vorlesung informatik & gesellschaft volker mattick & volker quade 6.6.2005
TRANSCRIPT
VorlesungInformatik & Gesellschaft
Volker Mattick & Volker Quade
6.6.2005
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 2 / 47
Informatik &Gesellschaft
1. Wissensmanagement
Defintion und Motivation
Wissen, Semiotik, Daten, Information, explizites / implizites Wissen
Geschäfts- und Wissensprozesse
Technologien für das Wissensmanagement und deren Einsatz
2. Kollaboratives Lernen
Definition und Motivation
Lernen, pädagogische Leitparadigmen
Fähigkeit, Kompetenz, Qualifikation, Fertigkeit
Prozess kollaborativen Lernens
Wichtige Funktionen kollaborativer Lernumgebungen
Vergleich zwischen Wissensmanagement und kollaborativem Lernen
Gliederung für die heutige Sitzung
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 3 / 47
Informatik &Gesellschaft
Wissensmanagement
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 4 / 47
Informatik &Gesellschaft
Wissensmanagement :=Gesamtheit aller Planungen und Maßnahmen, mit Hilfe derer
das Wissen und die Erfahrung einzelner Beschäftigter gesammelt, miteinander verbunden und fortentwickelt werden sollen (Herrmann et al. 2001)
Also: Nicht “Wissen” selbst ist der Gegenstand der Management-Massnahmen, sondern der Umgang damit geregelt werden.
Definition: Wissensmanagement
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 5 / 47
Informatik &Gesellschaft
Wissensarbeit kontinuierlich verbessern
Wissensarbeit ausüben
Qualifizierung /Schulung
Wissenanalysieren
Wissennutzen
Wissenentwickeln
Wissenevaluieren
Technik konzipieren und implementieren
Organisatorische Regeln festlegen
Wissensarbeit analysieren
Wissensarbeit gestalten
Kontinuierlich erheben und evaluieren
KontinuierlicheBeteiligung
Wissensmanagement durch Unternehmensführung planen und verbessern
Reflektieren
Projekt initiieren
PlanenFeedback
Wissensmanagementumsetzen
Adhoc Anpassungen
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 6 / 47
Informatik &Gesellschaft
Was passiert mit dem durch einen Mitarbeiter gesammelten Erfahrungswissen, wenn dieser das Unternehmen verlässt?
Wie kann sichergestellt werden, dass unterschiedliche Mitarbeiter, die Kontakte zu einem Kunden unterhalten, jeweils auf dem neuesten Wissensstand sind?
Wie können flexible Teams realisiert werden, in denen immer die Mitarbeiter mit dem größten Erfahrungswissen zu einem spezifischen Thema zusammenarbeiten?
Motivation: Wissensmanagement
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 7 / 47
Informatik &Gesellschaft
Es gibt mehrere Definitionen von Wissen:„Die Gesamtheit der Kenntnisse, die jemand (auf einem gewissen Gebiet) hat“ [vgl. Duden]
Oder
Wissen ist gerechtfertigter wahre Meinung (auch: gerechtfertigte wahre Annahme oder gerechtfertigter wahrer Glaube) [Philosophie]
Oder
Ein Geflecht von Informationen, die in den inneren
Kontext eingeordnet werden. [vgl. Thomas Herrmann]
Für den Begriff des Wissens findet sich im wissenschaftlichen Diskurs keine
präzise und übergreifende anerkannte Definition.
Definition(en): Wissen
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 8 / 47
Informatik &Gesellschaft
Kleinster gemeinsamer Nenner:
Dem Wissen liegen Informationen zugrunde.
