm ab2004 auf eine trinationale Ebene begeben hat. Seither dürfensich nicht nur Künstler aus der Region Basel, sondern auch ausdem Elsass und Südbaden bewerben. Im Gegenzug schreiben diePartnerinstitutionen von Atelier Mondial Stipendien für einenAufenthalt in der Region Basel aus, wo Atelier Mondial siebenAteliers betreibt. Die von den Partnerinstitutionen ausgewähl-ten Personen – pro Jahr um die 16 Kunstschaffende – leben undarbeiten zwischen drei und sechs Monaten in den Ateliers undwerden vom Atelier-Mondial-Team betreut.

    Wer sich für ein Stipendium bewirbt, sollte vor allem gutargumentieren können, wieso er in ein anderes Land will. «Nuretwas fremd sein wollen reicht nicht», so Stäheli. «Man musssich in das kreative Potenzial eines Orts eingedacht haben. Na-türlich geht es dabei auch um Projektionen, aber das ist schonein Teil des Programms.» Nach einer ersten Vorsondierung undAuswahl durch eine Vorjury wird jeweils im August von einerJury entschieden, an welche 14 Künstler die Stipendien verge-ben werden. Nebst Reise- und Atelierstipendien offeriert AtelierMondial neu auch Stipendien in Tanz (drei Monate Südafrika,zusammen mit Pro Helvetia und dem Theater Roxy in Birsfel-den), Literatur (sechs Monate Paris, mit dem Literaturhaus Ba-sel und dem Literaturbüro Freiburg) und den digitalen Künsten(drei Monate Montréal, zusammen mit dem Haus der elektroni-schen Künste Basel HeK). Ausserdem können sich auswärtige

    freischaffende Kunstvermittler für ein Recherchestipendiumbewerben, das Atelier Mondial in Zusammenarbeit mit der ProHelvetia und dem Ausstellungsraum Klingental ausschreibt.

    Reise zum eigenen IchDie freie Kuratorin Annina Zimmermann nahm als eine

    der Ersten dieses Angebot wahr. Sie ging für drei Monate nachRotterdam und war derart angetan vom Programm, dass sie seitdrei Jahren selbst mit von der Partie ist, mit dem Ausstellungs-raum Klingental. Ein Recherchestipendium in einem anderenLand sei die effizienteste Art von Kulturförderung, meint dieKuratorin: «Künstlerinnen und Kuratoren lernen sehr viel überihre Berufsidentität, wenn sie in einem anderen Umfeld sind.Man stellt sich die Frage, was man für den Ort und sich selbstwill, und findet heraus, wo die eigenen Stärken und Schwächenliegen. Das ist unglaublich wertvoll.» Für Zimmermann lohnt

    Atelier MondialAtelier Mondial wurde 1986 unter dem Namen «iaab» von der Christoph Merian Stiftung gegründet. Als grenzüberschreitende tri-nationale Kooperation zwischen Basel, Mulhouse und Freiburg bietet das Atelier- und Austauschprogramm Kunstschaffenden vonStrassburg und Freiburg über Basel und Baselland bis zum KantonSolothurn Stipendien von bis zu sechs Monaten.

    Die Gänge, an denen die Ateliers liegen, sind noch jungfräulich weiss. Nichts deutet darauf hin, dass hier Künstler arbeiten. Die Stipendiaten scheinen noch keine Spuren hinterlassen zu haben.

  • Mathieu Latulippe bei der Arbeit

  • GPS KULTUR.Bl Magazin | 14 | 2.2015 13

    sich die kulturelle Herausforderung, die dieser Austausch mitsich bringt, absolut – auch wenn es für beide Seiten nicht immereinfach ist. Vor drei Jahren kam zum Beispiel Xia Yanguo, einfreier Kunstvermittler aus Peking, nach Basel und war in denersten Wochen völlig überfordert. «Xia konnte nicht einmal inder Migros etwas zu essen kaufen, so anders war es für ihn hier»,erklärt Zimmermann. Das Team musste den chinesischen Ku-rator unter seine Fittiche nehmen und ihn behutsam in dieSchweizer Kultur einführen. Eine schwierige Angelegenheit,die letztlich aber doch zu einer gelungenen Ausstellung geführthabe, so die Kuratorin. Denn genau darum gehe es: «Wir wollenMenschen in Situationen bringen, in die sie sonst nicht kämen.»

    Beim Recherchestipendium von Atelier Mondial bleibendie freien Kunstvermittler drei Monate in Basel und kuratierenam Ende ihres Aufenthalts eine Ausstellung im Ausstellungs-raum Klingental. 2014 war die Polin Agnieszka Sosnowska in Ba-sel, dieses Jahr kommt Shazeb Shaikh aus Mumbai, der eineAusstellung im traditionellen indischen Format organisierenwill, mit Essen, Tanz und Musik. «Diese Vielfalt an Menschenaus anderen Kulturen ist zeitweise anstrengend, im Endeffektaber immer sehr bereichernd für uns und die Stipendiaten»,meint Zimmermann. Denn für die Künstler, die nach Basel kom-men, kann der grosse Freiraum bei aller Unkompliziertheitauch zur Herausforderung werden.