Diese Informationen müssen derart aufeinander bezogen sein, dass sie
in sich stimmig sind. (Kohärenz)
Neben der inneren Übereinstimmung muss sich Wissen in
Übereinstimmung mit den wahrnehmbaren Bedingungen einer Umwelt
befinden
Definition(en): Wissen
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 9 / 47
Informatik &Gesellschaft
Wissen bezeichnet die Gesamtheit der Kenntnisse und Fähigkeiten, die Individuen zur Lösung von Problemen einsetzen. Dies umfasst sowohl theoretische Erkenntnisse als auch praktische Alltagsregeln und Handlungsanweisungen. Wissen stützt sich auf Daten und Informationen, ist im Gegensatz zu diesen jedoch immer an Personen gebunden. Es wird von Individuen konstruiert und repräsentiert deren Erwartungen über Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge.
[Probst,Raub,Romhardt,1999]
Definition(en): Wissen
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 10 / 47
Informatik &Gesellschaft
Marktmechanismendes Devisenmarktes
Devisenkurs
$1 = 1,70 DM
1,70
„1“, „0“, „7“
und „,“Zeichen
Daten
Information
Wissen
Wissen
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 11 / 47
Informatik &Gesellschaft
Semiotik := Zeichen (Z) Interpret (I) Gegenstand (G) Syntax (oder Syntaktik)
Semantik Pragmatik
Charles William Morris (*1903, † 1979) (Amerikanischer Semiotiker und Linguist)
Charles Sanders Peirce (* 1839 , † 1914) war Mathematiker, Philosoph und Logiker
Z
Syntaktik
Semantik
Pragmatik I
G
Exkurs: Semiotik
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 12 / 47
Informatik &Gesellschaft
Syntax :=Beziehung zwischen Zeichen untereinander
Zeichen und Zeichenkombinationen
Formationssregeln: Zulässige Zusammenstellungen
Transformationsregeln: Zulässige Ableitungen
Exkurs: Semiotik (Syntax)
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 13 / 47
Informatik &Gesellschaft
Semantik :=
Beziehung zwischen Zeichen und Gegenstand
Sprache
Schema, um über Sprache zu sprechen
Bedeutung der Formationsregeln
Bedeutung der Transformationsregeln
Bedingungen für die Zeichenverwendung
Exkurs: Semiotik (Semantik)
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 14 / 47
Informatik &Gesellschaft
Pragmatik :=Beziehung zwischen Zeichen und Interpret
Bedingungen für die Verwendung von Ausdrücken, die nichtsyntaktisch
oder semantisch formuliert werden können
Exkurs: Semiotik (Pragmatik)
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 15 / 47
Informatik &Gesellschaft
Daten
Zeichen, deren Zeichenkörper eine algorithmische, maschinelle Verarbeitung zulassen
Definition: Daten
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 16 / 47
Informatik &Gesellschaft
InformationIn Erfahrung umgesetzte Wahrnehmung durch Abgleich mit
vorhandener Erfahrung (Kontext)
Definition: Information
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 17 / 47
Informatik &Gesellschaft
Marktmechanismendes Devisenmarktes
Devisenkurs
$1 = 1,70 DM
1,70
„1“, „0“, „7“
und „,“
Vernetzung
Syntax
Zeichen
Daten
Information
WissenBeispiele Zusammenhänge
Kontext
Zeichenvorrat
Beziehungen zwischen den Ebenen der Begriffshierarchie
(Quelle: Probst, G. et. al., 1999)
Zeichen, Daten, Informationen und Wissen
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 18 / 47
Informatik &Gesellschaft
B
aufnehmendes Handeln
Vor-stellung
ent-wickeln
aufnehmen
Ein-druck
er-zeugen
demAus-druckfolgen
Idee von BAusdrucks-
abbild
RollentauschA
mitteilendes Handeln
mitteilen
Mittei-lung
konzi-pieren
Ideevon A
Kommunika-tionskonzept
Aus-druck
er-zeugen
Aus-druckVor-
stellungent-
wickeln
Innerer Kontext von B
Partnerbild
lernen
Innerer Kontext von A
Partnerbild
Wissen
Daten
Information
Wissen
Zeichen
Im kontext-orientiertes Kommunikationsmodell
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 19 / 47
Informatik &Gesellschaft
Annahme: Wissen und Informationsverarbeitung ist unabhängig von dem
physikalischen Trägermedium.
Aufgabe: Wissen und Denken so zu analysieren und zu modellieren, dass es
unabhängig von einer menschlichen Existenz repräsentiert werden kann.
Künstliche Intelligenzforschung
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 20 / 47
Informatik &Gesellschaft
Explizites Wissen
Implizites Wissen
Implizites vs. Explizites Wissen – Eisbergmetapher
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 21 / 47
Informatik &Gesellschaft
Implizites Wissen ist in den Köpfen einzelner Individuen gespeichert und beinhaltet sowohl kognitive Elemente wie subjektive Einsichten, Wahrnehmungen, Intuitionen, Erfahrungen, Gefühle, Wertvorstellungen und Ideale als auch eine technische Komponente. Es lässt sich nur schwer formalisieren, ist schwer kommunizierbar und teilbar.
Beispiel: Wissen, wie man Verkaufsgespräche führt.
Explizites Wissen ist beschreibbares, formalisierbares, zeitlich stabiles Wissen, welches standardisiert, strukturiert und methodisch in sprachlicher Form, in Dokumentationen, Datenbanken, Patenten, Produktbeschreibungen, Formeln, aber auch in Systemen, Prozessen oder Technologien repräsentiert werden kann.
Beispiel: Beschreibung technischer Systeme, Wegbeschreibung.
Defintion: Implizites / explizites Wissen
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 22 / 47
Informatik &Gesellschaft
Soziotechnische Systeme enthalten keine Informationen oder Wissen, sondern Daten, die so strukturiert und abrufbar sind, dass mit ihnen möglichst einfach Wissen (re-)konstruiert werden kann.
Wissensrepräsentation in soziotechnischen Systemen
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 23 / 47
Informatik &Gesellschaft
Wissensdokumentation erfolgt durch Umwandlung von impliziten in explizites Wissen!
Person
implizites Wissen
Wissen explizieren
Dokumentation
explizites Wissen
Explizierbarkeit und Übertragung menschlichen Wissens
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 24 / 47
Informatik &Gesellschaft
GeschäftsprozesseWissen suchen
und findenWissen
strukturieren
Wissen darstellenWissen verteilen und
kommunizieren
Wissen gewinnen und explizieren
Geschäftsprozesse und Wissensprozesse koppeln
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 25 / 47
Informatik &Gesellschaft
Dokumenten-Management-Systeme (DMS) zentrale Speicherung und koordinierter Zugriff auf schwach strukturierte
Informationen
Metainformationen zur Klassifizierung der Dokumente
Zugriffskontrolle (Rechteverwaltung, Check-In / Check-Out)
Content-Management-Systeme (CMS) qualitätsgesicherte Erstellung und Publikation von Dokumenten
Inhalt und Layout der Dokumente werden getrennt verwaltet
strikte Rollenteilung zwischen den Produzenten (Autoren) und den
Konsumenten (Nutzern) von Inhalten
Verfügbare Technologien (1)
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 26 / 47
Informatik &Gesellschaft
Collaboration- & Groupware-Systeme (GW) Mechanismen für die Kommunikation, Koordination, und
Kooperation von Mitarbeitern in Arbeitsgruppen Werkzeuge wie E-Mail oder elektronische Kontakte-Verwaltung spezifischen Anwendungen wie Gruppenkalender, gemeinsamen
Bookmarks und Diskussionsforen
Such- & Klassifikations-Systeme (SR) intelligente Algorithmen oder linguistische Konzepte, um
Informationen zu suchen, zu organisieren, zu filtern, zu verdichten und zu visualisieren
(automatische) Zuordnung von Dokumenten zu definierten Kategorien
Aufbau von semantischen Netzwerke und Wissenslandkarten Agenten zur automatischen Klassifizierung
Verfügbare Technologien (2)