    Fokus dank Schweizer BergenDas merkte auch Babette Kleijn aus Rotterdam, die von

    Juni bis September 2014 in Basel weilte. Für die Schweiz hattesie sich entschieden, weil es ihr der perfekte Ort schien, um sichauf ihre Arbeit zu konzentrieren, ohne von der Exotik des Lan-des abgelenkt zu werden. Die Wichtigkeit des Sich-Zurückzie-hens hatte Kleijn von Anfang an in ihrer Bewerbung festgehal-ten und ihren Aufenthalt entsprechend geplant: «Ich bin in ers-ter Linie nach Basel gegangen, um mich auf meine Arbeit fo-kussieren zu können», meint die holländische Künstlerin. Dochsechs Monate sind eine lange Zeit. «Als Künstlerin kann in sechsMonaten sehr viel mit dir passieren. Es ist entscheidend, he-rauszufinden, was einem wichtig ist, und einen gesunden Ar-beitsrhythmus zu entwickeln, der zu den eigenen Bedürfnissenpasst.» Kleijn hinterfragte während ihres Aufenthalts immerwieder ihre Rolle als Künstlerin: Ist es wichtig für mich, neueLeute kennenzulernen? Mich auf mein Projekt zu konzentrie-ren? Schweizer Luft zu atmen? Sie sei eine Künstlerin, der alleswichtig sei, und unter solchen Voraussetzungen sei es umso

    schwerer gewesen, sich für eine Richtung zu entscheiden. Inte-ressanterweise habe ihr bei diesem schwierigen Unterfangenausgerechnet ihr Standort geholfen: «Die Nähe zu den Bergenwar mir sehr wichtig, ich bin regelrecht vernarrt in sie. Dassman in der Schweiz so nahe an ihnen ist, hat mir und meiner Ar-beit sehr gut getan.»

    Kleijn schätzte auch den Austausch mit Schweizer Wis-senschaftlern, die sie regelmässig in ihrem Atelier besuchten,das sich damals noch im St. Alban-Quartier befand. «Diese Mög-lichkeit eines Austauschs mit Menschen aus wissenschaftlichenBereichen hat mich sehr erstaunt», meint Kleijn. «Es war sehrerfrischend, auch mit Leuten aus anderen Welten zu tun zu ha-ben. In der Schweiz ging das problemlos, die Distanzen sindklein und man kommt gerne auf Besuch.» Engen Kontakt hattesie auch mit ihrer Nachbarin, einer argentinischen Künstlerin.Die beiden Frauen sahen gegenseitig in ihre Ateliers hinein,winkten sich jeden Morgen zu und unternahmen öfter was zu-sammen. Sie gingen in die «Schluggstube» im Gerbergässleinoder am Rhein spazieren und winkten den grossen Frachtschif-fen zu, die aus Rotterdam angetuckert kamen.

    Als die Zeit des Umzugs von Atelier Mondial auf den Drei-spitz heranrückte, war auch die Aufenthaltszeit ihrer argentini-schen Nachbarin zu Ende. Also verabschiedete sich Kleijn vonihr und zog mit ihren Sachen aus dem beschaulichen St. Albanin ihr neues, «supersauberes Laboratorium», wie sie augen-zwinkernd bemerkt. Trotzdem sie sich schnell auf dem Drei-spitz einlebte, empfand Kleijn die Verschiebung vom pittores-ken Rhein in ein Industriequartier als einschneidende Verände-rung. «Ich vermisste es, vom Fenster aus meinen Nachbarn zu-zuwinken und den Rhein in meiner Nähe zu haben. Die Umge-bung war komplett anders. Im St. Alban-Quartier hörte ich Vo-gelgezwitscher, auf dem Dreispitz donnernde Bauarbeiten.» Al-so verwandelte Kleijn das karge Laboratorium in ein persönli-ches Atelier und begann sofort nach ihrer Ankunft mit der Ar-beit an einer Wandskulptur, die ihre Beziehung zu den Schwei-zer Bergen thematisierte: mit Fäden und Papierflächen gestal-tete geometrische Konstrukte, die den Umrissen der von Kleijnbesuchten Berge nachempfunden waren. Ihre Kunst habe ihrüber den Einschnitt hinweggeholfen, so Kleijn. Ihr Projekt hat-te aber auch zur Folge, dass sie die meiste Zeit in ihrem Atelierverbrachte. «Auf dem Dreispitz befand ich mich mitten in denBauarbeiten der umliegenden Gebäude. Im Atelier zu arbeiten,während draussen ein ganzes Quartier gebaut wurde, war einesehr intensive Erfahrung.»

    «Man muss sich nicht wie bei anderen Stipendien bis ins kleinste Detail erklären und ist auch in der Ausführung sehr frei. Atelier Mondial hat grosses Vertrauen in seine Stipendiaten. Das ist wunderbar entlastend.» (Gwen van der Eijnde)

  • Förderbereich Bildende Kunst Kanton Basel-Landschaft

    ERNTE2015

    Präsentation derKunstankäufeKunsthalle Palazzo28. März bis 26. April 2015Eine Ausstellung mit Arbeiten von: Misha Andris, Annette Barcelo, Alex Bleuler, Pia Gisler, Marcel Göhring, Klára Grančičová, Thomas Hauri, Oliver Minder, Claire Ochsner, Dorothee von Rechenberg, Sebastian Wiemer.