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 27 / 47
Informatik &Gesellschaft
Workflow-Management-Systeme (WfMS) Entwurf, Ausführung und Kontrolle von standardisierbaren
Prozessen formale Prozessbeschreibung um Informationen, Dokumente, und
Ergebnisse von einer Aktivität zur nächsten Aktivität und von einem Mitarbeiter zum nächsten zu leiten
Agenten & Benachrichtigungs-Systeme (AB) Informationen oder Hinweise werden den Mitarbeitern aktiv
zugespielt, ohne dass sie regelmäßig danach suchen müssen (Push-Prinzip)
ereignisgesteuerte oder regelbasierte Benachrichtigungen Zustellformen und -zeiten können i.d.R. frei festgelegt werden. „Awareness-Dienste“ machen den Mitarbeiter auf
Handlungsoptionen und Nutzenpotenziale aufmerksam
Verfügbare Technologien (3)
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 28 / 47
Informatik &Gesellschaft
Agenten & Benachrichtigungs-
Systeme
Such- & Klassifikations-
Systeme
Collaboration- & Groupware-
Systeme
Workflow-Management-
Systeme
Content-Management-
Systeme
Dokumenten-Management-
Systeme
Wissen suchen
und finden
Wissen darstellen
Wissen verteilen
Wissenstrukturieren
Wissen gewinnen
und explizieren
Technologie-Einsatz im WM
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 29 / 47
Informatik &Gesellschaft
Funktionen• Autorenwerkzeuge• gemeinsame Arbeitsbereiche• automatisches Vergleichen und
Verschlagworten• Bewertungsfunktionen • Data-Mining-Systeme
Funktionen• Ordnerstrukturen• Metadaten • Hyperlinks • Ontologien und Thesauri
Funktionen • Wissenslandkarten• Personalisierung• Portale• Konvertierung und
Aggregation (z.B. XML)• Multimedia / WebDesign
Funktionen• Volltextretrieval • Semantische Suche• Datenbanktechnologien• Agenten
Geschäfts-prozesse
Wissen suchen und finden
Wissenstrukturieren
Wissen darstellenWissen verteilen und
kommunizieren
Wissen gewinnen und explizieren
Funktionen • Shared Workspaces • Diskussionsforen
& Chat-Rooms • Change Agents• Workflow
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 30 / 47
Informatik &Gesellschaft
Kollaboratives Lernen
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 31 / 47
Informatik &Gesellschaft
Kollaboratives Lernen :=
Lernen in Interaktion mit dem Ziel der Herausbildung eines gemeinsamen Verständnisses. [Kienle, 2003]
mitteilendes Handeln
innerer Kontext von A
aufnehmendes Handeln
innerer Kontext von B
gemeinsames Verständnis
Defintion: Kollaboratives Lernen
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 32 / 47
Informatik &Gesellschaft
Erzeugung gemeinsamen WissensGemeinsames
Verstehen
Bedeutungen erklären
aushandeln
argumentieren
Austausch von Per-
spektiven und Über-zeugungen
Individuelles Verstehen
Aktiv sein
Re-interpretieren
Probleme erkennen
Intuitiv verstehen
artikulieren
externalisieren
etwas herstellen
kommunizieren
Dokumentieren, veröffentlichen
struktu-riertes Wissen
dokumen-tierenstrukturieren strukturieren
Collaborative Learning - Grundstruktur
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 33 / 47
Informatik &Gesellschaft
Wissensmanagementprozesse beinhalten Lernprozesse. Diese laufen idealer Weise im sozialen Kontext ab. Kollaboratives Lernen gewährleistet das.
Komplexe Wissenszusammenhänge lassen meist verschiedene Perspektiven und Sichtweisen zu. Kollaboratives Lernen gewährleistet sowohl den Austausch verschiedener Perspektiven, als auch die Entwicklung eines gemeinsamen Standpunktes.
Kollaboratives Lernen gewährleistet eine soziale Kontrollfunktion, die Irrtümern und Missverständnissen im Lernprozess entgegenwirkt.
Durch das Lernen im sozialen Kontext werden nicht nur fachliche Aspekte behandelt, sondern auch soziale Kompetenzen herausgebildet, die insbesondere in der heutigen Berufswelt von großer Bedeutung sind.
Motivation: Kollaboratives Lernen
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 34 / 47
Informatik &Gesellschaft
LernenDer Erwerb von Wissen und Fähigkeiten, um neue Verhaltensweise zu
Ermöglichen.
Lernen
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 35 / 47
Informatik &Gesellschaft
Lerntheorie: BehaviorismusVerhalten und Wissen wird als Ergebnis von verstärkenden oder bestrafenden Faktoren betrachtet. „Lernen durch Verstärkung“
Typische Aspekte der Theorie: Lernen wird durch die Reaktionen der Umwelt beeinflusst.
Lernen erfordert unmittelbare Rückmeldungen über den Lernfortschritt.
Lernen braucht Erfolgserlebnisse, damit der Lernende aktiv bleibt.
Erfolgserlebnisse können nur stattfinden, wenn der Lernende mit
Lernmaterial konfrontiert werden, das seinem aktuellen Lernstand
entspricht.
Lerninhalte sind in kleine Lerneinheiten zu zergliedern, damit ihre
Präsentation an den aktuellen Lernstand optimal angepasst werden
können.
Pädagogische Leitparadigmen
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 36 / 47
Informatik &Gesellschaft
Abb.: klassischer Vokabeltrainer
Abb.: Pawlows Hundeexperiment
Pädagogische LeitparadigmenBehavioristische Lernsoftware
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 37 / 47
Informatik &Gesellschaft
Lerntheorie: KognitivismusDer Lernende wird als ein denkendes, autonomes Individuum gesehen, welches Reize von außen selbstständig verarbeitet und durch sie nicht zwangsläufig vorhersehbar zu steuern ist. „Lernen durch Einsicht“
Typische Aspekte der Theorie:
Entdeckendes Lernen wird durch den Lernenden selbst gesteuert.
Lernende muss relevante Informationen selbst finden, favorisieren und
neu ordnen.
Lernprozess wird von Neugier / Interesse des Lernenden geleitet.
(Lösungen selbst entwickelt, statt Fakten auswendig lernen)
Ziel ist Ausbildung der Problemlösungsfähigkeit
Pädagogische Leitparadigmen
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 38 / 47
Informatik &Gesellschaft
Kognitivistische Lernsoftware
So genannte „Intelligente Tutorielle Systeme“ sind Weiterentwicklungen behavioristischer Systeme.
Diagnose- und Anpassungsfähigkeit durch Auswertung der
Antwortstruktur des Lernenden
Erstellen eines Kompetenz- bzw. Kompetenzdefizitprofils und
Ausrichtung des Fragenkatalog darauf
Pädagogische Leitparadigmen
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 39 / 47
Informatik &Gesellschaft
Lerntheorie: KonstruktivismusDer Lernende ist ein aktiv konstruierendes Wesen, das im sozialen Kontext in reger Auseinandersetzung mit der Umwelt Wissen erwirbt. „Lernen durch Erleben, Interpretieren und Konstruieren“
Typische Aspekte der Theorie: Lerninhalte sind in größere, sinnhafte Einheiten zu strukturieren. (großer
Zusammenhang)
Lernen geschieht in der aktiven Auseinandersetzung mit komplexen,
authentischen Aufgabenstellungen.
Lernförderlich ist die Konfrontation mit verschiedenen Sichten eines
Problems.
Lernen erfordert die Einbettung in einen sozialen Kontext und die
Teilhabe an einer Gemeinschaft von Experten und Expertinnen.