  • Ausstellungsdauer28. März bis 26. April 2015

    ÖffnungszeitenDi – Fr, 14 – 18 Uhr | Sa – So, 13 – 17 UhrAn Karfreitag und Ostern, 3.4. und 5.4.2015, bleibt die Ausstellung geschlossen.Der Eintritt ist frei.Weitere Informationen zu Ausstellung und Veranstaltungen: www.ernte.bl.ch

    OrtKunsthalle Palazzo, Poststrasse 2, Bahnhofplatz, CH-4410 Liestal

    «Wieso Weshalb Warum?» Führungen zuden Ankäufen der Fachkommission KunstSonntag, 29. März 2015, 15.30 – 16.15 Uhr mit Dina Epelbaum, Kuratorin SammlungKunstkredit Baselland, und Christian Schoch,Mitglied der Fachkommission Kunst

    Dienstag, 14. April 2015, 17 – 17.45 Uhrmit Dina Epelbaum, Kuratorin SammlungKunstkredit Baselland, und Simone Berger,Mitglied der Fachkommission Kunst

    Informationsveranstaltung zu den Fördergefässen und -richtlinien im Fach-bereich Bildende Kunst der beiden Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt Dienstag, 14. April 2015, 18 – 18.45 Uhrmit Bernadette Hauert, kulturelles.bl/ RessortKunst & Musik, und Katrin Grögel, Abteilung Kultur Basel-Stadt, Beauftragte fürKulturprojekte

    ERNTE2015

    VernissageFreitag, 27. März 2015, 18.30 UhrMit einem Grusswort von Niggi Messerli, Kunsthalle Palazzo, und Begrüssungenvon Regierungsrat Urs Wüthrich-Pelloli, Bernadette Hauert, kulturelles.bl, und Barbara van der Meulen, Kuratorin der Ausstellung.

    FührungSonntag, 19. April 2015, 15.30 – 16 Uhr

    mit der Kuratorin Barbara van der Meulen,Kunsthistorikerin und Mitglied der

    Fachkommission Kunst

    Finissage mit einer Ernterunde Sonntag, 26. April 2015, 15.30 – 17 Uhr

    Künstler und Künstlerinnen geben 5-minütigeInputs zu ihren Werken.

    Moderation: Barbara van der Meulen, Kuratorin der Ausstellung und Mitglied der

    Fachkommission Kunst

    Workshops mit kulturelles in schulen (kis.bl) Donnerstag, 16. April 2015, 14 – 15.30 UhrDonnerstag, 23. April 2015, 14 – 15.30 Uhr

    Workshop von kis.bl mit dem Künstler Marcel Göhring

    +++BesuchenSie uns!+++

  • 16 GPS KULTUR.Bl Magazin | 14 | 2.2015

    AngebotInsgesamt 17 Stipendien für visuelle Künste werden einmal proJahr im Frühling ausgeschrieben. Atelier Mondial bietet folgendeStipendien an:

    AtelierstipendiumEin Stipendium für Kunstschaffende der visuellen Künste. Destinationen: Berlin, Buenos Aires, Fremantle, Montréal, New Delhi, New York, Paris, Peking, Rotterdam oder Tokio.

    ReisestipendiumEin nicht ortsgebundener Auslandsaufenthalt für Kunstschaffende. Ziel des freien Reisestipendiums ist es, ein konkretes künstlerisches Projekt im Ausland zu ermöglichen und zu unterstützen.

    RecherchestipendiumEin freies Recherchestipendium für freischaffende Personen ausdem Bereich der Kunstvermittlung. In Zusammenarbeit mit derSchweizer Kulturstiftung Pro Helvetia und dem AusstellungsraumKlingental in Basel.

    Tanzstipendium SüdafrikaEin Stipendium für Tänzer, in Zusammenarbeit mit dem Theater Roxy.

    Literaturstipendium ParisEin Stipendium für Schriftsteller, in Zusammenarbeit mit dem Litera-turhaus Basel und dem Literaturbüro Freiburg.

    Electronic Intersections: Stipendium für digitale KünsteEin Stipendium für Künstler der neuen Medien, in Zusammenarbeitmit dem Haus der elektronischen Künste HeK. Die aktuelle Aus-schreibung für das Stipendium in Montréal von Oktober bis Dezem-ber 2015 ist noch bis 31. März 15 offen!www.ateliermondial.com

    Ausstellung in neuem UmfeldVier Monate später ist Kleijn wieder zu Hause in Rotter-

    dam und auf dem Dreispitz sieht es bereits wieder ganz andersaus. Atelier Mondial steht mitten auf dem Campus, der nun ein-geweiht ist, zwischen der Hochschule für Gestaltung und KunstHGK und den fortwährenden Bauarbeiten. Abgesehen von denBüroräumlichkeiten, die sich noch bei der Christoph MerianStiftung in der St. Alban-Vorstadt befinden, sind die neuen Ate-lierräume auf dem Dreispitz nun vollständig bezogen. Die Lageist besonders für Künstler sehr attraktiv: Unterhalb der Atelier-Mondial-Räumlichkeiten liegt das Haus der elektronischenKünste HeK und gleich nebenan diverse Ateliers von Künstlern,die in Basel arbeiten. Dazwischen eine kleine Küche mit demNamen «Cuisine Mondiale», wo sich die derzeitigen Stipendia-ten und Ehemalige des Öfteren zum «be my guest»-Abendessentreffen und sich bei Wein und Pasta austauschen. Neben derCuisine Mondiale wartet ein grosser Raum auf Performancesund Ausstellungen.

    Die nächste bedeutende Ausstellung hier wird das dies-jährige «Going Places» sein – die Abschlussausstellung, die je-des Jahr illustriert, was die Künstler aus und in Basel mit ihrenStipendien erlebt haben. Die diesjährigen Kuratorinnen sindVanessa Simili und Susanne König. Die beiden freuen sich sehrauf die Herausforderung, die mit den neuen Räumlichkeitenauf sie zukommt. «Es ist eine einmalige Chance, als erstes Ku-ratoren-Team den neuen Ort zu bespielen», meint Simili. «GoingPlaces» soll den Prozess des Weggehens und Zurückkommensthematisieren, aber auch die Veränderung und Neuartigkeit desProgramms selbst, so Simili. «Die Atelierräume haben ein neu-es Gesicht in einem neuen Umfeld erhalten. Es gibt mit der Cui-sine Mondiale einen Ort, wo man zusammenkommt – und dazudie ganzen Ateliers mit Basler Künstlern um die Stipendien-Ate-liers herum. Diese Umgebung und die Interaktion der Künstlermit ihr interessiert uns.» Die Ausstellung soll zusammen mitden in Basel weilenden und den aus dem Ausland zurückkom-menden Künstlern entwickelt werden, Ende Mai wird die Ver-nissage sein.