Pädagogische Leitparadigmen
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 40 / 47
Informatik &Gesellschaft
Abb.: CSCL „KOLUMBUS“
Abb.: Hypermedia „Wikipedia“
Pädagogische LeitparadigmenKonstruktivistische Lernsoftware
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 41 / 47
Informatik &Gesellschaft
Fähigkeit, Kompetenz, Lernen, Qualifikation
Menschliche Kompetenz
Fertigkeit
Kenntnis
Fähigkeit
Soziale Kompetenz
Fähigkeit, KompetenzWissen anwenden können, um
Probleme zu lösen; „Befähigung
etwas zu tun“ (nicht-materielle
Voraussetzungen für Unter-
nehmenserfolg)
Häufig auch gleichgesetzt mit Wissen – d.h. Wissen existiert nur,
wenn es angewandt werden kann.
LernenDer Erwerb von Wissen und Fähigkeiten, um neue Verhaltensweise zu
ermöglichen
QualifikationDas Ergebnis von Lernprozessen bezeichnet man als Qualifikation.
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 42 / 47
Informatik &Gesellschaft
Fertigkeit vs. Fähigkeit
An-/ Ausschalter
Welche Taste muss ich drücken, um ...
Trial-and-Error-Verfahren
Nur Reagieren ist möglich
Telefonnummer von dem Kollegen/ in
Grundverständnis von der DV
Funktionsweise der der Software
Zusammenhänge und Prinzipien sind klar
mögliche Fehlerursachen erkennen
Fertigkeit (Black Box) vs. Fähigkeit
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 43 / 47
Informatik &Gesellschaft
Formen der Qualifikationsveränderung
Segmentierung
Ausgrenzung
Verschiebung
Polarisierung der Qualifikationsanfor-derungen
Polarisierung
Wie verändern sich die Qualifikationsanforderungen der Mitarbeiter, wenn in einem Unternehmen Computer eingesetzt werden?
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 44 / 47
Informatik &Gesellschaft
Kollaborative Lernumgebung
mit Material anderer lernen
Weitere Informationsquellen
Lehrender Lerngruppe
kollaborieren
vorbereiten
Aufgabenerstellen
Gruppeneinteilen
Materialerstellen
am eigenen Material lernen
nachforschen
Material einstellen
weitere Empfänger zulassen
Material editieren
Anmerkungen anfügen
auf Beiträge anderer achten
kopieren verknüpfen
Anmerkungen anfügen
suchen filtern
bewerten
aushandeln
FehlendeZustimmung
auf Beiträge anderer achten
Untergruppen bilden
fragen
diskutieren
antworten
Anmerkungen anfügen
votieren
vorschlagen
Lerner
Prozess compunterunterstützes kollaboratives Lernen
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 45 / 47
Informatik &Gesellschaft
Benutzerverwaltung: verschiedene Gruppen, Sub-Gruppen und Individuen, Flexible Gruppenzugehörigkeit
Verschieden komplexe Eingabedialoge und –inhalte
Verschiedene Darstellung der Inhalte
Diskussionsstränge, Rating und Aushandlung zu einzelnen Items
Flexibles Kopieren sowie Verschieben von Inhalten und insbesondere Erzeugung von Links zu Inhalten
Planung von Aktivitäten
Funktionen eines Collaborative- Learning-Systems
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 46 / 47
Informatik &Gesellschaft
CollaborativeLearning Wissens-
management
Eindeutige Dozenten- oder Moderatorenrolle
Wenig Moderation der Kommunikationsprozesse
Vielfalt ist möglich Vereinheitlichung wird angestrebt
Rezipiertes Wissen muss sich in Kommunikationsprozessen, Übungen und Tests bewähren.
Aufgenommenes Wissen muss sich an der Aufgabe bewähren
Langfristige Bewährung anhand verschiedener Problemstellungen
Kurzfristige Bewährung bzgl. eines anstehenden Problems
Vergleich Wissensmanagement vs. Collaborative Learning
Volker Mattick, Volker Quade: Vorlesung Informatik & Gesellschaft 2005, UniDO 06.06.2005
Seite 47 / 47
Informatik &Gesellschaft
Zusammenfassung Wissensmanagement
CSCL
Ausblick Verbindung von Wissensmanagement und CSCL
Kolumbus
Zusammenfassung und Ausblick