    Die Pläne und Menschen um Atelier Mondial herum sindvielfältig, trotzdem sieht man den Räumlichkeiten auf demDreispitz an, dass sie erst vor Kurzem eröffnet wurden. Die ge-räumige Küche ist noch ziemlich karg, nur ein paar Gläser undeine Kaffeemaschine verweisen auf Gebrauch. Und die Gänge,an denen die Ateliers liegen, sind noch jungfräulich weiss.Nichts deutet darauf hin, dass hier Künstler arbeiten, die Sti-pendiaten scheinen noch keine Spuren hinterlassen zu haben.

    Dart und Grüntee auf dem DreispitzOder aber jemand hat sie beseitigt. Cheon Pyo Lee lacht

    verschmitzt. Er ist der Erste, der in eines der sieben Wohnate-liers auf dem Dreispitz gezogen ist. Diesen Vorteil hat sich dersympathische New Yorker sofort zunutze gemacht: «Als ich an-kam, standen noch Sachen von den vorherigen Bewohnern he-rum. Die habe ich dann natürlich in mein Atelier genommen.»Selbst mitgebracht hatte Pyo Lee wenig: ein paar Kleider, Ar-beitsmaterial, seinen Computer. Umso mehr freute er sich überdie Hinterlassenschaften seiner Vorgänger, unter anderem einePflanze mit dem Namen «Antonia» (wie Pyo Lee vom Namens-schild an ihrem Topf abliest), eine Leiter, ein Regal und ein paar

  • Ausstellung im Salon Mondial am Open Day

  • Cheon Pyo Lee in seinem Atelier

  • GPS KULTUR.Bl Magazin | 14 | 2.2015 19

    TrägerschaftFolgende Institutionen tragen Atelier Mondial mit einem jährlichenfinanziellen Beitrag:Christoph Merian Stiftung (Projektleitung)Kanton Basel-LandschaftKanton Basel-StadtGemeinde RiehenGemeinde Freiburg im BreisgauRegion Elsass (Kunsthalle Mulhouse)

    Darüber hinaus arbeitet Atelier Mondial national und internationalmit verschiedenen Partnerinstitutionen zusammen. Ein wichtigerPartner innerhalb der Schweiz, der die Finanzierung der Gastkünst-ler aus Indien und Südafrika übernimmt, ist die Schweizerische Kulturstiftung Pro Helvetia.

    andere Kleinigkeiten. «Mathieu ist da leider etwas zu spät ge-kommen.» Pyo Lee grinst Mathieu Latulippe an, der laut lacht.Der Stipendiat aus Montréal hat als zweiter Künstler ein Atelier-Mondial-Atelier auf dem Dreispitz bezogen und ist mit Pyo LeesSprüchen mittlerweile vertraut.

    Obwohl die zwei erst seit knapp drei Wochen nebeneinan-der wohnen, verstehen sie sich bereits prächtig, wie beide versi-chern. «Was meinst du, wollen wir eine Partie Dart spielen?»Pyo Lee zeigt auf die Dartscheibe in seinem hellen Atelier, diean einer Leiter aufgehängt ist, und Latulippe nickt. Es werdengute sechs Monate werden, davon ist der Kanadier überzeugt.Nach ein paar Würfen geht Pyo Lee in die kleine Küche, die alsZwischenglied zwischen Atelier und Schlafzimmer steht, undkocht eine Kanne Grüntee. Latulippe steht am Fenster undschaut hinaus. «Ich mag diese Umgebung. Man ist mitten in ei-nem Industriegebiet, aber immer noch sehr nah an der Innen-stadt.» Er kennt Basel schon von früher und hat viele Freundein der Stadt, die er regelmässig besucht. Einer davon ist SylvainBaumann, der seit über zwei Jahren eines der Ateliers im Drei-spitz bewohnt. «Als ich erfahren habe, dass es mit dem Stipen-dium klappt, habe ich mich natürlich sehr gefreut, gleich nebenSylvain ein Atelier beziehen zu können», meint Latulippe.

    Auch für seine Arbeit ist Basel eine grossartige Destinati-on: «Ich beschäftige mich viel mit Kurorten und der Geschichteder Pharmazie – in Basel und Umgebung werde ich hervorra-gend dazu recherchieren können.» Das sieht auch Pyo Lee so,der mit einem Krug Grüntee aus der kleinen Küche kommt: «DieSchweiz ist für mich als Künstler ein fantastischer Aufenthalts-ort. Alles ist nah beieinander, und man ist auch sehr schnell inanderen europäischen Städten.» Ihn, der als Kind mehrere Jah-re in Paraguay gelebt hat, erinnert die Schweiz an das kleineDorf, in dem er aufgewachsen ist. «Alles ist sehr lokal – nichtklein, aber trotzdem so, dass du öfter Menschen, die du kennst,einfach so auf der Strasse triffst.» Er will in den sechs Monatenseines Basler Aufenthalts Verknüpfungen schaffen zu Men-schen in Basel und in der Schweiz. Dabei interessieren ihn vorallem Ereignisse, die er in New York nicht erleben kann. Des-halb findet Pyo Lee die Ausstellung des japanischen Künstlersund DJs Ryoji Ikeda, die im Moment direkt unter den beidenAteliers im HeK stattfindet, zwar ganz in Ordnung, aber ihn zie-hen eher Veranstaltungen an wie die Fasnacht oder der Chien-bäse in Liestal.

    Der Mordermittler im BaustellenlärmNach dem Tee bewegt sich Latulippe Richtung Tür. «Wollt

    ihr mein Atelier auch noch sehen? Es hat zwar keine so mondä-ne Einrichtung wie Cheons zusammengeklautes Interieur, istaber auch ganz in Ordnung.» Plaudernd geht er mit Pyo Lee einpaar Meter über den Flur und stösst eine Tür auf. Den meistenPlatz in seinem Atelier nimmt eine aus mehreren Tischen be-

    «So ein Aufenthalt verändert deine Arbeit. Du nimmst automatisch etwas von dem Ort mit und lässt einen Teil von dir zurück.» (Mathieu Latulippe)

  • 20 GPS KULTUR.Bl Magazin | 14 | 2.2015

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    Zu den Bildern im SchwerpunktbeitragUnser Fotograf Christian Flierl hat das Atelier Mondial auf dem Drei-spitz mehrmals besucht. Seine Bildreportage stammt aus der Zeit von Oktober 2014 bis Februar 2015. Wir danken Atelier Mondial sowieden Künstlerinnen und Künstlern für den freundlichen Empfang.

    stehende Ablagefläche ein, die Latulippe mitten im Raum plat-ziert hat. An der Wand hängen Fotos, zwischen denen rote Fä-den gespannt sind. «Ein bisschen wie bei einem Mordermittler,oder?», schmunzelt Latulippe. «Tatsächlich hilft es mir aber,meine Gedanken zu ordnen.» Was halten die beiden von demLärm, der jeden Morgen um punkt acht Uhr anfängt? «Er hältmich wach!», lacht Pyo Lee, und Latulippe fügt an: «Man ge-wöhnt sich sehr schnell daran. Und im Gegenzug dürfen wir jaauch sehr laut sein.» Die beiden sehen das entspannt; sie sind esgewohnt, in Grossstädten zu arbeiten.

    An ihrer Situation in Basel schätzen die Künstler vor al-lem die Freiheiten, die ihnen gelassen werden – und die Längedes Aufenthalts. «Meistens bekommt man bei Stipendien nurAufenthalte für drei Wochen oder einen Monat. Da kann man ge-nauso gut zu Hause bleiben. Vor allem, wenn man dazu noch et-was produzieren muss, während man weg ist», meint Pyo Lee.Latulippe nickt bestätigend. «Auch dass hier viele Leute sind.Ich war mal drei Wochen in einem abgeschiedenen Dorf in Süd-frankreich. Wunderbar, aber bereits nach ein paar Tagen habeich mich einsam gefühlt und musste raus aus meinem Atelier,unter Menschen.» Hier sei das anders, im Haus sei ständig Be-trieb, ob von den anderen Ateliers, von der Hochschule oder vomHeK. Pyo Lee und Latulippe haben sich auch bereits dem Tech-niker des HeK vorgestellt, für allfällige Zusammenarbeit oderUnterstützung.

    Beide Künstler nehmen den Austausch sehr ernst. «So einAufenthalt verändert deine Arbeit», meint Latulippe. «Dunimmst ganz automatisch etwas von dem Ort mit und lässt ei-nen Teil von dir zurück.» Ist auch eine Art von Konkurrenz un-tereinander zu spüren? Die beiden schütteln entschieden denKopf. «Es geht doch um Austausch. Wir unterhalten uns überunsere Kunst, sehen sie in ähnlichen Kontexten. Das hilftenorm. Du hättest auch jemand ganz anderes sein können.» PyoLee schaut zu Latulippe, der ihm zustimmt. «Absolut. Wir habenviel gemeinsam. Wir sind auch beide Künstler, die nicht einfachin ihren Ateliers abhängen können, oft ausgehen oder reisen.»Tatsächlich werden die beiden in Zukunft einiges zusammenunternehmen: Eine Fahrt in die Berge ist schon geplant, aus-

    serdem überlegen sie sich, einen Garten auf dem Dach vor ihrenAtelierfenstern anzupflanzen. «Dann könnten wir Sonnenstüh-le aufstellen und unten den Künstlern nachschauen!»

    «Atelier Mondial möchte gezielt den interkulturellen undinterdisziplinären Dialog über Kunst wie auch eine nachhaltige,auf Interesse und Freundschaft basierende Vernetzung zwi-schen Kunstschaffenden verschiedener Länder und Kulturenfördern», steht auf der Webseite von Atelier Mondial. Es bestehtkein Zweifel: Das Atelier- und Austauschprogramm hat sichkulturelle Vernetzung auf die Fahne geschrieben. Und verfolgtdieses Ziel in allen Variationen. Ob das nun bedeutet, einem Ku-rator wie Xia Yanguo beizustehen, wenn er sich in der Migrosverirrt, oder einem Künstler wie Gwen van der Eijnde die aus-schlaggebende Reise nach Japan zu finanzieren, die sein Werkfür immer prägen wird. Ein Austausch ermöglicht nicht nur per-sönliche Reflexion, sondern schafft wichtige Verbindungen, dieein Leben lang bestehen werden. Und so erstaunt es nicht, dassjedes Jahr alle involvierten Künstler die Abschlussausstellungmitgestalten oder dass Cheon Pyo Lee und Mathieu Latulippesich zum gemeinsamen Gartenprojekt vor ihren Ateliers zu-sammentun. Diese Begegnungen sind von einer Wichtigkeit, dieAtelier Mondial in seinem Vorhaben bestätigt. Und die Gesprä-che mit Künstlern wie Babette Kleijn, Gwen van der Eijnde, Che-on Pyo Lee und Mathieu Latulippe zeigen: Was bei Louis XIVfunktionierte, ist auch heute noch brandaktuell. �

  • GPS KULTUR.Bl Magazin | 14 | 2.2015 21

    BILD: UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK FREIBURG I.BR./MEDIENZENTRUM (FOTO: SEBASTIAN BENDER)

    GPS MAIL AUS FREIBURGIch gestehe, auch ich, der ich seit früher Jugend jedes Jahr in Andermatt davon träumte, dort zu leben, und der ich noch heute von der Schweiz fasziniert bin und auf tagträumerische Zurufe gern dort leben (oder zumindest arbeiten?) würde, habe bis vorgestern mit mir gerun -gen, den Familienskiurlaub an Ostern zu stornieren. Und ausgerechnet jetzt werde ich aus Baselland gebeten, zu schreiben, was mich so beschäftigt ... Hah, was soll ich tun? Ich binkein Antiquar, der aus Missgunst Strafzölle für unsere südlichen Nachbarn erhebt, weil er für die Schweizer nicht sein will, was uns die Griechen (oder Bulgaren, Rumänen und ...) sind: Billig(lohn)land. In unserer Welt waren das doch immer die anderen? Vielleicht müssen wir das neue Verhältnis als Prüfung unserer interkulturellen Belastbarkeit begreifen – dannwäre es eine kulturelle Bereicherung, wenn am Skilift im Schwarzwald immer mehr Baslerund Zürcher drängeln (was habt ihr gegen eure Berge?) und auf dem Rückweg ganzeSchweinehälften in ihre SUVs wuchten. Letzteres finde ich wirklich lustig. OK, andere hätten gerne unsere Probleme! Dafür haben wir einen Schweizer Architekten,der uns ein echt futuristisches Gebäude in Freiburgs Biederkeit baut. Die Universitätsbiblio-thek von Heinrich Degelo aus Basel ist ein grosser Wurf. Fast fertig. Und wenn die Sonneauf diesen Bergkristall strahlt, spiegelt er bis nach Basel zurück. Genau das aber soll jetztChristo-like verhindert werden, hört man. Und sonst: Billigland hin oder her, wir investierenin unsere Kultur: erhöhen gerade in wiederholter Folge unseren – immer noch viel zu bescheidenen – Kulturetat, lassen ein (kleines) Proben- und Produktionshaus für die freieTanz- und Theaterszene bauen und werden bald auch ein Literaturhaus eröffnen. Und sichergewöhne ich mich auch noch daran, dass wie aus Raider einst Twix aus iaab nun AtelierMondial geworden ist. Denn bei diesem einzigartigen trinationalen International Arts Exchange Programme bin ich mit meinem Kulturamt seit Jahren leidenschaftlich gern dabei.Zwar nicht so lustig wie Frischfleischschmuggel, aber nachhaltiger Im- und Export andau-ernder künstlerischer Bereicherung. Und legal ist es auch.

    Achim Könneke (51 und norddeutsch), lebt seit 2003 in Freiburg im Breisgau und leitet – wenn er nicht

    auf der Piste ist – das Kulturamt der Stadt Freiburg.

  • 22 GPS KULTUR.Bl Magazin | 14 | 2.2015

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  • GPS KULTUR.Bl Magazin | 14 | 2.2015 23

    GPS FUNDSTUECKEiweiss, Honig, Haselnüsse, Mandeln, Salz und Zucker – daraus lässt sich jeneSüssspeise herstellen, deren Name auf einen provençalischen Nusskuchen zurückgeht: Nougat. Der Nougat, der in ein paar Jahren im Neubau des FHNW-Campus in Muttenz zu sehen sein soll, wird jedoch nicht aus essbaren Stoffenbestehen. Und vermutlich auch durch seine schiere Grösse überraschen. Im Hinblick auf den geplanten Campus-Bau, der 2018 eröffnet werden und dieHochschulen für Architektur, Bau und Geomatik, für Life Sciences und für So-ziale Arbeit sowie die Pädagogische Hochschule und den trinationalen Studien-gang in Mechatronik der Hochschule für Technik aufnehmen soll, hat die Abtei-lung kulturelles.bl zusammen mit dem Hochbauamt der Bau- und Umwelt-schutzdirektion im letzten Jahr einen Kunst-und-Bau-Wettbewerb durchgeführt.Gewonnen hat ihn die in Zürich lebende Künstlerin Katja Schenker mit ihrer Arbeit «Nougat (Wie tief ist die Zeit?)». Die Plastik in Form einer Stele, die sieim Atrium des neuen Hochschulgebäudes realisieren kann, soll elf Meter hochwerden und bis in das zweite Obergeschoss hinauf reichen. Der Vorschlag der Künstlerin, einen Monolithen zu schaffen, «der eine vermeintliche Gesteins-schicht zeigt» und der Frage nachgeht, «wie sich Materie des Erdinnern überdie Zeit hinweg verändert und transformiert», hat die Jury beeindruckt. Zurzeit existieren von Katja Schenkers Entwurf lediglich erste Materialmuster.Aber die Realisierung des besonderen Nougats ist beschlossene Sache: Am24. Oktober 2014 hat der Regierungsrat des Kantons Basel-Landschaft dafür400000 Franken aus dem Baukredit für den neuen Campus bewilligt.

    BILD: ZVG

  • 24 GPS KULTUR.Bl Magazin | 14 | 2.2015

  • GPS KULTUR.Bl Magazin | 14 | 2.2015 25

    Er war und ist noch immer der einzige trinationale Museumspass in Europa: Der «Museums-PASS-Musées», der lange den Namen «Oberrheinischer Museumspass» trug und den Inhaberinnen undInhabern bereits heute Zutritt in rund 300 Museen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz ver-schafft. Nun steht jedoch fest, dass schon bald fünfzehn weitere Angebote hinzukommen. Denn der«Museums-PASS-Musées» wird expandieren, dieses Mal auf Schweizer Seite: tief in den KantonBern hinein bis auf den Ballenberg. — Von Roger Ehret (Text) und Christian Flierl (Bild)

    Zu den aktuell drei Mal hundert Museen, die der kleine Se-sam-öffne-dich im Kreditkartenformat frei zugänglich macht,gehören grosse Häuser wie das Basler Kunstmuseum, die Fon-dation Beyeler in Riehen, das Musée Unterlinden in Colmar, dasMusée d’Art Moderne et Contemporain in Strassburg, das Badi-sche Landesmuseum in Karlsruhe oder das KunstmuseumStuttgart. Doch auch viele mittlere und kleine Museen mit ganzunterschiedlichen Ausrichtungen stehen Kulturinteressierten,die den Pass vorzeigen können, offen – darunter das Dreiländer-museum in Lörrach, dessen Dauerausstellung der «Regio Tri -Rhena» und damit dem «Stammland» des Passes gewidmet ist(Bild). Neben Museen im engeren Sinn umfasst das Angebot deseinzigartigen Museumsabonnements aber auch zahlreiche an-dere Sehenswürdigkeiten wie den Schlossgarten von Schwet-zingen im Rhein-Neckar-Kreis, die Saline Royale, die königlicheSalzmanufaktur von Arc-et-Senans im französischen Départe-ment Doubs oder das Wasserschloss Hallwyl im Kanton Aargau.Rund 47000 Pässe wurden 2013 verkauft, knapp die Hälfte davonin Deutschland. Die Schweiz liegt bei den Verkaufszahlen anzweiter, Frankreich an dritter Stelle.

    Getragen wird der Pass von einem Verein, der am 14. De-zember 1998 gegründet wurde – aufgrund einer Anregung derArbeitsgruppe «Kultur» der trinationalen deutsch-französisch-schweizerischen Oberrheinkonferenz. Bereits ein halbes Jahrspäter wurde der Pass eingeführt. Das ursprüngliche Ziel, demPublikum mindestens sechzig Museen (dreissig «grosse undwichtige» sowie dreissig «kleinere») anbieten zu können, wurdevon Anfang an deutlich übertroffen, denn schon beim offiziellenStart beteiligten sich doppelt so viele Häuser. Seinen Sitz hat derVerein «Museums-PASS-Musées» in Basel, wobei alle seine Or-gane trinational besetzt sind: der Vorstand, die Geschäftsstelle,in der fünf Personen arbeiten, und die Fachkommission, die fürguten Rat in museumsspezifischer Hinsicht bürgt.

    Den einfachsten Überblick über das reichhaltige Museums- angebot und die entsprechenden Detailinformationen bietet eineinteraktive Karte auf der Webseite des Vereins, auf der man alleMuseumsorte beziehungsweise die einzelnen Museen, Schlösserund Gärten anklicken kann (www.museumspassmusees.com).Erstaunlich, wie gross das Gebiet mittlerweile geworden ist, indem der Museumspass gültig ist. Wer an die äussersten Ränderdes Pass-Perimeters vordringt, kommt sehr weit herum und ge-

    langt dabei fast bis zur luxemburgischen Grenze (Château de Mal- brouck in Manderen), in die Franche-Comté (Musée des Beaux-Arts de Lons-le-Saunier) oder in den Nordosten Baden-Württem -bergs nach Schwäbisch-Hall (Johanniterkirche und KunsthalleWürth). Die Grenzen der Oberrheinregion hat der Pass, der sichschon seit einiger Zeit finanziell selbst trägt, also eindeutig hin-ter sich gelassen. Was den Verein vor zwei Jahren auch zum neu-en Namen «Museums-PASS-Musées» veranlasste. Hat die räum -liche Expansion des Angebots über das Oberrheingebiet hinausnicht auch zu einer Art von Identitätsverlust geführt? «Viel-leicht ein klein wenig», meint Michèle Klöckler, die in der Ge-schäftsstelle des Trägervereins den Bereich Marketing undKommunikation leitet. «Wobei wir bei dieser Erweiterung aufWünsche unserer Passinhaberinnen und -inhaber reagiert ha-ben. Und natürlich auch auf jene von Museen. Wir bekamen undbekommen regelmässig Anfragen von Museen ausserhalb der

    ursprünglichen Region. So gesehen konnten wir dank der geo-grafischen Ausweitung vor allem die Vielfalt unseres Angebotssteigern und dem Publikum mehr bieten.»

    Bald wird ein weiterer Expansionsschritt folgen, den derVerein – so Michèle Klöckler – allerdings erst Mitte Jahr offiziellkommunizieren will: «Wir machen jedoch kein Geheimnis da-raus, dass wir uns über einen Ausbau, dieses Mal in der Schweiz,freuen. Per 1. Juli dieses Jahres treten dem Verein fünfzehn Ber-ner Museen bei, darunter bekannte Häuser wie das Kunstmu-seum Bern und das Zentrum Paul Klee sowie auch kleinere Mu-seen in Thun. Und, auch das freut uns sehr, das Freilichtmu-seum Ballenberg.»

    Mag sein, dass sich die Begeisterung des Schweizer Muse-umspasses, den die Verantwortlichen des trinationalen Ange-bots gleichzeitig als Konkurrenten und als Partner sehen, ange-sichts der Expansion von Norden her in Grenzen hält. Doch viel-leicht gibt es irgendwann in Zukunft einen gesamteuropäischenMuseumspass. Das kann man sich auf jeden Fall beim «Muse-ums-PASS-Musées» schon heute durchaus vorstellen. �

    «Vielleicht gibt es irgendwann in Zukunft einen gesamteuropäischen Museumspass.»

    DER KLEINE PASS FÜR DREI MUSEUMSLÄNDER

  • Barbara van der Meulen «Als Dozentin für Kunst- und Kultur-wissenschaft an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel binich nahe an den noch ganz jungenBewegungen in der Kunst», sagt Bar-bara van der Meulen. «Welche Kunstinteressiert heute die Generation der20-Jährigen? Ich bin immer wieder erstaunt darüber, was für eine starke

    Anziehungskraft die traditionellen Medien wie Malerei und Zeich-nung haben.» Die gebürtige Innerschweizerin, die mit ihrer Familiein Blauen wohnt, hat in Basel Kunstgeschichte und Geschichtestudiert und 1999 mit dem Lizentiat abgeschlossen. Nach Tätigkei-ten in Kunstinstitutionen war sie Assistentin für moderne und zeit-genössische Kunst am Kunsthistorischen Institut der Uni Basel.Freie Projekte, zurzeit eine Ausstellung in der stillgelegten Papier-fabrik Zwingen, organisiert und leitet Barbara van der Meulen gerne in Teamarbeit. Aktuell hat sie eben die ERNTE 2015 kuratiert.

    Dina Epelbaum Ihren Sitz in der Fachkommission hatDina Epelbaum von Amtes wegen,denn sie ist seit 2014 Kuratorin fürdie kunsthistorische Sammlung unddie Sammlung Kunstkredit des Kantons Basel-Landschaft. DinaEpelbaum, die heute in Bern lebt undMutter von zwei Kindern ist, hat in Zürich Allgemeine Kunstgeschichte,

    Filmwissenschaft und Publizistik studiert. Nach ihrem Studienab-schluss im Jahr 2000 war sie bis 2004 zunächst als Direktions-assistentin am Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft tätigund ab 2005 als Redaktorin und wissenschaftliche Mitarbeiterinbei SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz (www.sikart.ch). «Ich finde es bereichernd, dass die Auseinandersetzung der Kom-mis sion mit zeitgenössischer Kunst geprägt ist von den ganz unterschiedlichen Erfahrungen der einzelnen Mitglieder. Und dasswir regionale Kunst fördern können, die noch nicht etabliert ist.»

    Annette KönigAn der Universität Zürich hat AnnetteKönig 2005 ein Lizentiat in DeutscherSprach- und Literaturwissenschaft,Politikwissenschaft und Geschichteerworben. 2013 wurde sie in Baselpromoviert. Seither arbeitet sie alsJournalistin und Literaturredaktorinbei SRF. Annette König – sie ist mitihrer Familie in Baden zu Hause –

    verfügt auch über eine Ausbildung in Kulturmanagement, hat Erfah-rungen als Lektorin und Rezensentin und war von 2005 an fünfJahre Geschäftsleiterin des Departements Sprach- und Literatur-wissenschaften der Universität Basel. «Als Literaturredaktorin lese und bewerte ich fertige Bücher und stehe deshalb am Schluss einer langen Kette. Meine Tätigkeit im Fachausschuss, der ein Förder-gremium ist, führt mich nun an das andere Ende. Wo wir miterleben, wie wertvolle Texte entstehen und wir Autorinnen und Autoren quasi auf den Weg helfen können.»

    Martina LäubliSeit 2013 arbeitet Martina Läubli beider «Neuen Zürcher Zeitung» alsNachrichtenredaktorin und als freieMitarbeiterin für das Feuilleton. Studiert hat sie Germanistik undTheologie an der Universität Zürich,wo sie vor drei Jahren in Vergleichen-der Literaturwissenschaft promo -vierte. Berufliche Erfahrungen sam-

    melte sie unter anderem als Assistentin und Lehrbeauftragte ander Uni Zürich, Volontärin beim Verlag Nagel & Kimche, Redaktorinbei «aufbruch – Unabhängige Zeitschrift für Religion und Gesell-schaft» sowie als freiberufliche Lektorin. Lektorate übernimmt Martina Läubli, die in Zürich wohnt, auch heute noch gelegentlich.«Ich finde es sehr spannend, ein neues regionales literarischesFeld kennenzulernen. Ich kann hier viel entdecken – und umgekehrtmeine Erfahrungen und einen Blick von aussen in den Fachaus-schuss tragen.»

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    www.kulturelles.bl.ch Facebook

    Impressum

    Herausgeberin: Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion, Amt für Kultur / kulturelles.bl, Amtshausgasse 7, 4410 Liestal, T +41 61 552 50 67, www.kulturelles.bl.ch,[email protected] | Redaktion: Roger Ehret (eh), Leitung; Bernadette Hauert | Autoren: Naomi Gregoris, Achim Könneke | Korrektorat: Rosmarie Anzenber-ger | Fotos: Christian Flierl, Sebastian Bender | Gestaltung:WOMM Werbeagentur AG, Basel | Druck: Bloch AG, Arlesheim | Erscheinungsweise: in der Regeleinmal pro Jahreszeit | Auflage: 9400 Ex. | ISSN: 1664-2554

    BILD: ZVG

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    Ö�nungszeitenDienstag bis Sonntag10.00 – 17.00 Uhrwww.museum.bl.ch  Museum.BL

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    Partner des Ballett Basel

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    CHOREOGRAPHIE VON RICHARD WHERLOCK / URAUFFÜHRUNG

    MUSIK: ORATORIUM VON ANTONIO VIVALDI